8/9/2019 Szemernyi - Sprachtypologie, Funktionelle Belastung, Und Die Entwicklung Indogermanischer Lautsysteme (1977)
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TEXTES ET M EMOIRES
DIFFUSION
E.J. BRILL
LEJDEN
VOLUME V
v RI 976
EXTR IT
ACTA IRANICA 1
1
] 3S ~ q
.
I
977
toJTJON
BIBLIOTHEQUE P HL VI
TEHERAN LIEGE
8/9/2019 Szemernyi - Sprachtypologie, Funktionelle Belastung, Und Die Entwicklung Indogermanischer Lautsysteme (1977)
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OSWALD SZLMLRf:NYI
SPRACHTYPOLOGIE,
FUNKTIONELLE
BELASTUNG
UNO
DIE ENTWICKLUNG INDOGERMANISCHER
LAUTSYSTEME
0.
\Vie schon bei friiheren Gelegcnhciten (Szemerenyi 1962, 1964,
1967). mochte der Verfasser auch diesmal die Ergebnisse der synchronen
Sprachwissenschaft den Problemen
der
Diachronic
nutzbar
machcn.
Von den in dem Titel dieses Vortrags angcsprochenen drei Bereichen
diirfte
der Zusammenhang
zwischen den heiden letzten bzw. die
Relevanz des zweiten fiir den dritten ohne weiteres klar sein. Weniger
zuversichtlich
kann das
vielleicht von
dem
ersten
und
dem dritten
Bereich behauptet werden. Deshalb soli auch diese Frage
an
erster .
Stelle behandelt werden.
I
Sprachtypologie
/./.
Zunachst diirfte eine kurze historische Bemerkung von Interesse
sein. \Vir aile haben uns so sehr an den Terminus Typologie und die
Zusammensetzung Sprachtypologie gcwohnt, daB wir uns wohl kaum.
mehrdie Frage stellen, seit wann sie eigentlich
in
det sprachwissenschaft
lichen
Nomenklatur
zuhause sind.
Nach
Greenbergs Feststellung kommt 'Typologie' in einem sprach
wissenschaftlichen Sinne zum ersten Mal im Jahre
1928
vor
1
Nicht
daB das Wort vorher nicht existiert hiitte. Das grol3e Oxford English
Dictionary bezeugt es fiir 1845 im theologischen Sinne, niimlich the
typology of scripture fiir 1867 im biologischen Sinne, z.B. typology of
plan1s
und
fiir 1882 im typographischen Sinne. Erst das Supplement von
1933 bucht auch die Verwendung im archaeologischcn Sinne seit
Die folgenden Ausfi.ihrungen wurden in gekiirztcr Form zuerst auf die freundliche
Einladung von Professor Dr. Bernfricd Schlerath im Rahmen de Linguistischen
Coiloquiums
der
Fre.ien Universitat Rerlin
am
8 Jan. 1976 und kurz darauf (12. Jan 1976)
im Linguistenkreis der Universitat Freihurg i Br. vorgetragen.
1
Vgl. Greenberg 1973:
151
mit Fn. 6, 167,
182
Fiir die einsch agigen Aussagen
vgl.
Jakobsons
Aufsatz von 1929 (geschricben 1927-28, siehe SW I 21 : ))typologie des
changements) sowie auch das Zitat
aus
Nov;j ef 1928, siehe SW I 654. Vgl. auch
SW I
232
(aus
dem
Jahre 1932 .- (z.B. Fn. 4.) verweist auf die Nachtrage.
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340
0. SZI.\JI:Ric JYI
1 \ : ~ 6 , aher a u ~ : h da wirJ von dcm linguistischcn Sinnc noch keinc
Kcnntni;, gcnllllmcn.
Die Rc1ept ion schcint auf Jcrn deutschcn Sprachgebiet noch jiingeren
Datums
zu
:'cin. Dcr .\;Jrach-Brockluws von
193X
(3. Autl.) hat Z\var
Typologie,
dcfiniert als ))Lchrc von den Typcn, abcr nicht
Sprach
typoloxie.
i\nch im J 1950
kann
:\len:::erath
den noch spatcr zu
bcsprcchcndcn Aufsatz mit den Wortcn croffncn: >>Die folgendcn
Sciten sollcn cine Anlcitung zur Erforschung cines neucn Gehietes,
cler
Sprachryp(lf,,::tc , gcben
2
. Und sogar noch 1967-1968 kennt das
GroBe (achtb{indigc) Dude11 Ll:':rikon wcder das Stichwort Sprachtypo
logie, noch hdwndclt es untcr Typologie die linguistische Vcrwendung.
Erst die ncuc-;tc Brockhaus-En:::yklopddie
(17.
Autl.) bringt
1973-1974
griindliche Artikel unter Sprachtypologie und Typologie.
1 2 Es
wiirc
sichcrlich cine lohncnde Aufgabe, dieser ganz neuen
Entwicklung. der Aneignung cines bcstehenclen Terminus fiir die
Zwecke der Sprachwisscnschaft, in allen ihren Einzelheiten nach
zugchcn
3
.
Es
dilrftc sich wohl heraustcllen, d a ~ -
~ i e
neu gewonnene
Wichtigkcit des Terminus der Prager Schule Wesentliches zu verdanken
. hatte. Abcr nicht nur tlas. Die Prager Schule hat auch den Dualismus in
der Ven\endung dieses Terminus herheigefiihrt, der noch heute qa_ist,
Einmal bezcichnct die Ty-pologie die Untersuchung und Feststellung
gewisser sprachlichcr. Typcn,
auf
deren Grund die Sprachen
Q e r _ E r d ~
als
t y p o l o g i ~ c h
mehr oder weniger eng zusammengehorig klassifiziert
werden
ki:innen.
Zum Z \ ~ e i t c n hezcichnet dieTypologie die_Feststellupg
gewisser typisch.;r Bezichungenund Veriinderu Jgen{beachte Jakobsons
typologie
des
chrmgemt:nts. siehe Fn. I , die von der Klassifikation
dcr Sprachen losgdc1st. aher nnti.irlich auch fiir diesen_lweck verv;endet
\ \ , e t ~ d e n
kann. . - . - . .
1.3.
Typologie im ersten Sinne ist seit dem Anfang des 19. Jahr
hunderts prakti?iert worden, auch wenn sie nicht unter dicsem Namen
bekannt war.
E,
wird-
vidkicht
n(it;lich sein, die Hauptetappen
dcrartiger Bem(ihungen kurz in Erinnerung zu rufen
4
:
2
J.
Lohmann
(J'Li osophische
Rundschau
I, 1953, 152)
spricht schon
fn1h
von
eincr
> > Y e ~ g k i c h e n d c n S i r a c h t y p o o ~ ; i e .
3
Fur
Ja< Fnri 'J.;.,r,,;n
tvpo
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INDOGERMANISCIIE LAUTSYSTEME
341
1808: Friedrich l;o , ) d i l e ~ c l
(Obcr die Sprache und Weisheit der
lndicr,
45):
zwd Klassen
----
affigiercnd, flckticrcnd;
8 8:
u ~ u s t
Wilhelm
l fm
Schlcxel Observations
sur
Ia langue ct
Ia
littcrature
p r o v c n ~ a l c s
14-15): tlrei Klassen ohne gram
matische Struktur, a f f i g i c r c n d ~ llckticrend
5
;
1822: Wilhelm wm 1/umholdt 0ber das Entstehen der grammatischcn
Formen und ihren EinfluB auf die ldeenentwicklung. 46):
l ier Klassen - isoliercnd. agglutinativ, einverleibcnd, llck
ticrend
6
:
848 : August Sdzleicher Zur verglcichcnden Sprachengeschich te 9-10) :
drei Klassen- einsilbig. agglutiniercnd, tlckticrend, die Klassen
stellen immer vollkommnere Stufcn der Entwicklung
dar;
development. and origin.
1922.
76-80; Greenberg 1954:
181 f.;
M. Leroy, Les langues du
monde et Ia typologie linguistique,
in
: Memoires et Publications de Ia Societe des
Sciences. des Arts et des Lettres du Hainaut, vol.
74, 1960,
169-204;
R. H.
Robins,
General Linguistics. 1964. 325-350;
_ \f
Horne 1966: 11-41; M. Leroy, Les grands
courantsdc Ia linguistique moderne,
6
1967, 149-163; Dressler 1967; C. F. F. M. Voegelin,
in:
To honor R. Jakobson 3, 1967, 2170f.:
W.
H. Veith, Die Themakartierung der
Sprachen der Welt (in : Sprachatlanten
I.
1969. 1-26 ), bes. II f.; Anti lla
1972
: 310-318;
Robins 1973, bes. 14f.; Greenberg 1973: 166f.; Lehfeldt-Altmann 1975:
57f .VI.
Ober allgemeine Probleme der Sprachtypologie siehe jetz t iiber die von D. Hymes,
Language in culture and society, N.Y. 1966, 661, gegebenen Hinweise hinaus die
folgenden: L Hjelmslev, Le langage, Paris 1966, 123f.;
B.
Pottier 1968; M. Leroy,
Sur Ia caracterisatKm morphologique, Word 23, 1969, 362-368; H. Birnbaum 1970;
N. Holmer, The principal linguistic types. Sonderdruck aus der Zeitschrift Fontes
Linguae Vasconum
-Studia
et Documenta, Nr. 4, Pamplona 1970. 41-47;
R.
Ruzicka,
Some remarks on linguistic typology,
TLP 4, 1971, 89-96; P. Sgall, On the notion
type
of
language , ebda. 75-87; A no te on typology and development of languages,
Linguistics 85, 1972, 67-71; G. Jucquois, La typologie aujourd hui, Cahiers de
I Institut de linguistique, Universite Catholique de Louvain, l/1, 1972, 7-26; Anttila
1972: 310-318; W. Dressler 1973;
Altmann-Lehfeldt
1975. N2
5
Ober die Abweichung_ von
A.
W.
v.
Schlegels Ansichten von denen seines Bruders
Friedrich siehe Coseriu 1972: 115
6
=
1973, 244
6
,
gegen Ramat, Lingua e stile 8,
1973, 53.
6
Ober Humboldt siehe E. Coseriu 1972 (oder italienische Obers.: 1973). lch mochte
aber daran festhalten,
daO
Spatere die bekannte Vierteilung
W.
v. Humboldt nicht
ganz unberechtigt zugeschrieben haben, denn
in Entstehen S.
46) sagt
er:
Es kommt
aber zur Agglutination und Flexion auch noch cine dritte, sehr haufige Bilc.lungsart
hinzu ... Da er natiirlich den isolierenden Typ ebenfalls kennt, sind das vier Klassen,
und in
Verschiedenheit des menschlichen Sprachbaus
S. 653) wcrden aile vier gcnannt,
die letzte unter dem Namen
einverleibend
(vgl. Coseriu 1972: 123). Ich wiirc.le aber
nicht behaupten wollen,
daO
Humboldt in dieser Frage
in
allen seinen Werken immer
konsequent blieb oder sich ganz klar ausriickte.
Vgl.
noch Jespersen, Language [siehe
Fn. 4]58f.
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342 0 SZEMERLNYI
1850: 1 eymmm . -itl inthal (Die Classification der Sprachen, 2. Aufl.:
Charak terist ik dcr hauptsiichlichstcn Typcn de$ Sprachbaues,
IH60, 327):
rier
Klassen ---A. formlose Sprachen: (1) neben
setzcnde,
2)
al'l\.vanddnde; B.
Formsprachen:
(I) nebensetzende,
(2) abwandclndc;
1893: Franz Afistcli (revidicrte Ausgabe von Steinthal 1860):
sechs
Klassen - cinverleibcnd, wurzel-isolierend, stamm-isolicrend,
anrcihcnd, agglutiniercnd, flektierend;
1910 : Franz Nikolaus Finck (Die Haupttypen des Sprachbaus 6,
154-5) :
acht
Klassen - - w u r z e l ~ i s o l i c r e n d stamm-isolierend,
flekticrcnd (drci), bezichungsandeutend (drei)
7
;
192 I : Ethmrd
S apir
(Language, Ch. VI): durch die Kombination
von drei Gcsichtspunk lcn (konzeptueller Typus, Technik,
Grad der
Synthese) konnen, nach
Homes
Berechnung (1966:
32, 38-9), thcorctisch 2.640 bis 2.870 Sprachtypen aufgestellt
werden; in der Praxis bcgniigt sich Sapir mit einer Skizze von
einund:::Hmz:::ig
Klassen
8
1945: Vladimir Skalicka (1945: 96, aber vgl. 1966, wie auch 1968
und
1964
:jedc S p r a ~ : h e ist cine
Kombination
vonfunf run -
typen-isolierend (z. B. Englisch), polysynthetisch (z.B. Deutsch),
agglutinierend, flcktierend, introflexiv
(:
bes.
das
Semitische);
1962: Tadeusz Milewski (1962 = 1963 = 1970): vier Grundtypen
werden beibehalten (98) - isolierend, agglutinierend, flektiv,
alternierend (z.B. Semitisch) - aber die Typeneinteilung wird
durch eine ganze Anzahl von wciteren (phonologischen, syntak
tischen, semantischen) Gesichtspunkten verfeinert,
aber
dadurch
auch
komplizierter
9
7
Ober die Mangel
dcr Finckschen
Klassifikation siehe Benveniste 1966:
Il l aber
>gl.
auch J. LJhmann, Lcxis I, 1948, 49 f., bes. R9 f.; W.
Dressler
1973: 470f.
8
Obcr S
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'
I
INDOGERMANISCHE LAUTSYSTEME
343
/ 4
Auch aus diescr kurzcn Obersicht diirfte es klar geworden scin,
daB._ Typologie in dicscm Sinnc im 19. Jahrhundert ganz, aber aucb
noch im 20. Jahrhundcrt vorwicgcnd den morphologischen, viel seltencr
,
( ~ u c h )
den syntaktischen Bau
a n ~ i s i c r t .
_Dcr Diachronist, der Sprachgcschichtler ist nun
in
erster Linie an
der Fragc interessiert, ob dcrartige morphologische Vergleichc fiir ihn
iiberhaupt eine Bedeutung habcn konncn. Dcnn das Wescntliche an
_Qieser Mcthode.ist ja daB nur Form, und nicht Inhalt, Form, und
.nicht Substanz, zur Debatte stchen, wogegen es fiir ihn fcststeht, dafl
Jiiueinc
Zweck,e_sowohl
form wic
auch lnhalt i.ibercinstimmen lliissen.
Wenn der Indogermanist nicht wiiflte. dafl die indogcrmanischen
Sprachen in der Bildung etwa der Singularformen des. athematischen.
Prasens Indikativ Aktiv nicht nur in der Form i.ibereinstimmen, d.h.
iiberall das gemeinsame Prinzip cines Affixes aufweisen, sondern diese
Affixe auch in der Substanz zusammenfallen (: iiberall
-mi -si -ti ,
dann
ware er nicht in der Lage, tiber diesen Punkt irgend etwas auszusagen.
Ein eklatantes Beispiel fiir die Richtigkeit diescr Auffassung bietet
sich in
Trubetzkoys letztem, posthum verOffentlichten
u f s a t ~
Ge
_ d a n ~ c n ~ i i b e r da;; lndogermanenproblem (l939) .Da wurde der Versuch
gemacht, denindogermanischen Sprachtypus aufgrund von sechs Merk
niafen. gegeniiber den angrenzenden Sprachtypen abzugrenzen. Solche
:Merk niale
sind z.B.: (3) Das Wort mufl nicht unbedingt mit der
Wuriefbeginnen; (4) Die Formbildung geschieht nicht nur durch
Affixe, _ o n e r n auch durch vokalische Alternationen innerhalb der
Stamm-Morpheme. B.e.nveniste hat
in
dem schon erwiihnten Vortrag
{19(K:-l07 f. darauf hingewiesen, dafl aile sechs MerkmaJe in einer
aufs Geratewohl herangezogenen amerikanischen Indianersprache,
dem Takelma von Siidoregon, vorhanden sind, wie ja s c h o n ~ ~ p _ i r in _
seinem Language (1921 : 141) die Meinung geiiuflert hatte, daB a most
i n t e r e ~ i ' i n g parallercould be drawn on structural lines between
Takelma and Greek, languages that are as geographically remote
from each other
and
as unconnected in a historical sense as two
languages selected
at
random can well be, wobei er noch hervorhob,
daB nicht Griechisch selbst gemeint sei, sondern Griechisch als ein
typischer Vertreter des Indogermanischen (Fn. 23
10
1.5.
Natiirlich war dies nicht der einzige Mangel an der morpho
logischen oder morphologisch-syntaktischen_Typologie. Eben so bedenk-
. 1 - ~ ~ h ~ _ ~ \ i ~ _ ~ h e
_
~ p ~ e ; _ d s i o n , die sich aus
den
i m p r e s s i o ~ i s t i s c h e n Auf-
10
Vgl. auch Greenberg 1973: 184.
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0. SZEMERtNYI
stcllungcn crgab, sowic das Bestrchen, die ungeheure Mannigfalt des
sprachlichcn
Km,mos
in
cine klcinc Zahl von Sprachtypcn
h i n c i n ~
_ z u 1 w ~ i u g c n .
cin Vcrfahrcn, bci dcm nur ein Entweder-Oder moglich
war, ein nur gradw.:ller Untcrschicd dagegcn ausgeschlossen blieb.
Dicscn Miingcln suchtc Anfang dcr
5.0-er
Jahre (Jrecnberg
dadun:h abzuhclfen,
daf3 cr
fiir cine Anzahl von Merkmalcn, die im
Wescntlichcn auf Sapirs Konzeptioncn beruhten, eine mathematisierte
F a s ~ m n g
gab (
1954
: I R)
r.
1
1
:
Anstcllc des fri.iheren Merkmals Agglu
tination sctzte Greenberg das Verhiiltnis der agglutinativen Konstruk
tioncn
zu
den Morphjunkturen (A/J), wobei in einem Wort immer
cine l\lorphjunktur weniger ist als Morphe da sind. iir die morpho
Jogischc Struktur wurdcn jetzt als bedeutsam betrachtet die Indizes
P;
W (Prafix-InJex), das Vcrhiiltnis der Zahl der Priifixe zu der Zahl
der
\Vortcr, und
S,iW
(Suffix-Index), das Verhaltnis der Zahl der
SuiTixe
zu der Zahl der Worter. lnsgesamt wurden
10
Indizes aufge
stellt unci die Kalkulationen aufgrund von jeweils 100 Worier um
fascnden Textstiickcn durchgcfi.ihrt. Die obcn erwiihnten Iodizes waren
fi.ir das Sanskrit 0.09,
0.16, l.l8;
fiir das Altenglische O.JI,
0.06, 1.03;
fiir das Ncuenglische 0.30, 0.40, 0.64
12
Leider ist die Prazision, die durch die mathematischen Forrneln
gesichert schcint, nicht so
grof3,
wic es
auf
den ersten Blick scheinen
mochte. Besonders einJrucksvoll hat das m.E. Werner Winter {1970)
gezcigt
13
. In Expcrimenten, die iiber mehrere Jahre hinweg mit
gr6f3eren Gruppcn von Studenten an verschiedenen UniversiUiten
unternommen wurden, stcllte
es
sich hera us,
dal3 I)
auch Studenten
mit dcrselben Ausbildung bci der Ausziihlung von Morphen in einem
100 Wortcr Iangen englischcn Tcxtstiick zu vcrschiedenen Ergebnissen
kommen (zwischen
134-165
schwankcnd); (2) auch dieselbe Person bei
wiederholtcr Auszi:ihlung desselben Textstiickes nicht konsequent
immer dassclbc Ergebnis erzielen wird. Auch die Lange des Text
stiickes
mus:-.c
bcdeutt:nd erhoht wcrden,
fi.irs
Englische sci ein Stuck
von 500 Wi1rtern das Minimum. Das bedcutsamste Ergebnis scheint
11
Vgl. K r o ~ b c r .
On
typnlngltal indice;, JJAL 26, 1960, 171-177.
kh mull
f. estchen, daB
Jic Dcfinitnen der v e r ~ c h i e d e n e n Indices m.M.n. nicht
so klar
>ind wie sil hiHlen scicJ
kiinnen, wcnn fiir
jedcs
von ihnen ein unmiBverstiind
liches p r a k t i > c J ~ ; D ~ i : . p i c l
a n ~ c f i j h r t
worJen ware.
13
Die Einw:i.m c sind zum rdt
schon friJher von Pierce
(196"6)
vorgebracht worden;
\gl. auch
Krup.t
1'165
und
Kn1r:1 ---Aitma'ln 1966. - Es soli bier noch erwahnt wcrden,
dal\ Cr,,,gill (1%3) d.:n V e r ~ " ' } ;
u n t e r n o m . - . : ~ n
hal,
Jic
Grecnbergsche Methode
auf
die
idg
d i ~ K h r o n e : \ C ' ; p l 0 ( 1 ~ i c ::n1 u
cnJcn
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INDOGERMANISCHE LAUTSYSTEME
345
mir aber zu scin.
dal3
nach Winter die Grecnhergschc Methode inncr
halb einer Sprachc fiir >tilistischc Untersuchungen niitzlich sci, nicht
_aber fiir den Verglcid1 von vcrschiedenen Sprachen ~ ~ ~ -
/ 6
Wenn also typologische Untersuchungen
der
o r p h o l m ~ i c (und
-
_Syntax) der Diachronic k c i n c ~ Nutzcn hringen konnen, fragt es sich,
ob solche Unter sudumgen im Bereich
dcr
Phonologic cher zwcck-
dienlich sein konnten.
Da mu13 nun zuerst vermerkt werden. dal3 typologischc Unter
suchungen
auf
dicscm Gebiet ~ ~ h o n
in
den friihesten Zcitcn der Prager
J ~ h o n o l o g i c unternommcn wurdcn. Trubctzkoys 1929 erschienencr Auf
satz HZur.allgcmeincn Theorie der phonologischen Vokalsysteme ist
eigentlich eine typologische Systcmatisierung der Vokalsystcme nach
drei Grundtypen; danach gibt es lineare Systeme, Vierecksysteme
und Dreiecksysteme
15
. In dem
1931
erschiencnen Aufsatz Die phono
l o g i s c h _ e ~
Systeme_
1931
: 1 3
f.
werden dann auch die Grundlagen
fiir die Typologie der konsonantischen Systeme geschaffen
16
Auch
der quantitative Aspekt der Frage
kommt
bei ihm schon zu Worte,
aber merkwiirdigemeise nur
auf
der Ebcne der Syntagmatik, nam
lich als Frequenz in einem Text, oder aber als Ausdruck der funk
tionellen Belastung, d.h. Frequenz im Worterbuch (1939
a:
230f_)l
7
I
.7. Eigentiimlicherweise wird aber der quantitative Aspekt
auf
der
_ P ~ a d i g m a t i s c h e n Ebene nicht einmal"erwahnt. piese Frage .scheint
zuerst 1940 von Isacenko
auf dem Gebiet
des Slavischen bearbeitet
~ ( ) d e l l ~ ~ ? u
sein. In seinem Aufsatz Versuch einer Typologie der
~ a v i s _ c h e n Sprachen hat
cr
als erster die Verhaltniszahl von Vokalen
und Konsonanten innerhalb des Lautsystems festzustellen gesucht
(70 Fn. 22) und gefunden, daB diese Zahl, d.h. der Prozentsatz der
' Fiir die morphologischen Probleme der Typologieforschung siehe
auc_h
Altmann
Lehfeldt 1973: 108f.
B
V g i : T ~ b e t : U - ; ; y
.t9J9 a: 86f. und fiir eine gedrangte Obersicht Szemerenyi 1971:
64f.
16
Vgl. auch Trubetzkoy 1939
a:
114 f. und fiir Jakobsons Ansichten Szemen nyi
1971: 82f. Fiir Vokal- und Konsonantensysteme siehe auch Hockett 1954: 82-91,
91-126.
11
Vgl.
auch Sumerenyi
1971
: 70f. - Zu vermerken ist, daB Zahlen fiir die
Textfrequenz unabhiingig von der Prager Schute schon 1929 von G. K. Zipf fiir zehn
modeme europiiische und drei tote Sprachen geboten wurden, ~ i e h e seine Unter
suchung Relative frequency as a determinant of phonetic change(( (HSCP 40.
1929, 1-95)
42f. und seinen Beitrag in PICL
6, 1949,
391-408. Ahnliche Berechnungen sind in
jiingercr Zeit von Greenberg 1966: 64f. durchgefiihrt worden.- N
.
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9/56
346
S Z F ~ E R E N Y I
Kon
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0. SZE \l FH f:NYI
1 12
Ehcnsowcnig kann abcr die Auffassung gebilligt werden, daB
>>aile
allgcmein und ahsolut verbrcitctcn Phiinomene von dem Bereich
dcr Unin:rsalicn au,.,geschlosscn scicn
21
. Es ist wirklich unverstand
lich, warmn Siit1c w ~ t : : '>Das Phoncminveritar aller Sprachen liegt unter
90 odcr: >>/\lie Sprachcn habcn wcnigstcns cinen Nasal, falls sic
richtig sind, nicht al:;
s p r : ~ c h l i c h c
Universalien gclten sollen. Es handclt
sich hicr um cine vcrhiingnisvolle Vermcngung von
BegrifTen, wic
aus
dcr fo gentkn
AtJ:>sage
hervorgcht: Absolute univcrsclle Eigenschaften
schafkn
noch kcinc Typologie, da dcr BegrifT der allgemeinen Univer
salitiit sclbst den B c ~ r i l T dcr Typenvariabilitiit ausschlieBt. Die
Be
hauptung:
In
jeJcr Sprache gibt es Vokale und Konsonanten' erlaubt
nicht, irzcndwelche Typcn auszusondern (ebda.,
S. 16).
Offenbar
wird hier das Univerjak als ein klassifikatorisches Prinzip angesehen,
wiihrend e: ; an und fi.ir 5ich eben nur cine Feststellung einer allge
mcinen J i n g u i ~ t i s c h e n
\\
ahrheit ist.
22
1 13 Man hat : . ~ b e r das Gcbiet der Universalien auch anders teilen
wollen, indcm nwn niimlich Generalisierungen von Universalien schied.
Universalien
~ c i e n
ehen nicht ein Kiassenprodukt der allen Sprachen
gemcinsamen Eigenschaftcn, sondern als universell giiltig zu
vcrstchen, und in diesem Sinnc gingcn sic iiber die Feststellung von
Gesct;:miH3igkcitcn hinausdie Frage nach dem Warum? nach
dem zugrunde licgenden universell giiltigen Prinzip fiihrt mit Not
wendifkeit tiber die Grenzcn der Linguistik hinaus in die Nachbarge
biete
3
Aber gerade die letzte Bemerkung zeigt,
daf3
wir uns bei
S y n t ~ x unJ Plwnolllgie griinc. , hnn nicht zugestimmt werden. Halle er weiter zitiert
ha:tc dcr
Lc,er
cine: b e s ~ e r e Ch::ncc
gchabt,
sich cin sclbstandiges Urteil zu bilden.
Dcnn
L c ~ n c b a g
(Hr,g.: :--;ew
Glrcctions in the
study of
language.
Cambridge,
Mass.,
196-1,
u'.;
f:t:
>>All
i . : n g u ~ g c s lnve
words for
relations. objects, feelings, and qualities,
and the .:rr:antic ,ii:ferences :wmccn these denotala arc minimal from a biological
puint cf :cw. Accwding to :11mbcr of modern grammarians
... syntax
of every
lC:
ba;ic,
fr.>: 11a
propel
ties, or, in other
words,
is
always of
a
pecubr :: . ~ c b r ~ i c type.
Phonolo;;i,aily,
all
bnguages
are
based common principle
of phon::.
8/9/2019 Szemernyi - Sprachtypologie, Funktionelle Belastung, Und Die Entwicklung Indogermanischer Lautsysteme (1977)
12/56
INDOGERMANISCIIE LAUTSYSTEME
349
eincr solchen Auffassung nicht mchr mit einem linguistischcn, sondern
mit einem intcrdiszipliniiren odcr auch philosophischen Problem bc
schaftigcn. Besonders klar gcht das aus dcm ofters ziticrtcn Beispiel
hcrvor, niimlich daB: Die crstc und zwcite Person Singular sind
universal. Als sprachliches Universalc sagt dicscr Satz m.E. nur
soviel a us,
daf3
dicse sprachlichcn Katcgoricn
in
jcder Sprache, oder
wenn man will in dcr Sprache, vorhanden sind und vorhanden sein
miissen. Warum dies so sci, ist cine hochst interessante Frage
die
wir
vielleicht einfach durch cincn Hinwcis auf die sozialc Situation bcant
worten konnen
-
aber kcin linguistisches Problem mehr, Wie Coseriu
gesagt hat (1974a: 72): La justification des universaux pourra, elle,
etre extralinguistique, aber das bcdeutet nicht, daB wir sic
auf
das
Auf3erlinguistische beschrankcn sollten. Hier scheinen mir also die
Grenzen zwischen dem, was sprachwissenschaftlich ist, und was nicht
mehr sprachwissenschaftlich ist, nicht bcachtet ;U sein.
1 14 Abcr auch so bleiben noch einige strittige Fragen iiber die
Natur der Universalien, die wir kurz bcriihren
miiss-en.
~ o m s k y
hat 1965 in seinem Aspects Buch 27 f.) zwischen formalen
und substantiellen Universalien unterseheiden wollen. Seiler hat gegen
diese Ans Cht -m:E. richtig gel tend gemacht (1972: 376 f.),
daB
keine
K r i t e r i e ~ ~ ~ i ~ ~ t . ~ a r
seien,
auf
deren Grund man ein Universale der einen
-oder der anderen Klasse zuweisen konnte; man konne, wenn . iibcr-
~ h - a u p t
iii
~ ~ c l i e n t
principle
of
greater
or
lesser abstractness
erkennen
Coscriu hat des ofteren darauf hingewiesen, daB man unter Uni
versale sehr Verschiedenartiges versteht. Er selbst hatte einmal das
Universelle definiert als das, was zum Eidetischen der Sprache (bzw.
der Einzelsprache) gehort und das, was durcb den Begriff der Sprache
selbst (bzw. der Einzelspracbe) begriindet ist, d.h. das, was sich aus
diesem Begriff selbst ableiten laBt, oder aber das, was gemiiB diescm
Be
grifT moglich istH. Diese Definition scheint wiederum allzu eng
gefaBt worden zu sein und von der iiblicben allzu sehr abzuweichen;
1973: 6
f.,
bes. 12
f.;
1974:
76f.;
1975:9 Vgl. jetzt auch R. W. Langacker P. Munro,
Lg. Sl, 1975, 790.
24
Vgl. dafiir auc:h Coserius gmerel/e und spe: fische Universalien (1974: 55) sowie
auch die Dreiteilung der Typologie
in generali:ing classifying
indMduali:ing Aspekte
bei Greenberg 1973: 161.
H Coscriu, Ober Leistung und Grcnzen der kontrastivcn Grammatik (in : Probleme
der
kontrastiven Grammatik, Dusseldorf 1970. 9-30),
29.
So auch Martinet. FLing I,
1969, 132.
8/9/2019 Szemernyi - Sprachtypologie, Funktionelle Belastung, Und Die Entwicklung Indogermanischer Lautsysteme (1977)
13/56
350
0. SZEI\IEHENYI
sic Jiirfte ah(T durch die ungcmein griindlicheri Ausfiihrungen auf
dem
KongrcB in Bologna in das richtigc Licht geruckt worden sein
26
1.15. Einc andere
fragc
betrifft den Geltungsbereich
dcr
Univcrsa
lien. die ja auch schon durch die Untcrschcidung von Gencralisicrungen
und Univcrsalien anvisicrt wurde. II: Pilch
hat
vor einigcn Jahren die
Ansicht vcr trctcn, daB cin cmpirischcs Universalc (das er nach E. Zwirner
nebcn thcorctischcn Universalc
ansctzt)
ctwas aussagt, was wir in
Yic cn
Srrachcn f e s t g c ~ t c l l t haben und vermutlich in noch weitcren
Sprachcn feststdlen
wcrden1 caber
g
> di >) t
50
2 5
Vicllcicht noch bcsscr
bckannt
als das Prinzip der funktioncllcn
Belastung sind Martinets andere Thcscn, die aile den Grundgcdanken
zum
Ausdruck bringcn,
da13
Lautwandcl im Wcsentlichcn cine sprach
interne, vom phonologischen System bcdingtc Angclegenheit ist, wobei
auch die Asymmetric der Mundhohlc als ein intcrner Faktor ange
sehen wird. Wenn aber nur systcminterne Kriifte und die Tragheit der
Sprechorgane als
Faktoren
tatig waren, ware es nicht zu verstehen.
wieso Sprachen, die von einem gcmeinsamen Vorfahren abstammen,
also mit denselbcn Gegebenheiten starteten (wie z.B. die romanischen
Sprachen), sich so verschiedenartig habcn entwickeln konnen. Wenn
also aile innersprachlichen Erkliirungsmoglichkeiten erschOpft sind,
wird man sich doch den aul3crsprachlichen Faktoren zuwenden, die
gewohnlich von einem
Substratum
oder Adstratum dqrgestellt werden
51
Die indogermanische Friihgeschichte liefert auch dafiir ein hochst
bedeutsames Beispiel.
2 6
Das
lndogermanische besal3 ein Vokalsystem, in dem neben
den fiinf Vokalen des klassischen Vokaldreiecks noch ein zentraler
Murmelvokal auftrat,
das
Schwa,
das
iiberall
mit
a zusammenfiel,
9
Manczak. Evolution phonetique et rendement fonctionnel RRL I
5, 1970,
531-537) 533-534.
50
Von neueren Beitragcn mochte ich nur auf die folgenden hinweisen: A. Avram,
Some thoughts on the functional yield
of
phonemic oppositions, Linguistics
5, 1964,
40-47; G. P. Clivio. Two oppositions of Standard Italian with a low functional yield.
Studies R. Jakobson. 196l . 70-75; Ferran Palau Marti, Sur
Ia
notion de rendement
fonctionnel des oppositions phonologiques, SL 22, 1969. 15-31 (fiir Martinet);
R. S. Meyerstein. Functional load. Den Haag 1970 (ziemlich negativ), und
vgl.
die
Rezensionen von Vachek. Lingua 28, 1971, 137-143 (141: funktionelle Belastung kann
nicht ohne weiteres ignoriert werden, aber niedrige Belastung fiihrt nicht zwangs
laufig
zu
einer Ausmerzung. andere Faktoren spiclen auch eine Rolle), und Kucera,
Lg. 50. 1974. 169-175. Fiir die allgemeinen Fragcn siehe auch Coseriu 1974 b: 104f.,
112f., 175f. .
51
Uber auBere Faktoren siehe auch Vachek, BPTJ 23, 1965, 49-57; Campbell.
Lg. 47,
1971, 204
f.--
Andersen, Lg. 48, 1972,
12
Fn.; 49, 1973, 778. 780, hat fiir diese An
Wandel den Terminuo;
aclaptile
change vorgcschlagen (im Gegensatz zu elolutil't
change erkliirbar durch systemintcrne Faktoren).
8/9/2019 Szemernyi - Sprachtypologie, Funktionelle Belastung, Und Die Entwicklung Indogermanischer Lautsysteme (1977)
25/56
362
0 S/TMI R:NYI
ausgcnormncn
das
Ari:;chc, wo es zu
i
wurdc.
Im
Griechischen
und
Latcinischcn ist dicscs Funfvokalsystem unvcrandert crhalten. In den
nordlichen Sprachcn ist mit zusammcngcfallcn, so daB im Ger
rnanischcn
und
Ualtoslavischcn z u n ~ i c h s t cin zwcistufigcs, .zweiklassigcs
Vicrecksystcm cntslcht
5
:
u
e a.
lrn
Gotischcn
ficlcn des Wcitercn i und e in i
zusammen,
so daB diese
indogermanischc Sprachc, cinzig in Europa, cin Dreivokalsystem auf
wcist:
u
a
Ein
auf
den erst en Blick iJcntisches, minimales Vokalsystem
entstand
abcr
auch
in Asicn, im Arischen, d.h. in
den
indischen und iranischcn
Dialckten. Gcnetisch sind
abcr
die heiden Systeme ganz verschieden
artig, niimlich
go tisch
arisch
i(
+c)
u
u
a +
o)
a( +e+
o).
Und
wilhrend cs im gotischcn System neben dem Kollaps
von und
o
nur den Ko laps von i und e gab, was die funktionell hochst wichtige
idg. Alternanz
e:
o zwar in i venvandelte, aber dem Wesen nach
unberlihrt lief3 fiihrte
der
Kollaps der idg. Vokale a e
o
in arisch
nicht nur zu einem
von der
funktionc lcn Belastung
her
unverstiind
lichen Wandel, sondern auch zum Umsturz des idg. Ablautsystems.
Es fragt sich also, ob ;o ein gewaltiger Wandel iiberhaupt als
allein von interncn Faktorcn bewirkt
dcnkbar
ist. Mir schien das
im schon erwahuten Aufsatz (1964: 5
f.)
nicht
der
Fall zu sein. Wenn
trotz dcr Wichti2,keit
da
besprochenen Umstii.nde
e
und
o
mit
zusammenfielcn,
dann kann man
interne,
strukturelle Griinde mit
Sicherheit aussc wlten.
Vc
can go even further - meinte ich -
and
state that structural pressures would have been firmly against the
merger. Its occurrence m u ~ t therefore be ascribed to an overwhelming
extemal pressure- coming, in all i -.clihood, from a substratum.
Sobald man dicsen Ged:mkcn
w
Endc denkt, drangt sich auch
die Lbsung von sclbst auf. Die Arier kbtcn spatestens seit 2000
v.
Chr.
5
' Vgl. SzcntcreJJ)i 1964: 9 Fn. 21;
Ant"'''cn,
in: T
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26/56
INDOGERMANISCHE L U T S Y S T F ~ l E
363
am Rai1dc, zum Tcil sogar inncrhalb
dcr
Sphiirc
dcr
scmitischen Welt
Vordcrasicns. Die herrschendc Klassc des syrischcn Mitanni-Staatcs
in
dcr
erstcn Halftc des
2.
Jahrtauscnds war arisch, sogar vorindisch,
und manche der Stadtstaaten von Paliistina warcn untcr arischcn
Herrschern. Nun ist bekanntlich das f r i i h ~ m i t i s h Vokalsystcm das
einfachste
Dreieck
53
:
a.
Es schcint deshalb off cnkundig zu scin, daf3 die arische Rcduktion des
idg. Fiinfvokalsystcms
auf
das mit dcm scmitischen identische Drei
vokalsystcm nicht von dcm lctzteren unabhangig war, sondern eben der
semitischen Umwelt zu verdankcn war, mit der die Arier im friihen
2.
Jahrtausend
v.
Chr.
oder
noch friiher in Beriihrung gekommen
waren. Wir haben es also mit einem Sprachbundphanomen zu tun, das
von den Semiten ausgelost von
der
arischen Vorhut
an
das arische
Hinterland weitergegeben wurde. Die einzigartige arische Entwicklung
wurde durch das einzigartige Schicksal dieses Teils des Indogermanen
tums hervorgerufen,
dadurch
namlich, daf3 er allein unter allen indo
germanischen Stammen
auf
einer friihen Stufe seiner Einzelentwicklung
in lebhafte Wechselbeziehungen mit der iiberlegenen semitischen Welt
trat
5
.
53
Vgl. v. Soden 1952, 8 b, mit und trotz den Bcmerkungen von Hirsch,
Orientalia 44, 1975. 268.
54
Noch im Jahre 1968 hat Sommerfelt die Ansicht. die zuerst von Grammont
vorgebracht wurde
MSL 19
1916, 246-250), wicdcrho lt vgl. Malmberg 1968: 500),
daB der Zusammenfall
der
drei Vokale im Arischen eine Folge
der
Tendenz
war
to push
certain articulations towards the middle
of
the palate. abcr er fiigte
dazu
noch
folgenden
Gedanken
hinzu: As the language had
no
vowel of the type /;J/the vowels
[e, o] were pushed towards the
/a/
which was the nearest to the rest position
of
the tongue
8/9/2019 Szemernyi - Sprachtypologie, Funktionelle Belastung, Und Die Entwicklung Indogermanischer Lautsysteme (1977)
27/56
364
0 SZEMERtNYI
3.
J: ntuil k/ung indo-iranischer Konsonantcnsy.steme.
3.1.
,\hnlichc Problcmc crgcbcn sich
bci
einer niiheren Betrachtung
des a ric hen Konsonantcnsystcms. Das indogermanische System kann
wic f o l ~ l
rckonstruicrt wcrden (Szemen nyi
1970: 142):
p
b
hh
ph
m
w
t d
dh th n y s r h
kw gw
gwh
kwh
k
g
gh kh
k g gh k h
Dem cntspricht (a)
im
Indischen und
h) im
Iranischen
55
:
(a) p b bh ph m (h) p b
f
t
d
dh th
t
d "
(t Q
< lh th J. )
k g gh kh Q k g
X
c
j
Jh ch c
j/i.
s j
h (' ) s z
w } wr
h
y
I
r n y
Fiir uns
ist
bier
zuniil.:hst
bemerkenswert,
daf3 im
Indischen aile vier
Artikulationsarten (p, b, bh, ph) bewahrt sind, wahrend im Iranischen
der stimmhafte aspirierte Verschluf31aut mit dem nicht-aspirierten
zusammenfiel und dcr stimmlose aspirierte
Verschluf31aut
in den ent
sprechenden stimmlosen Spir::mten verwandelt wurde (ph >
f,
etc.).
Sowohl die Neuerungcn des Iranischen, die in anderen idg. Sprachen
Parallelen haben,
wic
auch der Konservativismus des lndischen sind
unproblematisch.
3.2. Eine hOchst mcrkwiirdige Eigentihnlichkeit des Indischen zeigt
sich aber in dem Auftreten eincr ganz neuen, und in der lndogermania
so ganz einzigartigcn, Artikulationsstelle, die
fUr
die sog. Zerebral
oder Kakuminalserie charaktcristisch ist. Da die indogermanische
dcntale Reihe intakt erhaltcn blieb, sind die Zerebrale offensichtlich
55
Fur d-ie indischen- Entwicklungcn
iehe
z.B. A.
Thumb &
R. Hauschild, Handbuch
des Sanskrit I I (Heidelberg 1958 , 271) f.
232 f.,
wozu jetzt noch Pinnow (siehe Fn. 38]
286 f. verglichen werden kann.
Fiir das Jranische vgl. MacKenzie, BSOAS JO, 1967,
19;
und Benveniste, BSL 63, 1969,
53-64, bes. 62. Benveniste setzt zwci Phoneme,
j
und
i,
an, nber sie sind eigentlich
nur
Allophone dessclben
P h m ~ m s
bier als ] i b e . : c i ~ ; h n e t . Weiler ist zu bemerken, daB
die im Text gcgebenen stimmhaftcn Vcr>chlufihtll C im Wortinnern auch Spiranten als
Allophone hatten. so daB o
y
nicht phonemisch scin konnen (MacKenzie 19 .
Zu
dem im Text gegebencu lnventar t das Altpcr,ische noch zwei Phoneme hinzu
gcfi:igt:
J
(a us pr und das ~ l t e n e
/.
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INDOGERMANISCIIE LAUTSYSTEME
365
cine Innovation und nicht aus systemintcrncn Grunden erklarhar.
Da nun Zerchrale in den Substratsprachen Jndicns, und zwar sowohl
in
den dravidischcn
wic in
den austroasiatischen Sprachen, ublich sind,
muB es sich
bci
dieser indischcn Neucrung
um
cinen Einflul3 eben diescr
Substratsprachen,
in
der Hauptsache wahrscheinlich dcr dravidischen,
handeln
56
.
3.3. Eine weitere bcmcrkenswerte Divergenz zwischen Indisch und
Iranisch zeigt sich
in
der Phonotaktik
auf
Seiten des Iranischen.
Wahrend
im
Indischen die Verschlu131autc auch in Konsonanten
gruppen ihren VerschluBcharaktcr beibehalten, werden sic im Ira
nischen vor Konsonanten
zu
den homorganen Spiranten.
Vgl.
z.B.
57
:
Ind.
tapta
ril,lakti
priya
mitra
krilra
svapna
cyautna
satya-
tv am
dabh-
'erwiirmt'
taBt'
'lieb'
'Vertrag. Freundschaft'
'blutig,
roh
Schtar
'Unternehmen, Tat'
'seiend, wahr'
'dich'
Wort
'betriigen'
Iran.
tafta- 'fieberkrank'
irinaxti
friya-
mipra-
xrilra-
xvafna-
syaupna-
hapya-
pvam
vayzbis
diwzadyai 'zu betriigen'
3 4
Auf den ersten Blick kann es nun den Anschein haben, als
waren derartige Veranderungen auch aus anderen indogcrmantschen
Sprachen bekannt.
Im
Altirischen entsprechen z.B. den lateinischen Wortern octo
captus die Formen oc/zt caclzt 'Knecht', d.h.
kt
wurde
zu
xt
und auch
pt tiber jt
zu
xt Ebenso wurde
ks
zu
xs
und ps iiber fs gleichfalls zu
56
Vgl.
die Hinweise bei
Wackernagei-Debrunner,
Altindischc Grammatik I Nach
trage, 1957, 88f. ad T65,
3 1; und
insbesondere Thumb----Hauschild [siehe Fn.
55),
124;
Kuiper, IIJ
10,
1967,
81
f.; Serebrennikov 1973:
186.
Einige Forscher ziehen cine
spontane Zerebralisation vor, besonders bei den Nasalen (siehe Burrow,
CfL 5
1970,
6f.;
BSOAS 34, 1971. 538-559;
35,
1972, 543), aber spontan ist natiirlich keine
Erkliirung: solange nicht gczeigt werden kann, daB die neue Artikulation allgemein
oder
auf
gewisse genau bestimmte allophonische Stellungen beschrankt ist, mull sic als
von aul3en eingedrungen gelten; ihre unregelma13ige Distribution spricht auch
fiir
einen fremden Brauch. nicht fiir eine interne Entwicklung.
57
Vgl.
A. V. W.
Jackson, An Avesta
Grammar,
1892,
28f.: H.
Reichelt, Awestisches
Elementarbuch, 909, 34 f
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29/56
. 361)
0
SZEMERf:NYI
xs
Octztlich
l l
ss ;
vgl.
lat. coxa: air. coss
leg,
foot';
Gallisch
Uxellodwwm 'Highhury', air. uasal, kymr. uchl l high (aus -ps- . Aber
darin zcigt sich dwn der gro13c Unterschicd. Wahrcnd im lranischcn
der Wandel
\or
alll:rlci Konsonantcn cintritt, ist er im Kcltischen auf
die gcnannll:ll
Gruppcn,
d.h. kt,
pi,
ks,
ps,
heschrankl, und laBt die
VerschluBiautc \or allen andcrcn Konsonanten unberiihrt. Das ist
besondas klar in Anlautsgruppcn wic tr kr- hr dr gr- usw., in dcncn
allen dcr VerschiuLilaut scincn VerschluB hehielt.
Dersdbe
Wa:;dcl, mit dcnsclben Bcschrankungen, findet sich auch
in den oskisrh-wnhri.schcn Dialekten ltaliens; vgl. umbr. rehte recte ,
osk. scnjta.1 scriptae , usw.
Das NeufiriedJisdze
hat
etwas Ahnliches. aber in einem noch be
grcnztcren Umfang (siehe
Thumb
1912:
15,
26):
die altgriechischen
nr. 1
8/9/2019 Szemernyi - Sprachtypologie, Funktionelle Belastung, Und Die Entwicklung Indogermanischer Lautsysteme (1977)
30/56
INDOGERMANISCHE
LAUTSYSTEME
367
crschcint (1968: 218); daB im Spiitbabylonischcn und Aramaischen
bisweilcn I (d.h. fo fUr
s
stcht, vgl. hat/ujretu Apfclfarhc ncbcn h a ~ h i i r u
Apfel , aram. pii[iirti Tisch aus pa.UfJru (1968: 219). Bcispiele wic
dihmennu luMu
wiircn fur unscr Problem von Interesse, aber die
meistcn Alternationen (besondcrs h fiir k) linden sich im Anlaut,
und die Altcrnanz ist nicht in irgcndciner klaren Formcl erfal3bar.
Das geht noch klarer aus dcr dctaillierten Untcrsuchung von Knudsen
(1969) hcrvor. Unter diescn Umstiinden wcrdcn wir wohl dcr Auf-
fassung von Kaufman (1974: 116f., 151 f.) zustimmen miissen, daJ3
diese vereinzelten Faile nicht die besser bekannte und regclmaJ3ige
Spirantisierung im Aramaischen haben verursachen konnen.
Es handelt sich hicr urn das sog. hegadkefat (bgd kpt)
58
Diese vox
memoria/is deutet an, daJ3 die in ihr enthaltenen sechs Verschluf31aute
in nachvokalischer Position zu den entsprechenden Spiranten werden;
vgl. (Hebr.)
para
niederreif3en , impf. y i ~ j r o 1
kiis f
sich sehnen :
yi-xsof kiipav schreiben : yi-xtov
usw. Streng unterschieden werden
also Anlautsstellung und postkonsonantische Stellung gegeniiber der
postvokalischen. die wiederum intervokalisch oder priikonsonantisch
sein kann
59
Nur
in der postvokalischen Stellung tritt die Spirantisierung
ein.
Diese Entwicklung findet sich im Aramiiischen und sicher unter
seinem Einflul3 im Hebriiischen. Fiir unseren Bereich
kommt nur
das
Aramiiische in Frage, das ja als lingua franca in ganz Vorderasien
schon seit Anfang des
l.
Jahrtausends
v.
Chr. im
Gebrauch
war und
im persischen Reich als das sog. Reichsaramiiisch (oder Official
Aramaic) die Kanzleisprache wurde Die Spirantisierung scheint nun
heute mit wachsender Zuversicht in das 6. Jhdt.
v.
Chr. datiert zu
werden
61
Da
aber die Schrift einen Wandel immer erst mit einer
58
Fiir
das
Folgcndc vgl. W. Gesenius E. Kautzsch, Hebriiische
Grammatik,
leipzig
25
1889, 29,
52
f., 70f.; F. Rosenthal. A
grammar
of Biblical Aramaic ,
3
1968, 13;
S. Moscati (Hrsg.). An introduction to the Comparative Grammar
of
the Semitic
languages.
2
1969, 26f
57;
E.
Y. Kutscher
1970: 374, 386.403.
5
Q Es ist also nicht ganz richtig, wenn gesagt wird (vgl. v. Soden 1968: 214). dal3 die
fraglichen Verschlit131aute intervokalisch
und
im Wortauslaut als Spiranten gesprochen
werden; y fdJs usw. zeigen eben, dal3 ui.:sclbe Aussprache postvokalisch auch vor
einem Konsonanten gilt.
6
Fiir das Reichsaramiiische vgl.
Markwart.
Ungar. Jb. 7, 1927, 91
1
; Schaeder 1930:
225f.
= 27f.);
Henning 1958:
21f.
Fiir Oflicial
Aramaic
siehe
Kutscher
1970:
361 f
61
Siehe Kutscher 1970: 374. der sich auf Eilers Result ate stiitzt. Vgl. auch R. Meyer.
Hebriiische Grammatik (Sammlung Goschen)
I
3
1966, 22, 2; und schon ganz friih
8/9/2019 Szemernyi - Sprachtypologie, Funktionelle Belastung, Und Die Entwicklung Indogermanischer Lautsysteme (1977)
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368
0.
SZI'\1FI
SC). Im Aramiiischen wird cin
Verschluf31aut nachvokalisch ganz allgemcin zu einem Spiranten, d.h.
nicht nur vor eincm Konsonantcn, sondern auch vor einem Vokal.
Die aramiiischc Regel ist also umfassender als die iranische. Wir
konncn dicsc Bcobachtung umkchrcn und sagen: die iranische Regel
stcllt cine Vercinfachung (simplification)
der
aramiiischen Regel dar.
Abcr es ist auch wichtig zu vermerken, daB diese Vereinfachung einen
besondcren Grund hat : im lranischen hiitte cine der aramiiischen
glciche Regel zu eincr Kollision gefiihrt; denn wiihrend
im
Aramiiischen
nach
der
Durchfi.ihrung dcr Regel intervokalisch nur die Spiranten
existierten, gab cs
im
Iranischen sowohl die stimmlosen VerschluBiaute
wic auch die stimmlosen Spiranten. alsop :f :p). Es ist also verstiindlich,
daB zweisprachige Pcrsonen, mit Iranisch als ihrer Muttersprache,
Wert darauf legten, die iranische intervokalische Opposition p:j)
zu erhalten, und die Spirantisierung nur vor einem folgenden Konso-
nan ten einzufiihren
Da, wie schon festgestellt, die aramaische Spirantisierung urn 600
v.
Chr. stattfand, ist es begrciflich, daB die Obertragung
auf
das
lranische
zur
selbcn Zeit durchgefiihrt werden muBte. Wahrscheinlich
wurde die Neuerung zunachst in der fiihrenden Sprache des Reiches,
im Altpcrsischcn. rczipiert und erst von dort auch in die anderen
Provinzen verbn:itet.
3.7. Zuletzt soli uns noch ein nicht so bedeutsamer, aber doch
Schacder 1930: 244. Kaufman (1974: 117) m.:int, die Spirantisierung sei ,,a feature
o
lmpt. fi
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INOOGERMANISCHE LAUT.SYSTEME
J69
charakteristischcr Lautwandcl des Sudwcstcns bcschiiftigcn. lm Gcgen
satz zu dem allgcmein-iranischen Zustand. dcr in dcr Tabclle (3./.)
gczcigt wurde, nach dcm die idg. Palatalc als s und = rschcincn, findcn
sich imAltpersischcn die Spiranten
p
und ) (oder
d/()).
Vgl. avcst. sar;xi- Jahr apcrs. t>arad-
masgta- gro13tcr mapista-
zasta- Hand dasta-
az:lm ich adam.
Dicse Vertrctungcn; die zum grof3tcn Tcil bis heutc weitcrlcbcn, sind
aber nicht durchgrcifend :
in
vielcn Lcxemcn treten a ~ c h
im
Alt
persischen
s und =auf. Aufgrund cines streng lautgesctzlichen Be-
kenntnisses meinten nun viele Forscher,
in
der Schicht mit p/d ein
Echtaltpersisch erkennen zu konnen, wahrend die Schicht mit
sf
Lehn
worter aus anderen Dialektcn, insbesondere aus dem Medischen,
darstellen wiirde. Andere dagcgen mochten
in
der Abweichung nur
eine mogliche Alternativaussprache erblicken
63
Die letztere Annahme
scheint aber bei einer autochthonen Entwicklung nicht gut moglich zu
sein. Dagegen ist die Beschrankung des Wandels auf einen Teil des
Vokabulars wohl verstandlich, wenn der Wandel aus einer anderen
Sprache hereingetragen worden ist. lch habe nun vor Jahren darauf
hingewiesen
64
,
daB ahnliche Erscheinungen viel fruher auch im Ara
maischen auftreten, und zwar zunachst im Westaramaischen, WO also
keine umgekehrte StoBrichtung von Iran her angenommen werden
kann. Die Fakten konnen etwa wic folgt skizziert werden.
3 8 Nach der heutigen Lehre hatte das P r o t ~ S e m i t i s c h e (PS) vier
interdentale Spiranten: zwei einfache p, )) und zwei Emphatica ( , if).
Die einfachen sind
in
den verschiedenen semitischen Sprachen entweder
erhalten (Arabisch; Ugaritisch zum Tcil) oder in S(ch)ibilanten ver
wandelt (Akkadisch, Hebriiisch, Athiopisch) oder zu den entspre
chenden VerschluBiauten erhartet (Syrisch, eine Spatform des Ost
aramaischen). Die Emphatica sind iibcrall als Emphatica erhalten,
obwohl die Typen sehr variabcl sind. Die Vertretungen sind aus der
folgcnden Tabelle ersichtlich
65
:
63
Siebe Szemerenyi 1964:
21
f.; Lecoq, Acta lranica
2.
1975 55-62; Windfuhr,
Monumentum Nyberg 2 1975, 466f.
64
Szemerenyi 1964: 22f. Die neti hinzugekommenen Tatsachen und: Behand
lungen machen die folgenden Ausfiihrungen notwendig.
65
Fiir diese Aufstellungen siehe
S.
Moscati (ed.), An introduction to the comparative
grammar
of
the Semitic languages, Wiesbaden 1969 27f.;
J.
Friedrich
W.
Riillig,
Phonizisch-punische Grammatik, Rom
2
1970,
7f.
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370
0.
SZf. vii.Jd
S Akkad.
llg.
lkbr.
Syr.
Ar:.lb.
Alhiop.
s s
t
s
()
l Vd
z
d
()
z
) {:
'
)
Q
Q
Die folgcndcn Bcisriclc mcigcn zur Veranschaulichung dicncn
p
Akk.
(iim
Bulk , Ut .
pr.
llehr
'iir,
Syr.
tmrrii,
Arab.
pawr, Ath. Jor.
1)
Akk.
'{ ::
'rwhmcn',
Lt' 'br) Cbd),
Hchr.
)1z, Syr. /Jd,
Arab.
'brJ. Ath. {1:..
Akk ..
1/ /u
sch-28) meint K. A. Kitchen (S. 27),
daB
u i ~ s Z l b e z,,,, durch dcn in tkiDt>J:,che-r SchriCt aufgezeichneten aramiiischen. Text
. \gL
Kut-:i'Kr
1'170: .1/ i) ~ r w 1 e s c n
-';rd.
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INDOGERMANISCHE LAUTSYSTEME
37
des phonizischcn Atrhabcts - das kcine Zeichcn fiir dicse Lautc
hatte die
Aramiicr dazu zwang, untcr den vorhandenen phonizischcn
Duchstabcn diejcnigcn zu wahlen, dcren Lautung dcr Lautung dcr
jenigen Phoneme, die man bczcichncn wollte, am nachstcn kam
68
Nach diescr AufTassung verlicf also die Entwicklung wic folgt
9
:
PS
yph
sitzcn > altaram. yph (gcschricben y ih) > yth
PS tlhh Gold >
altaram.
tlhh
(gcschricoen
::hh > tlhh.
3.8.2.'2. Eine cntgcgengesetzte Ansicht, die cine Friihentwicklung ver
tritt, meint, daf3 die fiir das Aramaische so charakteristischc Ent
wicklung zu
t,
schon zu der altaramaischen Zeit abgeschlossen war
und daB die Schrcibung s : einfach einen graphischen Kanaanismus
darstellt
70
3.8.2.3. Zuletzt wurdc auch die Ansicht geauf3ert - sic konnte viel
leicht als die schrijigetreue bezeichnet werden - dal3 die Schreibungen
mit
s
= und
.y
gesprochene Kanaanismen darstellen, neben denen
aber auch die eigentlichen aramaischen Vertretungen schon von allem
Anfang an
da
sind; die Jetzteren gewinnen dann allmahlich die Ober
hand
71
3.8.2.4.
Nun
ist es
auf
den ersten Blick klar,
dal3
cine schriftgetreue
Aussprache
72
nur in dem Sinne verstanden werden kann, daB sie in
der Schriftsprache, besser gesagt in der
Schreiberpraxis,
verwendet
wurde. Das bedeutet, daB diejenigen, die die Aufzeichnung von zu
verewigenden Aussagen auf aramaischem Sprachgebiet bewerkstelligen
muBten, diese Aufgabe natiirlich im Besitz einer bestehenden Schrift
iibung, eben der kanaanaischen, ausfiihren muBten; sole he Person en
wuBten
aber
auch sehr wohl Bescheid iiber die lautlichen Ent
sprechungen zwischen Kanaanaisch und Aramaisch
73
Es handelt sich
aber eben urn Schreibpraxis, nicht urn die einheirnische Aussprache.
68
Vgl. Garbini, I.e.; Degen 1969: 32f. (das Zitat von
S.
34), auch schon friiher in:
Degen 1967: 59; Kitchen, o.c.,
27.
- Eine Variante dieser Ansicht wird eigentlich
auch durch Schaeder (1930:
244
vertreten.
69
Siebe Moscati, o.c., 29.
70
Vgl. Moscati, o.c., 29; Degen 1969:32.
71
Siehe R. Stiehl
in:
Altheim--Stiehl, Die Araber in der Alten Welt I (Berlin 1963 ,
213-236, bes. 230, 232.
72
Diese Ansicht wird von Kutscher (1970: 360) m.E. nicht rkhtig verstanden
und ohne Argumente abgclehnt - ich weiB allerdings nicht, ob die versprochene
Behandlung je crschienen ist.
7
Deshalb ist auch cine Argumentation nach phonemsystematischen Gesichts
punkten (Degen 1969:
33
bier fehl am Platze.
----------------
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0 SZEMHd:NYI
Ein verglcichbarcr Fall wiire die Praxis der attischen Prosaschrift
stcllcr des 5
Jahrhundcrts
v.
Chr.,
dcrcn Jetzte charakteristische
Rcprihentantcn, Antiphon t411) und Thukydides, bewu6t an den
schriftsprachlil:hen ( = jonischen) Charakteristika, namlich pa und
statt attisch pp und H festhicltcn
74
Es diirl'tc also klar scin, daB cine solche Interpretation des Laut
standcs dcr altaramiiischcn Dcnkmaler an dem wesentlichsten
Punkt
vorbeigeht, namlich was die Aussprache des Aramaischen selbst war.
Die kann sic naliirlid1 auch gar nicht aufklaren. Abcr ebcnso unzu
reichend schcint mir die Begrundung fiir die Verwendung von s z bei
der konservativen
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INDOGERMANISCIIE LAUTSYSTEME
. 373
auch analogische Schfusse aus dcm phonologischcn System sclbst
(3.8.3.2.)
und zulctzt Indizien aus frcmden Sprachcn
(3.8.3.3.).
3.8.3.1. In den altaramiiischen Inschriftcn bis ca. 600 v. Chr. finden
sich mehrcrc mchr oder wenigcr sichcrc Beispicle eincr Abwcichung
(t, d
von dcm allgcrncincrcn Usus
U z .
3.8.3.1.1.
In den von Degen (
1969
bchandelten lnschriften aus dem
IOAS.
Jh.
v.
Chr. wird die aramiiische Entsprcchung zu PS
p
und
f
allgemcin mit
s
und
z
wicdcrgegeben. Nur in den
Insclmften aus Sjire
bei Aleppo (ca. 750
v.
Chr.) scheint cine Abweichung bcobachtbar zu
sein
75
In
8
sicheren Fallen wird die Entsprechung zu PS
p
mit s
geschrieben, viellcicht sogar
in 3
weitcren, die aber nicht ganz gesichert
sind. Dagegcn erscheint die Entsprechnung
1
in einem sichcren Fall:
yrt
cr
moge erben' (Sfire I C 24), vgl. hebr.
yrJ,
syr.
yrt.
Unsicher ist die
von Fitzmyer vorgeschlagene Segmentierung
btn
(Sfire I A 32)
'Schlange'
(?).
vgl. ugarit. pz (vgl. aber Fn. 83). Ein drittes, vielleicht
etwas besser gesichertes Beispiel wurde die Entsprechung d fiir PS
o
erweisen, falls die durch
hid
(Sfire I C IR lies
uhalid)
und weitere
Formen repriisentierte Wurzel llrd von den meisten Forschern richtig
mit hebr.
lll z
weichen' identifiziert wird
76
Wie ersichtlich, ist von den drei Beispielen
nur
cines ganz sicher :
yrt.
Aber Degen hat auch dieses zu entkraften versucht 1969:
43):
da die Form vor cinem folgenden Spiranten auftri tt (yirat sudih),
mochte
er
das
1
von
yiral
als aus
p
vor
s
durch Dissimilation im
Sandhi entstanden erklaren.
Das
ist natiirlich nur moglich, wenn die
PS Interdentale p o noch erhalten waren. was eben wiederum erst
bewiesen werden mii.l3te. Und in jedem Fall crscheint nicht das nach
seiner Theorie zu erwartende s In seiner ersten Behandlung ( 1967 : 59)
fragtc sich Degen noch,
ob t
in yirat ararnaisches
1
oder schon Spiranti
sierung des postvokalischen t, also p (nach dem bgdkft-Gesetz ),
reprasentieren konnte; das letztere ware wahl zu friih angesetzt, aber
das erstere ist noch immer cine Moglichkeit. Jedenfalls liegt aber
auch dann nicht das erwartete s vor.
5
Fiir das Folgende
vgl.
Fitzmyer 1967: 49, 76,
129
Fn. 42. 150; Degen 1967:
57f.; 1969: 35f.; Kutscher 1970:.360 (mit einem Druckfehler in dem Hinweis
auf
Fitzmyer)
.
'
6
Degens Argumentation (1969: 32 Fn. fO: >>Eine gemeinsame etymologische
Herkunft ist aber ausgeschlossen. da ein hebr. : nur auf ursem. /llf oder /:1 7Uriickgehen
kann. ein al aram. dagegcn nur auf
,'di.")
ist natiirlich unannehmbar: sic sctzl
voraus, was bewicsen werden solltc. - Ober die Verbalform siehe auch l\lilik 1967:
570 Fn. 3.
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74
0. SZEMERi=.NYI
3.8.3.1.2. D
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INDOGERMANISCiiE LAUTSYSTEME 375
Interpretation der c r ~ i i s c h e n Namensform
durch
die
Form
r . ~ y n
in der
Jcsajarolle von Qumran
bcstatigt wurdc.
Das
bcdeutet, daB
q
in
dcr
Form rqy des Rcichsaramiiischen (spiitaram.
r y)
schon cine historische
Schrcibung ist, die gcsprochene
Form
hattc schon im 8 Jh. cin ayin
80
Wenn also die stimmhaftc Emphatica schon im 8 Jh. sich zu der
klassischcn
Form
cntwickclt hattc,
dann
kann angcnommcn werdcn,
daf3 auch der
stimmlosc
Partner
sich schon
ZU
cntwickelt hattc. Wir
wcrden auch
kaum
fehlgchen, wenn wir wcitcr schlicf3cn, dal3 auch die
einfachen Interdcntalc urn diese Zeit oder nicht vic spiiter ihrc
klassische
Form
1,
d)
erreichten
81
3.8.3.3.
Eine weitere Stiitze erhiilt dieser Schlul3 von
den
Nachbar
sprachen.
3.8.3.3.1.
Schaeder
hat schon vor fast einem halben
Jahrhundert
darauf hingewiesen (1930: 244 46).
daf3
der Obergang von ) zu d
auch
durch
zahlreiche mit -idri komponiertc Namensformcn in Keil
schrifturkundcn schon fiir das 8./7. Jh. fiir Assyrien und Babylonien
bezeugt ist. Dieses Element repriisentiert aramiiisch dr Hilfe ( hebr.
zr);
vgl. auch den biblischen
Namen Hdd::r Hadad
ist (meine)
Hilfe'
8
Unabhiingig von Schaeders Ansichten iiber die friihe Spiran
tisierung bleibt die Tatsache,
daJ3
im
Akkadischen d,
und nicht
::
verwendet wird, womit ein aramiiisches d nicht
::
crwiesen ist.
3.8.3.3.2. Ein weiteres interessantes Beweisstiick findet sich im Jesa
jabuch.
Als Bezeichnung fiir
die Viper
erschcint
da p ten (II
,8,
auch
Psalm. 58,5; 91, 13), das, wie allgemein
anerkannt,
identisch ist mit
syrisch
patnii,
ugar.
bjm, arab. bajwn, akkad. basmu
'(mythische)
Giftschlange'. Hier interessiert uns
nur
der mediale Dental. Es ist klar,
dal3 als ursemit isch
der
stimmlose interdcntale S pirant
p
anzusetzen ist.
Dann
aber
miiJ3te die hebriiische
Form
ein
s
nicht t haben.
Das
letztere kann
nur
als ein aramiiischer Zug erkliirt werden
83
,
d.h. das
8
Fiir dieses Argument siehe Kutscher 1970: 353.
81
Vgl. dazu auch Kutschers Argument (1970: 390): The Old Aramaic inscriptions
reveal an excess
of
four phonemes, i.e. PS
/p,
o
f, rJ/
over the Ofl'icial Aramaic. In our
period { Official Aramaic, 700-300 B.C.), as the spelling
of
Biblical Aramaic clearly
proves, these phonemes no longer exist. This also applies to Elephantine ... i.e. the
fifth century
B
C..
8
Vgl. auch
Altheim-Stiehl,
Die
r a ~ r
in der Allen Welt I, Berlin 1963, 216f., 225
83
Garbini
(1960: 34) meint, dal3 die ErkHirung des Wortes als aramiiisches Lehn
wort schwierig sei, da der aramaische Wandel im
8
Jh. noch nicht vollzogen worden
-
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376
S/.L:\1f RLNYI
Wurt
ist em ararniiisdJcs Lchnwort, und
damit
ist
der aramaische
Cibcrgang p > t fiir das sptitc 8. Jh.
auch
von dicser Seite besHitigt.
3.8.3.4. Aufgrund all dicscr Bcobachtungcn ist
der
SchluB unver
mcidlich, daf3 trotz dcr aile Ncucrungcn lange vcrschleicrnden Tradi
tionsgcbundcnhcit
dcr Orthographic
die gesprochcne
Sprachc
die
scmitischcn
Spirantcn
p (und
auch
die Fmphatica ) schon im 7. Jh.
wcnigstcns zum Tcil zu
V n ~ ; c h l u ~ ~ l a u t c n
vcrwandcltc, so dass von
da an
cinigc Zeit
p
a und
t
d
als frcie Variantcn ncbcneinander lcbten.
3.9. Scit dcm 7. Jh. warcn also in den akkadischen Staaten neben
akkadi'>chcn
Formcn
(mit
.S ::- auch
etwas abweichende aramaische
Formcn
(mit
p r
hi:irbar,
und
zwar
in d c n ~ e l b e n
\Votern.
Voter
diesen
Umstandcn
i:,t
es kein
Wunder,
daf3
in den
angrenzenden Gebieten
der
lranier.
insbesondere in der
zur
herrschendcn Macht aufsteigenden
Persis. schon im fri.ihen 6. Jh. dicsc Mode wahlweise adoptiert wurde
und neben den
bodenstandigen
Formcn mit s z
modische Formcn
mit
p und
d/rl
aufkamen, die: in
vielen Hillen die urspriinglichen
endgtiltig v e r d r i i n g t e n H ~ .
3.10.
Es ergibt sich also als wichtigstes Resultat unserer diachronen
Betrachtungcn,
daf3 im indo-iraui:.chen Sprachgebiet in mehreren Fallen
Erscheinungen faHbar werden, die am besten durch Trubetzkoys
Terminus
Sprachbund
8
charah.:risiert
werc en
konnen.
Am schonsten
scheint
mir aber
dieser Begriff von Sapir (1921: 198f.) veranschaulicht
worden
zu sein :
>>One of
the most
curious
facts
that
linguistics has
to
note is the
occurrence of striking phonetic parallels in totally
unrelated
or
very remotely relat,;d languages
of
a restricted geographical area.
Die
amerikanischen
Indianersprachen, die von Si.idalaska bis
nach
Zentralkalifornien
hin gesprochen werden - und zu mindestens vier
g:1nzlich unverwandten a m i l i ~ n
gehoren
-- ,
haben
fast aile gewisse
wichtige
phonetischc
f\,fcrkmak
gcmein; das Hauptmerkmal
ist eine ,
glottalisiertc Verschlul\lautrdht:. )>We cannot avoid
the
inference
sagt
ap i r that
there
i:.
a tendency for speech
sounds
or
certain
distinctive
manners of
articuLiliun
to spread
over a continuous area
sci. Er halt t's
seltsamcn,chc fUr
,., ''zcr schwicrig, aufg1und dicses
Wortes eine
Dialcktvariation inncrhalb dcr h e b r a i ~ c - L c n Literatun:prache
anzunehmen
- Obrigens
isr
es
intercssant.
dall,
falls
i t z m y ~ r
1 ~ 1 h t
hat
19117:
49,
siehe
oben
3.8.3.1.1. ,
gcrade
d i ~ o c s
Wort
'chon im Aram:iischen i\lilt
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INOOGERMANISCHE LAUTSYSTEME 377
in
somewhat the same-way that elements of culture ray out from a
geographical center, und zwar am wahrscheinlichstcn uber zwci
sprachige Personen. Jakobson (SW I 244)
fi.igte
noch die Sprachcn
der Kaukasusregion hinzu, die ihrerseits klarc Ahnlichkciten
im
Konsonantismus aufweisen, auch wenn sic genetisch so wenig
zusammengehoren wie das Nord- und Sudkaukasische, das Armcnische,
das Ossetische, das Zigeunerische und das Tiirkische. Und Serebrcn
nikov hat jungst (1973: 186 mit Recht
auf
den reduzicrten Vokal
hingewiesen, den aile sog. Balkansprachen besitzen,
vgl.
ruman.
i,
bulgar. b alban.
e
3.ll.
Diese Art des Zusammengehens genetisch nicht verwandter
Sprachen in gewissen Teilen des phonologischen Systems ist auf dem
indo-iranischen Gebiet am klarsten im Vokalismus erkennbar. Die
anderen heiden Konvergenzerscheinungen betreffen entweder
nur
einen
Teilaspekt, die Phonotaktik, oder sogar
nur
einen Teil des Wort
schatzes. Die Anfangsphase der letzteren Entwicklung, das Zusammen
leben von Varianten, findet cine schone Parallele
im
Neupersischen,
wo altes p unter dem EinfluB des Arabischen (oder in arabischem
Munde) oft mit f abwechselt, vgl. Fiirs
Piirs
jiruz peroz siegreich ,
gosfand gospand Kieinvieh , safet5 : sipet5 weiB usw.
86
Es ist offenbar, daB aile drei ModaliHiten von groBer Wichtigkeit
sind fiir die allgemeine
S p r ~ c h w i s s e n s c h a f t hier die Prinzipienlehre der
Diachronic. Sie scheinen im schOnsten Einklang zu stehen mit Bhats
new hypothesis on language change, nach der regelmiil3ige Lautent
wicklungen durch transmission to a new generation
of
children
entstehen, sporadische dagegen from language contact affecting
adult behaviour. Besonders die dritte Moglichkeit ist aber auch mit
der wieder starker in den Vordergrund tretenden Auffassung im Ein
klang, nach der Lautwandel nicht global und im Handumdrehen voll
zogen wird, sondern sich von
Wort
zu Wort iiber eine liingere Zeit
hinweg verbreitend
nur
im Endeffekt das statistisch richtige Resultat
der (fast vollstiindigen) Ausnahmslosigkeit ergibt
3 12 Das groBe Obergewicht, das bier den Kontaktphiinomenen
auf
86
Siehe Horn 1898-1901 78.
87
Vgl.
insbesondere Wang 1969; Chen
.
Hsieh 1971; Chen 1972; Hsieh 1972;
Labov 1972: 100; Vennemann
.
Wilbur 1972: 149; Bailey 1973 (bes. 77f.); Labov 1973:
243; Ohala 1974: 356, 369; Washabaugh 1974: 29f.; Labov 1975 (bes. 829f., 834);
Chen
.
Wang 1975; Johnson 1975; Sherman 1975. - Eine ausgezcichnete Obersicht
und Stellungnahme bictet Hock 1975, bes. 5,
4f
8/9/2019 Szemernyi - Sprachtypologie, Funktionelle Belastung, Und Die Entwicklung Indogermanischer Lautsysteme (1977)
41/56
378
0 . SZEMUd:NYI
dem
(iebict des
Lautlichcn
zuteil
wurdc,
darf
nicht
den
Eindruck
cr'.':cckcn, als k('lnnten Sprachbundcrscheinungen
auf
das Lautliche
b c s c h r ~ i n k t blcibcn. Ncin,
nebcn den phonetischen
Ahnlichkeitcn
kon
nen immcr auch Par;dlclcn in der Morphologic, Syntax und im Lexikon
fcstgestcllt wcrdcn ss. A uch in unsercm Faile i s ~ cs
so
- wie ich es
bei eincr andcren Gdq:enhcit hoffe nachwciscn zu
konnen
---.
da 3
das
l ranischc auch auf dicsen
Gebieten
bcdeutcnde Impulse von dcr
Umwclt
c r n r t ~ m g c n
hat.
3.13.
Im
Zusammcnliang
mit diescr Umwelt
mu 3
noch
kurz
auf
die
Frage dcr
o k a l i ~ i c n m g dieser
Kontakte
eingegangen werden.
3.13.1.
Obcn wurdc
fcstgcstellt
2.6.
s
fin. ,
da 3 die
Aricr
spatestens
seit 2000
v.
Chr.
am Rancle,
zum
Tei
sogar innerhalb
der
Sphare
der
scmitischen Welt Vorderasiens lebten
und sogar
die herrschende Klasse
im syrischcn
Mitanni-Staat und
in
manchen
Stadtstaaten
Palastinas
stellten.
\Venn
nun angenommcn wird, dal3 die indogermanische
Urheimat
im 3.
Jahrtausend
in Europa war und die
Arier
damals in Siidru 31and
salkn. dann scheint es
doch am einfachsten
zu scin,
die Arier iiber den
Kaukasus nach Vorclcrasicn gclangen zu lassen, so wie rund anderthalb
Jahrtausende
s p ~ i t e r , im 8.
Jh.
v.
Chr.
(c. 720), die
Kimmerier,
von
den
Skythen aus ihrcr Heimat in Siidruf3land vertricbcn, iiber den Kaukasus
zuniichst in
das Land Urartu
zogen zwischen Van-See
und Urmia
See.
Wir
wissen auch, daB sich. von den Assyrcrn zuriickgeschlagen, die
Kimmerier
im 7
..
I;
nach Westen wandten, wo
sic vielleicht
schon
696 v.
Chr.
(oder erst 07t,?) das Pltryger-Reich zerstorten und urn 650 Lydien
und Konig
Gyg:> angritTen; kleinercn
Gruppen gelang
es, sich in siid
licher Rich tung n
8/9/2019 Szemernyi - Sprachtypologie, Funktionelle Belastung, Und Die Entwicklung Indogermanischer Lautsysteme (1977)
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INDOGERMANISCHE LAUTSYSTEME
379
Dicse historisch gcsichcrten Vorgiinge bicten cine Parallelc
9
,
die
zeigt, daB cs auch schon fri.iher ohne weiteres moglich war, daB Arier
tiber den Kaukasus nach Vorderasicn eindrangcn. Da aber die
Mitanni-Arier wohl Vorindcr warcn - das Schibholeth ist das
Zahlwort
aika
eins
91
- miiBten dicse Vorindcr sich schon
in
Sudrul31and odcr auf ihrcn Wandcrungcn von den Voriranicrn abgc
sondert haben, odcr sic muBten sich von den nach Indicn gewandcrtcn
Vorindcrn (ctwa
am
Arai-Sec?) gctrcnnt habcn und
dann
iibcr Nord
iran nach Mitanni gczogen scin. Die lctztcre Auffassung schcint so wcit
her geholt zu scin,
dal3
sic wohl
ohnc
weiteres abgelehnt werden kann.
Also: wenn die Arier kurz vor dem in Frage stehenden Zeitpunkt
(: Ende des
3.
Jahrtausends) in Siidru131and sal3cn,
dann
werden sic
iiber den Kaukasus nach Vorderasien gekommen sein.
Aber
ihre
Kontakte
mit dem europaischen Hinterland waren (wie auch spater
im Faile
der
Kimmerier und Skythen) nicht abgerissen, so daB vorder
asiatische linguistische Impulse weitergeleitet werden konnten.
Das
trifft auch dann noch zu, wenn die Vorinder schon auf einer nordlichen
Route in die Aral-Gegend gelangt waren,
da
die Verbindungen auch
hier sicher nie abrissen.
3.13.2. Wie steht es aber, wenn die Jndogermanen nie cine Urheimat
in Siidrul3land oder in irgendeinem anderen Teil
Europas
hatten?
Wie bekannt, wurde im letzten
Jahrhundert
anfanglich allgemein cine
asiatische Urheimat angenommen,
und
nach einem, wie man sagen
konnte, europaischen Intermezzo haben sich in neuerer Zeit wieder
mehrere Forscher zu dieser Auffassung bekehrt
9
Dabei gibt es im
Einzelncn mehrere Moglichkeiten fiir die Interpretation der spateren
Entwicklung.
3.13.2.1.
Nach einer Auffassung, die heute besonders von
der Archao-
9
Wie bckannt, wurde von Sommer ein gleich gerichteter Vorstol3 auch fiir die
Hethiter angenommen, aber r wird weithin bezweifelt, vgl. Otten in : Fischer
Wcltgeschichte, Bd. 3
Frankfurt/M.
1966 107.
91
Vgl. zuletzt Mayrhofer, Die Vorderasiatischen Arier, Asiatische Studien 23.
1969,
139-154, bes. 150; Die arischen Sprachreste
in
Vorderasicn Eine Abwehr
er
Hyperkritik, Acta Antiqua Acad. Hung.
20, 1974, 271-282;
Gindin, Nckotoryje are
al nyje xarakteristiki hettskogo I,
in:
Etimologija
(1970),
Moskau
1972, 272-321;
Kikkuli, -wartanna et le probleme de l appartenan.ce indo-ary enne des Aryens, du
Proche-Orient, Orbis 21, 1972. 227-233; Burrow 1973: 123.
9
Obcr
die
fUr
cine Lokalisierung
der
idg.
Urheimat
verwendeten Argumente siehe
1\ lallory, JIES
l,
1973, 21-65.
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380
0.
SZEMERENYI
login Marija Gimbutas vcrtretcn wird
93
, sind die Urindogcrmanen
in den Tragern
dcr
Kurgan-Kultur fal3bar, die sich von der unteren
Volga his nach Kazakhstan erstreckt. Wesentliche Unterschiede gibt
es in ihren Zeitansiitzcn. In
dcr
fruhen Arbeit (siehe bcs.
die
Zusammen
fassung,
S.
567 f.) wird die Expansion nach
Europa
in die zweite Hiilfte
des
3. Jt.
verlcgt, abcr unser Problem wird erst im 2. Jt.
aktuell:
>>Die Verbreitung der lndoiranier nach Persien und Indien vor oder
nach der Mittc des
2.
Jahrtausends scheint mit der Ausbreitung der
bronzczeitlichen Andronovo-Gruppe nordlich und ostlich vom Kas
pischen Mcer und Aralsee in Verbindung zu stehen. Ihr Ausliiufer, die
Tazabag jab-Kultur, zeigt eine stiindige Expansion in siidlicher und
ostlicher Richtung um das
15.
und 14. Jh. v. Chr.. In den spliteren
Arbciten wird dcr Beginn der Expansion schon
in
das
5.
Jt. versetzt;
expansion to Transcaucasia, Iran, and parts of Anatolia during the
second
half
of
Lhe
fourth millennium B.C. und raids
and/or
ex
pansion ... to Syro-Palestine and possibly Egypt around 2500-2200 B.C.
(2, 191, und Fig. 27). Diese nicht ganz klaren Aussagen werden a her
prazisiert: during the Kurgan III phase [= 3500-3000 B.C.] ... the
Kurgan peoples must have crossed the Caucasus mountains and
dispersed to Azerbaidzhan, eastern
and
northern central Anatolia,
and northern Iran (2, 181 ), und vielleicht noch wichtiger: We can
surmise that at about the middle of the third millennium B.C. most of the
lands in the Caucasus. Anatolia, and Iran which in later periods are
known to have been under the control of IE kings had already been
invaded by the Kurgan people (2, 182).
Die linguistische Seite
Jer
spiitercn Auffassung (iiber den Kaukasus)
wurde schon oben 3./3.1.) beriicksichtigt. Bei
der
friiheren Auffassung
. ist der Zeitansatz in jedem Fall zu spat. Der geographische Aspekt
wurde ohne Schwierigkcitcn sein, denn wie die Anwesenheit
der
Mitanni-Arier zcigt, war cine Abschwenkung nach Vorderasien und
von da cine Riickkoppelung
an
das Hinterland ohne weiteres gegeberi.
01
l r weis;:- nm
auf
drei /\ufsiitze hin : (I)
The
Indo-Eur-opeans.: ArcheoJ.ogical
Problems, American
Anthroroloeist
65, 1 163, 815-836, in
deutscher
Obersetzung
(wonach hier ziticrt wird)
in:
S..:hercr I IM: 538-571. -
2) Proto-Indo-European
Culture:
The Kurgan Cul ure
during
the Fifth,
Fourth.
and Third Millennia B.C., in:
Indo-European and Indo-Europeans,
1971. 155-197 (vgl. Szemerenyi,
JL
10, 1974, 184).
(3) Old
Europe
c. 7000-3500 B.C. :
The
Earliest
European
Civilization before the
Infiltration of the
IE peoples.
JIFS
I, 1973, 1-20;
The
beginning
of
the
Bronze
Age
in
Europe and
the
J n d t - E u r o p c : m ~ :
3500-2500 B.C., ibid. 163-214. - Von Interesse ist
vielleicht noch
der
polemis..:he Austausch zwischen R. Schmidt und M.
Gimbutas,
JIES 2. 1974, 279-307.
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INDOGERMANISC IE Li\UTSYSTFME
381
Es soli
abcr
rticht vcrschwicgcn werdcn, daB nach dcm cmincnten
spanischcn Archaologen Bosch-Gimpcra
94
cine Einwanderung aus
dem
Norden
(d.h.
Andronovo-Kultur
beim Aral-Sec) unmoglich ist,
da there is nothing
in
fran in the 2nd millennium that
is
related to
Andronovo
(515);
der
Einzug von franiern nach
Turkestan
(bis
Chwarczm)
muf3
a us Iran erfo lgt scin, und zwar urn I 000
v
Chr. Die
Vorfahren
der lndo-Iranier
kamen von
der
untercn Volga tiber den
Kaukasus nach Asien und nicht tiber den Oxus. Die Vori11doarier sind
aus
Nordiran
Ende des
2 Jahrtausends
wcitergewandert.
3.13.2.2. Wenn Bosch-Gimperas Einwande gcgen eine nord-sudliche
Einwanderung
nach Iran zu Recht bestehen, dann ist dadurch auch die
Auffassung derjenigen Indogermanisten widerlegt, nach denen die
indogermanische Urheimat in Asien lag und die (Vorfahren der) Indo
Iranier Asien nie vcrlief3en.
Nach Charpentier und
Brandenstcin wird
diese
Theorie
in neuerer Zeit von G. Ivanescu und besonders eingchcnd
von
T
Burrow begrundet
95
. Bcide setzen
Kazakhstan
als die eigent
liche Urheimat an, aber in Burrows neuerer Arbeit wird es nicht klar,
ob er
dieses Gebiet als die
primare Urheimat der Indo-Iranier
ansieht
oder, wie friiher (1955: 9, 12), als sckundar gegeniiber der primiiren
.
Heimat der
Indogermanen in Sudruf31and betrachtet. cine Ansicht,
die auch von T. Milewski vertreten worden ist
96
Da Burrow versucht,
die. von (russischen) Archiiologen iibernommene Urheimat-These
linguistisch zu untermauern, sei hier vermerkt, daJ3 die meisten
Argumente
auJ3erordentlich schwach sind. Zwei Beispiele sollen dies
veranschaulichen.
Burrow
meint ( 1973 : 126 f.),
daJ3
der Name des Ox us, Sanskrit
Vak.yu
von ind. vah- flieJ3en mit Suffix -su- gebildet sein
kann
und
dann
wegcn aus
h ~ s
indisch sein
muJ3 Da aber das Wort auch in
Khotan.
b a ~ y i i
Fliisse auftritt, kommt cine Entlehnung nicht in Frage.
Dagegen
ist
cine befriedigende Herleitung von
der
idg. Wurzel
bheg,.-
94
Bosch-Gimpera. The migration route
of
the lndo-Aryans, JIES I 1974, 513-517.
B-G.
glaubt
natiirlich an eine europiiische Urheimat der lndogermanen.
95
J Charpentier,
The
original homeland
of
the Indo-Europeans, BSOS 4, 1926,
147-170, esp. 164 (: Turkestan); W. Brandenstein, Die erste idg.
Wanderung,
1936,
vgl.
aber
dagcgen den Aufsatz von 1962, nachgedruckt in: Scherer 1968: 523-537, wo
der
Siidful3 des
Urals
angegeben wird (533);
G
Ivanescu, Verite et
erreur
dans
a
recherche des dialectes proto-indo-europeens, Philologica (Bukarest) I, 1970, 9-35,
bes. 26 f.; T. Burrow 1955, 1973.
9
Milewski, Die DiiTerenzierung
der
indoeuropiiischen Sprachen,
LPosn
12-13,
1968, 37-54, bes. 42, 44.
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3X
'laufen,
flidkn
mii).dich. die in
dcr
crweiterten
Form
*hhcg -su-,
iran.
hax.i:u- in dem Nomen (und Namcn) *Baxiiu erscheint. Wie im
Ost
iranischen Liblich,
wurdc h-
schon fri.ih zu v-,
und
Va:du
wurde
als
(hos in Jas Griechischc, als Vak.yu in
das
Indischc iibernommen. Die
Wurzel hhef?
-
die a s Variantc von *bheug- (vgl. lat.
(l1gio,.
gr.
ti
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INDOGERMANISCIIE
LAUTSYSTEME
383
daeva ma.fya n o ~ den alten Gegensatz Gott Mensch be
zcichneten
tot .
Damit ist aber erwicscn,
dal3
dcr Ohcrgang von
'Gott'
zu 'Damon, Teufel' im lranischen selbst crfolgt ist; die ErkUirung
dafi.ir wurde schon lange von Lommel geboten
to
2
3. I 3 2 3
Aufgrund sprachgeographischcr Untersuchungen hat vor
kurzcm Windfuhr das Dialektbild
der
alten Zeit ncu gcdcutet. Das
Wesentlichste an der neucn Auffassung ist, daf3 die Vorperser noch
im
9.
Jh. v. Chr. aus dem Nordosten (
=
Parthia) nach Siiden und
Westen zogcn (1975: 467). lch muB gcstehcn,
da/3
mir das neue Bild
nicht als erwiesen erscheint : die 7 phonologischcn und 5 morpholo
gischen Merkmale werden gewaltsam hin- und hergezerrt. Das Merk
wiirdigste ist wohl die Behandlung des Wandels y > (465-466).
Windfuhr meint, daB dies ein typischer ostiranischer Wandel sci, der
im nordostlichen Iran vollzogen wurde; da
er
aber im Altpersischen
nicht vorhanden ist, d.h. von den_Yorpersern nicht mitgebracht wurde,
it must have been introduced into the older Persian of Fars by a
superstrate, by one of various groups from the NE, perhaps the Pre
Sasanians, who established themselves in Fars. Das Interessanteste
dabei ist, daB das Parthische den Wandel iibcrhaupt nicht aufweist,
und man muB sich auch fragen, warum ein Superstratum - von dem
iibrigens sonst gar keine Spur aufzufinden ist - fiir einen Lautwandel
bemiiht werden muB, der als einer der natiirlichsten gelten kann und
deshalb auch auf den verschiedensten Gebieten der Indogermania
(z.B. in den meisten mittelindischen Dialekten, im Griechischen
- zum Teil - n den allermeisten romanischen Sprachen) auftritt.
3 13 2 4 An diesem neg