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Besiedlungsgeschichte, Infrastruktur und Umweltbedingungen im Gebiet der Wasserscheide zwischen Dnepr und Severskij Donec im 3.–5. Jh. n. Chr. Archa¨ologische, numismatische und bodenkundliche Untersuchungen Von Michail Ljubic ˘ev, Erdmute Schultze, Kirill Myzgin und Jurij C ˘ endev Schlagwo ¨rter: Ukraine/Dnepr/Severskij Donec/Vojtenki/Spa ¨tzarubiniec’-Horizont/C ˘ ernjachov-Kultur/Kiever Kultur/ Sarmaten/Siedlung/Mu ¨nzen/Bodenkunde Keywords: Ukraine/Dniepr/Severskij Donets/Vojtenki/Late Zarubincy horizont/Chernyakhov culture/Kiev culture/ Sarmatians/Settlement/Coins/Soil science ˚ºɔɇȩȦßȩ æºȸȦȤ: ȑŒɀȤŁȷȤ/˜ȷȩȹɀ/ȉȩȦȩɀæŒŁØ ˜ȸȷȩɆ/´ȸØɂȩȷŒŁ/ˇȸȱȤȷȩȱȤɀɃȨŁȷȩɆŒŁØ ªȸɀŁȱȸȷɂ/ ȕȩɀȷ'ıȸȦæŒȤ' ŒɃºɒɂɃɀȤ/˚ŁȩȦæŒȤ' ŒɃºɒɂɃɀȤ/ȉȤɀȶȤɂß/ˇȸæȩºȩȷŁȩ/Ȅȸȷȩɂß/ˇȸɇȦȸȦȩȨȩȷŁȩ Besiedlungsvorga¨nge in der ersten Ha¨lfte des 1. Jts. n. Chr. sind seit langem Thema in der Forschung. Regionale und u ¨berregionale Beziehungen werden in unterschiedlichem Rahmen untersucht. Seit etwa zwei Jahrzehnten spielen bei derartigen Untersu- chungen die Umweltbedingungen und zunehmend auch die Verkehrswege eine Rolle. Es wird versucht, neben den Wasserwegen und ihrer Bedeutung in- nerhalb der Infrastruktur auch Landverbindungen zu erschließen. Vor dem Hintergrund der Verkehrswege erhalten Verbreitungsbilder bzw. erkennbare Be- siedlungsmuster eine neue Wertung. Sehr erfolg- reich konnte dies in verschiedenen Untersuchungen zum Landweg u ¨ber die Ju ¨tische Halbinsel gezeigt werden. 1 Eine derartige Fragestellung besteht auch fu ¨r das Gebiet zwischen Dnepr und Severskij Donec. Die Wasserscheide zwischen den Flusssystemen des Dnepr und des Severskij Donec, und letztlich des Don, verla¨uft hier nicht auf einem Kamm, sondern durch die Ebene von der Krim aus nordwa¨rts (Abb. 1). Dadurch bietet sie eine Nord-Su ¨d-Verbin- dung an, die durch die Wasserwege so nicht gege- ben ist. Aus der fru ¨hen Neuzeit ist fu ¨r das Gebiet entlang der Wasserscheide zudem ein Landweg u ¨berliefert, der in den historischen Quellen als Mu- ravskij Sljach bezeichnet wird. 2 Er wurde immer wieder von Krimtataren fu ¨r ihre Einfa¨lle nach Russ- land genutzt. Da hier keine Wasserla¨ufe zu u ¨ber- queren waren, konnten die Eindringlinge auf die- sem Weg sehr effektiv russische Sta¨dte wie z.B. Tula erreichen. Von R. Rolle, V. V. Murzin und B. A. S ˘ ramko wurde deshalb vor einigen Jahren die These aufgestellt, dass diese Verkehrsverbindung schon wa¨hrend der Skythenzeit eine a ¨hnliche Bedeutung besaß. 3 Die Frage, ob diese Landverbindung auch in den ersten Jahrhunderten nach Chr. als Verkehrs- und Kommunikationsweg eine Rolle spielte, wurde bisher nicht untersucht. Dies ist fu ¨r das Versta¨ndnis der Besiedlungsvorga¨nge in diesem Bereich jedoch von großer Bedeutung. Ein dazu entwickeltes Koope- rations-Projekt mit Partnern 4 aus der Ukraine, Russ- land und Deutschland erbrachte 2010 11 erste Er- gebnisse, die hier im U ¨ berblick vorgestellt werden sollen. Das Projekt hat sich zum Ziel gesetzt, durch archa¨ologische und naturwissenschaftliche Untersu- chungen nicht nur die Besiedlungsgeschichte in die- sem Bereich klarer darzustellen, sondern auch die Nutzung der unterschiedlichen Verkehrsverbindun- gen herauszuarbeiten. Einleitend soll zuna¨chst der Forschungsstand zur Besiedlungsgeschichte kurz referiert werden. Im Gebiet o ¨stlich des Dnepr vollzogen sich in den ers- ten Jahrhunderten umfangreiche Besiedlungsvorga¨n- ge (Abb. 2). Im Steppengebiet unmittelbar an der Schwarzmeerku ¨ste und weiter no ¨rdlich lebten im 1. 3. Jh. n. Chr. nomadische Sarmaten. Im Waldstep- pengebiet entstand nach dem Zerfall der klassischen Zarubiniec-Kultur um die Mitte des 1. Jhs. n. Chr. der Postzarubiniec-Horizont. 5 Wa ¨hrend die klassische Zarubiniec-Kultur in den Gebieten des Mittleren und Oberen Dnepr sowie in Podlasien konzentriert war, handelt es sich bei dem Postzarubiniec-Horizont um einzelne Siedlungen, die in großer Entfernung von- einander lagen. Sie sind kein Beleg fu ¨r eine syste- 1 Willroth 1986; Zich 2002. 2 `ȤªȤºȩØ 1918, 5. 3 Rolle u. a. 1991. 4 Daran beteiligt sind Mitarbeiter der Staatlichen Universita¨t Bel- gorod (Russische Fo ¨deration); der Nationalen V. N. Karazin-Uni- versita¨t Charkov, des Archa¨ologischen Instituts der NAN der Ukraine und des Nationalen Historischen Museums Kiev (Ukrai- ne) sowie der Eurasien-Abteilung des DAI. 5 ˛ÆºȸȶæŒŁØ/ȐȩɀȹŁºȸȦæŒŁØ, 1991; ȐȩɀȹŁºȸȦæŒŁØ 2004, 21 34; 123 126.

Ljubičev M., Schultze E., Myzgin K., Čendev J. Besiedlungsgeschichte und Infrastruktur im Gebiet der Wasserscheide zwischen Dnepr und Severskij Donec im 3.-5. Jh. n. Chr. Archäologische

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Besiedlungsgeschichte, Infrastruktur und Umweltbedingungenim Gebiet der Wasserscheide zwischen Dnepr und Severskij Donecim 3.–5. Jh. n. Chr.

Archaologische, numismatische und bodenkundliche Untersuchungen

Von Michail Ljubicev, Erdmute Schultze, Kirill Myzgin und Jurij Cendev

Schlagworter: Ukraine/Dnepr/Severskij Donec/Vojtenki/Spatzarubiniec’-Horizont/Cernjachov-Kultur/Kiever Kultur/Sarmaten/Siedlung/Munzen/Bodenkunde

Keywords: Ukraine/Dniepr/Severskij Donets/Vojtenki/Late Zarubincy horizont/Chernyakhov culture/Kiev culture/Sarmatians/Settlement/Coins/Soil science

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Besiedlungsvorgange in der ersten Halfte des 1. Jts.n. Chr. sind seit langem Thema in der Forschung.Regionale und uberregionale Beziehungen werdenin unterschiedlichem Rahmen untersucht. Seit etwazwei Jahrzehnten spielen bei derartigen Untersu-chungen die Umweltbedingungen und zunehmendauch die Verkehrswege eine Rolle. Es wird versucht,neben den Wasserwegen und ihrer Bedeutung in-nerhalb der Infrastruktur auch Landverbindungen zuerschließen. Vor dem Hintergrund der Verkehrswegeerhalten Verbreitungsbilder bzw. erkennbare Be-siedlungsmuster eine neue Wertung. Sehr erfolg-reich konnte dies in verschiedenen Untersuchungenzum Landweg uber die Jutische Halbinsel gezeigtwerden.1

Eine derartige Fragestellung besteht auch furdas Gebiet zwischen Dnepr und Severskij Donec.Die Wasserscheide zwischen den Flusssystemen desDnepr und des Severskij Donec, und letztlich desDon, verlauft hier nicht auf einem Kamm, sonderndurch die Ebene von der Krim aus nordwarts(Abb. 1). Dadurch bietet sie eine Nord-Sud-Verbin-dung an, die durch die Wasserwege so nicht gege-ben ist. Aus der fruhen Neuzeit ist fur das Gebietentlang der Wasserscheide zudem ein Landweguberliefert, der in den historischen Quellen als Mu-ravskij Sljach bezeichnet wird.2 Er wurde immerwieder von Krimtataren fur ihre Einfalle nach Russ-land genutzt. Da hier keine Wasserlaufe zu uber-queren waren, konnten die Eindringlinge auf die-sem Weg sehr effektiv russische Stadte wie z. B.Tula erreichen. Von R. Rolle, V. V. Murzin und B. A.Sramko wurde deshalb vor einigen Jahren die Theseaufgestellt, dass diese Verkehrsverbindung schon

wahrend der Skythenzeit eine ahnliche Bedeutungbesaß.3 Die Frage, ob diese Landverbindung auchin den ersten Jahrhunderten nach Chr. als Verkehrs-und Kommunikationsweg eine Rolle spielte, wurdebisher nicht untersucht. Dies ist fur das Verstandnisder Besiedlungsvorgange in diesem Bereich jedochvon großer Bedeutung. Ein dazu entwickeltes Koope-rations-Projekt mit Partnern4 aus der Ukraine, Russ-land und Deutschland erbrachte 2010–11 erste Er-gebnisse, die hier im Uberblick vorgestellt werdensollen. Das Projekt hat sich zum Ziel gesetzt, durcharchaologische und naturwissenschaftliche Untersu-chungen nicht nur die Besiedlungsgeschichte in die-sem Bereich klarer darzustellen, sondern auch dieNutzung der unterschiedlichen Verkehrsverbindun-gen herauszuarbeiten.

Einleitend soll zunachst der Forschungsstandzur Besiedlungsgeschichte kurz referiert werden. ImGebiet ostlich des Dnepr vollzogen sich in den ers-ten Jahrhunderten umfangreiche Besiedlungsvorgan-ge (Abb. 2). Im Steppengebiet unmittelbar an derSchwarzmeerkuste und weiter nordlich lebten im1.–3. Jh. n. Chr. nomadische Sarmaten. Im Waldstep-pengebiet entstand nach dem Zerfall der klassischenZarubiniec-Kultur um die Mitte des 1. Jhs. n. Chr. derPostzarubiniec-Horizont.5 Wahrend die klassischeZarubiniec-Kultur in den Gebieten des Mittleren undOberen Dnepr sowie in Podlasien konzentriert war,handelt es sich bei dem Postzarubiniec-Horizont umeinzelne Siedlungen, die in großer Entfernung von-einander lagen. Sie sind kein Beleg fur eine syste-

1 Willroth 1986; Zich 2002.2 `0ª0º+Ø 1918, 5.

3 Rolle u. a. 1991.4 Daran beteiligt sind Mitarbeiter der Staatlichen Universitat Bel-gorod (Russische Foderation); der Nationalen V. N. Karazin-Uni-versitat Charkov, des Archaologischen Instituts der NAN derUkraine und des Nationalen Historischen Museums Kiev (Ukrai-ne) sowie der Eurasien-Abteilung des DAI.

5 ˛ÆºFIæŒŁØ/]+)EŁºF.æŒŁØ, 1991; ]+)EŁºF.æŒŁØ 2004, 21–34;123–126.

matische Aufsiedlung in den einzelnen Gebieten.Zum Postzarubiniec-Horizont vom 1. bis zur Mittedes 3. Jhs. gehoren in der Dnepr-Donec-WaldsteppeSiedlungen vom Typ Kartamisevo 2-Ternovka 2, Griniund Sisino 5-Smirovo. Zu den Hauptmerkmalen die-ser Gruppen gehoren kleine Siedlungen mit Gruben-hausern, handgemachte Keramik und Trachtzubehormit Emailverzierung.6

Im 3. Jh. kommt es dann zur Herausbildungder Kiever Kultur.7 Typisch sind halb eingetiefte, inBlockbauweise errichtete Hauser. Die Keramik istuberwiegend handgeformt. Daneben findet sich inunterschiedlichem Umfang Drehscheibenkeramik alsImport. Ansiedlungen dieser Kultur finden sind vor

allem im nordlichen Bereich der Waldsteppe undder Waldzone bekannt. Bei den Bestattungen han-delt es sich um Brandgraber in unterschiedlichenVarianten. Die Kiever Kultur wird in mehrere regio-nale Gruppierungen gegliedert, die Denkmaler ost-lich des Dnepr werden der Sejm-Donec-Variante zu-gerechnet.

Nur in der zweiten Halfte des 3. Jhs. findensich außerdem Siedlungen des sogenannten Hori-zontes Boromlja.8 Dabei handelt es sich um ausdem Dnestr-Gebiet stammende Siedler. Typisch furden Horizont Boromlja sind kleine Siedlungen mitGrubenhausern, uberwiegend handgemachter undnur wenig scheibengedrehter Keramik, Fibeln mithohem Nadelhalter und helltonigen Amphoren desTyps D nach Selov. Die Interpretation dieser Sied-

Abb. 1.Das Gebiet der Dnepr-

Severskij Donec-Wasserscheide mit den

modernen Landes-grenzen zwischen der

Ukraine und derRussischen Foderation.

6 ]+)EŁºF.æŒŁØ 2004, Taf. 3–7.7 ]+)EŁºF.æŒŁØ 2004, 35–58; 126–129; ˛ÆºFIæŒŁØ 2007. Kar-tierung bei Terpilovskij/Magomedov 2010, Abb. 1. 8 ¸:ÆŁb+. 2008; ¸:ÆŁb+. 2010.

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lungen ist in der Diskussion. Sie werden einerseitswie hier als eigenstandige Erscheinung innerhalbder Kulturgruppen betrachtet, die mit der Herausbil-dung der fruhen Slawen in Zusammenhang stehen.9

Andere Forscher wie A. M. Oblomskij sehen sie da-gegen als fruheste Belege der Cernjachov-Kulturan.10 Einige Fundplatze des Horizontes Boromlja,so die Bauten aus Bukreevka 2, werden von Terpi-lovskij und anderen auch der Sejm-Donec-Varianteder Kiever Kultur zugewiesen.11

Ebenfalls im 3. Jh. entsteht die Cernjachov-Kultur, die sich nach unserer Ansicht erst im 4. Jh.bis in den Bereich der Wasserscheide ausbreitet.12

Vor allem vom zweiten Viertel bis zur Mitte des4. Jhs. vollzog sich die Ausbreitung der Cernjachov-Kultur im Gebiet der Dnepr-Donec Wasserscheide(Abb. 3). Sie ist gekennzeichnet durch einen Biri-tualismus von Korper- und Brandgrabern auf denGraberfeldern. Die Siedlungen bestehen aus eben-erdigen Wohnbauten und Grubenhausern. Auf den

Fundplatzen dieser Kultur ist Drehscheibenkeramikvorherrschend. Die Besiedlung erfolgte vom Dnepr-Gebiet aus nach Osten und Nordosten, wahrend dieSiedlungen und Graberfelder der Kiever Kultur im4. Jh. nur noch weiter nordlich im Bereich der Grenzezwischen Waldsteppe und Waldzone fassbar sind.In einigen Siedlungen des Horizontes Boromlja wur-den Siedlungen der Cernjachov-Kultur angelegt. Im4. Jh. ist im Gebiet der Wasserscheide vor allem dieCernjachov-Kultur verbreitet, die hier in einigen Be-reichen bis in das fruhe 5. Jh. weiterbestand.

Die Kontakte und Beziehungen zwischen derKiever- und der Cernjachov-Kultur waren und sindGegenstand vieler Untersuchungen, besonders vonR. Terpilovskij.13 Sudlich dieser unterschiedlichensesshaften Bevolkerungsgruppen lebten im Bereichder Steppe im 3.–5 Jh. weiterhin nomadische sar-matische Stamme,14 deren kulturelle Einflusse aberauch in den nordlichen Gebieten erkennbar sind.15

Am Ende des 4. und zu Anfang des 5. Jhs., in derZeit der Hunneneinfalle nach Ost- und Mitteleuropa,

Abb. 2.Siedlungsgruppen ostlich des Dnepr wahrend der Stufen B2–C1a (nach ¸:ÆŁb+., 2008b, Abb. 1). 1 Verbreitung sarmatischer Graber inder Steppe; 2 durch Prospektionen bekannte Fundplatze des Spatzarubiniec-Horizontes im Orel’-Gebiet; 3 einzelne sarmatische Graber amunteren Orel’ bzw. in der Waldsteppe; 4 durch Prospektionen bekannte Siedlungen des Spatzarubiniec-Horizontes an Vorskla, Sula undPsel; 5 durch Ausgrabungen untersuchte Fundplatze des Spatzarubiniec-Horizontes vom Typ Kartamisevo 2/Ternivka 2; 6 durch Ausgrabun-gen untersuchte Fundplatze des Spatzarubiniec-Horizontes vom Typ Grini; 7 Fundplatze der fruhen Kiever Kultur vom Typ Sisino 5/Smirovo;8 Fundplatze des Spatzarubiniec-Horizontes vom Typ Ljutez; 9 Grenzen der Waldsteppenzone.

9 ¸:ÆŁb+. 2010; ˛ÆºFIæŒŁØ, 2009.10 ˛ÆºFIæŒŁØ, 2009.11 ]+)EŁºF.æŒŁØ 2004, 36.12 ;0ªFI+,F. 2001, 140 ff. Abb. 90; 91; ¸:ÆŁb+. 2000.

13 Magomedov/Terpilovskij 2010 mit weiterer Literatur.14 ˚Fæ&+HŒF 1986, 53 ff. Taf. 1; Podobed/Simonenko 1998.15 ¸:ÆŁb+. 2010; ¸:ÆŁb+. 2013.

Zwischen Dnepr und Severskij Donec 155

ist dann ein Ruckgang bei den Fundplatzen derCernjachov-Kultur zu beobachten, wahrend die Kie-ver Kultur sich von der Waldzone aus wieder nachSuden ausbreitete.

Die Forschungen zur Besiedlungsgeschichte imGebiet ostlich des Dnepr umfassten neben den Uber-blicksarbeiten zu verschiedenen Kulturen und Grup-pierungen vor allem Untersuchungen einzelner Fund-platze.16 Publikationen dazu entstanden wahrendder letzten Jahre uber Siedlung und Graberfeld inBoromlja, Bez. Sumy,17 Rodnoj Kraj18 und Vojtenki,Bezirk Charkov,19 außerdem uber das Graberfeldvon Uspenka, Bez. Sumy,20 Siedlung und Graber-feld Golovino, Bez. Belgorod.21 Insgesamt ist derForschungsstand durch Diskussionen zu einzelnenPunkten in der rekonstruierten Besiedlungsentwick-lung und zur Wertung einzelner Erscheinungen ge-pragt, vieles ist noch ungeklart. Bei den bisheri-gen Analysen spielten im Gegensatz zum Mittleren

Dnepr-Gebiet22 die Umweltbedingungen kaum eineRolle und die damaligen Kommunikations- und Ver-kehrswege wurden gar nicht behandelt. Naturwis-senschaftliche Analysen oder geographische Unter-suchungen zur Situation wahrend des 3.–5. Jhs. gibtes bisher nicht.

An diesem Punkt setzt das hier vorgestellteKooperationsprojekt zur Infrastruktur und Besied-lungsgeschichte an, fur das 2010 die Untersuchun-gen begannen.

Geographisch gehort das Gebiet ostlich desDnepr im Norden zur Waldsteppe, im Suden zurSteppe. Innerhalb dieses Gebietes verlauft dieDnepr-Donec-Wasserscheide von der Schwarzmeer-kuste aus nach Norden (Abb. 1). Der Bereich derWasserscheide, die naturlich den geographischenMittelpunkt des Projektes bildet, liegt heute ad-ministrativ in den Bezirken Charkov in der Ukrainesowie Belgorod in der Russischen Foderation. AlsGrenzen des Untersuchungsgebietes dienen dahervor allem die heutigen Grenzen der Bezirke Charkovund Belgorod. Daneben bilden aber auch geogra-phische Gegebenheiten wie Flusslaufe eine Begren-zung sowie im Suden das Verbreitungsgebiet derCernjachov-Kultur. Der zeitliche Rahmen des Projek-

Abb. 3.Kulturgruppen ostlich des Dnepr im 3.–5. Jh. (nach ˛ÆºFIæŒŁØ 2003, Abb. 1). I Graberfelder der Cernjachov-Kultur; II durch Ausgrabungenuntersuchte Siedlungen der Cernjachov-Kultur; III durch Prospektionen bekannte Siedlungen der Cernjachov-Kultur; IV durch Ausgrabun-gen untersuchte Siedlungen der Kiever Kultur; V durch Prospektionen bekannte Siedlungen der Kiever Kultur; VI durch Ausgrabungenuntersuchte Siedlungen der Desna-Variante der Kiever Kultur; VII Siedlungen vom Typ Abidni im Suden des Oberen Dnepr-Gebietes.

16 ¸:ÆŁb+. 2000; ˛ÆºFIæŒŁØ 2003; ˛ÆºFIæŒŁØ 2007; ]+)EŁ-ºF.æŒŁØ 2004. Zu den neuen, auch siedlungsgeschichtlichenUntersuchungen im Sejm-Gebiet —0,:ł 2008a.

17 ˝+Œ)0æF.0 2006, 87–99.18 ˇ+&)+HŒF 1991.19 Ljubicev 2006.20 ˝+Œ)0æF.0 2006, 99–105.21 ˛ÆºFIæŒŁØ 2001–2002. 22 TŁłŒŁH 1999; TŁłŒŁH 2002.

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tes umfasst die spate romische Kaiserzeit und diefruhe Volkerwanderungszeit, also die Zeit vom 3. Jh.bis zum Beginn des 5. Jhs. Hier sollen erste Ergeb-nisse vor allem aus dem Bezirk Charkov vorgestelltwerden.

Erste Ergebnisse

Archaologische Untersuchungen

Ausgangspunkt fur die Bearbeitung bildete das pu-blizierte Material, das in eine Datenbank aufgenom-men wurde. Im Bezirk Charkov sind danach fur dieCernjachov-Kultur 135 Fundplatze bekannt, fur densog. Horizont Boromlja drei ausgegrabene Fundplat-ze.23 Dabei handelt es sich uberwiegend um Sied-lungen (Abb. 4). Das Kartenbild zeigt eine ungleich-maßige Verteilung der Platze innerhalb der Grenzendes heutigen Bezirkes Charkov. In Gebieten mitwenigen Fundplatzen schranken die heutige Bewal-dung,24 Bebauung, aber auch ein unterschiedlicherForschungsstand die Kenntnis der ehemaligen Be-siedlung ein.

Ferner ist der Informationswert der einzelnenbekannten Fundplatze sehr unterschiedlich. Nebenmodernen Grabungen mit entsprechenden Publika-tionen oder Grabungsberichten gibt es altere Hin-

weise ohne klare Lokalisierung bzw. altere Prospek-tionen ohne genaue Kartierungen. Die exakte Lageund Ausdehnung vieler dieser Platze ist daher nichtbekannt, ihre detaillierte Auswertung fur die Besied-lungsgeschichte mit Hilfe moderner Kartierungspro-gramme nur in begrenztem Umfang moglich. Er-kennbar ist jedoch in der Regel die Zuordnung derPlatze zu einem Gewasser. Vielfach befinden sichnoch heute Wasserlaufe, Teiche oder kleine Gewas-ser in der Nahe der Fundplatze. Fur die Fließge-wasser existiert eine klassische hierarchische Ord-nung, wonach Flusse, die ins Meer fließen, Flusseerster Ordnung darstellen. In diese Flusse erster Ord-nung mundende Flusse bilden die Flusse zweiterOrdnung usw. Nach dieser Einteilung gehoren dieHauptflusse im Arbeitsgebiet, die Vorskla und derSeverskij Donec, zu den Flussen zweiter Ordnung,alle weiteren Wasserlaufe sind entsprechend unter-geordnet. Die Verbreitung der bisher bekannten Sied-lungen zeigt, dass zwar einige dieser Platze an Flus-sen zweiter Ordnung liegen, die meisten jedoch anFlussen dritter und vierter Ordnung (Abb. 5). Einganz ahnliches Verbreitungsbild wurde von RuslanSiskin fur die Cernjachov-Siedlungen im nordlichenWaldsteppengebiet beobachtet.25 Daraus schloss erzurecht auf eine starke Ausrichtung am Gewasser-netz.26 Dabei spielten die großten Flusse jedochnicht immer die Hauptrolle. Vielmehr standen beider Auswahl des Siedlungsgelandes wohl Aspekte

Abb. 4.Siedlungen der Cernja-chov-Kultur im BezirkCharkov mit den Gra-bungsorten in Vojtenkiund Novoberekskoe.

23 Rodnoj Kraj, Vojtenki 1, Ogul’cy.24 Dies betrifft vor allem das Flussgebiet der Merla und einige Be-

reiche am Severskij Donec.

25 Siskin 1999, 83 Abb. 2.26 TŁłŒŁH 2002, 363.

Zwischen Dnepr und Severskij Donec 157

wie der Zugang zum Wasser allgemein und eine ge-ringere Bedrohung durch Hochwasser an kleinerenGewassern im Vordergrund gegenuber den Verbin-dungsmoglichkeiten, die sich uber einen großerenFlusslauf boten.

Haufungen von Siedlungen sind an einzelnenFlussen erkennbar, so etwa im mittleren Abschnittdes Udy sowie am Unterlauf der Mza (Abb. 4). Beibeiden handelt es sich um Flusse 3. Ordnung.Andererseits fallt auf, dass sich im Umfeld der Sied-lungen von Vojtenki und Novoberekskoe die Fund-platze im Bereich der Wasserscheide haufen. Sud-lich von Vojtenki sind entlang der Wasserscheide,die hier mit der heutigen Eisenbahnverbindung vonKiev nach Charkov zusammenfallt, Siedlungsplatzewie Perlen an einer Kette aufgereiht (Abb. 6). DerBezug zu einem Gewasser ist hier zwar ebenso ge-geben, dabei handelt es sich jedoch um kleineWasserlaufe der 4. und 5. Ordnung. Die Siedlungenbefanden sich am Anfang dieser Gewasser, hier ginges also eindeutig um die Wasserversorgung der Be-wohner, nicht um eine Verbindung auf dem Wasser-weg. Es ist deshalb zu fragen, ob diese Siedlungenmit speziellem Bezug auf den Verbindungsweg uberdie Wasserscheide angelegt wurden. Ein Teil dieserPlatze aus dem 3.–5. Jh. ist schon langere Zeitbekannt, ein Teil wurde erst im Verlauf der letzten12 Jahre durch die Arbeit der Germanisch-SlawischenExpedition der Universitat Charkov entdeckt unddurch Sondagen bzw. Grabungen untersucht. Die

Abb. 5.Verteilung der

Fundplatze im BezirkCharkov an Flussen

1.–6. Grades. Graphik

Abb. 6.Siedlungen im Bereich

der Wasserscheidenahe Vojtenki.

Michail Ljubicev u. a.158

festgestellte Konzentration von Siedlungen ist da-her auch durch den Forschungsstand beeinflusst.Die weiteren Untersuchungen werden zeigen, ob an-dere, eine Ansiedlung begunstigenden Faktoren hiereine Rolle spielten und sich diese Konzentration vonSiedlungen im anschließenden Oberlauf der Mza fort-setzt oder ob der Bezug zur Wasserscheide tatsach-lich entscheidend war.

Fur die mikroregionale Struktur der Besied-lung im Mittleren Dnepr-Gebiet unterschied Siskinzwei Systeme. Das ,,Ketten‘‘-System zeigt Siedlun-gen entlang der mittleren und kleineren Flusslaufe,das ,,Stern‘‘ oder ,,Kreis‘‘-System dagegen Siedlun-gen oberhalb von Bachen niedriger Ordnung, an-geordnet um kleine Taler.27 Auch innerhalb desArbeitsgebietes an der Dnepr-Seberskij Donec-Was-serscheide sind entlang einiger Flusstaler ,,Aufrei-hungen‘‘ von Siedlungen zu beobachten (Abb. 4).Dies spricht fur eine systematische Aufsiedlung dersiedlungsgunstigen Bereiche durch die Trager derCernjachov-Kultur zu Beginn des 4. Jhs. Danebensind Siedlungen oberhalb von Bachen bekannt, einekompakte, kreisformige Anordnung ergibt sich da-raus jedoch nicht, eher kann auch hier von einerAufreihung gesprochen werden wie in dem gerade er-wahnten Bereich nahe der Wasserscheide (Abb. 6).Die Abstande zwischen den Siedlungen betragen,unabhangig von ihrer Anordnung, z. T. nur wenigeKilometer. Wie im Mittleren Dnepr-Gebiet ist auchim Arbeitsgebiet damit zu rechnen, dass es einzelneSiedlungen gab, die den Ausgangspunkt fur die Be-siedlung bildeten und solche, die besonders großwaren und die Hauptsiedlung einer Mikroregion dar-stellten.

Zu den Kennzeichen der Cernjachov-Kultur ge-hort die enge Verbindung der Siedlungsplatze mitSchwarzerdeboden. Hier stehen unsere Untersuchun-gen erst am Anfang. Ein grober Vergleich der Ver-breitung der Fundplatze mit einer geologischen Uber-sichtskarte des Gebietes zeigt jedoch bereits, dassdiese Verbindung von Siedlungsplatzen und demVorkommen von guten Schwarzerdeboden auch furunser Arbeitsgebiet zutreffen durfte. Fur das Gebietdes Severskij Donec hatte bereits O. G. Djacenkodie Bevorzugung der Schwarzerdegebiete heraus-gestellt.28 Dieses Bild entspricht den Ergebnissenaus anderen Bereichen des Verbreitungsgebietesder Cernjachov-Kultur.29 Auf partiell auftretendenstarker lehm- oder sandhaltigen Flachen kommenmeist keine Fundplatze der spaten romischen Kaiser-zeit vor. Die Siedlungen auf sandigen Boden auf demlinken Ufer des Severskij Donec hatte Djacenko alszeitweilige oder saisonal genutzte Ansiedlungen in-

terpretiert.30 Einzelne Abweichungen in anderen Teil-gebieten des Projektes mussen anhand detaillierterBodenkarten noch gepruft werden. Interessant ist indiesem Zusammenhang auch, dass bei den letzten,im Herbst 2011 durchgefuhrten Prospektionen sud-lich des Flusses Berestovaja in den Seitentalern trotztopographisch passender Lagen auf den gepflugtenAckern keine neuen Siedlungsplatze entdeckt wer-den konnten. Nur auf dem nordlichen Ufer der Be-restovaja wurden zwei Siedlungen entdeckt. Die Ur-sachen fur das Fehlen von Fundplatzen sudlich desFlusses sind vielleicht mit den veranderten Boden-verhaltnissen im Vergleich zum nordlicher gelegenenGebiet verbunden. Nach der Bodenkarte erstreckensich sudlich der Berestovaja Schwarzerdeboden mitgeringerer Fruchtbarkeit. Nach der topographischenKarte treten nordlich des Flusses haufiger Walder inden Niederungen auf, also Holzquellen fur Hausbau,Heizung und Speisezubereitung, wahrend sich sud-lich die Steppe anschließt. Man kann deshalb ver-muten, dass die Siedler den Bereich nordlich desFlusses bevorzugten.

Um die oben geschilderten Unsicherheiten inBezug auf die genaue Lage der Fundplatze zu be-seitigen, ist es notwendig, viele der Siedlungennochmals aufzusuchen und mit GPS zu vermessen.Da dies im Rahmen des Projektes nicht fur das ge-samte Untersuchungsgebiet erfolgen kann, wurdeneinzeln Bereiche fur systematische Prospektionenausgewahlt. Diese Bereiche befinden sich im un-mittelbaren Umfeld der Wasserscheide und lassennach ihrer Lage sowie dem ortlichen Forschungsstandweiterfuhrende Ergebnisse fur das Projekt erwarten.Die systematischen Erkundungen dienen nicht nurder Einmessung bekannter Platze. Daruber hinauswerden moglichst alle, fur Siedlungen interessanteFlachen begangen. Dabei wurden schon mehrere,bisher unbekannte Siedlungsplatze entdeckt. In derRegel liegen sie auf nicht zu stark geneigten Hangeim Bereich von Gewassern. Die Landschaft wird durchFlusse, Bache und deren Zuflusse z. T. stark geglie-dert. Eine komplette Erfassung aller Fundplatze durchmehrfache Prospektion der Flachen wird auch in denausgewahlten Gebieten nicht zu erreichen sein, dadem Projekt zeitliche Grenzen gesetzt sind. Hinzu-kommen Einschrankungen aufgrund von modernerBebauung, Bewuchs, Bewaldung usw. Dennoch er-geben sich aus den Prospektionen deutliche Ergan-zungen fur das bisher bekannte Bild.

Die Einmessung der Fundplatze ermoglichtenicht nur eine Lagebestimmung der jeweiligen Sied-lung. Zusatzlich wurde, soweit es die ortliche Situa-tion erlaubte, auch der jeweilige Streubereich derOberflachenfunde eingemessen. Dieser entsprichtsicher nicht genau der ehemaligen Siedlungsgroße.27 Siskin 1999, 85–87.

28 ˜>'b+HŒF 1980.29 TŁłŒŁH 2002, 364 ff. 30 ˜>'b+HŒF 1980, 68.

Zwischen Dnepr und Severskij Donec 159

Denn das Fundgut wurde durch die moderne Bo-denbearbeitung verlagert, außerdem muss ein da-durch dokumentiertes Siedlungsareal nicht insge-samt auch gleichzeitig genutzt worden sein. Da dieseEinschrankungen fur alle Platze aber in ahnlicherWeise gelten, ist ein Vergleich der Messergebnissedennoch moglich. Es zeigt sich, dass die am Hangoder auf kleinen Terrassen gelegenen Siedlungenunterschiedlich groß waren. Die bisher festgestelltenFlachen umfassten zwischen 2,5 und 17,1 ha. EinVergleich mit den Ergebnissen von Siskin zeigt furdas Mittleren Dnepr-Gebiet ahnliche Siedlungsgro-ßen.31

Fur die unterschiedliche Lage und Ausdehnungder Siedlungen sollen zwei Beispiele angefuhrt wer-den. Beide Platze fanden sich an Wasserlaufen, diezum Flusssystem des Severskij Donec gehoren. DieSiedlung von Valki 1 (Abb. 7) liegt auf einem fla-chen Hang oberhalb eines Wasserlaufes der 4. Ord-nung, der einige Kilometer weiter sudlich in die Mzamundet. Dieser Fundplatz gehort zu denen, die imRahmen der Prospektion neu entdeckt wurden. DieFundstreuung ließ sich wahrend einer Prospektioninfolge der großflachigen Beackerung gut feststel-len. Sie erstreckte sich uber eine Flache von 6,3 ha.Danach gehort diese Siedlung eher zu den kleine-ren Platzen.

Eine ganzlich andere Lage wies die Siedlungvon Chvorostovo 1 auf (Abb. 8). Sie befand sich rundum den Beginn eines kleinen Flusslaufes. Unmittel-bar nordlich beginnt der Bereich der Wasserscheide.Der hier einsetzende Wasserlauf der 5. Ordnung mun-det in einen Zufluss der Mza. Das Gelande des Was-serlaufes ist heute von Baumen gesaumt, die Hang-neigung deutlich steiler als in Valki. Die Siedlungist schon langer bekannt, bei Prospektionen wurdenimmer wieder Fragmente von Drehscheibenkeramikder Cernjachov-Kultur entdeckt. Hinzukommt der Ein-zelfund einer provinzialromischen Munze, ein Sesterzder Julia Domna, eine Pragung aus Trapezunt (Trab-zon, Turkei; Abb. 17,3). Die Ausmaße der Fundstreu-ung sind auf Grund dieser mehrfach durchgefuhrtenBegehungen gut bekannt. Die Siedlung kann nachder Fundstreuung auf etwa 17 ha geschatzt werden.Besonders im Nordteil traten gehauft Oberflachen-funde auf.

Weitere Aussagen zur Besiedlungsgeschichteund Infrastruktur ermoglichen moderne Grabungen.Besonders sind die Untersuchungen in Vojtenki imWesten des Bezirkes Charkov zu nennen (Abb. 4),die seit 2004 von der Germanisch-Slawischen Expe-dition der Nationalen V. N. Karazin Universitat unterder Leitung von M. Ljubicev durchgefuhrt werden.Der hier untersuchte Komplex umfasst zwei Siedlun-

Abb. 7.Valki 1, Siedlung der

Cernjachov-Kultur.1 Blick von Suden aufdas Siedlungsgelande;2 Fundstreuung nach

den Prospektions-ergebnissen.

Abb. 8.Chvorostovo 1, Sied-lung der Cernjachov-

Kultur. 1 Fundstreuungnach den Prospektions-

ergebnissen; 2 Blickvon Norden auf den

Ostteil des Siedlungs-gelandes.

31 TŁłŒŁH 1999, 131; Siskin 1999, 87.

Michail Ljubicev u. a.160

gen sowie ein Graberfeld (Abb. 6).32 Die Siedlungenliegen auf beiden Ufern eines kleinen Tales, in demursprunglich ein Wasserlauf existierte und sich heu-te ein Fischteich befindet. Die Flache der SiedlungVojtenki 2 an der Ostseite ist bewachsen, daherkonnten ihre Ausmaße bisher nicht erkundet werden.Die Siedlung Vojtenki 1 erstreckt sich uber drei Ge-landevorsprunge auf einer hoher gelegenen Flacheauf dem Westufer des Tales (Abb. 9).33 ZahlreicheOberflachenfunde aus Metall wie Fibeln und Mun-zen – deutlich mehr als von anderen Platzen – wa-ren schon vor Beginn der Grabungen bekannt.34

Die Untersuchung dieser Siedlung ergab fur den Be-reich A eine altere Schicht aus dem Horizont Bo-romlja, d. h. aus dem Ende des 3. Jhs. Uber denz. T. zerstorten Befunden dieses Horizontes folgtedie Siedlung der Cernjachov-Kultur. Bisher wurdenin diesem Bereich die Reste mehrerer Gebaude(Abb. 10), Siedlungsgruben und ein Topferofen aus-gegraben. Die zahlreichen Kleinfunde aus dieser

Siedlung erlauben eine Datierung ins 4. Jh. Im Be-reich B und C gab es keine Siedlungsnachweise ausdem 3. Jh. Im mittleren Bereich B sind 2011 nachgeomagnetischen Messungen gezielt erstmals Gra-bungen durchgefuhrt worden. Dabei konnten zweiOfenanlagen, darunter ein gut erhaltener Topfer-ofen, freigelegt werden. Im Bereich C wurden 2004–2006 ebenfalls einige Siedlungsobjekte gefunden,die Uberreste von Gebauden und Gruben darstel-len.35

Etwas oberhalb des Bereiches C fand sich daszeitgleiche Graberfeld, wo 2005 bis 2011 insgesamt133 Graber untersucht wurden. Dabei handelt essich um 65 Korperbestattungen mit unterschied-lichem Grabbau, 67 Brandbestattungen, ebenfallsin unterschiedlicher Gestaltung, sowie einen Keno-taph. Zum Standardinventar der Korpergraber ge-horen z. T. umfangreiche Gefaßbeigaben (Abb. 11).Daneben finden sich Trachtbestandteile, Gerate undauch Glasgefaße. Das Inventar der Brandbestattun-gen besteht oft nur aus Keramikfragmenten, einzel-ne Komplexe zeigen jedoch, dass auch diese Grabereine umfangreiche und wertvolle Ausstattung habenkonnten. So enthielt das Grab 69 nicht nur 30 gla-

Abb. 9.Vojtenki 1, Siedlungder Cernjachov-Kultur.Blick auf die Siedlungvon Nordosten.

32 Vorberichte und erste Auswertungsergebnisse wurden bereitspubliziert: Ljubicev 2006; Schultze/Ljubicev 2007; T%º>&!+/¸:ÆŁb+. 2010.

33 Ljubicev 2006, Abb. 1.34 Ljubicev 2006, 269; 284. 35 Ljubicev 2006, 273–275.

Zwischen Dnepr und Severskij Donec 161

serne Spielsteine (Abb. 12), sondern auch Glasreste,vermutlich von einem Gefaß, sowie ein Messerchenromischer Herkunft, bei dem es sich um ein medizi-nisches Instrument gehandelt haben durfte.36

Aus den bisherigen Grabungen ergibt sich furVojtenki bei zwei unterschiedlichen Siedlungshori-zonten eine Besiedlungsdauer von insgesamt ca.150 Jahren innerhalb der spatromischen Zeit. DieserZeitraum umfasst auch die Zeit nach dem Einfall derHunnen am Ende des 4. Jhs., der in weiten Teilendes nordlichen Schwarzmeergebietes und daruberhinaus zu gravierenden Veranderungen in der Be-siedlung fuhrte. Die Siedlung von Vojtenki wurdejedoch zunachst nicht aufgegeben, sondern bestandnoch fur mehrere Jahrzehnte weiter. Sie ist mit ca.10,2 ha Flache nicht die großte Siedlung in diesemBereich, fallt jedoch durch ihren Fundreichtum auf.Besonders die Kleinfunde sprechen dafur, dass die-se Siedlung mindestens okonomisch besondere Be-deutung besaß. Die Wasserscheide liegt nur weni-ge Kilometer entfernt und die beiden Siedlungenvon Vojtenki 1 und 2 gehoren auch zu den obenerwahnten Platzen, die sich in diesem Bereich ge-hauft fanden (Abb. 6). Der Fundreichtum in Vojten-ki 1, besonders an Importgegenstanden wie Mun-zen, Amphoren, Glasbechern usw. ist als Hinweis

Abb. 10.Vojtenki, Siedlung

der Cernjachov-Kultur.Reste der Holz-Lehm-

Konstruktion 5aus dem Bereich A(Ausgrabung 2007).

Abb. 11.Vojtenki, Graberfeld

der Cernjachov-Kultur.Grab 54 mit Keramik-inventar aus Topfen,

Schalen, Bechern undeiner Kanne.

36 ¸:ÆŁb+. 2009.

Michail Ljubicev u. a.162

auf die gute Anbindung der hier lebenden Siedleran Austauschwege zu werten. Dabei kann die Nahezur Wasserscheide eine Rolle gespielt haben, dennin Bezug auf Verbindungen uber Wasserwege istdie Lage von Vojtenki an einem Wasserlauf der6. Ordnung eher als abseitig einzuschatzen. Na-turlich hebt sich der Komplex Vojtenki 1 durch dieumfangreichen Grabungen jetzt besonders heraus.Aber bereits die zuvor gemachten Oberflachenfundeunterschieden sich nach Menge und Qualitat vondem Material anderer, in der Mikroregion bekannterPlatze. Deshalb lasst sich die Hypothese aufstellen,dass es sich bei diesem Fundort um eine Haupt-siedlung dieser Mikroregion handelt. Diese Vermu-tung muss durch weitere Untersuchungen und denVergleich mit benachbarten Regionen noch uberpruftund genauer belegt werden.

Die zweite aktuelle Ausgrabung der Ger-manisch-Slawischen Expedition wurde unter der Lei-tung von K. Myzgin in Novoberekskoe durchgefuhrt(Abb. 13).37 Auch hier verlauft die Wasserscheide ingeringer Entfernung. Sie befindet sich am sudlichenEnde des Verbreitungsgebietes der Cernjachov-Kul-tur im Bereich der Dnepr-Severskij Donec-Wasser-scheide. Der Siedlungsplatz erstreckt sich um dasEnde eines kleinen Tales, in dem fruher vermutlichein Wasserlauf der 4. Ordnung des Severskij Donec-Flusssystems existierte. Etwas unterhalb der Grabungbefindet sich noch heute eine kleine Quelle. Auf demSiedlungsgelande wurden 2008 Sondagen angelegt.Danach ist die Kulturschicht in den einzelnen Berei-chen unterschiedlich stark ausgepragt. Die großteDicke erreicht sie im Zentrum. Hier wurden 2009–2010 Ausgrabungen durchgefuhrt. Das dazugehorigeGraberfeld konnte bisher nicht lokalisiert werden.

Kennzeichnend fur diese Siedlung ist das ge-haufte Auftreten von Lehmbewurf (6.000 Fragmen-te). Dabei handelt es sich um die Uberreste derWandverkleidung ebenerdiger Bauten (Abb. 14). DieKonstruktion dieser Bauten anhand von Pfostengru-ben oder anderen Verfarbungen ist innerhalb einerbis zu 60 cm starken Kulturschicht bisher nicht klarzu erschließen. Nach dem gehauften Auftreten vonLehmbewurf und der Struktur der Fragmente be-standen innerhalb der untersuchten Flache mindes-tens zwei Konstruktionen. Außerdem wurden zweiGruben untersucht. Das Keramikspektrum ist ahn-lich wie in der Siedlung von Vojtenki, uber 90% derFragmente stammt von Drehscheibengefaßen derCernjachov-Kultur. Zu dem ubrigen Siedlungsmate-rial zahlt auch der untere Teil einer Drehmuhle.38 Me-tallfunde kommen in Novoberekskoe im Gegensatzzur Siedlung in Vojtenki bisher nur in geringer Zahlvor. Als Oberflachenfunde sind eine Sichel bekannt,

außerdem einige kleine Gerate sowie ein Silber-ring.39 Die Siedlung bei Novoberekskoe lasst sichnach Aussage dieser Funde bisher allgemein in dieZeit des 4. Jhs. bis zum Anfang des 5. Jhs. datieren.

Neben der einheimischen Keramik finden sichin Vojtenki und Novoberekskoe sowie auch auf prak-tisch allen ubrigen Siedlungsplatzen Fragmente ro-mischer Amphoren.40 Die Anzahl solcher Fragmenteist in den einzelnen Siedlungen aber unterschiedlichgroß. Amphoren belegen die Teilhabe der Bevolke-rung oder mindestens von Bevolkerungsteilen amuberregionalen Austausch. Zu den nicht einheimi-schen Gutern, die aus den romischen Provinzenoder den antiken Zentren an der Schwarzmeerkustehierher gelangten, zahlen neben Amphoren auchMunzen, Glasperlen, Glasgefaße sowie in geringe-

Abb. 12.Vojtenki, Brandgrab 69.30 romische Spielsteineaus Glas.

37 ;ŁNª‡H 2011.38 ;ŁNª‡H 2011, Abb. 3,2.

39 ;ŁNª‡H 2011, Abb. 7.40 Ljubicev 2006, 278 Abb. 14; ;ŁNª‡H 2011, 72 Abb. 6

Zwischen Dnepr und Severskij Donec 163

rem Umfang Terra Sigillata und andere Gegenstan-de (Abb. 12). Die Auswertung solcher Importe, vorallem der Amphoren und der Munzen (s. u.) und dieAnalyse der Fundverteilung solcher Gegenstande in-nerhalb des Arbeitsgebietes bilden daher einen Teildes Projektes.

Die Bewertung der gewonnenen archaologi-schen Daten in Bezug auf die Infrastruktur, regiona-le und uberregionale Verbindungen ist jedoch nachden heute bekannten naturlichen Bedingungennoch nicht fundiert moglich. Die jetzigen Umwelt-bedingungen, darunter die klimatischen Verhaltnis-se oder auch der Verlauf der Wasserwege entspre-chen nicht mehr denen in der Zeit vom 3.–5. Jh.Um eine Vorstellung von den damaligen Bedingun-gen zu gewinnen, sind palageographische und na-turwissenschaftliche Untersuchungen unerlasslich.Dazu gehoren Klimatologie und Bodenkunde. Dieersten bodenkundlichen Untersuchungen wurden imBereich der Siedlungen von Vojtenki durchgefuhrt.Die dabei ermittelten Resultate (s. u.) beziehen sichzunachst nur auf die Umweltbedingungen im unmit-telbaren Umfeld. Sie geben vornehmlich Einblick indie lokale Entwicklung, zeigen jedoch auch, welcheMoglichkeiten derartige Analysen eroffnen.

Auswertung antiker Munzen

Die systematische Untersuchung antiker Munzen be-gann in der Region in den ersten Jahren des 20. Jhs.und war mit der 12. Archaologischen Tagung in

Charkov verbunden.41 Seit der Mitte des 20. Jhs.werden Publikationen mit den neuen Munzen aus derRegion herausgegeben,42 sie sind auch Bestandteilder Fundkataloge romischer Munzen in Osteuropa.43

In der letzten Zeit nahm mit dem Anwachsen romer-zeitlicher Munzfunde durch die Anwendung von Me-talldetektoren auch die Zahl der Publikationen zu.44

Zuletzt wurden die antiken Munzfunde im Ge-biet der Cernjachov-Kultur speziell durch K. Myzginuntersucht.45 Separat wurden auch die Munzen ausdem Gebiet zwischen Dnepr und Severskij Donecerforscht,46 von dem das Gebiet der Dnepr-Donec-Wasserscheide einen Teil darstellt. An diesem Prin-zip halten wir auch in der vorliegenden Publikationfest: Die Funde aus dem Gebiet der Dnepr-Donec-Wasserscheide werden zusammen mit den Fundenaus dem Wald-Steppen-Gebiet links des Dnepr un-tersucht. Dies ermoglicht nicht nur, die Verbreitungverschiedener Munzkategorien im Gebiet der Was-serscheide und angrenzender Gebiete zu untersu-chen, sondern auch festzustellen, welchen Platz dieantiken Munzen im untersuchten Gebiet allgemeineinnehmen.

Bis zum Jahr 2010 liegen uns Informationenuber 208 Fundorte von romischen Munzen im Wald-steppen-Gebiet auf dem linken Flussufer vor (Ge-biete Kursk und Belgorod in der Russischen Fodera-tion, Gebiete Charkov, Poltava, Sumy sowie derostliche, am linken Ufer gelegene Teil des GebietesKiev in der Ukraine)47 (Abb. 15; 17,1–4). Die großteZahl der Fundorte entfallt auf die Gebiete Charkovund Poltava, danach folgen die Gebiete Kursk undSumy, die kleinste Zahl weisen das Gebiet Belgo-rod und der ostliche Teil des Kiever Gebietes auf(Tab. 1). Allerdings hangt diese Statistik nicht nurvon der tatsachlichen Verbreitung der Munzen, son-dern auch vom Forschungs- und Publikationsstandin der jeweiligen Region ab. Bei weitem nicht fur alleFunde verfugen wir uber vollstandige Informationenbezuglich des Fundkontextes, bei der Beschreibungeiniger Munzen kommen Zweifel an ihrer Glaubwur-digkeit auf.

Abb. 13.Novoberekskoe.

Siedlung der Cernja-chov-Kultur. 1 Ausmaß

der Siedlung nachErfassung von Ober-

flachenfunden;2 Blick zur Siedlung

von Nordosten, in Hohedes Baumes am Hang

befindet sich heuteeine Quelle.

41 ˜0HŁº+.Łb 1905; `0ª0º+Ø 1905.42 ˙0Ø!+. 196443 `)0Øb+.æ>ŒŁØ 1950; `)0Øb+.æ>ŒŁØ 1959; ˚)FEF&ŒŁH 1951;

˚)FEF&ŒŁH 1954; ˚)FEF&ŒŁH 1961; ˚)FEF&ŒŁH 1966.44 ¸:ÆŁb+. 1999; `+Ø,ŁH/ˆ)ŁªF)>'H! 2002–2003; ˆ+ØŒF/T0ºF-

Æ%,F. 2002–2003; `+Ø,ŁH u. a. 2006; ;ŁNªiH 2008; ;ßNªŁH2009; —0,:ł 2008b.

45 ;ŁNªiH 2010.46 ;ßNªŁH 20080; ;ßNªŁH 2008b.47 Eine relativ vollstandige Information uber die Munzfunde liegt

aus dem Gebiet Charkov (bis einschließlich 2010) und aus demGebiet Kursk (bis einschließlich 2008) vor. Dazu gehoren sowohlpublizierte als auch nicht publizierte Angaben. Die Informationaus den Gebieten Belgorod, Poltava und Sumy sowie aus demostlichen Teil des Gebietes Kiev stammt mit seltenen Ausnah-men lediglich bis zum Jahr 2008 aus publizierten Materialien.

Michail Ljubicev u. a.164

Die romischen Munzen aus der Region lassensich in zwei Kategorien einteilen: Einzelfunde (ein-schließlich Funde aus den Bodendenkmalern, ausKomplexen bzw. ohne Kontext sowie Munzen mit Lo-chungen) und Horte. Bei den Fundorten macht dieerste Kategorie den großten Teil aus: 86,5 %. Leiderlasst sich keine genaue Anzahl der Einzelfunde nen-nen – in manchen Fallen haben wir es lediglich mitsolchen Notizen wie ,,einige Funde‘‘ zu tun – sieumfasst jedoch mindestens 390 Munzen (Tab. 2).

Zu den fruhesten Emissionen gehoren zweirepublikanische Munzen (0,5 %) – Silberdenare desLucius Caesius (Staryj Mercik, Gebiet Charkov) unddes Quintus Minucius Thermus (Lubny, Gebiet Pol-tava). Beide Munzen wurden im 1. Jh. v. Chr. ge-pragt. Zur fruhesten Munzgruppe der Kaiserzeit ge-horen Emissionen aus der Zeit von Augustus bis

Abb. 14.Novoberekskoe. Sied-lung der Cernjachov-Kultur. I Grabungsplan;II Profil der Objekte 1und 2; III Profil der Gru-ben 1 und 2. 1 Lehm-bewurf; 2 Steine;3 Keramikfragmente;4 Pflughorizont; 5 Kul-turschicht mit Lehmbe-wurfstucken; 6 Schichtmit Lehmbeimengungenaus dem Anstehenden;7.8 anstehender Lehm-boden.

Bezirk Fundorte Insgesamt

Einzelfunde Schatze Orte %

Belgorod 5 1 6 2,8

Kursk 27 7 34 16,3

Charkov 69 2 71 34,2

Poltava 51 12 63 30,3

Sumy 19 6 25 12,1

Kiev, Ostteil 9 0 9 4,3

Insgesamt 180 28 208 100

Tab. 1.Verteilung der Munzfunde nach Anzahl in den verschiedenen Regionen der Waldsteppe am lin-ken Ufer des Dnepr.

Zwischen Dnepr und Severskij Donec 165

Nerva (27 v. Chr.–98 n. Chr.). Sie machen 5,7% –mindestens 22 Munzen aus. Dabei steigt die Zahlder Munzen zum Ende dieser Periode an, d. h. Mun-zen aus dem letzten Viertel des 1. Jhs. (Vespasia-nus – Nerva). Die großte Zahl der Munzen entfalltauf die nachste Periode, auf die Regierungszeit zwi-schen Traianus und Septimus Severus. Die Zahl derMunzen nimmt mit Emissionen aus der Zeit vonTraianus und Adrianus (mindestens 41 Munzen) zu,erreicht ihren Hohepunkt bei Munzen von Antoni-nus Pius, Marcus Aurelius und ihren Frauen (min-destens 164 Munzen), geht bei Munzen von Com-modus (mindestens 38 Munzen) langsam zuruck underreicht ihren endgultig niedrigsten Stand bei den

Emissionen des Septimus Severus, seiner Frau JuliaDomna und des Mitregenten Didus Julianus (mindes-tens 11 Munzen). Insgesamt gehoren zu den Munz-funden dieser Zeit mindestens 271 Munzen oder69,4 % der Einzelfunde. Etwas bescheidener sinddie zwei darauf folgende Perioden – von Caracallabis Diocletianus (211–305) und von Constantius I.bis Theodosius I. (305–395) prasentiert. Hier habenwir es mit mindestens 16 Funden pro Periode zu tun,was 4,2 % von allen Einzelfunden ausmacht. Dabeikommt es im 3. Jh. zu einer unwesentlichen Zunah-me der Munzen bei der Emission von Gordianus III.und im 4. Jh. bei den Munzen der Herrscher Con-stantinus I. – Constantius II.48 Bei den Munzen des3. Jhs. gehoren einige Exemplare zu provinzial-romi-schen Pragungen in den Stadten Kleinasiens wieTrapenzunt (Trapezus), Amisos (Amisus), Herakleiaund Afrika (Alexandria). Und schließlich machen dieMunzen der letzten Periode zwischen den Regie-rungszeiten von Arcadius und Marcianus (395–461)nur 1 % der gesamten Munzenzahl (mindestens4 Munzen) aus und gehoren zu Emissionen von Ar-cadius und Theodosius II. Die Pragung von mindes-tens 57 Munzen (14,5%) bleibt unklar.

Abb. 15.Verbreitung romischerMunzfunde im Wald-steppengebiet ostlichdes Dnepr. 1 Einzel-funde von Munzen;2 Munzschatzfunde;

3 Grenze der Verbrei-tung der Cernjachov-Kultur; 4 Nord- und

Sudgrenze derWaldsteppe.

Periode Anzahl %

Republik 2 0,5

Augustus–Nerva 22 5,7

Trajan–Septimus Severus 271 69,4

Caracalla–Diokletian 16 4,2

Konstantin I.–Theodosius I. 16 4,2

Arkadius–Markian 4 1

Nachahmungen? 2 0,5

Unbestimmt 57 14,5

Insgesamt 390 100

Tab. 2.Verteilung der Einzel-funde romischer Mun-

zen nach Perioden.

48 Hier muss erwahnt werden, dass diese Munzen aus dem 4. Jh.hauptsachlich aus dem Gebiet Kursk stammen. Jedoch befindensich alle Munzen in Privatsammlungen (—0,:ł 2008b, 142–143) und ihre Echtheit muss nochmals uberpruft werden.

Michail Ljubicev u. a.166

Sicher belegt sind 40 Siedlungen der Cernja-chov-Kultur, auf deren Areal romische Munzen ent-deckt wurden. Die meisten Munzen fanden sich inder Kulturschicht sowie auf der Oberflache der Sied-lungen Vojtenki (64 Munzen), Chruscovaja Nikitovka(25 Munzen), Ogul’cy (11 Munzen), Baranovo (8 Mun-zen), Gebiet Charkow (8 Munzen) und Dmitrovka,Gebiet Poltava (5 Munzen). Erwahnenswert ist dieKonzentration romischer Munzen auf den Siedlungengerade im Gebiet der Dnepr-Donec-Wasserscheide.Allerdings widerspiegelt dies nicht so sehr das realeVerbreitungsbild der Munzen, als viel mehr den gu-ten Forschungstand in dieser Region.

Nur einmal wurde eine Munze in einem Ge-baude gefunden: Aus der Verfullung von Bau 5 derSiedlung Golovino 1 stammt ein Kupfertetrassariumaus dem zweiten Viertel des 3. Jhs., angeblich eineProvinzpragung in der Stadt Tira, (die Bestimmungder Munze bedarf einer Uberprufung).49 Außerdemliegen Funde aus den Nekropolen vor. So wurde inder Kulturschicht der Nekropole Vojtenki in einerTiefe von 0,5 m ein Silberdenar von Marcus Aureliusgeborgen.50 In der Verfullung des Grabes 130 derCernjachov-Nekropole Kompanijcy, Gebiet Poltava,fand sich ein Silberdenar des Commodus mit Lo-chung.51 Und schließlich wurde im Jahre 1902 an-geblich neben der Siedlung ,,Sinajki‘‘ bei der StadtRyl’sk, Gebiet Kursk eine Urnenbestattung mit Ascheund einer Munze des Commodus entdeckt,52 jedochwurde dieser Fund wegen unzureichender Informa-tionen als wenig glaubwurdig eingestuft. Eine be-sondere Kategorie bilden Munzen mit Lochung –mindestens 13 Exemplare. Meistens gehoren sie dem2. Jh. an und sind subaerat.

Nach der Zahl der Fundorte bilden die Horteeine kleinere Kategorie – 13,5%. Von den 28 Hor-ten liegen uns nur in sieben Fallen vollstandige bzw.relativ vollstandige Informationen uber die Zusam-mensetzung und den Fundkontext vor. Was dierestlichen Horte anbelangt, so verfugen wir lediglichuber Informationen bezuglich des Fundortes sowieuber die ungefahre Zahl der Munzen im Hort, bes-tenfalls uber die Angabe der Kaiser, deren Munzenzum Komplex gehorten (Starye Valki, Gebiet Char-kov, Nechvorosca, Gebiet Poltava). Fur einige Horteist die Zusammensetzung nicht vollstandig bekannt(Truchanovka, Gebiet Poltava; Zigajlovka, GebietSumy; Staryj Chutor, Gebiet Belgorod). Die meistenHorte mit vollstandigem bzw. relativ vollstandigemBestand (vier Horte, Tab. 3) befinden sich im heuti-gen Gebiet Poltava. Somit liegt lediglich eine kleineZahl der Horte im Bereich der Dnepr-Donec-Wasser-

scheide. Die Zahl der festgestellten Horte hangt imGegensatz zu den Einzelfunden jedoch nicht vom Un-tersuchungsstand im jeweiligen Areal ab, da prak-tisch alle Horte zufallig, ohne eine gezielte Unter-suchung entdeckt wurden. Vermutlich erklart sich diegroßere Zahl von Horten im Gebiet von Kursk durchseine Nahe zur nord-ostlichen Grenze der Cernjachov-Kultur, eine endgultige Antwort lasst sich dazu heu-te nicht geben.

Chronologisch gesehen enthielten sechs HorteMunzen des 1.–2. Jhs., die meisten wurden in derZeit zwischen Traianus und Septimus Severus ge-pragt. Dabei bilden in funf Horten Denare von Sep-timus Severus und seiner Gattin Julia Domna diealtesten Munzen und einen Hort schließen Denaredes Commodus ab. Gesondert steht der im Jahre1891 entdeckte Hort bei Rublevka (Gebiet Poltava).Zu ihm gehorten 201 Goldsolidi aus dem Ende des4.–Anfang des 5. Jhs. Zusammen mit den Einzel-funden aus dieser Zeit ist der Hort vermutlich mitder Endphase der Cernjachov-Kultur in dieser Regionverbunden. M. Kazanskij53 und I. Gavrituchin54 ver-binden die Verbreitung dieser Munzen mit denpost-cernjachov Barbarenreichen wahrend der Vol-kerwanderung im linksufrigen Dnepr-Gebiet.

Die meisten vollstandig erhaltenen Horte um-fassten 100 bis 300 Munzen (5 Horte). Der Hort ausder Siedlung Krjackovka enthielt 32 Munzen. DerHort aus Lukiscino mit 953 Denaren war der umfang-reichste. Bekannt ist auch eine wenig zuverlassigeInformation uber einen Hort mit uber 2000 Munzen(Ostapovo, Gebiet Poltava).55

Unter den romischen Nominalen aus dieserRegion (Tab. 4) bilden silberne Denare den großtenTeil, bei den Einzelfunden machen sie 77,9 % aus.Zudem gehoren silberne Denare zum Bestandteilaller Horte mit Ausnahme des Hortes bei Rublevka.Bei Munzen des 2. Jhs. bilden subaerate Munzen(5,3 % unter den Einzelfunden) eine Gruppe. In derletzten Zeit nimmt ihre Zahl besonders im GebietCharkov zu. Oft verfugen sie uber eine Lochung.Vereinzelt sind auch andere Nominale des romischenMunzensystems aus verschiedenen Perioden vertre-ten: Sesterze, Antoniniane, unbestimmbare Bronze-bzw. Kupfermunzen aus dem 2.–4. Jh. sowie Siliquae,zusammen machen sie 5,3% aller Einzelfunden aus.

Das Auftreten romischer Munzen ist mit demErscheinen der Cernjachov-Kultur in dieser Regionwahrend der ersten Halfte des 4. Jhs. verbunden,auf deren Denkmalern sie gefunden wurden. Ostlichdes Dnepr kamen die meisten romischen Munzennicht nach und nach im Laufe von Jahrzehnten bzw.Jahrhunderten – wie dies in Mittel- und Nordeuropa

49 ˛ÆºFIæŒŁØ 2001, 2001, 32.50 `+Ø,ŁH u. a. 2006, 135, 45.51 ˝+Œ)0æF.0 2006, 86.52 —0,:ł 2008b, 143.

53 ˚0N0HæŒŁØ 1997.54 ˆ0.)Ł&%ıŁH 2005.55 ˚)FEF&ŒŁH 1961, 72 Nr. 803.

Zwischen Dnepr und Severskij Donec 167

der Fall war – in die Region, sondern verbreitetensich in einer kurzen Zeitspanne. Die Bevolkerungder Cernjachov-Kultur besaß bereits eine große Zahlvon romischen Munzen, meistens silberne Denareaus dem 1.–2. Jh., als sie sich in diesem Gebiet an-

siedelte. Davon zeugen insbesondere die Funde ro-mischer Munzen auf der Siedlung Vojtenki. Bis zumJahr 2010 stammen 64 Exemplare vom Areal dieserSiedlung, das ist die großte Anzahl fur eine Sied-lung innerhalb der gesamten Cernjachov-Kultur. Ihre

Imperator Schatze

Sevenki,Bez.Kursk

Prjamicyno,Bez.Kursk

Cutovo,Bez.Poltava

Krjackovka,Bez.Poltava

Lukisino,Bez.Poltava

Rublevka,Bez.Poltava

Roginicy,Bez.Sumy

Nero 14

Galba 1

Vitellius 2 12

Vespasian 1 1 1 132

Titus 1 46

Domitian 1 49

Nerva 12

Trajan 8 12 7 2 139 3

Hadrian 20 21 13 2 218 8

Hadrian fur Sabina 1 1 2 16 1

Hadrian fur Lucius Aelius 1 2

Antoninus Pius 40 58 37 14 74 22

Antoninus Pius fur Faustina d. A. 18 24 6 3 106 7

Marcus Aurelius 45 68 32 3 39 26

Marcus Aurelius fur Faustina d. J. 22 8 1 44 13

Lucius Verus 15 12 3 8 4

Lucius Verus fur Lucilla 3 8 5 2

Commodus 23 39 17 7 19 24

Commodus fur Crispina 1 2 1 1 1

Pertinax 1

Clodius Albinus 1

Septimus Severus 2 2 5 1

Septimus Severus fur Julia Domna 1 1

Valentinian ††. 1

Arcadius 1

Honorius 8

Theodosius ††. 175

Theodosius ††. fur Eudocia 1

Theodosius ††. fur Pulcheria 2

Valentinian III. 13

,,Barbarische‘‘ Nachahmungen 1

Unbekannt/unbestimmt 22 1 15 '40

Insgesamt 200 276 135 32 953 201 >150

Tab. 3.Chronologische Ver-teilung der Munzenin Schatzfunden mitvollstandiger oder

relativ vollstandigerZusammensetzung.

Michail Ljubicev u. a.168

Verteilung auf die romischen Herrscher ist ziemlichtypisch fur das Gebiet links des Dnepr: auf Emis-sionen des 1. Jhs. entfallen nur 6,2 %, auf die des2. Jhs. 90,8 % und im 3. Jh. wurden insgesmt 3 %der Funde gepragt (Tab. 5). Alle stammen aus un-terschiedlichen Teilen der Siedlung und wir habenkeinen Grund zu der Annahme, dass es sich um einzerpflugtes Depot handelt. Vielleicht ist diese An-zahl von Munzen hier mit dem Vorhandensein vonWerkstatten verbunden und spiegelt die Rolle derSiedlung als ein großes Handelszentrum wider: dieMunzen dienten als Tauschaquivalent fur die von denortlichen Werkstatten hergestellten Produkte. Dieeinseitige Zusammensetzung der Munzfunde zeugtdavon, dass dieser Austausch nicht uber den regio-nalen Rahmen hinaus ging. Aufgrund dieser Tatsa-che ist es nicht moglich, numismatische Funde ausromischer Zeit hier bei der Suche nach alten Han-delswegen heranzuziehen, wie dies z. B. beim Ortender Bernsteinstraße, die durch romische Munzendeutlich markiert wird, der Fall war.56 Auch die Kar-tierung von der Cernjachov-Kultur synchronen Emis-sionen spielt dabei keine entscheidende Rolle, zu-mal sie nur in geringer Zahl vorliegen (insgesamt 16Munzen vgl. Tab. 2). Das Fehlen romischer Munzenim sudlichen Areal, d. h. im Steppengebiet, deutetdarauf hin, dass romische Munzen nicht aus derKrim, zumindest nicht auf den Landwegen hierherkamen. Und dennoch erlaubt uns die Analyse derMunzen, einige wichtige Momente zu erkennen. Sokonnen z. B. Munzfunde aus dem 4. Jh. auf mog-liche Kontakte der ortlichen Bevolkerung mit denBewohnern anderer Regionen der Cernjachov-Kultur

deuten; im westlichen Areal der Kultur kommen sieziemlich oft vor, in unserer Region bilden sie jedocheher eine Ausnahme. In diesem Zusammenhang istder Fund einer Siliqua im Gebiet Kursk von großemInteresse, da das hauptsachliche Verbreitungsgebietsolcher Munzen westlich des Dnestr liegt.

Eine ganz besondere Gruppe unter den nu-mismatischen Funden aus romischer Zeit bilden dieMunzen aus dem bosporanischen Reich (Abb. 17,5–8;Tab. 6). Es gelang erst vor kurzem, sie mit Denk-

Nominal Anzahl %

Denar 304 77,9

Subaerat 21 5,3

Sesterz 3 0,8

Bronze-/Kupfermunzen 2. Jh. 1 0,25

Antoninian 3 0,8

Bronze-/Kupfermunzen 3. Jh. 1 0,25

Siliqua 1 0,25

Bronze-/Kupfermunzen 4. Jh. 9 2,4

Solidus 3 0,8

,,Barbarische‘‘ Nachahmung 2 0,5

Unbekannt 42 10,75

Insgesamt 390 100

Kaiser Munzenzahl

Vitellius 1

Nerva 1

Trajan 2

Hadrian 3

Hadrian fur Lucius Aelius 1

Antoninus Pius 16

Lucius Verus 3

Marcus Aurelius 19

Commodus 13

Septimus Severus 3

Maximinus Thrax 1

Aurelian 1

Ingesamt 64

Herrscher Munzenzahl

Mithradates III. (39–45) 1

Sauromates I. (92–123) 1

Rhoimetalkes (131–154) 1

Sauromates II. (174–210) 1

Rheskouporis III. (210–228) 3

Kotys III. (227–234) 2

Kotys III. (227–34) oderSauromates III (229–232)

1

Sauromates III (229–232) 2

Ininthimeus (238–42) 5

Rheskouporis V. (242–276) 7

Pharsanzes (242–254) 2

Thothorses (285–309) 3

Thothorses (285–309) oderRheskouporis VI (322–337)

1

Rheskouporis VI (322–337) 3

Insgesamt 33

Tab. 4.Verteilung der Einzelfunde romischer Munzen nach Nominalen.

Tab. 5.Romische Munzenaus der SiedlungVojtenki 1, aufgefuhrtnach Kaisern.

Tab. 6.Chronologische Ver-teilung der Funde bos-poranischer Munzen.

56 Wielowiejski 1980, 29–30; 101–105; Jedlicka 2005.

Zwischen Dnepr und Severskij Donec 169

malern der spatromischen Zeit in Verbindung zubringen.57 Heute sind 33 bosporanische Munzen aus21 Fundorten der Region bekannt (Abb. 16). EinePragung des 1. Jhs. bildet ein Kupferas von Mithri-dates III. (3%). Drei Munzen (9 %) wurden im 2.bis Anfang des 3. Jhs. gepragt – Munzen von Sau-romates I., Rhoimetalkes und Sauromates II. Diemeisten Funde gehoren in das 3. Jh. – 26 Exempla-re (79%), zu Rheskouporis III., Kotys III., Sauroma-tes III., Ininthimeus, Rheskouporis V., Pharsanzesund Thothorses. Davon wurden 12 Munzen (36%)im 2. bis 3. Viertel des 3. Jhs. gepragt. d. h. in derRegierungszeit von Ininthimeus und RheskouporisV. Zur ersten Halfte des 4. Jhs. gehoren drei bospo-ranische Munzen (9%) aus der Regierungszeit vonRheskouporis VI. Alle vor dem 2. Viertel des 3. Jhs.sowie vom letzten Viertel des 3. Jhs. bis in die ersteHalfte des 4. Jhs. erschienenen Munzen wurden ausKupfer gepragt. Bei den Munzen aus dem 2. bis3. Viertel des 3. Jhs. handelt es sich um Billonmun-zen. In den anderen Regionen der Cernjachov-Kulturwestlich des Dnepr kommen bosporanische Mun-

Abb. 16.Verbreitung bospo-

ranischer Munzfundeim Waldsteppengebiet

ostlich des Dnepr.1 Munzfunde; 2 Grenze

der Verbreitung derCernjachov-Kultur;3 angenommener

Handelsweg.

"

Abb. 17.Einige romische (1–4) und bosporanische (5–8) Nunzen, die imBezirk Charkov gefunden wurden. 1 Chruscovaja Nikitovka; 2 Zar-jabinka; 3 Chvorostovo; 4 Velikij Burluk; 5.8 Baranovo; 6 Ogul‘cy;7 Rjabuchino. 1.2 Silber; 3–5 Kupfer; 6–8 Legierung aus Silberund Kupfer, wobei der Anteil des Silbers 50% nicht ubersteigt (Bil-lon). 5–8 ohne Maßstab.

57 `+Ø,ŁH/ˆ)ŁªF)>'H! 2002–2003; `+Ø,ŁH u. a. 2006, 120–127;`+Ø,ŁH/;ßNªŁH 2010.

Michail Ljubicev u. a.170

zen – mit Ausnahme einiger Berichte, deren Glaub-wurdigkeit gepruft werden musste – praktisch nichtvor, obwohl nordlich bzw. nordostlich der Regionsolche Funde bekannt sind. Das großte Problem beider Erforschung bosporanischer Munzen dieser Re-gion bildet die Tatsache, dass beinahe alle Munzenzu den Zufallsfunden gehoren: 24 Munzen (73%)wurden auf der heutigen Oberflache von 12 Siedlun-gen und nur eine Munze (3 %) in der Kulturschicht(Siedlung Serdyki 1, Gebiet Poltava) gefunden.58

Die Verbreitung bosporanischer Munzen wurde mitder Teilnahme der hiesigen Bevolkerung an den go-tischen Kriegen im 3. Jh. und zwar mit dem Aufent-halt der Germanen auf dem Bosporus in Verbindunggebracht.59 Jedoch wurde der großte Teil der Mun-zen – Munzen aus dem letzten Viertel des 3. Jhs.bzw. aus der ersten Halfte des 4. Jhs. – viel spater,d. h. lange nach Beendigung dieser Kriege gepragtund kann nicht mit diesen Ereignissen in Zusammen-hang gebracht werden. Folglich kamen sie auf fried-lichen Wegen in die Region. Vorerst konnen wir diebosporanischen Munzen nicht sicher mit bestimm-ten kulturellen Gruppen der spatromischen Zeit inVerbindung setzen, dazu fehlen uns Funde aus denKomplexen. Sie belegen Impulse des bosporani-schen Imports ins Gebiet links des Dnepr am Endedes 3.–Anfang des 4. Jhs. Vermutlich zeichnet dieVerbreitung der spaten Munzen den Handelswegab, der das nordliche Barbarikum mit dem Bospo-rus am Ende der Stufe C2 – Anfang der Stufe C3verband.

Somit zeigt die Analyse der romischen Mun-zen im Waldsteppengebiet links des Dnepr sowieim Gebiet der Dnepr-Donec-Wasserscheide ihre ge-ringe Rolle bei der Erforschung der Infrastruktur derspatromischen Zeit sowie vom Anfang der Volker-wanderung. Wesentlich mehr Informationen lieferndie Funde bosporanischer Munzen. Auch neue Fun-de romischer und bosporanischer Munzen werdendas Verbreitungsbild in der Region nicht wesentlichverandern konnen. Fur die erfolgreiche weitere Un-tersuchung der Infrastruktur dieser Region mit Hilfeantiker Munzen waren Munzfunde aus Befundkom-plexen bzw. aus Horten erforderlich.

Bodenstruktur und Umwelt im Bereichdes archaologischen Denkmals ,,Vojtenki‘‘

Gegenwartiger Zustand und Versuchpalaogeographischer Rekonstruktionen

Bei Erforschung archaologischer Objekte ist eine Zu-sammenarbeit von Archaologen und anderen Natur-wissenschaftlern wie Bodenkundlern, Geographen,

Geologen und Biologen zur Tradition geworden. Daserhohte Interesse an archaologischen Denkmalernseitens der Naturwissenschaftler erklart sich damit,dass diese Denkmaler Fragmente fruherer Biospha-ren in Form von verschutteten Boden aufweisen, dieInformationen uber Umwelt und Landschaften ver-gangener historischer Perioden enthalten. Die Re-konstruktion der Palaookologie liefert wertvolleAngaben, die im okologischen Monitoring fur diePrognose der zukunftigen Umwelt sowie fur die Ver-vollstandigung des allgemeinen Bildes der Umwelt-bedingungen, unter denen das Leben der Bevolke-rungsgruppen in der Vergangenheit verlief, benutztwerden. In der letzten Zeit wachst das Interesse ananthropogen veranderten (modifizierten) Boden – eswerden Angaben uber ihre Vielfaltigkeit und Eigen-schaften gesammelt und Versuche unternommen, siezu typisieren und klassifizieren.60 In diesem Zusam-menhang liefern archaologische Denkmaler wertvol-le Befunde fur die Erfassung und Erforschung alter,anthropogen transformierter Boden.

Ein Beispiel fur die interdisziplinare Erforschungarchaologischer Denkmaler bildet die Untersuchungdes bekannten Komplexes der Cernjachov-Kultur inVojtenki im Bezirk Charkov.

Das untersuchte Areal liegt im mittleren Teilder Waldsteppenzone Osteuropas. Das maßig kon-tinentale Klima mit neutraler Warme-Feuchtigkeits-Balance spiegelt sich in einer ausgeglichenen Mengevon jahrlichen Niederschlagen und Evapotranspira-tion wider. Das Relief zeichnet sich durch den Wech-sel von flachen Wasserscheidenebenen61 verbundenmit Hangen und naturlichen Senken des Erosions-netzes in Form von Talchen ab. Die Siedlung Vojtenkiliegt an einem sanften Hang nordostlicher Exposition,dessen Neigung von Sudwesten nach Nordostenvon 1–2 bis 5–6 Grad zunimmt (Abb. 18).

Nordlich und ostlich grenzt die Siedlung anTalchen, in denen sich heute eine Kaskade von Tei-chen gebildet hat. Die sudlich der Siedlung liegendeebene Wasserscheidenflache erhebt sich 40–45 muber der Talsohle. Der oberflachennahe Untergrundder Wasserscheide und des Hanges auf dem Arealder Siedlung Vojtenki und ihrer Umgebung bestehtaus kalkhaltigen lossahnlichen Feinsedimenten, dieBoden bildend sind. Laut der granulometrischen Ana-lyse, durchgefuhrt im Labor des Sokolovskij-Institu-tes fur Bodenkunde und Agrochemie (Charkov), ent-halten die Sedimente 61–67 % physischen Tons62

(Fraktion <0,01 mm) und 31–37 % Schluff (Frak-

58 ˆ+ØŒF/]Œ0b+HŒF 2006.59 `+Ø,ŁH u. a. 2006, 120–127; ;0ªFI+,F. 2006, 47–49.

60 ˆº0NF.æŒ0'/ˆ+HH0,Ł+. 1995; U+H,+. 2008 u. a.61 Diese Wasserscheidenebenen sind ortliche Erscheinungen nicht

identisch mit der kontinentalen Wasserscheide zwischen Dneprund Severskij Donec.

62 Hier wird die russische Klassifikation verwendet. Vgl. dazu dieLiteraturangaben in Fußnote 1 und die Klassifkation von N. A.Kacinskij (˚0bŁHæŒŁØ 1965).

Zwischen Dnepr und Severskij Donec 171

tion < 0,001 mm). Nach den Eigenschaften der un-tersuchten Profile konnen die Boden der Wasser-scheide sowie des Hanges als klassische, typische,mittelmachtige Schwarzerde aus Lehm63 eingestuftwerden. Die Machtigkeit der Humushorizonte vari-iert von 35 bis 55 cm, wahrend die Machtigkeit derHumusprofile (Summe der Horizonte A1 und A1B)70 bis 80 cm erreicht. Ubereinstimmend mit dengangigen Vorstellungen64 bestand die Flora derWaldsteppe in der Osteuropaischen Ebene vor Be-ginn intensiver Bewirtschaftung aus zwei inselartigverbreiteten zonalen Typen – Wiesen-Steppen undLaubwaldern.65 Aufgrund der hier verbreitetenSchwarzerden ist anzunehmen, dass innerhalb desuntersuchten Gebietes eine Wiesen-Steppen-Floradie hoheren Ebenen des Reliefs (Wasserscheiden-hange und flache Wasserscheiden) einnahm, wah-rend die Laubwalder sich in der Talsohle und an denTalhangen ausbreiten konnten. Einige davon sindauch heute mit dieser Vegetation bedeckt. Vermut-lich breitete sich die feuchtigkeitsliebende Wiesen-

gras- und Laubwaldvegetation fruher aufgrund derguten Wasserversorgung in den Talsohlen aus.

Die Umwelt der Waldsteppenzone ist fur dieZeit der Cernjachov-Kultur wenig erforscht. Gestutztauf die Untersuchungen der Palaobotaniker Sere-brjannaja,66 Serebrjannaja/I’ves67 sowie der Palao-bodenkundler Aleksandrovskij,68 Aleksandrovskij/Aleksandrovskaja69 und Cendev70 kann man vermu-ten, dass am Anfang des 4. Jhs. n. Chr. in der Wald-steppenzone Osteuropas nach einer langen Phase(3. Jh. v. Chr. bis 3. Jh. n. Chr.) mit kontinentalemKlima, in der ein Prozess der Versteppung im Sudender Waldzone und im Norden der Waldsteppe ab-lief, das Klima milder und feuchter wurde. Vermutlichunterschieden sich die Wiesen-Steppen-Schwarz-erden im 4. Jh. n. Chr. nach den profilbildendenHauptmerkmalen zu urteilen nicht besonders starkvon den modernen Analogien. Die Hauptphase derspatholozanen Evolution kam an der Wende vom 1.zum 2. Jt. v. Chr. zum Abschluss, als die Machtigkeitder humosen Profile sowie die Humusvorrate inschnellem Tempo wuchsen.71 Die im Gebiet Poltavadurchgefuhrten Untersuchungen zeigten, dass sichdie unter den Kurganen der sarmatischen Kultur vor1700 Jahren begrabenen typischen Schwarzerdenim Unterschied zu den gegenwartigen Charakteris-tika durch Humusprofile von geringerer Machtigkeitund einer hoher liegenden Karbonatlinie auszeich-neten; im allgemeinen spiegelten sie jedoch Ei-genschaften nahe den heutigen wider.72 Dies er-laubt es, die Bewertung der Fruchtbarkeit heutigerSchwarzerden, darunter auch ihren Humusgehalt furdie Rekonstruktion des im 4. Jh. n. Chr. existieren-den Boden-Ressource-Potentials der Wiesen-Step-pen-Landschaften zu nutzen.

Nachstehend folgt die Beschreibung der Be-funde, die wir im Laufe von Feld- und Laborunter-suchungen der Boden auf dem Gelande und in derUmgebung von Vojtenki in den Jahren 2009/2010 er-hielten.

Die Abb. 18 zeigt die Position von 11 unter-suchten Bodenprofilen. Als kennzeichnendes Merk-mal der Schwarzerden auf dem Siedlungsgelande(Abb. 18, Profil 10 im Grabungsbereich A) gilt einweißlicher, mit Artefakten gesattigter Horizont aufdem Niveau der Kulturschicht (Abb. 19; 20), dessenBodenmaterial mit 10 % Salzsaure aktiv reagiert,was auf das Vorhandensein von Karbonaten, in ers-ter Linie auf Kalziumkarbonat (Kalzit) deutet. Dieweißliche Farbe kommt von Karbonaten, die, wie

Abb. 18.Vojtenki. Plan des

Untersuchungsgebietes.1 Lage der Bodenpro-

file und ihre Nummerie-rung; 2 Verbreitung vonan der Oberflache ge-fundener Keramikfrag-mente der Cernjachov-

Kultur innerhalbder Siedlung.

63 Hier wird die russische Klassifikation verwendet. Vgl. dazu dieLiteraturangaben in Fußnote 1 und die Klassifkation von N. A.Kacinskij (˚0bŁHæŒŁØ 1965).

64 Zº+Œæ0H,)F.æŒŁØ 1990; Zº+ıŁH 1926; ;Łº>ŒF. 1952 u. a.65 Mit Laubwaldern sind hier und im folgenden Walder aus Bau-

men mit breitem Blatt wie Eiche, Ahorn, Esche und Linde ge-meint.

66 8+)+Æ)'HH0' 1992.67 8+)+Æ)'HH0'/¨º>.+æ 1973.68 Zº+Œæ0H,)F.æŒŁØ 2002.69 Zº+Œæ0H,)F.æŒŁØ/Zº+Œæ0H,)F.æŒ0' 2005.70 U+H,+. 2004; U+H,+. 2008.71 Zı&ß)!+./Zı&ß)!+. 1986.72 U+H,+. u. a. 2011.

Michail Ljubicev u. a.172

wir meinen, genetisch mit der Siedlung verbundenwaren. Als Quellen dienten der grau-beige Lehmver-putz der Wohnbauten, dessen Spuren – als kleineStucke oder großere Fragmente – an vielen Stellender archaologischen Grabungen zum Vorschein ka-men sowie Fragmente der Cernjachov-Keramik, de-ren Ton ebenfalls Karbonate enthielt (Reaktion mitSalzsaure). Im Unterschied zu den stark karbonat-haltigen Schwarzerden auf der Siedlung sind dieReferenzproben außerhalb der Siedlung (Schnitt 1,Abb. 20) auf der Oberflache karbonatlos, mit zuneh-mender Tiefe wurde eine allmahliche Veranderungder Farbe sowie anderer genetischer Merkmale be-obachtet. Die Schwarzerden auf dem Siedlungsge-lande unterscheiden sich von den Referenz-Schwarz-erden auch nach anderen chemischen Merkmalen.Darauf deutet die vergleichende Analyse der Ver-teilung des fur Pflanzen verfugbaren Phosphors(Abb. 21). Es wurden die Schwarzerdeprofile in denSchnitten 1, 2 und 3 auf einer sanft geneigten Ober-flache des Wasserscheidehanges verglichen, dabeiwurden die Schnitte 2 und 3 innerhalb der Siedlungangelegt, die wir nach den oft auftretenden Frag-menten der Cernjachov-Keramik auf der Oberflacheidentifizierten. Es stellte sich heraus, dass der Ge-halt des fur Pflanzen verfugbaren Phosphors in denBodenproben dieser Profile den charakteristischenWert in der Referenz-Schwarzerde deutlich ubersteigt(Schnitt 1). Den Grund dafur sehen wir in der phy-sisch-chemischen Verwitterung osteologischer Uber-reste von Tieren in der Kulturschicht sowie in derMineralisierung verschiedener organischer Materia-lien (Uberreste von Ledergegenstanden u. a.).

Eine Vorstellung uber die Humusverteilung inden Boden der verschiedenen Reliefelemente liefertuns die Abb. 22. Bei der Rekonstruktion des ur-sprunglichen Humusgehaltes und der Humusvorratewurde der Humusverlust beim Pflugen der Boden inden Schnitten 1, 2, 3 und 4 berucksichtigt (die Bo-den der Profile 1–3 wurden bis zum Jahr 2004 undder Boden des Profiles 4 in der Nahe des Waldstrei-fens bis zur Entstehung des Waldstreifens vor den1960er Jahren bestellt). Laut unseren Berechnungenbetrug der Humusgehalt vor der gegenwartigen land-wirtschaftlichen Erschließung des Territoriums in derMitte des 18. Jhs. und in fruheren Zeiten in einer Tiefevon 1 m (bei einer durchschnittlichen Bodenmassevon 1,2 t/m3) 420–520 t/ha. Auf den steileren Han-gen des Talchens (bei einer Hangneigung von 6–12#) sinkt der Humusgehalt auf 150–250 t/ha, wasdurch die hier ablaufenden Erosionsprozesse derBoden bedingt war. An der Basis des Hanges steigtder Humusgehalt (in der 1 m machtigen Bodenmas-se) wiederum auf 280–300 t/ha an. Dies geschiehtinfolge der Akkumulation von mit organischen Stof-fen angereichem Feinmaterial sowie infolge der er-hohten Phytomasse, da die Pflanzen hier zusatzlich

Abb. 19.Vojtenki. Ecke desGrabungsschnittes imBereich A mit anthro-pogen umgebildetenSchwarzerdeboden.

Abb. 20.Vojtenki. Schwarzerdeprofile, links außerhalb der Siedlung, recht innerhalb der Siedlung.

Zwischen Dnepr und Severskij Donec 173

die Grundwasserfeuchtigkeit nutzen konnen. Die ge-netischen Besonderheiten der untersuchten Bodenentlang der Profillinie in den Schnitten 1–7 (Abb. 18;

22) deuten auf eine offene Landschaft aus Wiesen-Steppen und Wiesen, die hier mindestens wahrendder letzten Jahrtausende vorherrschte. Dazu gehortenfolgende Merkmale: ziemlich machtige Humusho-rizonte und Schwarzerdeprofile, eine hohe Karbo-natgrenze in den Profilen sowie ihre betrachtlicheBioturbation durch Ostblindmause (Spalax micropht-halmus) – Nager, die in den Wiesen- und Wiesen-steppenboden leben.

Auf der Sohle des Tales Kazac’ja Balka wur-den in den Bodenprofilen an drei Stellen (Schnitte 8,9 und 11, Abb. 18) jedoch Spuren einer Waldboden-bildung beobachtet. Die hier untersuchten Bodenweisen zwei Lagen auf: die obere bestand aus jun-gen, aufgeschichteten Anschwemmungen mit gering-fugigen Humushorizonten auf den Oberflachen, dieunteren Lagen aus Palaoboden. Bei den Palaobo-den in den Profilen 8 und 9 handelte es sich umpodsolierte Schwarzerden und in Profil 11 kann derBoden als dunkelgrauer Waldboden73 am Ubergangzur podsolierten Schwarzerde angesprochen wer-den. Die Genese der aufakkumulierten Schicht, diedie Palaoboden uberdeckt, ist ziemlich klar. Sie ent-stand in moderner Zeit, wahrend der kontinuierli-chen Besiedlung und Erschließung des untersuchtenGebietes, die in der Mitte des 18. Jhs. begann und

Abb. 21.Vojtenki. RaumlicheVerteilung des fur

Pflanzen verfugbarenPhosphors in den

Bodenprofilen entlangder Verbindungslinie

der Schnitte 1, 2 und 3(Abb. 18). 1 Lage derSchnitte; 2 Entnahme-

stellen der Boden-proben. P2O5-Gehalt(mg/kg des Bodens):

3 bis 5 mg; 4 5–10 mg;5 10–15 mg; 6 uber

15 mg. Angaben nachden Labordaten desO. N. Sokolovskij-

Institutes fur Boden-kunde und Agrochemie

in Charkov.

Abb. 22.Vojtenki. Katena durchden Hang der Wasser-

scheide und desTalchens mit Angabe

der untersuchtenBodenprofile und

Graphik der Verteilungdes Humusgehaltes

(abs. %). In den Pro-filen 1–4 ist mit einergestrichelten Linie derrekonstruierte Humus-gehalt vor Beginn desAckerbaus angezeigt.

73 FN 1; ˚0bŁHæŒŁØ 1965.

Michail Ljubicev u. a.174

bis heute andauert. Die Hangakkumulationen ent-standen durch oberflachliche und lineare Erosionals Folge der Vernichtung des naturlichen Bewuch-ses durch das Pflugen auf den Wasserscheidenhan-gen sowie das Abweiden der Talchenhange. Die Ak-kumulation aus erodiertem Feinmaterial uber demPalaoboden im Profil 11 hat die Form eines großen,im gegenwartigen Relief deutlich ausgepragten Ke-gels (Abb. 23).

Die Gesamtansicht der Bodenprofile 8 und 11ist aus der Abb. 24 ersichtlich. Bekanntlich sindpodsolierte Schwarzerden sowie dunkelgraue Wald-boden Vertreter der in den Waldgebieten vorkom-menden Bodentypen der Waldsteppenzone Osteu-ropas.74 Kennzeichnend fur die Waldbodenbildungist eine aschgraue Schicht aus feinen (staubartigen)Quarz- und Feldspatpartikeln unter dem Humusho-rizont (der alte russische Terminus ist ,,Œ)+IH+N+-IŁæ&0' E)ŁæßEŒ0‘‘, der neue bodenkundliche Ter-minus – ,,H0º+&-æŒ+º+&0H‘‘ ¼ ,,thin skeletan’covering‘‘) sowie kleine braune Krusten organischerbzw. mineralischer Stoffe auf der Oberflache der Bo-denaggregate unter der aschgrauen Schicht feindis-perser Quarz- und Feldspatpartikeln.

Die aschgraue Schicht widerspiegelt den Pod-solierungsprozess des Bodens, der in den Laubwal-dern durch den periodisch auftretenden Feuchtig-keitsstau sowie durch die oberflachliche Vergleyung

unter dem Humushorizont verursacht wird. Die Ver-gleyung fuhrt zur Zerstorung der mineralischen Kris-tallgitter, zum Auswaschen frei gesetzter Eisen- undAluminiumionen und anderer Metalle, die mit orga-nischen Verbindungen metalorganische Komplexebilden und in tiefer gelegene Bodenschichten migrie-

Abb. 23.Vojtenki. KegelformigerAuswurf an der Einmun-dung der Erosions-schlucht, die sich imnaturlichen Tal sudost-lich des Bereiches Cder archaologischenAusgrabungen gebildethatte. Im Hintergrundist ein angepflanzterWald sichtbar, derdiesen Hang von demhoher gelegenen,ackerbaulich genutztenWasserscheidenhangtrennt. Das Foto wurdevom Standort des Pro-fils 11 aus gemacht.

Abb. 24.Vojtenki. Aufbau derBodenprofile 8 und 11.1 Tiefe und Niveau derunter den jungen dilu-vialen Akkumulations-schichten verschuttetenPalaoboden; 2 Ent-nahmestellen derBodenproben fur die14C-Datierung desHumus’ mit Angabe desHumusalters (Angabenlaut 14C-Labor desInstituts fur Geochemieder Umwelt in Kiev).

74 Zı&ß)!+. 1979, ˆº0NF.æŒ0'/ˆ+HH0,Ł+. 1995 u. a.

Zwischen Dnepr und Severskij Donec 175

ren. In der Zone von periodisch auftretender ober-flachlicher Vergleyung findet eine Anreicherung vonzerfallresistenten Partikeln – Quarz und Feldspat –statt, die der Schicht eine aschgraue Farbe verlei-hen. Darunter liegt der Horizont der eingewasche-nen feindispersen Bodenpartikeln und Kolloidmi-schungen – ein korngroßensortierter Horizont Bt.Dieser Horizont zeichnet sich im Vergleich zur da-ruber liegenden Schicht durch eine schwerere me-chanische Zusammensetzung aus, da Schluffe vonoben eingewaschen wurden, und durch die Bildungbrauner Kutane auf den Aggregatoberflachen – Akku-mulationsprodukte aus organischen bzw. minerali-schen Stoffen aus der Podsolierungsschicht. Abb. 25zeigt ein Profilfragment der verschutteten dunkel-grauen Waldbodenoberflache aus Profil 11 mitcharakteristischer Podsolierung – einer aschgrauenhauchdunnen Schicht. Die Ergebnisse der Unter-suchung werden durch die 14C-Datierung des Bo-dens in Profil 11 erganzt (Abb. 24; 26; Tab. 7).

Betrachtet man die Verteilung der 14C-Datie-rungen des Humus nach der Tiefe, fallt die inverseAltersabfolge der organischen Substanz in der obe-ren Schicht, die die Palaoboden uberdeckt, auf: Imunteren Teil der Schicht ist der Humus junger als inder Mitte der Schicht (Abb. 26). In der Regel nimmtdas Alter der organischen Substanz im Boden mitder Tiefe zu,75 da die spezifische Kohlenstoffaktivi-tat in dem obersten Wurzelbereich der Boden, wodie Geschwindigkeit seines biologischen Kreislaufesmaximal ist, immer hoher ist. Eine solche Altersver-teilung des Humus mit der Tiefe ist auch fur denverschutteten Palaoboden unter der Uberdeckungs-schicht typisch (Abb. 26).

Der festgestellte ,,Widerspruch‘‘ ist damit zuerklaren, dass die kolluviale Schicht aus dem Bo-denmaterial der hoher am Hang liegenden Bodenbesteht, die durch lineare und oberflachliche Ero-sion zerstort wurden. Zuerst wurden die oberstenSchichten abgetragen, deren Humusalter relativ jungwar. Diese umgelagerte Schicht liegt auf der Ober-flache des Palabodens. Danach zerstorte die Ero-sion tiefer liegende Bodenschichten mit alterem Hu-mus; das Feinmaterial aus diesen Bodenschichtenbildete den mittleren und oberen Teil der Akkumu-lationsschicht.

Im Palaoboden sind ebenfalls Spuren diluvia-ler Akkumulation von Feinmaterial zu beobachten,die als dunne Schichten im Abstand von 10–35 cmuber das gesamte untersuchte Bodenprofil vor-kommt. Diese geringmachtigen Schichten bestan-den aus aufgehelltem, geschlammten Bodenmate-rial mit einem großen Anteil an Staubkomponenten(Abb. 27). Wir sind der Meinung, dass solche Zwi-

Abb. 25.Vojtenki. Merkmale derPodsolierung im asch-

grauen ,,Skeleton‘‘widerspiegeln die Wald-

genese unter derjungen Auftragsschicht,die in Profil 11 unter-

sucht wurde.

Abb. 26.Vojtenki. Verteilung des 14C-Humusalters im Bodenprofil des Profils 11 in Abhangigkeit von derTiefe.

75 Zº+Œæ0H,)F.æŒŁØ 2002; Zº+Œæ0H,)F.æŒŁØ/Zº+Œæ0H,)F.æŒ0'2005 u. a.

Michail Ljubicev u. a.176

schenschichten infolge andauernder Regenfalle bzw.einer intensiven Schneeschmelze im Fruhling entste-hen konnten, als die Bodenoberflache noch nichtmit Vegetation bedeckt war, deren Wurzelsystemedas den Hang hinunter fließende Wasser auffingen.Solche ,,geschlammte‘‘, nach intensiven Regengus-sen entstandene Feinerdeschichten wurden auchwahrend den Untersuchungen auf der Oberflache derSiedlung Vojtenki an der Grenze zwischen Ackerfla-che und Waldstreifen beobachtet (Abb. 28).

Die festgestellte Gesetzmaßigkeit fur dasWachstum des begrabenen Bodens, wie sie in Pro-fil 11 untersucht wurde, ist in Abb. 29 veranschau-licht. Die Kurven zeigen hier die Veranderung desRadiokarbonalters des Humus’ mit zunehmenderTiefe in diesem Boden sowie im dunkelgrauen Laub-waldboden in den flachen Wasserscheidegebietenaus dem Gebiet ,,Poljana‘‘, 100 km nordostlich derSiedlung Vojtenki, in der Waldsteppe des BezirkesBelgorod, deren Oberflache Jahrtausendelang stabilwar. Der Vergleich der untersuchten Bodenschichtenzeigt in identischen Tiefen ein bedeutend jungeres14C-Alter fur den Boden auf der Siedlung Vojtenki,da hier auf der Oberflache ununterbrochen ein Ak-kumulationsprozess der Feinerde vom Hang statt-fand, der standig den ,,Aufbau‘‘ der Humushorizontesowie die Bildung von jungem organischen Materialstimulierte.

Von theoretischem und praktischem Interesseist ein Vergleich der Intensitat der Niederschlags-akkumulationen, welche die untere sowie die obereBodenschicht in Profil 11 bildeten. Unsere Berech-nungen zeigten, dass in der Zeitspanne von 2190bis 250 Jahren vor heute die Akkumulation desFeinmaterials mit einer Geschwindigkeit von durch-schnittlich 4 cm/100 Jahre oder 0,4 mm/Jahr erfolgte.Somit verliefen auf dem untersuchten Gebiet die an-thropogen bedingten Erosions-Akkumulationsprozes-se zehnmal intensiver als die naturlichen. Wahrendder Bildung der unteren Bodenschicht bis zu ihrerUberdeckung mit rezentem Bodenmaterial konntedie Besiedlung von Vojtenki durch die Verstarkungder Hangerosion und die Akkumulation des Feinma-terials Einfluss auf die Bodenbildung ausgeubt ha-ben. Wenn wir aber die kurze Laufzeit der Siedlung(hochstens 100 Jahre) in Betracht ziehen, war derBeitrag der anthropogen bedingten Erosionsakkumu-lation des Feinbodens fur die Veranderung der Pro-filmerkmale der Boden im 4.–5. Jh. v. Chr. anschei-nend gering.

Ein wichtiger Aspekt hinsichtlich der verschut-teten Palao-Waldboden in den Profilen 8, 9 und 11ist die Dauer der Waldbodenbildung, die die Profil-eigenschaften pragte. Nach den Ergebnissen fruhe-rer Untersuchungen in der Waldsteppe Osteuropasdauerte der Entstehungsprozess von grauen Wald-boden auf den schweren Lehm- und Tonboden ca.

2000–2500 Jahre. Als ausgehende Matrix dientenProfile der Schwarzerdeboden, die infolge des spa-tholozanen Vorruckens der Walder in die Steppe(verursacht durch feuchteres Klima am Ende derBronze-/Anfang der Fruheisenzeit) unter die Waldergerieten.76 In unserem Fall gehorten zu den Vorgan-gern der Waldboden an der Basis der Kasac’ja Balkaauch Wiesen-Steppen-Schwarzerden bzw. Wiesen-

Abb. 27.Vojtenki. Beispiel furdie Schichtung im Profil11 des verschuttetenPalaobodens.

Abb. 28.Vojtenki. StaubformigesAleurit-Material, gebil-det durch Regenwasser-gusse, die von der offe-nen Ackerflache derSiedlung Vojtenki inden unteren Teil desWasserscheidenhanges,der in einen Talchen-hang ubergeht, abge-flossen sind.

76 U+H,+. 2004; U+H,+. 2008.

Zwischen Dnepr und Severskij Donec 177

Schwarzerdeboden, worauf die Gange der Palaoost-blindmause (Spalax microphthalmus) – Relikte desWiesen-Steppen- bzw. des Wiesenstadiums der Bo-denbildung – in den Profilen deuteten. Die Zeit zwi-schen dem Beginn der Siedlung Vojtenki (vor ca.1700 Jahren) und dem Beginn der gegenwartigenBodenauftrags oder Kolluviums im Profil 11 (vor ca.250 Jahren) betragt ungefahr 1450 Jahre. DieserZeitabschnitt ist kurzer als die von uns rekonstru-ierte Bildungszeit (der Merkmale) der grauen Wald-boden. Folglich haben wir allen Grund zu der Ver-mutung, dass wahrend der Besiedlungszeit durch dieCernjachov-Kultur die Hange sowie die Sohle des Ka-zacja-Talchens bereits bewaldet waren. Diese Ver-mutung wird durch die breite Nutzung von Holz furden Bau der Hauser sowie anderer Wirtschaftsbauten,das Beheizen der Wohnraume, die Essenszuberei-tung und das Brennen von Tongefaßen unterstutzt.Folglich war die Auswahl des Platzes fur die Sied-lung in der Nahe des Waldes logisch und begrundet.

Die durchgefuhrte Bodenanalyse auf dem Arealder Siedlung sowie in ihrer Umgebung lasst folgen-de Schlussfolgerungen zu:

* Die Siedlung entstand auf einem versteppten Hangder Wasserscheide in der Nahe eines Laubwaldes,der die Hange und die Sohle des Kazacja-Talchensbedeckte.

* Die Schwarzerden auf dem Siedlungsareal wur-den im Laufe des Bestehens der Siedlung we-sentlich uberpragt. Der kalkhaltige Lehmputz derHauser sowie das Tongeschirr bildeten einen an-thropogenen Karbonathorizont, der als Kultur-schicht der Siedlung dargestellt ist. In den Sied-lungsboden wurde ein erhohter Gehalt vonPhosphor festgestellt. Eine hohe Konzentrationvon Kalziumkarbonat und Phosphor in den Bo-den gilt als chemischer Indikator fur eine Sied-lungstatigkeit auf dem Areal des untersuchten ar-chaologischen Denkmals.

* Die an die Siedlung grenzenden Hangboden derTalchen wurden im Laufe der letzten zwei Jahr-tausende durch naturliche und anthropogen be-dingte Erosionsprozesse gepragt. Die Hangero-sion wurde von der synchronen Akkumulation desFeinmaterials an der Basis der Hange begleitet.Vor dem Anfang der modernen wirtschaftlichenLandnutzung des Gebietes (vor der Mitte des18. Jhs.) betrug die Geschwindigkeit der Erosions-akkumulation von Feinerde hochstens 0,4 mm/Jahr. Die Tatigkeit der Bevolkerung der Cernjachov-Kultur verursachte aufgrund der kurzen Funk-tionsdauer keine wesentliche Transformation derBoden, obwohl die Intensitat der linearen Erosionder Hange und der Flachenerosion wahrend derZeit hatten zunehmen konnen. In den letzten 250–260 Jahren der landwirtschaftlichen Inanspruch-nahme des Gebietes hat die Intensitat der Ero-sions-Akkumulationsprozesse auf den Hangen derTalchen im Vergleich zu der fruheren Zeitperiodeum das 10-fache zugenommen.

Abb. 29.Vojtenki. Verteilung desRadiokarbonalters des

Humus’ in dunkel-grauen Waldboden inAbhangigkeit von derTiefe: 1 an der Hang-basis im Bereich der

Siedlung Vojtenki (ver-schutteter Palaoboden);

2 auf der ebenenWasserscheideflache im

Bereich ,,Poljana‘‘.Alter der Oberflachedes verschutteten

Bodens im Bereich vonVotenki im Vergleich

zur Gegenwart.

Bodenhorizont/Schicht, Tiefe in cm Labornummer der Bodenprobe Unkalibriertes Alter des Humus in Jahren

Bereich ,,Vojtenki‘‘, Bez. Charkov, Waldsteppe

Mittlerer Teil kolluvialen Schicht, 50–60 Ki-16341 1260 ( 80

Unterer Teil der kolluvialen Schicht, 90–100 Ki-16340 760 ( 80

[A1], 110–120 (13–23)* Ki-16343 990 ( 80

[A2Bt], 170–180 (73–83)* Ki-16342 2190 ( 90

Bereich ,,Poljana‘‘, Bez. Belgorod, Waldsteppe

A1, 15–27 Ki-13876 1920 ( 70

A1A2, 33–43 Ki-13877 3970 ( 80

B2t, 91–107 Ki-14152 5790 ( 90

BtCCa, 127–135 Ki-14154 6380 ( 90

* Tiefenangaben von der Oberflache des verschutteten Bodens.

Tab. 7.Ergebnisse der

14C-Datierung von zweiBodenprofilen aus der

Waldsteppe im ZentrumOsteuropas (Daten des

Kyiv RadiocarbonLaboratory, Institute

of EnvironmentalGeochemistry; Daten

fur den Bereich,,Poljana‘‘ nach

Chendev et al. 2011)

Michail Ljubicev u. a.178

Zusammenfassung und Ausblick

Die vorliegenden Untersuchungen zur Besiedlungs-entwicklung im Bereich der Dnepr-Severskij Donec-Wasserscheide basieren auf der Methode unter-schiedlicher Disziplinen. Die Resultate, auch wennsie z. T. sicher noch vorlaufigen Charakter tragen,sind bereits vielfaltig.

Die Lage der Cernjachov-Siedlungen innerhalbdes Arbeitsgebietes lasst erwartungsgemaß einenklaren Bezug zu den Gewassern erkennen. Bei ei-nem großen Teil der Siedlungen war das nachst ge-legene Fließgewasser aber sicher nur zur Wasserver-sorgung geeignet und konnte nicht als Verkehrsweggenutzt werden. Die Infrastruktur basierte also aufLandverbindungen und bei einer Reihe von Siedlun-gen zeigt sich ein enger Bezug zur Wasserscheideals Landweg. Die Prufung dieser Zusammenhangeist jedoch noch nicht abgeschlossen, die Hinweiseauf eine derartige Nutzung umfassen bisher nur be-grenzte Abschnitte der Wasserscheide innerhalb desArbeitsgebietes. Um die Erschließung dieses Rau-mes durch die Trager der Cernjachov-Kultur und dieLage der Siedlung besser verstehen zu konnen, isteine detaillierte Untersuchung, welche Boden undwelches Umfeld innerhalb des Arbeitsgebietes be-vorzugt besiedelt wurden, unerlasslich.

Bei Siedlungen werden neben den Gemein-samkeiten hinsichtlich der Lage auch Unterschiedefassbar. Diese betreffen einmal die unter Vorbehaltrekonstruierbaren Siedlungsgroßen. HinzukommenUnterschiede im Fundmaterial, wenn etwa Metall-und Importfunde in einzelnen Siedlungen in beson-ders großem Umfang auftreten. Im Falle des Kom-plexes von Vojtenki ist danach eine Sonderstellungdieser Siedlung zu vermuten. Die Lage von Vojtenkinahe der Wasserscheide spricht wiederum dafur,dass sie als Landverbindung innerhalb der Infrastruk-tur eine besondere Rolle spielte. Da diese Siedlungbesonders gut untersucht wurde, muss die hier beo-bachtete Situation noch mit den Siedlungsstruktu-ren in anderen Teilgebieten verglichen werden, umdie Gliederung der gesamten Region mindestens inAnsatzen zu erfassen.

Fur die Einschatzung, welche Bedeutung ein-zelne Siedlungen hatten, aber auch fur das Erfassenvon Austausch- und Handelsverbindungen sind Im-portfunde ein wichtiges Kriterium. Bisher wurden vorallem die Munzen hierzu ausgewertet. Dabei zeigtesich, dass Funde romischen Munzen zwar reichlichvorhanden sind, diese aber keinen Beleg fur denHandel mit dem romischen Imperium bilden, da die-se Pragungen innerhalb des Reiches schon nichtmehr im Umlauf waren. Die 64 aus Vojtenki be-kannten romischen Munzen besaßen in erster Linieeinen Materialwert und dienten vermutlich auch alsTauschaquivalent. Die aktuell bekannte Fundvertei-

lung im Gebiet ostlich des Dnepr ist zudem starkvon der Forschungssituation gepragt. Dagegen zei-gen die bosporanischen Munzen durchaus einen Be-zug zur Dnepr-Severskij Donec-Wasserscheide, aller-dings sind bisher nur relativ wenige bekannt. Dieweitere Auswertung von Importfunden als Indiz furdie Infrastruktur und den Verlauf von Verkehrsver-bindungen wird sich daher auch auf andere ausdem romischen Imperium und den antiken Zentrenan der Schwarzmeerkuste stammende Gegenstandewie Amphoren oder Glasgefaße stutzen.

Bodenkundliche Untersuchungen waren bishernur zur lokalen Situation in Vojtenki moglich. Hierwurden die anthropogenen Einflusse auf Boden-und Landschaftsentwicklung herausgearbeitet. ImVergleich zu Vorgangen wahrend der letzten 200–250 Jahre war die Einflussnahme auf die Landschaftwahrend des 3.–5. Jhs. jedoch vergleichsweise ge-ring. Diese Fallstudie stellt fur den Osten der Cern-jachov-Kultur ein Novum dar. Sie zeigt die Moglich-keiten bodenkundlicher Analysen, weitere derartigeUntersuchungen sollen daher folgen. Geplant sindaußerdem klimatologische Untersuchungen. Erstdann wird es moglich sein, die Situation hier mitder von Siskin fur das Mittlere Dnepr-Gebiet heraus-gearbeiteten wirklich zu vergleichen.77

Die vorgestellten Ergebnisse aus den unter-schiedlichen Fachgebieten erweitern das bisher be-kannte Bild betrachtlich. Die Resultate stehen abernoch nebeneinander. Durch die Vervollstandigungder Daten, die gezielte Fortsetzung vor allem dernaturwissenschaftlichen Analysen im Rahmen desProjektes kann daraus ein klareres Bild der Besied-lungs- und Infrastruktur zusammengesetzt werden.

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77 Nach den Untersuchungen dort kam es durch die intensiveLandwirtschaft in Kombination mit klimatischen Veranderungenim Verlauf des 4. Jhs. zu einer okologischen und okonomischenKrise, die den Niedergang der Cernjachov-Kultur beschleunigte.Vgl. Siskin 1999.

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Zwischen Dnepr und Severskij Donec 181

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Summary

The presented research of the settlement history of thearea at the watershed of the rivers Dneper – Severnij Do-nets is based on the multidisciplinary approach. Althoughthe presented results might be regarded as preliminary,they appear to be rather multi-sided.

As expected, the location of the Cherniakhov settle-ments mentioned in the study reveals their connection tothe hydraulic system. Most of the settlements were lo-cated near rivers. However water was used for livelihood,but not as means of communication. The infrastructurewas based on the use of overland routes. Also the loca-tion of some settlements indicates the use of the line ofthe watershed for overland transport. However the verifi-cation of this hypothesis needs further research. The sug-gestion on the use of rivers for livelihood is based on thematerial obtained in the limited area of the watershed un-der study. Analysis of the soil types, landscapes and theenvironment leads to the better understanding of the useof land and the location of the settlements of the Chernia-khov culture.

Along with general similarities, settlements demon-strate some special characteristics, such as different size,and various quantities of finds: certain settlements yieldnumerous metal objects or imports. In case of the archae-ological complex Voytenki, it is possible to suggest itsspecial location in the vicinity of the watershed, thus con-firming the importance of inland routs within the area un-der study. Since this settlement is particularly well-stu-died, it should be compared with other sites in order todefine settlement patterns of the region.

Imports are an important factor for estimating theimportance of individual settlements as well as trade andexchange. Until recently coins were almost exclusively used

as such a criterion. A large number of Roman coins ob-tained on the settlement cannot be regarded as an evi-dence of trade with the Roman Empire, since this coinagewas no longer in circulation in the Empire itself. The totalnumber of 65 Roman coins from Voitenki representedwealth and served mainly as an equivalent of exchange.The correlation of coins in the area to the east of Dnieperis strongly dependent on the state of research in the var-ious regions. On the other hand the distribution of Bos-porus coins indicates the existence of trade route alongthe Dnieper-Donets watershed. However the spectrum ofBosporus coins from the region is rather poorly studied.Thereupon the further analysis of import as an indicator ofinfrastructure and trade routs should be based on thestudy of other objects from the Roman Empire and otherantic centres of the Black Sea coast – namely on thestudy of amphorae and glass vessels.

Soil analysis – the anthropogenic impact on soil andthe development of landscapes – has been conducted onlyin Voitenki. Compared with the recent 200–250 years, theanthropogenic impact on the landscape during the 3rd–5th

century was rather insignificant. At the same time this kindof research is quite new in the eastern part of the Chernia-khov culture and therefore needs to be conducted further.Also various climatological studies are in the planning stage.The obtained data will enable the comparison of our re-gion with the Middle Dnieper, as demonstrated by the re-search conducted by R. G. Shishkin.

Although various disciplines expand our knowledgeto a greater extent, the obtained results have not beenanalysed yet. Updating of the available data and primarilythe natural-scientific researches conducted within our pro-ject enable to create a clear picture of the population ofthe territory as well as of existing infrastructure.

Michail Ljubicev u. a.182

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