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13 Zusammenfassung: Beim Bohren in Stein haben die Hethiter das Prinzip der Hohlbohrung angewen- det. Im Gegensatz zur Vollbohrung, bei der der gesamte Inhalt eines Bohrlochs pulverisiert werden muß, entsteht bei der Hohlbohrung nur ein ringförmiger Schnitt, in dessen Mitte ein Steinzapfen stehen bleibt. Dieser wird später einfach herausgeschlagen. Hohlbohrungen dienten zur Herstellung von tausenden von Dübellöchern an Architekturblöcken, Werksteinbasen und Pfeilersockeln, zur Durchlochung von Kanalabdeckungen und Hämmern und Äxten sowie zur Herstellung von Höh- lungen bei Skulpturen. Dieser Beitrag berichtet von den Erfahrungen diverser Versuche mit einfa- chen Hohlbohrmaschinen. Dabei wird auch die Frage erörtert, ob der in Westanatolien vorkommen- de Schmirgel als Schleifmittel importiert worden sein kann. Jeder Besucher der Hethiter-Hauptstadt ¥attuša (ca. 1650/1600–1200 v. Chr.), der durch die Ruinen der Tempel und Paläste wandert, entdeckt bald sauber gebohrte runde Löcher in den Architekturblöcken (Abb. 1) oder auf Felsabsätzen. Oft sind sie in Reihen angeordnet, und es erscheint jedem einsichtig, daß dies Dübellöcher sind, mit denen Stein auf Stein oder Holzbalken auf Steinsockeln fixiert wurden. Bei genauem Hinsehen erkennt man in vielen Löchern am Grund in der Mitte eine zapfenartige Verdickung (Abb. 2–3). Offensichtlich sind die Löcher durch einen ringförmig schneidenden Gegenstand erzeugt worden – schon den ersten Ausgrä- bern war klar, daß es sich um Reste von Hohlbohrungen, die mit einem sich drehenden Rohr in den Stein eingeschnitten wurden, handelte 1 . Die Frage, wie so etwas praktisch funktioniert, ist in der Grabungsmannschaft und mit Besuchern immer wieder diskutiert worden. Um hier eine Antwort geben zu können, haben wir in den vergangenen Jahren diverse Versuche mit einfachen Bohrmaschinen durchgeführt. Die dabei gemachten Beobachtungen und Überlegungen zum Einsatz solcher Maschinen in hethiti- scher Zeit sind Thema dieses Beitrags. Vollbohrung – Hohlbohrung Das Bohren und Durchlochen von Objekten ist dem Menschen seit dem Paläolithikum geläufig – das Öffnen von Löchern, in die etwas gesteckt oder durch die etwas hindurchgezogen werden JÜRGEN SEEHER Bohren wie die Hethiter: Rekonstruktion von Bohrmaschinen der Spätbronzezeit und Beispiele ihrer Verwendung istmitt 55, 2005 Alle Abbildungen stammen aus dem Forschungsprojekt Boþazköy des DAI Istanbul. 1) O. Puchstein, Boghasköi. Die Bauwerke (1912) 113˜.

Bohren wie die Hethiter: Rekonstruktion von Bohrmaschinen der Spätbronzezeit und Beispiele ihrer Verwendung. Istanbuler Mitteilungen 55, 2005, 17-36

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13bohren wie die hethiter55, 2005

Zusammenfassung: Beim Bohren in Stein haben die Hethiter das Prinzip der Hohlbohrung angewen-det. Im Gegensatz zur Vollbohrung, bei der der gesamte Inhalt eines Bohrlochs pulverisiert werdenmuß, entsteht bei der Hohlbohrung nur ein ringförmiger Schnitt, in dessen Mitte ein Steinzapfenstehen bleibt. Dieser wird später einfach herausgeschlagen. Hohlbohrungen dienten zur Herstellungvon tausenden von Dübellöchern an Architekturblöcken, Werksteinbasen und Pfeilersockeln, zurDurchlochung von Kanalabdeckungen und Hämmern und Äxten sowie zur Herstellung von Höh-lungen bei Skulpturen. Dieser Beitrag berichtet von den Erfahrungen diverser Versuche mit einfa-chen Hohlbohrmaschinen. Dabei wird auch die Frage erörtert, ob der in Westanatolien vorkommen-de Schmirgel als Schleifmittel importiert worden sein kann.

Jeder Besucher der Hethiter-Hauptstadt ¥attuša (ca. 1650/1600–1200 v. Chr.), der durch dieRuinen der Tempel und Paläste wandert, entdeckt bald sauber gebohrte runde Löcher in denArchitekturblöcken (Abb. 1) oder auf Felsabsätzen. Oft sind sie in Reihen angeordnet, und eserscheint jedem einsichtig, daß dies Dübellöcher sind, mit denen Stein auf Stein oder Holzbalkenauf Steinsockeln fixiert wurden. Bei genauem Hinsehen erkennt man in vielen Löchern amGrund in der Mitte eine zapfenartige Verdickung (Abb. 2–3). Offensichtlich sind die Löcherdurch einen ringförmig schneidenden Gegenstand erzeugt worden – schon den ersten Ausgrä-bern war klar, daß es sich um Reste von Hohlbohrungen, die mit einem sich drehenden Rohr inden Stein eingeschnitten wurden, handelte1.

Die Frage, wie so etwas praktisch funktioniert, ist in der Grabungsmannschaft und mitBesuchern immer wieder diskutiert worden. Um hier eine Antwort geben zu können, haben wirin den vergangenen Jahren diverse Versuche mit einfachen Bohrmaschinen durchgeführt. Diedabei gemachten Beobachtungen und Überlegungen zum Einsatz solcher Maschinen in hethiti-scher Zeit sind Thema dieses Beitrags.

Vollbohrung – Hohlbohrung

Das Bohren und Durchlochen von Objekten ist dem Menschen seit dem Paläolithikum geläufig –das Öffnen von Löchern, in die etwas gesteckt oder durch die etwas hindurchgezogen werden

JÜRGEN SEEHER

Bohren wie die Hethiter: Rekonstruktion von Bohrmaschinender Spätbronzezeit und Beispiele ihrer Verwendung

istmitt 55, 2005

Alle Abbildungen stammen aus dem Forschungsprojekt Boþazköy des DAI Istanbul.

1) O. Puchstein, Boghasköi. Die Bauwerke (1912) 113˜.

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konnte, war für die Herstellung von Verbindungen oftmals notwendig. Mit Geschick undGeduld gelang es auch, harte Materialien zu durchbohren und bei Bedarf große Löcher zuerzeugen. Dieses Durchbohren geschah zunächst nur ‘aus dem Handgelenk’, d. h. ein zwischenDaumen und Zeigefinger geführter Bohrer wurde gegen das Werkstück gedrückt und hin undher gedreht. Als Material wurde gern silexartiges Hartgestein verwendet. Dabei handelt es sichum eine Vollbohrung, bei der der gesamte Inhalt des Bohrloches durch die Krafteinwirkung desBohrers zerkleinert und entfernt wird. Da bei zunehmender Eindringtiefe die Spitze des Bohrersimmer stärker abnutzte, wurden die Löcher konisch. Das erschwert mit der Zeit die Arbeitwesentlich, weil der Bohrer zwangsläufig nicht nur an der Spitze, sondern auch an den Seitenimmer mehr Wandfläche erfaßt und mehr Material entfernen muß. Man behalf sich daher oftdamit, daß man auf der gegenüberliegenden Seite des Werkstückes ein neues Bohrloch begann.Im Idealfall trafen sich die beiden Bohrungen dann in der Mitte und hinterließen ein im Quer-schnitt doppelkonisches Loch.

Abb. 1 Sockelblock im Großen Tempel in der Un-terstadt mit zahlreichen Bohrlöchern

Abb. 2 Unfertiges Bohrloch in einem Kalkstein-block mit ringförmigem Bohrschnitt

Abb. 3 Zertrümmerter Kalksteinblock mit einemBohrloch, in dem unten der Rest eines Bohr-zapfens erhalten ist

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Im Lauf der Zeit wurden für den Bohrprozeß einfache Maschinen2 entwickelt, mit deren Hilfedie beschränkte Bewegung des Handgelenks – max. eine halbe Kreisdrehung hin und her –vervielfacht wurde und bei denen der Bohrer schneller rotierte: Beim Drillbohrer wurde dieBohrspitze in einen stabförmigen Träger eingelassen und dieser dann durch das Hin- undHerziehen einer darumgewickelten Schnur in schnelle Drehung versetzt. Fiedelbohrer undPumpbohrer, mit denen man unter anderem die feinen und langen Durchlochungen bei Perlenund Zylindersiegeln herstellte, arbeiten nach diesem Prinzip. Eine andere Methode entwickeltendie ägyptischen Steingefäßhersteller – hier wurden massive Bohrköpfe aus Silexgestein mithölzernen Kurbeln verbunden und so in Drehung versetzt3.

Einen entscheidenden Fortschritt für die Erzeugung von größeren und regelmäßigen Löchernin Steinobjekten brachte jedoch erst die Entwicklung des Hohlbohrers mit sich. Hierbei wurdeder massive Bohrer durch einen rohrförmigen ersetzt – zunächst wohl durch hohle Stäbe ausHolunder oder ähnlichem Holz, bei denen das weiche Mark entfernt worden war, oder durchRöhrenknochen4. In der Bronzezeit kamen dann Rohre aus Bronzeblech zum Einsatz. Wird einsolches Rohr in Drehung versetzt und an seiner Spitze ein sandartiges Schleifmittel eingesetzt,frißt es sich ringförmig in die Tiefe; in der Mitte bleibt ein Zapfen stehen, der später einfachherausfällt oder bei unvollständiger Durchbohrung herausgeschlagen werden kann. Mit dieserMethode wurde nicht mehr der ganze Inhalt des Bohrlochs pulverisiert, sondern nur ein zylin-derförmiger Mantel von wenigen Millimetern Dicke. In Mitteleuropa sind die ersten Belegedieser Bohrtechnik von Breitkeilen der Rössener Kultur (5. Jt. v. Chr.) bekannt, und bis heute istdie Hohlbohrung Standard in vielen Bereichen der Industrie. Speziell für die Herstellung vongrößeren Löchern ist sie deutlich weniger zeit-, material- und energieaufwendig als die Technikder Vollbohrung, zumal man heute Bohrrohre einsetzt, deren schneidende Spitzen mit Korund-oder Diamantsplittern besetzt sind. In Anatolien war die Technik der Hohlbohrung spätestensseit der Frühen Bronzezeit im 3. Jt. v. Chr. allgemein bekannt und wurde für die Durchlochungvon Keulenköpfen und Schaftlochäxten eingesetzt. Ihr Vorkommen in Tiryns, das gern als Belegfür einen Technologietransfer zwischen Mykenern und Hethitern in Anspruch genommen wird5,kann genauso gut auf frühere Kontakte hinweisen, wenn es sich nicht sogar um eine autochthoneEntwicklung handelt6.

2) Maschinen im Sinne einer »aus festen und beweglichen Teilen bestehenden Vorrichtung, bei der die beweglichenTeile durch eingeleitete Kraft in vorgeschriebenen Bahnen und regelmäßiger Wiederkehr bewegt werden«: Dergroße Brockhaus Bd. 12 (1932) 205.

3) A. El-Khouli, Egyptian stone vessels. Predynastic Period to Dynasty III (1978) Bd. II 789˜f. Bd. III Taf. 144–146.4) Zu Versuchen mit Hohlbohrern aus Holz und Knochen: H.-G. Vosgerau, Erfahrungen beim Rekonstruktionsver-

such von Bohrvorrichtungen, Die Kunde N.F. 34/35, 1983/84, 187˜f. sowie J. Weiner, Kenntnis – Werkzeug –Rohmaterial. Ein Vademekum zum ältesten Handwerk des Menschen, in: Archäologische Informationen. Mittei-lungen zur Ur- und Frühgeschichte 23/2, 2000, 229–242 (letzteres mir nicht zugänglich).

5) E. L. Schwandner, Der Schnitt im Stein, in: A. Hoffmann u. a. (Hrsg.) Bautechnik der Antike. Diskussionen zurArchäologischen Bauforschung 5 (1991) 222 u. P. Neve, Eine hethitische Bronzesäge aus ¥attuša-Boþazköy,IstMitt 39, 1989, 405.

6) Ausführlich zu den mykenischen Belegen der Hohlbohrung: M. Küpper, Mykenische Architektur: Material, Bear-beitungstechnik, Konstruktion und Erscheinungsbild (1996) 9˜f.

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Die Bohrmaschine im Versuch – ein Rohr, eine Schnur und ein Rahmengestell

Der Antrieb des Bohrrohrs erfolgte in den meisten Versuchen durch das Hin- und Herzieheneiner um das Rohr gewickelten Hanfschnur durch zwei sich gegenübersitzende oder -stehendePersonen. Bei unseren ersten Versuchen mit Hohlbohrern haben wir versucht, das frei bewegli-che Bohrrohr mittels einer aufgesetzten Bohrmütze – einem Holzklotz mit einer Vertiefungunten, die das Rohrende aufnimmt – mit der Hand in Position zu halten. Bei den auftretendenKräften war dies völlig unmöglich, weil das Rohr sich ständig verschob und verkantete. Wirklicheffektiv wird die Hohlbohrung erst dann, wenn man die Position des Bohrrohrs möglichstpräzise fixiert. Dies kann durch den Bau eines Rahmengestells, bei dem das Bohrrohr oben undunten in einem Loch sitzt, dessen Durchmesser nur wenig größer als das Rohr ist, erreichtwerden. Um ein Ausleiern der Löcher zu verhindern, ist die Wahl einer härteren Holzsorte (inunserem Fall Nußbaum) sinnvoll. Wie die Fotos Abb. 4 und 5 zeigen, besteht das in denVersuchen eingesetzte Rahmengestell aus zwei im Abstand von etwa 5 cm parallel übereinanderliegenden Brettern, die mit dazwischen liegenden Holzblöcken fixiert sind. Weitere Holzblöckeunter dem unteren Brett dienen als ‘Füße’, so daß zwischen dem Brett und der Fläche, in diegebohrt wird, 5 cm Abstand bleibt. Während das obere Brett nur kurz ist, um beim ArbeitenBewegungsfreiheit zu gewährleisten, ist das untere Brett länger belassen. Auch die im rechtenWinkel dazu angebrachten Hölzer der ‘Füße’ ragen zu beiden Seiten etwa 30 cm vor. DieseFortsätze zu allen Seiten dienen dazu, das Gestell mit Seilen auf dem Werkstück zu fixieren, dennnicht nur das Bohrrohr im Gestell, sondern auch das Gestell selbst muß gegen seitliches Verrut-schen gesichert sein.

Das Bohrrohr in der hethitischen Bohrmaschine dürfte aus einem kräftigen Bronzeblechhergestellt gewesen sein. Eine Verlötung der Nahtstelle des zum Rohr gebogenen Bleches warwohl nicht nötig. Es reichte, das Blech über einen Holzstab von entsprechender Dicke zu biegenund diesen Stab dann zur Fixierung des Durchmessers im Rohr zu belassen. Wir haben stattdessen ein im Installateurbedarf gefundenes nahtloses Rohr aus einer Messinglegierung miteinem Durchmesser von 3 cm verwendet. Der größeren Härte wegen nutzte dieses Rohr wenigerstark ab als ein Bronzerohr, daher sind unsere diesbezüglichen Beobachtungen nicht direktübertragbar. Dieses Blechrohr ist übrigens der einzige Bestandteil der Bohrmaschine, der aushaltbarem Material gefertigt ist und die Jahrtausende überdauern könnte – der Rahmen war ausHolzteilen, die mit Holzdübeln aneinander befestigt waren, als Gewichte wurden unbearbeiteteSteinbrocken benutzt, und auch die Seile für Fixierung und Antrieb sind vergänglich. Dennochist m. W. bislang kein identifizierbares Bohrrohr aus Anatolien bekannt geworden, was aller-dings nicht verwundert, denn Bronze ist ein wiederverwendbarer Rohstoff, und ein durchAbnutzung zu kurz gewordenes Bohrrohr kann schnell wieder zum Blech gemacht und ander-weitig weiterbenutzt werden.

Die drehende Bewegung des Bohrers allein reicht noch nicht aus. Es muß ein Druck erzeugtwerden, der stark genug ist, um ein Eindringen in den Werkstoff zu ermöglichen7. Man kanndazu das obere Ende des Bohrrohrs mit einer in der Hand gehaltenen Bohrmütze aus Holz oder

7) Die bei Schwandner a. O. Abb. 5 d gezeigte Rekonstruktion, bei der ein zum Rohr gebogenes Bronzeblech, das freibeweglich auf einem Führungsstab steckt, per Fiedelbogenantrieb in drehende Bewegung versetzt wird, ist so nichtbrauchbar.

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Stein8 niederdrücken. In unseren Experimenten haben wir jedoch die Bohrmütze, die von einerzusätzlichen Person gehalten werden mußte, bald ersetzt durch einen Hebelbalken, der an einerSeite an dem Rahmengestell mit einem Seil flexibel fixiert war. Dieser Balken wurde über dasBohrrohr gelegt (dort mit einer passenden Vertiefung versehen) und am anderen Ende mit einem2–3 kg schweren Stein beschwert. Über das Gewicht des Steins bzw. seine Entfernung vomBohrrohr konnte der Druck, mit dem das Rohr auf die Bohrstelle gedrückt wurde, beliebigreguliert werden.

Abb. 4 Große Bohrma-schine im Einsatz auf ei-nem Kalksteinblock einerin hethitischer Technikhergestellten Sockelmauerfür das Museum Çorum

Abb. 5 Die Maschine istmit Seilen auf dem Blockfixiert. Der Gewichtsbal-ken ist rechts durch eineSeilschlaufe gehalten undlinks durch ein daran ge-hängtes Steingewicht be-schwert

8) Beispiele aus Anatolien bei A. Müller-Karpe, Altanatolisches Metallhandwerk (1994) 176˜f.

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Für das Bohren in Stein ist Bronze wegen zu geringer Härte ungeeignet. Die eigentlicheBohrarbeit leistet ein Schleifmittel, z. B. feiner Quarzsand, der härter ist als der Stein. Das Rohrdient vielmehr dazu, durch die drehende Bewegung den Sand in Bewegung zu versetzen unddurch das Gewicht dafür zu sorgen, daß sich die Sandpartikel in den Stein einschneiden. Desweiteren wird immer wieder Wasser hinzugegeben, das zur Kühlung des Bohrers und zurVerteilung des Schleifmittels dient – der zähe Schlamm aus Sand und Bohrstaub, der durch dieHitze im Rohr und auf dem Kern entsteht (Wasser verdunstet!), muß ständig aufgelöst werden,damit die Körner des Schleifmittels frei beweglich bleiben.

Die Konstruktion der Maschine und die zusätzlichen Materialien für den Bohrvorgang habensich als sinnvoll erwiesen. Vor allem bei der Gestaltung des Antriebs sind jedoch Alternativendenkbar. Hier geht es auch um die Frage, ob man diese Bohrmaschine im Einmannbetriebeinsetzen kann. So zeigte sich, daß die Verwendung dieses Geräts, bei dem das Bohrrohr peroberem Hebelarm mit einem Gewicht von 2–3 kg belastet ist, mit einem Fiedelbogen im Ein-mannbetrieb nicht möglich ist. Die Spannung des Bogens ist nicht stark genug, um den Wider-stand der sich zwischen Rohr und Stein festsetzenden Sandkörner zu überwinden. Bei einerkleineren Maschine funktionierte es jedoch tadellos (s. u.). Der Versuch, das Bohrrohr mit einerhölzernen Schwungscheibe zu versehen, war nur teilweise erfolgreich, aber im Prinzip ist diesmöglich: Man kann die Scheibe auf das obere Ende des Rohrs stecken, aber für die Gewichtsver-teilung scheint es besser, eine fest mit dem Rohr verbundene Schwungscheibe zwischen deroberen und unteren Führung des Rohrs einzusetzen. Man kann das Schwungrad mit der Hand inBewegung halten, aber auch ein Antrieb mit einer Schnur, die sich wie bei einem Jo-Jo auf demRand der drehenden Scheibe auf- und wieder abwickelt, ist denkbar. Wichtig ist auf jeden Fall,daß man nicht immer nur in einer Richtung dreht, weil dann das Schleifmittel nicht ausreichendtransportiert wird. Im übrigen bleibt fraglich, ob die Vorteile eines Schwungrads in der Bronze-zeit bereits bekannt waren.

Der Bohrvorgang

Unsere Erfahrungen beim Einsatz dieser Maschine lassen sich wie folgt zusammenfassen: Bevordas Bohrgestell über der Bohrstelle fixiert wird, ist es sinnvoll, das Bohrloch durch Picken miteinem Hammer grubenartig vorzubereiten. Dadurch wird das Ansetzen des Bohrrohrs und vorallem das Zusammenhalten des Schleifmittels erleichtert.

Nach der Fixierung der Maschine ziehen zwei Personen gleichmäßig eine Hanfschnur, diezweimal um das Bohrrohr geschlungen ist, hin und her – bei einmaliger Umwicklung rutscht sieauf dem Rohr, ohne es anzutreiben, und bei mehrfacher Umwicklung kommt es zur Verhedde-rung und Blockade durch übereinander laufende Schnurwindungen. Die Schnur wird in demZwischenraum zwischen den durchlochten Führungsbrettern für das Bohrrohr geführt. Diebeiden Arbeiter, die die Schnur zogen, entwickelten nach kurzer Zeit ein Gespür für denArbeitstakt und die aufzubringende Kraft, die möglichst gleichmäßig von beiden Seiten wirkensoll. Besonders, wenn sich gröbere Sandkörner zwischen Bohrrohr und Wandung setzen, kannder Bohrer stocken und die Schnur schleift dann, ohne das Rohr zu drehen. Abhilfe schafft hiereine Aufrauung des Rohrs durch schräge Kerben; allerdings wird dadurch die Belastung derSchnur größer und deren Haltbarkeit reduziert.

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Als Schleifmittel wurde zunächst nur feiner Quarzsand benutzt (Mohs-Härte 7). Zur Herstel-lung wurden Quarzgerölle, die in der Gegend häufiger vorkommen, zerschlagen und zerkleinertund zusätzlich mit einem feinen Sieb die gröberen Partikel abgeschieden. Das Einfüllen desSchleifmittels in das Bohrloch erfolgt am leichtesten durch das Bohrrohr selbst. Zu diesem Zweckwird der obere Gewichtbalken aufgehoben und das Rohr ein kurzes Stück angehoben. Dannwird eine kleine Menge Schleifmittel hineingeschüttet und mit Wasser bis an die tiefste Stelle desringförmigen Bohrlochs eingespült. Wir haben später den Gewichtbalken über dem Bohrrohrdurchlocht und konnten so Rohr und Balken in einem hochheben bzw. sogar während desBohrens Schleifmittel und Wasser nachfüllen. Daß auch bei den hethitischen Bohrmaschinen dasSchleifmittel vorzugweise durch das Rohr eingefüllt wurde, erkennt man daran, daß die Bohrker-ne immer mehr oder weniger stark konisch sind, weil im oberen Bereich die abrasiven Kräfte sehrviel länger gewirkt haben. Im Gegensatz dazu sind die Bohrlöcher mehrheitlich annäherndtubusförmig bzw. nur schwach trichterförmig.

Das Nachfüllen von Schleifmittel und Wasser erfolgt etwa alle 2–3 Minuten und nach Gehör,d. h. man hört, wenn das Rohr zu glatt läuft und das Schleifmittel im Bohrloch pulverisiert undwirkungslos geworden ist. Von Zeit zu Zeit empfiehlt sich außerdem eine Unterbrechung derArbeit und ein Herausziehen des Bohrrohrs, um das Loch von oben her gründlich auszuspülenund den Bohrschlamm herauszuholen. Da das Bohrgestell auf ‘Füßen’ steht, ist genug Raum da,von der Seite her Wasser hineinzugeben. Das Bohrrohr wird übrigens so heiß, daß in denFührungslöchern und in der Führungsvertiefung im Gewichtbalken Verkohlungserscheinungenauftraten. Der Versuch, die Reibung an diesen Stellen durch Einfetten zu verhindern, führtejedoch dazu, daß Fett auch bald auf die Hanfschnur kam und diese dann nur noch über dasBohrrohr rutschte, ohne es anzutreiben. Hier kann nur Wasser als Kühlmittel helfen.

Die durchschnittliche Bohrgeschwindigkeit bei der Herstellung von Löchern von 3 cm Durch-messer in den in Boþazköy üblichen Kalkstein betrug 1–1,5 cm pro 10 Minuten. Im Idealfall istdiese Geschwindigkeit unabhängig von der Tiefe der Bohrung, aber in der Praxis zeigte sichdoch, daß die Geschwindigkeit bei zunehmender Eindringtiefe etwas geringer wurde. DasSchleifmittel und der Bohrstaub setzen sich zwischen das Bohrrohr und die Wandungen deskreisförmigen Bohrlochs, erhöhen so die Reibung und bremsen den Bohrvorgang. Ein häufigeresAusspülen des Bohrloches schafft hier nur teilweise Abhilfe. Verschiedentlich kam es bei unserenVersuchen auch zum Bruch des Kerns, wenn sich beim Spülen mit Wasser Körner des Schleifmit-tels verkanteten und den Bohrer festsetzten. Wenn der Stein eine schwache Stelle im Bereich desKerns hatte, brach dieser leicht bei dem Versuch, den Hohlbohrer wieder flott zu machen. Diesbehinderte jedoch das Weiterbohren nicht, ganz im Gegenteil, weil das Loch im oberen Bereichfrei geworden ist. Angesichts der vielen vollständigen Bohrkerne aus hethitischer Zeit ist aber dasHerausbrechen des Kerns vor Erreichen der Solltiefe zumindest beim Bohren von Kalksteinwohl keine übliche Maßnahme gewesen.

Die Abnutzung des von uns verwendeten Bohrrohrs bewegte sich pro Bohrloch im Bereichvon einigen Millimetern, aber wie schon oben gesagt, ist dies nicht direkt auf hethitischeBronzerohre zu übertragen. Als nützlich erwies sich das Sägen eines 1 mm breiten und 20 mmlangen Schlitzes parallel zum Bohrrohr an dessen Arbeitsende. Dieser Zwischenraum verhindert,daß sich Schleifmittel und Bohrstaub im Loch festsetzen und das Bohrrohr ohne Schneidwirkunghin und her dreht – bei jeder Umdrehung rutscht Schleifmittel in den Schlitz und wird an andereStellen geführt. Wenn die zum Rohr gebogenen Bleche der Hethiter nicht verlötet waren, gab esgenau diesen Schlitz auch dort. Nach dieser Erfahrung präparierten wir ein Bohrrohr mit Zähnen

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und Kerben an der Spitze, und dabei ergaben sich deutlich bessere Schneidleistungen bei gleich-zeitiger stärkerer Abnutzung des Bohrrohrs. Auch hier ist der Effekt der besseren Verteilung desSchleifmittels wichtiger als die Schneidwirkung des Bohrrohrs selbst.

Nach Abschluß der Bohrung, deren Tiefe man am Bohrrohr ablesen kann, wird die Maschineabgebaut und der im Loch stehengebliebene Steinzapfen entfernt. Da dieser möglichst unten ander Sohle des Bohrlochs abgesprengt werden soll, ist es ratsam, an einer Seite dünne Holzkeile indas ringförmige Loch zu treiben (Abb. 6). Wenn der Druck nicht nur oben am Zapfen, sondernmöglichst auf der ganzen Länge und auch weit unten ansetzt, ist die Wahrscheinlichkeit, daß derZapfen nicht in der Mitte abbricht, groß. Allerdings ist auch dies kein Beinbruch, denn mitgezielten Meißelschlägen kann man auch einen abgebrochenen Zapfenrest im Bohrloch zertrüm-mern und beseitigen.

Bei unseren Versuchen haben wir auch Holzbalken sehr erfolgreich durchbohrt. Zu diesemZweck wird das Bronzerohr an der Arbeitskante gezähnt und die Zähne geschränkt (abwech-selnd leicht nach außen und innen geknickt: Das ist bei Holzsägen üblich, damit sich die Sägenicht festfrißt). In einem harten Buchenholz wurde eine Bohrtiefe von einem Zentimeter pro 3Minuten erreicht (Bohrdurchmesser 3 cm). Das Endergebnis ist ein glattes Loch und ein perfek-ter Bohrzapfen (Abb. 7). Ein Problem beim Bohren ist das Sägemehl, das bei zunehmender Tiefeim Loch bleibt und dort hinderlich wird, weil es das Bohrrohr festklemmt. Wenn man denBalken ab und zu kippen und das Bohrloch ausleeren kann, klappt es jedoch gut. Ob allerdingsHolz überhaupt in größerem Umfang mit Maschinen gebohrt wurde, bleibt unklar, denn miteinem Stechbeitel kann man ein solches großes Loch genauso gut und schnell ausstemmen. Fürkleine Löcher reicht es dagegen oft, einen spitzen Gegenstand ins Holz zu treiben und wiederherauszuholen.

Abb. 6 Der im Loch verbliebene Bohrzapfen wirdentfernt, indem man an einer Seite Holzkeile in dasringförmige Bohrloch treibt. Dieser Zapfen zerbrachbeim Heraussprengen. Im oberen Bereich erkenntman eine Stufe, Resultat einer Verschiebung des Bohr-rohrs bei einer nachträglichen Korrektur der Fixie-rung der Bohrmaschine

Abb. 7 Bohren in Holz. Das Bohrrohr ist mit ge-schränkten Zähnen versehen. Der aus dem Loch stam-mende Bohrzapfen links ist umgekehrt aufgestellt,d. h. die geschwärzten Bereiche (Schleifspuren des imBohrloch eingeklemmten Sägemehls) stammen ausdem unteren Teil des Bohrlochs

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Arbeiten mit einer kleinen Bohrmaschine

In ¥attuša gibt es nicht nur tausende von großen Bohrlöchern in Kalkstein, sondern auch vieleLöcher in Hämmern und Schaftlochäxten. Nach dem Vorbild der großen Bohrmaschine wurdedaher auch ein kleines Exemplar gebaut (Abb. 8). Da das Gestell in diesem Fall nicht an demObjekt befestigt werden kann, haben wir es auf vier in den Boden getriebenen Pfosten (Hacken-stielen) festgebunden. Das zu bohrende Objekt wurde dann in geeigneter Weise unter demBohrrohr fixiert. In diesem Fall stand uns nur ein Eisenrohr von 2 cm Durchmesser zur Verfü-gung, daher sind auch hier keine sinnvollen Angaben über die Abnutzung eines von den Hethi-tern verwendeten Bronzerohrs machbar.

Als Antrieb diente in diesem Fall ein Fiedelbogen aus Haselholz, der mit einer Hanfschnurgespannt war. Ein Mann konnte diesen Antrieb gut bewegen. Gebohrt wurde zunächst einSteinblock aus Serpentinfels (Abb. 9). Die Bohrgeschwindigkeit betrug hier einen Zentimeter pro

Abb. 8 Kleine Bohrma-schine mit Fiedelbogenan-trieb, mit Seilen an vierPfosten im Boden festge-bunden

Abb. 9 Mit der kleinen Bohr-maschine durchlochter Block ausSerpentinfels. Der Bohrkern istwährend der Bohrung zerbro-chen

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10–15 Minuten. Nach knapp 3 cm Bohrtiefe brach der Zapfen beim Versuch ab, das wegeneingeklemmter Sandkörner festsitzende Bohrrohr zu lösen. Die restlichen 4 cm wurden dann ineinem Stück gebohrt. Bei kleineren Bohrdurchmessern ist ein langer Zapfen wohl noch hinderli-cher als bei den großen Bohrlöchern und daher das gezielte Brechen nach einigen ZentimeternBohrtiefe sinnvoll. Dazu paßt die Beobachtung, daß es unter den Grabungsfunden kaum langeBohrkerne aus Hartgestein gibt – die meisten sind nur 2–3 cm lang, während die Löcher in denHämmern deutlich länger sind. Ganz selten finden sich unter den Bohrkernen doppelkonischeStücke, d. h. Kerne, die von von beiden Seiten angesetzten Bohrungen stammen. Diese bei derVollbohrung übliche Technik spielte bei der Hohlbohrung keine Rolle, vermutlich, weil manWert auf ein glattes Loch legte, das eine stabile Schäftung ermöglichte.

Bohren mit Schmirgel als Schleifmittel?

Die durchlochten Hammersteine in ¥attuša bestehen in der Regel aus harten Gesteinen. EineGesteinsbestimmung liegt leider nicht vor, aber es dürfte sich bei einem größeren Teil der Steineum feinkristalline Varietäten von Gabbro und Diorit handeln. Teile von vielen hundert durch-bohrten Hammersteinen aus Hartgestein sind bisher gefunden worden9, und auch gebohrteArchitekturblöcke aus Hartgestein (Gabbro) fehlen nicht. Wir haben versucht, solche Steine mitder kleinen Bohrmaschine zu bohren. Ein Fragment eines durchbohrten hethitischen Hammer-steins aus grünlichem feinkristallinem Gestein und ein Stück aus Gabbro widersetzten sich denVersuchen, mit Quarzsand als Schleifmittel eine Hohlbohrung zu erzeugen. Nach über einerhalben Stunde reiner Bohrzeit (also Verschnaufpausen und Unterbrechungen für das Nachfüllenvon Sand und Wasser nicht mitgerechnet) war nur eine seichte kreisförmige Rinne von nichtmehr als 1–2 mm Tiefe entstanden. Das heißt nun nicht, daß solche Löcher in dieser Techniknicht machbar waren, denn stundenlanges Bohren – Bohrtiefen von 6–8 cm sind bei den Häm-mern aus Hartgestein die Regel – würde auch hier zum Erfolg führen. Man darf annehmen, daßdas Diktat der Maxime »Zeit ist Geld« damals noch nicht in dem Maße bestimmend war und daßdie Optimierung von Arbeitsabläufen nicht derart im Mittelpunkt der Arbeitsorganisation stand,wie das heute der Fall ist. Aber angesichts der großen Zahl der in der Stadt gefundenen durch-lochten Steine und Bohrkerne aus Hartgestein scheint es doch fraglich, ob man nicht eineeffizientere Methode zur Verfügung hatte.

Die naheliegendste Möglichkeit ist die Verwendung eines härteren Schleifmittels. In derTürkei steht Schmirgel zur Verfügung, ein Gestein, das im wesentlichen aus dichtem Korund undbeigemengtem Magneteisen besteht (Mohs-Härte annähernd 9). Natürliche Vorkommen liegenim Südwesten des Landes in einem Bereich, der etwa von den Städten Ïzmir, Manisa, Uæak,Denizli, Muþla, Milas und Söke eingerahmt wird10. Für unsere Bohrversuche haben wir von einerFabrik in Salihli industriell aufbereiteten Schmirgel der Korngröße 0,5 mm bezogen. Damitwurden zuerst Bohrversuche mit der großen Maschine in Kalkstein durchgeführt. Wie erwartet,ging es deutlich schneller – etwa 1,5 cm Bohrtiefe wurde in 5 Minuten erreicht –, aber dabei ist

9) Allein in einem Sammelfund bei Yerkapï lagen über 600 Fragmente: P. Neve, Die Oberstadt von ¥attuša. DieBauwerke II. Boþazköy-¥attuša XVII (2001) 6 Taf. 10 c.

10) Türkiye Zïmpara, Diasporit ve Boksit Yataklarï. Maden Tetkik ve Arama Enstitüsü Yayïnlarï 122 (1965) 6˜f.

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11) H. Hoffner, Some Thoughts on Merchants and Trade in the Hittite Kingdom, in: Th. Richter – D. Prechel –J. Klinger (Hrsg.) Kulturgeschichten. Altorientalistische Studien für Volkert Haas zum 65. Geburtstag (2001) 179–189; H. Klengel, Handel und Kaufleute im hethitischen Reich, AoF 6, 1979, 70˜f.

12) Weitere Abbildungen: R. M. Boehmer, Die Kleinfunde von Boþazköy. Boþazköy-¥attuša VII (1972)Taf. LXXXVIII–XC; ders., Die Kleinfunde aus der Unterstadt von Boþazköy. Boþazköy-¥attuša X (1979)Taf. XXXIII–XXXIV.

auch zu berücksichtigen, daß hierbei wirklich standardisiert feines Schleifmittel eingesetzt wur-de. Wenn man für die Aufbereitung des Quarzsandes entsprechende Sorgfalt aufwendet, wirddamit in Kalkstein vermutlich ein etwa vergleichbares Ergebnis zu erzielen sein. Dem Quarzsanddeutlich überlegen war der Schmirgel jedoch beim Bohren in Hartgestein mit der kleinenMaschine. Eine Bohrleistung von 2–3 cm pro Stunde wurde damit erreicht, ein für hethitischeSteinbearbeiter sicher akzeptabler Wert.

Dieses Ergebnis des Bohrversuchs mit Schmirgel ist allerdings ambivalent, denn nachgewiesenwurde zwar die Praktibilität, aber nicht die Verwendung dieses Materials in hethitischer Zeit. DieHethiter hatten Beziehungen in das Gebiet, wo der Schmirgel natürlich vorkommt – grob gesagtder Süden des Landes Arzawa und der Nordwesten des Landes Lukka. Sie hätten diesen Rohstoffvon dort importieren können, aber bislang fehlt der Nachweis dieses Materials in hethitischenOrten. Leider ist Schmirgel ein unscheinbares derbes, dunkelgraues Gestein, das höchstens durchein relativ hohes Gewicht auffällt. In unbearbeitetem Zustand würde es bei Ausgrabungen kaumerkannt, und in zerklopftem/gemahlenem Zustand als Schleifmittel würde es nur dann bemerktwerden, wenn es in größeren Mengen an einem Ort, z. B. in einem Gefäß, ausgegraben würde.Leider sind auch die hethitischen Keilschrifttexte zum Thema Handel praktisch vollständigstumm, so daß auch von dieser Seite keine Hilfe zu erwarten ist. Es wird sogar die Fragediskutiert, ob es 1. überhaupt einen privatwirtschaftlichen Handel gegeben hat oder ob Handelvöllig unter der Kontrolle des Königs stand, und 2. ob es Handel bzw. Warenerwerb und -austausch nur in Form von Geschenken und Tributen gab, d. h. ohne ‘Bezahlung’ im weitestenSinne11. Einstweilen ist der Nachweis eines Schmirgelimports von Südwest- nach Zentralanatoli-en nicht zu führen, aber jedem Ausgräber in hethitischen Siedlungen sei dieses Anliegen ans Herzgelegt.

Beispiele der Verwendung des Hohlbohrers

Die hethitischen Hammersteine aus Hartgestein wurden bereits erwähnt12. Sie weisen Durchlo-chungen im Bereich von 1,8–2,5 cm Durchmesser auf, d. h. sie müssen mit dünnen, federndenStielen geschäftet gewesen sein. Mit ihnen wurde die Hauptarbeit bei der Zurichtung der Stein-blöcke für die Mauersockel von Gebäuden und im Festungsbau (vornehmlich an den Stadttoren)gemacht. Sägen und Meißel wurden für solche Arbeiten nur selten benutzt, da Bronze zu weichund Eisen nicht in ausreichender Menge zur Verfügung stand. Dies ist auch der Grund für dietypische Gestalt der hethitischen Mauerblöcke, die meist mehr oder weniger polygonal sind mitkissenförmig gewölbten Flächen (Abb. 12. 18). Man schnitt die Steine nicht zurecht, sondern manwählte möglichst passende Werkstücke aus und gab ihnen dann durch stetes Hämmern auf dieOberfläche die gewünschte Form – man pulverisierte die unerwünschten Teile des Werkstücks,

24 jürgen seeher istmitt

noch heute erkennbar an den dicht an dicht liegenden punktförmigen weißen Schlagmarken, mitdenen die Oberfläche der Blöcke übersät ist.

Die zahlreichsten Belege für den Einsatz von Hohlbohrern finden sich bei den Bauwerken,und zwar nicht nur in der Hauptstadt, sondern auch in anderen Städten des Reiches13. Hierwurden öfters die steinernen Mauersockel mit Reihen von Löchern versehen, die zur Aufnahmevon Holzdübeln zur Befestigung der Schwellbalken von fachwerkartigen Holzrahmenkonstruk-tionen dienten (Abb. 1)14. Dübellöcher finden sich auch häufig in den großen steinernen Tür-schwellen, wo sie zur Befestigung des Türgewändes dienten (Abb. 10), sowie in Werksteinbasen

Abb. 10 Steinerne Tür-schwelle mit Bohrlöchernim Magazintrakt südlichdes Großen Tempels inder Unterstadt von ¥at-tuša

Abb. 11 Werksteinbasenunbekannter Funktion,die während der Grabun-gen 1906–07 im Bereichvon Kesikkaya in der Un-terstadt von ¥attuša zumVorschein kamen

13) z. B. H. Z. Koæay – M. Akok, Alaca Höyük Kazïsï 1940–1948 (1966) Taf. 82; A. Müller-Karpe, Untersuchungen inKusaklï 1992–94, MDOG 127, 1995, Abb. 15; ders., Untersuchungen in Kusaklï 1998, MDOG 131, 1999, Abb. 9.

14) R. Naumann, Architektur Kleinasiens (19712) 111.

25bohren wie die hethiter55, 2005

und Pfeilersockeln (Abb. 11). Allein im Bereich des Großen Tempels in der Unterstadt von¥attuša wurden über tausend Bohrlöcher registriert15. Eine Stichprobe ergab, daß die Durchmes-ser der Bohrlöcher in den Türschwellen (18 Messungen) zwischen 58 und 62 mm, die Durchmes-ser der Löcher in den Sockelblöcken (31 Messungen) dagegen zwischen 38 und 44 mm liegen.Erstere sind zudem oft um die 15 cm tief, während die Löcher in den Sockelblöcken selten eineTiefe von 10 cm erreichen. Die schweren steinernen Türgewände, die einst seitlich auf denSchwellblöcken standen, wurden offensichtlich mit deutlich kräftigeren Dübeln fixiert. DieWerksteinblöcke Abb. 11 wurden dagegen wieder mit anderen Bohrern gebohrt, denn hierbeträgt der Durchmesser fast immer 48–49 mm. Es gibt keinen echten Standard bei der Dicke derBohrungen, nur Tendenzen, was aber auch nicht verwundern muß, denn die Löcher stammen ausverschiedenen Bauzusammenhängen, die nicht alle gleichzeitig sind.

Dübel wurden auch anderswo beim Versatz von Steinblöcken benutzt – so z. B. im Festungs-bau, wo an schwierigen Stellen Bettungen in den Fels geschlagen und die dort hineingesetztenMauerblöcke mit Dübeln in zuvor gebohrten Löchern fixiert wurden. Hier wurden wohl oftBronzedübel verwendet, weil Holzdübel bei diesen Tonnenlasten nicht genügend Festigkeitbieten. Diese Methode kam auch beim Versatz der großen Blöcke an den Toranlagen zumEinsatz. Am Königstor sind bei den großen Blöcken des Oberbaus, die heute herabgestürzt imInnenbereich des Tores liegen, verschiedene Bohrlöcher erkennbar, und an zwei Stellen desTorbaus sind sogar noch Bronzedübel mit Durchmessern von 39 und 41 mm in situ sichtbar(Abb. 12–13).

Abb. 12 Außenseite desKönigstors. Die Pfeilemarkieren die Position derheute noch sichtbarenBronzedübel

15) P. Neve, Eine hethitische Bronzesäge aus ¥attuša-Boþazköy, IstMitt 39, 1989, 400.

26 jürgen seeher istmitt

Natürlich sind auch die Bohrkerne, die bei der Hohlbohrung entstehen, in ¥attuša gefundenworden (Abb. 14). Obwohl sie sich als Gerät eignen würden, tragen die allerwenigsten Spurenvon einer Verwendung, z. B. als Pistill oder Schleifstein – sie waren Abfall und wurden entspre-chend entsorgt. Interessant ist der Fund von über 600 großen Bohrkernen aus Kalkstein zusam-men mit den schon erwähnten etwa gleich zahlreichen Fragmenten von Hammersteinen, die imBereich des Nordeingangs der Poterne von Yerkapï lagen16. Wenn man sie hier nicht für einebesondere Verwendung gelagert hat, spricht viel für die Vermutung von P. Neve, daß dieseObjekte zu Kontrollzwecken aufgehoben worden sind. Vielleicht wurde die Leistung der Bohr-trupps nach der Anzahl vorgewiesener Bohrkerne berechnet und entlohnt, und die Ablieferungeines zerbrochenen Hammers war der Schutz vor Betrug am Arbeitgeber und Bedingung für denErhalt eines neuen Geräts – dieses Prinzip gilt noch heute auf allen Großbaustellen.

Zwei Diagramme geben weitere Informationen zum Einsatz der hethitischen Bohrmaschine:Abb. 15 zeigt einen Vergleich der Durchmesser von Bohrkernen und Bohrlöchern – als Stichpro-be dienen wieder die 31 Bohrlöcher in Kalkstein-Sockelblöcken im Großen Tempel, sowie 58Kalkstein-Bohrkerne, von denen 44 aus dem Hortfund von Yerkapï und 12 aus den Grabungenauf Büyükkaya und im Tal vor Sarïkale stammen. Wie zu erwarten, sind die Durchmesser derBohrlöcher (oben gemessen) größer als die maximalen Durchmesser der meisten Bohrkerne, aberdie beiden Häufigkeitsbereiche – bei den Bohrkernen Dm. 34–36 mm und bei den BohrlöchernDm. 38–40 mm – entsprechen einander, d. h. diese Kerne stammen aus diesen oder vergleichba-ren Bohrlöchern. Der erwünschte, aber nicht immer erreichte Standarddurchmesser der zugehö-rigen Bohrrohre dürfte im Bereich von 37–39 mm gelegen haben. Die vielen deutlich kleinerenBohrkerne, die alle nicht aus dem Hortfund von Yerkapï stammen, fielen vermutlich zumindestteilweise nicht bei Bohrungen im Baubereich, sondern bei anderen Arbeiten an.

Das zweite Diagramm zeigt einen Vergleich der Durchmesser von Bohrkernen aus Hartge-stein und aus Kalkstein (Abb. 16). Sehr deutlich trennen sich die beiden Gruppen, wobei aller-dings an das weiter unten beschriebene Gabbro-Stück mit den Spuren von vier Bohrungen

Abb. 13 Bronzedübel in der linken Wand desäußeren Tordurchgangs des Königstors

Abb. 14 Auswahl von Bohrkernen aus dunklem Hart-gestein und hellerem Kalkstein

16) Neve a. O. (Anm. 9) 6 Taf. 10 d.

27bohren wie die hethiter55, 2005

erinnert werden muß, deren Durchmesser mit 40 und 70 mm sehr viel höher liegen – Ausnahmenbestätigen die Regel. Das Diagramm zeigt außerdem zwei Häufungen bei den Durchmessern derBohrkerne aus Hartgestein. Die größeren Durchmesser haben die Kerne von durchbohrtenHammersteinen, während die dünnen Bohrzapfen von anderen Objekten stammen.

Die bislang größten Bohrlöcher in ¥attuša zeigt der Deckstein eines Schachts, der im Hof vonTempel 2 gefunden wurde und durch den das Oberflächenwasser in eine unterirdische Abwas-serleitung aus Tonrohren geleitet wurde (Abb. 17). Die ca. 30 cm starke Kalksteinplatte weist inzwei Reihen je drei Bohrlöcher von etwa 8 cm Durchmesser auf. Die Löcher sind nicht nurextrem lang, sondern auch exakt senkrecht nebeneinander gebohrt17. Dieser Kanaldeckel ist zwarein Einzelstück, aber funktional vergleichbar ist wohl eine Steinplatte aus Gebäude D bei Tem-

Abb. 15 Vergleich dermaximalen Durchmesservon Bohrkernen undBohrlöchern (nur Kalk-stein)

Abb. 16 Vergleichder maximalenDurchmesser vonBohrkernen ausHartgestein undaus Kalkstein

Durchmesser Bohrkerne / Bohrlöcher

0

2

4

6

8

10

12

22 24 25 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44

max. Durchmesser in mm

An

zah

lBohrkern

Bohrloch

Durchmesser Bohrkerne

0

2

4

6

8

10

12

9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 24 25 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 40 41

max. Durchmesser in mm

An

zah

l

Hartgestein

Kalk

17) Ebenda 55 Taf. 74 c. d.

28 jürgen seeher istmitt

pel 5 mit einem etwa 6 cm weiten Bohrloch, das ebenfalls als Bodeneinlauf für Abwasser inter-pretiert wird18.

Bohren war wie in späteren Zeiten auch schon bei den Hethitern ein Mittel in der Gestaltungvon Skulpturen: An heiklen Stellen, bei denen die Verwendung von Klopfsteinen oder Hammerund Meißel zu Beschädigungen des Werkstücks führen konnten, wurden Hohlbohrer eingesetzt.Bei Großplastiken wurden die Augenhöhlen, in die Augäpfel aus anderem Material eingesetztenwerden sollten, gebohrt. Erkennbar ist dies bei dem Löwen aus Tempel 219 sowie bei den großenTorfiguren am Sphinxtor20 und am Löwentor. Bei den Augen des rechten Torlöwen vomLöwentor (Abb. 18–20) hat man zunächst zwei große Hohlbohrungen gemacht (Durchmesser ander Basis 3,3 cm) und dann jeweils außen direkt daneben eine zweite, kleinere (Durchmesser ander Basis 1,6 bzw. 1,7 cm). Danach hat man den Steg zwischen den Löchern herausgeschlagenund durch Picken und Schleifen den Augenhöhlen insgesamt eine langgestreckt ovale Formgegeben (Abb. 21–22). Dementsprechend sind die eingesetzten Augäpfel nicht kreisrund, son-dern mandelförmig zu rekonstruieren.

Abb. 17 Kanaldeckel aus Kalkstein mit Hohlbohr-löchern im Hof von Tempel 2 in der Ober-stadt

Abb. 18 Seitenansicht des rechten Löwen am Löwen-tor

18) Ebenda 42 Abb. 33.19) Ebenda 55˜. Taf. 81.20) K. Bittel, Boþazköy, Die Kleinfunde der Grabungen 1906–1912 (1937) 8 Anm. 3.

29bohren wie die hethiter55, 2005

Abb. 19 Zustand des rechten Torlöwen vor der mut-willigen Zerstörung im frühen 20 Jh. (Pho-to wohl von 1907)

Abb. 20 Heutiger Zustand des Löwenkopfes

Abb. 21 Hohlbohrlöcher im linken Auge des Tor-löwen

Abb. 22 Hohlbohrlöcher im rechten Auge des Tor-löwen

30 jürgen seeher istmitt

Für die Aushöhlung des aufgerissenen Mauls dieses Löwen vom Löwentor und des Löwenvon Tempel 2 wurden ebenfalls zunächst Hohlbohrer eingesetzt. Im Maul des erstgenannten sindinnen auf der Unterseite die Spuren von sieben verschiedenen Hohlbohrungen – ringförmigeSchnittspuren mit Resten von zentralen Bohrzapfen – erhalten geblieben (Abb. 23–24). Hierkamen mindestens zwei verschiedene Bohrrohre zum Einsatz, denn bei vier Löchern beträgt derrekonstruierte Durchmesser etwa 1,4–1,6 cm, bei drei weiteren ca. 4,5 cm. Offensichtlich hat mandie Maulöffnung zunächst von vorn mit dicht nebeneinander gesetzten Hohlbohrungen vorgear-beitet und dann die stehengebliebenen Grate mit geeigneten Werkzeugen herausgeschlagen.Zusätzlich bohrte man auch von den Seiten her – links im Maul ist das Ende einer Bohrung, dievon der Seite her geführt wurde, erhalten. Seine endgültige Form erhielt das Innere des Maulsdurch Schleifen und Polieren, wobei man sich aber nicht die Mühe machte, die Spuren desHohlbohrers vollständig zu beseitigen – wegen seiner Höhe konnte niemand dem Löwen sogenau ins Maul schauen.

Wie ein Fund von Büyükkaya zeigt, wurde die Technik der dicht an dicht gesetzten Bohrun-gen, teilweise einander überschneidend, zur Öffnung von großen Löchern auch an anderenStellen eingesetzt. Ein Gabbro-Block trägt die Spuren von vier parallelen Bohrungen – drei mitetwa 4 cm und eine mit etwa 7 cm Durchmesser (Abb. 25). Das Stück ist später durch Schleifenüberarbeitet worden, aber es ist klar, daß hier ein Werkstück zunächst mit mehreren Bohrungendurchlöchert worden ist und man dann zunächst die Bohrzapfen und danach die Stege zwischenden Löchern herausgeschlagen hat – unser Stück ist ein Teil des letzteren Vorgangs.

Schließlich sind noch die Hohlbohrungen für Wasserspeier zu nennen. Zwei hethitischeReliefblöcke aus der Gegend von ¥attuša zeigen jeweils einen Stier in Frontalansicht. DieMaulöffnung ist verbunden mit einem langen Bohrkanal, über den Wasser von hinten herange-führt wurde und das dem Stier dann aus dem Maul sprudelte21. Den gleichen Zweck erfüllen auch

Abb. 23 Blick von schräg oben in das Maul desTorlöwen mit den Resten der Bohrlöcher

Abb. 24 Bohrlöcher im Maul des Torlöwen. Diegrauen Kreise markieren die Durchmesser der Boh-rungen. Links oben ist außerdem das Ende einer vonlinks seitlich in das Maul hineingeführten Bohrungerkennbar

21) P. Neve, Ein hethitisches Stierrelief aus Derbent bei Boþazköy, in: E. Neu – C. Rüster, Documentum Asiae MinorisAntiquae. Festschrift für Heinrich Otten zum 75. Geburtstag (1988) 263˜f.

31bohren wie die hethiter55, 2005

die Bohrlöcher in den Röcken der Berggötter der neu entdeckten unteren Figurenreihe desWasserheiligtums von Eflatun Pïnar am Beyæehir See22. Auch hier wurde von hinten Wasserherangeleitet, und die aus den Löchern hervorspringenden Wasserstrahlen symbolisierten dieQuellen, die aus den Hängen der Berge entspringen. Diese Wasserstrahlen entsprechen übrigensden horizontal vorspringenden Zungen oder Zacken, die bei anderen bildlichen Darstellungenvon Berggöttern seitlich an deren Röcken erkennbar sind: Sie finden sich bei den Reliefs imFelsheiligtum von Yazïlïkaya bei ¥attuša23 ebenso wie auf großköniglichen Siegelabdrücken24,und bislang fehlte eine befriedigende Erklärung. Man muß wohl annehmen, daß die Reliefkünst-ler und Siegelschneider solche Brunnenfiguren oder Wasserspeier kannten und dementsprechenddie Berggötter mit im hohen Bogen sprudelnden ‘Quellen’ darstellten.

Abb. 25 Gabbro-Block mit den Spuren von vier parallelen Hohlbohrungen.– a. Die Ansicht von vorn (= unten bei b) zeigt zwei Bohrlöcher und dazwi-schen eine nachträglich geschliffene Fläche. – b. Die Ansicht von oben zeigtdie erhaltenen Teile der Bohrlöcher; bei der großen Bohrung ist noch ein Teildes Bohrschnitts mit einem Fragment des Bohrzapfens erhalten. M 1ˆ2

a b

22) K. Emre, Felsreliefs, Stelen, Orthostaten, in: Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland (Hrsg.),Die Hethiter und ihr Reich (2002) 228 Abb. 5.

23) K. Bittel u. a., Das hethitische Felsheiligtum von Yazïlïkaya. Boþazköy-¥attuša IX (1975) Reliefs 13–17. 42. 64 und83.

24) R. M. Boehmer – H. G. Güterbock, Glyptik aus dem Stadtgebiet von Boþazköy. Boþazköy-¥attuša XIV (1987)Abb. 56; P. Neve, ¥attuša. Stadt der Götter und Tempel (1992) Abb. 159. 160.

32 jürgen seeher istmitt

Hïtïtler gïbï Delmek: Geç Bronz Çaþ Matkaplarinin

Rekonstrüksïyonu ve Kullanïm Örneklerï

Özet: Taæa delik açmak için Hititler içi boæ, boru biçimli matkap uçlarï kullanmïætïr. Masifmatkap ucu ile açïlan deliklerde, deliþin tüm içi aæïndïrïlmak zorundayken, boru biçimli matkapucuyla delinen deliklerde yalnïz halka biçimli bir kesim öþütülür, ortada bir çekirdek kalïr; busonradan kïrïlarak çïkartïlïr. Mimari bloklarïn ve taæ kaidelerin üzerindeki binlerce zïvana deliþinin,kanal kapaklarïnïn, çekiç ve baltalarïn deliklerinin açïlmasïnda, heykellerin çukur kesimlerininbiçimlendirilmesinde boru biçimli matkap uçlarï kullanïlmïætïr. Bu makale boru biçimli uçlu,basit matkaplarla yapïlan çeæitli deneyleri aktarmakta ve bunun yanï sïra Batï Anadolu’da varolan zïmpara taæïnïn aæïndïrma malzemesi olararak kullanïlmak üzere ithal edilmiæ olabileceþisorusunu tartïæmaktadïr.