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Bachelorarbeit
im Studiengang Agrarwissenschaften
Anwendung von betriebswirtschaftlichen Methoden in
der landwirtschaftlichen Betriebsberatung
vorgelegt von
Alexander Fokko Brese
Kiel, November 2013
Erstgutachter
Univ.-Prof. Dr. Uwe Latacz-Lohmann
Zweitgutachter
Dr. Volker Saggau
Institut für Agrarökonomie
Abteilung Landwirtschaftliche Betriebslehre und Produktionsökonomie
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
INSTITUT FÜR AGRARÖKONOMIE
CHRISTIAN-ALBRECHTS-UNIVERSITÄT ZU KIEL
I
Abstract
In dieser Arbeit werden mittels einer Befragung von Betriebs- und Unternehmensberatungen
aus dem Bereich der Land- und Forstwirtschaft die möglichen Diskrepanzen zwischen den
Lehrinhalten der Universität und der praktischen Anwendung von betriebswirtschaftlichen
Methoden behandelt. Die beleuchteten Methoden werden kurz in ihrem Aufbau und ihrer
Funktion dargestellt. Des Weiteren wird die Organisation der landwirtschaftlichen Beratung
innerhalb der Bundesrepublik aufgezeigt und die Zusammenhänge in der Anwendung
bestimmter Methoden und der Methoden generell analysiert. Zum Schluss folgt eine
Empfehlung an die Lehre sowie an die Praxis.
INSTITUT FÜR AGRARÖKONOMIE
CHRISTIAN-ALBRECHTS-UNIVERSITÄT ZU KIEL
II
Inhaltsverzeichnis
Abstract ........................................................................................................................................ I
Abbildungsverzeichnis ............................................................................................................. IV
Tabellenverzeichnis ................................................................................................................... V
Abkürzungsverzeichnis ............................................................................................................ VI
1 Einleitung ........................................................................................................................... 1
1.1 Zielsetzung und Vorgehensweise ................................................................................ 2
2 Betriebswirtschaftliche Methoden und Betriebsberatung .................................................. 3
2.1 Vorstellung der untersuchten Methoden ...................................................................... 3
2.1.1 Statische Methoden der Investitionsplanung ........................................................ 3
2.1.2 Dynamische Methoden ......................................................................................... 6
2.1.3 Investitionsentscheidungen unter Unsicherheit .................................................... 8
2.1.4 Produktions- und Liquiditätsplanung sowie Effizienzkontrolle ........................... 9
2.2 Organisation der Betriebsberatung in Deutschland ................................................... 10
2.3 Hypothesen ................................................................................................................ 15
3 Material und Methoden .................................................................................................... 16
3.1 Umfrageaufbau .......................................................................................................... 16
3.2 Befragung von landwirtschaftlichen Betriebsberatern............................................... 17
4 Ergebnisse ......................................................................................................................... 23
4.1 Korrelation zwischen Methodenkenntnis und Anwendungsgrad .............................. 24
4.2 Mittelwertvergleiche mittels t-Test ............................................................................ 27
4.3 Bedeutung der Methoden aus Sicht der Berater ........................................................ 33
4.4 Anmerkungen der Berater .......................................................................................... 36
5 Diskussion und Empfehlungen ......................................................................................... 39
6 Zusammenfassung ............................................................................................................ 44
Literaturverzeichnis ................................................................................................................ VII
Anhang ..................................................................................................................................... IX
Inhaltsverzeichnis
III
Eidesstattliche Erklärung ................................................................................................. XXVIII
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IV
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Vier Organisationsformen der Beratung ........................................................... 11
Abbildung 2: Bekanntheit und Anwendung betriebswirtschaftlicher Methoden .................... 23
Abbildung 3: Spearman-Rangkorrelation der Kenntnis einer Methode mit dem Grad ihrer
Anwendung ....................................................................................................... 25
Abbildung 4: Welche Punkt beeinflusst die bisher genannten Methoden am meisten? ......... 34
Abbildung 5: Anwendungsgrad von Methoden mit zunehmender Mandantenqualifikation .. 35
Abbildung 6: Anwendungsgrad von Methoden mit steigender Betriebsgröße ....................... 36
Abbildung 7: Ausbildungsweg und Berufsleben .................................................................... 37
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V
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Die Landwirtschaftskammern in Deutschland .................................................. 12
Tabelle 2: Übersicht über Berufsabschlüsse der Teilnehmer mit deren Berufserfahrung . 18
Tabelle 3: Anteil Berater aus den jeweiligen Organisationsformen und spezifische
Eigenschaften .................................................................................................... 19
Tabelle 4: Betreute Betriebsfläche der privatrechtlichen Beratung ist signifikant größer . 20
Tabelle 5: Angebot der Berater und ihrer Organisationen ................................................. 21
Tabelle 6: Individuelles Beraterangebot je Organisationsform ......................................... 22
Tabelle 7: Output einer linearen Regression für den Anwendungsgrad einer Methode .... 26
Tabelle 8: Geschätzter Einfluss Methodenkenntnis auf Grad der Anwendung ................. 26
Tabelle 9: Signifikante Unterschiede in der Methodenanwendung nach Berufsabschlüssen
der Berater ......................................................................................................... 28
Tabelle 10: Signifikante Unterschiede in der Methodenanwendung nach Organisationsform
des Beraters ....................................................................................................... 29
Tabelle 11: Signifikante Unterschiede in der Methodenanwendung nach Berufserfahrung
als Berater ......................................................................................................... 29
Tabelle 12: Signifikante Unterschiede in der Methodenanwendung nach Angeboten der
Beratungsorganisation....................................................................................... 30
Tabelle 13: Signifikante Unterschiede in der Methodenanwendung nach Geschäftsfeldern
der Mandanten .................................................................................................. 31
Tabelle 14: Signifikante Unterschiede in der Methodenanwendung nach Betriebsfläche der
Mandanten......................................................................................................... 32
Tabelle 15: Organisationsformen der Mandanten und Bedeutungsgrad der Methoden ...... 33
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VI
Abkürzungsverzeichnis
Anwend.-Grad Anwendungsgrad
B.Sc. Bachelor of Science
FH Fachhochschule
ha Hektar
M.Sc. Master of Science
p Irrtumswahrscheinlichkeit
privatr. privatrechtlich
u. a. unter anderem
Uni Universität
usf. und so fort
vs. versus
zw. zwischen
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1
1 Einleitung
Mit dieser Arbeit wird untersucht, ob und unter welchen Bedingungen betriebswirtschaftliche
Methoden in der deutschen Beratungspraxis Anwendung finden. Es werden solche Methoden
untersucht, welche im Bereich Landwirtschaft an der Universität gelehrt werden.
Insbesondere für praxisnahe Fächer wie der Betriebslehre ist es wichtig, den Studierenden so
gut es geht, die Bewandtnis des Gelernten vor Augen zu führen. Die enge Verzahnung von
Praxis und Forschung soll in der Lehre stets verbessert werden. Ein wichtiger Schritt in diese
Richtung ist es, auf aktuelle Anforderungen in der betrieblichen Praxis aufmerksam zu
machen. Diese Arbeit soll hierzu einen entscheidenden Beitrag liefern.
Die sich mit dem Studium der Agrarwissenschaften ergebenden beruflichen
Gestaltungsmöglichkeiten sind vielfältig und stellen sich nicht erst dann zur Wahl, wenn der
Abschluss bereits erworben wurde. Wichtig ist daher, den Studenten früh die Möglichkeit zu
geben, sich in ihren Interessengebieten zu spezialisieren. Am Lehrstuhl für
landwirtschaftliche Betriebslehre und Produktionsökonomie der Universität Kiel soll mit der
Gründung einer studentischen Beratung interessierten Studenten eine
Spezialisierungsmöglichkeit im Bereich Betriebsberatung gegeben werden und darüber hinaus
die Möglichkeit, gelerntes Wissen anzuwenden und zu vertiefen. Mit der Anwendung werden
zwei wichtige Punkte unter den Studierenden erreicht: Die Bewandtnis des Gelernten wird
greifbar und die berufliche Perspektive, die sich damit bietet, erkennbar.
Neben fachlichen Aspekten kommen zudem zwischenmenschliche Fähigkeiten zum Tragen.
Das Finden von Kompromissen sowie praxistauglicher Lösungen abseits der Lehrbuchübung
erfordert neue Verantwortung, an die ein Student im Rahmen eines solchen Projektes in
Begleitung des Lehrkörpers herangeführt werden kann. Auf die Frage hin, welche
Studieninhalte in jenem Projekt besonders herausgestellt werden sollten, kann diese Arbeit
wichtige Informationen bieten. Im Besonderen soll diese Arbeit interessante Zusammenhänge
in Bezug auf die Verwendung betriebswirtschaftlicher Methoden in der Beratung aufdecken.
Es werden Ideen geliefert, wodurch diese beeinflusst werden könnten.
Die landwirtschaftliche Beratung besetzt in einer komplexen Aufgabenstruktur der Landwirte
eine wichtige Position. Mit zunehmender Technisierung der Landwirtschaft steigen der
Kapitalbedarf und der Planungsaufwand in der landwirtschaftlichen Produktion stetig an.
Gleichsam wachsen die Anforderungen an die Betriebsleiter mit Blick auf die
1 Einleitung
2
Betriebswirtschaft. Um den Landwirten in dieser Hinsicht professionellen Beistand zu liefern,
braucht es umso qualifizierteren Nachwuchs. Der sollte über die Zeit hinweg mit dem
steigenden Ausbildungsgrad der Landwirte Schritt halten und den Beratungsbedarf der
Landwirte weiter decken können. Berater werden somit nach wie vor helfen, gute Landwirte
noch besser zu machen und schlechtere vor allzu großen Fehlern zu bewahren – sei es in der
Betriebswirtschaft oder in fachspezifischen Fragen des Ackerbaus.
1.1 Zielsetzung und Vorgehensweise
Das Ziel dieser empirischen Arbeit ist es darzustellen, wie verbreitet einzelne
betriebswirtschaftliche Methoden der Investitions-, Produktions- und Liquiditätsplanung
sowie der Effizienzkontrolle unter landwirtschaftlichen Beratern sind und wie oft diese
Anwendung finden. Dazu werden zuerst die untersuchten Methoden kurz vorgestellt. Es folgt
ein Überblick über die Organisation der Beratung in Deutschland, den Fragebogenaufbau und
die befragten Berater.
Im Ergebnisteil wird dargestellt, wovon Unterschiede im Beratungsverhalten abzuleiten sind.
Es soll gezeigt werden, inwieweit die generelle Anwendung der untersuchten Methoden von
den Anforderungen der Betriebe und/oder der Qualifizierung der Berater abhängt.
Den wesentlichen Zielbeitrag liefern die Ergebnisse einer Online-Umfrage, welche per
Anschreiben in einer E-Mail bundesweit unter rund 420 Beratern verschickt wurde. Um die
Rücklaufquote zu fördern, wurden alle 420 Berater namentlich angeschrieben. Die
Untersuchung beinhaltet Fragen nach Vertrautheit und Anwendung zu jeder einzelnen
Methode. In weiteren Fragen geht es um die Mandanten- und Unternehmensstruktur sowie
den Ausbildungsweg des Beraters selbst. Etwaige Diskrepanzen in der Verbreitung
betriebswirtschaftlicher Methoden sollen den Anlass bieten, die inhaltliche Vorbereitung der
angehenden Berater an der Universität kritisch zu beleuchten.
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3
2 Betriebswirtschaftliche Methoden und Betriebsberatung
In diesem Kapitel werden kurz die in der Umfrage untersuchten betriebswirtschaftlichen
Methoden dargestellt. Weiter wird die Organisation der landwirtschaftlichen Beratung mit den
Unterschieden zwischen den deutschen Bundesländern vorgestellt. Darauf folgen Hypothesen
über mögliche Zusammenhänge zwischen den Eigenschaften der Berater, der
Beratungsorganisationen und der Mandanten in der Anwendung betriebswirtschaftlicher
Methoden.
2.1 Vorstellung der untersuchten Methoden
Die Studie behandelt 19 betriebswirtschaftliche Methoden aus drei Modulen. Diese sind im
Einzelnen das Bachelormodul „Ökonomie der Tier- und Pflanzenproduktion“ sowie die
beiden Mastermodule „Quantitative Planungsmethoden in der Landwirtschaft“ und
„Investition und Finanzierung landwirtschaftlicher Unternehmen.“ Alle drei werden am
Lehrstuhl für Produktionsökonomie und landwirtschaftliche Betriebslehre am Institut für
Agrarökonomie der Universität Kiel unterrichtet. Die betriebswirtschaftlichen Methoden
gliedern sich auf in Investitions-, Produktions- und Liquiditätsplanungsmethoden sowie
Methoden der Effizienzkontrolle.
2.1.1 Statische Methoden der Investitionsplanung
Eine Investition ist die Umwandlung von Vermögensteilen in Anlagevermögen, das dem
Unternehmen längerfristig zur Verfügung stehen soll. Zur Investitionsplanung stehen zwei
grundlegend verschiedene Methoden zur Verfügung – das statische und das dynamische
Verfahren. Die zeitliche Struktur der Ein- und Auszahlungen lassen die statischen Verfahren
im Gegensatz zu den dynamischen außer Acht. Der aus dem zeitlichen Anfall von Zahlungen
resultierende Zinseszins wird dadurch nicht in den Entscheidungsprozess miteinbezogen, was
die Entscheidungsgrundlage vor allem bei einem hohen Zinsniveau deutlich verzerren kann.
Hierin besteht ihr gravierendes Defizit (Kruschwitz, 2011, S. 30 f.). Als Ausgangsgröße wird
im statischen Modell aus der Summe aller Kosten und Leistungen eine Durchschnittsgröße für
jede Periode gebildet. Diese Durchschnittsgröße wird auf jede Periode innerhalb der
Nutzungsdauer projiziert.
In dem Fall, dass die Kapitalbindung der zur Auswahl stehenden Investitionsalternativen stark
differiert, ist ein Vergleich nicht ohne Weiteres möglich. Erst anhand fiktiver Komplementär-
2 Betriebswirtschaftliche Methoden und Betriebsberatung
4
oder auch Supplementinvestitionen wird ersichtlich, welche der Alternativen die relativ
vorteilhafteste ist. Die geldwerte Differenz zwischen den zu vergleichenden Alternativen wird
dazu über die geplante Nutzungsdauer zu einem allgemeingültigen Satz verzinst. Ein
absoluter Vorteil, der allein aus einem größeren Investitionsvolumen resultiert, wird auf
diesem Wege relativiert. In ähnlicher Form wird mit Alternativen verfahren, die sich statt im
Anschaffungswert in ihrer Nutzungsdauer unterscheiden. Eine äquivalente, vergleichbare
Verzinsungsdauer wird ermöglicht, indem diejenige Alternative mit der kürzeren
Nutzungsdauer um eine ergänzende Nachfolgeinvestition erweitert wird. So wird erkennbar,
ob eine Investitionsalternative in kürzerer Zeit eine relativ höhere, kleinere oder gleichwertige
Verzinsung bringt, als eine Alternative, die das Kapital auf längere Zeit bindet (Ermschel,
Möbius, & Wengert, 2009, S. 45 und S. 52).
Kostenvergleichsrechnung
Sind die mit den Investitionsalternativen verbundenen Leistungen erlösfrei oder die Erlöse
über alle Alternativen hinweg gleich hoch, dann liegt es nahe, nur die durchschnittlichen
Kosten einer Periode zu berechnen und nach ihnen zu entscheiden. Die Alternative mit den
niedrigsten Durchschnittskosten wird gewählt, nachdem diese für alle Alternativen berechnet
wurden. Die Gesamtkosten setzen sich aus variablen und fixen Kosten zusammen. Variable
Kosten, im Folgenden mit bezeichnet, setzen sich wiederum aus Lohn, Material- oder
Energiekosten zusammen, also solchen, die mit dem Produktionsumfang zunehmen. Die fixen
Kosten, im Folgenden genannt, enthalten neben einmaligen, echten Auszahlungen überdies
kalkulatorische, wie Zinskosten und Abschreibungen. Die Anschaffungskosten werden,
subtrahiert mit dem Restwert , auf die einzelnen Jahre der Nutzung verteilt und ergeben
die jährliche Absetzung für Abnutzung . Der Kalkulationszinsfuß multipliziert mit dem
durchschnittlich gebundenen Kapital
ergibt die durchschnittlichen kalkulatorischen
Kapitalkosten (Ermschel, Möbius, & Wengert, 2009, S. 42 ff.).
(2.1)
Gewinnvergleichsrechnung
Die Alternative mit dem höchsten Gewinn wird gewählt, nachdem dieser für alle
Alternativen berechnet wurde. Gleichsam mit der Kostenvergleichsrechnung sind
Investitionsvorhaben unterschiedlicher, monetärer Größe nur schwer mit der
Gewinnvergleichsrechnung in Parallele zu setzen. Dort wo es nicht sinnvoll ist, nur die
2 Betriebswirtschaftliche Methoden und Betriebsberatung
5
Kosten zu vergleichen (Nettoerlös pro Verkaufseinheit nicht konstant; Produktions- und
Absatzmenge nicht von Alternativenwahl abhängig) setzt die Gewinnvergleichsrechnung an.
Die in der Kostenvergleichsrechnung (s. o.) errechneten Durchschnittskosten werden hier
vom Erlös subtrahiert. Der Erlös wird durch den Preis multipliziert mit der Menge
dargestellt (Ermschel, Möbius, & Wengert, 2009, S. 48 f.).
(2.2)
Rentabilitätsrechnung (auch Return on Investment)
Das Ergebnis (z. B. Gewinn) einer Planungsrechnung wird auf die verwendeten Mittel (z. B.
Eigenkapital) bezogen. Statt der absoluten Periodengewinne entscheidet eine möglichst hohe
Rentabilität des eingesetzten Kapitals über die Alternativen. Diese Rentabilität muss
seinerseits wiederum einer im Risiko vergleichbaren Geldanlage auf dem Kapitalmarkt
gegenübergestellt werden. Ist die gewählte Investition hier relativ gesehen vorteilhafter, ist die
notwendige Bedingung zur Auswahl erfüllt (Ermschel, Möbius, & Wengert, 2009, S. 50 f.).
(2.3)
Statische Amortisationsrechnung (Durchschnittsmethode)
Ihre Berechnung bestimmt die Zeitspanne, bis die Summe der erwarteten Rückflüsse gleich
den Investitionsausgaben ist, also alle investierten Mittel wieder zur Verfügung stehen. Diese
Zeitspanne wird im Folgenden Amortisationsdauer genannt. Im Gegensatz zur dynamischen
Variante, der Pay-Back-Methode, vernachlässigt die Durchschnittsmethode die zeitliche
Struktur der Zahlungsströme. Es sollte im Vergleich verschiedener Amortisationszeiträume
die Alternative mit der kürzesten Amortisationsdauer gewählt werden (Ermschel, Möbius,
& Wengert, 2009, S. 54 f.). Die Nutzungsdauer eines Projektes sollte hierbei immer über die
Amortisationsdauer hinausreichen.
(2.4)
mit
2 Betriebswirtschaftliche Methoden und Betriebsberatung
6
2.1.2 Dynamische Methoden
Das dynamische Modell berücksichtigt im Gegensatz zum statischen Modell (s. o.) den
zeitlichen Anfall von Zahlungen und den daraus resultierenden Zinseszins. Dynamische
Methoden erfassen die zeitliche Struktur der Ein- und Auszahlungen, indem sie die zu
unterschiedlichen Zeitpunkten anfallenden Zahlungen mithilfe der Zinseszinsrechnung auf
einen gemeinsamen Vergleichszeitpunkt ab- oder aufzinsen (Kruschwitz, 2011, S. 33).
Investitionsalternativen mit unterschiedlichen Nutzungsdauern und Investitionsvolumina
müssen differenziert betrachtet werden. Ähnlich wie in Kapitel 2.1.1 beschrieben, werden sie
mittels Komplementär- und Nachfolgeinvestitionen in ihrer relativen Vorteilhaftigkeit
vergleichbar gemacht. Die Komplementär- und Nachfolgeinvestitionen müssen im
Unterschied zu Kapitel 2.1.1 als Sachinvestitionen erfolgen, da dynamische Methoden nur
Verzinsungen berücksichtigen, die über den Kalkulationszinssatz hinausgehen. Der
Kapitalwert (s. u.) einer Geldanlage am Kapitalmarkt zum Kalkulationszinssatz ist nämlich
gleich null und bietet daher im jetzt beschriebenen Fall keine Entscheidungshilfe (Ermschel,
Möbius, & Wengert, 2009, S. 69 ff.). Noch differenzierter ist das Vorgehen bei den
Zinssatzmethoden (interne Zinsfuß- und Sollzinssatzmethode (s. u.)), bei denen die jeweiligen
kritischen Zinssätze der Komplementärinvestition mit dem spezifischen Kalkulationszinssatz
verglichen werden müssen (Blohm, Lüder, & Schaefer, 2012, S. 87 ff. und S. 99).
Kapitalwertmethode
Die mit einem Kalkulationszinssatz abgezinsten Ein- und Auszahlungsdifferenzen einer
Investition werden aufsummiert. Der abgezinste Restwert durch Verkauf zum Ende der
Nutzungsdauer wird ebenfalls hinzuaddiert. Diese Summe wird den Investitionsausgaben
zum Zeitpunkt 0 gegenübergestellt. Für die Vorteilhaftigkeit der Investition sollte diese
Summe mindestens größer als die Investitionsausgaben sein. Wenn das gilt, so ist der
Kapitalwert größer null (Ermschel, Möbius, & Wengert, 2009, S. 58).
∑
(2.5)
mit
Interner Zinsfuß
Der interne Zinsfuß zinst die Zahlungsrückflüsse eines Investitionsobjektes so ab, dass sie
genau den Investitionsausgaben entsprechen. Das heißt, der interne Zinsfuß ist derjenige,
kritische Zinssatz , bei dem der Kapitalwert eines Investitionsobjektes gleich null ist. So ist
2 Betriebswirtschaftliche Methoden und Betriebsberatung
7
ein Investitionsobjekt dann relativ vorteilhaft, wenn sein interner Zinsfuß im Vergleich zu
jeder anderen zur Wahl stehenden Alternative größer ist. Die Entscheidung für ein absolut
vorteilhaftes Investitionsobjekt ist daran auszurichten, ob der interne Zinsfuß größer ist als ein
in Bezug auf sein Risiko vergleichbarer Kalkulationszinssatz am Kapitalmarkt. Ex post darf
der interne Zinsfuß aber nicht als endwertbezogene Eigenkapitalrentabilität fehlinterpretiert
werden. (Bloech & Götze, 2002, S. 96).
Für eine Wahlentscheidung, die unter der Zielsetzung getroffen werden soll, eine genaue
Einkommenshöhe zu sichern, ist der interne Zinsfuß nicht geeignet. Er trifft lediglich
Aussagen über Vorteilhaftigkeiten durch den Vergleich von Prozentsätzen (Kruschwitz, 2011,
S. 33). Zur Bestimmung des internen Zinsfußes existiert lediglich eine Näherungslösung,
deren mathematische Hintergründe hier nicht weiter vertieft werden sollen. Durch Probieren
müssen dazu die Kalkulationszinsfüße je eines Kapitalwertes knapp über sowie unter null
ermittelt werden (Bloech & Götze, 2002, S. 101).
(2.6)
mit
Dynamische Amortisationsrechnung (auch Pay-Back-Methode)
Sie bestimmt die Zeitdauer bis die Summe der abgezinsten, erwarteten Rückflüsse
gleich den Investitionsausgaben ist. Sie unterscheidet sich somit von der statischen
Amortisationsrechnung durch die Berücksichtigung des zeitlichen Anfalls der
Zahlungsströme (Ermschel, Möbius, & Wengert, 2009, S. 80).
∑
22 (2.7)
mit
Annuitätenmethode
Die Summe der abgezinsten Rückflüsse wird über die Nutzungsdauer gleichmäßig verteilt.
Die zeitlichen Unterschiede im Anfall der Zahlungen werden nivelliert und die Annuität ̅
kann z. B. mit einem Lohn verglichen werden. Diejenige Alternative unter den zur Auswahl
stehenden Investitionsobjekten ist zu wählen, die die höchste Annuität aufweist (Ermschel,
Möbius, & Wengert, 2009, S. 70).
2 Betriebswirtschaftliche Methoden und Betriebsberatung
8
̅
(2.8)
mit
Vermögensendwertmethode
Die Investitionsausgaben und die erwarteten Kosten werden ebenso wie die erwarteten
Rückflüsse zusammen mit einem voraussichtlichen Restwert einer Investition an das Ende der
Nutzungsdauer aufgezinst und summiert. Unterschiedliche Sollzinssätze
(Kapitalaufnahmezinssatz) und Habenzinssätze (Kapitalanlagezinssatz) können berücksichtigt
werden, indem negative Nettozahlungen zum Sollzinssatz aufgezinst werden, positive
mit dem Habenzinssatz . Der Vermögensendwert folgt aus der Summe des jeweils
aufgezinsten positiven Vermögens- und negativen Verbindlichkeitenkontos. Eine absolut
vorteilhafte Investition zeigt einen Vermögensendwert größer null (Bloech & Götze, 2002, S.
111 f.).
∑
∑
2 (2.9)
Sollzinssatzmethode
Ähnlich wie die Vermögensendwertmethode geht die Sollzinssatzmethode von der Existenz
eines Soll- und Habenzinssatzes aus. Es wird parallel zum Verfahren der Bestimmung des
internen Zinsfußes (s. o.) der kritische Sollzinssatz ermittelt, bei dem der
Vermögensendwert gerade null wird. Höhere Sollzinsen führten demnach dazu, dass eine
Investition unvorteilhaft werden würde (Bloech & Götze, 2002, S. 116 f.).
(2.10)
2.1.3 Investitionsentscheidungen unter Unsicherheit
In der Realität kann nicht von deterministischen Inputgrößen im
Investitionsentscheidungsprozess ausgegangen werden. Tatsächlich ist die Ausprägung des
geplanten Investitionserfolges völlig offen. Eine Abschätzung der Wahrscheinlichkeit eines
Investitionserfolges kann jedoch mit den zwei nun folgenden Methoden erreicht werden. Eine
Investitionsentscheidung unter Unsicherheit erfordert vom Verantwortlichen, neben der
Bestimmung zukünftiger Inputgrößen und deren Wahrscheinlichkeiten, seine
2 Betriebswirtschaftliche Methoden und Betriebsberatung
9
Lebenseinstellung zu unsicheren Ereignissen zu quantifizieren (Ermschel, Möbius, &
Wengert, 2009, S. 90 ff.). Eine Risikoanalyse für einen Betrieb (s. u.) kann mit diesen
Methoden durchgeführt werden.
Sensitivitätsanalyse
Innerhalb von Planungsrechnungen werden Erwartungen über Faktor- oder Produktpreise
verändert, um die Auswirkungen der Annahme von Unsicherheit auf das Ergebnis zu
untersuchen. Es können z. B. kritische Verkaufspreise (vgl. Ausdruck (2.11)),
Gewinnschwellen oder Szenarien berechnet werden.
∑
∑ (2.11)
mit
In Ausdruck (2.11) ist definiert als produktionsabhängige Auszahlungen, als
produktionsunabhängige Auszahlungen sowie als Absatz- bzw. Produktionsmenge.
Monte-Carlo-Simulation
Es werden Annahmen über die Wahrscheinlichkeitsverteilungen unsicherer Größen getroffen.
Eine Simulation von Umweltzuständen über diese Verteilungen mit vielen Wiederholungen
erstellt ein Risikoprofil. Dieses liefert Aussagen über die Wahrscheinlichkeitsverteilung von
Ergebnisgrößen wie z. B. dem Kapitalwert. Eine mögliche Aussage wäre: „In 20 % der Fälle
liegt der Kapitalwert unter null.“
2.1.4 Produktions- und Liquiditätsplanung sowie Effizienzkontrolle
Voranschlagsrechnung
Aufgrund der erfassten Faktorausstattung und Kapazitäten eines Betriebes werden nach
Erfahrung Alternativen zusammengestellt und daraus die beste Alternative gewählt.
Lineare Programmierung
Eine Zielfunktion, z. B. die Futterkosten, wird unter der Berücksichtigung von
Nebenbedingungen optimiert. Dazu wird ein System von Gleichungen verwendet. Sie ist z. B.
bei der Aufstellung eines Betriebsplanes hilfreich, der eine Zielsetzung für den
Produktionsumfang der Zukunft nennt und angibt, welche Ertragsziele bei gegebener
Faktorausstattung erreicht werden sollen.
2 Betriebswirtschaftliche Methoden und Betriebsberatung
10
Liquiditätspläne
Ein Liquiditätsplan stellt Ein- und Auszahlungen in einem gewissen Zeitraum gegenüber. Ein
solcher Plan soll sicherstellen, dass zu jedem Zeitpunkt ausreichende Zahlungsmittel
vorhanden sind, um jedweder Zahlungsverpflichtung nachkommen zu können.
Vollständige Finanzpläne
Vollständige Finanzpläne sind ein Instrument der operativen Finanzplanung und dienen daher
vorrangig der Liquiditätsplanung (Breuer, Breuer, Eggert, & Minter, o. J.). Mit diesen Plänen
werden zukunftsbezogen alle Zahlungsvorgänge über die Nutzungsdauer einer Investition
erfasst und chronologisch in einer Tabelle verarbeitet. Der Bedarf an zusätzlichen Mitteln
kann somit frühzeitig erkannt werden.
Horizontaler Betriebsvergleich
Dieses ist der Vergleich von ähnlichen Betrieben zu einem Zeitpunkt unter anderem anhand
von betriebswirtschaftlichen Kennzahlen.
Vertikaler Betriebsvergleich
Hierbei handelt es sich um den Vergleich von betriebswirtschaftlichen Kennzahlen eines
Betriebes mit sich selbst im Zeitverlauf.
Betriebszweigabrechnung
Die Kosten und Leistungen werden den einzelnen Betriebszweigen zugeordnet, um z. B. das
kalkulatorische Betriebszweigergebnis zu bestimmen.
2.2 Organisation der Betriebsberatung in Deutschland
Die landwirtschaftliche Beratung in Deutschland lässt sich, wie in Abbildung 1 zu erkennen,
übersichtlich durch vier Säulen skizzieren:
1. die Offizialberatung,
2. die private Beratung durch selbstständige Berater und Beratungsfirmen,
3. die Beratung durch den der Landwirtschaft vor- und nachgelagerten Bereich
(Zulieferer, Verarbeiter) sowie
4. die Beratung durch Kirchen und Verbände.
2 Betriebswirtschaftliche Methoden und Betriebsberatung
11
Abbildung 1: Vier Organisationsformen der Beratung
Quelle: eigene Darstellung
Da die landwirtschaftliche Beratung in Deutschland föderal organisiert ist, lässt sich keine
einheitliche Verteilung dieser Säulen innerhalb Deutschlands erkennen. Zusätzlich steigt die
Vielzahl an Beratungsformen innerhalb der jeweiligen Bundesländer (Thomas, 2007).
Grundsätzlich nahm in der Vergangenheit die Offizialberatung die wichtigste Stellung unter
den o. g. Säulen ein. Sie findet ihren Ursprung im Preußischen Landwirtschaftskammergesetz
aus dem Jahr 1894. Die dazugehörige historische Entwicklung fördert das Verständnis.
Die Bauernbefreiung in Norddeutschland durch Zentralbehörden hatte im frühen
19. Jahrhundert eine Steigerung der landwirtschaftlichen Produktivität zur Folge, da Bauern
u. a. Flächen der Allmende in ihr Eigentum überführen konnten. War der Grundherr zuvor die
bäuerliche Aufsichtsperson nicht allein in finanzieller Hinsicht, erforderte die
Bauernbefreiung hier ein neues Maß an Eigenverantwortlichkeit. In dieses Vakuum traten
Landgesellschaften oder landwirtschaftliche Zentralvereine, die erstmalig in der Geschichte
Förderung und Fortschritt der Landwirtschaft zum Ziel hatten (Ewert, 1999, S. 10). So ist
z. B. die königliche Landwirtschaftsgesellschaft zu Celle von 1764 zu nennen. Sie war eine
Avantgarde, lanciert durch Georg III., König von England und Kurfürst von Hannover. Hierin
wirkte sogar der Begründer der Agrarwissenschaften, Albrecht D. Thaer, maßgeblich mit
(Ewert, 1999, S. 13 ff.). Solche vielerorts bereits als Bauernvertretungen gegründeten
Gesellschaften stehen in enger Beziehung zu den späteren Landwirtschaftskammern. So
2 Betriebswirtschaftliche Methoden und Betriebsberatung
12
bieten beide den Bauern eine dezentrale Selbstverwaltung und Interessenvertretung im
demokratischen Prozess. Spätestens die Industrialisierung der deutschsprachigen Bevölkerung
mit einhergehendem Bevölkerungswachstum und Urbanisierung nach 1871 machte
Maßnahmen zur Sicherung der Lebensmittelversorgung unausweichlich. Mit einer den
Landwirten übergeordneten Institution konnte zu jener Zeit die Nahrungsmittelproduktion
organisiert und effizienter werden. Seitdem übernimmt die Offizialberatung, z. B. in Form der
Landwirtschaftskammern, die Förderung und Sicherung der nationalen, landwirtschaftlichen
Erzeugung.
Nordwestdeutschland, das Saarland und Rheinland-Pfalz
Hier ist die private Beratung ebenso verbreitet wie die Offizialberatung. In
Nordwestdeutschland, dem Saarland und Rheinland-Pfalz (s. Tabelle 1) wurden nach dem
Zweiten Weltkrieg die Landwirtschaftskammern als Offizialberatung in der Form, wie wir sie
heute kennen, etabliert. Mittlerweile sind sie Körperschaften des öffentlichen Rechts. In
diesem System ist jeder ausübende eines grünen Berufes sowie jeder Besitzer einer gewissen
Mindestfläche von land-, forst- oder gartenbaulicher Nutzung Zwangsmitglied und
beitragspflichtig. Ihnen steht in diesem Zusammenhang ein jährliches Beratungskontingent
zu.
Tabelle 1: Die Landwirtschaftskammern in Deutschland
Bundesland Name Sitz
Bremen Landwirtschaftskammer Bremen Bremen
Hamburg Landwirtschaftskammer
Hamburg
Hamburg
Niedersachsen Landwirtschaftskammer
Niedersachsen
Oldenburg
Nordrhein-
Westfalen
Landwirtschaftskammer
Nordrhein-Westfalen
Münster und Bremen
Rheinland-Pfalz Landwirtschaftskammer
Rheinland-Pfalz
Bad Kreuznach
Saarland Landwirtschaftskammer Saarland Saarbrücken
Schleswig-
Holstein
Landwirtschaftskammer
Schleswig-Holstein
Rendsburg
Quelle: eigene Darstellung
2 Betriebswirtschaftliche Methoden und Betriebsberatung
13
Darüber hinaus werden Möglichkeiten für die berufliche Aus- und Weiterbildung in den
grünen Berufen bereitgehalten und der Forschungs- und Versuchsbedarf in der Landwirtschaft
durch Landesforschungs- und Versuchsanstalten gedeckt. Die Beratung der Landwirtschaft ist
einem laufenden Veränderungsprozess unterworfen. Strukturwandel, Reformen in der
Agrarpolitik oder Verwaltungsreformen der öffentlichen Hand machen Anpassungen
erforderlich. In Zeiten schmaler Haushaltsmittel und dem damit einhergehenden
Personalabbau gerät die staatliche Betriebsberatung gegenüber der privaten zunehmend unter
Druck. Die Offizialberatung ist z. B. dazu übergegangen, zu Kammerbeiträgen z. T.
zusätzliche, leistungsbezogene Gebühren zu erheben (Grygo, 1998, S. 188). Allerdings ist
kommerzielle Betriebsberatung nur dann von Interesse, wenn ihr Nutzen monetär messbar
wird. Alte Förderinteressen wie Nahrungsmittelsicherheit und Wettbewerbsstärkung gelten
zudem in Gesellschaft und Politik nicht länger. Die Akzeptanz der Gesellschaft für jedwede
Förderung der konventionellen Landwirtschaft hat nachgelassen. Diese Entwicklung
manifestierte sich erstmals deutlich im Jahr 2000 in einer Krise des Verbrauchervertrauens,
ausgelöst durch insgesamt zehn Fälle von boviner spongiformer Enzephalopathie (BSE) in
Deutschland. Dennoch unangefochten bleibt dagegen die Offizialberatung neben ihrer
Forschungs- auch in ihrer Ausbildungsarbeit (s. o.) (Gold, 2006).
Baden-Württemberg und Bayern
In Baden-Württemberg übernehmen seit 2005 Landratsämter die Offizialberatung der
inzwischen aufgelösten Ämter für Landwirtschaft, Landschafts- und Bodenkultur. In Bayern
können die Landwirte kostenlose Betriebsberatung der Ämter für Landwirtschaft und Forsten
in Anspruch nehmen. Nur für die Bereiche Produktionstechnik im Ackerbau und Tierhaltung
steht den bayrischen Landwirten seit 2008 ein erweitertes, entgeltliches Beratungsangebot aus
staatlicher Landwirtschaftsberatung und anerkannten nicht staatlichen Anbietern zur
Verfügung (Wolf, 2008, S. 223).
Neue Bundesländer ohne Thüringen
Nachdem in Ostdeutschland die zentrale Verwaltung der Landwirtschaft mit der
Wiedervereinigung aufgelöst wurde, wurde in den 1990er Jahren besonders in den neuen
Bundesländern über die Zukunft der landwirtschaftlichen Beratung diskutiert. Seitdem
überwiegt hier die privatrechtliche Beratung. In Mecklenburg-Vorpommern nimmt zusätzlich
die teilstaatliche Landwirtschaftsberatung Mecklenburg-Vorpommern/Schleswig-Holstein
GmbH (LMS) einen großen Marktanteil ein. Sie gehört zu zwei Dritteln dem Land
2 Betriebswirtschaftliche Methoden und Betriebsberatung
14
Mecklenburg-Vorpommern und übernimmt z. T. hoheitliche Aufgaben des Landes. So ist ihre
sozioökonomische Beratung in Krisenfällen kostenlos.
Thüringen und Hessen
In Hessen besteht neben der privatrechtlichen Beratung die Offizialberatung in Form des
Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen. Ein geringer Beratungsumfang ist hier kostenfrei. In
Thüringen wurde nach der deutschen Wiedervereinigung der Versuch unternommen, eine
staatliche Beratung zu etablieren. Dieser schlug jedoch fehl und in der Folge wurde die
Beratung 1998 weitestgehend privatisiert, darunter die betriebswirtschaftliche Beratung
(Zopf, 1998, S. 153). Lediglich im Bereich Agrar-Tourismus und Bildung gibt es eine
offizielle Beratung. Seit 2003 wurde jede staatliche Unterstützung für private Beratungen
gestrichen und nur noch die Cross-Compliance-Beratung, die Landwirten in der Einhaltung
von Verordnungen der Europäischen Union begleitet, wird subventioniert. Thüringen bezieht
dazu wie das Land Baden-Württemberg Gelder über den europäischen Landwirtschaftsfonds
für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER).
Entscheidend in der Betriebsberatung sind in fast der gesamten Bundesrepublik – bis auf
Bayern – privatrechtliche Beratungen, so z. B. Beratungsringe oder Ingenieurbüros. Die
Beratung durch Verbände, Saatgutfirmen oder die verarbeitende Industrie besaß dabei nie
eine flächendeckende Bedeutung in der Betriebsberatung. In den neuen Bundesländern
wurden private Beratungsgesellschaften unter Beteiligung der jeweiligen Länder gegründet.
In Norddeutschland haben sich „private Beratungsringe einer jeweils relativ kleinen Zahl
stark spezialisierter Landwirte gebildet, die sich neutrale und zudem relativ teure
Spezialberater leisten“ (Mühlbauer, 2006). Diese sind als Vereine organisiert.
Private Ingenieurbüros bieten mannigfaltige Beratungsprogramme an. Darunter sind
Unternehmensberatungen, Steuerberatungen, Gutachter, Investitionsberater usf. Sie werden
entweder selbstständig, als Vereine, als freiberufliche Unternehmensberatungen mit
selbstständigen Beratern oder als Sozietäten betrieben. Bürogemeinschaften erwirken
Synergieeffekte unter den Beratern hinsichtlich Fort- und Weiterbildung, Zeitmanagement
und Spezialisierung (Peters & Schwerdtle, 2005).
Für zunehmend junge Betriebsleiter von landwirtschaftlichen Zukunftsbetrieben, die ein
Hochschulstudium abgeschlossen haben, muss der Beratungsmarkt passende Antworten auf
hohem fachlichem Niveau bereithalten, was mit der erforderlichen Beraterqualifikation am
ehesten den privaten Anbietern gelingt (Mühlbauer, 2006). Qualitativ hochwertige Beratung
2 Betriebswirtschaftliche Methoden und Betriebsberatung
15
muss seinen Preis haben und demzufolge sind nicht allein die letztgenannten Landwirte bereit
hierfür Geld zu bezahlen. Die kostenpflichtige Beratung könnte sich demzufolge mittel- bis
langfristig zum Standard entwickeln (Mühlbauer, 2006). In einigen Fällen könnten sich eine
Beratung in Zukunft nur noch Großbetriebe leisten (Gold, 2006). Eine kleine Betriebsstruktur,
wie sie in Teilen Bayerns vorherrscht, soll deshalb nach wie vor in Bayern mit kostenloser
Betriebsberatung bedient werden. Auf diese Weise könnte die damit einhergehende
kleinstrukturierte, sehr stabile Sozialstruktur im ländlichen Raum vorerst erhalten bleiben
(Kaiser, 2013).
2.3 Hypothesen
Zuallererst ist bezogen auf jede einzelne Methode zu klären, ob Berater die Methoden weit
häufiger anwenden, mit denen sie sehr vertraut sind. Gibt es untersuchte Methoden, die zum
einen gar nicht angewendet werden oder darüber hinaus weitgehend unbekannt sind?
Eine weitere Hypothese lautet, dass Methoden, die unter den Beratern sehr bekannt sind,
häufiger genutzt und unbekannter dagegen dementsprechend seltener genutzt werden.
Weitergehend soll überprüft werden, ob die Anwendungshäufigkeit betriebswirtschaftlicher
Methoden in einem deutlichen Zusammenhang mit der Organisationsform, dem
Berufsabschluss und/oder dem Alter eines Beraters steht. Ebenso könnte das
Beratungsangebot einer Organisation Unterschiede liefern hinsichtlich der
Anwendungshäufigkeit von Methoden. Eine Hypothese in diesem Zusammenhang lautet, dass
Organisationen mit einer Spezialberatung (Pflanzenbau/Tierhaltung) oder solche, die keine
betriebswirtschaftliche Beratung anbieten, die untersuchten Methoden wesentlich seltener
einsetzen als z. B. Steuerberatungen.
Andere Zusammenhänge sind zwischen dem Anwendungsgrad der Methoden und der
Betriebsgröße eines Mandanten, dessen Betriebsorganisation und/oder dessen
Geschäftsfeldern denkbar. Im Vergleich von Mandanten im Nebenerwerb mit
Haupterwerbsbetrieben, Personen- und Kapitalgesellschaft könnte die Anwendung
betriebswirtschaftlicher Methoden für Nebenerwerbsbetriebe tendenziell unwichtiger sein.
INSTITUT FÜR AGRARÖKONOMIE
CHRISTIAN-ALBRECHTS-UNIVERSITÄT ZU KIEL
16
3 Material und Methoden
Ziel der Studie ist die Erfassung qualitativer und quantitativer Daten über die Verbreitung
betriebswirtschaftlicher Methoden in der landwirtschaftlichen Betriebsberatung. Dazu wird
das Anwendungsverhalten mit einer standardisierten Befragung direkt von
landwirtschaftlichen Betriebsberatern erfasst. Für die Erhebung wird ein Online-
Befragungssystem des norwegischen Softwareproduzenten QuestBack gewählt.
Die statistische Auswertung der Antwortdaten wird mit der Computersoftware Statistical
Package for the Social Sciences (SPSS Statistics) sowie Microsoft Excel vorgenommen.
Unterstützt wird die Umfrage durch den Hauptverband der landwirtschaftlichen Buchstellen
und Sachverständigen e. V. (HLBS), der die Umfrage an dessen Mitglieder mit dem
gesuchten Beratungsprofil weiterleitete.
3.1 Umfrageaufbau
Der Fragebogen (s. Anhang Fragebogen) umfasst 61 Fragen. Zu Beginn behandeln 40 Fragen
das Themenfeld der verschiedenen betriebswirtschaftlichen Methoden (s. Kapitel 2.1) mit
deren Relevanz in der Praxis. Darauf folgen 20 Fragen, von denen die ersten zehn die
Eigenschaften der jeweiligen Mandanten und deren Einflüsse auf die Verwendung der
untersuchten Methoden beleuchten sowie die letzten zehn, welche auf Eigenschaften der
Berater und deren Organisationsform eingehen. Die Antworten zum persönlichen Kontext der
Berater sollen als Grundlage in der Auswertung dienen, was die Verbreitung und Anwendung
bestimmter Methoden maßgeblich beeinflusst. Die gesamte Befragung ist anonym, sodass die
Auswertung der Daten keine Rückschlüsse auf die einzelnen befragten Berater zulässt. Die
Bearbeitung des Fragebogens erfordert im Mittel ca. 25 Minuten.
Zur Ermittlung der Verbreitung betriebswirtschaftlicher Methoden werden je Methode die
folgenden Fragen gestellt (in diesem Zusammenhang oft Items genannt):
„Wie sehr sind Sie mit der Methode … vertraut?“
„Wenn Sie mit dieser Methode vertraut sind, wie oft verwenden Sie diese?“
Auf diese Fragen hin können die Berater für den Grad der Anwendungshäufigkeit und den
Grad der Vertrautheit mit einer Methode ihre Einschätzung je auf einer fünfstufigen,
bipolaren Ratingskala abgeben (s. Kapitel 4).
3 Material und Methoden
17
Eine Skala mit einer ungeraden Anzahl von Antwortkategorien ermöglicht es den Befragten
eine neutrale Antwortkategorie zu wählen und die Befragten nicht auf einen Standpunkt von
pro oder kontra zu drängen. Beide Fragen können jeweils mit einer „Weiß nicht“-Kategorie
beantwortet werden. Somit lassen sich Berater ohne jede Meinung zu der betreffenden Frage
nicht zu einer Befürwortung der neutralen Kategorie verleiten. Das hätte die Verfälschung der
Umfrageergebnisse zur Folge (Bühner, 2006, S. 54 ff.).
In den darauffolgenden Fragen zu Organisationsform, Mandanten und dem Berater selbst,
befinden sich vom Typ her sowohl offene und geschlossene Fragen als auch solche mit
vorgegebenen (Mehrfach-) Antwortmöglichkeiten und verschiedenen, weiteren fünfstufigen
Ratingskalen.
3.2 Befragung von landwirtschaftlichen Betriebsberatern
Die Stichprobe der namentlich angeschriebenen, betriebswirtschaftlichen Berater umfasst 420
Personen aus ganz Deutschland. Sie ist ein sogenanntes Convenience Sample (willkürliche
Auswahl), da fast ausschließlich solche Berater erfasst werden, deren Kontaktdaten über das
Internet abrufbar sind. Die Stichprobe beinhaltet indes auch solche betriebswirtschaftlichen
Berater, deren Tätigkeitsfeld nicht explizit auf die Landwirtschaft beschränkt ist. So werden
betriebswirtschaftliche Berater der fachverwandten Bereiche Forstökonomie und
Gartenbauökonomie mit in die Stichprobe einbezogen. Im Zeitraum des 10. Oktober bis zum
05. November 2013 schlossen die Umfrage 89 der angeschriebenen Personen vollständig und
verwertbar ab, was einer Rücklaufquote von 21,2 % entspricht. Im Folgenden werden die
Eigenschaften derjenigen landwirtschaftlichen Betriebsberater näher beleuchtet, die die
Ergebnisse dieser Umfrage liefern.
3 Material und Methoden
18
Tabelle 2: Übersicht über Berufsabschlüsse der Teilnehmer mit deren Berufserfahrung
Häufigkeit
absolut
Prozent
%
Gesamte
Berufserfahrung
Ø in Jahren
Berufserfahrung
als Berater
Ø in Jahren
Gültig
Universitätsdiplom 42 47,2 22,5 18,2
Fachhochschuldiplom 27 30,3 21,2 16,2
Promotion 8 9,0 21,8 18,1
M.Sc. (Uni) 5 5,6 13,4 10,8
B.Sc. (FH) 3 3,4 16 14,3
M.Sc. (FH) 1 1,1 41 41
Meisterprüfung 1 1,1 40 27
Sonstiges 1 1,1 22 13
k. A. 1 1,1 37 37
Gesamtsumme 89 100,0 21,9 17,5
Quelle: eigene Berechnung
Wie in der Tabelle anhand der Zahlen ersichtlich, hat mehr als die Hälfte (61,2 %) der
befragten Berater einen Berufsabschluss an einer Universität erworben. Sie wurden an einer
Universität promoviert oder erwarben dort das Diplom oder den M.Sc. Ebenfalls einen großen
Anteil (34,8 %) stellen Berater mit einem Abschluss an einer Fachhochschule (FH). Im
Durchschnitt sind die Berater mit 95%iger Wahrscheinlichkeit ca. zwischen 21 und 25 Jahren
im Berufsleben und ca. zwischen 17 und 21 Jahren beratend tätig. Berater, die einen
berufsqualifizierenden Abschluss der heute ausgelaufenen Diplomstudiengänge besitzen, sind
im Mittel deutlich älter, als solche, die einen Abschluss der neuen Bachelor- und
Masterstudiengänge besitzen. Auffällig ist, dass sich kein Bachelorabsolvent der Universität
unter den Teilnehmern befindet, der nicht einen zusätzlichen Mastertitel erworben hat. Die
Antwort des einzigen M.Sc. (FH) muss im Hinblick auf die erst kürzlich an Fachhochschulen
eingeführten Masterstudiengänge und die im Vergleich dazu viel zu hohe Berufserfahrung als
fragwürdig betrachtet werden.
3 Material und Methoden
19
Tabelle 3: Anteil Berater aus den jeweiligen Organisationsformen und spezifische Eigenschaften
Häufigkeit
absolut
Prozent
%
Anzahl der Mandanten je
Berater
Betriebsfläche ihrer
Mandanten
ha
Mittelwert Ø Median Mittelwert Ø Median
Gültig
Privatwirtschaft 42 47,2 64,65 50
573,71 300
Offizialberatung 29 32,6 49,80 40
105,47 100
Sonstiges 9 10,1 58 45
176,25 195
Verband 8 9,0 82,14 90
136,25 115
k. A. 1 1,1 . . . .
Gesamt 89 100,0 60,88 50 366,57 150
Quelle: eigene Berechnung
In Tabelle 3 wird erkennbar, in welcher Organisationsform die befragten Berater tätig sind.
Die in Kapitel 2.2 beschriebenen Säulen der Organisationsformen in der Beratung finden sich
hier insoweit wieder, als dass Kirchen und Verbände voneinander getrennt erfasst wurden und
der vor- und nachgelagerte Bereich unter „Sonstiges“ behandelt wird. Mit 79,8 % bilden
zusammengenommen die Berater aus Privatwirtschaft und Offizialberatung die Hauptvertreter
unter den Teilnehmern. Fast die Hälfte der gesamten Teilnehmer (47,2 %) ist privatrechtlich
organisiert. Eine Minderheit (9 %) ist in Verbänden organisiert, worunter z. B. als Verein
organisierte Beratungsringe fallen. Kirchliche Träger wurden in keinem Fall als
Organisationsform genannt. Anhand der Anzahl der betreuten Mandanten je Teilnehmer ist
ablesbar, welche Dimension die Anzahl der Fälle besitzt, die ein Berater im Alltag überblickt.
Die Berater der Offizialberatung haben im Mittel die wenigsten, die der Verbände die meisten
Fälle. Die letzten zwei Spalten geben einen Überblick darüber, wie sich die
Betriebsflächengrößen der Mandanten je Organisationsform unterscheiden. Die größten
Angaben in Bezug auf die betreute Betriebsfläche tätigen Berater aus der Privatwirtschaft, die
kleinsten solche aus der Offizialberatung. Der Median, unter dessen Wert sich 50 % aller
gegebenen Antworten befinden, wird neben dem arithmetischen Mittelwert zusätzlich
aufgeführt. Er ist robust gegenüber Ausreißern, was eine bessere Einschätzung der Gesamtheit
der Antworten zulässt. Ausreißer sind Angaben von Teilnehmern, die weit von den meisten
anderen Antworten zu einer Frage abweichen. Z. B. liegen 50 % der Angaben zur betreuten
3 Material und Methoden
20
Betriebsfläche privatrechtlicher Berater unter 300 ha. Der entsprechende arithmetische
Mittelwert legt aber mit 573,71 ha Fläche nahe, dass privatrechtliche Berater z. T. deutlich
positiv abweichende Werte nennen. Die Spanne der Angaben von diesen Beratern erstreckt
sich von 10 ha (Minimum) auf 2650 ha (Maximum). Das Maximum in der Offizialberatung
liegt zum Vergleich bei 200 ha. Der Unterschied der betreuten Betriebsfläche ist zwischen
privatrechtlicher Beratung und Offizialberatung signifikant von null verschieden. Der
Unterschied ist darüber hinaus zu jeder anderen Organisationsform (Verband und
„Sonstiges“) ebenso signifikant (s. Tabelle 4). Varianzgleichheit wurde hierbei nicht
angenommen. Das Signifikanzniveau α ist hier und im Folgenden stets 5 %.
Tabelle 4: Betreute Betriebsfläche der privatrechtlichen Beratung ist signifikant größer
(I) Organisationsform (J) Organisationsform
Mittelwertdifferenz
(I-J) t Signifikanz Test
Tamhane-
T2
Privatwirtschaft Offizialberatung 468,235 -4,436 0,001
Verband 437,456 4,085 0,000
Sonstiges 397,456 -3,384 0,012
Quelle: eigene Berechnung
Angemerkt sei an dieser Stelle, dass sich Betriebsberatung nach diesen Zahlen nur
verhältnismäßig große Betriebe in Deutschland leisten. Nur 22,8 % der deutschen
landwirtschaftlichen Betriebe umfassen im Jahr 2010 mindestens zwischen 100 und 200 ha,
7,2 % der Betriebe mindestens zwischen 200 und 500 ha (s. Anhang: Größenklassen der
landwirtschaftlichen Betriebe in Deutschland).
Die Werte der Spalte „Gesamt“ in Tabelle 5 zeigen je Zeile, welcher Anteil an Beratern das
jeweilige Beratungsangebot als zutreffend für seine Organisation nennt. Grundsätzlich können
die Teilnehmer mehrere der Kategorien gleichzeitig wählen. In absteigender Reihenfolge ist
ersichtlich, welche Unternehmensangebote am häufigsten genannt werden.
3 Material und Methoden
21
Tabelle 5: Angebot der Berater und ihrer Organisationen
Angebot der Organisation
Beratungsangebot je Berater Gesamt
Investitions-
planung
Produktions
-planung
Beratung
Pflanzenbau/
Tierhaltung
Betriebs-
vergleiche
Betriebsplan-
erstellung
Risiko-
analyse
Betriebswirtschaftliche
Beratung
73 70 28 76 71 49 85
85,9 % 82,4 % 32,9 % 89,4 % 83,5 % 57,6 % 100,0 %
Spezialberatung
(Pflanzenbau/Tierhaltung)
55 56 26 60 54 38 66
64,7 % 65,9 % 30,6 % 70,6 % 63,5 % 44,7 % 77,6 %
Sachverständigengutachten 31 32 12 34 32 26 36
36,5 % 37,6 % 14,1 % 40,0 % 37,6 % 30,6 % 42,4 %
Steuerberatung 3 2 0 3 3 3 3
3,5 % 2,4 % 0,0 % 3,5 % 3,5 % 3,5 % 3,5 %
Wirtschaftsprüfung 3 2 1 3 3 2 3
3,5 % 2,4 % 1,2 % 3,5 % 3,5 % 2,4 % 3,5 %
Rechtsberatung 2 1 1 2 2 2 2
2,4 % 1,2 % 1,2 % 2,4 % 2,4 % 2,4 % 2,4 %
Gesamt 73 70 28 76 71 49
85,9 % 82,4 % 32,9 % 89,4 % 83,5 % 57,6 %
Quelle: eigene Berechnung
Alle 85 Berater, die eine Antwort zu beiden betreffenden Fragen abgegeben haben, behaupten
sogar, dass ihre Organisation betriebswirtschaftliche Beratung im Angebot führt. Ein Faktum,
das die Auswahl der Stichprobe rechtfertigt. Die Werte der Zeile „Gesamt“ bilden pro Spalte
ab, welcher Anteil an Beratern erklärt, dass das individuelle Beratungsangebot auf ihn zutrifft.
Die Einzelwerte in der obigen Tabelle werfen den Zusammenhang auf, welche persönlichen
Angebote mit denen einer Organisation einhergehen und umgekehrt. So behauptet niemand,
während er in einer Steuerberatung tätig ist, beratend im Bereich Pflanzenbau und/oder
Tierhaltung zu sein. Sehr deutlich ist der Zusammenhang zwischen betriebswirtschaftlicher
Beratung auf Organisationsebene und dem persönlichen Leistungsangebot. Wer
betriebswirtschaftliche Beratung anbietet, arbeitet oft in einer Organisation, die sich auf
solche Beratung ausgerichtet hat. Die prozentuale Häufigkeit je Einzelwert steht in Relation
zur Gesamtzahl der 85 Berater, die auf jeweils beide Fragen geantwortet haben.
3 Material und Methoden
22
Tabelle 6 differenziert zusätzlich, wie viele Berater einer Organisationsform ein bestimmtes
persönliches Angebot ausüben. Die Häufigkeiten eines Beratungsangebotes stehen in Relation
zur Anzahl derer, die sich der jeweiligen Organisationsform zugeordnet haben.
Tabelle 6: Individuelles Beraterangebot je Organisationsform
Beratungsangebot je Berater
Organisationsform
Privatwirtschaft Offizialberatung Sonstiges Verband
Häufigkeit
%
Häufigkeit
%
Häufigkeit
%
Häufigkeit
%
Investitionsplanung 92,9 79,3 55,6 87,5
Produktionsplanung 81,0 79,3 77,8 87,5
Spezialberatung
(Pflanzenbau/Tierhaltung)
42,9 0,0 55,6 62,5
Betriebsvergleich 88,1 89,7 77,8 75,0
Erstellung von Betriebsplänen 90,5 75,9 44,4 87,5
Risikoanalyse 54,8 58,6 33,3 75,0
Quelle: eigene Berechnung
Risikoanalysen (s. Kapitel 2.1.3) werden von allen relativ selten gewählt. Betriebspläne
(s. Kapitel 2.1.4) werden demgegenüber relativ häufig genannt. Aus der Offizialberatung gibt
es keinen Betriebsberater, der zusätzlich im Pflanzenbau und/oder der Tierhaltung
konsultierend tätig ist. Der Unterschied ist hoch signifikant gegenüber den anderen
Organisationsformen, was auf eine klare Aufgabenteilung in der Offizialberatung schließen
lässt. Insgesamt zeichnen die Werte der Tabelle 6 für alle Berater aber ein sehr vielseitiges
Bild, wobei zwischen den Organisationsformen wenige Unterschiede zu erkennen sind.
Nur in der Erstellung von Betriebsplänen ist mit einem zweiseitigen t-Test ein weiterer,
signifikanter Unterschied zu finden, nämlich zwischen der Gruppe „Sonstiges“ und der
Privatwirtschaft (mit Irrtumswahrscheinlichkeit p = 3,2 %, keine Varianzhomogenität und
t = 2,535).
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23
4 Ergebnisse
In Abbildung 2 ist ein zentrales Ergebnis dieser Arbeit in einem vertikalen Liniendiagramm
dargestellt. Es zeigt die am häufigsten genannten Antworten zu Bekanntheits- und
Anwendungsgrad jeder betriebswirtschaftlichen Methode, die sogenannten Modalwerte. Gut
erkennbar ist, welche Methoden sehr bekannt sind und welche niemals verwendet werden.
Dazu ist rechts erklärt, mit welcher Antwortkategorie die Zahlen entlang der horizontalen
Primär- und Sekundärachse verschlüsselt sind. Antworten der „Weiß nicht“-Kategorie werden
Abbildung 2: Bekanntheit und Anwendung betriebswirtschaftlicher Methoden
Quelle: eigene Darstellung
Bekanntheitsgrad:
1 = sehr bekannt
2 = ziemlich bekannt
3 = mittelmäßig bekannt
4 = wenig bekannt
5 = nicht bekannt
Anwendungsgrad:
1 = stets verwendet
2 = häufig verwendet
3 = gelegentlich verwendet
4 = selten verwendet
5 = nie verwendet
4 Ergebnisse
24
für keine Berechnung herangezogen. Dynamische Amortisationsrechnung,
Sollzinssatzmethode und Monte-Carlo-Simulation werden nicht nur nie bis selten eingesetzt,
sondern sogar nicht bis wenig gekannt. Dagegen gibt es eine ganze Reihe Methoden, die mit
sehr positiven Ratings auffallen. Die Methoden der Liquiditätsplanung und Effizienzkontrolle
aus Kapitel 2.1.4 werden als sehr bekannt gewertet und scheinen für die alltägliche Praxis mit
einem Rating von „häufig“ bis „stets verwendet“ sehr wichtig zu sein. Der vertikale
Betriebsvergleich ist insofern besonders hervorzuheben, als dass er sowohl sehr bekannt ist,
als auch stets verwendet wird. Somit ist der vertikale Betriebsvergleich die einzige Methode,
die überhaupt als „stets verwendet“ markiert wurde. Bemerkenswert ist, dass 11 von 19
Methoden, also mehr als die Hälfte, mindestens häufig verwendet werden und mindestens
ziemlich bekannt sind. Es ist auffällig, dass mit Ausnahme der Annuitätenmethode und
Sensitivitätsanalyse dynamische Methoden am häufigsten mit „wenig“ oder „nie verwendet“
wiedergegeben werden. Eine Tendenz zur Mitte ist insgesamt auf Abbildung 2 nicht zu
erkennen. Die Messpunkte des Bekanntheitsgrades der Methoden wurden im Gegensatz zum
Anwendungsgrad mit einer Linie verbunden. Das soll hervorheben, dass kein Messpunkt der
Anwendungshäufigkeit über dem seines jeweiligen Bekanntheitsgrades liegt. Die Linie des
Bekanntheitsgrades limitiert die Ausprägungen des Anwendungsgrades.
Im nächsten Schritt wird nun den Ursachen für den Grad der Anwendungshäufigkeit
statistisch nachgegangen. Dazu werden Mittelwertvergleiche, Regressionen und Korrelationen
herangezogen.
4.1 Korrelation zwischen Methodenkenntnis und Anwendungsgrad
In Abbildung 3 sind die Rangkorrelationskoeffizienten zwischen der Kenntnis einer
betriebswirtschaftlichen Methode und ihrem Grad der Anwendung abgebildet. Die
Berechnung erfolgte anhand der Spearman-Rangkorrelation. Sie prüft die Ausprägung eines
linearen Zusammenhangs zwischen ordinalskalierten Daten (Bühner, 2006, S. 397 ff.). Die zu
prüfende Hypothese ist, ob Bekanntheitsgrad und Anwendungshäufigkeit aufeinander
Einfluss erheben. Wie an den Rangkorrelationskoeffizienten zu erkennen, trifft diese
Hypothese zu. Die Kenntnis einer Methode besitzt einen mittel bis sehr starken, positiven
Zusammenhang zum Grad ihrer Anwendung. Die Ausprägung des
Rangkorrelationskoeffizienten bildet den Näherungsgrad einer Gerade für den empirischen
Zusammenhang ab. Ein Koeffizient drückt zwischen 0,4 und 0,6 eine mittlere, zwischen 0,6
und 0,8 eine starke und zwischen 0,8 und 1 eine sehr starke Korrelation aus. Für 7 von 19
Methoden besagt der Koeffizient einen starken Zusammenhang, für die Sensitivitätsanalyse
4 Ergebnisse
25
sogar einen sehr starken Zusammenhang. Mit einem zweiseitigen t-Test wird für jeden
Koeffizienten geprüft, ob der Zusammenhang null sein könnte. Die infolge dessen ermittelten
Irrtumswahrscheinlichkeiten p liegen für jeden aufgelisteten Koeffizienten nahe bei null.
Daher gilt, dass der besagte Zusammenhang – jede Methode für sich genommen – nicht
zufällig besteht. In anderen Worten ausgedrückt: Die gemessenen Werte liegen nicht zufällig
auf der Näherungsgeraden.
Abbildung 3: Spearman-Rangkorrelation der Kenntnis einer Methode mit dem Grad ihrer Anwendung
Quelle: eigene Berechnung
4 Ergebnisse
26
Die Monte-Carlo-Simulation springt im obigen vertikalen Liniendiagramm auffällig aus der
Reihe. Eine lineare Regression des Einflusses von Methodenkenntnis der Monte-Carlo-
Simulation auf ihre Anwendung gibt ein Indiz für die Korrektheit des o. g. Koeffizienten.
Tabelle 7: Output einer linearen Regression für den Anwendungsgrad einer Methode
Modell-Nr. R R-Quadrat
Standardfehler der
Schätzung
1a Monte-Carlo-Simulation 0,258 0,067 a 1,063
2b Sensitivitätsanalyse 0,845 0,715 b 0,719
a. Erklärungsgehalt Kenntnisgrad der Monte-Carlo-Simulation
b. Erklärungsgehalt Kenntnisgrad der Sensitivitätsanalyse
Quelle: eigene Berechnung
Das in der Tabelle 7 berechnete R entspricht dem Korrelationskoeffizienten nach Pearson.
Quadriert gibt R Auskunft über den Anteil der erklärten an der gesamten Streuung der
abhängigen Variable. Daraus folgt, dass die Methode mit dem jeweils höchsten und
niedrigsten Korrelationskoeffizienten im Regressionsmodell ebenfalls eine jeweils hohe und
niedrige Erklärungsgüte liefert. Der Standardfehler der Schätzung in der rechten Spalte ist die
Wurzel aus der Summe der mittleren Abweichungsquadrate, die nicht durch das Modell
erklärt werden. Je kleiner der Fehler ist, desto geringer ist der Einfluss, den der Zufall auf das
Modell ausübt. Im Modell 2 ist dieser Einfluss relativ geringer.
Tabelle 8: Geschätzter Einfluss Methodenkenntnis auf Grad der Anwendung
Modell-Nr.
Nicht standardisierte Koeffizienten
t Signifikanz β Standardfehler
1a (Konstante) 3,515 0,471 7,459 0,000
Kenntnisgrad der Monte-Carlo-Simulation 0,261 0,105 2,478 0,015
2b (Konstante) 0,814 0,160 5,091 0,000
Kenntnisgrad der Sensitivitätsanalyse 0,851 0,058 14,672 0,000
a. Abhängige Variable: Monte-Carlo-Simulation Anwendungsgrad
b. Abhängige Variable: Sensitivitätsanalyse Anwendungsgrad
Quelle: eigene Berechnung
4 Ergebnisse
27
In Tabelle 8 zeigt die Irrtumswahrscheinlichkeit p in der rechten Spalte dennoch, dass zwar
die Methodenkenntnis im Modell 1 einen signifikanten Einfluss besitzt, aber die
Gesamtstreuung der abhängigen Variablen im Modell allein nur zu 6,7 % erklärt (s. R-
Quadrat 0,067). Für die Monte-Carlo-Simulation liefert die Methodenkenntnis demnach nicht
den triftigen Erklärungsgrund für ihre Nichtanwendung in der Praxis. Die Methodenkenntnis
der Sensitivitätsanalyse liefert für den Grad ihrer Anwendung im Modell 2 eine deutliche
Erklärung (s. R-Quadrat 0,715). Dies legt nahe, dass es für Methoden mit kleinerem
Rangkorrelationskoeffizienten, insbesondere solchen mit einem Wert kleiner als 0,6, noch
weitere Erklärungen geben muss als allein ihren Kenntnisgrad. Der Buchstabe β sagt aus, um
wie viel sich der Anwendungsgrad einer Methode ändert, sobald der Kenntnisgrad erhöht oder
verringert wird.
Im Folgenden wird getestet, ob sich die Anwendung betriebswirtschaftlicher Methoden
signifikant zwischen den einzelnen Organisationsformen, den Charakteren der Mandanten,
den Berufsabschlüssen der Berater usf. unterscheidet.
4.2 Mittelwertvergleiche mittels t-Test
Jedem t-Test auf den signifikanten Unterschied zweier Mittelwerte wurde ein Levene-Test auf
Varianzhomogenität bzw. -gleichheit vorangestellt. Je nach Entscheidung des Levene-Tests
wird der t-Test für Varianzgleichheit oder -ungleichheit ausgeführt. In der Tabelle ist jeweils
angegeben, ob Varianzgleichheit mit 95%iger Wahrscheinlichkeit zutrifft oder nicht (Janssen
& Laatz, 2010, S. 342). Der Buchstabe t gibt die Teststatistik, der Buchstabe p die
Irrtumswahrscheinlichkeit an. Die Spalte, in der die zugehörigen Mittelwerte für einen
Berufsabschluss oder eine Organisationsform gelistet werden, ist mit einer (1) oder einer (2)
hinter jedem Berufsabschluss markiert. Zur besseren Übersichtlichkeit sind die Mittelwerte in
der Spalte nach Größenvergleich je Zeile hoch oder niedrig angeordnet. Von Tabelle 12 an
sind die verglichenen Mittelwerte in der zugehörigen Spalte danach aufgeteilt, ob sie auf die
betrachtete Gruppe zutreffen oder nicht.
In Tabelle 9 werden signifikante Unterschiede zwischen Beratern mit jeweils verschiedenen
Berufsabschlüssen deutlich. Berater mit einem B.Sc. (FH) verwenden die aufgelisteten
Methoden jeweils nur selten und weichen damit signifikant von den anderen, aufgelisteten
Beratern ab. Sie verwenden z. B. die Voranschlagsrechnung viel seltener als Berater mit
einem M.Sc. (Uni), die diese sogar eher häufig anwenden. Zwischen Besitzern des
Fachhochschuldiploms und denen eines M.Sc. (Uni) tritt ein ähnlicher Unterschied zutage.
4 Ergebnisse
28
Tabelle 9: Signifikante Unterschiede in der Methodenanwendung nach Berufsabschlüssen der Berater
Quelle: eigene Berechnung
Tabelle 10 offenbart, dass privatrechtliche Berater gegenüber allen anderen Gruppen von der
Planungsmethode des vollständigen Finanzplans signifikant häufiger Gebrauch machen. Die
Anwendung der Monte-Carlo-Simulation ist in ähnlicher Form nur in der privatrechtlichen
Beratung signifikant häufiger. Hierzu sei angemerkt, dass der absolute Unterschied in der
Anwendungshäufigkeit nicht sehr hoch ausfällt.
Methode
Berufsabschluss des
Beraters
Mittelwert
Anwend.-Grad t-Test für die Mittelwertgleichheit (2-seitig)
(1) (2) t p
Gewinnvergleichsrechnung B.Sc. (FH) (1) 2,38 Varianzgleichheit -8,881 0,000
vs.
Promotion (2) 4 nicht angenommen
Gewinnvergleichsrechnung B.Sc. (FH) (1)
vs. 2,76 Varianzgleichheit
nicht angenommen
-7,016 0,000
Universitätsdiplom (2) 4
Gewinnvergleichsrechnung B.Sc. (FH) (1)
vs. 2,26 Varianzgleichheit
angenommen
-3,016 0,005
Fachhochschuldiplom (2) 4
Voranschlagsrechnung B.Sc. (FH) (1)
vs. 2,43 Varianzgleichheit
angenommen
-2,319 0,049
Promotion (2) 4
Voranschlagsrechnung B.Sc. (FH) (1)
vs. 2,54 Varianzgleichheit
angenommen
-2,044 0,047
Universitätsdiplom (2) 4
Voranschlagsrechnung B.Sc. (FH) (1)
vs. 2,2 Varianzgleichheit
angenommen
-3,608 0,011
M.Sc. (Universität) (2) 4
Voranschlagsrechnung Fachhochschuldiplom (1)
vs. 2,2 Varianzgleichheit
nicht angenommen
-2,574 0,018
M.Sc. (Universität) (2) 3,04
4 Ergebnisse
29
Tabelle 10: Signifikante Unterschiede in der Methodenanwendung nach Organisationsform des Beraters
Methode
Organisationsform des
Beraters
Mittelwert
Anwend.-Grad t-Test für die Mittelwertgleichheit (2-seitig)
(1) (2) t p
Vollständiger Finanzplan Privatr. Beratung (1) 2,12 Varianzgleichheit
angenommen
-3,355 0,001
vs.
Offizialberatung (2) 2,97
Vollständiger Finanzplan Privatr. Beratung (1) 2,12 Varianzgleichheit
angenommen
-2,048 0,046
vs.
Sonstiges 2,89
Vollständiger Finanzplan Privatr. Beratung (1) 2,12 Varianzgleichheit
angenommen
-2,523 0,015
vs. Verbandsberatung (2) 3,13
Monte-Carlo-Simulation Privatr. Beratung (1)
vs. 4,48 Varianzgleichheit
nicht angenommen
-2,352 0,023
Offizialberatung (2) 4,97
Monte-Carlo-Simulation Privatr. Beratung (1)
vs. 4,48 Varianzgleichheit
nicht angenommen
-2,553 0,014
Verband (2) 5
Quelle: eigene Berechnung
Tabelle 11: Signifikante Unterschiede in der Methodenanwendung nach Berufserfahrung als Berater
Methode
Berufserfahrung als
Berater
Mittelwert
Anwend.-Grad t-Test für die Mittelwertgleichheit (2-seitig)
ja nein t p
Vermögensendwertmethode 4 Varianzgleichheit
nicht angenommen
-3,079 0,004
weniger als 21 Jahre 4,66
Quelle: eigene Berechnung
Um für die einzelnen Methoden Unterschiede hinsichtlich des Alters der Berater aufzudecken,
präsentiert Tabelle 11 die Berufserfahrung als Berater. Diese werden in zwei Gruppen
aufgeteilt. Junge Berater als eine Gruppe für sich ergeben keine signifikanten Ergebnisse
gegenüber dem Rest. Teilt man jedoch die relativ älteren Berater ab, so ergibt sich ein
signifikanter Unterschied im Anwendungsgrad der Vermögensendwertmethode. Angemerkt
sei hierzu, dass die durchschnittliche Berufserfahrung als Berater laut Tabelle 2 bei 17,5
Jahren liegt. Mit einer Berufserfahrung als Berater von über 21 Jahren sind die Berater damit
relativ älter.
4 Ergebnisse
30
Tabelle 12: Signifikante Unterschiede in der Methodenanwendung nach Angeboten der
Beratungsorganisation
Methode
Angebotsart der
Beratungsorganisation
Mittelwert
Anwend.-Grad t-Test für die Mittelwertgleichheit (2-seitig)
ja nein t p
Kostenvergleichsrechnung 2,27 Varianzgleichheit
angenommen
-2,692 0,009
Sachverständigen-
gutachten 2,85
Kostenvergleichsrechnung 2 Varianzgleichheit
nicht angenommen
-5,594 0,000
Wirtschaftsprüfung 2,63
Vermögensendwertmethode 4,35 Varianzgleichheit
nicht angenommen
6,269 0,000
Wirtschaftsprüfung 5
Vollständige Finanzpläne 2 Varianzgleichheit
nicht angenommen
-4,678 0,000
Wirtschaftsprüfung 2,58
Voranschlagsrechnung 2 Varianzgleichheit
nicht angenommen
-5,609 0,000
Wirtschaftsprüfung 2,77
Voranschlagsrechnung 1,33 Varianzgleichheit
nicht angenommen
-2,035 0,045
Steuerberatung 2,81
Vertikaler Betriebsvergleich 1 Varianzgleichheit
nicht angenommen
-8,9 0,000
Steuerberatung 1,86
Kostenvergleichsrechnung 2 Varianzgleichheit
nicht angenommen
-5,583 0,000
Rechtsberatung 2,62
Dynamische
Amortisationsrechnung
1,5 Varianzgleichheit
angenommen
-3,552 0,001
Rechtsberatung 4,06
Sensitivitätsanalyse 2,83 Varianzgleichheit
nicht angenommen
-15,366 0,000
Betriebswirtschaftliche
Beratung 5
Voranschlagsrechnung 2,7 Varianzgleichheit
nicht angenommen
Betriebswirtschaftliche
Beratung 5 -17,259 0,000
Horizontaler
Betriebsvergleich
Betriebswirtschaftliche
1,89 Varianzgleichheit
angenommen
-4,219 0,000
Beratung 4,5
Vertikaler Betriebsvergleich 1,78 Varianzgleichheit
angenommen
Betriebswirtschaftliche
Beratung 4 -3,709 0,000
Kapitalwertmethode Spezialberatung
(Pflanzenbau/ 3 Varianzgleichheit
angenommen
2,752 0,007
Tierhaltung) 3,72
Quelle: eigene Berechnung
4 Ergebnisse
31
Fortsetzung Tabelle 12
Methode
Angebotsart der
Beratungsorganisation
Mittelwert
Anwend.-Grad t-Test für die Mittelwertgleichheit (2-seitig)
ja nein t p
Horizontaler
Betriebsvergleich
Spezialberatung
(Pflanzenbau/ 1,83 Varianzgleichheit
angenommen
-2,098 0,046
Tierhaltung) 2,38
Quelle: eigene Berechnung
Viele interessante Ergebnisse bildet Tabelle 12 hinsichtlich des Anwendungsunterschieds von
bestimmten Methoden im Zusammenhang mit den Beratungsangeboten einer Organisation ab.
Die betriebswirtschaftlichen Beratungen wenden überzufällig öfter die Sensitivitätsanalyse,
die Voranschlagsrechnung usf. an. Anders ausgedrückt heißt das: Diejenigen, die keine
betriebswirtschaftliche Beratung in ihrer Organisation durchführen, setzen jene Methoden
signifikant weniger ein. In Organisationen mit Spezialberatung (Pflanzenbau/Tierhaltung)
wird die Kapitalwertmethode weniger, der horizontale Betriebsvergleich öfter verwendet.
Tabelle 13: Signifikante Unterschiede in der Methodenanwendung nach Geschäftsfeldern der Mandanten
Methode
Gewerbearten der
Mandanten
Mittelwert
Anwend.-Grad t-Test für die Mittelwertgleichheit (2-seitig)
ja nein t p
Gewinnvergleichsrechnung 2,33 Varianzgleichheit 2,486 0,015
Futterbaubetriebe 2,87 nicht angenommen
Kostenvergleichsrechnung 2,29 Varianzgleichheit
angenommen
2,896 0,005
Veredlungsbetriebe 2,89
Statische
Amortisationsrechnung
2,92 Varianzgleichheit
angenommen
-2,246 0,027
Sonderkulturen 3,64
Voranschlagsrechnung 2,08 Varianzgleichheit
angenommen
-2,038 0,045
Sonderkulturen 2,86
Interne Zinsfuß Methode Vermietung und 2,86 Varianzgleichheit
angenommen
-2,459 0,016
Verpachtung 3,87
Sensitivitätsanalyse 2,6 Varianzgleichheit
angenommen
-2,122 0,037
Ackerbaubetrieb 3,2
Horizontaler
Betriebsvergleich
1,62 Varianzgleichheit
angenommen
-2,294 0,024
Biogas 2,1
Betriebszweigabrechnung 1,97 Varianzgleichheit
angenommen
2,681 0,009
Direktvermarktung 2,73
Quelle: eigene Berechnung
4 Ergebnisse
32
Tabelle 13 identifiziert Unterschiede für solche Berater, die verschiedene Geschäftsfelder
ihrer Mandanten notieren. Das heißt, die Tabelle unterscheidet zwischen Beratern, die z. B.
Futterbaubetriebe zu ihrem Mandantenkreis zählen oder nicht. Für Berater, die u. a.
Sonderkulturen betreuen, sind zwei signifikante Unterschiede verzeichnet. Sie setzen die
statische Amortisationsrechnung sowie die Voranschlagsrechnung häufiger ein. In der
Zusammenarbeit mit Biogasanlagenbetreibern ist für Berater der horizontale
Betriebsvergleich überdurchschnittlich wichtiger. Für Futterbaubetriebe ist die
Gewinnvergleichs- und für Veredlungsbetriebe die Kostenvergleichsrechnung
verhältnismäßig wenig von Bedeutung.
In Tabelle 14 ist der Unterschied zwischen betreuter Betriebsfläche eines Beraters und dem
Anwendungsgrad der betriebswirtschaftlichen Methoden untersucht. Ein signifikanter
Unterschied ergab sich jedoch nur nach Teilung der Beobachtungen für die Betriebsflächen in
zwei Gruppen. Dieser Unterschied betrifft die Sensitivitätsanalyse. Sie wird in der
Zusammenarbeit mit Betrieben kleiner 90 ha relativ seltener in Anspruch genommen.
Tabelle 14: Signifikante Unterschiede in der Methodenanwendung nach Betriebsfläche der Mandanten
Methode
Betriebsfläche der
Mandanten
Mittelwert
Anwend.-Grad t-Test für die Mittelwertgleichheit (2-seitig)
ja nein t p
Sensitivitätsanalyse 2,58 Varianzgleichheit
angenommen
-2,358 0,022
< 90 ha 3,55
Quelle: eigene Berechnung
Es sei angemerkt, dass das arithmetische Mittel, wie es hier zur Untersuchung auf signifikante
Unterschiede gebraucht wird, für ordinalskalierte Daten keine sinnvolle
Interpretationsgrundlage hinsichtlich der Bereiche zwischen zwei Antwortmöglichkeiten
liefert. Die Abstände zwischen den ordinalskalierten Antworten sind jeweils nicht
interpretierbar. Es kann daher nicht anhand des Mittelwertes von irgendeiner Vervielfachung
des Einsatzes der untersuchten Methoden gegenüber anderen ausgegangen werden. Nur
Median und Modalwert bieten für ordinalskalierte Daten als Lagemaße eine zulässige
Interpretationsgrundlage, da sie die Abstände zwischen zwei Antwortmöglichkeiten außer
Acht lassen.
4 Ergebnisse
33
4.3 Bedeutung der Methoden aus Sicht der Berater
Die Regression in einem linearen Modell von Anzahl der eigenen Mandanten, betreute
Betriebsfläche und gesamter Berufserfahrung auf den Grad der Anwendung führte in keinem
Fall zu einem sinnvollen Ergebnis. Das heißt, diese intervallskalierten Variablen sind nicht
mit dem Grad der Anwendung einer Methode in einen linearen Zusammenhang zu bringen.
Dennoch können aus der Perspektive der Berater gewisse Kausalzusammenhänge aufgestellt
werden.
Mit der Betriebsorganisation des Mandanten wird in dieser Arbeit in Haupt- bzw.
Nebenerwerbsbetriebe oder Kapital- bzw. Personengesellschaften unterschieden. Unter
Personengesellschaften fallen z. B. die Rechtsformen offene Handelsgesellschaft (OHG),
Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) und Kommanditgesellschaft (KG), unter
Kapitalgesellschaften z. B. die Rechtsformen Aktiengesellschaft (AG), Gesellschaft mit
beschränkter Haftung (GmbH), Stiftung und Genossenschaft.
Tabelle 15: Organisationsformen der Mandanten und Bedeutungsgrad der Methoden
Nebenerwerbs-
betriebe
Haupterwerbs-
betriebe
Personengesell-
schaften
Kapitalgesell-
schaften
N Gültig 72 83 74 69
„am wichtigsten“ 3,4 % 28,1 % 16,9 % 19,1 %
Modalwert mittelmäßig sehr wichtig sehr wichtig sehr wichtig
Quantile 25 sehr wichtig am wichtigsten am wichtigsten am wichtigsten
50 wichtig sehr wichtig sehr wichtig sehr wichtig
75 mittelmäßig sehr wichtig sehr wichtig wichtig
Quelle: eigene Berechnung
In Tabelle 15 ist der Modalwert für jede Organisationsform angegeben. Die Quantile drücken
aus, wie die Einschätzung von mindestens 25 %, 50 % oder 75 % der befragten Berater
ausfällt. 28,1 % der Berater hielten betriebswirtschaftliche Methoden für
Haupterwerbsbetriebe am wichtigsten, 19,1 % für Kapitalgesellschaften, 16,9 % für
Personengesellschaften und nur 3,4 % für Nebenerwerbsbetriebe. Der übrige Anteil der
befragten äußerte sich für keine Organisationsform mit „am wichtigsten“. Hinsichtlich der
Nebenerwerbsbetriebe (Modalwert „mittelmäßig“) kann demzufolge die Einschätzung der
4 Ergebnisse
34
Berater dahingehend interpretiert werden, dass sie die Bedeutung betriebswirtschaftlicher
Methoden für Nebenerwerbsbetriebe als relativ gering unter den Vergleichsgruppen
einschätzen.
Abbildung 4: Welche Punkt beeinflusst die bisher genannten Methoden am meisten?
Quelle: eigene Darstellung
Laut 74,07 % der Berater (s. Abbildung 4) ist der Einsatz von betriebswirtschaftlichen
Methoden durch die Qualifikation der Mandanten limitiert. Auf die offene Frage, was die
Berater an der Anwendung betriebswirtschaftlicher Methoden hindert, kam zudem
überwiegend in verschiedensten Worten die Qualifikation des Mandanten zum Ausdruck.
Dieses Problem kann sich in mangelndem Verständnis der Berechnungen oder am Mangel
geeigneter Datendokumentation äußern. Zeitdruck wird in diesem Zusammenhang
gleichermaßen genannt. Ein Berater schildert überdies, dass er seinen Mandanten per
Schulnotensystem Mängel im Kennzahlbereich verständlich zu machen versucht.
4 Ergebnisse
35
Abbildung 5: Anwendungsgrad von Methoden mit zunehmender Mandantenqualifikation
Quelle: eigene Darstellung
Den Kausalzusammenhang zwischen Methodenanwendung und Qualifikation des Mandanten
unterstützt das Ergebnis der Frage zur Ausprägung des Einflusses der Mandantenqualifikation
auf die Anwendung betriebswirtschaftlicher Methoden, indem gut 90 % der Berater den
Einfluss positiv werten (s. Abbildung 5).
4 Ergebnisse
36
Abbildung 6: Anwendungsgrad von Methoden mit steigender Betriebsgröße
Quelle: eigene Darstellung
Etwas weniger als in Abbildung 5, nämlich gut zwei Drittel (77,01 %) der Berater, gehen
davon aus, dass die Bedeutung betriebswirtschaftlicher Methoden mit steigender
Betriebsgröße zunimmt. Die Betriebsgröße umfasst hierbei die Faktorausstattung insgesamt.
Ein Drittel sieht allerdings keinen Kausalzusammenhang in dieser Hinsicht.
4.4 Anmerkungen der Berater
Als solche Methoden, die im Fragebogen fehlen, nennen überdurchschnittlich viele Berater
voneinander unabhängig die Vollkostenrechnung. Sie paart sich mit der
Betriebszweigabrechnung und der Planungsrechnung unter dem Begriff der Kosten- und
Leistungsrechnung. Gelehrt wird sie z. B. im Rechnungswesen. Zusammen mit der
Betriebszweigauswertung wird die Vollkostenrechnung bereits auf die Frage genannt, welche
Methoden den Beratern persönlich am wichtigsten sind. Hier nennen sehr viele Berater den
horizontalen und vertikalen Betriebsvergleich. Der Betriebsvergleich hilft dabei, einem
Mandanten verständlich die Stärken und Schwächen seines Betriebes zu vermitteln und
mögliche Reserven aufzudecken. Die Bedeutung von Liquiditätsplänen wird von einigen
4 Ergebnisse
37
Beratern besonders unterstrichen. Sie weisen dabei daraufhin, dass es in der Praxis sehr oft
darum geht, wie der Status quo gesichert werden kann, weil die Stabilität eines Betriebes
bereits gefährdet ist. Liquidität geht daher vor Rentabilität. Auch die
Betriebszweigabrechnung und die statischen Investitionsplanungsmethoden wie die Gewinn-
und Kostenvergleichsrechnung werden als gut gebräuchliche Methoden in der Praxis erachtet.
Diese zentralen Methoden in der Betriebsberatung sind nicht nur für die Mandanten gut
verständlich, sondern reichen auch in Bankgesprächen als Verhandlungsgrundlage aus. Hin
und wieder nannten Berater die Sensitivitätsanalyse als für sie sehr wichtig. Sie begründeten
ihre Präferenz damit, dass zum einen schnell wachsende Betriebe aufgrund von
Kapitaldienstverpflichtungen ihre Liquidität genau und zuverlässig planen müssen und zum
anderen, dass aufgrund von zugenommenen Preisschwankungen auf den Rohstoffmärkten
ganz allgemein größere Reserven in der Liquiditätsplanung beachtet werden müssen.
Abbildung 7: Ausbildungsweg und Berufsleben
Quelle: eigene Darstellung
4 Ergebnisse
38
Gemäß der Abbildung 7 sehen gut drei Viertel der Berater ihren Ausbildungsweg aus heutiger
Sicht als zielführend. Ein Fünftel sieht diesen allerdings nur als mittelmäßig zielführend.
Als Verbesserung der Lehre sowohl an der Universität als auch an der Fachhochschule
verlangen 19 Berater in ihren Antworten auf die folgende offene Frage mehr Praxisbezug:
„Welche zusätzlichen betriebswirtschaftlichen Inhalte und sonstigen Angebote hätten Sie sich
für Ihr Studium gewünscht?“ Als Beispiele nannten sie in erster Linie praktische
Problemanalysen wie horizontale oder vertikale Betriebszweiganalysen, Bilanzanalysen und
Finanzplanung. Vier Berater würden gern mehr Risikomanagement in der Ausbildung
durchnehmen lassen. Eine mehr interdisziplinäre Ausbildung wünschen sich 16 der Berater:
Zum einen seien für den Beratungsalltag bestimmte soziale Kompetenzen (sogenannte
Softskills) sehr wichtig, die man mit Fächern wie Beratungsmethodik oder Mediation stärken
könne. Diese helfen dem Berater, dem Mandanten wichtige Entscheidungen zu vermitteln, sie
in Veränderungsprozessen zu begleiten und dabei a
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