Upload
nina-brendel
View
459
Download
2
Embed Size (px)
Citation preview
Schülerreflexion im Globalen Lernen
Institut für Didaktik der GeographieUniversität Münster
NINA BRENDEL
Inwieweit reflektiert ein Schüler/eine Schülerin über Unterrichtsinhalte des Globalen Lernens?
q , ,
THEORETISCHE GRUNDLAGEN
FORSCHUNGSDESIGN
AUSGEWÄHLTE ERGEBNISSE
AUSBLICK UND VERWENDBARKEIT DER ERGEBNISSE
GLIEDERUNG
THEORIE | GLOBALES LERNEN
SYSTEMKOMPETENZ BEWERTUNGSKOMPETENZ HANDLUNGSKOMPETENZ
Erkennen Bewerten Handeln
BÖGEHOLZ (2007)BMZ&KMK (2007)
„tiefgreifendes Nachdenken über Unterrichtsinhalte, Überzeugungen oder Vorstellungen“
(basierend auf DEWEY, 1993)(REFLECTIVE THINKING)
„tiefgreifendes Nachdenken über eigene Handlungen oder Handlungsalternativen“
(basierend auf Schön (1983, 1987),HENDERSON et al. 2004, ABELS (2011)
sowie ZIMMERMANN & WELZEL (2008))
(REFLECTIVE PRACTICE)
REFLEXION
REFLEXIVITÄT
THEORIE | WAS IST REFLEXION?
BRENDEL (2015, im Druck)
THEORIE | GRUNDLAGEN INTERDISZIPLINÄR
Mehrere Modelle auf Grundlage von John Deweypostulieren eine Stufung des reflexiven Denkens
(u.a. BAIN et al 1999, HATTON&SMITH 1995, KEMBER et al 2008).
PSYCHOLOGIE/PÄDAGOGIK
Schreiben von Weblogs und Wikis regt Reflexion bei Schülern an, wobei sich besonders kollaborativeArbeitsweisen positiv auf Reflexion auswirken
(DUFFY 2006, HARRISON 2012, HENDERSON et al 2004, RICHARDSON 2011)
MEDIENDIDAKTIK/MEDIENPÄDAGOGIK
Reflexion ist ein Kernelement zur Förderung von Bewertungskompetenz im Globalen Lernen.
(Bögeholz 2007)
GLOBALES LERNEN
DESIGN
FORSCHUNGSFRAGE
„Welche Ausprägungsgrade von Reflexivem Denken (Reflexion) lassen sich bei Schüler/-innen im Kontext Globalen Lernens erkennen und welche Faktoren bedingen diese?“
DESIGN I
Leitfadengestützte Interviews mit den Lehrkräften
Unterrichtseinheiten zum Globalen Lernen (4-8 Wochen)4 Klassen (EF und Q1)
VORB
EREI
TUN
GPR
OJE
KTDU
RCHF
ÜHR
UN
G
Lehrerblogs
Unterrichtsgestaltung und Lernsituation (Reflexivität)
Projektevaluation aus Lehrersicht
Projektevaluation aus Schülersicht
SchülerblogsReflexives Denken über
Unterrichtsinhalte in persönlichen Weblogs
WikiKollaborative
Vernetzung der Fachinhalte
Eigene Darstellung
DESIGN II
Schülerblogs
Skalierende Strukturierung nach
Reflexionsstufen
Lehrerinterviews
Faktoren u.a. Konzepte von Lehren und Lernen,
Reflexivität der Lehrkraft, Relevanz von
GL & Reflexion
LehrerblogsFaktoren u.a.
Unterrichtsinhalte, -gestaltung, Grad der
Reflexivität der Lehrkraft
Schüler- & Lehrer-evaluation
Faktoren erschließen durch offenes Codieren
Wiki
Faktor: Grad der Kollaboration
Vorhandene Reflexionsstufenmodelle
AUSW
ERTU
NG
Stufenmodell zu reflexivem Denken im
Globalen Lernen
Eigene Darstellung
ERGEBNISSE | REFLEXIONSMODELL
Stark vereinfachtes Modell von BAIN ET AL (1999)induktiv erweitert anhand der Schülerblogs
Level 1 (reporting) Reine Reproduktion der Unterrichtsinhalte
Level 2 (responding) Beobachtung oder Bewertung ohne Begründung
Level 3 (relating) Oberflächliche Begründungen oder Wechselbeziehungen
Level 4 (reasoning) Konzeptualisierung, Analyse, Hypothesenbildung
Level 5 (reconstructing) Hohes Abstraktionsniveau, persönliche Theorie, Generalisierung
Eigener Modellentwurf auf der Grundlage von BAIN ET AL (1999)Nina Brendel
ERGEBNISSE | FAKTOREN
FAKTOREN:
LEHRKRAFT
UNTERRICHTSMETHODENPARTIZIPATION
KOMMUNIKATION
LERNUMGEBUNGLEBENSWELTBEZUG
GESCHLECHT
GEOGRAPHISCHER FACHINHALT
FAKTOREN | GEOGRAPHISCHER FACHINHALT
Reflexives Denken wird (u.a.) gefördert, wenn systemische Wechselwirkungen auf verschiedenen Maßstabsebenen diskutiert werden (scale).
z.B.
- Die globalen Wechselbeziehungen beim Kauf von Bio-Produkten oder Jeansbekleidung (Klasse 3)
- Die Auswirkung des eigenen Reiseverhaltens auf die Zielregion und deren Rückwirkungen (Klasse 4)
Bildquelle: Flaticon, Autor: Freepik
FAKTOREN | GEOGRAPHISCHER FACHINHALT
Reflexives Denken wird bei Unterrichtsstunden zur Physischen Geographie dadurch gefördert, dass sie mit humangeographischen Inhalten verknüpft werden (i. S. einer „Dritten Säule der Geographie“ (Weichhart)).
Bildquelle: USGS, flaticon, Autor: Freepik
FAKTOREN | UNTERRICHTSMETHODIK
Klasse 2
DREIECK DER NACHHALTIGKEIT
Klasse 3
Ökonomie
Ökologie Soziales
A
B C
Ökonomie
Ökologie Soziales
Eigene Darstellung, Bildquelle CC0
FAKTOREN | UNTERRICHTSMETHODIK
- Reflexivitätsgrad der Lehrkraft hat geringen bis keinen Einfluss auf reflexives Denken der Schülerinnen
- Unterrichtsgestaltung und –planung (v.a. das Umsetzen von Lehrstrategien in der konkreten Unterrichtsreihe) hat weitaus stärkere Effekte auf Reflexionsleistung der Schüler/-innen als die Reflexivität der Lehrkraft!
DIE LEHRKRAFT
Bildquelle: http://visible-learning.org/wp-content/uploads/2015/01/John-Hattie-Studie-Rudolf-Meraner-Buchbesprechnung-Lernen-sichtbar-machen-fuer-Lehrpersonen.png
FAKTOREN | UNTERRICHTSMETHODIK
KONTRASTIERUNG UND PROZESSORIENTIERUNG
Klasse 2:
Klassen 3 und 4:
Tourismus auf Bali
Tourismus in der Eifel
Tourismus auf Mallorca
Tourismus in der Eifel/in Deutschland
Vergangenheit – Gegenwart – Zukunft
Vergangenheit – Gegenwart – Zukunft
= Massentourismus
= sanfter Tourismus
FAKTOREN | LERNUMGEBUNG
„Vor allem bei Mina21mia war ich überrascht, welche Schülerin sich dahinter verbarg. Ein Mädchen, das meist sehr ruhig, aber stets gewissenhaft ist. Sie zeigt im Unterricht eher ein geringes Reflexionsvermögen - doch was ich in ihrem Blog lesen durfte, lehrte mich eines besseren.“
Auszug aus einem Lehrerblog
„Das war für mich letzten Endes Anlass, doch auch dieses Projekt in die Mitarbeitsbenotung mit einfließen zu lassen. Solche Blogs und auch die Wikis geben die Möglichkeit, Lernende aus einer anderen Sicht kennen zu lernen und um auch zu sehen, dass stille Schüler großes Potential besitzen bzw. wo andere Lernende noch zu arbeiten haben.“
Auszug aus dem Lehrerfeedback
LERNUMGEBUNG
FAKTOREN | LEBENSWELTBEZUG
LEBENSWELTBEZUG
- Der Bezug zur eigenen Lebenswelt wird von den Schüler/-innen (Feedbacks) und allen Lehrkräften (Interview) als essentiell bewertet.
- Für weibliche Schülerinnen und weibliche Lehrkräfte (!) in diesem Projekt ganz besonders wichtig
- Fehlender Lebensweltbezug hemmt reflexives Denken stark (Klasse 3)
- Reflexionsförderliches Beispiel: persönliches Wassertagebuch am Anfang und am Ende der Reihe.
! !
AUSBLICK | TRIGGER (BEISPIELE)
Eigene Darstellung, Auswahl vereinfacht und reduziert
3 Persönliche Konsequenzen ableiten
SuS leiten persönliche Folgen aus den Unterrichtsinhalten ab und formulieren persönliche Handlungsempfehlungen.
Andere Perspektiven einnehmen
SuS vergleichen den Lebensalltag anderer Menschen mit ihrem eigenen oder mit dem anderer Gruppen (z.B. verschiedene Funktionen von Wasser, Auswirkung des Tourismus in Bali auf verschiedene Gesellschaftsgruppen, etc.).
4 Prognosen zukünftiger Entwicklung
SuS haben die Komplexität des Problems in der Gegenwart erkannt und weisen auf Entwicklungsmöglichkeiten in Zukunft hin.
Unzufriedenheit führt zu kreativem Problemlösen
Über Unzufriedenheit mit ggf. bestehenden Lösungen wird kreatives Problemlösen angeregt.
Umsetzbarkeit in Bezug auf Lebenswirklichkeit diskutieren und Lösungen erarbeiten
SuS bewerten die Umsetzbarkeit von Modellen, Strategien oder Lösungen in Bezug auf ihre eigene Lebenswirklichkeit und erarbeiten individuelle Verbesserungsvorschläge.
(5) Persönliche Konsequenzen aus der Wechselbeziehung persönlich/lokaler und globaler Prozesse ziehen
SuS ziehen persönliche Konsequenzen aus den globalen Folgen ihres eigenen oder lokalen Handelns.
Aus Bewertung allgemeine Handlungsalternativen entwickeln
SuS entwickeln auf Basis einer Bewertung von Prozessen neue Lösungsvorschläge, die über das persönliche Handlungsfeld hinausgehen und mehrere Perspektiven berücksichtigen.
AUSBLICK
Instrument schaffen, das es Lehrkräften ermöglicht, auf einfache Weise die Reflexionsleistung ihrer Schülerinnen und Schüler zu bestimmen
Strategien & Methoden zur gezielten individuellen Förderung von Reflexion an die Hand geben
ZIELSETZUNG
LITERATUR
ABELS, S. (2011): LehrerInnen als „Reflective Practitioner“. Reflexionskompetenz für einen demokratieförderlichen Naturwissenschaftsunterricht. Wiesbaden.
BAIN, J.D., BALLANTYNE, R. & PACKER, J. (1999): Teachers and Teaching: Theory and Practice Using Journal Writing to Enhance Student Teachers ’ Reflectivity During Field Experience Placements. Teachers and Teaching: Theory and Practice, 5(1), S. 51–73.
BMZ & KMK (HRSG.)(2007): Orientierungsrahmen für den Lernbereich Globale Entwicklung im Rahmen einer Bildung für nachhaltige Entwicklung. Bonn.
BÖGEHOLZ, S. (2007): Bewertungskompetenz für systematisches Entscheiden in komplexen Gestaltungssituationen Nachhaltiger Entwicklung. In: Krüger, D.; Vogt, H. (Hrsg.): Theorien in der biologiedidaktischen Forschung. Ein Handbuch für Lehramtsstudenten und Doktoranden. Berlin. S. 209–220.
DUFFY, P. (2006): The Use of Blogs, Wikis and RSS in Education: A conversation of possibilities. Proceedings Online Learning and Teaching Conference 2006, S. 31–38.
HARRISON, D. (2012): Can Blogging Make a Difference? Campus Technology, S. 1–5. HATTON, N. & SMITH, D. (1995): Reflection in Teacher Education: Towards Definition and Implementation. Teaching and Teacher
Education, 11 (1), S. 33-49.HENDERSON, K., NAPAN, K. & MONTEIRO, S. (2004): Encouraging reflective learning: An online challenge. In: R. ATKINSON et al.
(Hrsg.): Beyond the comfort zone: Proceedings of the 21st ASCILITE Conference. Perth, S. 357–364. KEMBER, D. et al. (2008): A four category scheme for coding and assessing the level of reflection in written work. Assessment &
Evaluation in Higher Education, 33(4), S. 369–379. RICHARDSON, W. (2011): Wikis, Blogs und Podcasts. Neue und nützliche Werkzeuge für den Unterricht. Überlingen. SCHRÜFER, G. (2013): Globales Lernen. In: BÖHN, D.; OBERMAIER, G. (Hrsg.): Wörterbuch der Geographiedidaktik. Begriffe von A-Z.
Braunschweig.ZIMMERMANN, M. & WELZEL, M. (2008). Reflexionskompetenz - ein Schlüssel zur naturwissenschaftlichen Frühförderkompetenz (NFFK). Perspektiven zur pädagogischen Professionalisierung: Aspekte zur Elementarbildung II, 37 (74), S. 29–36.
Bildquelle Folien 2 und 24: Gumtau, Michael, online verfügbar unter: https://www.flickr.com/photos/gumtau/5046761484/in/photolist-i5tFM4-4Z4dLZ-5Axct4-8dZXYZ-gj6UPJ-4BLbeL-5zpnrV-gj7b1g-6dpXVN-mknwn2-ah2P7r-ah5AQ7-5iNH5P-2w7LcS-srjsE1-bvroZ5-5nyPhD-8aApM8-a2gbYZ-8wya34-gj7oF7-8FXYn3-6dkPnX-5XUjMZ-nCPord-4CnVo6-bznNEi-e5DpCD-dr97Eg-e5DpsB-bJmheg-8GHYnw-c1bVqf-6dLp3k-6dkPD2-hJaWTT-3JZ5Rg-6VhvHB-8JK4kD-oUFN9s-5KmH8g-Q4JHh-Q4JyL-4CpqxN-5tTZi8-E1AzW-dTgd4W-dTaWDR-7QGW7e-rw9EaV/
Icons CCO by Freepik, www.flaticon.com