Seminararbeit
Proseminar Liebe und Partnerschaft, WS 2011/2012
Mag. Dr. Andreas Olbrich-Baumann
Prädiktoren für Zufriedenheit in
der Ehe
Senka Asceric (0601577)
Carina Enzenhofer (0604756)
Elisabeth Gager (9909345)
PS Sozialpsychologie: Liebe und Partnerschaft
Prädiktoren für Zufriedenheit in der Ehe
2
Inhalt
1 Einleitung.................................................................................................................................3
2 Studien zum Thema .................................................................................................................4
2.1 Studie 1: „Social support, problem solving, and the longitudinal course of newlywed marriage“ (Sullivan, Pasch, Johnson, & Bradbury; 2010) ........................................................4
2.1.1 Einleitung ...................................................................................................................4
2.1.2 Methode .....................................................................................................................6
2.1.3 Ergebnisse ..................................................................................................................8
2.1.4 Diskussion................................................................................................................13
2.1.5 Einschränkungen .....................................................................................................14
2.1.6 Schlüsselergebnisse und Schlussfolgerung ..............................................................14
2.1.7 Theoretische und praktische Implikation .................................................................17
2.2 Studie 2: „To know you is to love you: The implications of global adoration and specific accuracy for marital relationships“ (Neff & Karney; 2005) ......................................19
2.3 Studie 3: „Disconfirming communication and self-verification in marriage: Associations among the demand/withdraw interaction pattern, feeling understood, and marital satisfaction“ (Weger; 2005) ....................................................................................................27
2.4 Studie 4: „Cognitive complexity and marital interaction in newlyweds“ (Karney & Gauer; 2010) ...........................................................................................................................34
3 Zusammenfassung .................................................................................................................47
4 Literaturverzeichnis ...............................................................................................................48
5 Anhang...................................................................................................................................56
PS Sozialpsychologie: Liebe und Partnerschaft
Prädiktoren für Zufriedenheit in der Ehe
3
1 Einleitung
Sie sind seit kurzem in einer neuen Beziehung, frisch verliebt, sie sehen nur positive
Seiten an ihrem Partner und loben ihn in den höchsten Tönen. Wer kennt diese Situation
nicht?
Frisch verheiratete Paare bewerten ihre Partner auf allgemeiner Ebene meist in sehr
positiver Weise und geben fast ausschließlich an, sehr zufrieden zu sein. Doch warum
gibt es dann derart hohe Scheidungsraten? Beziehungsratgeber werden gekauft, von
allen Seiten bekommt man Ratschläge unterschiedlichster und teilweise auch
gegensätzlicher Art und Weise. Doch, was unterscheidet letztendlich Paare, bei denen
die Ehe hält, von jenen, bei denen sie in die Brüche geht?
Aktuelle Forschung in der Psychologie beschäftigt sich genau mit dieser Fragestellung.
Es soll herausgefunden werden, aufgrund welcher Unterschiede zwischen Paaren,
Aussagen über deren weiteren Verlauf getroffen werden können. In der folgenden
Arbeit werden vier Artikel behandelt, welche unterschiedliche Einstellungs- und
Verhaltensweisen und deren Zusammenhang mit ehelicher Zufriedenheit und
Scheidungswahrscheinlichkeit untersuchen.
Es wird angenommen, dass sowohl die Fähigkeit, gemeinsam Probleme lösen zu
können, als auch die gegebene und angenommene Unterstützung der Ehepartner,
Auswirkungen auf die eheliche Zufriedenheit haben können. Ebenso scheint es, dass
Faktoren, wie das richtige Einschätzen des Partners, die Art und Weise wie Partner über
eheliche Probleme und Differenzen denken und inwiefern man sich vom anderen
Verstanden fühlt, eine nicht zu unterschätzende Rolle spielen.
PS Sozialpsychologie: Liebe und Partnerschaft
Prädiktoren für Zufriedenheit in der Ehe
4
2 Studien zum Thema "Prädiktoren für
Zufriedenheit in der Ehe"
Im Folgenden werden vier Studien genauer beleuchtet, welche jeweils verschiedene
Faktoren und deren Zusammenhang mit Zufriedenheit und Stabilität der Ehe untersucht.
Es soll festgestellt werden, welche anfänglichen Unterschiede dies vorhersagen können.
2.1 Studie 1: „Social support, problem solving, and the longitudinal
course of newlywed marriage“ (Sullivan, Pasch, Johnson, &
Bradbury; 2010)
2.1.1 Einleitung Diese Studie untersucht das Problemlöse- und Unterstützungsverhalten von Ehepaaren
und wie dieses Verhalten im ersten Ehejahr, mit der Zufriedenheit und Stabilität der
Ehe, über eine Zeitspanne von 10 Jahren, zusammenhängt.
Die Klärung des Zusammenspiels zwischen Problemlösung und sozialer Unterstützung,
in der Entwicklung von Beziehungsproblemen, ist wichtig zur Identifizierung
vielversprechender Interventionsziele. In früheren Studien orientierte man sich häufig
an der Sozialen Lerntheorie, die nur das negative Problemlöseverhalten heranzog, um
auf die weitere Entwicklung von Beziehungen zu schließen.
An die Soziale Lerntheorie von Bandura (1977) angelehnte Theorien, die sich mit der
Verschlechterung der Ehe beschäftigen, gehen davon aus, dass die Unzufriedenheit des
Partners auf einen schlechten Umgang mit Konflikten, fehlende Problemlösefähigkeit
und auf die unbeabsichtigte Tendenz, die schlecht angepassten Verhaltensweisen des
anderen negativ zu verstärken, zurückzuführen ist.
Wenn Konflikte auftreten, können ein oder beide Partner mit Vergrämungsmaßnahmen,
wie Nörgeln, Jammern, Suchen von Distanz oder die Anwendung von Gewalt,
reagieren, bis der andere nachgibt, wodurch ein Zwangszyklus entsteht, den jeder
Partner trägt und hält (Koerner & Jacobson, 1994, p. 208). Dieser Ansicht nach, wird
PS Sozialpsychologie: Liebe und Partnerschaft
Prädiktoren für Zufriedenheit in der Ehe
5
das Scheitern einer Partnerschaft als Resultat aversiver und unwirksamer Reaktionen
des Partners auf einen Konflikt betrachtet.
Das Intimitäts-Prozess-Modell (Reis & Patrick, 1996; Reis & Shaver, 1988) bietet eine
andere Erklärung dafür, wie sich intime Beziehungen verändern und verschlechtern.
Nach dieser Ansicht entstehen Gefühle von Intimität und Tiefe zwischen den Partnern,
weil sie sich in Verhaltensweisen engagieren, die dem anderen das Gefühl vermitteln,
verstanden und bestätigt zu werden. Vor allem nach der Mitteilung von wichtigen
Gedanken und Gefühlen, ist es wichtig, dem Partner zu zeigen, dass man seine Sorgen
teilt. Beziehungsprobleme treten dann auf, wenn sich einer oder beide Partner nicht in
den genannten Verhaltensweisen engagieren oder wenn einer oder beide Partner
Verhalten zeigen, das den anderen direkt entwertet oder einen Mangel an Fürsorge,
Mitgefühl oder Verständnis vermittelt.
Diese beiden Modelle haben zwar eine gemeinsame konzeptuelle Grundlage, lenken
aber ihre Aufmerksamkeit auf zwei deutlich unterschiedliche Herausforderungen für
Paare. Zudem messen die Modelle der Bewältigung von Herausforderungen
verschiedene Bedeutungen bei und geben unterschiedliche Interventionsziele in
Programmen vor, um Beziehungsprobleme zu verhindern (Sullivan et al., 2010).
Es konnte außerdem gezeigt werden, dass negative Problemlöseverhalten nicht
zwingend zu einer Verschlechterung der Beziehung führen müssen. Overall et al. (2009)
behaupten, dass negative Forderungen die Erwartungen an den anderen genau
bezeichnen und dadurch die Beziehung stärken und Partner näher zusammenbringen
können.
Entsprechend der Bindungstheorie von Bowlby (1982), sollen Partner ihre Bedürfnisse
klar und direkt nennen und so erlauben, dass jeder für den anderen eine sichere und
unterstützende Basis darstellt.
Ebenso weisen Sullivan et al. (2010) vermehrt auf die Wichtigkeit der gegenseitigen
Unterstützung in Beziehungen hin, um die Zufriedenheit in einer Beziehung und somit
auch ihre Aufrechterhaltung sicherzustellen.
PS Sozialpsychologie: Liebe und Partnerschaft
Prädiktoren für Zufriedenheit in der Ehe
6
2.1.2 Methode 172 frisch verheiratete Paare wurden über zehn Jahre hinweg untersucht. Alle
Teilnehmer der Studie stammten aus Los Angeles County, mussten das erste Mal
verheiratet sein und vor weniger als 6 Monaten geheiratet haben. Außerdem mussten sie
zwischen 18 und 35 Jahre alt sein und eine Ausbildungsdauer von mindestens 10 Jahren
aufweisen. Weitere Einschlusskriterien waren, dass sie im selben Haushalt lebten,
Englisch lesen und schreiben konnten, noch keine Kinder hatten und im Moment keine
erwarteten.
Das Durchschnittsalter der Ehemänner betrug 27,6 (SD = 3,9) Jahre und sie hatten eine
durchschnittliche Ausbildungsdauer von 15,6 (SD = 2,2) Jahren. Die Frauen waren im
Mittel 26,0 (SD = 3,4) Jahre alt und hatten eine durchschnittliche Ausbildungszeit von
16,2 (SD = 2,0) Jahren. Die Verteilung der Ethnizität in der Stichprobe stimmte mit der
Gesamtbevölkerung von Los Angeles County überein. 39 Paare (23 %) ließen sich im
Laufe von zehn Jahren scheiden; diese Daten wurden verwendet, um den Verlauf der
Ehe für die vorliegende Analyse zu berechnen, einschließlich der Daten von intakten
Familien und Daten von geschiedenen Paaren vor ihrer Auflösung.
Vor und während einer dreistündigen Laboruntersuchung vervollständigten die
Ehepartner, unabhängig voneinander, eine Reihe von Fragebögen und wurden beim
Diskutieren zweier Eheprobleme und zweier individueller Probleme gefilmt (Zeitpunkt
1). Ein Jahr später kehrten die Ehepartner für eine ähnliche Laboruntersuchung zurück,
in der wieder jeweils zwei Eheprobleme und zwei individuelle Probleme diskutiert
werden mussten (Zeitpunkt 3). Der Beziehungsstatus und die eheliche Zufriedenheit
(wenn das Paar noch verheiratet war) wurden während der ersten vier Ehejahre, alle
sechs Monate bewertet und erneut nach 9 Jahren (Zeitpunkt 9) und 10 Jahren (Zeitpunkt
10) der Ehe. Für abgeschlossene Fragebögen, die auch per E-Mail beantwortet wurden,
erhielten die Paare $25 und für jede Laboruntersuchung $75.
Die Bewertung der ehelichen Zufriedenheit erfolgte mit dem „Marital Adjustment Test“
(MAT; Locke & Wallace, 1959), die Bewertung der Eheprobleme mit dem „Inventory
of Marital Problems“ (Geiss & O’Leary, 1981). Das Eheproblem-Inventar misst, auf
einer 11-Punkte Skala (1 = kein Problem; 11 = ein großes Problem), das Ausmaß wie
PS Sozialpsychologie: Liebe und Partnerschaft
Prädiktoren für Zufriedenheit in der Ehe
7
Ehepartner 19 gemeinsame Auslöser ehelicher Meinungsverschiedenheiten (z.B.
Kommunikation, Schwiegereltern, Finanzen, etc.) bewerten. Dieses Inventar wurde zur
Bestimmung der Themen für die Problemlösediskussion verwendet.
In den zwei Problemlösediskussionen, die jeweils 10 Minuten dauerten, wurde das
Problemlöseverhalten beurteilt. Die Paare wurden, über die von ihnen für wichtig
erachteten Eheprobleme, hinsichtlich nonverbaler Signale, verbaler Inhalte, Tonfall,
Lautstärke und Geschwindigkeit, untersucht. Die geschulten Beobachter verwendeten
hierbei das „Specific Affect Coding System“ (SPAFF; siehe Gottman & Krokoff,
1989). In 5-Sekunden-Blöcken wurde zunächst jeder Partner als neutral, negativ (Zeigen
von Wut, Verachtung, Gejammer, Trauer oder Angst) oder positiv (Zeigen von Humor,
Zuneigung, oder Interessen) bewertet. Letztendlich wurde für die positiven Affekte die
Summe von Humor, Zuneigung und Interesse und für die negativen Affekte die Summe
von Zorn und Verachtung, herangezogen.
In den beiden Unterstützungsdiskussionen wurden abwechselnd individuelle Probleme
besprochen. Hierfür wurde ein von Pasch und Bradbury (1998) entwickeltes Verfahren
verwendet, indem sich jedes Paar in zwei 10-Minuten-Gesprächen engagieren sollte.
Um den Ehepartnern die Möglichkeit zu geben, Unterstützung zu erbitten bzw.
anzubieten und eine persönliche Veränderung herzustellen, wurden die Gespräche
strukturiert.
Mit dem „Social Support Interaction Coding System“ (SSICS; Pasch, Harris, Sullivan,
& Bradbury, 2004) wurde das Verhalten der Partner, durch trainierte Beobachter, als
positiv (positiv behilflich, positiv emotional, anders positiv) oder negativ bewertet,
wobei das Verhalten jenes Partners (der „Helfer“) im Vordergrund stand, der auf die
Angaben des anderen reagierte. Das Intimitäts-Prozess-Modell nimmt hier an, dass die
Art und Weise wie ein Partner auf die persönlichen Interessen und Angaben des
Ehepartners reagiert, sich auf die Beziehungszufriedenheit des Partners auswirken wird.
PS Sozialpsychologie: Liebe und Partnerschaft
Prädiktoren für Zufriedenheit in der Ehe
8
2.1.3 Ergebnisse Es wurden Korrelationen zwischen Konfliktverhalten, Unterstützungsverhalten und
Zufriedenheit in der Ehe, untersucht und alle Korrelationen gingen in die erwartete
Richtung. Der Zusammenhang zwischen Konfliktverhalten und Zufriedenheit war bei
der ersten Messung meist nicht, oder nur schwach signifikant (zwischen r = .13 und r =
.22). Zwischen Unterstützungsverhalten und Zufriedenheit wurden mehr signifikante
Korrelationen gefunden. Diese waren aber ebenfalls eher schwach (zwischen r = .13
und r = .26).
Unterschiede zwischen Zeitpunkt 1 und 3:
Abhängige t-Tests zeigten bei Frauen, als auch bei Männern, unterschiedliche Levels an
Konflikt- und Unterstützungsverhalten auf. Beide Geschlechter waren zum dritten
Messzeitpunkt signifikant weniger positiv und verstärkt negativ.
Wobei sich das Unterstützungsverhalten über die Zeit als stabiler erwies. Bei Frauen
gab es zwischen den Zeitpunkten 1 und 3 keine signifikanten Unterschiede. Bei den
Männern hingegen, zeigte sich ein differenzierteres Verhalten. Ihr
Unterstüzungsverhalten, bei den von Frauen gewählten Themen, blieb gleich, allerdings
reagierten sie signifikant negativer auf unterstützendes Verhalten ihrer Frauen, bei von
ihnen gewählten Themen (t = 3,9 p < .01).
Zusammenhang von Konflikt- und Unterstützungsverhalten:
Mittels Korrelationen sollte festgestellt werden, ob es sich bei den Variablen
Konfliktverhalten und Unterstützungsverhalten um unabhängige Variablen handelt.
Diese wurden während der Verhaltensbeobachtung erhoben. Wenn auch leichte
Überschneidungen gefunden wurden, vor allem bei negativen Codes (r = .37 p < .001
bei Frauen und r = .34 p < 001 bei Männern; siehe Abbildung 1 im Anhang), so können
sie trotzdem als zwei separate Variablen angesehen werden.
Sieht man sich die Kurve an, welche sich additiv aus der durchschnittlichen
Zufriedenheit von jeweils Mann und Frau und deren Veränderungsrate zusammensetzt,
so wird deutlich, dass die Zufriedenheit im Laufe der Zeit geringer wird. Man kann hier
von einem linearen Zusammenhang ausgehen. Diese wurde anhand eines hierarchisch
PS Sozialpsychologie: Liebe und Partnerschaft
Prädiktoren für Zufriedenheit in der Ehe
9
linearen Modells ausgewertet. Betrachtet man die Personen einzelnen, so zeigt sich,
dass bei Personen mit höherer Zufriedenheit, eine langsamere Abnahme der
Zufriedenheit zu sehen ist (r = .14 bei Männern und r = .51 bei Frauen).
Unterstützungsverhalten und Konfliktverhalten beeinflussen die Zufriedenheit (siehe
Abbildung 2 im Anhang). Gaben Personen Unterstützung, so führte die bei beiden
Partnern zu größerer Zufriedenheit. Ebenso zeigte sich dieser Effekt bei negativem
Verhalten. Das negative Verhalten einer Person führte zu geringerer Zufriedenheit bei
allen. Allerdings konnten weder anhand des Konfliktverhaltens, noch anhand des
Unterstützungsverhaltens Aussagen über die zukünftige Zufriedenheit (innerhalb der
ersten 10 Jahre) der Partner getroffen werden.
Zusammenhänge von Konflikt- und Unterstützungsverhalten im Laufe der Zeit:
Mittels hierarchischer mutlipler Regression wurde getestet, ob das Konfliktverhalten zu
Zeitpunkt 1 Auswirkungen auf das Unterstützungsverhalten zu Zeitpunkt 3 hat. Als
Kontrollvariablen dienten das Unterstützungsverhalten und die eheliche Zufriedenheit
beim ersten Messzeitpunkt. Hier konnten keine signifikanten Zusammenhänge gefunden
werden.
Anschließend wurde untersucht, ob das Unterstützungsverhalten zu Zeitpunkt 1,
Auswirkungen auf das Konfliktverhalten zu Zeitpunkt 3 hat. Es zeigte sich, dass das
Konfliktverhalten der Männer zu Zeitpunkt 3 signifikant durch das
Unterstützungsverhalten des Paares zu Zeitpunkt 1 vorhergesagt werden konnte.
Sowohl positives als auch negatives Unterstützungsverhalten beider Partner, über alle
Themen, hatte signifikante Auswirkungen. Sie zeigten negativeres Verhalten, wenn zu
Zeitpunkt 1 weniger positives und mehr negatives Verhalten an den Tag gelegt wurde.
Bei Frauen hatte nur negatives Unterstützungsverhalten (beider Partner, über alle
Themen) negative Auswirkungen. Weniger positives Verhalten beim ersten Zeitpunkt
ließ keine Schlussfolgerungen auf Zeitpunkt 3 zu.
PS Sozialpsychologie: Liebe und Partnerschaft
Prädiktoren für Zufriedenheit in der Ehe
10
MEDIATIONS ANALYSEN: PROGNOSE DES NIVEAUS EHELICHER
ZUFRIEDENHEIT
Residuale Veränderung im Problemlöseverhalten und der Verlauf der Zufriedenheit in
der Ehe
Die Effektgrößen zwischen residualer Veränderung im Problemlösungsverhalten und
der ehelichen Zufriedenheit von dieser Zeit an (Zeitpunkt 3 bis 10) werden nun
betrachtet. Das Muster der Assoziationen ist ähnlich zu jenen zum Zeitpunkt 1. Die
Effektgrößen indizieren, dass residuale Veränderungen im negativen Konfliktverhalten
beider Partner signifikant das Zufriedenheitslevel bei beiden Partnern und bei allen
Themen vorhersagen, außer bei negativem Konfliktverhalten der Ehefrauen gegenüber
Themen, die ihre Ehemänner gewählt haben. Werden residuale Veränderungen in
positivem Konfliktverhalten beobachtet, war nur das Verhalten der Ehefrauen
signifikant, wenn die von ihren Ehemännern gewählten Themen besprochen wurden,
und diese sagen die Zufriedenheit beider Partner vorher. Nur ein Effekt von 16 war
signifikant, wenn Änderungen in der Zufriedenheit über die Zeit hinweg vorhergesagt
wurden. Alle signifikanten Effekte befanden sich in erwarteter Richtung.
Assoziationen zwischen Zeitpunkt 1 Unterstützungsverhalten und Verlauf der
Zufriedenheit in der Ehe nachdem residuale Veränderungen im Problemlöseverhalten
kontrolliert wurden.
Es werden Effektgrößen die sich auf Zeitpunkt 1 Unterstützung und
Zufriedenheitslevels beziehen (Modell 1), Effektgrößen die sich auf Zeitpunkt 1
Unterstützung und Zufriedenheitslevels nach Kontrolle der residualen Veränderungen
beziehen (Modell 2), und die Abnahme der Effektgröße von Modell 1 zu Modell 2,
betrachtet. Die Effektgrößen nahmen bei 29 von 32 Tests ab nachdem residuale
Veränderungen konstant gehalten wurden. Verwendet wurde eine difference-in-
coefficient Methode, im Speziellen die Simple-minus-partial-correlation Technik, die
für die Verwendung einer HLM Analyse modifiziert wurde, um den vermittelnden
Effekt zu testen. Signifikante Ergebnisse ergaben sich in 24 von 32 Tests. Das bedeutet,
dass die Assoziation zwischen Unterstützungsverhalten zum Zeitpunkt 1 und dem
PS Sozialpsychologie: Liebe und Partnerschaft
Prädiktoren für Zufriedenheit in der Ehe
11
Niveau der Zufriedenheit in der Beziehung zumindest zum Teil durch residuales
negatives Problemlösungsverhalten vermittelt wird.
Der Effekt von Zeitpunkt 1 Unterstützung auf das Zufriedenheitsniveau der Ehemänner
wird bei 8 von 16 Betas nicht-signifikant sobald residuales Problemlöseverhalten
kontrolliert wird. Der Effekt von negativem Hilfsverhalten beider Partner auf das
Zufriedenheitsniveau der Ehemänner wird vollständig über residuale Veränderung
vermittelt wenn über Themen, die von Ehemännern und Ehefrauen gewählt wurden,
diskutiert wird. Der Effekt des negativen unterstützungssuchenden Verhalten der
Ehefrauen auf das Zufriedenheitsniveau der Ehemänner wird vollständig über residuale
Veränderungen vermittelt, wenn Themen diskutiert werden, die von Ehemännern und
Ehefrauen gewählt wurden. Der Effekt des positiven unterstützungssuchenden
Verhaltens der Ehefrauen auf das Zufriedenheitsniveau der Ehemänner wird vollständig
über residuale Veränderungen vermittelt, wenn Themen diskutiert werden, die von
Ehemännern gewählt wurden. Der Effekt von Zeitpunkt 1 Unterstützung auf das
Zufriedenheitsniveau der Ehefrauen wird bei 2 von 16 Betas nicht-signifikant. Der
Effekt des positiven unterstützungssuchenden Verhalten der Ehemänner auf das
Zufriedenheitsniveau der Ehefrauen wird vollständig über residuale Veränderungen
vermittelt, wenn Themen diskutiert werden, die von Ehemännern und Ehefrauen
gewählt wurden.
MEDIATIONALE ANALYSE: PROGNOSE DER EHELICHEN TRENNUNG
Es sollen nun soziale Unterstützung und Problemlösungsverhalten in Beziehung zur
Wahrscheinlichkeit einer Trennung in 10 Jahren untersucht werden. Zunächst werden
beide Verhaltensweisen als Prädiktoren separat voneinander beobachtet und danach
zum Testen vermittelnder Modelle, die Unterstützung, Problemlösen und Trennung
verbinden. Es wird untersucht, ob das Trennungsverhältnis über Unterstützungs- und
Problemlösungscodes vorhergesagt werden kann.
Assoziationen zwischen Verhalten zum Zeitpunkt 1 und dem Ehestatus
Es wurde eine hierarchische logistische Regressionsanalyse angewandt um
herauszufinden, ob unterstützendes Verhalten zum Zeitpunkt 1 oder problemlösendes
Verhalten zum Zeitpunkt 1 mit dem ehelichen Verhältnis zum Zeitpunkt 10 verbunden
PS Sozialpsychologie: Liebe und Partnerschaft
Prädiktoren für Zufriedenheit in der Ehe
12
ist, nachdem die eheliche Zufriedenheit sowohl für Ehemänner als auch für Ehefrauen
zum Zeitpunkt 1 kontrolliert wurde.
Das unterstützende Verhalten von Ehefrauen und Ehemännern zum Zeitpunkt 1 sagte
signifikant das Eheverhältnis zum Zeitpunkt 10 voraus, wobei das unterstützende
Verhalten der Ehemänner zum Zeitpunkt 1 11% der Varianz des ehelichen
Verhältnisses in 10 Jahren erklärt und das Verhalten der Frauen 15%. Die
problemlösenden Variablen der Ehemänner zum Zeitpunkt 1 sagen signifikant das
Eheverhältnis zum Zeitpunkt 10 voraus, wobei 13% der Varianz erklärt wird. Das
Problem lösende Verhalten der Ehefrauen zum Zeitpunkt 1 sagt das Eheverhältnis nicht
signifikant voraus.
Assoziationen zwischen dem Verhalten zu Zeitpunkt 3 und dem Status der Ehe
Es wurde eine hierarchische logistische Regressionsanalyse angewandt um
herauszufinden, ob unterstützendes Verhalten zum Zeitpunkt 3 oder problemlösendes
Verhalten zum Zeitpunkt 3 mit dem ehelichen Verhältnis zum Zeitpunkt 10 verbunden
ist, nachdem die eheliche Zufriedenheit zum Zeitpunkt 3 kontrolliert wurde.
Unterstützendes Verhalten zum Zeitpunkt 3 konnte das Eheverhältnis für Ehemänner
zum Zeitpunkt 10 nicht signifikant vorhersagen. Problemlösendes Verhalten zum
Zeitpunkt 3 konnte das Eheverhältnis zum Zeitpunkt 10 sowohl für Männer als auch für
Frauen signifikant vorhersagen.
Assoziationen zwischen unterstützendem Verhalten zum Zeitpunkt 1 und dem
ehelichen Status nachdem residuale Veränderungen im negativen
Problemlösungsverhalten kontrolliert wurde
Eine hierarchische logistische Regressionsanalyse wurde durchgeführt um zu
bestimmen, ob die Assoziationen zwischen unterstützenden Variablen zum Zeitpunkt 1
und dem ehelichen Status geringer wären, wenn residuale Veränderungen in negativem
Problem lösenden Verhalten reduziert wären.
Für Ehemänner wurden die Assoziationen zwischen unterstützendem Verhalten zum
Zeitpunkt 1 und dem ehelichen Status nicht-signifikant sobald residuale Veränderungen
kontrolliert wurden. Bei Ehefrauen waren die Assoziationen reduziert.
PS Sozialpsychologie: Liebe und Partnerschaft
Prädiktoren für Zufriedenheit in der Ehe
13
Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass der Effekt des unterstützenden Verhaltens zum
Zeitpunkt 1 auf den ehelichen Status über residuale Veränderungen in negativem
Problemlöseverhalten bei Ehemännern vermittelt wird und zum Teil über residuale
Veränderung des Problem lösenden Verhaltens bei Ehefrauen.
2.1.4 Diskussion
Diese Studie basiert auf vorherigen Untersuchungen und Theorien zur Klärung der
Beziehung zwischen Konfliktverhalten, unterstützendem Verhalten und Änderungen in
der ehelichen Zufriedenheit und im Eheverhältnis über die ersten zehn Ehejahre hinweg.
Konflikthaftes und unterstützendes Verhalten wurden beobachtet und für Ehemänner
und für Ehefrauen sowohl kurz nach der Eheschließung als auch ein Jahr danach
kodiert, die anhand von Diskussionen über eheliche Schwierigkeiten und persönliche
Herausforderungen separat durch Ehemänner und Ehefrauen identifiziert wurden. Das
Intimitäts-Prozess-Modell, welches jene Reaktionen betont, die dazu führen, dass
Ehepartner sich verstanden, bestätigt und umsorgt fühlen, und ein auf sozialen
Lerntheorien basierendes Modell, welches Verhaltensweisen betont, die Ehepartner
zeigen wenn sie sich mit Eheproblemen beschäftigen, wurden nebeneinander gestellt,
indem einerseits Veränderungen der Effektgröße durch eine Vorhersage des
Zufriedenheitsverlaufs über die nächsten zehn Jahre analysiert wurden als auch
Veränderungen im chi-Quadrat wenn das Eheverhältnis anhand einer Verhaltensdomäne
(Konflikt/Unterstützung) vorhergesagt wurde, während die andere Domäne konstant
gehalten wurde. Entsprechend dem Intimitäts-Prozess-Modells sagte das Verhalten
frisch vermählter Partner in der sozial unterstützenden Aufgabe einen Abstieg in der
affektiven Qualität der Lösung von Beziehungsproblemen, sowie ein niedriges Level an
ehelicher Zufriedenheit und eine höhere Wahrscheinlichkeit einer Scheidung.
Problemlösendes Verhalten, welches ein Jahr später beobachtet wurde, vermittelte
zahlreiche Assoziationen zwischen anfänglichem sozialem Unterstützungsverhalten und
beiden Formen des ehelichen Ausgangs. Anfängliches Problemlöseverhalten sagt das
Niveau der Zufriedenheit für beide Ehepartner voraus und das Eheverhältnis für
Ehemänner. Allerdings zeigt es keine Beziehung zu Veränderungen in sozial
unterstützendem Verhalten auf.
PS Sozialpsychologie: Liebe und Partnerschaft
Prädiktoren für Zufriedenheit in der Ehe
14
Dies lässt darauf schließen, dass die Art, wie Ehepartner auf die Offenbarungen und
Anfragen um soziale Unterstützung des jeweils anderen reagieren, konsequenter ist, als
die Art, wie sie ihre unterschiedlichen Meinungen durch Verhaltensänderungen
bewältigen, die die spätere eheliche Zufriedenheit und Stabilität ahnen lassen. Von
beiden wichtigen interpersonellen Domänen ist allein die soziale Unterstützung
demonstriert worden um langzeitliche eheliche Zufriedenheit und das Eheverhältnis
direkt und indirekt vorherzusagen, indem das Verhalten der Ehepartner in der anderen
Domäne beeinflusst wurde.
2.1.5 Einschränkungen Das untersuchte Verhalten in dieser Studie wurde in einem Labor-Setting erprobt,
weshalb es unwahrscheinlich ist, dass diese eine typische Diskussion zwischen zwei
Partnern im natürlichen Setting repräsentieren. Da es belegt ist, dass Ehepartner in ihrer
Bereitschaft um Unterstützung bei persönlichen Herausforderungen zu bitten, variieren,
kann diese Prozedur die externe Validität der Ergebnisse einschränken.
Vorherige Untersuchungen nehmen an, dass der Effekt der Unterstützung zur
Zufriedenheit komplex ist und unter Umständen aufgrund der Tagesstimmung, der
Sichtbarkeit der Unterstützung, der gegebenen Unterstützung bei positiven oder
negativen Ereignissen und dem Bindungsstil variieren kann. Komplexere Modelle, die
eben diese individuellen Faktoren beinhalten, müssen in zukünftigen Untersuchungen
genauer behandelt werden.
Die Teilnehmer, obwohl in ethnischer Hinsicht sehr unterschiedlich, zeigten ein relativ
geringes Risiko für ungünstige Ergebnisse. Das kann an der Tatsache liegen, dass die
Rekrutierung über Heiratskunden zu einer Stichprobe mit niedrigem Risiko führt und so
auch die Generalisierbarkeit der Ergebnisse einschränkt.
2.1.6 Schlüsselergebnisse und Schlussfolgerung Behält man diese Faktoren in Erinnerung, können folgende Schlüsse aus den Daten
gezogen werden:
Soziale Unterstützung scheint eine bestimmte, klare Verhaltensdomäne zu sein, die das
Niveau der Zufriedenheit in der Ehe, das Eheverhältnis über die Zeit hinweg vorhersagt.
Verhaltensweisen, die in Aufgaben zur sozialen Unterstützung gezeigt wurden scheinen
PS Sozialpsychologie: Liebe und Partnerschaft
Prädiktoren für Zufriedenheit in der Ehe
15
über das erste Ehejahr stabiler zu sein als jene, die gezeigt wurden als man Ehepartner
bat ein spannungserzeugendes Thema aus ihrer Partnerschaft anzusprechen. Obwohl
Paare dazu tendieren eher negativ und weniger positiv im ersten Ehejahr beim
Behandeln von Problemen zu sein, ändert sich ihr sozial unterstützendes Verhalten im
Durchschnitt kaum. Folglich scheint es, dass frisch vermählte Paare ihre
Unterstützungsfertigkeiten zumindest über das erste Ehejahr behalten, doch tendieren
die negativen Emotionen, die bei der Auseinandersetzung mit ehelichen Problemen
hervorkommen, innerhalb des ersten Jahres zu wachsen.
Diese Unterschiede in der Stabilität zwischen zwei Verhaltensdomänen kann durch das
dritte Ergebnis erklärt werden: unterstützendes Verhalten zu Beginn der Ehe sagt das
Problemlöseverhalten in der Ehe ein Jahr später voraus. Vor allem negatives und
positives Unterstützungsverhalten sagen negatives Problemlöseverhalten innerhalb und
zwischen Ehepartnern für Ehemänner und Ehefrauen voraus. Im Gegensatz dazu, sagen
weder positives noch negatives unterstützendes Verhalten positives
Problemlöseverhalten innerhalb und zwischen Ehepartnern für Ehemänner und
Ehefrauen voraus. Schwierigkeiten, kurz nach Eheschließung Unterstützung anzubieten
oder darum zu bitten, scheinen die Basis für weitere schädliche Konfliktdiskussionen zu
sein, aufgrund steigender Negativität während des Konflikts, als aufgrund sinkender
Positivität. Starke Unterstützungsfertigkeiten können Gefühle des Wohlwollens und
aufrichtige Intimität zwischen Partnern generieren, und dies ermöglicht eine
Auseinandersetzung, bei der weniger Wut und Geringschätzung gezeigt werden. Im
Kontrast dazu, sagen Emotionen, die frisch vermählte Paare während problemlösenden
Diskussionen zeigen, keine Änderungen im Unterstützungsverhalten innerhalb des
ersten Jahres voraus. Der Schweregrad der diskutierten Probleme und/oder die
Häufigkeit negativer Affekte zu Beginn der Ehe sind unter Umständen nicht
ausreichend, um Veränderungen in unterstützenden Fertigkeiten herbeizuführen, oder
das Problemlöseverhalten hat einen zu geringen Effekt auf das darauffolgende
Verhalten der Ehepartner, wie es mit dem Unterstützungsverhalten verglichen wurde.
Das vierte Resultat ist, dass residuale Veränderung in negativem Verhalten über das
erste Ehejahr das darauffolgende Zufriedenheitsniveau innerhalb der Ehe und das
Eheverhältnis voraussagen. Auch ist die Assoziation zwischen anfänglichem
PS Sozialpsychologie: Liebe und Partnerschaft
Prädiktoren für Zufriedenheit in der Ehe
16
Unterstützungsverhalten und ehelichem Verlauf signifikant geringer nachdem
problemlösendes Verhalten kontrolliert wurde. Folglich scheint es , dass Paare, die ihre
Ehe mit geringeren Unterstützungsfertigkeiten beginnen, weniger glücklich sind und
sich eher innerhalb der ersten zehn Ehejahre scheiden lassen aufgrund, zumindest zum
Teil, steigendem negativem Verhalten während den Konflikten. Umgekehrt aber hilft
die scheinbar protektive Funktion starker anfänglicher Unterstützungsfertigkeiten den
Paaren, während etwaiger Diskussionen weniger negativ zu agieren, weshalb sie höhere
Levels der Zufriedenheit und geringere Chancen einer Auflösung erleben.
Dieses Ergebnis, sowie jenes, welches angibt, dass Unterstützungsverhalten stabiler ist
als Konfliktverhalten über das erste Ehejahr hinweg, haben wichtigen Einfluss auf
Theorien über Beziehungsveränderungen. Ehepartner sind meist für viele Menschen die
wichtigste Quelle sozialer Unterstützung, und Individuen, die eine warme,
unterstützende Beziehung mit ihren Partnern scheinen Beziehungsprobleme eher zu
akzeptieren und erfahren somit zufriedenere und beständigere Beziehungen. Geringere
Anteile an Negativität bei Diskussionen und der darauffolgende positive Effekt auf die
Zufriedenheit und das Eheverhältnis scheinen von den Fertigkeiten der Partner,
Unterstützung anzubieten und einzufordern, beeinflusst zu sein. Folglich ist es nicht
nur wichtig positiv, mit Wärme, Verständnis und Mitgefühl, auf Offenbarungen des
Partners zu reagieren, sondern auch, dass Probleme auf positive Weise mit Sensibilität,
Offenheit und Vertrauen angesprochen werden. Umgekehrt zeigen jene Paare, die
geringere Fertigkeiten aufweisen, ein geringeres Niveau an Zufriedenheit während den
ersten zehn Ehejahren und eine höhere Wahrscheinlichkeit einer Scheidung, zum Teil
da ihre Wut und Geringschätzung wächst sobald sie sich mit ehelichen Problemen
befassen.
Keine der Verhaltensweisen, die hier untersucht wurden, sagen Veränderungen in der
Zufriedenheit über die Zeit, in der die Studie durchgeführt wurde, voraus. Dieses
Ergebnis ist überraschend und scheint zumindest einigen Ergebnissen, die in vorherigen
Längsschnittstudien mit Analyse der Wachstumskurve gefunden wurden, zu
widersprechen. Kontroverse Ergebnisse über Studien hinweg können eine Funktion der
Anzahl von Zeitpunkten, an denen Paare beobachtet wurden, sein, da diese Studie
längere Beobachtungsdaten beinhaltet als vorherige Studien mit ähnlichem Methode
PS Sozialpsychologie: Liebe und Partnerschaft
Prädiktoren für Zufriedenheit in der Ehe
17
und Design. Obwohl das beobachtete Verhalten frischvermählter Paare Veränderungen
über die ersten vier Ehejahre vorhersagt, können sich Veränderungskurven ab diesem
Zeitpunkt stabilisieren und somit die Möglichkeit, über diese Verhaltensweisen
Vorhersagen zu treffen, einschränken. Die Variabilität zwischen den Paaren hinsichtlich
des Zufriedenheitsniveaus bleibt weiterhin wichtig, da eine große Anzahl an Literatur
diese Unterschiede mit Outcomes wie Depression, Auflösen der Beziehung und
Funktion des Kindes, verbinden.
2.1.7 Theoretische und praktische Implikation Die meisten Zugänge der Prävention und therapeutische Interventionen basierten
hauptsächlich auf der Annahme, dass Schwierigkeiten in der Problemlösung die
Hauptursache für Beziehungsprobleme war. Man wusste wenig darüber, warum Paare in
ihrer Fähigkeit, Probleme zu lösen, variieren und der Beweis, dass negatives
Problemlöseverhalten von Frischvermählten direkt über Bildungsinterventionen
schwierig zu ändern ist, betont den Wert alternative interpersonelle Domänen zu
berücksichtigen die das Konfliktmanagement vorhersagen könnten. Die aktuellen
Ergebnisse bestätigen die Wichtigkeit des Problemlösens als Prädiktor für den
zukünftigen Verlauf der Ehe, aber sie betonen vor allem, dass die affektive Qualität des
Problemlösens sich verschlechtern kann als Funktion von Defiziten in sozialen
Unterstützungsprozessen. Die Regulation von positiven und negativen Emotionen
während des Problemlösens ist entscheidend für das Wohl der Beziehung. Diese
Annahme kann anhand dieser Daten ausgeweitet werden, durch die Anmerkung, dass
die Fähigkeit der Paare, ihre Emotionen zu regulieren, zum Teil von ihren früheren
Erfahrungen im Regulieren der persönlichen Vulnerabilität und Offenbarung abhängt.
Nachdem erkannt wurde, dass beobachtete Unterstützungserbringung und –erhalt eine
Änderung im Problemlösen und im Beziehungsverlauf innerhalb eines Jahres
vorhersagt, stellt sich nun die Frage, wie diese Prozesse im Alltag operieren könnten.
Man kann davon ausgehen, dass effektive soziale Unterstützung eine bessere
Stimmungsregulation für Individuen fördert sowie eine größere Fertigkeit der Partner in
der Zusammenarbeit bei Problemen.
Es gibt mehrere Möglichkeiten, weshalb das unterstützende Verhalten und nicht der
Konflikt der wichtigere Initiator für interpersonelle Veränderungen in der Ehe ist. Zwar
PS Sozialpsychologie: Liebe und Partnerschaft
Prädiktoren für Zufriedenheit in der Ehe
18
ist ein effektives Konfliktmanagement wichtig für den Beziehungsverlauf, jedoch sind
Konflikte meist eher selten oder mit geringer Intensität um in kurzer Zeit
Veränderungen im Unterstützungsverhalten auszulösen. Eine weitere Erklärung wäre,
dass die Erwartungen hinsichtlich der Intimität und Nähe höhere Priorität haben, gerade
zu Beginn einer Ehe, weshalb ein Ausdruck negativer Emotionen erst mit Abklingen
positiver Affekte häufiger auftritt. Die Ergebnisse dieser Studie unterstreichen die
Wichtigkeit von Veränderungen im prosozialen Verhalten und zeigen, dass diese im
Labor beobachtbar sind und suggerieren, dass Verbindungen zwischen prosozialem
Verhalten und dem Verfall einer Beziehung zum Teil von starken negativen Affekten
vermittelt wird.
Die Ergebnisse unterstützen die vorherrschende Betonung von Konflikt- und
Problemlösen in Relationship-Education-Programmen. Zeitgleich argumentieren sie,
dass sich der Fokus erweitern muss und somit auch auf das Trainieren von „sich öffnen“
und „darauf reagieren“ einschließen muss.
PS Sozialpsychologie: Liebe und Partnerschaft
Prädiktoren für Zufriedenheit in der Ehe
19
2.2 Studie 2: „To know you is to love you: The implications of global adoration and specific accuracy for marital relationships“ (Neff & Karney; 2005)
Einleitung
Obwohl am Anfang einer Ehe so gut wie alle frisch Vermählten von einer sehr starken
Liebe zueinander berichten, ist die Zahl der Ehen, die in die Brüche geht enorm. In der
Studie von Neff und Karney (2005) wurde untersucht, welche Faktoren bei der
Bewertung des Partners, für die weitere Entwicklung der Ehe aussagekräftig sind.
Besonderes Augenmerk wurde hier auf den Unterschied zwischen globaler und
spezifischer Bewertung des Partners gelegt.
Auf einer globalen Bewertungsebene sehen frisch Verheiratete ihren Partner stets sehr
positiv und blicken optimistisch in die Zukunft (Karney & Bradbury, 1997). Allerdings
verändern sich diese Gefühle oft im Laufe der Zeit und die Verheirateten sind
desillusioniert (Cherlin, 1992). Bisherige Forschung untersuchte vor allem, inwiefern
sich die Interaktionen und Prozesse in einer Beziehung auf die Zufriedenheit auswirken.
So wurden verschiedene Kommunikationsstile und der Umgang mit negativen
Ereignissen untersucht (Noller & Feeney, 2002; Bradbury & Fincham, 1990). Es stellt
sich aber die Frage, inwiefern sich Paare, zu Beginn der Ehe, in ihren Gefühlen
unterscheiden, obwohl sich die anfänglichen Liebesgefühle sehr stark gleichen. Die
Autoren dieser Studie versuchen daher herauszufinden, welche Art von Liebe zu einer
stabilen und gesunden Ehe führt.
Liebe als kognitives Netzwerk
Es wird von einem Grundmodell ausgegangen, in welchem postuliert wird, dass Liebe
eine Einstellung gegenüber einer bestimmten Person ist (Noller, 1996). Sieht man Liebe
als Einstellung an, so beruht diese auf verschiedenen Wahrnehmungen und Urteilen
über den Partner, welche auf unterschiedlichen Abstraktionsebenen zu finden sind (Neff
& Karney, 2002a). Die spezifischen Wahrnehmungen des Partners lassen sich zu einer
abstrakteren, globaleren Bewertung zusammenfassen, sodass ein Netzwerk mit
PS Sozialpsychologie: Liebe und Partnerschaft
Prädiktoren für Zufriedenheit in der Ehe
20
hierarchischer Struktur entsteht. Eine weitere Annahme ist, dass je nach hierarchischer
Ebene, der Partner unterschiedlich positiv bewertet wird (Hampson, John, & Goldberg,
1986; John, Hampson, & Goldberg, 1991). Die Aussage, dass der Partner ein toller
Mensch ist, wird eher bejaht werden, als die spezifische Frage, ob der Partner pünktlich
sei. Bei globalen, abstrakten Urteilen dürfte es den Eheleuten folglich leichter fallen,
den Partner positiv zu sehen, als bei spezifischen Eigenschaften.
Aus der hierarchischen Struktur lässt sich also ableiten, dass bei fast allen frisch
Verheirateten, auf globaler Ebene, eine positive Bewertung gefunden wird, sich die
Paare aber durchaus bei den spezifischen Bewertungen unterscheiden. Wobei eine
positive Bewertung auf globaler Ebene wichtiger für die Zufriedenheit der Partner mit
der Ehe zu sein scheint. Negative spezifische Eigenschaften werden hingegen als
weniger wichtig angesehen. Es wird also über kleinere, unwichtigere Schwächen
hinweggesehen. Die Bewertungen der Eheleute können hier mit dem Selbstbild des
Partners stark übereinstimmen, aber auch unrealistisch positiv oder negativ ausfallen
(Swann, De La Ronde, & Hixon, 1994).
Bei glücklich Verheirateten werden folglich manche ihren Partner global sehr positiv
sehen und nebenbei die spezifischen Eigenschaften, sowohl positiv als auch negativ,
kennen. Andere hingegen bewerten den Partner sowohl auf globaler, aus auch auf
spezifischer Ebene übermäßig positiv und ignorieren vorhandene Schwächen. Wird der
Partner positiv bewertet, obwohl seine Schwächen bekannt sind, so sprechen die
Autoren von „wahrer“ Liebe.
Positive Illusionen in der Liebe
Bisherige Forschung hat ergeben, dass Personen umso glücklicher mit der Ehe sind, je
positiver sie ihren Partner bewerten, unabhängig davon, ob diese Einschätzungen
realistisch sind (Murray, Holmes, & Griffin, 1996). Dies lässt sich allerdings sehr gut
mit dem oben vorgestellten Modell vereinbaren. Verheiratete bewerten den Partner auf
globaler Ebene besser, um die Zufriedenheit aufrecht zu erhalten. Gleichzeitig schätzen
sie die spezifischen Stärken und Schwächen des Partners relativ genau ein um einen
reibungsfreien Ablauf der Beziehung zu gewährleisten. Das heißt, die spezifische
PS Sozialpsychologie: Liebe und Partnerschaft
Prädiktoren für Zufriedenheit in der Ehe
21
Einschätzung stimmt meist relativ gut mit der Selbsteinschätzung des Partners überein
(Neff & Karney, 2002b).
Da die negativen Seiten und Schwächen des Partners als weniger wichtig angesehen
werden, kann trotzdem eine sehr positive, globale Bewertung erfolgen. So wirkt sich
das Wissen, um die nicht hervorragenden Kochkünste des Partners, meist nicht
wesentlich auf globale Bewertungen, etwa inwiefern der Partner ein herzlicher und
guter Mensch ist, aus (Neff & Karney, 2003; Pelham & Swann, 1989).
Globale Verehrung und spezifische Genauigkeit
Haben Verheiratete ein übertrieben positives Bild, kann das zu unrealistisch hohen
Erwartungen an ihren Partner und somit, über die Zeit, zu Enttäuschungen führen. Sie
denken, das Verhalten des Partners nicht mehr einschätzen zu können, verlieren das
Vertrauen in die Ehe und geben eine weniger positive globale Einschätzung ab (Swann,
De La Ronde, & Hixon, 1994).
Basiert die globale positive Bewertung hingegen auf einer realistischen Bewertung der
spezifischen Eigenschaften, könnte dies, laut Neff und Karney (2005), mit einer
geringeren Scheidungswahrscheinlichkeit einhergehen. Neff und Karney (2005) wollten
mit ihren Studien vor allem zwei Fragen nachgehen.
1. Unterscheiden sich frisch Verheiratete, welche durchgehend glücklich mit ihrem
Partner und ihrer Ehe sind, im Ausmaß, mit welcher Genauigkeit sie die
spezifischen Eigenschaften und Fähigkeiten ihres Partners einschätzen?
2. Hat diese Genauigkeit einen Einfluss auf das eheliche Wohlbefinden?
Um das zu untersuchen wandte man sich an frisch verheiratete Paare, da hier eine
ähnliche Dauer der Ehe gegeben war und die globalen Bewertungen einheitlich positiv
sein sollten.
Die Personen sollten in den folgenden Studien die spezifischen Fähigkeiten und
Eigenschaften des Partners, den allgemeinen Wert des Partners und ihre allgemeine
Zufriedenheit mit der Ehe bewerten. Die Richtigkeit der spezifischen Einschätzungen
wurde gemessen, indem der Wert mit der Selbsteinschätzung des Partners verglichen
wurde.
PS Sozialpsychologie: Liebe und Partnerschaft
Prädiktoren für Zufriedenheit in der Ehe
22
Studie1
Zusätzlich zu der Frage, inwiefern sich die Genauigkeit der spezifischen
Einschätzungen unterscheiden, wurde in der ersten Studie auch noch darauf
eingegangen, ob sich diese Genauigkeit auf das gegenseitige Unterstützungsverhalten
der Eheleute auswirkt. Darüber hinaus wurde auch noch erhoben, ob die Richtigkeit der
Einschätzung mit einer niedrigeren Scheidungswahrscheinlichkeit einhergeht.
Methode
Es wurden 82 Paare untersucht, welche innerhalb der letzten sechs Monate geheiratet
hatten, kinderlos waren und noch nie zuvor verheiratet. Zuerst erfolgte eine
umfangreiche Befragung und eine Verhaltensbeobachtung im Labor. Anschließend
wurden die Paare vier Jahre lang, alle sechs Monate über den ehelichen Status befragt.
In dieser Zeit ließen sich 17 Paare (21%) scheiden.
Verhaltensbeobachtung
Bei den Diskussionen handelte es sich um den „social support interaction task“. Ein
Partner wählt ein persönliches Problem oder etwas, das er an sich ändern will (z.B. eine
schlechte Gewohnheit ablegen) und darüber diskutiert das Paar 10 Minuten lang.
Anschließend wird ein Thema des anderen Partners gewählt. Das Verhalten wurde von
vier Forschungsassistenten mithilfe des Social Support Interaction Coding System
(SSCIS; Pasch, Bradbury, & Sullivan, 1997) in sechs Kategorien eingeteilt.
Eheliche Zufriedenheit
Beim Semantischen Differential (SMD; Osgood, Sici, & Tannenbaum, 1957), sollten
die Gefühle in Bezug auf die Ehe, auf einer 7-stufigen Skala zwischen zwei Adjektiven
beurteilt werden (z.B. zufrieden-unzufrieden). Der Quality of Marriage Index (QMI;
Norton, 1983) besteht aus sechs Aussagen. Es muss angegeben werden, inwieweit man
diesen Aussagen zustimmt.
Globale Bewertung des Partners
PS Sozialpsychologie: Liebe und Partnerschaft
Prädiktoren für Zufriedenheit in der Ehe
23
Hier wurde eine Revision des Rosenberg Self-Esteem Questionnaires (RSE; Rosenberg,
1965) verwendet. Aussagen wie „Ich finde, mein Mann hat viele gute Eigenschaften.“
wurden auf einer 4-stufigen Skala bewertet.
Spezifische Wahrnehmung des Partners und der eigenen Person
Für die spezifische Wahrnehmung wurde eine Version des Self-Attributes
Questionnaires (SAQ; Swann et al., 1994) verwendet, welcher die Punkte intellektuelle
Fähigkeit, physische Attraktivität, Sportlichkeit, soziale Kompetenz, Organisiertheit und
Ordnungsliebe erhebt.
Des Weiteren wurden noch Neurotizismus (Eysenck & Eysenck, 1978) und Depression
(Beck, Ward, Mendelson, Mock, & Erbaugh, 1961) erhoben.
Ergebnisse
Es zeigte sich, dass die spezifischen Einschätzungen der Fähigkeiten und Eigenschaften
des Partners im Durchschnitt relativ genau waren. Über die Personen hinweg gesehen,
gab es aber signifikante Unterschiede. So basierte die globale positive Einschätzung
manchmal, aber nicht bei allen, auf einer treffsicheren Einschätzung der spezifischen
Eigenschaften. Dieses Ergebnis blieb signifikant, auch wenn die Faktoren, wie lange
sich das Paar kannte, ob sie vor der Ehe zusammen wohnten und ob sie Eheberatung in
Anspruch genommen hatten, kontrolliert wurden. Frauen die spezifisch genaue
Einschätzungen über den Partner machten, zeigten die Tendenz den Partner besser zu
unterstützen, unabhängig davon, ob diese Einschätzungen positiv waren. Darüber
hinaus war die Wahrscheinlichkeit, dass das Paar innerhalb dieser vier Jahre geschieden
wurde, geringer.
Um herauszufinden, wie spezifische Genauigkeit und eheliche Stabilität
zusammenhängen und welche Prozesse dahinterstehen, wurde eine zweite Studie
durchgeführt. Die von den Autoren getroffenen Annahmen sind, dass spezifische
Genauigkeit aufgrund von stärkeren Gefühlen der Vorhersagbarkeit und der Kontrolle
in der Partnerschaft, zu stabileren Ehen führt. Außerdem wird eine zu kleine Anzahl
gemessener Fähigkeiten und Eigenschaften angemerkt und die kleine Stichprobe
kritisiert.
PS Sozialpsychologie: Liebe und Partnerschaft
Prädiktoren für Zufriedenheit in der Ehe
24
Studie2
Diese Studie soll dazu dienen, die Erste zu replizieren, mit der Erweiterung, den
Zusammenhang zwischen spezifischer Genauigkeit und Gefühlen der Kontrolle zu
erheben. Es wird postuliert, dass spezifische Genauigkeit positiv mit unterstützendem
Verhalten in Zusammenhang steht, ein größeres Gefühl der Kontrolle innerhalb der Ehe
bedingt und die Wahrscheinlichkeit einer Scheidung senkt.
Der Versuchsablauf ist mit der ersten Studie, bis auf einige Ausnahmen, ident. 169
Paare wurden nach gleichen Kriterien ausgewählt. Sie mussten Fragebögen ausfüllen
und an einer Verhaltensbeobachtung im Labor teilnehmen. Anschließend wurden sie
über zwei Jahre hinweg, alle sechs Monate über den ehelichen Status gefragt und
gebeten weitere Fragebogen auszufüllen. 11 Paare (7%) ließen sich in dieser Zeit
scheiden.
Bei den Materialien wurde anstelle des SAQ das Big Five Personal Inventory
(Goldberg, 1999) zur Erhebung spezifischer Genauigkeit verwendet, welches aus 50
Items besteht und die Dimensionen Extraversion, Verträglichkeit, Gewissenhaftigkeit,
Neurotizismus und Offenheit für Erfahrungen erhebt. Des Weiteren wurde die eheliche
Kontrollüberzeugung erfasst. Dies geschah mittels der Miller Marital Locus of Control
Scale (Miller, Lefcourt, & Ware, 1983), welcher bei den ersten 2 Zeitpunkten
vorgegeben wurde.
Die Ergebnisse der zweiten Studie bestätigen die Erste. Es wurden signifikante
Unterschiede in der spezifischen Genauigkeit der Einschätzung der Partner gefunden.
Frauen mit hoher spezifischer Genauigkeit, zeigten mehr soziale Unterstützung für ihren
Partner und empfanden ein stärkeres Gefühl der Kontrolle bezüglich ihrer Ehe.
Ebenfalls war die Wahrscheinlichkeit einer Scheidung geringer. Weder für
Unterstützungsverhalten, noch für das Gefühl der Kontrolle konnte nachgewiesen
werden, dass sie als Mediator zwischen weiblicher spezifischer Genauigkeit und
Scheidungswahrscheinlichkeit dienen.
PS Sozialpsychologie: Liebe und Partnerschaft
Prädiktoren für Zufriedenheit in der Ehe
25
Diskussion
Zusammenfassend kann man sagen, dass es wichtig ist, den Partner global betrachtet
positiv zu sehen und wertzuschätzen. Dies gibt den Eheleuten das Gefühl, den oder die
„Richtige“ gewählt zu haben (Murray, Holmes, & Griffin, 1996). Gleichzeitig ist es
aber auch von Bedeutung, spezifische Eigenschaften des Partners zu kennen, um ihn
effektiv unterstützen zu können und einen reibungsfreien Ablauf von
Beziehungsinteraktionen zu gewährleisten (Swann, De La Ronde, & Hixon, 1994).
Wenn man den Partner richtig einschätzen kann, hat man mit weniger überraschenden,
unangenehmen Verhaltensweisen zu rechnen. Nach Noller (1996) besteht eine gereifte
Liebe daraus, den Partner zu lieben, aber auch seine Schwächen zu kennen und zu
akzeptieren. Nur diese Art der Liebe dient als gute Basis für Ehe und Familie. Sie ist als
Art selbstlose Liebe anzusehen, d. h. man ist sich der Schwächen des Partners bewusst,
liebt ihn aber trotzdem.
In dieser Studie (Neff & Karney, 2005) konnte weder das Gefühl der Kontrolle, noch
das Unterstützungsverhalten als Mediator zwischen spezifischer Genauigkeit und
Stabilität der Ehe identifiziert werden. Es wird angenommen, dass spezifische
Genauigkeit zu einem stärkeren Gefühl der Kontrolle und zu effektiveren Interaktionen
zwischen den Partnern führt. Dies wiederum sollte die Beziehung bei Problemen über
die Zeit belastbarer machen. Als Gründe für die nicht signifikanten Ergebnisse, geben
die Autoren die geringe Scheidungszahl in der zweiten Studie und die kurze
Beobachtungsdauer von nur zwei Jahren an.
Bei Männern wurden keine Effekte bezüglich der spezifischen Genauigkeit auf die
eheliche Stabilität gefunden. Schon frühere Studien (Acitelli & Young, 1996; Zeiss,
Zeiss, & Johnson, 1980) zeigten, dass Frauen öfter und komplexer über
Beziehungsthemen nachdenken und auch Trennungen eher von Frauen ausgehen. Es
könnten aber auch Faktoren eine Rolle spielen, welche in dieser Studie nicht
berücksichtigt wurden. So könnte laut Neff und Karney (2005) geringe spezifische
Genauigkeit bei Männern zu überhöhten Ansprüchen führen, welche zu einer Instabilität
der Ehe führen könnten.
PS Sozialpsychologie: Liebe und Partnerschaft
Prädiktoren für Zufriedenheit in der Ehe
26
Als Einschränkung dieser Studie wird erwähnt, dass es sich um korrelierte Daten
handelt und somit die Kausalität nicht festgestellt werden kann. Der Miteinbezug
unerwünschter spezifischer Eigenschaften würde, nach Meinung der Autoren, einen
verstärkten Effekt nach sich ziehen. Die Verwendung, von stärker auf die Ehe
bezogener globaler Attribute (guter Sexualpartner, vertrauenswürdig, etc.), sollte zu
keiner Änderung der Ergebnisse führen. Es wird angenommen, dass diese weniger
wichtig als andere globale Eigenschaften (liebevoll) angesehen werden. Für zukünftige
Forschung wäre interessant, inwiefern sich spezifische Genauigkeit bei Paaren mit
keiner positiven globalen Bewertung auswirkt.
PS Sozialpsychologie: Liebe und Partnerschaft
Prädiktoren für Zufriedenheit in der Ehe
27
2.3 Studie 3: „Disconfirming communication and self-verification in marriage: Associations among the demand/withdraw interaction pattern, feeling understood, and marital satisfaction“ (Weger; 2005)
Einleitung
Diese Studie untersucht die Verbindung zwischen verweigerter Kommunikation und
Selbstverifikation in der Ehe, sowie die Zusammenhänge zwischen
fordernden/zurückziehenden Interaktionsmuster, sich verstanden fühlen, und eheliche
Zufriedenheit. Es gibt mehrere Gründe, warum das Gefühl, von einem Partner verstanden zu werden,
mit höherer ehelicher Zufriedenheit verbunden werden soll. Erstens fühlen sich
Menschen zu denjenigen hingezogen, die ihr Selbstbild verifizieren (Swann, De La
Ronde, Hixon, 1994). Zweitens sind diejenigen, die die Fähigkeit haben, die erwünschte
Identität ihrer Partner aufrecht zu erhalten, lohnende Beziehungspartner (Burleson,
Kunkel, Samter, & Werking, 1996). Drittens ist die Erwartung, dass Partner einander
akzeptieren und verstehen, ein Merkmal von intimen Beziehungen (Perlman & Fehr,
1987). Schließlich entwickelt sich Vertrauen in engen Verbindungen, zum Teil als
Folge der gegenseitigen Bekräftigung der Identität (Burke & Stets, 1999).
Identitätsbestätigung in der Beziehungsinteraktion
Swann (1987) behauptet, dass sobald das Selbstwertgefühl entwickelt ist, Personen die
soziale Interaktion als Mittel zur Bekräftigung ihrer Selbstidentität anwenden. Ein
langfristiger Liebespartner, insbesondere der Ehepartner, ist eine bedeutende
Informationsquelle über das Selbst, weil sich Ehepartner, durch die intimen Kenntnisse
zu einander entwickeln. Zusammen mit dem Wissen der Ehepartner voneinander, kann
das Gefühl, von einem Liebespartner, verstanden zu werden, besonders wichtig sein,
weil die langfristige Stabilität der Beziehung, zu einem gewissen Grad, vom
Akzeptieren des anderen abhängt, wie sie oder er als Person ist (Cahn, 1994; Swann et
al., 1994).
PS Sozialpsychologie: Liebe und Partnerschaft
Prädiktoren für Zufriedenheit in der Ehe
28
Selbstverifikation und verweigerte Kommunikation
Liebespartner suchen in ihrer Interaktion mit dem Anderen nach Beweisen, dass ihr
Partner sie versteht und akzeptiert. Leider vermitteln Ehepartner nicht immer
Verständnis oder Akzeptanz für einander. Nach Cissna und Sieburg (1981), gibt es drei
Arten von unbestätigter Kommunikation. Erstens beinhalten mitteilende
Verhaltensweisen, die mit Gleichgültigkeit verbunden sind, irrelevante Reaktionen,
indirekte Bezugnahme auf die Botschaft des Sprechers, oder sogar eine Entfernung des
Partners. Gleichgültigkeit zeigt sich auch durch Verhaltensweisen wie Augenkontakt-
Vermeidung, Vermeidung von Körperkontakt, verwenden unpersönlicher Sprache und
so weiter. Zweitens spiegeln Nachrichten, die Unzugänglichkeit übermitteln, einen
Mangel an Verständnis für die Wahrnehmung und Perspektive des Empfängers.
Schließlich übermitteln Nachrichten Disqualifikation, durch Ablehnen der Befähigung
des Empfängers als zulässige Teilnehmer.
Dagegen vermitteln bestätigte Nachrichten Verständnis und Akzeptanz für die
gegenseitige Bedeutsamkeit und Gültigkeit der Erfahrung (z.B. Laing et al., 1966). Die
Partner können ihre Identitäten einander auch im Konflikt bestätigen, solange sich jede
Person auf eine Weise mitteilt, die Akzeptanz und Verständnis der anderen Position
ausdrückt, auch wenn Uneinigkeit über bestimmte Tatsachen, Überzeugungen,
Strategien, usw., besteht (Cissna & Sieburg, 1981).
Forderung/Rückzug als nicht-erwiderte Kommunikation
Ein Beispiel für eine allgemein erlassene, unbestätigte Kommunikation in der Ehe, ist
das einfordernde/zurückziehende Konflikt-Interaktionsmuster. Forderung/Zurück-
ziehung ist gekennzeichnet als ein höfliches Interaktionsmuster, in denen ein Partner
versucht, einen Konflikt voranzutreiben, während der andere Partner versucht die
Diskussion zu vermeiden. Der Ausstieg aus Konflikten vermittelt dem Ehepartner, dass
der Konflikt, der ihn oder sie beunruhigt, nicht existiert, nicht gültig oder nicht
signifikant ist.
Das Interaktionsmuster Forderung/Rückzug kann indirekt mit Ehequalität in
Verbindung gebracht werden und kann sich über die Wahrnehmung, dass das eigene
Selbstbild durch den Ehepartner verstanden und verifiziert wird, auswirken.
PS Sozialpsychologie: Liebe und Partnerschaft
Prädiktoren für Zufriedenheit in der Ehe
29
Zusammenfassend bringt die theoretische Analyse hier die folgenden Aussagen vor.
Erstens wird die Wahrnehmung von seinem Ehepartner verstanden zu werden, in
Verbindung mit ehelicher Zufriedenheit gebracht. Zweitens wird das
fordernde/zurückziehende Konfliktmuster mit der Wahrnehmung vom Partner
verstanden zu werden, negativ assoziiert. Und drittens wird die Wahrnehmung, von dem
Ehepartner verstanden zu werden, durch die Verbindung zwischen dem Konfliktmuster
Forderung/Rückzug und der ehelichen Zufriedenheit, vermittelt.
Methode
Für diese Studie wurden 53 Paare aus zwei Quellen rekrutiert. Ein Teil der Teilnehmer
bestand aus ehebezogenen Gruppen (z.B. Bibel-Arbeitsgemeinschaften, eheliche
Bereicherungsgruppen) der Ortskirchen (n = 19 Paare). Eine zweite Gruppe wurde von
Studenten rekrutiert, die in Kommunikationskursen in einer kleinen Universität
angemeldet waren (n = 36 Paare). Zwei der Paare scheiterten am vollständigen
Ausfüllen der Fragebögen und wurden von der Studie ausgeschlossen. Von den übrigen
53 Paaren betrug das mittlere Alter 36 Jahre (Range: 20 - 67 Jahre) für die Ehefrauen
und 38 Jahre (Range: 21 - 75 Jahre) für die Ehemänner, die mittlere Dauer der Ehe
betrug 11,5 Jahre (mit einer Range von 2 Wochen bis 49 Jahre).
Eine Reihe von t-Tests wurde durchgeführt, um festzustellen, ob sich die beiden
Gruppen, in einer der Variablen, die in dieser Analyse verwendet werden,
unterscheiden. Keiner der t-Tests ergab signifikante Unterschiede.
Den Teilnehmern wurden Pakete gegeben (entweder vom Gruppenleiter der Kirche oder
von einem Studenten), die Anweisungen, Fragebögen und eine Kommunikations-
aufgabe enthielten. Die Ehepartner wurden angewiesen, die Fragebögen getrennt
auszufüllen und ihre Antworten nicht zu diskutieren, bis beide die Fragebögen
vervollständigt und in versiegelte Umschläge gesteckt hatten.
Forderung/Rückzug. Das Ausmaß, in dem ein Paar in fordernden/zurücktretenden
Interaktionsmustern erfasst wurde, wurde anhand einer Forderung/Rückzug Subskala
des „Communication Patterns Questionaire“ (CPQ; Christensen & Sullaway, 1984)
PS Sozialpsychologie: Liebe und Partnerschaft
Prädiktoren für Zufriedenheit in der Ehe
30
gemessen. Diese (Forderung/Rückzug) Subskala besteht aus sechs Selbstbericht-Fragen,
drei Messverfahren „fordernder Ehemann/zurückziehende Ehefrau“ und drei
Messverfahren „fordernde Ehefrau/zurückziehender Ehemann“. Ehemänner und
Ehefrauen beurteilten auf einer 7-stelligen Skala (1 = sehr unwahrscheinlich; 7 = sehr
wahrscheinlich) die Wahrscheinlichkeit, mit welcher der Ehemann oder die Ehefrau bei
einer Problemdiskussion im Muster Forderung/Rückzug erfasst wird (z.B. „wenn ein
Problem in der Beziehung entsteht, versucht die Ehefrau eine Diskussion zu starten und
der Ehemann versucht die Diskussion zu vermeiden“).
Sich verstanden fühlen. Das Gefühl vom Ehepartner verstanden zu werden, wurde unter
Verwendung der Beziehungseigenschaft-Version von der „Feelings of
Understanding/Missunderstanding Scale“ (FUMS; Cahn & Shulman, 1984) gemessen.
Dieses Instrument misst das Ausmaß, in dem eine Person fühlt, ob der Ehepartner er/sie
versteht oder missversteht. Die FUMS besteht aus zwei Subskalen, gekennzeichnet
durch „verstanden fühlen“ und „missverstanden fühlen“. Jede Subskala besteht aus acht
Items. Die Teilnehmer sollten, auf einer Skala von 1 (sehr wenig) bis 5 (sehr groß),
angeben, bis zu welchem Grad sie Gefühle, wie Ärger, Zufriedenheit, Beschwerden, etc.
nach einem Gespräch mit seinem oder ihrem Ehepartner erleben. Das Gesamtergebnis
der FUMS wurde durch Substraktion der Punktzahl der Missverständnis-Subskala von
den Punkten der Verständnis-Subskala berechnet.
Eheliche Zufriedenheit. Eheliche Zufriedenheit wurde über den „Quality Marriage
Index“ (QMI; Norton, 1983) operationalisiert. Der QMI misst die Wahrnehmung des
Teilnehmers der gesamten „Güte“ der Beziehung (Norton, 1983, S. 143). Er besteht aus
sechs Items. Die Teilnehmer wurden gebeten, auf einer Skala von 1 (sehr starke
Ablehnung) bis 7 (sehr starke Zustimmung), anzugeben, bis zu welchem Grad sie mit
Aussagen über die Qualität ihrer Ehe übereinstimmen (z.B. „Wir haben eine gute Ehe“,
„Meine Beziehung zu meinem Partner ist sehr stabil“, etc.).
PS Sozialpsychologie: Liebe und Partnerschaft
Prädiktoren für Zufriedenheit in der Ehe
31
Ergebnisse
Das angenommene Modell sagt voraus, dass das einfordernde/ausweichende
Interaktionsmuster mit dem Gefühl verstanden zu werden, negativ verbunden wird. Eine
Untersuchung der Korrelationen zwischen den Variablen zeigt, dass Männer (r = -.23, p
< .05) und Frauen (r = -.27, p < .05) sich weniger verstanden fühlten, als sich der
Rückzug des Partners aus einer konflikthaften Interaktion vermehrte (siehe Abbildung
3a im Anhang). Außerdem zeigen die Daten, dass die eheliche Qualität, durch das
Gefühl von einem Ehepartner verstanden zu werden und durch das
fordernde/ausweichende Interaktionsmuster, beeinflusst wird. Diese Erkenntnisse geben
die bisherigen Forschungen wieder (z.B. Cahn, 1994).
Pearson-Korrelationen können jedoch keine präzise Beurteilung der Effekte zwischen
den Variablen bieten. Kenny (1996), aber auch andere, weisen darauf hin, dass Daten
aus ehelichen Partnerschaften oft nicht unabhängig sind. Um das angenommene Modell
zu testen, wurde eine Pfad-Analyse berechnet unter Nutzung des
Strukturgleichungsmodell-Programmes EQS (structural equation modeling program)
(Bentler, 1995).
Obwohl das Ausmaß und die Richtung der Pfadkoeffizienten übereinstimmend mit dem
vermutetem Modell waren, geben die Chi-Quadrat-Statistik und der entsprechende
Vergleichsindex (comparative fit index; CFI) an, dass das Modell die Daten nicht
angemessen anpasst (siehe Abbildung 3b im Anhang). Eine Untersuchung des
„LaGrange Multiplier Tests“ (LM-Test) für hinzuzufügende Parameter ließ erkennen,
dass die Zugabe von drei Pfaden die Anpassung des Modells deutlich verbessern würde.
Der Rückzug des Partners wurde mit dem Gefühl der Ehemänner, von ihren Ehefrauen
verstanden zu werden, und dem Gefühl der Ehefrauen, von ihren Ehemännern
verstanden zu werden, negativ in Verbindung gebracht. Darüber hinaus wurde der
Einfluss von Forderung des Ehemannes/Rückzug der Ehefrau auf die Zufriedenheit des
Ehemannes, durch den Grad in welchem sich Ehemänner von seinen Ehefrauen
verstanden fühlen, vermittelt.
Die Ergebnisse waren jedoch etwas komplizierter für die Frauen. Einer der zusätzlichen
Pfade, angegeben durch den LM-Test, war ein negativer Zusammenhang zwischen
Forderung der Ehefrau/Rückzug des Ehemannes und der Zufriedenheit der Ehefrau. Es
PS Sozialpsychologie: Liebe und Partnerschaft
Prädiktoren für Zufriedenheit in der Ehe
32
scheint, dass Forderung der Ehefrau/Rückzug des Ehemannes sowohl einen direkten, als
auch einen indirekten Effekt auf die eheliche Zufriedenheit der Frauen hat.
Auch das endgültige Pfadmodell zeigte, dass der Rückzug der Ehemänner negativ in
Verbindung gebracht wurde, mit dem Gefühl der Ehemänner verstanden zu werden und
dass der Rückzug der Ehefrau direkt und negativ assoziiert wurde mit der ehelichen
Zufriedenheit der Frau (siehe Abbildung 3c im Anhang).
Diskussion
Diese Studie hat unser Verständnis von Selbst-Verifikation und Kommunikation in der
Ehe, in zweierlei Hinsicht, geklärt. Erstens zeigen diese Ergebnisse, dass das
fordernde/zurückziehende Konfliktmuster in der ehelichen Interaktion dazu führt, dass
sich beide, Ehemänner und Ehefrauen, von ihrem Ehepartner weniger verstanden oder
selbstbestätigt fühlen. Zweitens klärt diese Studie unser Verstehen von
Selbstbestätigung in der Ehe, welcher den vermittelnden Einfluss von seinem
Ehepartner verstanden zu werden, beinhaltet. Die vorliegenden Ergebnisse zeigen, dass
der Effekt des fordernden/zurückziehenden Musters auf eheliche Zufriedenheit durch
die Wahrnehmung von Selbst-Bestätigung für beide, Ehemänner und Ehefrauen,
vermittelt wird. Nicht erwiderte Kommunikation reduziert das Ausmaß, in dem man
sich von einem Partner verstanden fühlt.
Es ist wichtig zu beachten, dass der vermittelnde Effekt des Gefühls verstanden zu
werden, stärker für Ehemänner als für Ehefrauen war. Es scheint, dass das
fordernde/zurückziehende Muster direkten Einfluss auf die eheliche Qualität der Frauen,
aber nicht der Männer, hat. Oder es ist auch möglich, dass der Einfluss der Forderung/
des Rücktritts für Ehefrauen komplexer ist als für Ehemänner. Zum Beispiel haben
Courthright, Millar und Rogers (1979) herausgefunden, dass die Herrschsucht
(gemessen durch Bestrebungen das Gespräch zu kontrollieren) vom Part der Ehefrau,
ihre eigene eheliche Zufriedenheit reduziert. Es ist möglich, dass das
fordernde/ausweichende Muster in zwei verschiedenen Weisen auf die Frau wirkt.
Erstens ist sie mit dem Rückzug des Ehemannes unzufrieden und zweitens ist sie damit
unzufrieden, in die Position gebracht worden zu sein, die Kontrolle über die
Konversation haben zu müssen. Die zukünftige Forschung sollte daher die einzelnen
PS Sozialpsychologie: Liebe und Partnerschaft
Prädiktoren für Zufriedenheit in der Ehe
33
Einflüsse des Rückzuges der Ehemänner und die Herrschsucht der Ehefrauen
untersuchen.
Es ist denkbar, dass sich die Herrschsucht des Mannes negativ auf die Zufriedenheit der
Ehefrau auswirkt, oft in der gleichen Weise, wie ihre Herrschsucht sein Gefühl
verstanden zu werden, beeinflusst. Leider kommt das Forderung/Rückzug Muster als
Paket in dieser Studie. Zukünftige Forschung, die eine umsichtigere Analyse dieser
Verhaltensweisen umfasst, könnte eine eindeutigere Erklärung für die erhaltenen
Ergebnisse dieser Studie bieten.
Des Weiteren ist es wahrscheinlich, dass es, abgesehen von Konflikten, andere
Kommunikationsaktivitäten gibt, die die Zufriedenheit beeinflussen. Paare, die sich in
einer unbestätigten Kommunikation in Konflikten engagieren, üben wahrscheinlich
auch unbestätigtes Verhalten während anderer Aktivitäten aus. Die zukünftige
Forschung sollte diese Möglichkeit, durch Untersuchen von Beziehungen zwischen
einer Vielfalt von Kommunikationsverhalten, Selbstüberprüfung und
Beziehungszufriedenheit, weiterentwickeln.
Einschränkungen
Die Daten sollten mit einer gewissen Vorsicht interpretiert werden. Erstens basiert die
Messung des Forderung/Rückzug Musters auf Selbstberichten, anstatt auf Beobachtung.
Beim CPQ wurde zudem festgestellt, dass er sich bei Forderung/Rückzug in ehelicher
Interaktion auf Außenseiter-Ratings bezieht (Christensen, 1988) und dass das
Beobachten von Paaren, die im Labor interagieren, nicht immer ökologisch valide
Daten darstellen kann. Es ist auch wichtig, zu beachten, dass die Daten für diese Studie
einen Querschnitt darstellen, so ist es unmöglich die Richtung des Einflusses, mit hoher
Sicherheit, anzugeben. Für diese Studie sollten daher Längsschnittdaten gesammelt
werden. Eine letzte Einschränkung betrifft sowohl die Größe, als auch die
Zusammensetzung der Stichprobe. Die Stichprobe war klein und bestand aus zumeist
zufriedenen „weißen“ Paaren. Die zukünftige Forschung sollte versuchen größere und
vielfältigere Stichproben zu prüfen.
PS Sozialpsychologie: Liebe und Partnerschaft
Prädiktoren für Zufriedenheit in der Ehe
34
2.4 Studie 4: „Cognitive complexity and marital interaction in newlyweds“ (Karney & Gauer; 2010)
2.4.1 Einleitung
Frischvermählte zeigen keine große Variation in ihrer ehelichen Zufriedenheit (Neff &
Karney, 2005b). Dennoch variieren sie sehr stark in ihrer Fähigkeit, Unstimmigkeiten
zu bewältigen. Unter frisch verheirateten Paaren gibt es einige, die in der Lage sind sich
Problemen auf liebevolle Weise zu stellen, während andere in Wut ausbrechen
(Gottman, Coan, Carrere & Swanson, 1998; Karney & Bradbury, 1997). Bisherige
Studien unterstützen die Idee, dass die Effektivität des Ansprechens von
Meinungsverschiedenheiten und des Lösens von Problemen kausal mit der Stabilität
und Veränderung in der ehelichen Zufriedenheit verbunden ist. Durch die Identifikation
der Kommunikation als Quelle der Stabilität und Veränderung in der Ehe führt zur
Frage, warum Paare in ihrer Effektivität beim Lösen von Problemen variieren. Kognitiv
behaviorale Modelle der Ehe (Baucom, Epstein, Rankin & Burnett, 1996; Weiss, 1984)
beschreiben eine zirkuläre Beziehung zwischen Problem lösendem Verhalten und
Zufriedenheit in der Beziehung. Aus dieser Perspektive sind zufriedenere Paare eher
dazu bereit, positives Verhalten bei Unstimmigkeit zu zeigen und ihre anfängliche
Zufriedenheit zu unterstützen, während weniger zufriedene Paare eher negatives
Verhalten zeigen und somit ihre Zufriedenheit weiter erodieren. (Jacobson, Follette &
McDonald, 1982). Frischvermählte zeigen aber in ihrem Problem lösendem Verhalten
wenig Varianz mit ehelicher Zufriedenheit (Karney & Bradbury, 1997). Doch woher
kommt nun die Fähigkeit, zu Beginn der Ehe Probleme effektiv zu lösen? In Bezug zu
dieser Frage unterscheidet diese Studie zwischen dem Inhalt der Kognitionen der
Ehepartner über ihre Ehe und die Struktur dieser Kognitionen. Eine Prämisse, die
untersucht wird, lautet, dass Paare, die trotz relativer Homogenität in ihrer ehelichen
Zufriedenheit große Variation in der Art, wie sie über ihre ehelichen Probleme und
Unstimmigkeiten denken, zeigen und dass diese Variabilität direkt mit der Art, wie
Paare zu Beginn ihrer Ehe kommunizieren, assoziiert ist.
Kognitiver Inhalt und kognitive Strukturen in intimen Beziehungen
PS Sozialpsychologie: Liebe und Partnerschaft
Prädiktoren für Zufriedenheit in der Ehe
35
Laut Schroder (1971) können kognitive Repräsentationen, die in ihrem Inhalt äquivalent
sind, in ihrer Struktur variieren. Das bedeutet, dass einige Ehepartner eine positive Sicht
auf ihre Beziehung mit einem einfachen Set von Vorstellungen und Überzeugungen
unterstützen, während andere detailliertere und komplexe Rechtfertigungen für ihre
Gefühle entwickeln. Diese kognitiven Strukturen sind oft anhand von zwei
Dimensionen beschrieben: Abgrenzung und Integration (Schroder, 1971).
Abgrenzung bezieht sich auf die Anzahl an Kategorien oder möglichen Informationen,
die bei der Bewertung von Personen oder Ereignissen herangezogen werden. Ein
Ehepartner mit einem relativ undifferenzierten Set aus Vorstellungen über die Ehe
betrachtet zum Beispiel das Verhalten seines Partners über die Kategorisierung
egoistisch oder nicht egoistisch. Ein Partner mit einem differenzierteren Set kann
erkennen, dass ein spezifisches Verhalten multiple, sogar kontroverse Motive haben
kann, die man nicht so leicht auf einer einzigen evaluativen Dimension lokalisieren
kann.
Integration bezieht sich auf den Grad und die Qualität der Verbindungen zwischen
differenzierten Charakteristiken. Beispielsweise kann ein Ehepartner mit weniger
integrierten Gedanken über die Ehe Meinungsunterschiede anerkennen, während ein
Partner mit höher integrierten Vorstellungen Unterschiede anerkennt und auch multiple
Levels erkennt, mit denen unterschiedliche Positionen zu einem Thema verbunden und
sind und interagieren. Dabei variieren die Gedanken der Partner auf einem Kontinuum.
(Tetlock & Suedfeld, 1988).
Anhand dieser Definitionen wird klar, dass die Struktur der Gedanken unabhängig vom
Inhalt dieser Gedanken sein kann. Das bedeutet, dass Ehepartner mit gleicher positiver
Bewertung ihrer Ehe, diese Bewertung auf Art und Weisen unterstützen, die sehr stark
in ihrer Organisation variieren können.
Der Unterschied zwischen dem, was Ehepartner glauben oder denken und dem, wie
diese Gedanken strukturiert sind, ist in der Forschung schon seit längerem bekannt.
Über eine Vielzahl von Operationalisierungen dieses Unterschieds hinweg, bedingen
kognitive Strukturen konsistent eine einzigartige Varianz im Beziehungsverlauf, sogar
nachdem der Inhalt dieser Kognitionen konstant gehalten wird. Unabhängig davon, wie
PS Sozialpsychologie: Liebe und Partnerschaft
Prädiktoren für Zufriedenheit in der Ehe
36
sehr sich Partner gegenseitig positiv betrachten, waren Beziehungen dann erfolgreicher,
wenn die Sicht eines Partners auf den anderen komplexer war, das heißt, wenn sie also
im Stande waren multiple Aspekte ihrer Partner anzuerkennen und dieses in
entsprechende Repräsentationen integrieren konnten.
Die Komplexität eines Sets von Vorstellungen und Wahrnehmungen beeinflusst das
Hervorragen, die Zugänglichkeit und die Interpretation jeglicher spezifischen Gedanken
(Shower & Kevlyn, 1999). Eine Struktur, die multiple Facetten des Partners anerkennt,
repräsentiert eine negative Facette einen kleineren Teil des Gesamten und ist folglich
eher im Hintergrund. Eine Struktur, die Verbindungen zwischen mehreren Facetten
anerkennt kann eine spezifische negative Facette mit anderen positiven Facetten
verbinden und bewirkt somit, dass der negative Aspekt weniger beängstigend ist. Das
bedeutet, dass komplexere kognitive Strukturen negative Gedanken und Erfahrungen in
ein Verhältnis stellen und den Einfluss eines negativen Inhalts auf eine globale
Repräsentation minimieren. Eine komplexere Struktur erlaubt auch mehr Flexibilität
beim Interpretieren spezifischer negativer Erfahrungen. Folglich sollten Partner, die sich
in anfänglich zufriedenen Beziehungen befinden eher dazu in der Lage sein, neue oder
kontroverse Information zu assimilieren (Murray & Holmes, 1999).
Aus diesem Aspekt heraus müsste kognitive Komplexität vor allem dann relevant sein,
wenn Paare Probleme ansprechen und sich somit in einer Situation befinden, in der sie
mit ihren diskrepanten Meinungen konfrontiert sind. Paare mit differenzierteren
Ansichten zu einem Thema können unterschiedliche Aspekte als gleichwertig verstehen
und leicht in eine allgemeine positive Sicht des Partners und der Beziehung
assimilieren. Die Anerkennung der Werthaftigkeit eines anderen Standpunktes wird
zugleich mit kooperativerem Verhalten assoziiert (Pruitt & Kim, 2004). Sobald Paare
fähig sind, multiple Perspektiven hinsichtlich ihrer Probleme anzuerkennen, sollten sie
Meinungsunterschieden weniger defensiv sondern offener gegenübertreten, und eher
dazu in der Lage sein, Möglichkeiten für Kompromisse und Vereinbarungen zu
identifizieren (Kennedy & Pronin, 2008).
Trotz all dieser Erkenntnisse bleiben die Implikationen vorheriger Studien zum
Verständnis ehelicher Interaktion bei Frischvermählten unklar.
PS Sozialpsychologie: Liebe und Partnerschaft
Prädiktoren für Zufriedenheit in der Ehe
37
Modellieren der dyadischen Effekte kognitiver Komplexität
Die Qualität einer Interaktion zwischen zwei Personen scheint von der Qualität der
Gedanken beider Partner über ihre Probleme beeinflusst zu sein. Bisher haben vorherige
Studien zur kognitiven Komplexität und ehelichen Interaktion selten beide Teilnehmer
der Dyade beachtet, stattdessen wurden Assoziationen zwischen der Komplexität jedes
Individuums und dessen Verhalten bewertet. Aus diesem Grund bleiben zwei Fragen
offen, wie die Gedanken beider Partner kombiniert werden können um den Verlauf der
ehelichen Interaktion zu beeinflussen. Einerseits ist zu klären, ob die Komplexität eines
jeden Partners unabhängig zur Qualität einer Diskussion zwischen Partnern beisteuert.
Innerhalb ehelicher Interaktionen spielt jeder Partner eine andere Rolle, abhängig
davon, wer das diskutierte Thema gewählt hat. Die Qualität des Verhaltens des
jeweiligen Partners ist oft eine Funktion der eigenen Investition in das diskutierte
Problem (Christensen & Heavey, 1990; Vogel & Karney, 2002). Ähnliche Muster
zeigen sich in den Effekten kognitiver Komplexität und die Qualität der Interaktion
kann davon abhängen, wie viele Gedanken sich ein Partner über das Problem gemacht
hat. Andererseits ist zu klären, ob die Komplexität der Interaktion zweier Partner ihre
Diskussion über und oberhalb des Haupteffekts jeden Partners beeinflusst. Es gibt einen
schwachen Link-Effekt, der angibt, dass die Fähigkeiten des am geringsten komplexen
Partners die Qualität der Interaktion einschränkt. Diese Idee beruht auf der
Beobachtung, das sogar innerhalb ehelicher Interaktion unter Frischvermählten das
Verhalten beider Partner dazu tendiert, hoch miteinander zu korrelieren (Karney &
Bradbury, 1997; McNulty & Karney, 2002).
Überblick über diese Studie
Um die individuellen und dyadischen Assoziationen zwischen kognitiver Komplexität
und Problem lösendem Verhalten zu Beginn der Ehe zu untersuchen, wurden
Selbstberichte und Beobachtungsdaten von frischvermählten Paaren herangezogen. Um
die kognitive Komplexität zu bewerten wurde jeder Partner gebeten, spezifische
eheliche Probleme schriftlich und mündlich mit offenen Antworten zu beschreiben. Die
Komplexität dieser Antworten wurde von unabhängigen Ratern kodiert. Danach wurden
die Paare gebeten, sich in zwei Problem lösende Diskussionen zu involvieren, wobei
jeweils ein Partner das Thema für jeweils eine Diskussion wählt. Die erste Hypothese
PS Sozialpsychologie: Liebe und Partnerschaft
Prädiktoren für Zufriedenheit in der Ehe
38
lautet, dass die Qualität der Problem lösenden Interaktion der Frischvermählten in
keiner Verbindung mit ehelicher Zufriedenheit steht, aber dass, wenn eheliche
Zufriedenheit konstant gehalten wird, die Komplexität der Gedanken des jeweiligen
Partners über ihre Probleme unabhängig mit der Qualität der Interaktion assoziiert
werden sollte. Im Konkreten wird vorhergesagt, dass eheliche Probleme mit
effektiverem Problem lösenden Interaktionen assoziiert werden.
Das zweite Ziel der Studie ist die dyadischen Effekte kognitiver Komplexität auf die
Qualität ehelicher Problem lösenden Interaktionen zu untersuchen. Im Speziellen
untersucht diese Studie den Beleg für die Hypothese des schwachen Links indem
bestimmt wird, ob die Komplexität des am geringsten komplexen Teilnehmers der
Dyade zusätzliche Effekte auf die Qualität der Interaktion einsetzt, nachdem einmalige
Assoziationen zwischen Qualität der ehelichen Interaktion und der Komplexität der
Gedanken der Partner konstant gehalten wurde.
2.4.2 Methode
Teilnehmer
Frischvermählte Paare wurden über zwei Arten von einer Universitätsgemeinschaft
beworben. Einerseits über Werbung in lokalen und kommunalen Zeitschriften,
Brautgeschäften und Brautregistraturen, die bis zu $300 für „Frischvermählte, die
Interesse an der Teilnahme an einer Längsschnittstudie zur Ehe haben“ geboten.
Andererseits wurden über sechs Monate hinweg Heiratsurkunden im umgebenden
Bundesland durchgesehen. Jenen Paaren, die aufgrund der Informationen auf der
Urkunde für die Teilnahme in Frage kamen, wurden Einladungsbriefe zugesandt. All
jene, die auf dieses Ansuchen antworteten, wurden bei einem Telefongespräch
nochmals überprüft, ob sie folgende Kriterien erfüllen:
1. keiner der Ehepartner war davor bereits in einer Ehe,
2. die Hochzeit fand vor weniger als drei Monaten statt,
3. keiner der beiden Eheleute hat ein Kind,
PS Sozialpsychologie: Liebe und Partnerschaft
Prädiktoren für Zufriedenheit in der Ehe
39
4. Ehefrauen waren zwischen 18 und 36 Jahre alt (damit die Möglichkeit
vorhanden ist, im Laufe der Studie ein Kind zu bekommen),
5. beide Partner sprechen fließend Englisch und haben mindestens zehn Jahre
Schulbildung abgeschlossen (um sicher zu gehen, dass der Fragebogen
verstanden wird) und
6. das Paar hat nicht vor in unmittelbarer Zukunft wegzuziehen.
Letztlich nahmen 82 Paare an der Studie teil. Es gab keine signifikanten Unterschiede
zwischen den Paaren hinsichtlich der zwei Arten des Ansuchens auf Basis des Alters
und der Ausbildungsjahre. Das Durchschnittsalter der Ehemänner liegt bei 25,2 Jahren
und das der Ehefrauen bei 23,7 Jahren. Die Mehrheit der Ehemänner (84%) und der
Ehefrauen (90%) war weiß. 40% der Ehemänner und 39% der Ehefrauen waren Vollzeit
beschäftigt, während 54% der Ehemänner und 50% der Ehefrauen Vollzeit Studenten
waren. 47% der Ehemänner und 48% der Ehefrauen waren Protestanten, 16% der
Ehemänner und Ehefrauen waren Katholisch, und 14% der Ehemänner und 15% der
Ehefrauen gaben ihre Religionsbekenntnis als „others“ an. Das durchschnittliche
kombinierte Gehalt der Paare betrug weniger als $20.000,00 pro Jahr.
Durchführung
Bei der Bewertung zum Zeitpunkt 1 wurden alle Paare angesetzt an einer drei stündigen
Laborsitzung teilzunehmen und erhielten Pakete mit Selbstberichtsmaße, die sie zu
Hause ausfüllen sollten. Die Partner wurden über das Telefon und in einem
beiliegendem Brief instruiert die Fragebögen unabhängig voneinander auszufüllen und
diese dann vervollständigt zur Laborsitzung mitzunehmen.
Während der Sitzung wurden die Partner zuerst individuell befragt und dabei
unterstützt, eine markante Quelle für Konflikte in der Ehe zu identifizieren. Die
Ehepartner wurden dann in denselben Raum gebracht und alleine gelassen um „zu
versuchen, zu einer beidseitig annehmlichen Lösung“ für jedes Problem innerhalb von
jeweils 10 Minuten zu kommen. Eine Münze wurde verwendet um zu bestimmen,
welches Problem der Partner zum Thema der ersten Interaktion wird. Sollten beide
Partner dasselbe Problem gewählt haben, so muss jener Partner, der das Münzwerfen
PS Sozialpsychologie: Liebe und Partnerschaft
Prädiktoren für Zufriedenheit in der Ehe
40
verloren hat, ein anderes problematisches Thema wählen. Jede Interaktion wurde mit
einer Videokamera aufgezeichnet. Die Paare erhielten $50 für ihre Teilnahme in dieser
Phase der Studie.
Messung
Eheliche Zufriedenheit
Eheliche Zufriedenheit wurde mit einem Instrument gemessen, welches eine globale
Bewertung der Beziehung erzielt. Dabei füllten die Ehepartner eine Version des
Semantic Differential (SMD; Osgood, Suci & Tannenbaum, 1957) aus, der aus
insgesamt 15 Items besteht. Die Skala erfordert von den Partnern ihre momentanen
Gefühle über ihre Ehe auf einer sieben Punkte Skala zwischen gegensätzlichen
Adjektiven (zum Beispiel schlecht-gut, zufrieden-unzufrieden, angenehm-unangenehm)
zu beurteilen, wobei totale Scores mit einem potentiellen Range von 15 bis 105 erreicht
werden können.
Eheliche Probleme
Hierzu wurde von den Ehepartnern der Relationship Problem Inventory (RPI; Knox,
1970) ausgefüllt. Dieser beinhaltet 19 potentielle Themen, die zu Unstimmigkeiten in
der Ehe führen können. Bei jedem Thema hat der Partner anzugeben, bis zu welchem
Grad, auf einer Skala von 1 bis 11, dieses Topic einen Schwierigkeitsbereich für das
Paar darstellt.
Kognitive Komplexität
Ehepartner wurden gebeten zwei offene Beschreibungen ihrer Eheprobleme
vorzubereiten, eines in schriftlicher, das andere in mündlicher Form. Die Komplexität
dieser Beschreibungen wurde durch eingeschulte Studenten kodiert, indem sie eine
modifizierte Version des Conceptual/Integrative Complexity Scoring Manual (Baker-
Brown et al., 1992) verwendeten. Dieses System bewertet das Niveau der Abgrenzung
und Integration auf einer Skala von 1 bis 7, wobei ein Score von 1 keine Abgrenzung
und keine Integration bedeutet, und 7 eine gute Abgrenzung und gute Integration. Zwei
Rater haben beide Beschreibungen kodiert. Der Intraclass correlation coefficient (ICC)
PS Sozialpsychologie: Liebe und Partnerschaft
Prädiktoren für Zufriedenheit in der Ehe
41
gibt an, dass die Reliabilität der Bewertung des Raters für beide Bewertungsmethoden
(schriftlich/mündlich) adäquat war.
Konflikt lösendes Verhalten
Es wurden sowohl mikroanalytische als auch globale Ratings des Verhaltens der
Ehepartner angewandt. Die mikroanalytische Kodierung dieser Dimensionen wurde
anhand einer modifizierten Version des Verbal Tactics Coding Scheme (VTCS; Sillars,
1982) durchgeführt. Die globale Kodierung der Interaktionen wurde erschlossen, indem
dieselben Rater gebeten wurden, zwei Skalen auszufüllen, in denen sie ihre allgemeinen
Eindrücke des Verhaltens der Ehefrauen und der Ehemänner während der Interaktion
beschreiben mussten. Diese zwei Formen der Verhaltenskodierung ergaben fünf
Verhaltenskodierungen für jeden Partner in jeder Interaktion, und 20
Verhaltenskodierungen für jedes Paar über alle Interaktionen hinweg. Das Ergebnis
waren zwei normal verteilte dyadische Skalen, die die allgemeine Qualität des
Verhaltens eines jeden Paares während der Interaktion angaben, wobei positivere Scores
eine positivere Interaktion angaben.
Zusätzliche Messungen
Um die diskriminante Validität der Bewertung kognitiver Komplexität zu messen,
wurden die Partner gebeten weitere Messungen bearbeiten. Zunächst füllten sie den
Relationship Attributions Measure (RAM; Fincham & Bradbury, 1992) aus, danach den
Personal Need for Structure Scale (PNS; Neuberg & Newsome, 1993) und zum Schluss
mussten sie die Anzahl an Ausbildungsjahren angeben.
Strategie der Analyse
Es wird eine hierarchische multiple Regression angewandt. Aufgrund einiger
unvollständigen Datensätze wurden Paare aus der Stichprobe genommen, sodass die
Stichprobe nunmehr aus 59 Paaren besteht.
PS Sozialpsychologie: Liebe und Partnerschaft
Prädiktoren für Zufriedenheit in der Ehe
42
2.4.3 Ergebnisse
Deskriptive Statistik
Durchschnittwerte und Standardabweichungen der in der Studie untersuchten Variablen
zeigen, dass Ehemänner und Ehefrauen im Durchschnitt eine relativ hohe Zufriedenheit
angeben. Standardabweichungen zeigen substantielle Variabilität in der ehelichen
Zufriedenheit bei allen Paaren.
Die durchschnittliche Bewertung der kognitiven Komplexität der geschriebenen
Beschreibungen der Partner liegt bei 3. Das bedeutet, dass im Durchschnitt Partner
multiple Positionen zu ihren Problemen beschreiben ohne anzuerkennen, dass diese
Positionen integriert sein können. Die Komplexitätsscores der verbalen Beschreibungen
korrelieren signifikant mit den Bewertungen der schriftlichen Beschreibungen in circa
50% jener Fälle, wo Partner dieselben Probleme in beiden Bewertungen angegeben
haben (Ehemänner r(42)= .37, p = .02; Ehefrauen r(48)= .36, p = .01). Wenn Ehepartner
unterschiedliche Themen in jeder Bewertung angaben, war die Korrelation zwischen
den Scores bei keinem Partner signifikant. Die verbalen Beschreibungen waren im
Durchschnitt signifikant weniger komplex bewertet als die schriftlichen (bei
Ehemännern t(70)= -2.7, p = .008; für Ehefrauen t(66)= -3.4, p = .001). T-tests für
gepaarte Stichproben zeigten keine signifikanten Unterschiede zwischen den Scores von
Ehemännern und Ehefrauen bei beiden Bewertungen (schriftlich/mündlich). Die Scores
der kognitiven Komplexität der Partner war nur schwach assoziiert. Die Komplexität
der schriftlichen Problembeschreibung der Ehefrau war nur geringfügig mit der
schriftlichen Beschreibung der Probleme des Ehemannes assoziiert (r(69)=.22, p=.07)
und signifikant assoziiert mit den verbalen Beschreibungen des Ehemannes (r(71)=.25,
p=.04), aber die Komplexität der verbalen Beschreibung der Ehefrau war mit keinen
Bewertungen des Ehemannes signifikant assoziiert.
Es wurden der Schwierigkeitsgrad der Probleme, über die gesprochen wurde, mit dem
durchschnittlichen Schwierigkeitsgrad aller Probleme der RPI für jeden Partner anhand
eines T-Tests gepaarter Stichproben verglichen. Dabei zeigte es sich, dass Probleme, die
Partner zum Beschreiben wählen, dazu tendieren signifikant schwieriger zu sein als die
durchschnittlichen Probleme der Ehepartner (ps < .001).
PS Sozialpsychologie: Liebe und Partnerschaft
Prädiktoren für Zufriedenheit in der Ehe
43
Ein weiteres Ergebnis ist, dass die beobachtete Qualität der Interaktionen normal verteilt
war. Das bedeutet, dass sogar hoch zufriedene frischvermählte Paare in dieser
Stichprobe hinsichtlich ihrer Fähigkeit, Probleme in der Ehe anzusprechen, signifikant
variierten.
Diskriminante Validität der komplexen Bewertung
Ziel der Studie war es herauszufinden, ob die Struktur der Gedanken über Eheprobleme
unabhängig ist vom Inhalt dieser Gedanken. Die Ergebnisse bestätigen die Hypothese.
Sowohl bei schriftlichen als auch mündlichen Beschreibungen waren die Bewertungen
kognitiver Komplexität nicht verlässlich assoziiert mit der ehelichen Zufriedenheit oder
mit dem Schwierigkeitsgrad der Probleme.
Die Assoziation zwischen der kognitiven Komplexität und den beschriebenen
spezifischen Problemen wurde ebenfalls untersucht. Anhand einer one-way Analyse der
Varianz (ANOVA) wurden die durchschnittlichen Werte der Komplexität jedes
einzelnen Themas der RPI verglichen, wobei sich sowohl bei beiden Partnern als auch
bei beiden Beschreibungen ein nicht-signifikantes Ergebnis ergab. Das bedeutet, dass
die kognitive Komplexität der Beschreibungen der Partner nicht systematisch mit den
von den Partnern gewählten Problemen zu variieren scheint.
Letztlich wurden Korrelationen zwischen zwei Komplexitätsbeschreibungen und den
Ausbildungsjahren, den Scores der RAM und den Scores der PNS durchgeführt, wobei
keine dieser Korrelationen signifikant war. Somit scheint die kognitive Komplexität der
Beschreibungen der Partner unabhängig von deren Ausbildungsniveau, ihrer Tendenz
zu maladaptiver Attribution hinsichtlich des Verhaltens des Partners und ihrer Präferenz
für einfache Strukturen zu sein.
Kognitive Komplexität und eheliche Interaktion
Die erste Hypothese lautete, dass die Art, wie Partner ihre Gedanken über Eheprobleme
strukturieren, die Varianz in ihrer Fähigkeit die Probleme konstruktiv zu diskutieren,
bedingt. Jene Partner, deren Gedanken komplexer waren, sollten positiveres Verhalten
zeigen. Entsprechend den Ergebnissen dieser Studie, war die eheliche Zufriedenheit bei
keinem Partner signifikant assoziiert mit der Qualität ihrer Problem lösenden
PS Sozialpsychologie: Liebe und Partnerschaft
Prädiktoren für Zufriedenheit in der Ehe
44
Interaktion während keiner Diskussion. Wurde die eheliche Zufriedenheit kontrolliert,
zeigt sich, dass sich während der Diskussion beider Probleme, die kognitive
Komplexität beider Partner unabhängig assoziiert war mit der Qualität ihres
Problemlösens. Dennoch ist es möglich, dass die Komplexität des Partners, der das
jeweilige Thema adressiert hat, mehr um die Diskussion dieses Themas bemüht ist.
Daher wurden zusätzliche Tests durchgeführt, die ergaben, dass wenn ein von der
Ehefrau gewähltes Thema diskutiert wird, die Komplexität der Ehefrau mit der Qualität
der Interaktion stärker assoziiert war als die Komplexität des Ehemannes.
Es wurde untersucht, ob der am geringsten komplexe Partner eines Paares zusätzlichen
Einfluss auf das normale Problem lösende Verhalten hat, wobei der Haupteffekt der
Komplexität jeden Partners konstant gehalten wurde. Die Ergebnisse unterstützen
hierbei die dyadische Hypothese nur beim Diskutieren der vom Mann gewählten
Probleme.
2.4.4 Diskussion
Obwohl die meisten Frischvermählten positive Gefühle gegenüber ihrer Beziehung und
ihrer Zukunft hegen (Huston, Caughlin, Houts, Smith & George, 2001), variieren sie
sehr stark in ihrer Fähigkeit, eheliche Probleme zu lösen (Johnson et al., 2005). Diese
Studie betrachtete die Ehe von kognitiv behavioralen Zugängen, welche behaupten, dass
das Verhalten, welches Ehepaare während ihrer Interaktion zeigen, mit der Art
assoziiert werden kann, wie sie über einander und über die Beziehung denken
(Bradbury &Fincham, 1989; Weiss, 1984). Die Studie beschäftigte sich mit der Idee,
dass das Verhalten mit der Struktur der Gedanken assoziiert werden kann, im
Besonderen die kognitive Komplexität ihrer Gedanken über das eheliche Problem.
In der Studie konnte gezeigt werden, dass komplexere Gedanken über Probleme mit
effektiveren Lösungen während der Interaktion assoziiert werden kann. Darüber hinaus
konnte nachgewiesen werden, dass die Komplexität jedes Partners unabhängig
assoziiert war mit der Qualität der Interaktion. Das Verhalten beider Partner tendiert
dazu stärker mit der Komplexität jenes Partners verbunden zu sein, der das
problematische Thema wählt. Doch die Komplexität beider Partner beeinflusst beide
Diskussionen, und der Unterschied zwischen den Effekten eines jeden Partners war
nicht substantiell.
PS Sozialpsychologie: Liebe und Partnerschaft
Prädiktoren für Zufriedenheit in der Ehe
45
Die kognitive Komplexität der Gedanken der Partner steht in Verbindung mit dem
Verhalten obwohl kognitive Komplexität unabhängig ist von der ehelichen
Zufriedenheit, dem Schwierigkeitsgrad des Problems, dem Ausbildungsniveau, dem
persönlichen Bedürfnis nach Struktur und dem Attributionsstil. Dies deutet darauf hin,
dass die Struktur der Gedanken einen Einfluss hat, denn die Struktur bestimmt, wie
Partner bei neuer, relevanter Information reagieren. Gerade bei Diskussionen ist die
Reaktion auf Ansichten, die mit der eigenen nicht konform sind, eine wichtige
Determinante. Man sollte in der Lage sein, die eigenen Gedanken zu integrieren und
sich dabei alternativer Ansichten bewusst zu sein, sodass man weniger defensiv reagiert
und eher bereit ist, Kompromisse zu finden. Frischvermählte, die es schaffen so über
ihre Probleme nachzudenken, sind eher dazu im Stande die anfängliche Zufriedenheit
aufrecht zu erhalten.
Das zweite Ziel der Studie war es zu bestimmen, ob der am geringsten komplexe
Partner die Qualität der Interaktion beeinflusst, und es ergab sich ein schwacher
signifikanter Effekt bei Diskussionen über jenes Thema, welches der Ehemann
ausgesucht hatte. Dieses Ergebnis ist mit Vorsicht zu interpretieren, da man aufgrund
vorheriger Studien wenig über diese Geschlechtsunterschiede weiß. Eine mögliche
Erklärung wäre, dass Ehemänner eher Themen wählen, die für beide Partner relevant
sind, und somit eher ein dyadischer Effekt ausgelöst wird.
Kognitive Komplexität: state oder trait?
Die Implikation der Assoziationen zwischen der Komplexität der Gedanken und der
Qualität der Interaktionen hängen zum Teil davon ab, ob die kognitive Komplexität als
ein Aspekt der Partner oder als ein Aspekt des jeweiligen Problems betrachtet wird.
Wenn Komplexität in mehreren verschiedenen Bereichen ähnlich ist, dann kann sie als
eine Fähigkeit reflektiert werden, die über Situationen hinweg relativ stabil bleibt.
Variiert sie allerdings in unterschiedlichsten Bereichen, dann kann man sie eher als eine
Erfahrung des Partners in einem bestimmten Bereich reflektieren. In der Studie wurde
beobachtet, dass die Komplexität in schriftlichen und mündlichen
Problembeschreibungen signifikant korreliert. Diese Beobachtung und die Tatsache,
dass Komplexität in keiner Verbindung zum Thema und dem Schwierigkeitsgrad des
PS Sozialpsychologie: Liebe und Partnerschaft
Prädiktoren für Zufriedenheit in der Ehe
46
Problems steht, führen zu der Behauptung, dass Komplexität eher eine Funktion der
kognitiven Fähigkeiten der Partner ist.
2.4.5 Einschränkungen
Es gibt einige Faktoren, die die Interpretation der Ergebnisse dieser Studie einschränken
könnten: Da die Daten in einem Korrelationsdesign betrachtet wurden, unterstützen
diese Ergebnisse starke kausale Aussagen über den Effekt der Komplexität auf die
eheliche Interaktion nicht. Weiters erweitert die Homogenität der Stichprobe zwar die
interne Validität dieser Studie, jedoch können die Ergebnisse nicht so leicht auf andere
Populationsgruppen generalisiert werden.
PS Sozialpsychologie: Liebe und Partnerschaft
Prädiktoren für Zufriedenheit in der Ehe
47
3 Zusammenfassung
Zusammenfassend kann man sagen, dass soziale Unterstützung für das Niveau der
Zufriedenheit in der Ehe wichtig ist. Frisch vermählte Paare zeigen zu Beginn zwar gute
Fertigkeiten, doch tendieren die negativen Emotionen, die bei der Auseinandersetzung
mit ehelichen Problemen hervorkommen, innerhalb des ersten Jahres zu wachsen.
Starke Unterstützungsfertigkeiten können Gefühle des Wohlwollens und aufrichtige
Intimität zwischen Partnern generieren, und dies ermöglicht eine Auseinandersetzung,
bei der weniger Wut und Geringschätzung gezeigt werden. Es ist nicht nur wichtig
positiv, mit Wärme, Verständnis und Mitgefühl, auf Offenbarungen des Partners zu
reagieren, sondern auch, dass Probleme auf positive Weise mit Sensibilität, Offenheit
und Vertrauen angesprochen werden. Es ist auch wichtig, den Partner global betrachtet
positiv zu sehen und wertzuschätzen. Gleichzeitig ist es aber auch von Bedeutung,
spezifische Eigenschaften des Partners zu kennen, um ihn effektiv unterstützen zu
können und einen reibungsfreien Ablauf von Beziehungsinteraktionen zu gewährleisten.
Aus der aktuellen Forschung kann man auch entnehmen, dass ein
forderndes/zurückziehendes Konfliktmuster in der ehelichen Interaktion dazu führt, dass
sich beide, Ehemänner und Ehefrauen, von ihrem Ehepartner weniger verstanden oder
selbstbestätigt fühlen. Der Effekt des fordernden/zurückziehenden Musters auf eheliche
Zufriedenheit durch die Wahrnehmung von Selbst-Bestätigung wird für beide,
Ehemänner und Ehefrauen, vermittelt. Nichterwiderte Kommunikation reduziert das
Ausmaß in dem man sich von einem Partner verstanden fühlt. Man weiß nun auch, dass
komplexere Gedanken über Probleme mir effektiveren Lösungen während einer
Interaktion assoziiert werden. Darüber hinaus stehen diese in Verbindung mit dem
gezeigten Verhalten. Das bedeutet, dass die Struktur der Gedanken Einfluss darauf hat,
wie ein Partner auf neue Informationen seines Partners reagiert, ob die Struktur des
Partners also so komplex ist, dass er seine eigenen Gedanken identifizieren und die des
Partners integrieren kann um so mehr Möglichkeiten für Kompromisse zu finden.
PS Sozialpsychologie: Liebe und Partnerschaft
Prädiktoren für Zufriedenheit in der Ehe
48
4 Literaturverzeichnis
Acitelli, L. K., & Young, A. M. (1996). Gender and thought in relationships. In G. Fletcher, & J. Fitness, Knowledge structures in close relationships: A social psychological perspective (S. 147-168). Mahwah, NJ: Erlbaum.
Baker-Brown, G., Ballard, E. J., Bluck, S., deVries, B., Suedfeld, P., & Tetlock, P. E. (1992). The integrativecomplexity coding manual. In C. P. Smith,J. W. Atkinson, P. C. McClelland,&J. Veroff (Eds.), Motivation and personality: The handbook of thematic content analysis (pp. 605–611). New York, NY: Cambridge University Press.
Bandura, A. (1977). Social learning theory. Oxford, England: Prentice Hall.
Baucom, D. H., Epstein, N., Rankin, L. A., & Burnett, C. K. (1996). Understanding and treating marital distress from a cognitive-behavioral orientation. InK. S. Dobson & K. D. Craig (Eds.), Advances in cognitive-behavioral therapy (Vol. 2, pp. 210 236). Thousand Oaks, CA: Sage.
Beck, A. T., Ward, C. H., Mendelson, M., Mock, J., & Erbaugh, J. (1961). An inventory for measuring depression. Archives of General psychiatry, 4, 561-571.
Bentler, P. M. (1995). EQS structural equations program manual. Encino, CA: Multivariate Software.
Bowlby, J. (1982). Attachment and loss (2nd ed.). London, England: Hogarth.
Bradbury, T. N., & Fincham, F. D. (1989). Behavior and satisfaction in close relationships: Prospective mediating processes. Review of Personality and Social Psychology. 10, 119–143.
Bradbury, T. N., & Fincham, F. D. (1990). Attributions in marriage: Review and critique. Psychological Bulletin, 107, 3-33.
Burke, P. J., & Stets, J. A. (1999). Trust and commitment through self-verification. Social Psychology Quarterly, 62, 347–366.
Burleson, B. R., Kunkel, A. W., Samter, W., & Werking, K. J. (1996). Men’s and women’s evaluations of communication skills in personal relationships: When
PS Sozialpsychologie: Liebe und Partnerschaft
Prädiktoren für Zufriedenheit in der Ehe
49
sex differences make a difference – and when they don’t. Journal of Social and Personal Relationships, 13, 201–224.
Cahn, D. D. (1994). Perceived understanding and interpersonal relationships. Journal of Social and Personal Relationships, 7, 231–244.
Cahn, D. D., & Shulman, G. M. (1984). The perceived understanding instrument. Communication Research Reports, 1, 122–125.
Cissna, K. N. L., & Sieburg, E. (1981). Patterns of interactional confirmation and disconfirmation. In C. Wilder-Mott & J. H. Weakland (Eds.), Rigor and imagination: Essays from the legacy of Gregory Bateson (pp. 253–282). New York: Praeger.
Cherlin, A. J. (1992). Marriage, divorce, remarriage (2 Ausg.). Cambridge, MA: Harvard University Press.
Christensen, A. (1988). Dysfunctional interaction patterns in couples. In P. Noller & M. A. Fitzpatrick (Eds.), Perspectives on marital interaction (pp. 31–52). Philadelphia, PA: Multilingual Matters.
Christensen, A., & Sullaway, M. (1984). Communication Patterns Questionnaire. Unpublished.
Christensen, A., & Heavey, C. L. (1990). Gender and social structure in the demand/withdraw pattern of marital interaction. Journal of Personality and Social Psychology, 59, 73–81.
Courtright, J. A., Millar, F. E., & Rogers, L. E. (1979). Domineeringness and dominance: Replication and expansion. Communication Monographs, 46, 179–192.
Eysenck, H. J., & Eysenck, S. B. (1978). Manual for the Eysenck Personality Questionnaire. Kent, England: Hodder & Stoughton.
PS Sozialpsychologie: Liebe und Partnerschaft
Prädiktoren für Zufriedenheit in der Ehe
50
Fincham, F. D., & Bradbury, T. N. (1992). Assessing attributions in marriage: The relationship attribution measure. Journal of Personality and Social Psychology, 62, 457–468.
Geiss, S. K., & O’Leary, D. (1981). Therapist ratings of frequency and severity of marital problems: Implications for research. Journal of Marital and Family Therapy, 7, 515–520.
Goldberg, L. R. (1999). A broad-bandwidth, public domain, personality inventory measuring the lower-level facets of several five-factor models. In I. Mervielde, I. Deary, F. De Fruyt, & F. Ostendorf, Personality psychology in Europe (Bd. 7, S. 7-28). Tilburg, the Netherlands: Tilburg University Press.
Gottman, J. M., & Krokoff, L. J. (1989). Marital interaction and satisfaction: A longitudinal view. Journal of Consulting and Clinical Psychology, 57, 47–52.
Gottman, J.M., Coan, J., Carrere, S., & Swanson, C. (1998). Predicting marital happiness and stability from newlywed interactions. Journal of Marriage and the Family, 60, 5–22.
Hampson, S., John, O., & Goldberg, L. (1986). Category breadth and hierarchical structure in personality: Studies of asymmetries in judgments of trait implications. Journal of Personality and Social Psychology, 51, 37-54.
Huston, T. L., Caughlin, J. P., Houts, R. M., Smith, S. E.,& George, L. J.(2001). The connubial crucible: Newlywed years as predictors of marital delight, distress, and divorce. Journal of Personality and Social Psychology, 80, 237–254.
Jacobson, N. S., Follette, W. C., & McDonald, D. W. (1982). Reactivity to positive and negative behavior in distressed and nondistressed married couples. Journal of Consulting and Clinical Psychology, 50, 706–714.
John, O., Hampson, S., & Goldberg , L. (1991). The basic level in personality-trait hierarchies: Studies of trait use and accessibility in different contexts. Journal of Personality and Social Psychology, 60, 348-361.
PS Sozialpsychologie: Liebe und Partnerschaft
Prädiktoren für Zufriedenheit in der Ehe
51
Karney, B. R., & Bradbury, T. (1997). Neuroticism, martial interaction, and the
trajectory of marital satisfaction. 72, 1075-1092.
Kennedy, K. A., & Pronin, E. (2008). When disagreement gets ugly: Perceptions of bias and the escalation of conflict. Personality and Social Psychology Bulletin, 34, 833–848.
Kenny, D. A. (1996). Models of non-independence in dyadic research. Journal of Social and Personal Relationships, 13, 279–294.
Knox, D. (1970). Marital happiness. Champaign, IL: Research Press.
Koerner, K., & Jacobson, N. S. (1994). Emotion and behavioral couple therapy. In S. M. Johnson & L. S. Greenberg (Eds.), The heart of the matter: Perspectives on emotion in behavior therapy (pp. 207–226). Philadelphia, PA: Brunner/Mazel.
Laing, R. D., Phillipson, H., & Lee, A. R. (1966). Interpersonal perception: A theory and a method of research. New York: Springer.
Locke, H. J., & Wallace, K. M. (1959). Short marital adjustment predictions test: Their reliability and validity. Marriage and Family Living, 21, 251–255.
Miller, P., Lefcourt, H., & Ware, E. (1983). The construction and development of the Miller Marital Locus of Control Scale. Canadian Journal of Behavioual Science, 15, 266-279.
Murray, S. L., Holmes, J. G., & Griffin, D. W. (1996). The benefits of positive illusions: Idealization and the construction of satisfaction in close relationships. Journal of Personality and Social Psychology, 70, 79-98.
Murray, S. L., & Holmes, J. G. (1999). The (mental) ties that bind: Cognitive structures that predict relationship resilience. Journal of Personality and Social Psychology, 77, 1228–1244.
PS Sozialpsychologie: Liebe und Partnerschaft
Prädiktoren für Zufriedenheit in der Ehe
52
McNulty, J. K., & Karney, B. R. (2002). Expectancyconfirmation in appraisals of marital interactions. Personality and Social Psychology Bulletin, 28, 764–775.
Neff, L. A., & Karney, B. R. (2002a). Judgments of a relationship partner: Specific accuracy but global enhancement. 70, 1079-1112.
Neff, L. A., & Karney, B. R. (2002b). Self-evaluation motives in close relationships: A model of global enhancement and specific variation. In P. Noller, & J. A. Feeney, Understanding marriage: Developments in the study of couple interaction (S. 32-58). London: Cambridge University Press.
Neff, L. A., & Karney, B. R. (2003). The dynamic structure of relationship perceptions: Differential importance as a strategy of relationalship maintenance. Personality and Social Psychology Bulletin, 29, 1433-1446.
Neff, L. A., & Karney, B. R. (2005). To Know You Is to Love You: The Implications of Global Adoration and Specific Accuracy for Marital Relationship. Journal of Personality and Social Psychology, 88(3), 480-497.
Neff, L. A., & Karney, B. R. (2005b). To know you is to love you: The implications of global adoration and specific accuracy for marital relationships. Journal of Personality and Social Psychology, 88, 480–497.
Neuberg, S. L., & Newsome, J. T. (1993). Personal need for structure: Individual differences in the desire for simple structure. Journal of Personality and Social Psychology, 65, 113–131.
Noller, P. (1996). What is this thing called love? Defining the love that that supports family and marriage. Personal Relationships, 3, 97-115.
Noller, P., & Feeney, J. A. (2002). Communications, relationship concerns, and satisfaction in early marriage. In A. L. Vangelisti, & H. T. Reis, Stability and changein relationships: Advances in personal relationships (S. 129-155). New York: Cambridge University Press.
Norton, R. (1983). Measuring marital quality: A critical look at the dependent variable. Journal of Marriage and the Family, 45, 141-151.
PS Sozialpsychologie: Liebe und Partnerschaft
Prädiktoren für Zufriedenheit in der Ehe
53
Osgood, C. E., Sici, G. J., & Tannenbaum, P. H. (1957). The measurementof meaning.
Urbana: University of Illinois Press.
Overall, N. C., Fletcher, G. J. O., Simpson, J. A., & Sibley, C. G. (2009). Regulating partners in intimate relationships: The costs and benefits of different communication strategies. Journal of Personality and Social Psychology, 96, 620–639.
Pasch, L. A., & Bradbury, T. N. (1998). Social support, conflict, and the development of marital dysfunction. Journal of Consulting and Clinical Psychology, 66, 219–230.
Pasch, L. A., Bradbury, T. N., & Sullivan, K. T. (1997). Social support in marriage: An Analisis of intraindividual and interpersonal components. In G. R. Pierce, B. Lakey, I. G. Sarason, & B. R. Sarason, Sourcebook ofsocial support and personality (S. 229-256). New York: Plenum Press.
Pasch, L. A., Harris, K. M., Sullivan, K. T., & Bradbury, T. N. (2004). The social support interaction coding system. In P. Kerig & D. Baucom (Eds.), Couple observational coding systems. Mahwah, NJ: Erlbaum.
Pelham, B. W., & Swann, W. B. (1989). From self-conceptions to self-worth: On the sourcees and structures of global self-esteem. Journal of Personality and Social Psychology, 57, 672-680.
Pruitt, D. G., & Kim, S. H. (2004). Social conflict: Escalation, stalemate, and settlement (3rd ed.). New York, NY: McGraw-Hill.
Perlman, D., & Fehr, B. (1987). The development of intimate relationships. In D. Perlman & S. W. Duck (Eds.), Intimate relationships: Dynamics, development and deterioration (pp. 13–42). Newbury Park, CA: Sage.
Reis, H. T., & Patrick, B. C. (1996). Attachment and intimacy: Component processes. In E. T. Higgins & A. W. Kruglanski (Eds.), Social psychology: Handbook of basic principles (pp. 523–563). New York, NY: Guilford Press.
PS Sozialpsychologie: Liebe und Partnerschaft
Prädiktoren für Zufriedenheit in der Ehe
54
Reis, H. T., & Shaver, P. (1988). Intimacy as an interpersonal process. In S. Duck, D. F.
Hay, S. E. Hobfoll, W. Ickes, & B. M. Montgomery (Eds.), Handbook of personal relationships: Theory, research and interventions (pp. 367–389). Oxford, England: Wiley.
Rosenberg, S. (1965). Societyand the adolecent self-image. Princeton, NJ: Princeton University Press.
Schroder, H. M. (1971). Conceptual complexity and personality organization. In H. M. Schroder & P. Suedfeld (Eds.), Personality theory and information processing (pp. 240–273). New York, NY: Ronald Press.
Showers, C. J., & Kevlyn, S. B. (1999). Organization of knowledge about a relationship partner: Implications for liking and loving. Journal of Personality and Social Psychology, 76, 958–971.
Sillars, A. L. (1982). Verbal tactics coding scheme: Coding manual. Unpublished manuscript, Ohio State University, Columbus.
Sullivan, K. T., Pasch, L. A., Johnson, M. D., & Bradbury, T. N. (2010). Social support, problem solving, and the longitudinal course of newlywed marriage. Journal of Personality and Social Psychology, 98, 631-644.
Swann, W. B. (1987). Identity negotiation: Where two roads meet. Journal of Personality and Social Psychology, 53, 1038–1051.
Swann, W. B., De La Ronde, C., & Hixon, J. G. (1994). Authenticity and positivity strivings in marriage and courtship. Journal of Personality and Social Psychology, 66, 857–869.
Tetlock, P. E., & Suedfeld, P. (1988). Integrative complexity coding of verbal behavior. In C. Antaki (Ed.), Analyzing everyday explanation: A casebook of methods (pp. 43–59). London, England: Sage.
Weger, H. Jr. (2005). Disconfirming communication and self-verification in marriage: Associations among the demand/withdraw interaction pattern, feeling understood, and marital satisfaction. Journal of Social and Personal Relationships, 22(1), 19–31.
PS Sozialpsychologie: Liebe und Partnerschaft
Prädiktoren für Zufriedenheit in der Ehe
55
Weiss, R. L. (1984). Cognitive and strategic interventions in behavioral marital therapy. In K. Hahlweg & N. S. Jacobson (Eds.), Marital interaction: Analysis and modification (pp. 337–355). New York, NY: Guilford.
Zeiss, A. M., Zeiss, R. A., & Johnson, S. M. (1980). Sex differences in initiation of and adjustment to divorce. Journal of Divorce, 4, 21-33.
PS Sozialpsychologie: Liebe und Partnerschaft
Prädiktoren für Zufriedenheit in der Ehe
56
5 Anhang
Abbildung 1 (nach Sullivan et al., 2010):
Korrelationen zwischen Fähigkeits- und Affektkennzahlen, erhoben während der Diskussion von ehelichen Themen gewählt von
Ehemännern (Überhalb der Diagonale) und Ehefrauen (Unterhalb der Diagonale)
Hinweis. Die Daten stammen von 172 Ehemännern und Ehefrauen zum ersten Zeitpunkt. pos = positiv; neg = negativ
* p < .05. **p < .01. ***p < .001.
Abbildung 2 (nach Sullivan et al., 2010):
Effektgrößen bezogen auf Konflikt- und Unterstützungsverhalten
mit Zufriedenheitslevels von Ehemännern und Ehefrauen
Hinweis. Die Daten stammen von 172 Ehemännern und Ehefrauen; Freiheitsgrade = 165
* p < .05. **p < .01. ***p < .001.
PS Sozialpsychologie: Liebe und Partnerschaft
Prädiktoren für Zufriedenheit in der Ehe
57
Abbildung 3a (nach Weger; 2005):
Deskriptive Statistiken und Pearson-Korrelationen für die Variablen in der Analyse
Hinweis. n = 53 Paare a Paar-abgeleiteter Score
* p ≤ .05.
Abbildung 3b (nach Weger; 2005): Ursprüngliches Pfadmodell
χ2 (9, N = 53) = 27.28, p = .001
CFI = .74
Hinweis. Die Zahlen im glatten Text sind standardisierte Pfadkoeffizienten und die Zahlen in Kursivschrift stellen Fehlergrößen dar.
Abbildung 3c (nach Weger; 2005): Finales Pfadmodell
χ2 (6, N = 54) = 5.01, ns
CFI = 1.00
Hinweis. Die Zahlen im glatten Text sind standardisierte Pfadkoeffizienten und die Zahlen in Kursivschrift stellen Fehlergrößen dar.