Mit Herz und Hand
Organe aus dem Drucker? Marcel und Viola Pfützner liefern sie mit ihrer „Medizinischen Modellbau Manufaktur“ auf Bestellung – und helfen so Ärzten bei komplizierten Operationen
Ehepaar mit Mission: Die Start-up-Idee entstand aus Marcel Pfützners Doktor-arbeit, gemeinsam mit Viola stellt er seine Organmodelle den Chirurgen vor
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Finanzierung_Start-ups !"
Immer, wenn Marcel Pfützner beim Arztbesuch
seine Knochen und Organe auf den Tisch packt,
hat er schon fast gewonnen. „Die Ärzte sind oft
sprachlos, dass das überhaupt möglich ist.“ Der
!!-jährige Maschinenbauingenieur holt die Frag-
mente aus einem schaumstoffgepolsterten Alu-
koffer. „Auch Herzen sind für uns kein Problem“, sagt
der Geschäftsführer der „Medizinischen Modellbau
Manufaktur“, kurz MMM GmbH. Rund !"""#Euro kos-
ten die lebensechten Modelle, die Pfützner auf Basis
von Patientendaten erschafft. Wie er das anstellt?
Mit einem !-D-Drucker, Spezialsoftware, Flüssig-
kunststoff – und viel Know-how.
„Das hier ist eine komplizierte Beckenfraktur,
für den Operateur ein wirkliches Puzzle“, erklärt
Pfützner. Die betroffene Frau profi tierte davon,
dass der Operateur an Pfützners Doubletten ihrer
Knochenteile im Originalmaßstab ausprobieren
konnte, wie er das Becken später in der Patientin
fl icken würde. „Bei manchen OPs hat man ganz ein-
fach nur einen Versuch“, sagt Pfützner. „Da kann
die Vorbereitung nicht gut genug sein.“ Der Arzt
testet am originalgetreuen Modell außerhalb des
Körpers, ob vorkonfektionierte Implantate passen,
wie er durch Minischnitte später die Instrumente
ansetzt und welche Schraubenlängen er benötigt.
Wildau ist ein idyllischer Ort vor den Toren Ber-
lins. Dass hier in einem Backsteinbau soeben die
Medizintechnik revolutioniert wird, ist äußerlich
kaum zu erahnen. Noch ist MMM ein Start-up in der
Frühphase. Drei bescheidene Räume, drei Akademi-
ker, viel Herzblut, Fleiß – und die befl ügelnde Ge-
wissheit, als Pioniere in einem rasant wachsenden
Milliardenmarkt mitzumischen. !-D-Druck gilt als
riesiges Zukunftsthema der additiven Fertigung. In
der Zahnmedizin kommen bereits heute Implanta-
te aus dem Drucker. „Die Technik ist dort kostensei-
tig schon konkurrenzfähig“, sagt der promovierte
Medizintechniker Pfützner. „In fünf Jahren werden
!-D-Drucker in allen großen Unternehmen und
Krankenhäusern stehen.“ Ganz ähnlich äußern sich
Marktforscher, etwa von Gartner, die !-D-Druck als
einen Top-Technologietrend einstufen.
Ein pechschwarzer, hüfthoher Apparat steht im
Technologie- und Gründerzentrum. Von Pfütz-
ner programmiert, fahren acht Druckköpfe über
eine Platte. Binnen Stunden wächst aus gehär-
teten Flüssigkunststoffen ein Kabinett der Kör-
perteile. Und das auf Basis echter medizinischer
Bilddaten, die zuvor etwa in CT- oder MRT-Unter-
suchungen gewonnen worden sind. „Wir sind
der verlängerte Arm der Radiologie“, sagt Pfütz-
ner. Die Patientendaten nimmt MMM von
Vom echten Becken zum originalgetreuen !-D-Modell: Software und Drucker sind nur der Anfang. „Nicht umsonst tragen wir das Wort ‚Manufaktur‘ im Namen“
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kooperierenden Kliniken anonymisiert ent-
gegen. Binnen !" Stunden werden die anatomi-
schen Modelle geliefert. Sie dienen einer präzisen
Operationsplanung, die es so anfassbar noch nie
gegeben hat. Mit dieser Idee, abgeleitet aus seiner
Doktorarbeit, ging Marcel Pfützner gemeinsam mit
seiner Ehefrau Viola "#$% an den Start. Inzwischen
nutzen rund &# Kliniken vorwiegend in Ostdeutsch-
land den Service von MMM.
Zweite FinanzierungsrundeSelbst Organe von Patienten, etwa Herzen, kann
der Drucker in einer Acht-Stunden-Schicht nachbil-
den. Auch die Haptik entspricht dem Original. Knö-
cherne Strukturen kommen hart aus dem Drucker,
dagegen planen Kardiologen und Onkologen den
Eingriff an fl exiblem Weichteilgewebe. Die Spezia-
listen von MMM verstehen sich als Dienstleister der
Mediziner: „Selbst wenn sie die Software hätten
und den Drucker – es macht sich nicht von selbst“,
sagt Pfützner. Kenntnisreiche Vorbereitung und
feine Nacharbeiten sind nötig. „‚Manufaktur‘ steht
nicht umsonst im Unternehmensnamen.“
Den ökonomischen Nachweis zu führen, dass
die &-D-Modelle OP-Zeiten verkürzen, bessere Er-
gebnisse verheißen und auch Liegezeiten und Fol-
gekosten verringern – all das dürfte MMM auch
dank begeisterter Stimmen aus der Ärzteschaft
gelingen. Doch potenzielle Investoren stellen alle
dieselbe Frage: Wer zahlt für die Modelle? Bleibt
es ein Spezialangebot für private Kundschaft, die
es sich leisten kann? Oder wird die Innovation zur
Regelleistung der gesetzlichen Krankenkassen?
Ein erfolgskritischer Faktor für MMM. Auch Klini-
ken, die diese perfekte Form der OP-Vorbereitung
anbieten, können es als Pluspunkt im Wettbewerb
vermarkten.
Viola Pfützner verhandelt gegenwärtig mit ver-
schiedenen Kostenträgern – „mal auf Vorstands-
ebene, mal bleibt man in der Bürokratie stecken“,
so ihre Erfahrung. „Wenn der Durchbruch gelingt
und die erste Kasse die Leistung übernimmt, kann
hier was durch die Decke gehen“, weiß das Gründer-
paar. Ob und wann der Turbo zündet? „Das ist ein
Blick in die Glaskugel“, sagt Marcel Pfützner. „Wir
haben gelernt, uns nicht so weit aus dem Fenster
zu lehnen.“
Die Pfützners bevorzugen die leisen Töne, kal-
kulieren konservativ und ziehen als Eltern zweier
Kinder immer ein Sicherheitsnetz ein. Zum Beispiel
ein zweites Geschäftsfeld namens HumanX. Auch
hier werden Herzen gedruckt, aber mit anderer Ziel-
gruppe. Es geht um anatomische Trainingsmodelle,
mit denen Kliniken und Hersteller medizintechni-
scher Instrumente ihr Fachpersonal schulen kön-
nen. Und der neu eingestellte Mitarbeiter Stephan
Zeidler setzt unter dem Namen CustomX ein drittes
Geschäftsfeld aufs Gleis: Auch für Unternehmen au-
ßerhalb der Medizintechnik fungiert MMM als &-D-
Druckdienstleister – so etwa im Prototypenbau.
Mit ihrer zurückhaltend geerdeten Art sind die
Pfützners auffällig anders als manche Me-too-
Gründer aus der Internetszene. Gemeinsam mit
Doreen Pommeranz von der Deutschen Bank in
Königs Wusterhausen stellten sie die Finanzie-
rung auf die Beine und banden dabei öffentliche
Fördermittel ein, etwa das Startgeld der KfW. „Wir
stehen wöchentlich in Kontakt, das wechselseitige
Vertrauen ist da“, sagt Doreen Pommeranz. Diese
Spezialeinheit der Bank kümmert sich gezielt um
Gründer (siehe Kasten links).
Das MMM-Tempo ist hoch. Und durch das
breitere Produktspektrum stieg der Kapitalbe-
darf. „Die eigentliche Planung war schnell über
den Haufen geworfen“, sagt Marcel Pfützner frei-
mütig. „Wir haben das Potenzial der neuen Ge-
schäftsfelder gesehen und weiter investiert.“ Eine
zweite Finanzierungsrunde steht bevor, denn an
Visionen mangelt es nicht: Das Schlagwort vom
„Bio-Printing“ macht die Runde: MMM könnte
langfristig bioresorbierbare Materialien drucken.
Diese könnten zukünftig von Zellkulturen be-
siedelt und in ein Organ umgewandelt werden.
Menschliche Ersatzteile auf Basis des &-D-Drucks?
„Auch das ist unser Ziel“, sagt Marcel Pfützner.
STEFAN MERX
Anschub für GründerEin Spezialteam der Deutschen Bank hilft in der Frühphase
Um die Expansion schnell
wachsender junger
Unterneh men mit Fokus
Internet unkompliziert zu beglei-
ten, hat die Bank in Berlin das Team
Startups@Berlin gegründet. Unter-
nehmer bekommen von den Spezia-
lis ten Service aus einer Hand, auch
bei komplexeren Finanzthemen in
späteren Phasen.
Start-ups brauchen nicht nur eine
Geschäftsidee. Um die Anlaufkosten
zu stemmen, ist ein durchdachtes
Finanzierungskonzept nötig: Der
Grün derkredit „Startgeld“ der
Förderbank KfW kommt dabei für
fast alle Vorhaben in Betracht.
Auch ohne Eigenkapital gibt es bis zu
!"" """ Euro für Investitionen,
Betriebsmittel oder auch den Kauf
eines Unter neh mens. Aktuell liegt
der effektive Jahres zins bei #,"$ Pro-
zent. Die Deutsche Bank ist – wie
auch bei MMM – als Finanzierungs-
partner an Bord. Der Berater prüft
die Kredit würdigkeit und stimmt das
Vorhaben mit der KfW ab.
Weitere Informationen:
www.deutsche-bank.de/startups
Finanzierung mit öffentlichen Fördergeldern erleichterte den Start
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