Unterrichtskonzept
PS Globales Lernen im Geographie‐ und Wirtschaftskundeunterricht
LV‐Nr. 290312 Mag. Dr. Ingrid Schwarz
SS 2010
Anna Kramer 0640269
190 456 333
10. September 2010
PS Globales Lernen Anna Kramer
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Inhaltsverzeichnis 1 Einstieg: „Arbeit mit Bildern“ .............................................................................................. 5
2 Mind Map: „Plastik“ .......................................................................................................... 10
3 Film: „Plastic Planet – Filmtrailer Österreich” .................................................................. 10
4 Stationenbetrieb „Plastik Planet“ ..................................................................................... 11
5 Arbeitsauftrag: „Mein Leben in Plastik“ ........................................................................... 24
6 Kurzfilme „Plastikmüll“ ..................................................................................................... 25
7 Ergebnisse ......................................................................................................................... 30
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Unterrichtskonzept Globales Lernen – „Plastik Planet“ Thema: Plastik Planet Plastik & Müll = Plastikmüll? Kunststoffe sind Bestandteil unseres Lebens. Aus diesem Grund ist auch leider der zurückbleibende Plastikmüll Teil unserer Lebenswelt. Dieses Thema umfasst die unterschiedlichsten Bereiche wie zum Beispiel Nachhaltigkeit, Umweltverschmutzung, Globalisierung oder auch Plastik als Wirtschaftsfaktor in verschiedenen Staaten. Schulstufe: Sekundarstufe II (9. bis 12. bzw. 13. Schulstufe) Lehrplanbezug: Bildungs‐ und Lehraufgabe „Der Geographie‐ und Wirtschaftskundeunterricht soll Motive und Auswirkungen, Regelhaftigkeiten und Probleme menschlichen Handelns in den eng miteinander verflochtenen Aktionsbereichen Raum, Gesellschaft und Wirtschaft […] verständlich machen.“
Umweltkompetenz ‐Festigung der Erziehung zur globalen Verantwortung für die „eine Welt“ ‐ die Bedeutung der Wahrnehmung und Bewertung von Umwelt im weitesten Sinn für das menschliche Handeln erkennen ‐Kenntnis der Probleme des Umweltschutzes aus betriebs‐und volkswirtschaftlicher Sicht unter Berücksichtigung technologischer Aspekte
Gesellschaftskompetenz ‐ die persönliche Rolle als Konsument bzw. Konsumentin kritisch durchleuchten und die volkswirtschaftliche Bedeutung des Konsumverhaltens erkennen ‐ Motivation zur persönlichen Auseinandersetzung mit lokalen, regionalen und globalen Fragestellungen
Synthesekompetenz ‐ die Komplexität von Beziehungsgeflechten zwischen Natur‐und Humanfaktoren erkennen und zu den Auswirkungen menschlicher Eingriffe Stellung nehmen können ‐ Raum, Gesellschaft und Wirtschaft auch fächerübergreifend mit benachbarten natur‐und sozialwissenschaftlichen Disziplinen betrachten können
Lehrstoff: 8. Klasse AHS Globalisierung – Chancen und Gefahren: ‐ die Prozesse der Globalisierung und ihre unterschiedlichen Interpretationen erkennen und bewerten ‐ den globalen Klimawandel in seinen möglichen Auswirkungen auf Lebenssituationen und Wirtschaft charakterisieren können ‐ lokale Betroffenheit durch globale Probleme erkennen und Verantwortungsbewusstsein für die gesamte Erde entwickeln Das Unterrichtskonzept kann in der 8. Klasse AHS bearbeitet werden, aber es kann natürlich auch in der gesamten Sekundarstufe II eingesetzt werden.
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Lernziele: Die SchülerInnen… ‐ sollen sich der wechselseitige Beziehung zwischen Mensch und Umwelt bewusst werden ‐ sollen sich der Problematik des Umweltschutzes klar werden ‐ sollen das menschliche Handeln im Zusammenhang mit der Umwelt sehen ‐ sollen die positiven oder auch negativen Auswirkungen des menschlichen Tuns erkennen ‐ sollen eine bestärkte Verantwortung für unseren Planeten und Lebensraum entwickeln ‐ sollen ihre persönliche Rolle als KonsumentInnen kritisch betrachten ‐ sollen die Bedeutung ihres persönlichen Konsumverhaltens wahrnehmen ‐ sollen sich mit globalen Problemen kritisch befassen ‐ sollen ein Bewusstsein für eine globale Probleme entwickeln Zeitbedarf: 7 bis 9 Unterrichtseinheiten Aufbau: 1) Einstieg: „Arbeit mit Bildern“ 30 Min. 2) Mind Map: „Plastik“ 20 Min. 3) Film: „Plastic Planet – Filmtrailer Österreich” 25 Min. 4) Stationenbetrieb: „Plastik Planet“ 3 Ue. 5) Arbeitsauftrag: „Mein Leben in Plastik“ 2 Ue. 6) Kurzfilme „Plastikmüll“ 1 Ue. 7) Ergebnisse 1 Ue. Grundidee zum Unterrichtskonzept: Ich wollte ein Thema finden, das vor allem die Alltagswelt der SchülerInnen betrifft. Desweiteren wollte ich auch ein interessantes und besonderes Thema auswählen. Bei meiner Suche habe ich mich erinnert, dass ich vor längerer Zeit einen Beitrag zum Thema Plastikmüll gesehen habe. Ich begann zu recherchieren und bin auf den Film „Plastic Planet“ gestoßen. In Zuge dessen habe ich auch noch weitere Filme passend zu dieser Thematik gefunden. Letztendlich hat sich mein Unterrichtskonzept auf einige Aufgaben erweitert und schließlich bis zu einem Stationenbetrieb ausgedehnt. Meiner Ansicht nach ist das Unterrichtskonzept „Plastik Planet“ ein gutes Thema, um die SchülerInnen zum kritischen Denken zu animieren. Diese Thematik ist Teil ihrer Lebensumstände und daher hat jeder Schüler bzw. jede Schülerin einen Bezug dazu. Am wichtigsten ist aber, dass die SchülerInnen die globalen Zusammenhänge erkennen und sich auch den daraus entstehenden Problemen bewusst werden. Sie sollen eine umfassende kritische Sichtweise entwickeln. Vor allem sollen sie zum kritischen Nachdenken animiert werden. Schließlich sollen die SchülerInnen erkennen, dass ihre individuellen Handlungen etwas bewirken. Das Unterrichtskonzept führt die SchülerInnen langsam an die Thematik heran. Desweiteren erarbeiten sie sich wichtige Informationen selbstständig bei der Bearbeitung der Stationen. Durch die Arbeitsaufträge sollen sie über die Thematik nachdenken und letztendlich durch die Filme auch die weltweiten Probleme in anderen Ländern kennen lernen. Dieses Unterrichtskonzept zum Thema „Plastik“ kann durchaus auch als ein größeres Projekt gestaltet werden und beispielsweise auf ein fächerübergreifendes Schulprojekt ausgeweitet werden.
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1 Einstieg: „Arbeit mit Bildern“ Ablauf: Die Bilder 1 bis 8 werden auf verschiedenen Tischen aufgelegt. SchülerInnen betrachten die Bilder und wählen ein Foto aus, das sie am meisten berührt. Zuerst werden die Bilder objektiv beschrieben. Was kann ich wirklich beobachten? Was ist ohne Interpretation sichtbar und beschreibbar? Im Plenum werden dann die subjektiven Wahrnehmungen beim Betrachten des Fotos besprochen. Was fällt auf, was gefällt, was ist fremd, was überrascht? Gibt es einen persönlichen Bezug zu den Bildern? Fragen an die SchülerInnen: Wähle ein Foto aus, das dich persönlich am meisten berührt! Beschreibe was du auf dem Bild siehst! Warum hast du dieses Bild gewählt? Wie fühlst du dich, wenn du das Bild betrachtest? Woran denkst du dabei? Was fällt dir auf? Was überrascht dich? Hast du Fragen zum Bild? Dauer: 30 Minuten Quelle: Handbuch Global Action Schools (2009): Theorie und Praxis zum Globalen Lernen. Welthaus Diözese Graz‐Seckau, Graz, Südwind Niederösterreich Süd, Wiener Neustadt. Verwendetes Material: Bild 1 (Quelle: http://www.plastic‐planet.at/derfilm/pressedownloads.html) Bild 2 (Quelle: http://www.fotocommunity.de) Bild 3 (Quelle: http://www.plastic‐planet.at/derfilm/pressedownloads.html) Bild 4 (Quelle: http://www.plastic‐planet.at/derfilm/pressedownloads.html) Bild 5 (Quelle: http://de.academic.ru/pictures/dewiki/45/‐_Recycling_in_Germany_‐_Plastic _waste_to_be_collected_‐.jpg) Bild 6 (Quelle: http://www.fotocommunity.de) Bild 7 (Quelle: http://www.fotocommunity.de) Bild 8 (Quelle: http://www.plastic‐planet.at/derfilm/pressedownloads.html)
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Bild 1
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Quelle: http://www.plastic‐planet.at/derfilm/pressedownloads.html
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2 Mind Map: „Plastik“ Ablauf: Auf der Tafel wird das Wort „PLASTIK“ notiert. Frage an die SchülerInnen: Was fällt dir spontan zum Begriff Plastik ein? Woran denkst du dabei? Die Begriffe, die den SchülerInnen einfallen werden rundherum notiert. Anschließend wird diskutiert, was die Begriffe über das Thema aussagen. Es wird auch versucht alle Begriffe in positive, negative und neutrale Aspekte zu sortieren. Die Ergebnisse werden abschließend diskutiert. Dauer: 20 Minuten Quelle: Handbuch Global Action Schools (2009): Theorie und Praxis zum Globalen Lernen. Welthaus Diözese Graz‐Seckau, Graz, Südwind Niederösterreich Süd, Wiener Neustadt. 3 Film: „Plastic Planet – Filmtrailer Österreich”
Quelle: http://www.plastic‐planet.at/derfilm/filmtrailer.html Dauer des Films: 01:52 Min. „Wenn sie diesen Film gesehen haben… werden Sie nie wieder aus einer Plastikflasche trinken.“ Plastik ist schön, praktisch, Plastik ist überall! Die Verfallszeit von Plastik beträgt 500 Jahre. Jährlich werden 240 Millionen Tonnen Plastik produziert. Heute gibt es 6 Mal mehr Plastik als Plankton im Meer. Auch in unserem Blut schwimmt Plastik. Ein Film von Werner Boote. Ablauf: Die Klasse sieht den kurzen Ausschnitt des Films „Plastic Planet“. Anschließend werden folgende Fragen an die SchülerInnen gestellt: Welche Gegenstände deines alltäglichen Lebens bestehen aus Plastik? Wenn du an dein Zuhause denkst, welche Gegenstände fallen dir spontan ein? (z.B. Küche, Bad, Wohnzimmer…) Wie würde das Klassenzimmer ohne Kunststoff aussehen? Die SchülerInnen notieren sich ihre Ideen schriftlich auf einem Blatt Papier. Dann werden die Ideen zu zweit mit dem Nachbarn besprochen. Zum Schluss werden die Ergebnisse gemeinsam in der Klasse diskutiert. Dauer: 25 Minuten
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4 Stationenbetrieb „Plastik Planet“ Station 1: Was ist Plastik? Station 2: Kunststoffe in unserem Leben Station 3: Plastikmüll ist überall Station 4: Plastikmüll im Meer Station 5: Plastik im Blut Station 6: Das Plastik der Zukunft Quelle: http://www.plastic‐planet.at/derfilm/schulmaterialien.html Ablauf: Diese 6 Stationen bestehen aus unterschiedlichen Einheiten zum Thema Plastik. Die SchülerInnen sollen diese Stationen selbstständig bearbeiten. Dadurch erarbeiten sie sich die verschiedenen Themenfelder in ihrem eigenen Tempo und sie können sich intensiver damit auseinandersetzen. Die Stationen bestehen aus unterschiedlichen Texten bzw. Textausschnitten. Die SchülerInnen sollen sich diese zunächst durchlesen und dann anschließend die Fragen zum Text beantworten. Die Antworten werden von den SchülerInnen schriftlich in einer Mappe festgehalten. Die Reihenfolge der Stationen muss von den SchülerInnen nicht zwingend eingehalten werden. Je nach Interesse und Zeit können sie selbst entscheiden, was sie am Anfang oder erst am Ende bearbeiten. Um diesen Stationenbetrieb abzuschließen müssen aber alle 6 Stationen von jedem Schüler/ von jeder Schülerin bearbeitet worden sein. Dauer: 3 Unterrichtseinheiten (25 Minuten pro Station) (Mindestens 3 ‐ bis 4 ‐ Unterrichtseinheiten)
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Station 1: Was ist Plastik?
Lies den nachfolgenden Textausschnitt und beantworte die Fragen! Was ist Plastik? Notiere eine kurze Definition! Wie wird Plastik hergestellt? Was sind die Ausgangsprodukte? Welche Rolle spielt Plastik als Wirtschaftsfaktor? Wo wird es vor allem eingesetzt?
Plastik Umgangssprachlich werden Kunststoffe aller Art als Plastik bezeichnet. Das Wort stammt aus dem Griechischen und bedeutet ursprünglich „die geformte oder formende Kunst“. Als Kunststoff wird ein Festkörper bezeichnet, der synthetisch oder halbsynthetisch (das heißt aus Naturprodukten) erzeugt wurde.
Chemisch gesehen sind Kunststoffe organische Stoffe. Alle Kunststoffe enthalten das Element Kohlenstoff. Weitere Bestandteile sind unter anderem die Elemente Wasserstoff, Sauerstoff, Stickstoff sowie Schwefel. Hinzu kommen diverse Additive wie Weichmacher, Stabilisatoren, Farbmittel, Füllstoffe, Verstärkungsmittel, Flammschutzmittel oder Antistatikmittel, die im Verarbeitungsprozess beigemischt werden, um die Eigenschaft des Materials an den jeweiligen Verwendungszweck anzupassen.
Ein Leben ohne Plastik ist kaum vorstellbar. Im Laufe des letzten Jahrhunderts haben Kunststoffe einen unvergleichlichen Siegeszug hinter sich, was vor allem mit den verschiedenen Vorteilen des Materials zusammenhängt, das so hart wie Stahl sein kann, aber leichter ist, oder so klar wie Glas erscheint, aber nicht so zerbrechlich ist.
Produktion von Plastik Kunststoff kann man durch chemische Umwandlung aus Naturprodukten oder durch Synthese kleinerer Moleküle zu Molekülketten herstellen. Beispiele für umgewandelte Naturprodukte sind unter anderem Gummi, der aus dem Saft der Gummibäume (Kautschuk) erzeugt wird, und Fasern, die aus Cellulose gewonnen werden. Der erste Kunststoff, das Kasein, wurde bereits im 16. Jahrhundert aus Milcheiweiß hergestellt.
Heute werden Kunststoffe größtenteils synthetisch hergestellt. Die Ausgangsprodukte werden aus Erdöl, Kohle und Erdgas gewonnen. Etwa 4% der aus den Raffinerien kommenden Erdölprodukte werden in der Kunststoffindustrie verbraucht. Das für die Kunststofferzeugung am häufigsten verwendete Ausgangsprodukt ist Rohbenzin (Naphta).
In einem thermischen Spaltprozess, dem so genannten Cracken, wird das entstandene Benzin in Ethylen (Ethen), Propylen (Propen), Butylen (Buten) und andere Kohlenwasserstoffverbindungen auseinander „gebrochen“ und umgebaut. Durch chemischen Reaktionen wie Polymerisation, Polykondensation oder Polyaddition ordnen sich kleine Moleküle zu großen netz‐ oder kettenförmigen Molekülen (Polymere). In weiteren Arbeitsschritten werden daraus Tausende verschiedener Plastik‐Pellets, aus denen dann, versehen mit diversen Additiven, all unsere bunten und praktischen Plastikprodukte erzeugt werden.
Quelle: http://www.plastic‐planet.at/derfilm/schulmaterialien/MODUL1PLASTIK‐1.pdf
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Plastik ist ein großes Geschäft Wie viel Plastik jährlich weltweit tatsächlich hergestellt wird, lässt sich nur schätzen. Man geht von bis zu 240 Millionen Tonnen jährlich aus. Ein knappes Viertel des Plastikverbrauchs geht auf das Konto von Europa, wo der Anteil im Jahr 2008 nach einer Studie von PlasticsEurope bei 48,5 Millionen Tonnen lag. Gefolgt von Italien und Frankreich ist Deutschland mit einem Bedarf von 11,5 Millionen Tonnen der größte europäische Markt für Kunststoffe. Wenn man alle Arbeitsplätze einrechnet, die unmittelbar und mittelbar von der Kunststoffherstellung abhängig sind, kommt man auf die Summe von deutlich mehr als 2 Millionen Menschen in Europa. Europäische Plastikhersteller und Verwerter erwirtschafteten 2008 einen Gewinn von ca. 13 Milliarden Euro.
Die Einsatzgebiete der Kunststoffe in Europa verteilen sich dabei zu 28 % auf Freizeit und medizinische Zwecke, 6 % werden für Elektronik und Elektrik, 7 % im Automobilsektor und 21 % im Bauwesen verwendet. Den größten Anteil am Kunststoffverbrauch haben Verpackungen mit 38 %.
Quelle: PlasticsEurope MarketResearch Group (PEMRG)
Was wird mit Plastik gemacht? Ein Leben ohne Plastik ist kaum vorstellbar. Im Laufe des letzten Jahrhunderts haben Kunststoffe einen unvergleichlichen Siegeszug hinter sich, was vor allem mit den verschiedenen Vorteilen des Materials zusammenhängt, das so hart wie Stahl sein kann, aber leichter ist, oder so klar wie Glas erscheint, aber nicht so zerbrechlich ist.
Kunststoffe haben ein enorm breites Einsatzfeld, sie können zart und hart sein, sie lassen sich beliebig und schon bei niedrigen Temperaturen formen, und sie erhalten durch Beimischung spezieller Zusatzstoffe weitere fast frei bestimmbare Eigenschaften. Diese Qualitäten – Härtegrad, Bruchfestigkeit, Elastizität, Temperaturbeständigkeit, chemische Beständigkeit – sind dabei, je nach Herstellungsverfahren, Ausgangsmaterial und Zusätzen, fast stufenlos regulierbar.
Kunststoffe werden zu Formteilen, Fasern und Folien weiterverarbeitet und dienen der Herstellung von Verpackungsmaterialien, Lacken, Klebstoffen, Textilien, Bauteilen oder Isolierungen, um nur einige Verwendungszwecke zu nennen.
Es gibt nicht viel, das es nicht in irgendeiner Form auch aus Plastik gibt. Rennwagen, Prothesen, Schrauben, Pullover, Schnuller, Luftmatratzen, Schuhe, Fahrräder, Polster, Rohre, Waffen, Messer, kugelsichere Westen, Gummitiere, Reifen, Geschirr, Bestecke und unendlich vieles mehr. Quelle: http://www.plastic‐planet.at/derfilm/schulmaterialien/MODUL1PLASTIK‐1.pdf
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Station 2: Kunststoffe in unserem Leben
Beantworte die folgenden Fragen! Nenne die verschiedenen Kunststoffarten! Woran erkennt man sie? Welche möglichen Gefahren und Probleme gibt es?
Wir sind von Kunststoffen umgeben und haben täglich diverse Gegenstände aus unterschiedlichen Kunststoffen in der Hand. Aus welchem Kunststoff bestehen die meisten und gebräuchlichsten Plastikprodukte? Mit welchen Chemikalien kommt man dadurch in Berührung? Sind einige Kunststoffe besser als andere? Welche sollte man meiden? Woran erkennt man die verschiedenen Kunststoffe? Auf vielen Plastikprodukten ist ein Code eingeprägt, der Aufschluss darüber gibt, um welche Sorte Kunststoff es sich handelt und ob das Produkt recycelt werden kann. Viele Plastikgegenstände, darunter Verpackungen für Lebensmittel, enthalten keinen Hinweis. Die folgende Liste hilft dabei, die Plastikprodukte zu unterschieden. 90 % der weltweit produzierten Kunststoffe in der Reihenfolge ihrer Häufigkeit:
Quelle: http://www.plastic‐planet.at/derfilm/schulmaterialien/MODUL1PLASTIK‐1.pdf
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Quelle: http://www.plastic‐planet.at/derfilm/schulmaterialien/MODUL1PLASTIK‐1.pdf
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Station 3: Plastikmüll ist überall
Beantworte die folgenden Fragen! In welchen Bereichen wird Kunststoff am häufigsten eingesetzt? Wie viel Kunststoff wird in Österreich pro Jahr verwendet? Wie viel Plastik landet im Müll? Welche Anteile werden wiederverwertet?
Die drei größten Einsatzgebiete für Kunststoffe sind: • Verpackungen (33 Prozent) • Bauwesen (25 Prozent) • Elektronik und Elektrotechnik (25 Prozent) Der Markt für Verpackungsmaterialien ist der entscheidendste für die Kunststoffindustrie, zumal diese Materialien nur einen einmaligen Verwendungszweck haben und es einen laufenden – und offenbar stetig steigenden – Bedarf gibt. Nur geringe Mengen der Kunststoffabfälle werden recycelt. Zum Beispiel: Von den jährlich erzeugten 14 Millionen Tonnen Styropor wird nur ein Prozent recycelt! Um die Problematik zu erfassen, die Plastikmüll für uns und unseren Planeten bedeutet, reicht es schon, einen Blick auf einen der offensichtlich maßgeblichsten Gegenstände des modernen Lebens zu werfen: die Plastiktüte. Jährlich werden 600 Milliarden Plastikbeutel hergestellt und weggeworfen. Es gibt nur wenige und meist auch nur halbherzige Versuche, etwas gegen diese maß‐ und eben auch sinnlose Verschwendung von Ressourcen und vorprogrammierte Umweltverschmutzung zu unternehmen. Bangladesch hat als erster Staat der Welt 2002 Plastiktüten verboten. Die australische und die chinesische Regierung kündigten 2008 an, dass sie Plastiktüten verbieten wollen. Im pazifischen Staat Palau müssen Reisende, die mit einer Tüte erwischt werden, einen Dollar Strafe zahlen. Noch strenger gehen die Behörden auf Sansibar vor: Wer dort Plastiktüten einführt oder verteilt, zahlt bis zu 1560 Euro. Auch die Vereinigten Arabischen Emirate verkündeten ein Verbot für Plastiktüten ab 2013. Daten aus Österreich In Österreich kommen pro Jahr mehr als eine Million Tonnen Kunststoff zum Einsatz. 2006 erfasst das ARA System in Österreich rund 147.000 Tonnen Kunststoffverpackungen. Etwa 10.000 Tonnen Plastik landen zum Beispiel alleine in der Stadt Salzburg jährlich im Restmüll. Der Mehrweganteil (inklusive Gastronomie) hat sich bei Mineralwasserflaschen in den Jahren 1994 bis 2007 von 96 % auf 24,3 % verringert. Die Gesamt‐Mehrwegquote bei Getränkeverpackungen ist von rund 60% (1997) auf rund 40% (2007) gesunken. Beim privaten Konsum liegt die Mehrwegquote auf nur mehr 24 % (Quelle: APA.OTS MA 22 präsentiert Studie zu Mehrwegmodellen, 15.6.2009) Quelle: http://www.plastic‐planet.at/derfilm/schulmaterialien/MODUL2Plastikmuell.pdf
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Station 4: Plastikmüll im Meer
Lies den nachfolgenden Text und beantworte anschließend die Fragen! Wie viel Plastikmüll landet in den Meeren? Wo befindet sich bereits ein riesiger „Plastikmüllstrudel“? Welche großen Gefahren verursacht der Plastikmüll? Was wird unternommen, um das Plastik aus dem Meer zu holen?
80 Prozent des Kunststoffmülls, die UNO spricht von insgesamt weltweit jährlich rund 6 Millionen Tonnen, gelangen über Flüsse in die Ozeane.
Die Meeresschutzorganisation Oceana schätzt, dass weltweit jede Stunde rund 675 Tonnen Müll direkt ins Meer geworfen werden, die Hälfte davon ist aus Plastik. Laut einer Studie des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) treiben bis zu 18.000 Plastikteile in jedem Quadratkilometer der Weltozeane.
Östlich von Hawaii hat sich in der im Uhrzeigersinn drehenden Meeresströmung des Pazifiks ein gigantischer Müllwirbel gebildet, in dessen Zentrum drei Millionen Tonnen Plastikmüll rotieren. Er wächst seit 60 Jahren unbeachtet und ist nach Einschätzung von Wissenschaftlern doppelt so groß wie der US‐Bundesstaat Texas. Unter Einwirkung von Sonne, Gezeiten, Wind und Wellen wird der Plastikmüll bis zu winzigen Partikeln zerrieben. In mehreren weiteren Wirbeln im Südpazifik, im Atlantik und im Indischen Ozean fahren ebenfalls Abfälle Karussell, wenngleich in etwas geringeren Mengen.
267 verschiedene Tierarten fallen weltweit nachweislich dem Müll im Meer zum Opfer – darunter Schildkröten, Robben, Fische und Krebse. Jährlich verenden etwa 100.000 Meeressäuger qualvoll durch den Müll, jedes Jahr sterben über eine Million Seevögel, wie zum Beispiel Albatrosse, die die Plastikteile irrtümlich als Nahrung zu sich nehmen und damit ihre Küken füttern.
An jedem Strand der Weltmeere ist Plastik zu finden, diverser Kunststoffmüll und Pellets. Plastik baut sich nicht ab, wie natürliche Rohstoffe. Unter Einwirkung von Sonnenlicht, Wellenbewegung und Abrieb zerfallen Plastikstücke in immer kleinere Partikel. Der Sand besteht bereits zu einem gewissen Prozentsatz aus Kunststoff.
Wissenschaftler vermuten, dass dieser Plastikmüll gefährliche Umweltgifte wie DDT oder PCB wie „ein Schwamm aufsaugt“. Forscher der Universität Tokio heben an der Oberfläche von Pellets Giftkonzentrationen bis zu einer Million mal höher als im umgebenden Wasser gefunden. Über die Nahrungskette reichern sich diese Gifte auch in Fischen an, die wiederum auf unseren Tellern landen.
Quelle: http://www.plastic‐planet.at/derfilm/schulmaterialien/MODUL2Plastikmuell.pdf
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Selbst wenn die Menschheit morgen damit aufhören würde, Plastik zu produzieren ‐ die vielen Millionen Tonnen, die bislang in die Ozeane gelangt sind, werden noch Jahrhunderte mit den Strömungen um die Welt treiben.
Eine Gruppe von Umweltschützern und Wissenschaftlern will in den kommenden Monaten eine Expedition zu dem entlegenen Meeresgebiet unternehmen. Die 50‐tägige Reise wird die Forscher auf ihrer Fahrt von San Francisco nach Hawaii und zurück zwei Mal durch das Abfallkarussell führen, das sich mehr als 500 Seemeilen vor der Westküste der USA dreht. Das Forschungsschiff "Kaisei" wird dabei von einem Fischtrawler begleitet. Mit seiner Hilfe sollen Fangtechniken für die Plastikpartikel erprobt werden, die die Meereslebewesen schonen. Außerdem soll erforscht werden, ob der Plastik‐Müll recycelt oder sogar als Brennstoff aufbereitet werden kann. Unterstützt wird das Projekt vom UN‐Umweltprogramm und einer Firma für Wasseraufbereitungssysteme. Die umgerechnet gut 1,4 Millionen Euro, die für die Expedition notwendig sind, sollen aus Spenden aufgebracht werden. Da sich der Plastik‐Wirbel in internationalen Gewässern dreht, fühlt sich keine Regierung verantwortlich. (orf.on.sience 28.6.2009)
Wer trägt die Verantwortung für den weltweiten Plastikmüll? Nimm Stellung zu den zwei folgenden Positionen! Was denkst du? „Würde die Industrie für Plastikmüll mehr bezahlen, würden wir uns um Plastik mehr kümmern. Dann würden wir es auch nicht mehr so gedankenlos einfach wegwerfen.“ (Zitat aus dem Film „Plastic Planet“) John Taylor, Präsident von Plastics Europe: „Ich denke das ist ein gesellschaftliches Thema. []... Wir (die Plastikindustrie) tragen unseren Teil dazu bei und versuchen, den Menschen die Vorteile von Recycling deutlich zu machen und mit den Menschen am Ende der Wertschöpfungskette zusammen zu arbeiten. Aber das (Müllproblem) ist etwas, worum die Gesellschaft sich zu kümmern hat.“ Quelle: http://www.plastic‐planet.at/derfilm/schulmaterialien/MODUL2Plastikmuell.pdf
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Station 5: Plastik im Blut
Lies den Text und beantworte die Fragen! „Chemikalien der Kunststoffindustrie gefährden Gesundheit und Umwelt Zwei Beispiele: Phthalate und Bisphenol A“
Wie gefährlich sind Phtalate? Wie gelangen Phthalate in unsere Umwelt? Wie gelangen Phtalate in den menschlichen Organismus? Warum verzichtet man nicht auf Phthalate?
Woher kommt Bisphenol A? Wie gefährlich ist die Bisphenol A‐Dosis, die wir täglich zu uns nehmen? Warum wird Bisphenol A nicht verboten? Wie lautet die Position der EFSA (Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit?
Plastik ist in unserem Alltag allgegenwärtig und unsere Umwelt ist mit Plastik verschmutzt. Immer wieder ist die Rede von Phthalaten und Bisphenol A, zwei chemische Substanzen, die nachweislich den Organismus von Tieren schädlich beeinflussen und auch auf den Menschen Einfluss nehmen können. WissenschaftlerInnen warnen: Chemikalien lösen sich aus dem Kunststoff, gelangen in den menschlichen Körper und können gravierende Gesundheitsschäden verursachen, von Allergien und Fettleibigkeit bis hin zu Unfruchtbarkeit, Krebs und Herzerkrankungen. Weichmacher werden vor allem in PVC (Polyvinylchlorid) eingesetzt, das ohne Weichmacher hart und spröde ist. Die klassischen Weichmacher für PVC sind die Phthalate. Der Name Phthalat kommt von "Naphtha", Rohöl. Im Tierversuch erwiesen sich Phthalate, vor allem das DEHP als krebserregend, entwicklungstoxisch und reproduktionstoxisch. Wirkungen wurden vor allem bei den männlichen Nachkommen beobachtet und äußerten sich unter anderem in verminderter Fruchtbarkeit und Missbildungen der Genitalien. Fast bei jedem Menschen sind Phthalate und ihre Abbauprodukte im Blut und/oder Urin nachweisbar. Bei welchen Dosen beim Menschen‐Effekte auftreten, ist noch nicht geklärt. Neueste Studien an unfruchtbaren Männern deuten darauf hin, dass dies durch erhöhte Phthalat‐Belastungen verursacht sein könnte. Die Mitgliedsstaaten der EU stuften die Phthalate DEHP, DBP und BBP als fortpflanzungsgefährdend ein. Für Babyartikel und Kinderspielzeug erteilte die EU‐Kommission mittlerweile ein Anwendungsverbot dieser Substanzen (Allerdings etwa 80% des in der EU erhältlichen Spielzeugs ist importiert!) Quelle: http://www.plastic‐planet.at/derfilm/schulmaterialien/MODUL3Gesundheitsgefahren.pdf
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Phthalate sind überall zu finden, auch im Hausstaub, in unserem Blut, in der Muttermilch. Weichmacher sind im Kunststoff nicht fest gebunden und können verdampfen, ausgewaschen oder abgerieben werden. Sie stammen hauptsächlich aus: • PVC‐Produkten (z.B. Bodenbeläge, Rohre und Kabel, Teppichböden, Wandbeläge, Tapeten, Duschvorhänge, Babyartikel, Kinderspielzeug, Schuhsohlen, Sport‐ und Freizeitartikel, KFZ‐Bauteile, Kunstleder,...) • Dispersionen, Lacke/Farben • (Lebensmittel)‐Verpackungen • Lebensmitteltransportbänder • Nagellacke, • Benetzungsmittel in der Textilindustrie • Kosmetika • Pharmazeutische Produkte
Phthalate gelangen im Wesentlichen in den menschlichen Organismus über: • die Atmung, z.B. durch ausdampfende PVC‐Einrichtungsartikel oder hohe Konzentrationen im Autoinnenraum („Neuwagengeruch“) • die Nahrung, z.B. durch Lebensmittel, die mit Phthalaten in Berührung kommen (Milch, Butter, Fisch, Fleisch, Wurstwaren,...) • Kosmetika (z.B. Nagellack enthält bis zu 5% DPB, das leicht über Haut aufgenommen werden kann, ebenso div. Körperpflegemittel, Parfums, Deodorants) • Kinder können auch besonders hohe Mengen aufnehmen, wenn sie an PVC‐Gegenständen saugen oder nuckeln • Pharmazeutische Produkte: Magensaft resistente Pillen/Tabletten, Blutbeutel, Schläuche, Katheder, Beutel für Nährlösungen, Medikamentenverpackungen u.a.
Die Wirtschaftliche Bedeutung von Phthalaten ist enorm! Weltweit werden ca. 5 Millionen Tonnen Phthalate jährlich hergestellt. In der EU beträgt das Marktvolumen ca. eine Million Tonnen. Mehr als 90 % gehen in die Produktion von Weich‐PVC.
Bisphenol A (BPA) ist eine hormonell wirksame Chemikalie. Bisphenol A beeinflusst das Hormonsystem von Menschen und Tieren, indem die Substanz ähnlich wie das weibliche Hormon Östrogen wirkt. Stoffe mit hormonartigen Wirkungen werden als „Endokrin wirksame Substanzen“ (endocrine disrupting chemicals, EDC) bezeichnet. Das endokrine (hormonelle) System reguliert viele Körperfunktionen, dazu gehören unser Stoffwechsel, Immunsystem, Verhalten und Wachstum sowie die Organentwicklung während der Schwangerschaft und in der Kindheit. Die Störung des Hormonsystems durch EDC wurde mit verfrühter Geschlechtsreife bei Mädchen, Übergewicht bei Erwachsenen und Jugendlichen, Diabetes Typ 2 (früher als Altersdiabetes bezeichnet), einer Zunahme an Prostata‐ und Brustkrebsfällen, sowie mit der Abnahme der Spermienzahl und Fehlbildungen der Sexualorgane in Verbindung gebracht.
Obwohl Bisphenol A nicht natürlich vorkommt, ist diese Chemikalie in fast allen Umweltmedien nachzuweisen, auch im menschlichen Körper, im Urin, Blut Fruchtwasser, Follikelflüssigkeit, Gebärmuttergewebe und im Blut der Nabelschnur. Quelle: http://www.plastic‐planet.at/derfilm/schulmaterialien/MODUL3Gesundheitsgefahren.pdf
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Seit 1953 ist Bisphenol A Hauptbestandteil bei der Herstellung des Kunststoffs Polycarbonat. Bisphenol A ist die heute weltweit am häufigsten eingesetzte Industriechemikalie. 1,15 Million Tonnen im Jahr verbrauchen davon alleine Betriebe in Europa. BPA ist allgegenwärtig. Es gelangt bei der Produktion in die Umwelt und es wird vor allem ständig aus Kunststoff‐ Gebrauchsartikeln freigesetzt. Es wurde in der Luft, im Staub, in Oberflächengewässern und auch im Meerwasser nachgewiesen. Ob und ab welcher Dosis BPA die menschliche Gesundheit gefährdet, wird von verschiedenen Behörden und Wissenschaftlern so kontrovers diskutiert wie bei kaum einer anderen Chemikalie. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) und mit ihr die Mehrheit der europäischen Länder sehen kein Risiko, dagegen schließen die USA, Kanada und die nordischen Länder ein Risiko nicht aus. Viele profilierte Wissenschaftler/innen weisen auf ein Risiko hin, dabei auch auf die besondere Eigenschaft von hormonell wirksamen Substanzen, die bereits in geringen Dosen ihre größte Wirkung zeigen.
Die Meinung der Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) und andere Behörden, die kein Risiko durch Bisphenol A sehen, lautet: Ein Verbot von BPA würde unweigerlich dazu führen, dass die Hersteller von Verpackungen und Bedarfsgegenständen (Produkte für den Lebensmittelkontakt) auf andere Stoffe ausweichen müssten, deren Toxizität weniger gut bekannt ist. Das würde bedeuten, dass ein gut charakterisiertes Risiko durch ein deutlich schlechter einschätzbares Risiko ersetzt würde. In Kanada sind Babyfläschchen aus PC bereits verboten. Österreich orientiert sich an der EFSA. Die Position der EFSA • Die EFSA sieht keine Gefährdung des Menschen, weil beim Menschen BPA schneller abgebaut werde, als bei Nagetieren. • Keine Studie, die Effekte im Niedrigdosenbereich ergab, wurde bisher anerkannt. • Aus den letzten Risikobewertungen ergibt sich für die EFSA eine tolerierbare tägliche Aufnahmemenge von 50 Mikrogramm pro Kilogramm Körpergewicht. In ihrer Abschätzung kommt sie zum Schluss, dass die Exposition über die Nahrung weit unter der tolerierbaren täglichen Aufnahmemenge bleibt und damit ein genügender Sicherheitsabstand für alle Konsumenten, inklusive Säuglinge gewährleistet ist. • Die EFSA stützt sich bei ihrer Risikobewertung auf zwei amerikanische Studien, die von der amerikanischen Kunststoffindustrie finanziert wurden. Diese zeigten auch keine Effekte im Niedrig‐Dosisbereich! Quelle: http://www.plastic‐planet.at/derfilm/schulmaterialien/MODUL3Gesundheitsgefahren.pdf
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Zusatzaufgabe: Kann freiwillig bearbeitet werden! Welche Kritik äußerte der Wissenschaftler Frederick vom Saal?
Kritische Stimmen – brisante Theorien Weltweite mediale Aufmerksamkeit erlangte der Wissenschaftler Frederick vom Saal (Universität von Missouri, USA) nicht allein auf Grund seiner bemerkenswerten Forschungsergebnisse, sondern auch durch seine scharfe Kritik an namhaften Chemiekonzernen, die er beschuldigt, Studienergebnisse gezielt zu manipulieren. Um dies zu beweisen, prüfte vom Saal insgesamt 163 Niedrigdosis‐Studien, die bis November 2006 veröffentlicht worden waren. Dabei stellte er fest, dass 138 der 152 öffentlich finanzierten Studien auf Schäden hinweisen, während sämtliche elf industriell gesponserten Studien keine Hinweise auf Schäden fanden. Er zeigt auf, wie sich mit subtilen Tricks die Resultate von Untersuchungen in gewünschte Richtungen lenken lassen und polarisiert mit Aussagen wie „Das Resultat einer Studie hängt offenbar davon ab, wer sie bezahlt.“ „Alles was in einem Polycarbonatbehälter aufbewahrt wird, enthält Bisphenol A. Hundertprozentig! Das steht fest, es ist ein indirekter Nahrungsmittelzusatz. Jedes Nahrungsmittel, das in einem Bisphenol A enthaltenden Gefäß aufbewahrt wird, das wir letztlich essen, sollte zumindest Bisphenol A als Inhaltsstoff ausweisen. Denn was für einen Unterschied macht es, ob der Lebensmittelhersteller oder der Verpackungshersteller Bisphenol A befügt? Der Lebensmittelhersteller ist gesetzlich verpflichtet anzugeben, welche Zutaten ein bestimmtes Nahrungsmittel enthält. Warum ist der Verpackungshersteller nicht auch verpflichtet, die Inhaltsstoffe der Nahrungsmittelverpackung anzugeben? Die Verpackungsindustrie in den USA sind zufällig die größten Chemiekonzerne der Welt: General Electric, Dow Chemical, Shell Oil for many years, Bayer AG, Mitsubishi. Das sind sehr, sehr mächtige Konzerne, die massiven Einfluss auf Politiker haben“, so Frederick vom Saal. Quelle: http://www.plastic‐planet.at/derfilm/schulmaterialien/MODUL3Gesundheitsgefahren.pdf
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Station 6: Das Plastik der Zukunft
Lies den Textausschnitt und beantworte folgende Fragen! Was ist Bioplastik? Was ist der Unterschied zwischen biologisch abbaubaren Kunststoffen & Biokunststoffen? Welche Probleme können sich durch die Produktion von Plastik aus nachwachsenden
Rohstoffen ergeben?
Als Biokunststoff oder auch Bioplastik (engl. bioplastics) werden Kunststoffe bezeichnet, die auf Basis von nachwachsenden Rohstoffen erzeugt werden (bio‐basierte Kunststoffe). Diese Kunststoffe können aus verschiedenen Rohstoffen erzeugt werden: So können sie aus Maiskörnern oder Kartoffeln bestehen – diese enthalten Stärkepulver. Mit einem bestimmten Behandlungsverfahren vereinigen sich Stärkemoleküle zu langen Molekülketten. Das Ergebnis: eine zähe Masse, die zu Granulat zerkleinert wird. Anschließend lassen sich daraus Kunststoffe mit verschiedenen Eigenschaften herstellen. Am weitesten fortgeschritten ist die Entwicklung bei Plastik aus Stärke (Mais, Kartoffel). Biokunststoffe kommen vor allem als Verpackungen und für Mulch‐ und Saatfolien zum Einsatz, aber auch Trinkbecher werden bereits aus nachwachsenden Rohstoffen gefertigt.
Biologisch abbaubare Kunststoffe sind nicht gleich Biokunststoffe. Biologisch abbaubare Kunststoffe können auch aus fossilen, also nicht erneuerbaren Rohstoffen (z.B. Erdöl) gewonnen werden und sind daher nicht mit Biokunststoff gleichzusetzen. Biologisch abbaubare Werkstoffe (BAW) bzw. Kunststoffe werden je nach Anwendungsgebiet und Intention unterschiedlich definiert. Im weitesten Sinne bezeichnet man alle Materialien als bioabbaubar, die durch Mikroorganismen oder Enzyme, beispielsweise im Boden, abgebaut werden.
Bioplastik kann eine ungiftige, biologisch abbaubare Alternative zu herkömmlichen Kunststoffprodukten bedeuten. Doch unter anderem muss auch der intensive Anbau der Rohstoffe wie Weizen, Mais, Kartoffeln oder Zuckerrüben in der Ökobilanz von Bioplastik berücksichtigt werden (Gefahr von großem Pestizideinsatz, Einsatz von Gentechnik in der Landwirtschaft, klimaschädliche Emissionen durch lange Transportwege) Biokunststoff ist nicht grundsätzlich eine nachhaltige Lösung für die Umwelt. Es kommt auf unser Konsumverhalten an. Besser ist es allemal, zum Beispiel eine Stofftasche zu verwenden statt ein Plastiksackerl wegzuwerfen – auch wenn Bioplastik draufsteht.
Die Biotechnologie, die Bakterien zu industriellen Zwecken einsetzt, ist erst am Anfang. Mit Hilfe der Genforschung sollen sich die Eigenschaften der Bakterien einerseits genau bestimmen und andererseits optimieren lassen. In den USA sind Plastikartikel aus Bakterien bereits am Markt. Noch sind sie etwas teurer als herkömmliche Produkte. Bioplastik leistbar machen sollen DNA‐Eingriffe, die für ein schnelleres Wachstum der Bakterien sorgen, um den Produktionsprozess zu beschleunigen. Umweltschutzorganisationen begrüßen die Entwicklung von Bioplastik aus erneuerbaren Rohstoffen, kritisieren aber den Einsatz von genetisch veränderten Organismen vehement. Denn die Auswirkungen der Gentechnik auf Mensch und Umwelt sind nicht ausreichend erforscht und stellen ein unvorhersehbares Risiko dar.
Quelle: http://www.plastic‐planet.at/derfilm/schulmaterialien/MODUL5Alternativen.pdf
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5 Arbeitsauftrag: „Mein Leben in Plastik“
a) Ein Einkaufszettel Schreibe einen Einkaufszettel für ein Frühstück für 2 Personen! • Wie viel Plastik fällt bei einem Einkauf dieser Produkte normalerweise an? • Überlege dir Alternativen: Welche dieser Produkte könntest du auch in anderen Verpackungen kaufen? Welche Geschäfte bieten unterschiedliche Verpackungen an (oder verzichten sogar auf Verpackungen)? Kennst du solche Geschäfte? • Was ist günstiger: der normale Einkauf oder der bewusste Einkauf, bei dem du auf wenig oder umweltverträgliches Verpackungsmaterial achtest? Schätze die Preisunterschiede und suche nach Erklärungen!
b) Ein Leben ohne Plastik? • Zähle mindestens 10 Plastikgegenstände auf, die sich in deinem Zimmer befinden! • Auf welche dieser Gegenstände könntest du verzichten? Welche wären durch gleichwertige ersetzbar? Welche wären auf keinen Fall ersetzbar? • Versuche herauszufinden, aus welchen Kunststoffen deine wichtigsten Plastikgegenstände bestehen! Könnten diese gesundheitsgefährliche Substanzen enthalten? •Welche Plastikgegenstände gibt es in unserer Schule? Welche wären eventuell austauschbar? • Was müsste man tun, um diese Gegenstände tatsächlich zu ersetzen? Wie könntest du die betreffenden Personen von deinem Vorhaben überzeugen?
c) Wir denken an die Zukunft Gruppenarbeit: 2 bis 4 Personen • Entwerft eine Informationskampagne gegen die übermäßige Plastikproduktion! Welche Aspekte müssen darin unbedingt genannt werden? • Entwerft ein aussagekräftiges Plakat! Fasst euer zentrales Anliegen kurz und präzise formuliert zusammen! Verwendet auch passende Bilder, Fotos oder Illustrationen! • Stellt einen Forderungskatalog mit mindestens 5 Punkten zum Umgang mit Plastik auf, der sich sowohl auf Produzenten/innen und Konsumenten/innen bezieht!
Quelle: http://www.farbfilm‐verleih.de/filme/plastic_planet/schulmaterial/plastic_planet_schulmaterial.pdf (S. 27) Ablauf: Der Arbeitsauftrag „Mein Leben in Plastik“ soll die SchülerInnen zum kritischen Denken animieren. Sie sollen sich der Thematik bewusst werden und über Vor‐ bzw. Nachteile von Plastik nachdenken. Es wird vor allem versucht auf alltägliche Situationen der SchülerInnen Bezug zu nehmen. Zwei Aufgaben sind in Einzelarbeit zu erledigen. Die dritte Aufgabe ist etwas aufwendiger und wird in einer Kleingruppe bearbeitet. Die SchülerInnen sollen ihr bereits gelerntes Wissen einsetzen, um zu recherchieren, zu forschen und schließlich entsprechend zu handeln. Dauer: 2 Unterrichtseinheiten
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6 Kurzfilme „Plastikmüll“ Ablauf: Die SchülerInnen sehen 3 Kurzfilme zum Thema Plastikmüll. Die Filme zeigen beispielhaft, wie in anderen Ländern mit Plastikmüll umgegangen wird. Die 3 Beispiele stehen im Kontrast zur Lebenswelt der SchülerInnen. Dadurch soll ihnen bewusst gemacht werden, wie problematisch die Müllentsorgung in manchen Gegenden sein kann. Jedoch zeigen alle 3 Filme positive Entwicklungen auf. Indien, Ira: Der erste Film ist ein positives Beispiel für eine Initiative im Kampf gegen den Plastikmüll in Indien. Dabei versucht ein indisches Dorf Plastikmüll zu recyceln bzw. zu vermeiden. Afrika – Mauretanien, Nouakchott: Im zweiten Film wird ein erfolgreiches Projekt einer Hilfsorganisation vorgestellt, das sich der Problematik des Plastikmülls angenommen hat. Frauen sammeln hier den Plastikmüll in den Straßen. Afrika – Togo, Lomé: Der dritte Film zeigt die Geschichte eines Mannes, der ein kleines privates Müllunternehmen gegründet hat. Da es schlicht und einfach keine Müllabfuhr gibt, wird der Plastikmüll immer mehr zum Problem. Fragen: Nachdem die SchülerInnen die Kurzfilme gesehen haben, werden folgende Fragen gemeinsam in der Klasse diskutiert: Was ist dir besonders in Erinnerung geblieben? Welche positiven oder negativen Gefühle empfindest du? Was überrascht dich? Gibt es etwas Konkretes, das dich beeindruckt? Die gezeigten Situationen stehen im Gegensatz zu den Lebensumständen in Europa: Welche Kunststoffe werden bei uns zum Recycling gesammelt? Wie viel Plastikmüll verursacht dein Konsumverhalten? Dauer: 1 Unterrichtseinheit
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Film: „Indien: Ein Dorf ohne Plastik“ Quelle: http://www.arte.tv/de/suche/3018928.html Dauer: 03:05 Min. Recycling nach Gandhi: Die Einwohner eines Dorfes im Süden Indiens sammeln ihren Plastikmüll mit strenger Selbstdisziplin. Reportage: Charlotte Lassalle, Roma Rajpal (ARTE Info, 17.11.2009) Inhalt: Ein indisches Dorf geht mit gutem Beispiel voran: Während ein Großteil des Landes im Müllberg versinkt, sammeln und verwerten die Einwohner von Ira im Süden des Landes ihren Plastikmüll mit strenger Selbstdisziplin. Recycling nach Gandhi, sozusagen.
Eine wenig befahrene Straße führt zum abgelegenen Dorf der Öko‐Rebellen, die sich standhaft dem Plastik verweigern. Ihre Waffe heißt Selbstdisziplin. Anders als im Rest von Indien landen Bonbonverpackungen und anderer Abfall hier nicht auf der Straße. Die Schule vermittelt schon den Jüngsten Umweltbewusstsein.
Die Stoffsäcke für Plastikabfälle hängen überall im Dorf. Die Straßen sind wesentlich sauberer als anderswo in Indien. Das ist vor allem dem Einsatz der freiwilligen Umweltschützer vor Ort zu verdanken. Für Nachlässige, die Plastik auf die Straße werfen, hat der Dorfrat ein Bußgeld von 5 Rupien festgesetzt: umgerechnet 7 Cent, das entspricht fünf Prozent des durchschnittlichen Tageseinkommens. Insgesamt hat das umweltbewusste Dorf im vergangenen Jahr mehr als eine Tonne Plastikabfälle gesammelt. Der Müll wird anschließend an eine Recyclinganlage geliefert, aus dem Plastik wird Material für den Straßenbau gewonnen.
Die Initiative beruft sich auf Gandhis Konzept des "Apna Desh", der gemeinschaftlichen Verwaltung des öffentlichen Raums. Eine der Grundregeln lautet: Wer etwas verändern will, muss selbst handeln, erklärt Bürgermeister Suresh Cottarry: "Apna desh" bedeutet "mein Land". Mein Land, das ist mein Dorf, und mein Dorf, das sind die Menschen, die hier wohnen. Die Philosophie des Apna desh fordert von jedem, dass er die Menschen schützt, indem er die Umwelt und die Natur schützt. Das heißt also, wenn wir etwas für uns tun, dann tun wir etwas für die ganze Gesellschaft und damit auch für den Planeten."
Eine Idee von Gemeinschaft, die hier im Dorf funktioniert. Plastiktüten gibt es beim Dorfhändler nicht mehr, alle kommen mit Einkaufstaschen aus Stoff. Auch wenn es am Anfang Widerstände gab. Insgesamt 600 Dörfer leben in Indien inzwischen nach den Prinzipien des "Apna Desh": ein kleiner Hoffnungsschimmer auf dem Subkontinent, der täglich tausende Tonnen von Plastikabfällen produziert.
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Film: „Zazou – oder: Plastikmüll hilft überleben“ Quelle: http://www.arte.tv/de/suche/2850752.html Dauer: 13:06 Min. Von Michel Dumont und Emmanuel Royer – ARTE GEIE – Frankreich 2009 Inhalt: „Zazou“ ist in Mauretanien das Wort für Plastik. In den letzten Jahren haben ungeheure Mengen „Zazou“ ganz Afrika überschwemmt, mit fatalen Folgen: Plastiktüten und –flaschen fliegen durch alle Straßen und durch die Felder, das Vieh frisst sie und viele Tiere sterben daran. Ziegen und Kühe aber sind der kostbarste Besitz der armen Bevölkerung. Es war Zeit zu handeln.
In Mauretanien, in der Hauptstadt Nouakchott, sammeln inzwischen Frauen den Plastikmüll, um ihn danach zur Wiederverwertung zu verkaufen. Es war die Idee einer nichtstaatlichen Hilforganisation, GRET (Groupe d’Etude et de Recherche technologique) und ihr Projekt nennt sich passend „Zazou“. Das Wort Zazou bedeutet „Plastik“.
Es dient dem Umweltschutz und es ermöglicht den Frauen, ein wenig Geld zu verdienen, um ihre Familien zu ernähren. In zwei der zehn Stadtteile Nouakchotts sammeln die Frauen‐Kooperativen den Plastikmüll, sie sortieren und behandeln ihn, schneiden ihn in kleine Stücke und verkaufen sie an Fabrikanten, die daraus Kabelumhüllungen herstellen oder Plastikplanen. Innerhalb von drei Jahren entstanden 103 Kooperativen – ein Modellprojekt und ein Vorbild für ganz Afrika.
Am Anfang war es schwer die Menschen zu überzeugen, dass einsammeln von Plastik nützlich sein kann. Nachdem man es den Leuten aber immer wieder erklärt hat, haben auch die Männer verstanden, dass diese Arbeit wichtig ist und erlauben es nun ihren Frauen mitzumachen. Am Anfang war das nicht so. Jedoch war es nicht das Argument des Umweltschutzes – darüber denken in Afrika die wenigsten Menschen nach – sondern die Tatsache, dass die Frauen etwas dazuverdienen können hat die Männer schließlich überzeugt.
GRET ist spezialisiert auf nachhaltige Entwicklung. 12 Gruppen, 108 Kooperativen mit über 1000 Frauen arbeiten für „Zazou“. Sie haben sich in einer wirtschaftlichen Interessensgemeinschaft organisiert und ihr eigenes Zentrum zur Verarbeitung von Plastikmüll aufgebaut.
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In einem anderen Stadtviertel verkaufen die Frauen den recycelten Plastikmüll. Für 1 kg Poly‐Äthylen mit hoher Dichte erhalten sie 20 Cent und für 1 kg Poly‐Propyläen bekommen sie 10 Cent. Die Frauen verdienen zwar nicht sehr gut dabei, aber es sind zusätzliche Einnahmen für die Familie. Mit Plastiksammeln verdienen Frauen ein paar Euro, das ist nicht zu unterschätzen, in einem Land in dem der durchschnittliche Monatslohn etwa 50 Euro beträgt.
Das gesammelte Plastik wird ins Zentrum zur Weiterverarbeitung gebracht. Dort muss der Plastikmüll sortiert, zerkleinert, gesäubert und getrocknet werden. Das recycelte Plastik wird dann an Hersteller von Planen und Kabelhüllen verkauft. Es ist jedoch noch nicht gelungen alle Arten von Plastik zu verarbeiten. Hartes Plastik, wie Kanister, Eimer und Wannen sind recycelbar, aber für weiches Plastik, also z.B. für Plastiktüten gibt es noch keine entsprechende Lösung.
Die Massen von Plastiktüten in den Straßen, sie gehören schon jetzt zur Landschaft, aber die Menschen zögern diesen Müll zu bekämpfen. In einer Fernsehkampagne und zusätzlich auf der Straße werden Menschen über die Folgen des Plastikmülls aufgeklärt.
Der Bürgermeister des Stadtviertels unterstützt das Projekt, obwohl er anfangs dagegen war, weil es Frauen beschäftigt. Sensibilisierungskampagnen des Zazou‐Projekts sind sehr wichtig, denn so lernt die Bevölkerung zu verstehen wie gefährlich die Plastiktüten für Menschen und Tiere sind.
„Zazou“ ist ein dauerhaftes Projekt – mit und für die Menschen. Es geht langsam voran, aber mit echten Erfolgen. Man ist noch nicht am Ende angelangt, es ist erst der Anfang.
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Film: „Togo: Ein Mann und der Müll“ Quelle: http://www.arte.tv/de/suche/3211970.html Dauer: 04:48 Min. Von Michael Unger, Alexandre Rossignol und Florence Touly – ARTE GEIE ‐ France 2010 Inhalt: 2 Milliarden Euro ‐ auf diese Summe belaufen sich die jährlichen Kosten der Müllentsorgung in der Schweiz. Für viele Länder in Afrika nicht nur eine horrende Summe, sondern oft auch die reine Utopie.... Denn in vielen Städten des Schwarzen Kontinents gibt es überhaupt keine Müllabfuhr.
Müll, Müll und nochmals Müll. Lomé ist voll davon: Zumeist ungeregelt und wild sammelt sich der Müll in Überschwemmungsgebieten und sonstigem Brachland.
Einiges zergeht schnell, anderes rostet langsam oder vermodert wie Papier. Plastik aber überdauert und sammelt sich an. Vor allem die kleinen schwarzen Plastiktüten werden vom Wind leicht davongetragen. In ihnen sammelt sich Wasser, sie bilden damit eine Brutstätte für Insekten – auch für die Überträger von Malaria und Dengue‐Fieber.
Außerdem gefährden die Tüten Kühe und Schafe, weil die sie verschlingen und beim Wiederkäuen an der Plastikmasse verenden können.
Die Reporter Alexandre Rossignol und Michael Unger haben in Lomé, der Hauptstadt von Togo einen Firmengründer getroffen, der aus privaten Hausabfällen ein privates Business gemacht hat.
Bruno Kappovi hat eine private Müllsammelfirma gegründet. Umgerechnet 2 bis 3 Euro kassiert er von seinen Kunden. Wer kein solch ein Müll‐Abonnement hat schmeißt den Müll einfach vor die Haustür und wenn niemand den Müll abholt, dann wird er einfach verbrannt.
Die völlig überforderte Stadtverwaltung hat das Müllproblem schon lange aus der Hand gegeben. Regeln zur Müllentsorgung gibt es keine. Daher wird der Müll zunächst einfach ein paar Straßen weiter wieder abgeladen. Er dient vorerst als Baumaterial, als Ersatz für Schotter.
Die meisten Leute sind sehr arm, sie haben kein Geld für die Müllentsorgung. Aus diesem Grund laden sie ihren Müll irgendwo in der Nacht illegal ab. Die Menschen hier sind noch nicht so weit, dass sie ihren Müll trennen. Es wird einfach alles zusammen weggeworfen. 800.000 Einwohner hat Lomé und in der ganzen Stadt gibt es aber keinen einzigen Meter Kanalisation.
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7 Ergebnisse Nachdem die Erarbeitung des Themas „Plastik Planet“ abgeschlossen ist werden die Ergebnisse reflektiert, ausgewertet und präsentiert. Die von den SchülerInnen gestalteten Plakate zum Arbeitsauftrag „Mein Leben in Plastik“ können im Klassenraum oder generell in der Schule aufgehängt werden. Auch die erstellten Infokampagnen über den Plastikmüll oder die Forderungskataloge können präsentiert werden. Reflektieren: Die SchülerInnen schreiben ihre persönlichen Gedanken auf ein Blatt Papier. Folgende Fragen werden diskutiert: Was hat dir am besten gefallen? Welche Fertigkeiten hast du erworben? Hat sich dadurch dein Denken und Handeln verändert? Was wirst du nächstes Mal anders machen? Was waren die größten Schwierigkeiten? Ist etwas Unerwartetes passiert? Wie ist die Zusammenarbeit gelaufen? Haben wir etwas verändert? Woher wissen wir das? Zur Auswertung und Präsentation der Ergebnisse wird die Methode „Der ganze Mensch“ verwendet: Ablauf: Auf einen großen Papierbogen wird der Umriss eines Körpers gezeichnet. Anschließend werden folgende Fragen zu den Körperteilen geschrieben: Kopf: „Was habe ich im Kopf?“ Herz: „Was liegt mir am Herzen?“ Hände: „Was fasse ich an?“ Beine: „Was setzt mich in Bewegung?“ Bauch: „Was liegt mir im Magen?“ Die SchülerInnen beantworten die Fragen zunächst für sich persönlich. Dann schreiben sie alles, was ihnen einfällt, in den Menschenumriss hinein. Das Plakat kann dann im Klassenraum aufgehängt werden. Dauer: 1 Unterrichtseinheit Quelle: Handbuch Global Action Schools (2009): Theorie und Praxis zum Globalen Lernen. Welthaus Diözese Graz‐Seckau, Graz, Südwind Niederösterreich Süd, Wiener Neustadt.