15.04.2019
Studienseminar Koblenz
Die Klasse anleiten
Berufspraktisches Seminar Teildienststelle Altenkirchen
Fallbeispiel
Herr Meier kommt neu an die Schule und übernimmt als Fachlehrer eine 7. Klasse in Deutsch. Die Schülerinnen und Schüler sitzen an Gruppentischen. Es herrscht ein hoher Lärmpegel. Ein Gespräch und Austausch mit den Schülerinnen und Schülern ist nicht möglich. Herr Meier schreibt Aufgaben an die Tafel. Ein Teil der Schüler beginnt zu arbeiten, andere warten ab, was geschieht. Stefan, ein für sein Alter großer Schüler, steht auf, geht auf Umwegen zum Papierkorb, dabei schlägt er andere Schüler oder unterhält sich mit ihnen. Herr Meier ermahnt Stefan. Fünf Minuten später steht Stefan wieder auf und wiederholt sein Verhalten.
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Arbeitsauftrag:
1. Benennen Sie das im Beispiel festzustellende Verhalten der SuS.
2. Erstellen Sie Kategorien von Verhaltensmustern der Lernenden.
3. Beurteilen und bewerten Sie diese Verhaltensmuster.
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Motivation für Fehlverhalten:
• Aufmerksamkeit erzielen
• Macht und Überlegenheit demonstrieren
• Rache üben
• Unfähigkeit überdecken bzw. darstellen
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Aus Individualpsychologischer Sicht wollen allesozialen Wesen einer Gemeinschaft angehören.Gelingt dies nicht, ist die Person entmutigt undverhält sich auffällig oder provozierend.
Alfred Adler
1870–1937
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Arbeitsauftrag:
Entwickeln Sie zu den jeweiligen Verhaltensmustern Handlungsmöglichkeiten für eine Lehrkraft.
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Lehrerhandeln
Das geht nicht
• Schüler aus Unterricht entfernen
• Schüler beschimpfen
• Schüler mit Sanktionen belegen
• Schüler zu beschämen
• Schüler durch Ironie zu verunsichern
• Enttäuschung durch Sarkasmus zeigen
• Schüler anschreien
• Schülern drohen
• Schülern ins Wort zu fallen
• Machtkämpfe provozieren
• Noten als Druckmittel einzusetzen
Handlungsziele
• Unterrichtsablauf wenig unterbrechen
• Situation nutzen um Regeln festzulegen
• Schüler ermutigen
• Schüler achten
• Recht und Ordnung als Werte vermitteln
• Auf blockierende Kritik verzichten, Fehler mindern
• Machtkämpfe vermeiden
• Handeln, nicht reden
• Konsequent sein
• Schlechte Gewohnheiten gelassen angehen
• Gemeinsam Vergnügliches erleben
• Mit den Kindern, nicht zu ihnen reden
• Alle Beteiligten einbeziehen
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Umgang mit Fehlverhalten
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„Klassenführung“
„Bei effizienter Klassenführung geht es – entgegen einem weitverbreiteten Missverständnis – nicht primär um die Sicherung von Ruhe und Disziplin, sondern darum, die Schüler einer Klasse zu motivieren, sich möglichst lange und intensiv auf die erforderlichen Lernaktivitäten zu konzentrieren und – als Voraussetzung dafür – den Unterricht möglichst störungsarm zu gestalten.“
Andreas Helmke
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Dimensionen unterrichtlichen Handelns
Person Beziehung
Manager Organisation Lehrender Unterricht
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Dimensionen unterrichtlichen Handelns nach Lohmann
Der Lehrer als Dimension Makrostrategien
Person
(„Sozialpädagoge“)
Beziehung Beziehungen aufbauen
L wirkt und kommuniziert als
Person, er fördert die
Beziehungen zu seinen S
und der S untereinander
Manager
(„Dompteur“)
Organisation,
Disziplin-Management
Verhalten kontrollieren
L organisiert und strukturiert
Klasse, kontrolliert und
steuert Verhalten der S
Lehrender
(„Fachmann“)
Unterricht Unterricht gestalten
L agiert als Lehrender, trifft
didaktisch-methodische
Entscheidungen, schafft
Lerngelegenheiten
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proaktive und reaktive Strategien
proaktiv reaktiv
Prävention (Planung)
Antizipation
(Unter-
stützung)
Intervention
(Aktion)
Problem-
lösung
(Veränderung)
Beziehung
Disziplin-
Management
Unterricht
Makro-
strategie
Dimension
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Proaktive Strategiennach Lohmann
PROAKTIV
Prävention
(Planung)
Antizipation
(Unterstützung)
Beziehung vor dem Unterricht während des
Unterrichts
Disziplin-
Management
Störungswahrschein-
lichkeit minimieren
Störungen abwenden
Unterricht … schaffen … erhalten
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Aufgabe
• Analysieren Sie das Fallbeispiel mit Blick auf die Dimensionen unterrichtlichen Handelns (Beziehung, Disziplin-Management, Unterricht).
• Entwickeln Sie für jede Dimension konkrete proaktive (Prävention / Antizipation) Handlungsstrategien.
• Material: Schema nach Lohmann
• Arbeitszeit: 15 Minuten
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strategische Handlungsfelder –proaktivnach Lohmann
Prävention Antizipation
Beziehung
Kommunikation,
Beziehung
aufbauen, Humor,
Klassenklima
Ermutigung,
Belohnung,
positive
Anreizsysteme
Disziplin-
Manage-
ment
Rechte/Pflichten,
Struktur/Organisa-
tion, Regeln/Kon-
sequenzen,Rou-
tinen/Prozeduren,
Klassenrat/Schulv
erfassung
Nonverbale
Kommunikation,
Aufmerksamkeits-
rückführung
Unterricht
Lerner-Voraus-
setzungen,
didaktische Re-
konstruktion,
Kooperation,
Lerntypen,
Methoden
Aufmerksamkeit
erhalten, Pausen
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Aufgabe
• Lesen Sie den Informationstext zum Klassenmanagement von Evertson.
• Ergänzen Sie eventuell Inhalte in Ihrer Matrix mit Ihrem Partner und diskutieren Sie die Inhalte.
• (Stellen Sie Ihr Ergebnis der Nachbargruppe vor und diskutieren Sie eventuelle Abweichungen / Ideen.)
• Zeit: 15
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Klassenmanagement als vorausplanendes Handeln (Evertson)
• Klassenraum vorbereiten (so, dass Staus und Störungen vermieden werden können, der Raum lehrerseits gut übersehbar ist, Materialien für die Schüler leicht zugänglich sind)
• Regeln und Verfahrensweisen planen (Entwicklung präziser Regeln für die Zusammenarbeit der Schüler untereinander, Aushang der Regeln auf einem Poster oder Plakat im Klassenzimmer, Verdeutlichung anhand konkreter Beispiele; Entscheidung über zulässige und unzulässige Verhaltensweisen, Entwicklung einer Liste von Prozeduren und Regeln)
• Konsequenzen festlegen (für angemessenes wie für unangemessenes Verhalten)
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Klassenmanagement als vorausplanendes Handeln (Evertson)
• Unterbindung von unangemessenem Schülerverhalten (unangemessenes Schülerverhalten sofort und konsistent beenden; durch Verweise auf die abgemachten Regeln begründen)
• Regeln und Prozeduren unterrichten (in die Unterrichtseinheiten am Schuljahresbeginn einbauen; wenn sich erst "schlechte" Rituale und Verhaltensweisen eingeschliffen haben, sind sie mit verbessertem Klassenmanagement nur noch sehr schwer abzubauen)
• Aktivitäten zum Schulbeginn (Aktivitäten entwickeln, die dem Ziel dienen, das Zusammengehörigkeitsgefühl, den Klassengeist, die Kohäsion zu fördern)
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Klassenmanagement als vorausplanendes Handeln (Evertson)
• Strategien für potenzielle Probleme (rechtzeitig Strategien planen, wie man mit Störungen des Unterrichts, bedingt durch Leerzeiten oder durch inhaltliche Schwierigkeiten, umgehen kann)
• Beaufsichtigen-Überwachen (das Schülerverhalten aufmerksam beobachten, insbesondere bei Arbeitsbeginn - um eventuelle Missverständnisse der Arbeitsanweisungen und Instruktionen entdecken zu können)
• Vorbereiten des Unterrichts (so, dass für verschieden leistungsfähige Schüler unterschiedlich schwierige Lernaktivitäten möglich sind)
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Klassenmanagement als vorausplanendes Handeln (Evertson)
• Verantwortlichkeit der Schüler (Entwicklung von Maßnahmen, die den Schülern ihre Verantwortlichkeit für die Ergebnisse ihrer Arbeiten klar machen; Beeinflussung der Selbstwirksamkeit)
• Unterrichtliche Klarheit (klare, strukturierte, ausreichend redundante Informationen geben)
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Unterrichtsstörungen sind normal –bleiben Sie gelassen
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Literatur
• Martin Wellenreuther: Handwerkzeug für erfolgreichen Unterricht. Aus: Erziehen- Klassen leiten. Jahresheft 2009
• Christoph Eichhorn: Vorausschauend handeln. Aus: Unterrichtsstörungen. Jahresheft 2015
• Gert Lohmann: Mit Schülern klarkommen. Professioneller Umgang mit Unterrichtsstörungen und Disziplinkonflikten. Cornelsen 2006
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