Upload
cuni
View
2
Download
0
Embed Size (px)
Citation preview
Die Befestigungsanlagen
der Bronzezeit im ägäisch-
anatolischen Raum aus der
minoischen Perspektive
Dr. Tomas ALUSIK Czech Centre for Mediterranean
Archaeology, Prague
Die Einführung I
Auf den ersten Blick mag es scheinen, dass
zahlreiche Fortifikationen eine Reihe von
gemeinsamen oder zumindest ähnlichen
Merkmalen aufweisen
daher wurde oft auf wechselseitigen
Einfluss oder auf direkten „Import“ von
Architekturformen und Bautechniken
innerhalb des ägäischen Raumes
geschlossen
Die Einführung II
Der Autor ist der Ansicht, dass eine starke gegenseitige Beeinflussung der wichtigsten Gebiete der Ägäis nicht zu definieren ist
der Autor ist der Auffassung, dass die Ähnlichkeiten in der Defensivarchitektur der verschiedenen Gebiete des ägäisch-anatolischen Raumes durch identische geographische (der Bergcharakter der Gebiete mit einem Minimum an Tiefland usw.) und politische (kriegerische Zustände einschließlich kleinerer lokaler Konflikte usw.) Bedingungen verursacht worden sind, die in den Bau gleichartiger Befestigungen in der gesamten Ägäis geführt haben
Frühe Bronzezeit Einfache Umfassungsmauern
– zwei Varianten:
1) die Außenmauer am Rande der Siedlung, separiert von den anderen Bauten – z.B. in Lendas Anginaropapouro
2) die Außenwand der Wohnarchitektur, die den Rand der verbauten und damit besiedelten Fläche definiert, übernimmt die Funktion der Befestigung – z.B. in Myrtos- Phournou Korifi, Trypiti; Panormos
Agia Irini auf Keos
Periode „Agia Irini IV“
– Umfassungsmauer
mit einen
hufeisenförmigen
Turm
Periode „Agia Irini V“
– ein neues System
der Befestigung –
„Great
Fortifications“
(Mauer mit
rechteckigen Türmen)
Mittelminoische Umfassungsmauern
Agia Photia – MM IA;
Umfassungsmauer mit
halbkreisförmigen
bastionen
Monastiraki und Malia
– MM I-II (?); massive
Umfassungsmauer
Petras – MM II;
„kyklopische“
Umfassungsmauer mit
rechteckigem
Turm/Bastion
Sog. guard houses (Kreta) Größere Bauten mit Festungscharakter, kleine Beobachtungsposten und Wachposten in Form von einfachen Türmen mit rechteckigem oder quadratischem Grundriss; militärichse vs. landwirtschaftliche Funktion
Choiromandres (MM II-SM I): „Hauptgebäude“ (c. 12 x 12 m) mit neun Wachposten und mehreren massiven langen Mauern (Periboloi)
Sog. Festungen (Zypern)
Die befestigte, in den Orten situierte Stätten mit einem exzellenten Blick auf die Umgebung, die architektonisch einer Burg oder einem Fort ähneln; defensive Funktion (?)
Korovia-Nitovikla (SZyp IB-IIB): rechteckiges Gebäude (c. 35 x 40 m) + System von massiven Mauern, die das Areal c. 400 x 100 – 200 m umgeben
SH III Zitadellen auf dem griechischen Festland
Midea: SH IIIB; „kyklopische” Umfassungsmauer, c. 450 m lang, 5 – 7 m breit
Tiryns: 3 Bauphasen (SH IIIA1, SH IIIB1; SH IIIB2); „kyklopische” Umfassungsmauer, 4,5 – 17 m breit, 38 „Kasematten“
Mykene: 3 Bauphasen (SH IIIA2, SH IIIB1; SH IIIB2); „kyklopische” Umfassungsmauer, 7 – 7,5 m breit
Gla – SH IIIA2: „kyklopische” Umfassungsmauer, c. 2,8 km lang, 5,4 – 5,8 m breit
SM IIIB-C Zitadellen auf Kreta Kastrokefala – SM IIIB/C: „kyklopische” Umfassungsmauer, c. 480 m lang, heute bis 2,5 m hoch
Zakros Gorge Kato Kastello – SM IIIB/C; „kyklopische” Umfassungsmauer, c. 250 m lang, 2 – 3 m breit
Kritsa Kastello – SM IIIC: „kyklopische” Umfassungsmauer , c. 100 m lang, 4 – 6 m breit; Querwände im Innenraum
Elias to Nisi - SM IIIC
Die Überreste einer Umfassungsmauer am Ort der Verbindung von Halbinsel und Festland
Kastenmauertechnik – die Mauer wurde aus einzelnen, wenigen Meter langen Sektionen erbaut (was als ein Element anatolischen Einflusses zu interpretieren ist), wie die Querwände im Innenraum belegen
Maa Palaiokastro – SZyp IIC-IIIA
2 Befestigungssysteme + 2 Turmbauten
die Landenge wurde am Ort ihrer Verbindung zum Festland von einer massiven Umfassungsmauer von ca. 3,5 m Breite gesperrt (zwei Reihen von mächtigen vertikalen Steinblöcken mit Lehm und kleinen Steinen im Innenraum)
Der Abschluss I
Es ist die zyprische Defensivarchitektur, welche
die meisten gemeinsamen Merkmale mit der
minoischen Defensivarchitektur hat:
1) die ähnliche Topographie und
architektonische Gestaltung einiger Stätten –
z.B. in Maa Palaiokastro und Elias to Nisi
2) eine weitaus treffendere zyprische Parallele
verkörpern die sog. Festungen, die in der
architektonischen Grundform, Topographie und
den angenommenen Funktionen weitgehend
den kretischen „guard houses“ entsprechen
Der Abschluss II
Die weitere typologische und funktionelle
Ähnlichkeit in der Defensivarchitektur des
ägäisch-anatolischen Raumes:
1) einfache Umfassungsmauern der frühen
Bronzezeit (Kreta, Kykladen, Festung)
2) das Phänomen der spätbronzezeitlichen
Zitadellen (Festland, Kykladen, Kreta,
Zypern)
3) Sog. kyklopische Bautechnik
4) Sog. Kastenmauertechnik
Der Abschluss III Nach der exakten Analyse der jeweils zeittypischen Fortifikationsarchitektur wird klar, dass es sich bei den auftretenden Ähnlichkeiten nicht um die Konsequenz einer direkten gegenseitigen Beeinflussung, sondern um das Ergebnis identischer geographischer, politischer und sozialer Gegebenheiten handelt.
die Kastenmauertechnik kann daher als einziges gemeinsames Merkmal der Defensivarchitekturen des ägäisch-anatolischen Raumes und folglich auch als ein Element direkter Beeinflussung der ägäischen Architektur von der architektonischen Tradition Anatoliens interpretiert werden