Werte stiftenMagazin für Stifter, Stiftungenund engagierte Menschen
www.werte-stiften.de12.2009 . 5,80 Euro
Keine Jobs trotzWirtschaftswachstum?
Spenden – Von derGeste zur StrategieNeuer Leitfaden fürgesellschaftliches Engagementder Bertelsmann Stiftung
Die Management-Buy-Out-StiftungInnovatives Konzept zurNachfolgeregelung in mittel-ständischen Unternehmen
Richard hört wiederDer Bunte Kreis bietet Hilfein schwerer Zeit –Kreissparkasse Augsburgleistete wichtige Aufbauarbeit
Don Bosco Jugend Dritte Welt erleichtert jungen Menschen den Berufseinstieg
Werte stiften ❚ 3
Editorial
Liebe Leserin, lieber Leser,
auch in der vorliegenden Nummer Drei des Magazins
„Werte stiften” zeigen wir Beispiele von Stiftungen und
von engagierten Menschen die zumindest einen Teil
ihres Vermögens in Stiftungen angelegt haben. Nicht nur
in der Vorweihnachtszeit wächst die Bereitschaft zu
spenden und zu stiften. Gerade in Zeiten der wirtschaft-
lichen Engpässe überlegen sich viele Bürger wie sie ihre
Werte zusammenhalten können und wie sicher Geld an-
zulegen ist. Wir zeigen unter anderem Wege auf, wie be-
reits 10.000 Euro in eine Stiftung eingebracht werden
können. Die weltweite Wirtschaftskrise hat viele Bürger
verunsichert.
Doch in den letzten Wochen verstärkt sich die Frage:
War alles nur halb so schlimm? War alles nur übertrie-
ben? Oder ist jetzt alles nur ein Strohfeuer und am Kon-
junkturhimmel ziehen demnächst wieder dunkle Wolken
auf? Die Wahrheit liegt wie so oft wieder einmal in der
Mitte. Denn die Krise, die durch den Immobiliencrash in
den USA ausgelöst wurde und weltweit zu spüren war,
ist schlimm gewesen, oder besser gesagt, die Krise ist
nach wie vor schlimm, denn die Auswirkungen sind
noch lange nicht überwunden. Es sind die Anzeichen
einer ersten Erholung, die aber erfreulicherweise viel
früher einsetzte als erwartet. Die neue Bundesregierung
setzt auf Wachstum. Wer noch vor einiger Zeit von einem
möglichen Wachstum sprach, dem hätte man Blauäugig-
keit vorgeworfen. Sowohl die führenden deutschen Wirt-
schaftsinstitute als auch die Regierung selbst sprechen
heute aber von einem Wachstum von 1,2 Prozent im
nächsten Jahr. Ein Aufschwung sei das aber auf keinen
Fall, meinen die Wirtschaftsforscher. Aus diesem Grund
sollten die aufgelegten Konjunkturprogramme auch
nicht 2010 gekürzt werden, der Sparkurs sollte erst 2011
beginnen. Ausgaben einfrieren, hart sparen und wenn
man Steuern senken will, muss noch mehr gespart wer-
den. Diese Empfehlung geben die Institute der schwarz-
gelben Regierung. Konsequent sparen heißt, dass die
Ausgaben von Bund, Ländern und Gemeinden in den
nächsten Jahren gerade einmal um nominal ein Prozent
steigen dürfen. Berücksichtigt man dabei die Inflations-
rate , heißt dies, dass die Ausgaben flächendeckend über
mehrere Jahre hinweg eingefroren werden. Vordringli-
ches Ziel muss es sein, das gigantische Staatsdefizit abzu-
bauen, ohne dabei den zögerlich einsetzenden Auf-
schwung zu gefährden.
Die Politik muss aber auch in der derzeitigen Situa-
tion Vorbild für den Bürger sein und auch Vertrauen in
ihr Handeln schaffen. Denn ohne Vertrauen wird sich auf
der einen Seite beim Konsum zu wenig tun, auf der an-
deren Seite wird es beim Sparverhalten kaum eine Ände-
rung geben. In unsicheren Zeiten bleibt das Geld zu
Hause liegen. Die neue Bundesregierung setzt aber nicht
allein auf Wachstum, sondern auch auf den Konsumen-
ten. Nicht umsonst hat sie im Koalitionsvertrag jährliche
Steuerentlastungen in Millionenbeträgen festgeschrie-
ben. Familien mit Kindern werden ebenso stärker entla-
stet als bisher wie auch bei der Erbschaftssteuer die en-
geren Verwandten und die Erben von Familienbetrieben.
Angesichts der Entspannung an den Finanzmärkten
dürfte es Interessenten leichter fallen, ihr Geld in Stiftun-
gen anzulegen. Schließlich wird dabei in der Regel das
Vermögen auf Dauer erhalten und es werden nur die Er-
träge für den Stiftungszweck verwendet.
In diesem Sinne
Dr.Wolf-R. Scharff
Chefredakteur
4 ❚ Werte stiften
„Bereits mit acht Euro im Monat kann
ein Goldkind in Thailand mit Nahrung
und sauberem Trinkwasser versorgt
werden.“
Rüdiger Claus aus Münster engagiert
sich im Verein „Goldkinder Mae Sai”
für das Kinderdorf„Childlife“ im
Norden Thailands.
Seite 24
Werte stiften ❚ 5
Portraits8 Vom Briefzusteller zum Extrembergsteiger
mit sozialem Engagement
Nepalhilfe im kleinen Rahmen
Meldungen12 Vorstellung der Bürgerstiftung Stein
12 Spürhunde suchen die letzten Java-Nashörner
13 Menschenrechte kinderleicht
Compasito-Handbuch zur Menschenrechts-
bildung mit Kindern in Berlin vorgestellt
14 Forum Ost 2009: Politische Positionierung
der Bürgerstiftungen gefordert
15 Menschen für Menschen erhält Transparenzpreis
PricewaterhouseCoopers würdigt Karlheinz Böhm
15 „50 Plus“ – Mitten im Leben
Informationsmesse der Sparkasse Bad Kissingen
16 Bundesliga-Stiftung unterstützt AIDS-Projekt
16 Olgäle-Stiftung spendet Kletterwand
17 OcuNet errichtet moderne Augenklinik in Äthiopien
18 Die größte UNICEF-Grußkarte
60 Jahre Karten voller Leben
18 Hilfe für Kinder und behinderte Menschen
IshuChandi Stiftung hilft in Deutschland und Indien
19 Zweite Hilfsaktion der „Herzbrücke” im Jahr 2009
Albertinen-Stiftung unterstützt afghanische Kinder
19 Förderung für die Nürnberger Lorenzkirche
Förderung der Deutsche Stiftung Denkmalschutz
20 Köhler-Osbahr-Stiftung für Kunst und Wissenschaft
21 Duisburger Liebfrauenkirche wird Kulturzentrum
Stiftung Brennender Dornbusch
Aktuelles22 Deutsche Stiftung Querschnittlähmung vergibt
Forschungs-Förderpreis 2009
23 childrenHope – Ein Lebenszentrum für Straßenkinder
24 Spendengala „Ein Herz für Kinder“ 2009
24 6.000 Euro für die Goldkinder in Thailand
25 Krippenschau der Sankt-Lukas-Stiftung
26 Reiche Ernte für begünstigte Einrichtungen
Die Stiftergemeinschaft der Sparkasse Bamberg
28 Dreimal so viel Platz für doppelt so viele Kinder
Umbau im Kinderhaus AtemReich in München
30 Spenden: Von der Geste zur Strategie
33 Zehn regionale Institutionen profitieren
Die Stiftergemeinschaft der Sparkasse Fürth
34 Assistenzhunde – Unterstützer und Helfer im Alltag
Kynos Stiftung fördert Ausbildung der Hunde
36 Plattform für Kundenstiftungen
Sparkasse im Landkreis Neustadt a. d. Aisch – Bad
Windsheim errichtet Stiftergemeinschaft
Inhalt
6 ❚ Werte stiften
Herausgeber (V. i. S. d. P.):Dieter Weisner, [email protected] Bühring, [email protected]
Verlag:Bühring und Weisner Verlagsgesellschaft GbRBayreuther Straße 1, 91054 ErlangenTelefon 0 91 31.5 30 20-83, Fax 0 91 31.5 30 20-89www.werte-stiften.de, [email protected]
Chefredakteur:Dr. Wolf-R. Scharff, [email protected]
Redaktion:Dieter Weisner, Stephan Bühring, Johannes Eichham-mer, Karola Weisner, Petra Lutter
AutorenDr. Christoph Mecking, Holger Carstens, Stefan Stamm,Falk Lenke, Marko Kuzman
Anzeigen:Monika Rockrohr, Telefon 0 91 31.5 30 [email protected]
Produktion:bühring design und werbeagentur, Erlangenwww.buehring-media.de
Abonnement:Jahresabonnement Deutschland 22 Euro frei Haus
Auflage 10.000 Stück. Werte stiften erscheint vier Malim Jahr. Es gelten die AGB der Bühring und WeisnerVerlagsgesellschaft GbR und die Anzeigenpreisliste 1vom 01.03.2009
Impressum
38 Mit High-Med und High-Tech gegen Leukämie
José Carreras Leukämie Centrum eingeweiht
40 Falscher Hase und Essigrakete
Kinderkochbuch der Klaus Tschira Stiftung
41 Wirtschaft soll dem Menschen dienen
41 Der Mensch steht im Mittelpunkt
Die gemeinnützige Hansa-Gruppe
Berichte und Kampagnen42 Stiftung Standortsicherung Kreis Lippe trotzt
der Finanzkrise
43 Letzte Chance für herrenlose Tiere
Der Tierhilfe Ibiza e. V. rettet Tiere aus Spanien
44 Richard hört wieder
Der Bunte Kreis bietet Hilfe in schwerer Zeit –
Kreissparkasse Augsburg leistete Aufbauarbeit
48 Keine Jobs trotz Wirtschaftswachstum?
Die Don Bosco Jugend Dritte Welt e.V. erleichtert
jungen Menschen in Indien den Berufseinstieg
50 Vorsicht Mine
Der Verein Demira Deutsche Minenräumer
51 Fünf Jahre nach dem Tsunami
Aktion Deutschland Hilft engagiert sich weiterhin
Förderpreise / Wettbewerbe52 Förderpreis Musikvermittlung in Niedersachsen
zum ersten Mal verliehen
53 Die Integrata-Stiftung verleiht den
Wolfgang Heilmann-Preis
Vermögen und Finanzen54 Ehegattentestament –
Fluch oder Segen für den Stifter
56 Anlagestrategien in Niedrigzinsphasen
Hohe Ausschüttungen in turbulenten Zeiten
Recht und Steuern60 Die Management-Buy-Out-Stiftung
Innovatives Konzept zur Nachfolgeregelung in
mittelständischen Unternehmen
Fundraising und Öffentlichkeitsarbeit55 Stiftungen im Internet
Das Internet als Kommunikationsplattform
Termine und Veranstaltungen66 Aktuelle Termin- und Veranstaltungsübersicht
Werte stiften ❚ 7
„No risk – no fun”
Die Deutsche Stiftung Quer-
schnittslähmung vergibt ihren
Forschungsförderpreis 2009.
Seite 22
Werte stiften ❚ 9
Portraits
Gemeinsam mit Manfred Rödermund aus Unna/NRW hilft
Manfred Losert seit 1999 den Menschen in Nepal – insbe-
sondere Kindern, die in den ärmsten Verhältnissen leben.
Die Marktgemeinde Cadolzburg unterstützt sie dabei mit
der Verwaltung des Spendenkontos.
Namaste!Ich grüße das Göttliche in Dir!
So in etwa übersetzt begrüßen und verabschieden sich die
Nepali, legen die Hände zusammen, lächeln und nicken sich
zu. So viel anders als das bayerische „Grüß Gott“ ist das gar
nicht – bis natürlich auf das Händeschütteln bei uns. Die
Herzlichkeit und Freundlichkeit, die die Menschen dort
trotz ihrer Armut behalten haben, waren wahrscheinlich das
Ausschlaggebende für die Bergwanderer Losert und Röder-
mund sich für diese Menschen einzusetzen. Die beiden
Weltreisenden, die in den 90er Jahren – unabhängig von
einander und ohne sich zu kennen – Trekkingtouren in
Nepal unternahmen, kannten sich drei Jahre lang nur über
das Telefon. Sie haben sicher viel über die faszinierende
Natur, Kultur und die Menschen gesprochen, aber sie haben
auch überlegt, wie sie privat helfen könnten. Als „Seelenver-
wandte“ haben sie sich gefunden und telefonieren sogar
heute noch jeden Tag miteinander um sich auszutauschen
und ihre Aktivitäten zu koordinieren. Manchmal treffen sie
sich auch auf halber Strecke zwischen Cadolzburg und
Unna.
„Geben gibt viel zurück“, meinte Manfred Losert, als er auf
seinen vielen Reisen durch die einsamen Gebirgslandschaf-
ten sehr viel Armut und Elend sah. Er wurde mit sehr vielen
Einzelschicksalen konfrontiert, die ihm sehr nahe gingen:
Kranke Menschen ohne medizinische Versorgung, obdach-
lose Familien, denen der Monsunregen die Häuser zerstörte,
Waisenkinder ohne feste Bleibe, viele hungrige Menschen
und Kinder ohne Schulen.
Doch was konnten sie zu Hause tun? Ihr Ziel war es, den
Armen zu helfen, vor allem den Waisenkindern ein Zuhause
zu schenken und den Kindern zumindest das Erlernen von
Lesen und Schreiben zu ermöglichen. Die Idee war geboren,
„im kleinen Rahmen“ Nepal Hilfe zu leisten. So nannten sie
dann auch bald – sehr bescheiden – ihr Projekt: „Nepalhilfe
im kleinen Rahmen“.
Zwischen mir und den Bergenhat es schon als 14jähriger gefunkt
Manfred Losert wurde 1948 in Fürth geboren und träumte
schon als Bäckerlehrling von den Bergen: schon früh in sei-
ner Kindheit „funkte“ es bei der Alpenüberquerung. Er
wollte unbedingt in die weite Welt reisen und die höchsten
Berge besteigen. In seinem Buch „Vom Traum zur Erfüllung“
(Eigenverlag) berichtet er erst viel später von seinen Erleb-
nissen und Abenteuern. Doch bis dahin war es im wahrsten
Sinne des Wortes ein „steiler Weg“. Inzwischen beruflich
längst als Briefzusteller in Cadolzburg umorientiert, fiel er
Vom Briefzusteller zum Extremberg-steiger mit sozialem Engagement
„Nepalhilfe im kleinen Rahmen”: Manfred Losert aus Cadolzburg in Bayernsammelt Spendengelder für Selbsthilfeprojekte in Nepal
von Petra Lutter
10 ❚ Werte stiften
1994 – drei Wochen vor seiner ersten großen Reise in die
Berge – bei der Apfelernte vom Baum, brach sich den zwölf-
ten Brustwirbel und brauchte über ein Jahr, bis er sich er-
holt hatte. Beinahe hätte er sein weiteres Leben im Rollstuhl
verbringen müssen.
Jedes kleine Lächeln dieser Kinderist für uns der größte Lohn!
Oft sind es Schlüsselerlebnisse, die einen zur Besinnung
bringen. Manche erkennen erst dann das Wesentliche für
sich persönlich und finden ihre eigene Bestimmung. So war
es offensichtlich auch bei Manfred Losert. Als er wieder ge-
sund war, wollte er sich endlich seinen Traum erfüllen und
begab sich nach langer Vorbereitungszeit auf eine Trekking-
tour in über 5.000 m Höhe nach Nepal.
Seitdem Manfred Losert 2001 im Vorruhestand ist, hat er
zwar auch mehr Zeit für seine Frau, seine Kinder und sein
Enkelkind, aber auch für sein soziales Engagement, z. B. in
Form von Öffentlichkeitsarbeit. Unter anderem verkauft er
nepalesische Handwerkskunst auf Märkten in der Region,
ebenso seinen jährlich erscheinenden Wandkalender mit
Landschaftsaufnahmen aus Nepal. Die Erlöse kommen der
„Nepalhilfe im kleinen Rahmen” zu. Zudem berichtet Man-
fred Losert in Diavorträgen von der Schönheit und dem
Leid in Nepal, kontaktiert Politiker, Unternehmer und Jour-
nalisten und sammelt über diese Aktivitäten Geld für seinen
Verein.
Mit den Spendeneinnahmen der ersten Jahre kaufte die
„Nepalhilfe im kleinen Rahmen“ Essen, Schuhe, Kleidung
und Schulmaterial. Zusätzlich machten sich zwei LKW-Kon-
vois mit Hilfslieferungen aus dem Landkreis Fürth auf den
Weg nach Nepal. Eine weitere Hilfslieferung erfolgte in
einem Container per Schiff. Unter den gespendeten Waren
aus Deutschland waren medizinische Geräte wie z. B. eine
Röntgenanlage, Krankenbetten und Computer, aber auch
Haushaltsgeräte, Kleidung und Schultafeln.
Parallel zu den Hilfslieferungen unterstützt Losert auch
verschiedene Menschen und Projekte direkt. So leistete er
einen Beitrag zu den Operationskosten eines Kindes mit
Gehirntumor (das Kind ist inzwischen vollständig geheilt),
unterstützte den Neubau, Ausbau und Renovierungen von
Schulgebäuden und übernahm die Kosten für Schulmaterial,
Büchertaschen und Schulkleidung für bislang insgesamt 400
Schulkinder. Ein Kinderdorf stattete er mit einer Solaranlage,
Waschmaschine und einer Musterbiogasanlage aus, ein in
akute Not geratenes Waisenhaus erhielt mehrere Lebensmit-
tellieferungen.
Vieles haben wir schon geschafft,aber noch mehr gibt es zu tun
Das größte bisherige Projekt der „Nepalhilfe im kleinen
Rahmen“ war der Bau eines Hauses im Kinderdorf in Bah-
kunde mit Kosten in Höhe von 25.000 Euro. Das freie Bau-
grundstück hatten sie in dem unter deutscher Leitung ste-
Portraits
Manfred Losert mit Schulkindern, die von der „Nepalhilfe im kleinen Rahmen“ mit Schulkleidung, Taschen und Stiften ausgestattet wurden.
Manfred Losert in seinem Gartenin Cadolzburg. Foto: Petra Lutter
henden Kinderdorf des „Freundeskreises Nepalhilfe e. V.“,
gefunden. Dort gab es schon drei Waisenhäuser für Halb-
und Vollwaisen, eine Schule, in der inzwischen 640 Kinder
unterrichtet werden, eine Krankenstation mit Arzt sowie
Unterkünfte für Schüler, Bedienstete und Besucher. Im März
2007 hat die „Nepalhilfe im kleinen Rahmen“ das von ihr fi-
nanzierte vierte Waisenhaus im Kinderdorf, das ausschließ-
lich von einheimischen Handwerkern gebaut wurde, einge-
weiht. Doch am 8. September 2007 verwüstete eine gewal-
tige Gerölllawine das Kinderdorf. Mit 10.000 Euro der „Ne-
palhilfe im kleinen Rahmen“ wurden das Haus wieder in-
stand gesetzt und weitere Zerstörungen im Kinderdorf be-
seitigt. Inzwischen ist die Anlage gegen Gerölllawinen gesi-
chert. Auch die anfallenden monatlichen Ausgaben in Höhe
von insgesamt 715 Euro trägt die „Nepalhilfe im kleinen
Rahmen“. Weitere kontinuierliche Projektförderungen sind
z. B. das Schulgeld für 2 Kinder aus sehr ärmlichen Verhält-
nissen, mittlerweile 47 Patenschaften, seit dem 1.7.2009 die
Unterstützung des Waisenhauses in Gongabu/Kathmandu
mit monatlich 1000 Euro für Miete, Lebensmittel, Arztkosten,
Kleidung, Schulgeld sowie Zuwendungen an die Betreuer.
Die Verwaltung obliegt einer Nepalesin. Sie ist hauptberuf-
lich Deutschlehrerin am Goetheinstitut in Kathmandu.
Die chronologische Auflistung mit detaillierten Angaben
über die Verwendung der gespendeten Gelder in den jewei-
ligen Regionen befindet sich auf der Homepage der „Nepal-
hilfe im kleinen Rahmen“. Spendenkonto 190 150 227 bei
der Sparkasse Fürth (BLZ 762 500 00), Stichwort: „Nepal-
hilfe im kleinen Rahmen“. Außerdem werden Paten für Wai-
senkinder gesucht, die bereit sind, ihre Patenkinder mit 5
Euro bis 35 Euro pro Monat zu unterstützen. Was für Euro-
päer eine „bescheidene“ Spende ist, bedeutet für ein Kind
in Nepal schon den Monatsbeitrag für einen Waisenhaus-
platz inklusive Essen, Bildung und medizinischer Grundver-
sorgung.
Kalenderverkauf zugunsten vonWaisenhaus- und Schulprojekten
Weiterhin gibt es einen Wandkalender für 2010 mit dem
Titel „Gewaltige Bergmassive und grandiose Landschaften,
Menschen aus unterschiedlichen Kulturen, eindrucksvolle
Bilder von Klöstern und der Atacama-Wüste”. Der
Kalender im Format 42 x 29,7 cm ist zum Stück-
preis von 12,90 Euro zzgl. 5,50 Euro Versandko-
sten erhältlich.
Der Reinerlös des Kalenderverkaufs geht zu 100 %
als Spende in die Waisenhaus- und Schulprojekte.
Auch die Spenden und Patenschaftsgelder errei-
chen zu 100 % ihre Empfänger. Die Verwaltungsko-
sten des Vereins werden durch den Verkauf der
Handwerkskunst und des Jahreskalenders getra-
gen. Manfred Losert betont, dass er alle Reisen
nach Nepal privat finanziert. ◆
� www.nepalhilfe-im-kleinen-rahmen.de
Portraits
Das Waisenhaus in Bahkunde nach der Fertigstellung im März 2007. Fotos: Manfred Losert
Foto
s: M
an
fred
Lose
rt
12 ❚ Werte stiften
Meldungen
Als erste Kommune im Landkreis Fürth hat die Stadt Stein
im April 2009 eine Bürgerstiftung gegründet. „Unsere Stif-
tung hat sich zum Ziel gesetzt, soziale, caritative, kulturelle
und sportliche Engagements in Stein zu unterstützen“ be-
tonte Erster Bürgermeister Kurt Kromer stolz. „Somit stellen
wir sicher, dass die Spenden auch in Stein verbleiben und
für Steiner Einrichtungen und Organisationen verwendet
werden“. Im Stiftungsrat, der über die Vergabe der Mittel
entscheidet, sitzen kraft Amtes der Erste Bürgermeister Kurt
Kromer, Zweiter Bürgermeister Rolf Bender und Anton Wolf-
gang Graf von Faber-Castell, der sich bereit erklärt hat, aktiv
als Mitglied des Stiftungsrates in der Bürgerstiftung Stein
mit zu wirken.
Den Grundstock der Bürgerstiftung Stein hat die Stadt
Stein mit einer Summe von 10.000 Euro gesetzt. Das Stif-
tungsvermögen können die Bürger mit ihrem Beitrag erhö-
hen und somit auch den
jährlich zur Verfügung
stehenden Stiftungser-
trag. Jeder, der sich mit
der Stadt Stein verbun-
den fühlt, kann die
Bürgerstiftung Stein
unterstützen – entwe-
der in Form einer
Spende oder durch
Zustiftungen, die den
Kapitalstock der Stif-
tung erhöhen. Spen-
denkonto 9 953 563
bei der Sparkasse Fürth (BLZ 762 500 00). ◆
� www.stadt-stein.de
Vorstellung der Bürgerstiftung Stein
Um die seltensten Nashörner der Erde vor dem Aussterben
zu retten, erhalten WWF Umweltschützer jetzt tierische Un-
terstützung: Die speziell trainierten Spürhunde „Pepper“ und
„Chevy“ erschnüffeln in Südvietnam den Kot von Java-Nas-
hörnern. Analysen der Losungen sollen Aufschluss über die
Anzahl und Fortpflanzungsfähigkeit der Rhinozerosse geben.
Mithilfe dieser Daten werden WWF-Experten einen neuen
Aktionsplan für die Rettung der Nashörner ausarbeiten.
Innerhalb von nur fünf Tagen fanden die Spürhunde sie-
ben Proben von Nashorn-Dung im vietnamesischen Urwald.
Die gesammelten Kotproben werden in ein kanadisches
Labor geschickt, wo mittels DNA-Analyse das Geschlecht
der Tiere und die verschiedenen Individuen bestimmt wer-
den. Weitere Proben gehen für Hormonanalysen an die Zoo-
logische Gesellschaft nach London, wo Wissenschaftler das
Vermehrungspotential der Tiere ermitteln sollen. „Ohne die
feinen Riechorgane der Hunde wäre es unmöglich die tieri-
schen Spuren so schnell zu finden und einen effektiven Ret-
tungsplan zu entwickeln“, sagt Volker Homes. Die Vierbei-
ner, die extra aus den USA eingeflogen wurden, sind noch
bis April 2010 auf der Suche nach Nashorn-Kot.
Das Java-Nashorn galt auf dem südostasiatischen Fest-
land bereits als ausgestorben, bis im Jahr 1988 ein Tier in Vi-
etnam von Jägern er-
legt wurde. WWF-Er-
fahrungen zeigen aber,
dass wenige Tiere aus-
reichen, um die Art zu
retten: Im indischen
Kaziranga-National-
park konnten sich die
Panzernashörner von
nur zwölf auf heute
knapp 2.000 Tiere ver-
mehren. ◆
� www.wwf.de
Spürhunde helfen bei der Suchenach den letzten Java-Nashörnern
Fotos: WWF Greater Mekong
MedizinrechtStiftungsrecht
Die Kanzlei Preißler Ohlmann & Partner ist als hochspezia-lisierte Kanzlei mit insgesamt zehn Rechtsanwälten schwer-punktmäßig auf zwei Rechtsgebieten tätig: dem Medizin-recht und dem Stiftungsrecht.
Im Bereich Medizin- und Gesundheitsrecht zählenÄrzte, Krankenhäuser, Unternehmen, Verbände, Behördenund Privatpersonen zu unseren Mandanten. Neben unsererberatenden und forensischen Tätigkeit entwickeln wir fürunsere Mandanten auch unternehmerische Konzepte, mitdenen sie sich dem zunehmenden Wettbewerb im Gesund-heitswesen stellen können.
Unser Beratungsangebot im Stiftungsrecht richtet sichan Stiftungen, Privatpersonen und Firmen, Kommunen undandere Gebietskörperschaften, Krankenhäuser, Pflegeheime,Bildungseinrichtungen, Kirchen und sonstige gemeinnüt-zige Einrichtungen sowie an Banken und Sparkassen.
Preißler Ohlmann & Partner RechtsanwälteAlexanderstraße 26, 90762 Fürth / Bay.
Telefon: 09 11 / 7 40 76-0Telefax: 09 11 / 7 40 76-76E-Mail: [email protected]
www.medizinrecht-kanzlei.de
Mit „Compasito” ist das erste deutschsprachige Handbuch
zur Menschenrechtsbildung mit Kindern im Grundschulal-
ter erschienen. Thomas Krüger, Präsident der Bundeszen-
trale für politische Bildung, erklärte: „Mit Compasito gelingt
es, die Wichtigkeit von Kinderrechten in unserer Gesell-
schaft herauszustellen und damit Kindern insgesamt mehr
Beachtung als bisher zu schenken.” Frauke Seidensticker,
stellvertretende Direktorin des Deutschen Instituts für Men-
schenrechte, betonte: „Respekt und Achtung für andere und
die Fähigkeit, für die eigenen Rechte und die Rechte anderer
einzutreten, können durch Erfahrung und Übung gelernt
werden. Das ist die Idee, die hinter Compasito steht." Antje
Rothemund, Direktorin des Europäischen Jugendzentrums
Budapest, stellte klar: „Kinderrechte sind nicht kleinere
Rechte für kleinere Leute, sondern Menschenrechte der
Kinder. Die Menschen-
rechtsbildung sollte daher
so früh wie möglich be-
ginnen.”
Compasito macht mit den
wichtigsten Begriffen der
Menschen- und Kinder-
rechte vertraut und bietet
theoretisches Hinter-
grundwissen zu 13 wich-
tigen Menschenrechts-
themen wie Demokratie,
Frieden, Geschlechterge-
rechtigkeit, Umwelt, Me-
dien, Armut oder Ge-
walt. Der Band bietet
eine Vielzahl an Aktivitäten und Methoden, die Kindern im
Grundschulalter Menschenrechtsthemen praxisorientiert
vermitteln. Die Publikation gibt außerdem vielfältige Infor-
mationen zu wichtigen Akteuren im europäischen Men-
schenrechtsschutz.
Compasito wurde im Rahmen des Programms „Ein
Europa für und mit Kindern bauen” entwickelt und bereits
in sechs Sprachen übersetzt. Die deutsche Ausgabe ist ein
Beitrag zu dem von den Vereinten Nationen ausgerufenen
„Internationalen Jahr der Menschenrechtsbildung”. ◆
� www.institut-fuer-menschenrechte.de · www.bpb.de
Menschenrechtekinderleicht
Compasito-Handbuch zur Menschenrechts-bildung mit Kindern in Berlin vorgestellt
Meldungen
30 Engagierte aus Bürgerstiftungen und Gründungsinitiati-
ven – unter anderem aus Parchim, Halle und Berlin – nutz-
ten das Forum Bürgerstiftungen Ost 2009 der Amadeu Anto-
nio Stiftung und Aktive Bürgerschaft e.V. in Berlin zum Er-
fahrungsaustausch, zur Fortbildung und Vernetzung.
Graf Strachwitz, Vorsitzender des Stiftungsrates der Ama-
deu Antonio Stiftung, betonte eingangs den wesentlichen
Unterschied zwischen Bürgerstiftungen in Ost- und West-
deutschland. „Ostdeutsche Bürgerstiftungen agieren we-
sentlich politischer.“ Damit seien sie mittlerweile Vorbild
auch in den USA, dem Geburtsland des Bürgerstiftungsge-
dankens. Die dortigen Community Foundations hätten sich
lange Zeit vorrangig als Geldgeber gesehen. In Deutschland
herrsche immer noch das Selbstverständnis als Dienstleister
vor. „Bürgerstiftungen müssen sich klar positionieren und
ihren politischen Auftrag wahrnehmen“.
Wie schwierig diese Rollenfindung mitunter ist, zeigte
sich in der Diskussion der Bürgerstiftungen mit Ulrich Kas-
parick, Parlamentarischer Staatsekretär im Bundesverkehrs-
ministerium. Staatsverschuldung und demographischer
Wandel führten dazu, dass der Staat zukünftig vor allem in
den Neuen Ländern nur noch Mindeststandards in der kom-
munalen Daseinsvorsorge garantieren könne. Bürgerstiftun-
gen könnten die entstehenden Freiräume besetzen. Lücken-
füller für staatliches Versagen können und wollen Bürger-
stiftungen jedoch nicht sein, darin waren sich alle Teilneh-
menden einig. Sie kritisierten das oftmals unkooperative
Verhalten der Verwaltung und die häufig fehlende Einbin-
dung durch die Politik.
Weiterhin große Unterschiedebeim Kapital in Ost und West
Bodo Wannow von Aktive Bürgerschaft e.V. stellte neueste
Zahlen aus dem Länderspiegel Bürgerstiftungen vor, der re-
präsentativen Datenerhebung zu Bürgerstiftungen. Dem-
nach ist die Anzahl der Bürgerstiftungen im Osten relativ ge-
ring, aber stetig wachsend. Deutliche Unterschiede zwi-
schen Ost und West gibt es beim Stiftungskapital. Laut Län-
derspiegel verfügen die Bürgerstiftungen im Westen über
das mehr als 1,7-fache des Stiftungskapitals der Bürgerstif-
tungen Ostdeutschlands. Aber es gibt auch positive Wachs-
tumssignale: Alle bis Ende 2005 gegründeten ostdeutschen
Bürgerstiftungen konnten bis Ende 2008 ihr Vermögen ver-
doppeln. Außerdem weist die Aktive Bürgerschaft durch-
schnittliche Spendeneinnahmen aus, die im Osten mehr als
50 % über denen im Westen liegen. Die durchschnittlichen
Projektfördersummen liegen im Osten um mehr als 20 %
über denen des Westens. Anlässlich dieses Befundes, so Wan-
now, bliebe Nachhaltigkeit das größte Problem: Vermögens-
aufbau, auch durch Rücklagenbildung aus den Spendenein-
nahmen, müsse weiterhin oberste Priorität haben. ◆
� www.amadeu-antonio-stiftung.de · www.aktive-buergerschaft.de
Forum Ost 2009: Politische Positionierungder Bürgerstiftungen gefordert
Die Teilnehmer des Forums mit Staatssekretär Ulrich Kasparick. (Foto:Verena Haßler)
Werte stiften ❚ 15
Was interessiert Menschen ab 50? Die Antwort darauf gab
die 2. Informations- und Erlebnismesse „50 Plus – Mitten im
Leben“ der Sparkasse Bad Kissingen, die am 16. und 17. Ok-
tober 2009 stattfand. Die Sparkasse Bad Kissingen sieht es
als eine wichtige Aufgabe an, der demographischen Ver-
schiebung in der Bevölkerungsstruktur Rechnung zu tragen
und der neuen Generation 50 Plus ein kompetenter An-
sprechpartner zu sein. Eröffnet wurde die Messe durch den
Vorstandsvorsitzenden der Sparkasse Bad Kissingen, Herrn
Roland Friedrich. Danach erwartete den Besucher neben
einem bunten Unterhaltungsprogramm ein breitgefächertes
Spektrum an Informationen, die viele Bereiche des aktiven
Lebens berühren. Im Vortragsprogramm sprachen Referen-
ten zu Themen wie Vorsorgevollmacht und Patientenverfü-
gung, Nachlassregelung sowie Stiftungen in der Nachlass-
und Generationenplanung. Über 2000 Besucher besuchten
diese im Landkreis einzigartige Messe. ◆
� www.spk-kg.de
„50 Plus“ – Mitten im Leben
Sparkasse Bad Kissingen veranstaltetInformations- und Erlebnismesse
Meldungen
Die Stiftung Menschen für Menschen hat beim Transpa-
renzpreis 2009 von PricewaterhouseCoopers den dritten
Platz erreicht. Die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsge-
sellschaft würdigte in ihrer Berliner Zentrale heute zehn
Organisationen, die sich durch besonders gut nachvollzieh-
bare Spendenverwendung auszeichnen. Insgesamt wurden
60 Hilfsorganisationen bewertet, die im vergangenen Jahr
2008 zusammen eine Milliarde Euro an Spenden eingenom-
men hatten. Menschen für Menschen wurde dabei für die
vorbildliche Spendentransparenz und -berichterstattung ge-
ehrt. Axel Haasis, Geschäftsführer der Stiftung in Deutsch-
land, der den Preis aus den Händen von PwC-Vorstands-
sprecher Hans Wagener entgegennahm: „Der Transparenz-
preis 2009 ehrt uns ganz besonders und belegt, dass Men-
schen für Menschen jeden Euro wirkungsvoll einsetzt. Un-
sere Spender können dabei einfach und unkompliziert
nachvollziehen, wie ihr Geld verwendet wird und welche
konkrete Hilfsleistung in Äthiopien damit verbunden ist.”
Spendenkonto: 18 18 00 18 bei der Stadtsparkasse Mün-
chen, BLZ: 701 500 00 ◆
� www.menschenfuermenschen.org
Menschen für Menschenerhält Transparenzpreis
PricewaterhouseCoopers würdigt klareund effiziente Spendenverwendungvon Karlheinz Böhms Äthiopienhilfe
Die Bundesliga-Stiftung fördert ab sofort ein AIDS-Aufklä-
rungsprojekt im WM-Gastgeberland Südafrika. Das hat der
Vorstand der Bundesliga-Stiftung beschlossen. Eine ent-
sprechende Vereinbarung mit der Hilfsorganisation CARE
besiegelten Kurt Gaugler, Geschäftsführer der Bundesliga-
Stiftung und Prof. Rita Süssmuth, ehemalige Bundestags-
präsidentin und Schirmherrin von CARE Deutschland-Lu-
xemburg, am Dienstag in Berlin.
„Die Bundesliga-Stiftung hat sich zum Ziel gesetzt, Kin-
dern zu helfen und das über alle Grenzen hinweg. Deshalb
freuen wir uns umso mehr im WM-Land Südafrika, das von
AIDS besonders stark betroffen ist, wertvolle Hilfe leisten
zu können“, sagt Kurt Gaugler: „CARE leistet seit Jahrzehn-
ten nachhaltige Arbeit im karitativen Bereich. Wir sind
daher überzeugt, mit CARE den richtigen Partner gefunden
zu haben. Im Dezember werden wir uns vor Ort selbst ein
Bild über den Fortschritt des Projektes machen.“
Rita Süssmuth bezeichnet das Projekt als pädagogisch
vorbildlich: „Sport und AIDS-Aufklärung miteinander zu
verbinden bedeutet, an der richtigen Stelle und früh genug
zu beginnen.“ Das Projekt „Kick-It – Choose Life“ bietet
Kindern und Jugendlichen durch sportliche Aktivitäten eine
Alternative zum Leben auf der Straße und bietet den Kin-
dern darüber hinaus ein Betreuungsprogramm, in dem sie
über die Gefahren von HIV und AIDS, Drogenmissbrauch
und Kriminalität aufgeklärt werden. Spendenkonto 4 40
40 bei der Sparkasse KölnBonn (BLZ 370 50 198).
CARE engagiert sich mit über 14.000 meist lokalen
Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen in 69 Ländern für die
Überwindung von Armut, Hunger und Krankheit. ◆
� www.care.de
Bundesliga-Stiftungunterstützt AIDS-Projekt
Kurt Gaugler, Geschäftsführer der Bundesliga-Stif-tung, Prof. Dr. Rita Süssmuth, Schirmherrin des Pro-jekts „Kick-it - Choose life” und Dr. Anton Markmil-ler, Geschäftsführer von CAREDeutschland-Luxemburg e.V.
16 ❚ Werte stiften
Meldungen
Olgäle-Stiftung für daskranke Kind e.V.
spendet Kletterwand
Dr. Stefanie Schuster, Prof. Dr. Reinmar du Bois, Joachim Mahle und FrauMahle, Violetta Holczer, Gregor Haas (v.l.n.r.)
Die Olgäle-Stiftung für das kranke Kind e.V. ermöglichte die
Anschaffung und Montage einer Kletterwand an der Außen-
seite der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psy-
chotherapie (KJP) des Olgahospitals in Stuttgart. Seit kur-
zem ist die zehn Meter hohe Kletterwand mit 52 Kunstfels-
elementen fertig gestellt. Kurze Wege und der geschützte
Rahmen des Hauses bieten hier eine ideale Ausgangssitua-
tion für die Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen. Prof.
Dr. Reinmar du Bois, Ärztlicher Direktor der KJP und Dr. Ste-
fanie Schuster, Präsidentin der Olgäle-Stiftung für das kranke
Kind e.V., übergaben die Kletterwand vor kurzem ihrer Be-
stimmung. Mit dabei war auch Joachim Mahle, der zu sei-
nem 80. Geburtstag auf Geschenke verzichtete und um
Spenden für die Kletterwand bat. So kam ein gutes Drittel
der Gesamtkosten von rund 25.000 Euro zusammen. Beim
Klettern können die Kinder und Jugendlichen behutsam
Vertrauen in das eigene Können entwickeln und die eige-
nen Grenzen erfahrbar gemacht werden. Gewonnene Erfah-
rungen beim Klettern, wie zum Beispiel das Entwickeln von
Lösungsstrategien, können also helfen, auch im Alltag Pro-
bleme in einzelnen Etappen anzugehen und zu meistern.
Zusätzlich erlernt man das Klettern im Vorstieg oder neue
Abseiltechniken, bei denen viel Selbstvertrauen gefragt ist.
Die Olgäle-Stiftung für das kranke Kind e.V. hat es sich
zur Aufgabe gemacht, den Aufenthalt der Kinder im Stuttgar-
ter Olgahospital durch eine kindgerechte Atmosphäre ange-
nehmer zu gestalten, die psychosoziale Betreuung der klei-
nen Patienten und ihrer Eltern zu verbessern und modern-
stes medizinisches Gerät anzuschaffen. ◆
� www.olgaele-stiftung.de
Meldungen
Die Augenärzte der OcuNet Gruppe errichteten in rund
zwei Jahren eine der modernsten Augenkliniken in Äthio-
pien. Vielen Hundert Patienten konnte mit einer Grauer
Star-Operation das Augenlicht zurückgegeben werden.
OcuNet hat über teilweise sehr großzügige Spenden den
Bau und die Ausstattung der Klinik alleine finanziert. Zu den
laufenden Kosten tragen derzeit neben OcuNet auch der
Staat Oromyia und die Christoffel-Blindenmission bei. Durch
Fundraising soll die Nachhaltigkeit sicherstellt werden.
Zudem soll in Chiro eine Werkstatt mit technischen und
opthalmologischen Geräten eingerichtet werden, um die
Menschen auch mit Brillen versorgen zu können.
Dr. Bernhard Kölbl, der schon als junger Augenarzt den
Wunsch hatte, sein Können in der so genannten „Dritten
Welt” einzusetzen, war bereits zwei Mal zu Operationsein-
sätzen vor Ort. „In Deutschland können die Patienten am
Tag nach der Operation schon wieder Zeitung lesen. In
Äthiopien dagegen ist der Graue Star-Patient in der Regel
bereits seit langem erblindet und bindet Familienmitglieder
zur Betreuung an sich, die erwerbsmäßig gänzlich ausfal-
len”, berichtet Dr. Kölbl.
Während in Deutschland 8000 Augenärzte für 82 Mio.
Menschen vorhanden sind, gibt es in Äthiopien bei etwa
gleicher Einwohnerzahl gerade mal 80 Augenärzte – und
davon leben fast 80 % in der Hauptstadt Addis Abeba.
„Aber Operieren ist nicht das Wichtigste vor Ort. Wir
wollen keinen einheimischen Augenärzten die Grundlage
ihrer eigenen Erwerbsmöglichkeit nehmen”, sagt Dr. Kölbl.
Es gibt Organisationen, die fallen regelrecht in eine Ort-
schaft ein, operieren die Katarakte und verschwinden wie-
der. D.h. die Menschen erfahren, wenn man wartet, kommt
irgendwann eine Hilfsorganisation, die umsonst operiert. So
kann ein einheimischer Augenarzt auf dem freien Lande
wirtschaftlich nicht bestehen. Das Ziel ist es, Hilfe zur
Selbsthilfe zu bieten und eine funktionierende medizinische
Einheit zu schaffen mit einheimischen Ärzten und Mitarbei-
tern, die „ihre Klinik“ verantwortlich führen, pflegen und
instandhalten. Deshalb wäre es wünschenswert, dass eines
Tages die Menschen in der glücklichen Lage sind, einen
symbolischen Beitrag für ihre Behandlungen leisten zu kön-
nen. „Die Förderung des Bewusstseins für die Kosten der
Gesundheit gehört auch zur Hilfe für die Dritte Welt“, kon-
stantiert Dr. Kölbl ◆
� www.ocunet.de
OcuNet errichtet moderne Augenklinik in Äthiopien
Grauer Star-Operationen geben den Menschen das Augenlicht zurück
18 ❚ Werte stiften
Zum Start des vorweihnachtlichen Grußkartenverkaufs
präsentierte UNICEF-Schirmherrin Eva Luise Köhler am
10. November vor dem Schloss Bellevue die größte
UNICEF-Grußkarte. Unterstützt wurde sie dabei von der
Schauspielerin Christiane Paul und der stellvertretenden
UNICEF-Vorsitzenden Ann Kathrin Linsenhoff. Die 80 m²
große aufblasbare Riesenkarte setzt sich zusammen aus
tausenden digitalisierten Kinderbildern mit Wünschen
für eine bessere Welt. Sie waren von Kindern aus ganz
Deutschland bei der bundesweiten Malaktion zum 60.
Geburtstag der UNICEF-Grußkarte gemalt worden. Das
„Mosaik der Kinderwünsche“ ergibt das Motiv der er-
sten UNICEF-Grußkarte aus dem Jahr 1949. Die sieben-
jährige Jitka aus dem böhmischen Rudolfov hatte
UNICEF das Bild als Dankeschön für die erhaltene Hilfe
nach dem Krieg geschenkt. Seither helfen UNICEF-Gruß-
karten Kindern gesund und sicher aufzuwachsen. Heute
werden weltweit jedes Jahr über 100 Millionen Karten
verkauft, die meisten in Deutschland. 75 Prozent des
Kartenpreises sind Spende für die weltweite UNICEF-
Arbeit und fördern Gesundheits-, Bildungs- und Kinder-
schutzprogramme. ◆
� www.unicef.de
Die größteUNICEF-Grußkarte
60 Jahre Karten voller Leben
Meldungen
Foto: Eventpress/Herrmann
Hilfe für Kinder undbehinderte Menschen
Die IshuChandi Stiftung ist inDeutschland und Indien aktiv
Mit dem Leitsatz „Trust for the Uplift of the Underprivile-
ged People World Wide” wurde die IshuChandi Stiftung im
Jahre 2002 von Frau Dr. Ishu und Herrn Chandi Nihalani
ins Leben gerufen. Ziel der Stiftung ist es, den weniger pri-
vilegierten Menschen eine Starthilfe für die Gestaltung
ihres Lebens, insbesondere zum Lebensanfang zu ermögli-
chen.
Aus den Erträgen der Stiftung werden neben dem SOS
Kinderdorf in München und der Deutschen Krebshilfe in
Bonn insbesondere Organisationen, die sich in Indien um
Kinder und Behinderte kümmern, finanziell unterstützt.
Die „Each One Teach One“ und „Sanjivani Mahila Milan“
Schulen wurden für Straßenkinder in Mumbai/ Indien ein-
gerichtet. Kinder werden dort von den Eltern oft auf die
Straße geschickt, um durch Betteln die Haushaltskasse auf-
zubessern, erläutern die Stifter. In diesen beiden Schulen er-
halten die Kinder außer Schulbildung einen Schuldress,
Frühstück und Mittagsessen. Die Eltern werden durch die
Beköstigung und Bekleidung der Kinder finanziell entlastet
und werden dadurch motiviert die Kinder in die Schule zu
schicken. Die Stiftung wird demnächst in beiden Schulen je-
weils einen Klassenraum mit Schulbänken und Stühlen aus-
statten. Derzeit werden die Schüler und Schülerinnen auf
dem Boden sitzend unterrichtet.
Der Sri V. S. Gandhi Charitable Trust leistet im Geburtsland
Gandhis, in der Region Gujerat in West Indien wichtige Ar-
beit für behinderte Menschen. So werden täglich Transporte
in die verschiedenen Heilungsstätten durchgeführt, wo
neben einer medizinischen Versorgung auch eine psycholo-
gische Betreuung gewährleistet wird. Regelmäßig organisie-
ren die Mitarbeiter und Helfer des Sri V. S. Gandhi Charitable
Trust mobile Ersthilfe in Vorort-Camps und sorgen für die
ambulante Versorgung mit einer voll ausgestatteten Eisen-
bahn-Klinik. Die IshuChandi Stiftung wird diesem Trust
demnächst einen behindertengerechten Transportwagen
zur Verfügung stellen.
Die Entwicklungsarbeiten der Schulen und des Charitable
Trust werden von dem Gründer Chandi Nihalani einmal im
Jahr vor Ort begutachtet und die zukünftige Hilfsmaßnah-
men in Einvernehmen mit den Organisationsräten bespro-
chen. Die IshuChandi Stiftung wird von den Stiftern selbst
ohne jeglichen Kostenaufwand verwaltet. ◆
Werte stiften ❚ 19
Über die „Herzbrücke“ der Albertinen-Stiftung kamen er-
neut zehn herzkranke afghanische Kinder zur Behandlung
ins Albertinen-Krankenhaus nach Hamburg. Die Mädchen
und Jungen im Alter zwischen sechs und siebzehn Jahren
sind auf Initiative der Hilfsorganisation „Kinder brauchen
uns“ aus Kabul eingetroffen. Während des Fluges wurden
die Kinder von Mitarbeitern des Vereins „Kinder brauchen
uns“ sowie einer Ärztin aus dem Albertinen-Krankenhaus
betreut. In den nächsten Wochen wird das Team um Chef-
arzt Priv.-Doz. Dr. Friedrich-Christian Rieß die Kinder im
Herzzentrum des Albertinen-Krankenhauses operieren. Wäh-
rend des Aufenthalts in Hamburg werden alle Kinder von
deutschen und afghanischen Gastfamilien betreut, die sich
ehrenamtlich für die Herzbrücke-Kinder engagieren. Die
Kosten für eine herzchirurgische Behandlung belaufen sich
durchschnittlich auf 11.000 Euro. Dabei stellt das Alberti-
nen-Krankenhaus das OP-Team und die Intensivpflege der
Herzbrücke-Kinder kostenfrei zur Verfügung. Ärzte und Pfle-
gende engagieren sich in der Behandlung und Betreuung
der Kinder weit über ihren Dienst hinaus.
Zur Finanzierung der Behandlungskosten wird um Spen-
den gebeten (Spendenkonto: 1144, Bank für Sozialwirt-
schaft, BLZ 251 20 510, Stichwort „Herzbrücke”). ◆
Meldungen
Die Albertinen-Stiftung ermöglicht mit dem Projekt
„Herzbrücke“ herzkranken Kindern aus Krisengebieten
eine lebensrettende Operation im Herzzentrum Ham-
burg im Albertinen-Krankenhaus. Die Stiftung fördert
auch Völkerverständigung und Hilfe zur Selbsthilfe
durch den Aufbau medizinischer Infrastruktur und den
Transfer von Know-How. Die Albertinen-Stiftung fördert
auch Familien in Hamburg und unterstützt Eltern, die
durch die Geburt eines Kindes in Notlagen geraten.
� www.albertinen.de
Zweite Hilfsaktion der„Herzbrücke” im Jahr 2009
Die Albertinen-Stiftung unterstütztherzkranke afghanische Kinder
Die Instandsetzungsarbeiten an den bedeutenden Glasmale-
rei-Fenstern der Lorenzkirche in Nürnberg gehen weiter.
Hans Kurt Weller, Ortskurator Erlangen der Deutschen Stif-
tung Denkmalschutz, übergab am 24. November 2009 den
Fördervertrag über 70.000 Euro an Pfarrerin Susanne Bam-
messel. Damit kann die Restaurierung der kostbaren histori-
schen Fenster in Langhaus und Chor fortgeführt werden.
Dabei geht es nicht nur um die Beseitigung der über die
Jahrhunderte gewachsenen Verkrustungen aus Staub, Kittre-
sten und Korrosionsprodukten, sondern auch um problema-
tische Beschichtungen und Übermalungen aus den Restau-
rierungen von 1939 und 1968. Seit 1991 konnte die bundes-
weit tätige Bonner Denkmalschutz-Stiftung allein in Bayern
über 140 Projekte dank privater Spenden und Mitteln der
GlücksSpirale, der Rentenlotterie von Lotto, fördern. ◆
� www.denkmalschutz.de
Förderung für dieNürnberger Lorenzkirche
Deutsche Stiftung Denkmalschutz fördert In-standsetzung der historischen Glasmalereien
20 ❚ Werte stiften
Meldungen
Der Kunst-, Kultur und Wissenschaft eng verbunden, grün-
dete das Ehepaar Herbert und Ingeborg Köhler 1986 die
Köhler-Osbahr-Stiftung zur Förderung von Kunst und Wis-
senschaft mit Förderschwerpunkt Duisburg. Hier hat sich
die Stiftung beispielhaft eingebracht:
Förderung des Musiklebens
Sinn des Musikpreises der Stadt Duisburg ist es, herausra-
gende musikalische Leistungen anzuerkennen und das Anse-
hen Duisburgs als eine international kulturoffene Stadt zu
fördern. Zu den Musikpreisträgern gehören seit 1990 u. a. so
bedeutende Persönlichkeiten wie Lord Yehudi Menuhin,
Frank Peter Zimmermann und Pina Bausch. Der Förderpreis
für den musikalischen Nachwuchs ist ein wichtiger Beitrag
zur musikalischen Förderung junger Menschen und wurde
seit 1994 an über hundert junge Musikerinnen und Musiker
der Folkwang Hochschule und der Niederrheinischen
Musik- und Kunstschule Duisburg verliehen. Ausschlagge-
bend für die Vergabe des Musikpädagogikpreises ist das En-
gagement der Musikpädagogen bei der musikalischen För-
derung junger Menschen. Außerdem fördert die Stiftung
rechts- und staatswissenschaftliches Arbeiten zu einer Ver-
fassungslehre der Wirtschaft. Dieser Stiftungszweck ent-
spricht dem Anliegen des Stifters, der aus seinen berufli-
chen Erfahrungen erwuchs.
Sammlung Köhler-Osbahr
Mit ihren ca. 500 antiken Kunst- und Gebrauchsobjekten,
mehreren hundert Schmuckstücken und ca. 70.000 Zah-
lungsmitteln aus allen Teilen der Welt gehört sie zu den gro-
ßen Sammlungen in NRW. Seit 1990 wird sie im Kultur- und
Stadthistorischen Museum in Duisburg wissenschaftlich auf-
gearbeitet und in großen Teilen den Besuchern präsentiert.
Die zahlreich erschienenen Bestandskataloge, Sonderaus-
stellungen, Übungen für Studenten und Kooperationen mit
Wissenschaftlern anderer Institute haben zur Etablierung
der Sammlung in der Museumslandschaft und der histori-
schen Forschung beigetragen. Das Ansinnen des Stifters war
es, ein Beispiel dafür zu geben, dass Bürger selbst etwas für
ihre Stadt tun können. Dadurch könne die Kulturlandschaft
in Duisburg auch in Zeiten knapper Kassen in ihrer Vielfalt
erhalten werden. Interessierte können die Köhler-Osbahr-
Stiftung mit einer Spende unterstützen, Konto 200220002
bei der Stadtsparkasse Duisburg (BLZ 35050000). ◆
� www.koehler-osbahr-stiftung.de · www.stadtmuseum-duisburg.de
Köhler-Osbahr-Stiftungzur Förderung von Kunstund Wissenschaft
Das Ehepaar Köhler-Osbahr
Blick in die Sammlung Köhler-Osbahr
Werte stiften ❚ 21
Die Stiftung Brennender Dornbusch mit Sitz in Duisburg ist
zu Beginn des Jahres 2007 gegründet worden. Damit vollen-
deten sich die Überlegungen über eine neue Nutzung der
Liebfrauenkirche am König-Heinrich-Platz im Zentrum Duis-
burgs und die mehrjährige Vorbereitungsphase eines Run-
den Tisches. Ermöglicht hatte die Stiftungsgründung die ver-
bindliche Zusage privater Stifter und Sponsoren. Darüber
hinaus hat die Stiftung weitere Zuwendungen von der bis-
herigen Pfarrgemeinde Liebfrauen erhalten.
Die Gründung der Stiftung findet als Beispiel für ein vor-
bildliches bürgerschaftliches Engagement weite Beachtung
über die Grenzen der Stadt Duisburg hinaus. Die Landesre-
gierung NRW hat zugesagt, die Stiftung in ihren Bemühun-
gen um den baulichen Erhalt der Kirche besonders zu un-
terstützen.
Die Denkmalbehörde bewertet die 1958 bis 1960 von
dem Klever Architekten Toni Hermanns errichtete Liebfrau-
enkirche als architektonisch und künstlerisch herausragen-
des Bauwerk. Neben verschiedenen bedeutenden Kunst-
schätzen besitzt die Kirche auch die künstlerisch wertvol-
len sakralen Gegenstände des Vatikan-Pavillons der Brüsse-
ler Weltausstellung von 1958.
Ein vielleicht einzigartiges und einvernehmliches Zusam-
menwirken zwischen Pfarrgemeinde und Bistum, interes-
sierten Bürgern und privaten Sponsoren hat der Duisburger
Liebfrauenkirche auf diese Weise eine tragfähige Perspek-
tive im Hinblick auf die derzeitige Diskussion über die Zu-
kunft nicht mehr genutzter Kirchen eröffnet.
Die Stiftung möchte das Kirchengebäude am König-
Heinrich-Platz in der unmittelbaren Nachbarschaft von
Stadttheater, neuem CityPalais und Forum baulich sanieren
und seinen langfristigen Erhalt sicherstellen. Ein anspruchs-
volles, aber auf Bürgernähe angelegtes offenes Programman-
gebot soll ein neues Kunst- und Kulturzentrum entstehen
lassen. Im Mittelpunkt der programmatischen Ausrichtung
steht dabei der Dialog der Religionen und Kulturen, in un-
terschiedlichen Formen von Ausstellungen, Tanzdarbietun-
gen, musikalischen Präsentationen, Vorträgen und Diskus-
sionen. Seit 2007 finden hier bereits Konzerte und Ausstel-
lungen statt.
Mit der Zustiftung durch den privaten Förderer, Herrn
Wilhelm Fasel, wurden diese Voraussetzungen Anfang des
Jahres 2009 erfüllt. Das Kirchengebäude ist seither privati-
siert und der Stiftung Brennender Dornbusch übereignet
worden. ◆
Duisburger Liebfrauenkirche wird Kulturzentrum
Stiftung Brennender Dornbusch ermöglicht neue Nutzung
Meldungen
22 ❚ Werte stiften
Aktuelles
Prof. Dr. Wolfgang Böhmer, Ministerpräsident von Sachsen-
Anhalt und Schirmherr der diesjährigen Verleihung, über-
reichte den mit 15.000 Euro dotierten Forschungs-Förder-
preis zusammen mit Prof. Dr. Hans Jürgen Gerner, Vorsitzen-
der des Stiftungsrates der DSQ, an Prof. Dr. Dietmar Fischer
vom Universitätsklinikum Ulm.
Damit wird das Forschungsprojekt „Neue Strategien zur
Stimulation des axonalen Regenerationsprogramms im Zen-
tralen Nervensystem“ unterstützt. Am Beispiel des Sehnervs
erforschen Prof. Dr. Fischer und sein Team, wie bestimmte
Nervenzellen in einen regenerativen Zustand überführt und
damit zu einem Wachstum motiviert werden können.
Erstmals verlieh die DSQ auch den Preis für besonderes
soziales Engagement. Damit werden Personen ausgezeich-
net, die sich in besonderem Maße für die Belange von Quer-
schnittgelähmten engagiert haben. Die beiden Hockey-Bun-
desliga-Spielerinnen Cora Eilhardt und Britta Billmann er-
hielten diesen Preis für ihr herausragendes Engagement für
ihre Sportkameradin Michaela Schlett, die durch einen Auto-
unfall querschnittgelähmt wurde. Zusammen mit Sportka-
meradinnen sammelten die Hockeyspielerinnen in kurzer
Zeit mehr als Euro 50.000. Sie konnten damit ihrer verun-
glückten Sportfreundin in dieser Notsituation kurzfristig
eine erste finanzielle Unterstützung vermitteln. Ministerprä-
sident Prof. Dr. Böhmer überreichte zusammen mit Prof. Dr.
Gerner diesen Preis an die beiden Sportlerinnen.
Folgende, weitere Projekte der DSQ wurden vorgestellt:
Die Präventionskampagne „No risk - no fun?” informiert
über die Vermeidung von Querschnittlähmung und weite-
ren schweren Verletzungen, vor allem im Rahmen von Frei-
zeitaktivitäten. Breit angelegte Maßnahmen begleiten die
Kampagne, so z.B. Projekttage an Schulen, mit denen die
Zielgruppen der gefährdeten jungen Menschen direkt ange-
sprochen werden. Die Schwimmerin und Olympiasiegerin
Hannah Stockbauer hat für dieses Projekt die Schirmherr-
schaft übernommen. „Ich begrüße ausdrücklich den breiten
Ansatz der Arbeit der Deutschen Stiftung Querschnittläh-
mung" so Ministerpräsident Prof. Dr. Böhmer.” Die Stiftung
geht auf junge Leute zu und klärt darüber auf, welche Fol-
gen Selbstüberschätzung in Sport und Freizeit haben kann,
vor allem wenn Alkohol im Spiel ist."
Plattform für Patienten und Betroffene
Diese derzeit noch im Aufbau befindliche Kommunikations-
anwendung ist speziell auf Querschnittgelähmte und in der
Mobilität behinderte Menschen ausgerichtet. Den Nutzern
wird ermöglicht, auf viele Informationen zum Thema Quer-
schnittlähmung zugreifen zu können. Die Besonderheit des
Projektes sind interaktive Anwendungen wie virtuelle
Sprechstunden, Live-Beratungsgespräche und Expertendia-
loge, die vor allem zum Ziel haben, die Lebensqualität Quer-
schnittgelähmter weiter zu verbessern. ◆
� www.dsq.de
Deutsche Stiftung Querschnittlähmungvergibt Forschungs-Förderpreis 2009
Forschungspreis an Prof. Dr. Dietmar Fischer, Ulm Sonderpreis an Hockeyspielerinnen Cora Eilhardt und Britta Billmann
Preisträger Prof. Fischer nimmt im Beisein von MinisterpräsidentProf. Böhmer von Prof. Gerner seinen Preis entgegen.
Die ehemalige Hockeyspielerin Michaela Schlett mit Tochter im Gesprächmit der Moderatorin der Preisverleihung Sylvia Kunert.
Mit ihren wei-
ßen Kolonial-
bauten gilt
Sucre als die
schönste Stadt
Lateinamerikas.
Doch auf den
zweiten Blick
offenbart sich
hinter den Ku-
lissen dieser Vorzeigestadt riesige Not und Armut. Straßen-
kinder überall, bettelnde Frauen mit ihren Babys und be-
ständig wachsende Armenviertel am Rand der Stadt. Die ge-
samte Provinz gehört zu einer der ärmsten des Landes. Nach
Schätzungen der Weltbank leben in Bolivien ca. 70 % der Be-
völkerung unterhalb der Armutsgrenze. Mehr als 600.000
Kinder arbeiten täglich zwischen sieben und elf Stunden an
6 Tagen in der Woche als Schuhputzer, Lastenträger oder
Straßenverkäufer. Diese Kinder sind in jeder Stadt zu finden,
ausgebeutet, missbraucht und in jedem Fall ihrer Kindheit
beraubt.
Ein Zeichen der Hoffnung
Bis zu 80 Kinder aus Sucre und Umgebung sollen in einer
ehemaligen Hotelanlage, die von TOS Dienste International
e.V. in der Nähe von Sucre gekauft wurde, ein neues Zu-
hause finden. Die Anlage hat einen großen Garten mit Spiel-
platz. In einer Atmosphäre von Wertschätzung und An-
nahme erleben hier ehemalige Straßenkinder Sicherheit
und einen Ort, an dem sie geschützt aufwachsen können.
Das children-
Hope Lebens-
zentrum ist ein
radikales State-
ment gegen
Armut und Ge-
ringschätzung
von Kindern.
Dort wird ihnen
die Grundlage
für ein Leben mit Selbstwertgefühl und Zukunftsperspek-
tive für sich selbst und für ihr Land vermittelt. In das Le-
benszentrum ist ein Schulprojekt integriert, das in der Re-
gion einmalig ist. Gemeinsam mit bolivianischen Mitarbei-
tern wurde ein Konzept erarbeitet, in dem die Kinder nach
ihren persönlichen Voraussetzungen individuell gefördert
werden können. Das Ergebnis ist ein Modellprojekt, das
schon jetzt Auswirkungen auf die Schullandschaft der Re-
gion hat und gleichzeitig ein wertvoller Beitrag dazu ist,
dass die Kinder zu gesunden Persönlichkeiten heranwach-
sen können. In Zukunft sollen dort auch Werkstätten für die
handwerkliche Ausbildung und ein Computerzentrum wei-
tere Perspektiven eröffnen. Seit 1999 arbeiten die TOS Dien-
ste International e.V. mit 25 Mitarbeitern in 8 Ländern in La-
teinamerika und Osteuropa. Im Fokus der schnell wachsen-
den Arbeit auf der Basis von christlichen Wertmassstäben
stehen der Aufbau von Kinderheimen und Drogenrehabilita-
tionszentren in denen Straßenkinder, Drogen- und Aids-
kranke, aber auch Prostituierte ein neues Zuhause und eine
Zukunftsperspektive bekommen. ◆
� www.tos-ministries.org
childrenHope – Ein Lebenszentrum für Straßenkinder
TOS Dienste International e.V. schafft neues Zuhause für bis zu 80 Kinder
Aktuelles
24 ❚ Werte stiften
Aktuelles
Der Countdown zum Sendetermin läuft: Am 12. Dezember
2009, überträgt das ZDF live um 20:15 Uhr die große TV-
Spendengala „Ein Herz für Kinder“ der BILD-Hilfsorganisa-
tion „BILD hilft e.V.“. Auch in diesem Jahr sind internationale
Gäste sowie deutsche Prominente wie die Schauspielerin
Veronica Ferres und Schwimm-Star Franziska van Almsick in
der Sendung, die von Thomas Gottschalk moderiert wird.
Die TV-Spendengala ist eines der erfolgreichsten Charity-
Formate im Deutschen Fernsehen. In der Sendung werden
Hilfsprojekte vorgestellt und Prominente aus Gesellschaft,
Politik und Showbusiness nehmen am Telefon Spenden ent-
gegen. 2008 erreichte die TV-Jubiläumsgala zum 30-jährigen
Bestehen der BILD-Hilfsorganisation einen Spendenrekord
von mehr als 15 Millionen Euro. Jeder Cent dieser Spenden
kommt ohne Abzüge Hilfsprojekten für Kinder zugute. Von
den Spenden werden keine Verwaltungskosten bezahlt.
Seit 1978 sammelte „BILD hilft e.V. – Ein Herz für Kinder“
mehr als 128 Millionen Euro Spenden und unterstützt damit
Kinder und Familien. Der Schwerpunkt der Arbeit liegt in
Deutschland. Die BILD-Hilfsorganisation fördert u. a. Suppen-
küchen, Kinderkliniken, Kindergärten und Schulen. ◆
� www.ein-herz-fuer-kinder.de.
Spendengala „Ein Herz für Kinder“ 2009
Zu Gast sind u. a. Salma Hayek, André Agassi und Veronica Ferres
6.000 Euro für die Goldkinder in Thailand
Rüdiger Claus macht sich mit Geld- und Sachspenden im Gepäck auf den Weg ins Kinderdorf
Goldk nder e.V.
Zahlreiche Kinder im Norden von Thailand fristen ein trost-
loses Dasein: Namenlos, elternlos und ganz auf sich allein
gestellt suchen sie auf Müllkippen nach Essensresten. Nie-
mand fühlt sich verantwortlich für die bettelnden Kinder
ohne Staatsangehörigkeit.
Rüdiger Claus aus Münster lernte diese Kinder in einem
Thailandurlaub in Mae Sai kennen und entschloss sich spon-
tan, zu helfen. Zurück in Deutschland schloss er sich dem
Verein „Goldkinder Mae Sai” an, der das Projekt „Childlife“
unterstützt, das für die Straßenkinder ein Kinderdorf errich-
tet hat. Mittlerweile leben hier 130 Mädchen und Jungen im
Alter von vier bis 16 Jahren. Die Kin-
der bekommen neben Essen
und Trinken, einem Dach
über dem Kopf und einer
schulischen Grundausbil-
dung vor allen Dingen eines: die Chance auf eine Zukunft.
Seit August akquirierte Rüdiger Claus 6.000 Euro Spenden-
gelder um die Goldkinder zu unterstützen. Zusammen mit
Sachspenden wie Kleidung, Schuhen und Spielzeug fliegt er
Anfang Dezember erneut nach Thailand um die Spendengel-
der an das Projekt „Childlife“ zu überreichen. Begleitet wird
er von der deutschen Kinderärztin Dr. Gudrun Daugs aus
Thüringen, die die Kinder untersucht und impft.
„Bereits mit acht Euro im Monat kann ein Goldkind in
Thailand mit Nahrung und sauberem Trinkwasser versorgt
werden und nur 24 Euro kostet die medizinische Grundver-
sorgung eines Kindes im Jahr”, berichtet Rüdiger Claus, der
für die Goldkinder auch weiterhin um Spenden bittet
(Spendenkonto 75 50 999 00 bei der Commerzbank Meinin-
gen, BLZ 840 400 00, Stichwort: „Goldkinder-Spende“). ◆
� www.goldkinder.org
Wenn man das Bad Wörishofer Kurhotel Bartholomäus be-
tritt, ist in der Advents- und Weihnachtszeit eine ganz beson-
dere Atmosphäre zu spüren: Das Kurhaus hat sich in ein
Krippenmuseum der besonderen Art verwandelt. Über vier
Etagen verteilt wurden beinahe unzählbar viele Krippen
und weihnachtlich-religiöse Darstellungen aufgebaut. Be-
reits in den vergangenen 20 Jahren strömten zehntausende
Besucher in Ausstellungen, die der Bad Wörishofer Hotelier
Bartholomäus Ernst mit zahlreichen Helferinnen und Hel-
fern aufbaute. Mit der diesjährigen Ausstellung zum Thema
„Ich bin gekommen, dass sie das Leben haben und es in
Fülle haben“ tritt erstmals die im Sommer 2009 gegründete
Sankt-Lukas-Stiftung an die Öffentlichkeit.
Ganz im Sinne der Stiftungsziele wurde die Ausstellung
zusammengestellt. „Kostbare Werte bewahren, herrliche Aus-
stellungsstücke zeigen, sich an der Kunst erfreuen, die den
christlichen Glauben greifbar macht“, hat sich die Sankt-
Lukas-Stiftung zum Ziel gesetzt. Nach und nach soll eine der
größten Privatsammlungen religiöser Kunst in Deutschland
von der Sankt-Lukas-Stiftung übernommen werden. Ein Aus-
schnitt dieser Sammlung ist in der aktuellen Krippenausstel-
lung zu sehen. Christian Schedler, Leiter der Mindelheimer
Museen und Kulturamtsleiter der Stadt Mindelheim wies
darauf hin, dass Bartholomäus Ernst und seine Stiftung auf
die tiefe Bedeutung der christlichen Feste hinweisen wol-
len. Mit der diesjährigen Krippenschau ist dem Hotelier zu-
sammen mit seinen rund 100 Mitarbeitern eine eindrucks-
volle Präsentation christlicher Glaubenszeugnisse der dar-
stellenden Kunst aus verschiedenen Jahrhunderten und aus
unterschiedlichen Kontinenten dieser Erde gelungen.
„Großartig“, „sehr bewegend“ oder „eine tief religiöse Aus-
stellung“, lauteten die Reaktionen der ersten Besucher. Die
Sankt-Lukas-Stiftung hofft nun auf viele Gäste, die sich an
der Kunst erfreuen. Darüber hinaus bittet die Stiftung ihre
Besucher am Ausgang der Ausstellung um Spenden. „Eine
solche Ausstellung ist mit einem hohen finanziellen Auf-
wand verbunden. Das Geld soll nicht im Mittelpunkt einer
derartigen Ausstellung stehen. Dennoch bitten wir unsere
Freunde und Besucher, soweit es ihnen möglich ist, uns zu
unterstützen“, erklärt der Stiftungsrat der Sankt-Lukas-Stif-
tung Bad Wörishofen. Die Ausstellung ist vom 22.11. bis zum
13.12. 2009 und vom 10.01.bis zum 17. 01.2010 täglich,
außer montags, von 15 Uhr bis 18 Uhr geöffnet. ◆
Eine tief religiöse, eindrucksvolle Präsentation
Große Krippenschau der Bad Wörishofer Sankt-Lukas-Stiftung
Werte stiften ❚ 25
Aktuelles
Ende Oktober war es bei der Sparkasse Bamberg mal wie-
der so weit: Bei der Ausschüttungsfeier der Stiftergemein-
schaft der Sparkasse nahmen die zahlreichen begünstigten
Empfänger die Früchte aus der Arbeit der Stiftergemein-
schaft der Sparkasse Bamberg in Empfang.
„Mittlerweile trägt unserjunger Baum Früchte.”
Konrad Gottschall
Anstelle der sonst üblichen Spenden-
schecks wurden diesmal als symboli-
sche Geste Äpfel an die begünstig-
ten Einrichtungen überreicht. Diese
stehen sinnbildlich für die Ernte
der Früchte aus der Arbeit der vie-
len kleinen und großen Stiftun-
gen in der Stiftergemein-
schaft der Sparkasse Bam-
berg. Sparkassendirektor
Konrad Gottschall und
seine Mitarbeiter hatten
hierfür ein „Stifterpara-
dies“ eingerichtet: An mehreren kleinen Bäumchen hingen
fast 30 Papier-Äpfel, auf denen der jeweilige Ausschüttungs-
betrag für die Stiftung stand. Begünstigt wurden diesmal
wieder zahlreiche Einrichtungen, die unterschiedlichste
Zwecke verfolgen. Bedacht wurden beispielsweise die Bam-
berger Tafel, Johannie e. V., der Sozialdienst der katholischen
Frauen und die Lebenshilfe für Menschen mit geistiger Be-
hinderung. Aus dem Kulturbereich wurde das Levi Strauss
Museum in Buttenheim bedacht, das im Geburtshaus des
Jeans-Erfinders Levi Strauss eine Daueraustellung unterhält.
Nördlichster Empfänger eines Spendenapfels wurde die
Deutsche Gesllschaft zur Rettung Schiffbrüchiger aus Bre-
men, die seit fast 150 Jahren gänzlich ohne staatliche Zu-
schüsse die Seenotrettung an der deutschen Nord- und Ost-
seeküste durchführt.
Fast 30 Spenden-Äpfelwurden überreicht
Mehrere Stifter waren selbst zu der Feierlichkeit erschienen
um die Spenden-Äpfel zu übereichen. Einige von Ihnen lie-
sen es sich nicht nehmen, nochmals ihre Bewegründe für
ihr gesellschaftliches Engagement zu erwähnen und gleich-
Reiche Ernte fürbegünstigte Einrichtungen
Die Sparkasse Bamberg feiert eine große Ausschüttungsfeierder Stiftungen ihrer Stiftergemeinschaft
von Stephan Bühring
26 ❚ Werte stiften
zeitig Werbung für ihre Stiftung in der Stifterge-
meinschaft der Sparkasse Bamberg zu betreiben.
„Von 24 begünstigten Organisationen sind 20 in
Stadt- und Landkreis Bamberg zu finden,” betont
Peter Geier, Leiter der Vermögensberatung bei der Spar-
kasse Bamberg die überwiegend regionale Förderung durch
die Stiftergemeinschaft.
Eigene Namensstiftungbereits ab 25.000 Euro möglich
Insgesamt wurden aus dem Jahr
2008 22.400 Euro ausge-
schüttet. „Das ist nicht
sonderlich viel, aber
dafür erzielt das Stif-
tungsvermögen eine lang-
fristige und nachhaltige
Wirkung. Bereits ab
25.000 Euro kön-
nen Stifter bei
uns ihre ei-
gene Na-
mensstiftung
errichten und
sich so einen
Stiftertraum erfül-
len “, erklärt Konrad
Gottschall. Die Stiftergemeinschaft der Spar-
kasse Bamberg ist eine Treuhandstiftung, die das
Wirken vieler Stifter für verschiedene individuell be-
stimmte Zwecke bündelt. Höhere Erträge können durch die
gemeinsame Anlage des Stiftungsvermögens erwirtschaftet
werden. Alleine der Stifter bestimmt die zu fördernde Orga-
nisation im Rahmen der in der Stiftungssatzung festgelegten
Stiftungszwecke. Der Clou dabei: der Stifter legt sich mit sei-
nem Stiftungszweck nicht auf ewig fest und kann diesen auf
Wunsch jederzeit abändern.
Die Stiftergemeinschaft der Sparkasse Bamberg wurde
erst im Dezember 2005 errichtet. „Mittlerweile haben bun-
desweit zahlreiche weitere Sparkassen das er-
folgreiche Modell übernommen”, lobte Stif-
tungsverwalter Horst Ohlmann von der
Deutschen Stiftungstreuhand die Vorrei-
terrolle der Sparkasse Bamberg.
Stiftungskultur in derRegion Bamberg
Im Anschluss an die Ausschüttung fand
die Eröffnung der Ausstellung „Stif-
tungskultur in der Region Bam-
berg“ statt, in der sich die zahlrei-
che Themenstiftungen präsen-
tierten konnten.
� www.stiftergemeinschaft-bamberg.de
Peter Geier, Leiter der Vermögensberatung der SparkasseBamberg zusammen mit Horst Ohlmann, Vorstandsvor-sitzender der DT Deutsche Stiftungstreuhand AG undDieter Weisner, Herausgeber des Magazins „Werte stiften”bei der Eröffnung der Stiftungsaustellung.
Lauter fröhliche Gesichter: Die Vertreter der begünstigtenEinrichtungen mit ihren „Spenden-Äpfeln” freuen sich ge-meinsam mit Konrad Gottschall, Vorstandsvorsitzendender Sparkasse Bamberg (ganz links).
Werte stiften ❚ 27
28 ❚ Werte stiften
Der kleine Maxl und die süße Eila haben eines gemeinsam:
Sie leiden an seltenen Erkrankungen der Atemwege und
müssen permanent künstlich beatmet sowie intensivmedizi-
nisch betreut werden. Maxl und Eila leben im Kinderhaus
AtemReich. Hier kümmern sich Pfleger, Pädagogen und The-
rapeuten liebevoll darum, dass sich die Kleinen fast wie zu
Hause fühlen. „Gäbe es AtemReich nicht, müssten diese Kin-
der auf einer Intensivstation leben“, sagt Felicitas Hanne,
Geschäftsführerin von AtemReich. Mit dem jüngst abge-
schlossenen, 2,5 Millionen Euro teuren Umbau haben dort
nun doppelt so viele Kinder Platz.
Ziel der Einrichtung ist es, die Kinder trotz ihrer Krank-
heit, ihrer Beeinträchtigungen und Pflegebedürftigkeit als
vollwertige Mitmenschen anzunehmen. Das heißt trotz Be-
atmungsgerät: kuscheln, spielen, singen und lachen. Ein in-
terdisziplinäres Team aus Pflegern, Pädagogen und Thera-
peuten kümmert sich derzeit im AtemReich um die indivi-
duelle Förderung von acht Kindern. „Die gute Entwicklung
unserer Mädchen und Jungen bestärkt uns darin, dass wir
mit unserem Konzept richtig liegen”, so Hanne.
Mehr Nachfrage als Plätze
Der Erfolg von AtemReich hat sich auch unter betroffenen
Eltern schnell herumgesprochen. Seit der Eröffnung im Jahr
2006 kommen stetig mehr Anfragen von Eltern und Klini-
ken. Doch auf bislang 400 Quadratmetern konnten nicht
mehr Kinder betreut werden. Im Oktober 2008 fiel deshalb
der Spatenstich für den Umbau der Räume.
Dreimal so viel Platzfür doppelt so viele Kinder
Umbau im Kinderhaus AtemReich in München abgeschlossen –Zuhause auf 1.300 m² für bis zu zwölf kranke Kinder sowie drei Feriengäste
Im Kinderhaus AtemReich werden schwer kranke Kinder, die ohnekünstliche Beatmung nicht überleben könnten, liebevoll betreut.
Aktuelles
Die Schwesternschaft des Dritten Ordens stellte AtemReich
eine gesamte Etage zur Verfügung, die durch einen zusätzli-
chen Anbau erweitert wurde. Nach einem Jahr Bauzeit ist
nun auf 1.300 Quadratmetern genug Platz, um bis zu zwölf
schwer kranke Kinder sowie drei Feriengäste aufzunehmen.
„Ohne die großzügigen Spenden vieler Privatpersonen,
gemeinnütziger Vereine und Unternehmen sowie die tat-
kräftige Unterstützung freiwilliger Helfer hätten wir den
Umbau nie so schnell realisieren können. Nun haben wir
zwölf Kinderzimmer, zwei große helle Wohnzimmer, zwei
moderne Küchen und ein geräumiges Therapiebad”, erklärt
Hanne dankbar.
Die neuen Räume im Kinderhaus AtemReich sollen sich
nun so schnell wie möglich mit Leben füllen. Spätestens im
Januar 2010 wird die zweite Kindergruppe komplett sein.
Ein Ort zum Leben
Das Konzept von AtemReich ist in Deutschland bislang ein-
malig: Die gemeinnützige Einrichtung unter Schirmherrschaft
von Beatrice Prinzessin von Bayern ermöglicht schwer kran-
ken Kindern, die künstlich beatmet werden müssen, ein
kindgerechtes Zuhause in familiärer Atmosphäre.
Ein Team aus Pflegefachkräften, Heilpädagogen, Ergothe-
rapeuten, Physiotherapeuten, Logopäden, Erziehern und
Heilerziehungspflegern kümmert sich um die individuelle
Förderung jedes einzelnen Kindes – für ein normales und
würdevolles Leben.
AtemReich finanziert alle Kosten, die über die Betreuung
der Kinder hinausgeht, durch Spenden. Neben vielen priva-
ten Spendern unterstützen Sternstunden e.V., das Stiftungs-
amt der Landeshauptstadt München, die Ikea-Stiftung, Bild
hilft „Ein Herz für Kinder“, die Stadtsparkasse München, die
Franz-Beckenbauer-Stiftung, Children for a better world e.V.,
die Stiftung Antenne Bayern hilft, die Software AG Stiftung,
die Stiftung Wohnhilfe, die Wilhelm-Finck-Stiftung die Re-
gine-Sixt-Kinderhilfe, sowie Asmo-Küchen und das Innenar-
chitektur-Einrichtungshaus „Neue Werkstätten” das Projekt.
Für eine gute Sache zu spenden, ist gerade in wirtschaft-
lich schwierigen Zeiten keine Selbstverständlichkeit. Darin
waren sich Christine Haderthauer, Bayerische Staatsministe-
rin für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen und
Karin Stoiber bei der Eröffnung der erweiterten Räume im
Kinderhaus AtemReich einig. Umso höher sei zu schätzen,
dass der Umbau allein aus Spenden finanziert werden
konnte. Jede einzelne dieser kleinen wie großen Zuwen-
dungen habe dazu beigetragen, dass die im Jahr 2000 gebo-
rene Idee des Kinderhaus AtemReichs weiter wachsen und
auf sicheren Beinen stehen kann. ◆
� www.atemreich.de
30 ❚ Werte stiften
Aktuelles
„Gutes tun“ kann ganz einfach sein. Geht es um eine rasche
Erleichterung des Gewissens, reicht schon eine kleine
Geste, um sich und andere mit der Welt zu versöhnen. Die
Wahl der Mittel ist beliebig, was zählt ist, dass überhaupt
etwas getan wird. Ein solches Herangehen an soziale Her-
ausforderungen war
lange Zeit Gang und
Gäbe. Doch im Schatten
wachsender sozialer Pro-
bleme vergeht allmählich
der Glauben an eine sol-
che „Lösung im Handum-
drehen“. Wer sich heute
dafür entscheidet, einen
Teil seines Geldes für ge-
meinnützige Zwecke zu
spenden, will oft mehr
als nur sein Gewissen be-
ruhigen. Soziale Pro-
bleme und Herausforde-
rungen werden sehr
ernsthaft angegangen.
Ein wirklicher Beitrag
wird angestrebt, der dau-
erhaft sichtbare Spuren
hinterlässt. Aus dem
Wunsch „Gutes zu tun“
ist der Anspruch erwach-
sen, mit dem eigenen En-
gagement auch „Gutes
zu bewirken“. Betrachtet
man das Spendenauf-
kommen in Deutschland allein für das Jahr 2007 sind die
Entscheidungen der vielen Stifter, Spender und Sozialen In-
vestoren für die Verteilung von rund 10 Milliarden Euro ver-
antwortlich. Ein Geldbetrag, der eine Menge Chancen für
unsere Gesellschaft birgt. In welchem Umfang diese Chan-
cen jedoch genutzt werden können, hängt zu einem großen
Teil von den Entscheidungen der Spender ab. Der erste
Schritt hin zu einem erfolgreichen gemeinnützigen Engage-
ment ist es, sich dieser Verantwortung beim Spenden be-
wusst zu werden. Ein zweiter Schritt besteht darin, das ei-
gene Engagement strategisch zu planen. Dies gelingt, wenn
man folgende Fragen in den Mittelpunkt seines Engage-
ments stellt: Was sind akute gesellschaftliche Herausforde-
rungen, denen ich mit meiner Spende begegnen möchte?
Was sind die wirksamsten Ansätze zur Lösung der bestehen-
den Probleme? Und: Welche Organisation arbeitet tatsäch-
lich effektiv und in meinem Sinne? Damit Sie mir Ihrem En-
gagement Positives bewirken, hier drei Tipps zur Optimie-
rung ihres Spendenerfolges.
Bündeln Sie Ihre Mittel
Wer an vielen Stellen gleichzeitig helfen möchte, läuft Ge-
fahr, dass am Ende doch niemandem richtig geholfen ist. Er-
giebiger und effektiver ist es, die eigenen Mittel zu bündeln
und sich damit auf ein Thema zu konzentrieren. Bei der Aus-
wahl des Themas gibt es kein „richtig“ oder „falsch“. Am be-
sten ist es jedoch, Sie wählen sich ein Thema, das Sie per-
sönlich so stark interessiert, dass Sie es auch noch in ein
paar Jahren mit Interesse verfolgen. So können Sie mit der
Zeit Fachwissen aufbauen und treffen Ihre Entscheidungen
immer sicherer. Sollten Sie sich nicht zwischen mehreren
Spenden:Von der Geste zur Strategie
von Falk Lenke
Viele kleine Tropfen auf vielen heißen Steinen verdampfen meist folgenlos. Der methodischeReport „Gutes tun – Besser spenden. Ein Leitfaden für Ihr gesellschaftliches Engagement“der Bertelsmann Stiftung, des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI) und der
panta rhei Stiftungsberatung zeigt, wie sich privates Engagement wirkungsvoll gestalten lässt.Zugleich ist er ein Plädoyer für ein neues Selbstverständnis bei Spendern.
32 ❚ Werte stiften
Aktuelles
Tätigkeitsfeldern entscheiden können, sollten Sie sich fra-
gen, welcher Bereich eher eine Nische darstellt, die bislang
noch nicht viele Förderer gewinnen konnte.
Prüfen Sie die Qualitätder Organisationen
Nachdem Sie sich ein Thema ausgewählt haben, kommen
Sie bald in die Situation, eine Organisation für Ihre Spende
auswählen zu müssen. Achten Sie hierbei unbedingt auf die
Qualität der einzelnen Organisationen. Als Orientierungshil-
fen für die Seriosität können Spenden-Siegel und Verhaltens-
kodizes, die die Organisationen unterzeichnet haben zu
Rate gezogen werden. Bei der Recherche ist jedoch Vorsicht
geboten, denn in der öffentlichen Diskussion wird die Qua-
lität gemeinnütziger Einrichtungen oft mit dem Anteil der
Verwaltungskosten gleichgesetzt. Doch je nach Art der Pro-
jekte und dem Tätigkeitsgebiet können sich die Anforderun-
gen an die Verwaltung unterscheiden, so dass schnell Äpfel
mit Birnen verglichen werden. Ein Vorschlag ist deshalb: Ma-
chen Sie die Wirkung der Projekte zum Prüfstein ihrer Ent-
scheidung. Stellen Sie sich bei der Auswahl hierfür folgende
Fragen: Ist die Organisation in der Lage, Ihnen zu erklären,
welche Fortschritte und Erfolge sie in den letzten drei Jah-
ren gemacht hat? Welche Wirkungen hat die Organisation
erzielt? Woher weiß sie das? Und: Woran wird man in fünf
Jahren den Erfolg der Projekte erkennen und bemessen
können?
Erhöhen Sie die WirkungIhrer Spende
Sie sollten sich auch fragen, ob Sie bereit sind, eine
längerfristige Förderzusage zu machen. Die Organi-
sation wird in mehrerer Hinsicht davon profitieren:
Sie gewinnt Planungssicherheit; sie kann ihre Kapa-
zitäten auf die Projekte konzentrieren anstatt auf das
arbeitsintensive Fundraising, und sie kann ein Vorha-
ben in Ruhe und über eine gewisse Zeit entwickeln
und verbessern. Eine weitere Frage, die Sie für sich
prüfen müssen, ist, ob Sie Ihre Förderung auf ein be-
stimmtes Projekt konzentrieren möchten oder der
Organisation die Entscheidung überlassen, wie und
wo Ihre Spendenmittel eingesetzt werden. Ratsamer
ist, die Spende nicht zweckgebunden zu leisten, da
Organisationen so in ihrer Gestaltungsfreiheit stark
eingeschränkt werden. Mit Förderzusagen über einen länge-
ren Zeitraum und Spenden, die nicht zweckgebunden sind,
können Sie dazu beitragen, dass die Organisation Positives
bewirkt. Natürlich dürfen Sie dabei Ihre eigenen Bedürf-
nisse bei der Zusammenarbeit mit Organisationen nicht ver-
gessen. Ausgehend von dem Gedanken, dass eine Spende
erst dann als ganz und gar wirkungsvoll angesehen werden
kann, wenn sie auch dem Spender ein gutes Gefühl und Mo-
tivation zum Weitermachen verleiht. Konfrontieren Sie Or-
ganisationen mit den eigenen Bedürfnissen und Erkenntnis-
interessen und fordern Sie auch Informationsmaterialien an.
Denn die Frage: „Warum soll ich ihnen mein Geld anver-
trauen?“ ist nicht nur erlaubt, sondern bei vielen gemeinnüt-
zigen Organisationen ausdrücklich erwünscht.
Weitere Informationen zum Thema Spenden und den Re-
port „Gutes tun – Besser spenden. Ein Leitfaden für Ihr ge-
sellschaftliches Engagement“ finden
Sie als PDF im Internet. ◆
� www.soziale-investoren.de
Informationsreihe für Spender
Sich für das Gemeinwohl zu engagieren, ist nicht nur
eine Frage des „für welchen Zweck“, sondern auch des
„wie“. Die „methodischen Reports“ der Bertelsmann
Stiftung im Rahmen ihres Projektes „Orientierung für
Soziale Investoren“ geben fördernden Institutionen
ebenso wie Einzelspendern praktische Hinweise für die
Gestaltung einer effizienten und effektiven Zusammen-
arbeit mit geförderten gemeinnützigen Organisationen.
Die entsprechenden Broschüren sind bei der Bertels-
mann Stiftung erhältlich und stehen zusätzlich auf der
Internetseite der Stiftung zum Download bereit.
� www.bertelsmann-stiftung.de
Aktuelles
Die diesjährigen Ausschüttungen in Höhe von 24.600 Euro
wurden nach dem Willen der Stifter verteilt: Die Stiftungen
von Dietmar und Margit Rothe, Eva Maria Popper und Luise
Beck unterstützen die Gesellschaft zur Förderung des Klini-
kums Fürth, die Hildegard und Hans-Georg Mathias Stiftung
das Stadtmuseum Fürth und die Peter und Else Wirl Stiftung
die Fürther Tafel. Stiftungen, deren Gründer anonym bleiben
möchten, bedenken die Katholische Kirchenstiftung St. Jo-
hannes in Oberasbach, den Förderverein First Responder-
Roßtal e. V. und den Fürther Eisenbahnclub e. V. zur Unter-
stützung des 175-jährigen Eisenbahnjubiläums. Aus Themen-
stiftungen werden die Kinderarche Fürth gGmbH, das Kinder-
heim St. Michael und das Projekt Schülercoach begünstigt.
„Die Stiftergemeinschaft der Sparkasse Fürth ist keine
Stiftung der Sparkasse, sondern sie besteht aus einzelnen
Namens- oder Themenstiftungen unserer Kunden“, betont
der Kuratoriumsvorsitzende Hans Wölfel ausdrücklich.
„Mit der Errichtung einer Stiftung in eigenem Namen
kann jede gemeinnützige, mildtätige oder kirchliche Institu-
tion unterstützt werden. Die Stiftergemeinschaft bietet den
Stiftern die Möglichkeit gemeinnütziges Wirken individuel-
len Interessen und Bedürfnissen anzupassen. Dabei ist von
Vorteil, dass Stifter den geförderten Zweck ihren Lebensum-
ständen entsprechend verändern können“, berichtete Horst
Ohlmann von der Deutschen Stiftungstreuhand AG in Fürth.
Bereits mit Beträgen ab 25.000 EUR kann eine Stiftung
schon zu Lebzeiten im eigenem Namen errichtet werden.
Auch die Änderungen im Bereich der Einkommensteuer ma-
chen die Gründung einer Stiftung überlegenswert.
Bei der Scheckübergabe im Hochhaus der Sparkasse
Fürth bedankte sich der 2. Vorsitzende der First-Responder
Roßtal e.V., Roland Milisterfer, und nutzte die Gelegenheit um
die Arbeit des Vereins den Anwesenden kurz vorzustellen:
„First Response”, heißt “erste Antwort" bzw. „Helfer vor
Ort”, also eine erste Reaktion auf einen medizinischen Not-
ruf vor Eintreffen des regulären Rettungsdienstes. Bei einer
Wiederbelebung kommt es für den Patienten auf jede Mi-
nute an. Je früher qualifizierte medizinische Hilfe geleistet
wird, desto höher ist die Chance zu überleben“, erläutert
Roland Milisterfer. „Die Zuwendung der Stifter können wir
zum Beispiel sehr gut für die laufenden Fortbildungsmaß-
nahmen unserer Helfer nutzen,“ bedankte er sich. Die First-
Responder-Gruppe Roßtal überbrückt die Zeit bis die rich-
tige notfallmedizinische Behandlung eingeleitet werden
kann. Bedingt durch die entfernte Lage des Marktes Roßtal
zu den nächstgelegenen BRK-Rettungswachen Zirndorf und
Fürth sowie der Malteser-Wache in Nürnberg-Eibach, sind
die Anfahrtszeiten der Rettungsfahrzeuge mit mehr als
zwölf Minuten vergleichsweise hoch.
Bis heute wurden rund 1.500 Einsätze geleistet. Die
First-Responder waren nach ca. fünf Minuten und damit
über sieben Minuten früher als der Notarzt, am Einsatzort.
Die im Jahr 2004 gegründete First-Responder-Gruppe Roß-
tal besteht aus etwa 20 ehrenamtlichen Helfern der BRK Be-
reitschaft und der Freiwilligen Feuerwehr Roßtal. Spenden-
gelder für die Stiftungen können bei der Sparkasse Fürth
eingezahlt werden auf das Konto Nr.: 9953563. ◆
� www.die-stifter.de · www.stiftungstreuhand.com
Zehn regionale Institutionen profitierenDritte Ausschüttung der Stiftungen der Stiftergemeinschaft der Sparkasse Fürth
Die Vertreter der begünstigten Einrichtungen freuen sich gemeinsam mitMatthias Dießl, Landrat des Kreises Fürth, Markus Braun, Bürgermei-ster der Stadt Fürth und Hans Wölfel, Vorstandsvorsitzenden der Spar-kasse Fürth
34 ❚ Werte stiften
Frau H. ist querschnittsgelähmt und seit Jahren an den Roll-
stuhl gefesselt. Ihr Ehemann hatte sie verlassen – er kam mit
ihrer Behinderung nicht zurecht.
„Stellen Sie sich vor, Sie leben wie ich alleine mit dieser
Behinderung. Die alltäglichen Dinge werden zum schwieri-
gen Unterfangen, vieles ist ohne Hilfe überhaupt nicht zu
meistern. Und dann geht etwas schief: Vor einiger Zeit
rutschte ich beim Gang zur Toilette von den Griffen ab und
landete auf dem Boden. Zunächst musste ich sogar kurz über
meine Schusseligkeit schmunzeln. Aber spätestens nach ei-
nigen kläglichen Versuchen wieder in den Rollstuhl zu ge-
langen wurde mir klar: Hier kommst du alleine nicht mehr
raus, dir fehlt einfach die Kraft! Das Telefon wäre jetzt meine
Rettung, aber es war schier unerreichbar. Langsam machte
sich dann Panik breit und die verrücktesten Gedanken schos-
sen mir durch den Kopf. Mein Glück einen treuen Begleiter
zu haben, der mich auf Schritt und Tritt verfolgt, realisierte
ich erst spät, bisher war ich nicht auf ihn angewiesen. Er ist
keine Person, sicher aber eine Persönlichkeit, mein Scotty.
Er ist ausgebildeter Assistenzhund. Mit dem Befehl „Apport
Telefon“ habe ich dann den pelzigen Burschen losgeschickt
um mir das Telefon zu bringen. Ich konnte es kaum glauben,
nach kürzester Zeit hatte ich den Hörer in der Hand. Damit
dann Hilfe zu rufen war nur noch Formsache.“
So oder ähnlich erging es schon tausenden Menschen
mit Handycap und täglich sind sie dankbar, ihre treuen, vier-
beinigen Begleiter zu haben.
Scotty ist keine Person, abersicher eine Persönlichkeit
Verantwortlich für die Ausbildung dieser Hunde sind Institu-
tionen wie die Kynos Stiftung „Hunde helfen Menschen“, die
im Jahr 1998 vom Ehepaar Dr. Dieter und Helga Fleig ge-
gründet wurde. Hauptziel der Stiftung ist die Gleichstellung
von Assistenzhunden – also von Behindertenbegleit-, Therapie-
und Signalhunden – mit Blindenhunden zu erwirken. Bisher
haben nämlich Behinderte, Rollstuhlfahrer, Hörgeschädigte,
Alte und Kranke keinen rechtlichen Anspruch auf Hilfestel-
lung durch den Staat oder Sozialversicherungsträger bei der
Anschaffung eines Assistenzhundes. Lediglich die Kosten für
Ausbildung und Unterhalt von sogenannten Blindenführ-
hunden werden bisher übernommen. Solange keine Gleich-
behandlung bei der Förderung von Assistenzhunden be-
steht, wird die Stiftung versuchen mit Hilfe von Sponsoren
und Spendern entsprechend Bedürftige zu unterstützen.
Um die Notwendigkeit der Gleichbehandlung zu verste-
hen, muss man sich der Kosten der Ausbildung eines Ser-
vicehundes bewusst sein. Diese belaufen sich nämlich pro
Hund auf etwa 21.000 Euro. Das ist kein Pappenstiel und
bei vielen Bedürftigen grenzt es wohl an Utopie selbst für
die Finanzierung aufkommen zu können. Vor der Auswahl
eines Hundes, der die Ausbildung durchlaufen soll wird
beim Züchter zunächst die Eignung des Welpen überprüft.
Der Vierbeiner sollte unter anderem einen ruhigen, ausgegli-
chenen Charakter haben, aggressionsfrei sowie angstfrei
sein und eine gewisse „Härte“ besitzen.
Grundausbildung dauert12 bis 18 Monate
Nach dem Kauf des Welpen wird dieser bei seinem Paten
untergebracht, der in den folgenden 12 bis 18 Monaten für
das Wohl und die Grundausbildung verantwortlich ist. Be-
züglich der Ausbildung durch die Paten verfolgt die Kynos
Stiftung in Zusammenarbeit mit der Justizvollzugsanstalt
Büzow seit einiger Zeit ein sehr vielversprechendes Reso-
zialisierungsprojekt. Ausgewählte und für geeignet befun-
dene Insassen dürfen unter Anleitung professioneller Hun-
detrainer für die Grundausbildung und Sozialisierung der
zukünftigen Helfer sorgen. Dabei ist absolut klar, dass der
Umgang mit den Hunden völlig gewaltfrei zu verlaufen hat
und ausschließlich durch positive Motivation erzieherisch
eingewirkt werden darf. Die aufgeweckten Kerlchen erfah-
ren so während ihrer Zeit mit den Insassen viel Liebe, Lob
und Anerkennung. Die Paten erhalten für die Zeit der Abwe-
Assistenzhunde – Unterstützer undHelfer im alltäglichen Leben
Die Kynos Stiftung fördert die Ausbildung von Behindertenbegleit- und Blindenhunden
von Johannes Eichhammer
Aktuelles
Werte stiften ❚ 35
senheit des Trainers, also bis zur nächsten Trainingseinheit
immer auch eine Hausaufgabe, die meist darin besteht mit
dem Hund das Gelernte weiter zu vertiefen. Beim nächsten
Treffen mit dem Trainer werden diese Aufgaben dann ge-
meinsam überprüft und jeder weitere Schritt besprochen.
Neben dem Umgang mit dem Menschen will aber auch
das Zurechtfinden in ungewohnten Umgebungen wie Kauf-
häusern oder Zügen und gelegentlich auch der Besuch
beim Tierarzt erlernt sein. Hierfür sorgt ein Trainer, der wö-
chentlich entsprechende Ausflüge mit den Vierbeinern un-
ternimmt. Handelt es sich bei dem Paten um einen Freigän-
ger, ist dieser hier manchmal auch dabei. Die Patenarbeit ist
eine der wichtigsten Grundvoraussetzung für die spätere
Übernahme in das Intensivausbildungsprogramm der Kynos
Stiftung. Die Patenzeit ist sehr zeit- und arbeitsintensiv und
verursacht demnach auch enorme Kosten. Alle für die Aus-
bildung der Hunde anfallenden Kosten werden dabei von
der Stiftung übernommen. Bei der Übernahme des Hundes
durch einen behinderten Klienten beträgt dessen Eigenan-
teil lediglich 2.550 Euro. Die Differenz zur Gesamtsumme
von etwa 21.000 Euro trägt die Kynos Stiftung. Spenden
sind der Stiftung deshalb herzlich willkommen. Spenden-
konto 8083541 bei der Volksbank Eifel-Mitte, BLZ 58691500.
Bisher hat die Stiftung unzählige Projekte erfolgreich abge-
schlossen und ist stolz auf die Ausbildung eines Therapiebe-
gleithundes für das Kinderheim Tannemühle in Erlbach und
die Ausbildung des bundesweit ersten Therapiebegleithun-
des für autistische Menschen. Seit 2009 verfolgt die Stiftung
zusätzlich zur regulären Ausbildungstätigkeit und der Zu-
sammenarbeit mit der JVA Bützow weitere Projekte. So un-
terstützt eine Rollstuhlfahrerin mit ihrem Behindertenbe-
gleithund und ihrer Trainerin eine Klientenfamilie bei der
Grundausbildung ihres zukünftigen Assistenzhundes. ◆
� www.kynos-stiftung.de
Von der Kynos Stiftung ausgebildete Behindertenbegleit- und Blindenhunde verschaffen Ihren Besitzern mehr Eigenständigkeit und Lebensqualität.
Der Trend zum Stiften hält ungebrochen an. In den vergan-
genen neun Jahren wurden mehr Stiftungen errichtet, als in
der 51-jährigen Geschichte der Bundesrepublik. Diese er-
freulichen Zuwächse sind ein Zeichen dafür, dass die Refor-
men im Stiftungsrecht mehr Stiftungsfreudigkeit bewirken.
Die Sparkasse im Landkreis Neustadt a. d. Aisch – Bad
Windsheim, die bereits vor 15 Jahren eine unternehmens-
verbundene Stiftung errichtet hat und bisher mehr als
500.000 Euro für Soziales, Sport, Kunst und Kultur an zahl-
reiche Einrichtungen im Geschäftsgebiet spendete, hat nun
eine Stiftergemeinschaft er-
richtet. Diese bietet Bürgern,
Unternehmen, gemeinnützi-
gen Organisationen und Kom-
munen die Möglichkeit, unter
dem Dach dieser Stifterge-
meinschaft eine eigene Stif-
tung ins Leben zu rufen und
damit Gutes zu tun.
Egal ob eine individuelle
Namensstiftung durch eine
Privatperson, zur Förderung
eines kommunalen Projektes,
zu Gunsten einer
gemeinnützigen Or-
ganisation oder
eine Firmenstiftung
zur Verfolgung
steuerbegünstigter
Zwecke errichtet
werden soll – die
Stiftergemein-
schaft bietet Lö-
sungen für fast
alle Bedürfnisse.
Themenstiftun-
gen, wie etwa zur
Förderung des Freilandmuse-
ums in Bad Windsheim oder
Bürgerstiftungen, können
Spenden ebenso annehmen,
wie Zustiftungen ab einer Zu-
wendung in Höhe von 200
Euro. So sind diese Stiftungen
ein ideales Instrument zur Be-
schaffung von Ressourcen für
die Erfüllung des gemeinnüt-
zigen Stiftungszweckes.
„Die Förderung unserer Re-
gion liegt der Sparkasse im Landkreis sehr am Herzen, des-
halb war es für uns selbstverständlich, die Stiftergemein-
schaft ins Leben zu rufen“, so der Vorstandsvorsitzende Hel-
mut Kauer. Der Stifterkreis, der angesprochen werden soll,
sind nicht nur Millionäre, sondern Menschen, die mit ihren
kleinen und größeren Vermögen gemeinnützige, mildtätige
oder kirchliche Zwecke nachhaltig fördern möchten. Inner-
halb der Stiftergemeinschaft ist es bereits ab 25.000 Euro
möglich eine eigene Namensstiftung zu errichten. Stifter
können ihre Stiftungserrichtung zu Lebzeiten mit kleinen
Beträgen durchführen und größere Vermögenswerte erst
posthum zuwenden.
Stiftungszweck kannjederzeit geändert werden
Der Name der Stiftung und
die Höhe der Zustiftung wer-
den individuell durch den
Stifter festgelegt. In der Regel
trägt die Stiftung den Namen
des Stifters, der auch den
Zweck, den seine Stiftung
verfolgen soll, aus den vielfäl-
tigen Zwecken der Stifterge-
meinschaft auswählt und die
begünstigten Einrichtungen
36 ❚ Werte stiften
Plattform für KundenstiftungenSparkasse im Landkreis Neustadt a. d. Aisch – Bad Windsheim errichtet Stiftergemeinschaft
Aktuelles
Die Stiftungszwecke der Stifter-gemeinschaft sind vielfältig, z. B.Förderung von Kunst, Kulturund Denkmalschutz....
... Förderung der Erziehung undder Kinder- und Jugendhilfe...
... Förderung von Umwelt- undNaturschutz...
bestimmt. Bei der Festlegung des Stiftungszweckes muss
sich der Stifter nicht auf alle Zeiten binden, sondern kann
bei geänderten Bedürfnissen auch andere Zwecke innerhalb
der Satzungszwecke der Stiftergemeinschaft auswählen. Der
Wechsel des Stiftungszweckes ist somit im Gegensatz zu an-
deren Stiftungsformen jederzeit möglich.
Die Stiftergemeinschaftder Sparkasse –Helfer in akuten Notlagen
Auch die Reaktion auf kurzfristige Ereignisse ist möglich. So
kann z.B. eine regionale Hochwasserkatastrophe Anlass sein,
um innerhalb weniger Stunden neben Spendenaktionen
auch die Erträge aller Stiftungen in der Stiftergemeinschaft
nach Zustimmung der Stifter kurzfristig zur Hilfe für Flutop-
fern einzusetzen.
Der Stifter kann sich aktiv in die Arbeit seiner Stiftung
einbringen. Preisverleihungen zur Nachwuchsförderung, Or-
ganisation von Veranstaltungen zu Gunsten seines Stiftungs-
zwecks oder die Überreichung
des Förderschecks sind hier-
bei jederzeit möglich.
Die Aufgaben innerhalb
der Stiftergemeinschaft sind
klar verteilt: Der Sparkasse
obliegt die Vermögens- und
Stifterbetreuung, das regio-
nale Stiftungsmarketing
sowie die Kontrolle des Treu-
händers. Der Stiftungstreu-
händer DT Deutsche Stif-
tungstreuhand AG sorgt für
die gesamte gemeinnützigkeitsrechtliche Abwicklung und
erstellt einen umfassenden Geschäftsbericht für alle Stifter
der Stiftergemeinschaft.
Bei dem Konzept der Stiftergemeinschaft erhält der Stif-
ter alle Informationen zur Stiftungsgründung in seiner Spar-
kasse von seinem Kundenberater. Eine anschauliche und
umfassende Broschüre gibt über alle Hintergründe und die
Funktionsweise der Stiftergemeinschaft Auskunft.
Bei der Stiftergemeinschaft wurde das komplexe Thema
Stiftung mit seinen vielfältigen Fragestellungen so vorgear-
beitet, dass viele Fragen, die sich bei einer Stiftungserrich-
tung sonst ergeben, bereits beantwortet sind und dadurch
die Stiftungserrichtung deutlich erleichtert ist. Die Stiftungs-
zuwendung kann steuerlich geltend gemacht werden und
ist von der Schenkungs- und Erbschaftssteuer befreit.◆
� www.sparkasse-nea.de
Aktuelles
Werte stiften ❚ 37
... Förderung des öffentlichenGesundheitswesens...
Aktuelles
Als am 25. September das Carreras Leukämie Centrum im
Universitätsklinikum Marburg im Beisein des Startenors
José Carreras eingeweiht wurde, ging für Prof. Andreas Neu-
bauer ein lange gehegter Traum in Erfüllung. „Jetzt können
wir unsere Patienten nach Knochenmarktransplantationen
wirklich optimal versorgen. Unsere neuen Räumlichkeiten
sind technisch so ausgerüstet, dass die Patienten während
der kritischen Phase nach der Operation in nahezu keim-
freier Atmosphäre untergebracht sind“, sagte der Direktor
der Klinik für Hämatologie, Onkologie, Immunologie auf
den Marburger Lahnbergen.
Zu den mehr als 3,7 Millionen Euro, die in die Spezialsta-
tion zu investieren waren, haben die José Carreras Leuk-
ämie-Stiftung und die Rhön-Klinikum AG jeweils 1,67 Millio-
nen Euro und der Fachbereich Medizin der Philipps Univer-
sität Marburg 0,4 Millionen Euro beigetragen. Dafür sind La-
boreinrichtungen und eine 16-Betten-Station mit High-Tech-
Infrastruktur entstanden. Ihre Kapazität liegt bei 100
Knochenmarktransplantationen pro Jahr. Prof. Neubauer
blickte freilich
noch über den ei-
genen Bereich
hinaus: „Das Car-
reras Leukämie
Centrum ist auch
ein wichtiger
Baustein im Ge-
samtgefüge von
Tumorforschung
und -behandlung in Marburg. Ein Zentrum für Immun- und
Tumorbiologie ist ebenfalls bereits bewilligt – mit Förderung
der Deutschen Forschungsgemeinschaft aus dem Topf der
Verbundforschungsförderung.“
Wer Neubauers neue Station betritt, muss sich mit Mund-
schutz und Schutzmantel „bewaffnen“. Die über Doppel-
schleusen zugänglichen Zimmer sind gegenüber der Außen-
welt hermetisch abgeschlossen. Die Frischluft wird durch
Hochleistungs-Partikelfilter zugeführt. In den Räumen
Mit High-Med und High-Techgegen Leukämie
José Carreras Leukämie Centrum in Marburg eingeweiht
herrscht permanent ein leichter Überdruck, um den Zu-
strom von Luft durch die Türen zu verhindern. Und die Was-
serhähne sind mit Legionellen-Filtern ausgerüstet, um auch
hier den Bakterien den Weg zu versperren.
„Dank dieser Ausstattung verbessern sich unsere Erfolgs-
chancen erheblich. Denn nach einer Knochenmarktrans-
plantation ist das Immunsystem des Patienten praktisch aus-
geschaltet und steht den Angriffen von Viren, Bakterien und
Pilzen völlig schutzlos gegenüber“, erklärte Prof. Neubauer.
Neue Medikamente gegen solche Infektionen und neue
Krankenhaustechnik haben mit dazu beigetragen, dass sich
die Prognose aller Leukämien in den vergangenen 20 Jahren
durchschnittlich um 30 Prozent verbessert hat. Das Marbur-
ger Leukämie-Zentrums verfolgt einen translationalen An-
satz, dient also nicht nur entweder der reinen Forschung
oder der Verbesserung der Versorgung, sondern der direk-
ten Umsetzung (Translation) der Forschungsergebnisse in
die Patientenversorgung am selben Ort. ◆
� www.carreras-stiftung.de
Werte stiften ❚ 39
Aktuelles
Die José Carreras Gala zu Gunsten der José Carreras Leukämie-Stiftungfindet am 17. Dezember in Leipzig statt und wird von der ARD live imFernsehen übertragen. Zahlreiche Stars werden sich wieder für Menschenmit Leukämie einsetzen. Fotos: José Carreras Leukämie-Stiftung.
Der spanische Tenor José Carreras gründete die Deut-
sche José Carreras Leukämie-Stiftung im Jahre 1995 aus
Dankbarkeit, dass er von seiner Leukämie-Erkrankung
geheilt werden konnte, und um anderen Leukämiepa-
tienten zu helfen. Die Stiftung hat bislang über 700 Pro-
jekte ermöglicht, die die Erforschung von Heilungsmög-
lichkeiten, die Förderung von Behandlungseinrichtun-
gen, wie Transplantationseinheiten, Tageskliniken und
Rehabilitationszentren, sowie die Unterstützung von
Selbsthilfegruppen und Elterninitiativen zum Ziel
haben. Spendenkonto: 319 96 66 01 bei der Dresdner
Bank AG, BLZ: 700 800 00.
40 ❚ Werte stiften
Was stellt Kohlendioxid im Hefeteig an und wie bastelt man
aus Backzutaten eine Rakete? Mit einem neuen Entdecker-
kochbuch will die Klaus Tschira Stiftung Kinder und Ju-
gendliche für die Natur und ihre Gesetzmäßigkeiten begei-
stern. „Schlau kochen – Ein Entdeckerkochbuch für neugie-
rige Kinder und Erwachsene“ vermittelt nicht nur leckere
Koch- und Backrezepte sowie allerlei Wissenswertes über
Kräuter und Gewürze. Es führt auch in die chemischen und
physikalischen Geheimnisse des Kochens ein. Kinder sollen
so Spaß am Experimentieren, Ausprobieren und Erkunden
bekommen und auf spielerische Weise ihre Sinne schulen.
Klaus Tschira, der schon als Jugendlicher sicher mit Küchen-
waage und Kochtopf umgehen konnte, ermuntert die Kin-
der: „Mit diesem Buch kannst du die ersten Schritte auf
dem Weg zum kleinen Meisterkoch tun.“ Das Kochbuch soll
Lust auf mehr Wissen machen. Deshalb erfahren die Kinder
darin nicht nur, wie man ein würziges Hähnchen zubereitet,
sondern auch warum es im Ofen braun und kross wird. Der
„schlaue Koch“, den man neben ausführlich beschriebenen
Rezepten findet, erklärt kindgerecht die naturwissenschaftli-
chen Phänomene beim Kochen, Backen und Brutzeln. Zu-
sätzlich gibt der „Experimentierkoch“ Anleitung zu span-
nenden Versuchen, wie dem Salz-am-Faden-Experiment,
oder beschreibt mit Hilfe bunter Illustrationen, wie man
eine Essigrakete baut.
Die Rezepte für den „Falschen Hasen“ oder die „Gefüllte
Paprika mit Prinzessinnenkartoffeln“, die dem Geschmack
und in verschiedenen Schwierigkeitsstufen auch den Fähig-
keiten der Kinder angepasst sind, hat der Heidelberger
Koch und Gastronom Wolf Schönmehl zusammengestellt.
Physikdidaktikerin Manuela Welzel-Breuer erklärt die Wis-
senschaft dahinter und verführt die Leser zum Experimen-
tieren. Darin ist die Professorin der Pädagogischen Hoch-
schule Heidelberg äußerst erfahren, denn sie leitet die For-
scherstation, das Klaus-Tschira-Kompetenzzentrum für
frühe naturwissenschaftliche Bildung an der Pädagogischen
Hochschule Heidelberg, in dem ErzieherInnen und Grund-
schullehrkräfte fortgebildet werden.
„Schlau kochen – Ein Entdeckerkochbuch für neugierige
Kinder und Erwachsene“, ISBN 978-3-86528-608-6. ◆
� www.klaus-tschira-stiftung.de
Falscher Hase und EssigraketeSchlau kochen und experimentieren mit neuem Kinderkochbuch der Klaus Tschira Stiftung
Die Klaus Tschira Stiftung fördert Naturwissenschaften
und Informatik und möchte zur Wertschätzung dieser
Fächer beitragen. Das Engagement beginnt im Kinder-
garten und setzt sich in Schulen, Hochschulen und For-
schungseinrichtungen fort. Die Stiftung setzt sich für
neue Formen der Vermittlung naturwissenschaftlicher
Inhalte ein. Sie schreibt auch den Jugendsoftwarepreis
aus und unterstützt Projekte zur frühen naturwissen-
schaftlichen Förderung in Kindergarten und Grund-
schule.
Foto
:Hei
de
Kra
tz
Wirtschaft soll dem Menschen dienenFinanzielle Brücken zu bauen zwischen Kapital und Wissen,
Social Business und Mikrofinanzinstitutionen
Aktuelles
Der Wirtschaftsprüfer und Steuerberater André Marius Le
Prince hat indische Wurzeln und bei Besuchen in Indien ex-
treme Armut kennengelernt. Im Jahr 2008 las er die Bücher
von Muhammad Yunus, der 2006 den Friedensnobelpreis er-
hielt. Er ließ sich von den Ideen Yunus inspirieren, eine Welt
zu schaffen, in der die Wirtschaft dem Menschen dient und
gründete im April 2009 das Unternehmen Just Capital – Glo-
bal Social Business Development GmbH.
Just Capital ist ein modernes Dienstleistungsunterneh-
men, ein Finanzintermediär und gleichzeitig selbst ein So-
cial Business. Das Unternehmen bietet Investoren an, in Mi-
krofinanzinstitute zu investieren. Hierzu verfügt Just Capital
auf Grund des Wirtschaftsprüfungsbackgrounds über eine
große Expertise, innovative, individuelle und dabei kosten-
günstige Strukturen zu schaffen. Die Angebotspalette in Mi-
krofinanzierung reicht von einem kleinen Mikrofinanzinsti-
tut in Togo, bis zu Fonds, in denen Beträge im sechsstelligen
Euro-Bereich und darüber hinaus investiert werden können.
Diesen Anlageprodukten ist gemein, dass sie einen hohen
sozialen Nutzen verfolgen und dass sämtliche Anleger
immer ihr Kapital mit den zugesagten Zinsen im zugesagten
Zeitraum zurück erhalten haben. Mittlerweile haben sich
Mikrofinanzanlagen als eine der sichersten Anlageformen
überhaupt etabliert und eignen sich daher hervorragend für
Gelder wie beispielsweise Stiftungsvermögen, die sicher
und mit einer marktüblichen Rendite angelegt werden sol-
len – mit dem Nebeneffekt, dabei ethisch wertvoll nachhal-
tig zu investieren. Daher lautet das Motto von Just Capital:
Mit Sicherheit gute Rendite. ◆
� www.justcapital.org
Der Mensch steht im MittelpunktDie gemeinnützige Hansa-Gruppe stellt den pflegerischen Nachwuchs
Werte stiften ❚ 41
In zahlreichen caritativen Einrichtungen sind sie zu finden
und arbeiten im häuslichen, ambulanten, teilstationären
oder stationären Bereich: Staatlich anerkannte Alterpfle-
ger und Altenpflegerinnen. Viele davon werden von
der Hansa-Gruppe in Oldenburg ausgebildet, die
auch verschiedenste Modellprojekte zur Verbes-
serung der Pflege durchführt und Ihre Er-
kenntnisse in die Ausbildung einfließen lässt.
Die Berufsfachschulen der Hansa-
Gruppe orientieren sich an den Bedürfnis-
sen unserer alternden Gesellschaft. Ange-
henden Pflegekräfte können aus einer Viel-
zahl von Bildungsangeboten auswählen. Ei-
nige entscheiden sich nach Ihrer Ausbil-
dung für ein Studium im Bereich der Pfle-
gewissenschaften, Pflegepädagogik oder im
Pflegemanagement.
Neben all den theoretischen und fachli-
chen Grundlagen liegt das Hauptaugenmerk
der Ausbildung auf dem Menschen: große so-
ziale Kompetenz, Einfühlungsvermögen und Kommunika-
tion- und Organisationsvermögen sind wichtige Aspekte. An-
gehenden Pflegekräfte lernen aber auch, wie wichtig
Freizeit, Kultur und Sport in der täglichen Betreu-
ung sind. Abwechslung, neue Erfahrungen und
eine feste Tages- und Wochenstruktur tragen
entscheidend zur Lebensqualität der zu Pfle-
genden bei.
Die Hansa-Gruppe plant, baut und verwal-
tet seit 1982 in Nord- und Mitteldeutsch-
land zahlreiche Senioreneinrichtungen.
Ziel der Arbeit ist es, den Lebensabend äl-
terer Menschen so angenehm wie mög-
lich zu gestalten und dabei den individuel-
len Freiraum der Senioren solange wie
möglich zu erhalten. Unabhängig davon, ob
sie Unterstützung in der eigenen Häuslich-
keit benötigen, in eine betreute Wohnung
oder in eine Pflegeeinrichtung ziehen. ◆
� www.seniorenheime-hansa.de
42 ❚ Werte stiften
Die zum Teil drastischen Vermögensverluste, die andere Stif-
tungen im vergangenen Jahr hinnehmen mussten, konnte
die Stiftung Standortsicherung aufgrund eines guten Fonds-
managements im Rahmen halten und kann damit auch in
diesen schwierigen Zeiten ihrer Fördertätigkeit uneinge-
schränkt nachkommen,“ erläutert Landrat und Stiftungsrats-
vorsitzender Friedel Heuwinkel. Entsprechend hat die Stif-
tung Standortsicherung im Jahr 2008 mit rund 460.000
Euro 17 Projekte gefördert. Seit Stiftungsgründung flossen
insgesamt 5,17 Mio. Euro in 69 Projekte.
5,17 Millionen Eurofür 69 Projekte
Darüber hinaus sind zwei weitere Stiftungen in die Verwal-
tung aufgenommen worden, so dass die Stiftung Standortsi-
cherung inzwischen sechs Stiftungen mit insgesamt 2,4 Mio.
Euro Stiftungsvermögen betreut. Auch darüber werden 21
Projekte in Lippe gefördert. Rund 135.000 Euro konnten so
für Bildung, Wissenschaft und Kultur zur ausgeschüttet wer-
den. Schwerpunkte der Stiftungsaktivitäten im Bereich Bil-
dung bildeten 2008 die Schaffung zusätzlicher Ausbildungs-
plätze, insbesondere über den Verein „Chance Ausbildung
Lippe”, und die Förderung von Kindern und Jugendlichen
mit Migrationshintergrund.
Innovationen zählen zu den wichtigsten Impulsgebern
für Wachstum und Beschäftigung. Im Bereich Wissenschaft
und Forschung wurden deshalb im Jahr 2008 von der Stif-
tung Standortsicherung vor allem Stiftungsprofessuren an
den lippischen Hochschulen gefördert. Die Stiftung Stand-
ortsicherung unterstützte außerdem herausragende kultu-
relle Veranstaltungen wie „Wege durch das Land“, aber auch
Aktivitäten, die z. B. Kultur und Bildung auf hervorragende
Weise verbinden wie das „OWL-Kindermusikfest”.
Neben der Projektförderung stand im Jahr 2008 auch in-
tensive konzeptionelle Arbeit auf der Agenda. Am Förderpro-
gramm „Lernen vor Ort“ des Bundes und der Bewerbung
des Kreises arbeitete die Stiftung aktiv mit. „Hier wie auch
bei der Förderung des Nachwuchses in den MINT-Fächern
wird sich die Stiftung zukünftig intensiv engagieren,“ erläu-
tert Dr. A. Heinrike Heil die künftige Ausrichtung der Stiftung.
Dr. Karl Fischer-Stiftungfür Ausbildungsförderungunterstützt die schulischeund berufliche Ausbildung
„Der Treuhänder der Stiftung Standortsicherung kümmert
sich um die Gremiensitzungen, den Schriftverkehr und die
Buchhaltung. So kann ich mich vollständig auf die inhaltli-
che Arbeit und die Verwirklichung meiner eigenen Vorstel-
lungen konzentrieren“, erklärt Käthe Fischer. Sie hat im Ge-
denken an ihren verstorbenen kriegsblinden Ehemann Dr.
Karl Fischer die gemeinnützige „Dr. Karl Fischer-Stiftung
für Ausbildungsförderung“ gegründet. Die Fördermittel
kommen jungen Menschen für die schulische und berufli-
che Aus-, Weiter- und Fortbildung im Westfälischen Kinder-
dorf Lipperland in Barntrup zugute.◆
�www.lippeimpuls.de
Stiftung StandortsicherungKreis Lippe trotzt Finanzkrise
Förderungen auch weiterhin uneingeschränkt möglich
Landrat Friedel Heuwinkel dankt Käthe Fischerfür ihr stifterisches Engagement.
Berichte und Kampagnen
Berichte und Kampagnen
Ein kleiner, hilfloser Welpe an einer viel befahrenen Straße
auf der Ferieninsel Ibiza. Anhalten oder wegschauen, diese
Frage stellte sich Martina Andrae-Wagner. Sie hielt an – und
der kleine Hund namens Sorpresa (Überraschung) ist mitt-
lerweile seit 12 Jahren ihr treuer Begleiter.
Geprägt von dem Erlebnis mit dem Welpen am Straßen-
rand suchte sie Kontakt zu einem Tierschutzverein auf Ibiza.
Geschockt von den Zuständen vor Ort beschloss sie, sich
für den Tierschutz zu engagieren. Den sicheren Job als Re-
gierungsangestellte gab sie auf und widmete sich dem Tier-
schutz auf Ibiza. Nach der Rückkehr nach Deutschland im
Jahre 2000 gründete sie den Verein Tierhilfe Ibiza e.V. Zahl-
reiche ausgesetzte, gepeinigte und in den so genannten Per-
reras (Tötungsstationen) abgegebene Tiere konnten in ein
neues Heim vermittelt werden.
Das Engagement von Martina Andrae-Wagner sprach sich
auch in Deutschland herum: Immer häufiger wurde sie ge-
beten, alte, kranke, behinderte oder problematische Tiere
bei sich aufzunehmen. So entstand zusätzlich zu der Auf-
fangstation ein Gnadenhof, der mittlerweile 47 Hunde, 6
Pferde und 6 Katzen beheimatet. Selbst Tierheime kommen
immer wieder auf Martina Andrae-Wagner zu, da diese oft
nicht in der Lage sind, alte und behinderte Hunde artge-
recht zu halten und zu versorgen.
Mittlerweile ist aus dem Gnadenhof eine „Seniorenresi-
denz für Tiere“ entstanden. Die Nachfrage nach „freien Plät-
zen” ist groß. Um ihr gerecht zu werden, ist der Verein drin-
gend auf finanzielle Spenden angewiesen und hat bei der
Sparkasse Siegen (BLZ: 460 500 01) ein Spendenkonto ein-
gerichtet (Konto-Nr. 9 106 766).
Neben Spenden freut sich der Verein auch ganz beson-
ders über ehrenamtliche Mitstreiter um die Idee der „Senio-
renresidenz für Tiere“ weiterauszubauen. ◆
� www.hundehilfe-ibiza.de
Letzte Chance für herrenlose Tiere
Der Tierhilfe Ibiza e. V. rettet Tiere aus spanischen Tötungsstationenund nimmt alte und kranke Tier auf
44 ❚ Werte stiften
Berichte und Kampagnen
Richard bekam mit 2 ½ Monaten eine schwere Gehirnhaut-
entzündung und schwebte in Lebensgefahr. Der Bunte Kreis
stützte und tröstete die Eltern in dieser Lebenskrise. Die Mut-
ter hatte nicht nur Angst um Richard, gleichzeitig sorgte sie
sich um ihre beiden älteren Kinder zu Hause. Für den Vater
war es schwierig, für eine lange Zeit frei zu nehmen, weil er
Angst um seinen Arbeitsplatz hatte. So stand er unter enor-
mem nervlichen Druck. Der Bunte Kreis organisierte eine
Familienhelferin und unterstützte die Familie finanziell, weil
die langen Fahrten in die Klinik viel Geld kosteten. Richard
überlebte die Hirnhautentzündung, aber er war ertaubt. Eine
Nachsorgeschwester des Bunten Kreises leitete die Mutter
zu Hause im Umgang mit ihrem Kind an, das nun nichts mehr
hörte. Eine schwere Operation folgte, das Einsetzen eines
Cochlear-Implantats. Diese Implantate ermöglichen wieder
hören zu können. Wenngleich es bei weitem nicht ein gesun-
des Hören ersetzen kann, ermöglicht es doch Richard, Spra-
che zu erlernen und sich zu entwickeln. Auch in dieser Phase
stand die Nachsorgeschwester den Eltern zur Seite. In einer
Reha-Klinik wurde Richard wieder ans Hören gewöhnt.
Nach diesem Krankheits- und Klinik-Marathon war die
Mutter nur noch erschöpft und wieder half der Bunte Kreis,
dass eine Unterstützung ins Haus kam. Richard geht es heute
gut, aber natürlich braucht er besondere Aufmerksamkeit und
Zuwendung. Der Bunte Kreis ist als hilfreicher Partner noch
immer erreichbar, zum Beispiel, um bei der Krankenkasse
fachkundig zu argumentieren, damit die Kosten für den ka-
putten Signalempfänger des Implantats übernommen werden.
Die Nachsorge des Bunten Kreisesunterstützt und gibt Sicherheit
Richards Eltern erlebten, was viele Eltern schwer kranker
Kinder durchmachen, berichtet Dr. Friedrich Porz, Oberarzt
an der Kinderklinik Augsburg: „Bis alleine die Diagnose fest-
steht haben Eltern oft schon einen langen Weg hinter sich“.
Zum Diagnoseschock, zur Sorge um das Leben des Kindes
und zum Stress langer Klinikaufenthalte kommt häufig auch
noch die Verantwortung, Entscheidungen zu treffen, zum
Beispiel ob das Kind operiert werden soll, auch wenn die
Risiken hoch sind.
Vor 15 Jahren wurde der Bunte Kreis von engagierten
Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen der Kinderklinik, von Kli-
nikseelsorgern und Selbsthilfegruppen gegründet. Aus ihren
Erfahrungen heraus wussten sie welche Probleme Eltern
vor allem nach der Entlassung ihrer Kinder aus der
Rundum-Hightech-Intensivbetreuung des Krankenhauses
bewältigen müssen. Ist die Wohnung für das kranke Kind
überhaupt geeignet? Wer hilft bei der Pflege? Wo ist Unter-
stützung zu bekommen? Wie kann man verhindern, dass
sich gesunde Geschwisterkinder zurückgesetzt fühlen und
immer wieder die Angst wird mein Kind gesund?
Aus der Praxis heraus entwickelte der Bunte Kreis eine
Familiennachsorge, die all das umfasst, was Familien mit
schwerst-, krebs- und chronisch kranken Kindern brauchen.
Ein Team aus Kinderkrankenschwestern, Sozialpädagogen,
Psychologen, Kinderärzten und Seelsorgern sind bei allen
Problemen schnell erreichbar. Nachsorgeschwestern, die die
Eltern meist schon aus der Klinik kennen, betreuen die klei-
Richard hört wiederDer Bunte Kreis bietet Hilfe in schwerer Zeit –
Kreissparkasse Augsburg leistete wichtige Aufbauarbeit
Eltern kompetent machen in der Nachsorge. Jetzt können Eltern auchmit der Technik alleine umgehen.
Werte stiften ❚ 45
nen Patienten vor Ort also im heimischen Umfeld und sor-
gen dafür, dass die Familie mit der aufwendigen Pflege und
allen anderen Belastungen bald alleine zurecht kommt. Die
Beratung und Betreuung des Bunten Kreises geht weit über
diese medizinische Pflege hinaus: ob Gespräche mit der Psy-
chologin notwendig sind, weil Eltern und Geschwisterkin-
der seelisch mit dem Geschehen nicht mehr fertig werden,
ob eine finanzielle Notsituation durch die kostenintensive
Behandlung des kranken Kindes eingetreten ist, ob eine Re-
hamaßnahme für das kranke Kind geplant werden muss
oder eine Mutter dringend Haushaltsentlastung braucht –
mit keinem Problem werden die Eltern alleine gelassen.
Wegweisend ist zudem die Management-Funktion der Nach-
sorgeschwestern und SozialpädagogenInnen, sie geben den
betroffenen Orientierung in unserem zwar hoch speziali-
sierten, aber auch unübersichtlichen Gesundheits- und Sozi-
alsystem und binden Helfer ein, die im Einzelfall notwendig
sind. Mittlerweile betreut der Bunte Kreis weit über 1000
Familien jährlich in der Region Nordschwaben.
Das Nachsorgezentrum
Mit dem 1999 ganz mit Spenden- und Stiftungsgeldern er-
bautem Nachsorgezentrum des Bunten Kreises, direkt an
der Kinderklinik Augsburg, wurde neben der unterstützen-
den Hilfe im häuslichen Bereich ein Ort geschaffen, an dem
Ein Cochlear-Implantat ermöglicht Richard wieder zu hören und Sprache zu erlernen
46 ❚ Werte stiften
betroffene Familien mit all ihren Sorgen und Ängsten Gehör
finden und professionellen Rat und Hilfe bekommen.
Die Räumlichkeiten bieten ausreichenden Platz für Schulun-
gen zum Beispiel für Kinder mit Asthma, Diabetes, Neuro-
dermitis und mit starkem Übergewicht. Chronisch kranke
Kinder und ihre Familien lernen in diesen Trainings mit der
Krankheit im Alltag besser zurecht zu kommen. Ein eigener
Kindergarten steht vormittags den kranken Kindern aus der
Klinik und nachmittags den gesunden Geschwisterkindern
zur Verfügung, während sich die Eltern um die kranken Kin-
der kümmern.
Auch das ist der Bunte Kreis: Auf dem Gelände des Nach-
sorgezentrums ist unter tatkräftiger Mithilfe vieler Eltern
eine kleine Reitanlage entstanden, die genügend Platz für
vierbeinige Therapeuten wie Esel, Ponys, Pferde, Hund und
ein Minischwein bietet. Speziell in Tiergestützter Therapie
ausgebildete Mitarbeiterinnen erweitern für die kleinen Pa-
tienten aber auch Geschwister und Eltern das pädagogische
und therapeutische Angebot des Bunten Kreises.
Finanzierung der Familiennachsorge
Notwendigkeit und Nutzen von Nachsorge sind unbestrit-
ten und auch wissenschaftlich belegt, während die Finanzie-
rung der Nachsorge diesem Stand noch nicht entspricht.
Nachsorgeeinrichtungen finanzieren sich in der Regel über
eine Mischung verschiedener Finanzquellen, wie Kranken-
kassenleistungen, staatliche Gelder aus der Offenen Behin-
dertenarbeit, Spenden, Sponsoring, Bußgelder und Stiftun-
gen. Grundsätzlich ist zu sagen, dass die „öffentlichen“ Fi-
nanzierungsgrundlagen die Kostenaufwendungen der Ein-
richtung nicht decken und zudem oft nur in einem engen,
vorgegebenen Rahmen eingesetzt werden können. Vorteil
der ergänzenden Finanzierungsquellen ist, dass die Gelder
nach Vereins- oder Stiftungssatzung flexibel dort eingesetzt
werden können, wo sie benötigt werden.
Der Bunte Kreis beantragte von Anfang an auch Gelder
bei bereits bestehenden Stiftungen zur Unterstützung für
seine Nachsorgearbeit wie z. B. Zuschüsse zu Bauvorhaben
oder zeitlich befristete Stellenfinanzierungen.
Alle Spenden an den Bunten Kreis werden zu 100 Pro-
zent für die Nachsorgebetreuung der kleinen Patienten und
Jugendlichen eingesetzt. Das ist nur mithilfe einiger fester
Hauptsponsoren möglich, die die „sonstigen“ Kosten über-
nehmen, z.B. Spendenwerbung, Veranstaltungen, Verwal-
tungskosten und Organisationsaufwand.
Aufbau einer eigenen Stiftung
Um dem Bunten Kreis eine solide Grundlage für die Zukunft
zu schaffen und den Fortbestand dieser Einrichtung zum
Wohle der betroffenen Familien zu sichern, errichtete der
Verein zur Familiennachsorge Bunter Kreis e.V. zusammen
mit der Kreissparkasse Augsburg 1998 eine Trägerstiftung
mit dem Namen „Offene Stiftergemeinschaft Bunter Kreis –
Kreissparkasse“. Die Kreissparkasse Augsburg war von An-
fang an Partner des Bunten Kreises und leistete wichtige
Aufbauarbeit, nicht nur als finanzieller Partner sondern auch
in der Vermittlung betriebswirtschaftlichen Know-hows. Es
wurde die Stiftungsform einer sogenannten „Trägerstiftung“
gewählt, weil unter ihrem Dach verschiedene Möglichkei-
ten bestehen, einmalig oder kontinuierlich, mit kleinen oder
großen Beträgen Mitglied der Stifterfamilie zu werden.
Die Stiftergemeinschaft
Der Begriff der „Offenen Stiftergemeinschaft“ bringt zum
Ausdruck, dass die Stiftung offen ist für jeden, der sich
• finanziell durch Zustiftungen, unterstützende selbständige
oder treuhänderische Stiftungen, durch Spenden, zinslose
Darlehen oder letztwillige Verfügungen,
• durch persönliche Mitarbeit in der aktiven Stiftungsarbeit
• oder anderweitiges Engagement
für die Erreichung des Stiftungszwecks einsetzt.
Zweck der Stiftung ist die Unterstützung von Familien mit
chronisch-, krebs- und schwerstkranken Kindern, vorrangig
Sascha Leonie wurde als Frühchen mit 800 gr geboren und hat sich ge-sund entwickelt
Werte stiften ❚ 47
Berichte und Kampagnen
aus dem Regierungsbezirk Schwaben. Die Seriosität der Stif-
tung wird dadurch unterstrichen, dass die Kreisparkasse
Augsburg die Verwaltung der Stiftung unter ihre sachkun-
dige Obhut nimmt und mit modernem Management unter-
stützt.
Die Stiftergemeinschaft bietet sowohl Privatpersonen als
auch Unternehmen die Möglichkeit, eine eigene Stiftung
mit dem eigenen Namen des Stifters unter der Obhut der
Offenen Stiftergemeinschaft zu errichten. Möglich ist
zudem, das Stiftungsvermögen der Trägerstiftung durch eine
Zustiftung zu erhöhen oder einfach Projekte durch Spen-
den zu unterstützen. Was für die Stifter wichtig ist- auf sie
kommt keine weitere Arbeit zu, sie erhalten regelmäßig Re-
chenschaft und können wenn sie es wünschen die Stiftung
selbst aktiv durch persönliche Mitarbeit begleiten. Die Mög-
lichkeit der Zustiftung ist bis jetzt allerdings noch weniger
bekannt als die der Spende, so dass der Kapitalstock der
Stiftung nur langsam wächst.
Vorteile der Stiftung
Die Stiftergemeinschaft als private Initiative will die staatlichen
Aufgaben im Gesundheitsbereich ergänzen und nicht ersetzen.
Der Bunte Kreis hat auf lange Sicht Sozialaufgaben übernom-
men und braucht eine beständige finanzielle Plattform und
Planungssicherheit. Die Stiftung hat für die Sozialeinrichtung
den großen Vorteil, dass die Zinserträge, die sie aus dem Ver-
mögen erwirtschaftet relativ konstant sind, während das
Spendenaufkommen starken Schwankungen unterliegen
kann und die ständige Spenden Akquise zudem enormen
zeitlichen, finanziellen und personellen Einsatz erfordert. ◆
� www.bunter-kreis.de
„Anlass für die Gründung der Monika und Peter Schol-
ten Stiftung war, wie in vielen Fällen, ein trauriges Ereig-
nis: meine Frau Monika verstarb am 3. Oktober 2008 mit
61 Jahren an Krebs. Ihr Tod sollte wenigstens im Nach-
hinein einen Sinn haben und ihr Name erhalten bleiben.
Bei der Suche
nach einem Stif-
tungszweck bin
ich relativ schnell
fündig geworden.
Ich habe mich
eines Artikels über
die tiergestützte
Therapie im Bun-
ten Kreis erinnert,
den ich als Redak-
teur der „Dritten
Seite“ bei der
Augsburger Allge-
meinen bearbeitet und der mich seinerzeit sehr beein-
druckt hatte. Mir war wichtig, dass die Stiftung sowohl
Menschen als auch Tieren zugute kommt, weil meine
Frau Monika sich stets auch für Tierschutz eingesetzt hat.
In der tiergestützten Therapie habe ich meiner Ansicht
nach die ideale Kombination gefunden. Ich konnte mich
inzwischen mehrfach davon überzeugen, welch wert-
volle Arbeit mit vierbeinigen Therapeuten dort für junge
Menschen geleistet wird.
Stiften ist nicht nur etwas für Reiche
Auch Kleinvieh macht Mist, und viele „kleine Stiftungen“
können Großes bewirken. Den Schritt einer Stiftungs-
gründung getan zu haben, gibt mir ein gutes Gefühl und
hilft mir, den Tod meiner Frau zu verarbeiten. Und die
Zustimmung in meinem Freundeskreis macht mich auch
ein kleines bisschen stolz.”
Ihr Name soll in Erinnerung bleiben.
Ein Stifter der Stiftergemeinschaft des Bunten Kreises zu seinen Motiven
Tiergestütze Therapie:Gücksmomente auf dem Pferderücken
Überreichung der Stiftungsurkunde:Vorstandsmitglied Manfred Stöckl, PeterScholten und Holger Carstens, Leiter desKompetenzcenters Nachlass- und Stif-tungsmanagement der KreissparkasseAugsburg
48 ❚ Werte stiften
Die Schule haben sie beendet – die meisten von ihnen. Ei-
nige haben sogar eine Ausbildung gemacht. Jetzt stehen sie
in Schlangen am Eingang zur Jobmesse und warten. 30.000
junge Menschen sind nach Cuddalore/Indien gekommen in
der Hoffnung hier einen Arbeitsplatz zu finden.
„Die Jobmesse ist eine Verknüpfungsstelle zwischen Be-
werbern und Firmen“, erklärt Salesianerpater John Bosco,
der das Programm „Vazhikaatti“, auf Deutsch „Wegweiser“
für junge Arbeitssuchende im südindischen Bundesstaat
Tamil Nadu leitet. „Vazhikaatti lädt 7.000 Firmen zur Messe
ein, in der Regel sind es 300 bis 350, die dann tatsächlich
teilnehmen“, so P. Bosco. Bevor die Messe startet registrie-
ren sich die jungen Arbeitssuchenden an fünf verschiede-
nen Orten im Distrikt. Schulbildung, Interessen und son-
stige Qualifikationen werden notiert und an die Firmen wei-
tergegeben. „Zur Jobmesse laden wir dann all diejenigen
ein, die von den potentiellen Arbeitgebern ausgewählt wer-
den“. Die Jobmesse dauert drei Tage. Ein Bewerbungstrai-
ning macht die Jungs und Mädchen fit für die Gespräche
mit den Firmen. Ihre neu erworbenen Fähigkeiten, können
die Arbeitssuchenden im Anschluss beim Vorstellungsge-
spräch mit ihren potentiellen Arbeitgebern unter Beweis
stellen. Mehr als die Hälfte der Teilnehmer erhält dann tat-
sächlich ein Jobangebot. „63.000 junge Leute haben wir im
vergangenen Jahr vermitteln können“, so P. Bosco.
Job- und Karrieremessenfür Schüler und Jugendliche
Indiens Wirtschaft boomt. Warum ist es trotzdem so schwie-
rig für junge Menschen einen Job zu bekommen? „Ihnen
fehlt das nötige Know-How um die Arbeitsplatzsuche“, er-
klärt P. Bosco, „Besonders Jugendlichen aus sozial schwa-
chen Familien mangelt es an Kenntnissen darüber, wie man
sich bewirbt und wie man bei einem Vorstellungsgespräch
auftreten sollte. Dieses Wissen vermitteln staatliche Schulen
nicht.“ Die Jobmesse, die fünf Mal im Jahr an unterschiedli-
chen Standorten in Tamil Nadu stattfindet, ist nur ein Teil
Keine Jobs trotz Wirtschaftswachstum?Wie Salesianer Don Boscos jungen Menschen in Indien den Berufseinstieg erleichtern
Berichte und Kampagnen
Fotos: A. Mesli
Werte stiften ❚ 49
des vom Bonner Kinderhilfswerk Don Bosco Jugend Dritte
Welt geförderten Programms „Vazhikaatti“, das sich speziell
an Arbeitssuchende zwischen 18 und 30 Jahren richtet und
sie auf dem Wegstück zwischen Schule/Ausbildung und er-
ster Anstellung begleitet.
Pater Bosco und seine 32 Mitarbeiter organisieren zu-
sätzlich Karrieremessen für Schüler. „Wir wollen den Ju-
gendlichen möglichst früh die Qualifikationen mit auf den
Weg geben, die man benötigt um einen Job zu finden.“
4.000 bis 5.000 Schüler der Oberstufe werden zu einer sol-
chen Messe, die meistens in einer großen Schule stattfindet,
eingeladen. Dort erfahren sie alles, was sie über die Themen
Berufswahl, Ausbildung und Jobsuche wissen müssen.
„Unser Ziel ist, dass sich die jungen Leute klare Vorstellun-
gen von den unterschiedlichen Berufsgruppen machen und
sich für eine bestimmte Richtung entscheiden können. Wel-
che Qualifikationen sie dafür benötigen erfahren sie auch
bei den Karrieremessen.“
Aber damit nicht genug: „Um langfristig und weitflächig
erfolgreich zu sein, gehen wir direkt in die Schulen und füh-
ren Schulungen mit Lehrern und Schülern durch. So wollen
wir erreichen, dass sie schon im regulären Schulunterricht
fit für den Job gemacht werden.“
Die intensive Forschungsarbeit, die die Mitarbeiter von
Vazhikaatti zum Thema Arbeitsmarkt seit zehn Jahren betrei-
ben, hat sich bewährt: Hunderttausende junge Menschen
haben dank der bedarfsorientierten Unterstützung einen
Job gefunden. Das hat auch die Politik erkannt: Der Bundes-
staat Tamil Nadu stellt bei allen Jobmessen das nötige Perso-
nal zur Verfügung. „Aktualität und Nähe zum Arbeitsmarkt,
das ist unser Erfolgsrezept!“, so P. Bosco.
Das Programm Vazhikaatti ergänzt die Schul- und Ausbil-
dungsprogramme der Salesianer Don Boscos im Bundes-
staat Tamil Nadu. 41 Schulen und 49 Berufsbildungszentren
geben jungen, benachteiligten Menschen neue Chancen
und bereiten sie auf ihr Berufsleben vor. ◆
Berichte und Kampagnen
Don Bosco Jugend Dritte Welt e.V. fördert Projekte der
Salesianer Don Boscos im Bereich Arbeit mit Straßen-
kindern, beruflichen Bildung und Frauenförderung in
92 Ländern Asiens, Afrikas, Lateinamerikas und Osteuro-
pas. Jugend Dritte Welt hat seinen Sitz in Bonn und fi-
nanziert sich durch private Spenden, Zuwendungen pri-
vater und öffentlicher Geldgeber.
� www.jugend-dritte-welt.de
50 ❚ Werte stiften
20 Jahre nach dem Fall der Mauer sind längst alle Minen
und Sprengfallen entlang der deutsch-deutschen Grenze ge-
räumt. Ebenso sind die Minen und Blindgänger der beiden
Weltkriege, die noch viele Jahre nach dem ersehnten Frie-
den in Deutschland und Europa Menschenleben forderten,
heute keine Gefahr mehr für uns. Andere Völker aber leiden
jeden Tag aufs Neue unter den explosiven Hinterlassen-
schaften unzähliger Kriege weltweit. Gerade wir Deutschen
sollten ihnen die Hand reichen und ihnen helfen, ohne
diese tägliche Bedrohung leben zu dürfen.
Die Experten von Demira kümmern sich seit 1996 um
die Menschen, die nicht das Glück haben in einer starken
Volkswirtschaft geboren zu sein und die sich nicht selbst
helfen können. Der Arbeitsschwerpunkt von Demira liegt
auf der humanitären Minen- und Kampfmittelräumung
sowie in der medizinischen Nothilfe für von Kriegen und
Naturkatastrophen betroffene Länder. In Krisensituationen
kann Demira auf die ehrenamtlich arbeitenden Ärzte und
Rettungsassistenten einer Emergency Response Unit zählen
und schnell und unbürokratisch weltweit medizinische So-
forthilfe leisten. In der Minenräumung konzentriert sich De-
mira auf die Länder des ehemaligen Jugoslawiens und An-
gola im südlichen Afrika. Der Verein entsendet Spezialisten
für die Ausbildung von einheimischen Minenräumteams
und legt selbst Hand an, wenn es gefährlich wird.
Wenn Demira seine Räumteams in Bosnien im Dezember
in die Winterpause schickt, werden auch dieses Jahr wieder
mehr als 2.000.000 Quadratmeter Siedlungsland, Ackerfläche
und Naturschutzgebiet von Minen und Blindgängern geräumt
sein. Die Minenräumung wird über Spenden und Sponsoren
ermöglicht. Weitere Spender werden dringend benötigt.
Spendenkonto 131 516 bei der Stadtsparkasse München,
BLZ 701 500 00. ◆
� www.demira.org
Berichte und Kampagnen
Vorsicht MineDer Verein Demira Deutsche Minenräumer säubert Jahr für Jahr
2.000.000 Quadratmeter Land von alten Kriegsminen
Werte stiften ❚ 51
Berichte und Kampagnen
Am zweiten Weihnachtsfeiertag vor fünf Jahren erreichten
uns Bilder und Nachrichten, die die ganze Welt erschütter-
ten. Eine gewaltige Flutwelle überspülte die Küstengebiete
von elf Ländern – von Indonesien bis Somalia. Die traurige
Bilanz: 230.000 Tote und über zwei Millionen Obdachlose.
Ganze Regionen wurden dem Erdboden gleichgemacht.
Dörfer verwandelten sich in Geisterdörfer – die Flut riss
ganze Dorfgemeinschaften in den Tod. Tausende Häuser,
Straßen, Brücken, Schulen und Krankenhäuser wurden zer-
stört. Indonesien hatte mit 168.000 Toten die meisten Opfer
zu beklagen. In Sri Lanka starben über 38.000 Menschen,
900.000 verloren ihr Zuhause.
Die Mitgliedsorganisationen von Aktion Deutschland
Hilft begannen unmittelbar nach der Katastrophe mit der
Not- und Soforthilfe. Tausende Mitarbeiter der 17 Hilfsorga-
nisationen arbeiteten rund um die Uhr, versorgten Verletzte,
verteilten Nahrungsmittel sowie Medikamente und bauten
provisorische Unterkünfte.
Auch jetzt – fünf Jahre danach – sind die Mitgliedsorga-
nisationen noch vor Ort engagiert. Denn auf die Soforthilfe
folgte der Wiederaufbau. Tausende Häuser wurden gebaut,
die zerstörte Infrastruktur wieder hergestellt und Schulen
sowie Krankenhäuser errichtet. Helfer verteilten Netze,
Boote und Motoren an die heimischen Fischer. Kleinstkre-
dite ermöglichten den Betroffenen, sich ihre verlorene Exi-
stenz wieder aufzubauen. Dank der großzügigen Spenden-
bereitschaft der Deutschen konnte Millionen Menschen ge-
holfen werden.
Auch jüngst das schwere Erdbeben auf Sumatra Ende
September zeigt, wie wichtig eine schnelle aber auch nach-
haltige Hilfe ist. Aufgrund der vorhandenen Strukturen der
Mitgliedsorganisationen konnte die Hilfe für Betroffene in
der Erdbebenregion rasch und effektiv in die Wege geleitet
werden. Durch Vernetzung und ständigen Informationsaus-
tausch ist das Bündnis Aktion Deutschland Hilft in der Lage,
schnell in Krisenregionen aufzubrechen. Wie in den Regio-
nen, die der Tsunami verwüstete, werden die Bündnispart-
ner auch den Menschen auf Sumatra in den nächsten Mona-
ten zur Seite stehen und ihnen helfen eine neue Zukunft
aufzubauen. Spenden machen diese Hilfe erst möglich:
Spendenkonto 10 20 30 bei der Bank für Sozialwirtschaft,
BLZ 370 205 00. Auch Onlinespenden sind möglich. ◆
� www.aktion-deutschland-hilft.de
Fünf Jahre nachdem TsunamiAktion Deutschland Hilftengagiert sich weiterhin
Foto: ADH/Trappe
52 ❚ Werte stiften
Erstmals ist am 11. November 2009 der Förderpreis Musik-
vermittlung von Musikland Niedersachsen und der Nieder-
sächsischen Sparkassenstiftung verliehen worden. Mit dem
Preis werden Konzepte gefördert, die neuen Publikumskrei-
sen besondere Zugänge zur Musik ermöglichen. Das Preis-
geld in Höhe von 47.000 Euro unterstützt die Realisierung
von sechs Projekten.
47.000 Euro Preisgeld
Um den neuen Förderpreis hatten sich 90 niedersächsische
Musik-Veranstalter beworben. Dies zeigt, dass es ein großes
aktuelles Bedürfnis nach Entwicklung und Förderung neuer
musikalischer Veranstaltungsformen gibt. Am Wettbewerb
beteiligt haben sich Konzertveranstalter, Orchester, Ensem-
bles, Theater, Festivals, Musikschulen, allgemeinbildende
Schulen, Kirchenmusiker, Blaskapellen und Chöre aus ganz
Niedersachsen. Um der Vielfalt der zahlreichen qualitätvol-
len Bewerbungen gerecht zu werden, wurde die Zahl der
Preisträger auf sechs erhöht. Der Preis wurde auf der Jahres-
konferenz Musikland Niedersachsen 2009 verliehen. Die
Konferenz versammelt die Musik-Entscheider des Landes
aus den Bereichen Festival, Musiktheater, Kirchenmusik, Kul-
turpolitik, Stiftungen und Verbänden. Ziele sind gegenseitige
Information und Austausch, fachliche Anregung, Vernetzung,
Verdeutlichung von Qualitätsstandards.
Mit Musikland Niedersachsen unternimmt es ein Bun-
desland erstmals, die Musikkultur in ihrer Vielfalt und Breite
mit Blick auf aktuelle Wahrnehmungs- und Verhaltensmuster
weiter zu entwickeln. Möglichst vielen Menschen, auch
neuen, oft jüngeren Zielgruppen, sollen neue Zugänge zur
aktiven Teilnahme am musikalischen Leben ermöglicht wer-
den. Zu diesem Zweck hat Musikland Niedersachsen in den
vergangenen 12 Monaten einen landesweiten Dienst für
Musikvermittlung aufgebaut. Im Herbst ging zusätzlich eine
interaktive Internet-Plattform online. Träger des Projektes
Musikland Niedersachsen ist die Stiftung Niedersachsen, un-
terstützt wird es zu gleichen Teilen vom Land Niedersach-
sen und von der Niedersächsischen Sparkassenstiftung.
Die Preisträger
„Rheingold – Der Film“ ist ein Gemeinschaftsprojekt des
MusikZentrum Hannover gGmbH, der Staatsoper Hannover,
Förderpreis Musikvermittlungin Niedersachsen
zum ersten Mal verliehen
Förderpreise / Wettbewerbe
Werte stiften ❚ 53
der TVN Film & TV Production und ca. 50 Jugendlichen aus
Hannover. Auf der Grundlage von Wagners Musikdrama ent-
stehen vier Musikfilmclips. Das Ergebnis wird als Filmvor-
führung im Opernhaus präsentiert. Innerhalb von sechs Mo-
naten werden die Musik- und Filmsequenzen entwickelt.
Workshops finden in den Bereichen Musik, Schauspiel,
Komposition, Technik, Choreographie, Sport- und Stunttrai-
ning statt. Ein Besuch des „Ring des Nibelungen“ in der
Staatsoper und ein Austausch mit professionellen Sängerin-
nen und Sängern ist Bestandteil des Projekts. Die Jugendli-
chen werden in Einrichtungen der offenen Jugendarbeit,
Förder-, Real- und Hauptschulen angesprochen.
Das Tanzprojekt „I.G.O.R.“ entspringt einer Initiative des
Goslarer Komponisten Wolfgang Knuth und wird mit der
Hauptschule Kaiserpfalz in Goslar realisiert. Neben der tän-
zerischen Umsetzung erarbeiten Schüler der Schule alters-
übergreifend und interdisziplinär verschiedene Aspekte zu
Strawinskys Leben und Werk für eine öffentliche Präsenta-
tion und beteiligen sich an der technischen Realisation des
Projektes (Bau einer Konzertmuschel).
Das Konzept zu „Labor Orchester“ wird von der Gesell-
schaft der Freunde der Sommerlichen Musiktage Hitzacker
e.V. getragen und wird bei den Sommerlichen Musiktagen
Hitzacker realisiert. Im Lauf eines Tages wird an mehreren
Stationen eine klassische Komposition auf unterschiedliche
Weise vorgestellt und erfahrbar gemacht: Durch Interpretati-
onsvergleiche im Skulpturengarten eines Künstlerpaares, in
einem begehbaren Orchester als Klanginstallation in einem
ländlichen Hotel sowie in einer kompletten Konzertauffüh-
rung zum Abschluss.
„Klänge, die Springe sprengen“ wird realisiert von Kunst
und Begegnung Hermannshof e.V. Der niederländische
Künstler, Lautpoet und Schwitters-Interpret Jaap Blonk ent-
wickelt eine Komposition für Laienchöre in der Region
Springe. In einem gemeinsamen Prozess gehen lautpoeti-
sche Schöpfungen, Improvisation sowie standard-musikali-
sche Muster eine neue reizvolle Verbindung ein. Der Ge-
sangsverein Augusta seit 1887 aus Völksen sowie Mitglieder
weiterer Chöre in der Kommune Springe sind die Hauptak-
teure; das Projekt ist offen für Sänger aus der Region. Leitfa-
den für die Komposition ist eine von Jaap Blonk verfasste
Erzählung, in der viele Neuwortbildungen verwendet wer-
den. Diese setzen sich zusammen aus topografischen
Namen im ehemaligen Kreis Springe.
„Heiderauschen“ wurde konzipiert von Daniel Orthey und
wird realisiert mit der Musikschule für Kreis und Stadt Uel-
zen e.V. Musik-, Grund- und Förderschüler, sowie deren El-
tern setzen sich in jeweils drei Projektgruppen in Zusam-
menarbeit mit dem Komponisten mit einer zeitgenössi-
schen Komposition auf künstlerische Weise auseinander
(Tanz, Bildende Kunst, Theater). Ihre Ergebnisse präsentie-
ren sie gemeinsam in einem Abschlusskonzert. Grundidee
ist es, eine Lernpatenschaft zwischen Schülern, Eltern, Kom-
ponisten und professionellen Musikern aufzubauen.
„Haltbar gemacht“ ist ein Projekt des Vereins der Freunde
und Förderer des Ensembles L’ART POUR L’ART Nieder-
sachsen e.V. Es handelt sich um eine Erweiterung des Pro-
jektes Kompositionsklasse Winsen. Kompositionen von Kin-
dern werden von Profis aufgeführt und von den Kindern zu-
sammen mit Lehrern und Tonmeistern im Studio des Hessi-
schen Rundfunks aufgenommen. Bei dem Projekt „Haltbar
gemacht“ erhalten die Schüler der Kompositionsklasse die
Möglichkeit, ihre Kompositionen im professionellenUmfeld
im Funkhaus aufzunehmen. Das Projekt fördert die musikali-
sche Urteilskraft, indem die Kinder dazu aufgefordert sind,
ihre Hörerfahrungen und -erwartungen zu artikulieren. ◆
� www.musikland-niedersachsen.de · www.nsks.de · www.svn.de
Förderpreise / Wettbewerbe
Integrata-Stiftung verleihtWolfgang Heilmann-Preis
Zum 10. Mal vergibt die Integrata-Stiftung den Wolfgang
Heilmann-Preis für humane Nutzung der Informations-
technologie, der mit insgesamt 10.000 Euro dotiert ist
und auf bis zu 3 Preisträger verteilt werden kann. Her-
ausragende Vorschläge zum Computereinsatz, die die
Verhältnisse in unserer Informationsgesellschaft nach-
haltig zu bessern versprechen, können eingereicht wer-
den. Die Frist wurde nun bis zum 10. Januar 2010 ver-
längert, um den Bewerbern mehr Zeit zu geben, ihre
Unterlagen über die Feiertage zusammen zu stellen.
Die Integrata-Stiftung wirbt dafür, die Informationstech-
nologie nicht nur zur Rationalisierung und Funktionali-
sierung der Lebens- und Arbeitsprozesse zu nutzen, son-
dern zur Schaffung eines gesellschaftlichen Mehrwerts,
d. h. zur Verbesserung der Lebensqualität möglichst vie-
ler Menschen in allen Regionen der Welt. Sie ist in die-
sem Sinne „sozial” orientiert und erst in zweiter Linie
technisch. ◆
� www.integrata-stiftung.de
54 ❚ Werte stiften
Vermögen und Finanzen
Ehegattentestament –Fluch oder Segen für den Stifter
von Stefan Stamm
Beschäftigt Sie der Gedanke, eine eigene Stiftung zu errich-
ten und damit Ihr Lebenswerk oder auch Ihren Namen auf
Dauer zu erhalten? Vielleicht haben Sie bereits darüber
nachgedacht, eine Familienstiftung zu gründen, die die Zu-
kunft Ihrer Angehörigen sichert und gleichzeitig Ihr Vermö-
gen davor bewahrt, aufgeteilt und zersplittert zu werden.
Insbesondere auch dann, wenn keine oder keine geeigneten
Erben (mehr) vorhanden sind, kann eine Stiftung die ideale
Lösung sein, um die private und unternehmerische Nach-
folge zu regeln.
Beim Errichten einer Stiftung stehen Kunden der Stadt-
sparkasse München die Experten des Generationen- und
Stiftungsmanagements zur Seite. Sie sorgen dafür, dass alle
rechtlichen und organisatorischen Vorgaben erfüllt und das
persönliche Stiftungsziel realisiert wird. In der Praxis können
allerdings Hürden auftreten, die dem Stiften von Vermögen
im Weg stehen. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn
bereits eine Nachfolgeregelung getroffen wurde, die den
Willen des möglichen Stifters einschränkt. Ausgangspunkt
der individuellen Stiftungsberatung durch einen zertifizier-
ten Vermögensnachfolgeplaner der Stadtsparkasse München
ist daher stets die Analyse bereits bestehender Nachfolgere-
gelungen und ihre wirtschaftlichen Auswirkungen.
Nur etwa ein Fünftel aller Deutschen, vorrangig ältere
Menschen, haben überhaupt ein Testament verfasst. Viele
Ehepartner gehen davon aus, dass sie im Todesfall des Ehe-
partners automatisch Alleinerbe des hinterlassenen Vermö-
gens sind. Was viele nicht wissen: Falls die Ehepartner keine
gemeinsamen Kinder haben, erben auch Geschwister oder
die Eltern des Verstorbenen. Aber auch jene, die selbst ein
Testament abfassen, sind sich nicht immer der genauen
rechtlichen und finanziellen Konsequenzen bewusst oder
regeln nicht eindeutig, wer welche Vermögensteile erbt. Um
Fehler beim Verfassen eines Testaments zu vermeiden, emp-
fiehlt es sich, in jedem Fall professionellen Rat einzuholen.
Gerade unter Ehepartnern ist das sogenannte Gemein-
schaftliche Testament gebräuchlich. Vielleicht kennen Sie
selbst ein Paar, das gemeinschaftlich ein Testament verfasst
und sich darin nicht nur gegenseitig als Erben einsetzt, son-
dern auch die Vermögensnachfolge des Längerlebenden be-
Das Financial Planning Standards Board Deutschland e.V. ist der Zusammenschluss von über 1.000 privaten Finanzpla-
nern und Estate Plannern, die nach Ausbildung, Erfahrung und stets aktualisiertem Fachwissen höchstes Qualitätsni-
veau in dieser Branche repräsentieren. Sie tragen den Titel „Certified Financial Planner®”, abgekürzt CFP®, oder „Certi-
fied Foundation and Estate Planner”, abgekürzt CFEP®. Sie sind Teil einer weltweiten Organisation, die in den 21 wich-
tigsten Wirtschaftsnationen inzwischen mehr als 100.000 Mitglieder hat. Erst wenn Finanzfachleute bestimmte Qualifi-
zierungsvoraussetzungen erfüllen und nachweisen, können sie als Certified Financial Planner oder Certified Founda-
tion and Estate Planner zertifiziert werden. Die Zertifizierung wird nur natürlichen Personen verliehen, nicht aber Un-
ternehmen oder Organisationen. CFP und CFEP arbeiten in allen Bereichen der Finanz- und Anlagebranche – von Ban-
ken und Sparkassen über Versicherungen und Immobiliengesellschaften bis zu Sozietäten mit Wirtschaftsprüfern und
Steuerberatern. Rund die Hälfte der deutschen CFP und CFEP sind freie Finanzdienstleister.
Info: Certified Financial Planner und Certified Foundation and Estate Planner
Vermögen und Finanzen
Werte stiften ❚ 55
stimmt hat. Sofern Nachfahren vorhanden sind, werden diese
meist als Schlusserben benannt.
Diese Form der letztwilligen Verfügung ist auch unter
dem Namen „Berliner Testament“ bekannt. Die Tragweite
der darin getroffenen Regelungen tritt oft erst dann zutage,
wenn einer der beiden Ehepartner bereits verstorben ist
und sich die Witwe oder der Witwer – vielleicht wiederum
erst nach Jahren – damit beschäftigt, die eigene Vermögens-
nachfolge zu regeln.
Haben die Eheleute ein „Berliner Testament” verfasst, sind
die Möglichkeiten des noch lebenden Ehegatten oftmals sehr
eingeschränkt. Meist reagieren die Betroffenen mit großer
Verwunderung: „Das haben wir nicht gewusst, hätten wir
uns damals besser beraten lassen.”
Was genau ist passiert?
Bei der für Eheleute gängigen Form der Testamentsgestaltung
treten neben dem Vorteil, dass die Eheleute die Gewissheit
erhalten, sich gegenseitig zu beerben, auch noch einige
Nachteile auf. Der wichtigste in Bezug auf eine geplante Stif-
tungserrichtung ist, dass die so genannten wechselbezügli-
chen Verfügungen (wer erbt zuerst, wer beerbt den Länger-
lebenden) mit dem Tod des zuerst Verstorbenen bindend
sein können. Diese Regelung macht es dem Längerlebenden
unmöglich, die eigene Testierfreiheit wieder zu erlangen. Nur
in seltenen Ausnahmefällen ist es möglich, die getroffene
Vereinbarung nachträglich zu ändern. Dies kann dazu führen,
dass entfernte Verwandte oder im Laufe der Zeit unliebsam
gewordene Personen in den Genuss eines Erbteils kommen.
Die einzige Chance, die dem potenziellen Stifter in diesem
Falle bleibt, ist, die Stiftung zu errichten und das Vermögen
bereits zu Lebzeiten in die Stiftung einzubringen. Solange der
verwitwete Ehepartner lebt, ist er Herr seines Vermögens und
kann in vollem Umfang darüber verfügen. Einschränkungen
bestehen nur dann, wenn die im seinerzeit gemeinschaftli-
chen Testament festgelegten Erben vorsätzlich geschädigt
werden. Jedoch sollte das Stiften des Vermögens zu Lebzeiten
gut überlegt sein: Zum einen sind Reserven für die eigene Al-
tersvorsorge unerlässlich, zum anderen kann die Übertragung
des Vermögens nicht mehr rückgängig gemacht.
Enge Zusammenarbeit zwischenSparkasse, Steuerberater undNotar erforderlich
Um also die volle Freiheit einer späteren Verfügung zu erhal-
ten, sollten Ehegatten von Zeit zu Zeit ihr Testament überprü-
fen. Sinnvoll kann es sein, darin eine Öffnungsklausel für den
Längerlebenden zu vereinbaren. Ist die Bindungswirkung
schon eingetreten und es besteht dennoch der Wunsch
einen Teil des Vermögens einem guten Zweck zu widmen,
so ist dies zu Lebzeiten, durch sukzessives Zustiften von Ver-
mögen, möglich.
Dieses stufenweise Vorgehen birgt auch Vorteile im Hin-
blick auf die zum 1. Januar 2010 in Kraft tretenden Ände-
rungen des Pflichtteilsrechts. Wurden bisher Schenkungen
des Erblassers, die in den letzten zehn Jahren stattgefunden
haben, in voller Höhe zum Nachlass hinzugerechnet, so re-
duziert sich der Anrechnungsbetrag nun Jahr für Jahr. Damit
verringert sich der dem Pflichtteil hinzuzurechnende Ergän-
zungsanspruch des pflichtteilsberechtigten Erben, also eines
Kindes, Elternteils oder des Ehepartners, der im Testament
nicht bedacht wurde.
Um Fehler beim Regeln der Vermögensnachfolge zu ver-
meiden, sollte man sich rechtzeitig damit auseinandersetzen.
Die enge Zusammenarbeit zwischen dem Vermögensnach-
folgeplaner der Sparkasse (Estate Planner), Steuerberater
und Rechtsanwalt oder Notar sichert ein optimales aufein-
ander abgestimmtes Ergebnis. ◆
� www.sskm.de
Stefan Stamm ist gelernter Bank-
kaufmann und diplomierter Spar-
kassenbetriebswirt und arbeitet
seit zwanzig Jahren bei der Stadt-
sparkasse München. Nach Weiter-
bildungen zum Estate Planner an
der European Business School in
Oestrich-Winkel und zum Certi-
fied Foundation and Estate Planner (Financial Planning
Standards Board Deutschland e. V.) baute er bei der
Stadtsparkasse München den Bereich Stiftungsmanage-
ment auf und leitet nun die Abteilung Generationen-
und Stiftungsmanagement.
• analysiert die bereits von Ihnen getroffenen
Nachfolgeregelungen
• definiert im Dialog mit Ihnen Ihre Ziele für die
Vermögensnachfolge
• erarbeitet ein umfassendes Vermögensnachfolge-
konzept mit konkreten Handlungsempfehlungen
• begleitet Sie auf Wunsch bei der Umsetzung des
Vermögensnachfolgekonzept
Der Estate Planner
■ 70 % REX / 30 % MSCIEuropa Value (Thesaurierung der 1/3 Rücklage)
■ 80 % REX / 20 % MSCIEuropa Value (Thesaurierung der 1/3 Rücklage)
■ 90 % REX / 10 % MSCIEuropa Value (Thesaurierung der 1/3 Rücklage)
■ 100 % REX (Thesaurierung der 1/3 Rücklage nach § 58 Nr. 7a AO)
■ 100 % REX (Vollausschüttung)
250
225
200
175
150
125
100
75
501974 1976 1978 1980 1982 1984 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008
56 ❚ Werte stiften
Stand vor einem Jahr für Stiftungsorgane im Zuge der Fi-
nanzkrise noch der Schutz und Erhalt des Stiftungsvermö-
gens im Zentrum ihres Handelns, so richtet sich heute der
Blick wieder verstärkt auf die Ertragskraft, welche sich in er-
ster Linie aus den Erträgen des Grundstockvermögens
speist. Nach den Schreckensszenarien drohender Banken-
und Staatsbankrotte, hinterlassen nun die Rettungsaktionen
der Staaten und Notenbanken ihre deutlichen Spuren: Histo-
risch niedrige Zinsen und große Verunsicherung über die
weitere wirtschaftliche Entwicklung. Vor diesem Hinter-
grund müssen Stiftungen weiterhin versuchen ausreichend
liquide Mittel zur Erfüllung ihres Stiftungszwecks zu erwirt-
schaften und dabei langfristig ihr Kapital erhalten. Keine
einfache Aufgabe in dieser Zeit!
Die erfolgreiche Geldanlage ist entscheidend für den
nachhaltigen Stiftungserfolg. Jedoch ist mit risikolosen Zins-
und Rentenanlagen kaum Geld zu verdienen. Und je länger
die Wirtschaftskrise anhält, desto schneller sinken die Er-
träge. Aber auch das Spendenaufkommen, für viele Stiftun-
gen ein ganz wesentlicher Mittelzufluss, sinkt in wirtschaft-
lich schwierigen Zeiten. Damit steht nicht nur weniger Geld
für die Zweckerfüllung zur Verfügung, sondern auch das
Gebot des (realen) Kapitalerhalts ist in Gefahr.
Aber nur durch einen realen Kapitalerhalt kann der Stif-
tungszweck nachhaltig verfolgt werden. Der Gesetzgeber
hat hierfür in §58 Nr. 7a der Abgabenordnung die Möglich-
keit eingeräumt, bis zu einem Drittel der Erträge aus Vermö-
gensverwaltung sowie bis zu 10% der sonstigen zeitnah zu
verwendenden Mittel (insbesondere Spenden) der freien
Rücklage zuzuschlagen.
Beispiel: Die gemeinnützige Stiftung legt ihr Grundstockver-
mögen möglichst risikolos in langfristigen Staatsanleihen zu
4% p.a. an. So kann sie hieraus jährlich 1,33% zur Stärkung
des Grundstockvermögens zurücklegen. Bei einer langfristig
erwarteten Inflationsrate von 2% reicht dies jedoch nicht
aus, den realen Kapitalerhalt zu gewährleisten.
Eine aktive Stiftungsarbeit verbunden mit realem Kapitaler-
halt kann somit nur durch die Erwirtschaftung höherer Er-
träge oder Aufnahme von Substanzwerten wie Aktien und
Immobilien in die Vermögensverwaltung erreicht werden.
Ein beliebtes Anlageinstrument sind daher lang laufende
festverzinsliche Wertpapiere mit hohen Kupons. Dies führt
Anlagestrategien in NiedrigzinsphasenVon der Kunst hoher Ausschüttungen in turbulenten Zeiten
von Holger Carstens
Vermögen und Finanzen
Quelle: BayernInvest; Daten: Datastream, eigene Berechnungen. *1975-1999: 1/4 Rücklage, ab 2000: 1/3 Rücklage
Reale Entwicklung des Stiftungsvermögens
Werte stiften ❚ 57
jedoch in der Praxis immer wieder zu hohen Zinsände-
rungsrisiken im Stiftungsportfolio. Sei es durch ungünstige
Zeitpunkte der Wiederanlage fälliger Anleihen oder durch
Kursverluste aus dem Anstieg der Kapitalmarktrenditen. Un-
erlässlich erscheint unter diesen Aspekten die Anlage von
Teilen des Stiftungsvermögens in Substanzwerte.
Eine aktive Asset-Allocation muss daher nicht nur unter
dem Gesichtspunkt einer Reduzierung von Markt- und
Adressatenrisiken in den Investmentprozess mit einbezogen
werden, sondern insbesondere auch im Hinblick auf Zinsän-
derungsrisiken und realen Kapitalerhalt!
Ausgangslage
Viele Stiftungen stehen aber heute vor dem Problem der
richtigen Ausrichtung ihres Portfolios. Und hier bieten sich
aktuell weder die Möglichkeit einer langfristigen Sicherung
hoher Zinsen, noch allzu viele Chancen auf Kapitalzuwachs
durch Anlage in festverzinsliche Wertpapiere unter pari.
Führen wir uns zunächst die aktuelle Situation sowie die am
stärksten diskutierten Szenarien für die nächsten Jahre vor
Augen: Durch das schnelle und konzertierte Eingreifen der
Notenbanken konnte eine weltweite Kettenreaktion an Ban-
kinsolvenzen und ein damit verbundenes viel diskutiertes
Zusammenbrechen des Finanz- und Kapitalmarktes verhin-
dert werden. Den Preis hierfür werden wir jedoch über
Jahre hinweg noch präsentiert bekommen. Derzeit äußert
er sich in erster Linie in einem historisch niedrigen Zinsni-
veau sowie stark ausufernden Staatsdefiziten. Was aber er-
wartet uns in Phase 2? Während einige Ökonomen mögli-
che Deflationstendenzen befürchten, trägt sich das Gros der
Volkswirte mit der Sorge um eine stark anziehende Inflation
Vermögen und Finanzen
Aktien17 %
Altern. Inv.8 %
Immobilien17 %
Renten58 %
Asset-Allocation unter dem Aspekt hoher Ertragsorientierung und rea-lem Kapitalerhalt.Quelle: reales Stiftungsportfolio im Rahmen der Stif-tungsverwaltung der Kreissparkasse Augsburg
58 ❚ Werte stiften
aufgrund der enormen Geldmengenausweitung der letzten
12 Monate. Dies würde im Umkehrschluss zu einer negati-
ven Realverzinsung des Stiftungsportfolios und eines damit
einhergehenden realen Kapitalverlustes des Grundstockver-
mögens führen.
Mit der Investition in Sachwerte, sowie einer sinnvollen
Strukturierung des Rentenportfolios kann sowohl der dro-
henden Geldentwertung, als auch einem Zinsänderungsri-
siko adäquat begegnet werden. Dabei kann auch die Investi-
tion in Alternative Investments (z.b. Photovoltaikfonds unter
dem Aspekt der Nachhaltigkeit) eine attraktive Beimischung
für Stiftungen sein. Eine ausgewogene Asset-Allocation, die
neben der Risikotragfähigkeit auch die zur Erfüllung der Sat-
zungszwecke notwendigen Erträge einer Stiftung berück-
sichtigt, kann beispielhaft an folgendem realen Stiftungs-
portfolio beschrieben werden.
Schwerpunkt bildet weiterhin der Baustein Renten, der
durch eine breite Diversifizierung der Laufzeiten sowie
Emittenten (Staaten, Banken, Unternehmen) das Basisver-
mögen bildet und eine hohe Prognosesicherheit in Bezug
auf Kapitalrückzahlung und laufenden Erträgen bietet.
Eine ideale Ergänzung zu Anleihen bietet sich im Aufbau
eines Immobilienportfolios. Gerade Stiftungen genießen
einen wesentlichen Vorteil: Sie können aufgrund der dauer-
haften Kapitalbindung guten Gewissens auch langfristige
Investments eingehen. Je nach Größe und organisatori-
schem Aufbau der Stiftung bietet sich der Einstieg über aus-
gesuchte Geschlossene Immobilienbeteiligungen oder sogar
Direktinvestments an. Neben langfristig kalkulierbaren Er-
trägen bieten Immobilien auch einen gewissen Schutz
gegen Inflation. Renditen zwischen 5 und 7% nach Kosten
sind durchaus mit konservativen Angeboten erzielbar. Inde-
xierte Mietanpassungsklauseln sind gerade auf Sicht der
nächsten Jahre ein interessanter und zu beachtender Aspekt
bei einem Auf- bzw. Ausbau des Immobilienanteils.
Buchgewinne als Fundamentdes realen Kapitalerhalts
Ein wesentlicher Beitrag zum Kapitalerhalt kann durch
die Beimischung von Aktien erreicht werden. Da die Stif-
tungsgesetze keine festen Quoten für risikobehaftete Anla-
gen vorgeben, muss jede Stiftung für sich entscheiden, wie
hoch die jeweilige Risikotragfähigkeit ist. Die Verhältnismä-
ßigkeit der Aktienquote wird lediglich durch das zuständige
Finanzamt und die Stiftungsaufsicht beurteilt. Quoten von
bis zu 30% wurden dabei in der Praxis als angemessen be-
scheinigt.
Interessant sind Aktien insbesondere daher, da sie neben
Dividenden auch Buchgewinne erzielen, die als nicht aus-
schüttbare Erträge dem Grundstockvermögen zugeschlagen
werden dürfen und somit dem realen Kapitalerhalt dienen.
Kursschwankungen spielen dabei aufgrund der langfristigen
Anlagepolitik von Stiftungen eine deutlich geringere Rolle.
Sowohl bei Direktanlagen, als auch Investments über Fonds
(z.B. kostengünstig über ETF’s) sollte aufgrund der konser-
vativen und ertragsorientierten Ausrichtung auf Standard-
werte gesetzt werden. So bieten beispielsweise defensive
Titel aus den Branchen Versorger und Pharma langfristig
hohe und konstante Ausschüttungen.
Optional können einem Stiftungsportfolio auch alterna-
tive Investments, wie z.B. unternehmerische Beteiligungen
beigemischt werden. Dadurch kann nicht nur das Gesamtri-
siko reduziert werden, sondern auch die Zielrendite opti-
miert. Allerdings ist hierbei in besonderem Maße auf die
Ausschüttungen, sowie die rechtliche und steuerliche (ge-
werbliche Einkünfte können die Steuerfreiheit der Stiftung
gefährden!) Konstruktion zu achten.
Fazit
Ein klassisches Rentenportfolio erwirtschaftet in der Regel
zu geringe Renditen, um sowohl den Stiftungszweck, als
auch den (realen) Kapitalerhalt zu gewährleisten. Eine aus-
gewogene Asset-Allocation durch Beimischung von Sub-
stanzwerten kann dabei helfen, diese Ziele zu erfüllen.
Dabei muss jedoch neben dem Risikoprofil auf stiftungsspe-
zifische Aspekte, wie der notwendigen Ausschüttungsquote
und dem realem Werterhalt geachtet werden. Erst dann
kann der Stiftungszweck nachhaltig und erfolgreich mit
Leben gefüllt werden. ◆
� www.kreissparkasse-augsburg.de
Vermögen und Finanzen
Holger Carstens ist als Leiter des
Kompetenzcenters „Nachlass- und
Stiftungsmanagement“ bei der
Kreissparkasse Augsburg für die
Betreuung und Verwaltung von
Stiftungen verantwortlich. Nach
seinem Wechsel in das Private Ban-
king im Jahr 2006 beschäftigte
sich der Estate Planner (HfB) mit dem Aufbau eines um-
fassenden Dienstleistungsangebots rund um Nachfolge-
planung und Stiftungsmanagement. Erfahrungen im Ver-
mögensmanagement konnte sich Herr Carstens in sei-
ner Ausbildung und Tätigkeit als Wertpapierspezialist
bei einer deutschen Großbank in Frankfurt, München
und Augsburg aneignen.
60 ❚ Werte stiften
Der Mittelstand bildet das Rückgrat der deutschen Volkswirt-
schaft. Dort sind die meisten Arbeitnehmer beschäftigt und
wird der größte Teil des Nachwuchses ausgebildet. An der
Spitze der Unternehmen stehen meist Eigentümer, die den
Betrieb nicht nur gegründet haben, sondern auch aktiv leiten.
Die Lebenszeit eines erfolgreichen Unternehmens ist prak-
tisch unbegrenzt – nicht so die des Eigentümers. Die Nach-
folgeregelung ist eine der größten unternehmerischen Her-
ausforderungen. Der Unternehmer möchte sich vielleicht
neuen Aufgaben widmen, sich in den wohlverdienten Ruhe-
stand begeben oder gar ein neues Unternehmen gründen.
Ganz gleich, aus welchen Gründen: Ein Generationenwech-
sel steht früher oder später bei jedem Unternehmen an.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Zukunft der ei-
genen Firma langfristig zu sichern. Zuweilen übernimmt je-
mand aus der Familie das Unternehmen, oft sind es aber
auch langjährige Mitarbeiter oder betriebsfremde Dritte, die
das Unternehmen kaufen und die Weiterführung sichern.
Insbesondere für Fälle, in denen zwar geeignete und interes-
sierte Nachfolgekandidaten vorhanden sind, es ihnen aber
an notwendigem Kapital fehlt, oder wo kein Verkauf an Mit-
bewerber erfolgen soll, wurde das Gestaltungsmodell der
Management-Buy-Out-Stiftung (MBO-Stiftung) entwickelt.
Ausgangssituationen
Ob die MBO-Stiftung ein geeignetes Nachfolgemodell darstellt,
hängt von der Grundsituation ab, in der sich das Unternehmen
zu dem Zeitpunkt befindet, in dem die Nachfolge ansteht.
Grundsätzlich sind folgende Ausgangssituationen denkbar:
1. Das Unternehmen ist in gutem Zustand und wird gut
bewertet. Hierfür findet sich problemlos ein Nachfolger.
Häufig wird dies ein strategischer Investor oder ein
Unternehmen aus dem Umfeld der Wettbewerber sein.
2. Das Unternehmen befindet sich in einer schlechten
wirtschaftlichen Lage und ist praktisch unverkäuflich.
Es wird kaum zu übertragen sein.
3. Das Unternehmen hat Entwicklungspotenzial. Die Nach-
folgeregelung ist aber noch ungelöst.
Die Management-Buy-Out-StiftungInnovatives Konzept zur Nachfolgeregelung
in mittelständischen Unternehmen
von Rechtsanwalt Dr. Christoph Mecking
Recht und Steuern
Recht und Steuern
Bei den Unternehmen mit Entwicklungspotenzial findet sich
oftmals auch ein potenzieller Nachfolger ein, dem es der In-
haber gerne anvertrauen würde. Dieser Nachfolgekandidat
steht aber häufig vor dem Problem, den Kaufpreis nicht be-
zahlen zu können und aufgrund der mit der Finanzierung
verbundenen Risiken auch keinen Kredit von seiner Bank zu
erhalten. Hier kann eine MBO-Stiftung die Lösung bringen.
Anforderungen an Unternehmerund Nachfolger
In der typischen Konstellation ist der Unternehmer zunächst
ganz oder teilweise Eigentümer des Unternehmens und hat
sein Eigenkapital überwiegend darin investiert. Er besitzt die
Leitungsposition und bezieht Gehalt und Gewinnanteile vom
Unternehmen. Er hat Interesse an gemeinnütziger Tätigkeit
und ist bereit, das Unternehmen bei vollständiger Aufgabe
seines Leitungsanspruchs auf eine gemeinnützige Stiftung
zu übertragen. Außerdem gestattet er seinem Nachfolger, die
Unternehmensanteile in einem definierten Zeitraum von
der Stiftung zu dem bei der Übertragung festgelegten Wert
zu übernehmen. Der potenzielle Nachfolger besitzt die nöti-
gen fachlichen und unternehmerischen Qualifikationen, um
das Unternehmen verantwortlich weiterführen zu können
und ist willens, das Unternehmen schrittweise zu erwerben.
Außerdem ist er bereit dazu, mit einem Aufsichtsgremium
zusammenzuarbeiten.
Stiftungsgründung
Sind diese Voraussetzungen gegeben, kann die Unternehmens-
nachfolge nach dem Modell der MBO-Stiftung durchgeführt
werden. Dazu gründet der Unternehmer zunächst eine ge-
meinnützige Förderstiftung, deren Zweck er selbst bestimmt.
Er überträgt sein Unternehmen oder Anteile davon auf die
Stiftung. Dabei kann eine Rentenbelastung der Stiftung zu-
gunsten des Unternehmers vorgesehen werden. Schon jetzt
legt der Unternehmer mit dem Nachfolger vertraglich die Be-
dingungen für den späteren von beiden Seiten gewünsch-
ten Erwerb von Eigenkapitalanteilen fest und sichert diese
im Stiftungsgeschäft ab. Zu diesen Bedingungen zählen:
- Der Kaufpreis: Dieser ergibt sich aus dem Wert des
Unternehmens zum Zeitpunkt der Einbringung in die
Stiftung. Wenn der Nachfolger durch seine erfolgreiche
62 ❚ Werte stiften
Recht und Steuern
Tätigkeit diesen Wert erhöht, erhält er das Unternehmen
später zu einem sehr günstigen Preis;
- Die Leistungsziele: Innerhalb eines definierten Zeitraums
muss der Nachfolger bestimmte Ziele erfüllen. So quali-
fiziert er sich für die spätere Übernahme von Anteilen;
- Die Vergütungselemente: Leistungsbezogene Tantiemen
ermöglichen dem Nachfolger den Aufbau eines Kapital-
stocks zur Anteilsübernahme Zug um Zug;
- Der Zeitplan: Der Übernahmeprozess muss einem struk-
turierten Plan folgen.
Förderstiftung alsUnternehmensträgerin
Der Unternehmer kann sich nach der Stiftungsgründung zu-
rückziehen oder auch beratend tätig sein. Die Erträge des
Unternehmens fließen zu 100 % der Stiftung zu. Von diesem
Einkommen kann der Stifter eine so genannte Stifterrente
nach § 58 Nr. 5 AO in Höhe von maximal einem Drittel er-
halten. Ein bis zwei Drittel des Stiftungseinkommens wer-
den nach Abzug der Verwaltungskosten für die steuerbegün-
stigten Zwecke verwendet, je nachdem ob zur Inflationssi-
cherung noch eine Rücklage gebildet wird. Der Nachfolger
kann die Geschäftsführung übernehmen, ohne dass jetzt
schon eine Bindung durch Eigenkapitalbeteiligung besteht.
Er erhält vom Unternehmen Gehalt und Tantiemen.
Während dieser Übergangszeit übt die Stiftung die Ge-
sellschafterrechte aus, ist für die Auszahlung der Stifterrente
und die Erfüllung des gemeinnützigen Zwecks verantwort-
lich. Inzwischen fließt der Kaufpreis des Unternehmens der
Stiftung entsprechend dem vertraglich festgelegten Zeitplan
in Raten oder in einer Summe Zug um Zug gegen Übertra-
gung von Gesellschaftsanteilen zu. Von Beginn an empfiehlt
es sich, den Aufsichtsrat (bei einer AG) oder Beirat (fakulta-
tiv bei einer GmbH) aktiv in den Prozess einzubeziehen
und entsprechend zweckorientiert zu besetzen. Der Beirat
oder Aufsichtsrat kann den verlängerten Übergabezeitraum
stützend begleiten und Konfliktpotenziale abfedern sowie
dem Nachfolger mit Rat und Tat zur Seite stehen und Fehl-
entwicklungen frühzeitig aufdecken.
Situation nach derVermögensumschichtung
Bei erfolgreichem Verlauf hat die Stiftung am Ende ihr Ver-
mögen umgeschichtet: Von der grundsätzlich eher risikorei-
chen Anlagekategorie Eigenkapital (Private Equity) in eine
risikoärmere Anlagekategorie (etwa Renten oder Mischport-
folio). Aus dem nunmehr umgeschichteten Vermögen vergü-
tet sie dem Stifter und früheren Unternehmer weiterhin die
Stifterrente. Ihre Unternehmensbeteilung wird auf null Pro-
zent zurückgeführt – der Nachfolger erhöht seine Beteili-
gung sukzessive bis auf 100 %.
Erfolg durch bewusste Planungund Expertenrat
Vorbereitung, Gründung und Betrieb der MBO-Stiftung soll-
ten unbedingt von einer kompetenten fachlichen Beratung
und detaillierten vertraglichen Regelungen begleitet wer-
den. Insbesondere die Expertise von Steuerberatern und
Wirtschaftsprüfern eignet sich für die Erarbeitung einer ge-
meinsamen Lösung unter Einbeziehung des MBO-Stiftungs-
modells. Für eine erfolgreiche Anwendung des Modells der
Abb. 1: Stiftungsgründung Abb. 2: Förderstiftung als Unternehmensträgerin
MBO-Stiftung und um negative steuerliche Wirkungen
sowie ein Insolvenzrisiko für die Stiftung auszuschließen,
sind nicht alle Unternehmensformen geeignet. Nur Unter-
nehmen in der Rechtsform von Kapitalgesellschaften kom-
men in Betracht – Personengesellschaften können gegebe-
nenfalls umgewandelt werden.
Zu den wichtigsten Voraussetzungen gehört letztlich der
Wille aller Beteiligten zum gemeinsamen Erfolg. Besonders
Altunternehmer und Nachfolger müssen sich bewusst für den
Schritt entscheiden und das Modell engagiert mittragen. Nur
so kann diese zukunftssichernde Nachfolgelösung ein Erfolg
für das Unternehmen, dessen Bestand, seine Mitarbeiter und
die gemeinnützige Zweckverwirklichung werden. ◆
Abb. 3: Schrittweise Vermögensumschichtung
Rechtsanwalt Dr. Christoph Mecking
ist geschäftsführender Gesellschaf-
ter des Instituts für Stiftungsbera-
tung in Berlin und Chefredakteur
des Fachmagazins „Stiftung&Spon-
soring“. Er berät und unterstützt
gemeinnützig motivierte Vorhaben
von der Idee und Konzeption über
deren Umsetzung bis zu ihrer Realisierung in der lau-
fenden Arbeit. Das Institut für Stiftungsberatung blickt
auf fast 20 Jahre Erfahrung zurück und wurde für seine
Expertise mehrfach ausgezeichnet. Dr. Mecking war
über fast acht Jahre Geschäftsführer des Bundesverban-
des Deutscher Stiftungen.
� www.stiftungsberatung.de
64 ❚ Werte stiften
Wenn Sie das Magazin „Werte stiften” abonnieren möchten, senden Sie uns bitte unten-
stehendes Formular ausgefüllt per Post an: Bühring und Weisner Verlagsgesellschaft
GbR, Bayreuther Straße 1, 91054 Erlangen oder per Telefax: 09131.5302089. Oder abon-
nieren Sie „Werte stiften” über unser Homepage unter www.werte-stiften.de
Hiermit bestelle ich „Werte stiften” für ein Jahr im Abonnement (vier Ausgaben pro
Jahr) zum Jahrespreis von 22 Euro inkl. Versandkosten innerhalb Deutschlands. Wenn
ich nicht bis spätestens vier Wochen vor Ablauf eines Jahres kündige, verlängert sich
mein Abonnement automatisch um ein weiteres Jahr.
Empfänger:
_____________________________________________________________________________________
Organisation / Firma
_____________________________________________________________________________________
Titel, Vorname, Name
_____________________________________________________________________________________
Straße
_____________________________________________________________________________________
PLZ, Ort
_____________________________________________________________________________________
Telefon
_____________________________________________________________________________________
_____________________________________________________________________________________
Datum, Unterschrift
Zahlungsweise:
� per Bankeinzug � per Rechnung
_____________________________________________________________________________________
Kontoinhaber
_____________________________________________________________________________________
Kontonummer
_____________________________________________________________________________________
Bankleitzahl
_____________________________________________________________________________________
Kreditinstitut
_____________________________________________________________________________________
Datum, Unterschrift
Widerrufsrecht: Diese Bestellung kann ich innerhalb von zwei Wochen ohne Nennung von
Gründen schriftlich widerrufen an „Werte stiften”, Bühring und Weisner Verlagsgesellschaft GbR,
Bayreuther Straße 1, 91054 Erlangen
_____________________________________________________________________________________
Datum Unterschrift
Werte stiften im Abonnement
22,–Euro
Fundraising und Öffentlichkeitsarbeit
Für moderne Unternehmen ist es mittler-
weile selbstverständlich, über Internet er-
reichbar zu sein und ihren Kunden Infor-
mationen zu Produkten und Leistungen zur
Verfügung zu stellen. Doch auch bei ge-
meinnützigen Institutionen, Stiftungen und
Vereinen wird ein Internetauftritt immer
wichtiger. Er bietet ihnen eine kostengün-
stige Möglichkeit Öffentlichkeitsarbeit
rund um die Uhr zu betreiben, das Image
zu pflegen, den Bekanntheitsgrad zu stei-
gern oder auch per Spendenformular Inter-
essierten die Möglichkeit zur Geldspende
zu geben.
Kostengünstig, schnellund aktuell
Das Internet ist eine optimale Plattform,
um ihre gemeinnützige Arbeit nach Außen
zu kommunizieren und zu veröffentlichen.
Die Vorteile eines Internetauftritts für
Stiftungen und Vereine sind nicht von der
Hand zu weisen. So ist ein Internetauftritt
im Vergleich zu anderen Werbemitteln (z.B.
Flyer, Broschüren) extrem günstig. Es ent-
stehen zwar anfänglich Kosten, jedoch las-
sen sich Inhalte jederzeit schnell und aktu-
ell anpassen und können nach belieben
ohne großen Aufwand ausgetauscht wer-
den. Aktuelle Nachrichten, Meldungen und
Veranstaltungshinweise können prominent
platziert werden und erhalten somit eine
hohe Aufmerksamkeit.
Spendenformulare sindständig verfügbar
Durch Spendenaufrufe oder Spendenfor-
mulare kann hier die Arbeit wohltätiger In-
stitutionen unterstützt werden. Ein mögli-
ches Zahlungsmittel bietet z. B. PayPal. Pay-
Pal ist eine Schnittstelle mit der Spenden
im Internet sicher, aber einfach und schnell
abgewickelt werden können. Für Stiftun-
gen und Vereine ist diese Schnittstelle
zudem obendrein kostenlos.
Der Anteil der Internet-Nutzer in Deutsch-
land liegt bei über 67 % und befindet sich
weiterhin im Wachstum. Die größten
Wachstumspotenziale sind jedoch in der äl-
teren Zielgruppe zu verzeichnen. Die Ge-
neration 50+ wird zu einer immer wichti-
geren Zielgruppe im Internet und liegt an-
teilsmäßig mittlerweile bereits bei 40,7 %
laut einer ARD/ZDF Online Studie von
2009 – Tendenz weiterhin steigend. Diese
Altersgruppe, die in der Regel über ein hö-
heres Einkommen verfügt und einen höhe-
ren Bildungsstand aufweist ist für Stiftun-
gen und Vereine eine wichtige Zielgruppe.
Man sollte als gemeinnützige Einrichtung
diesen Trend für sich nutzen und im Inter-
net präsent sein. ◆
� www.pixelplantage.com
Dipl. Ing. (FH)
Marko Kuzmann
ist Inhaber der
Agentur Pixelplan-
tage aus Erlangen,
die auf E-Mail-
Marketing und
Homepageerstel-
lung spezialisiert
ist. Er betreut in diesem Bereich seit
2003 zahlreiche deutsche Non-profit-
Organisationen, Vereine und Stiftungen.
Stiftungen im Internet Das Internet als Kommunikationsplattform für
Non-profit-Organisationen, Vereine und Stiftungen
66 ❚ Werte stiften
Termine und Veranstaltungen
bis 13.Dezember 2009
Krippenschau der Sankt Lukas
Stiftung, in Bad Wörishofen
� Telefon 0 82 47 / 9 61 80
5. Dezember 2009
Verleihung des Deutschen En-
gagementpreises, im Paul-Loebe-
Haus in Berlin
� www.Stiftungen.org
6. Dezember 2009
Kammermusik mit Musikern
der Staatskapelle Halle, in Halle
� www.haendelhaus.de
9. Dezember 2009
klug und mutig! Maria von
Welser im Gespräch mit Mo-
nika Hauser, KörberForum, Ham-
burg
� www.koerberforum.de
9. Dezember 2009
Cross-Border Philanthropy,
in Brüssel
� www.era.int
10. Dezember 200
Streitgespräch: Integration im
Kreuzfeuer, KörberForum, Ham-
burg
� www.koerberforum.de
12. Dezember 2009, 10 bis 17 Uhr
Fundraising Seminar in Karlsruhe
� www.buntquadrat.de
12. Dezember 2009
Podium Junger Talente "Weih-
nachtliches und mehr..."
� www.haendelhaus.de
12. bis 13. Dezember 2009
Gemeinsinn-Werkstatt Einfüh-
rung, Ökologisches Bildungszen-
trum München
� www.netzwerk-gemeinsinn.net
20. Dezember 2009
Der Herr bricht ein zur Mitter-
nacht –»Der Engel erscheint
den Hirten, Schlossmuseum
� www.klassik-stiftung.de
bis 15. Januar 2010
Der baltische Weg: Das Balti-
kum 1989, Gedenkstätte Berlin-
Hohenschönhausen, Eintritt frei
� www.stiftung-hsh.de
Termin- und Veranstaltungsübersicht
bis 15. Januar 2010
Chronik der Gewalt: Litauen
1939-41, Berlin-Hohenschön
� www.stiftung-hsh.de
10. bis 17. Januar 2010
Krippenschau der Sankt Lukas
Stiftung, in Bad Wörishofen
� Telefon 0 82 47 / 9 61 80
14. Januar 2010
Fundraising in der Praxis - Wie
Sie Spender und Sponsoren ge-
winnen, in Berlin
� www.fundraisingakademie.de
17. Januar 2010
Musizierende Engel-Entwurf
zum Fresko in der Weimarer
Schlosskapelle von Hermann
Wislicenus, Schlossmuseum
� www.klassik-stiftung.de
20. bis 21. Januar 2010
Erfolgreich Spender und Spon-
soren gewinnen – Die Starthilfe
in Ihr professionelles Fundrai-
sing, in Hanau
� www.praxis-institut.de
23. Januar 2010
Werkzeugkiste für Ihre Öffent-
lichkeitsarbeit: Internetseite,
Pressemitteilung, Printmedien,
Newsletter, in Karlsruhe
� www.buntquadrat.de
21.Februar 2010
Als der Träger des Lichtes im
Reich der Finsternis versank –
»Sturz der gefallenen Engel«
von einem unbekannten Zeich-
ner nach Christoph Schwarz,
Schlossmuseum
� www.klassik-stiftung.de
1. bis 5. März 2010
Intensiv-Lehrgang Stiftungsma-
nagement, Seminarhotel Bad Bu-
bendorf (CH), Centre for Philan-
thropy Studies
� www.ceps.unibas.ch
6. März 2010
Die Werkzeugkiste für Ihre Öf-
fentlichkeitsarbeit: Internet-
seite, Pressemitteilung, Print-
medien, Newsletter...
Loheland
� www.buntquadrat.de
19. März 2010
Geldauflagenmarketing - Wie
Sie systematisch neue Zuweiser
gewinnen, in Darmstadt
www.fundraisingakademie.de
21.März 2010
Denn Er hat seinen Engeln be-
fohlen über dir - »Kniender
Taufengel« von Georg Christian
Freund nach Bertel Thorvald-
sen, Schlossmuseum
� www.klassik-stiftung.de
29. März 2010
Erfolgreich Spender und Spon-
soren gewinnen, Odenwald-Insti-
tut, Wald-Michelbach (Tromm)
� www.odenwaldinstitut.de
1. bis 24. April 2010
Nonprofit Governance & Lead-
ership, Sursee und Basel
(Schweiz)
� www.ceps.unibas.ch
DT Deutsche Stiftungstreuhand AGAlexanderstraße 2690762 FürthTelefon (0911) 740 76 80Telefax (0911) 740 76 [email protected]
Ihr Partner für Stiftungsberatung und -verwaltung
Wir begleiten Privatpersonen, Unternehmen, Sparkassenund Banken, Kommunen und gemeinnützige Einrichtungenbei der Realisierung ihrer Stiftungsidee.
Die Verwaltung zahlreicher Stiftungen im Auftrag vonSparkassen, Kommunen und gemeinnützigen Einrichtungenzeugt von unserer Kompetenz.
Vereinbaren Sie einen unverbindlichen Gesprächstermin.