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1 02 / 2013 live live Magazin / Graz – Wien – Hamburg / Juni 2013 architektur / raum / kunst DELUGAN MEISSL Architektenportrait HAFENSTÄDTE Topografie und Entwicklung HAMBURGS NEUE BAUTEN Fotoessay von Klaus Frahm CSERNI GESCHÄFTSBEREICHE Architektur / Interior / Development MUTH Konzertsaal der Wiener Sängerknaben KUZ Kultur- und Kongresszentrum Eisenstadt CSERNI SHOPKONZEPT Innenraum Konzepte KUNST ZHANG HUAN – Kulturelle Hybridität FUJIKO NAKAYA – Nebelskulpturen BODY NEXT TO BODY – Sammlung Cserni KUNSTFORUM MARKERT – Hamburg DER ROTE TEPPICH – Wien TOMAK – Posterboy of Antikunst Künstlerinsert

Hafenstädte, Topografie und Entwicklung

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02 / 2013 live live Magazin / Graz – Wien – Hamburg / Juni 2013

architektur / raum / kunst

Delugan Meisslarchitektenportrait

HaFensTÄDTeTopografie und entwicklung

HaMBuRgs neue BauTenFotoessay von Klaus Frahm

CseRni gesCHÄFTsBeReiCHearchitektur / interior / Development

MuTH Konzertsaal der Wiener sängerknaben

Kuz Kultur- und Kongresszentrum eisenstadt

CseRni sHopKonzepTinnenraum Konzepte

KunsTzHang Huan – Kulturelle Hybridität

FujiKo naKaya – nebelskulpturen

BoDy nexT To BoDy – sammlung Cserni

KunsTFoRuM MaRKeRT – Hamburg

DeR RoTe TeppiCH – Wien

ToMaK – posterboy of antikunstKünstlerinsert

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02 / 2013 live live 02 / 2013

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Speicherstadt Hafencity, Hamburg, Foto Andrea Baczynski

Actually, I never care about politics, I just focus on art and life. What I really care about are the problems that all humans have to face together. Zhang Huan

Die vorliegende Ausgabe widmet sich der Architektur und der Kunst, zwei Medien die eng miteinander verbunden sind und sich gegenseitig befruchten. Einmal ist Hamburg und das aktuelle Architekturgeschehen in Österreich das Thema, zum Anderen stellen wir Künstlerpositionen aus dem asiatischen Raum sowie neue österreichische Kunst vor.

ArchitekturDas Fotoessay von Klaus Frahm zeigt uns Hamburg als pulsierende Hafenstadt, mit der Hafencity und weiteren architektonischen Neuheiten einer der größten Umschlagplätze neuer Architektur in Europa. Auch das Cover entstammt einem Motiv aus Hamburg und zeigt eine Arbeitswand des Dock 10 der Werft Blohm + Voss, einst weltgrößtes Werftge-lände. Eine Wand als Farbpalette, wo die Düsen vor dem Lackieren getestet werden, im Detail wirkt es wie ein abstraktes Bild.Carola Hein und Felicitas Hillmann erläutern in ihrem Beitrag die topografischen Heraus-forderungen heutiger Hafenstädte. Das Interview mit Roman Delugan führt uns zu direkt in die aktuelle Architekturdiskussion – seine Bauten wie das Porsche Museum in Stuttgart oder das Filmmuseum in Amsterdam werden international diskutiert und besprochen. Seine neue Loft, die er in Wien zusammen mit CSERNI als Projektpartner realisiert hat, ist ein Kleinod seiner Architektursprache. Mit dem Kulturzentrum Eisenstadt und dem Konzerthaus der Wiener Sängerknaben in Wien werden aktuelle Bauten aus Österreich vorgestellt. Bei beiden Projekten hat CSERNI im Bereich Innenaustattung mitgewirkt. Beispiele österreichischer Architekturgeschichte werden anhand der Ausstellung „das Gold des Az W“ durch Sonja Pisarik besprochen. Im Bereich Interior zeigen wir unterschiedliche Umsetzungen von Designkonzepten, vom Souverniershop bis zur klassischen Modeboutique.

kunstDer chinesischer Künstler Zhang Huan gibt mit seinen Performances und Installationen ein klares gesellschaftliches und politisches Statement zur Situation in China ab; ein Beitrag von unserem Hamburg Korrespondenten Claus Friede. Die poetische Transformation urbaner Plätze erzeugt die japanische Künstlerin Fujiko Nakaya durch ihre Nebelinstal-lationen, eine Grenzgängerin zwischen Architektur und Kunst. Das Insert ist dem jungen österreichischen Künstler TOMAK gewidmet – als Faltposter steht es unter dem Titel Posterboy of Antikunst. Abschließend wird das Kunstforum Markert aus Hamburg, die Initiative der Rote Teppich aus Wien und die derzeit in Hamburg laufende Ausstellung body next to body – Beispiele aus der Sammlung CSERNI vorgestellt.

Hamburg bildet mit der Neueröffnung des Showrooms CSERNI & KRÖNCKE auch zu-künftig einen Schwerpunkt und somit wird die Achse Wien-Hamburg verstärkt aufgebaut.

Als ein Medium, das Business und Leisure in einer Symbiose aus Architektur und Kunst bespricht und verhandelt, versuchen wir einen vielschichtigen Blick auf die gesellschaft-lichen und urbanen Phänomene unserer Zeit zu werfen und verstehen uns als offene Diskursplattform für Architektur, Design und Kunst. Spannende Lektüre und anregende Eindrücke wünscht Ihnen die C-live Redaktion.

Martin Cserni, CEO CSERNI GROUP Thomas Redl, Chefredakteur

CseRni live 02aRCHiTeKTuR / RauM / KunsT

eDiToRial

Columbia Twins, Architekt Carsten RothFotos: Klaus Frahm

Der Spiegel, Verlagsgebäude, Architekt Henning Larsen China Shipping, BRT-Architekten

Technisches Rathaus Eppendorf, BRT-Architekten, Foto: Klaus Frahm

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live 02 / 2013 02 / 2013 live

klaus Frahm1953 bei Hamburg geboren, ist als Fotograf Autodidakt, seit 1980 freischaffend. Neben vielen internationalen Ausstellungen und Aufnahme in bedeutenden Sammlungen illus-trieren seine Fotografien zahlreiche Publikationen über zeitgenössisches Design und Architektur. Gründungsmitglied des Jahrbuchs „Architektur in Hamburg“ (1989) und der Agentur für Architekturbilder „arturimages“ (1996). Lebt und arbeitet bei Hamburg.www.klaus-frahm.de, www.art.klaus-frahm.de

elsy Lahner Geboren in Frankfurt am Main, arbeitet seit 2005 als Kuratorin zahlreicher Ausstellungen im In- und Ausland. Konzeption und Organisation von Ausstellungskonzepten wie „Space Invasion“ und „IntoPosition“, 2007 Gründung und bis 2011 Leitung des Kunstvereins „das weisse haus“ gemeinsam mit Alexandra, 2008 Gründung von „O.F.F. – O-sutoria Freespace Foundation“ (Wien und Yokohama), 2008/2009 Curator in Residence an der Akademie der bildenden Künste Wien, seit 2011 Kuratorin für zeitgenössische Kunst an der Albertina, Wien.

carola hain 1964 in Hamburg geboren, studierte Architektur und Stadtplanung an der HfbK Hamburg und am ISAE La Cambre in Brüssel. Ihre Arbeiten zur Frage einer Hauptstadt Europas schloss sie 1995 mit einer Doktorarbeit ab. Von 1995 bis 1999 forschte und lehrte sie in Tokyo zum Wiederaufbau japanischer Städte nach dem Zweiten Weltkrieg. Seit 1999 ist sie Professorin im Fachbereich Growth and Structure of Cities am Bryn Mawr College in Pennsylvania (US). Ihre derzeitigen Forschungen beschäftigen sich mit der Übertragung von Architektur-und Stadtplanungsideen als Teil internationaler Netzwerke der Schifffahrt oder der globalen Architektur des Öls. Mit einem Alexander von Humboldt Stipendium untersuchte sie die Umgestaltung Hamburgs im internationalen Kontext zwischen 1842 und 2008.

Felicitas hillmann1964 in Bonn geboren, studierte Geographie, Linguistik udn Italianistik in Freiburg im Breisgau, wo sie 1995 mit einer Arbeit zur Migration von Frauen aus Entwicklungslän-dern nach Italien auch promovierte. Von 1994 bis 2000 forschte sie zur Mobilität von Hochqualifizierten am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung und arbeitete dann am Geographischen Institut der Freien Universität Berlin, wo sie 2004 habilitierte. Es folgte 2006 – 2012 ein Ruf auf eine Professur für Angewandte Geographie an die Universität Bremen. Dort arbeitete sie zu Fragen der Stadtentwicklung und Migration, insbesondere zur Herausbildung von ‚marginaler Urbanität‘ in den Städten. Ein besonderer Schwerpunkt ihrer Forschung liegt auf der Transformation von Hafenstädten. Seit 2012 ist sie als Gastprofessorin an der Freien Universität Berlin, Institut für Geographische Wissenschaften, tätig.

sonja Pisarik Lebt in Niederösterreich. Tätig als Architekturhistorikerin und Kuratorin. Studium der Kunstgeschichte an der Universität Wien, Kulturmanagement-Studium an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien. Seit 2003 in Archiv und Sammlung des Architek-turzentrum Wien tätig. Ausstellungen und Publikationen zur österreichischen Architektur der Zwischenkriegs- und Nachkriegsmoderne. Zahlreiche Artikel zu Architektur und Design im Nachrichtenmagazin Profil.

Für das Zustandekommen dieser Ausgabe danken wir allen AutorInnen, FotografInnen und KünstlerInnen und allen Mitwirkenden.

autorinnen und Fotografinnen dieser ausgabe

Martin cserni, CEO CSERNI Group / Herausgeber HTL für Möbel- und Innenausbau (1983-1988), danach Architekturstu-dium (1989-1994). Seit 1997 ist er selbständig als Architekt tätig und übernahm im Jahr 2002 das Traditionsunternehmen CSERNI, das er vom klassischen Tischlereibetrieb zum Generalunternehmen mit Sitz in Fehring, Graz, Wien und Hamburg erweiterte. Parallel zum Unternehmen baut er die vom Vater begründete Kunstsammlung kontinuierlich aus.

thomas redl, ChefredakteurStudium an der Hochschule für Gestaltung Linz. Tätig als Künstler und Herausgeber. 2003–2007 Herausgabe des Zeitungsmagazin ST/A/R zusammen mit Heidulf Gerngross. 2008-2011 Herausgabe des Maga-zins fair – Zeitung für Kunst & Ästhetik, Wien/Berlin in Kooperation mit Wolf Günter Thiel, Berlin. Konzeption und Publizierung von Büchern im Bereich Kunst und Design. Diverse Ausstellungen im In- und Ausland unter anderem Biennale Venedig 2009. Arbeitet mit den künstlerischen Medien: Installation, Malerei, Film und Buch.

Das Redaktionsteam

ruth edith Ferschli, Marketing und PR CSERNI GroupCollege European Management Assistent in Wien. Studium der The-ater-, Film- und Medienwissenschaft in Wien. Tätig in den Bereichen: Assistenz der Geschäftsführung und Marketing in der gehobenen Ho-tellerie und in Handel und Gewerbe sowie später im Kulturmanagement und der Festivalorganisation. Heute tätig für die CSERNI Group in den Bereichen Marketing, Public Relations, Eventmanagement, Projektma-nagement und Key Account.

claus Friede, Korrespondent Hamburg studierte freie Kunst und Romanistik in den USA und Deutschland. 1990 gründete er seine Kunstagentur Claus Friede*Contemporary Art, die er bis heute leitet. 2002 war er Mitbegründer des kulturkluHH. 2006 bis 2008 verantwortete und moderierte er die Fernsehsendung „Lampenfieber“ beim Regionalsender Hamburg1 Fernsehen. Seit 2008 leitet er als Chefredakteur das Internet-Feuilleton und WebTV-Format www.kultur-port.de. Seit 2010 ist er außerdem künstlerischer Leiter des Kunstforum Markert in Hamburg.

CseRni gRoupall inClusive – alles aus eineR HanD

Im kompromisslosen Zusammenspiel aus intelligenter Funktionalität, inspirierendem Stil und handwerklicher Qualität entwickelt das 1930 in der Steiermark gegrün-dete Traditionsunternehmen CSERNI heute Architek-tur- und Interiorkonzepte auf hohem Niveau und sieht seine Tätigkeit in der Umsetzung exquisiter Lebens- und Arbeitswelten, erstellt aus den Wünschen und Vorstel-lungen anspruchsvoller Business- und Privatkunden. Wohn- und Unternehmensvorhaben werden architek-tonisch entwickelt, geplant, gebaut und bis ins Detail eingerichtet. Vom ersten Termin bis hin zur schlüs-selfertigen Objektübergabe hat der Kunde nur einen Ansprechpartner. Österreichische Qualität, modernste Technik, hochwer-tige Materialien sowie umfassendes langjähriges Know-how zeichnen die Dienstleistungen und Produkte von CSERNI aus.

„Wir stellen einen kompetenten Partner für die Realisie-rung von Wohn- und Unternehmensvorhaben dar und versuchen unseren Kunden und Partnerunternehmen ein gesamtheitliches Angebot, die Bereiche Bauen, Wohnen und Einrichten betreffend, zu liefern. Das heißt: Von der grünen Wiese beginnend über das Development und die Begleitung in der Finanzierung einer Liegenschaft bis hin zur Generalplanung durch den Architekten, der Baupla-nung und dem Projektmanagement mit Bauträgertätigkeit und dem Baumanagement, also der Koordination und Umsetzung von Immobilienobjekten, sowie der Innenraum-gestaltung und -ausstattung kommt alles aus einer Hand.“

Architekt DI Martin Cserni, Eigentümer der Cserni Group

neues leHRlings-TRainingspRogRaMM ReaCH up gesTaRTeTindustrie & gewerbe nehmen die entwicklung ihrer zukünftigen Fachkräfte selbst in die Hand

reAch uP – erfolgscoaching für LehrlingeREACH UP ist ein neues, einzigartiges Trainingspro-gramm für Lehrlinge. Neben den Initiatoren, der Ort-ner GmbH und der Elin GmbH, nehmen derzeit mit der cserni Group – Architektur/Wohnen/Development auch 11 weitere renommierte Unternehmen aus Ge-werbe & Industrie am REACH UP Programm teil: Hirsch Beteiligungs GmbH, Lugitsch Elektroinstallationen, Bacon Gebäudetechnik, rhtb Trocken & Innenausbau, BABAK Gebäudetechnik und der KNILL Gruppe mit ihren Tochter-Unternehmungen Mosdorfer GmbH in Weiz, ELSTA Mosdorfer GmbH in Kaindorf/Sulm und Rosendahl Maschinen GmbH in Pischelsdorf.Mit REACH UP reagieren die teilnehmenden Unterneh-men auf den zunehmenden Mangel an qualifizierten Fachkräften. Es geht ihnen darum die Lehre aufzuwerten und förderungswürdigen Lehrlingen die Möglichkeit zu bieten sich persönlich weiterzuentwickeln. Das Ziel der Unternehmen ist es hoch qualifizierte Fachkräfte mit starken sozialen Kompetenzen auszubilden, die auch nach ihrer Lehre gerne im Unternehmen bleiben. Es wurde ein außergewöhnliches Trainingsprogramm aus Cross-Mentoring, Workshops, Veranstaltungen und Pro-jekten kreiert, das die Lehrlinge bei der Entwicklung ihrer persönlichen Fähigkeiten unterstützen soll.

reAch uP mit einer ganzheitlichen, branchen-übergreifenden AusbildungLehrlinge sollen mit REACH UP bewusst auch bei ihrer Persönlichkeitsentwicklung unterstützt werden. Das Ziel des Trainingsprogramms ist es, dass die Lehrlinge neben fachlichen, auch alle notwendigen sozialen Kom-petenzen für ihre Karriere entwickeln. Dafür wurde mit REACH UP ein einzigartiges Ausbildungsprogramm de-signed. Im Rahmen eines branchenübergreifenden Men-toringprogramms wird den ausgewählten Lehrlingen individuelle und professionelle Unterstützung geboten.

Im Erfahrungsaustauch mit lebens- und berufser-fahrenen MentorInnen, die bewusst aus einem anderen Unternehmen kommen und einer anderen Berufssparte angehören, lernen die Lehrlinge wichtige Fähigkeiten wie z.B. soziale und kommunikative Kompetenzen, Selbstreflexion, Eigenverantwortung und ein gesundes Vertrauen in sich selbst. In den regelmäßigen Treffen mit den persönlichen MentorInnen werden ihnen auch ihre eigenen beruflichen Perspektiven erlebbar gemacht. Die MentorInnen stehen den Jugendlichen für berufli-che Fragen, aber auch bei Herausforderungen, die der Alltag mit sich bringt, mit Rat und Tat zur Seite. Einge-bunden in ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm aus Workshops, Exkursionen und Projekten, bei denen

sich die ausgewählten Lehrlinge aus den verschiedenen Branchen auch austauschen können, stehen Themen wie vernetztes Denken und der Umgang mit verschie-denen Unternehmenskulturen am Programm.

„Wir alle wissen, dass heutzutage im Beruf neben Fach-wissen vor allem soziale Kompetenzen zählen und zum Erfolg führen. Leider kommt der Persönlichkeitsent-wicklung gerade in technischen oder handwerklichen Berufen jedoch oft zu wenig Aufmerksamkeit zu. Mit REACH UP wollen wir unseren Lehrlingen ein ergänzen-des Ausbildungsprogramm anbieten, sodass sie spä-ter beispielsweise in der Projektarbeit die notwendigen Social Skills mitbringen.“ So begründet Arch. DI Martin Cserni, Eigentümer der Cserni Group, das Engagement für das REACH UP Programm.

Das 16-monatige Trainingsprogramm für Lehrlinge star-tete erstmals Anfang 2013. Mehr Informationen unter:www.reach-up.cc www.facebook.com/reachup.lehre.

Firmensitz Fehring

Büro 1010 Wien

iMPressuM

CSERNI live – Magazin / architektur/raum/kunst erscheint 2 x jährlich. Erscheinungsort Graz, Wien & Hamburg.

CSERNI live Nr. 02: Juni 2013

Medieninhaber und Verleger: Cserni Wohnen GmbH, Schottenring 14 / Ecke Wipplingerstraße 37, 1010 Wien

Herausgeber: Martin Cserni

Redaktion Chefredakteur: Thomas Redl Redaktion: Thomas Redl, Ruth Ferschli (PR und Kommunikation), Katharina Pober Hamburg Korrespondent: Claus Friede Lektorat & Transkription: Valie Airport, Jeremiah Haidvogel

Fotografie: Alle Fotos falls nicht anders angegeben: Karl Schrotter, © Cserni Group

Grafik und Produktion: Skylab / Dieter Auracher (Wien)

Cover: Dock 10 - Werft Blohm + Voss, Hamburg, Foto: Klaus Frahm

Druck: Holzhausen Druck GmbH, Wien

Kontakt: [email protected], www.cserni.at

© bei den Autoren / © der Abbildungen sofern nicht anders angegeben bei CSERNI

Erklärung über die grundlegende Richtung: Das Magazin CSERNI live sieht seine Aufgabe darin, einen Dialog auf hohem Niveau im Bereich Architektur, Kunst und Kultur zu führen. Weiters werden aktuelle Projekte von CSERNI im Bereich Architektur, Innenarchitektur und Interiordesign vorgestellt.

inHalTDeLuGAn MeissL Interview mit Roman Delugan 8

cserni GrOuP Geschäftsbereiche 16

Muth Konzertsaal der Wiener Sängerknaben 18

kuz Kulturzentrum Eisenstadt 19

shOP DesiGn Cserni 20

hAFenstäDte Architektonische Spielwiesen an der Hafenkante 24

DAs GOLD Des AzW Gesammelte Architektur 30

zhAnG huAn Kulturelle Hybridität 31

FujikO nAkAyA Nebel macht glücklich 36

BODy next tO BODy Aspekte des Körpers in der Sammlung Cserni 38

kunstFOruM MArkert Hamburg 40

rOter tePPich Für junGe kunst Wien 41

cserni & krÖncke Hamburg 42

cserni live 43

künstLerinsert TOMAK – Posterboy of Antikunst

cserni live – Magazinerscheint 2x jährlich und widmet sich den Themen Architektur, Design, Kunst und Kultur. Parallel werden aktuelle Projekte von CSERNI im Bereich Architektur, Innenarchitektur und Interiordesign vorgestellt. Es geht vor allem um einen Diskurs über aktuelle Tendenzen und urbane Entwicklungen, um einen differenzierten Blick aus unterschiedlichen Perspektiven. Das Magazin liefert damit einen Beitrag zur lebendigen Architektur- und Designszene in Ös-terreich und im europäischen Raum. Jeder Ausgabe ist ein speziell gestaltetes Künstlerinsert beigelegt.

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02 / 2013 live live 02 / 2013

aRCHiTeKTuR

Delugan Meissl IntervIew / neue Loft

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02 / 2013 ARCHITEKTUR live live ARCHITEKTUR 02 / 2013

thomas redl: Meine erste Frage: Wenn man die For-mensprache Ihrer Architektur betrachtet, so wird der klassische rechteckige Raum zusehends verlassen zu-gunsten eines dynamischen Raumes. Kann man die-sen als raum-zeitliches Kontinuum definieren und stellt dieser dynamische Raum ein zentrales Merkmal ihrer architektonischen Sprache dar?roman Delugan: Das Begriffspaar „Dynamik“ und „Ruhe“ treffen den Kern unseres architektonischen Zugangs. Bei jedem Entwurfsprozess werden wir un-weigerlich von der räumlichen Erfahrbarkeit durch den zukünftigen Nutzer oder Besucher geleitet. Die räumli-che Organisation, das Leitsystem, Räume unterschied-licher Zonierungen tragen die Auseinandersetzung mit Geschwindigkeit und Bewegung in sich. Die architek-tonischen Gegebenheiten im Gebäudeinneren bewirken durch ihre sinnliche Erfahrbarkeit eine subtile Steuerung der Bewegungsabläufe seiner Besucher. Eine derartige Inszenierung verfolgten wir etwa beim Konzept des Por-sche Museums in Stuttgart, wobei diese Parameter eine besondere Bezugnahme zur Bauaufgabe hatten: Mo-bilität als zentraler Gegenstand der architektonischen Auseinandersetzung. Die physiologische Wirksamkeit des Raumes auf Körper und Sinne bilden jedoch in unserer Arbeit entscheidende Kriterien. Dem Diktum „Ästhetik ist in Wahrheit nichts anderes als eine ange-wandte Physiologie“ folgend, manifestieren wir unsere Auffassung von Gebautem als Organismen, die immer als Teile eines gesamten Systems verstanden werden.

tr: Auffällig ist der Einsatz von spezifischen Materialien in Ihrer Architektur. Es tauchen Materialien auf, die keine Schwere mehr vermitteln: reflektierende Materialien, Glas, weiße Farbe … Es entsteht fast der Eindruck von Immaterialität.rD: Als Immaterialität würde ich dies nicht bezeich-nen. Unabhängig von der jeweiligen Entwurfsaufgabe – ob Wohnbau oder Museum –die zukünftigen Nutzer und Bewohner verleihen dem Raum Farbe. Eine Aus-nahme stellt der Konzertsaal im Festspielhaus Erl dar, der kürzlich fertig gestellt wurde. Dieser ist mit dunk-lem Holz verkleidet, die Bestuhlung in gedeckter Farbe gehalten, um die Konzentration der Besucher auf die bevorstehende Vorstellung zu lenken, die hier im Mit-telpunkt der Aufmerksamkeit steht. Neben der Farbe spielt auch die Oberflächenbeschaffenheit der Materi-alien eine wesentliche Rolle, die mitunter für die Akustik sehr bestimmend ist. Diese Parameter bestimmen die räumliche Wahrnehmung, auch sie werden von uns be-wusst dazu eingesetzt, um die Bewegung der Nutzer im Raum entsprechend der jeweiligen Raumabfolge zu lenken. Dies ist etwa im Foyer des Porsche Museums der Fall, das eine eher harte, hallende Akustik vorweist. Sobald der Besucher über die Rolltreppe die darüber liegende Ausstellungsebene erreicht, setzt die Schall-dämmende Wirkung der die Akustikpaneele sukzes-sive ein, und plötzlich wird der Raum still. Mit diesen Momenten arbeiten wir sehr stark: Materialität, Haptik und –zurückhaltend – mit Farbe.

tr: Ich halte einen dritten Aspekt Ihrer Architektur für signifikant – das Schwebende. Sowohl beim Porsche-Museum wie beim Filmmuseum in Amsterdam erkennt

Delugan MeisslaKTuelle pRojeKTe

inTeRvieW MiT RoMan Delugan

man den Aspekt des Schwebens. Vor allem beim Film-museum hat man das Gefühl, das Gebäude schwebt, obwohl es eine enorme Dimension und Gewicht hat. Ist dies ein wesentliches Element dieser Entwurfsfindung?rD: Das ist von Aufgabe zu Aufgabe verschieden. Das Porsche-Museum wurde bewusst auf drei Pylone ge-lagert. Diese Maßnahme begründete sich auf zwei Ent-wurfsgedanken: einerseits, die Geschichte von Porsche emporzuheben, zum anderen, das Museum in die umge-benden Industrielandschaft einzubeziehen. Der umlau-fende räumliche und visuelle Fluss stand im Fokus sowie die Tatsache, dass sich die Landschaft unterhalb des Gebäudes fortsetzt, alle Komponenten dieser „Porsche-Landschaft“ – vom Verkaufszentrum bis zur Fabrikation – sichtbar und erfahrbar bleiben. In Amsterdam kam ein ganz anderer Aspekt zu tragen: der zentrale Foyer- und Aufenthaltsraum, die sogenannte Arena als Herzstück des Hauses, die wir gedanklich aufgebaut hatten. Auch hier war die Totografie prägender Entwurfsfaktor. Ver-gleichbar mit dem Centre Pompidou, das über einen hoch spannenden Vorplatz verfügt, der einen förmlich in das Gebäude hinein leitet, haben wir versucht, den Menschen bei der Annäherung an das Filmmuseum be-wusst zu entschleunigen und dann langsam in die Arena zu lenken. Von dort aus öffnen sich aus jeder Position

wunderschöne Blickbeziehungen zur Stadt. Es gibt im Bereich der „schwebenden Architektur“ natürlich viele Projekte, die derartige Raumsituationen aufweisen, hier kommt ein neuer Begriff ins Spiel: die Erhabenheit. Sich selbst erhaben zu fühlen ist etwas Befreiendes; wie das Erklimmen eines Berggipfels und von dort aus über die Landschaft zu blicken. Dies verleiht ein unglaubliches Gefühl der Erhabenheit, ohne Grenzen.

tr: Da geht es vor allem auch um die Blickachsen und den Horizont.rD: So ist es. Übertragen auf das Filmmuseums bedeu-tet dies, dass sich Besucher nicht auf dem Niveau des Wassers, sondern etwa 4,5 Meter über der Stadt befin-den und somit über die Altstadt am gegenüberliegen-den Flussufer blicken. Insofern unterscheidet sich das Konzept des Porsche-Museums deutlich, es hat andere Inhalte. Erhabenheit als solche empfinde ich jedoch hier wie dort als eindrucksvollen physiologischen Moment.

tr: Hier komme ich zu einem weiteren Begriff – der Einzigartigkeit des Gebäudes. Man hat in den letzten zehn Jahren häufig von Ikonenarchitektur gesprochen. Dieser Begriff wurde kontroversiell diskutiert. Jean Nou-vel spricht von der Hyperspezifität des Objekts, d.h.

Porsche Museum Stuttgart, Foto: Hertha Hurnaus

Roman Delugan, Foto: Andreas Thaler

Porsche Museum Stuttgart, Foto: Brigida González

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02 / 2013 ARCHITEKTUR live live ARCHITEKTUR 02 / 2013

dass ein Gebäude über die klassischen Parameter von typologischen, funktionellen, dogmatischen und ideo-logischen Gegebenheiten hinausgeht. Können Sie mit diesem Begriff der Einzigartigkeit des Objektes, dass ein Gebäude zur Landmark, zum Logo wird, etwas anfangen? Das Guggenheim Museum in Bilbao von Frank Gehry ist ein Beispiel, wo der skulpturale Aspekt des Gebäudes an sich die Einzigartigkeit des Objekts implementiert.rD: Die Wettbewerbsaufgabe für das Victoria und Albert Museum in Dundee, Schottland, war in diese Richtung gestellt. Wir haben neben acht weiteren geladenen, internationalen Architekturbüros ein Konzept entwor-fen, dessen Anforderung von Bauherrenseite klar als Ikonenarchitektur im Sinne der Werbewirksamkeit wie in Bilbao vorgegeben war. Allerdings gehen wir in unse-rem architektonischen Zugang niemals von Skulpturen oder Landmarks aus, sondern immer von Gebäuden als intergalen Bestandteil eines übergeordneten Kon-textes – als Teil eines Organismus‘, der von innen nach außen bzw. vice versa entwickelt wird. Der Begriff der „Ikone“ entbehrt zu vieler unverzichtbarer Komponen-ten, er blendet das umliegende Landschaftsgefüge aus. Unser Wettbewerbsbeitrag für Dundee hätte als solitä-res Objekt bestanden, nicht aber als interagierender, funktionierender Bestandteil des Gesamtorganismus. Betrachtet man die Geschichte der Architektur, gab es schon immer Ikonen, doch sind diese nicht per se als solche entstanden, sondern aus anderen Motiven. Kein Gebäude sollte sich der städtebaulichen, kulturellen und sozialen Nachhaltigkeit und des Kontexts entziehen.

tr: Ich möchte zur Gegenwart kommen. Was sind die Projekte, an denen Sie aktuell arbeiten?rD: Derzeit arbeiten wir an einem sehr interessanten Projekt für einen Automobilhersteller in Südkorea, des-sen Name noch nicht genannt werden darf. Die Aufgabe besteht in der Gestaltung des Corporate Designs für sämtliche Vertretungen weltweit sowie in der Planung

entstanden nur Skizzen, die sofort in die Realisierung gingen. Selten ist das gegenseitige Entwurfsverständnis so groß wie bei der Kooperation mit der Firma Cserni. Die Zusammenarbeit bestärkte mich auch in ästheti-schen Fragen, etwa in der Gestaltung der Terrasse, die zum Beispiel komplett in Weiß ausgekleidet wird. Hier habe ich aus Reinigungsgründen anfänglich gezögert, aber Martin Cserni überzeugte mich, die Terrasse in ihrer ursprünglichen Planung zu realisieren. Sie kennen César Manriques Jameos del Agua auf Lanzarote? Das Kalkwasserbecken dort ist traumhaft! Dort wie auch in Griechenland, schaffen sie es, ihre Häuser weiß zu kalken und wir schaffen keine weiße Terrasse? Auf diese Weise unterstützte mich Martin Cserni sehr. Ich bin sel-ten einem Tischler begegnet, der mit derartiger Begeis-terung und Professionalität die Baustellen begleitet.

tr: Es ist eine schöne Erfahrung, wenn so eine Symbi-ose entsteht, denn es ist wichtig, dass die Umsetzung auch die gewünschte Qualität hat, die im Konzept vor-gesehen ist. Abschließend möchte ich noch ein weiteres Thema ansprechen: Es gibt derzeit eine sehr lebendige Architekturszene in Österreich. Kann man hier von einer neuen Strömung sprechen – auch in Zusammenhang mit erfolgreichen Büros wie Coop Himmelblau und an-deren? Ist die österreichische Architekturszene heute im internationalen Raum angekommen?rD: Ja, auf jeden Fall. Das Aushängeschild ist sicher Coop Himmelblau. Dies gebührt ihnen auch, sie haben einen beachtlichen Lebenslauf vorzuweisen. In unse-rer eigenen Arbeit geht es um Begriffe, die es gilt, zu analysieren, die uns wichtig sind, wie eben gerade die physiologischen Elemente. Nietzsche hat diesen Aspekt der Gestaltung formuliert, das ist nichts Neues, aber damit beschäftigen wir uns intensiv.

tr: Gibt es in eurer Formensprache eine Verwandt-schaft zu Zaha Hadid?rD: Nein. Zaha Hadid spielt in der zeitgenössischen

einiger Flagshipstores. Wir konnten uns im Wettbe-werb gegen namhafte Architekten mit unserem Entwurf durchsetzen. Zudem entstehen in Wien derzeit zwei so-ziale Wohnbauten – ein Aufgabengebiet, das bis heute einen wichtigen Bestandteil unserer Arbeit darstellt und in der wir eine bedeutende soziale Verantwortung sehen. Wobei es zunehmend schwierig wird, trotz zunehmen-der, zum Teil sehr absurder Vorgaben, höchstmögliche Qualität zu realisieren.

tr: Im sozialen Wohnbau nimmt Wien eine besondere Rolle ein.rD: Ja, die hiesigen Fördermodelle galten lange Zeit als Vorzeigemodell weltweit. Im Bereich des Indust-rial Designs verfolgen wir ebenfalls einige Projekte. Weiters befinden sich mehrere Bürogebäude im Bau, zwei davon in Deutschland, sowie einige Einfamili-enhäuser, ein Geriatriezentrum im Nordosten Wiens sowie ein Betriebsgebäude für die Bestattung Wien, das sich als Folgeauftrag der neuen Unternehmens-zentrale entwickelt hat. Projekte unterschiedlichster Nutzung und Maßstäblichkeit also, und diesen Bogen zu spannen betrachten wir als außerordentlich reizvoll. Die verschiedenen Aufgabenstellungen ermöglichen es, sich in alle Richtungen zu öffnen. Für heuer ist auch ein soziales Projekt angedacht. Vor einiger Zeit haben wir eine Leuchte entworfen, die sich über Photovoltaik auflädt und als minimales Volumen – die Hülle hat die Größe einer Münze – verstaubar ist. Dieses Produkt war für Menschen in Krisenregionen, etwa Erdbebenopfer, gedacht. Wir haben jedoch diese Idee leider nicht weiter verfolgt. Mittlerweile wurde sie von anderen aufgegriffen und erfolgreich umgesetzt. Das war der Anstoß, wieder etwas in diese Richtung zu unternehmen. Momentan planen wir ein Fertigteilhaus, das diesen Sommer zum ersten Mal als Prototyp gebaut wird.

tr: In Kürze wird Ihre eigene Loft fertig. Was war das Thema bei der Planung des eigenen Innenraumes?

rD: Diese Wohnung ist wie ein Maßanzug, der wieder-spiegelt, was mich im Moment interessiert, womit ich experimentiere. Ich koche außerordentlich gern, daher ist ein Pizza-Holzofen in der Küche integriert. Es gibt einige Details, an denen man die eigene Persönlichkeit wiedererkennt. Die gesamte Bodenfläche ist mit Nirosta belegt, wodurch eine besondere Atmosphäre entsteht. Einige Aspekte dieser Planung deuten auf die eigene Geschichte hin. Mit zunehmendem Alter – ich werde jetzt 50 – wird die Kindheit und Jugend stärker reflek-tiert, auch Faktoren aus diesem Bereich prägen sicher den Entwurf. Das Schlafzimmer ist in weiß gehalten und als leerer Raum konzipiert, der absolute Entspanntheit und Ruhe vermittelt. Die höchste Konzentration findet dann statt, wenn das Licht aus ist und der Raum nur noch als spürbares Umfeld vorhanden ist. Das ist der Augenblick, alles loszulassen, von allem Abstand zuneh-men. Diese Momente bergen großes kreatives Potential.

tr: Das ist auch ein Raum mit kontemplativen Qua-litäten, wo man am Besten alle Dinge des Alltags aus diesem Raum entfernt, um diese Ruhe zu erzielen.rD: Absolut. Das Bad ist in den Schlafraum integriert und nach der japanischen Auffassung eines Bades kon-zipiert. Das bedeutet, dass alle Elemente des Nassrau-mes tatsächlich nass werden können.

tr: Die Firma Cserni ist in der Realisiserung intensiv beteiligt. Welche Aspekte der Loft werden von Cserni umgesetzt? rD: Vom Fußbodenaufbau bis zu den Möbeln wird alles von der Firma Cserni gebaut. Es war essentiell, dass der Tischler nicht nur bei der Konzipierung der Möbel, sondern bei der gesamten Detailplanung dabei war, insbesondere im Hinblick auf die Maßgenauigkeit. Somit lag alles in einer Hand und der Entwurf wurde perfekt umgesetzt. Es stellt für Architekten eine große Unterstützung dar, wenn Firmen im Planungs- und Ausführungsprozess so detailliert mitdenken. Teils

EYE Film Institute Netherlands, Amsterdam, Foto: Iwan Baan EYE Film Institute Netherlands, Amsterdam, Foto: Iwan Baan

Festspielhaus Erl, Foto: Brigida González

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02 / 2013 ARCHITEKTUR live live ARCHITEKTUR 02 / 2013

DeLuGAn MeissL AssOciAteD ArchitectsDie Architektur von DELUGAN MEISSL AS-SOCIATED ARCHITECTS gleicht einer Spra-che, deren Bedeutung durch die Beziehung einzelner Wörter zueinander entsteht. Im Unterschied zu anderen Architekturauffas-sungen reduzieren DELUGAN MEISSL AS-SOCIATED ARCHITECTS dieses Prinzip von hermetischen Sprachspielen nicht auf des-sen Selbstanwendung, sondern etablieren in Ihrer Arbeit möglichst vielseitige Beziehun-gen zwischen Architektur und ihrem Umfeld, wobei der Kontext des Gebäudes und der physischen Präsenz seines Benutzers im Vordergrund stehen. Entwurfsprozesse werden unweigerlich und konsequent von der räumlichen Erfahrbar-keit durch den zukünftigen Nutzer geleitet.

Architekturentwicklung zweifelsohne eine wichtige Rolle, aber ihre Architektur kann man mit unserer nicht vergleichen.

tr: Würde man einen Ausblick in die Zukunft machen, wo könnte die Architektur hingehen? rD: Wie bereits erwähnt, möchten wir uns noch wei-ter in den Themenkomplex des physiologischen Mo-ments vertiefen, um den Menschen, insbesondere die menschliche Wahrnehmung wieder in den Mittelpunkt zu stellen. Unser Portfolio weist eine Vielzahl an Pro-jekten von unterschiedlichster funktionaler Bestimmung auf, die zwar eine Sprache erkennen lassen, doch diese ist nicht so offensichtlich wie bei anderen Architekten oder Baukünstlern. Unser Verständnis von gebauten Organismen umfasst zahlreiche äußere Parameter und kann nicht mit Kunst gleichgesetzt werden. Heute be-steht in der Architektur wieder eine starke Tendenz zur räumlichen Flexibilität.

tr: Es ist ein Pluralismus, der sich in alle Richtungen ausbreitet.rD: So ist es. Kultur- oder sozialpolitische Aufgaben befinden sich in konstantem Wandel. Wie schon ein-gangs erwähnt, spielen die soziale Komponente sowie die Frage nach einer gesellschaftlichen Verantwortung immer eine wesentliche Rolle.

tr: Hat nicht Shigeru Ban unter Verwendung neuer Materialien aus dem Recycling-Prozess derartige tem-poräre Bauten für Katastrophen, wie zum Beispiel für die Situation in Haiti geplant?rD: Ja, auch wir denken über ein Pilotprojekt nach, eventuell in Verbindung mit einer NGO. Wir werden sehen, ob dies schon heuer zustande kommt.

tr: Temporäre Architektur für bestimmte Einsätze …rD: Ja, da tut sich einiges auf dem Markt. Neben der-artigen Projekten kooperieren wir auch mit Institutionen

wie der Ars Electronica. Gemeinsam haben wir eine Software entwickelt, die eben diese physiologische Komponente im Entwurf darstellt. Mit Hilfe dieser ste-reoskopischen 3D-Software wird es ermöglicht, live mit dem Bauherren den geplanten Raum zu erfahren. Dies ermöglicht im Bedarfsfall die Korrektur oder Verände-rung einzelner Raumbereiche. Dieses Werkzeug wurde entwickelt, um die Architektur, die wir im Kopf haben, noch viel stärker während des Planungsprozesses tat-sächlich erfahren zu können.

tr: Das ist eine digitale Eins-zu-Eins Simulation.rD: Richtig. Das Ziel war, die Wände und Dimensionen dreidimensional wahrzunehmen und gegebenenfalls zu

verändern, doch hiervon sind wir aufgrund der hohen Entwicklungskosten aber noch einen Quantensprung entfernt. Ich habe gerade heute gelesen, dass die EU plant, beachtliche Summen in die Hirnforschung zu in-vestieren. Es wäre genial hier im Bereich des dreidimen-sionalen Denkens und der räumlichen Wahrnehmung des Raumes eingebunden zu sein. Diese Fragen sind für die Architektur von enormer Relevanz: Wie können oder müssen wir den Menschen verstehen? Wie reagiert er auf Licht, Düfte und andere Sinneseindrücke? Für das Projekt des südkoreanischen Autoherstellers haben wir ein weiteres Programm entwickelt, das es allen Vertre-tern dieser Automarke weltweit mit Hilfe eines Apps ermöglicht, ihre Räumlichkeiten entsprechend unserer

Planung zu konfigurieren und das neue Corporate Design in ihre bestehenden Räumlichkeiten zu imple-mentieren. Auch hier wären weitere Ressourcen für die Weiterentwicklung erforderlich.

tr: Das ist so etwas wie ein Layout-Muster?rD: Die Software generiert sofort die ideale Position für die jeweilige Funktion: der Präsentation der Premium-Modelle, des Verkaufs, der Produktinformation. Eine derartige Technologie ist auch im sozialen Wohnbau anwendbar. Diesen kreativen Akt der Programmierung bzw. die Frage, wie ich etwas programmiere, um ein hochqualitatives Raumerlebnis zu generieren, finde ich sehr spannend. Ein Programm zu erstellen, womit eine Wohnung konfiguriert, stellt heute kein Problem mehr dar. Dies sind Gebiete, die uns beschäftigen, mit denen wir uns künftig intensiv auseinandersetzen werden.

tr: Danke für das ausführliche Interview.

Festspielhaus Erl, Foto: Brigida González

Festspielhaus Erl, Foto: Brigida González

Ihre bauliche Konzipierung und kontextuel-le Anknüpfung an Vorhandenes entspricht Organismen im übertragenen Sinne, die als zielgerichtete Teile eines Gesamtsystems in Wechselbeziehung mit ihrer Umgebung stehen. Im Inneren wie im Äußeren imple-mentiert Ihre Auffassung die Überwindung konventioneller Raumgrenzen und deren Auflösung zugunsten fließender, funktions-orientierter Abfolgen. Die Baukörper wir-ken durch ihre Dimension, ihr Spiel mit der Schwerkraft und ihre Geometrie direkt auf den Körper der Betrachter und „spielen auf das Undarstellbare an“. Unabhängig von Dimension oder Bestimmung wird die Ar-beit von DELUGAN MEISSL ASSOCIATED ARCHITECTS konsequent von diesen Ent-wurfsgedanken und Auffassungsgrundsät-zen geprägt.

Loft Roman Delugan, Wien

Loft Roman Delugan, Wien

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02 / 2013 ARCHITEKTUR live live ARCHITEKTUR 02 / 2013

pRojeKTe

gesCHÄFTsBeReiCHe CsernI Group

MuTH KonzertsaaL wIener sänGerKnaben

Kuz KuLtur- und KonGresszentrum eIsenstadt

sHopKonzepTe

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02 / 2013 PROJEKTE live live PROJEKTE 02 / 2013

Auf Basis österreichischer Qualität, mit umfassendem langjährigen Know-how und der Vision höchste Kundenanforderungen zu verwirklichen, hat es sich CSERNI zur Philosophie gemacht, ganzheitliche individuelle und exklusive Lebens- und Arbeitswelten zu entwickeln und umzusetzen.

„Wir stellen einen kompetenten Partner für die Realisierung von Wohn- und Unternehmensvorhaben dar und versuchen unseren Kunden und Partner-unternehmen ein umfassendes Angebot, die Bereiche Bauen, Wohnen und Einrichten betreffend, zu liefern. Das heißt: Von der grünen Wiese beginnend über das Development und die Begleitung in der Finanzierung einer Liegen-schaft bis zur Generalplanung durch den Architekten, der Bauplanung und dem Projektmanagement mit Bauträgertätigkeit und dem Baumanagement – also der Koordination und Umsetzung von Immobilienobjekten – sowie der Innenraumgestaltung und -ausstattung kommt alles aus einer Hand.“

Architekt DI Martin Cserni, Eigentümer der Cserni Group

CseRni von DeR vision zuR iMMoBilie

BauTRÄgeR & BauManageMenT

Für CSERNI geht Architektur über die Gestaltung von Bauwerken hinaus. Das Leistungsspektrum umfasst die Kompetenzen Bauplanung und Projekt-management, Bauträgertätigkeit und Baumanagement sowie den Bereich der Innenarchitektur und das Interiordesigns.

Bauplanung & pRojeKTManageMenT

Das Baumanagement widmet sich Bau- und Planungslösungen im gehobenen Bauseg-ment. Ein Bereich, in dem es gilt, Verant-wortung für Auftraggeber und Partner zu übernehmen um das gewünschte Produkt in Form einer Pauschale und zu einem fixen Fertigstellungstermin in hoher Ausführungs-qualität herzustellen.Wir bieten bezugsfertige Konzepte und Lö-sungen von der Projektidee, Projektplanung, Ausschreibung, Ausführung und Endabnahme für alle Gewerke eines Bauvorhabens an und übernehmen damit die Verantwortung für Qualität, Kosten und Termine des Auftrags. Dabei sind die Komponenten nachhaltige Ar-beitsweise und offener Umgang mit Kunden und Partnern Grundlage für ein sorgfältiges Projektmanagement bei der Abwicklung kom-plexer und straff geplanter Bauvorhaben.

inTeRioRIm Einklang mit der architektonischen Struk-tur eines Gebäudes und der Einbindung des Außenraums gilt es im Bereich der Innenraum-gestaltung ganzheitliche Interiorlösungen zu schaffen. Vom Erstentwurf über das Raumde-sign, die Detailplanung der Möbel, die Farb- und Lichtgestaltung sowie der Auswahl der Kunst und Accessoires begleiten wir unsere Kunden bis zur schlüsselfertigen Wohnung.

„Sowohl als kompetenter Partner von Architekten und Bauherren wie auch im exklusiven Privatbe-reich entwickeln und realisieren wir individuelle Custom Designs. Diese entstehen unter kompeten-ter Betreuung, unterstützt durch ausdrucksstarke Schauräume und Materialbibliotheken sowie mit Hilfe von Moodboards und Materialcollagen in direkter Zusammenarbeit mit dem Kunden.“

GF Andreas Dornik

„Mit Präzision und gestalterischen Feingefühl werden individuelle Gesamtlösungen auf hohem Niveau entwickelt und umgesetzt. Mit dem Ver-ständnis für das Wesentliche und dem Blick fürs Details haben Kundenwünsche oberste Priorität.“

DI Anika Müth

Erlesene Hölzer, hochwertige Metall- und Lack-oberflächen sowie ausgefallene Materialien, wie Perlmutt, Eggshell, Horn, gefärbte Spie-gel- und Lederoberflächen prägen die Designs und erzeugen abgerundet mit internationalen Brands – wie Polstermöbeln von Christian Liaigre und Philippe Hurel, Leuchten von Porta Romana, Teppichen von Tai Ping und Jan Kath sowie Accessoires und Stoffen von DK Home, Anna Torfs, Dedar und Pierre Frey – ein unver-wechselbares Raumgefühl.

DevelopMenTDer Bereich des Development hat sich auf den Ankauf von Grundstücken sowie die Entwick-lung und Realisierung von Immobilien spezia-lisiert. Projekte werden hier von der Akquisition und Bestandserhebung, über die Begleitung in der Finanzierung bis hin zur Fertigstellung von Bauvorhaben mit der Kompetenz des General-unternehmers wie auch des Totalunternehmers betreut.

„Zuverlässigkeit, Professionalität sowie Qualitäts-verständnis, Kostentransparenz und Termintreue sind die Basis jeden Projekts. Wir setzen bei jedem dieser Faktoren hohe Maßstäbe und gewährleisten da-durch, dass sich Ihre Investition verlässlich rechnet.“

GF Mag. Bernd Michelitsch

Architekt DI Martin Cserni

GF Arch. Dipl.-Ing. Dr. Georg Lenz

GF Andreas Dornik

DI Anika Müth

GF BMSTR DI (FH) Michaela Gigl

Mag. Rosemarie Cserni

Constanze Exner

aRCHiTeTKuR

Unter den Tätigkeitsbereichen Bauplanung und Projektmanagement werden Bauprojekte vom Entwurf und der Abwicklung behördlicher Genehmigungsverfahren, der Ausführungs-planung, Visualisierung, Ausschreibung und Vergabe bis zur örtlichen Bauaufsicht unter Miteinbeziehung der Haustechnik, Bauphy-sik, Planungs- und Baustellenkoordination betreut. Vom Erstgespräch bis zur schlüs-selfertigen Objektübergabe gibt es einen Ansprechpartner.

Loft, 1010 Wien

Hotelkomplex, Burgenland

Loft, Wien

Wohnbauprojekt, Wien

Musterwohnung Hamerlingpark, Wien Materialcollage

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02 / 2013 PROJEKTE live live PROJEKTE 02 / 2013

Mit mehr als 6.000 Quadratmetern und Platz für 2.000 Personen wurde das Kultur- und Kongresszentrum Eisenstadt nach zweijährigem Umbau eröffnet. „Das moderne Veranstaltungs- und Kongressgebäude verfügt über eine Vielzahl von Innovationen, ist technisch am neuesten Stand und besticht durch sein stilvoll klares Interior, für das CSERNI im Bereich der Foyermöblie-rung, des Catering- und Barbereiches sowie des Shops und der Office-Küchen den Auftrag erhielt“, so Architekt DI Martin Cserni zum architektonisch im Stadtbild von Eisenstadt herausstechenden Gebäude.

Mit der Neugestaltung des Kultur- und Kongresszen-trums Eisenstadt wurde in der Landeshauptstadt des Burgenlandes ein völlig neuer kultureller Rahmen ge-schaffen, der mit seiner modernen Architektur und sei-ner technischen Ausstattung den hohen Ansprüchen eines zeitgemäßen und professionellen Veranstaltungs- und Kongresszentrums genügt.

Die von CSERNI dafür mit Präzision umgesetzte Möblie-rung im Bereich Foyer, Catering und Bar sowie im Shop und den Office-Küchen fügt sich perfekt in die moderne Architektur ein. Sie ist durch lineare und geschwungene Bereiche gekennzeichnet und besticht durch Lackober-flächen in Grautönen. Exklusiv ausgeführt fügt sie sich harmonisch in das Gesamtkonzept ein und unterstreicht den Charakter des multifunktionalen Komplexes, der

MuTHKonzeRTsaal DeR WieneR sÄngeRKnaBenWien

CseRni MöBel iM neuen MuTH –KonzeRTHaus DeR WieneR sÄngeRKnaBenMit dem Auftrag für die Umsetzung der Interiorausstattung im Kassen-, Besucher- wie auch Künstlergarderoben-, Cafe- und Sanitärbereich im neuen Konzertsaal der Wiener Sängerknaben im Augarten Wien konnte CSERNI ein weiteres Kulturdenkmal im Herzen der Großstadt mitprägen und entsprechend dem Grundkonzept des Gesamtkom-plexes ein zeitloses, funktionelles und modernes Mobilar anfertigen.

So definiert sich der Kassenbereich durch ein geradlinig modernes, auf einem Eichenpodest befindlichem Empfangspult in weißem Lack mit aufgesetzter Nusspultplatte und integrierten flächenbündigen Glaselementen vor einer schlichten, ebenfalls in weiß gehaltenen Funktionswandverkleidung. Die Besuchergarderoben bestehen aus weiß lackierten Spinden und aufklappbaren Garderobenelementen, die aufgelockert und kombiniert mit großen Spiegelwandeinheiten in 3D-Spiegeloptik eine spannende Raumsituation ergeben. Der Künst-lergarderobenbereich gestaltet sich durch einen funktionellen und geradlinigen weißen Wandverbau, der durch schwebende Auf- und Ablagen, großzügige Spiegeleinheiten sowie mit Hochzügen ausge-statteten Oberschränken in gebogenen Fronten gekennzeichnet ist. Und das Cafe ist strukturiert durch einen kubusartigen Thekenbereich, weiß lackierte Oberflächen mit Nussaufsätzen und Glaskuben und einer darauf abgestimmten Spiegelwandverkleidung im Hintergrund.

Weiters wurden in den Sanitärbereichen die Waschtischanlagen in Corian umgesetzt und die Toiletten mit roten Hochglanzlaminatwän-den versehen sowie Ledersitzmöbel für den Stiegenhausbereich in Sonderformen angefertigt.

KuzKulTuR- unD KongResszenTRuM eisensTaDT

neuen Platz für Theater- und Kabarettvorstellungen, Konzerte, Tagungen und Kongresse, Bälle, Symposien, Kundenevents und Launches schafft.

Der vom Architektenduo Pichler und Traupmann ge-plante Um- und Zubau mit Gesamtkosten von 22 Mil-lionen Euro wurde im Jänner 2011 begonnen und 20 Monate später wurde das neue KUZ eröffnet. Auf rund 2.000 Quadratmetern Grundstücksfläche stehen nun auf drei Etagen 6.300 Quadratmeter zur Verfügung. Neben zwei großzügigen Sälen stehen ein weit angelegtes Foyer für den Empfang und eine Terrasse im Oberge-schoß sowie Business- und Medienräume zusätzlich zur Verfügung. Für Josef Wiedenhofer, Geschäftsführer der burgenländischen Kulturzentren „ein Landmark, das kulturell eine Top-Position im Burgenland und in Ost-österreich einnehmen wird und als Bauwerk architekto-nisch und inhaltlich über das normale Maß hinausgeht.“

MöBlieRung Des KulTuR unD KongRess zenTRuM eisensTaDT

Kuz Auftraggeber: BELIG Beteiligungs- & Liegenschafts GmbHArchitektur & Möbeldesign: Pichler & Traupmann Bereich: Möblierung Foyer, Bar, Shop Landesgalerie und KüchenOrt/Jahr: Eisenstadt, 2012

MuTH Auftraggeber: Wiener Sängerknaben Konzertsaal Betriebs- GmbHArchitektur: Johannes Kraus & Michael Lawugger, Archipel Architektur + KommunikationMöbeldesign: Archipel Architektur + KommunikationBereich: öffentl. Bereich, Garderoben, Sitzmöbel, Cafeteria, KassapultOrt/Jahr: Wien 2012

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02 / 2013 PROJEKTE live live PROJEKTE 02 / 2013

sHop Design

souvenieRsHops sense oF ausTRia, Flughafen WienAuftraggeber: Sunday´s Handelsges.m.b.H.Architektur: Cserni Wohnen GmbH, Arch. DI Anika MüthMöbeldesign: Arch. DI Anika MüthBereich: ShopeinrichtungJahr: 2013

HenRy Do & Co, WienAuftraggeber: DO & CO Restaurant und Catering AG Architektur: DO & CO Aktiengesellschaft, Design DepartmentMöbeldesign: DO & CO Design DepartmentBereich: ShopeinrichtungJahr: 2012

neuRoTH, WienAuftraggeber: BIG Bau Immobilienges.m.b.HArchitektur: Cserni & Schifko ZT GmbHMöbeldesign: Architekt Di Martin CserniBereich: ShopeinrichtungJahr: 2010-2011

HuBeR sHop, götzisAuftraggeber: Huber Shop GmbH Architektur: Architekturbüro Nikolussi Ziviltechniker KEGMöbeldesign: Architekten Smertnik Kraut ZT GmbHBereich: ShopeinrichtungJahr: 2008

MoDe Haas, WienAuftraggeber: Haas Herrenmode Architektur: Architekturbüro Jiszda und PartnerMöbeldesign: Architekturbüro Jiszda und PartnerBereich: GeschäftseinrichtungJahr: 2006

Im Bereich Shop Design bietet CSERNI ganzheitliche Lösungen an, angefangen von der Konzeptentwicklung über die Planung bis hin zur Durchführung und Umsetzung von optimal genutzten Verkaufsräumen. Es wird besonders auf Qualität und Lang-lebigkeit geachtet verbunden mit hochwertigem Tischlerhandwerk bis ins kleinste Detail. Funktionalität und Formensprache ergänzen sich. Perfekte Produktpräsentation, das Wecken von Neugierde und das Schaffen guter Sichtbezüge, klarer Strukturen sowie gezielte Kundenführung stehen im Vorder-grund. Die Auswahl und Kombination der richtigen Oberflächenmaterialien sind für das jeweils individuelle Projekt von wesentlicher Bedeutung. So werden je nach Aufgabe maßgeschneiderte Lösungen erarbeitet, von der Modeboutique bis zur Cafehauskette.Es werden sowohl eigene Designs erarbeitet und umgesetzt als auch vorgegebene Konzepte von Architekten und Designern realisiert.

umgesetzte Projekte: Henry Do & Co, Neuroth, Huber Shop, Souveniershops – Sense of Austria, Mode Haas, Juwelier Wagner, UPC Telekabel, Juwelier Heemeyer, Humanic-Haus, Weikhard, Café Sacher, Café Oberlaa, Café Landtmann, uvm…

innovaTive FoRMenspRaCHe, peRFeKT gelösTe DeTails, exaKTe ausFüHRung…

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HaFensTÄDTe

Dockland, BRT-Architekten (Bothe, Richter, Teherani), Foto: Klaus Frahm

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02 / 2013 ARCHITEKTUR live live ARCHITEKTUR 02 / 2013

aRCHiTeKTonisCHe spielWiesen an DeR HaFenKanTeCAROLA HEIN, FELICITAS HILLMANN

Neun gigantische Kreuzfahrtschiffe fuhren im Sommer 2012 anlässlich der Cruisedays die Elbe hinunter in einer wohlgeplanten Parade. Ein riesiges Straßenfest brachte Hunderttausende von Einheimischen und Touristen an den Hafenrand zwischen dem Kreuzfahrtterminals in Hamburg und Altona. Die abendliche Verabschiedung der Ozeanriesen fand vor einer blau erleuchteten Ku-lisse statt, einem Lichtkonzept des Künstlers Michael Batz. Seit 2008 verwandelt dieser alle zwei Jahre den Hafenrand und schafft dabei eine neue Einheit zwischen Schiffen und Industrieanlagen des Hamburger Hafens, zwischen Brücken und historischen Monumenten, zwi-schen alten Häusern und der entstehenden HafenCity mit ihren Leuchtturmprojekten wie der im Bau befindli-chen Elbphilharmonie.

Seit der Antike kommt Hafenstädten eine zentrale Funktion für die gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung von Regionen zu. Sie sind Knotenpunkte für Handelsrouten und Orte der Innovation. Die externe Vernetzung ging häufig mit einer starken baulichen

Repräsentationsfunktion einher; Maler, Künstler und Architekten wurden in die Stadt geholt, um bewusst ein Image nach außen aufzubauen. Hafenstädte sind daher meist auch Orte des kosmopolitischen Lebens und sie integrierten bevorzugt „Fremdes“ im Alltag, in der Architektur und im Städtebau. Sie sind Orte, die bewusst repräsentieren, in denen große Spekulations-gewinne zu baulichen Experimenten führten. Es sind Orte, an denen architektonische Trends Anlauf nehmen.

Wenn der Hafen noch bis ins 19. Jahrhundert mit der Stadt symbiotisch verbunden war, so wandten sich die wachsenden Häfen während der Industrialisierung in vielen europäischen Städten weitgehend vom Stadt-zentrum ab. Oft waren die Gebiete, wie etwa die Lon-doner Docklands oder die Hamburger Speicherstadt abgezäunt und für die Bevölkerung weitgehend unzu-gänglich. Dann, Mitte des 20. Jahrhunderts, führte die Containerisierung und die weitgehende Automatisie-rung der Arbeitsabläufe zu einer extremen Reduktion der Arbeitskräfte und einer weiteren Abtrennung von

urbanen Funktionen. Mit dem Übergang zur postindus-triellen Stadt wurden die Häfen verlegt, die ehemaligen alten Häfen fielen brach. Parallel mit der Umwandlung der Häfen fand weltweit ein Umbruch in der Stadtent-wicklung und eine Neudefinition der Hafenkante statt. Von London bis Osaka, von Baltimore bis Sydney ent-wickelten Hafenstädte neue Pläne für die Neugestal-tung ehemaliger Hafengebiete. Europäische Städte, wie Hamburg, Rotterdam, Amsterdam, Bilbao, Tallin, Istanbul, Le Havre, Barcelona, Genua und ganz aktuell, Marseille, haben dabei ganz eigene Merkmale entwi-ckelt, eine eigene Ikonographie ins Leben gerufen.

Wandel an der hafenkanteIn all diesen Städten wurden die brachgefallen Hafenare-ale nach und nach in Szene gesetzt. Dort wo ehemalige Industriebauten historischen Hintergrund schafften, ent-standen neue „Waterfronts“, die sich durch eine beson-dere Architektur und die jetzt favorisierte Ausrichtung auf Konsum- und Freizeitfunktionen auszeichnen. Neue

Geschäfts-, Wohn-und Kulturbauten, sowie öffentliche Anlagen boten Platz für eine vielfältige Nutzung, wobei für diesen Wandel auch symbolische Zeichen durch hervorstechende Bauten international tätiger Architek-turbüros wie Rem Kolhaas (Rotterdam), Renzo Piano (Genua), Toyo Ito (Barcelona), Frank Gehry (Bilbao) und Hamburg (Herzog de Meuron) gesetzt wurden. Die Um-nutzung von Wasserrandgebieten und die gleichzeitig sich ausdehnende Kreuzfahrtindustrie brachten allmäh-lich nicht mehr den Hafen und die eigentlichen Stadt-bewohner wieder näher zusammen, sondern führten zu einer Neuausrichtung auf eine neue Klientel.

Europäische Hafenrandentwicklungen, als Ergebnis globalisierter Arbeitszusammenhänge verweisen auf-einander, sie reflektieren aber auch lokale Planungs-traditionen und -kulturen. London setzte sich in den 1980er-Jahren mit den Docklands und einem neuen Geschäftsviertel ein Zeichen. Die Umgestaltung war in der Hand der London Docklands Development Corpora-tion, die sich auf die Entwicklung von Geschäftsbauten und privaten Wohnungsbau konzentrierte. Unter den wohl bekanntesten Projekten der Docklands ist Canary Wharf, das auf einem Entwurf von Skidmore Owings & Merrill beruht. Amsterdam begann die Neugestaltung seines Hafenrandes in den 1970er-Jahren. Rem Kool-haas entwickelte einen Masterplan für das Ij-Plein 1981-8. Adriaan Geuze und seine Kollegen von der Group 8 bauten den Borneo-Spoerenburg Wohnkomplex 1993-6 mit dreigeschossigen Reihenhäusern als Interpretation traditioneller holländischer Kanalbauten. Rotterdam da-gegen definierte seinen alten Hafen mit einer fußläufigen Wasserfront, traditionellen Schiffen und historisch inspi-rierter Architektur neu. Der „Waterstadt“-Plan von 1986 schlug eine gemischte Nutzung vor, der die Hafenkante zum Symbol der Stadt machen würde. Die „Kop van Zuid“-Nachbarschaft, seit den 1990er-Jahren entstan-den auf ehemaligen Hafengebieten, wurde ein Modell für multifunktionale Hafenrandwiederbelebung mit ma-ritimen Fair – unter anderem für Hamburg. Das neue Gebiet brachte Vorteile für die Gesamtstadt und führte eine vielfältige Gruppe von Menschen in das Gebiet.

Die bauliche Restrukturierung war vielfach Bestand-teil eines Wandel von planerischen Leit- und Raumbil-dern und einer Rückwendung zum Wasser. Viele der

Stadtentwicklungsmaßnahmen wurden über europäi-sche Programme und durch Public-Private-Partnerships ermöglicht. Doch noch mehr: die für diesen Wettbewerb übernommenen Planungsvorstellungen orientierten sich an globalen Entwürfen zur „urban regeneration“. Sie definierten sich über den Geschmack und an den Anfor-derungen eines Standortwettbewerbs, der zunächst, so sagen es die Planer, auf die Anziehung einer hochqua-lifizierten Elite zielte. Für sie sollten die Hafenstädte ein attraktives Lebensumfeld bieten. Wo dies möglich war, wurde eine Musealisierung vorhandener historischer Bauten vorangetrieben, wo nicht, investierte man umso mehr in ikonographische Bauten, in Kultur und Kunst. Freizeit- und Tourismusaktivitäten übernahmen die alten Wassergebiete. So entstanden Baltic Sail, ein maritimes Festival um die Ostsee, das Titanic Quarter, ein thema-tisches Hafenrandprojet in Belfast und die BallinStadt, das Emigrationsmuseum in Hamburg, das Aquarium in Genua oder aber das MuCEM (Museum für Europäische und Mittelmeer-Zivilisation) – gesetzt wurde auf Kultur und die gedankliche Belebung von Hafentraditionen. Es ist auch Teil des Planungskonzeptes der europäischen Kulturhauptstädte, dass die Festivalisierung, das Große-vent zum Mittel der Wahl in der Stadtentwicklung wird.

Hafenstädte buhlen inzwischen außerdem um die relativ neue, schnell anwachsende, Klientel der gut be-tuchten Kreuzfahrttouristen, die bei ihren Landgängen eine Chance haben, die neu inszenierten Innenstädte zu besuchen. Da diese Touristen mit einem extrem engen Zeitkorsett reisen, nicht eine Nacht in der Stadt blei-ben, bleibt es nicht aus, dass sie die Stadt eher als Kulisse denn als authentische Stadt wahrnehmen. Sie erwarten ein schnelles Ein- und Wiederaustauchen aus der fabelhaften Welt der Exotik. Anders als herkömmli-che Touristen brauchen sie nichts von der Stadt: keine Übernachtung, kein Essen in einem kleinen Restaurant und vor allem keine Überraschung im Sinne von eige-nen Entdeckungen im Stadtraum. Es muss sich lohnen und dazu verlässt man sich auf die bekannten Spuren. Von der Öffentlichkeit kaum bemerkt, vollzieht sich in den meisten Hafenstädten ein Umbau des Hinterlandes mit der unterstützenden Logistik. Arbeiterviertel und Peripherien sind aus dem Blick geraten und verfallen zusehends. Nur gelegentlich, so wie in diesen Tagen im

frisch heraus geputzten Marseille, fallen die übersehe-nen, noch vorhandenen Problemzonen der Hafenstädte auf: Bandenkriege, Kriminalität, Probleme mit irregulärer Migration.

In diesem internationalen Spielfeld des architekto-nischen und städtebaulichen Stadtumbaus zeichnen sich mehrere europäische Städte aus, von denen hier zwei kontrastierend beleuchtet werden im Zusammen-hang des Ausbaus der Waterfront und dem Einfluss des Kreuzfahrttourismus auf die weitere Stadtentwicklung. Während Genua auf Events, historische Bauten und europäische Förderung setzte, hat sich Hamburg auf lokale Finanzierung, innovativen Städtebau, und archi-tektonische Highlights konzentriert. Das Beispiel Genua1987 – das Jahr der tiefsten Krise Genuas – wurde zum „Jahr des Hafens“. Der Hafen von Genua wurde nach Westen verlagert, der alte Hafen im Zentrum an eine SPA übergeben und von dieser verwaltet und vermarktet. Die Altstadt sollte saniert und für den Tourismus erschlossen werden, die Universität richtete sich auf Hochtechno-logie aus. Die Genuesen setzten auf das in dieser Zeit vorherrschende Modell: nämlich auf die Aufwertung der historischen Substanz im Zentrum als wichtigsten An-satzpunkt für „urban regeneration“ – wobei zunächst die öffentliche Hand die Federführung hatte und diese allmählich auf den privaten Sektor überging. Man ver-abschiedete 1988 den „Piano urbanistico“, der neue Strategien aufgriff, die bereits andernorts im Rahmen von Hafenrevitalisierung erprobt worden waren. Stadt-marketing und Stadtmanagements standen im Vorder-grund und orientierten sich dezidiert an internationalen Erfahrungen.

Insgesamt vier Ereignisse steuerten die Entwicklung der Stadt Genua: die Columbiane (1992), der G-8 Gipfel im Jahr 2001, die Aufwertung der Stadt durch den Titel als „Europäische Kulturhauptstadt“ 2004 und die Verlei-hung des UNESCO-Weltkulturerbe-Titels 2006. Etwa in dieser Zeit mischte sich auch der genuesische Architekt Renzo Piano als der bis heute mit Abstand prominen-teste individuelle Akteur aktiv in den Stadtentwicklungs-prozess ein. Die Genova ’92 Ausstellung fand auf fünf Hektar des alten Hafens statt und bestand aus einem

Hafen Hamburg, Ericus-Spitze am Ostende der Speicherstadt mit dem Neubau des Spiegel Verlaghauses, Architekt: Henning Lasen

Hafen Hamburg, Elbphilharmonie, Architekten: Herzog & de Meuron, gebaut auf dem ehemaligen Kaispeicher A von Werner Kallmorgen, Foto: Klaus Frahm

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02 / 2013 ARCHITEKTUR live live ARCHITEKTUR 02 / 2013

5-stöckigen Aquarium, Hotels und Restaurants, einem Kongresszentrum mit 1.500 Plätzen, einem Einkauf-scenter, einem Panoramalift, einer Hafenpromenade, öffentlichen Plätzen und einem Denkmal sowie einem mehrgeschossigem Parkhaus mit 1.100 Stellplätzen. Anbieter aus 50 Ländern hatten die Möglichkeit, ihre Technologie, Kunst und Kultur bezüglich des Meeres in renovierten Gebäuden auszustellen, zum Beispiel in den Baumwollspeicherhäusern (ursprünglich errichtet 1895 bis 1901); in Porta del Molo (ursprünglich errichtet 1553); in den Hafenspeicherhäusern (ursprünglich errichtet 1653) und in einem alten Militärschiff. Die Verzögerun-gen in der Planungsphase führten dazu, dass bei Eröff-nung der Ausstellung im Frühjahr 1992 noch nicht alle Vorhaben fertig gestellt waren. Besucherzahlen waren offensichtlich bewusst viel zu hoch angesetzt worden und zum Ende der Expo hin konnten sich die lokalen Behörden und die privaten Developer nicht entscheiden, wer das Gelände wie nutzen durfte, und so blieben Ge-bäude, selbst das Aquarium, vorerst leer stehen.

Am alten Hafen setzte man ästhetisch ganz auf Mu-sealisierung, Kulturalisierung und Historisierung (zum Beispiel durch die Restrukturierung der Baumwollspei-cher (Magazzini del Cotone) gesetzt. In der Altstadt erneuerte man aufwändig den Bodenbelag, pflanzte Palmen an, betonte die Ikonographie der Stadtland-schaft mit ihren Palästen und der Hafenpromenade. Es war der Anfang dessen, was später von Renzo Piano als Projekt „Waterfront“ weiterentwickelt wurde und das als eine Art Rückübergabe der ehemals von der Stadt ab-geschnürten Hafenareale an die Stadt in Szene gesetzt

wird. Die über Ausstellungen und Events – einschließlich der Planungen für die Kulturhauptstadt Europas 2004 – realisierte touristische und kulturelle Aufwertung (2006 mit der Anerkennung des Stadtzentrums als UNESCO Welterbe noch verstärkt) war wahrscheinlich der einzige Ansatzpunkt für die gesamte notwendige Ausbesserung und den Ausbau der öffentlichen Infrastruktur.

Das Beispiel hamburgDie Aufgabe des alten Speicherbereichs im Hamburger Zentrum in den 1990er Jahren gab der Stadt die Chance, die Waterfront für neue Funktionen umzugestalten, dort Büros, Wohnungen und Freizeitmöglichkeiten anzusie-deln, wie es ähnlich schon in Baltimore, London, Rot-terdam oder Sydney geschehen war. Unter dem Slogan „Metropole Hamburg—wachsende Stadt“,1 bemühte sich Hamburg den europaweiten Verlust der Bevölke-rung abzuwenden und attraktive Innenstadträume am Wasser zu schaffen. Dazu wurde die denkmalgeschützte Speicherstadt und die Umwandlung eines 157 Hek-tar großen ehemaligen Hafengebietes zur HafenCity vorgenommen. Als größtes europäisches Stadterneue-rungsprojekt deklariert, entschied sich Hamburg für den Bau eines multifunktionellen neuen Stadtteils, dessen Gestaltung auf Wettbewerbsprojekten beruht und aus-gewählten deutschen und ausländischen Architekten obliegen sollte.

Das Projekt hat seine Wurzeln in den 1990er-Jah-ren, als nach dem Fall der Mauer sich Hamburgs tra-ditionelles Hinterland wieder öffnete. Die stadteigene Hamburger Hafen und Lagerhausgesellschaft mbH

(heute HHHLA Hafen und Logistik AG) kauften Land in dem Gebiet auf mit dem Ziel, einen europäischen Knotenpunkt zu schaffen. Ein deutsch-holländisches Team namens „Hamburg-Plan“ mit Kees Christiaanse | ASTOC gewann den Wettbewerb für den Masterplan des Areals, der das Gebiet der Innenstadt fast verdop-pelte. Im Unterschied zu anderen Hafenstädten und zu Hamburgs Geschichte der funktionalen Separierung am Hafenrand entschied sich die Stadt einen multi-funktionalen und sozial integrierten Stadtteil zu schaf-fen mit Geschäftsbauten, Wohnungsbau, Schulen und Kultureinrichtungen. Architekten und Stadtplaner kont-rollierten die Gestaltung weitreichende Architekturwett-bewerbe und dezidierte Richtlinien.

Große Teile der 2001 in Bau genommenen Hafen-City wie etwa die Sandtorkai-Nachbarschaft im Westen der HafenCity sind bereits fertig. 1.500 Menschen leben in der HafenCity und 6.000 kommen dort täglich zur Arbeit. Die meisten Geschäfts- und Wohnbauten wurden von Architekturfirmen aus Hamburg und allgemein aus Deutschland entworfen. Die Leuchtturmprojekte, die da-rauf ausgerichtet sind, die Stadt global bekannt zu ma-chen, werden von internationalen Architekten gestaltet. Der Holländer Koolhaas entwarf das Science Center, der Italiener Massimilio Fuksas das Kreuzfahrtterminal, und der Amerikaner Richard Meier das Hamburg-America Zentrum. Von den Schweizern Herzog & de Meuron stammt der Entwurf für die Elbphilharmonie, die Ham-burg mit anderen Metropolen im Bereich der klassischen und Jazz-Musik gleichstellen soll. Die neue Glasstruktur erinnert an Wellenspitzen und entsteht derzeit auf dem

historischen Kaispeicher A, des Hamburger Architekt Werner Kallmorgen (1966). Kritische Stimmen betonen die Kosten des Gebäudes, das wesentlich von der Stadt bezahlt wird. Inzwischen ist die HafenCity bereits eine Attraktion für Einwohner und Touristen gleichermaßen geworden und fand sogar Eingang in die Reisesektion der New York Times.

Obwohl die direkten Beziehungen zwischen Hafen und Stadt seit den 1980er-Jahren immer mehr abnah-men, bleibt der Hafen ein wichtiges Marketingelement für die Stadt. Während der eigentliche arbeitende Hafen in sicherer Distanz auf der Südseite der Elbe liegt und die diversen Güter in Containern versteckt sind, betrachten Touristen und die neuen Bewohner der HafenCity den Hafen aus ihren Wohnungen, aus Büros oder von den großzügig angelegten öffentlichen Flächen – wobei die breite Elbe den notwendigen Abstand vom Lärm und anderen Unannehmlichkeiten des Hafens ermöglicht. Gleichzeitig hält die Architektur der HafenCity und der Stadt das Image des Hafens aufrecht – zum Beispiel durch kreisförmige Fenster, Handläufe wie auf einem Schiff und andere Details. Hafenfestivals und weitere Veranstaltungen (einschließlich des Fischmarktes) ma-chen die Elbe sowie den historischen und gegenwärti-gen Hafen zu einem prägenden Teil des sozialen Lebens und des Hamburger Selbstverständnisses.

Trotz der physischen Entfernung zwischen Hafen und Stadt brauchen die Reedereien und andere an den Hafen gebundene Betriebe die Unterstützung durch die Stadt und ihre Bürger – zum Beispiel, wenn es sich um Hafenausbau oder Elbvertiefung handelt. Für die

Hamburger Elite ist es somit eine zwingende Voraus-setzung, dass die gesamte Bevölkerung den Hafen als Herzstück der Vorstellung von Hamburg, des mentalen Images der Stadt anerkennt – es ist also kein Zufall, dass mit der neuen Elbphilharmonie die neue Landmark für das kultivierte Hamburger Bürgerturm mitten in der Elbe auf altem Hafengrund und einen großen Speicher der Moderne thront.

Auch in der Nähe des aktiven Hamburger Hafens, auf der Südseite der Elbe findet eine Erneuerung statt, so hat sich die Internationale Bauausstellung (IBA) 2013 das Ziel gesetzt, Modelle für die Stadt der Zu-kunft in Hinblick auf ein multikulturelles Miteinander, die Neuerfindung innenstädtischer Randgebiete und eine nachhaltige Stadtentwicklung. Einen ähnlichen Ansatz verfolgt auch Hamburgs Partnerstadt Marseille mit dem Projekt Euroméditerranée, wo im Rahmen der Euro-päischen Kulturhauptstadt 2013 auf 480 Hektar eine beispielhafte nachhaltige Stadt entwickelt werden soll.

hafenrandgestaltung als europäisches konzept In den Hafenrandgebieten setzten europäische Städte ihre neuesten architektonischen Konzepte für Einhei-mische und Besucher von fern und nah in Szene. Sie entwickeln dabei neue städtebauliche Strategien und architektonische Typologien, die historisch durch ihre besondere Einbindung in Handelskreisläufe und inter-nationale Mobilität und durch ihre bauliche repräsen-tative Struktur gekennzeichnet sind. Dies macht sie zu Sammelpunkten für ökonomische, gesellschaftliche und kulturelle Innovationen. Sie können sogar als die

Laboratorien des urbanen Europas gelten, an denen sich allgemeine europäische Trends besonders gut un-tersuchen lassen. An den beiden hier beschriebenen Beispielen, Genua und Hamburg, zeigt sich, dass die Veränderungen an der Wasserkante ähnlichen Mustern folgen: die internationalisierte und damit interessante Bebauung dient zunehmend als Kulisse für den Be-such betuchter Besucher. Beide Städte verzeichnen eine starke Zunahme von Kreuzfahrttouristen. Und die brauchen nur einen Ausschnitt aus der Stadt – wie sie ihn in der Herauslösung der Spielwiesen an der Was-serkante bevorzugt finden. Die Kehrseite der schönen Spielwiese, das Aufbrechen der Hafenstädte in wunder-bare Architektur und einen übersehenen Rest der Stadt, fällt beim Winken vom Deck des Schiffes nicht weiter auf bzw. wird vom Blau der Lichtinstallationen überstrahlt.

Hafen Genua, Foto: © by Roman Scheiwiller 2009 Hafencity Hamburg mit Bauten von Richard Meier, Foto: Klaus Frahm

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gesaMMelTe aRCHiTeKTuRösTeRReiCHisCHe aRCHiTeKTuRgesCHiCHTe in DeR aussTellung „Das golD Des az W. Die saMMlung“, aRCHiTeKTuRzenTRuM WienSONJA PISARIK

rz_gold-cerni-238x110_abf-p.indd 1 14.03.13 18:41

Als Philip C. Johnson und Henry-Russell Hitchcock im Jahr 1932 ihre legendäre Ausstellung „The International Style“ im New Yorker Museum of Modern Art zeigten, gab es einen einzigen österreichischen Baukünstler, der Aufnahme in die exklusive Riege der gezeigten Archi-tekten fand: der Tiroler Lois Welzenbacher. Eines seiner Hauptwerke ist das Turmhotel Seeber in Hall in Tirol aus den Jahren 1930–1931. Das über die Jahrzehnte fast bis zur Unkenntlichkeit verstümmelte Architekturjuwel wurde durch die Initiative einer Architektengruppe vor der völligen Auslöschung bewahrt. Anstelle des Umbaus in ein gesichtsloses Seminarhotel wurde es renoviert und um einen Zubau von henke und schreieck Archi-tekten ergänzt. Seit 2003 gibt es nun einen Pas de deux der Türme – der alte weiß, der neue schwarz.

Dieser Architekturstreich wird in Form eines Modells derzeit mit rund 400 anderen österreichischen Bauten und Projekten aus den letzten 100 Jahren in einer Aus-stellung im Architekturzentrum Wien gezeigt. Als „äl-teste“ Kulturinstitution am Areal des MuseumsQuartiers betreibt das Az W seit zehn Jahren aktive Sammlungs-politik, mit Fokus auf der österreichischen Architektur nach 1945. Zum 20-jährigen Bestehen des Az W wird nun in der großen Jubiläumsausstellung „Das Gold des Az W. Die Sammlung“ dieser Schatz an Objekten der Öffentlichkeit präsentiert: vom Schiffsticket über das kleine Arbeitsmodell aus Papier bis hin zur Entwurfs-skizze und zum Polierplan.

Die Objekte beantworten Fragen und werfen neue auf. Sie machen als Ausstellungsexponate Architektur verständlich, sind Stoff für Erforschung, Vermittlung und Diskussion von zeitgenössischer Architektur. Sämtliche Bautypologien sind in der Schau vertreten: Hotelbauten,

Wohnhausanlagen, Kirchen, Verwaltungsgebäude, Schulen und – für die BesucherInnen meist besonders interessant – Einfamilienhäuser. Das Ordnungsprinzip innerhalb der Ausstellung, das sich an den Funktionen orientiert, eröffnet in jeder der insgesamt 18 Kategorien spannende Vergleichsmöglichkeiten. In der Kategorie „häuslich wohnen“, die sich dem Einfamilienhaus wid-met, sind Bauten der Wiener Moderne neben Häusern aus den Nachkriegsjahrzehnten genauso zu sehen wie ganz aktuelle Beispiele der Wohnkultur. Neben promi-nenten Bauten gibt es auch viele Kleinode und singuläre Werke zu entdecken, die weniger bekannt oder fast vergessen sind.

„Man kann in diesem Haus beliebig wo stehen, sitzen, ruhen; immer kann das Auge das Himmelslicht trinken, den Horizont dort, wo er Berge und Wälder küsst, umfangen[...].“, las man in der Zeitschrift Innen-dekoration 1936. Der poetische Höhenflug, der einem

Werk des Wiener Architekten Walter Loos galt, mag für unsere Ohren, die eine nüchternere Sprache gewohnt sind, befremdlich wirken, doch wurde ein zentraler Punkt getroffen: Das hier besprochene Haus Luser in Kritzendorf, erbaut in den Jahren 1930–1932, zeichnet sich durch eine hohe Sensibilität für die Reize der Um-gebung aus. Die Donaulandschaft zu genießen machte einen wesentlichen Teil der Wohnqualität aus.

„Walter Loos […], eine der großen Zukunftshoff-nungen der österreichischen Architektur von heute.“ So urteilte die argentinische Architekturzeitschrift Nuestra Arquitectura, als sie im März 1934 ausführlich über eben jenes Haus Luser berichtete, das der noch nicht dreißigjährige Loos in Kritzendorf gebaut hatte. Als ihm Nuestra Arquitectura ihre Reverenz erwies, war Süd-amerika für Loos eine in jeder Hinsicht ferne Welt. Der von der Fachzeitschrift so hoch gelobte Architekt hatte sich in Österreich bereits einen guten Ruf als Planer von Einfamilienhäusern erarbeitet. Seine Karriere ent-wickelte sich also vielversprechend, doch nach dem ‚Anschluss’ emigrierte er und ließ sich letztlich in Buenos Aires nieder.

In seiner alten wie in seiner neuen Heimat ist er nicht vielen im Gedächtnis geblieben: In Wien baute er zu wenig in zu kurzer Zeit, um über Fachkreise hinaus be-kannt zu werden, und auch in Argentinien konnte er nur wenige Häuser realisieren. Hier arbeitete er vor allem als Möbel- und Lampendesigner. Um einen seiner damali-gen Mitarbeiter zu zitieren: „Innenarchitektur von Walter Loos war in bestimmten Kreisen ein Prestigeobjekt.“ Beinahe „japanisch“ mutet die Einrichtung seiner eige-nen Wohnung – speziell des Hauptraums – in Buenos Aires an: Niedrige Holztischchen, futonartige Liegen und sparsam an den Wänden verteilte Armlehnstühle prägen den Raumeindruck. Inmitten dieses Interieurs sticht ein Sessel mit Leopardenfellmuster als Exot hervor: das Modell „Bailarín“, zu Deutsch der „Tänzer“.

Eines der wenigen Häuser, die Loos in Argentinien realisieren konnte, ist ein oft publiziertes Patio-Haus, das er 1944 im damals noblen Badeort Mar del Plata errichtete. Es zeigt besonders deutlich, wie er lokale Tradition und moderne Elemente miteinander zu ver-binden suchte. An den Fassaden, mit denen sich das eingeschoßige Haus Straße und Garten zuwendet, fallen zum einen die rustizierten Steine auf, zum anderen die großen Glasflächen. Der Patio trägt dem Gedanken des „outliving“ Rechnung und verdeutlicht die Weiterent-wicklung der Loos’schen Formensprache gegenüber der Wiener Zeit. Schon in den 1930er Jahren war Loos um die Integration der Landschaft in seine Entwürfe

bemüht. In Mar del Plata steigert er dieses Konzept zu einer fast übergangslosen Verschmelzung von Innen und Außen.

1950 setzt Loos mit schwungvollem Strich den Entwurf für ein Haus Hoffmann in den USA aufs Pa-pier. Er sah eine großzügige Verglasung unter einem Schmetterlingsdach vor. Wie so oft gelangte jedoch auch diese spannende Komposition nicht über das Stadium einer Projektskizze hinaus. Das Œuvre des Architekten ist insgesamt schmal geblieben, und doch zählen seine Entwürfe in Österreich und Argentinien zu den interessantesten ihrer Zeit. In der Ausstellung des Az W sind sie nun in Beziehung zu vielen anderen Einfamilienhäusern aus dem 20. Jahrhundert gesetzt. Die Zusammenschau verschafft dem Besucher einen guten Überblick über die Bauaufgabe Einfamilienhaus. So wie bei Loos spielt etwa auch bei dem 2003 in Linz

errichteten Haus H. die Verknüpfung von Innen- und Außenraum eine große Rolle. Für das kluge Konzept zeichnet das Wiener Architekturbüro Caramel (Interieur: Friedrich Stiper) verantwortlich: Große Verglasungen in-tegrieren den Außenraum in den Bereich des Wohnrau-mes. Die vertikale Staffelung der Funktionen Wohnen, Büro und Schlafen in auskragenden bzw. eingegrabe-nen Raumschleifen sorgt dafür, das lediglich 46 m2 des Grundstückes verbaut und nicht als Freiraum nutzbar sind. 2006 wurde das Haus mit dem Bauherrenpreis ausgezeichnet.

Das Prinzip des Auskragens wurde beim Haus DRA auf die Spitze getrieben, das querkraft architekten 2001–2003 in Wien Ottokring bauten. Es setzt sich am Ende einer steilen Straße über die extreme Hanglage derart verwegen hinweg, dass einem ganz schwumm-rig wird: Über dem betonierten Kellergeschoß ist ein zweigeschoßiges Stahlskelett montiert, das zu zwei Dritteln in der Luft hängt. Inmitten von Kleingärten gab es strenge Auflagen für die Bebauung des 650 m2 gro-ßen Grundstücks. Das Haus musste genau in der Mitte der Parzelle stehen. Dazu kam, dass der Bauherr min-destens 250 m2 Wohnnutzfläche zur Verfügung haben wollte. Statt nun den Garten auf einen kleinen Rahmen rund um das Haus schrumpfen zu lassen, wurde die-ses einfach angehoben. Großzügige Freiflächen wurden über die gesamte Länge als Loggien in die Konstruktion eingebunden. Die Haut aus unregelmäßigen Alumini-umplatten fasst Außen- und Innenraum zusammen. Die wohlüberlegt gesetzten Ausschnitte in der Außenhaut ermöglichen tolle Ausblicke und verdecken, was an der

Umgebung nicht sehenswert ist. Den Architekten des preisgekrönten Hauses (Das beste Haus, Wien, 2007) war es wichtig, den Übergang zwischen Innen- und Au-ßenraum möglichst fließend zu gestalten.

Das Nebeneinander verschiedener Architekturspra-chen – von der klassischen Moderne bis zu aktuellen Beispielen der jüngeren Architektengeneration – zeigt in allen Bautypologien Verwandtschaften, Kontinuitäten, aber auch Brüche auf. All das gibt es in der Ausstellung „Das Gold des Az W. Die Sammlung“ zu entdecken.

Lois Welzenbacher, Turmhotel Seeber mit Zubau von henke und schreieck, Hall in Tirol, Foto: © Margherita Spiluttini

Walter Loos, Wohnung Loos, Buenos Aires© Architekturzentrum Wien

Walter Loos, Haus Luser, Kritzendorf, © Architekturzentrum Wien

Walter Loos, Patio-Haus, Mar del Plata, Argentinien© Architekturzentrum Wien

Walter Loos, Haus Hoffmann, Handskizze © Architekturzentrum Wien

Caramel, Haus H., Linz, Foto: © Hertha Hurnaus

querkraft architekten, Haus Dra, Wien, Foto: © Hertha Hurnaus

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KunsT

ToMaK posterboy of antIKunst

zHang Huan KuLtureLLe HybrIdItät

FujiKo naKaya nebeLsKuLpturen

BoDy nexT To BoDy sammLunG CsernI

KunsTFoRuM MaRKeRT HamburG

RoTeR TeppiCH wIen

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Der 1965 in Anyang, Provinz Henan, Zentralchina, geborene Künstler Zhang Huan (dessen eigentlicher Geburtsname Zhang Dong-Ming lautet) war in seinen frühen malerischen Werken besonders von Rembrandt van Rijn beeinflusst. 1991 zog er aus seiner Heimatpro-vinz nach Beijing und fuhr mit seinem Kunststudium in der Hauptstadt fort. Beeinflusst von den bereits erwähn-ten Künstlerkollegen und durch die eingeschränkten Möglichkeiten der politischen Vorgaben – damals gab es noch einen Verbotskatalog, was Künstler malen durften und welche Themen tabu waren – war Performance auch das von ihm favorisierte Medium.

Zhang Huan fiel Mitte der 1990er-Jahre auf und macht seither durch kulturell hybride und sehr unter-

schiedliche Werke immer wieder auf sich aufmerksam. Den meisten ist er als Performance- und Aktionskünstler bekannt. Heute zeigen große Museen und Sammlungen seine Fotos, die gleichzeitig Werk und Dokumentation sind, sowie seine neusten Installationen und skulptu-ralen Werke.

Zhang Huan beginnt 1993 mit seinen Performan-ces. Seine Arbeiten weisen selbstkasteiische Züge auf, etwa wenn er seinen nackten Körper in der Performance „12 m² “ 1994 mit Honig und Fischöl einreibt und sich auf eine öffentlichen Toilette im East-Village – schließ-lich von Insekten übersät – 45 Minuten sitzend ausharrt und zum Abschluss in einen nahe gelegenen, völlig ver-schmutzten und stinkenden Kanal springt.

Auch seine nächste Performance im Juni 1994 mit dem Titel „65 kg“ – dem damaligen eigenen Kör-pergewicht – ist selbstzerstörerisch. Zwei Meter über einer Herdplatte hängt Huan an Ketten. Schläuche und

zHang Huan KulTuRelle HyBRiDiTÄTCLAUS FRIEDE

Im Jahr 1994 entwickelte sich in einem herunterge-kommenen und unansehnlichen Vorort nord-östlich von Beijing1, im Arbeiter-Stadtbezirk Chaoyang, eine außer-gewöhnliche Künstler- und Performance-Szene. Selbst die informelle Namensänderung des Quartiers durch Künstler in „Dàshānzi Yìshùqū“ (Kunstbezirk Dashanzi) wurde 1995 regelrecht zu einer Performance. Das Stra-ßenschild des heute längst veränderten, aufgefrischten und kommerzialisierten Vororts wurde ausgewechselt und durch „East-Village“2 ersetzt, als Reminiszenz an den gleichnamigen New Yorker Stadtteil, der in den 1960er-Jahren zum Künstlerzentrum wurde.

Die Hauptvertreter der Dashanzi-Künstler- und Performance-Szene waren Zhang Huan, Ma Liuming, Cang Xin, Rong Rong und Zhu Ming. Allesamt zählen sie heute zur internati-onal bekannten Kunstszene. Sie kamen aus unterschiedlichen chinesischen Provinzen und viele von ihnen, mit we-nigen Ausnahmen, studierten zunächst an ihren heimatlichen Kunstakademien moderne westliche Malerei.

Die Performances der Künstler fan-den anfangs ausschließlich in privaten Wohnungen statt. Ein öffentliches Pu-blikum gab es zunächst nicht, lediglich Künstlerkollegen und Freunde kamen zu den Veranstaltungen, und die viel zu engen, stickigen Wohnungen platzten aus allen Nähten. Öffentliche Veran-staltungen waren zu dieser Zeit viel zu gefährlich, weil die Künstler mit ihrer sofortigen Verhaftung rechnen muss-ten. Performancekunst war aber genau deshalb bei jungen chinesischen Künst-lern so beliebt, weil sie spontan und an unterschiedlichen Orten, ohne viel Aufwand vonstat-ten gehen und in kritischen Momenten sofort abge-brochen werden konnte. Bei Ausstellungen mit Bildern und Skulpturen bestand die Gefahr, dass diese sofort geschlossen und die Werke beschlagnahmt werden.

1993 besuchte das Künstlerpaar Gilbert and George die Volksrepublik China. Anlässlich ihrer Ausstellung in der Nationalgalerie in Beijing suchte das italienisch-britische Künstlerpaar jene jungen Kollegen in ihren Appartments auf und wohnten der ersten body-art Performance „Fen/Ma Liuming“ (Zornig/Ma Liuming) von Ma Liuming im East Village bei. Dieser internatio-nale Besuch und die Wahrnehmung der Szene gaben der gesamten Künstlerschaft in Beijing großen Auftrieb. Ein Jahr später nach weiteren fünf Performances wurde Ma allerdings nach seiner sechsten und öffentlichen Performance zu drei Monaten Gefängnis wegen por-nographischer Anspielungen verurteilt.

Kanülen, die in beiden Armen stecken, lassen innen sein Blut und außen seinen Schweiß in eine Pfanne auf die heiße Herdplatte tropfen. Schnell riecht es im gan-zen Raum nach den verdampften Flüssigkeiten. Huan betont, dass es bei seinen frühen Performances um das Sichtbarmachen von Unterdrückungsmechanismen gehe und das Leiden schockierend sichtbar für die Be-sucher sein müsse.

International berühmt wird das 1995 von Lü Nan aufgenommene Performancefoto „To Add one Meter to an Anonymous Mountain“, auf dem 10 Künstler aus dem „Beijing-East-Village“ zu sehen sind: Wang Shihua, Cang Xin, Gao Yang, Zuo Xiao, Zu Zhou, Ma Zongyin, Zhang Huan, Ma Liuming, Zhang Binbin und Zhu Ming.

Zunächst wurden alle gewogen. Diejeni-gen mit dem größten Körpergewicht leg-ten sich zuerst hin und über sie türmten sich schließlich die leichteren Künstler: Zu unterst lagen drei Personen, dann in den nächsten drei Lagen jeweils zwei, und ganz oben eine einzelne Person. Die nackten Körper stapelten sich und der namenlose Berg wuchs somit um einen Meter. Die ganze Aktion dauerte 20 Minuten. Dieses Foto diente lange als Synonym und Signet für die Perfor-mancekünstler jener Zeit.

Seit 1995 performen Zhang Huan und Ma Liuming zuweilen zusammen. Für beide ist der eigene nackte Körper Sprache und Material zugleich; der Geist steht ihm gegenüber, verbunden durch die reziproke Abhängigkeit von Grenzerfahrungen, Transgressionen und Verletzbarkeiten. Beide Künstler reflek-tieren und kommunizieren ihre inneren

privaten Gefühle, Sorgen und Ängste mit dem Publi-kum. Beide zeigen darüber hinaus auch ihre knallharte Lebenswirklichkeit. Huan beschreibt in einem Interview, dass die Schmerzen und Qualen während der Perfor-mances ihm das Gefühl geben, zwei Körper zu haben, einen, aus dem er, während er die Schmerzen erleidet, schlüpfen kann, verstanden als spirituell fließendes Ich, und den anderen Körper, verstanden als die reine körperliche Materie, die Schmerzen ertragend3. Damit lädt Huan die Werke mit physischen und symbolischen Assoziationen auf und oszilliert zwischem persönlichen und politischen Anliegen.

Bis heute bezieht sich Huan in seinen Werken au-ßerdem immer wieder auf einen Chan Buddhismus-meister der Tang Dynastie, spirituell sowie inhaltlich. Interessanterweise werden die Performances in China teilweise anders reflektiert als im Westen. Überein-stimmend ist die Tatsache der opponierenden Haltung

Zhang Huan, 12 Square Meters, 1994

Zhang Huan, To Raise the Water Level in a Fish Pond, 1997

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gegenüber den gängigen Kunstauffassungen und kul-turpolitischen Vorgaben. Im Westen jedoch wird sein Werk als exotisch klassifiziert und unterliegt einer Neuin-terpretation und Dekontextualisierung4. In China richtet sich die Rezeption auf eine tradionelle, tief verwurzelte, inhärent-spirituelle und selbstasketische Aussage: Es gilt das Leid zu überwinden und gestärkt aus den Situ-ationen hervorzugehen.

Zhang Huan sieht sich nicht als egozentrischer Mit-telpunkt seiner Arbeit, sondern lädt auch andere Teil-nehmer zum Performen ein. 1997 entsteht „To Raise the Water Level in a Fish Pond“. Zhang bittet einige anonyme Wanderarbeiter, die zu Millionen täglich in die großen Metropolen kommen, sich mit ihm gemeinsam in einen Fischteich zu stellen, um die Höhe des Wasserspiegels anzuheben. Die Arbeit symbolisiert gesellschaftliche und soziale Konflikte: Das Überlaufen, das Wachsen, die rasante Urbanisierung Chinas. Die Wanderarbeiter und Tagelöhner verkörpern dabei die Unterpriviligier-ten und Außenseiter der chinesischen Gesellschaft, die über gar kein Mitspracherecht verfügen. Ohne Rechte und überwiegend illegal in den Megacities, sind sie eine vermeintlich bedeutungslose Randgruppe.

1998 zieht Zhang Huan in die USA. New York wird sein neues Zuhause und Arbeitsumfeld. Als eine der ersten Arbeiten produziert Huan die aus drei Fotografien bestehenden Serie „1/2“ (1998). Das Tryptichon zeigt Huan mit entblößtem Oberkörper. Freunde bat er ihn mit chinesischen Schriftzeichen zu bemalen, obwohl das Foto auch zeigt, dass mehrere lateinische Buch-staben am Oberarm und im Ellbogengelenk verwendet wurden. Wie ein kalligraphisches Kunstwerk ist seine Haut mit Tuschezeichen in verschiedenen Größen be-deckt. Das zweite Foto zeigt ihn in identischer bemalter

Situation, nur hat er nun, einem Kleidungstück gleich, ein mit Fleischresten besetztes Tiergerippe umgehängt. Auf dem letzten Foto fehlen die Schriftzeichen, der Körper ist gereinigt und die Tierrippen dienen als eine Art Schutzpanzer für Brust und Bauch des Künstlers. Es ist die Umkehrung von Innen und Außen, nicht die Haut schützt den Körper, sondern das Gerippe. Zhang Huan sagt in einem Interview5, dass dieses Werk wie ein persönlicher Stempel für ihn sei und er versucht habe, eine ganz einfache klare Fotoarbeit zu kreieren: Schriftzeichen und Text sind Symbol für den Geist, das Gerippe Symbol für den Körper. Das Dualitätsprinzip stellt Körper und Geist einander als unabhängige Enti-täten gegenüber und nebeneinander.

Der Serie „1/2“ folgt die Performance und das 15-teilige und in einer 15er Auflage geprintete Werk „Foam“ (Schaum). Huans Gesicht ist in dieser Fotose-rie jeweils isoliert zu sehen. Er ist mit weißem Wasch-schaum und Seifenblasen im Gesicht abgelichtet, mal mit geöffneten, mal mit geschlossenen Augen. In seiner Mundöffnung ist jedesmal ein unterschiedliches, kleines Schwarz-Weiß- oder Farbfoto erkennbar, auf dem Ein-zelpersonen oder Gruppen zu sehen sind. Bei den Fotos handelt es sich um Schnappschüsse von Familienmit-gliedern von Huans Frau. Der Gestus des Künstlers ist so intendiert, als ob er die Fotos gleich ausspeien wollte oder sich anstrengt, durch sie hindurch zu sprechen.

Vergleichbar mit der später entstandenen Arbeit „Family Tree“ (2000) geht es Zhang Huan um Fragen der Identität, Zugehörigkeit, Herkunft und des kulturellen Vermächtnisses. Mit der Mimik, dem Gestus und dem reinigenden Schaum ist eine (Wieder-) Geburt symbo-lisch intendiert6. Mit den Familienfotos die Tatsache, dass seine Ahnen und die seiner Frau aus ihm quasi

heraussprechen und im Hier und Jetzt sowie auch zu-künftig im Leben der Nachkommen existieren und wir-ken werden. Eine ganzheitliche und asiatische Sicht auf kontinuierliche Existenz per se.

Auch wenn dies rein fernöstlich und buddhistisch anmutet, so gibt es in den Werken auch immer eine Brü-cke zur nordeuropäischen und -amerikanischen Kunst. Folgerichtig dient dieser Brückenschlag der Sammlung Cserni7 als ausschlaggebendes Argument, um das Werk Zhang Huans aufzunehmen und die Verbindung zu den Wiener Aktionisten sichtbar zu machen. Letztgenannte bilden einen wichtigen Schwerpunkt der Sammlung.

Michel Nuridsany rückt in seinem Aufsatz „Gene-ration Video“8, der anlässlich einer Ausstellung im Cen-tre Pompidou in Paris 2003 erschien, die chinesischen Künstler Huan und Ma in die Nähe des künstlerischen Geistes von Joseph Beuys und insbesondere dessen Performance, die er in New York 1974 mit einem Kojo-ten durchführte (,,Coyote; I like America and America likes me“). Nuridsany betont in der Unterscheidung zu Beuys lediglich eben jene „buddhistische Inspiration“, die den chinesischen Künstlern eigen wären. Kulturelle Hybridität ist für den Autor der zentrale Begriff, denn er bemüht bei allen chinesischen Performancekünstlern, die auch mit Fotografie und Video arbeiten, europäische und nordamerikanische Vorbilder, neben Beuys auch die Künstler Marina Abramovic, Chris Burden, Vito Acconci und vor allem die Wiener Aktionisten.

Der niederländische Kunsthistoriker Thomas Berghuis9, der an der Universität von Sydney lehrt und ein Spezialist für Performancekunst in China ist, hat sich mit den Phänomenen der Hybridität in seiner Dok-torarbeit auseinandergesetzt. Zunächst stellt er fest, dass Aktionskunst in China nie für sich alleine steht,

sondern grundsätzlich andere technische Medien invol-viert: Video, Installationen, Fotografie, Film oder auch Tanztheater. Die bewegliche Grenze in den Beziehun-gen zwischen Künstler, Performance und Publikum ist nach seiner Auffassung mit der visuellen Erfassung aller weiterer Medien verwandt. Die Tatsache, dass bei den zuvor erwähnten chinesischen Künstlern Performance überwiegend nur mit dem eigenen Körper durchgespielt wird, bedarf der Umwandlung in eine andere, allgemein-gültige Form. Die Kontinuität der visuellen Strukturen unterstützt dabei die Direktheit und Transzendenz der Künstlerpersönlichkeit.

Berghuis findet in den Performances aber auch konkrete Hinweise auf weitere historische Einflüsse aus Europa. So bemüht er die 1988 an der University of Chi-cago von Svetlana Alpers erschienene Studie „Remb-randts Unternehmen: die Malschule und der Markt“10

und vergleicht die aufgeführten Zusammenhänge von künstlerischer Produktion und Praxis bei Rembrandt Harmenszoon van Rijn mit den Inhalten chinesischer Performancekunst. Alpers untersucht im Abschnitt „Das theatralische Modell“ Rembrandts Interesse für Aufführung und tägliches Rollenspiel oder modern aus-gedrückt: für Performance, anhand der Bilder „Die Ana-tomiestunde des Dr. Tulp“11 und „Die Anatomiestunde des Dr. Jan Deyman“. Rembrandt, so die Autorin, lernte vom Modell. Der Künstler spielte wie ein Darsteller sel-ber Situationen durch, um die Quintessenz dieser Rolle, einzelner Aktionen und Bewegungen auf das Bild zu ban-nen. Häufig nutzte Rembrandt seinen eigenen Körper für seine Studien, und das ist ein Ausdruck seines Dranges, das Leben so realistisch wie möglich darzustellen. Man weiß, dass Rembrandt wohl niemals einer Anatomie-stunde beigewohnt hat, man weiß aber auch, dass es

zu jener Zeit üblich war, Körper von verstorbenen Ge-fängnisinsassen zu obduzieren und deren entnommene Organe halböffentlich in großen Sälen zu untersuchen.

Auch hier ist die Verwandtschaft zu den Wiener Aktionskünstlern und insbesondere den Werken der 1960er-Jahre erneut evident: Schwarzkogler, Rainer, Nitsch und Mühl lassen grüßen.

2005 fand vor seiner Rückkehr und dem Umzug nach China die letzte Performancearbeit Huans statt. Seither arbeitet er überwiegend an großen Installati-onen, an Skulpturen, Zeichnungen und Malerei. Sein neues Material ist die Asche von unzähligen Räucher-stäbchen. Aus ihr lässt er riesige Buddhaköpfe und Fi-guren pressen oder verschmilzt sie als nuanciert-grauen Farbauftrag auf Leinwände zu kunsthistorischen Zitaten internationaler Kunst. Durch die Materialwahl bleibt er der buddhistisch spirituellen Welt treu, denn er bezieht die Asche aus vielen buddhistischen Tempeln Chinas. Durch die Inhalte, Motive und Bildzitate bleibt der Künst-ler auch der westlichen und internationalen Kunst treu, obwohl er sich in seiner aktuellen Bilderwelt aus allen Kulturkreisen bedient12.

Gut 40 Maler, Handwerker und Angestellte arbei-ten mittlerweile in seinem Atelier, in den großen Hallen einer ehemaligen Fabrik. Zhang Huan lebt und arbeitet in Shanghai und pendelt seit 1998 immer wieder nach New York City.

Seine Werke sind weltweit in öffentlichen und priva-ten Sammlungen zu finden, u.a. im Museum of Modern Art, New York, im Centre Pompidou in Paris, im Shang-hai Art Museum, im Asia Museum of Fukuoka in Japan, im Kunstmuseum Luzern, in der The Charles Saatchi Collection in London und in der Sammlung Cserni.

1 Ich ziehe die internationale Schreibweise Beijing, der deut-schen – Peking – vor, da in der Fachliteratur dieser überwiegend verwendet wird.

2 Vgl. ZHIJIAN, Qian: „Performing bodies: Zhang Huan, Ma Lium-ing, and performing art in China”. (Interview). In: Art Journal, Beijing, 1999.

3 Interview: „Talking is the Road“. In: Xu Xiaoyu, Henan, 1999, S. 289-308.

4 Vgl. DZIEWIOR, Yilmaz: „Seeds of Hamburg“, Hatje Cantz Ver-lag, 2002, S. 10.

5 Vgl. LASTER; Paul: „Altered States – Zhang Huan“, in: Kulturma-gazin Art Krush - Flavorpill, New York, November 2007.

6 Vgl. COLLINS, Thom: „Zhang Huan“, in blog: http://nihilsenti-mentalgia09.wordpress.com, 2009.

7 Vgl.: Sammlung Cserni, Österreichische Kunst von 1960 bis zur Gegenwart, Folio Verlag, Wien/Bozen, 2011.

8 Vgl. NURIDSANY, Michel: “Generation Video” in: “Alors, la Chine?”, Centre Georges Pompidou, Paris, 2003. S. 48-54.

9 Vgl. http://sydney.edu.au/arts/art_history_film/staff/tberghuis.shtml.

10 ALPERS, Svetlana: “Rembrandt’s Enterprise – The Studio and the Market“, Chicago, 1988.

11 Rembrandt van Rijn: „Die Anatomiestunde des Dr. Nicolaes Tulp“, 1632, Öl auf Leinwand, 216 x 162 cm, Rijksmuseum Amsterdam.

12 Vgl.: http://www.zhanghuan.com

Zhang Huan, 1/2, 1998, Sammlung Cserni Zhang Huan, Foam, Sammlung Cserni Zhang Huan, Ash Buddha

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Fujiko Nakaya, Nuages de Mer, Lille Fantastic, Bahnhof Lille Europe (Frankreich)

FujiKo naKayaneBel MaCHT glüCKliCHCLAUS FRIEDE

„Luft ist die Quelle allen Lebens, das Atmen, der Le-bensatem der Erdatmosphäre. Deshalb trägt sie so viel Poesie in sich.“ Fujiko Nakaya

Im Jahr 1961 zeigte der französische Künstler Yves Klein in seiner Ausstellung „Monochrome und Feuer“ im Kre-felder Haus Lange1 eine zwei Meter hoch in die Luft schießende Feuerfontäne. Sein Wunsch nach immateri-ellen Wirkungen der Kunst steht in enger Verbindung zu seiner Idee körperlicher Selbstdisziplin, Körperbeherr-schung und Konzentration. Klein war über den Judo-Sport eng mit der japanischen Grundauffassung von Geist- und Körperbeherrschung verbunden. Im Jahre 1952/53 reiste er nach Japan um den höchsten Judo-Dan zu erreichen. Die Verbindung von Immaterialität und körperlicher Disziplin ist im Land der aufgehenden Sonne mit einer sehr langen gesellschaftlichen Tradi-tion verbunden. Das zeigt sich nicht allein im Zusam-menspiel von religiöser meditativer Konzentration und Kampfkunsttechniken, sondern insbesondere auch in den Künsten. Der Begriff der Meisterschaft hat in Japan

nie allein einen handwerklichen Aspekt, sondern immer zugleich auch ein großes geistiges Gewicht. Das Resul-tat aus dieser Kombination brachte der Kunst und dem Handwerk eine unverwechselbare, punktgenaue, ästhe-tische Reduktion auf das Wesentliche, die im Westen erst im 20. Jahrhundert in vergleichbarer Gestalt Einzug halten konnte.

Permanente Veränderung ist in dieser „Kultur der Reduktion“ ebenso verankert wie die Kreisläufe vom Entstehen und Vergehen.

Diese japanische Grundhaltung ist für eine Künst-lerin von Wichtigkeit, die in Europa leider zu selten ein-geladen ist und zu wenig Aufmerksamkeit erhält: Fujiko Nakaya. Ihre Nebel- und Wolkenskulpturen beziehen sich gleichermaßen auf asiatische Landschaftsmalerei, nordamerikanische Land-Art und Landschaftsarchitek-tur. Die 1933 in Sapporo geborene Künstlerin ließ erst-mals, anlässlich der Weltausstellung 1970 in Japans zweitgrößter Stadt Osaka, ein Wasserdampfgerät entwi-ckeln, das Nebel so stark produzierte, dass die örtliche Feuerwehr von einem Brand ausging.

„E.A.T. – Experiments in Art and Technology, der

„Pepsi Pavillon für die Expo „70“ war in erster Linie ein Experiment, bei dem es um die Zusammenarbeit und die Interaktion zwischen Künstlern und Ingenieuren ging. Ziel war es, die verschiedenen Feedbacksysteme, die zwischen den ästhetischen und den technischen Auswahlmöglichkeiten bestehen, sowie die Vermensch-lichung von technologischen Systemen zu untersuchen. [...] Die innere Kuppel des Pavillons – bei der die Zu-schauer in echte drei-dimensionale Bilder, die durch Spiegelreflexionen erzeugt wurden, sowie in auf den Raum wirkende elektronische Musik eintauchten – lud den Betrachter ein, einzeln und gemeinsam an dem Er-lebnis teilzuhaben, anstatt das Werk als eine festgelegte Abfolge von vorprogrammierten Ereignissen aufzufas-sen. Der Pavillon gab Besuchern die Freiheit, sich ihre eigene Realität aus den Materialien, den Arbeitsabläufen und den Strukturen zu formen, die von ihren Erzeugern in Bewegung gesetzt wurden.“2

Kunst und Technologie gehen ein bedeutungsvol-les Beziehungsgeflecht ein. Die Technologie schafft überhaupt erst die Voraussetzung der künstlerischen Umsetzbarkeit.

Wasser wird mit hohem Druck versprüht. Durch spezielle Nebeldüsen des in der Schweiz entwickel-ten „TheFogSystem“3 wird Wasser in kleinste Par-tikel zerstäubt. Durch die Übersättigung der Luft mit Feuchtigkeit kondensiert das Wasser und wird als Nebel sichtbar. Windverhältnisse, Temperatur und die relative Luftfeuchtigkeit der Umgebung bestimmen die Intensität der Nebelbildung.

Die feinen, mikroskopisch winzigen Wassertröpf-chen ziehen im Außenraum je nach Witterungsbedin-gungen als Schwaden und Wolken von dannen und lösen sich schließlich auf. Die amorphen, zeitlich be-grenzten „Skulpturen“ sorgen für stimmungsvolle Bilder, mittels der Simulation eines Naturphänomens.

Für Nakaya ist die Nebel- und Wolkenskulptur aller-dings weit mehr als technische Raffinesse. Ihr kommt es auf die Inhalte, Bezüge und besonders auf interkulturelle Brücken an. Ihre poetischen Titel und Kommentare zu den Arbeiten beweisen eine Nähe zur Literatur. Werke wie „Earth Talk“ (1976), „Tales of Ugetsu“ (2008), „Cloud Forest“ (2010) und „Fog over Asuka breathes with an-cient life“ (2011) zeugen davon.

Die Zusammenarbeit mit der amerikanische Tän-zerin und Choreographin Trisha Brown entwickelte 1980 auch ein genreübergreifendes künstlerisches Universum4.

Ebenso die Kooperation mit einem der „Dump Type“5-Gründer, Shiro Takatani6, brachte sie in die künst-lerische Auseinandersetzung mit Tanz, elektronischer Musik und experimentellem Theater.

2001 entstand die erste gemeinsame Arbeit „IRIS“ im spanischen Valencia zur 1. Biennale. 2010 die letzte im südjapanischen Yamaguchi Center for Arts and Media, mit dem Titel „Cloud Forest“ – kreiert für Außen- und Innenräume.

„Die Natur hat mit ihren unbegrenzten Möglichkei-ten, der wahrnehmbaren Simultanität eines vollstän-digen und partiellen Chaos’ einzigartige Potentiale“, erklärt Takatani7. Die gebogene Nebelwand von Fujiko Nakaya diente in Valencia gleichzeitig als Skulptur und Projektionsfläche von Bildern, die einen ganzen Tag in Zeit und Raum darstellen sollten. Die Besucher spürten alle Phänomene zeitgleich: Sonnenlicht, Wind, Kunst-licht, chaotische Strukturen der Nebelschwaden und sie hörten eine präzise Musikchoreographie. Materia-lität und Immaterialität verschmolzen zu einem großen poetischen Gesamtwerk.

Mit der Medienkünstler- und Architektengruppe „doubleNegatives Architecture“8 (dNA) ging sie 2008 ebenfalls eine sinnhafte Verbindung zur Yokohama Trien-nale ein: dNA beschäftigt sich mit Prozessen und Instru-menten zur Erfassung des Raumes als eigene Architektur. „Ihre Arbeiten beinhalten ein Spektrum von Installationen, Software und architektonischem Design“9. Die Künst-ler von dNA programmierten für Nakayas Werk „Foggy

Forest“ die Nebelmaschinen so, dass sich in Yokohamas Skulpturenpark architektonische Gebilde auftürmten.

Bei all der technischen und naturhaften Orientie-rung umfasst das Werk Nakayas zudem Nuancen eines größeren sozialen, psychologischen und informativen Systems.

• Die Nebelskulpturen sind soziale Orte des gemeinsa-men Erlebens.

• Wasserdampf hat heilende Effekte und wirkt positiv auf Haut, Atmung und Seele. Das geht soweit, dass man in der Heilmedizin euphorische Zustände im Wasserdampf bei Patienten feststellen kann – das weiß die Künstlerin genau und bezieht sich auch in ihren Kommentaren darauf. Gepaart mit dem Ort des künstlerischen Geschehens findet die psychologische Relevanz ihren wörtlich verstandenen Niederschlag im Publikum.

• Als Tochter eines Wissenschaftlers (Physiker, Kris-tallologe und Meteorologe) ist Nakaya nicht nur an den künstlerischen Thematisierungen von Wolken und Nebeln interessiert, sie verfügt auch über die entspre-chenden Verbindungen zu den relevanten naturwis-senschaftlichen Disziplinen.10 Das naturmimetische Verfahren beruht in ihrer Kunst auf Kybernetik, tech-nischem Fortschritt und Simulationsvermögen.

Zusammengefasst kann es der Künstlerin, die in die-sem Jahr ihren 80sten Geburtstag feiert, nicht um ein fertiges und vor allem abgeschlossenes Werk-Ergebnis gehen, sondern vielmehr um unterschiedlich wirkende Prozesse, die jeweils sich nicht gleichende Formen her-vorbringen. Vollständig erfassen kann man das jeweilige Kunstwerk als Individuum auch aus diesen Gründen nie, selbst aus der Distanz nicht. Egal wohin man schaut, die Besucher genießen die

Nebelwerke, ob als Kind oder Erwachsener. Die Kunst von Fujiko Nakaya hat den wunderbaren Effekt: sie macht glücklich!

Beispiele von Arbeiten in europa:2009 „Environment 2.0“, Art Futuresonic

Festival - CUBE (Centre for the Urban Built Environment), Manchester (UK)

Museo Guggenheim de Arte Moderno y Contemporáneo, Bilbao (Spanien)

2011 OK Offenes Kulturhaus, Linz (Österreich)2012 Nuages de Mer, Lille Fantastic, Bahnhof Lille

Europe (Frankreich)2013 Prés du Goualoup, Centre d’Arts et de Nature,

Chaumont-sur-Loire (Frankreich)

1 Vgl.: WEMBER, Paul: „30 Jahre durch die Kunst“, Band 1, Haus Lange Krefeld, 1985, S. 27.

2 PARKER Randall, “The Pepsi Pavilion: Laboratory for Social Experimentation”, in: Jeffrey Shaw/Peter Weibel (Hg.), Future Cinema. The Cinematic Imaginary after Film, Cambridge, MA/ London, 2003, S. 145.

3 Vgl. http://www.thefogsystem.com/de/home.html4 Trisha Brown und Fujiko Nakaya, „Opal Loop / Cloud Perfor-

mance #72503,“ New York, 16. Juni 1980.5 Vgl. http://dumbtype.com/6 Vgl. http://shiro.dumbtype.com7 Vgl. http://www.epidemic.net/en/art/takatani/index.html8 Vgl.: http://doublenegatives.jp/9 Zitat aus Katalog der Transmediale 2009, Berlin.10 Vgl.: GLEININGER, Andreas: „...breathing the atmosphere“, Ka-

pitel im Aufsatz in „Von Spiegeln und Wolken und platonischen medienexperimentellen Raumkonzepte im 20. Jahrhundert“, Basel, 2008. S. 45 ff.

Fujiko Nakaya, Cloud Parking in Linz, 2011, Höhenrausch.2,OK Offenes Kulturhaus, Linz

„Kunst ist inzwischen zu einer etab-lierten Institution geworden. Sie ist nicht länger etwas, was man anfassen kann oder vielleicht gar nicht anfassen soll. Meine Arbeiten kann man be-treten, man kann sie anfassen, in sie eintauchen. Sie stimulieren auch die übrigen Sinne, also sämtliche Sinne.“

Fujiko Nakaya

Fujiko Nakaya, Nebelskulptur, YCAM, Yamaguchi city, Japan

Fujiko Nakaya, Nebelskulptur, Skulpturengarten der australischen Nationalgalerie, Canberra

Fujiko Nakaya, Nuages de Mer

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02 / 2013 KUNST live live KUNST 02 / 2013

Kunst lesen kann, folgendes: „Es haftet dieser Kunst etwas Kathartisches an: Wer sich darauf einlässt, wird innerlich vermint. Was als Spuren erinnerter Vergan-genheit erscheinen mag, ist andererseits keine bloße Sedimentierung des Gewesenen. Vielmehr entpuppt sich diese Kunst als subversive Strategie, die die in ge-sellschaftlichen Alltagsverkrustungen eingeschlossenen Bilder gleichsam lossprengt, um eine „a-perspektivische Sicht“ (Jean Gebser) auf die je und je verlustig gehende Gegenwart freizumachen.“ 3

Die Gegenüberstellung dieser verschiedenen künstlerischer Positionen in der Sammlung Cserni erzeugen jenes Spannungsmoment, welches explizit in der Thematik dieser Auseinandersetzung mit dem Körper vorhanden ist – physische und psychische Gren-zerfahrungen der Künstler werden ausgelotet. Letztere trifft auch für die Betrachter und Besucher von Perfor-mances zu.

Als nicht-österreichische Position sind zwei Werke des chinesischen Künstlers Zhang Huan in der Samm-lung vertreten, wobei die Verwendung des eigenen Körpers als Träger politischen Statements bei Zhang Huan exemplarisch zu lesen ist. Er stellt sich dieselbe Frage wie die Aktionisten – bei ihm im globalen Zusam-menhang von Immigration und politischer Repression, bei den Aktionisten in einem österreich-spezifischen Kontext: Welchem Leidensdruck ist der Mensch ausge-setzt aufgrund der gegebenen politischen und sozialen Bedingungen, in die er hineingeboren ist?

Was in diesen Werken behandelt wird, ist nichts weniger als die Frage nach der Conditio Humana am Ende des 20. und am Beginn des 21. Jahrhunderts.

zur sAMMLunG cserniDie Sammlung Cserni hat ihren Fokus auf die österrei-chische Kunst ab den 1960er Jahren. Franz Cserni, der selbst in seiner langjährigen malerischen Tätigkeit ein beachtliches Oeuvre geschaffen hat, übertrug seine Lei-denschaft für die Kunst auf seinen Sohn Martin. Beide gemeinsam haben im Laufe von über 20 Jahren eine umfangreiche Sammlung österreichischer Kunst zusam-men getragen. Die Qualität der Sammlung Cserni beruht nicht auf einem kunstgeschichtlich-wissenschaftlichen Zugang, noch auf einem spekulativen Blick auf die marktetablierte Kunst, sondern es sind vielmehr die persönlichen Zugänge der Sammler, ihr persönlicher Blick auf künstlerische Zusammenhänge und die teils jahrelangen Freundschaften zu den Künstlern, die die Sammlung prägen. Neben Vertretern der zeitgenössi-schen Kunst aus Österreich finden sich in der Sammlung auch Werke u.a. von den deutschen Künstlern Martin Kippenberger und Jonathan Meese sowie dem Chine-sen Zhang Huan.

1 EDLINGER, Thomas: „Die Suche nach Sichtbarkeit. Was wollen Helnweins Bilder?“, in: Gottfried Helnwein. Face it, Ausst.-Kat., Kunstmuseum Lentos Linz, Christian Brandstätter Verlag, 2006.

2 Vgl.: GEHRMANN, Lucas: „Zur Sammlung“, in: Sammlung Cserni. Österreichische Kunst von 1960 bis zur Gegenwart, Folio Verlag, Wien, 2011. S. 38.

3 LACHMAYER, Herbert: „Vorbemerkung“, in: Zum Ende des 20. Jhdts. Redl - Reisinger, Ausst.-Kat., 1992, S. 3

BoDy nexT To BoDyaspeKTe Des KöRpeRs in DeR saMMlung CseRniCLAUS FRIEDE

Die österreichische Kunst der Nachkriegszeit, vor allem in Verbindung mit dem Wiener Aktionismus, hat einen starken Fokus auf den Körper. Dieser Fokus bildet auch einen der Schwerpunkte in der Sammlung Cserni. Die Körperwahrnehmung und die Auseinandersetzung mit dem eigenen Ich, der eigenen Psyche ist eine Tendenz in der österreichischen Kunst, die bis heute spürbar ist und weiter wirkt. Durchgängig bei allen auch noch so unterschiedlichen Positionen – beginnend in den 1960er Jahren und weiterführend bis heute – ist die Wahrneh-mung des Körpers als Erfahrungsraum im Sinne eines privaten wie auch öffentlich-politischen Körpers sowie die Verwendung des Körpers als künstlerisches Medium und Material selbst.

Der Wiener Aktionismus reagierte Ende der 60er-Jahre mit seinen Vor- und Aufführungen sowie Performances gegen die repressiven gesellschaftlichen Zustände im Nachkriegsösterreich und suchte bewusst die Konfron-tation mit tradierter, staatlicher und kirchlicher Autorität. Über drastische Ausdrucksweisen und aggressive Ta-buverletzung wurden einerseits Mechanismen offener und vor allem versteckt-unterdrückter Grausamkeit und Perversion in der bürgerlichen Gesellschaft dargestellt, andererseits wurde eben diese Gesellschaft damit scho-nungslos schockiert. Die zentralen Protagonisten des Aktionismus waren Günter Brus, Otto Mühl, Hermann Nitsch und Rudolf Schwarzkogler. Sie arbeiteten nur kurze Zeit zusammen und nach 1970-71 trennten sich die künstlerischen Wege der Gruppe schon wieder. Die

Wirkung dieser Strömung war jedoch für viele Entwick-lungen der österreichischen Kunst seit den 1960er Jah-ren mitentscheidend.

Arnulf Rainer bezeichnete die Übermalungen der Fotos vom eigenen Körper als „Reproduktionen des mir noch nicht bekannten Ichs“ und formulierte weiter: „Ich bewege und verwandle mich permanent als Leib, Körper und Seele.“ Das Arbeiten mit dem eigenen Kör-per, die Überarbeitung von Fotos des Körpers tritt bei Rainer gleichermaßen auf. So steht er als charakteristi-sche Position österreichischer Kunst in Verbindung zum Aktionismus wie auch zur informellen Malerei.

Aus der gleichen Generation kommend wie Rainer erforschten Maria Lassnig, Franz Ringel, Valie Export und Bruno Gironcoli den Körper als fragile Ich-Hülle, als gefährtetes Wesen in der modernen Gesellschaft des 20. Jahrhunderts. Valie Export wurde zu einer zentralen Figur der feministischen Kunst, Gironcoli entwickelte

in seinen raumgreifenden Objekten ein neues Bild des Menschen zwischen Körperlichkeit und Maschine, Rin-gel arbeitete am psychischen Körperportrait im Sinne Freuds. Franz West, als Vertreter der nächsten Genera-tion und Schüler von Bruno Gironcoli, schuf mit seinen benutzbaren „Passstücken“ Objekte, die psychische Befindlichkeiten und Neurosen regelrecht sichtbar ma-chen. Seine Gips- und Pappmacheobjekte folgen zwei

Aspekten von Körperlichkeit: die Anwesenheit des Kör-pers während der Benutzung und die Abwesenheit, die sich quasi den Körper immer zu dem Objekt denkt, weil sie sonst lediglich reines Instrumentarium sind, aber nicht Werk.

Gottfried Helnwein, der in den 1970er-Jahren mit schockierenden Plakatsujets auftritt, nimmt als

Außenseiter eine spezifische Rolle in der österreichi-schen Kunst ein, allerdings hat auch er schon früh Affi-nitäten zum Aktionismus. Er thematisiert das Individuum als das von äußeren gesellschaftlichen Zwängen malträ-tierte und damit leidende Wesen. „Mit dem Thema der Leidensdarstellung hat sich Gottfried Helnwein seit jeher beschäftigt. In den 1970er- und 80er-Jahren setzte er häufig auf den spektakulären Schock der Übertreibung, auf Provokation, auf groteske Formen und grimassie-rende Mimik von gequälten Individuen. Diese schrien, teils fratzenhaft verzerrt, teils bandagiert und mit chir-urgischen Klammern festgezurrt wie einst der Aktionist Rudolf Schwarzkogler ihr Leid an der Welt hinaus, wobei Helnwein (der sich in ähnlichen Posen auch oft selbst porträtierte) deren Leidensdruck häufig mit der Erblast von Nationalsozialismus und Katholizismus und dem autoritär-repressiven Klima des Nachkriegsösterreich im Bild verknüpfte“, schrieb der Kurator Thomas Edlin-ger 2006 1. Mit dem Triptychon „Das stille Leuchten der Avantgarde“ bezieht sich Helnwein auf Caspar David Friedrichs Gemälde „Das Eismeer“. Er stellt der Repro-duktion dieses Bildes zwei Selbstbildnisse mit blutrot

eingefärbten Kopf- und Augenbandagen zur Seite – erblindete/geblendete Betrachter also, zugleich per-sonifizierte Zitate aktionistischer Körper-Interventionen.2

Von hier aus lässt sich weiter eine Verbindung her-stellen zu aktuellen künstlerischen Positionen wie Elke Krystufek, TOMAK, Christian Eisenberger, Thomas Redl und Karl Karner. Immer tritt bei dieser jungen Genera-tion das einzelne menschliche Wesen als Subjekt auf, daß in Vibration gehalten wird durch die eigene innere Spannung sowie durch die permanent prekären gesell-schaftlichen Bedingungen. Der renommierte Kulturwis-senschaftler und Kurator Herbert Lachmayer schreibt in einem Text zur Arbeit von Thomas Redl, welchen man auch stellvertretend für viele Positionen österreichischer

Arnulf Rainer, O.T., 1974

Hermann Nitsch, Das Orgien Mysterien Theater, frühe Aktionen, 1966-69

Günter Brus, Ansteckende Kopfkrankheit, 1988

Thomas Redl, aus der Serie Liebling, 2009

Karl Karner, Körperlichkeiten und Virtuosität, 2009

Franz West, O.T., 1995-96

TOMAK, Zyklus 6 (03) - Vernichtungen, 2011

Bruno Gironcoli, Werkskizze

Gottfried Helnwein, Das stille Leuchten der Avantgarde, 1986, Triptychon

Aktuell wird eine Auswahl der Sammlung Cserni unter dem Titel „body next to body“ im Kunst-forum Markert Hamburg, Droopweg 31 gezeigt. Zu sehen bis 23. 6. 2013. Öffnungszeiten nach Vereinbarung unter:www.kunstforum-markert.de

Parallel dazu werden bei CSERNI live, Schotten-ring 14 in 1010 Wien neue Arbeiten von TOMAK – Posterboy of Antikunst gezeigt. Zu sehen bis 7. 7. 2013.www.cserni.at

sAMMLunG cserni

ÖSTERREICHISCHE KUNST VON 1960 BIS ZUR GEGENWART

Der Band präsentiert erstmals Werke der Sammlung Cserni – beginnend mit den 1960er-Jahren, dem Wiener Aktionismus, Malereien der 1980er und 1990er Jahre bis hin zu Positionen aktueller Kunst. Im umfangreichen Bildteil werden ausgewählten Arbeiten in großformatigen Abbildungen gezeigt. Begleitet wird der Bildteil von drei Essays der Autoren Peter Keicher, Lucas Gehrmann und Florian Steininger. Ein Interview mit Franz und Martin Cserni schafft einen Einblick in die Entstehungsgeschichte der Sammlung und in die persönliche Motivation der Sammler.

Folio Verlag, Wien 2011, Ö ISBN 978-3-85256-590-3www.folioverlag.com

Wenn man sich mit den Gedanken, mit denen sich Künstler auseinandersetzen, beschäftigt,findet man Überlegungen, die nicht den Zeittönen unserer Gesellschaft entsprechen. Das sind Gedanken, die ausbrechen oder dem Heute vorausgehen und uns vielleicht in ein paar Jahren einholen. Franz Cserni

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02 / 2013 KUNST live live KUNST 02 / 2013

Die Tradition von Kunstausstellungen in unterschied-lichen Räumen der Markert Gruppe in Hamburg und Neumünster (Schleswig-Holstein) besteht bereits viele Jahre. Was zunächst in unregelmäßigen Abständen und verschiedenen räumlichen Situation im Unternehmen begann, ist mittlerweile auf einem professionellen Ni-veau der Kunstpräsentation angekommen.

Das Kunstforum Markert, in Hamburgs Osten ge-legen, wurde Anfang 2006 gegründet und bietet bil-denden Künstlerinnen und Künstlern auf verschiedene Weise Förderungen und Ausstellungen an. Die Unter-nehmensleitung und die Familie Markert hat sich bereits vor Jahrzehnten entschlossen, tatkräftig und zielgenau Künstler zu unterstützen.

In der obersten Etage des ehemaligen Fabrikgebäu-des der Markert Gruppe in Hamburg-Hamm befinden sich großzügige Räumlichkeiten, in denen regelmäßig kuratierte Ausstellungen stattfinden. Seit 2010 ist der Hamburger Ausstellungsmacher und Kulturmanager Claus Friede mit der Kuration betraut.

Mit den vier jährlichen Ausstellungen werden zwei Ziele verfolgt: Das Präsentieren von jungen, noch un-bekannten Künstlern, die bislang noch wenig Möglich-keiten hatten ihre Werke zu zeigen. Den Künstlern wird jedoch die Möglichkeit gegeben – nicht allein ihre Werke zu präsentieren und zu verkaufen – sondern auch durch die Publikation eines Katalogheftes ihr Werk während und nach der Ausstellung einem großen Publikum be-kannt zu machen. Die Druckkosten für Kataloge, Plakate und Einladungen sowie für die Vernissagen und Sonder-veranstaltungen übernimmt die Markert Gruppe. Diese Aktivitäten stehen nicht in Konkurrenz zu ansässigen Galerien, im Gegenteil, die Förderer wünschen sich, dass diese aufmerksam auf die Künstler werden und sie in ihr Programm übernehmen. Das ist in einigen Fällen auch bereits geschehen.

Ein zweites Ziel ist es, Kunst in der Hansestadt zu präsentieren, die bereits im internationalen Kontext für Aufmerksamkeit gesorgt hat, aber in Deutschland noch unbekannt ist. Häufig handelt es sich auch um The-menausstellungen, die virulente gesellschaftliche und künstlerische Fragen aufgreifen.

So wurden in den letzten Jahren unter anderem folgende Ausstellungen gezeigt: “Zwischenreich” – der Maler Klaus Fußmann wählte einige seiner Studenten zu dieser Ausstellung aus und präsentierte die jungen

Künstler erstmalig einer breiten Öffentlichkeit. “Present Memories” widmete sich Erinnerungsphänomenen der Kindheit und Jugend und deren heutigen Decodierungs-möglichkeiten. Der Künstler Gerwin Eipper tat dies mit Fotografie und Installationen, der Maler Hieronymus Proske mit Bildern der Unschärfe und Verschwommen-heit und die Malerin Viola Matthies mit Zeichnungen und Acrylbildern aus der eigenen Kindheit und Jugend. Die Schau “Geänderte Dialektik” mit Maler Marcel Petry und der litauischen Malerein Egle Otto beschäftigte sich mit Verschiebungen von inhaltlichen Gesprächführungen in der Kunst und die “Historische Unvermeidbarkeit” des Malereiprofessors Armin Mühsam, der das “Institute of Painting” an der Missouri State University leitet, hínter-fragt unseren Umgang mit Leben, Natur und Landschaft. Und schließlich präsentierte Till Nowak im Kunstforum Markert seine multimedialen Welten mit der Ausstellung “A Lot Of Civilisation”. Die Werke sind mittlerweile in den Museen und Galerien in Seoul, Salzburg, München und Tokio zu sehen.

Die Aktivitäten des Kunstforums Markert begreifen sich als zielgerichtetes, nachhaltiges und anhaltendes Spon-soring für den Bereich Bildende Kunst. Darüber wirkt das kommunikative Engagement der Markert Gruppe einerseits unternehmensintern in Richtung der Mitar-beiter als auch in den Kundenkreis sowie gesellschaft-lich in die Kunst- und Kulturszene Norddeutschlands hinein. Die Nachhaltigkeit und Verantwortung gegen-über den Künstlern zeigt sich auch darin, dass auf der Facebook-Seite des Kunstforums Markert zukünftige Ausstellungen und Aktivitäten der einmal Ausgestellten weiter kommuniziert werden.

KunsTFoRuM MaRKeRTHaMBuRg

Für die hohe unternehmerische Bereitschaft, Kunst zu fördern und gesellschaftliche Mitverantwortung zu übernehmen, für den Erhalt und die aktive Gestaltung eines lebendigen und zukunftsorientierten Kulturlebens, dafür steht die Markert Gruppe. Der Unternehmer Klaus Markert arbeitet selbst als Maler und hat im Laufe vieler Jahrzehnte ein viel beachtetes Werk geschaffen. Eine Auswahl finden Sie auf der Homepage ebenso wie die Aktivitäten und vergangenen Ausstellungen.

www.kunstforum-markert.dewww.facebook.com/pages/Kunstforum-Markert/163360883754649?ref=hl

till nowak, A Lot Of Civilisation, Foto: Till Nowak

CLAUS FRIEDE

Blick in die Ausstellung Present Memories, Foto: Felix Borkenau

RoTeR TeppiCH FüR junge KunsTWien

Die iDee Der Rote Teppich für junge Kunst ist kein einmaliger Kunstpreis, sondern ein För-dersystem über viele Jahre. Unter dem Credo „Gemeinsam groß werden“ ist der Rote Teppich Partnerschaften mit Fir-men und Organisationen eingegangen, die Leitsätze wie „Wer, wenn nicht wir?“ und „Wann, wenn nicht jetzt?“ nicht nur verstehen sondern leben.

Aber alles von Anfang an. Denn auch der Rote Teppich für junge Kunst hat sei-nen Ursprung und entstand sozusagen aus einer Zwangsläufigkeit: Wir schrei-ben das Jahr 2008, die ökonomische Krise ergreift zusehends die Kunstszene. Besonders für junge Künstlerinnen und Künstler wird es immer schwieriger sich am Kunstmarkt einen Platz zu erkämp-fen und so ihre eigene Zukunft und damit ihre Kunstproduktion zu sichern. Für viele stellt insbesondere der Übergang vom Studium in die Praxis eine Hürde dar, die sich in einer Zeit, in der sich die Sponsoren bedeckt halten und staatliche Förderungen ungewiss erscheinen, als unüberwindlich erweisen kann. Da hatte der Künstler Manuel Gras die zündende Idee.

Zusammen mit Marcus Schober und Karl Kilian wird Anfang 2009 ein neuer Wiener Kunstpreis ins Leben gerufen, welcher – zumindest für die 4 (!) Preis-trägerInnen und 30 Finalisten jährlich – das Loch zwischen Studienabschluss und Einstieg in den Beruf des Künstlers überbrückt. Der Kunstpreis widmet sich speziell der Förderung und dem gezielten Aufbau Studierender der österreichischen Kunstuniversitäten und Autodidakten. Er ist dabei nicht bloß eine einmalige Unterstützung, sondern fördert seine PreisträgerInnen über mehrere Jahre mit Ankäufen, Einzel- und Gruppenausstel-lungen in den verschiedensten Kontex-ten im In- und Ausland, der Präsentation auf internationalen Kunstmessen wie der THE NEW – VIENNAFAIR, PR und Kon-taktvermittlung uvm.

Auf diesem soliden Fundament er-richteten die Organisatoren über die Jahre diverse neue Projektkonstrukte,

die mit den Erfolgen des Kunstpreises stetig mitgewachsen sind:

reD cArPet shOWrOOM kArLsPLAtz Am 17. Mai eröffnete dieser von Theresa Geyer entworfene Hotspot für zeitgenös-sische Kunst in der Übergangspassage zwischen den U-Bahnlinien U4, U1 und U2 tief in den Eingeweiden des größten Verkehrsknotenpunktes von Wien mit einer Installation von Olivier Hölzl. Ein Hö-hepunkt wird die Ausstellung „Tower of Power – Architektur ohne Limits“ im Juni 2013 darstellen, die von rund 350.000 Gästen pro Woche wahrgenommen wer-den wird und einen wichtigen Programm-punkt des WIR.SIND.WIEN –FESTIVAL DER BEZIRKE darstellt.

rePrODuktiOnen & 7 AteLiers Die Konzeptreihe „Reproduktionen“ wird am 12.06.2013 bereits zum zweiten Mal im Rahmen des WIR.SIND.WIEN – FES-TIVAL DER BEZIRKE gezeigt. Im Palais Kabelwerk wird Bildende Kunst, die sich selbst neu erfindet, indem Künstler aus-gestellte Werke von Kollegen live repro-duzieren, von Performancekünstlern und Tänzern akzentuiert. Dieser „Junge Kunst – Parcours“ wird inszeniert von Jasmine Falmbigl und Raffaela Gras.

Auch die Ausstellungsreihe „7 ATE-LIERS“ findet auf Grund ihres Erfolges erneut statt. Gezeigt werden in Koope-ration mit dem Haus Gras und der Ga-lerie Hrobsky nicht nur Kunstwerke und Künstler, sondern gleich die gesamten Ateliers von sieben Künstlern, welche für die Dauer der Ausstellung in neue Räum-lichkeiten übersiedeln.

FOrc – Friends of red carpetDas Projekt „Friends of Red Carpet“ ist – um es Neudeutsch zu formulie-ren – ein Spin-Off des Roten Teppich und thematisiert das zeitgenössische Kunstwerk unter dem Zeichen der Re-produzierbarkeit. In Kooperation mit den Projektpartnern Philips und dem Kran-kenkassenanstaltenverbund werden Re-produktionen von Kunstwerken junger Künstlerinnen und Künstler in Kranken-anstalten, Sozialmedizinischen Zentren und Spitälern gezeigt.

Nebst all diesen laufenden Projek-ten liegen den Organisatoren des Roten Teppichs bereits dutzende Blueprints von neuen Konzepten vor, die schon auf den Spatenstich warten.

Melden Sie sich auf www.roterteppich.at für unseren Newsletter an und besuchen eine der knapp 30 Ausstellungen 2013.

Wir fördern nicht kurzfristig, sondern bauen die Zukunft mit auf!

Kirsten Borchert, Abstract Grammar 1 Thomas Gänzsler, Betrieb III

Catharina Freuis, Korridor Anemona Crisan, O.T.

Manuel Gras, Tower of Power

Schauraum Roter Teppich für Junge Kunst

Diskussionsrunde im Kunstforum Markert, Foto: Felix Borkenau Agnes Prammer, DanielFotocredits: Manuel Gras und bei den KünstlerInnen

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CseRni & KRönCKe HaMBuRgneuer standort, neues leistungsangebot

Mit dem Standortwechsel der CSERNI Wohnen GmbH Hamburg und der damit verbundenen Übernahme der Kröncke Hamburg GmbH präsentiert sich die CSERNI Group künftig mit einem erweiterten Leistungsangebot mit exklusivem Showroom im Zentrum von Hamburg.

Ob für luxuriöse Wohnprojekte, Bürokomplexe sowie Gastronomie und Hotellerie: CSERNI steht für die Entwicklung und Realisierung zeitloser, funktioneller sowie stilvoller und hochwertiger Interiorkonzepte, die die Gesamt- und Ausführungsplanung, den Möbelent-wurf, die Farb- und Lichtkonzeption sowie die Auswahl der Accessoires und Artworks beinhaltet. Von exklusi-ven Eigenmöbelkollektionen über exquisite Custom De-signs bis hin zu komplexen Raum- und Wohnkonzepten im High-End-Sektor ist alles möglich.

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ERÖFFNUNG: 12. JUNI 2013, 18:00 UHR Cserni & Kröncke GmbH Mittelweg 175, 20148 Hamburg Tel: +49 40 41469955, [email protected]

eRöFFnung BoDy nexT To BoDy, KunsTFoRuM MaRKeRT HaMBuRg

BausTelle neue WiRTsCHaFTsuniveRsiTÄT, Wien von zaHa HaDiD

Am 16. Mai wurde im Kunstforum Markert in Hamburg die Ausstellung body next to body – österreichische Kunst aus der Sammlung Cserni eröffnet. Klaus Markert begrüsste die zahlreichen Gäste. Die Kuratoren der Ausstellung Claus Friede und Thomas Redl sprachen die einführenden Worte. Die Ausstellung zeigt einen Über-blick über österreichische Kunst von den 1960er Jahren bis heute mit Fokus auf

die Auseinandersetzung mit dem Körperlichen. Neben Arbeiten von Nitsch, Brus, Rainer, Grioncoli, Ringel, West, Helnwein wurden auch jüngere Positionen gezeigt – Bilder und Objekte von Karl Karner, TOMAK, Laura Stadtegger. Zwei Arbeiten vom chinesischen Künstler Zhang Huan bildeten in der Ausstellung das exotische vis à vis. Die Schau ist bis zum 23. Juni zu sehen.

Michael Kröncke, Martin Cserni, Andreas Dornik im neuen Showroom Hamburg. Fotos: © Thomas Redl, © Klaus Frahm

Gesamtansicht des Showroom Hamburg. Foto: © Klaus Frahm

Besichtigung der Baustelle Wirtschaftuniversität Neu – Learning Centers (LC).Architektur und Möbeldesign: Zaha Hadid Im Rahmen des Großprojekts neue WU Wien, Bereich Learning Center bekam CSERNI den Auftrag für die Umsetzung der von Zaha Hadid entworfenen Empfangspulte und

Wandverkleidungen. Präzise geplant und aus funktionellen Oberflächenmateria-lien angefertigt, werden die Möbel im Headquarter der CSERNI Group in Fehring (Steiermark) angefertigt, wo CSERNI über eine mit High-Tech-Produktionsanlagen ausgestattete Tischlerei verfügt.

sponsoRing liFe Ball, WienFür den Life Ball 2013 hat CSERNI die Sitzbänke entlang des Catwalks gesponsert.Dort trafen sich Rosemarie und Martin Cserni mit Renate und Gottfried Helnwein. Zwei Tage zuvor wurde Helnweins große Retrospektive in der Albertina Wien eröffnet.

Erlesene österreichische Weine aus der Steiermark, kulinarische köstlichkeiten und vieles mehr erwartet Sie in der CSERNi Bar.Buchbar auch für größere Events!

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live 02 / 2013

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Reduktion trifft Funktionalität