Vermögensverteilung in Österreich

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Vermögensverteilung in Österreich. Martin Schürz 12.03.2011 FSG - Wochenende. Die Zeiten ändern sich …aber nur langsam. wir wissen mehr über die Obstbäume in Österreich als über die Vermögensverhältnisse (Finanzminister a.d. Lacina). Thema jenseits linker Ideologie. - PowerPoint PPT Presentation

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Vermögensverteilung in Österreich

Martin Schürz12.03.2011

FSG - Wochenende

Die Zeiten ändern sich …aber nur langsam

wir wissen mehr über die Obstbäume in Österreich als über die

Vermögensverhältnisse

(Finanzminister a.d. Lacina)

Thema jenseits linker Ideologie

„Wir haben eine neue Form der Sklaverei geschaffen, und die Sklaven stellen die

Mehrheit“

Philip Blond (UK Tory Vordenker)

Struktur

• 1.Teil

Einige statistische Informationen

• 2. Teil

Einige (inter)nationale Ergebnisse zur Vermögensverteilung

• 3. Teil

Bezugspunkte für Fragen einer Vermögensbesteuerung

Einige statistische Informationen

• Definition von Vermögen

• Messung von Vermögen

• Ländervergleiche beim Vermögen privater Haushalte

Definition von Vermögen

• Geldvermögen (Aktien, Anleihen, Lebensversicherung, Fonds, Sparbücher, Girokonto usw.)

• Sachvermögen (Land, Häuser, Wohnungen, direkte Unternehmensbeteiligungen, Schmuck, Autos, Yachten, Privatflugzeuge, Kunstwerke…)

• (Pensionsvermögen)

• (Sozialvermögen)

unterschiedliche Definitionen -> unterschiedliche Verteilungen

Grundlegende Charakteristika

• Immobilienvermögen: große Brocken, etwa 2/3 des gesamten Vermögens; nur etwas über die Hälfte hat Immobilienvermögen

• Finanzvermögen: viele haben ein wenig (Konto, Sparbuch, Bausparer); Wenige ganz viel

• Unternehmensbeteiligungen: haben nur Wenige (3%), von diesen haben ganz Wenige ganz viel

Wie eine Vermögensverteilung beschreiben?

• Absolute Höhe?

• Anzahl der Millionäre/Milliardäre?

• Ungleichheitsmaße: Gini-koeffizient, MW-Median Ratio?

• Anteile: obersten 10%, 1%, 1 Promille, obersten Zehntausend?

• Relationen (90-10 Ratio)?

• Veränderungen über die Zeit?

Messung von Vermögen

Beispiel: 3 Personen mit unterschiedlichem Vermögen: A 100€, B 200€, C 3 Mio.€

Haben im Durchschnitt: 1,1 Mio. €

Der Median beträgt aber: 200 €

Problem: mediale Konzentration auf den Durchschnittsbürger, die Mitte, der kleine Häuselbauer

Gini Koeffizient

Gesamte Fläche des Quadrats: 1*1=1; Dreieck (A+B=1/2); Gini Koeffizient =A/(A+B)

1

1

Kumulierter Anteil des Vermögens

Kumulierter Anteil der Bevölkerung

Gleichverteilung

B

A

Lorenz Kurve

Informationen zur Vermögensverteilung in Österreich

• Keine umfassenden Daten zur privaten Vermögensverteilung in Österreich vorhanden

• Bereits vorhandene Puzzlesteine: Geld-, Immobilienvermögen und direkte Unternehmensbeteiligungen der privaten Haushalte

• http://www.hfcs.at/

Offene Fragen beim Vermögen• Funktionen des Vermögens:

– Arme Menschen: Notgroschen, Konsum; (Vererbung)– Reiche Menschen: Status, Vererbung, Macht

• Liquiditätsgrad: unterschiedlich bei verschiedenen Vermögensformen (Land – Kunstwerke- Sparbuch-Aktien)

• Unterschiedliche Wertentwicklungen von Immobilien, Finanzaktiva: Vorteile eines diversifizierten Portfolios (Reiche)

• Unterscheidungen zwischen Haushalt und Individuum:– Intra-Haushaltsallokation (gender Fragen ungeklärt)

Messung von Vermögen

Oft keine Vermögenssteuerdaten vorhanden und diese wären für Verteilungsfragen ungeeignet, weil:

• Bewertungsfragen: Einheitswerte bei Immobilien weit weg von Verkehrswerten,

• Hinterziehung (bei Reichen häufiger)• Freibeträge: d.h. keine Arm-Reich Betrachtung

und keine Ländervergleiche möglichHaushaltserhebungen sind für Verteilungsfragen

geeignet: • leider zumeist freiwillig, in Frankreich verpflichtend; • Untererfassung der Reichen (Teilnahmeverweigerung

plus Antwortverweigerung)

Internationale Vergleiche

• Bislang keine gemeinsame Datenbasis in Europa

• Luxembourg Wealth Study (LWS): ex post Harmonisierung klappte nicht gut (andere Definitionen von Vermögen)

• Unterschiedliche Institutionen (Gesundheitssystem, Alterssicherung,…) führen zu schwer vergleichbaren Vermögenshöhen: z.B. hohes Vermögen in den USA

Länderunterschiede beschränken sich nicht auf Unterschiede in der Vermögenshöhe, sondern auch auf die -zusammensetzung

2. Teil

Einige internationale und österreichische Ergebnisse

Global: Eintrittskriterien

• Vermögen von 2.100 USD -> obere Hälfte

• Vermögen von 61.000 USD-> obersten 10%

• Vermögen von 510.000 USD-> oberste 1%

• Quelle: Davies et. al. 2008 Global Wealth Distribution ; Daten für Jahr 2000; offizielle Wechselkurse

Reichtum sehr konzentriert

Mit einem Nettovermögen von… • Schweden: 440.000• Deutschland: 930.000• Italien:1.2 Mio.• Luxemburg: 2 Mio.• USA: 3,3 Mio.

….zählt man zum 99. Perzentil (reichsten 1%)

Unterschiede ergeben sich auch aus unterschiedlichen Erhebungsmethoden und Datensets

Schweden- höchster Ginikoeffizient

Anteile am Netto-

vermögen

Kanada Finnland Deutschland Italien SchwedenGroßbritanni

en USA USA

SFS HWS SOEP SHIW HINK BHPS PSID SCF

1999 1998 2002 2002 2002 2000 2001 2001

Top 10% 53 45 54 42 58 45 64 71

Top 5% 37 31 36 29 41 30 49 58

Top 1% 15 13 14 11 18 10 25 33

Ginikoeffizient 0,75 0,68 0,78 0,61 0,89 0,66 0,81 0,84

Aktuelle Ergebnisse von Erhebungen bei privaten Haushalten

• Italien 2008:• Nettovermögen: Median: 153.000€• Finanzvermögen: Median: 6.000€• 90. Perzentil: 530.000€

• Deutschland 2007:• Nettovermögen: Mittelwert: 88.000€• Nettovermögen: Median: 15.000€• 90. Perzentil: 222,000€

Österreich

Datenbausteine zur Vermögensungleichheit (2004, 2008) ermöglichen bereits ein Bild

zur Ungleichheit

0

50000

100000

150000

200000

250000

300000

350000

Dezil 1 Dezil 2 Dezil 3 Dezil 4 Dezil 5 Dezil 6 Dezil 7 Dezil 8 Dezil 9 Dezil 100

10

20

30

40

50

60

Mittelwert (linke Achse)

Median (linke Achse)

Anteil am gesamten Bruttogeldvermögen (rechte Achse)

Bruttogeldvermögen nach Bruttogeldvermögensdezilen

Quelle: OeNB.

in EUR in %

Verteilung des privaten Geldvermögens in Österreich

Anteile am gesamten Geldvermögen:

• Obersten zehn Prozent 54 %

• Oberstes Drittel 80 %

• Untere Hälfte 8 %

keine soliden Angaben zu oberstem 1% bzw. obersten Tausendstel möglich; für Macht- und Demokratiefragen wäre dies aber entscheidend

Die Wälder sind es nicht….Aufteilung des Gesamtimmobilienvermögen (876 Mrd.€)

52%

28%

4%

7%

7%2%

Wert im Hauptw ohnsitz

Wert in Zw eitimmobilien

Wert in w eiterenImmobilien

Unbebaute Grundstücke

Landw irtschaftlicheImmobilien

Andere Immobilien

Nebenimmobilien der reichen Immobilieneigentümer…

Haushalte mit Eigentum am Hauptwohnsitz, an weiteren Immobilien und beiden Eigentumsformen

0

10

20

30

40

50

60

70

80

90

100

Dezil 1 bis 4 Dezil 5 Dezil 6 Dezil 7 Dezil 8 Dezil 9 Dezil 10

Immobilienvermögensdezile

An

teil

in %

Anteil mit HW-Eigentum und weiterem Eigentum

Anteil mit ausschließlich weiterem Eigentum

Anteil mit ausschließlich HW-Eigentümer

Verteilung des Immobilienvermögens in Österreich• Anteile am gesamten Immobilienvermögen:

• Oberstes Prozent 22 %

• Oberste zehn Prozent 61 %

• Untere 40 Prozent 0 %

Problem: Unterschätzung der Konzentration;

Unternehmensbeteiligungen in Österreich

Einzelpersonenbeteiligungen: Anteile der Spitzengruppen am Gesamtwert aller Beteiligungen

Wert aller Beteiligungen (Bi) Anteil am Gesamtwert aller Beteiligungenin Mrd EUR in %

Top-10-Prozent 17,1 91,94Top-5-Prozent 15,3 82,26Top-1-Prozent 11,3 60,75Top-1-Promille 7,19 38,66Top Zehntausendstel 4,67 25,11Insgesamt 18,6 100

Quelle: OeNB; auf Basis von Firmenbuchdaten der GFR

Portfoliostruktur auf Basis der Geld- bzw. Immobilienvermögenserhebung

Partizipation Mittelwert Median RatioGeldvermögen 100% 55.000 24.000 2,3Einlagen 99% 30.000 15.000 2,0

Girokonto (nur positive Werte) 91% 2.000 1.000 1,2Sparkonto (inklusive Bausparen) 97% 29.000 14.000 2,1

Anleihen 11% 30.000 15.000 2,0Lebensversicherungen 53% 17.000 11.000 1,6Investmenzertifikate und / oder Aktien 22% 32.000 12.000 2,7

Investmentzertifikate 11% 25.000 12.000 2,1Aktien 16% 26.000 10.000 2,6

Unternehmensbeteiligungen 3% 221.000 25.000 8,9

Immobilienvermögen 59,1% 419.000 218.000 1,9Hauptwohnsitz 49,9% 258.000 200.000 1,3Nebenimmobilien 21,8% 149.000 75.000 2,0

Zweitimmobilien (neben Hauptwohnsitz) 10,9% 171.000 100.000 1,7Weiteren Immobilien 1,7% 160.000 142.000 1,1

Unbebaute Grundstücke 6,8% 72.000 30.000 2,4Landwirtschaftliche Immobilien 5,6% 88.000 26.000 3,4

Andere Immobilien 1,8% 80.000 44.000 1,8

Quelle: OeNB-HSHW 2008, Gevermögenserhebung 2004; gewichtet; MW und Median nur von jeweiligen Eigentümern

Millionäre in Österreich?

Global Wealth Report: 39.077 US-Dollar Millionäre in Ö(d.h. weniger als ein halbes Prozent der Bevölkerung) McKinsey: Österreicher mit Geldvermögen von mehr als

einer Million € verfügen über rd. 150 Mrd.€

Geldvermögenserhebung der OeNB: Millionäre erst im Top-1% vertreten (Untererfassung)

-> Weniger als ein halbes Prozent hat mehr als 1/3 des gesamten Geldvermögens (440 Mrd. €) in Österreich

3. Teil

Ursachen der ungleichen Verteilung

Einflussfaktoren auf Vermögen

• Alter

• Einkommen

• Bildung

• Erbschaften /Schenkungen

• Soziale Hintergrund

• Verteilung

• Besteuerung

Einkommen, Alter und ImmobilienvermögenAnteile der Einkommensquartile am gesamten Immobilienvermögen nach Altersklassen

0

5

10

15

20

25

30

18 bis 29 Jahre 30 bis 39 Jahre 40 bis 49 Jahre 50 bis 59 Jahre 60 bis 69 Jahre 70 und mehr Jahre

An

teil

e i

n %

1. Quartil 2. Quartil 3. Quartil 4. QuartilEinkommensquartile wurden auf Basis aller HH erstellt

Ungleiches Erben in Ö beim Immobilienvermögen

Erbenhaushalte

Mittelwert 27.935 € Mittelwert 140.559 €

Median 0 € Median 79.999 €

Gini-Index 0,92 Gini-Index 0,58

Quelle: HSHW 2008

Anteil der Erben: 19,9 %

Alle Haushalte

Ungleiches Erben beim Geldvermögen

Quelle: OeNB.

0%

200%

400%

600%

800%

1000%

1200%

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

Dezil 1 Dezil 2 Dezil 3 Dezil 4 Dezil 5 Dezil 6 Dezil 7 Dezil 8 Dezil 9 Dezil 10

-15.356 € 3.224 € 7.428 € 12.476 € 18.460 € 26.864 € 37.601 € 52.813 € 80.746 € 307.181 €Mittelwert Nettogeldvermögen

Anteil der Haushalte, die geerbt haben (linke Achse)

Anteil des durchschnittl. Geldwertes der Erbschaft am durchschnittl. Nettogeldvermögen

Soziale Klassen und Vermögen

• Selbstständige: heterogene Vermögenspositionen (arm und reich)

• Bauern: hohes Immobilienvermögen

• Arbeiter: niedriges Geldvermögen, keine Aktien, aber manche kleine Häuser

• Beamte: Einkommenssicherheit plus hohe Vermögenspositionen

Anerkennungskonflikte

• Gespart wird bei den Ärmsten ohne Lobby (z.B. bei Kindern in Kinderheimen)

• Geholfen wird den Reichen (z.B. bei den Bankenpaketen)

• Leistungsträger werden Eliten und Privilegierten bezeichnet (z.B. Erben und Spekulanten)

• Über Leistung kann Reichtum nicht kohärent argumentiert werden

• Reich sind die Anderen (z.B. verorten sich auch Vermögende in der Mitte)

• Gemeinnützige Reiche sind keine gesellschaftspolitische Alternative; Reichtum verbindet sich eher mit dem Schönem (Museen) als dem Mangel (Armutsbekämpfung)

Vererbung von Ungleichheit

• Kaum Mobilität: Persistenz in der Vermögensposition über Generationen (dynastische Vermögenskonzentration)

• Vererbung von Bildung: weiterhin kaum Chancen für Arbeiterkinder

-> Bescheidenste Gerechtigkeitskriterium (Chancengleichheit) wird in Ö nicht erfüllt

Schlussfragen

• Besteuerung: Einkommensfokus oder Vermögensfokus ?

• Besteuerung: Schätzungen zum Aufkommen von Vermögenssteuern ohne Daten zur Vermögensverteilung?

• Folgen der Vermögenskonzentration?

• Leistung (unverdientes Vermögen)?

• Sichtbarmachen von Reichtum?