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Günter O. Cimiotti Regionale Mobilität der Bevölkerung Friauls im 17. Und 18. Jahrhundert aufgezeigt am Beispiel der Carnia - Carnische ‚cramârs‘ aus Piano und Umgebung –

Regionale Mobilität der Bevölkerung Friauls

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Günter O. Cimiotti

Regionale Mobilität derBevölkerung Friauls im 17. Und

18. Jahrhundertaufgezeigt am Beispiel der

Carnia

-Carnische ‚cramârs‘ aus Pianound Umgebung –

Verbesserte und leicht veränderte Ausgabe der Arbeit vom 20.1.1979

Paderborn, den 21.6.2015

1. Einleitung/Schwerpunkte der Arbeit

Die unbewiesene Meinung, „…früher seien die Leute sesshafter gewesen, in stabiler Ordnung hätte „der Mensch“in festen Gemeinschaften seinen Platz gehabt ….“i, wird widerlegt, wenn man in alten Kirchenbüchern blättert.ii Regionale Mobilität war für viele Bevölkerungsgruppen einewirtschaftliche Notwendigkeit. Beispielhaft steht hierfür die Bevölkerung der Carnia, einer Landschaft im Norden desheutigen Friuli-Venezia-Giulia. Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, deutlich zu machen, in welchem Umfang und mit welcher überwiegenden Tätigkeit Friulaner im vorwiegend deutschsprachigen Raum im 17. Und 18. Jahrhundert aktiv waren.

Auf eine vergleichende Darstellung verschiedener Bevölkerungsgruppen musste verzichtet werden, da dies den Rahmen dieser Arbeit sprengen würde. Umfangreiches Material zum Thema regionaler Mobilität anderer Bevölkerungsgruppen, z. B. Tiroler, Schweizer, Hessen usw., ist in den veröffentlichten Aufsätzen von Alfred Höck zu finden.iii

Im ersten Teil der Arbeit werden geographische und geschichtliche Aspekte des Auswanderungslandes, der Carnia, angesprochen. Dabei wird auch die verwaltungsmäßige Gliederung der Carnia berücksichtigt.

Der zweite Teil gibt einen Überblick über die Entwicklung des Händlergewerbes und beschäftigt sich mit den Waren der‚cramârs‘.

Schließlich wird an Einzelbeispielen die endgültige Auswanderung und Integration in die neue Gesellschaft dargestellt.iv

2. La Carnia2.1 Geographische Gesichtspunkte der Carnia

Das Gebiet, das heute mit dem Namen Carnia bezeichnet wird, liegt im Norden der autonomen Region Friuli-Venezia-Giulia. Im Westen grenzt es an Cadore, verläuft entlang des Fluss Tagliamento über Ampezzo bis Tolmezzo und schließt im Osten mit dem Verlauf des Chiarsò ab. Eine natürliche Grenze bilden im Norden die Karnischen Alpen. Zwischen Piave und Tagliamento mit dem Nebenfluss Fella liegt das friulanische Bergland der Carnia. Drei Haupttäler, die als ‚canali‘ bezeichnet werden, entwässerndie Gebirge der Carnia, die – von West nach Ost – als Canale di Gorto, als Canale d’Incarioio und als Canale di Ferro fächerförmig auf das Becken von Tolmezzo zulaufen. Die besonderen geographischen Gegebenheiten führten zu Überschwemmungskatastrophen, die in fast jedem Jahrhundertnachgewiesen werden können.v Ebenso ist die Carnia ein seit Jahrhunderten bekanntes Erdbebengebiet.vi Das jüngsteschwere Erdbeben war erst im Jahre 1976.vii

2.2 Geschichtliche Gesichtspunkte der Carnia in Stichworten

Erstmal wird der Name ‚carni‘ bei Titus Livius zur Bezeichnung eines alten Volkes verwendet.viii Die ersten Einwohner Friauls waren Kelten, die hier ein unbewohntes Gebiet vorfanden. Kontakte der Urbevölkerung mit den Römern sind ab ca. 183 v. Chr. Nachweisbar. Nach der Besetzung des Gebietes durch die Römer ließ Caesar Augustus rund um Aquileia befestigte Kolonien errichten,

darunter auch das Forum Julium Carnicum, dessen Überreste noch heute bei Zuglio zu sehen sind. Nach der Herrschaft der Langobarden unterstand die Carnia bis 1420 den Patriarchen von Aquileia. Von 1420 – 1797 war die Carnia Teil der Republik Venedig. Mit dem endgültigen Niedergang der Republik, besiegelt durch den Vertrag von Campo Formio, fiel die Carnia an Österreich.ix

2.2.1 Die Verwaltung der Carnia

Die Verwaltung der Carnia hatte sich seit der Herrschaft der Patriarchen bis zum Niedergang der Republik nicht wesentlich geändert. Sie beruhte auf drei Säulen, von denen nachfolgend die ersten beiden näher betrachtet werden sollen.

1. La Comunità di Tolmezzo2. Quartiere, Bezirke, in die die Carnia unterteilt war3. Gismani Feudatariix, die unmittelbar dem Luogotenente

del Friulixi unterstanden.

Die Bezirke hatten eine weitgehende Selbstverwaltung. JedeGemeinde eines Bezirkes versammelte in der Viciniaxii, Nachbarschaftstreffen, die Familienoberhäupter und wählte den Merigaxiii, Bürgermeister, und die Giuratixiv, Beisitzer. Daneben gab es noch einen weiteren Rat. Bürgermeister und Beisitzer trafen sich in der Comandariaxv und wählten für das folgende Jahr den Capitano del Quartierexvi. Ausnahme war nur Tolmezzo. Hier bildete die Comunità ein Consiglioxvii, Rat, der neben dem Capitano del Quartiere auch die für die gesamte Carnia zuständigen Proveditorixviii, Giuratixix und den Cameraroxx benannte. Oberste Verwaltungsbehörde und zugleich erste Gerichtsinstanz in Verbindung mit den drei Giurati war diein Tolmezzo ansässige Gastaldiaxxi mit dem Gastaldoxxii an der Spitze, der jeweils für drei Jahre die Gastaldia vom Luogotenente del Friuli pachtete.xxiii

Verwaltung der Carnia (Darstellung nach: Paschini, P., a.a.O., S. 117 – 122)

Gastaldia inTolmezzoGastaldo

(1) Quartiere S. Pietro

Capitano delQuartiere

(2) Quartiere diGorto

Capitano delQuartiere

(3) Quartiere diTolmezzo

Capitano delQuartiere

(4) Quartiere diSocchieve

Capitano delQuartiere

JedeOrtschaftwählt:

MERIGA undGiurato

Camandaria(Versammlung

aller

wie (1)

CONSIGLIO dellaComunità diTolmezzo

benennt

Cameraro,Proveditori,Capitano, 3

Giurati

wie (1)

3. Die carnischen ‚cramârs‘xxiv

3.1 Die Entwicklung des Händlergewerbes

Die älteste Erwähnung carnischer ‚cramârs‘ ist die aus demJahre 1261 belegte Verfügung des Patriarchen Gregorio di Montelongo. Sie lautet:

„1261, die 8 exeunte sept – Emptio et turri a filiis D.ni.Zapoltri de Sacilo, mediante venditione medietatis mutae de Tumèz, exepta muta Cramariorum, per Ms. 47.”xxv

Die Bezeichnung ‚cramârs‘ lässt den Schluss zu, dass die ambulanten Händlerxxvi bereits in dieser Zeit ihre Waren auch im deutschsprachigen Raum – Kärnten ist auf der altenRömerstraße entlang des But über den Monte Croce, Plöckenpass, leicht zu erreichen – verkauften. Weitere Hinweise auf die Tätigkeit der ‚cramârs‘ finden sich in den folgenden 300 Jahren nur spärlich. Im Mai 1350 werden in den Akten des Notars Pollisxxvii eine Agnes, Ehefrau des Leonardo di Paluzza, als Schuldnerin eines Gregorius Alemanea und ein Leichtner, der als ‚Alemanno‘ bezeichnet wird, als Schuldner des Matteo di Rivo aufgeführt. In einem Protokoll aus dem Jahre 1546 vermerkt der Notar Pianese aus Piano einen Matteus de Setia, der zurückgekommen sei, um seinen gesamten Besitz zu verkaufen, da er in Sankt Veit an der Glan in Kärnten ein Haus kaufen wolle.xxviii

Über die Motive, die engere Heimat zu verlassen, schreibt Girolamo Porcia 1560:“ … i carnici, disponendo di poca terra coltivabile, debbono andar per il mondo.“xxix 1563 stellt Valvason di Maniago fest, dass es nicht mehr andersgehe als „… diverse traffiche con li tedeschi ….“ zu machen und deshalb „… si portano in gran numero in luoghi lontanissimixxx….“ Auch die Jahreszeit der Auswanderung

wird von Fabio Quintiliano Ermacora genannt. Er schreibt:“… emigrano l’inverno, ed ogni estate si rendono a casa per le messi; e, dopo sistemati gli affari domestici, …, si affretanto a tornare alle primitive occupazione, procacciandosi in tal guisa non poca somma dinumeraio.“xxxi Bestätigt wird diese Aussage auch durch den Luogotenente Agostino Bruno, der auf einer Reise im November 1602 zu den Kirchen des Quartiere di Gorto feststellen muss, dass alle Gläubigen “… (sono) andati alle loro mercantie et stavan fuori tutto l’inverno et primavera….” Wenig später beklagt er in San Pellegrino, wichtige Arbeiten könnten nicht ausgeführt werden, “… (perche) in paese non era rimasto alcuno cui si potesse affidar quell lavoro ….”xxxii Immer wieder sind es Notariatsakten, die die Auslandskontakte der carnischen Bevölkerung belegen. So beschließt die Vicinia der Gemeinde Piano am 24. August 1627, Sebastiano Cimiotti in die Gemeinde aufzunehmen. In den Vereinbarungen zwischen Gemeinde und Sebastiano wird auch seine Schwiegermutter erwähnt, Frau des verstorbenen Stefan aus München.xxxiii In den Akten des Notars Morassixxxiv aus Cercivento befassen sich von 72 Akten 30 mit Geschäftsabwicklungen mit Ländernund Städten jenseits der Alpen. Hier erscheinen auch konkrete Städtenamen und Namen von offensichtlich deutsch sprechenden Bürgern. So z. B. ein „Carolus cives Augustensis“xxxv, an anderer Stelle ein „Stilner mercator Salisburgensis“ und ein „Pechner cives et mercator Bambergensis.“xxxvi Bis zu diesem Zeitpunkt lassen sich keine sicheren Aussagen über den Umfang der Händlertätigkeit und die Art der Auswanderung, saisonbedingt oder bereits endgültig, machen. Ca. 50 Jahrespäter liegen erstmals genauere Daten über Umfang und Zielrichtung der carnischen ‚cramârs‘ vor.

3.2 Personenfeststellung in der Carnia im Jahre 1679

Ende September 1679 forderte der Proveditore sopra la Sanità die Gemeinden der Carnia auf, alle Personen namentlich zu melden, die sich nicht am Heimatort

aufhielten. Grund für die Umfrage war die Befürchtung, diePest könne aus Ländern jenseits der Alpen in die Republik eingeschleppt werden. Notare, Bürgermeister und Beisitzer erstellten zwischen Ende September und Anfang Oktober 1679insgesamt 107 Verzeichnisse von 126 Ortschaften. Insgesamtwaren 1704 Personen nicht in ihrem Heimatort. 589 Personenwaren in vorwiegend handwerklichen Berufen innerhalb Friauls tätig. Betroffen davon war vor allem der Canale die Socchieve von Amaro bis Ampezzo. Der überwiegende Teil, 1115 Personen, aus der mittleren und oberen Carnia, also Canale di Gorto mit den angrenzenden Val Pesarina undValcalda und den Canali di San Pietro und d’Incarioio, warim Ausland. Die Verzeichnisse erlauben folgende Aufschlüsselung:

314 Personen in Germania230 Personen in Baviera294 Personen in Austria65 Personen in Moravia e Slesia46 Personen in Ungheria54 Personen in Istria78 Personen in Nicht näher

bezeichneten Gebieten

34 In diesem Falle Kinder, die in einer gesonderten Liste aufgeführt wurden. Die Kinderstammen aus dem Canale di Illegioxxxvii

Wie das Beispiel der Gemeinde Piano zeigt, war die Hälfte der männlichen Einwohner nicht am Ort.

„Laus Deo … 1679 adi 28 7bre

Il Quartiere di San Pietro sotto Randice, secondo l’ordineche si ha riceuto dall’Illmo et Eumo Sig: Nicolò Cornaro Proveditor sopra la sanità di dar distintamente tutte le

persone che si trovano a esser in Germani di villa in villa come distintamente qui sotto appare, et prima

Piano ……………………. Nel Comun di Piano hanno redunato lo loroConsiglio, che si trovano for a del Stato Veneto,

prima

Pianese Pianesi in Franconia con mercePietro qu. Biasio Soma In FranconiaZuan Domenico Bertutis nel paese EsuchenZuan Domenico Gortanuto con fiolo

in Franconia

Bastian Pasandin in Franch:aPietro fiolo di Andrea SomaZuan Maria Gortanutti in Franch:aDaniel Casal in Franch:aNicoloò Prenzais in Franch:aMateo Soma in BavieraJacomo Moracuto in Franch:aTomaso Cimiot, con suo fiolo in CarinziaDomenico Puppo in CarintiaPietro fiolo di Carlo Gortanuto

Franconia

Leonardo Cimiot in CarintiaPietro Cozz nel FolePaulo di Quel nel FoleZuan Radina, et fiolo in Franch:aPietis fiolo del qu Florean di Radina

in Franconia

Simon, et Pietis, et Nicolò di Radina frateli

in Franch:a

Zuan Maria, et Figliolo, et nipote Secardi

in Franch:a

Pietro Derato et Antonio frateli

in Franch:a

Nicolò Biason in Franch:aOsualdo, et Zuan Domenico, et Joseffo Chius frateli

in Franch:a

Zuan Batista fiolo del qu Aloise Chius

in Franch:a

… tutti questi sono …. 36, sono con merce et drogarie, et pertanto lo honorato Comune di Piano havendo …. 75. Il loro Conseglio, et con ogni diligenza et consideratione hanno il tutto messo nella presente notta, che …. guardi dal infecioso male.”xxxviii

Berücksichtigt man die Tatsache, dass die eigentliche Auswanderung zu Beginn des Winters erfolgte, ist die absolute Zahl der im Ausland tätigen Personen eher noch höher anzusetzen. Ortsangaben fehlen fast vollständig. Auch wurde in vielen Orten als Auswanderungsland mit ‚Germania‘ geantwortet, wobei ‚Germania‘ alle Länder nördlich der Alpen verkörperte. Dies ist nicht verwunderlich, lautete doch der Auftrag an die Gemeinden, alle Personen festzustellen, „…che si trovano a esser in Germania ….“ Die Umfrage lässt auch offen, bei welchen Personen es sich um eine endgültige Auswanderung handelt und bei welchen nur um eine saisonbedingte. Der prozentuale Anteil der Auswanderer im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung der Carnia lässt sich nicht mehr mit Genauigkeit ermitteln. Über die in verschiedenen Jahrhunderten durchgeführten Volkszählungen in Friaul und der Carnia hat Karl Belochxxxix Untersuchungen durchgeführt.Er stellte fest, dass vor dem Jahre 1548 keine Angaben über die Bevölkerungsdichte in Friaul und der Carnia überliefert sind. Erstmals überliefert ist die Zählung von1548, festgehalten im Cd. Marc, It. VII 924, außerdem im Staatsarchiv in Venedig, Segrata filza 49. Eine weitere Zählung aus dem Jahre 1557 findet sich im Cod. Borgh. Arm.I 170 – 173, Blatt 287 des Vatikanischen Archivs. Die Ergebnisse der Zählungen von 1548 und 1557 finden sich auch in drei Codici Cigogna des Museo Correr (2177, 1315, 1316). Eine Aufschlüsselung des Zahlenmaterials ergibt fürdie Carnia folgendes Bild:

Jahr Einwohner Quelle1548 16983 Descr. Stef.

Tiepolo1557 17618 Relaz. Anon.

1596 20000 Cod. Marc. It. VII1187

1601 25000 Tomm. Morosini, 14. Juni

1608 22000 Cod. Marc. It. VII1187

1621 20000 Pietro Sagredo, 2.April

Die nächste Volkszählung fand erst 1766 statt. Hier wurde die Bevölkerungszahl der Carnia mit 27386 angegeben. Bei den vorliegenden Zahlen ist sowohl die Pest von 1630 als auch die darauf folgende Hungersnot zu berücksichtigen.xl

3.3 Saisonale Auswanderung / Größenordnung des Wareneinkaufs, Besitzverhältnisse

Außer der genannten Umfrage aus dem Jahre 1679 sind Aussagen über die carnischen ‚cramârs‘ nur in den erwähnten Notariatsakten und Kirchenbüchern in Italien zu finden. Eine Vorstellung über den Umfang des Wareneinkaufsund den Besitzverhältnissen der ‚cramârs‘ gewährt ein Protokoll aus dem Jahre 1710. Das Protokoll in Verbindung mit den Sterbematrikeln in Piano d’Arta macht auch deutlich, dass es sich bei dem nachfolgend vorgestellten Leonardo Cimiotti um einen ‚cramâr‘xli handelt, der sein Gewerbe nur saisonal ausübte, also in der Zeit des beginnenden Winters bis zum Ende des Frühjahres. Da Leonardo Cimiotti die an ihn gelieferten Waren, „robba di droga“, nicht bar bezahlt hatte, wurde zwischen ihm und dem Speciaro Valentino Sticotti d’Amaro bei dem Notar Paolo Secardi ein Ratenvertrag ausgehandelt. Der Wert der gelieferten Waren wurde mit „L. 190:2/2

“ angegeben. Die Zahlungen sollten in drei Raten erfolgen. Im Falle des Zahlungsverzuges sollte Leonardo mit einem Teil seines Besitzes bezahlen, und zwar „… un suo pezzo di Baiarzoxlii,con Horto, & alquanti arbori fruttiferi dentro, circondatoda due parti con muro morto, posto tal Baiarzo nella Villadi Piano, confina verso levante altro Baiarzo di

Christofero Rossi, mezo di, e a monte strada Publica, e a mezo notte il ben Com. Di Piano vel aliis Item obliga spetialmente una Manzetaxliii di Anni 12/2 circa di pelo Rosso ….“xliv Leonardo hielt sich also im Frühjahr und vermutlich auch im Sommer in seinem Heimatort auf. Dies geht auch aus einer anderen Akte desselben Notars hervor, wo er als Zeuge in einer anderen Sache aufgeführt wird. „Presenti S. Leonardo Cimiotti e S. Osualdo di Valle di Tusea testii degni.”xlv Auch die letzte Eintragung über ihnin den Sterbematrikeln seiner Pfarrgemeinde in Piano belegt, dass er während der Winterszeit im Ausland war.

„Die 19 Januarii 1711

Ex relatione habit e Germania rilatum fuit quod die 19 supradict mensis Leonardus Cimiottus de Plano suceptis sanctis sacramentis piis in Domino Dormientibus necessariis ex hac vita migravit in Regione Germaniae ubi exercebat artem mercatoris et eius cadaver humatum fuit ubi ex hac vita migravit agebat 70 circiter.”xlvi

3.3.1 Die Waren der ‚cramârs‘

So allgemeine Begriffe wie ‘diverse traffiche’ oder ‘negotio’ sagen nichts über die Art der mitgeführten Warender ‚cramârs‘ aus. Genauer werden die Quellen, wenn von ‚mercantie‘ oder wie bei der Umfrage von 1679 von ‚merce et drogarie‘ die Rede ist. In dem bekannten Ratenvertrag wird der zu bezahlende Betrag ‚per robba di droga‘ ausgewiesen, und zwar an den mit ‚speciaro‘ bezeichneten Valentino Sticotti. Die Begriffe ‚Mercantie‘ oder ‚mercanzie‘ bezeichnen ebenso wie ‚merce‘ nicht näher qualifizierte Waren. ‚Drogarie_ und ‚robba di droga‘ sind ihrer Bedeutung nach ebenfalls identisch. ‚Droga‘ steht sowohl für das Wort ‚Gewürz‘ als auch ‚Heilmittel‘. Weiteren Aufschluss gibt der Begriff ‚speciaro‘. ‚Speciaro‘ ist das italienisierte Wort für das furlanische‚speziâr‘, das in seiner italienischen Übersetzung soviel wie ‚speziale‘ oder ‚farmacista‘xlvii bedeutet. Seine Waren,die ‚spezarìis‘ werden wie folgt definiert:

„Spezie, vario misnglio di sostanze aromatiche in polvere,usato a condimento di vivande.“xlviii Was damit im Einzelnengemeint sein könnte und mit welchen anderen Waren die ‚cramârs‘ noch handelten, ist in einer Inventurliste aus dem Jahre 1710 zu lesen.

3.3.1.1 Das Spezereiendepot des Osualdo Roja in Grossmasseritz xlix

Nach dem Tode des in Tolmezzo geborenen Osualdo Roja wurdeam 18. Juni 1710 eine Inventur seines in Grossmasseritz ander Oplawa in Mähren gelegenen Spezereiendepots durchgeführt. Die hier aufgeführten leicht zu transportierenden Artikel lassen vermuten, dass sie in mehr oder weniger großem Umfang auch von den ambulanten Händlern mitgeführt wurden. Insgesamt sind es 124 Artikel,die wie folgt aufgeführt sind:

Indianisch Rebarba Cassia

Ordinari Rebarba Gebrannte Hirschen HornGummu dragant Lapis PrunellisFein storax Vitrium AntmoniumSissan Kügeln Occidental praeprte Berl.Spiritus di credi et arance 3 ½ Stuzat fein

Oleum nucis Venetianisch SeltenKugelnlac Salzburger SalbenBalsam sulphuris pixel Flores sulphurisGemein Medritat pixel Gummi LackAgrarischer Medritat Gemeine Lack CarmesseBraun Szuker Kandl Magisteruim GelappeOrdinari Assafetida Antimonium DiephratiumGummi Sandrack Fein Lack CarmezeAlkmeres Czeltel Praparirte DulciaMittler Spanish Wachs TamarinAssa dulcis ordinari Agridium SulphuratumAcarium China-chinaVenetianisch feigelzuker Osmarin EssenzSementina MandelÖlLangen pflaster KurkumiFein Mastix 19 kleine Schwammig gemein pixelGemein Alkmeres Czeltel Gran TilieGemein Aloes MumiaSzitroen Würtzel ScamoniaeGemein Saaten 11 Venetianisch ocularis14 Klasel unterhirdische … (nicht leserlich) Ord. BrüllisOsmarin und anderen Öhl Cremòna PulverZuhalben untzenhaltendes FinhornLucretia Salz SpermazeteFeine Assafedita Osmarin EssenzKugelfandl Gummi arabicumCalmes Sènape BlätterMagen Szucker Fragmenta Korallorum128 kleine albier Kugeln Venedis Medritat de la Madona165 Klein balsam … (unleserlich) gemeiner Weiss (?) ÖlSzusatz Salzbürger Ensel Confectum Alkmeres24 keline … (unleserlich) Banae-balsam-pixel Viertel Butal Gesumin sigillataTartari Medicum Saguis DraconisCandierte zitronadi Oleum succini albiDistilierte grünstein Pulveres ViperisVitrioli Turkino Spirito di Credo et Arantza …Termisol Oleo NucisManna Oleo KariophiliGemein Flüss Rauch Balsamum indicumFein Flüss Rauch 5 Schachtel panacea solaris pillenGalgan Würzeln Gesumin ÖlFeigel Würzeln Nucis vomicaMittlere Myrrhe PomadeLauten-Drats-Bunts Mittel Dilach BalsamWuchs (?) Rauch Arantzini CanditiGahl Pillulen Gemein ord. MedritatRauch Schertzel Oleum MasticiPraparirte Hirschen Horn Oleum CuminiPraparirte Lotte Korallen Oleum PheniculiBlaugelb Corallen CintenMedioran Grani ParadisiFrankfurter Pillulen Curta MumuliRadix GelapaVitriol alboSemen StephesagriRauch Kubaban (?)

Grossmasseritz, den 18. Juni 1710Stadt Syndicus alder

Wentzel Sanakal“3.3.2 Weitere Überlegungen zur saisonalen Auswanderung

In seinem Aufsatz ‚Welsche Krämer in Bayern‘l behauptet Volker Liedke: „Diese (die carnischen ‚cramârs‘) kamen im Frühjahr sobald die Gebirgspässe schneefrei waren ins Land … (und) … im Spätherbst, mit dem Beginn der kalten Witterung, kehrten sie wieder in ihre Heimat zurück.“li Den Beweis für diese Behauptung ist er allerdings schuldig geblieben. Alle Aussagen über den Zeitraum saisonaler Auswanderung deuten darauf hin, dass die ‚cramârs‘ ihrer Tätigkeit nur im Winter und Frühjahr nachgingen, während sie in der übrigen Zeit damit beschäftigt waren, ihre kleinen landwirtschaftlichen Besitzungen zu bewirtschaften. Betrachtet man weiterhin die Bevölkerungsentwicklung, z. B. die der von der Auswanderung besonders stark betroffenen Gemeinde Piano, so sind auch hier eindeutige Hinweise auf den Zeitpunkt der Anwesenheit der ‚cramârs‘ anhand der Geburtsmatrikeln festzustellen.lii

4. Endgültige Auswanderung und Einbürgerung in die neue Gesellschaft4.1 Carnische Familien in Bayern und Schwaben

Waren die Handelsgeschäfte erfolgreich, entschlossen sich viele, ihren Lebensunterhalt ausschließlich durch die Tätigkeitals Handelsmann zu bestreiten. Sie ließen sich an den Orten nieder, wo sie auch Handel trieben und suchten den Anschluss andie neue Gesellschaft. Gegen die Bezahlung eines Bürgergeldes konnte das Bürgerrecht erworben werden. Auch drängten viele in die hiesigen Zünfte, was teilweise heftige Reaktionen der Zünfte hervorrief. Als im Jahre 1767 Ferdinand de Crignis in Neuburg an der Donau um Aufnahme in die Krämerzunft nachsuchte,konnte er dies erst erreichen, nachdem das Landvogtamt militärische Exekution angedroht hatte.liii Auch andere Kreise gaben ihrer Abneigung gegen die ‚welschen‘ Zuwanderer Ausdruck.So beklagten Münchener Kaufleute, „ … dass unter den 58 heisigen Kaufleuten 34 Ausländer sind und wo man sonst einen Kaufladen erblickt, es sich gemeiniglich auf ‚ano‘ und ‚ino‘ endige.“liv Trotz dieser ablehnenden Haltung gelang es vielen, innerhalb kurzer Zeit in die Führungsschicht der neuen Heimatorte vorzudringen. So wird Johann Philipp Moraschlv im Jahre 1698 als Hofrat in Neuburg und Dr. med. Franz Xaver

Morasch als kurfürstlicher Rat und Stadtrat in Höchstadt an derDonau genannt.lvi

Die Namen der carnischen Auswanderer haben sich bis auf den heutigen Tag in Bayern erhalten, z. B. Dellefant (München), Morasch (in ganz Bayern verbreitet(, Pustet (Regensburg), Radina (Nürnberg), Zenetti (Wertingen und Lauingen).

4.1.1 Die Wertinger Handelsgesellschaften der Zenettis

Der schwierige Warenbezug aus Italien veranlasste die in Deutschland tätigen Handelsmänner, sich zusammenzuschließen. Erreichte der Warenbezug einen gewissen Umfang, wurde der Einkauf, die Verteilung, die Abrechnung und Lagerung der Waren einem Capitanolvii übertragen. Die Waren wurden entweder von denGesellschaftern selbst verkauft oder sie „ … hatten mehrere Italiener in Diensten, die die Woche über die Ware aufs Land trugen und am Samstag den Erlös heimbrachten.“lviii Auf diese Weise wurden auch die Zenettischen Handelsgesellschaften geführt. Insgesamt gab es vier Handelsgesellschaften.lix Die erste existierte von 1739 – 1746. 1747 wurde Antonio Zenetti Capitano der zweiten Handelsgesellschaft. Der dritte Gesellschaftsvertrag dauerte bis 1760. Ein vierter Vertrag wurde wegen des Ausscheidens eines Gesellschafters, der inzwischen über genügend eigene Mittel verfügte, notwendig.Die Verbindung zur alten Heimat wurde – in diesem Falle Ravascletto – noch lange gepflegt. So weist zum Beispiel ein Gemälde im Wertinger Zenettihaus den in den Verträgen erwähntenAntonio Zenetti als Capitano del Quartiere di Gorto aus. Die indem Gemälde auf einem Tisch liegenden Briefe zeigen folgende Anschrift: „Al molt ilustre Sigr. Sigr. Patno (Patron) colm (colendissimo) il Sigr. Antonio Capito (Capitano) del Hondo (Honorando) Quartier di Gorto“lx Der Capitano bekam für seine Dienste jährlich 100 fl. Außerdem bekam er 45 fl Zins für sein Haus, das er als Warenlager zur Verfügung stellte. Das Gesellschaftsvermögen wird mit insgesamt 10.000 fl angenommen.lxi

4.2 Ein carnischer Handelsmann in Amöneburg/Oberhessen

Von den dokumentierten Einbürgerungen carnischer Handelsmänner ist auch die des Leonardo Cimiotti überliefert. Im Gegensatz zuden Auswanderern in Bayern und Schwaben kam er offensichtlich

allein in den Ort und hatte nach seiner Einbürgerung keine nachweisbaren Verbindungen mehr zu seinem Geburtsort Piano.

4.2.1 Zur Person des Handelsmannes Leonardo Cimiotti

Aus den Tauf-. Firmungs- und Sterbematrikeln ergeben sich folgende Daten:lxii

- geb: 6.6.1698 in Piano- gefirmt: 14.7.1701- Vater: Sebastiano,lxiii geb. 7.4.1660; gest. 10.2.1701- Mutter: Angela, geborene à Rubeo, geb. 1662; gest.

19.3.1706

Leonardo heiratete am 23.1.1735 Anna Maria Stampfer in Amöneburg.lxiv

Nach dem Jahre 1701 finden sich in Piano keinerlei Hinweise mehr auf ihn. Ebenso ist er vor dem Jahre 1734 nicht in den Archivmaterialien in Amöneburg und Marburg/L zu finden.Erst am 30. Dezember 1734 vermerkt der Stadtschreiber Nikolaus Gläsellxv in den Amöneburger Protokollen; „Actum amoeneburgh 30ten Xbris 1734Nachdeme sich der Italiäner Leonard Cimiotti, aus Ursachen, daßer sich mit hiesigen Herr magister Stampfers tochter ehelichen eingelaßen mir die bürgerschaft angemeldet, ist solche mit folgenden conditionibus zugesagt worden, daß ….“lxvi

Es folgen Bedingungen, die er erfüllen muss. „Wegen allzu weiter endtlegenheit seiner geburths statt“ wird ihm dazu eine Frist bis zum August 1735 gewährt. Die Bedingungen waren:

- Nachweis über den Besitz von 300 Gulden,- Bezahlung eines Bürgergeldes in nicht genannter Höhe,- „baijbringung seines geburths briefs“-

Am 5. Dezember 1735 schließlich vermerkt der Satdtschreiber, dass alle Bedingungen erfüllt seien und Leonard Cimiotti nunmehr Bürger sei.lxvii

4.2.2 Die weitere Integration in die neue Gesellschaft

Von seinen Rechten als Bürger machte Leonard Cimiotti regen Gebrauch wie verschiedene Eingaben und Beschwerden dokumentieren. Im Jahre 1736 bittet er die Stadt Amöneburg, einem gewissen Klepp das Bürgerrecht zu geben oder ihm das

Commercium zu entziehen.lxviii In demselben Jahr wird Johannes Klepp aufgefordert, nachzuweisen, dass er städtischer Bürger sei, andernfalls ihm von Oberamts wegen sein Kramladen geschlossen werde.lxix 1 lehnen Bürgermeister und der Rat der Stadt Amöneburg in einem Schreiben an die kurfürstliche Regierung die Aufnahme eines Italieners in den Rat ab.lxx Die kurfürstliche Regierung in Mainz dagegen bestätigt im selben Jahr gegenüber dem Stadtrat und der Gemeinde von Amöneburg den Ratsschöffen Leonard Cimiotti in seinem Amt.lxxi Ebenfalls 1744 wird Leonard nochmals als Handelsmann genannt.lxxii

4.3 Geleits- oder Schutzbriefe carnischer Handelsmänner

Die erste Erwähnung eines solchen Schutzbriefes findet sich beiDenk.lxxiii In seinem Buch über Friedrich Pustet erwähnt er, dasses von dieser Urkunde eine alte Abschrift vorhanden sei, die sich im Besitz der Regensburger Familie Pustet befinde.lxxiv Aus den Ausführungen geht nicht hervor, ob die Originalurkunde nochvorhanden ist. Denk beschränkt sich auf die Wiedergabe der Abschrift und der Übersetzung. Bei den Wertinger Zenettis wird ein solcher Schutzbrief nur vermutet, ist aber nicht überliefert. Unter Bezugnahme auf den Pustet-Brief schließt Zenetti nicht aus, dass auch andere carnische Handelsmänner mitSchutzbriefen ausgerüstet waren. Auch er enthält sich weitgehend einer Beurteilung und bezeichnet den Pustet-Brief lediglich als weitschweifig.lxxv Nur zwei Originalurkunden sind bekannt. Beide befinden sich in Privatbesitz. Es handelt sich um die Schutzbriefe für Leonardo Cimiotti und Johann Radina. Alle drei Briefe, also der Pustet-Brief eingeschlossen, ähneln sich in ihrer Aussage. Die Aufmachung, das äußere Bild, der Radina- und Cimiotti-Urkunde ist bis auf unwesentliche Abweichnungen gleich. Ob die Briefe, wie aus dem Text ersichtlich, nur dazu dienten, den ambulanten Händlern ihre Arbeit gegenüber dem jeeiligen Landesherrn zu erleichtern, ist zumindest im Falle des Leonard Cimiotti fraglich. Hier diente der Brief gleichzeitig als ‚geburths brief‘, was ein Sichtvermerk des Stadtschreibers Nikolaus Gläsel auf der Urkunde beweist. Der Brief war damit wesentliche Voraussetzung für die erfolgreiche Einbürgerung.Eine weitere Beurteilung der Bedeutung und Aufgaben der Schutzbriefe ist auf Grund der schwierigen Quellenlage nur eingeschränkt möglich.

4.3.1 Die bekannten Schutzbriefe

- Schutzbrief für Johannes Bustettum, genannt Raber de Povol.ausgestellt am 30.5.1677durch Gastaldo Valentinus MineiOriginal nicht bekannt; Abschrift des Originals und Übersetzung im Besitz von Familie Pustet, Regensburg Größe des Originals: nicht bekannt

- Schutzbrief für Leonardo Cimiottiausgestellt am 30.8.1735durch Gastaldo Nicolaus JaniseusOriginal im Besitz von Familie Apell, KasselGröße: 56 x 68,1 cm

- Schutzbrief für Johann Radinaausgestellt am 27.9.1699durch Gastaldo Nicolaus CamazziniusOriginal im Besitz der Familie Radina, NürnbergGröße: 54,5 x 66,5

i Mitteilungen des Geschichts- und Museumsvereins Alsfeld, 12. Reihe, Januar 1977, Nr. 9, darin: Höck, Alfred: Beitrag zum Thema regionaler Mobilität im 17. Jahrhundert, Ortsfremde im alten Kirchenbuch von Groß-Felda, S. 128ii Höck, A.; a.a.O., S. 126 - 127iii Oberstudienrat A. Höck ist Mitarbeiter der ‚Arbeitsgruppe Mitteleurop. Soziokulturforschung‘ der Philipps-Universität Marburg/L.iv Auf Grund fehlender Räumlichkeiten konnte das Stadtarchiv Amöneburg nur per Verzeichnis eingesehen werden. Die für diese Arbeit relevanten Aussagen über Einbürgerungen wurden mir von Herrn Alfred Schneider zusätzlich schriftlich mitgeteilt (schriftl. Mitteilung von A. Schneider v. 22.9.1978)v vgl. Merian, Monatshefte für Städte und Landschaften, Triest Friaul, Venetien,4. XXXI/C4701 E, Hoffmann und Campe, Hamburg, 1968, darin: Heinz Scheibenpflug: Die Carnia, S. 21 - 23vi vgl. Pagine Friulane, Periodico Mensile, Udine, 1890, S. 183vii vgl. Ora per Ora, il terremoto in Friuli, Udine, 1976viii Titus Livius, Hist. Liber XLIII, 5ix Zoratti, Vito: Piano d’Arta, Arte Grafiche Friulane, Udine, 1971, S. 16 - 17x Gismani oder Ministeriali standen in einem Lehnsverhältnis zum jeweiligen Landesherrn. Sie wurden von diesen eingesetzt, mussten Kriegsdienst zu Pferd leisten und waren nur dem Landesherrn verantwortlich. Sie übten keinerlei Gerichtsbarkeit über die Carnia aus. Zu Beginn des 18. Jhd. verloren sie ihre Bedeutung. Paschini, Pio: Nozizie Storiche della Carnia da Venzone a Monte Crocee Camporosso, Stab. Tip „Carnia“, Tolmezzo, 1928, S. 121xi Luogotenente oder Lutignìnt – „Luogotenente generale della Patri, magistrato supremo cui la Republica di Venezia demandava il governo politico amministrativodella vasta regione friulana, salvi i molti privilegi delle tante città, terre, castelli, comunità che reggevansi con peculiari leggi o statute municipali. La carica del luogotenente durava sedici mesi, e la sua residenza era nel castello di Udine.” Pirona, G. A. et alii: Il Nuovo Pirona, Vocabulario Friulano, Ristampa Anastatica del’Edizione Stampata nel 1935 a Udine, Società Filologica Friulana, Udine, S. 540xii Vicinia oder Vicìnie – „…, adunanza dei capi di famiglia del Comune per discutere a deliberare intorno alle cose d’interesse generale. L’adunanza si teneva sulla piazza, sotto il tiglio o il bagolaro che di regola la ombreggiavano.“ Pirona, G. A. a.a.O., S. 1272xiii Meriga oder MerÍe – Oberhaupt einer ländlichen Gemeinde (Bürgermeister); „Une domènie di mai … si jerin unîz a Darte in comandarie i meriis des tredis vilis dal quartîr di Sot Randis, tal cianâl di san pieri in Ciargne (prose GG. 40). „ Pirona, G. A., a.a.O., S. 592 xiv Giurati oder Giurâz – Von der Vicinia gewählte Beisitzer „… une specie di segrtario cursore, il solo, spesso, che sapesse scrivere ….“ Pirona, G. A., S. 1272xv Comanderia oder Comandarìe – „Magistrato, costituito dai rappresentanti di ogni Quartiere. In origine lo compevano I soli merighi, poi furono loro associate altretanti giurati. Amministrava gli interessi del Quartiere, ed eleggeva il capitano per l’anno succesivo ….” Pirona, G. A., a.a.a=. S.172xvi Capitano – „Ognuno die quartiere si eleggeva un Capitano che durava in caricoun anno e governava il suo quartiere.“ Paschini, Pio, a.a.O. S. 119xvii Consiglio – Besonderheit in Tolmezzo: im Gegensatz zu der comandaria und der vicinia wurde in Tolmezzo nur von der Comunità di Tolemezzo gewählt. Der Rat, zunächst in seiner Mitgliederzahl nicht festgelegt, später 21 Mitglieder, benannte den Cameraro, die Proveditori, den Capitano del Quartiere und drei Giurati. Paschini, Pio, a.a.O., S. 118

xviii Proveditori – Gewählte mit besonderen Aufgaben; im Gegensatz dazu die von Venedig eingesetzten Proveditori, vgl. „Nicolò Cornaro Proveditor sopra la Sanità“ Archivio Gortani – Carnia/Note cronologiche e genealogiche 59, Busta 4, Manuskripte, ohne Seitenangabe, da Material nicht geordnet.xix Giurati – Im Gegensatz zu den unter 14) beschriebenen Giurati hatten die in Tolmezzo gewählten die Aufgabe, mit dem Gastaldo die Gerichtsbarkeit in der Carnia auszuüben. Paschini, Pio, a.a.O. S. 118xx Cameraro oder camerario = Kämmererxxi Gastaldia – Sitz des Gastaldo, sh. Gastaldoxxii Gastaldo, Gastàlt oder Ciastàlt – „…pubblico funzionario che sotto il dominio feudale aveva ampli potari civili e penali.“ Pirona, G. A., S. 141xxiii Paschini, Pio, a.a.O. S. 118xxiv Cramâr, cràmar, cràmer – „Merciaiolo ambulante“, Pirona, G. A., a. a.O., S. 193; vgl. Auch “Kram”, Duden, Etymologie, Band 7, Dudenverlag, 1963, S. 365xxv Memorie Storiche Forogiuliese, ann V, fasciolo 2 – 3, S. 167, zitiert nach: Zanini, Lodovico: La casa e la vita in Carnia, Edrice Arti Grafiche Friulane, Udine, 1968, S. 137xxvi Vgl. Paschini, Pio, a.a.O., S. 63xxvii Ohne Quellenangabe, zitiert nach: Zanini, L., a.a.O., S. 137xxviii ebendaxxix Di Porcia, Girolamo: Descrizione della Patria del Friuli, Tipografia Patronata, Udine 1897, S. 73xxx Di Maniago, Jacopo Valvason: Descrittione de la Cargna, 1565, zitiert nach: Zanini, L., a.a.O., S. 137xxxi Ermacora, Fabio Quintiliano: Sulle antichità della Carnia, edizione Jopp, Tipografia Seitz, Udine, 1863, S. 14 - 15xxxii Pastorale visitatio, novembre 1602, Archivio Patriarcale, Udinexxxiii Archivio Gortani, ohne Seitenangabe, im: Archivio di Stato, Udinexxxiv Archivio Notarile, Atti Notarili Leonardo Morassi, 1619 - 1623xxxv ebenda, atto 5.7.1619xxxvi ebenda, atto 28.6.1620xxxvii Zanini, L., a.a.O., S. 125 - 126xxxviii Archivio Gortani, Busta 4, copia autentica di Gortani, (ohne Seitenangabe),Archivio di Stato Udinexxxix Beloch, Karl Julius: Bevölkerungsgeschichte Italiens, III, Die Bevölkerung der Republik Venedig, des Herzogtums Mailand, Piemonts, Genuas, Corsicas und Sardiniens, Walter de Gruyter & Co., Berlin, 1961, S. 39 - 48xl Alle Angaben und Zahlen zitiert nach Belochxli Leonardo wurde bereits in der Umfrage von 1679 genannt. Sein Aufenthaltsort war Kärnten.xlii Italienisiertes Wort für das furlanische ‚beàrz, bajàr = „Terreno erboso e chius, attiguo alla casa. Anche terreno cinto da siepe e coltivato come un orto.“ Pirona, G. A., a.a.O. S. 47xliii Vgl. Mànze = Giovenca, vitella sui due anii.“ Pirona, G. A., a.a.O., S. 586xliv Archivio Notarile, atti noralili Paolo Secardi, Vachetta a, S. 24 - 25xlv Ebenda, S. 30xlvi Archivio Arcipretale di Piano d’Arta, Cresimi e Morti 1645 – 1713 I, ohne Seitenangabexlvii Pirona, G. A., a.a.aO., S. 1089xlviii Ders., ebendaxlix Alle Angaben und Daten zitiert nach Zanini, L. a.a.O., S. 217 – 223. Es handelt sich um ein in deutscher Sprache verfasstes bei Zanini abgedrucktes Inventurverzeichnis ohne Quellenangabe.

l Liedke, Volker: Welsche Krämer in Bayern, S. 70 – 82, in: Blätter des Bayerischen Landesvereins für Familienkunde e. V., 29. Jahrgang, Nr. 1, Kallmünz, Nordgau, Mai 1966li Liedke, V., a.a.O., S. 70lii Archivio Arcipretale, Vivorum - Battesimiliii Neuburger Kollekteenblatt, 62. Jahrgang, 1898, S. 16; zitiert nach: Liedke, V., a.a.aO., S. 70liv Westenreider. Lorenz: Beiträge zur schönen und nützlichen Literatur, ohne Jahr u. Seitenangabe, zitiert nach: Liedke, V., a.a.O., S. 70 - 71lv ohne Quellenangabe, zitiert nach: Liedke, V., a.a.O., S. 71lvi Nebinger, Gerhart: Die Beamten a. a. Donau vom Pestjahr 1635 – 1804, in: Der Familienforscher in Bayern, Franken und Schwaben, S. 59, zitiert nach: Liedke, V., a.a.O., S. 71lvii Erster Capitano war Gregorio Zenettilviii von Zenetti, Staatsrat, ohne Quellenangabe, zitiert nach: Zenetti, Ludwig: Geschichte der Familie Zenetti, Buchdruckerei und Verlag A. Zink, Lauingen/Donau, 1954, S. 13lix Zenetti, L., a.a.O., S. 13 - 18lx Zitiert nach: Zenetti, L., a.a.O., S. 19lxi Zenetti, L., a.a.O., S. 17lxii Daten für Piano: Archivio Arcipretale di Piano d’Arta, Io Cresime e Morti, 1645 = 1713 und Vivorum – Battesimi; Daten für Amöneburg: Kirchenbücher der Stiftskirche St. Johannes in Amöneburg, Kirchenbuch I – Heiraten -lxiii Sebastiano wird in der Personenfeststellung von 1679 geannt: „Tomaso Cimiot,con suo fiolo (Sebastiano) in Carintia“lxiv Anna Maria Stampfer war die Tochter des Knabenlehrers Adam Stampfer, der von1701 bis 1741 die Amöneburger Knabenschule (4.-8. Schuljahr) leitete. Zitiert nach: Schneider, Alfred: Stadt u. Amt Amöneburg, Selbstverlag der Satdt Amöneburg, 1971, S. 400lxv Nikolaus Gläsel, Satdschreiber von Amöneburg, wurde am 27.5.1729 angestellt. Er übte sein Amt bis 1763 aus, Ehrenpfordt, M.: Chronik von Amöneburg, Kirchhain1927, zitiert nach: Schneider, A., a.a.O., S. 285lxvi Amöneburg, Satdt, Kr. Marburg/L, A. G. Kirchahin Nr. 25 1697 – 1805 – Protokolle in personellen Angelegenheiten: Protokollbuch der Satdt Amöneburg über Bürgeraufnahmen, mit eingebundenen Belegen 1697 – 1805 II 25, ohne Seitenangabelxvii Protokollbuch der Stadt A., a.a.O., ohne Seitenangabelxviii Stadtarchiv Amöneburg, 5. Akte, A 2625lxix Stadtarchiv Amöneburg, 6. Akte A 2626lxx Stadtarchiv Amöneburg, 10. Akte A 3136lxxi Satdtarchiv Amöneburg, 9. Akte A 3135lxxii Staatsarchiv Marburg, ohne Quellenangabe; Mitteilung von A. Höck an Robert Cimiotti, Kassel, vom 18.7.1978lxxiii Denk, V. M. Otto: Friedrich Pustet, Vater und Sohn, Druck und Verlag Friedrich Pustet, Regensburg, Rom, New York, Cincinnati, 1904lxxiv Denk, O., a.a.O., S. 3lxxv Zenetti, L., a.a.O., S.6