Wu Wei
Eine Kollektion vonDana Samina Erhard & Ella Josephine Ebsen
Berlin, 2012
Übe dich im Nichttun,und alles fügt sich zum Guten.1
—Laotse
1. Laotse 2003, S.17
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Wir haben Laotse beim Wort genommen und das Ergebnis halten Sie in den Händen. Ganz schön gewagtes Motto für eine Bachelorarbeit? Wir kennen diese Bedenken, wollten aber kein Risiko scheuen, als wir unsere Reise durch das Reich der Mitte antraten. Wir wählten den Weg der Intuition, des Sich treibenlassens von den Eindrücken aus diesem facettenreichen Land — China. Aus den Impulsen, dem Wissen und unserer Wahrnehmung ist eine Kollektion entstanden, geleitet von Spontanität und Leidenschaft, von Frauen für Frauen.
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Einleitung
Impuls
Gesine ThompsonS. 12
Daoismus und seine Ausläufer
S. 14
Urbanisierung: Zwischen Tradition
und ModerneS. 18
Wissen
Modegeschichte ChinasS. 22
Go East– Verschwimmen kultureller
Grenzen im DesignS. 26
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Kollektions Konzept
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Fazit
Index
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Gesine Thomson
Der erste Impuls zu diesem Thema war Gesine Thomson. Sie ist eine in Deutschland ausgebildete, international tätige Architektin, KonzeptDesignerin und Künstlerin. In ihrem Bereich gilt sie als visionär. Sie gründete das World Consciousness Center in New York und hat den Vorsitz und die Direktion von GT Architectural Design inne.
In der Vergangenheit war sie in verschiedene Großprojekte in volviert und beriet u.a: the Nour Foundation, Virtue Foundation, Newington Cropset Foundation, UC Berkeley, UCLA, National Defense University, members of the Pentagon and members of the United Nations.
Thomson verfolgt in ihren architektonischen Konzepten die Idee, für den Menschen und seine Umwelt eine nachhaltige und ausgeglichene urbane Umgebung zu schaffen. Gesine Thomson definiert sich selbst als ›social architect‹:
›In the broadest sense, the definition of a social architect is a person who translates society’s wants and needs into a physi-cal, well-built structure. They have to thoroughly understand society’s structure, culture and operational codes under which their designs must conform‹2
Die humane Herangehensweise Thomsons an die Architektur geht einher mit unseren idealen Vorstellungen des Modeschöpfens: So wohl die Planung von Häusern und Städten als auch das Kreieren von Mode stellen den Menschen und seine Bedürfnisse in den Fokus.
Aktuell ist sie an der Entwicklung, der Planung und dem Ausbau der chinesischen Stadt Langfang zu einer Smart City beteiligt und hat hier den Auftrag erhalten, das Wahrzeichen der Stadt zu bauen: den Solar Plexus.
Josephine lernte die Architektin während ihrer Arbeit als Verkäuferin in einer Berliner Boutique kennen. Da Thomson sehr an Mode interessiert ist, entstand die gemeinsame Idee, eine Kollektion, inspiriert von den Bauplänen des Solar Plexus, zu entwerfen.
Die Architektonischen Entwürfe des Bauwerks dürfen aus rechtlichen Gründen leider nicht in dieser Arbeit gezeigt werden.
2. Vgl. Herald, 2008Fröhling 2003, S. 39
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Solar Plexus
Die chinesische Stadt Langfang liegt in der Provinz Hebei zwischen den beiden Städten Bejing und Tianjin. Im Rahmen des großangelegten Städtebaus in China ist geplant, die Stadt zu erweitern. Im Zentrum Langfangs wird das Wahrzeichen, der Solar Plexus, liegen. In der Anatomie bezeichnet der Solar Plexus ein autonomes Geflecht sympathischer und parasympathischer Nervenfasern. Das sogenannte ›Sonnengeflecht‹ verschaltet und leitet Informationen weiter, die bestimmte Funktionen der inneren Organe regulieren. Die traditionelle chinesische Medizin und die ChakrenLehre sieht den Solar Plexus als Zentrum des Körpers. Dem Element Feuer entsprechend steht er für Balance und emotionale Stabilität, Zufriedenheit und Sinnfindung im Leben.
Metaphorisch steht der Name des Wahrzeichens für einen positiven und energetischen Mittelpunkt der Stadt, der den Menschen als Anlaufstelle dienen soll.
Der Entwurf des Bauwerks lässt den chinesischen Drachen Long und sein Pendant Fenghuang kreisförmig verschmelzen, die runde Form ist hochkant auf einem Sockel positioniert. Ähnlich dem Yin und Yang Prinzip verstehen sich Long und Fenghuang als Gegenspieler. Die runde, fließende Formensprache des Bauwerks ist eng verknüpft mit der chinesischen Philosophie des Daoismus und der Lehre des Feng Shui. Gesine Thomson erklärte uns, diese kulturellen Einflüsse in ihrer Architektur berücksichtigt zu haben. Die Fassade des Bauwerks wird wandelbar und mit verschiedenen Lichtinstallationen und Projektionen bespielbar sein.
Die sozialarchitektonische Grundidee Thomsons, die Hintergründe, Strukturen und Codes einer Kultur zu erfassen, um die Wünsche und Bedürfnisse der Gesellschaft in ihren Bauwerken zu berücksichtigen, aber auch das nicht allzu ergiebige Entwurfsmaterial zum noch nicht entstandenen Bauwerk, inspirierten uns dazu, den Blick etwas zu weiten und uns mit zwei in diesem Zusammenhang auftauchenden, spannenden Themen zu befassen:
Zum einen mit der traditionellen Gestaltungslehre des Fengshui und der Lebensphilosophie des Daoismus und zum anderen mit dem modernen Städtebau in China und der Bedeutung der Urbanisierung für den Menschen und die Mode.
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Der Daoismus und seine Ausläufer
Der Daoismus zählt neben dem Konfuzianismus und dem Buddhismus zu den drei Weltlehren, auf deren Anschauungen sich das Denken und Fühlen der ostasiatischen Welt seit mehr als zweitausend Jahren beruft. Die Ideen des Daoismus auf den Punkt zu bringen, fällt reichlich schwer, denn jeder begreift und erfasst die Lehren dieser Philosophie auf unterschiedliche Weise. Eine Vielzahl an Interpreta tionen hält die tatsächliche Aussage des Daoismus offen, denn die daoistischen Theorien basieren auf keiner linear statt finden den Ent wicklung und lassen sich auf keinen Begründer oder Propheten zurückführen, wie beispielsweise im Christentum oder Buddhismus.3 Der Daoismus unterliegt einer stetigen Wandlung und Neuinterpretation, er soll helfen ›die Harmonie von Mensch und Natur zu erhalten, beziehungsweise wiederherzustellen‹4.
Als einer der wohl bekanntesten Vertreter und Lehrmeister des Dao ismus gilt der weise Eremit Laotse, der Verfasser des Daodejing (Tao Te King) – dem Buch vom Weg. In 81 Kapiteln sucht er Wege und Richtlinien für ein ›Leben in vollkommenen Einklang mit dem So sein der Dinge‹5.
Aus dem ewigen Versuch heraus, die abstrakte Weltanschauung des Daoimus zu erfassen, haben sich immer neue Ideen, Theorien, Prinzipien und philosophische Ansätze entwickelt. So gilt der Daoismus unter anderem als Mutter aller Feng ShuiSchulen, dem globalen Lebensprinzip des Yin und Yang und der FünfElementeTheorie. Wobei all diese Begrifflichkeiten und Ideen stark miteinander verbunden sind, da sie doch alle auf der ›Lehre des Weges‹ basieren. Allen gemein ist das Bestreben nach einem harmonischen Leben im Einklang mit der Natur.6
Feng ShuiFeng Shui (chinesisch: Wind und Wasser) ist eine in China begründete Philosophie, die heutzutage auch großen Anklang in der westlichen Welt findet. Das Bestreben der Feng Shui Schulen ist es, eine praktische Umsetzung des Daoismus zu lehren. Sie beschreiben Richtlinien und Regeln für eine Lebensweise, die eine Harmonisierung des Menschen mit seiner Umgebung garantieren soll. Durch eine bewusste Gestaltung
3. Vgl. Miller 20124. Fröhling 2003, S. 395. Laotse 2003, S. 96. Im Zusammenhang mit dem Daoismus erwiesen sich insbesondere folgende Texte als
hilfreich: Fröhling 2003 und Miller 2012.
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des Lebensraums und des Lebensalltags soll alles, was sich auf den Men schen negativ ausüben könnte, ferngehalten werden. Die Prinzipien des Feng Shui dienen der Vermeidung alles Störenden.
Besonders häufige Anwendung findet das Feng Shui in der Gartenplanung, im Häuserbau, der Zimmereinrichtung und der traditionellen chinesischen Medizin.
FünfElementeTheorieDie FünfElementeTheorie geht davon aus, dass mit Hilfe der Tierkreiszeichen jeder Mensch einem der fünf Elemente zugeordnet werden kann und sich daraus Charaktermerkmale eines jedes einzelnen festmachen lassen. Die fünf Elemente sind Holz, Feuer, Erde, Metall und Wasser. Nach Zuordnung des Elements ist es anschließend möglich, das innere Gleichgewicht bzw. Ungleichgewicht des jeweiligen Menschen zu analysieren und bei einer gegebenen Unverhältnismäßigkeit entsprechend zu behandeln. Dies geschieht häufig über Akupunktur oder eine spezielle Diät. Die Theorie sagt, dass der ganze Körper von einer großen Anzahl an Meridianen durchzogen ist, deren Stimulation sich positiv oder negativ auf den Menschen auswirken kann. Als Meridiane bezeichnet man Energiebahnen, die den ganzen Körper durchziehen. Dabei handelt es sich aber nicht um ein anatomisches Gefäßsystem sondern um eine Aneinaderreihung von Akupunkturpunkten, die miteinander im Zu sammenhang stehen. Bei auftretenden Problemen wird untersucht, ob etwaige Blockaden vorliegen, um diese anschließend zu lösen.
Außerdem kann ein gewisses Unwohlsein auch auf einer falschen Ernährung beruhen. Alle Nahrungsmittel lassen sich nach dieser Theorie einem der fünf Elemente zuordnen und müssen bei der Ernährung beachtet werden. Ein Übermaß oder ein Mangel innerhalb eines Elements muss über die Nahrung ausgeglichen werden um die wohltuende Balance zu erhalten.7
7. Vgl. Seefelder 2010
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Yin und YangYin und Yang beschreiben das harmonische Gleichgewicht zweier Gegen sätze, sie bedingen einander und bilden zusammen eine Einheit. Die Begrifflichkeiten repräsentieren ein stetig andauerndes Wechsel spiel aller Erscheinungen der sichtbaren und unsichtbaren Welt. ›Denn die YinYangTheorie geht von der Wahrnehmung eines allumfassenden und deshalb allen Dingen innewohnenden Charakters der Gegensätzlichkeit und gegenseitigen Ergänzung aus. Durch die unterschiedlichen Zustände beider Energien entsteht zwischen ihnen eine Spannung, die die Be we gung und damit das Leben ermöglicht.‹8
Zur Veranschaulichung sollen hier ein paar Beispiele zur Vorstellung von Yin und Yang aufgeführt werden.9
Yin YangErde HimmelWinter Sommerrund, oval spitzweiblich männlichinnen außenRuhe AktivitätIntuition Intellektemotional rationalFenghuang Long
Long und Fenghuang
Wie oben bereits erwähnt, stützt sich das Bauwerk Solar Plexus auf Prinzipien des Yin und Yang und deren Verkörperungen Long und Fenghuang. Zum besseren Verständnis dieser Kollektion sollen beide Antagonisten hier kurz beschrieben werden.
LongDer Drache, Chinas wohl berühmtestes Fabelwesen, ist dort allgegenwärtig und ziert alles nur Mögliche vom billigen Porzellanbecher bis zum teuren Schmuck.
8. Fröhling 2003, S. 62.9. Anschauung übernommen aus Fröhling 2003, S.63
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Als Urahn der Menschen und Beherrscher des Wassers ist er we sentlicher Bestandteil der chinesischen Kultur. In sich vereint er die Merkmale neun unterschiedlicher Tierarten: Er besitzt den ‹Kopf eines Kamels bzw. Pferdes, die Augen eines Dämons oder Teufels, die Ohren eines Ochsen, das Geweih eines Hirsches, den Hals einer Schlange, den Unterleib einer Muschel, die Klauen eines Adlers, die Tatzen eines Tigers und den schuppigen Körper eines Fisches.‹10 Long versinnbild licht so wohl Kraft, Weisheit, Fruchtbarkeit, Gutherzigkeit als auch Glück. Bereits das I Ging – das Buch der Wandlungen – verweist auf die bedeutungsschwangere Stellung des Drachen.
Im Gegensatz zu dem im westlichen Kulturkreis verbreiteten Bild des Drachens ist Long kein feuerspeiendes Wesen, sondern wird ge meinhin als Wasserdrache bezeichnet, er ist Regenbringer und Vorbote für eine ertragreiche Ernte.
Long wird zur figurativen Darstellung des Begriffes ›Yang‹ und steht somit für das Männliche, das Rationale, das Äußere, den Intellekt, das Aktive. Die Jahre des Drachen verheißen besonderes Glück und üben in mancherlei Hinsicht beachtlich großen Einfluss auf die Lebensgestaltung einiger Chinesen aus.11
FenghuangLong gegenüber steht das ergänzende Pendant Fenghuang, eine mit dem Feuer assoziierte, vogelartige Erscheinung, die häufig mit einem Phönix verglichen wird, aber keinesfalls mit diesem gleichgesetzt we rden darf. Fenghuang ist ein unabhängiges Fabelwesen das nicht mit der westlichen Vorstellung eines Phönixes einhergeht. Er kann respektiv als der Urvater aller Vögel bezeichnet werden. In seinem Aussehen ähnelt er einem Pfau, trägt aber den Kopf eines Hahnes und hat die Beine eines Kranichs. Er steht für ›Barmherzigkeit und großzügige Hilfe‹.12
In der Kräftelehre Yin und Yang verkörpert Fenghuang das Yin. Er repräsentiert das Weibliche, das Emotionale, das Innere, die Intuition und das Passive.
10. Zirkel 201211. Vgl. hierzu auch Maier-Bode 201212. Reichholf 2012, S. 62
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Urbanisierung: Zwischen
Tradition und Moderne
Die Regierung Chinas, der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt, hat Pläne, in den kommenden Jahrzehnten 400 Millionen Bauern in die Städte zu locken. Das bedeutet, dass jedes Jahr 10 – 20 Millionen Menschen – das entspricht der Einwohnerzahl Pekings – urbanisiert werden.Diese Urbanisierung soll als Antriebskraft für öko nomisches Wachstum im Land dienen, denn die traditionelle Landwirtschaft, insbesondere der Anbau von Reis, erzielt nicht annähernd so hohe Gewinne wie technische Herstellungen in Fabriken und so ist geplant, durch den Bau von neuen Fabriken und Industrieparks die Produktionskapazität des Landes zu steigern.13
Die bestehenden Megastädte Shanghai, Peking und Guangzou können dem Wachstum und Zuzug nicht mehr gerecht werden, sie gelten als ungesund, überfüllt und nicht nachhaltig.14 Aufgrund dessen entstehen riesige, neue Städte auf dem Reißbrett. Vielerorts bedeutet das: Fabrik neben Fabrik und dazwischen ein paar Wohnblöcke.
Die Planung der Stadt Langfang, in die Thomson involviert ist, basiert hingegen auf den Modellen der Smart Cities15. Aufbauend auf den Säulen: Smart Economy, Smart Mobility, Smart Environment, Smart People, Smart Living und Smart Governance soll die Lebensqualität der Menschen und der Umwelt verbessert werden. Solche ungewöhnlichen ›grünen‹ Städtebauprojekte erscheinen nach haltig futuristisch.
Diese Form der Urbanisierung in China, komplette Städte aus zum Teil brachem Land zu stampfen, ist neuartig. In Europa brach die Welle der Urbanisierung Anfang des 19. Jahrhunderts herein, dadurch haben sich die Städte auch hier immer weiter in die Natur ausgebreitet. Allerdings handelte es sich um schon bestehende, gewachsene Städte, die zwar ihren Charakter veränderten, jedoch eine Geschichte hatten. Die neu errichteten Städte in China dagegen sind traditionslos und so wird
13. Der Abschnitt ›Urbanisierung‹ bezieht sich v.a. auf Hoffmann 2011 und Rimmele 2012. Anschauung übernommen aus Fröhling 2003, S.63
14. vgl. Hoffmann 2011, S. 6815. vgl. Giffinger 2007
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esich der Bruch zwischen Tradition und Moderne für die urbanisierte Land bevölkerung ungleich unvermittelter vollziehen.
Für die vor allem jungen chinesischen Dorfbewohner ist der Umzug in die Stadt verbunden mit Hoffnungen auf mehr Wohlstand, bessere Lebensbedingungen und größere Bildungschancen für die nachfolgende Generation. Dennoch können die Kehrseiten des neuen urba nen Lebens auch bedeuten: Verlust der kulturellen Identität, Anonymisierung und Naturentfremdung.
Dieses Spannungsfeld zwischen Tradition und Moderne wollten wir in unsere Kollektion einfließen lassen. Es könnte sich im Verschwimmen der Grenzen zwischen traditioneller Kleidung und einem globalisierten, urbanen Style manifestieren.
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Modegeschichte Chinas
Die nachfolgenden Erscheinungsformen der chinesischen Modegeschichte beziehen sich ausschließlich auf die Gewänder und die Garderobe der Herrscherklasse, da sie besser im Bewusstsein der westlichen Hemisphäre verankert sind. Und auch dabei wird das Hauptaugenmerk auf einzelne Elemente der höfischen Bekleidung vergangener Dynastien gelegt, die Einzug in diese Kollektion gehalten haben. Diese sind weite, angeschnittene Ärmel, der Qipao, ein runder Hals aus sch nitt und der allgemein bekannte chinesische Stehkragen. Außerdem bedarf der im westlichen Ausland allgemein hin unter dem Namen ›MaoAnzug‹ bekannte Sun-Yat-senAnzug einer näheren Betrachtung, da dieser gerade einen neuen Aufschwung erlebt. So war zum Beispiel die Kollektion industrial disillusion des Designers Tillmann Lauterbach zur Eröffnung der Herrenwoche der Pariser Fashion Week geprägt von der Formsprache des MaoAnzuges.16
Die Tförmig angeschnittenen, mal mehr oder weniger weiten Ärmel der chinesischen Hofgewänder gelten wohl als eine der bekanntesten Merkmale chinesischer Mode. Im allgemeinen Sprachgebrauch werden diese häufig als ›Kimonoärmel‹ bezeichnet. Dieser Begriff sollte jedoch mit Vorsicht verwendet werden, da es sich hierbei um eine japanische Bezeichnung handelt, die sich auf den Kimono bezieht. Die weiten, oft schon der Taille entspringenden Ärmel sind ein Gestaltungsprinzip der chinesischen Bekleidung, das sich mitunter bis ins Altertum zurückverfolgen lässt, aber auch heute noch anzutreffen ist. Ihre Hochform erreichten die angeschnittenen Ärmel in der Song–Dynastie zwischen dem 10. und 13. Jahrhundert. In dieser Zeit reichten die Ärmel häufig fast bis zum Boden.
Ebenso wie der angeschnittene, weite Ärmel lässt sich durch die Jahrhunderte hinweg ein runder Halsausschnitt in der Modegeschichte Chinas beobachten. Auffällig hierbei ist der nahezu perfekte Kreis, den der Ausschnitt beschreibt. Diese Ausschnittform fand häufig Gebrauch bei Übergewändern und Jacken und machte es möglich, die oft reich verzierten Stehkrägen auch dann zur Schau zu stellen, wenn die Wetterbedingungen das Tragen einer Jacke erforderten.
Nicht weniger populär scheint der chinesische Stehkragen, dessen Ursprung in der MingDynastie (14.–17. Jahrhundert) liegt und
16. Vgl. Markert 2012vgl. Hoffmann 2011, S. 68
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anschließend sowohl bei der männlichen also auch der weiblichen Hofgesellschaft der QingDynastie (17.–20. Jahrhundert) verbreitet war. Einzug in die weibliche Mode erhielt der Stehkragen in jener Zeit über die Entstehung des Qipao, ein langes Kleid, unter den MandschuFrauen. Auffällig hierbei ist der Verschluss des Kragens, der direkt auf dem Sternum liegt, dem Tian Tu Akupunkturpunkt.
Der traditionelle Qipao zeichnet sich vor allem durch seinen geraden, lockeren Schnitt aus und ist in etwa fußlang. Entwickelt von den MandschuFrauen in der QingDynastie, erlebte die QipaoMode in den frühen 20er Jahren einen erneuten Aufschwung und wurde auch im westlichen Kulturraum bekannt. Unter den Einflüssen der westlichen Mode durchlebte der Qipao eine Vielzahl von Wandlungen und tritt heute in verschiedenen Erscheinungsformen zu Tage. Gleich bleibt lediglich der traditionelle Stehkragen.17 Eine heute weit verbreitete Form ist die ungefähr knielange, sehr taillierte Variante mit übergeschnittenen Schultern, die häufig auch als SuzieWongKleid bezeichnet wird. (Dieser Ausdruck ist auf den Roman The World of Suzie-Wong des britischen Autors Richard Mason zurückzuführen.) Bereits über 300 Jahre alt, ist der Qipao noch immer fester Bestandteil der chinesischen Modewelt.
Das männliche Pendant zum Qipao bildet der Sun-Yat-sen-Anzug, dessen Ursprung auf den Begründer und ersten Präsidenten einer bürgerlichen Republik Chinas, Sun Yatsen zurückzuführen ist. Dieser entwarf die uniformähnliche Jacke 1911 als Staatstracht für ein modernes China.
›Jedes Detail hatte symbolische Bedeutung. So standen etwa die drei Manschettenknöpfe für Suns Volksprinzipien: Volkswohl, natio naler Volksstaat und Volksherrschaft. Die fünf zentrierten Knöpfe sollten an Verfassungsrechte und Gewaltenteilung erin-nern, die vier Außentaschen und Innentasche an konfuzianische Staatstugenden und die Kontrolle gegen Machtmissbrauch.‹18
1929 wurde der Anzug unter Chiang Kaishek zur Amtstracht erhoben, aber erst als Mao Tsetung in diesem Anzug 1949 am Tor des Himmlischen Friedens die Volksrepublik China ausrief, wurde eben dieser welt
17. Vgl. Xun, 1985, S. 19918. Ebd. S. 228 ff.
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weit unter dem Namen MaoAnzug bekannt. Das Besondere an dem Anzug ist vor allem die einreihige Anzugjacke. Sie wird mit fünf Knöpfen geschlossen und hat zwei aufgenähte Brust taschen und zwei seitlich aufgenähte Pattentaschen, die mit Knöpfen verschlossen werden können. Ursprünglich hatte die Jacke einen Stehkragen, den Mao Zedong durch einen schmalen, eng anliegenden Rundkragen ersetzen ließ. Die Uniform wurde in Khaki, Grau und Indigoblau getragen, je nach Rang in der kommunistischen Hierachie und sollte eine sehr gradlinige, symmetrische und strenge Wirkung erzielen. Durch den symbolträchtigen Auftritt des chinesischen Staatschefs Hu Jintao am 1. Oktober 2009, zum 60. Jahrestag der Gründung der Volksrepublik China, erlebte der MaoAnzug erneut einen Boom in der chinesischen Bekleidungsgeschichte. Der Staatsschneider Gao Limin kreierte eigens hierfür eine neue, überarbeitete Version des MaoAnzuges. Er selbst spricht von einem MaoAnzug 2.0, der einige kleine Veränderungen im Vergleich zum Original aufweist.19 Doch auch in der westlichen Modewelt findet der MaoAnzug wieder Beachtung. Wie bereits erwähnt, war es der Designer Tillmann Lauterbach, der im Sommer 2012 die Herrenwoche der Pariser Fashion Week mit seinen chinesisch ausgerichteten Entwürfen eröffnete.
19. Vgl. Ehrling 2012
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Go East—Verschwimmen
kultureller Grenzen im Design
Die urbanen Einflüsse Europas und Amerikas sind nicht nur Quellen der Inspiration für die chinesische Bekleidungsindustrie, auch umge kehrt gibt es einen Trend hingehend zu einer asiatischer Ästhetik. Dieser Ein fluss ist nicht neu in der westlichen Design und Kunstge schichte. Die als Chinoiserie20 bekannte Richtung der europäischen Kunst im 18. Jahrhundert hat durch die Begeisterung für das exotische China schon damals große Popularität gewonnen. Elemente des chinesischen Kunsthandwerks wurden als Vorbild für Innendekorationen und Textilien genommen.
Und auch heute erklärt die TrendForscherin Mayouri Sengchanh in der Textil Wirtschaft China zum wachsenden Trendsetter in der westlichen Mode – hier ein Auszug des Interviews aus dem September 201221:
TW: Inwieweit kommen Impulse auch aus den asiatischen Län-dern und besonders China?
China ist Trendberatungs-Kunde Nummer eins. Aber bald brau-chen sie uns nicht mehr, und der Markt wird selbst Impulsgeber sein, wie es etwa Korea schon in der Nutzung der digitalen Tech-nologien ist. China hat uns lange beobachtet und kopiert, jetzt machen sie es selbst und steigen auch in unsere Märkte ein. Das gilt auch für Indien und Taiwan.
TW: Wie wird sich die Mode in den kommenden zwei Saisons Frühjahr/Sommer 2013 und Herbst/Winter 2013/14 entwickeln?
[…] Einen weiteren Trend nennen wir Virtuoso, der stark von der asiatischen Kunst inspiriert ist. Dabei geht es nicht um Asia-Kitsch – der ist passé – sondern vielmehr um die Inspiration von
20. Chinoiserie abgeleitet aus dem Französischen: ›Chinois‹ bedeutet ›chinesisch‹.21. Azziza 2012
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der Ästhetik und der virtuosen Technik etwa von chinesischen Lackarbeiten oder der Origamifalttechnik.
Eine Faszination für die Mode Asiens zeigte sich auch in den Herbst/Winter 2012/13 Schauen vieler Designer. Dries van Noten präsentierte beispielsweise Kimonos mit antik anmutenden DrachenPrints. Das DesignerDuo um Proenza Schouler ließ sich von asiatischer Kampfkunst inspirieren und schickte die Models in asymmetrischen WickelJacken über den Laufsteg.
Anlässlich des chinesischen Jahres des Drachens hat das etablierte britische Kunst und Modemagazin i-D Magazin im Februar 2012 eine Ausgabe mit zwölf Portraits auf zwölf verschiedenen Covern veröffentlicht, die die Mannigfaltigkeit der chinesischen Schön heit heute zeigen. Fotografiert wurden sie von Chinas führendem Modefotografen Chen Man in Zusammenarbeit mit dem M.A.C. Makeup Artist Terry Barber.
Die Vermischung der Kulturen und Grenzen verwundert nicht, da die Mode sich stets von Fremdem und Neuem inspirieren hat lassen. Doch das Aufkommen von internationalen Modeblogs lässt die globalen, modischen Einflüsse noch schneller und stärker verschmelzen – das Internet als Schmelztiegel der Ideen und des Stils. So sieht es auch das Time Magazin und deshalb kürte es 2007 den internationalen Streetstyle Fotografen Scott Schuhman und seinen Blog thesartorialist.com zu den 100 größten DesignEinflüssen unserer Zeit. Schumann portraitiert auf seinen Reisen durch Amerika, Europa, Afrika und Asien Menschen (meist aus der Modebranche), die durch besondere modische Kombinationen auffallen.
Die Informiertheit über globale Modeerscheinungen nimmt zu und die kulturelle Grenzen werden immer durchlässiger. Hierbei wird deutlich, dass große Trendthemen weltweit getragen werden, sich aber dennoch regionale Unterschiede der Garderoben nicht leugnen lassen. So fällt beispielsweise auf, dass der chinesische Streetstyle noch immer sehr durch traditionelle Kleidungsstücke z.B das Qipao geprägt ist. Das urbane, modische Strassenbild in der globalisierten Welt ist vielerorts geprägt durch eine Mischung von weltweiten Trends und traditionellem, lokalen Designs.
Das Ziel unserer Kollektion ist es, auf diese Erscheinungen einzugehen und Traditionelles mit Aktuellem und Europäisches mit Asiatischem zu verbinden.
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›Wu wei‹, wörtlich ›Tun des Nichtstuns‹, ist eine daoistische Weisheit und beschreibt den geistlosen, intuitiven Automatismus, der zur Perfektion führen kann:
›Immer weniger musst du die Dinge erzwingen, bis du schließlich beim Nichthandeln anlangst.
Wenn nichts getan wird, bleibt nichts ungetan.‹22
Zur Verdeutlichung dieses Gedankengangs soll hier ein kurzes Bild skizziert werden: Wenn ein Sportler in einen gewissen Zustand von Körperbewusstsein gelangt, erfolgt der richtige Schlag oder die rich tige Bewegung ganz von selbst, ohne irgendeine Einmischung des bewussten Willens. Ähnlich einem Runner’s High.
Wir haben unsere Kollektion Wu Wei getauft, weil wir aus der im pulsiven Beschäftigung mit einer anderen Kultur neue, spannende, welt offene Mode kreieren wollten. Wir wollten keine widerspruchslosen Metaphern für Themen, auf die wir stießen, finden, sondern wählten einen spielerischen, intuitiven Umgang mit Inspiration. Mit dem für eine Bachelorarbeit sicherlich ungewöhnlichen Titel ›Tun des Nichtstuns‹ möchten wir also unsere Arbeitsweise zum Ausdruck bringen, die Dinge wirken zu lassen und den Impulsen zu folgen.
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Kollektions Konzept
Quellen der Inspiration für diese Arbeit waren die daoistische Philosophie und Symbolik, der Clash von chinesischer Tradition und Moderne in der Urbanisierung und nicht zuletzt Gesine Thomson und ihre Architektur. Im Folgenden wird erläutert, wie diese Themen in das konkrete Design eingeflossen sind.
Schnittführung und FormenspracheIn der Schnittführung wurde auf sowohl klassische als auch moderne, trendorientierten Elemente Wert gelegt. Die Schnitte sind zumeist grad linig und klar, lassen Raum für die Materialien und Gestaltung der Oberflächen.
Die Silhouetten der Kollektion sind angelehnt an die kreisförmige Formgestaltung des Solar Plexus. EggshapeFormen werden in der Schnitt führung der Oberteile, der Mäntel, der Pellerine, der Bomberjacke und des Minirocks sichtbar. Inspiriert durch den MaoAnzug sind die Krägen eng anliegend geschnitten. Außerdem sind an den Blusen und einreihigen Mänteln seitliche Pattentaschen und aufgenähte Brusttaschen zu finden.
Eine Latzhose erinnert an die Kluft eines Arbeiters aus dem ArbeiterundBauernStaat. Weibliche asiatische Elemente in der Schnittführung werden mit kleinen Stehkrägen, Kimonoärmeln, seitlichen Schlit zen sowie mit einem modernen chinesischen Qipao zum Ausdruck gebracht.
Die langen Abendkleider, das Strickkleid und die Röcke sind taillenbetont geschnitten und umschmeicheln die weibliche Figur. Die Silhouetten der Hosen sind vielseitig und reichen von der klassischen Zigarettenhose bis zur weiten PalazzoHose.
FarbeDie Farbpalette gründet auf der Gestaltungslehre der fünf Elemente und des Feng Shui23 und besticht durch eine ruhige, harmonische und stimmige Farbgebung.
Das Spektrum verschiedener Grün und heller Blautöne sind dem Element Holz zuzuordnen und stehen für Wachstum und Aktivität. Die grünen Abstufungen und Khakitöne sollen aber auch an Militärisches erinnern.
23. Vgl. Rossbach 1989, S 52
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Die verschiedenen Nuancen dezenter Grau, Kupfer und Cremetöne sind dem Element Metall zuzuordnen und verleihen der Kollektion etwas Kühles, Sanftes und Anmutiges. Aufgebrochen werden diese zarten Naturtöne von überirdisch schimmernden Orangetönen. Die Farbe ist je nach Intensität sowohl dem Element Holz als auch dem Element Feuer zugeschrieben und vereint den Gedanken der Gelassenheit und Unbeschwertheit mit dem der Leidenschaft und Wärme.
Die Schwarztöne sind dem Element Wasser zuzuordnen und sollen eine kraftvolle und beruhigende Wirkung erzielen. Zudem erinnern sie an den Wasserdrachen Long.
PrintsBedruckte Stoffe spielen in der Kollektion eine wichtige Rolle. Gradlinige Schnitte fungieren als Leinwand verschiedener Dessins und ergeben im Mix mit unifarbenen Stoffen und glänzenden Oberflächen einen modernen, vielseitigen Ausdruck.
Das eigens entwickelte GoldfischDessin bezieht sich auf den chinesischen Aberglauben, dass Goldfische die Kinder der Drachen seien.24 Hiermit soll wieder auf das Element Wasser verwiesen und eine kindlich humorvolle Facette in die Kollektion eingebracht werden. Die schwimmenden Goldfische werden im Digitaldruckverfahren auf fließende Seide gedruckt. Zusätzlich werden sie an einigen Stellen mit Kupferfolie beschichtet, um das Schimmern der Fische und ihre Farbintensität zu steigern.
Ausgehend von den Bauplänen des Solar Plexus, gezeichnet in der Vogelperspektive, wurde ein geometrischer Allover Print für die Kollektion entwickelt. Dieser wird auf einer Baumwollqualität digital bedruckt und zusätzlich mit aufgesetzten Perlen von Hand bestickt, um eine Dreidimensionalität zu erzeugen. Die Perlen dienen auch als Analogie zu dem geheimnisumwobenen, rundlichen Spielzeug, mit dem der chinesische Drache seit jeher abgebildet wird.
Das schwarzweiße Streifenmuster soll eine geometrische, architektonische Komponente in die Kollektion einbringen. Die Längsstreifen sollen harmonisierend wirken und die Prinzipien und die Farbgebung des Yin und Yang widerspiegeln.
24. Vgl. Scherzer, Landolf 2012. S. 133 ff.
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Der zart bedruckte CamouflageNetzstoff umgibt eine Schicht aus wasserabweisendem Polyester. Das Dessin erinnert an einen militaristischen Arbeiterlook und ist ein derzeit aktuelles Trendthema.
Materialien & VerarbeitungDie Kollektion zeichnet sich durch eine erlesene und trendbezogene Auswahl an Stoffen und deren exzellente Verarbeitung aus.
Geschmeidiges Ziegenleder wird akribisch genau nach Vorlagen chine sischer Scherenschnitte zugeschnitten. Der äußerst fragile ›Stoff‹, der dabei entsteht, erinnert an feinste Spitze. Die CutOuts basieren auf verschiedenen chinesischen Vögeln und bilden ein Pendant zu Fenghuang.
Ziegenleder in sowohl glänzendem Kupfer als auch grüner Krokoprägung beeindruckt durch das besondere Aussehen und die anziehende Haptik.
Chiffon und Organza aus reinster Seide, der Inbegriff der Weiblichkeit, bringen Leichtigkeit und Zartheit in die Kollektion.
Im Kontrast dazu stehen feine Qualitäten aus Schurwolle, diese bestechen vor allem durch ihre metallischen Effekte und ihre interessante Oberfläche. Ausgefranste Säume an manchen Modellen verleihen der Kollektion einen modernen, lässigen Look.
Auf eine zusätzliche Veredelung der Stoffe wird besonders Wert gelegt. So werden die Stoffe teilweise mit unzähligen kleinen Perlen von Hand bestickt oder mit aufwendigen Druckverfahren veredelt. Die Verschlüsse bestehen aus dezent eingesetzten asiatischen Posamentenknöpfen.
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ZielgruppeDie Kollektion Wu Wei steht für ein weltgewandtes, charmantes, erfolgreiches und charakterstarkes Frauenbild, das keiner Altersgrenze unterliegt.
Die Trägerin definiert sich durch ihre weltoffene Gesinnung und ihre Tätigkeit. Sie ist selbständig arbeitend, intellektuell, kreativ und schöpferisch tätig und steht beispielhaft für eine Vertreterin der sogenannten ›kreativen Klasse‹. Richard Floridas wirtschaftstheore tischer Auffassung nach sind es die kreativen Denker und ihre Ideen, die den Grundbaustein für ein zukünftiges ökonomisches Wachstum legen. Da mit sind aber nicht nur Akademiker, Wissenschaftler und Künstler gemeint, ausschlaggebend für die Zugehörigkeit zur kreativen Klasse sind allein die innere Motivation und das daraus resultierende Handeln. Florida schreibt:
›Die kreative Klasse ist gerade nicht durch einen definier ten Status gekennzeichnet, sondern durch eine eigene Art selbstbe-stimmter Wirksamkeit, die sich aus der selbstbestimmten Arbeit entfaltet. […] (Sie) ist die normensetzende Klasse unserer Zeit. Aber ihre Normen sind anders: Individualität, Selbstausdruck und Offenheit für Verschiedenartigkeit werden der Homogenität, Konformität und dem fitting in vorgezogen, die für das Zeitalter der Organisation kennzeichnend waren.‹25
Als bestes Beispiel hierfür kann die Architektin Gesine Thomson selbst dienen – eine intelligente, viel beschäftigte, charismatische Frau mit viel Witz und Sinn für das Schöne.
25. zitiert in Goehler, Adrienne. 2006. S. 115
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01EggShape Coat70% Schurwolle, 30% LurexFransen Kante an Saum, Halsausschnitt & Tasche
12Floating Gown 100% Seidenchiffon, 100% ZiegenlederReißverschluss im RückenStehkragen, Leder Cutout
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22Blouse with CutOn Sleeves100% Seidenchiffon100% PolyesterAufgesetzte Tasche und Kragen aus beschichtetem Netz Stoff in CamouflageOptik
17 Pleated Mini Skirt 70% Schurwolle, 30% LurexFransensaum & Reißverschluss in HM
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20Suzie Wong jumper100% Baumwolle, digitalbedruckt Überschnittene Schultern und Reißverschluss im Rücken architektonischer Print und Perlenstickereien, 100% Polyester, Reißverschluss in der Seitennaht
16Striped Maxi Skirt100% PolyesterReißverschluss in der Seitennaht
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21Diaphanous Shirt100% PolyesterBeschichteter Netzstoff in CamouflageOptik
28Diaphanous Belt Jacket100% SeidenorganzaBindegürtel und aufgesetzte Tasche
07Zigarette Pants70% Schurwolle, 30% Lurex Fransenkante am knöchelhohen Saum
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24 Heavy Knit Jumper100% Schurwolle100% Ziegenleder, Kupfermetallic Leder Cutout
27 Sleeveless Waistcoat100% Baumwolle, digitalbedruckt überschnittene Schultern und Gehschlitz architektonischer Print und Perlenstickereien
06Striped Marlene Pants 100% PolyesterPalazzoSchnittführung
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13 Printed Shirt Dress100% Seide, digital bedrucktGoldfischprint, Wickelgürtel und aufgesetzte Taschen
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04Diaphanous Raincoat100% PolyesterBeschichteter Netzstoff in Camouflage Optik, HavelockForm
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25Diaphanous Blouse100% SeidenorganzaAufgesetzte Taschen und Chinesische Knebelknöpfe
08Sparkling Dungarees 65% Polyacryl, 30% Schurwolle, 5% LurexChinesische Posamentenverschlüsse
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26 Loose fit Blouse100% Seide, digital bedrucktGoldfischdruckAufgesetzte Taschen und Rückenpasse
09 Sparkling Drainpipe Pants 65% Polyacryl, 30% Schurwolle, 5% LurexFivePocket Stil
03Shiny College Jacket65% Polyacryl, 30% Schurwolle, 5% Lurex Strickbündchen und Metallreißverschluss
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15Qipao100% Seide, digital bedruckt Goldfischprint, Reißverschluss im Rücken
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14Heavy Knit Dress100% Schurwolle100% Ziegenleder Kupfermetallic, ›Plisseefalten‹, Leder Cutout
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19Ballerina Top 100% SeidenChiffon, SpaghettiTräger
02Loose fit Coat100% Schurwolle100% Ziegenleder, 100% Polyester, Verdeckte Knopfleiste Krokoledereinsätze
10Silhouette Pants 100% Ziegenleder Gummizug in der Taille
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18Back Slit Pencil Skirt100% Schurwolle100% Ziegenleder, 100% Polyester Leistentaschen und verstürzter Bund
23Silhouette Jumper100% Ziegenleder Leder Cutout, angeschnittene Ärmel
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11Diaphanous Gown 100% SeidenorganzaReißverschluss im RückenStehkragen
05Silhouette Coat100% ZiegenlederKurzmantel mit kurzen Ärmeln
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Fazit
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Rückblickend betrachtet, hatten wir viel Spaß daran, auf bauend auf dem intuitiven Prinzip Wu Wei eine Kollektion zu kreieren, die die Kultur Chinas, die Traditionen und Umbrüche im Land der Mitte widerspiegelt. Traditionelle chinesische Elemente wurden durchbrochen und mit viel Humor ergänzt. So ist eine unbeschwerte Kollektion für starke Persönlich keiten entstanden, die getragen werden möchte. Denn Mode soll schließlich in allererster Linie Spaß machen.
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Literatur
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B i l d e r i m k l e i n e n H e f t
Flair fashion & Home, Klambt TrendVerlag, Hamburg, Ausgabe: September 2012
S. 23/24, S. 34/35, S. 175/176
Flair fashion & Home, Klambt TrendVerlag, Hamburg, Ausgabe: November 2012
S. 202 – 207
Geo Special, Gruner + Jahr AG & Co, Hamburg, Ausgabe: Januar 2012
S. 15/16, S. 19—24, S. 49/50, S. 53/54, S. 57/58, S. 81/82, S. 89/90, S. 95/96,S. 103/104, S. 109/110
Glamour, Conde Nast Verlag, München, Ausgabe: Juli 2012
S. 113 – 123
Quest No. 43, Kaune, Sudendorf Publishing GmbH, Köln, Ausgabe: Winter 2010
S. 133 – 138
Streetwear No. 35, magseven GmbH, Buchum, Ausgabe: 2011
S. 121/ 122
Tusch, WHAT! Magazine, Hamburg, Ausgabe: Februar 2010
S. 203 210
Tush, WHAT! Magazine, Hamburg, Ausgabe: Januar 2011
S. 170/172
Vogue, Conde Nast Verlag, München, Ausgabe: November 2009
S. 128 131
Vogue, Conde Nast Verlag, München, Ausgabe: November 2010
S. 189/190
Vogue, Conde Nast Verlag, München, Ausgabe: Januar 2011S. 115/116
Vogue, Conde Nast Verlag,München, Ausgabe: März 2011
S. 312 323
Vogue, Conde Nast Verlag, München, Ausgabe: Dezember 2011
S. 216 231, S. 263/264, S. 267 274
Vogue, Conde Nast Verlag, München, Ausgabe: Mai 2012
S. 137/138
Vogue, Conde Nast Verlag, München, Ausgabe: August 2012
S. 57/58
Vogue, Conde Nast Verlag, München, Ausgabe: September 2012
S. 333 340
Die Bildrechte für alle nicht genannten Bilder liegen bei Gegenfeuer Gebrauchsgrafik, Dana Samina Erhard und Ella Josephine Ebsen.
Abbildungen
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Danke Gesine Thomson, für deine Weitsicht, deine Motivation, deinen Respekt, dein Vertrauen in uns und vor allem dafür, dass du den Ausschlag für diese Kollektion gegeben hast.
Danke Ove, für deine Gelassenheit, deine Zuversicht, deine überirdisch große Geduld, deinen Ideenreichtum und dafür, dass du uns so tatkräftig unterstützt hast.
Danke Sarah, für deine helfenden Hände und deine guten Ideen.
Danke Tim, für deinen klaren Kopf, deine Korrekturen und deinen Zuspruch.
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Kunst muss wehtun und darf sich nicht am Zeitgeschmack orientieren, Mode dagegen darf alles!26
—Chen Xi, Malerin
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Einleitung Ella Josephine EbsenGesine Thomson Ella Josephine EbsenSolar Plexus Ella Josephine EbsenDaoismus und seine Ausläufer Dana Samina ErhardLong und Fenghuang Dana Samina ErhardUrbanisierung: Zwischen Tradition Ella Josephine Ebsen und Moderne Modegeschichte Chinas Dana Samina ErhardGo East Verschwimmen kultureller Ella Josephine Ebsen Grenzen im Design Wu wei Dana Samina ErhardKollektionskonzept Ella Josephine EbsenFazit Dana Samina Erhard
B i b l i o g r a f i s c h e B e s c h r e i b u n g Schlagworte: Architektur, China, Drache, Phönix, Taoismus
Verfasser: Ella Josephine Ebsen, Dana Samina Erhard
Thema: Wu Wei
Art der Arbeit: BachelorAbschlussarbeit
Hochschule: Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin
Fachbereich: Gestaltung
Studiengang: Modedesign
Abgabetermin: 10.12.2012
Umfang: 1 theoretische Arbeit mit 84 Seiten, Zeichenanzahl: 39.774 Zeichen, mit Leerzeichen11 Kollektionsteile
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