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römisch-Germanisches Zentralmuseum (Hrsg.)
honeSTa MiSSione
FeSTSchriFT Für BarBara pFerdehirT
Mit Beiträgen von
cristina-Georgeta alexandrescu · Thomas Becker · eugenia Beu-dachin
Paul Bidwell · Joanna Bird · Szilvia Bíró · ronald Bockius · Jérémie chameroy
Sorin Cociş · Geoffrey B. Dannell · Werner Eck · Annette Frey · Lothar Giels
nicolae Gudea · Peter Henrich · nick Hodgson · Thomas Ibeling · katarzyna Ibra-
gimow · Bernard Lambot · Ulla Lund Hansen · Allard W. Mees · Andreas Pangerl
Marinella Pasquinucci · Marinus Polak · dieter Quast · Gabriele rasbach
Michel Reddé · Marcus Reuter · Markus Scholz · Martin Schönfelder Florian Ströbele · Jaroslav Tejral · Andreas Thiel · Vladimir Turčan
Meike Weber · Peter Weiß
römisch-germanisches Zentralmuseum
Forschungsinstitut für Archäologie
Verlag des Römisch-Germanischen Zentralmuseums Mainz 2014
redaktion: claudia nickel, Marie röder, Markus Scholz (rGZM)Satz: Dieter Imhäuser, Hofheim a. T.Umschlaggestaltung: Reinhard Köster, Fotos Volker Iserhardt (RGZM)
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
die deutsche nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliograie; detaillierte bibliograische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
ISBN 978-3-88467-196-2ISSN 0171-1474
© 2014 Verlag des Römisch-Germanischen Zentralmuseums
Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten rechte, insbesondere die der Übersetzung, des nachdrucks, der Entnahme von Abbildungen, der Funk- und Fernsehsendung, der Wiedergabe auf fotomechanischem (Fotokopie, Mikrokopie) oder ähnlichem Wege und der Speicherung in Datenverarbeitungs-anlagen, Ton- und Bildträgern bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Die Vergütungsansprüche des § 54, Abs. 2, UrhG. werden durch die Verwertungsgesellschaft Wort wahrgenommen.
druck: druckZone GmbH & co. kG, cottbusPrinted in Germany.
V
INhaltSverzeIchNIS
Falko Daim · Markus Scholz
Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . IX
Schriftenverzeichnis Barbara Pferdehirt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . XI
INStItutSgeSchIchte
Annette Frey
Ein Legionär macht Schule: wissenschaftlich fundierte Nachbildungen für Forschung und Unterricht aus den Werkstätten des RGZM . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3
aNtIke SchIfffahrt
Marinella Pasquinucci
An eficient communication network: Roman land, sea and river routes in north-western Etruria . . . . . 33
Ronald Bockius
Ein römischer Bleiankerstock aus Gernsheim (Kreis Groß-Gerau). Zur Schiffsausrüstung mediterraner Techniktradition aus dem Rhein. Mit einem Beitrag von Florian Ströbele . . . . . . . . . . . . . . 49
Marinus Polak
An early Roman naval base at Vechten (prov. Utrecht / NL): facts and iction . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69
Paul Bidwell · Nick Hodgson
South Shields as a late roman naval base . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99
lImeSforSchuNg uND greNzzoNeN
Katarzyna Ibragimow · Martin Schönfelder
endlich wieder Geschenke! römische Staatsgeschenke in Gräbern der vorrömischen eisenzeit
und der frühen römischen Kaiserzeit im Vergleich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109
Michel Reddé
L’armée romaine et les aristocrates gaulois . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 121
Gabriele Rasbach
Aucissaibeln und Reliefknöpfe zwischen Gallien und Dalmatien – Funde aus einer Mainzer Privatsammlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 143
VI
Thomas Becker · Markus Scholz
Eine Scheibenibel aus Hungen-Inheiden (Lkr. Gießen) und die Besatzungen der numerus-kastelle
am Taunus- und Wetteraulimes in severischer Zeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 169
Andreas Thiel
Virtus am Limes – ein Paradeschildbuckel aus Welzheim (Rems-Murr-Kreis) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 197
Jaroslav Tejral
Reevaluated but still enigmatic – the Roman site at »Burgstall« (okr. Brno-venkov / CZ) . . . . . . . . . . . . 221
Vladimír TurčanOberirdische Architektur aus der römischen Kaiserzeit in Stupava (okr. Malacky / SK) . . . . . . . . . . . . . . 249
Nicolae Gudea
Von den Geheimnissen des dakischen Limes – die Organisation der römischen Verteidigung vor dem Kastell von Bologa (jud. Cluj / RO) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 257
Dieter Quast
Goldener Sepulkralschmuck der Römerzeit aus Ṭarṭūs / Antarados (SYR) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 265
Cristina-Georgeta Alexandrescu
Doch keine Amazone – zu einer Aediculawand aus Apulum (jud. Alba / RO) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 311
mIlItärDIplome
Werner Eck · Andreas Pangerl
Diplome für Soldaten der italischen Flotten zwischen Vespasian und Severus Alexander . . . . . . . . . . . 327
Peter Weiß
Neue Prätorianerdiplome des 3. Jahrhunderts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 345
Marcus Reuter
Zur deutung der missicii . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 363
keramIk uND romaNISIeruNg
Geoffrey B. Dannell
Masclus and Masclinus: a family affair? In cooperation with Allard W. Mees . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 371
Meike Weber
Samian ware and Roman frontiers – a few thoughts on the presence of form Drag. 31R on the Antonine Wall . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 405
VII
Joanna Bird
Two late Rheinzabern vessels from Roman Britain . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 417
Sorin Cociş · Eugenia Beu-DachinA stamp with the name of Claudius Donitianus Evaresto at Napoca (jud. Cluj / RO) . . . . . . . . . . . . . . . 427
Szilvia Bíró
Ein bemerkenswertes Gefäß mit Stempelverzierung aus dem Vicus von Győr-Ménfőcsanak (Kom. Győr-Moson-Sopron / H) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 437
Ulla Lund Hansen
Ein Reibschalenfragment aus Vorbasse (Region Syddanmark / DK) – erster Fund von Reibschalen in Skandinavien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 445
Peter Henrich · Thomas Ibeling · Lothar Giels
eine ländliche Siedlung des 5. Jahrhunderts aus rommerskirchen (rhein-kreis neuss) . . . . . . . . . . . . . 455
NumISmatIk
Jérémie Chameroy · Bernard Lambot
Offrandes bien tempérées. Monnaies offertes lors du passage d’un leuve, à l’exemple du gué de Selles (dép. Marne / F) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 473
Andreas Pangerl
Vier Jahrzehnte Porträts des Mark Aurel auf römischen Reichsmünzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 495
HONESTA MISSIONE – Festschrift für Barbara Pferdehirt 495
andreaS PanGerl
vIer JahrzehNte porträtS DeS mark aurel
auf römIScheN reIchSmüNzeN
Mark aurel 1, geboren 121 in rom 2, wurde 138 von kaiser antoninus Pius nach dem Willen dessen Vorgän-
gers Hadrian adoptiert, und bereits seit dieser Zeit auf römischen reichsmünzen dem Volk als Thronfolger
präsentiert. Mit der adoption des Mark aurel beginnt eine über vier Jahrzehnte reichende reihe von zu-
meist datierten Münzporträts, die ihn vom knaben über den heranwachsenden Jugendlichen bis hin zum
alternden Mann zeigen. die Serie reicht sogar über seinen Tod im Jahr 180 hinaus, denn auch sein Sohn
commodus lässt ihn auf Münzen darstellen, als Gott, als divus antoninus 3.
Von Mark aurel ist zusätzlich zu den sehr zahlreichen Münzen auch eine ungewöhnlich große anzahl an
rundplastischen Porträts erhalten. So kannte Marianne Bergmann im Jahr 1978 nicht weniger als 110 4
rundplastiken, zumeist aus Marmor, aber auch aus anderen Materialien. damit bietet sich gerade dieser
römische kaiser für eine vergleichende analyse der Porträttypen der Medien Münzen und rundplastik an.
Über eine parallele Steuerung des Porträtbildes über diese beiden Medien hinweg ist zwar nichts aus der
antike überliefert, jedoch kann ein gemeinsamer Prototyp angenommen werden. auf abbildung 1, 1 ist
die deutliche Ähnlichkeit zwischen den ersten römischen Münzporträts des jungen Mark aurel und dem
ersten rundplastischen Porträttyp unverkennbar auszumachen. diese Parallelität der beiden Medien Münze
und Porträtplastik wurde früh erkannt, und darüber hinaus für vergleichende Porträtstudien genutzt, z. B.
zu den Porträttypen der Faustina minor 5 und zuletzt zu denen der Brüder caracalla und Geta 6. auch in
den Provinzen wurden gleichartige Porträttypen auf lokalen Münzen sowie in der lokalen Porträtplastik ver-
wendet: abbildung 1, 2 dokumentiert ein solches Beispiel für die Stadt Sagalassos in Pisidien (kleinasien).
da datierbare Münzporträts des Mark aurel fast jährlich über vier Jahrzehnte herausgegeben wurden, lag
es nahe, diese Gattung in die Porträtanalyse miteinzubeziehen. Max Wegner 7, später die bereits erwähnte
M. Bergmann 8 und schließlich klaus Fittschen 9 nutzten diese »Quelle« zur datierung der rundplastik.
M. Bergmann z. B. unterschied nur vier Porträttypen in der Rundplastik, welche sie dann auch auf die Münz-
porträts übertrug. Für einen Zeitraum von vier Jahrzehnten wäre dies eine auffällig geringe Zahl von neuen
Porträttypen, schließlich kommt schon die ehefrau des Mark aurel, Faustina minor, in dieser Zeit auf neun
verschiedene Typen 10. k. Fittschen beobachtete auf Münzen unregelmäßigkeiten in der Porträtabfolge, die
er mit einer parallelen nutzung verschiedener Porträttypen dieses kaisers als caesar erklärte.
In meiner neuartigen analyse des Münzmaterials kann ich durch die untersuchung der langen reihe der
Münzporträts des Mark aurel über einen Zeitraum von über 40 verschiedenen Prägejahren sowohl mehr
Porträttypen als M. Bergmann deinieren, als auch eine stimmige Korrelation zwischen Porträttypen und Prägefolge erreichen.
1 Ich danke curtis clay für seine Hinweise zur abfolge der frühen Prägungen des Mark aurel als caesar.
2 kienast 1996, 137.3 rIc III.4 Bergmann 1978, 13.5 Fittschen 1982.
6 Zuletzt Pangerl 2012; 2013. 7 Wegner 1939. 8 Bergmann 1978. 9 Fittschen 1999.10 Fittschen 1982.
496 a. pangerl · Vier Jahrzehnte Porträts des Mark aurel auf römischen reichsmünzen
zur methoDIk eINer porträtaNalySe auf müNzeN
Ein ofizieller, also vom römischen Staat ausgegebener Portättyp kann dann angenommen werden, wenn mehrere kopien eines klar erkennbaren Typs überliefert sind, auf einem oder mehreren Medien der kaiserli-
chen regierung, und der Typ klar der jeweiligen kaiserlichen Person zuweisbar ist 11. Hierfür bilden Münzen
ein nahezu ideales untersuchungsmaterial. römische reichsmünzen kommen in großer Stückzahl zutage,
wurden von ofizieller Stelle ausgegeben, sind über die Münzumschrift einer gewissen Person zuzuordnen und geben oft auch das Prägejahr an. Finden sich auf Münzen einer deinierten Zeitspanne bestimmte Ei-genschaften kontinuierlich ungeachtet einer hohen Stückzahl und verschiedener Prägestempel, z. B. auch
verschiedener Nominale, und weichen diese signiikant von den Charakteristika anderer Prägezeiträume ab, so kann man annehmen, dass diese typischen Merkmale auf einen gemeinsamen ofiziellen Porträttyp zurückzuführen sind.
All dies sind Vorteile der Münze gegenüber der Rundplastik, bei der geringe Stückzahl, Einluss provinzi-eller Stilrichtungen, wechselndes können der kopisten und meist fehlender kontext nur allzu oft schon
die sichere Zuordnung zu einer Person erschweren 12. Privatpersonen imitierten häuig Charakteristika des
abb. 1 1 frühester Porträttyp des Mark aurel (Porträttyp 1) auf römi-schen Münzen und in der rundplastik: denar des antoninus Pius (Münze 3.03) und Marmorbüste mit Porträt-typ A nach Fittschen (Foto einer Kopie des 18. Jhs. von Bartolomeo cava-ceppi, nach einem antiken original aus den Kapitolinischen Museen in Rom). – 2 Porträtparallelen des Mark Aurel auf Münzen und in der rundplastik in den Provinzen. – Links: Bronzemünze der Stadt Sagalassos (rPc online 8735. SnG Bn 1774; Vs. stempelgleich); rechts: kolossalkopf aus Marmor, gefunden in Sagalassos (Museum Burdur). – Auffällig ist die Abweichung vom römischen Porträtstil, aber auch die deutliche Ähnlichkeit der beiden lokalen Porträts.
11 Zur diskussion der Methodik für die Porträtplastik vgl. Fitt-schen / Zanker 1985; Boschung 2005; Fittschen 2008.
12 Zuletzt Pangerl 2012; 2013.
1
2
HONESTA MISSIONE – Festschrift für Barbara Pferdehirt 497
jeweiligen kaiserlichen Bildes, sodass z. B. die Abgrenzung eines neu erkannten ofiziellen Porträttyps von einem nur »ähnlichen« Privatporträt erst durch das Vorkommen mehrerer kopien möglich ist. die klassi-
sche Archäologie nutzt zur Deinition solcher Porträttypen objektiv erkennbare Merkmale (z. B. bestimmte lockengabelungen) und greift zur datierung dieser Porträttypen auch auf Münzen zurück. Hierbei stößt
man allerdings an die Grenzen der konkordanz zwischen diesen beiden Medien, da beispielsweise gerade
Stirnlocken auf Münzen nicht so detailliert dargestellt werden können.
BeStImmuNg voN porträttypeN DeS mark aurel
IN Der klaSSIScheN archäologIe IN ruNDplaStIk uND auf müNzeN
Schon M. Wegner untersuchte 1939 das Münzmaterial im Berliner Münzkabinett 13 und stellte so eine
reihe von Porträts für den Zeitraum von 139 bis 180 zusammen. er beschreibt den zunächst »bartlosen«
Jungen (COS, 139-144), dann den »keimenden Bartlaum« (teilweise COS und COS DES II, 140-144), »mit größerer Herbheit der Züge, strenger und gehaltener«. er beschreibt treffend den folgenden »keimenden
Bartlaum als mächtigen Streifen von den Ohren bis zur Kinnlade hinab, [er] umzieht den Kinnrand, wobei ein einschneidender Winkel Wangen- und kinnbart sondert« sowie den nur »spärlichen Bartwuchs auf der
oberlippe«. Schließlich beschreibt er das Vorkommen eines »kurzen, knappen Vollbart[es]« in den Emissio-
nen des Jahres 147. auch die weiteren Porträtveränderungen des Mark aurel noch als caesar charakterisiert
M. Wegner treffend, so für die Prägungen der Jahre 152 und 153, dass »aus dem schlanken, leicht über-
längten Gesichtsschnitt der früheren Bildnisproile [...] eine gedrungenere Form [wird]. Das Auge, bislang ungewöhnlich hoch sitzend, fügt sich organischer ein. die hageren Wangen werden voller. der Schnurrbart,
der bisher nur die Breite des Mundes zu haben scheint, reicht so weit hinab, daß seine enden in den Vollbart
überleiten«. In den darauffolgenden Jahren beschreibt M. Wegner für das Jahr 162 Mark aurel mit einem
»Vollbart als knappe geschlossene Masse«, in den Jahren 166 und 168 zeige sich der »längere Wuchs des
kinnbartes« und »eine enge, parallele Folge spitzer gedrehter Strähnen«. nach 175 sieht M. Wegner dann
schließlich »keine [weitere] nennenswerte Entwicklung« mehr. Spätere klassische archäologen versuchten eine objektivere Typisierung der rundplastik anhand von mess-
baren kriterien, was allerdings zu einer sehr reduzierten anzahl an Porträttypen führte, die dann auch auf
die Münzporträts übertragen wurden. M. Bergmann 14 glich z. B. die Porträttypen auf Münzen ihrer nur aus
vier Typen bestehenden Gliederung der rundplastik des Mark aurel an und teilte diese in folgende Typen
ein:
• Typ I: knabenhaft, mit Pausbacken und in das Gesicht fallende Locken (138-144);• Typ II: junger Mann mit ausgeformten knochigen Zügen, schwerlidrigen, stärker gerundeten Augen und
beginnendem Bartwuchs auf kinn und Wangen. das in die Stirn fallende Haar ist üppiger und anders
gekämmt (144-158/159);
• Typ III: kaum wesentliche Neuerungen, das Haar fällt weniger üppig in das Gesicht, ist strenger in drei Strähnen zur Seite gestrichen, der Bart ist etwas länger als bei den spätesten exemplaren des zweiten
Typs (161-176);
• Typ IV: mit magerem Gesicht, wucherndem Bart, das Haar nicht mehr lockig in das Gesicht hineinhän-
gend, sondern vom ansatz nach außen gesträubt; die augen groß, weit geöffnet, die Brauen höher
13 Wegner 1939, 38 Taf. 59-61 zu Mark aurel. 14 Bergmann 1978, 22-26. 40-42.
498 a. pangerl · Vier Jahrzehnte Porträts des Mark aurel auf römischen reichsmünzen
geschwungen und die Falten an der nasenwurzel pathetisch verspannt. M. Bergmann sieht zwei unter-
typen: Bei dem einen (IV-a) ist der Bart in Strähnen aufgelöst, bei dem anderen parallel verwendeten (IV-
B) bildet der Bart eine dichte Masse, die von quer laufenden Wellen durchzogen wird. der Bart bedeckt
bei letzterer Variante auch etwas mehr von der Gesichtsläche, und der Oberlippenbart hängt fülliger über die Mundwinkel herab (165/176-180).
M. Bergmann stellte sich in einem exkurs die Frage 15, »wie denn sich das entwickelnde Münzporträt inner-
halb des Typs II zustande kam« und schließt mit der Aussage: »Um die hier vermuteten Typenneuaulagen nachweisen zu können, müßte man zeigen, daß unter den verschiedenen Versionen auch repliken hin-
sichtlich von einzelheiten der Barttracht vorkommen. Mir lagen für diesen nachweis keine ausreichenden
aufnahmen vor«. Hierzu soll die von mir hier vorgelegte Porträtreihe weitere erkenntnisse liefern.
k. Fittschen teilte die Prinzenbildnisse des Mark aurel der Jahre 139 (coS deS), 140-144 (coS), 144 (coS
deS II), 147 (coS II TrP) und mit danach jährlicher TrP-datierung in nur zwei zunächst parallel verwendete
Porträttypen a und B ein. er stellte bei seiner analyse 16 fest, dass die Münzporträts dieser Zeit »unter sich
nicht einheitlich [sind]. Einige geben Marc Aurel mit einem runden, jugendlich strahlenden Gesicht und üppigen locken wieder; auf anderen ist das Gesicht gestreckter, das kinn markanter, der umriß des Haares
etwas geschlossener«. k. Fittschen sieht nur bei letzterem Typ B, der sich schon früh auch bei Prägungen
von 139 indet, »bereits in den Jahren zwischen 140 und 144 [...] einen Oberlippenbart und längere Ko-
teletten«. er folgert daraus, dass »in der Münzprägung zwei physiognomisch zwar verwandte, aber doch
unterschiedliche Versionen nebeneinander verwendet worden [sind], von denen die eine, die den Prinzen jugendlicher darstellt, in den Jahren zwischen 140 und 144/5 nach und nach verschwindet, die andere da-
gegen weiterläuft«:
• Typ A: Knabenbildnis, jugendlich (139-144/145);• Typ B: Kronprinzenbildnis, markanter Jugendtypus (140 bis zur Thronbesteigung 160), über 20 Jahre in
Verwendung. k. Fittschen ordnet alle Stufen der Bartentwicklung des jungen Mannes in diesen Typ B ein:
• Typ Ba: ohne Bart (139/140-144); • Typ Bb: Bart auf Wangen und Oberlippe (139/140-144); • Typ Bc: Bart auf Wangen, Oberlippe und Kinn (144-147); • Typ Bd: Schnurrbart, zusammengewachsener Wangen- und Kinnbart, und Bart-»Fliege« auf der Un-
terlippe (147-151);
• Typ Be: mit Vollbart, Schnurrbart und Wangen-Kinnbart zusammengewachsen; längere Bartzotteln sieht k. Fittschen erst seit Mitte der 150er Jahre (152-160).
k. Fittschen konstatiert für die laufzeit des Typs B einen »fast vollständigen Stillstand in der entwicklung als
Grundhaltung der epoche« 17.
aNalySe Der porträttypeN DeS mark aurel auf müNzeN
Münzmaterial des Mark Aurel gehört zu den häuigsten archäologischen Quellen, die uns überliefert sind. So erzielt eine Suche auf www.coinarchives.com unter den im Münzhandel seit ungefähr dem Jahr 2000 ge-
handelten Münzen fast 11 000 Prägungen zu dem Suchwort »Marcus aurelius« (ebenfalls für seinen adop-
15 Bergmann 1978, 40 f.16 Fittschen 1999, 13-31 bes. 20 absatz 2. k. Fittschen zeigt auch
auf Taf. 109d eine Münze (rückseite: Honos; datum coS), die bereits einen Schnurrbart zeigt, und eventuell leicht verlängerte
koteletten. In Tab. 2 wird deutlich, dass dieser Barttyp für diese Prägeserie tatsächlich die regel ist.
17 Fittschen 1999, 31.
HONESTA MISSIONE – Festschrift für Barbara Pferdehirt 499
tivvater »antoninus Pius«, während sein Sohn »commodus« nur knapp 6000-mal gelistet ist, »Hadrian«
hingegen beinahe 15 000-mal) (abb. 2). es herrscht also kein Mangel an Material. Besonders Mark aurels
Münzprägungen sind weitestgehend auf das Jahr genau datiert, und es wurden auch bis auf eine schein-
bare ausnahme (es gibt keine mit TrP V datierten Münzen) jedes Jahr regelhaft Münzen ausgegeben 18.
porträtfolge
Zunächst wurden die Münzporträts nach den datierten Prägungen sortiert (vgl. auch Tab. 1). Porträts der
frühen caesarenzeit noch vor erhalt der tribunicia potestas wurden als Porträttypen 0a-0f bezeichnet, dei-
niert nach nennung des konsulats (coS deS, coS, coS II deS, coS II) sowie durch verschiedene rücksei-
tenthemen. ab 146 konnte das Münzporträt durch die auf Münzen gezeigte jährliche tribunicia potestas
geordnet werden (TrP bis TrP XXXIIII). als letztes folgen die posthumen Prägungen unter commodus.
abbildung 3 zeigt für jedes Prägedatum / jede Prägeserie soweit möglich zwei Porträtbeispiele auf ver-
schiedenen nominalen. die jeweiligen rückseiten sind über die rIc-nummer in Tabelle 1 in erfahrung zu
bringen, aus Platzgründen werden aber keine rückseiten abgebildet. Für die Phase des Übergangs vom
bartlosen Jugendlichen zum kurzbärtigen jungen Mann untersuchte ich zusätzlich mithilfe der onlinedaten-
bank www.coinarchives.com knapp 450 Münzen (vgl. Tab. 2).
Porträtfolge als caesar vor / ohne nennung der tribunicia potestas, mit den untergruppen 0a-0f
• 0a: Mark Aurel als Rückseite zu Antoninus Pius (139); Edelmetall, RIC 411-414 (Antoninus Pius); Rück-
seite coS deS – kindlich, gedrehte locken, kein Bart;
• 0b: Mark Aurel als Rückseite zu Antoninus Pius (140); Edelmetall, RIC 415-419 (Antoninus Pius); Rück-
seite coS – kindlich, gedrehte locken, kein Bart;
• 0c: Mark Aurel, 140-144; Edelmetall, RIC 423-424 (Antoninus Pius), Datierung COS; Rückseiten HONOS, IVVENTAS, PIETAS AVG – kindlich bis jugendlich, gedrehte Locken, kein Bart;
• 0d: Mark Aurel, 144; Edelmetall, RIC 422, 425/426, 428/432 (Antoninus Pius), Datierung COS Honos, COS DES II; und dann Datierung COS II mit Rückseite HILARITAS – jugendlich mit etwas längerem Ge-
sicht, gedrehte Locken, laumiger Schnurrbart;• 0e: Mark Aurel, 145-146; Edelmetall, RIC 429, 430, 431, 433 und 434 (Antoninus Pius), Datierung
coS II mit rückseiten VIrTuS, VoTa PVBlIca, coS II mit stehendem Honos, langsamer Quadriga und
stehender Spes – jugendliches längeres Gesicht, gedrehte Locken und zunehmender Bartwuchs mit lau-
migen koteletten bis zu deutlichem Backenbart, mit noch abgesetztem Schnurrbart 19; diese Porträts sind
nicht immer einfach von der vorherigen untergruppe 0d und der folgenden 0f zu trennen, meist wegen
schlechter erhaltung besonders bei Bronzen, und mangelnder Prägequalität besonders bei denaren;
• 0f: Mark Aurel, 146/147-?; Edelmetall, RIC 427; Prägungen mit kurzem, spärlichem Vollbart, bei dem sich Schnurrbart und Backenbart berühren, tauchen innerhalb der Serie coS II erstmals auf, mit der
rückseite »stehende Minerva« 20 – langes Gesicht, gedrehte Locken, kurzer spärlicher Vollbart.
18 rIc III, die in der liste gezeigten rIc-nummern beziehen sich nur auf die edelmetallprägungen, sind aber entsprechend rIc auch für die ae-Prägungen aufgeführt.
19 Vgl. Tab. 2.20 Vgl. Tab. 2. Möglicherweise wurde coS II Minerva auch parallel
zu den frühen TrP-Jahren I-IIII (weiter-)geprägt.
500
a. p
an
ge
rl · Vier Jah
rzehn
te Porträts d
es Mark a
urel au
f röm
ischen
reich
smü
nzen
nerva und adoptivsohn Traian
Traian und adoptivsohn hadrian
hadrian und adoptivsohn antoninus pius
antoninus pius und adoptivsohn Mark aurel
Mark aurel und Mitkaiser Lucius Verus
Mark aurel und Mitkaiser Lucius Verus
abb. 2 Zur Zeit der adop-tivkaiser wird im Münzbild der ersten Jahre eine de-monstrative Ähnlichkeit zwischen adoptivvater und Thronfolger / kaiser zur Schau gestellt. dies gilt auch für Mark aurel als caesar (8). nach der Thronbesteigung des Mark aurel sowie des Mitkaisers und »Bruders« lucius Verus indet man allerdings keine Ähnlichkeit zum Vater mehr, sondern zum »Bru-der« (9-12). – Demonstra-tive Ähnlichkeit zwischen nerva (1) und Trajan (2), zwischen Trajan (3) und Ha-drian (4), zwischen Hadrian (5) und antoninus Pius (6), zwischen antoninus Pius (7) und Mark aurel als caesar TrP VII (8) und schließlich zwischen Mark aurel (9. 11) und lucius Verus als Mitkai-ser (10. 12).
1 2
3
5 11
9
7 8
104
6 12
HONESTA MISSIONE – Festschrift für Barbara Pferdehirt 501
Typ nach pangerl
prägejahr abb. ric-Typ abb. ric-Typ
0a 139 coS deSIG 3, 1 411 (a) 3, 2 411 (c)
0b 140 coS 3, 3 417 (b) 3, 4 417 (a)
0c 140-144 coS 3, 5 423 (a) 3, 6 1240 (b)
0d 144 coS II deSIG und 145 coS II
3, 7 426 (coS II deSIG) 3, 8 1242 (b) coS II
0e 145-146 coS II 3, 9 432 (rIc gibt keinen Barttyp an) 3, 10 429 (rIc gibt keinen Barttyp an)
0e und 0f 146, evtl. bis 150? 3, 11 431 (rIc gibt keinen Barttyp an; hier 0e)
3, 12 1264 (rIc gibt keinen Barttyp an; hier 0f)
1 146-147 3, 13 437 3, 14 1248, beim gezeigten Beispiel ist der Bartwuchs wegen schlechter er-haltung kaum zu sehen, kann aber nachgewiesen werden
2 147-148 3, 15 438 3, 16 1271 (a) beim gezeigten Beispiel ist der Bartwuchs wegen schlechter er-haltung kaum zu sehen, kann aber nachgewiesen werden
3 148-149 3, 17 444 3, 18 448d (»clementia«-rückseitentyp, der auch mit TrP IIII geprägt wurde)
4 149-150 3, 19 reverstyp nicht in rIc – –5 150-151 – keine Prägungen nachgewiesen – keine Prägungen nachgewiesen
6 151-152 3, 20 453 (c) 3, 21 456 (d)
7 152-153 3, 22 457 (b) 3, 23 1308 (a)
8 153-154 3, 24 461 3, 25 1320
9 154-155 3, 26 463 (b) 3, 27 1321
10 155-156 3, 28 466 (a) 3, 29 467 (a)
11 156-157 3, 30 470 3, 31 1328
12 157-158 3, 32 475 (a) 3, 33 1345
13 158-159 3, 34 480 (a) 3, 35 1348 (a)
14 159-160 3, 36 483 3, 37 1252 (dieser Typ dürfte in das Jahr TrP XIII gehören, evtl. auch TrP XIIII)
15 160-161 3, 38 490 (caesar) 3, 39 806 (1a) als augustus
16 161-162 3, 40 35 3, 41 823
17 162-163 3, 42 69 3, 43 841
18 163-164 3, 44 92 3, 45 861
19 164-165 3, 46 138 3, 47 898
20 165-166 3, 48 164 3, 49 931
21 166-167 3, 50 172 3, 51 948
22 167-168 3, 52 180 3, 53 191
23 168-169 3, 54 964 3, 55 964
24 169-170 3, 56 204 3, 57 979
25 170-171 3, 58 238 3, 59 1005
26 171-172 3, 60 259 3, 61 1033
27 172-173 3, 62 276, aber drapierte Büste 3, 63 1058
28 173-174 3, 64 298 3, 65 1099
29 174-175 3, 66 318 3, 67 1134
30 175-176 3, 68 352 3, 69 1172
31 176-177 3, 70 373 3, 71 1184
32 177-178 3, 72 389 3, 73 1232
33 178-179 3, 74 396 (IMP VIIII) 3, 75 402 (IMP X)
34 179-180 3, 76 411 3, 77 1244
posthum nach 180 3, 78 272 (commodus) 3, 79 657 (commodus)
tab. 1 Bestimmung der Münzen des Mark aurel nach rIc.
502 a. pangerl · Vier Jahrzehnte Porträts des Mark aurel auf römischen reichsmünzen
Porträtfolge zur Zeit der TrP-datierung
1. 146-147, datierung TrP coS II;
2. 147-148, datierung TrP II coS II;
3. 148-149, datierung TrP III coS II;
4. 149-150 (?), Datierung TRP IIII COS II; 5. 150-151 (?), Münzen mit Datierung TRP V COS II fehlen, entweder gab es in dieser Zeit keine Emis-
sionen für Mark aurel, oder die TrP wurde nicht auf Münzen gezeigt (z. B. könnten coS II Prägun-
gen mit dem Porträt 0f noch in diese Zeit passen) 21;
6. 151-152, datierung TrP VI coS II;
prägeserie zu schlecht erhalten zur Bestimmung
porträttyp 2 ohne Bart (0c)
porträttyp 3 Koteletten / Wangenlaum und / oder getrennter Schnurrbart (0d-0e)
porträttyp 4 kurzer spärlicher Vollbart (0f)
coS Pietas 63
coS IVVenTaS 20
coS HonoS 2 1 8
coS II deS Honos 2 2
coS II Hilaritas 17 5 21 1
coS II Honos 18 4 62
coS II Vota 2 4
coS II Quadriga 5 1 (modern bearbeitet)
coS II Virtus 1
coS II Spes 2 14
TrP Spes 7 (1 lau) 5
coS II Minerva 10 7 19
TrP Minerva 12 2 14
TrP II Fides 2 6
TrP II Minerva 8 4 7
TrP III Minerva 5 11 27
TrP III Providentia 7 3 16
TrP III clementia 4 11
TrP IIII Minerva 1
tab. 2 Verteilung der frühen Porträttypen mit Datierung COS, COS DES II, COS II und TRP I-IIII. – Hier wird die Verteilung der Porträttypen 2-4 über verschiedene Prägeserien der datierungen coS bis TrP IIII in absoluten Zahlen aus der onlinedatenbank www.coinarchives.com gezeigt. der jeweilig überwiegende Porträttyp wird mit rotem Hintergrund in der Tabelle markiert. Zusammen wurden 444 Münzen iden-tiiziert, und nach den Suchworten »Marcus« und »Aurelius« sowie den jeweiligen Rückseitenthemen, Datierungen und RIC-Nummern eingeordnet. Der Übergang vom bartlosen Typ 2 zum laum-bärtigen Typ 3 begann innerhalb der COS Honos-Serie, und vom Typ 3 zum kurzbärtigen Typ 4 in der TrP Spes-Serie. die ausgabe des Typs coS II Minerva sollte eigentlich vor Beginn der TrP-Prägungen liegen, zeigt aber überwiegend den späteren Porträttyp 4, was auf eine parallele ausgabe zu den frühen TrP-Prägungen hinweisen könnte. Bei Bestimmung der Porträttypen vom Foto ist zu beachten, dass der unterschied zwischen dem Ideal des Typs 3 (Schnurrbart getrennt vom laumigen Wangenbart) und des Typs 4 (Schnurr- und kurzer Wangenbart zusammengewachsen) gelegentlich nicht eindeutig zu trennen ist, wobei als weiterer Hinweis die kopfform bei Typ 4 meist eckiger gezeigt wird. erschwerend kommt hinzu, dass gerade denare dieser Zeit oft schlecht ausgeprägt wurden, und sich der Bart dann wohl zusätzlich im umlauf rasch abnutzte.
21 c. clay schlägt alternativ vor, dass TrP III weiter bis in das Jahr 151 hinein geprägt worden sei, da die tribunicia potestas nach dem Tod der beiden ersten kinder des Mark aurel und der Faus-tina nicht verlängert, und erst wieder nach Geburt der lucilla verliehen wurde. Bei Wiederverleihung des amtes z. B. 151 wäre dann nur kurzfristig auf TrP IIII erhöht worden, um schließ-
lich rasch direkt auf TrP VI zu zählen, z. B. um eine einheitliche Zählung der Titulatur über die Jahre zu erreichen. C. Clay legte mir hierzu zwei denare mit stempelgleicher Vorderseite vor, die beide eine »clementia«-rückseite zeigten; die eine mit TrP III und die andere mit TrP VI datiert, was ein zeitlich sehr enges Zusammenliegen der Prägungen TrP III und TrP VI nahelegt.
HONESTA MISSIONE – Festschrift für Barbara Pferdehirt 503
7. 152-153, Datierung TRP VII COS II – für diese Prägejahre jugendlich, gedrehte Locken, kurzer spärli-cher Vollbart, bei dem der Wangenbart den Schnurrbart berührt 22. Zum Teil beginnende Ähnlichkeit
mit antoninus Pius mit eckiger kopfform;
8. 153-154, datierung TrP VIII coS II;
9. 154-155, datierung TrP VIIII coS II;
10. 155-156, datierung TrP X coS II;
11. 156-157, datierung TrP XI coS II;
12. 157-158, Datierung TRP XII COS II – längliches Gesicht, gedrehte Locken, kurzer Vollbart;13. 158-159, datierung TrP XIII coS II, auch um dieses Jahr gibt es Prägungen ohne TrP-datierung, nur
mit coS III, das mir vorliegende Beispiel hat als reversbild die »stehende Virtus« (s. o. unter Typ 0f),
ist aber vom Porträt eindeutig in das Jahr TrP XIII zu datieren;
14. 159-160, datierung TrP XIIII coS II und coS II deSIG III;
15. 160-161, datierung TrP XV coS II deSIG und coS III, dann als augustus aVG März bis dezember
– längliches Gesicht, gedrehte Locken, längerer Vollbart manchmal mit kurzen Fransen. Es fällt kein Porträtwechsel vom caesar zum augustus auf;
16. 161-162, Datierung TRP XVI – längliches Gesicht, gedrehte Locken, z. T. kürzerer, aber auch längerer Vollbart mit gedrehten Bartlocken auf der Wange und kurzen Fransen, meist mit lorbeerkranz;
17. 162-163, datierung TrP XVII, gegen ende IMP II;
18. 163-164, datierung TrP XVII IMP II;
19. 164-165, datierung TrP XIX IMP II bis august, dann IMP III;
20. 165-166, Datierung TRP XX IMP III bis Sommer, dann IMP IIII – längliches Gesicht, gedrehte Locken, immer langer Vollbart mit gedrehten Bartlocken auf der Wange und kurzen Fransen, lorbeerkranz;
21. 166-167, datierung TrP XXI;
22. 167-168, datierung TrP XXII IMP IIII bis Februar, dann IMP V;
23. 168-169, datierung TrP XXIII;
24. 169-170, datierung TrP XXIIII;
25. 170-171, datierung TrP XXV;
26. 171-172, datierung TrP XXVI;
27. 172-173, datierung TrP XXVII;
28. 173-174, datierung TrP XXVIII IMP VI bis Juni, dann IMP VII;
29. 174-175, datierung TrP XXVIIII IMP VII bis Herbst, dann IMP VIII;
30. 175-176, datierung TrP XXX, aus dieser Zeit kommen auch Prägungen ohne TrP-datierung nur mit
coS III vor (s. o. für ein ähnliches Phänomen Typ 0f, und ebenfalls coS III zu TrP XIIII; deutlich von
diesen Stücken über das Porträt und die rückseitenthematik zu trennen);
31. 176-177, datierung TrP XXXI IMP VIII bis Herbst, dann IMP VIIII;
32. 177-178, datierung TrP XXXII;
33. 178-179, datierung TrP XXXIII IMP VIIII bis Frühjahr, dann IMP X;
34. 179-180, datierung TrP XXXIIII;
Posthum – über diesen langen Zeitraum immer längliches Gesicht, gedrehte Locken, langer Vollbart mit gedrehten Bartlocken auf der Wange und z. T. sehr langen Fransen (z. B. im Regierungsjahr 24 [169-170]), lorbeerkranz.
22 Vgl. Tab. 2; alle mit dem spärlichen kurzen Vollbart. Späteste TrP III Prägungen mit »clementia«-rückseite zeigen Porträts mit Ähn-lichkeit zu antoninus Pius.
504 a. pangerl · Vier Jahrzehnte Porträts des Mark aurel auf römischen reichsmünzen
porträtanalyse
Münzporträts werden begrenzt durch die kleine Größe der darstellung und das Halbrelief. Besonders die
kopfform und die unterschiedlichen entwicklungsstadien des Bartwuchses bei einem heranwachsenden jun-
gen Mann können aber gut gezeigt werden. Stirn- oder nackenlocken sind auf Münzen dagegen schlechter
darstellbar als in der rundplastik, und somit auf Münzen meist weniger aussagekräftig.
Porträts auf Münzen wurden kombiniert mit
• Büsten verschiedener Kleidung, zivil und militärisch (letztere Variante tritt erst als Augustus auf), • Ansicht von der Seite, nach links oder nach rechts blickend, • Ansicht streng seitlich, oder schräg von vorne oder schräg von hinten, • ganz ohne Büste (nur mit Halsansatz). diese verschiedenen Varianten scheinen bei Mark aurel unabhängig vom jeweiligen Porträttypus eingesetzt
worden zu sein und konnten so nicht regelhaft zur Porträttypendeinition verwendet werden. Bei meiner Betrachtung dieser langen reihe von Porträts (vgl. abb. 3) erschienen mir innerhalb des jewei-
ligen Jahres die Porträts häuig ähnlich zu sein, während ich zwischen den Jahren Unterschiede erkannte. diese unterschiede waren allerdings meist nur schwer an objektiven kriterien festzumachen. Ich habe daher
auf eine Berücksichtigung solcher subjektiven Beobachtungen in der Deinition meiner Porträttypen verzich-
tet.
Beim Vergleich einiger der jugendlichen Porträts des Mark aurel aus der Zeit TrP III-VIII mit jenen des antoni-
nus Pius fällt auch noch ein weiteres subjektiv erfassbares Phänomen auf – die in der Zeit der Adoptivkaiser kurz nach dem regierungswechsel intentionell zur Schau gestellte Ähnlichkeit zwischen dem adoptivvater
und dem Sohn. abbildung 2 zeigt deutliche Beispiele von Porträtangleichung beim regierungswechsel von
nerva zu Trajan, dann von Trajan zu Hadrian (besonders durch ähnliche Büstenform), und schließlich von
Hadrian zu antoninus Pius. und eben auch von antoninus Pius zu den jugendlichen bereits bärtigen cae-
sartypen des Mark aurel. Zum Zeitpunkt der Thronbesteigung des Mark aurel (TrPXV) hatten sich bereits
eigenständige Portättypen für ihn entwickelt, ohne Ähnlichkeit zum adoptivvater. als früher augustus um
das regierungsjahr TrP XVI wird dann eine demonstrative Ähnlichkeit zum »Bruder« und Mitkaiser lucius
Verus gezeigt, und nicht mehr zum adpotivvater.
diese angleichungen waren sicher von der kaiserlichen administration gewollt, um in der kritischen Phase
des regierungswechsels Stabilität zum ausdruck zu bringen. Man könnte also zumindest auf Münzen
durchaus weitere Porträttypen des Mark Aurel deinieren (Phasen der Ähnlichkeit zum »Vater« und zum »Bruder«). da Ähnlichkeiten aber schwer objektiv zu erfassen sind, habe ich diese Beobachtungen bei mei-
ner Deinition der Porträttypen nicht berücksichtigt. und schließlich erscheint uns Mark aurel in seinem letzten Porträttyp mit großen, nach oben gerichteten
augen der Welt enthoben zu sein. unser Bild von Mark aurel als »Philosoph auf dem Thron« mag hier aller-
dings unsere heutige objektivität trüben. ob eine solche aussage auch damals beabsichtigt war, ist schwer
zu erfassen und als kriterium deshalb zu subjektiv.
Schließlich wurde die folgende, objektiv erfassbare Beschreibungssystematik der Porträttypen deiniert:• Kopfform: rund / kindlich – länglich / jugendlich – länglich-eckig / erwachsen;• Haarwuchs: gedrehte Locken, Stirn aufstrebend / lockig;• Bartwuchs: kein Bart – laumige Koteletten-Backenbart – laumiger abgetrennter Schnurrbart – kurzer
spärlicher Vollbart – Vollbart – langer Vollbart – Vollbart mit kurzen Fransen – Vollbart mit langen Fran-
sen.
HO
NESTA
MIS
SIO
NE – Festsch
rift für B
arbara Pferd
ehirt
505
0a – coS deS
0b – coS mit antoninus pius
0c – coS
0d – coS deS ii
0e – coS ii hiLariTaS und coS ii stehender honos
0e und 0f – coS ii Spes und Minerva
0d – coS ii hiLariTaS
4
5 6
1 2
3 10
11 12
7 8
9
506
a. p
an
ge
rl · Vier Jah
rzehn
te Porträts d
es Mark a
urel au
f röm
ischen
reich
smü
nzen
Trp i
Trp ii
Trp iii
Trp iV
Trp V – keine prägungen (bzw. evtl. weiter Trp iii-iV?)
Trp Vi
16
17 18
13 14
15
20 21
19
Trp iii clementia
HO
NESTA
MIS
SIO
NE – Festsch
rift für B
arbara Pferd
ehirt
507
Trp Vii
Trp Viii
Trp iX
Trp X
Trp Xi
Trp Xii
25
26 27
22 23
24 31
32 33
28 29
30
508
a. p
an
ge
rl · Vier Jah
rzehn
te Porträts d
es Mark a
urel au
f röm
ischen
reich
smü
nzen
Trp Xiii
Trp XiV
Trp XV caesar
Trp XVi
Trp XVii
Trp XViii
37
38 39
34 35
36 43
44 45
40 41
42
coS iii steh. Virtus (Trp Xiii ?)
Trp XV augustus
HO
NESTA
MIS
SIO
NE – Festsch
rift für B
arbara Pferd
ehirt
509
Trp XiX
Trp XX iMp iiii
Trp XXi
Trp XXii iMp iiii
Trp XXiii
Trp XXiV
Trp XXii iMp V
49
50 51
46 47
48 55
56 57
52 53
54
510 a. pangerl · Vier Jahrzehnte Porträts des Mark aurel auf römischen reichsmünzen
Tr
p X
XV
Tr
p X
XV
i
Tr
p X
XV
ii
Tr
p X
XV
iii
Tr
p X
XiX
Tr
p X
XX
61
62
63
58
59
60
67
68
69
64
65
66
HO
NESTA
MIS
SIO
NE – Festsch
rift für B
arbara Pferd
ehirt
511
Trp XXXi
Trp XXXii
Trp XXXiii
Trp XXXiV
divus
73
74 75
70 71
72 79
76 77
78
abb. 3 Folge der Münzporträts des Mark aurel: chronologisch geordnet nach dem konsulat (1-12) bzw. nach der tribunicia potestas (13-79). einzelheiten s. Tab. 1.
512 a. pangerl · Vier Jahrzehnte Porträts des Mark aurel auf römischen reichsmünzen
Sieben Porträttypen sind auf Münzen deutlich unterscheidbar:
• 1. Typ: rundliche, kindliche Kopfform, ohne Bart, mit lockig gedrehten Haaren; Datierung 0a-0b; ähnlich Fittschen Typ a;
• 2. Typ: längliche, jugendliche Kopfform, ohne Bart; Datierung 0c; ähnlich Fittschen Typ Ba;• 3. Typ: längliche, jugendliche Kopfform, laumiger Schnurrbart / mit längeren Koteletten / spärlicher Bart-
laum mit abgesetztem laumigen Schnurrbart. Auf eine weitere Differenzierung in diverse Zwischenstu-
fen wurde verzichtet, z. B. Porträts mit 1. nur laumigem Schnurrbart, 2. längeren Koteletten, 3. Backen-
bartlaum und abgesetztem Schnurrbart, und 4. mit zusätzlichem Kinnbart; Datierung 0d-0e; ähnlich Fittschen Typ Bb / Bc;
• 4. Typ: die Kopfform ist eckiger als bei den früheren jugendlichen Typen, mit kurzem, aber noch spärli-chem Vollbart, bei dem idealerweise der Schnurrbart bereits den Backenbart berührt; bei manchen Prä-
gungen des Zeitraumes zwischen TrP III und VII mit deutlicher Ähnlichkeit zu antoninus Pius; datierung
coS II (0f), TrP I-IIII, VI, VII; ähnlich Fittschen Typ Bd;
• 5. Typ: mit zunehmend dichtem, aber noch kurzem Vollbart (von TRP VIII bis zu den ersten Jahren als augustus TrP XV und XVI), wobei gegen ende des Zeitraumes erste meist kurze Bartfransen auftauchen;
datierung TrP XIII-XVI; ähnlich Fittschen Typ Be;
• 6. Typ: Münzen der Datierungen TRP XVII-XX zeigen den Vollbart mit gedrehten Bartlocken über der Wange und am kinn lange Fransen / Zotteln;
• 7. Typ: Porträtunterschiede über den langen Zeitraum der Datierungen TRP XXI bis zum Tod im Jahr TRP XXXIIII sind kaum objektiv zu fassen, denn der Bart ist immer lang, mit mehreren längeren Bartzotteln
und weiterhin meist gedrehten Bartlocken über der Backe. am längsten scheint der Bart bei dieser un-
tersuchung im Jahr XXIIII. das Porträt ist kaum merklichen Veränderungen unterworfen.
fazIt
die Porträttypen folgen während der caesarenzeit den verschiedenen Wachstumsphasen eines knaben zum
jungen Mann. Hier dient der allmählich zunehmende Bartwuchs als unverkennbares kriterium. Vielleicht
auch aus diesem Grund gleichen meine Beobachtungen für die caesarenzeit des Mark aurel der Systema-
tik der untertypen zum Typ B von k. Fittschen 23 für diese Periode. Im Gegensatz zu k. Fittschen sehe ich
allerdings keine Hinweise auf eine parallele Verwendung meiner Porträttypen 1 und 2. k. Fittschen nahm
an, dass seine bartlosen Typen a und Ba / Bb zwischen 140 und 144 parallel verwendet wurden. das von
ihm beschriebene sehr frühe auftreten von Bartwuchs innerhalb seines Typs B (Bb), während parallel dazu
noch bartlose Porträts (a und Ba) vorkämen 24, dürfte sich durch länger laufende Prägeserien erklären, die
zunächst bartlos beginnen, und dann den Bartwuchs in seiner entwicklung zeigen. Meine analyse lässt eine
stimmige Abfolge von Prägeserien erkennen, deiniert durch Prägedatum, Rückseitenthematik und Vertei-lung der gezeigten Bartentwicklung (vgl. Tab. 2). Mein Porträttyp 3 (0d und 0e) mit leichtem laumigen Bart scheint zuerst innerhalb der späten coS-Serie »Honos« aufzutauchen, wobei in dieser Serie auftretende
bartlose Münzen in den anfang der reihe gehören dürften. Porträttyp 3 scheint sich dann während coS II
durchgesetzt zu haben. der »kurz-vollbärtige« Porträttyp 4 (0f) tritt erstmals sehr spät in coS II auf, oder
auch erst mit einsetzen der TrP-datierung, in TrP »Spes«, wobei spätere noch abweichende Porträts wohl
meist auf schlechte ausprägung oder erhaltung zurückzuführen sind.
23 Fittschen 1999, 13-31.24 Fittschen 1999, 13-31 bes. 20 absatz 2. k. Fittschen zeigt auch
auf Taf. 109d eine Münze (rückseite: Honos; datum coS), die
bereits einen Schnurrbart zeigt, und eventuell leicht verlängerte koteletten.
HONESTA MISSIONE – Festschrift für Barbara Pferdehirt 513
auch könnten einige coS II Prägeserien hinsichtlich des Bartwuchses wie auch der rückseitenthematik
(z. B. »stehende Minerva«) parallel zu den frühesten TrP-datierten Serien ausgegeben worden sein 25. ein
ähnliches Phänomen gibt es bei Mark aurel später noch: nur mit coS II datierte Prägungen, die nach dem
Porträt aus dem Jahr TrP XIII stammen müssen (mit zum Jahr passendem rückseitenbild »stehende Virtus«),
und später als augustus nochmals nur mit coS III datierte Prägungen, die nach dem Porträt in das Jahr TrP
XXX passen dürften, wurden parallel zu TrP-datierten Münzen ausgegeben.
der Wechsel vom caesar zum augustus im Jahr TrP XV spiegelt sich im Porträt interessanterweise nur we-
nig wider. das Bildnis des Mark aurel orientiert sich auch nicht am verstorbenen adoptivvater (abb. 2). als
augustus ist vielmehr eine annäherung der Porträts des Mark aurel und seines Mitkaisers lucius Verus zu
beobachten, indem beide mit gedrehten locken und kürzerem, dichtem Vollbart dargestellt wurden.
Später entwickelt sich das als »typisch« geltende langbärtig-zottelige Porträt mit hagerem Gesicht und
übergroßen augen. Bis zu seinem Tod wird der kaiser nicht weiter alternd dargestellt. die hier fehlende
differenzierung stellte auch schon M. Bergmann 26 in der Beschreibung ihrer Typen III und IV fest.
die erstellung einer Porträtreihe auf Münzen nach dem Prägedatum mit analyse der Porträttypen anhand
von digitalen Bilddatenbanken brachte also neue erkenntnisse. die große Stückzahl der untersuchten Mün-
zen erlaubte es, über den Einluss einzelner Kopisten hinaus Einblicke in die zeitliche Verteilung von Por-trättypen zu bekommen. Es ließen sich sieben klar deinierbare Porträttypen bestimmen und anhand einer großen anzahl von Bildern dokumentieren. Besonders für die frühe Zeit des Mark aurel als caesar noch vor
nennung seiner tribunicia potestas konnte so eine klare abfolge der Porträttypen erstellt werden. Ich hoffe,
dass diese arbeit der klassischen archäologie einen weiteren anstoß zu einer nutzung des jetzt erhältlichen
vielfältigen digitalen Münzbildmaterials geben wird, besonders auch für weitere Porträtanalysen von römi-
schen kaisern und ihren Familien mitgliedern.
25 Vgl. Tab. 2. 26 Bergmann 1978, 23-26. 40-42.
lIteratur
Bergmann 1978: M. Bergmann, Marc aurel. liebieghaus-Monogr. 2 (Frankfurt a. M. 1978).
Boschung 2005: d. Boschung, rezension zu: klaus Fittschen‚ Prinzenbildnisse antoninischer Zeit (1999). Gnomon 77, 2005, 540-541.
Fittschen 1982: k. Fittschen, die Bildnistypen der Faustina minor und die Fecunditas augustae. abhandl. akad. Wiss. Göttingen, Phil.-Hist. kl. Folge 3, 126 (Göttingen 1982).
1999: k. Fittschen, Prinzenbildnisse antoninischer Zeit. Beiträge zur erschließung hellenistischer und kaiserzeitlicher Skulptur und architektur 18 (Mainz 1999).
Fittschen 2008: k. Fittschen, elagabal aus dem Steinhaufen. Bull. comm. arch. communale roma 109, 2008, 109-115.
Fittschen / Zanker 1985: k. Fittschen / P. Zanker, katalog der römi-schen Porträts in den capitolinischen Museen und anderen kom munalen Sammlungen der Stadt rom. 1: kaiser- und Prin-zen bildnisse. Beiträge zur erschließung hellenistischer und kai-ser zeitlicher Skulptur und architektur 3 (Mainz 1985).
kienast 1996: d. kienast, römische kaisertabelle. Grundzüge einer römischen kaiserchronologie (darmstadt ²1996).
Pangerl 2012: a. Pangerl, Getas Ähnlichkeit mit dem Vater Septimius Severus als politische Waffe gegen den älteren Bruder caracalla. In: B. Pferdehirt / M. Scholz (Hrsg.), Bürgerrecht und krise. die constitutio antoniniana 212 n. chr. und ihre innenpolitischen Folgen. Mosaiksteine – Forschungen am RGZM 9 (Mainz 2012) 21-27.
2013: a. Pangerl, Porträttypen des caracalla und des Geta auf römischen Reichsprägungen – Definition eines neuen Caesartyps des caracalla und eines neuen augustustyps des Geta. arch. korrbl. 43, 2013, 99-116.
rPc online: roman Provincial coinage online. http://rpc.ashmus.ox.ac.uk/ (10.2.2014).
rIc: H. Mattingly, roman Imperial coinage. III: antoninus Pius to commodus (london 1930).
Wegner 1939: M. Wegner, die Herrscherbildnisse in antoninischer Zeit. das römische Herrscherbild 2, 4 (Berlin 1939).
514 a. pangerl · Vier Jahrzehnte Porträts des Mark aurel auf römischen reichsmünzen
abbildungsnachweis
das copyright für alle abbildungen liegt beim autor, mit ausnahme der denare auf den abbildungen 3, 7 (dank an Gorny & Mosch Giessener Münzhandlung GmbH, München), 3, 10 (dank an die classical numismatic Group cnG, lancaster, Pennsylvania, uSa) sowie 3, 15 (dank an Herrn dr. lanz, München).
zuSammeNfaSSuNg / aBStract / réSumé
Vier Jahrzehnte porträts des Mark aurel auf römischen reichsmünzenFür den römischen kaiser Mark aurel wurden über vier Jahrzehnte Münzen mit seinem Porträt geprägt, die zum großen Teil jährlich nach seiner tribunicia potestas datiert sind. In diesem Beitrag wird eine Porträtreihe über den gesamten Prägezeitraum erstellt, mit jeweils zwei Beispielen zu jedem Jahr auf verschiedenen nominalen. diese Porträtreihe wird auf klar abgrenzbare, datierte Porträttypen hin untersucht und mit umfangreichem Bildmaterial belegt. Hierbei können sieben Porträttypen des Mark Aurel deiniert werden, basierend auf Kopfform und Bartwuchs. Weitere Charakteristika wie Gestaltung der Büste oder links- versus rechtsblickende Porträts scheinen unabhängig von den jeweiligen Porträt-typen eingesetzt worden zu sein. diese Methodik der Porträtbestimmung auf Münzen wird für weitere Porträtanalysen römischer kaiser und ihrer Familien empfohlen, denn besonders die große Zahl erhaltener datierter Münzen und der ofizielle Charakter von Münzporträts können hier eindeutige Erkenntnisse liefern.
Four decades of portraits of Marcus aurelius on roman imperial coinsThe roman emperor Marcus aurelius had coins issued with his portrait for over four decades, mostly dated through his titles, such as the consulate and the tribunicia potestas. In this article a portrait sequence of the coins over this full period is established and documented with two examples each year on different denominations. This portrait sequence is analysed with respect to clearly divisible, datable portrait types and supported by a considerable number of pictures. Seven portrait types are deined, primarily based on the shape of the head and the form of the beard. Further charac-teristics, such as the shape of the bust or heads looking left or right, seem to have been employed independently of the individual types of portrait. This methodology is recommended for further portrait studies of roman emperors and their families, as the large number of surviving portraits on coins and the per se oficial character of Roman coins as a primary imperial propaganda medium allow insights beyond the traditional portrait studies in sculpture.
Proof reading: c. Bridger
Efigie de Marc Aurèle durant quatre décennies sur des monnaies impériales romainesdes monnaies, pour la plupart datées annuellement à partir de sa tribunicia potestas, furent frappées à l’efigie de Marc Aurèle durant quatre décennies. On constitue dans cet article une série d’efigies embrassant toute la période de frappe avec deux exemples pour chaque année igurant sous deux valeurs nominales différentes. Puis, cette série est examinée pour y détecter des types d’efigies bien délimités et datés, et documentée par un vaste matériel iconographique. On peut ainsi déinir sept types d’efigies de Marc Aurèle basés sur la forme de la tête et de la barbe. D’autres caractéris-tiques telles que la forme du buste ou l’orientation de l’efigie – tournée vers la droite ou vers la gauche – semblent avoir été utilisées indépendamment du type d’efigie. La méthode d’identiication appliquée sur ces monnaies est recom-mandée pour d’autres analyses d’efigies d’empereurs romains et de leurs familles, car c’est particulièrement le grand nombre de monnaies conservées et datées, ainsi que le caractère oficiel des efigies, qui peuvent livrer des résultats indiscutables. Traduction: Y. Gautier
andreas Pangerl