F R E I W I L L I G E N R U N D B R I E FJA H R GA N G 2 01 8/2 01 9
21V E I N T I Ú N O E I N U N D - Z WA N Z I GD WA D Z I E Ś C I A J E D E NД В А Е С Е Т И Е Д Е Нو ا ح د و ع ش ر ي ن
5 L Ä N D E R1 0 F R E I W I L L I G EU N D S C H O NM I T T E N D R I N
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ECUADOR (A)
Guayaquil (Lukas)Riobamba (Andreas)
DEUTSCHLAND (B)
Aachen (Alexandar)Aachen (Natasha)
MAZEDONIEN (D)
Скопје (Lara)
POLEN (C)
Oświęcim (Alina) Krzyżowa (Jette) Szczecin (Mia
ISRAEL/PALESTINA (E)
(Fabian) محل تيب
A
B C
D
E
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INHALTSVERZEICHNIS
Vorwort
Ecuador Guayaquil | Lukas 8-9
Riobamba | Andreas 10-11
Deutschland Aachen | Aleksander 12-13
Aachen | Natasha 14-15
Polen Oświęcim | Alina 15-17
Krzyżowa | Jette 18-19
Szczecin | Mia 20-21
Mazedonien Skopje | Lara 24-25
Israel/Palestina Bethlehem | Fabian 28-29
Impressum 31
2 . R U N D B R I E F D E R PA X C H R I S T I - F R E I W I L L I G E N I E C U A D O R , D E U T S C H L A N D , P O L E N , M A Z E D O N I E N , PA L Ä S T I N A
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6 Monate sind mehr oder weniger vergangen und unsere 10 Freiwilligen setzen
ihre Berichterstattung aus insgesamt 5 Ländern der Welt fort.
Es ist der Wahnsinn, wie Schnell die Zeit vergeht und wie die anfänglich aben-
teuerliche Reise und all das Neue, zum Alltag wird. Wie neue Bekanntschaften zu
Freundschaften, neue Gerichte zu Lieblingsspeisen, neue Sprachen verstanden
werden und eine neue Kultur langsam ein Teil von ihnen wird.
Auf weitere 6 Monate voller neuer Erfahrungen in Polen, Deutschland,
Mazedonien, Jerusalem und Ecuador.
Mirko musste seinen Freiwilligendienst aus persönlichen Gründen abbrechen.
Wir wünschen ihm aus der Ferne alles Gute.
Und jetzt: Seien Sie gespannt auf all das, was unsere Freiwilligen noch zu erzählen
haben und blättern Sie einfach um!
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V O R W O R T
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5 L Ä N D E R1 0 F R E I W I L L I G EU N D S C H O NM I T T E N D R I N
2 . R U N D B R I E F D E R PA X C H R I S T I - F R E I W I L L I G E N
E C UA D O R , D E U T S C H L A N D , P O L E N , M A Z E D O N I E N , PA L Ä ST I N A
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Gated Community. Davon gibt es hier ziemlich viele, was wohl an der hohen Krim-
inalität liegt. Ich bin der Meinung, dass ich ziemliches Glück mit der Gastfamilie
hatte. Ich wurde hier herzlich aufgenommen und fühle mich weiterhin sehr wohl.
Ansonsten arbeite ich jetzt ja auch schon seit knapp 4 Monaten, und die Arbeit mit
den Kindern macht mir sehr viel Spaß – auch wenn ich meine Anforderungen an
die Kinder etwas senken musste, da die Kinder oft noch nicht lesen können, und
außerdem sind die Kinder alle sehr verspielt, was wohl teils daran liegt, dass sie
dazu zuhause keine Möglichkeit bekommen. Dazu habe ich allerdings in jeder
Klasse noch die jeweiligen Lehrerinnen, welche mich immer tatkräftig unterstüt-
zen, vor allem wenn es darum geht, die Kinder ruhig zu kriegen. Also die Arbeit
ist ganz sicher nicht immer stressfrei, da manche Kinder vor mir wenig bezie-
hungsweise keinen Respekt vor mir haben, und somit können manche Kinder
auch mal die Nerven rauben – da wird mir erstmal klar, wie anstrengend dieser
Beruf sein kann, mal eben 30 Kinder 5-6 Stunden am Tag zum Arbeiten
zu bringen. Allerdings freue ich mich trotzdem jeden Morgen wenn ich
in die Schule komme. Sobald ich den Klassenraum betrete, bin ich schon
von einer Horde Kinder umgeben, die mich umarmen wollen – jedes
mal aufs Neue ein wundervolles Gefühl den Kindern mit der Arbeit, aber
natürlich auch mit Spielen ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Somit
aber genug zur Arbeit – Ende Oktober bin ich mit dem Bus durch die
Anden nach Riobamba gefahren, um dort Andreas, den anderen Frei-
willigen in Ecuador von Pax-Christi, zu besuchen. Somit habe ich auch
die ersten Eindrücke von der „Sierra“ von Ecuador gemacht, und ich war
überwältigt von diesen Landschaftsbildern. vvZudem war ich aber auch
überwältigt von riesigen Märkten – von Obst und Fleisch bis zu Kleidung
und allerlei Elektronik-Waren. Auf den Lebensmittel- und Kleider-
märkten trifft man in Riobamba auf viele Indigenas, welche außerhalb
von Riobamba in Dörfern in den Anden leben und am Wochenende für
den Markt ihre Ernte und Kleidung in der Stadt verkaufen. Desweiteren
habe ich hier in Guayaquil mittlerweile auch andere deutsche Freiwillige
kennengelernt, die in einem Frauenhaus nahe meiner Schule arbeiten.
Mit denen versteh ich mich auch sehr gut, und wir unternehmen immer
mal wieder was. Vor nicht allzu langer Zeit war dann auch Weihnachten,
und für mich war es wohl ein sehr spezielles Weihnachtsfest – das erste
Mal ohne die eigene Familie und dann noch mit viel Hitze.
Allerdings auch von der Art des Festes und der Adventszeit
ist es anders als bei uns. An jedem Adventssonntag saßen
wir gemeinsam im Wohnzimmer, sangen 1-2 Weihnacht-
slieder, ein Gebet wurde vorgelesen, und danach setzte sich
jeder ein Ziel, das er in der kommenden Woche erreichen
bzw. einhalten wollte.
Die Weihnachtstage sahen so aus, dass wir am 24. abends in
die Messe gingen und danach gemeinsam nach La Joya zum
Haus von Roberto und Co. Fuhren, um dort bis in die Nacht
gemeinsam zu feiern. In der Schule hatten wir am Freitag,
den 21. auch eine Weihnachtsfeier mit den Kindern. Dazu
hat jede Klasse der Schule etwas vorbereitet und auf dem
Schulhof vorgeführt – es wurde getanzt, gesungen und im
Nachhinein noch viel gegessen. Im Endeffekt bin ich mit
etwa 5 Stücken Torte aus den verschiedenen Klassen und
weiteren Snacks nach Hause gegangen – zudem aber auch
mit wundervollen Erinnerungen, da jedes Kind mit einem
kleinen Geschenk und einem Lächeln im Gesicht nach
Hause gegangen ist. Zum Abschluss dieses Rundbriefes
ziehe ich nochmal ein Fazit aus der bisher vergangenen
Zeit: Ich bin sehr glücklich, dass ich die Chance bekommen
habe, ein Jahr hier in Ecuador zu verbringen, und ich bin
euch allen wirklich sehr dankbar über eure Unterstützu-
ng – ob finanziell oder mental. Ecuador ist ein unglau-
bliches Land, und ich habe mich in dieses Land verliebt,
auch wenn es manchmal sehr heiß wird… Aber selbst daran
gewöhne ich mich schon langsam. Die Menschen hier sind
unglaublich nett und offen, und ich hätte mir vor meiner
Ankunft hier niemals ausmalen können, wie Ecuador und
die Menschen hier sind. In den Medien und im Internet hört
man oft negative Sachen bezüglich der hohen Kriminalität
etc., sodass meine Erwartungen im Vorhinein komplett
anders waren, als es dann letztendlich hier ist – also ich bin
sehr positiv überrascht. Natürlich ist es aber auch gut, dass
ich vorgewarnt wurde, denn es gibt einige Viertel hier, in
die ich wohl lieber nicht alleine und vor allem nicht in der
Nacht besuchen sollte. Aber ich selbst lebe hier in einem
wohlhabenderem Viertel, und ich kann mich auch in der
Nacht problemlos draußen bewegen. Meine Schule liegt in
der Bastion Popular, dem einwohnerreichsten Gebiet in
Guayaquil mit viel verbreiteter Armut und somit leider auch
erhöhte Kriminalität. Aber solange man nicht permanent
mit seinem Smartphone in der Hand rumläuft und es den
Dieben so präsentiert und man einigermaßen darauf achtet,
wie die Straßen beziehungsweise die angrenzenden Häuser
aussehen, sollte man im Normalfall keine großen Probleme
kriegen. Und somit habe ich einen wichtigen Punkt für
mich schon gelernt: Man sollte sich selbst ein Bild von der
Welt machen, um nachvollziehen zu können, wie es den
Menschen an anderen Orten auf der Welt geht.
Feliz 2019 y Saludos!
Euer Lukas
Es wird mal wieder Zeit, dass ich
mehr von meiner Zeit hier in Ecuador
berichte. Mittlerweile sind nun
fast fünf Monate meiner Zeit schon
vergangen und ich hab auch einiges
wieder erlebt. Aber erst einmal
möchte ich euch ein bisschen mehr
über meine Gastfamilie erzählen.
Ich lebe im Haus von Yolanda und
German, einem älterem Ehepaar.
Deren Tochter Patricia ist sozusagen
meine Gastmutter und spricht auch
Englisch, sodass, wenn ich mal noch
Probleme mit der Sprache hab, diese
auch schnell gelöst sind. Der Bruder
von Patricia und die dazugehörige
Familie leben in „La Joya“ – einer Art
N A M E Lukas
L A N D & S TA DT Ecuador / Guayaquil
GUAYAQUIL
2 . R U N D B R I E F D E R PA X C H R I S T I - F R E I W I L L I G E N I E C U A D O R , D E U T S C H L A N D , P O L E N , M A Z E D O N I E N , PA L Ä S T I N A
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det, um zur Lagune Amrilla (4300 m) im Krater des El Altar zu wandern.
An Weihnachten habe ich die Kälte so sehr vermisst, dass ich mit einem
Freund und seiner Freundin, die beide in ihrem Leben noch nie Schnee
gesehen haben, zum zweiten Refugio (5000 m) des Chimborazo (6310 m)
gewandert bin. Denn ein Stück hinter dem Refugio fängt der Gletscher
und somit auch der Schnee an. Die beiden waren so begeistert, dass wir
einen Schneemann gebaut und Schneeengel gemacht haben. Sonst wurde
Weihnachten so ähnlich wie bei uns gefeiert, mit dem Unterschied, dass
es das festliche Essen am 23.12 um kurz vor Mitternacht gibt und die
Bescherung am Morgen des 24.12 stattfindet.
Silvester - oh Silvester….
Ich war sehr überrascht und sehr begeistert, wie hier Silvester gefeiert
wird. Hier gibt es viele verschiedene Traditionen, so gibt es tagsüber
vereinzelt Straßensperren, die von Kindern durchgeführt werden, die
sich so ein paar Cent für Süßigkeiten erbeuten wollen.
Vor vielen Häusern und Geschäften werden riesen Figuren aus Draht
und Pappe/Papier gebaut (Autos, Flugzeuge, Gitarren, Zeichentrickfig-
uren, Helden, Promis). Je später es wird, um so voller werden die Straßen.
Ab 22 Uhr geht im Straßenverkehr kaum noch etwas, da an so gut wie
jeder Kreuzung Jugendliche und erwachsene Männer in Frauenkleidung
einstudierte choreografierte Tänze tanzten und Ihre gebastelten Figuren
präsentierten. Um Mitternacht wird es dann laut, hell und warm. Es wird
wie bei uns Feuerwerk abgefeuert, dazu werden die riesigen Pappfiguren
abgebrannt. Ist der Feuerhaufen der Figur so in sich zusammengefallen,
dass man drüber springen kann, tut man dies, um das alte Jahr hinter
sich zu lassen. Viele schnappen sich einen leeren Koffer und legen ein
wenig Bargeld hinein, essen 12 Trauben und laufen einmal um den Block.
Dann war es schon soweit, und ich hatte mein Zwischenseminar in
Baños. Baños de Agua Santa befindet sich ca. 1 ½ Std. von Riobamba
entfernt und liegt in der Nähe des aktiven Vulcans Tungurahua. Baños
ist bekannt für seine Thermalbäder und die Ruta de las
Cascadas, eine Strecke, auf der man an vielen Wasserfällen
vorbeifährt und am Ende am Pailon del diabolo ankommt,
dem größten der Wasserfälle. Das Zwischenseminar hat
viel Spaß gemacht und war sehr interessant. Wir waren eine
kleine - aber super - Truppe.
Direkt nach dem Zwischenseminar war dann auch die
kirchliche Hochzeit des Sohnes meiner Gastmutter. Die
Hochzeit lief so ab, wie man es aus Deutschland kennt, mit
der Ausnahme, dass wirklich alle ununterbrochen bis spät
in die Nacht getanzt haben. Gefühlt gab es nur zum Essen
eine kleine Tanzpause. Mein Highlight in diesem Quartal
war definitiv die Tour zum und auf den Cotopaxi (5897
m). Leider haben wir es nicht bis auf den Gipfel geschafft,
da das Wetter umgeschlagen ist und uns extremer Wind
und Eis um die Ohren pfiff. Wir mussten leider 100 m vor
unserem Ziel aus Sicherheitsgründen umkehren. Aber
dieses Erlebnis, diese Erfahrung werde ich nie vergessen -
einfach unbeschreiblich. So, nun habt Ihr alle einen kleinen
Überblick über mein Leben und meine Arbeit in Riobamba.
Wie gesagt, während der Woche arbeite ich sehr viel in den
indigenen Dörfern. Das ist total spannend, und ich lerne
so viel Neues über die Menschen, dass es mich manchmal
sprachlos macht. Die Wochenenden verbringe ich mit
Freunden in den Bergen bei Kletter- und Wandertouren
– oder ich skate mit meinen Freunden im Skaterpark von
Riobamba.
Bis zum nächsten Brief - ich bin gespannt,
was sich bis dahin alles ereignen wird.
Andreas König
Zu allererst, mir geht es bestens!
Nun sind es schon 6 Monate, und ich fühle mich nach wie
vor zu Hause und bin mehr als glücklich, diesen Schritt
gegangen zu sein - und überhaupt die Möglichkeit hier
bekommen zu haben. Daher ein riesiges Danke an alle
Unterstützer, egal ob Spender, Mitarbeiter, Ehrenamtli-
che oder einfach die Menschen, die uns vor und während
unserer Zeit unterstützen! Ohne Euch wäre dies alles nicht
möglich! Meine Arbeit macht mir immer noch sehr viel
Spaß, ist sehr interessant und sehr abwechslungsreich.
Wir sind viel in den umliegenden indigenen Gemeinden
unterwegs, veranstalten Märkte und schauen uns die Pro-
duktion der verschiedensten Produkte an – vom Anbau bis
zu Fertigstellung. Zurück im Büro, erstelle ich dann Logos,
Infoblätter und Etiketten für die verschiedenen Produkte
und Gemeinden. So sehe ich sehr viel, und die Kultur und die
Traditionen werden mir so sehr nahe gebracht. Für mich ist
jeder Arbeitstag sehr interessant, da ich immer etwas Neues
dazu lerne. So habe ich beispielsweise dabei mithelfen
können, als in einem Dorf Vikunja-Schafe geschoren
wurden. Das passiert nur alle zwei Jahre. Sie liefern die
teuerste Wolle der Welt. Letztens sollte ich Fotos von der
Kartoffelaussaat im Hochland an Steilhängen machen.
Nachdem die Fotos geschossen waren, habe ich in weißer
Hose und weißen Turnschuhen mitgeholfen. Tat Hose und
Schuhen nicht so gut, hat mir aber gezeigt, wie hart die
Arbeit in den Dörfern der Anden ist. Meine Arbeitskollegen
und Kolleginnen sind sehr freundlich, und ich fühle mich
richtig wohl – wir lachen viel und verstehen uns super.
Meine Sprachkenntnisse steigern sich von Tag zu Tag, was
unter anderem auch daran liegt, dass ich nicht drum herum
komme, Spanisch zu sprechen, da auf der Arbeit wie
zu Hause und unter meinen Freunden niemand Englisch
spricht. In meiner Freizeit, also meistens an den Wo-
chenenden, bin ich sehr viel unterwegs, unternehme Wan-
derungen, mache Trekkingtouren oder erklimme die Gipfel
der Anden. Durch die Arbeit habe ich Patrick kennengelernt,
einen Deutschen, der seit 5 Jahren in Ecuador lebt und
arbeitet. Wir haben uns verabredet, eine Tour zur Nariz del
Diabolo zu machen, einer der schönsten Zugstrecken der
Welt. Sie führt von Riobamba nach Alausi und zur “Nariz del
Diabolo”, einem Berg der aussieht, wie eine Nase.
Da wir uns aber auf höhere Höhen vorbereiten wollten, sind
wir diese Stecke von Alausi zur Nariz del Diabolo und wieder
zurück zu Fuß gegangen und nicht mit dem Zug gefahren.
Eine sehr schöne und nicht allzu anspruchsvolle Tour! Nach
ca. 6 Stunden waren wir wieder zurück in Alausi. Auf der
Rückfahrt im Bus unterhielten wir uns über andere Touren,
und so begann unsere Freundschaft und Wanderpartner-
schaft. Zwei Wochen später hatten wir uns wieder verabre-
N A M E Andreas
L A N D & S TA DT Ecuador / Riobamba
RIOBAMBABuenos Dias!
2 . R U N D B R I E F D E R PA X C H R I S T I - F R E I W I L L I G E N I E C U A D O R , D E U T S C H L A N D , P O L E N , M A Z E D O N I E N , PA L Ä S T I N A
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СкопјеMy name is Natasa Panic. I come from Bosnia and Herzegovina. I am 20 years old. For the volunteer service in Germany I heard from my friend, so after finishing high school I decided to apply as a volunteer. It was very interesting for me because I had experi-ences as a volunteer in my country. I arrived in Germany in November last year. The first emotions that went through me were excitement and fear of the unknown. It’s very difficult to get used to a new environment for everyone. For me was hard because I am first time alone, without my parents and friends in the new country. But in time, it’s getting easier. I am happy because I get new experiences and I help people who need it. Naturally, language is a big obstacle, but I think every day it’s getting easier to com-municate at work. I am very happy that I have opportunity to be here. As someone who had the opportunity to volunteer both in my country and here with the people who need it, I can only give praise here. In my country people with disabilities have no chance to live and work normally. And they are badly accepted by society. Also, I am very happy to meet new friends in Germany. To get to know myself because this is first time that I have to be independent. It’s not easy for me but also not so hard. Everyday here you can learn something new and that is very important for me.
Здраво
N A M E Natasa
L A N D & S TA DT Mazedonien / Скопје
Hallo! Ich heiße Aleksandar Jovicic. Ich bin 25 Jahre alt. Ich
komme aus Bosnien und Herzegowina. Ich bin Freiwilliger
in Deutschland.
Last year in June, one of my friends told me about volun-
teering in Germany in Pax Christi organisation. Volunteer-
ing work is consisted of helping people with disabilities in
daily life obligations. I really like working with a people. I
finished school for nurses and I have experience in that job,
so working with people with disabilities was not strange
to me. I decided to start volunteering. Helping people with
disabilities was not only reason why I came to Germany. I
came to Germany to lear German, to meet new culture, new
friends...
I came to Germany in September last year and I will stay
here until September this year. First days were difficult for
me. Everything is different here than in my country. Biggest
different for me is food. I needed some times to get used
on German food. I live and work in Aachen. Aachen is very
nice city. In October I started language school. German is
a little bit complicated because of the grammar, but I am
giving myself best to learn it. My language school finished
in December. Also in October I starter working. Work in not
hard. I am satisfied with my job. Helping people makes me
happy. My work is consisted of helping people with disabil-
ities with personal hygiene like a showering or brushing
teeths. Also, I am helping them with going to toilet, or
changing diaper to people who need it.
I am preparing food for them and helping them with eating.
I prepare them coffee and what else they want to drink.
Sometimes I go to buy food with some of them. I spend
a lot of time to speak with them because I think its very
important for them. In the evening I help them going to bed.
Sometimes I go for a walking with them.
I don’t have a lot of free time. I really miss doing sport. I
wish I could do some sport, but right now I don’t have a
lot of free time. Every day I am working afternoon, four,
five or six days in a week from 14:00 to 22:00. Sometimes
when I work six days in a week it makes me tired. I met a
lot of people here. People are very nice. I don’t have a lot
of friends here, I am spending most of the time with my
roomate Nataša. I also have couple friends from my working
place and from language school. I like traveling, and when
I have free time I travel to nearby places. In November I had
seminar in Cologne and it was very interesting. Seminar
was about volunteering in Germany. I met people from all
around world. Next seminar I have in March in Karlsruhe.
I am used to living in Germany. Im happy because I am here.
N A M E Alexandar
L A N D & S TA DT Deutschland / Aaachen
AACHENPozdrav!
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Cześć, der zweite Rundbrief beginnt genau wie der erste, ich
sitze in meiner Wohnung in Oświęcim und starre das leere
Word-Dokument an. Mit meinen gesammelten Erfahrun-
gen, Begegnungen und Erlebnissen während meiner Zeit in
Polen könnte ich jetzt schon ein ganzes Buch füllen, wie soll
ich das nur auf zwei Seiten zusammenfassen?
Ich schaue die Bilder der vergangenen Monate auf meinem
Smartphone durch und suche nach Anhaltspunkten. Der
Zug der Erinnerung, der Besuch im deutschen Konsulat
in Krakau, der 100. Unabhängigkeitstag Polens, mein
On-arrival-Seminar, Weihnachten und Silvester… Ich fühle
mich wie Zuhause, das Vergangene erscheint mir greifbarer
geworden. Die Blase, in der ich die ersten Monate verbracht
habe, hat sich aufgelöst, das heißt aber nicht, dass ich die
Faszination an der Kultur, der Sprache oder den Menschen
in Polen verloren hätte, im Gegenteil. Das Leben in
Oświęcim nicht aus der Perspektive einer Urlauberin wahr-
zunehmen, gibt mir die Möglichkeit, das Ganze mit einer
gewissen Objektivität zu betrachten. Meine Polnisch-Ken-
ntnisse reichen mittlerweile, um mich im Alltag zurecht
zu finden, meistens verstehe ich mehr, als ich selber sagen
kann. Kleinere Unterhaltungen kann ich schon recht gut,
nur mit der polnische Grammatik habe ich mich noch nicht
wirklich angefreundet: „Ale dla chcącego nic trudnego“
(aber wo ein Wille ist, ist auch ein Weg). Auch in meiner Ar-
beitsstelle hat sich eine gewisse Routine eingestellt, die un-
terschiedlichen Gruppen und die verschiedenen Menschen
machen meine Arbeit dennoch aufregend und vielseitig.
Der Zug der Erinnerung
Eine der aufregendsten Gruppen war der Zug der Erin-
nerung an das ehemalige Konzentrationslager Auschwitz
mit 500 Teilnehmern und Teilnehmerinnen aus Frankreich
- angefangen bei der Organisation der Gruppe, den Bussen
und Schlafplätzen bis hin zu den Aktionen und Führungen.
In meiner Realschulzeit habe ich die bilinguale Klasse
besucht und hatte bis zur 10. Klasse die meisten Unter-
richtsfächer auf Französisch, da ist natürlich klar, dass ich
die Führung durch die Synagoge und das jüdische Museum
auf französisch machen möchte. Gesagt, getan. In “Klein-
gruppen” von etwa 100 Schülern und Schülerinnen habe
ich die Möglichkeit, meine Französischkenntnisse auf die
Probe zu stellen, was in den Gruppen schon für den ein oder
anderen lustigen Moment gesorgt hat. Als ich mit einer
Schülerin eine interessante, interkulturelle Diskussion über
den Patriotismus im heutigen Deutschland führen konnte,
ohne darauf vorbereitet zu sein, war ich ein wenig stolz.
Nach dem Abschied am Bahnhof war die Gruppe auch schon
wieder auf dem Weg nach Frankreich, und das nächste
große Event stand vor der Tür.
100. Jahrestag der polnischen Unabhängigkeit
Am 11. November 1918 wurde Polen unabhängig – nach
gut einem Jahrhundert der Fremdherrschaft. Dafür hatten
viele Polen lange gekämpft. Zur Feier des 100. Unabhän-
gigkeitstages gab es, über mehrere Tage verteilt, zahlreiche
Veranstaltungen und Aktionen in Oświęcim. Die ganze
Stadt war geschmückt in den Farben der polnischen Flagge,
und auf dem Marktplatz fand eine Veranstaltung nach
der anderen statt. Ich habe geholfen, die längste Flagge
Oświęcims zu mahlen, habe mir verschiedene Vorträge und
Ausstellungen von Künstlern und Schülern zu den wichtig-
sten “Vätern der Unabhängigkeit” angesehen und konnte
jedes Museum der Stadt kostenlos besuchen, wenn ich ein
weißes oder ein rotes T-Shirt trug. Nach der Enthüllung
des Unabhängigkeitsdenkmals, das extra für diesen Tag
restauriert und umgebaut wurde, versammelten sich viele
Menschen auf dem Marktplatz, um vor dem Start des 11.
Kilometerlaufs gemeinsam die Nationalhymne zu singen.
Es hat sehr viel Spaß gemacht, mehr über Polen zu erfahren
und Patriotismus auf eine andere Art kennenzulernen. Auf
dem Marktplatz angekommen, kommt eine Frau auf mich
zu und fragt, ob sie mich schminken darf, und bevor ich
richtig antworten konnte, hatte ich eine weiß-rote Flagge
auf meiner Wange. Sie lächelt mich an und sagt: „Sehr
schön!“. Bis der 11. Kilometerlauf beendet war, hat sie sich
mit mir über die Ausstellungen und die längste Flagge
Oświęcims unterhalten.
Einige etwas ruhigere Tage später bin ich für eine Woche in
die Hauptstadt Polens gefahren.
On-arrival-Seminar in Warschau
Auch wenn ich schon ein paar Monate in Oświęcim
verbracht habe und eben nicht mehr “on arrival” war, war
das Seminar eines meiner Highlights der vergangenen
Monate. Vom Inhalt her ähnelte das On-arrival-Seminar
dem Seminar in Berterath, vor einigen Monaten zusammen
mit den Pax-Christi-Freiwilligen. Besonders interes-
sant wurde das Seminar erst durch die unterschiedlichen
Teilnehmer und Teilnehmerinnen aus 19 verschiedenen
Ländern, unter denen ich viele neue Freunde gefunden
habe. Zusammen waren wir etwa 35 Freiwillige, die ihren
Freiwilligendienst in Polen verbrachten. Das machte die
englischen Diskussionsrunden über die Politik im eigenen
Land, Religion oder auch Vorurteile und Tabuthemen sehr
lebhaft. Ich konnte meine Polnisch-Kenntnisse verbessern
und habe in einem kleinen Polnisch-Kurs den Unterschied
zwischen palić und zapalić kennengelernt, zusammen mit
einem anderen Freiwilligen über die Motivationen für den
Freiwilligendienst sprechen und in Kleingruppen die Stadt
erkunden, während wir Informationen über die Arbeit von
NGOs (Nichtregierungsorganisationen) in Polen gesammelt
haben. Nachdem wir ein paar Mal erfolglos zu verschie-
denen NGOs in Warschau gelaufen sind, haben wir schlus-
sendlich eine Frauenrechtsorganisation gefunden, die ein
Interview mit uns machen wollte. Natürlich ist auch unsere
Freizeit nicht zu kurz gekommen. Die Innenstadt war mit
der Straßenbahn leicht zu erreichen und die Freizeitange-
bote in Warschau sind groß. Es hat sehr viel Spaß gemacht,
die Stadt zu erkunden vom Kulturpalast bis zur Kara-
oke-Bar. An meinem vorletzten Abend in Polens Haupt-
stadt bin ich zusammen mit ein paar anderen Freiwilligen
warmes Bier mit Zimt trinken gegangen. Sie waren überra-
scht, dass ich vorher noch nie heißes Bier getrunken habe,
weil sie dachten, das sei eine typisch deutsche Tradition.
Um ehrlich zu sein, wusste ich auch nicht, dass warmes Bier
gegen Erkältung helfen soll.
Weihnachten und Silvester
Weihnachten ist in Polen ein sehr traditionsreiches Fest; im
Gegensatz zu den meisten Deutschen sind die Polen sehr
religiös. Das Weihnachtsessen darf zum Beispiel nicht aus
Fleisch bestehen, stattdessen wird viel Fisch (vor allem
Karpfen) gegessen. Ich war ein wenig überrascht, als ich
zum Einkaufen in den Supermarkt gegangen bin und eine
Tonne voll mit lebenden Fischen gesehen habe. Na gut, sie
waren vielleicht etwas zu groß für ein Aquarium, aber viel-
leicht gab es ja genug Teiche in der Nähe. Seit ich gesehen
habe, wie ein Mitarbeiter einen der Fische aus der Tonne
nahm und ihn, ohne zu zögern, köpfte, habe ich einen
großen Bogen um den Supermarkt gemacht. Eine weitere
Traditionen ist das Brechen der Oblate. Jeder bekommt eine
Oblate und geht damit zu einem anderen Familienmitglied.
Bevor man die Oblate bricht und mit dem anderen teilt,
wünscht man sich gegenseitig Glück für die Zukunft. Eine
schöne Tradition, die ich selber an meinen Kollegen auf
einer kleinen Weihnachtsfeier testen durfte.
Silvester habe ich in Krakau verbracht. Für diesen Anlass
habe ich den Zungenbrecher “Szczęśliwego Nowego Roku!”
(Frohes Neues Jahr) auswendig gelernt. Es gab mehrere
große Bühnen mit unterschiedlichen Programm, und viele
Menschen aus den unterschiedlichen Teilen der Erde haben
zusammen gefeiert.
Ich bin mir sicher, dass das neue Jahr auch viele neue Er-
fahrungen, Begegnungen und Events bereithält. Ich freue
mich jetzt schon, euch in meinem nächsten Rundbrief
vom 74. internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer
des Holocaust zu erzählen, für den etwa 60 ehemalige
Häftlinge anreisen werden.
Pozdrawiam serdecznie, Alina
N A M E Alina
L A N D & S TA DT Polen / Oświęcim
OŚWIĘCIMCześć
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Krzyżowahere we go again. Weitere drei Monate sind ins Land gegangen, und noch
immer bin ich in Kreisau, und meine Aufgaben und Tätigkeiten sind, im
Grunde genommen, dieselben wie zu Beginn meines Friedensdienstes.
Bis auf meine Wohnsituation und die Umgebung um mich herum hat
sich in Kreisau nicht viel geändert.
Ich wohne noch immer auf dem Gelände über dem Kindergarten, jedoch
habe ich eine neue Mitbewohnerin namens Laura. Laura ist 25 Jahre alt
und macht ein dreimonatiges Praktikum in der Fundacja. Zu Beginn
war ich etwas unsicher, und Laura und ich mussten uns erst aneinander
gewöhnen, doch schnell fanden wir viele Gemeinsamkeiten, und ehe
wir uns versahen, kochten wir zusammen Abendessen, sprachen über
unsere Lieblingsserien und saßen jeden Abend mit einer Tasse Tee in
der Küche und sprachen über unseren Tag.
Mittlerweile ist Laura wieder in Erfurt und ich wohne zum ersten Mal
alleine. Es ist in Kreisau durchaus leicht, sich etwas allein zu fühlen,
vorallem weil es einem so vorkommt, als wäre man von jeglicher Zivil-
isation abgeschnitten. Um der Einsamkeit vorzubeugen, habe ich mir
ein Banjo gekauft, und zum Leidwesen aller versuche ich jeden Abend
für eine halbe Stunde zu `spielen .̀ Meine Banjo-Fähigkeiten beschränk-
en sich leider auf drei Akkorde, bei denen ich nicht müde werde, sie in
Endlosschleife hintereinander anzuschlagen. Aber immerhin habe ich
etwas gefunden, dass mich in meiner Freizeit beschäftigt.
Wenn ich gerade nicht meinem neuen Hobby nachgehe, treffe ich
mich gerne mit den anderen Frewilligen in dem Café, das hier auf dem
Gelände ist. Mittlerweile verstehen wir uns ziemlich gut miteinander,
und wenn wir am Wochenende nichts zu tun haben, gehen wir gerne
in den Schlosskeller, um zu tanzen, oder treffen uns in Swidnica und
gehen Pizza essen. Doch leider sehen wir uns nicht so häufig, wie uns
lieb wäre, weil wir nicht zusammen auf dem Gelände wohnen, und
zwischen den ganzen Jugendbegegnungen und Projekten kann es sehr
schwierig werden, einen Termin zu finden, wo wir alle fünf Zeit haben.
Doch durch mein On-arrival-Seminar im November in Warschau
habe ich viele Kontakte zu anderen Freiwilligen knüpfen können. Zum
Beispiel habe ich mich mit einer Freiwilligen aus Frankreich, die in
Lublin ihre Einsatzstelle hat, sehr gut verstanden. Und wir planen
bereits, uns gegenseitig im Juni zu besuchen. Mein nächstes Seminar
ist im April, und ich freue mich bereits, ein paar bekannte Gesichter
wiederzusehen.
Der Dezember und Januar war eine schwierige Zeit für mich, weil wir
nur eine Handvoll Gruppen in Kreisau hatten und ich dadurch leider
kein einziges Projekt hatte. Ich war ziemlich bedrückt, weil ich mir
ohne Aufgaben sehr nutzlos vorkam. Dazu kam natürlich noch, dass
es so früh dunkel wurde und man nach der Arbeit nicht einmal mehr
spazieren gehen konnte, weil es in Kreisau und der Umgebung erheblich
an Laternen mangelt. Mir widerstrebte es auch, im Dunkeln im Wald
spazieren zu gehen, was ich im Sommer und Herbst hier durchaus gerne
gemacht habe. Und so saß ich nach der Arbeit in meiner Wohnung und
habe Serien geschaut.
Im Dezember war auch der Abschied von Anna Rzym, einer Pädagogin
aus unserem Team, mit der ich sehr gerne zusammengearbeitet habe.
Sie war die Verantwortliche für die Pralnia (Waschhaus),
wo unsere Kunstworkshops stattfanden, und gab mir die
Aufgabe, mich um die Räumlichkeiten und Materialien
in der Pralnia zu kümmern. Ich habe mich darüber sehr
gefreut, weil ich sowohl die Erlaubnis habe, den Brennofen
zu benutzen, als auch Materialien zu bestellen, die ich für
Workshops brauche.
Meine künstlerischen Fähigkeiten werden noch immer
sehr oft benötigt, und mir gefällt die Gelegenheit, meiner
Fantasie in verschieden Workshops und auf Papier freien
Lauf zu lassen. So auch mit einen Entwurf für das Logo
der Fundacja, das ich Ende Dezember für das kommende
30jährige Jubiläum entworfen habe. Leider konnte es aus
verschiedenen Gründen nicht genommen werden, was uns
jedoch nicht daran hindert, es auf Postkarten zu drucken,
die man an der Rezeption kaufen kann. (Bild 2)
Im Januar kam der Gedenkstättenleiter Dominik Kret-
schmann auf mich zu und fragte, ob ich mir vorstellen
könnte, einem Mädchen aus dem Dorf einmal in der Woche
Englisch-Nachhilfe zu geben. Für mich war das eine will-
kommene Abwechslung vom Büroalltag, und ich nahm das
Angebot dankend an. Seitdem sehe ich Maja nicht nur jeden
Montag, sondern auch jeden Freitag im Café, und ich helfe
ihr bei den Hausaufgaben und Vokabeln. Mir macht der
Nachhilfeunterricht so viel Spaß, dass es mich bestärkt hat,
den Beruf als Lehrer für Englisch in Betracht zu ziehen.
Einen Monat später gab es ein Treffen zwischen den
Freiwilligen und unseren Koordinatoren, in denen wir
gemeinsam die letzten Monate reflektierten und uns
Gedanken um unsere zukünftige Arbeit in der Fundacja
machten. Schnell fiel auf, dass die Wintermonate nicht
nur mich belastet haben, sondern die anderen Freiwilligen
sich ebenfalls nicht gut gefühlt haben. Wir besprachen in
der Gruppe, was wir tun könnten, um uns besser und vor
allem gebrauchter zu fühlen, und es kamen viele Ideen
zusammen, wie zum Beispiel einen Instagram-Account von
uns Freiwilligen zu gestalten oder unser eigenes Projekt mit
Themenworkshops zu den Europawahlen zu organisieren
und zu leiten. Genauso haben wir auch darüber gesprochen,
was uns in unserem Team fehlt und wie wir uns die Zeit in
Kreisau vertreiben können, wenn es wieder einmal keine
Projekte gibt. Wir beschlossen, unsere Polnisch-Hausauf-
gaben gemeinsam nach der Arbeit im Café zu erledigen, um
uns gegenseitig zu helfen und zur gleichen Zeit zusammen-
sitzen, lachen und reden zu können.
Denn trotzdessen, dass ich bereits sechs Monate in Kreisau
bin, fing unser Kreisau-Polnischunterricht erst im Februar
an. Mich hat das leider sehr gestört, weil ich mir sehr
gewünscht habe, in dem Jahr polnisch zu lernen. Von dem
Sprachkurs aus Stettin weiß ich leider nicht mehr viel.
Umso besser finde ich es, dass wir jetzt alle zusammen
polnisch lernen und Tetjana (die Freiwillige aus der
Ukraine) uns allen eine große Hilfe dabei ist.
Ende Februar war meine erste Jugendbegegnung in diesem
Jahr. Dieses Projekt war eine ganz besondere Heraus-
forderung für uns alle, weil es nicht nur eine deutsch-pol-
nische Begegnung war, sondern eine deutsch-polnisch-ts-
chechiche. Die Kinder der deutschen Gruppe kamen aus
einem Heim für Familien mit Problemen, die polnischen
Schüler waren von einer Eliteschule, und die tschechiche
Gruppe war eine Pflegemutter mit zehn Kindern und
einigen Freunden von ihnen. Die Gruppen hatten Teilneh-
mer, die zwischen sechs und siebzehn Jahren waren.
Wir beschlossen, die Gruppe in zwei Altersgruppen aufzu-
teilen. In der einen Guppe waren Kinder, die zwischen sechs
und zwölf Jahren waren, und in der anderen Gruppe waren
die Kinder, die zwischen 13 und 17 Jahren waren. Uns war
klar, dass wir mit der jüngeren Gruppe keinesfalls eine
´normale´ Jugendbegnung anleiten konnten, und so bes-
chlossen wir, so viele Ausflüge wie möglich mit der Gruppe
zu unternehmen. Es gab einige Herausforderungen, die
mich oft an meine Grenzen gebracht haben. Oftmals lag es
daran, dass viele der jüngeren Kinder sich nicht lang genug
konzentrieren konnten und die älteren Kinder unterfordert
waren. Dazu kam auch noch ein weiteres offensichtli-
ches Problem: die Sprache. Wie bereits gesagt, hänge ich
mit meinem Polnisch sehr hinterher, und da ich und auch
kein anderer Pädagoge aus dem Team tschechich sprach,
brauchten wir oft mehrere Anläufe, bis die Aufgabenstel-
lung klar war und alle Fragen geklärt waren.
Hinzu kam auch, dass ich eigentlich der älteren Gruppe
als Betreuung zugewiesen war, jedoch die jüngere Gruppe
deutlich mehr Unterstützen benötigte, als uns allen klar
war. Und somit geschah es, dass mein erstes Projekt
auch zugleich mein zweites Projekt war, denn ich musste
zwischen beiden Gruppen hin und her springen und baute
in der einen Woche schlappe 7,5 Überstunden auf.
Letztendlich hat es beiden Gruppen sehr gefallen, und wir
haben viel positives Feedback bekommen. Mittlerwei-
le verstehe ich, was die anderen Freiwilligen im August
meinten, als sie sagten, dass die Arbeit sehr unbalan-
ciert ist, vorallem im Wintertief. Das Wintertief habe ich
miterlebt und hoffentlich auch überstanden, immerhin
sind es bereits wieder Plusgrade, und die Gesellschaft der
anderen und mein Banjo haben mich davor bewahrt zu
verzweifeln. Ich hoffe nur, dass ich in den kommenden
Monaten deutlich mehr Gruppen habe, und durch verschie-
dene Seminare, an denen ich teilnehmen werde, öfter aus
Kreisau herauskommen werde. Immerhin wurden gerade
drei Jugendbegegnungen, in denen ich eigentlich eingeteilt
war, storniert. Aber davon will ich mich nicht herunterzie-
hen lassen, immerhin gibt es ja eine Menge in Kreisau zu
tun, wie zum Beispiel die Renovierung des Clubraums, die
Ada (meine Mentorin) mir bereits freudig zugeteilt hat.
Ich freue mich bereits sehr auf den Frühling in Nieder-
schlesien und habe zusammen mit den anderen Freiwil-
ligen bereits mehrere Ausflüge geplant. Unter anderem
wollen wir das Schloss in Wałbrzych (ein wahrer Zungen-
brecher) besuchen und öfter nach Wrocław (Breslau) fahren.
Und bei den ganzen aufkommenden Frühlingsgefühlen hat
Karolina (meine Koordinatorin) sich auch noch vorgenom-
men, mich zu verkuppeln...Gott, steh mir bei.
Die einzige Sache, die mir Sorgen bereitet, wenn ich an den
Frühling denke, sind die Hochzeiten, die in den wunder-
schönen alten Gemäuern von Kreisau gefeiert werden.
Die Feiern können ziemlich laut werden, und wenn man
(wie ich) auf dem gleichen Gelände schläft, auf dem auch
gefeiert wird, bedeutet das ein paar schlaflose Nächte für
mich.
Aus dem herrschaftlichem Büro in Kreisau,
Henriette Lipok
Cześć liebeLeserinnen und Leser,
N A M E Henriette
L A N D & S TA DT Polen / Krzyżowa
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2 120
Ich beginne die Fortsetzung meines Freiwilligendienstes
in Szczecin Anfang November des Jahres 2018. Der elfte
November war in dem Jahr nämlich ein ganz besonderes
Datum, denn ganz Polen feierte die 100-jährige Unabhän-
gigkeit des Landes. Seit Wochen bereiteten sich die Kinder
wie auch die Betreuer unserer Swietlica darauf vor: Geplant
war ein Konzert mit patriotischen Liedern und Gedichten
für die Eltern und Gemeinde. Wir übten wochenlang mit
dem Musiker der Gemeinde. Er spielte Bassgitarre, eine
Betreuerin Akustikgitarre und ich Klavier. Die Kinder
sangen die auswendig gelernten Lieder. Die Bühne war mit
hundert Luftballons in den polnischen Nationalfarben,
weiß und rot, geschmückt. Alle trugen ein weißes Oberteil,
und jedem Mädchen hatten wir vorher zwei Zöpfe geflocht-
en. Nach dem Auftritt, der sogar im regionalen Fernsehen
ausgestrahlt wurde, gab es Kaffee und Kuchen. Der Tag
war wirklich ein einmaliges Erlebnis. Ich beobachtete vor
allem die stark ausgeprägte Liebe, vor allem der polnischen
Kinder zu ihrem Heimatland, was in Deutschland schon
eher ungewöhnlich wäre.
Nach drei Monaten alleinigem Wohnen sollte nun der
erste italienische Mitbewohner Alessio Bimbi, 27 Jahre
alt, anreisen. Leider hatte ich mich schon so sehr an das
Alleineleben gewöhnt, dass meine Freude auf Mitbewohner
sich in Grenzen hielt. Dennoch hoffte ich natürlich, dass
mein neuer Mitbewohner ein Unkomplizierter und Netter
sein würde. Alessios Aufenthalt in Stettin dauerte genau
eine Nacht, in der er mich stürmisch aufweckte und mich
bat, ihm einen Flixbus nach Berlin zu buchen, denn er hätte
soeben eine Panikattacke gehabt und möchte so schnell wie
möglich zurück nach Italien. Kurze Zeit später kam dann
erneut ein Italiener. Davide war ordentlich und freundlich.
Worauf ich mich aber schon lange am meisten gefreut
hatte, war, dass meine Familie zu Besuch kommen würde.
Für ganze viereinhalb Tage kamen sie nach Stettin. Mein
Bruder, Papa und meine Mama kamen an einem winterli-
chen Donnerstagmorgen. Geplant war, dass mein Bruder
bei mir im Zimmer schlafen würde und meine Eltern
bei den Nonnen, die über meiner Swietlica wohnen. Wir
frühstückten am Morgen der Ankunft zusammen bei mir
in der Wohnung und schleppten mein Klavinova und meine
Wintersachen, die meine Familie mitgebracht hatten, die
Treppen hoch. Denn ich plane, nach meinem Freiwilligen-
jahr ein Musikstudium anzutreten, und zum Üben für die
Aufnahmeprüfung brauchte ich ein Klavier. Danach fuhren
wir zu meinem Arbeitsplatz, ich zeigte meiner Familie
alles, und meine Eltern richteten sich oben in dem freien
Zimmer der Nonnen ein. Das verlängerte Wochenende war
Allerdings werde ich in Kürze anfangen, zwei Tage in der
Woche Englisch- und Deutschunterricht für Senioren zu
geben. Darauf freue ich mich schon sehr. „Blut geleckt”
habe ich in meiner Swietlica, weil ich vielen Kindern dort
Deutschnachhilfe gebe und ich merke, dass mich das
fordert.
Das letzte spannende Ereignis waren die zweiwöchigen
Winterferien, die Anfang Februar 2019 geendet haben.
Jeden Tag gab es ein tolles Programm. Sowohl Ausflüge
ins Schwimmbad, in die Trampolin-Halle oder ins Haus
des Brotes als auch Workshops zum Thema „Gesunde
Ernährung” oder „Verhalten im Straßenverkehr” sch-
weißten mich und die Kinder stark zusammen. Ab-
schließend hatten wir eine Karnevalsparty zusammen
mit der Swietlica, wo Stefano arbeitet, und ich war als
„Frühling” verkleidet.
Ansonsten mache ich in meiner Freizeit viel mit Freunden.
Wir gehen oft in eine Bar, in der man sich so gut wie jedes
Brett- oder Kartenspiel ausleihen kann und den ganzen
Abend spielt. Außerdem ist Stettin eine Stadt der kosten-
losen Veranstaltungen für mich. Auf Facebook findet man
ganz zum Beispiel kostenlose Jazzkonzerte oder Tanzkurse.
Solche Angebote sind immer super, um neue Leute ken-
nenzulernen. Ich übe auch viel Klavier, weil ich eine junge
selbstständige Klavierlehrerin kennengelernt habe, mit
der ich mich auf Anhieb super verstand. Sie kommt jeden
Mittwoch zu mir nach Hause und unterstützt mich beim
Vorbereiten auf die Aufnahmeprüfung.
In der Frühlingszeit sind schon viele Reisen geplant: Ende
März geht es mit einer spanischen Freiwilligen nach Oslo,
Norwegen, Mitte April mit meiner besten Freundin aus
Deutschland nach Prag und im Juni ist dann noch eine Reise
durch Polen geplant.
Ich kann den Frühling kaum mehr abwarten und freue mich
auf alles, was noch kommt!
sehr intensiv, und ich habe es sehr genossen, nach drei
Monaten meine Familie wiederzusehen.
Dann brach langsam die Weihnachtszeit ein und mit ihr
eine neue italienische Mitbewohnerin. Aurora, 19 Jahre alt,
wohnte ab jetzt mit mir in einem Zimmer. Sie ist sehr nett
und wir sind schnell sehr eng zusammengewachsen. Mit
unserer neuen Koordinatorin Ewa fuhren wir zusammen an
einen tollen See in Stettin, bastelten Weihnachtsbäume und
sangen Weihnachtslieder (ja, wer mit mir zusammenlebt,
muss sich ab November schon Weihnachtslieder antun).
In dieser Anfangszeit mit den Italienern habe ich mich
nicht ganz so wohl gefühlt, weil ich das Gefühl hatte,
sowohl meine Koordinatorin als auch meine Mitbewohner
ruhten sich sehr stark darauf aus, dass ich sowohl Polnisch
als auch Englisch flüssig spreche. Denn Ewa verstand am
Anfang kaum ein Wort Englisch, und ich diente immer
als Übersetzerin. Die Italiener hatten überhaupt keinen
Drang, Stettin zu erkunden, und waren sehr lustlos. Immer
wenn sie etwas brauchten, baten sie mich um Hilfe, ohne es
erst selbst auf Englisch zu versuchen. Irgendwann sprach
ich mein Problem an, und sie begannen, sich selbst zu
kümmern. Davide musste dann leider seinen Freiwilligend-
ienst abbrechen, wegen eines Jobangebots.
Es folgte ein Tagestrip nach Berlin, und anschließend war
Weihnachten. Über Weihnachten fuhr ich nach Kassel und
genoss die Zeit mit der ganzen Familie. Silvester verbrachte
ich in Stettin mit meinen Freunden, und Anfang Januar ging
es dann mit deutschen Freunden und Familie nach Österre-
ich in den Skiurlaub.
Als ich zurückkam, war wieder ein neuer Italiener
angereist, der erstaunlicherweise bis heute in Stettin ist.
Ich merkte, dass ich Abwechslung in meinem Alltag
brauchte, und plante ein Gespräch mit dem Chef der Caritas
Stettin. Für den Frühling wollte ich gerne öfter morgens
anfangen zu arbeiten. Bis jetzt streckten sich meine Ar-
beitszeiten ja über den Nachmittag. Bei der Gelegenheit
sprachen wir auch andere Probleme an, bei denen Ewa uns
nicht half, weil sie es immer vergaß. Zum Beispiel funk-
tionierte das W-LAN nicht richtig, die Termine für mein
Mid-Termseminar standen immer noch nicht fest und
Ewa konnte immer noch kaum Englisch. Uns wurde viel
versprochen, von dem der Großteil nicht erfüllt wurde
Cześć undherzlich
willkommen
N A M E Mia
L A N D & S TA DT Polen / Szczecin
Szczecin
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2322
Скопје
Unternehmungen in und außerhalb Skopjes
Meine Freizeit nutze ich, um Mazedonisch zu lernen, und singe zweimal pro Woche im Chor. Außerdem habe ich mittlerweile liebe Freunde gefunden, mit denen ich Zeit verbringe, und es passieren immer wieder verschiedene Veran-staltungen in Skopje. Auf langen Spaziergängen durch Skopje und auf Skopjes Hausberg Vodno sowie beim Canyon Matka lässt sich immer wieder etwas Neues entdecken und die schöne Natur bewundern. Doch auch außerhalb von Skopje und Umgebung konnte ich Mazedonien etwas besser kennenlernen. Mit einer anderen Freiwilligen reiste ich nach Debar, im Westen Mazedoniens und wir übernachteten in einem orthodoxen Nonnenkloster. An dem Klosterleben teilhaben zu dürfen war eine spannende Erfahrung. Außerdem hatte ich die Möglichkeit, Tetovo, eine Stadt im Nord-Westen Mazedoniens, die auch als das regionale Zentrum der großen albanischen Minderheit in Mazedonien gilt, und Ohrid, eine Stadt im Süd-Westen, die für den wunderschönen Ohrid-See, der zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt und ihre angeblich 365 Kirchen bekannt ist, zu besuchen.
Zweimal Weihnachten und zweimal Neujahr
Viel schneller als erwartet stand dann auf einmal Weihnachten vor der Tür. Dieses Jahr hatte ich das Glück, gleich zweimal Weihnachten feiern zu dürfen, einmal am 24.12 -26.12 in Deutschland mit meiner Familie und dann in Mazedonien das orthodoxe Weihnachten am 06/07.01. Eigentlich ging es schon am 05.01 los mit dem Nachbarschaftsfest Kolede, bei dem sich die Nach-bar*innen um Lagerfeuer treffen, warmen Rakija trinken und plaudern und singen. Am 06.01 ist dann Heiligabend, der mit einem Festmahl im Kreis der Familie begangen wird. Traditionell ist das Essen ‘posno’, das heißt vegan und Fisch, denn im orthodoxen Glauben wird vor Weihnachten gefastet. Am 07.01 dürfen dann auch wieder Fleisch und Milchprodukte gegessen werden, und es finden Weihnachtsgottesdienste und Festessen im Rahmen der Familie statt. Auch ich war in der Kirche und war bei den Eltern meiner Mitbewohnerin zum Weihnachtsessen eingeladen. Und dann wurde natürlich auch noch Neujahr
gefeiert. Das wurde einmal am 31.12/01.01 mit einem großen Feuerwerk und vielen Menschen auf den Straßen gefeiert. Doch nach dem orthodoxen Kalender wird auch am 13.01/14.01 gefeiert. Dazu gehört der Brauch, ein Brot zu teilen, in dem eine Münze eingebacken ist. Dem oder der Finderin der Münze verheißt sie ein glückliches Jahr. Und dann kommt noch die sogenannte ‘Wasserweihe’ am 19.01., bei der ein Priester ein Kreuz in den Fluss schmeißt und viele Menschen hinterhersprin-gen. Wer das Kreuz findet, dem ist ein besonders segensreiches Jahr vorausgesagt. So beginnt mein Jahr also voller interessanter Erlebnisse.
Mittlerweile brauche ich keinen Reiseführer durch Skopje mehr, vielmehr ist die Stadt zu meinem zweiten Zuhause geworden. Ich habe echte und metaphorische Gebirge erklommen, un-endliche Spaziergänge am Fluss Vardar entlang unternommen, viele schöne Panoramablicke genossen und neue Perspektiven erhalten und so viele liebe Menschen und ihre (Gast-)Freund-schaft kennengelernt. Danke! Ich bin wirklich froh, hier sein zu dürfen.
In meinem Reiseführer durch Skopje findet sich vorne ein Zitat von Žarko Kujundziski (mazedonischer Autor), welches meine Zeit hier in Skopje gut widerspiegelt: „In der Breite erstreckt sich Skopje zwischen Gebirgen, in der Länge am Vardar entlang, in der Höhe hoch zu den zahlreichen Panoramablicken und in der Tiefe hin zu seiner Gastfreundschaft.“ Nun bin ich schon seit fünf Monaten in Skopje und es gibt viel zu berichten aus der vergangenen Zeit.
Zentrum für soziale Initiativen Nadez: Schneeballschlacht,
verflixte deutsche Grammatik und eine Menge Spaß
Mittlerweile sind die warmen Tage des goldenen Herbsts vergangenen und der Winter ist auch in Skopje eingekehrt. Vor kurzem hat es zum ersten Mal geschneit und wir haben mit den Kindern im Schnee gespielt und einen Schneemann gebaut,wobei die Kinder eher Freude daran hatten, mich in einen Schneemann zu verwandeln... Im Moment haben die Kinder Winterferien und dementsprechend keine Hausauf-gaben, so dass wir Zeit für andere Aktivitäten wie Workshops, Basteln und Spielen haben. Bis vor kurzem waren wir dagegen noch ganz fleißig: Hausaufgaben machen, lesen, schreiben und Mathe üben und Englisch pauken. Für die älteren Kinder stand ein Deutsch-Test in der Schule auf dem Programm, sodass ich gemeinsam mit dem anderen deutschen Freiwilligen spontan einen Deutsch-Kurs organisierte. Dabei wurde mir mal wieder bewusst, wie kompliziert die deutsche Grammatik doch ist. Hut ab, vor jedem Menschen, der oder die Deutsch als Fremdsprache lernt! Doch es ist nicht nur so, dass wir den Kindern eine neue Sprache beibringen, sondern es funktioniert auch andersrum. So lerne ich nicht nur immer etwas Mazedonisch dazu, wenn ich im Bildungszentrum arbeite, sondern einige Kinder beschlos-sen auch, mir Romani beizubringen. Doch nicht nur Lernen stand auf dem Programm. Die Kinder bereiteten auch noch eine Neujahrs-Feier vor und studierten dafür verschiedene Tänze, Gedichte und Theaterstücke ein.
Forum Ziviler Friedensdienst: Viel zu lernen und neue Gesichter
Auch beim Forum Ziviler Friedensdienst, meiner anderen Arbe-itsstelle, hat sich einiges getan. So haben wir seit Kurzem zwei neue Kolleginnen, und unser Team ist auf sechs Personen ange-wachsen. Meine Aufgaben bestanden in der vergangenen Zeit oft darin, dabei zu helfen, die Ankunft der neuen Kolleginnen vorzubereiten, zum Beispiel Informationen für die Einarbeitung zusammenzustellen etc.. Meine Kollegen stellen sicher, dass ich in möglichst viele verschiedene Arbeitsbereiche hineinschnup-pern kann und möglichst viel lerne. So durfte ich meinen Chef beispielsweise in den Kosovo begleiten, wo er einen Vortrag zum Umgang mit Trauma in einer Post-Konflikt-Gesellschaft hielt. Durch meine Arbeit beim Forum lerne ich viel über die Geschichte und Gesellschaften Südosteuropas und wie Wege in eine friedlichere Zukunft gestaltet werden können.
Ein neuer Name für das Land, ein Politiker auf der Flucht...
turbulente Zeiten in der Politik
Ehemalige jugoslawische Republik Mazedonien, Republik Makedonien... was denn nun? In der Debatte um Mazedoniens Namen könnte nun bald mehr Klarheit herrschen. Denn vor Kurzem hat das mazedonische Parlament einige sehr kon-trovers diskutierte Verfassungsänderungen verabschiedet, die den Namen des Landes zu Nord-Mazedonien ändern, wie es in dem Prespa-Abkommen, mit dem Griechenland und Maze-donien ihre jahrzehntelangen Spannungen beilegen wollen, gefordert wird. Für diesen Bericht bleibe ich jetzt aber erst einmal bei Mazedonien, da das griechische Parlament auch noch das Abkommen ratifizieren muss, bevor die Veränderun-gen dann umgesetzt werden. Im Vorfeld der Abstimmungen kam es zu einigen friedlichen Demonstrationen der Gegner der Namensänderung und hitzigen Debatten. Unter anderem hieß es, dass sich die Regierung die für die Verfassungsänderungen nötige 2/3 Mehrheit notwendigen Stimmen der Abgeordneten aus der größten Oppositionspartei VMRO-DPME dadurch sicherte, indem sie Angehörigen der VMRO-DPME-Partei, die 2017 in einer Schlägerei im Parlament beteiligt waren, Amnestie gewährte. Dass dann auch noch dem ehemaligen Premiermin-ister und Mitglied der VMRO-DPME-Partei Gruewski, der wegen Korruption verurteilt wurde, die Flucht nach Ungarn gelang, wo er Asyl erhielt, trug nicht unbedingt zur Beruhigung der Debatte bei. Es bleibt also spannend, wie sich Dinge in der noch relativ jungen Republik entwickeln.
Здраво
N A M E Lara
L A N D & S TA DT Mazedonien / Скопје
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2524
محل تيب
jemand Vertrauen in die Behörden, und jeder befürchtet, dass das Geld
einfach „verschwinden“ wird und niemand davon etwas zurückgezahlt
bekommt. Es bleibt abzuwarten, wie sich das Ganze entwickelt.
Insgesamt ist das Leben hier recht normal - zumindest deutlich
normaler, als viele erwarten würden. Es gibt nur einzelne Momente, in
denen man daran erinnert wird, dass man eben doch nicht in einer „ganz
normalen“ Region lebt. Dies passierte z.B., als neulich in Jerusalem eine
Straße in unmittelbarer Nähe zu meiner Arbeit gesperrt
wurde, um ein vermeintlich explosives Objekt zu entschär-
fen, oder auch die Unannehmlichkeiten, die immer mit dem
Überqueren des Checkpoints verbunden sind (obwohl ich
mich natürlich glücklich schätzen darf, diesen überhaupt
überqueren zu dürfen, im Gegensatz zu vielen anderen
Menschen, die hier leben).
„O Bethlehem, du kleine Stadt, wie stille liegst du hier“,
heißt es in Phillip Brooks bekanntem Adventslied. So
stille war Bethlehem in letzter Zeit - und besonders zu
Weihnachten - jedoch nicht. Das 20. Weihnachten meines
Lebens war zugleich auch das erste, das ich nicht zuhause
mit meiner Familie verbrachte, aber definitiv das bisher
einzigartigste und eines der schönsten. Traditionell ziehen
an Weihnachten jeden Jahres Pfadfindergruppen aus ganz
Palästina mit Dudelsäcken, Saxophonen, Klarinetten,
Trompeten und diversen Trommeln durch Bethlehem. Da
ich, seitdem ich hier bin, in eine solche Gruppe eingetre-
ten bin, zog auch ich am 24. Dezember, Weihnachtslieder
spielend, mit meinem Dudelsack durch Bethlehem. Dabei
war besonders schön zu sehen, wie sehr sich die Zuschauer
(sowohl viele Einheimische als auch jede Menge Touristen)
über den Umzug freuten. Über all diese Begeisterung vergaß
man glatt die Kälte und irgendwann auch die Erschöpfung,
die sich gegen Ende des Tages immer mehr bemerkbar
machten. Am Abend des 24. besuchte ich die Christmette in
der Katharinenkirche (die katholische Nachbarkirche der
orthodoxen Geburtskirche). Diese war an sich recht schön,
doch mit lauter Kameras und auch jeder Menge Touristen
nicht sonderlich besinnlich.
Den 25. verbrachte ich tagsüber mit der Familie eines
Freundes, mit der ich zusammen feierte und aß (es gab ein
typisches Weihnachtsessen bestehend aus Reis mit Joghurt
und Lammfleisch). Am Abend stand noch eine Party der
Pfadfinder an, die ein bisschen einem Abi-Ball ähnelte, nur
dass viel mehr getanzt wurde (eigentlich wurde damit nur
zum Essen aufgehört).
Insgesamt waren der Advent und Weihnachten in
Bethlehem eine sehr volle, aber unglaublich schöne Zeit
und definitiv ein einmaliges Erlebnis, das ich so schnell
nicht vergessen werde. Ich kann jedem nur empfehlen,
diese Erfahrung einmal zu machen.
Allerdings besteht Bethlehem nicht nur aus Weihnacht-
en (obwohl es für die unterschiedlichen Konfessionen an
gleich drei unterschiedlichen Tagen gefeiert wurde), und so
möchte ich auch noch von den anderen Dingen berichten,
die hier geschehen und die ich mache.
Zum Ende des Jahres haben wir einige Projekte abge-
schlossen, darunter ein Umwelt-Programm in einem
nahegelegenen Dorf, wo es vor allem um Müll-Probleme
ging. Momentan sind wir recht viel mit Abrechnungen
beschäftigt, was ein sehr bürokratisches und mühseliges
Unterfangen ist, aber auch nicht ganz unwichtig. Außerdem
habe ich ein paar neue Deutsch - und Englischschüler, da
das erste Semester in den Schulen und Universitäten vorbei
ist, weswegen nicht mehr für Prüfungen gelernt werden
muss, sondern fleißig Deutsch und Englisch studiert
werden kann. Bei meinen Schülern, die ich schon etwas
länger unterrichte, ist es auch immer wieder schön zu
sehen, wie sie Fortschritte machen und sich stetig ver-
bessern. Ich selber bin auch noch stetig am Lernen. So kann
ich inzwischen arabisch komplett lesen und schreiben
und spreche auch in meinem Alltag (mit Freunden und auf
Arbeit) fast ausschließlich arabisch. Inzwischen kann ich
auch hebräisch ganz gut lesen und etwas sprechen, was
ich in den nächsten Monaten noch verbessern werde. Die
Sprachkenntnisse waren bei meinen Reisen sehr behil-
flich, z.B. wenn ich nach dem Weg gefragt habe oder etwas
bestellen wollte. In den letzten Monaten habe ich jedes
Wochenende Ein- oder Zweitagestrips zu unterschiedlichen
Städten in Palästina und Israel unternommen, und ich finde
es sehr interessant und erfrischend, wie unterschiedlich
die verschiedenen Städte und Menschen sind. Somit gibt
es immer etwas Neues zu entdecken, selbst wenn man
die Städte bereits kennt. Besonders schön finde ich, dass
Jerusalem selbst nach den nahezu 5 Monaten, die ich jetzt
hier bin, nie langweilig wird. So fahr ich sehr häufig an
freien Tagen nach Jerusalem, um mir dort neue und inter-
essante Dinge anzuschauen.
Demnächst wird mich meine Familie besuchen kommen,
mit der ich mir weitere Städte in Israel und Palästina
anschauen werde und denen ich mein Leben hier zeigen
kann.
Momentan finden viele und große Streiks in ganz Palästina
statt, die sich gegen das neue Sozialgesetz der Palästi-
nensischen Autonomiebehörde richten, welches jedem
Arbeiter eine feste Rente sichern soll. Allerdings hat kaum
„O Bethlehem,du kleine Stadt“
N A M E Fabian
L A N D & S TA DT Israel/Palestina / محل تيب
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Impressum
Herausgeber:
pax christi Diözesanverband Aachen
Klosterplatz 7, 52062 Aachen
Anja van Lück (ViSDP)
Auflage: 100 Exemplare
Versand und Kontrolle:
pax christi Diözesanverband Aachen
Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt.
©pax christi Diözesanverband Aachen
Der Inhalt der Artikel gibt die Meinung der Freiwilligen wieder. Die Artikel
sind ungekürzt und unzensiert veröffentlicht und geben daher nicht immer die
Meinung von pax christi wieder.
Die pax christ Freiwilligendienste werden gefördert von:
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