2009 ungewisse aussichten für den yachtbau 2009

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die stimmung der werften ist schlecht. hanseyachts entlässt mitarbeiter.

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Sonnabend, 3. Januar 2009 | Berliner MorgenpostA 4 BOOT

Pete Goss erreicht KapstadtSegel-Legende Pete Goss hat aufseiner 12 000-Seemeilen-Expediti-on von England nach Australienplanmäßig das einzige Etappenzielim südafrikanischen Kapstadterreicht. Zusammen mit seinerdreiköpfigen Crew segelt Goss aufdem Nachbau eines alten Fischer-boots einen Törn von Landsleutennach, die vor 154 Jahren der Armutentflohen und ihr Glück als Gold-sucher in Australien suchten. BM

Ausfälle bei der Vendée GlobeBei der Regatta Vendée Globe hates erneut Ausfälle gegeben. ImSturm brachen zwei Ausleger ander Rennyacht „Algimouss-Spirit ofCanada“ des Kanadiers DerekHatfield. Auch der Franzose Séba-stien Josse musste nach Ruder-bruch an seiner „BT“ aufgeben. Von30 Yachten sind nun nur noch 16beim härtesten Nonstop-Einhand-rennen um die Welt dabei. BM

Kostenloses Update von GeonavDer Kartenplotter-Hersteller Geo-nav bietet auf der Messe „boot“ inDüsseldorf seinen Kunden einenneuen Service an. In Halle 11amStand F 24 steht für die Geonav-Modelle 3, 4, 5, 7 und 11eine Up-date-Station bereit. Dort führt dasTeam eine kostenlose Aktualisie-rung durch. Kunden müssen ihrenPlotter mit zur Messe bringen, dieam 17. Januar beginnt. BM

Tipps zur Sicherheit an BordWissenswertes für alle Wasser-sportler hält die neue Info-Bro-schüre des Fachverbandes Seenot-Rettungsmittel (FSR) bereit. Be-handelt werden darin kollektiveRettungsmittel wie Rettungsinseln,aber auch Rettungswesten, Signal-mittel, Kälteschutzanzüge undWartung. Die Broschüre gibt es imInternet unter www.fsr.de. BM

Zdrelac-Enge gesperrtDas Nadelöhr zwischen den beidennorddalmatinischen Inseln Pasmanund Ugljan wird entschärft undverbreitert, meldet die österrei-chische „Yachtrevue“. Deshalbbleiben sowohl die Straßenbrückeals auch die Meeresdurchfahrt bisMitte 2009 komplett gesperrt. DieBaggerarbeiten für zwei neue Fahr-rinnen in der Zdrelac-Enge sollenbis 2010 andauern. BM

WassersportNewsDAS WICHTIGSTE IN KÜRZE

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Beim „Portimao Global Ocean Ra-ce“ ist der niederländische Ein-handsegler Nico Budel nur knappeiner Katastrophe entgangen. Der69-Jährige beteiligte sich mit seiner12 Meter großen Segelyacht„Hayai“ an dem Rennen für 40 Fußgroße Yachten einhand und fürZwei-Mann-Crews in fünf Etappenum die Welt.

Auf dem Weg nach Neuseelandbemerkte Budel, dass sich derschwenkbare Kiel löste, und funktesofort den Notruf „Mayday“. OhneKiel wäre die Yacht akut vom Ken-tern bedroht gewesen. Budel ver-suchte noch, dem Orkan mit nördli-chem Kurs auszuweichen, doch Bö-en bis zu 62 Knoten (rund 115 Kilo-meter pro Stunde) brachten denSkipper und mehrfachen Großvaterin unmittelbare Lebensgefahr.

Zunächst versuchte ein Konkur-rent, zu Hilfe zu eilen, doch hoheWellen und starke Winde von vornvereitelten den Versuch. Die Ret-tungsleitung fand schließlich in derNähe das niederländische Fracht-schiff „CSK Radiance“, das sofortseinen Kurs änderte und Nico Bu-del am Dienstag nach drei Tagendes Bangens und Hoffens im Indi-schen Ozean zwischen Südafrikaund den Kerguelen-Inseln wohlbe-halten bergen konnte. Um denSchiffsverkehr nicht durch die her-renlos herumtreibende Yacht zu ge-fährden, entschloss sich Budel, die„Hayai“ vorm Verlassen zu fluten.

Besser als Nico Budel erging esbeim „Portimao Global Ocean Ra-ce“ bislang Boris Herrmann undFelix Oehme: Das deutsche Teamlag zum Zeitpunkt der Rettung circa1000 Seemeilen entfernt in Füh-rung. Herrmann und Oehme ge-wannen mit ihrer „Beluga Racer“die erste Etappe von Portugal nachKapstadt. Konrad Kubisch

Rettung inhöchster Not

beim „Portimao“

T Von Matthias J. Müncheberg

Die Finanzkrise ist bei den Boots-bauern angekommen und wird diein zwei Wochen öffnende Messe„boot“ in Düsseldorf überschatten.Mit HanseYachts aus Greifswald istnun auch eine deutsche Vorzeige-werft ins Wanken geraten.

Dabei gilt das, was Geschäftsfüh-rer Michael Schmidt seit der Grün-dung 1993 auf die Beine gestellt hat,als beispielhaft. Mit innovativenModellen brachte es HanseYachtszum drittgrößten Serienherstellervon Segelyachten weltweit, hinterder Bénéteau/Jeanneau-Gruppeund dem deutschen Großserien-bauer Bavaria. Mit der Übernahmeder skandinavischen Motoryacht-werft Fjord Ende 2005 und der eng-lischen Traditionsmarke MoodyAnfang 2007 erweiterte Schmidtsein Angebot noch. Und im Früh-jahr vergangenen Jahres ging Han-seYachts schließlich an die Börse.

Allein 2007 stieg so der Umsatzder Unternehmensgruppe um drei-ßig Prozent auf 135 Millionen Euroan. Doch die fetten Jahre sind nunvorbei. Das mussten 110 Mitarbei-ter der Werft schmerzlich erfahren,als ihnen die Entlassungsschreibenzugestellt wurden. Noch vor einemJahr wäre diese Möglichkeit vonkeinem Beschäftigten in Betrachtgezogen worden. Betroffen sindzwar überwiegend befristete Ar-beitsverträge und Arbeitsverhält-nisse in der Probezeit. Aber auchfür einen Teil der restlichen Beleg-schaft wurde Kurzarbeit beantragt.

Pläne für 80-Fuß-YachtenWas offiziell „Anpassung der Kapa-zitäten an das Marktumfeld“ heißt,sei bei HanseYachts aber nicht derallgegenwärtigen Finanzkrise alleingeschuldet, sagt Udo Potthast, derFinanzvorstand der AG. „Seit demBörsengang haben wir 30 MillionenEuro ins Unternehmen investiert.“

Von dem Geld sei etwa eine soge-nannte Fünfachsfräse gekauft wor-den. „Damit wurden die Vorausset-zungen für eine Serienfertigung vonYachten bis zu 80 Fuß Länge ge-schaffen“, sagt Potthast.

Allerdings hat die technischeAufrüstung des Unternehmens, zuder auch der Kauf von Immobilienund einer hoch spezialisierten Soft-ware zählt, den Gewinn schrump-fen lassen und die Aktionäre verär-gert. Georg Wilhelm Kirchhoff ausMünster vermutet, HanseYachts sei„vielleicht zu schnell gewachsen“.Kirchhoffs Frau Antonie, selbst Ak-tionärin, hat gar in einem Antrag andie Hauptversammlung kritisiert,dass die Werft den gesamten Ge-winn einbehalte, um das Wachstumzu finanzieren, während die festenBezüge der Aufsichtsräte um 50 bis300 Prozent worden seien.

Der Aktienkurs jedenfalls ist um80 Prozent gesunken, und da ist esnur ein schwacher Trost, dass es an-

dere Großunternehmen der Bran-che ähnlich schwer haben. Laut derjüngsten Umfrage des Bundesver-bandes Wassersportwirtschaft(BVWW) ist in Deutschland trotzder positiven Entwicklung der ver-gangenen Jahre die Zuversicht denZweifeln gewichen. 40,4 Prozent(2007: 24,5) der befragten Unter-nehmer beurteilten die Geschäfts-lage schlechter als im vergangenen

Jahr, und 43,8 Prozent glaubennicht an eine Verbesserung in dernächsten Zeit. Im Vorjahr waren esnur 16,5 Prozent der Befragten, diefür ihre geschäftliche Zukunftschwarzsahen. „Besonders betrof-fen ist der Neubootmarkt“, sagt To-bias Formanski vom BVWW, je-weils die Hälfte der Segel- und Mo-torboothändler hätte von deutli-chen Umsatzrückgängen berichtet.

Trotz Krise sieht sich Hanse-Vor-stand Potthast auf dem richtigenWeg. „Durch die konsequente Mo-dernisierung der Werft in den letz-ten Monaten sind Investitionen inden kommenden Jahren unnötig.“Auch die Ausrichtung auf die dreiMarken Hanse, Moody und Fjordanstatt auf nur eine Produktliniesolle helfen, eine breitere Nachfra-ge zu bedienen und so einen weite-ren Gewinneinbruch zu stoppen.

Neben dem kompletten Spek-trum der Hanse-Yachten zwischen32 und 63 Fuß werden auf der„boot“ etwa auch die Neuentwick-lung Moody 41 Classic und die neue45DS gezeigt werden. Finanzvor-stand Potthast gibt sich optimis-tisch: „Wir reagieren schnell auf dieBedürfnisse unserer Kunden undhaben von Anfang an auf einen ho-hen Individualitätsgrad beim Bauunserer Yachten gesetzt.“ Das zahlesich auf Dauer aus. Was jetzt nurnoch fehlt, sind Käufer.

In die 13,84 Meter lange und rund 13 Tonnen schwere Segelyacht Moody 45DS setzt die Greifswalder HanseYachts AG große Hoffnungen. Das Geschäft mit Segelbooten ist derzeit deutlich abgeflaut FOTO: HANSEYACHTS

Ungewisse Aussichten für den Yachtbau 2009Stimmung bei den Werften verschlechtert sich – HanseYachts entlässt 110 Mitarbeiter, investiert aber Millionen in neue Technik

T Von Roland Wildberg

Kaltes Sandwich, heißer Kaffee,Tütensuppe – während an Landnoch festtäglich geschlemmt wurde,stand für die Crew der Segelyacht„Walross IV“ ab 26. Dezember Diätauf dem Speiseplan. Denn als einesvon 113 Schiffen nahm die BerlinerYacht als einziger deutscher Teil-nehmer an der legendären RegattaSydney-Hobart teil und es mussteGewicht gespart werden.

Pünktlich um 13 Uhr am 2. Weih-nachtsfeiertag startete das 17 Meterlange Vereinsschiff des BerlinerAkademischen Segler-Vereins(ASV) in der Gruppe der „Big Bo-ats“ – allerdings als eines der klei-neren davon: Gut 30 Meter langsind die Maxi-Yachten „Wild Oats“von Bob Oatley, der Sydney-Hobartschon mehrfach gewann, und„Skandia“. „Länge läuft“, weiß derSeefahrer – und auch bei Sydney-Hobart sollte sich die alte Binsen-weisheit als wahr erweisen: Schonsieben Stunden nach dem Startmeldet „Walross IV“ etwas frus-triert: „Skandia und Wild Oats sindbereits 60 Seemeilen vor uns.“ Den-noch kam auch die Holzyacht vonder Scharfen Lanke gut voran: Mitbis zu 21 Knoten (rund 40 km/h) un-ter dem rot-weißen Spinnaker mitdem riesigen Berliner Bären surftedas große Boot über die Wellen.

Aufgrund des erheblich schwere-ren Holzrumpfs und handelsübli-cher Dacron-Segel war auch denASV-Seglern klar, dass sie den Pro-fis nicht das Wasser abgrabenkonnten. Einen Platz im erstenDrittel erhoffte sich die Crew umSkipper Christian Masilge aberschon. Die Elemente durchkreuz-ten diesen Plan: Zwischenzeitlichflaute der Wind stark ab, sodass die18,5 Tonnen schwere „Walross IV“

einen Tag lang fast nur durch dieStrömung vorankam.

„So fanden sich plötzlich einige40-Füßer neben uns ein und segel-ten teilweise langsam vorbei“, be-richtete Christian Masilge später.Aus den Zeilen spricht ein gewissergekränkter Stolz, denn die da über-holten, sind fünf Meter kürzer als„Walross IV“ und haben entspre-chend weniger Segelfläche. Dochbei wenig Wind macht sich das ho-he Gewicht des Holzbaus gegen-über Kunststoffrümpfen nachteiligbemerkbar. „Wir liegen total be-kalmt (in einer Flaute) in der Bass-Straße“, so ein frustrierter Kom-mentar der Besatzung aus dem

Logbuch im Internet. Erst bei auf-frischendem Wind in der darauffol-genden Nacht atmete die Crew auf– mit bis zu sieben Windstärkenblies es, und mit gerefften Segelnkonnte die Berliner Yacht verlorene

Zeit wieder gutmachen. Doch dannkosteten Schwierigkeiten mit derRuderanlage Tempo.

Am Ende überfuhr „Walross IV“in der ersten Hälfte als 43. Yacht dieZiellinie. Die Überfahrt von Aus-tralien nach Tasmanien dauerte fürdie Deutschen drei Tage, 15 Stun-den, 40 Minuten und 25 Sekunden.„Der Empfang hier ist grandios –das Interesse der Menschen riesig.Das wünschte ich mir für den Segel-sport in Deutschland“, sagt SkipperChristian Masilge. Die glücklicheAnkunft in Hobart feierte die Crewmit heimischem Bier am Strandund legte sich anschließend er-schöpft schlafen. Anderen erging esweniger gut: Die neuseeländische„Georgia“, eine 16 Meter lange Kar-bon-Yacht vom Typ Farr 53, rammteeinen unter der Wasseroberflächetreibenden Gegenstand und sank inkurzer Zeit. Die 14-köpfige Crewwurde gerettet. Fünf weitere Besat-zungen gaben vorzeitig auf.

Bei den durchwachsenen Wetter-bedingungen nimmt es nicht wun-der, dass die IRC-Handicap-Siegerbeim Sydney-Hobart-Rennensämtlich aus dem Mittelfeld kamen.Denn die werden nach einem kom-plizierten Schlüssel errechnet, derdie Größe der Boote in Relation zurZeit setzt. Auf den ersten Platz kamdie „Quest“, gefolgt mit einer hal-ben Stunde Abstand von der eben-falls gut 16 Meter langen „CougarII“, als dritte kam die ebenso große„Wot Now“ ins Ziel.

Erstes Schiff im Hafen war er-wartungsgemäß ein „Big Boat“, undzwar erneut die „Wild Oats XI“ –mit einer Reisedauer von einemTag, 18 Stunden, 40 Minuten undzehn Sekunden blieb sie nur rundzwei Stunden hinter dem eigenenRekord von 2005. Zweite wurde dieerbitterte Konkurrentin „Skandia“.

„Walross IV“ hat die Herausforderung gemeistertDie Berliner Segelyacht kam bei der Regatta Sydney-Hobart ins Ziel – das haben nicht alle geschafft

Die Maxi-Yacht „Wild Oats XI“ hat zum vierten Mal in Folge die Regatta gewonnen

Auf Platz zwei lief die „Skandia“ ein, die bis zum Vortag in Führung gelegen hatte

Die Berliner „Walross IV“ landete nachProblemen auf Platz 43 FOTOS: ROLEX

Insolvenzantrag Die Zukunft desYachtbauers Dehler, der dritt-größten deutschen Yachtwerft, istungewiss. Die Beschäftigten imsauerländischen Meschede-Freie-nohl hatten einen Insolvenzantraggestellt, weil sie seit Oktober keineLöhne erhalten hatten. Im Januarsoll laut dem vorläufigen Insolvenz-verwalter nun das Ausfallgeld ge-zahlt werden.

Auftragslage Dehler baut mit 180Beschäftigten Segelyachten undhatte in den vergangenen Jahrenviel Geld in neue, größere Modellegesteckt. Das Top-Modell mit einerLänge von 18 Metern ist ab 1,3 Millio-nen Euro zu haben. Die Auftrags-bücher des Unternehmens sind voll,allerdings fehlt der Werft das Geld,um die neuen Aufträge vorzufi-nanzieren.

Yachtbauer Dehler droht Pleite