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PAMÁTKY ARCHEOLOGICKÉ ZALOŽENO V ROCE 1854 R O Č N Í K LXXXII 1991 Č Í S L O 2 Č E S K O S L O V E N S K Á A K A D E M I E V Ě D

Jiří Waldhauser : Diskussion über die oppidumartige Anlage Úhošť und keltische Besiedlung Nordwestböhmens / Discussion of the oppidumartige conditioning Úhošť and Celtic

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P A M Á T K Y

A R C H E O L O G I C K É

ZALOŽENO V ROCE 1854

R O Č N Í K L X X X I I 1 9 9 1 • Č Í S L O 2

Č E S K O S L O V E N S K Á A K A D E M I E V Ě D

PAMÁTKY ARCHEOLOGICKÉ (PA) LXXXII PRAHA 1991 385-404

DISKUSSION ÜBER DIE OPPIDUMARTIGE ANLAGE ÚHOŠŤ UND KELTISCHE BESIEDLUNG NORDWESTBÖHMENS

JIŘÍ WALDHAUSER, NTM Praha

Die Diskussion ist zu einem unabdingbaren Bestandteil eines jeden in progressiver Entwicklung befindlichen Wis-sensfachs geworden, besonders aber derjenigen, die bis auf Ausnahmen durch eine schwache Teamarbeit, unklare Terminologie und willkürliche Inanspruchnahme der Analyse, nebelhafte Methodik und Definitionen, ungeord-nete und unvollständige, oft unveröffentliche Quellen und eine zahlenmäßig explosive literarische Produktion ge-kennzeichnet sind. Die Folge dieses unbefriedigenden Zustands pflegen „Argumentationen" zu sein, durch die sich viele „Schlußfolgerungen nachweisen" lassen, wozu lediglich ein logischer Zusammenhang des Textes und eine Inkomplexität der Analyse mit limitierten Zitaten aus-reicht.

1.0. Die Problematik des Úhošť

In einer polemischen Arbeit mit negativen Schlußfolge-rungen konstatierte N. Venclová {1987, 460), daß im Falle einer latěnezeillichen Besiedlung des außerordentlich im-posanten strategisch exponierten Tafelbergs Úhošť bei Kadaň die „Absenz" einer Befestigung zu einem „aus-reichenden Grunde wird, deswegen diese Lokalität nicht als Oppidum bezeichnet werden kann." Die Autorin rea-gierte auf diese Schlußfolgerung (Nr. 1): „Wahrscheinlich könnte man Úhošť als das bisher einzige vermutliche Oppidum/Refugium? in NW Böhmen qualifizieren" (Wald-hauser 1984a, 185). Der heutige Stand der Diskussion läßt sich folgenderweise rekapitulieren:

1. N. Venclová richtete ihre Argumentation, leider nachungenauer Kenntnisnahme des Textes, auf die Negationeines Oppidums auf dem Únošť, obgleich im Text dieserAnalyse der Úhošť lediglich mit verschiedenen latěnezeit-lichen Fortifikationen, einschließlich Oppida, verglichenwurde, was einerseits im Titel der Arbeit („eine oppidum-artige Anlage"), andererseits in obenzitierter Schlußfolgerung formuliert war, aus der überhaupt keine Identifikationmit einem Oppidum hervorgeht, sondern nur im wahrscheinlichen Sinn mit einem Refugium, das als Sondergruppe der Kategorie nicht nur der latěnezeitlichen Fortifikationen, sondern, auch der Oppida klassifiziert zu werdenpflegt, mit denen es nur ein einziges Merkmal gemeinsamhat, nämlich die (vor allem natürliche und weniger künstliche) Befestigung. In dieser Hinsicht erwähnenswert istdie Bewertung der keltischen Befestigungen in Gallienals (1) „reale Oppida, (2) kleine befestigte und bewohnteSitze, (3) große unbesiedelte oder wenig bewohnte Befestigungen" (Duval 1984, 281; vgl. Buchsenschutz 1984), inwelche der Úhošť unschwer eingereiht und zugleich einStreit um den Terminus technicus vermieden werden kann.

2. Die künstliche Befestiung des Úhošť, die in derLiteratur eindeutig erwähnt wird (z.B. Wälle, ein Graben„in etwa 200 m Länge... über 4 m breit, ca. 1 m tief";

Smrž 1983, 101) identifizierte N. Venclová (1987, 458) mit „neuzeitlichen Schützengräben, Umgestaltungen des Feld-rands und wahrscheinlich einer mittelalterlichen bis neu-zeitlichen Umgestaltung" und zitierte als „Beweise" mündliche Vermutungen und „Meldungen" über zwei mehrstündige Besuche der Lokalität. Damit zu dieser beispiellosen Arbeitsmethodik auch weitere Forscher Stellung nehmen konnten, erwies sich die Veröffentlichung der Dokumentation über die Lokalität und die Durch-führung einer Feststellungssondage in dem erwähnten Graben i. J. 1988 als notwendig, die eindeutige Belege über die Befestigung erbrachte.

3. Die Autorin kam mit einer neuen Interpretation der latěnezeitlichen Befestigung des Úhošť in einer Seehöhe von nicht ganz 600 m als „künstlich unbefestigter kurzzeitiger Siedlung" und proponierte zugleich eine „Benützung zu einer normalen langzeitigen Besiedlung" (Venclová 1987, 458, 460). Sie ignorierte völlig die Erkenntnisse über die Ökologie der sämtlichen Besiedlung der Stufen LT C-Dl in NW-Böhmen, wo keine mit Sicherheit nachweisbare Spuren einer Besiedlung aus der Anzahl von rund 300 Lo-kalitäten aus höheren (ökologisch für eine normale Land-wirtschaftpsroduktion ungeeigneten) Seehöhen als rund 380 m aus dem Böhmischen Mittelgebirge, dem Duppauer Gebirge und dem Erzgebirge außerhalb der zusammenhän-gend besiedelten Ökumene bekannt sind (vgl. Holodňák 1988a, Abb. 1). Der Umfang der agrarischen Besiedlung der erwähnten Periode hat sich im Laufe der intensiven archäologischen Forschungen in der Nachkriegszeit über-haupt nicht verändert, wenn wir die einzige Ausnahme der Lokalität Úhošť nicht einrechnen.

1.1. Die Befestigung der latěnezeitlichen Fortifikationen auf den Tafelbergen

Blöße fünf Oppida in Böhmen und die bekannte Steins-burg in Ostdeutschland bildeten für TV. Venclová (1987, 458—461) die leider sehr eingeengte Basis zur Bewertung des Úhošť. Keines von ihnen ist auf einem tertiären Erup-tivstein des Typs Tafelberg situiert und schon von diesem geomorphologischen Gesichtspunkt, der die Placierung und die Art der Befestigung determiniert, muß der regio-nale Umfang der Analyse erweitert werden. Die Existenz latěnezeitlicher Fortifikationen auf Tafelbergen, die der Situierung nach die dritte Dehn'sche Gruppe bilden (Dehn 1971, 149), wurde aufgrund schriftlicher Nachrichten sowie archäologischer Quellen mit Sicherheit belegt. Bei-spielsweise weist die Lokalität Staffelberg (ein Oppidum 150 km Luftlinie vom Úhošť entfernt; zum Vergleich: Trisov und Č. Lhotice sind etwa 200 km entfernt) entlang des Umfanges vom Tafelberg — bis auf einen sehr kurzen Abschnitt einer Wallbefestigung — vor allem terrassenarti-

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Abb. 1. Úhošť, Kat. Gem. Úhošťany, Bez. Chomutov. Schichtenplan der Lokalität von einer kartographischen Unterlage 1 : 5000(ZM 1 : 5000 Žatec8-0). 1 - „SW-Akropolis" (Kote 592 m); 2 - „SO-Akropolis", Schnitt I, (Kote 562 m); 3 - Wallbefestigung der SW-Ecke; 4 - Befestigung mit Graben und terrassenartiges Gebilde an der S-Seite; 5 - Schnitt durch den Graben (1988); 6 - terrassenartiges Gebilde (cf. Abb. 4:3); 7 - Eingang in das Areal von S aus Brodce; 8 - Retranslationsstation; 9 - Schnitt II; 10 - „jezírko" (kleiner See), derzeitige Wasserquelle; 11 - terrassenartiger Zugangsweg aus Brodce. Zeichen: a - Funde latenezeitlicher Keramik, b - Wall, c-Terrasse mit niedriger Wallaufschüttung ohne Graben, d - Terrasse mit niedriger Wallaufschüttung und Graben, e - Terrasse ohne Graben mit Ausmündung in den Abhang des Úhošť, f - Äckerfluren, g - Wasserfläche, h - die heutigen Zugangs-wege in das Areal des Úhošť; der Pfeil bezeichnet den relativ leichtesten Zugang in das Areal des Úhošť.

ge Gebilde und Felswände auf (Filip 1963, Taf. XXXIV; Abels 1980, Abb. 1). Dadurch, daß N. Venclová aus ihrer Analyse das Oppidum Staffelberg, die eine gänzlich identi-sche Analogie des Úhošť darstellt, ausgelassen hat, ist sie begreiflicherweise zu eigentümlichen Schlüssen gelangt, welche die Existenz von Befestigungen auf Tafelbergen überhaupt nicht in Betracht ziehen.

Im Falle der terrassenartigen Gestaltung des Umfanges der Tafelberge mit belegter latenezeitlicher Besiedlung läßt sich ohne archäologische Forschungen nicht ent-scheiden, ob es sich um eine Befestigung oder um die Folge des Ackerbaus oder anderweitiger Terrainumgestal-tungen handelt. Ja, nicht einmal negative Ergebnisse der Terrainforschungen von Umfassungen der Tafelberge können den historischen Schluß gestatten, daß die Lokalität unbefestigt war (vgl. Venclová 1987, 460). „An der Oberfläche zeigt sich durch auffällige Spuren nur ein be-stimmter Teil der Befestigung, die weiteren sind erst durch Ausgrabung feststellbar... und schließlich hat ein unbe-stimmt großer Teil der Befestigung keine bleibenden Spuren hinterlassen" ( Vencl 1983, 286).

N. Venclová (1987, 459, passim) stützte sich auf die sehr schwerwiegenden Schlußfolgerungen P. Drdas (1987, 522): „eine nur natürliche Befestigung nützen die kelti-schen Oppida in Böhmen praktisch (passiv) nicht aus —auch schroffe Felswände sind noch durch eine künstliche Befestigung ergänzt..., den Siedlungsraum umgab an seinem ganzen Umfang eine Mauer, ohne Rücksicht auf den natürlichen Schutz des Platzes." Von diesem Gesichts-punkt müßte scheinbar die Existenz einer Befestigung am Umfang des Tafelberges Úhošť zurückgewiesen werden. Wir müssen allerdings Drdas unbewiesene, besser gesagt, nicht verfechtbare Behauptungen beglaubigen: (1) Nevězíce. An der NO und SW-Seite der Befestigung war eine „Mau-er" gekennzeichnet (Drda 1987, 519, Abb. 1), obwohl im Terrain größtenteils eine eindeutige terrassenartige Kon-figuration von Kanten, nicht Wällen, existiert, was die Fotografie veranschaulicht (o.e., Abb. 3:2). Der Autor spricht von den Terrassen als von einer Mauerlinie, ob-gleich „die ursprüngliche bauliche Gestaltung, vor allem die Art des äußeren Steingefüges, durch die Forschung nicht beglaubigt wurde" (o.e., 522). Im Schnitt 8, der das

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terrassenartige Gebilde durchschnitt (o.e., Abb. 6, Schnitt J—K), stellen wir in der zitierten Dokumentation kein eingepaßtes Mauerwerk, noch auch eine Konstruktion fest. (2) Závist. „Die Gesamtlänge seiner Befestigungen beträgt 16,5 km. Davon entfallen auf Wälle 9 km, auf Terrassen 7,5 km" (Prosek 1950, 52; vgl. Abb. 2). (3) Stra-donice. Durch eine gestrichelte Linie bezeichnete /. Böhm (1946, Abb. 10) die Terrassen. (4) Trisov. /. Břeh (1966, 23, 24) sprach von den „künstlich" unbefestigten S- und N-Seiten des Oppidums. (5) Č. Lhotice. An den Stellen der „steilen und tiefreichenden Felswände" an der N-Seite „sind an der Oberfläche keine Überreste einer Befestigung durch einen Wall erkennbar" (Princ 1974, 614). (6) Hra-

zany. Nordwestlich von der Einschicht Hrádnice registrie-ren wir die klassische terrassenartige Terraingestaltung (Jansová 1965, Abb. 2). (7) Vergleichsweise hat die refugiale Fortifikation Heidengraben mit 1622 ha Flächernaum an den Kanten des Tafelbergplateaus nahezu immer Terrassen aufzuweisen (Fischer 1971, 97 ua.). Die Annahme J. Drdas (1987, 522) von „Mauern" entlang des Umfanges der Oppida in Böhmen, die heute allerdings im Terrain zum Teil als Terrassen oder überhaupt erkennbar sind, könnte somit a posteriori auch für den Umfang des Tafelberges Úhošť gelten, doch nichtsdestoweniger ist es größtenteils nicht gelungen, „Mauern" in seiner Terminologie archäolo-gisch nachzuweisen.

Abb. 2. Úhošť. Profil der Befestigung mit Graben an der S-Seite (cf. Abb. 1:5) nach der Sondage i.J. 1988. Zeichen: a - Gipfelplateau, b - wallartige Aufschüttung aus Steinen, c - Steilhang der Steinwand, d - schräger (teilweise ver-stürzter) Hang der Steinwand, e - Graben (punktiert das untersuchte Profil), f - Grabenwand, g - Grenze des Grund-wassers, h - Vorfeld der Befestigung, i - Ackerland mit gefügter Mauer. Profile der Befestigung von Závist (nach

Prosek 1950, Abb. 5).

2.1. Die Konfiguration des Terrains am Umfang des Tafelberges Úhošť

Zweifellos bildet die Befestigung eines Teils der SW-Ecke einen fotografisch dokumentierten Wall (Höhe bis 1,5—2,2 m vom Niveau des inneren Areals, Br. 4—6 m, L. ca. 30— 55 m; Abb. La; 4:4). In Richtung nach N wird er von einer Felskante, gegen S und O von einer terrassen-artigen Terraingestaltung abgelöst. Morphologisch unter-scheidet er sich nicht von den anderen makroskopisch aus Lehm errichteten Wällen auf den vorgeschichtlichen Burgwällen und keltischen Oppida, einschließlich des Walls auf der Akropolis des Oppidums Stradonice (Pii 1903, 6, Taf. I, Bezeichnung „Mauer"). „Spuren eines umfassenden Walls" registrierten am Úhošť J. Kabát mit K. Slepička (Archiv AI 7433/72), ferner H. Preidel (1969), steinerne (heute möglicherweise schon applanierte) Wälle bereits K. von Jäthensein (1836, 117).

Die Errichtung eines Walls an der höchsten Partie des Úhošť könnte überflüssig erscheinen. Allerdings erweist er sich vom Gesichtspunkt eines potentiellen Angreifers, der hätte aus dem verhältnismäßig zugänglichen Vorfeld an

der S-Seite ein Einschließungsmanöver in westlicher Richtung durchführen und unter die relativ niedrigen Felsschroffen eines Teils der „SW-Akropolis" mit einem Höhenunterschied von nur ca. 8—15 m gelangen können, als notwendiger Bau (vgl. die Fotodokumentation des Vorfelds: Abb. 3:2; 5:1 und den Pfeileines event. Manövers auf Abb. 1). Der Wall war an der Stelle des leichtesten Zugangs auf das Plateau des Úhošť situiert.

Die angeführten Befestigungen identifizierte N. Vendova (1987, 458) „am ehesten als neuzeitliche Schützengräben". Diese Eventualität militärischer Befestigungen aus der Neuzeit kommt nach der freundlich gewährten Konsulta-tion mit VI. Dolinek vom Militärhistorischen Institut in Prag überhaupt nicht in Betracht, auch wenn auf dem Úhošť in den Jahren 1944—45 mehrere Kanonen der Flugzeugabwehr stationiert waren.

Die terrassenartige Kante an der Ostseite der Peripherie des Tafelbergs Úhošť kennzeichnet eine markante Model-lierung (Abb. l:b; 3:4) — auf der Hand liegt die absolute Identifikation mit einigen Flankenpartie der Oppida Hra-zany, Třísov, Staré Hradisko, Stradonice und mit den latěnezeitlichen Fortifikationen auf den Tafelbergen Ger-

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Abb. 3. Úhošť. 1 - Gesamtansicht des Tafelbergs von N, den höchsten Punkt bildet die „SO-Akropolis" (mit Pfeil bezeichnet); 2- Ansicht der S-Seite des Úhošť von Brodceaus(die Pfeile zeigen den Verlauf des steinigen Gebildes mit Graben); 3 - „SO-Akropolis" von Osten vom Gipfelplateau aus (der Pfeil bezeichnet den Fundort der Latěne-keramik); 4 - der Osthang und ein Teil des Bergplateaus mit der Retranslationsstation (Fundort der bemalten

Keramik in der NO-Ecke des inneren Areals).

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Abb. 4. Úhošť. Fotodokumentation verschiedener Partien des inneren Areals. 1 - Eingang zum Bergplateau an der S-Seite am Wege von Brodce, Blick von S in den sog. Zangeneingang, zu beiden Seiten eine Überhöhung; 2 - Blick auf die W-Seite des Abhangs des Úhošť unterhalb des Bergplateaus an der Stelle Nr. 9 auf Abb. 1 (die Funde latěnezeitlicher Keramik stammen aus dem Schnitt II ungefähr in der rechten oberen Ecke des Bildes); 3 - ter-rassenartige Konfiguration der Kante des Bergplateaus (der sog. Aufschüttung) und des Abhangs an der SO-Seite des Úhošť bei Nr. 6 auf Abb. 1; 4- Wallbefestigung der SW-Ecke auf der „SO-Akropolis"; Blick von NO vom Bergplateau; 5 - niedrige wallartige Aufschüttung an der steinigen terrassenartigen Konfiguration der S-Seite der

Wälle westlich von Nr. 7 auf Abb. 1; Blick von NO.

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govie, Staffelberg, Amöneburg, Oberleiserberg — was zur Veranschaulichung auf der kartographischen Unterlage mit der Beschreibung „künstlicher?) terrassenartige Model-lierung der Kanten" (Waldhauser 1984a, 196, Abb. 2) geführt hat. N. Vendova (1987, 458) interpretierte diese Situation eindeutig als „Feldregulierungen mit hier ange-häuften Abschwemmungen" und stütze sich auf die Er-gebnisse einer „Besichtigung" der Abzugsrinnen und einer Baustelle, die Z. Smrž i. J. 1985, also nach der Drucklegung des Manuskripts über den Úhošť (Waldhauser 1984a), unternommen hatte. Es ging dabei um keine archäologische Forschung und im wesentlichsten Teil einer Rinne bei einer eventuellen Befestigung wurde bis in eine Tiefe von 150 cm „noch kein Grund erreicht" (Archiv AI 672/85). Adäquat kann auch die Schlußfolgerung aus einer mehr-stündigen Besichtigung nicht sein, den sie übersteigt die Aussagemöglichkeiten eines Blicks auf die Rinne; „die Profile der Rinnen bewiesen, daß der Rand des Plateaus in diesem Raum nicht befestigt war" (Smrž 1987, 217). Einerseits muß eine leichte Befestigung (Umfriedung) keine Spuren hinterlassen haben, andererseits wurde keine sterile Unterlage erreicht, noch wurde eine archäologische Forschung durchgeführt. Merkwürdige Unstimmigkeiten ergeben sich auch aus dem zitierten Fund von Scherben „latěnezeitlicher" und „römerzeitlicher" Keramik (Archiv AI 672/85), die auf den aufgeworfenen Erdhalden aufgele-sen wurden und die es uns im Januar 1989 gemeinsam mit P. Holodňák beim Studium der Keramik aus der ver-folgten Aktion überhaupt nicht zu identifizierten gelang (für die Ermöglichung der Besichtigung sage ich Z. Smrž Dank).

Auf der relativ am leichtesten zugänglichen S-Seite des Úhošť finden wir ein ausgeprägtes terrassenartiges Gebilde mit einem verhältnismäßig wenig abfallenden Vorfeld (Abb. l:d; 5:1), das nicht direkt an der Außen-kante des Tafelbergs situiert, sondern von ihr ca. 25— 30 m in Richtung zum inneren Areal entfernt ist. In diesem Aspekt stellen wir die Abweichung von allen übrigen Partien des Umfanges des Tafelberges fest, wo die Über-höhung zwischen der Kante des Plateaus und dessen Fuß Werte erreicht, die sich ca. 180 m nähern (Lorber 1985, 1). Die Höhe des terrassenartigen Gebildes beträgt 7— 8 m, die Länge ca. 200 m, davor verläuft ein eindeutig identifizierbarer Graben (Abb. 1:4—5; 2; 5:5), der sich durch ein wannenförmiges Profil auszeichnet (Br. 4— 5 m, Tiefe vom Niveau des Terrains in die Sondage der unter-suchten Partie 1,8 m; Abb, 5:1,5).

Das terrassenartige Gebilde bildet eine sehr schroffe Wand, in den oberen Teilen steiler als über dem Graben (Abb. 1:4; 2:c—d; 5:3). Am Gipfel der terrassenartigen Kante befindet sich eine Steinaufschüttung, die termino-logisch wie auch auf der Terraindokumentation den Ter-minus Wall verdient (Abb. 2:b), denn sie sich von den in ihren Abmessungen niedrigeren Partien der sog. Stein-wälle der Věnecer Gruppe (Sedlo, Obří Hrad, Černovice, Hradišťany, Plešivec; z. B. Dubský 1949) nicht unterschei-det. Die Aufschüttung erreicht eine Breite von 2,5—3 m, eine Höhe von 0,5— 1 m und unterscheidet sich dadurch morphologisch von den Steinverwürfen aus Feldern und Äckern, daß sie keine kleineren Steine enthält (Abb. 5:4).

Die beschriebene Situation identifizierte N. Vendova (1987, 458) „wahrscheinlich mit einer mittelalterlichen bis

neuzeitlichen Umgestaltung", obgleich das völlig eindeutige terrassenartige Gebilde im wesentlichen durch einen defektoskopischen Prozeß bei tektonischen Eruptionen im Tertiär entstanden ist (Lorber 1985, 1; Mitteilung des Geologen VI. DanSček, Na růžovém paloučku 1537, Kladno). Der Graben ist ganz sicher nicht bei geologischen Prozessen entstanden. In seiner konventionellen grau-schwarzen Ausfüllung befanden sich bei der Sondage im April 1988 vereinzelte Steine und in einer Schicht von 0—20 cm das atypische Bruchstück einer vorgeschichtli-chen Keramik, ockerfarben mit sandiger Magerung und geglätteter Oberfläche (dem Museum Chomutov über-geben). Wegen des überraschenden Einströmens des Grundwassers konnte die Form des Bodens und eines Teils des Grabens nicht dokumentiert werden (Abb. 2). Das Motiv zur Aushebung des Grabens ist höchstwahr-scheinlich in einer angestrebten Verhinderung des Zutritts zu der terrassenartigen Kante an der am leichtesten zu-gänglichen S-Seite des Tafelberges Úhošť zu suchen. In den oberen Partien der terrassenartigen Kante kann entweder eine Frontmauer oder eine andere Basis bzw. Art der Befestigung, wie sie auf den Burgwällen der Věnecer Gruppe geläufig waren, errichtet gewesen sein.

An der S-Seite des Úhošť begegnen wir einer recht originalen Art der Fortifikationstechnik, welche die her-vorragenden strategischen Werte des natürlichen, sehr steilen terrassenartigen Gebildes ausnützte, vor dem an der strategisch exponiertesten Stelle ein Graben ausgehoben war (der allerdings an den Rändern auf zwei kleineren Flächen später durch Erdbewegungen zu einem Felde de-vastiert wurde). Begreiflicherweise bleibt die Frage eines minimale Arbeitsanstrengungen erfordernden Umbaus zu einer Steinmauer offen, zu dem wir Indizien in Gestalt der Steinaufschüttung und der zweierlei Art der Neigung des Terrains zur Verfügung haben.

Von der Gesamtzahl von fünf Eingängen in das Areal des Tafelbergs hat nur ein einziger an der S-Seite (Abb. 1:7), der an die Wege sowohl von Brodce, als auch von Úhošťany anknüpft, eine archäologische Konfiguration. Er wird als der älteste angesehen (Smrž 1983, 97) und wurde bei der ersten böhmischen militärischen Karto-graphierung i. J. 1792 erfaßt (Waldhauser 1984a, Taf. 24:3). Im Terrain zeigt sich nach VI. DanSček ein sicherlich künstlich eingetieftes fahrwegartiges Gebilde mit flachem Boden (L. 25 m, Br. 4—5 m, Überhöhung der Seiten 2—6,5 m). Es sitzt lotrecht auf dem terrassenartigen Ge-bilde auf und wendet sich nach ca. 25 m schräg in NW-Rich-tung.

Einerseits kann auf einen Fahrweg geschlossen werden, andererseits entsprechend dem Befestigungsprinzip auf ein Zangentor (Abb. 4:1), doch dieser Schluß kann nur „ge-wissermaßen hyperbolisch" gezogen werden (Waldhauser 1984a, 169—170), denn es fehlen hier die selbständigen Aufschüttungen der Wangen eines Zangentors (vgl. Vendo-va 1987, 458). Allerdings lag der Sinn der Errichtung der Wangen bei den Zangentoren eindeutig in der Gewinnung einer Überhöhung und Kontrolle über den eigentlichen Eingang und eben diese Bedingung erfüllt im Falle des Südeingangs des Úhošť die 4— 5 m betragende Überhöhung der Seitenwände über der Fahrbahn. Auch auf den Oppida stoßen wir auf ein Zangentor mit einer ins Terrain einge-tieften Fahrbahn, wie die Situation auf dem Úhošť dies

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Abb. 5. Úhošť. Fotodokumentation der S-Befestigung. 1 - Steiniges terrassenartiges Gebilde mit niedriger wall-artiger Aufschüttung der von S der zugänglichsten Seite, im Vordergrund die gefügte Mauer des Ackerlands; 2, 3 - Details desselben Gebildes von S; 4 - Detail des Profils der niedrigen wallartigen Aufschüttung an dem steinigen terrassenartigen Gebilde von NW vom Bergplateau aus; 5 - heutiger Zustand des Grabens unterhalb des Abhangs (links) und des steinigen terrassenartigen Gebildes mit der niedrigen wallartigen Aufschüttung. Alle Bilder wurden im Abschnitt Nr. 4—5 auf Abb. 1 aufgenommen.

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zeigt (Třísov, Osttor, Břeň 1966, 26, Abb. 2), u. zw. an Stellen einer ausgeprägten Neigung des Terrains. Die Wangen der Zangentore wurden vor allem an Stellen eines weniger abfallenden Terrains durch Aufschüttungen verstärkt, wo es sich gerade als notwendig erwies die er-wähnte Überhöhung zu gewinnen. Es läßt sich leugnen, daß die Benützung des verfolgten Eingangs auf dem Úhošť in der vorgeschichtlichen Zeit belegt ist, nachweisbar wäre sie nur durch eine gezielte archäologische Forschung. Hingegen ist es nicht möglich diesen Eingang aus den Erwägungen auszuschließen, besonders dann nicht, wenn nach dem Gutachten des Fachmanns für mittelalterliche Kommunikationen J. Dostál (Šumperk, Čajkovského 6) diese eine maximale Breite von 1,5—2 m erreichen, doppelt so viel nur in Kurven, an Ausweichstellen und im Falle von Viehpfaden, was für den betreffenden Eingang nicht in Betracht kommt. Nach N. Vendova (1987, 458) stimmte die Information über die Zangentore auf allen Oppida in der ČSR (Waldhauser 1970, 331) damit nicht überein, daß das Oppidum Nevězíce keines aufweist. Allerdings nennt P. Drda (1987, 536-541, Abb. 9) das nach dem Zangenprinzip errichtete Tor auf diesem Oppidum neuer-dings „asymmetrisch", denn er „fand keinen entsprechen-den Versturz" von Steinen der Ostwange und ein Teil seiner Fläche wurde nicht durchforscht (o.e., 1987, 540, Abb. 9 links oben).

2.2. Die Fortifikationen der Bronzezeit auf dem Úhošf

Im Verlauf der vorgeschichtlichen Zeit wechselten Perioden mit Befestigungen und solche ohne diese mitein-ander ab (Neústupný 1968, 76ff.) und gerade auf dem Úhošť sind rund 6 Fundstellen mit einer Besiedlung der Knovizer und Štítary-Kultur in der gesamten sechshundertjährigen Entwicklung dieser Periode einer intensiven Errichtung von Burgwällen belegt. Die Steinverstürze (Wälle?) auf dem Úhošť „datierten nur Knovizer Funde" (Venclová 1987, 458; vgl. Preidel 1969). Z. Smrž (1983, 103) zog in Erwägung, ob der Úhošť als Burgwall oder als Höhen-siedlung anzusehen sei: „Wir kennen große befestigte Systeme, die in ihrer Ausdehnung dem Úhošť nahekom-men, (was) die Existenz eines Burgwalls bezeugen könnte, denn die Befestigung könnte... untergegangen sein. Auf jeden Fall bildete der Úhošť eine Art Zentrum der Besied-lung des Kadaňer Kessels." A. Niesiolowska-Wgdzka (1987, 402) klassifizierte den Úhošť im mitteleuropäischen Kontext als „Wehranlage" in der Kategorie der Befesti-gungen. Zahlreiche Beispiele von Fortifikationen der aus-gehenden Bronze- oder Hallstattzeit mit nachfolgender Besiedlung und Befestigung der Spätlatenezeit, häufig gleichfalls auf Tafelbergen (Staffelberg, Oberleiserberg, Gergovie, Závist, Nevězíce, Č. Lhotice) sprechen für die Möglichkeit der Nutzung der strategischen Lage des Úhošť für eine Fortifikation in mehreren vorgeschichtli-chen Zeiträumen, wenn wir die völlig hypothetische Identi-fizierung mit der bekannten Wogastisburg nicht mitrechnen.

2.3. Die Latěnekeramik und ihre Fundumstände auf dem Úhošť

Auf dem Gipfel der „SO-Akropolis" des Úhošť (Kote 562 m) im Milieu eines steinigen Hügels — mir ist keine

einzige so situierte „normale keltische" Siedlung in Europa bekannt, lediglich viele Fälle von Besiedlungen der felsigen Akropolen von Oppida — befand sich „unter dem Rasen eine 50— 80 cm mächtige steinig-lehmige Schicht vom Charakter einer Planierung oder Terrainausgleichung... die amorphe Scherben der Štítary-Kultur, hallstattzeitli-che, latěnezeitliche, ein mittelburgwallzeitliche und jung-burgwallzeitliche, mittelalterliche und neuzeitliche Scher-ben enthielt" (Archiv AI, 451/79); in der folgenden Publi-kation wurde die erwähnte Latěnekeramik nicht mehr angeführt (Smrž 1983, 99-100). Bei einer Revision des Materials aus dem verfolgten Schnitt I im März 1988 wurde im Beisein von Z. Smrž mit Sicherheit die Anwesen-heit von Keramik der jüngeren, bzw. späten Latěnezeit in einer Anzahl von ca. 30 Stück ausschließlich in der sog. Planierungs/Aufschüttungsschicht nur in den Planquadra-ten 8—10 in einer Tiefe von 20—40 cm festgestellt (Exp.d. AI 23, 34, 40, 56, 58/79). Unter dem Rasen wurden bis in einer Tiefe von 50 cm 6 mittelalterliche Scherben identifi-ziert, in allen Lagen eine bedeutende Menge Keramik von der Neige der Bronzezeit (am Boden des Schnitts bis in einer Tiefe von 220 cm größtenteils große Bruchstücke, in der Planierungs/Aufschüttungsschicht größtenteils kleinere abgewetzte Scherben). Z. Smrž (1983, 100) datierte die verfolgte Schicht in die Wende der Štítary-Kultur bis ins Mittelalter. Meiner Ansicht nach ist sie — und damit auch das heutige Aussehen der „SO-Akropolis" mit der ebenen Fläche (Abb. 1:2; 3:3) — entweder in der Latěnezeit oder im Mittelalter entstanden. Es gibt zwei Alternativen, zwischen denen sich keine eindeutige Entscheidung tref-fen läßt: (1) die Terrainausgleichung wurde im Mittelalter oder in der Neuzeit vorgenommen und dabei kam es zur Niederlegung älterer Keramik, (2) die Terrainausgleichung erfolgte in der Latěnezeit und die vereinzelten mittelalterli-chen Scherben stellen in optisch intakten Schichten eine Intrusion dar. Nachdem bei der Erforschung der „SO-Akro-polis" keine mittelalterlichen Bauten festgestellt wurden —und die Identifikation einer mittelalterlichen Burgstätte oder mittelalterlicher Häuser gehört zu den leichtesten archäologischen Feststellungen — neige ich mich der zweiten Alternative zu, insbesonders dann im Hinblick auf die zahlreichen Belege von „Terrainausgleichungen" aus latěnezeitlichen Fortifikationen. Die Schichtenfolge im Schnitt I wurde optisch nicht beschädigt (vgl. Venclová 1987, 459) und muß als „weniger verläßlicher Fundkom-plex" (Neústupný 1960, 20) angesehen werden. Im Falle des Schnitts II (Abb. 1:9) hat die Revision an den publi-zierten Informationen und Schlußfolgerungen nichts ge-ändert.

Unter der Keramik vom Úhošť werden „zwei Scherben, mit Bemalung", die summarisch in die Bronzezeit, das Latěne und die „frühdeutsche Epoche" datiert werden (Archiv AI 2531—2/50), zu denen angeführt wird, daß „die schriftliche Erwähnung nicht beglaubigt werden kann" und daß die Stelle ihres Funds auf dem NO-Plateau (beim Lesen des Archivtextes aus dem 2. Weltkrieg ist es zu einer Verwechslung der Angabe der N-Seite mit der W-Seite gekommen) nicht als sichere Lage gerechnet wurde (Wald-hauser 1984a, 173, 184). Der Einwand von TV. Venclová (1987, 459), es handle sich um mittelalterliche rotbemalte Keramik kann mit größter Wahrscheinlichkeit zurück-

392 /. Waldhauser, Diskussion...

gewiesen werden, denn der langzeitig gebrauchte deutsche Terminus für diese charakteristische Ware lautet „rotbe-malte Keramik/Geschirr" (z.B. Nekuda - Reichertová 1968, 414, Anm. 10) und die Autoren des Archivberichts würden ihn sicherlich verwendet haben.

Gegenwärtig sind aus der Fläche des Tafelberges 3 — 4 Ensembles latěnezeitlicher Keramik bekannt, was nach den Definitionen der Besiedlungsstabilität {Waldhauser 1984c) ein ausreichendes Muster darstellt, auch wenn N. Vendova (1987, 459) eine Stabilität in der Seehöhe von knapp 600 m auf dem Úhošť als „irreal" ansieht, weil die Fläche, die Streuung und die Dauer nicht bekannt sind. In diesem Falle genügt sicherlich ein Vergleich mit der belegten Besiedlungsstabilität in den Siedlungsarealen im Vorland des Erzgebirges, wo 2—4 Siedlungen, ganz ausnahmsweise um 1-2 mehr figurieren (Waldhauser 1986a, 268, 278; 1984c, 176; vgl. Kuna - Slabina 1987). Die sog. absurde Berechnung der theoretischen Keramikmenge auf der Fläche des Úhošť (leider mit einem Druckfehler) ist metho-disch identisch mit den Bilanzberechnungen in den histo-rischen Disziplinen (z.B. Moravek 1980, 75), wird aber für die gegebene Illustration derzeit als untragbar ange-sehen.

Nach einer längeren Analyse gelangte N. Vendova (1987, 460) zu einer Datierung der Keramik vom Úhošť in LT Cl —C2, die Typen LT B2 zog sie in Zweifel und Typen LT Dl fand sie keine. Der Arbeitsvorgang kann kaum als korrekt betrachtet werden, wenn die Autorin beispielsweise LT D ausschloß, obwohl senkrecht geriefte Keramik vom Úhošť (Waldhauser 1984a, Abb. 3:11) nachweisbar in Begleitung von Fibeln der Stufe LT Dl vorkommt (Závist, Jansová 1974, Abb. 7:2—6; 8:1, 9, 10). „Inhaltlich unrichtig" erscheint N. Vendova (1987, 460) die Datierung des Beginns des schwarzen Anstrichs in L 2b, die mit LT B2 identifiziert wird (Rybová 1968, 392, 398; Meduna 1980, 30). In die Phase L 2b hat A. Rybová (1969, 394) die halbeingetiefte Hütte aus Dneboh-Klamorna eingestuft und in diesem Komplex ist der schwarze An-strich mit Sicherheit belegt (Waldhauser 1976c, Abb. 22:6, Museum Mnichovo Hradiště Inv. Nr. 1112). Trotzdem bezweifle ich, ob unterschiedliche Ansichten über das Auftreten des schwarzen Anstrichs entweder am Ende von LT B2 oder am Anfang von LT Cl in fachlichen Diskussio-nen ihren Platz haben.

Auch weiterhin halte ich die Datierung der Keramik vom Úhošť in die nicht näher bestimmte Zeitspanne LT B2—Dl (Waldhauser 1984a, 173—174, Anm. 4) für beweiskräftiger, denn die Autorin hat bei der Datierung von 11 abgebildeten Bruchstücken die Grenzen der gegenwärtigen Datierungs-möglichkeiten deutlich überschritten (und ähnlich bei-spielsweise P. Drda 1987, 546—548 mit der Datierung von 133 Bruchstücken aus mehreren Schnitten und Lesefunden auf dem Oppidum Nevězíce in die ältere Phase von LT D, in anderer Auffassung in LT-Dla). Zuerst müßte die rela-tive Chronologie der Keramik ausgearbeitet werden und erst dann könnten kleine Ensembles darin fixiert werden. Leider hat N. Vendova (1987, 460) auf der kaum haltbaren Hypothese über die Datierung von 11 Bruchstücken in LT Cl —2 eine weitere aufgebaut, nämlich, daß sich die Be-siedlung des Úhošť „nicht ganz mit der Periode der Existenz der böhmischen Oppida deckt".

2.4. Die Auswahl der Lokationen der Fortifikationen in der Nähe von Rohstoffen, Kommunikationen usw.

Mit der pauschalen Feststellung, daß die Situierung der keltischen Oppida und weiteren Fortifikationen in der Nähe von Rohstofflagerstätten, Kommunikationen und in einer höheren Seehöhe „allgemein für befestigte Lokalitä-ten der vorgeschichtlichen und frühgeschichtlichen Zeit gilt", hat N. Vendova (1987, 460) beispielsweise die in einer Ökumene situierten Burgwälle aus dem 8.-9. Jh. mit nicht allzusehr entwickelter Produktionsorientierung und ohne Münzwesen mit den am Rande einer Ökumene gelegenen Oppida mit spezialisierter Erzeugung mit An-sprüchen auf ein breites Rohstoffspektrum, Münzprägung und nachgewiesenen Fernhandelskontakten in wider-sprüchliche Zusammenhänge gebracht. Mit der Ansicht der Autorin steht die Zusammenfassung von /. Collis (1984, 173-174 u.a.) oder /. Vodička (1976) für die Fragen der Situierung der Oppida bei Rohstoffquellen in Wider-spruch, auch wenn eine planmäßige Erforschung der Problematik ein Desiderium bleibt (Waldhauser 1988). Desgleichen pflegt in jüngster Zeit die Rolle der Kommuni-kationen im Zusammenhang mit der Funktion der hierar-chisch höher gelegenen latěnezeitlichen Strukturen in den Vordergrund gestellt zu werden (z.B. Lovosice; vgl. Fröhlich - Waldhauser 1989, 19ff.; Závist, Motyková - Drda -Rybová 1978, 338ff.).

Eine höhere Seehöhe der Lokalitäten mit Funden einer materiellen Kultur von der Neige der Latěnezeit indiziert im Hinblick auf den Komplex der Flachlandsiedlungen stets ihre außerordentliche Funktion. Einzelfunde (z.B. Münzen, Fibeln) können von einer saisonbedingten oder anderweitigen Migration Zeugnis ablegen, aber auch von einem zufälligen Verlust, von einem Zusammenhang mit einer Kommunikation, andere (z.B. Keramikbruchstücke) von der Exploitation von Rohstoffen, von einer Signal-tätigkeit, von kultischen Praktiken; größere Ensembles aus mehreren Lagen in höheren Seehöhen auf strategisch exponierten Lagen können höchstwahrscheinlich auf die Wahl der Lage für eine defensive Funktion hindeuten. Schließlich sind heute die größten Keramikensembles gerade aus höheren Seehöhen latenezeitlicher Fortifika-tionen in Europa bekannt, auch wenn dies keine absolute Gültigkeit besitzt (Manching).

In den verschiedenen Regionen einer Besiedlung in LT C-Dl gelten andere Normen für die Seehöhe des Kom-plexes der Flachlandsiedlungen einerseits und für die der Fortifikationen andererseits. In NW-Böhmen überschrei-ten die Flachlandsiedlungen praktisch nicht die Norm 300/380 m (größtenteils bis 290 m) und diese Norm übersteigen nur die Funde vom Úhošť in nahezu 600 m Seehöhe (vgl. Waldhauser 1976b, 299, 1981b, 130ff„ 1986a; Smrž 1989; nicht eingerechnet die „der Norm nahekom-mende" — strategisch nicht exponierte Lokalität Debus, 404 m u.d.M. mit publizierter Keramik - LT A, Zápotocký 1972, 120, und das nicht zu beglaubigende problematische Mezibon; Waldhauser 1981c, 60 mit Lit.). Im Vorland des Böhmerwaldes steigt beispielsweise die Norm beider Gruppen (vgl. Beneš - Břicháíek 1980, 27; die Besiedlung der Fortifikation Sedlo in 902 m Seehöhe, vgl. Benei 1980, 11-13).

/. Waldhauser, Diskussion... 393

2.5. Die Ökologie der latěnezeitlichenBesiedlung des Úhošť

Völlig identische natürliche Bedingungen wie auf dem Plateau des Tafelberges Úhošť, einschließlich der verkürz-ten Vegetationsfristen und der ungewöhnlich fruchtbaren Böden (vgl. Smrž - Mladý 1979, 48-49) finden wir ganz sicher auf Dutzenden Quadratkilometern in einer Seehöhe zwischen 500—600 m im Areal des Duppauer Gebirges und des Böhmischen Mittelgebirges und trotzdem fehlen aus ihnen Belege von Siedlungen aus LT C-Dl. Wie be-reits gesagt, gilt NW-Böhmen zweifellos als archäologisch besterforschte Landschaft Böhmens. Die Tatsache, daß eine Besiedlung aus dem ausgehenden Latěne nur von einigen Lagen des Úhošf und nicht aus anderen adäquaten Räumen NW-Böhmens bekannt ist (vgl. Holodňák 1988a, Abb. 1), ist meiner Ansicht nach ein eindeutiger Beweis dafür, daß die Lagen zwischen 500— 600 m in der Periode LT C-Dl zu einer pflanzlichen und animalischen Produk-tion ungeeignet waren, es handelte sich um ökologisch unannehmbare Bedingungen. Die ausnahmsweise getrof-fene Wahl des Plateaus des Tafelberges Úhošť muß mit einer außergewöhnlichen Motivierung zusammengehangen haben, am wahrscheinlichsten wohl mit der Suche nach einem strategisch exponierten Platz, wobei ein möglicher Wassermangel nicht ins Gewicht fiel (vgl. Koutecký 1988, 290; Beneš - Koutecký 1988, 33; Waldhauser 1976b, 297). Auch die kritisierte dominante Lage des Úhošť selbst (Vendova 1987, 460) besitzt Analogien unter den Oppida auf Tafelbergen (z.B. Staffelberg, Filip 1963, tab. XXXIV; Gergovie, Balme - Fournier 1962, flg. 2—3; Amöneburg, Gensen 1969, Taf. 4:1).

2.6. Die Position des Úhošť unter denlatěnezeitlichen Fortifikationen in Europa

An der Ausnützung der außerordentlich strategisch exponierten natürlichen Befestigung des Úhošť, die mini-male Ansprüche an fortifikationsmäßige Terrainumgestal-tungen stellte, waren alle vorgeschichtlichen Kommunitä-ten interessiert, deren archäologische Relikte auf der Lo-kalität gefunden wurden, also auch die Kelten, bei denen mit Sicherheit Oppida auf Tafelbergen festgestellt wurden. In der Diskussion wurde der Terminus Refugium oder adäquates Oppidum/Refugium verwendet, der Úhošť wurde sogar schon von den deutschen Archäologen adä-quat als „Fliehburg" klassifiziert (Archiv AI 2531-2/50, S. 2). /. Filip (1969, 1130; vgl. auch 970) definierte den Terminus Refugium als Ort, an welchen „sich die Bevölke-rung aus der weiteren Umgebung mit dem Vieh und den Vorräten in unruhigen und gefährlichen Zeiten zurückzog, in der Regel an schwer zugänglichen Stellen errichtet und durch einen Wall befestigt. . . in Friedenszeiten meist unbewohnt und daher fundarm." Mit der Verwendung des Terminus Oppidum/Refugium (Waldhauser 1984a, 183 bis 185) habe ich mich der breitesten Auffassung der Definition eines Oppidums zugeneigt, mit der „alles von einem Re-fugium bis zu einer rechtlich souveränen Stadt bezeichnet werden kann" (Fischer 1971, 33). Auf die Existenz von Refugien bei den Kelten lassen extrem große Lagen schlies-sen (Heidengraben 662 ha; Stanwick 350 ha; Collis 1975, 144, 230; Houbirg, Koschik 1985, 266) und indirekt die Berichte G. J. Caesars (BG 4,19; 6,5), ihre präzise Identi-fikation ist jedoch Angelegenheit der künftigen Forschung.

In Böhmen repräsentiert ein typisches Refugium die ca. 180 ha große Befestigung mit Wällen bei Semin (Bez. Semily), die gänzlich außerhalb einer Ökumene gelegen ist (Waldhauser im Druck b; vgl. auch Pieta 1983).

Die Erwägungen über den Úhošť waren von dem Be-streben nach Erweiterung der Erkenntnisse über die Struktur der Besiedlung an der Neige des Latěne moti-viert, denn es war schon früher gelungen, kleine Befesti-gungen — castella — mit einer anderen Funktion als die Oppida zu definieren (Waldhauser 1984b). Die Vorbehalte von N. Vendova (1987, 458—460) entsprangen dem kaum rationalen Bemühen Zusammenhänge zwischen einigen böhmischen Oppida und der Steinsburg in Ostdeutschland auf der einen Seite und dem Úhošť auf der anderen Seite zu suchen. Andererseits schloß sie dann die latěnezeitlichen Fortifikationen auf Tafelbergen und die refugialen Struk-turen des europäischen Latěne aus ihren Erwägungen aus. Aus den obenangeführten Gründen habe ich bei der karto-graphischen Bearbeitung für den Úhošť das gleiche Zei-chen verwendet wie für die Oppida (vgl. Fischer 1971, 33) und aus Gründen der Übersichtlichkeit zu den Lokalitäten das Fragezeichen nicht hinzugefügt, das in der Tabellen-übersicht (einschl. des Úhošť) angeführt ist (Waldhauser 1984a, Abb. 4; 1984b, Fig. 3, Tab. 1), was N. Vendova (1987, 459) kritisierte. Gleichermaßen sind die Mitarbeiter der archäologischen Gipfelorganisation der ČSFR vorge-gangen, wo wir in der repräsentativen Monographie die Lokalität Tábor mit dem Fund eines kleinen Ebers und einiger Scherben ohne belegte Befestigung gleichfalls unter dem Zeichen eines Oppidums ohne Fragezeichen finden (Pravěké dějiny Čech, Karte 9), ebenso auch in einer weiteren, in Oxford erschienenen Publikation (Petres 1976, fig. 3). In der Lehre von den Zeichen — Semiologie (Barthes 1967) beruht die Indexfunktion der Zeichen „in einer Anleitung zur Vermittlung", also zur Bekanntma-chung mit der Quelle der kartographischen Bearbeitung, wo die „geforderten" Fragezeichen verankert waren (Waldhauser 1984b, Tab. 1). Auf jeden Fall hat die Diskus-sion über den Úhošť einen neuen Fragenkreis aufgetan, der seiner Lösung harrt.

3.0. Die Diskussion über die Makroregion NW-Böhmens in LT C — Dl

Prinzipiell kann der inkorrekten und nebelhaften Ab-grenzung Nordwestböhmens als „Grenzbereich der Latěne-kultur" nach N. Vendova (1987, 458) nicht zugestimmt werden. Einerseits bildet es keine Grenze und kann daher kein „Grenz"-Bereich sein (vgl. Abb. 6), andererseits wurde das Gebiet von Zatec nicht zu NW-Böhmen gerech-net, denn der Autorin „fehlt eine neuere Übersicht der hiesigen Besiedlung" (Vendovu 1879, 458), die beispiels-weise auch für das von der Autorin zu NW-Böhmen gerechnete Gebiet von Most nicht ausgearbeitet worden ist; andererseits hat N. Venclová das Gebiet der Mündung der Eger in die Elbe nicht einbezogen, von wo gerade in die übrigen Gebiete NW-Böhmens Mühlsteine exportiert wurden und das damit in dieser Hinsicht das Zentrum bildet, wogegen das übrige NW-Böhmen dann eine ge-wisse Peripherie darstellt (vgl. Rowlands - Larsen - Kristian-sen 1987) usw. Die Makroregion NW-Böhmens läßt sich verantwortungsbewußter nach geomorphologischen, hy-drographischen Kriterien als ein in LT C—Dl besiedeltes

394 J. Waldhauser, Diskussion...

Abb. 6. Abgrenzung der Makroregion NW-Böhmens ungefähr in der Periode LT C—Dl (nach Waldhauser im Druck c, vgl. Text). A - Auffassung von N. Venclová, B - Auffassung J. Waldhausers (punktiert), C - andere

Typen der Keramik.

Territorium der Einzugsgebiete der unteren Elbe, Eger und Bílina und vor allem nach Kriterien der materiellen Kultur abgrenzen (vgl. Czudek 1972 — die Unterkomplexe und deren Teile: 4, 5, 13, 14, 30, 40, 59-61 (3, 52); Waldhauser 1976a, Karte 1, mit Ergänzungen s. Abb. 6; 1987, Abb. 2; 1981d; Fröhlich - Waldhauser 1989; präzi-siert wird der südliche Kontaktbereich NW-Böhmens im Gebiet von Slaný, Kladno und Rakovník werden müssen). Die Makroregion NW-Böhmens in LT C—Dl ist zur Beurteilung auf Abb. 6 präsentiert.

Gegenstand der Diskussion ist der Bereich NW-Böh-mens, einige bisher nicht abgegrenzte Regionen zusammen (Makroregion), mit Ausnahme der Territorien der Pod-mokler und Kobyler Gruppe, deren nichtkeltische Kom-ponenten und Beziehungen zur nördlichen und nordöstli-chen Nachbarschaft schon vor einem halben Jahrhundert erkannt wurden (Michel 1914; Mähling 1944; Venclová 1973; Waldhauser im Druck ä) und auf die sich die Diskus-sion nicht bezieht. Nach N. Venclová {1987, 462 u.a.) „kann die Anwesenheit nichtkeltischer Elemente in NW--Böhmen als Kontaktzone real erwogen werden... und mit dem allmählichen Eindringen nichtkeltischer Ele-mente, wobei auch die Anwesenheit einer sicherlich zum Teil auch nichtkeltischen Population aus Mitteldeutschland nicht auszuschließen ist" (also einer germanischen, denn

ein anderes Ethnikum wird dort nicht in Erwägung gezo-gen).

3.1. Die nichtkeltischen Elemente in der KeramikNW-Böhmens und die Hypothese über eine

Anwesenheit der Germanen in dem verfolgtenBereich in LT C2—Dl

In der tschechischen wie in der deutschen Literatur wurde NW-Böhmen traditionell zu den von Kelten be-siedelten Gebieten gerechnet, vor allem wegen des Vor-kommens einer dichten Konzentration ihrer Körperflach-gräberfelder (z.B. Preidel 1940, 21 ff.; Budinský 1977 55—65). Die Eibgermanen mit der materiellen Kultur der Stufe LT D2, die der Phase Eggers A entspricht, erschie-nen in NW-Böhmen, nach der letzten zusammenfassenden Bearbeitung im mitteleuropäischen Kontext, zwischen den Jahren 25/20 — 20/15 v.u.Z. (Peschel 1978, 96-97, Abb. 5), wahrscheinlich schon um einige wenige Jahrzehnte früher {Waldhauser 1983, 338; vgl. Holodňák 1988a, 10—11). Die traditionelle tschechische Schule verlegte die Ankunft der Eibgermanen erst in die Periode des Plaňaner Horizonts und identifizierte sie mit dem Einfall Marbods und der Germanen zwischen den Jahren 9—6 v.u.Z. {Pra-věké dějiny Čech, 676ff.).

P. Drda (1973), W.-E. Stöckli(1979, 90-93, 106-111)

/. Waldhauser, Diskussion... 395

B

und D. Koutecký mit N, Vendova (1979) und dieselbe Autorin {Vendova 1987) vertreten die Meinung über das Auftreten nichtkeltischer Elemente auf der Keramik NW-Böhmens bereits in LT C2—D(l) und erwägen in verschiedenen vorsichtigen Formulierungen auch eine physische Anwesenheit der Germanen. „Nicht nur in den Ornamenten der Keramik, sondern auch in ihrer Placie-rung und in der Applikation auf anderen Formen... ist eine Beeinflussung aus der nordwestlichen und nördlichen Nachbarschaft Böhmens zu erblicken" (Vendova 1987, 462).

Gegen diese Schlußfolgerungen, aber auch gegen weitere der obengenannten Autoren wurden Einwände erhoben (Waldhauser 1984a, 176—177), die N. Vendova (1987, 462) mit der Begründung „einer ungenauen Kenntnisnahme des zitierten Textes" zurückwies. Vorbehalte verdienen die wörtlichen Zitate: „Es kann nicht akzeptiert werden, daß die von D. Koutecký und N. Vendova (1979, 96—100, Typ A: Abb. 10:7, 24:6, 11:19, 24:2; Typ B: Abb. 11:19; Typ C: Abb. 22:1 usw.) angeführten dekorativen Elemente wirklich mitteldeutschen und Jastorfer Ursprungs sind. Ein Argument ist die Tatsache, daß die zitierten Dekora-tionselemente prinzipiell mit ihren nördlichen Analogien nicht übereinstimmend sind. Meiner Ansicht nach ist die Ähnlichkeit der obenangeführten Merkmale stark über-bewertet worden, was auch die Analogien der mitteldeut-schen und Jastorfer Elemente auf der Keramik der Sied-lungen und Oppida(!) Mittelböhmens betrifft. Die ge-nannten Beispiele belegen eher eine lokale Entwicklung der Dekoration der Latěnekeramik vor allem in NW-Böh-men; strikt ohne entsprechende Analogien im mittel-deutschen Raum und in der Jastorfer Kultur. Die erwähn-ten Forscher waren bemüht — und dies auf einer metho-disch unannehmbaren Grundlage — nach den dekorativen und technologischen Elementen der Keramik die ethnische Zugehörigkeit der Bevölkerung des Vorlands des Erzge-birges im oppidalen Latěne festzustellen oder event. zu leugnen. An dieser Stelle erscheint es gewiß angebracht, die oftmals zitierte Ansicht G. Childs in Erinnerung zu rufen, daß "die Ethnizität praktisch nur in Kombination mit Schriftquellen oder/auch in Zusammenarbeit mit der Linguistik bestimmbar ist" (Waldhauser 1984a, 177).

3.2. Die konkrete Diskussion über einesder Elemente der („nichtkeltischen") Keramik

in NW-Böhmen

An dem Beispiel der eingeglätteten Verzierung des Typs A 1 („senkrechte oder leicht schräge bis bogenför-mige, die grobe Fläche gliedernde Streifen", Koutecký -Vendova 1979, 96-98, Abb. 26:A1; Abb. 24:6 - Beispiel aus Počerady in NW-Böhmen; Filip 1956, Taf. CVIII:14 -Beispiel aus Královice in Mittelböhmen) analysieren wir eine der Unterlagen, die den Ausgangspunkt für die Hypothese über eine physische Anwesenheit eines germani-schen Ethnikums in NW-Böhmen und eine Beeinflussung des Milieus Mittelböhmens in LT C2—D(l) bilden. Im Falle der Verzierung des Typs A 1 führen D. Koutecký mit N. Vendova (1979) wie auch die Autorin allein (Vendo-va 1987) keine Analogien aus Mitteldeutschland und der Jastorfer Kultur an, sie konstatieren lediglich allgemein für die Gruppe A eingeglättete Verzierungen mit unzweifel-haften Analogien in der Podmokler Gruppe (cf. Koutecký -

Vendova 1979, 96—98), daß sie „im wesentlichen der latěnezeitlichen Keramik völlig fremd" sei. Das angeführte Beispiel aus dem Objekt 457 in Radovesice (Abb. 7:5) hängt zweifellos mit der germanischen Besiedlung des latene-römerzeitlichen Horizonts mit facettierten Rändern aus LT D2 zusammen (cf. Waldhauser 1979, Mob. 14:19-42), es hat als einziges eine Analogie in der germanischen Keramik des damaligen Territoriums der DDR mit Aus-nahme der „keltischen Zone" im Süden Thüringens. Die übrigen von den Autoren angeführten Beispiele aus NW-und Mittelböhmen sind aus folgenden Gründen mit der Keramik der erwähnten Gebiete Ostdeutschlands nicht identisch: (a) die eingeglätteten Bänder sind in Verhältnis zu den Proportionen der adäquaten Gefäße zu schmal, (b) sie sind zu dicht nebeneinander situiert, (c) sie weisen eine deutlich abweichende Rauhungstechnik auf (cf. die Abbildungen der Originale: Koutecký - Vendova 1979, Abb. 24:1 — 4, 6 im Gegensatz zum Typ der Verzierung: o.e., Abb. 26: A 1 und im Gegensatz zu den „Paraanalogien" in der damaligen DDR mit Ausnahme der „keltischen" Zone im Süden Thüringens: Müller 1985, Taf. 51:14; 72:9; 84:14; 88:1; Peschel 1978, Abb. 1; Seyer 1982, Taf. 39:6-7; 40:3; Mähling 1944, Taf. 36:3). In der „keltischen" Zone im Süden Thüringens lassen sich zu den Analogien in NW-Böhmen und im mittelböhmischen Bereich sehr nahe, keineswegs identische Parallelen finden (Gotha, Grube 1, Peschel 1978, Abb. 6:6; 1962, passim). Meiner Ansicht nach kann das Vorkommen des Typs A 1 der eingeglätteten Verzierung des Typs „Počerady" (Koutecký -Vendova 1979, Abb. 24:1-4, 6) in Südthüringen, NW- und Mittelböhmen mit de lokalen Entwicklung der Latěne-keramik in LT C—Dl identifiziert werden (vgl. Abb. 7). Eine genauere Abgrenzung der Bereiche einer lokalen Entwicklung wird offenbar Gegenstand eines weiteren Studiums sein, doch würden wir auch im Falle der übrigen Elemente der eingeglätteten Verzierung offensichtlich zu den gleichen Schlußfolgerungen gelangen wie im Falle der eingeglätteten Verzierung des Typs A 1. Dies gilt aber nicht von den Typen der eingeglätteten Verzierung A 2— 3, deren Analogien D. Koutecký mit N. Vendova (1979, 96sq.) aus NW-Böhmen nicht anführt und die ansonsten ausschließlich in der Podmokler Gruppe und auf dem Territorium Ostdeutschlands vorkommen. Der Typ A 4 läßt sich wegen der nur bruchstückhaften Erhaltung über-haupt nicht klassifizieren.

3.3. Die methodischen Probleme der Feststellungbeiderseitiger Einflüsse an der keramischen

Produktion der Bevölkerung auf dem GebietBöhmens und Ostdeutschlands bis in LT Dl

Voraussetzung wäre die Festsetzung eines größeren Alters der Vorlagen auf dem einen der verfolgten Gebiete und eines späteren Vorkommens auf dem anderen, was vorläufig auf kaum überwindbare Schwierigkeiten stößt. Normalerweise wird mit einer Beeinflussung der kerami-schen Produktion und der Metallerzeugnisse (z.B. Fibeln, Gürtelhaken, Ringschmuck) in Mitteldeutschland und den anliegenden nördlicheren Bereichen durch Impulse der Latěnekultur in Richtung von S nach N gerechnet (cf. Peschel 1978, 32-34, 37-39; Hachmann 1960, 231). Nur D. Koutecký mit N. Vendova (1979) und V. Salač mit P. Konopa (1985) rechnen direkt mit einer Beeinflus-

396 /. Waldhauser, Diskussion...

Abb. 7. Konfrontation der eingeglätteten Verzierung des Typs A 1 im germanischen Milieu Ostdeutschlands (nachSeyer 1982 /Nr. 1 und 2/) und deren „angebliche Beeinflussung" auf der Latěnekeramik NW-Böhmens aus LTC— Dl (Počerady /Nr. 3 und 4/'; nach Koutecký - Vendova 1979; Vendova 1987; Nr. 5 Beispiel der eingeglätteten

Verzierung des Typs A 1 auf germanischer Keramik aus LT D2, Radovesice, nach Waldhauser 1979).

sung oder direkt mit Importen einer größeren Menge von Gefäßen in Richtung annähernd von N nach S (vgl. Waldhauser 1986c), bis tief hinein in das Gebiet der frühe-ren Flachgräberfelder der Kelten. Bis auf ganz vereinzelte Bruchstücke nichtkeltischer Keramik im Milieu der Oppida (Motyková - Drda - Rybová 1978. 97; Břeh 1984, 9-10) oder nahe am Rande einer Siedlungsökumene (Lovosice, Salač - Konopa 1985, Abb. 6; Stradonice bei Louny, Waldhauser 1975, 25—26, Abb. 6:3) läßt sich meiner An-sicht nach eine Beeinflussung von Norden in Richtung nach Böhmen nicht nachweisen. Diese Argumentation gilt begreiflicherweise nicht für die Verhältnisse in der Pod-mokler und Kobyler Gruppe, die außerhalb des Bereichs der (älteren) Körperflachgräberfelder der Kelten situiert ist.

Bei der Argumentation zu einigen Charakterzügen der Besiedlung NW-Böhmens zog N. Venclová(1987, 461 — 462) die Situation im südlichen Teil Thüringens heran, wo wie-derum Körpergräberfelder der Kelten mit Sicherheit be-legt sind (cf. Peschel 1975), und die Forscher von einer Keltizität der dortigen Siedlungen (Lappe 1979), von Gräberfeldern aus der Neige des „keltischen" Latěne D 1 (Peschel 1978,101), Fortiflkationen und von dem überhaupt „keltischen" Charakter der Besiedlung nahezu ohne Vor-behalte sprechen. N. Vendova (1987, 462) hat meiner Meinung nach die nicht unwesentlichen Bindungen Süd-thüringens an die nördlichen Gebiete akzentuiert und (von neuem) den Forschern aus Ostdeutschland die (schon oftmals beantwortete) Frage gestellt: „Wie war es also mit der Ethnizität der Einwohner der Umgebung der Steinsburg und war davon die Existenz des hiesigen Oppi-dums abhängig?" Meiner Ansicht nach haben die Forscher aus Ostdeutschland an ihren Ansichten nichts zu ändern.

Ich teile die Meinung von N. Vendova (1987, 462), daß „einige Typen von Interaktionen zu einer Vermischung der Bevölkerung in Grenznähe führen können, sei es durch

Heiraten..." Dazu kann ergänzend das einzige sichere Beispiel aus NW-Böhmen angeführt werden, wo im Grabe 44 auf dem Gräberfeld bei Jenišův Újezd die Verstorbene nach keltischem Bestattungsritus mit latěnezeitlichen Armringen, zweifellos keltischen Erzeugnissen, aber mit nichtkeltischem Haarschmuck, vor allem mit einer Nadel bestattet war (Pauli 1978; Waldhauser 1978, 53, Taf. 12:8550—3, 9340). Allerdings erweisen sich die „germa-nischen" Einflüsse auf die Latěnekeramik NW- und Mittelböhmens, in einer Situation, da die Germanen auf dem Territorium Ostdeutschlands selbst die „Mode" der auf der Töpferscheibe hergestellten Keramik übernahmen (Grünen 1971; Otto - Grünen 1958), als unbewiesen, auch wenn gerade im Rahmen von „Interaktionen" einige ger-manische Töpfe vereinzelt als Umhüllung oder als Folge einer Migration in eine keltische Ökumene gelangt sein können.

3.4. Zivilisationszeichen des keltischen Umkreisesin NW-Böhmen (mit Ausnahme der Podmokler

und Kobyler Gruppe)

Bei der Bearbeitung des Modells der kulturellen Inkli-nationen NW-Böhmens im Vergleich zur nördlichen Nach-barschaft wurden acht Zeichen der keltischen Zivilisation in Mitteleuropa verwendet (Waldhauser 1984a, Taf. 1, 177—179). Vier von ihnen, der Bau von Oppida, die „Vier-eckschanze", das Münzwesen und die Erzeugung von Dreh-mühlsteinen, können nach N. Vendova (1987, 462) aus NW-Böhmen nicht nachgewiesen werden.

(a) Die Anwesenheit eines Oppidums. Wenn wir be-greiflicherweise die Lokalität Úhošť außer Acht lassen, müssen wir Oppida im Sinne von Zentren mit nachgewiese-ner Erzeugung und Münzwesen auch außerhalb oder am Rande der Ökumene der Makroregion NW-Böhmens suchen, also beispielsweise in einer ähnlichen Situation

/. Waldhauser, Diskussion... 397

wie das Oppidum bei České Lhotice im Hinblick auf die Ökumene Ostböhmens {Rybová 1968, Taf. XLVII). Nach der Anwesenheit von Elementen der Keramik NW-Böhmens (Píč 1903, Taf. LV:3, LIV:26; Stöckli 1979, Abb. 9:17-20; 10:7—10; 11:1, 2, 4—5, 13) auf dem Stradonicer Oppidum muß in Erwägung gezogen werden, ob nicht zumindest ein Teil des Hinterlands in NW-Böhmen gelegen war (Waldhauser 1986b, Abb. 4), konkret auf dem Gebiet von Zatec, Podbořany, Louny, gegebenenfalls auch im westli-chen Teil des Gebiets von Slaný. Beispielsweise finden wir auf der Lokalität Honice, südwestlich von Slaný, ausge-prägte Merkmale der Keramik NW-Böhmens in Gestalt einer unregelmäßigen Einglättung (Filip 1956, Taf. CIX: 10—15 und weitere unpubl. im M Kladno, Inv. Nr. A 182, 184), die in die Gruppe B 4 des eingeglätteten Dekors aus NW-Böhmen gehören (Koutecký - Vendova 1979, Abb. 16:B4). Eine weitere Möglichkeit stellt die Alternative dar, daß die Produktionsagglomeration im Raum Lovosice und Umgebung die Funktion eines Oppidums vertrat, bzw. daß ihre Befestigung wegen der rezenten Bebauung nicht identifiziert werden konnte (cf. Zápotocký 1973; Salat 1985). Auf jeden Fall gemahnt die Dislokation der Siedlungen und Oppida in Süddeutschland in vieler Be-ziehung an die Situation in Böhmen (Fischer 1967, 86—87, Abb. 12). Die klassischen Oppida sind jedoch eine Zivili-sationsaussage der keltischen Bevölkerung in Zentraleuropa und die Situation in den Randgebieten (z.B. in der Breta-gne, im Karpatenbecken, in der Ostschweiz) und in diesem Falle auch in NW-Böhmen ist nicht mehr so ausgeprägt.

(b) Die Anwesenheit keltischer „Viereckschanzen" inNW-Böhmen wurde nicht im Zentrum der Makroregionfestgestellt, sondern wiederum außerhalb oder an seinemRande, also in der gleichen Lage im Hinblick auf die besiedelten Gebiete wie die übrigen „Viereckschanzen" inBöhmen, welche Merkmale süddeutscher Analogien aufweisen (cf. Waldhauser 1970; 1989, 46-48, Fig. 4-5).Konkret nenne ich die Lokalitäten Kokrdov (Waldhauser -Vojtéchovská 1981, 125) und Mšecké Žehrovice (Vendova1986), deren Zugehörigkeit zur Makroregion NW-Böhmenswird in Erwägung gezogen werden müssen. Einige km vonMšecké Žehrovice liegt die zitierte Lokalität Honice(!).Die fehlenden Zeichen (a), (b) wurden in jedem Fallemit einem Fragezeichen bezeichnet (Waldhauser 1984a,178).

(c) Die Anwesenheit eines Münzwesens. Aufgrund desnumismatischen Studiums ergeben sich Unterschiede zwischen den primitiven Prägungen der mittelböhmischenKelten und den „reichen" ikonographischen Motiven derkeltischen Münzen aus NW-Böhmen (Castelin 1969, 1).Derselbe Forscher setzte Münzstätten der Kelten in derweiteren Umgebung von Louny voraus (Castelin 1965,186).

(d) Die Erzeugung von Mühlsteinen ist in Lovosicebelegt (Salač 1985, 96), in geringem Maße auch im Gebietvon Zatec (Holodňák - Mág 1989), ohne daß darin dieDistribution von Drehmühlsteinen aus Arkose, vielleichtaus Velké Přílepy, die im mittleren Einzugsgebiet derEger und im Gebiet von Slaný festgestellt wurde, inbegriffen ist (Waldhauser 1981d, 195, Karte 2).

N. Vendova (1987, 462) versuchte auch weitere Zeichen des Modells der kulturellen Inklinationen NW-Böhmens in Zweifel zu ziehen: Die toponomastischen Informationen schließt sie aus, weil sie nicht auf die Periode LT C2—D

bezogen werden können (was in der weiteren Folge be-deuten würde, die Linguistik nicht heranzuziehen), „eine Distribution keltischer Erzeugnisse" könne nach Meinung der Autorin in Böhmen nicht als ausschließlich „keltische" angesehen werden(!) und zu den halbeingetieften Hütten mit Pfosten in der Mitte der kürzeren Seiten erklärte sie, sie seien kein typisches Zeichen keltischer Siedlungen, ob-gleich mir mit Aushanme der Kontaktzone Thüringens in der Latenezeit kein einziges Beispiel aus dem Territorium Ostdeutschlands bekannt ist.

Aufgrund des Modells der kulturellen Inklinationen ergibt sich im ganzen genommen die eindeutige Zugehörig-keit NW-Böhmens mit Ausnahme der kleinen Gebiete der Podmokler und Kobyler Gruppe zur latěnezeitlichen Zivilisation, deren Träger in den verfolgten Aspekten en gros die Kelten waren (Waldhauser 1984a, 177—178).

3.5. Die Problematik der Oppida und andererFortifikationen in den „Grenz"-Zonen

„zwischen Kelten und Germanen"

Ausführlich opponierte TV. Vendova (1987, 460-461) gegen die Ansicht, daß aus nichtkeltischen Bereichen keine Oppida bekannt seien (Waldhauser 1984a, 458, 460). Ihrer Ansicht nach „läßt sich. . . die Errichtung von Oppida am Rande der eigentlichen keltischen Ökumene event. mit ethnisch uneinheitlicher Bevölkerung, z.B. einer Art Grenzfestungen... jenseits der Grenze des eigentlichen intensiv besiedelten Gebiets in der Funktion keltischer Faktoreien... die Übernahme dieser Art von Fortifika-tionen durch eine andere Population... nicht ausschlies-sen." Die Autorin räumt ein, daß sich „diese Möglich-keiten zwar nicht durch archäologische Quellen nachweisen lassen" und verweist inkorrekt auf die Situation in Süd-thüringen, die sich, wie ich oben grob analysiert habe, durch nahezu alle Merkmale der keltischen Zivilisation und die vorherige Besiedlung mit Körpergräbern der Kelten auszeichnet.

Die durch die Jastorfer und mitteldeutsche Kultur repräsentierte germanische Besiedlung kennzeichnet in LT C—Dl die praktische Absenz aller Arten archäologisch verfolgbarer Fortifikationen (eine Ausnahme?, Burzel-berg, Spehr 1988) und die Eibgermanen, die in LT D2 und am Beginn der römischen Kaiserzeit in ausgedehnte (ursprünglich keltische) Gebiete Mitteleuropas expandier-ten, machten sich nie die dauernde Benützung von Forti-fikationen als administrative, ökonomische, militärische oder siedlungsmäßige Strukturen zu eigen; höchstens stammen vereinzelte Gegenstände ihrer materiellen Kultur aus ehemaligen Befestigungen der Kelten. Die Germanen standen einfach nicht auf einer derartigen Stufe, daß ihnen ihre Organisationsstrukturen Nutzen gebracht hätten. Aufgrund dieser Umstände läßt sich meiner Ansicht nach kein polemischer Meinungsaustausch führen. Dies gilt auch für die Betrachtungen über ethnisch „gemischte Gruppen in Mitteldeutschland" (Vendova 1987, 462), denn auf der Basis einer gemischten materiellen Kultur läßt sich die ethnische Zugehörigkeit der beiden Komponenten nicht nachweisen. Ähnlich steht es auch mit der „histori-schen Interpretation" von N. Vendova (1987, 462), die für NW-Böhmen in der Periode LT C2—Dl „eine friedli-che Koexistenz mit allen Nachbarn" annimmt. Meiner Ansicht nach können archäologische Funde kaum weder

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friedliche noch kriegerische Beziehungen ergründen. Hin-gegen bezeugen historische Nachrichten aus anderen Ge-bieten verhältnismäßige häufige Konfliktsituationen zwi-schen Kelten und Germanen (G. /. Caesar, BG I, 1; I, 31; VII, 77).

Durch archäologische Forschungen wurden keltische Fortifikationen außerhalb einer Ökumene mit wesentlichen Zeichen einer keltischen Zivilisation nicht nachgewiesen. Ich stimme mit N. Vendova (1987, 462) überein, daß sich einige konkrete Beispiele des Vorkommens „germanischer" Artefakte im Randbereich der Latěnekultur, ohne die Möglichkeit einer ethnischen Bestimmung der Benutzer, anführen lassen. Ich würde diese Situation mit dem Vor-kommen von Erzeugnissen des römischen Imperiums nord-wärts von seinen Grenzen vergleichen, wohin sie in ver-schiedener Intensität gelangt sind. Die wesentliche Tatsache bleibt bestehen, daß nördlich der Donau und westlich des Rheins keine archäologisch nur aus dem eigentlichen Imperium bekannte zivilisatorische Merkmale zur Verfü-gung stehen. Das Vorkommen einzelner Gegenstände der römischen materiallen Kultur zusammen mit der boden-ständigen bedeutete nicht die Entstehung ethnisch gemisch-ter Gruppen. Die Germanen bauten sich nördlich der Donau keine befestigten Städte, wie sei ihnen von ihren kriegerischen Aggressionen über die Donau und den Rhein bekannt waren, denn sie waren nicht imstande sie auszunützen.

3.6. Der Charakter der keltischenund nichtkeltischen Siedlungen auf dem Gebiet

Böhmens und Ostdeutschlands(mit Ausnahme Südthüringens)

In, einem Teil der Passage über die Charakterzüge der Besiedlung NW-Böhmens behandelte N. Vendova (1987, 461 — 461) die Siedlungen, leider mit neuerlicher Bezug-nahme auf Südthüringen mit einer proponierten keltischen Besiedlung. Ferner beachtete sie die nur ganz vereinzelt unbestreitbaren Ähnlichkeiten des eingetieften Objekts aus Zedau mit dem Obj. 11/66 aus Vikletice. Nach der Autorin „kann der Interpretation der Pfostenbauten in Mittel-europa als ein Charakterzug germanischer Siedlungen nicht zugestimmt werden und können die eingetieften Hütten nicht nur als ein typisches keltisches Merkmal an-gesehen werden". In einem kritischen Text (Waldhauser 1984a, 178, Taf. 1) schreibe ich einerseits nirgends, daß Pfostenbauten auf keltischen Siedlungen nicht vorkom-men, andererseits befasse ich mich mit einem eingetief-ten Haus mit Pfosten in der Mitte der kürzeren Seiten, dessen Vorkommen sich im Mitteleuropa am Ausgang des Latěne mit dem Gebiet der Körperflachgräberfelder der Kelten deckt (mit kartographischer Dokumentation vgl. Waldhauser im Drucke). Ich bin nicht in „unüberwindliche Schwierigkeiten" geraten (Vendova 1987, 461), denn ich habe die bewährte Arbeitsmethode wie P. Donat (1970) angewandt, der das Vorkommen westslawischer eingetiefter Bauten mit einem Herd in der Ecke mappierte. Praktisch decken sie sich mit der historisch und anderweitig belegten NW-Grenze der slawischen Besiedlung.

Die geographische Verbreitung der eingetieften Häuser mit Pfosten in der Mitte der kürzeren Seiten, einem meiner Ansicht nach absolut typischen Merkmal der keltischen Siedlungen, endet in den nördlichen Partien Böhmens im

Bereich von Ústí (z.B. Tuchomyšl, Koutecký - Waldhauser 1977, 226) und Mladá Boleslav (z.B. Dneboh-Klamorna, Waldhauser 1976c, Abb. 22). Weiter nordwestlich in Rich-tung zu den Ökumenen der Podmokler und Kobyler Gruppe finden die Belege für diesen Typ keine Fortsetzung. „Nach Überprüfung" stellte N. Vendova (1987, 461) fest, daß die durch die Siedlung bei Neštěmice (Waldhauser 1976a) repräsentierten eingetieften Häuser „keine ausge-prägten Unterschiede gegenüber den geläufigen keltischen halbeingetieften Bauten aufweisen." Ich vertrete die An-sicht, daß der definierte Typ des eingetieften Hauses mit einer Verbreitung in den Orten der Besiedlung der histori-schen Kelten bis in LT Dl in Mitteleuropa in der nicht-keltischen Podmokler Gruppe nicht vorkommt. Anschau-lich dokumentiert dies Abb. 8, wo die Unterschiede zwischen den eingetieften Bauten auf der nichtkeltischen Siedlung in Neštěmice im Vergleich zu der weiteren kelti-schen — zufällig ausgewählten — Siedlung aus Břešťany bei Teplice in NW-Böhmen, wo eine Besiedlung durch die Kelten vorausgesetzt wird (Salač 1984, bes. 276), noch klarer hervortreten.

Die Beobachtungen über die Steigerung der Häufigkeit des Vorkommens von Pfostenbauten auf keltischen Sied-lungen in den jüngeren Phasen der Latěnezeit (Waldhauser 1985, 245) dürfen mit der Definition der germanischen Siedlungen auf dem Territorium Ostdeutschlands (außer Kontaktzone Thüringens) nicht vermengt werden, für welche zweifellos ebenerdige Pfostenbauten typisch sind und in denen das eingetiefte Haus mit Pfosten in der Mitte der kürzeren Seiten überhaupt nicht vorkommt. Nichts-destoweniger kann den weiteren Erwägungen von N. Vendova (1987, 461) über den Charakter der Siedlungen in NW-Böhmen zugestimmt werden, kaum jedoch den pauschalen Konstatierungen über eine Übereinstimmung der ökonomischen Verhältnisse in der jüngeren Latěre-zeit in Mitteldeutschland und NW-Böhmen. Meiner An-sich nach gilt dies nur für Südthüringen als Randbereich der keltischen Besiedlung in Mitteleuropa. Dieses Gebiet mit belegten Körpergräberfeldern und nahezu allen Zeichen der Latěnezeit-Zivilisation wurde oben erwähnt.

4.0. Schluß

Wenn die zeitgenössische Archäologie fast völlig Arbei-ten von kritischer Zielsetzung vermissen läßt, wird sie zu einer bloßen Reportage (Waldhauser 1986c, 147). Als diese These formuliert wurde, setzte ich eine Krise vor allem im Bereich der Terminologie und der Definitionen der allge-mein bekannten Erscheinungen der Kelten voraus. Un-stimmigkeiten ergaben sich beispielsweise nicht nur aus der verschiedenen Abgrenzung der Makroregion oder des „Grenzbereichs" NW-Böhmens, sondern auch aus der ungeklärten Hierarchie der keltischen Fortifikationen, von denen die klassischen Oppida nicht nur der einzige Reprä-sentant sind. Vor allem aus diesen Umständen, aber aller-dings auch aus der verschiedenen Auswahl der Explosion der Literatur (z.B. Fischer 1971; Collis 1984; Duval 1984; Buchsenschutz 1984) erfließen die anderen Ansichten von N. Vendova (1987). Die Ursachen liegen möglicherweise in einer de facto engen Begrenzung der wissenschaftlichen Arbeit relativ isolierter Forscher, eng spezialisierter Teams und in der Absenz eines Meinungsaustausches bei wissen-schaftlichen Konferenzen, ferner in der minimalen litera-

/. Waldhauser, Diskussion... 399

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Abb. 8. Graphische Illustration der widerspruchsvollen Hypothese von N. Vendova {1987, 461), daß die einge-tieften Häuser in der Podmokler Gruppe im Hinblick auf die üblichen „keltischen halbeingetieften Bauten" keine ausgeprägteren Abweichungen aufweisen. A - eingetiefte Objekte aus der Siedlung der Podmokler Gruppe bei

Neštěmice, B - aus der keltischen Siedlung bei Břešťany (nach Waldhauser 1976a; Salal 1984).

rischen Produktion synthetischer Arbeiten. Immer noch pflegt der Terrainerforschung einer Lokalität mit einer weniger häufigen deduktiven Auswertung der Vorzug ge-geben zu werden.

In der Polemik wurde zur Ansicht von N. Vendova (1987, 458) über NW-Böhmen als Kontaktzone keine Stellung genommen (dies betrifft selbstverständlich nicht die Podmokler und Kobyler Gruppe). Meiner Ansicht nach fehlen dort die proklamierten nichtkeltischen Ele-

mente. Weiters wurde der Bestattungsritus der Bevölke-rung NW-Böhmens (wiederum ohne die beiden nicht-keltischen Gruppen) nicht analysiert, wo die Absenz einer Massenbestattung in den Stufen LT C2—Dl, wie sie beispielsweise in den übrigen Teilen Böhmens, in Mähren und in Bayern üblich war, eine Inklination zur Welt der keltischen Zivilisation zeigt. Es kam auch zu einem man-gelnden Verständnis des Sinnes des Textes. Nach N. Venc-lová (1987, 461) habe ich „argumentiert, daß die Existenz

400 J. Waldhauser, Diskussion...

eines Oppidums auf die Nähe von Viereckschanzen hin-deutet." Die topographischen Beziehungen zwischen den Oppida und den Viereckschanzen wurden definiert (Drda -Waldhauser - Čižmář 1977), aber die zitierte Pseudothese läßt sich weder aus dieser noch auch aus anderen Arbeiten über dieses Thema ableiten. Einige Passagen einer eher als Rezension denn als Studie z J bezeichnenden Arbeit von N. Vendova (1987, z.B. 459) rufen die Vorstellung der Un-verläßlichkeit der Analysen und angeführten Daten hervor. Der Flächenraum des Oppidums Nevězíce ist von den ursprünglich angeführten 15 ha „auf 13 ha zu korrigieren." Benützt wurde die Angabe von L. Jansovä (1965, 20), denn die Neubestimmung des Flächenraums wurde später publiziert (Drda 1987, 522). Ich habe die einzige Unstim-migkeit in der Lesart des Archivtextes über den Fundort der bemalten Keramik akzeptiert jedoch keine Argumente gefunden, um msinen Standpunkt zu den Ansichten von N. Ven;lová zu revidieren (cf. Waldhauser 1984a). Die Polemik mit P. Drda (I987) wurde durch die Verwendung seiner Schlußfolgerungen durch N. Vendova (1987) her-vorgerufen. Die Ergebnisse der Analyse lassen sich sum-marisieren:

1. Die Besiedlung des Tafelbergs Úhošť am Ausklangder Latěnezeit weist Zeichen der niedrigen Kategorie befestigter, mehr durch natürliche als künstliche Hindernissegeschützter Siedlungen auf (vgl. Bubeník 1988, 193—194mit Lit.). Durch die ökologischen Charakteristiken, dieSituierung in einem natürlichen Milieu und die strategischaußerordentlich exponierte Lage weicht sie völlig von derKategorie aller(!) übrigen Siedlungen der jüngeren undspäteren Latěnezeit in NW-Böhmen als Makroregion ab.Registriert wurden Übereinstimmungen des Úhošť mit denkeltischen Fortifikationen auf Tafelbergen, vor allem aufdem Oppidum Staffelberg im Maintal, der, was die Entfernung betrifft, näher situiert ist als die weiteren OppidaBöhmens. In einer Situation, wo in terminologischer Hinsicht weniger charakteristischen Fortifikationen, die außerdem archäologisch wenig erforscht sind, nur minimaleAufmerksamkeit gewidmet wurde, wurde für den Úhošťdie formale Bezeichnung „wahrscheinlich ein Oppidum/Re-fugium" (Waldhauser 1984a, 185) gewählt, ohne daß vondiesem Terminus Urteile über die Funktion der Lokalität,mit Ausnahme der nachgewiesenen Besiedlungen vom Ausklang der Latěnezeit abgeleitet werden könnten.

2. Die völlig unargumentierte Einreihung der LokalitätÚhošť in die Kategorien „künstlich unbefestigte kurzzeitigeSiedlungen" oder „zu einer normalen langzeitigen Besiedlung" (Vendova 1987, 458, 460) für die jüngere, bzw.späte Latěnezeit müßte die Autorin in einer weiterenDiskussionsrund sachlich nachweisen. Zur Verfügungstehen neue Charakteristiken der keltischen Besiedlung immittleren Egertal einschließlich des natürlichen Milieus(z.B. Holodnák 1988b, 84sq.); identifiziert wurden keineHöhensiedlungen aus der verfolgten Periode (cf. Smrž1989).

3. Die Besiedlung der Makroregion NW-Böhmens (mitAusnahme der Territorien der Podmokler und KobylerGruppe) weist bis in LT Dl in allen wesentlichen Zügendie Zugehörigkeit zur latěnezeitlichen Zivilisation Mitteleuropas auf, deren Träger die Kelten waren. Die „nichtkeltischen Elemente" auf latěnezeitlicher Keramik aus denStufen LT C2—Dl in NW-Böhmen, wiederum mit Ausnahme der beiden nichtkeltischen Gruppen, lassen sichmit der lokalen Entwicklung in diesem peripheren Bereichin Verbindung bringen. Nicht nachgewiesen wurde derUrsprung der Merkmale der Keramik NW-Böhmens(ohne die Podmokler und Kobyler Gruppe) im Milieu derJastorfer Kultur und in den weiteren Regionen einer mitSicherheit existierenden germanischen Besiedlung aufeinem Teile des Territoriums Ostdeutschlands (cf. Kou-tecky - Vendova 1979; Vendova 1987).

4. Die Diskussion ruft die Lösung von Fragen und neueProbleme auf den Plan, die zum Thema perspektivischerwissenschaftlicher Konferenzen auf hsimischer und internationaler Ebene werden sollten. In der Diskussion liegtunausweichlich die progressive Entwicklung der Spezialisierung der Archäologie der Kelten beschlossen. Gegenstand einer Diskussion kann nach einer weiteren Terrainforschung das „reale" Oppidum auf dem Úhošť seinsowie auch die bisher nur rahmenmäßige Datierung desGrabens an die Wende der Bronzezeit bis in die Latěnezeit.

Anmerkung (25. 6. 1990)Nach erfolgter Übergabe dieser Abhandlung an die Redaktion der PA im März 1988 veröffentlichten V. Salačund Z. Smrž (AR XLI 1989, 549—576) eine weitere polemische Abhandlung zur Problematik des Úhošť, die zumTeil einen anderen Weg einschlug. Auch wenn auch diesePolemik nach einer langen Zeit der Absenz kritischer Stu-die.i über das böhmische Latěne zu begrüßen ist, identifiziereich mich mit ihr in keinem einzigen Aspekt, und deshalbhabe ich meine argumentierte Stellungnahme im Dezember1989 der Redaktion der AR übergeben. Negativ habensich zu weiteren an dieser Stelle diskutierten Hypothesenvon N. Venclová auch weitere Forscher geäußert. M. Čižmář (PA LXXX 1989, 88) stellte sich gegen eine Verbindung der spezifischen eingeglätteten Elemente auf derböhmischen Latěnekeramik „mit germanischen Einflüssenaus dem Bereich der Jastorfer Kultur". Ähnlich verwiesenV. Salač mit Z. Smrž (AR XLI 1989, 568-569) auf eineReihe von Umständen, welche „die Vermutung (nicht nurvon N. Venclová, sondern auch von P. Drda, cf. ASM13/1 1980, 43, Anm.d.Aut.), daß es am Umbruch derStufen LT C1/C2 in NW-Böhmen zu einer Veränderungder Ethnizität der Bevölkerung gekommen sei, nicht unterstützen". Eine ebensowenig zustimmende Ansicht publizierte zugleich mit einer Analyse auch P. Holodnák(1988a, 10— 11), nach dessen Meinung sie ein „Extrem"wäre. (JW)

Übersetzt von Ferdinand Kirschner

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ZUM DISKUSSIONSBEITRAG J. WALDHAUSERS

NATÁLIE VENCLOVÁ, AÚ ČSAV Praha

Der Widerspruch zwischen meiner in der in den PA veröffentlichten Betrachtung (Vendova 1987) geäußerten Ansicht und den Ansichten J. Waldhausers liegt nicht in der ungeklärten Terminologie, wie der Autor meint, sondern in der Methodik der archäologischen Arbeit. Der Autor arbeitet mit unbewiesenen Möglichkeiten, die er sogleich als fertige Tatsachen präsentiert. Als Beispiel dient gerade der Fall der Lokalität Úhošť. Obgleich die derzeitigen Belege über die Existenz eines Oppidums (oder „Oppidum'Refugium", oder einer „oppidumartigen Anla-ge") auf dem Berge Úhošť nicht ausreichend sind, und dies auch nicht „in der breitesten Auffassung der Definition eines Oppidums" einschließlich eines Refugiums, welche immer eine Befestigung voraussetzt (wie der Autor auf S. 385 anführt), arbeitet der Autor nichtsdestoweniger in derselben Abhandlung, wo er ein mögliches „Oppidum/Re-fugium" in Erwägung zieht, bereits zugleich mit der Lo-kalität wie mit einem sicheren Oppidum (Waldhauser 1984a, Abb. 4; cf. desgl. 1984b, Fig. 3; 1985, Abb. 12). Dies ist jedoch nur eine Wiederholung der in meinem Bei-trag v. J. 1987 abegdruckten Tatsachen, die nicht nötig gewesen wäre, wenn sich der Autor gründlicher mit diesem seinerseits kritisierten Text bekannt gemacht hätte. Wie aus den Zitaten und Schlußfolgerungen des Autors her-vorgeht, hat er sichtlich nur die tschechische Zusammen-fassung benützt. Wir wollen uns jedoch vor allem auf den sachlichen Teil der Diskussion konzentrieren.

Das einzige neue Faktum, das der Autor zur Diskussion stellt, sind seine Ausgrabungen unterhalb der Südkante des Gipfelplateaus des Úhošť. Überlassen wir es dem Leser, die Qualität der präsentierten Dokumentation (Abb. 2) zu beurteilen, und fassen wir die Ergebnisse der Forschung zusammen. Die Sonde durchschnitt eine De-pression mit zusammenlaufenden Wänden und „konven-tioneller '(?) grauschwarzer Ausfüllung, die bis in einer Tiefe von ca. 85 cm (nach dem Maßstab auf der Planskizze, Abb. 2) von der heutigen Oberfläche sichtbar wurde;

tiefer wurde wegen der Durchnässung nicht gegraben. Den einzigen Fund stellt nach dem Autor ein „Bruchstück vorgeschichtlicher Keramik" in einer Tiefe von 0 — 2 0 cm dar. Aus der Dokumentation ist weder die Form, noch die Tiefe des Objekts zu ersehen und es geht daraus keine klare Identifikation der Depression als eines künstlichen Fortifikationsgrabens (die Eventualität eines natürlichen oder künstlichen Wasserlaufs ist ausgeschlossen?) und umso weniger ihre Datierung hervor (obwohl der Autor am Schluß seiner Abhandlung, S. 401, eine „bisher nur rahmen-mäßige Datierung des Grabens an die Wende der Bronze-zeit bis in db Latěnezeit" zur Diskussion stellt. Die Dis-kussion bleibt damit auf dem gleichen Punkt stehen wie zuvor: „.. . nicht einmal negative Ergebnisse der Terrain-forschungen von Umfassungen der Tafelberge können den historischen Schluß gestatten, daß die Lokalität unbefestigt war" (Autor, S. 386), destoweniger allerdings den Schluß, daß sie befestigt war.

Sofern auf der Lokalität keine latěnezeitliche Forti-fikation festgestellt werden wird, belegt die Latěnekeramik vom Úhošť die Benützung der Lokalität wahrscheinlich, im Hinblick auf die dortigen ökologischen Verhältnisse, zu einer Siedlungsaktivität im Rahmen einer unbefestigten Siedlung. Der Platz war wegen seiner außerordentlich günstigen Bedingungen (Smrž - Mladý 1979; desgl. Wald-hauser 1984a, 170) mehrmals besiedelt: z.B. in der Burg-wallzeit, wo die Lage der hierortigen Siedlung im Vergleich zu den übrigen Burgwallansiedlungen in der Region gleich-ermaßen außergewöhnlich war (/. Bubeník, Die slawische Besiedlung im Einzugsgebiet der mittleren Ohře, Prag 1988, 84, 158—161), wie sich dies auch im Rahmen der latěnezeitlichen Besiedlung zeigt.

Zur Datierung der Keramik vom Úhošť fehlt dem Autor wiederum die Kenntnis des kompletten (deutschen) Textes der kritisierten Arbeit (Vendova 1987, 453), wo die Datierung in LT Cl —D2 begründet wird. Wenn die Kol-lektion vom Úhošť nicht repräsentativ genug ist, wie der

404 N. Vendova, Zum Diskussionsbeitrag...

Autor nun urteilt, dann bleibt es eine Tatsache, daß sie dem Autor zur Datierung in LT B2—Dl {Waldhauser 1984a, 174), neuestens sogar in den Ausklang der Latěne-zeit (S. 401), völlig genügt hat.

Soviel zum sachlichen Teil der Diskussion. Ich fühle mich aber gezwungen, auf die Unrichtigkeit der Versionen des Autors zu meinen publizierten Ansichten hinzuweisen: Trotz seiner Behauptungen kann sich der Leser leicht beglaubigen, daß ich z.B. 1) keinen Versuch zur Bestim-mung der Benutzer der vereinzelten „germanischen" Arte-fakte im Randbereich der Latěnekultur unternommen habe (cf. Vendova 1987, 456, tschechisch 461 — 462); 2) daß ich das Zierelement der eingeglätteten Verzierung des Typs AI nicht für eine der als Ausgangspunkt für die Hypothese der Anwesenheit eines germanischen Ethnikums in NW-Böhmen dienenden Unterlagen angesehen habe (Koutecký - Vendova 1979, 101: „ . . . d i e s e Merkmale (ad 1 bis 3) reichen zu einer ethnischen Bestimmung... absolut nicht aus. .."); 3) daß ich den Grenzbereich der Latěnekultur nicht nebelhaft abgegrenzt habe (cf. Vendova 1987, 449—450, tschechisch 458), der Autor ihn jedoch unadäquat in seine nebulos abgegrenzte Makroregion NW-Böhmen auf seiner Abb. 6 eingezeichnet hat; usw.

Ich bin in Verlegenheit, was ich zu den naiv oder über-haupt nicht argumentierten Ansichten des Autors sagen soll (Zitate in Anführungszeichen):— die von G. Rüling 1941 als „Scherben mit Bemalung"bezeichneten bemalten Scherben sind am ehesten nichtmittelalterlich, „denn der langzeitig gebrauchte deutscheTerminus für diese ... Ware lautet „rotbemalte Keramik/Geschirr" (z.B. Nekuda - Reichertová 1968, 414,Anm. 10) und die Autoren des Archivberichts würden ihnsicherlich verwendet haben" (S. 393);— nichtkeltisch bedeutet in Mitteldeutschland germa-

nisch, „denn ein anderes Ethnikum wird dort nicht in Er-wägung gezogen" (S. 395);— Südthüringen ist u.a. deshalb keltisch, weil „die For-scher von einer Keltizität der dortigen Siedlungen... von Gräberfeldern ... und von dem überhaupt keltischen Cha-rakter der Besiedlung nahezu ohne Vorbehalte sprechen" (S. 397).

Mit der Ansicht, daß der äußere Randteil NW-Böhmens keine Grenze und daher kein Grenzbereich bilden kann (S. 394) ignoriert J. Waldhauser die heute bereits riesige Literatur zur Problematik der Kontaktbereiche benachbarter Kulturen und beweist somit, daß es wirklich anspruchsvoll ist, sich, seinen Worten nach, mit der Ex-plosion der Literatur bei der „de facto engen Begrenzung der wissenschaftlichen Arbeit relativ isolierter Forscher" (S. 399) auseinanderzusetzen. Einige Aspekte der gegebe-nen Problematik werden dem Autor vielleicht näherkom-men, wenn er beispielsweise in sein „Modell kultureller Inklinationen" {Waldhauser 1984a, Taf. 1) die Region Südthüringens in der Umgebung der Steinsburg einbeziehen würde, wo sich äquivalent sowohl die Merkmale der kel-tischen, als auch solche der germanischen Zivilisation in den auf der Tafel enthaltenen Kategorien finden (nach dem Autor allerdings einfach „nahezu alle Merkmale der kelti-schen Zivilisation" (S. 398) oder „mit nahezu allen Zeichen der Latěnezeit-Zivilisation" (S. 399); unterstrichen von N.V.).

Abschließend konstatiere ich, daß mich keines der Argumente des Autors dazu veranlaßt, meine Ansichten zu revidieren. Solange keine neuen beglaubigten Fakten zur Verfügung stehen, hat es keinen Sinn die Diskussion weiterzuführen. (Zur abgekürzt zitierten Literatur siehe Literaturverzeichnis bei J. Waldhauser.)

Übersetzt von H. Trávníčková

N. Vendova, Zum Diskussionsbeitrag... 405