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Der Islamische Staat (IS) Entstehungskontext, Entwicklung und expansive Tendenzen 10.09.2015 von Lennart Biskup

Der Islamische Staat IS Entstehungskontext Entwicklung und expansive Tendenzen

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Der Islamische Staat (IS)

Entstehungskontext, Entwicklung und expansive Tendenzen

10.09.2015

von Lennart Biskup

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Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung……………………...........................................................................3

2. Entstehungskontext und Entwicklung des Islamischen Staates……………….4

3. Das Kalifat des IS im Irak und Syrien ………………………………………11

4. Analyse expansiver Tendenzen des IS ……………………………………....13

5. Fazit ………………………………………………………………………….20

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1. Einleitung

Spätestens seit die Organisation ISIS (Islamic State in Iraq and Syria) im Sommer

2014 im Irak und in Syrien durch signifikante militärische Erfolge weite Teile

dieser Staaten unter ihre Kontrolle bringen konnte, in der Folge in den eroberten

Gebieten ein islamisches Kalifat ausrief sich zum IS (Islamischer Staat)

umbenannte, bemühen sich Entscheidungsträger in Politik, Militär und

Geheimdiensten verstärkt, das Phänomen des IS besser verstehen zu können (vgl.

Hashim 2014: 69).

Die vorliegende Arbeit möchte zu diesem Verständnis beitragen, indem sie die

Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte des IS von der US-Invasion im Irak im

Jahr 2003 bis in die jüngste Vergangenheit hinein nachvollzieht. Dabei wird die

Analyse der Entwicklungen und Veränderungen der personellen Netzwerke des IS

und seiner Vorgängerinstitutionen aufgrund ihrer Komplexität lediglich in groben

Zügen behandelt und auf die wichtigsten Führungspersönlichkeiten beschränkt.

Im Vordergrund der Betrachtung steht vielmehr die Entwicklung der

Gesamtorganisation von ihren Wurzeln im Widerstand gegen die US-Besatzung,

über ihre Ausbreitung nach Syrien, bis hin zur Ausrufung des Kalifats. Da an

dieser Stelle davon ausgegangen wird, dass der IS nicht aus dem Nichts heraus

auftauchte (vgl. ebd.: 82), sondern seine Entstehung bestimmten sozio-politischen

Entwicklungen in der Region zu verdanken hat, scheint es zum besseren

Verständnis des Phänomens des IS unabdingbar, diesen spezifischen

Entstehungskontext samt seiner dynamischen (Weiter)-Entwicklung aufzuzeigen.

Grundlegend für diesen Arbeitsansatz ist dabei die Annahme, dass die Etablierung

und Ausbreitung des Islamischen Staates nicht zu verstehen sind, ohne eine

Analyse der komplexen Entwicklungen im Irak und in Syrien seit der US-

Intervention im Irak 2003 vorzunehmen (vgl. Isakhan 2015: 235).

Vicken Cheterian weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass Analysten von

extremistischen Bewegungen, neben dem sozio-politischen Entstehungskontext in

welchem diese entstanden und sich weiterentwickelten, auch die Ideologie der

entsprechenden Organisationen untersuchen müssten, um zu einem möglichst

vollständigen Bild über ihren jeweiligen Untersuchungsgegenstand kommen zu

können (vgl. Cheterian 2015: 107). Dementsprechend wird im Zuge der

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Betrachtung des Entstehungskontextes und der Weiterentwicklung des IS in dieser

Arbeit wiederholt Bezug zur Ideologie der Organisation genommen, deren

grundlegende Kenntnis zu einem besseren Verständnis des Verhaltens und der

strategischen Ausrichtung des Islamischen Staates beitragen soll.

Auf Grundlage der Analyse des wesentlichen Entstehungskontextes des IS, der

weiteren Entwicklung der Organisation, sowie ihrer grundsätzlichen Ideologie,

sollen letztendlich die außenpolitischen und strategischen Ziele des

selbsternannten Islamischen Staates deutlich gemacht und die Frage beantwortet

werden, ob und in welchem Umfang diese als expansiv angesehen werden

können.

Die vorliegende Arbeit ist dabei im Folgenden in vier Kapitel gegliedert, von

denen das erste die Entwicklung des IS und seiner Vorgängerorganisationen,

sowie den entsprechenden sozio-ökonomischen Entstehungskontext behandelt,

das zweite die Entwicklung und Ausbreitung des bestehenden IS-Kalifats im Irak

und Syrien darstellt und das dritte die expansiven Tendenzen des Islamischen

Staates analysiert. Die wesentlichen Ergebnisse der Arbeit werden abschließend

im letzten Kapitel noch einmal zusammengefasst.

2. Entstehungskontext und Entwicklung des Islamischen Staates

Die Wurzeln des IS lassen sich bis ins Jahr 2000 zurückverfolgen, als der

Jordanier Abu Musab al-Zarqawi die militante paramilitärische Gruppe Jamaat al-

Tawhid wal-Jihad (JTJ) gründete, deren ursprüngliches Ziel die Zerstörung der

hashemitischen Monarchie in Jordanien war. Nach der Okkupation des Iraks

durch die USA im März 2003 schloss sich Zarqawi mit seiner Gruppe jedoch dem

beginnenden Aufstand der irakischen Sunniten gegen die westliche

Besatzungsmacht an (vgl. Hashim 2014: 69f).

Die US-Invasion des Iraks führte, nach Afghanistan, zur Entstehung eines neuen

Schauplatzes des globalen Dschihad und Zarqawis JTJ zeichnete sich in diesem

Kontext als besonders radikal und brutal aus. Zarqawi wurde von einem

unbändigen Hass auf Schiiten im Besonderen und die säkularen arabischen

Regime im Allgemeinen getrieben, welche in seinen Augen von Ungläubigen

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geführt und nicht religiös legitimiert waren, und vertrat zur Umsetzung seiner

Ziele die Anwendung exzessiver Gewalt, auch gegen Zivilisten (vgl. Cheterian

2015: 109f). Die Grundzüge der späteren strategischen Ziele des IS im Irak und

darüber hinaus waren aus der Programmatik der JTJ bereits ersichtlich. Diese

umfassten neben der Vertreibung der US-Invasoren auch die Beseitigung der

irakischen Interims-Regierung, die Liquidierung von einheimischen US-

Kollaborateuren, die Vernichtung schiitischer Milizen, sowie die Errichtung eines

islamischen Staates nach den Gesetzen der Scharia im Irak und in anderen

arabischen Staaten (vgl. Hashim 2014: 69f).

Gegen Ende des Jahres 2004 schwor Zarqawi dem Al-Qaida Netzwerk unter

Osama bin Laden die Treue und assoziierte die JTJ mit Al-Qaida. Aus dieser

Kooperation entstand eine neue Organisation, genannt al-Qaeda in Iraq (AQI),

dessen Führer Zarqawi wurde. AQI führte die extrem gewalttätige Strategie der

JTJ fort und beging in den folgenden Jahren diverse blutige und brutale Anschläge

gegen US-Truppen, die irakischen Regierungsinstitutionen und irakische Schiiten

(vgl. Isakhan 2015: 231).

Auch die Ziele von AQI waren eindeutig über den Irak hinaus expansiv angelegt,

da sie in einem ersten Schritt die Befreiung des Iraks und aller anderen

muslimischen Nationen von der Herrschaft weltlicher Regierungen vorsahen und

darüber hinaus die Errichtung eines globalen muslimischen Kalifats propagierten.

Am 7. Juni 2006 wurde Zarqawi von US-amerikanischen Truppen getötet und

kurz darauf verkündete AQI die Etablierung des Islamic State of Iraq (ISI) (vgl.

Hashim 2014: 71ff).

Die US-Invasion von 2003 löste im Irak einige Entwicklungen aus, welche das

Erstarken von sunnitisch-dschihadistischen Gruppen wie JTJ, Al-Qaida und später

dem Islamischen Staat enorm begünstigten. Durch die Intervention der USA

wurde zwar das Regime von Saddam Hussein beseitigt, mit ihm jedoch auch das

Gewaltmonopol und die infrastrukturelle Macht des irakischen Staates. Das auf

diese Weise entstehende Machtvakuum nutzten vermehrt dschihadistische

Gruppen, um ihre Rolle im sich neu konstituierenden Machtgefüge des Irak

auszubauen (vgl. Dodge / Wasser 2014: 22-26).

Das direkt nach dem Sturz Saddam Husseins von den Amerikanern gestartete

Projekt der End-Baathifizierung führte zu weiteren dramatischen Konsequenzen

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für die irakische Gesellschaft. Vor allem wurde dadurch ein nationaler

Versöhnungsprozess zwischen Schiiten und Sunniten nahezu unmöglich gemacht.

Stattdessen führte dieser Prozess zu einer gesellschaftlichen und politischen

Marginalisierung der sunnitischen Bevölkerung des Irak und zu einer

massenhaften Entlassung ehemaliger Militärs, Polizisten und Geheimdienstlern

des alten Regimes, welche sich vermehrt extremistischen Sunniten-

Organisationen anschlossen, um die US-Invasoren und die schiitische

Zentralregierung in Bagdad zu bekämpfen. Die Hoffnungen, welche die

Internationale Gemeinschaft in den 2006 ernannten schiitischen

Ministerpräsidenten Nuri al-Maliki gesetzt hatten, wurden bitter enttäuscht. Statt

einer Politik der Inklusion und Versöhnung mit den Sunniten, regierte Maliki in

diktatorischem und repressivem Stil und diskriminierte die sunnitische

Bevölkerung weiterhin, wodurch sich die verfehlte US-Politik in

Konfessionsfragen unter Maliki fortsetzte (vgl. Isakhan 2015: 226f). Exakt in

diesem Umfeld des Aufbrechens konfessioneller Spannungen und Konflikte

zwischen Sunniten und Schiiten und dem zunehmend um sich greifenden Chaos

in Folge der US-Intervention im Irak ab 2003, fanden der Islamische Staat und

seine Vorgängerorganisationen optimale Voraussetzungen für ihre aggressiven

Ausbreitungstendenzen (vgl. ebd.: 230f).

Dem ISI fehlten jedoch vorerst zum einen die Ressourcen und das Personal, um

sich mittelfristig etablieren zu können und zum anderen die Unterstützung der

irakischen Sunniten-Stämme, von denen sich in der Folge im Rahmen der

sogenannten Sahwa-Bewegung viele mit den US-amerikanischen Besatzern

verbündeten. Nach dem Beginn des Abzuges der US-Truppen aus dem Irak ab

2009, begann ISI zunehmend damit, die irakische Regierung zu bekämpfen,

erfuhr jedoch weitere Rückschläge durch erfolgreiche Tötungen und Festnahmen

nahezu der gesamten Führungsebene durch irakische Sicherheitskräfte und US-

Spezialeinheiten. Im Juni 2010 waren 80 Prozent der 42 Gruppenführer von ISI

entweder gefangen genommen oder getötet worden. Diesen Verlust eines

Großteils der Führungsebene von ISI nutzte im April des Jahres 2010 ein gewisser

Abu Bakr al-Baghdadi, der heute Kalif des Islamischen Staates ist, um die

Führung der stark geschwächten Organisation zu übernehmen (vgl. Hashim 2014:

71ff).

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Mit der Machtergreifung Baghdadis begann der Aufschwung von ISI im Irak.

Dieser wurde entscheidend von vier spezifischen Faktoren begünstigt. Erstens

gelang der Organisation eine Neustrukturierung ihrer militärischen und

administrativen Strukturen, zweitens profitierte sie vom sich weiter ausbreitenden

Konflikt zwischen der irakischen Regierung und der sunnitischen

Bevölkerungsmehrheit des Landes, drittens begünstigte die Schwächung der

Konkurrenzorganisation al-Qaida unter Ayman al-Zawahiri den Machtgewinn von

ISI im Irak und viertens stärkte der Ausbruch des syrischen Bürgerkrieges die

Organisation.

Baghdadi, der im April 2010 eine am Boden liegende Organisation übernommen

hatte, baute ISI zu einer streng hierarchisch und zentralistisch durchorganisierten

Gruppe auf und verpflichtete ehemalige Angehörige der Militär- und

Sicherheitsorganisationen des Baath-Regimes unter Saddam Hussein für ISI.

Durch diese Maßnahmen gewann ISI enorm an militärischer Schlagkraft und

gemeindienstlichen Fähigkeiten (vgl. Hashim 2014: 73f). Gleichzeitig führte

Baghdadis neue rechte Hand, Hajji Bakr, ein mittlerweile getöteter ehemaliger

Oberst der irakischen Armee der Saddam-Ära, eine interne Säuberungsaktion

unter den Kommandeuren von ISI durch, im Zuge derer diverse, der Illoyalität

verdächtigte, Führungspersonen der Organisation getötet wurden (vgl. Lister

2014: 75). Durch dieses Vorgehen gelang es Baghdadi, sich potentiellen internen

Widersachern zu entledigen, seine Machtposition innerhalb der Organisation zu

stärken und mögliche zukünftige Abweichler abzuschrecken.

Zudem reduzierte Baghdadi die Anzahl der ausländischen Führungspersonen an

der Spitze seiner Organisation, was ihr enorme Sympathiezuwächse bei der

sunnitisch-irakischen Bevölkerung einbrachte (vgl. Hashim 2014: 73f).

Eine detaillierte Analyse der Organisationsstruktur von ISI kann an dieser Stelle

nicht Teil der Betrachtung sein. Diese Unternehmung würde eine eigene Arbeit zu

diesem Thema erforderlich machen. Wichtig erscheint hier in diesem

Zusammenhang allerdings, dass unter Baghdadi ein weitreichender Umbau und

eine Professionalisierung der Organisationstrukturen von ISI stattfand, welcher

den Erfolg des Islamic State of Iraq im irakischen Bürgerkrieg deutlich erhöhte.

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Ende des Jahres 2012 hatte ISI starke militärische Kapazitäten aufgebaut und

führte im Irak diverse großangelegte und erfolgreiche Angriffe auf

Regierungskräfte und staatliche Infrastrukturen durch (vgl. ebd.: 76).

Begünstigt wurde der Machtzuwachs des ISI in dieser Phase von den wachsenden

Spannungen zwischen der Regierung des schiitischen Ministerpräsidenten Nuri al-

Maliki und der Bevölkerung der sunnitischen Provinzen des Irak, Salahuddin, al-

Anbar und Diyala. Die politische und gesellschaftliche Marginalisierung der

sunnitischen Bevölkerungsminderheit unter der Regierung Malikis, welche bereits

2003 mit der US-Invasion und der Absetzung Saddam Husseins begonnen hatte,

führte zu einer wachsenden Widerstandsbereitschaft der Bevölkerung in diesen

Provinzen gegen die Zentralregierung in Bagdad und gleichzeitig zu steigenden

Sympathien für ISI (vgl. Hashim 2014: 76ff). Der ISI nutzte das aufgeheizte

Klima zwischen Sunniten und Schiiten und machte sich die konfessionellen

Rivalitäten zunutze, indem er durch seine salafistisch-dschihadistische und anti-

schiitische Ideologie viele Anhänger und Unterstützer unter den irakischen

Sunniten gewinnen konnte (vgl. Cheterian 2015: 113).

Diverse sunnitische Soldaten in den Reihen der irakischen Armee sahen zudem

aufgrund ihrer Diskriminierungserfahrungen keinen Grund, für die schiitische Al-

Maliki Regierung gegen ISI und seine Nachfolgeorganisationen zu kämpfen und

desertierten in Massen. Diese Entwicklung begünstigte maßgeblich den

Vormarsch und die Ausbreitung des Islamischen Staates (vgl. Hashim 2014: 76ff).

Der ISI konnte zusätzlich vom gleichzeitigen Abstieg Al-Qaidas im Irak

profitieren, welcher spätestens nach dem Tod des langjährigen Führers Osama

bin-Laden im Jahre 2011 einsetzte. Bin Ladens Nachfolger an der Spitze Al-

Qaidas, der Ägypter Ayman al-Zawahiri, war nicht in der Lage, die Organisation

erfolgreich weiterzuführen und zusammenzuhalten. Unter anderem fehlte

Zawahiri das Charisma seines Vorgängers, was die Attraktivität von Al Qaida für

dschihadistische Kämpfer und Aktivisten enorm absenkte (vgl. Holbrook 2015:

93). Die militärische Aktionskapazität Al-Qaidas im Irak nahm in der Folge

beständig ab, was zu einer weiteren Marginalisierung der Gruppe führte und viele

Mitglieder und Sympathisanten zum Überlaufen zu ISI bewegte, wodurch dessen

Macht und Fähigkeiten weiter anwuchsen (vgl. Hashim 2014: 76).

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Auch der im März 2011 beginnende Bürgerkrieg in Syrien sollte sich für ISI’s

weitere Entwicklung günstig auswirken, da er die Chance bot, den eigenen Macht-

und Einflussbereich über die Grenzen des Irak hinaus auszudehnen (vgl.

Cheterian 2015: 112).

Baghdadis Entscheidung, seine Organisation als Konfliktpartei in die

militärischen Auseinandersetzungen im Nachbarland des Iraks eingreifen zu

lassen, war dabei mehreren Gründen geschuldet. Zum einen passte es zur

Ideologie des ISI, ein säkulares Regime, wie das des Alawiten Bashar al-Assad zu

bekämpfen, welches seinerseits militärisch gegen sunnitische Muslime vorging.

Zum anderen boten die Schlachtfelder Syriens für die Kämpfer des ISI optimale

Bedingungen, um Kampferfahrung gegen eine reguläre Armee wie die syrische zu

erhalten. Baghdadi begann damit, Kämpfer nach Syrien zu schicken, um den

Einsatz des ISI vorzubereiten. Diese bestanden vornehmlich aus syrischen

Veteranen des irakischen Aufstandes gegen die USA und erschienen ab 2012 als

Jahbat al-Nusra auf der Bildfläche des syrischen Bürgerkrieges.

Al-Nusra verzeichnete in der Folge umfassende Erfolge auf dem Schlachtfeld

gegen die Armee Assads und rivalisierende Oppositionsgruppen und etablierte

zusätzlich eine funktionierende medizinische Versorgung und die Verteilung von

Lebensmitteln in den von ihnen eroberten Gebieten in Syrien. Im April 2013

verkündete Baghdadi daraufhin die Verschmelzung von Al-Nusra und ISI zum

„Islamic State of Iraq and al-Sham“ (ISIS). Diese Ausrufung wurde allerdings

sowohl von der Führung al-Nusras, als auch von Al-Qaida, das ebenfalls an der

Gründung Al-Nusras beteiligt war, zurückgewiesen (vgl. Hashim 2014: 77f).

Der Anführer Al-Nusras, Abu Muhammad al-Julani, verkündete stattdessen die

Treue seiner Organisation gegenüber Al-Qaida (vgl. Cheterian 2015: 112). Mit

diesem Zwist war das endgültige Zerwürfnis zwischen ISI, der von nun an

einseitig als ISIS auftrat, und seinen dschihadistischen Konkurrenzorganisationen

Al-Nusra und Al-Qaida besiegelt (vgl. Hashim 2014: 77f). Im Laufe der weiteren

Entwicklung in Syrien wurde bald deutlich, dass nicht die traditionell führende

Dschihadisten-Organisation Al-Qaida und ihre Verbündeten die mächtigsten und

einflussreichsten islamistische Gruppierungen im Spektrum der diversen

Bürgerkriegsparteien darstellten, sondern ISIS unter der Führung Baghdadis.

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Der Islamische Staat hatte damit seiner ehemaligen Mutterorganisation Al-Qaida

zumindest vorerst endgültig den Rang als Branchenprimus des globalen

Dschihadismus abgelaufen (vgl. Holbrook 2015: 93f).

Die Anziehungskraft von ISIS auf Kämpfer und Aktivisten von Al-Nusra und Al-

Qaida war daher anscheinend äußerst hoch, da nicht wenige von ihnen in der

Folge der inner-dschihadistischen Spaltungen ihre ursprünglichen Gruppen

verließen und Baghdadi und seiner Organisation die Treue schworen, was die

personellen Möglichkeiten und die Ausdehnung des IS erheblich begünstigte. So

gehen Schätzungen davon aus, dass sich mittlerweile 80 Prozent der im syrischen

Bürgerkrieg aus dschihadistischen Motiven kämpfenden Personen dem IS

angeschlossen haben (vgl. Karakoc 2014: 598).

Trotz des Scheiterns der Einverleibung Al-Nusras konnte ISIS im syrischen

Bürgerkrieg der Folgezeit weitreichende militärische Erfolge und Gebietsgewinne

verzeichnen, von denen die Eroberung der Provinzhauptstadt Raqqa im August

2013 als besonders bedeutsam angesehen werden kann. Raqqa wurde in der Folge

zu einer sicheren Hauptbasis von ISIS, von der aus weitere Angriffe auf die

irakische Nachbarprovinz Anbar ausgeführt wurden, im Zuge derer im Juni 2014

die bedeutenden irakischen Städte Mosul und Tikrit eingenommen werden

konnten (vgl. Cheterian 2015: 112f). ISIS vergrößerte demnach auch im Irak das

von ihm beherrschte Territorium beständig und erbeutete dabei große Mengen an

militärischer Ausrüstung und leichten sowie schweren Kriegswaffen von der

zurückweichenden irakischen Armee, welche wiederum im syrischen Bürgerkrieg

eingesetzt wurden und dort zu einem weiteren militärischen Vorteil von ISIS-

Kämpfern gegenüber ihren Gegnern führten (vgl. Lister 2014: 78).

Die Erfolge von ISIS im Irak und in Syrien schienen Baghdadi die Gelegenheit

zur Verwirklichung des langgehegten Plans der Ausrufung eines Kalifates günstig

erscheinen. Am 29. Juni 2014 rief ISIS den Islamischen Staat (IS) aus, erklärte die

bis dahin eroberten Gebiete im Irak und Syrien zu Teilen des Kalifats und Abu

Bakr al-Baghdadi zu dessen Kalifen (vgl. Hashim 2014: 78f).

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3. Das Kalifat des IS im Irak und Syrien

Die Ausrufung des Kalifats durch den Islamischen Staat am 29. Juni 2014 fand

großen Widerhall in der gesamten islamischen Welt und bescherte der

Organisation einen gewaltigen Zulauf an Kämpfern und Unterstützern. Vor allem

in Syrien erweiterte sich das vom IS beherrschte Gebiet schlagartig gewaltig, da

lokale Stammes- und Milizenführer die neue Macht des selbsternannten Kalifats

fürchteten und sich ihm samt ihren Milizen und den von ihnen gehaltenen

Landstrichen ohne Gegenwehr unterwarfen. Durch diese Landgewinne konnte der

IS eine geografische Kontinuität des von ihm beherrschten Gebietes im Irak und

Syrien herstellen und nunmehr für sich beanspruchen, die im Sykes-Picot

Abkommen von den ehemaligen Kolonialmächten Großbritannien und Frankreich

gezogenen Grenzen zwischen den beiden Staaten beseitigt zu haben (vgl. Hashim

2014: 79f). Da diese Grenzen in weiten Teilen der arabischen Gesellschaften als

Symbol für die Unterdrückung der Muslime durch die europäischen

Kolonialmächte und als Mittel der Herrschaft des Westens über die Region

angesehen werden, konnte der Islamische Staat durch deren teilweise Beseitigung

einen gewaltigen Prestigeerfolg unter anti-westlich eingestellten Arabern erzielen

und in dschihadistischen Kreisen die Attraktivität des Kalifats als

Wunschlebensraum weiter erhöhen (vgl. Dodge 2014a: 7f).

Um die Strukturen des Kalifats auszubauen und sein Einflussgebiet zu erweitern,

benutzen die Strategen des IS eine zweischneidige Taktik. Zum einen zwingen sie

die Bewohner bestimmter Teile des von ihnen beanspruchten Gebietes durch

direkte Gewaltanwendung unter ihre Kontrolle und zum anderen bilden sie

Allianzen mit anderen bewaffneten Gruppen und infiltrieren die Bevölkerung dort

mit eigenen Anhängern (vgl. Hashim 2014: 79f).

Der IS präsentiert sich der lokalen Bevölkerung dabei als Repräsentant und

Beschützer des sunnitischen Islam und organisiert regelmäßige öffentliche

Treffen, um seinen Untertanen die ideologischen Konzepte der Organisation näher

zu bringen. Nach dieser Ideologie stellt das Kalifat des IS die heiligste und einzig

wahre gesellschaftliche Organisationsform für sunnitische Muslime weltweit dar

(vgl. Karacoc 2014: 599). Der Ideologen des Islamischen Staates entwerfen dabei

die Vision eines theokratischen Gemeinwesens fundamentalistisch-wahabitischer

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Prägung, in welchem die religiösen Autoritäten um den Kalifen keinerlei Macht

mit weltlichen Institutionen und Akteuren teilen müssen und daher die Politik und

Organisation des Kalifats in allen Belangen uneingeschränkt bestimmen können.

Der Kalif ist in diesem Gesellschaftsentwurf also zugleich religiöser und

politischer Führer. Auf ideologischer Ebene scheint diese Idee der

gesellschaftlichen Organisation eine Anziehungskraft zu besitzen, die weit über

die arabischen Staaten hinaus ausstrahlt, wie die globalen Rekrutierungserfolge

des IS beweisen (vgl. Al-Ibrahim 2015: 411f). Die „Staatsbürgerschaft“ des

Islamischen Kalifats bietet der Bevölkerung neben der ideologischen-abstrakten

Gewissheit, im einzig wahren muslimischen Staat der Welt zu leben, jedoch auch

ein konkretes Maß an physischer und ökonomischer Sicherheit in Zeiten weit

verbreiteter Unsicherheit und Instabilität in der Region (vgl. Kfir 2015: 240ff).

In vielen von ihm eroberten Gebieten, besonders in Nordsyrien, wird der IS von

der Bevölkerung zwar gefürchtet und als äußerst brutal angesehen, allerdings wird

ihm auch die Durchsetzung einer graduellen strukturellen Stabilität und die

Beendigung des größten Bürgerkriegschaos der vergangenen Jahre angerechnet.

So installierte der IS beispielsweise eigene Checkpoints, erhebt Steuern von der

Bevölkerung und implementierte vielfach ein Rechts- und Justizsystem, das von

neu gegründeten Sharia-Gerichten umgesetzt wird (vgl. Cheterian 2015: 113f).

Auch im Irak erhöht der IS seine Legitimität innerhalb der Bevölkerung durch die

Gewährleistung grundlegender Infrastrukturleistungen und sozialer

Dienstleistungen, welche der irakische Nationalstaat nicht in der Lage war, seinen

Bürgern zur Verfügung zu stellen (vgl. Dodge / Wasser 2014: 30f). Teile der

sunnitischen Bevölkerung des Landes sehen den IS daher als die bessere

Alternative im Vergleich zu einer als korrupt, ineffizient und repressiv

angesehenen, schiitisch-dominierten Zentralregierung in Bagdad (vgl. ebd.: 33).

Sowohl im Irak, als auch in Syrien, betreibt der IS ein weitreichendes Netzwerk

sozialer Institutionen, durch welche die dringendste Not der Bevölkerung

gelindert wird. Die wichtigsten Maßnahmen in dieser Hinsicht beinhalten die

Subventionierung und Verteilung von Lebensmitteln, die Zurverfügungstellung

von günstigem Wohnraum, die Errichtung kostenlosen öffentlichen Nahverkehrs,

der Betrieb von Schulen und die Gewährleistung einer medizinischen

Grundversorgung (vgl. Lister 2014: 79).

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Die Institutionalisierung quasi-staatlicher Strukturen erscheint sowohl im Irak, als

auch im vom Bürgerkrieg gebeutelten Syrien, insgesamt als ein wesentlicher

Faktor der Stabilisierung und Ausbreitung des Islamischen Staates. Die Strukturen

des Kalifats werden dabei vor allem durch die Kontrolle über ökonomische

Ressourcen wie Ölfelder und Raffinerien gestützt (vgl. Karacoc 2014: 599f). Zur

Regelung und Steuerung der finanziellen Belange des Islamischen Staats wurde

ein eigenes Finanzministerium eingerichtet, welches die Einnahmen der

Organisation verwaltet und in die einzelnen Regionen unter IS-Kontrolle verteilt.

Die Durchführung derartig komplexer finanzieller Transaktionen und deren

zentralisierte Verwaltung, zudem unter den Bedingungen einer permanenten

Konfliktsituation, deuten auf die Existenz eines professionalisierten

Finanzmanagements unter der Führung von entsprechenden Spezialisten innerhalb

des IS hin (vgl. Lister 2014: 76f).

Die Stabilisierung der Kontrolle über das bereits beherrschte Territorium stellt

einen fundamentalen Pfeiler der Gesamtstrategie des IS dar, da auf diese Art und

Weise die Existenz der Organisation gesichert und die bestehenden

Herrschaftsstrukturen über das Kalifat weiter gefestigt und ausgebaut werden

sollen (vgl. ebd.: 79). Über die Bewahrung des eigenen Territoriums hinaus,

verfolgt der Islamische Staat jedoch auch eindeutig expansive Ziele, wie im

folgenden Kapitel der Arbeit deutlich wird.

4. Analyse expansiver Tendenzen des IS

Bereits Zarqawi hatte für seine Organisation JTJ expansive Ziele ausgegeben,

indem er für die Zeit nach der Errichtung eines Gottesstaates im Irak die

Eroberung weiterer Staaten ankündigte, welche er dem neu zu gründenden

muslimischen Großreich einverleiben wollte. Letztendlich hatte diese Vision

schon zu Zarqawis Zeiten einen globalen Charakter angenommen, da als Endziel

ausgegeben wurde, dass eines Tages die gesamte Welt den Gesetzen der Scharia

gehorchen und Teil des muslimischen Kalifats sein solle.

In dieser expansiven Tradition sah sich auch Abu Bakr al-Baghdadi bereits seit

den Anfängen seiner Machtübernahme beim ISI im Jahr 2010. Laut Ahmed

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Hashim wurde Baghdadis Vision der gewalttätigen Ausbreitung des Islamischen

Staates unter anderem von dem 2009 geschriebenen Werk Management of

Savagery von Abu Bakr Naji inspiriert. In diesem Buch legt der Autor eine

Strategie der Expansion dar, nach der muslimische Staaten durch die Ausübung

konstanter Terrorakte geschwächt werden sollten. Das anschließend zu erwartende

Chaos könnten Jihadisten nutzen, um die Kontrolle über die entsprechenden

Territorien zu erlangen und auf diese Art und Weise das Kalifat beständig weiter

auszudehnen (vgl. Hashim 2014: 75). Die direkte Ausdehnungsstrategie des

Islamischen Staates basiert in diesem Sinne in erster Linie auf der Verbreitung

von Terror, Gewalt und Unsicherheit. Die Organisation versucht sich in den

betroffenen Gebieten in der Folge als die einzige Macht zu präsentieren, welche

ein Minimum an Sicherheit für die dortigen Bewohner garantieren kann (vgl. Kfir

2015: 241f).

Der ideologische Anspruch Baghdadis, nicht nur der Herrscher über ein

muslimisches Kalifat in den ehemaligen Grenzen des Iraks und Syriens zu sein,

sondern der Kalif aller muslimischer Gemeinschaften weltweit, wird zudem

bereits in der 2014 erfolgten Umbenennung des Islamischen Staates im Irak und

Syrien (ISIS) in Islamischen Staat (IS) deutlich, da in der neuen Bezeichnung der

Organisation jegliche geografische und territoriale Einschränkung fehlt (vgl.

Steinberg 2015: 15). Der Islamische Staat sieht sich daher allein aufgrund seines

ideologischen Herrschaftsanspruchs nicht durch geografische Grenzen limitiert

(vgl. Al-Ibrahim 2015: 412). Regionale Grenzen kennt die expansive Vision des

IS demnach nicht. Stattdessen bleiben die strategischen Ziele des Islamischen

Staates letztendlich global (vgl. Karacoc 2014: 599).

Harleen Gambhir vom Institute for the Study of War (ISW) beobachtet in diesem

Zusammenhang die Organisation der globalen Strategie des IS in drei

konzentrischen Ringen, welche geografischen Zonen entsprechen und in denen

jeweils eine spezifische Expansionstaktik zur Anwendung kommt.

Der erste Ring umfasst die Gebiete des Kalifats im Irak und Syrien und die bisher

noch nicht vom IS eroberten Teile dieser Staaten, sowie Jordanien, den Libanon

und Israel-Palästina. Strategisches Ziel des IS innerhalb dieses ersten Ringes ist

grundsätzlich die Verteidigung und Stabilisierung des bisherigen Territoriums des

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Kalifats und darüber hinaus die Eroberung des restlichen geografischen Gebiete

des ersten Rings, sowie deren anschließende Integration in den Islamischen Staat.

Der zweite Ring umfasst den Rest der Region des Nahen und Mittleren Ostens,

inklusive Nordafrikas, sowie im Osten die Staatsgebiete Afghanistans und

Pakistans. In diesen Gebieten des zweiten Rings expandiert der IS sowohl durch

eigene militärische Operationen und die Ausrufung von Gouvernements, als auch

durch Vernetzungen und Kooperationen mit anderen verbündeten

dschihadistischen Organisationen.

Der dritte Ring beinhaltet geografisch den Rest der Welt, insbesondere die USA,

Europa und Asien. In diesen Weltregionen soll die einheimische muslimische

Bevölkerung mobilisiert und Unterstützer des IS gewonnen werden, während die

betreffenden Staaten gleichzeitig durch Terrorakte destabilisiert werden sollen.

Langfristiges Ziel der Organisation ist es dabei, weltweit möglichst viele Staaten

in einen globalen Krieg gegen den Islamischen Staat zu verwickeln und das

Islamische Kalifat möglichst überall auf dem Planeten zu etablieren (vgl. Gambhir

2015: 9f). Anhand des von Gambhir vorgeschlagenen Analyserasters der drei

Ringe sollen im Folgenden die expansiven Aktivitäten des IS in den jeweiligen

geografischen Zonen genauer untersucht werden.

Im Irak und Syrien, dem Herzstück des ersten Ringes der Analyse nach Gambhir,

war das erklärte Ziel der Ausdehnungsstrategie des IS, wie schon zuvor in

Ansätzen bei Zarqawi und seiner AQI zu beobachten, die Gründung eines

Islamischen Kalifates in der arabischen Welt und die Beseitigung der

nationalstaatlichen Grenzen in der Region, welche von den britischen und

französischen Kolonialmächten nach dem Ende des Ersten Weltkrieges und dem

darauf folgenden Zusammenbruch des Osmanischen Reiches gezogen worden

waren (vgl. Isakhan 2015: 223). Den ersten Schritt auf diesem Weg hat der

Islamische Staat mit der Eroberung großer Territorien im Irak und Syrien und der

Ausrufung des Kalifats bereits getan und weitere expansive Schritte scheinen von

den Chefstrategen der Organisation geplant zu sein. Darauf deuten beispielsweise

offizielle Statements hin, wie jenes von IS-Sprecher Abu Mohammad al-Adnani,

der beteuerte, es sei das mittelfristige Ziel des IS im Irak, die den Schiiten heiligen

Städte Kerbela und Najaf zu erobern und zu zerstören (vgl. ebd.: 223f). Die

expansiven Ziele des Islamischen Staates im Irak gehen jedoch über die Einnahme

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der schiitischen Gebiete des Landes hinaus. Bereits 2010 veröffentlichte die IS

Vorgängerorganisation ISI ein Strategiepapier, in dem in einem ersten Schritt die

Stabilisierung des Islamischen Staates im Irak propagiert wurde, mit dem Ziel die

eigenen militärischen und politischen Kapazitäten zu stärken, um anschließend

das gesamte Staatsgebiet des Irak erobern zu können (vgl. al-Shishani 2014: 6).

Auch für Syrien deuten Einschätzungen von Analysten und Experten darauf hin,

dass der IS seine expansiven Bestrebungen in Zukunft weiter verstärken und das

Assad-Regime, sowie weitere Gegner der Organisation, in einem nächsten Schritt

aus Zentralsyrien zu vertreiben versuchen wird, um das Territorium des Kalifats

auf diese Gebiete auszuweiten (vgl. Cafarella / Kozak 2015: 1f). Jordanien könnte

neben dem Irak und Syrien als weiterer Staat des ersten Analyserings ebenfalls

zum Ziel von IS-Expansionsversuchen werden. Der Islamische Staat sieht in dem

jordanischen Monarchen Abdullah II. einen ungläubigen und islamisch nicht

legitimierten Regenten. Zusätzlich verfügt Jordanien über gute Beziehungen zu

den westlichen Staaten und zu Israel und war bereits Ziel von Attacken der IS-

Vorgängerorganisation AQI. Darüber hinaus kämpfen diverse jordanische

Staatsbürger im syrischen Bürgerkrieg auf Seiten des IS und könnten als

Rückkehrer in ihr Heimatland die Infiltration Jordaniens durch die Organisation

begünstigen. Sympathien für den Islamischen Staat scheinen in Teilen der

sunnitischen Bevölkerung Jordaniens vorhanden zu sein, wie pro-IS

Demonstrationen und widerholte Festnahmen von IS-Unterstützern durch

jordanische Sicherheitskräfte deutlich machen (vgl. Sharp 2014a: 1f). Kämpfer

des IS könnten auch mit den großen Flüchtlingskontingenten von über 600.000

Menschen aus Syrien nach Jordanien gelangt sein, welche das Land laut UN-

Angaben vom Oktober 2014 aufgenommen und teilweise in Flüchtlingslagern

untergebracht hat (vgl. Fishman 2014: 123ff). Trotz einer im Internet verbreiteten

offiziellen Drohung der Organisation, Jordanien anzugreifen und die Monarchie

zu stürzen, kam es bisher nicht zu direkten Konfrontationen zwischen IS-

Kämpfern und der jordanischen Armee. Beobachter vermuten, dass der Islamische

Staat sich zuerst im Irak und Syrien stabilisieren wolle, bevor Attacken auf

jordanisches Staatsgebiet ausgeführt würden (vgl. Sharp 2014a: 1f).

Eine weitere Form der Ausdehnung des IS über die Grenzen des Irak und Syriens

und des ersten Ringes hinweg sind die Treuebekenntnisse diverser

17

dschihadistischer Organisationen in anderen Staaten gegenüber dem IS. Solche

Gruppen, beispielsweise in Libyen, Ägypten oder in Südasien, ernennen sich

selbst zu Provinzen des Islamischen Staates (vgl. Holbrook 2015: 97). Die

entsprechenden Akteure werden dabei teilweise vom IS ermutigt, dem Kalifat ihre

Treue zu bekunden, sich unter dem gemeinsamen Banner des Islamischen Staates

zu vereinigen und einen offiziellen Anführer zu bestimmen, dem oftmals aktive

Unterstützung zugesagt wird. Der Islamische Staat erkannte in diesem

Zusammenhang bereits Gebiete unter der Kontrolle oder dem Einfluss

dschihadistischer Milizen in Algerien, Libyen, Saudi-Arabien, dem Jemen und auf

der ägyptischen Halbinsel Sinai als Gouvernements des Kalifates an und

verkündete darüber hinaus aus eigener Initiative die Ausrufung von IS-Gebieten

in der afghanisch-pakistanischen Grenzregion Khorasan und im Nordkaukasus.

Auch zu militanten dschihadistischen Gruppen in Marokko, Tunesien und Nigeria

festigte der IS zuletzt seine Verbindungen und Netzwerkstrukturen (vgl. Gambhir

2015: 11ff). Sollte sich herausstellen, dass der IS in den assoziierten Gebieten in

der Praxis tatsächlich über Befehlsgewalt und Autorität verfügt, kann auch in

dieser Hinsicht von einer weiteren Expansion des Islamischen Staates gesprochen

werden.

In Ägypten erklärte im November 2014 die islamistische Gruppe Ansar Bayt al

Maqdis ihre Treue gegenüber dem IS-Kalifen Baghdadi und bezeichnete sich von

nun an als Sinai Provinz des Islamischen Staates. Seit diesem Treueschwur und

der Assoziation mit dem Islamischen Staat intensiviert die Gruppe ihre Attacken

gegen das ägyptische Militär und zivile Ziele beträchtlich und erhöht zudem die

Brutalität ihrer Aktionen, indem sie Strategien des IS, wie die

öffentlichkeitswirksame Enthauptung von Geiseln, kopiert (vgl. Sharp 2014b:

1ff). Auch in Ägyptens Nachbarstaat Libyen sind Expansionsbestrebungen des

Islamischen Staats deutlich zu erkennen. Seit Mitte des Jahres 2014 ist der IS

öffentlich im post-Gaddafi Libyen aktiv. Libysche IS-Kämpfer kehrten zu dieser

Zeit aus dem syrischen Bürgerkrieg zurück in ihr Heimatland und begannen mit

Unterstützung ausländischer Kämpfer und auf explizite Anweisung des IS damit,

die Präsenz des Islamischen Staates in Libyen auf- und auszubauen. Diese

Bemühungen gipfelten im Oktober 2014 in der Deklaration Ost-Libyens zur

Provinz des Kalifates durch den IS. In der Folgezeit intensivierte der IS seine

18

militärischen Aktionen im Land und entwickelte sich in den Augen vieler

Beobachter zu einem der bedeutendsten Akteure im libyschen Bürgerkrieg.

Langfristig erscheint es jedoch fraglich, ob der IS sich in Libyen erfolgreich

etablieren kann, da wichtige Erfolgsumstände, anders als im Irak und in Syrien,

nicht gegeben sind, wie beispielsweise eine marginalisierte sunnitische

Bevölkerung, deren Unzufriedenheit der Islamische Staat für seine weitere

Expansion und Stabilisierung nutzen könnte (vgl. Christiani 2015: 8ff).

Die grundlegenden Expansionsambitionen des IS werden jedoch auch auf der

arabischen Halbinsel deutlich, beispielsweise in Saudi-Arabien, wo die

Organisation für das Königreich eine komplexe Herausforderung darstellt. In

einer Audiobotschaft vom 13.November 2014 fordert Baghdadi explizit die

Expansion des Islamischen Staates nach Saudi-Arabien und die Einverleibung der

zwei heiligsten Stätten des sunnitischen Islams, die Städte Mekka und Medina, in

das Staatsgebiet des Kalifats. Baghdadi spricht der herrschenden Monarchie in

Saudi-Arabien in diesem Zusammenhang die Legitimität ihrer Herrschaft ab und

fordert die saudischen Anhänger des IS auf, die Expansionsbestrebungen zu

unterstützen, sowie die Anhänger der Monarchie, saudische Soldaten und die

schiitische Minderheit in Saudi-Arabien zu attackieren. Diese Erklärung des

selbsternannten Kalifen Baghdadi bedeutet de facto eine Kriegserklärung des IS

an Saudi-Arabien und einen Aufruf zum bewaffneten Kampf an die Anhänger des

Islamischen Staates im Land. Ziel der Expansionskampagne des IS nach Saudi-

Arabien ist nach offizieller Darstellung der Organisation das Hissen der Flagge

des Islamischen Staates über den heiligen Städten Mekka und Medina.

Tatsächlich häufen sich seitdem in Saudi-Arabien sowohl Angriffe von IS-

Anhängern auf saudische Schiiten und ausländische Staatsbürger, als auch

Festnahmen von Mitgliedern von IS-Zellen durch saudische Sicherheitskräfte.

Neben der internen Gefahr durch Sympathisanten oder eingeschleuste Kämpfer

des IS, könnte der saudische Staat in Zukunft auch durch externe Angriffe auf

seine nördlichen Staatsgrenzen bedroht werden, wie Attacken von IS-Kämpfern

aus der an Saudi-Arabien grenzenden irakischen Anbar-Provinz auf saudische

Grenzstationen zeigen (vgl. Zambelis 2015: 7ff).

Den andauernden Bürgerkrieg im saudi-arabischen Nachbarstaat Jemen scheint

der Islamische Staat ebenfalls zu Expansionszwecken nutzen zu wollen. Im

November 2014 erklärten dortige militante Islamisten die Ausrufung des Wilayat

19

al-Yemen, also der Provinz Jemen des Islamischen Staates. IS-Führer Baghdadi

erkannte diese in der Folge als offiziellen Teil des Islamischen Staates an. Obwohl

das Ausmaß der tatsächlichen Präsenz des IS im Jemen bislang unklar blieb,

scheint doch deutlich zu sein, dass die Organisation dort zunehmend an Stärke

gewinnt und sich zu einem ernstzunehmenden Akteur im jemenitischen

Bürgerkrieg entwickelt. Die Ausbreitung der schiitischen Huthi-Milizen während

des Konflikts, dient dem Islamischen Staat dabei als ideologische Rechtfertigung,

um die Auseinandersetzungen im Jemen als Teil eines größeren Krieges in der

MENA-Region zwischen Sunniten und Schiiten darzustellen und sich selbst, wie

schon im Irak und in Syrien, als wichtigster und ernsthaftester Verteidiger der

sunnitischen Gemeinschaft in Szene zu setzen. Die Milizen der jemenitischen

Provinz des Islamischen Staates und deren regionaler Unterorganisationen

zeichnen für diverse Attacken gegen andere Kriegsparteien und schiitische

Einrichtungen im Jahr 2015 verantwortlich und scheinen zudem einen hohen

Koordinierungsgrad mit saudischen IS-Sympathisanten erreicht zu haben (vgl.

Perkins 2015: 7ff).

Das oberste strategische Ziel des IS in den Regionen des dritten Ringes der

Analyse, vor allem in Europa, den USA und Asien, ist die Verbreitung von Terror

und Unsicherheit und dadurch eine Schwächung und Spaltung der jeweiligen

Gesellschaften, um diese langfristig der Herrschaft des Kalifats zu unterwerfen.

Durch die Ausführung terroristischer Attacken hofft der IS, die betroffenen

Staaten zu Reaktionen in Form von repressiven Maßnahmen und Diskriminierung

gegenüber den muslimischen Bevölkerungsminderheiten zu bewegen, wodurch

die Unterstützung für den Islamischen Staat in den muslimischen Teilen der

entsprechenden Gesellschaften steigen könnte. Im Sinne dieser Strategie können

beispielsweise die Angriffe auf das Pariser Charlie Hebdo Magazin im Januar

2015 in Frankreich gedeutet werden. Der Islamische Staat kooperiert zudem mit

islamistisch-terroristischen Zellen in den Staaten der Region des dritten Ringes,

vernetzt diese zunehmend mit dem eigenen militärischen Netzwerk und ermutigt

unabhängige potentielle Einzelkämpfer zu terroristischen Attacken, um seine

strategischen Ziele in Europa, den USA und Asien zu erreichen (vgl. Gambhir

2015: 12). Personelle Expansionstendenzen über die geografischen Grenzen des

momentanen Kalifatsgebietes hinaus können zudem durch den bemerkenswerten

20

missionarischen Eifer des IS in sozialen Medien durch die Veröffentlichung von

Propagandavideos und Unterstützerwebseiten beobachtet werden. Der IS

beschäftig in diesem Zusammenhang eigene Abteilungen für die Rekrutierung

und Missionierung von nicht-Muslimen auf der ganzen Welt (vgl. Karacoc 2014:

599).

5. Fazit

Die Analyse der Kontext- und Entstehungsbedingungen des Islamischen Staats

konnte aufzeigen, dass die Invasion des Iraks durch die USA 2003 und der damit

einhergehende Sturz Saddam Husseins als Ausgangspunkt für die spätere

Entwicklung des IS angesehen werden kann.

Durch den US-Einmarsch wurden vor allem bestehende staatliche Ordnungen und

Strukturen zerstört und die Spannungen zwischen irakischen Schiiten und

Sunniten erneut angeheizt. Dieses chaotische und gewalttätige Umfeld bot den

Vorgängerorganisationen des IS, dem JTJ und Al-Qaida im Irak, beste

Voraussetzungen für eine nachhaltige Etablierung. Aus den Strukturen dieser

dschihadistischen Organisationen konnte sich in der Folge der IS entwickeln,

indem er verschiedenen Elemente der post-Saddam-Ära im Irak zu seinen

Gunsten nutzte. Der Islamische Staat nutzte gezielt die Konflikte zwischen

irakischen Sunniten und Schiiten, um sich als kompromissloser Verfechter der

sunnitischen Belange zu präsentieren und seine Attraktivität auch unter

ehemaligen sunnitischen Saddam-Anhängern zu erhöhen. Außerdem präsentierte

der IS sich der lokalen sunnitischen Bevölkerung in den von ihm besetzten

Gebieten als Schutzmacht, die ein Mindestmaß an Stabilität und Sicherheit zu

gewährleisten im Stande war, was in Kombination mit dem Aufbau (pseudo)-

staatlicher Strukturen zu einer weiteren Legitimierung der Organisation in Teilen

der sunnitischen Bevölkerungsgruppe des Irak führte.

Im weiteren Verlauf der Ereignisse profitierte der IS zusätzlich von der

zunehmenden Schwächung der Konkurrenzorganisation Al-Qaida, deren

Anhänger sich ihm in großem Umfang zuwandten, sowie vom Ausbruch des

Bürgerkrieges in Syrien, durch welchen der Islamische Staat sein Territorium über

den Irak hinaus in großem Umfang erweitern konnte.

21

In Syrien konnte der inzwischen militärisch gestärkte Islamische Staat das

entstehende Macht-Vakuum nutzen, um sich zu etablieren und im Jahr 2014 ein

grenzübergreifendes Kalifat im Irak und Syrien auszurufen. Ebenso wie im Irak

betreibt der IS im syrischen Gebiet seines Kalifats zur Legitimierung seiner

Herrschaft den Aufbau quasi-staatlicher Strukturen und versucht die Sympathien

der sunnitischen Bevölkerung durch die Gewährleistung eines Mindestmaßes an

Sicherheit zu gewinnen. Darüber hinaus soll die öffentlich inszenierte exzessive

Anwendung von Gewalt gegen Andersdenkende die Angst vor der Organisation in

der Bevölkerung erhöhen und ihr Gehorsam dem IS sicherstellen.

Ideologisch hat der Islamische Staat Elemente der dschihadistischen Ideologie Al

Qaidas übernommen und diese mit stark konfessionellen und anti-schiitischen

Elementen angereichert (vgl. Cheterian 2015: 116). Gleichzeitig fand unter dem

IS eine weitere Radikalisierung der dschihadistischen Ideologie und Praxis statt,

welche sich in immer extremeren Gewaltexessen niederschlug und von der sich

Al-Qaida und andere dschihadistisch-salafistische Autoritäten in der Folge

deutlich distanzierten (vgl. Isakhan 2015: 232).

Die expansive Vision eines globalen islamischen Kalifats war dabei seit der

Anfangszeit der Organisation das bestimmende ideologische Leitmotiv. Den

ersten Schritt zur Verwirklichung dieser Vision vollzog der IS mit der Ausrufung

des Kalifats im Irak und Syrien im Jahr 2014.

Desweiteren umfasst das ideologische Konzept des IS jedoch auch eine Expansion

des Kalifats über dessen momentane Grenzen hinaus. Die Organisation sieht dabei

als nächstes unmittelbares strategisches Ziel die Ausdehnung ihres Territoriums in

der Region der Levante und der arabischen Halbinsel durch direkte militärische

interne und externe Aktionen und Angriffe. Parallel verbündet sich der IS mit

weiteren dschihadistischen Terrorgruppen beispielsweise in Nordafrika und dem

Kaukasus, um sein Staatsgebiet indirekt durch Bildung Allianzen und der

Annahme von Treuebekenntnissen zu erweitern. In der westlichen Welt, vor allem

in Europa und den USA, plant der Islamische Staat darüber hinaus die

Verbreitung von gesellschaftlicher Unsicherheit und Instabilität durch die

Unterstützung oder Begehung von Anschlägen. Durch dieses Vorgehen soll

außerdem eine Spaltung der Gesellschaften und Marginalisierung der

22

muslimischen Bevölkerungsteile stattfinden, welche die Anhänger des IS unter

diesen erhöhen soll.

Ob der IS seine weitreichenden Stabilisierungs- und Expansionspläne mittel- und

langfristig jedoch auch nur ansatzweise in die Tat wird umsetzen können, bleibt

fraglich, da diverse interne und externe Widerstände diese Pläne durchkreuzen

könnten. So weist Hashim darauf hin, dass die Koalitionen mit den mächtigen

sunnitischen Stämmen im Irak aus verschiedensten Gründen zerbrechen könnten

und es in Syrien bereits deutliche Anzeichen für erhebliche Widerstände der

Bevölkerung und anderer Rebellengruppen gegen den IS in den von ihm

beherrschten Gebieten gebe. Auch sei erheblicher externer Widerstand gegen den

IS vorhanden, wie die Formation der internationalen anti-IS Koalition unter

Führung der USA zeige, deren Luftschläge den Vormarsch des IS bereits

verlangsamen und teilweise aufhalten konnten, bzw. in Koalition mit verbündeten

Gruppen am Boden, wie den kurdischen Peschmerga und anderen, den IS aus von

ihm zuvor eroberten Gebieten bereits zurückdrängen konnten (vgl. Hashim 2014:

80). Diverse militärisch ernstzunehmende staatliche und nichtstaatliche Akteure

verfolgen darüber hinaus strategische Interessen in der Region, die einer weiteren

geografischen Ausdehnung des Islamischen Kalifats diametral entgegen stehen

und diese daher insgesamt eher unrealistisch erscheinen lassen. Diese möglichen

Beschränkungen einer weiteren Stabilisierung und Ausdehnung des IS-Kalifats

könnten zudem durch wachsenden internen Widerstand aus dem globalen

dschihadistischen Umfeld gegen den Islamischen Staat verstärkt werden.

Die Einstellung einiger wichtiger und einflussreicher Staaten der Region

gegenüber dem IS scheint jedoch zumindest zweifelhaft. So wurde der Islamische

Staat beispielsweise von der Türkei durch logistische Hilfe lange Zeit aktiv

unterstützt und von Saudi-Arabien zu einem beträchtlichen Anteil finanziert (vgl.

Karacoc 2014: 601).

Das Verhältnis des Islamischen Staates zu einflussreichen regionalen und

globalen staatlichen Akteuren könnte sich letztendlich als entscheidend für die

weiter Entwicklung der Region und des IS erweisen und bietet sich daher für

weitere Forschungsvorhaben zur Thematik bestens an.

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