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Systeme, nichts als Systeme – Rolle und Status von Übersetzung, Übersetzungen und ÜbersetzerInnen in der Polysystemtheorie Abschlussarbeit für das Proseminar II: Grundfragen der Translationswissenschaft LV-Leiter: Mag. phil. Matthias Apfelthaler Erstellt von: Flavius-Emanuel Leahu Martrikelnr.: S1010083 Studienkenzahl: B 032 342 385 B 032 348 342

Systeme, nichts als Systeme – Rolle und Status von Übersetzung, Übersetzungen und ÜbersetzerInnen in der Polysystemtheorie

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Systeme, nichts als Systeme –

Rolle und Status von Übersetzung,

Übersetzungen und ÜbersetzerInnen

in der Polysystemtheorie

Abschlussarbeit für das Proseminar II: Grundfragen der Translationswissenschaft

LV-Leiter: Mag. phil. Matthias Apfelthaler

Erstellt von:

Flavius-Emanuel Leahu

Martrikelnr.: S1010083

Studienkenzahl: B 032 342 385

B 032 348 342

   

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Inhaltsverzeichnis  

EINLEITUNG  ......................................................................................................................................................  3  

1.  DESCRIPTIVE  TRANSLATION  STUDIES  (DTS)  ...................................................................................  4  

2.  POLYSYSTEMTHEORIE  .............................................................................................................................  6  2.1  ENTSTEHUNG  ................................................................................................................................................................  7  2.2  WAS  IST  EIN  POLYSYSTEM?  .......................................................................................................................................  8  2.3  DAS  REPERTOIRE  ......................................................................................................................................................  10  2.3.1  Kanonizität  ..........................................................................................................................................................  10  2.3.2  „Primäre“  vs.  „sekundäre“  Modelle  ...........................................................................................................  11  2.3.3  „zentrale“  vs.  „periphere“  Modelle  .............................................................................................................  11  2.3.4  „Stabile“  und  „instabile“  Systeme  ...............................................................................................................  12  

2.4  ROLLE  UND  STATUS  .................................................................................................................................................  13  

3.  EXEMPEL  FÜR  DEN  STATUS  VON  ÜBERSETZUNG  .........................................................................  14  

4.  REZEPTION  UND  KRITIK  ......................................................................................................................  14  

5.  ZUSAMMENFASSUNG  .............................................................................................................................  15  

BIBLIOGRAPHIE  ...........................................................................................................................................  17        

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Einleitung    

Man kann sagen, dass mit der Entstehung der Descriptive Translation Studies ein neues

Zeitalter in der Übersetzungswissenschaft eingeleitet wurde. Aus der DTS entwickelte der

israelische Literaturwissenschaftler Itamar Even-Zohar die Polysystemtheorie in den 1970er

auf Basis der Forschung der Russischen Formalisten, wie etwa Jurij Tynjanov um nur einen

zu nennen. Der Fokus von Übersetzung rückte ab vom Konzept der Äquivalenz an dem man

zwanghaft festhielt und wurde als zunehmend kultureller Prozess betrachtet.

Der Polysystembegriff vereint weitere Systeme in sich und die Theorie unterteilt beinahe alles

in untergeordnete Systeme die es zu analysieren gilt. Daher liegt die Vermutung nahe, dass

aus rein wissenschaftlicher Sicht nahezu alles ein System sein kann und aufgrund dessen man

auf literarischer Ebene mit Systemen, nichts als Systemen, konfrontiert ist. Even-Zohar selbst

weist jedoch auf die Unvollständigkeit seiner Theorie hin und gibt gleichzeitig Anstoß für

weitere Forschungen und Interpretationen.

Diese Proseminararbeit behandelt zunächst die Descriptive Translation Studies und aus dem

resultierend die Polysystemtheorie. Es wird darauf eingegangen wie die Polysystemtheorie

entstanden ist und aus welchen Theorien sie sich herleitet, sowie auf die essentiellen Modelle

denen es zum Verständnis der Theorie Bedarf. In diesem Kapitel wird auch auf Rolle und

Status von Übersetzung eingegangen und welche Position sie in einem System übernehmen

können. Anhand eines Beispiels wird im nächsten Kapitel der Status von Übersetzung exakter

erläutert.

Das nächste Kapitel befasst sich schließlich mit der Rezeption und Kritik an der

Polysystemtheorie. Hierbei wird deutlich, dass die Theorie nicht einheitlich akzeptiert wird

und einige der vorgestellten Ansätze noch ausbaufähig sind eher als Denkanstoß für weitere

Forschung gelten sollen. Das letzte Kapitel ist schlussendlich eine Zusammenfassung der

präsentierten Theorie.

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1.  Descriptive  Translation  Studies  (DTS)    Die DTS ist eine zieltextorientierte und empirische Richtung, deren Vertreter auch unter dem

Namen Manipulation School zusammengefasst werden, die sich mit einem nicht-

präskriptiven, historisch ausgerichteten und kontextsensitiven Ansatz in der

Übersetzungsforschung beschäftigt (Hermans 1998:96).

Sie gewann in den 80er Jahren an Bedeutung und leitete einen Paradigmenwechsel in der

Übersetzungswissenschaft ein. Während Übersetzung zunächst als marginales Phänomen der

Entwicklung von nationalkulturellen Systemen betrachtet wurde, wechselte mit der

Entstehung der DTS der Schwerpunkt des wissenschaftlichen Interesses (Prunč 2008:19).

Diese zieltextorientierte und empirische Richtung, deren Vertreter auch unter dem Namen

Manipulation School zusammengefasst werden, beschäftigt sich mit einem nicht-

präskriptiven, historisch ausgerichteten und kontextsensitiven Ansatz in der

Übersetzungsforschung (Hermans 1998:96).

Als Vater der DTS gilt James Holmes, der in seinem Aufsatz „The Name and Nature of

Translation Studies“ (1972) die Spezifika dieser revolutionären Theorie in der

übersetzungswissenschaftlichen Disziplin konzipierte. Dabei legte er zwei Bereiche, mit

denen sich die Übersetzungsforschung beschäftigt, fest. Einerseits definiert Holmes einen rein

forschungsbezogenen Bereich den er in einen theoretischen und einen deskriptiven Zweig

unterteilte, andererseits legt er einen Teil zur praktischen Anwendung fest (ibid.). Fast

simultan entwickelte der israelische Kulturwissenschaftler Itamar Even-Zohar die

Polysystemtheorie, in der übersetzte Literatur von gleicher Relevanz ist wie andere

kanonische und nicht-kanonische literarische Formen. Auch Even-Zohars Landsmann,

Gideon Toury kam etwa zur selben Zeit mit einem streng empirischen

übersetzungswissenschaftlichen Ansatz basierend auf der Theorie der DTS (ibid.).

Das Ziel der DTS ist es Literatur als komplexes und dynamisches System zu betrachten.

Anhand dieses Zitats können a view of literature as a complex and dynamic system; a conviction that there should be a continual interplay between theoretical models and practical case studies; an approach to literary translation which is descriptive, target-orientated, functional and systemic; and an interest in the norms and constraints that govern the production and reception of translations, in the relation between translation and other types of text processing, and in the place and role of translations both within a given literature and in the interaction between literatures. (Hermans 1985:10f.)

Dieser moderne Ansatz entstand im Widerspruch zu der, in der damaligen Zeit

vorherrschenden Norm, in der die meisten Untersuchungen auf dem Gebiet der

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Übersetzungswissenschaft im Hinblick auf die ÜbersetzerInnenausbildung durchgeführt

wurden. Im systemischen Ansatz betrachtete man Übersetzung als rein sprachliche Operation

deren angewandte Forschung präskriptiv und praxisorientiert war. Die Ansicht der

Deskriptivisten war, dass Übersetzung nicht in ihrem realen Zustand untersucht wird, sondern

unter dem Aspekt eines im vorhinein festgelegten Status, einem Status a priori, der

Übersetzung so darstellt wie sie idealerweise sein sollte. Dualistisch zur systemischen

Forschung evaluierten die Wissenschaftler des empirischen Ansatzes Übersetzungen „nach

ihren tatsächlichen Erscheinungsformen, mit all ihren Fehlern und Schwächen, als historische

und kulturelle Phänomene“ (Hermans 1998:97). Ziel der DTS ist es nicht Verbesserungen und

Optimierungen vorzunehmen sondern zu beobachten welchen Status und Rolle

Übersetzungen in der Gesellschaft und Geschichte einnehmen. Somit war der Akzent nicht

auf der Suche nach einer immanenten Definition von Übersetzung gesetzt, sondern auf jene

Texte gerichtet die in bestimmten Kulturen als Übersetzung gelten. Daraus kristallisieren sich

zwei forschungsrelevante Resultate: Zum Einen wird die zielsprachliche Kultur akzentuiert,

da Übersetzung ihre Funktion in eben dieser Gemeinschaft erfüllt (ibid.). Dabei richtet sich

das Hauptaugenmerk der Forscher auf die Texte die in den bestimmten Kulturen als

Übersetzungen gelten. Hierbei wird versucht zu ermitteln welche Texte übersetzt wurden, wer

die Verfasser und Verfasserin sind, zu welchem Zweck sie übersetzt wurden und in welcher

Manier Übersetzung Eingang findet in das Kollektiv an Texten der Zielkultur. Zum Anderen

ergab die Infragestellung des Äquivalenzkonzepts das zweite Resultat des empirischen

Ansatz. In den meisten Ansätzen war Äquivalenz bis zur Entstehung der DTS der Maßstab für

Übersetzungen da eine Übersetzung nur dann als solche galt wenn Äquivalenz, d.h. die

Gleichwertigkeit des ZT zum AT, gegeben war. ZT wurden nur als solche gesehen wenn sie

Äquivalenz aufweisen konnten, jedoch unterschied man auch innerhalb der Äquivalenztheorie

verschiedene Äquivalenztypen- und hierarchien (Hermans 1998:98). Es änderte sich nichts

am Status des Fundamentalbegriffs der Äquivalenz da dieser Terminus in allen

Äquivalenztypen der Gradmesser für Übersetzungen war. Mit dem pragmatischen Ansatz

verlor der Äquivalenzbegriff seine Bedeutung. Von da an galt jeder Text als Übersetzung

wenn er in der Zielkultur als Übersetzung akzeptiert wurde, was zur Folge hatte dass der

Äquivalenzbegriff seinen Status als zentrale Rolle verlor und nur noch als Richtlinie galt. Im

pragmatischen Ansatz gilt „[S]obald man einen Text als die Übersetzung eines anderen

Textes betrachtet, beschließt man, die Relation zwischen diesen beiden Texten als

Äquivalenzbeziehung zu bezeichnen“ (Hermanns 1998:98).

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Die Entstehung der DTS stellte eine Revolution in der Translationswissenschaft (TLW) dar, da

Texte nicht mehr an ihrer Äquivalenz zum AT analysiert wurden sondern der soziokulturelle

Rahmen in denen Übersetzungen entstanden sind dessen essentielle Rolle als

Untersuchungsgesgenstand einnahm. Die signifikanteste Errungenschaft des deskriptive

Ansatzes war das Erkennen der Beziehungen zwischen einem Textes und dessen Kontext. Ein

Text und dessen Normen sowie Praktiken, stehen in starker Relation zu den ideologischen

und ästhetischen gesellschaftlichen Richtlinien (vgl. Lefevere 1992a,1992b). Die

Manipulation School weitete somit den Forschungsbereich der Übersetzungen, vor allem dem

der literarischen Übersetzungen, auf andere Disziplinen aus. Der deskriptive Ansatz erzielte

zahlreiche Erfolge durch innovative Modelle, wenn auch vorwiegend auf dem Gebiet der

literarischen Übersetzungen, weshalb dieser Ansatz zu den führenden Schulen in der

Übersetzungswissenschaft in Europa zählt (Snell-Hornby 1995:22ff).

2.  Polysystemtheorie    

Even-Zohars Polysystemtheorie ist verantwortlich für die Entwicklung der

Translationswissenschaft von statisch-linguistischen Analysen nach dem Äquivalenzprinzip

zu Untersuchungen von übersetzter Literatur als Ganzes im soziohistorischen und

literarischen System der Zielkultur. Sie entstand als Gegenmodell zu der damalig

vorherrschenden statischen Systemtheorie, die von Vertretern des Strukturalismus, allen

voran Ferdinand de Saussure entwickelt wurde. Aufgebaut auf den Forschungen und

Erkenntnissen der russischen Formalisten, übernahm Even-Zohar die Idee, dass Literatur ein

dynamisches System ist und reihte sie als Element eines übergeordneten Polysystems ein.

Dieses Polysystem kommt der heimischen Gesamtkultur gleich, in der Literatur ein fixer

Bestandteil, der Kultur, der diese auch prägt und selbst aus einzelnen autarken Systemen

besteht, wie etwa Politik, Wirtschaft und Sprache. Diese Systeme verbindet ein komplexer

Konnex, da sich die Systeme untereinander beeinflussen. Die Dynamik ist durch den

ständigen Konflikt gegeben, der im System herrscht. Jedes Element des Systems ist bemüht

die zentrale Position zu übernehmen und die Position dann sichern.

Eines der Hauptziele der Polysystemtheorie ist es die diachronischen Veränderungen von

Literatursystemen zu erforschen und einen Rahmen zu schaffen für theoretische Forschung.

Die dynamischen Beziehungen innerhalb des literarischen Systems sollen erforscht werden

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und die Bedingungen die dazu führen, dass „eine bestimmte Literatur von einer anderen

Literatur dahingehend beeinflusst werden kann, dass Eigenschaften von einem Polysystem

auf das andere übertragen werden“ (Even-Zohar 2009:57).

Übersetzungen spielten schon immer eine signifikante Rolle im Makrosystem der Literatur,

was anhand der Verbreitung diverser literarischer Richtungen und Genres wie dem

italienischen Sonett, dem französischen Klassizismus, etc. deutlich erkennbar ist. Hier stellt

sich die Frage, was dazu führte, dass Literatursysteme von außen beeinflusst werden konnten

und warum gewisse Literatur zu bestimmter Zeit bevorzugt wird, diesen Vorzugsstatus aber

auch verlieren kann. Bei solchen Veränderungen steht die Art und Weise der Übersetzung im

Vordergrund. Da die israelische Kultur sehr stark von Übersetzungen abhängig war und ist,

konzentrierten sich israelische Wissenschaftler wie Even-Zohar und Toury hauptsächlich auf

literarische Übersetzungen in der eigenen Sprache. Even-Zohar erkannte den „primären“ und

„sekundären“ Status von literarischen Übersetzungen in der Zielkultur (Even-Zohar

1978:7ff). Sein Kollege, Gideon Toury, adaptierte das Konzept der Polysystemtheorie und

definierte Normen, die den Übersetzungsprozess beeinflussen.

2.1  Entstehung    

Die Ideen der DTS und der Polysystemtheorie waren keine neuen, sondern leiteten sich zu

einem großen Maß aus den Forschungen des Russischen Formalismus und des Prager

Strukturalismus ab. Daher finden sich in der DTS viele Ideen von Tynjanov, Jakobsen

Mukařovský bis hin zu Levý wieder. Vor allem „Tynjanovs Theorie von der

Auseinandersetzung zwischen zentralen und peripheren, zwischen kanonischen und

nichtkanonischen Literaturmodellen“ (Prunč 2003:208). Diese Richtungen befassten sich

ausschließlich mit literarischen Texten. Die essentielle Frage die sich die Wissenschaftler im

Formalismus stellten war, was eigentlich die Literarizität eines Textes ausmacht d.h. in

welchem Grad ein Werk literarisch ist.

In den frühen 1970er Jahren entwickelte Even-Zohar die Polysystemtheorie und

veröffentlichte diese, damals noch Hypothese 1972 auf Französisch als „Aperçu de la

litérature israélienne“ und später auf English in seinem Werk Papers on Historical Poetics

(1978). Even-Zohar stellte seine Ideen zunächst einer Niederländischen und Belgischen

Forschergruppe vor während des 1976 abgehaltenen Translation Studies Colloquium in

Leuven, Belgien. Bei den niederländischen und belgischen Wissenschaftler fand Even-Zohars

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Theorie großen Anklang. Die Akzeptanz die, die Polysystemtheorie erfuhr lässt sich auf

verschiedene Faktoren zurückführen.

Einerseits gab es innerhalb den Benelux Staaten und Israel eine ähnliche soziale und

historische Entwicklung. Während Flamen und Holländer intellektuellen Kontakt mit dem

Deutschen und Tschechischen literarischen und linguistischen Zirkel pflegten, interagierten

israelische Forscher stark mit Deutschen, Russischen und später dann mit der Amerikanischen

wissenschaftlichen Elite auf dem Gebiet der Translationswissenschaft. Sowohl die Benelux

Staaten als auch Israel sahen sich einem immensen Einfluss der deutschen, französischen,

holländischen, russischen und amerikanischen „bedeutenden“ Literaturen auf die

Heimliteratur ausgesetzt. Die Situation in Israel war jedoch etwas diffiziler da es an einem

hebräischen Kanon an literarischen Werken fehlte und die literarischen Überlieferungen fast

zur Gänze aus übersetzten Texten bestanden. Viel bedeutender waren jedoch Rolle und Status

die Übersetzungen im gesellschaftlichen sowie auch politischen Leben in Israel hatten.

Übersetzungen waren essentiell für das Überleben des Israelische Staates dadurch, dass der

Staat nicht nur zwischen den USA und der Sowjet Union stand sondern sich buchstäblich

zwischen dem Westen und der „Dritten Welt“ befand und diplomatische und politische

Beziehungen in der Region schon immer einem Pulverfass gleich kamen. In einer Region wie

der israelischen, die gezeichnet ist von religiösen und politischen Spannungen,

Multikulturalität und Multilingualismus, die historisch-politische Vergangenheit einen weiten

Schatten auf Friedensverhandlungen, etc. warf und wirft, trat Übersetzung in den Mittelpunkt.

2.2  Was  ist  ein  Polysystem?  

Bei Even-Zohar wird, wie bei Baker und Malmkjær, der Terminus Polysystem verwendet, der

die Strukturoffenheit des Begriffs „System“ oft nicht zur Geltung bringt. Die komplexe

Strukturiertheit der Theorie wird dadurch oft unterschätzt. Das Polysystem ist ein heterogenes

und hierarchisches Konglomerat an Systemen, die miteinander interagieren. Diese

Interaktionen leiten einen dynamischen literarischen Prozess ein, der auf unterschiedlichen

Ebenen Anwendung erfahren (Baker/Malmkjær 1998:176,177).

Anhand des Polysystems der Literatur kann das sichtbar gemacht werden, da Literatur ein

eigenständiges, sich stetig weiterentwickelndes System und geprägt von einem Kollektiv an

Texten ist. Daher werden, so Tynjanov (1971) literarische Texte nicht isoliert analysiert

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sondern als Teil des literarischen Systems welches wiederum selber definiert wird als „system

of functions of the literary order which are in continual interrelationship with orders“

(Tynjanov 1971:72). Das bedeutet, dass Literatur Teil der sozialen, kulturellen und

historischen Rahmenbedingungen ist und der Systembegriff eine zentrale und dynamische

Rolle einnimmt.

Übersetzungen die in eine Nationalliteratur aufgenommen werden können die heimische

Literatur mehr oder minder beeinflussen. Holmes zufolge haben Even-Zohar und seine

Kollegen:

[...] positioned that ‘literature’ in a given society is a collection of various systems, a system-of-systems or polysystems, in which diverse genres, schools, tendencies [...] ‘literature’ is no longer the stately and fairly static thing it tends to be for the canonists, but a highly kinetic situation in which things are constantly changing (Snell-Hornby 1988:23).

In der Polysystemtheorie wurde erkannt, dass mehrere Systeme nebeneinander existieren

können und in ständiger Interferenz miteinander stehen. Diese Erkenntnis ist von

grundlegender Relevanz für das erforschen semiotischer Systeme. Gemäß dieser Erkenntnis

ist beispielsweise eine Analyse der Standardsprache nicht ohne das mit das Miteinbeziehen

von Dialekten und anderen nicht-standardisierten Varianten von Sprache möglich.

Kinderliteratur etwa kann nicht ohne Erwachsenenliteratur analysiert werden genauso wie

Übersetzungen nicht ohne den Originaltexten erforscht werden können (vgl. Even-Zohar

2009:42ff.)

Der ständige Konflikt der verschiedenen Systemschichten miteinander und die nicht

äquivalente hierarchische Ordnung der einzelnen Systeme verleihen dem Polysystem einen

dynamischen Charakter. Wenn es zur Verdrängung einer Schicht zugunsten einer anderen

kommt so verändert sich auch die Diachronie der Nationalkultur. Durch diese Veränderung

werden Systemschichten von der Peripherie ins Zentrum und vice versa verschoben. Laut

Even-Zohar ist die Polysystemtheorie auf der ständigen Suche nach der Antwort für dieses

Phänomen und den „Ursachen für Transfer im Allgemeinen, Gründe für spezifische Transfers

und die Art der Verwirklichung dieser Transfers“ (Even-Zohar 2009:45).

Jedoch besteht nicht nur innerhalb des Polysystems eine Verbindung der Systeme. Es herrscht

auch eine Relation zu benachbarten Polysysteme. Dies lässt sich unschwer an der

harmonisch-symbiotischen Existenz von Kultur und Gemeinschaft die gemeinsam ein

Makrosystem darstellen, erkennen. Die Grenzen zwischen den Polysystemen sind oft nicht

deutlich erkennbar bzw. kontinuierlichen Verschiebung ausgesetzt. So war zum Beispiel im

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Mittelalter nahezu gesamt West- und Mitteleuropa Teil eines immensen Polysystems, da die

vorherrschende Sprache zu jener Zeit Latein war. An der Peripherie entstanden aber neue

Systeme die andere (Volks)Sprachen im Zentrum hatten. Mit dem Zusammenbruch der

lateinischen Sprache im Zentrum des Systems drängten sich diese (Volks)Sprachen in den

Mittelpunkt der Systeme und dadurch entwickelten sich wieder neue Systeme an der

Peripherie der herrschenden Systeme. Even-Zohar ging davon aus, dass wenn bestimmte

Eigenschaft des vorherrschenden Systems nicht mehr erfüllt werden können, die Systeme an

der Peripherie die überhand bekommen und diesem dann die Position als zentrales System

abnehmen. Man ging intersystemisch vom gleichen Prinzip aus und ging auch hier davon aus,

dass Veränderungen oft an der Peripherie entstehen (Even-Zohar 2009:56f.)

2.3  Das  Repertoire  

Eine zentrale Rolle in der Polysystemtheorie spielt das Repertoire. Als Repertoire wurde von

Even-Zohar das gesamte Instrumentarium bezeichnet, dessen sich die Literatur bedient um

seine Position im System zu bestimmen. Demzufolge ist es ein Arrangement an Elementen

und Statuten die Einfluss nehmen auf die Textproduktion (vgl. Hagemann 2009:11). Even-

Zohar kontrastiert hierbei drei binäre Positionen.

2.3.1  Kanonizität  

In einem Polysystem können literarische Werke zwei Positionen einnehmen: kanonisiert oder

nicht kanonisiert. Als kanonisiert bezeichnet man ein Werk, wenn bestimmte Eigenschaften

eines literarischen Werkes Legitimität zugesprochen wird und von den dominanten Elementen

einer Gesellschaft und dadurch die Diachronie und Kultur beeinflusst wird. Diese Zusprache

erfolgt durch das Polysystem und lässt sich nicht aus einem spezifischen Text oder Modell

herauslesen. Nicht kanonisierten Werken wird diese Legitimität nicht zugesprochen bzw.

aberkannt und diese können dadurch in Vergessenheit geraten. Nicht kanonisierte Werke

versuchen permanent kanonisierte Werke aus ihrer etablierten Position zu verdrängen und

deren Status und Rolle einzunehmen. Dadurch entsteht zwischen kanonisierten und nicht

kanonisierten Werken ein ständiger Konflikt der die Dynamik des Systems aufrechterhält.

An Kanonizität kann man jedoch nicht die Qualität eines literarischen Werkes messen, noch

sagt es etwas über die Existenzberechtigung eines Modells aus. Man geht zwar davon aus,

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aber nur weil jede Gesellschaft stratifiziert ist und dadurch bestimmte etablierte Eigenschaften

die Kultur dominieren. Aufgrund dieser Dominanz ist es schwer die Konflikte, die sich

zwischen den Schichten zutragen, klar zu erkennen. Diese Dynamiken sind essentiell für ein

dynamisches und funktionierendes System. Das herausfordernde Repertoire übt Druck auf das

etablierte System und sorgt dadurch für eine Veränderung bzw. Anpassung des etablierten

Repertoires damit dieses nicht seine Vormachtstellung verliert und somit von einem nicht

kanonisierten Repertoire abgelöst wird. Als Beispiel für eine vereinfachte Veranschaulichung

zieht Even-Zohar die Ablösung der lateinischen Sprache durch individuelle romanische

Sprachen als Vergleich heran (Even-Zohar 2009:46ff.).

2.3.2  „Primäre“  vs.  „sekundäre“  Modelle  

Die primären und sekundären Modelle machen auf den ersten Blick den Eindruck

aufkommen, dass sie sich dabei auf kanonisiertes und nicht kanonisiertes Repertoires

beziehen, jedoch ist das nicht der Fall. Primäre Modelle nehmen eine innovative Rolle ein

und sind geprägt von stätiger Erneuerung durch innovativere Elemente und literarischen

Eigenschaften.

Sekundäre Modelle nehmen eine konservative Rolle ein. Sie vertreten das Etablierte und ihre

literarischen Produkte sind voraussagbar. Diese Konzepte stehen im permanenten Konflikt

zueinander (Even-Zohar 2009:52ff.).

2.3.3  „zentrale“  vs.  „periphere“  Modelle  

Repertoire kann entweder kanonisiert oder nicht kanonisiert sein. Systeme können zentral

oder peripher sein. Zentralle Modelle können schnell von peripheren abgelöst werden wenn

die erstgenannten zu lange statisch bleiben und sich nicht weiterentwickeln. Nicht

kanonisiertes Repertoire rückt dann ins Zentrum. Die gleiche Entwicklung erfährt auch das

Zielsystem wenn neue Modelle über die Peripherie Weg ins Zentrum des Polysystem finden.

Übersetzungen nehmen eine zentrale Position im Polysystem ein und tragen auch erheblich

dazu bei das literarische System zu formen und zu gestalten. In dieser Rolle kann man

Übersetzungen oft nicht von ihrem Original unterscheiden. So sind es die „members of the

avant-garde who are about to become leading writers“ (Even-Zohar 2008:193) die die

auffälligsten oder wertvollsten Übersetzungen für die heimische Literatur verfassen. Durch

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Übersetzungen können neue Modelle ins heimische literarische System wie etwa neue

Textformen, (poetische) Spracheigenschaften oder kompositorische Muster oder Techniken,

eingeführt werden.

Even-Zohar zufolge gibt es drei Szenarien, in denen übersetzte Literatur eine zentrale Position

einnehmen kann:

1. Wenn sich ein Polysystem noch nicht herauskristallisiert hat und eine „junge“

Literatur sich noch nicht etabliert hat. Diese profitiert enorm von den Erfahrungen

diverser andere Literaturen, da ihnen selber die Fähigkeit fehlt Repertoire zu

produzieren. Übersetzte Literatur übernimmt daher einen primären und essentiellen

Status für „junge“ Literatur.

2. Wenn eine Literatur peripher oder „schwach“ ist. Ist dies der Fall so existiert zwar ein

Repertoire im System jedoch ist dieses nicht ausreichend. Übersetzte Literatur gleicht

diesen Mangel dann aus und etabliert ein Repertoire in der „schwachen“ heimischen

Literatur und sorgt dadurch für neue Alternativen. Während sich „starke“ Literatur am

Repertoire der peripheren Literatur orientiert, ist „schwache“ Literatur komplett auf

den Import von Repertoire und Modellen aus anderen Polysystemen angewiesen (vgl.

Munday 2001:110).

3. Wenn es einen kritischen Wendepunkt in der Literaturgeschichte einer Kultur gibt, der

zu einem literarischen Vakuum führt. Dadurch, dass Polysysteme eine Dynamik

besitzen die solche Wendepunkt generieren sind Modelle nach einer Zeit nicht mehr

zufriedenstellend für eine jüngere Generation.

Ausgehend davon, dass Übersetzungen eine periphere Rolle einnehmen, so sagt Even-

Zohar, haben sie keinen Einfluss auf bedeutende Prozesse und werden den in der

Zielkultur bereits vorhandenen Normen angepasst. Übersetzte Literatur nimmt dann eine

konservative Rolle ein.

2.3.4  „Stabile“  und  „instabile“  Systeme  

Ausgehend davon, dass sich ein stabiles System dadurch auszeichnet, dass es autozentriert ist

und sich dadurch selbst halten kann, benötigt ein instabiles System Hilfe von außen und ist

daher auf Repertoires aus fremden Systemen angewiesen. Man darf jedoch nicht davon

ausgehen, dass durch die Stabilität eines Repertoires die Stabilität eines ganzen Systems

gegeben ist. Veränderungen und Entwicklungen sorgen für stabile Systeme. Ein System strebt

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immer danach seine Bedürfnisse zu erfüllen und kann das nur erreichen indem ihm ein

wachsendes Inventar an Optionen zur Verfügung gestellt wird (vgl. Even-Zohar 2009:58).

Kommt es nicht zu einer radikalen intersystemischen Veränderung so hält das Inventar das

System aufrecht. Kann eine Aufrechterhaltung des Systems nicht gewährleistet werden so

wird Inventar unverzüglich intersystematisch transferiert (ibid.). Veränderung darf hierbei

nicht mit Instabilität verwechselt werden. Eine Gefährdung des Systems kann nur erfolgen,

wenn die Veränderung bzw. der Wandel nicht mehr kontrollierbar ist (Even-Zohar 2009:58f.).

2.4  Rolle  und  Status    Gemäß Even-Zohar (2000) ist eine literarische Übersetzung per se ein (Poly-)System im

übergeordneten System. Die übersetzten Texte korrelieren miteinander auf zweierlei Weise,

nämlich einerseits durch die Wahl des AT in der Zielkultur, die von den soziohistorischen

Rahmenfaktoren abhängig ist, und andererseits der Verwendung des Repertoires in Beziehung

zu anderen Systemen (vgl. Even-Zohar 2000:192). In starken System ist es oft der Fall, dass

Übersetzungen eine „sekundäre“ Rolle einnimmt jedoch gibt es drei Fälle, in denen

literarische Übersetzungen eine „primäre“ Rolle zugeschrien wird:

1. Wenn eine „junge“ Literatur entsteht und sich noch weiterentwickeln muss so nimmt

übersetzte Literatur eine essentielle und zentrale Rolle ein, da neuere und innovativere

Modelle bzw. auch Textsorten in der Nationalliteratur Eingang finden.

2. Wenn Literatur nur eine marginale, periphere bzw. „schwache“ Rolle zugeschrieben

wird weil zum Beispiel die Literatur einer kleinen Nation von der einer größeren in

den Schatten gestellt wird.

3. Wenn die alten Modelle überholt wirken und sie keinen Gebrauch mehr finden, da sie

aus unterschiedlichen Gründen, nicht mehr vertretbar sind. Dann können neue Ideen,

Ansätze bzw. Modelle in den Übersetzungsprozess einfließen. (vgl. Even-Zohar

2000:193ff).

Even-Zohar stellt jedoch explizit klar, dass literarische Übersetzung keineswegs nur peripher

oder zentral ist sondern sie auch eine geteilte Rolle einnehmen kann. Das Makrosystem der

übersetzten Literatur besteht aus heterogenen und autarken Systemen und kann daher

problemlos zentral und peripher zugleich sein. Übersetzung in der Polysystemtheorie ist ein

intersemiotischer Transfer und kann somit in einem ausgedehnteren Kontext analysiert

werden. Weiters hat Übersetzung in der Polysystemtheorie nicht den Status von Äquivalenz,

sondern ist eine autarke Einheit die als Teil des Polysystems betrachtet wird. Da

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Übersetzungen durch Restriktionen des Systems modelliert werden, besteht die Möglichkeit

spezifische Probleme die beim Übersetzen auftreten, z.B. verschiedene Textfunktionen, die es

nur in der Ausgangskultur gibt, zu analysieren und zu erklären (Shuttleworth 2009:199).

3.  Exempel  für  den  Status  von  Übersetzung  

 Hebräische  Literatur  in  der  Zwischenkriegszeit  

Im hebräischen Polysystem der Zwischenkriegszeit belegten russische Übersetzungen

unangefochten eine zentrale Position während Übersetzungen aus dem Deutschen,

Englischen, Polnischen, eine periphere Position einnahmen. Zudem kam noch, dass zu jener

Zeit die russischen Translationswissenschaftler innovative Modelle und Ansätze entwickelten

und daher andere Übersetzungen diesen Normen angepasst wurden. Übersetzte Literatur

nahm eine periphere Rolle ein zu dieser Zeit auch wenn auf diesem Gebiet zu wenig

Forschung betrieben wurde um das eindeutig zu belegen, jedoch sagt Even-Zohar selber work carried out in this field by various other scholars, as well as my own research, indicate that the „normal“ position assumed by translated literature tends to be the peripheral one (Even-Zohar 1990:49).

4.  Rezeption  und  Kritik  

Der Polysystemtheorie sind allerdings auch Grenzen gesetzt die von Kritikern aber auch von

Even-Zohar selbst aufgezeigt wurden. Weiterhin ist das theoretische Modell stark literarisch

ausgerichtet. Es erfuhr zwar minimale Veränderungen ist aber weitgehend seit den 70ern noch

nicht überarbeitet worden. Ein weiterer Mangel der Theorie ist die fehlende Berücksichtigung

neuerer Entwicklungen, wie etwa postkoloniale und poststrukturalistische Theorien sowie

gewonnene Erkenntnisse und Ansätze der Gender Studies (Hermans 1998:99). Ein weiterer

Schwachpunkt stellt die fehlende Existenz eines operablen Modus auf methodologischer

Ebene dar, der dazu dient AT und ZT komparativ zu analysieren (ibid). Zu guter Letzt stellt

sich auch noch die Frage was man mit dieser Theorie eigentlich bezwecken möchte bzw. was

das Ziel der Polysystemtheorie sein soll. Eine allgemeine geltende Untersuchungsperspektive

konnte nicht gefunden werden. Während Toury die Formulierung von universalgültigen

Normen anstrebt, mit denen man Übersetzungsmethoden erfassten kann, konzentrieren sich

andere auf die Auswirkungen von Übersetzungen und deren Komplexität im historischen

  15  

Kontext. Es wird auch auf die verschiedenen Texttypen bzw.-arten und „inhärenten

theoretischen Paradoxien“(ibid.) eingegangen. Die Untersuchungsperspektiven unterscheiden

sich immer stärken voneinander und es zeichnet sich eine immer größere Vielfalt an

Herangehensweisen ab. Auch das Repertoire steht immer wieder im Mittelpunkt der Kritik.

Andringa beschreibt das Repertoir als „gemeinsames Instrumentarium, dessen sich die

Aktanten in seinem System bei der Produktion und Rezeption literarischer Werke bedienen“

(Andringa 2009:410). Bei Even-Zohar wird der Repertoir-Begriff nicht klar definiert, sondern

versucht ihn anhand drei unterschiedlicher Definitionen zu erklären die jedoch zu abstrakt

sind um eine Messbarmachung zu ermöglichen. Die drei Definitionen lauten wie folgt:

1. Repertoires are sets of options invented by humans for conducting their lives

2. Repertoire is conceived of here as the aggregate of laws and elements

3. Culture is a „repertoire“, or „toolkit“ of habits, skills, and styles from which people

construct „strategies of actions“ (Andringa 2009:460).

Even-Zohar wird häufig vorgeworfen keine Definition für die von ihm verwendeten Termini

zu geben, was natürlich Platz für Interpretation offen lässt. Weiters wird bemängelt dass, die

Theorie nicht in der Praxis angewendet werden kann da nicht deutlich ersichtlich ist

inwieweit sie dem Übersetzer/der Übersetzerin beim Übersetzungsprozess als Hilfe dient.

5.  Zusammenfassung  

Die innovativen Ansätze der DTS stellten das bis damals vorherrschende Äquivalenzkonzept

in Frage. Durch die Entstehung dieser Theorie ermöglichten sich neue Perspektiven auf das

Übersetzen und besonders auf den Zweck von Übersetzung. Erkennbar sind Parallelen zu

Wissenschaftler wie Vermeer und Holz-Mänttäri, sich in den 1980ern mit dem funktionalen

Ansatz beschäftigten. Sie definieren Sprache als Bestandteil einer Kultur und nicht als

gesondertes Element.

Zusammenfassend lässt sich über Even-Zohars Theorie sagen, dass sie ein komplexer

Gegenstand der Übersetzungswissenschaft ist, der sich besonders mit literarischer

Übersetzung auseinandersetzt dennoch auch auf diverse andere Aspekte, wie Kultur, eingeht.

Viele Wissenschaftler kritisieren die vorgestellten Konzepte, unter anderem auch Gentzler,

der der Meinung ist, dass die Polysystemtheorie zu stark vom Russischen Formalismus

beeinflusst ist und die Konzepte der Theorie noch zu restriktiv seien. Nichtsdestotrotz lässt

sich Even-Zohars Einfluss auf die Übersetzungswissenschaft nicht bestreiten.

  16  

Es muss berücksichtigt werden, dass es sich bei der Polysystemtheorie um kein vollständiges

Gebilde handelt und dass viele Ansätze der Theorie noch fehlerhaft sind. Indes bietet sie

Anlass zu weiterer Forschung. Fortführende Untersuchungen auf diesem Gebiet sollten

berücksichtigen, dass es auch andere Formen der Übersetzung gibt auf die man sich

konzentrieren könnte.

  17  

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