Background Der Wall Slide ist eine Automobilisationsübung für Schultergürtel, Ellenbogengelenk und BWS, die neben den artikulären auch die muskulären Strukturen anspricht. Je nach Fokus kann der Therapeut neben der BWS-Aufrichtung das Augenmerk auch auf das Skapula-setting, die lumbopelvine oder die segmentale Kontrolle legen.
Bei Wurfsportarten und Krafttraining der oberen Extremität wirken hohe Kräfte auf den Schultergürtel. Insbesondere der Crossfit-Trend hat das Krafttraining mit Gewichten einem breiten Publikum zugäng-lich gemacht. Defizite im Bewegungsmuster bei Überkopfbewegun-gen, insbesondere mit Zusatzgewicht, können dabei zu Problemen in der Schulter führen. Gründe hierfür können eine Überaktivität der Schulter-Innenrotatoren, des M. trapezius descendens sowie eine Schwäche der Schulter-Außenrotatoren oder des M. trapezius ascendens sein. Auch eine kyphotische BWS und eine schlechte lumbopelvine Kontrolle können die Bewegungsqualität limitieren.
Bevor man mit hohen Lasten über Kopf trainiert, sollte man die unbelastete Basisbewegung ohne Kompensation ausführen können. Eine Möglichkeit, die Überkopfposition zu testen und diese gezielt vorzubereiten, ist der Wall Slide. Für die Durchführung dieser Übung ist eine isolierte Außenrotation in 90° Abduktion im Schultergelenk sowie eine vollständig Aufrichtung der BWS Voraussetzung.
Der Wall Slide
Bewegungen über Kopf sind für viele Sportarten und Alltagsfunktionen elementar. Nach Verletzungen ist es daher wichtig, diese schnell wiederzuerlangen. Der Wall Slide eignet sich, um die Überkopfposition zu testen und auf das Training vorzubereiten.
Coaching CuesAusgangsposition: „Stelle dich mit dem Rücken an die Wand. Die Wirbelsäule ist aufgerichtet, dein Hinterkopf berührt die Wand. Führe deine Arme in U-Position – Oberarme, Unterarme und Hände berühren die Wand.“
Phase 1: „Ziehe deine Schulterblätter hinten zusammen und nach unten. Drücke deine Arme leicht gegen die Wand und schiebe sie ausatmend langsam so weit über den Kopf, wie du mit Armen und Händen den Kontakt zur Wand halten kannst. Deine Wirbelsäule ist während der gesamten Bewegung aufgerichtet.“
Phase 2: „Führe die Arme wieder herunter und ziehe die gebeugten Ellenbogen so weit nach unten, wie die Arme den Wandkontakt halten können. Behalte die neutrale Ausrichtung deiner Wirbelsäule bei.“
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Die Übung im Video Auf www.osinstitut.de bzw. unter dem QR-Code finden Sie unsere „Übungen des Monats“ auch im Video, inklusive Beispielen von häufigen Fehlern und wie man sie in der Therapie korrigiert.
Übung des Monats
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Häufige Fehler und KorrekturmöglichkeitenFehler 1: Der Trainierende kann in der Ausgangsstellung und/oder während der Übungsdurchführung mit den Armen und/oder dem Hinterhaupt den Kontakt zur Wand nicht halten. Korrektur: Der Therapeut verändert die Ausgangsstellung und lässt den Trainierenden mit den Füßen etwas nach vorne gehen. Kann dieser die Übung nach wie vor nicht korrekt ausführen, sollte er die Bewegung in Rückenlage durchführen ( REGRESSION).
Fehler 2: Der Trainierende kann die neutrale LWS-Lordose während der Bewegung nicht kontrollieren. Auch eine eingeschränkte BWS- Mobilität kann zu einer Kompensation über eine LWS Extension führen.Korrektur: Der Therapeut gibt mit der Hand einen taktilen Reiz an der LWS. Der Trainierende soll während der Bewegung den Kontakt zur Hand halten. Zur visuellen Kontrolle kann er eine Blutdruckmanschette als Feedback einsetzen und auf dem Monometer ablesen, wie groß die Ausweichbewegung in der LWS ist.
Regression Trainierenden mit eingeschränkter BWS-Extension, Überaktivität des M. pectoralis major oder mangelnder lumbaler Kontrolle kann bereits die korrekte Ausgangsstellung an der Wand schwerfallen. Für sie ist es sinnvoll, die gleiche Bewegung als sogenannten Floor Slide in Rückenlage durchzuführen. Durch die veränderte Unterstützungs-fläche können die Trainierenden die Wirbelsäule besser positionieren und kontrollieren. Da die Bewegung orthogonal zur Schwerkraft stattfindet, ist die Übung meist leichter durchzuführen.
ProgressionUm beim Wall Slide den Fokus auf die Extension der BWS und die endgradige Mobilität im Schultergürtel zu legen, kann der Trainierende die Bewegung in der LWS limitieren bzw. verriegeln.
In der Schneidersitz-Position wird die LWS über die Stellung der Hüftgelenke in Flexion gehalten. Durch diese Limitation der Beweg-lichkeit im LWS-Bereich erhöht sich die Anforderung an die Mobilität der BWS. Für den Trainierenden wird es schwieriger, die BWS zu extendieren und diese Position über die ganze Bewegung zu halten.
Matthias Keller ist Physiotherapeut, B.A., leitet das OSINSTITUT – Bewegung für Orthopädie und Sportmedizin und ist bei OSPHYSIO als Physiotherapeut tätig. Er arbeitet als Dozent für medizinische Trainingstherapie und ist Mitglied der Komitees „Prävention, konservative Therapie und Rehabilitation“ der Deutschen Kniegesellschaft e. V. und „Rehabilitation“ der Gesellschaft für Arthroskopie und Gelenkchirurgie. Er ist Herausgeber der Thieme Zeitschrift „Sportphysio“. Volker Hacker ist Physiotherapeut und im Dozententeam des OSINSTITUTs. Er ist mitverantwortlich für die Konzeption der Seminare und leitet diese an verschiedenen Standorten. Bei seiner Tätigkeit bei OSPHYSIO liegen seine Schwerpunkte in der Manuellen Therapie, der Medizinischen Trainingstherapie und dem Functional Training.
Autoren
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