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40. Störungen im Alter 40.1 Klassifikation und Diagnostik Andreas Kruse Inhaltsverzeichnis 1. Klassifikation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 982 2. Diagnostik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 983 2.1 Testverfahren zur Bestimmung der kognitiven Leistungsfähigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 983 2.2 Testverfahren zur Diagnostik depressiver Symptomatik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 985 2.3 Testverfahren zur Bestimmung von Per- sönlichkeit, Kontrollüberzeugungen und Lebenszufriedenheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . 986 2.4 Skalen zur Erfassung von psychischen und somatoformen Störungen . . . . . . . . . . . . . . 986 3. Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 986 982 1. Klassifikation Zu den bedeutendsten psychischen Störungen im Alter gehören die verschiedenen Formen der Demenz (vor allem Alzheimer-Demenz und Vaskuläre Demenz), Depressionen, Angst- und Somatisierungsstörungen. (1) Demenzen (ICD-10: F00-F03). Diese lassen sich untergliedern in: – Demenz bei Alzheimer-Krankheit (ICD-10: F00; DSM-IV: 290.xx), – vaskuläre Demenz (ICD-10: F01; DSM-IV: 290.xx), – Mischformen dieser beiden Demenzformen (ICD-10: F00.2; DSM-IV: Kodierung der spe- zifischen Ätiologien), Demenz bei anderen Ursachen als dem Mor- bus Alzheimer oder einer zerebrovaskulären Erkrankung (ICD-10: F02; DSM-IV: 294.1), metabolische Demenzen, Demenzen infolge von Vitaminmangelzuständen, Demenzen infolge von chronischen Intoxikationen (ICD-10: F02.8; DSM-IV: Kodierung der spe- zifischen Substanzen). Die Demenz bei Alzheimer-Krankheit ist mit 50 Prozent aller Demenzerkrankungen die häufig- ste Form der Demenz. Sie kann bereits im mitt- leren Erwachsenenalter auftreten (früher Be- ginn; ICD-10: F00.0), doch in den meisten Fäl- len zeigt sie sich erst nach dem 65. Lebensjahr (später Beginn; ICD-10: F00.1), vor allem im neunten und zehnten Lebensjahrzehnt (Cooper, 1989). Die Alzheimer-Demenz verläuft fort- schreitend und irreversibel. Sie beginnt mit Lern-, Gedächtnis- und Denkstörungen sowie mit leichteren Veränderungen der Persönlich- keit (vor allem im Affektbereich). Allmählich nehmen die kognitiven Einbußen zu, räumlich- zeitliche Desorientierung und Umherirren tre- ten auf, die Persönlichkeit verändert sich im- mer stärker im Sinne von Antriebsverlust, Passivität und Desinteresse. Der Patient büßt allmählich seine Selbständigkeit ein. Die Zeit von Erkrankungsbeginn bis zum Tode beträgt etwa sieben bis neun Jahre (Häfner, 1992). Die vaskuläre Demenz ist eher von einem fluk- tuierenden Verlauf bestimmt; die kognitiven Ausfälle sind – je nach geschädigter Hirnregion – inselförmig. Auch bei dieser Form der Demenz finden sich als Hauptsymptome Störungen des Gedächtnisses, der Urteilsfähigkeit, des abstrak- ten Denkens sowie der Persönlichkeit. Das Auftre- ten einer vaskulären Demenz läßt sich durch Prä- vention – und zwar im Sinne der Vermeidung oben genannter Risikofaktoren – erheblich be-

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Lehrbuch Entwicklungspsycho

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40. Störungen im Alter40.1 Klassifikation und DiagnostikAndreas Kruse

Inhaltsverzeichnis1. Klassifikation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 982

2. Diagnostik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9832.1 Testverfahren zur Bestimmung der kognitiven

Leistungsfähigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9832.2 Testverfahren zur Diagnostik depressiver

Symptomatik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 985

2.3 Testverfahren zur Bestimmung von Per-sönlichkeit, Kontrollüberzeugungen undLebenszufriedenheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . 986

2.4 Skalen zur Erfassung von psychischen undsomatoformen Störungen . . . . . . . . . . . . . . 986

3. Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 986

982

1. KlassifikationZu den bedeutendsten psychischen Störungenim Alter gehören die verschiedenen Formen derDemenz (vor allem Alzheimer-Demenz undVaskuläre Demenz), Depressionen, Angst- undSomatisierungsstörungen.

(1) Demenzen (ICD-10: F00-F03). Diese lassensich untergliedern in:

– Demenz bei Alzheimer-Krankheit (ICD-10:F00; DSM-IV: 290.xx),

– vaskuläre Demenz (ICD-10: F01; DSM-IV:290.xx),

– Mischformen dieser beiden Demenzformen(ICD-10: F00.2; DSM-IV: Kodierung der spe-zifischen Ätiologien),

– Demenz bei anderen Ursachen als dem Mor-bus Alzheimer oder einer zerebrovaskulärenErkrankung (ICD-10: F02; DSM-IV: 294.1),

– metabolische Demenzen, Demenzen infolgevon Vitaminmangelzuständen, Demenzeninfolge von chronischen Intoxikationen(ICD-10: F02.8; DSM-IV: Kodierung der spe-zifischen Substanzen).

Die Demenz bei Alzheimer-Krankheit ist mit 50Prozent aller Demenzerkrankungen die häufig-

ste Form der Demenz. Sie kann bereits im mitt-leren Erwachsenenalter auftreten (früher Be-ginn; ICD-10: F00.0), doch in den meisten Fäl-len zeigt sie sich erst nach dem 65. Lebensjahr(später Beginn; ICD-10: F00.1), vor allem imneunten und zehnten Lebensjahrzehnt (Cooper,1989). Die Alzheimer-Demenz verläuft fort-schreitend und irreversibel. Sie beginnt mitLern-, Gedächtnis- und Denkstörungen sowiemit leichteren Veränderungen der Persönlich-keit (vor allem im Affektbereich). Allmählichnehmen die kognitiven Einbußen zu, räumlich-zeitliche Desorientierung und Umherirren tre-ten auf, die Persönlichkeit verändert sich im-mer stärker im Sinne von Antriebsverlust,Passivität und Desinteresse. Der Patient büßtallmählich seine Selbständigkeit ein. Die Zeitvon Erkrankungsbeginn bis zum Tode beträgtetwa sieben bis neun Jahre (Häfner, 1992).

Die vaskuläre Demenz ist eher von einem fluk-tuierenden Verlauf bestimmt; die kognitivenAusfälle sind – je nach geschädigter Hirnregion– inselförmig. Auch bei dieser Form der Demenzfinden sich als Hauptsymptome Störungen desGedächtnisses, der Urteilsfähigkeit, des abstrak-ten Denkens sowie der Persönlichkeit. Das Auftre-ten einer vaskulären Demenz läßt sich durch Prä-vention – und zwar im Sinne der Vermeidungoben genannter Risikofaktoren – erheblich be-

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einflussen. Allerdings sind die Möglichkeitentherapeutischer Intervention sehr begrenzt.

Abzugrenzen von den verschiedenen Formender Demenz sind Pseudodemenzen, die in ihrenSymptomen zwar einer Demenz ähneln, die je-doch keine wirkliche Demenz darstellen. Vorallem bei schweren, chronischen Depressionenkönnen Defizite im Denkvermögen, im Antriebsowie in der Selbständigkeit auftreten, die zu-nächst an eine Demenz denken lassen. Erst einegenauere Untersuchung weist auf Depressionenals Ursache dieser Symptome hin.

Die Verwirrtheitszustände, die sich nur überStunden oder wenige Tage erstrecken, sind vorallem durch verringerte Sauerstoffversorgungdes Gehirns (die ihrerseits auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie cerebrale Gefäßprozessezurückgehen) verursacht. Des weiteren könnensie durch hohe psychische Belastungen ausge-löst werden.

(2) Depressive Störungen (ICD-10: F32-F33; DSM-IV: 296.xx, 300.4, 311; zur Klassifikation s. Kap.36.1/Depressive Störungen: Klassifikation, Dia-gnostik). Neben Demenzen stellen Depressio-nen die häufigsten psychischen Störungen imAlter dar (Radebold, 1992). Vor allem nach Ver-lust des Ehepartners und anderer nahestehen-der Menschen, bei chronischer Erkrankungsowie bei Hilfsbedürftigkeit oder Pflegebedürf-tigkeit ist mit dem Auftreten von depressivenEpisoden zu rechnen. Depressionen im Altervariieren erheblich in ihrer Intensität; sie rei-chen von einer leichten bis zu einer sehr schwe-ren depressiven Episode. Bei den schweren De-pressionen können neben Veränderungen derStimmung, des Lebensgefühls und der Aktivi-tät Defizite in kognitiven Funktionen und inder Selbständigkeit auftreten, die Ähnlichkeitmit Symptomen einer Demenz (Pseudodemenz)haben. Patienten, die an einer Demenz erkranktsind, leiden in ca. 30 Prozent der Fälle an de-pressiven Störungen. Da sich Demenzen undDepressionen zum Teil in ihrer Symptomatikähneln können und da diese beiden psychi-schen Störungen nicht selten gleichzeitig auf-treten, ist eine Differentialdiagnostik hier be-sonders wichtig (vgl. Oesterreich, 1993).

(3) Angststörungen (ICD-10: F40-F41; DSM-IV:300.xx; zur Klassifikation s. Kap. 37.1/Angst-störungen: Klassifikation, Diagnostik). Diese

treten auch bei älteren Menschen häufig zu-sammen mit Depressionen auf (ICD-10: F 41.2).Dabei sind spezifische Phobien und soziale Pho-bien etwas stärker vertreten als generalisierteAngststörungen. Von Angststörungen – vor al-lem von Phobien – sind primär jene älterenMenschen betroffen, bei denen soziale Isola-tion besteht. Bei Patienten, die an einer De-menz erkrankt sind, führt die Bewußtwerdungder Krankheit und ihrer Folgen nicht selten zuPanikstörungen (Lauter & Kurz, 1989).

(4) Somatisierungsstörungen (ICD-10: F45.0; DSM-IV: 300.81). Diese finden sich hauptsächlich beiälteren Menschen, die eine negative Einstellungzu ihrem eigenen Altern zeigen und bei denendie Überzeugung besteht, keine Aufgabe mehrzu haben und von anderen nicht mehr ge-braucht zu werden, oder die mit einer Kumula-tion von Belastungen konfrontiert werden, diesie nicht verarbeiten können (dieses Risiko be-steht vor allem im hohen Alter) (Kruse, 1989;Radebold, 1992). Bei Verlustereignissen (sei esder Verlust des Ehepartners oder sei es die alsVerlust erlebte Berufsaufgabe) gehen Somatisie-rungsstörungen nicht selten aus den zunächstim Vordergrund stehenden Anpassungsstörun-gen hervor. Neben den Somatisierungsstörun-gen sind hypochondrische Störungen erkenn-bar.

2. Diagnostik2.1 Testverfahren zur Bestimmungder kognitiven Leistungsfähigkeit

Die Bestimmung der kognitiven Leistungsfähig-keit im Alter ist zunächst mit Hilfe jener Intelli-genz- und Leistungstests möglich, die auch inder Untersuchung von jüngeren Altersgruppenangewendet werden. Der Hamburg-Wechsler-In-telligenztest für Erwachsene (HAWIE-R) ist an Per-sonen bis zu einem Alter von 74 Jahren, derKurztest für allgemeine Basisgrößen der Infor-mationsverarbeitung (KAI; Lehrl, Gallwitz,Blaha & Fischer, 1992) für Personen bis zu ei-nem Alter von 65 Jahren normiert. Ebenso wiedie Progressiven Matrizen von Raven können die-se Verfahren aber auch noch bei älteren Perso-nen eingesetzt werden. Das Leistungsprüfsystemfür 50- bis 90jährige und der Alterskonzentra-

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984 B. Störungsbezogener Teil VII: Störungen von Funktionsmustern

tionstest (AKT) sind auch für das hohe Alter nor-miert.

Eine speziell für ältere Menschen entwickelteTestbatterie (mit der zusätzlich subjektive Be-wertungen des Alters gemessen werden kön-nen) liegt mit dem Nürnberger Altersinventar vor(Oswald & Fleischmann, 1994; s. Kasten 1) vor.Mit diesem läßt sich auch im Falle einer deut-lich verminderten kognitiven Leistungsfähig-keit und Kompetenz eine differenzierte Diagno-stik vornehmen.

Der Mini-Mental-Status-Test (MMST; Folstein,Folstein & McHugh, 1990) ist ein einfachesstandardisiertes Verfahren zur quantitativen Er-fassung kognitiver Leistungseinbußen bei de-mentiellen Erkrankungen. Dieser Test gehört zuden gängigsten Verfahren. Eine formal analo-ge, inhaltlich aber unterschiedliche Testform

liegt mit der Zürcher Variante vor (Noser, Schö-nenberger & Wettsein, 1988).

Eine besondere Form kognitiver Diagnostikbilden spezifische Demenzskalen. Das Function-al Assessment Staging (FAST; Ihl & Fröhlich,1991) ist aus der Brief Cognitive Rating Scale(BCRS; Weyerer, Platz, Eichhorn, Man, Ames &Graham, 1988) hervorgegangen. Während dieBCRS eine Schweregradeinstufung von kogni-tiven Beeinträchtigungen ermöglicht, beziehtsich das FAST vorwiegend auf die Beurteilungder Alltagskompetenz und der selbständigenVersorgung der Person; mit der Nurses’ Observa-tion Scale for Geriatric Patients (Brunner & Spie-gel, 1990) liegt auch ein Beobachtungsinstru-ment für das Pflegepersonal vor.

Mit der Alzheimer’s Disease Assessment Scale(ADAS; Ihl & Weyerer, 1993) soll der Schwere-grad dementieller Symptome im kognitiven

Kasten 1Elemente des Nürnberger Altersinventars (Oswald & Fleischmann, 1994)

I. Kognitive Tempotests(1) Zahlen-Verbindungs-Test ZVT-G(2) Labyrinth-Test LT-G(3) Zahlen-Symbol-Test ZS-G(4) Farb-Wort-Test FWT

II. Gedächtnistests(5) Zahlennachsprechen ZN-G(6) Satznachsprechen SN(7a) Wortliste WLFR(7b) Wortliste WLWE(8) Bildertest BT(9) Wortpaare WP(10) Figurentest FT(11) Latentes Lernen LL

III. Fremdbeurteilungsskalen(12) Nürnberger-Alters-Rating NAR(13) Nürnberger-Alters-Beobachtungs-Skala NAB

IV. Selbstbeurteilungsskalen(14) Nürnberger-Alters-Selbstbeurteilungs-Skala NAS(15) Nürnberger-Selbsteinschätzungs-Liste NSL(16) Nürnberger-Alters-Alltagsaktivitäten-Skala NAA(17) Nürnberger-Alters-Fragebogen NAF(18) Nürnberger-Lebensqualitäts-Fragebogen NLQ

Zusatz(19) Schematik zur Demenzdiagnostik

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und nicht kognitiven Bereich eingeschätzt wer-den. Sie beinhaltet einen Testteil, ein Interviewund eine Verhaltensbeobachtung. Eine Diffe-rentialdiagnose zwischen Alzheimer-Demenzund Multiinfarktdemenz kann durch dieHachinski Ischemic Scale (HIS; Lehrl, Grässel,Cameron, Fischer, Wölk & Hübner, 1990) er-leichtert werden, die internistische, neurologi-sche und psychopathologische Verlaufs- undQuerschnittssymptome umfaßt. Des weiterenliegen strukturierte Interviews vor. Zu nennensind hier vor allem SIDAM (Strukturiertes Inter-view für die Diagnose der Demenz vom Alz-heimer-Typ, der Multi-Infarkt-Demenz und vonDemenzen anderer Ätiologie nach DSM-III-R,DSM-IV und ICD 10; Zaudig & Hiller, 1996)und BAI (Brief Assessment Interview zur Erfas-sung von Demenz und Depression; Weyerer etal., 1988).

2.2 Testverfahren zur Diagnostikdepressiver Symptomatik

Je nachdem, ob größere Bevölkerungsgruppenoder spezifische (klinische) Populationenuntersucht werden sollen, können unterschied-liche Skalen zur Erfassung von Depression einge-setzt werden, so z.B. die Allgemeine Depressions-skala ADS, die Carrol-Rating-Scale (dt. Fassung s.Merten, 1990), das Beck-Depressions-Inventar BDI(s. Kap. 36.1/Depressive Störungen: Klassifikati-on, Diagnostik). Die Hospital Anxiety and De-pression Scale HAD-Skala (zur dt. Fassung s.Herrmann & Buss 1994) ist eher für klinischePopulationen entwickelt worden. Hier liegenauch Skalen für Einschätzungen durch das Pfle-gepersonal vor. Speziell für geriatrische Patien-ten ist der Cornell-Fragebogen (Volk, Wurtz,Sommerfeldt, Kändler & Pflug, 1993) geeignet.

Kasten 2Fragebogen zur Erfassung psychischer und somatischer Beschwerden bei älteren Men-schen (Hautzinger, 1984)

Name, AutorFragebogen zur Erfassung psychischer und so-matischer Beschwerden bei älteren Menschen(Hautzinger, 1984)

Gegenstandsbereich, GeltungsbereichPsychische und somatische Beschwerden beiälteren Menschen. Geeignet für epidemiolo-gische Untersuchungen an älteren Menschenebenso wie im klinischen Bereich.

Struktur des VerfahrensEs handelt sich um ein Selbstbeurteilungs-fragebogen; sofern er von älteren Patientennicht selbst bearbeitet werden kann, könnendie formulierten Fragen als Interviewvorlagebenutzt werden. In 46 Items werden verschie-dene seelische, soziale und körperliche Pro-bleme thematisiert. Die Fragen sollen bejahtoder verneint werden. Beispiele: «Ich fühltemich niedergeschlagen»; «Ich fühlte mich ein-sam»; «Ich war den ganzen Tag wie benom-men»; Ich fühlte mich verspannt, ver-krampft»; «Ich hatte Probleme, meineGedanken zusammenzuhalten». Der Fragebo-

gen mißt in 8 Faktoren die folgenden Berei-che: (1) Depression, (2) Angst, (3) kognitiveBeeinträchtigung, (4) körperliche Beschwer-den, (5) soziale Probleme, (6) Schlafprobleme,(7) psychotische Erlebnisse, (8) Sexuelle Be-einträchtigungen.

Gütekriterien• Reliabilität: Die Werte für die Innere Konsi-stenz der 8 Faktoren liegen zwischen .73 (so-ziale Probleme) und .87 (Depression).

• Validität: Die Grundlage für die Entwicklungdes Fragebogens bildeten drei vielgebrauchteund gut evaluierte Meßverfahren: Die Depres-sionsskala des Center for Epidemiology desNational Institute of Mental Health (CES-D);das Inventar psychischer und somatischer Be-schwerden (IPSC); eine Kurzform der Hop-kins-Symptomliste (BSI).

• Normen. Die Standardisierung erfolgte an ei-ner Eichstichprobe von 2419 älteren Men-schen (mittleres Alter 61,8 Jahre; Standard-abweichung 7,7 Jahre).

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986 B. Störungsbezogener Teil VII: Störungen von Funktionsmustern

Das Verfahren beinhaltet insgesamt 19 Items,die fünf Bereichen zugeordnet sind: Stim-mungsassoziierte Zeichen; Störungen im Ver-halten; vegetative Störungen; Störungen dercircadianen Rhythmik; andere Störungen.

2.3 Testverfahren zur Bestimmungvon Persönlichkeit, Kontrollüberzeu-gungen und Lebenszufriedenheit

In der Diagnostik jüngerer Menschen bewährtePersönlichkeitsinventare sind in der Regelhöchstens bis zu einem Alter von 65 Jahrennormiert, werden aber dennoch über diese Al-tersgrenze hinaus eingesetzt; von daher ist dieentsprechende Interpretation mit Vorsicht vor-zunehmen. Daneben gibt es für das Alter spe-zifische Verfahren wie die im Nürnberger Alters-inventar (Oswald & Fleischmann, 1994)enthaltenen Selbstbewertungsskalen.

Einen spezifischen Aspekt der Persönlichkeit,dem in der Gerontologie besondere Bedeutungbeigemessen wird, bilden Kontrollüberzeugungen.Die heute gängigen Verfahren erfassen zum Teilgeneralisierte Kompetenz- und Kontingenzer-wartungen (z.B. Fragebogen zu Kompetenz- undKontrollüberzeugungen FKK; Krampen, 1991),zum Teil eher bereichsspezifische Kontrollüber-zeugungen (z.B. die Multidimensional HealthLocus of Control Scales MHLC für gesundheits-bezogene Kontrollüberzeugungen; Muthny &Tausch, 1994).

Ein gut eingeführtes und bewährtes Instru-ment zur Bestimmung der Lebenszufriedenheitist die Philadelphia Geriatric Center Morale Scale(PGC; Lawton, 1975; erweiterte Fassung s. Closs& Kempe, 1986). «Morale» im Deutschen eherKampfgeist, Einsatzbereitschaft, positive Stim-mung als Moral, wird als multidimensionalesKonzept verstanden. Hohe Skalenausprägungim Alter bedeutet insbesondere Zufriedenheitmit sich selbst, das Gefühl, im Leben etwas er-reicht zu haben, nützlich zu sein, als Personbestehen zu können, die subjektive Überein-stimmung zwischen persönlichen Bedürfnissenund Angeboten aus der Umgebung, das Sich-Abfinden mit dem Unabänderlichen, wie z.B.alt zu sein (Lawton, 1972). Speziell für dieErfassung der Lebenszufriedenheit älterer Men-schen wurde die Lebenszufriedenheits-Skala

LZ-Skala entwickelt (Löhr & Walter, 1974; zurLebenszufriedenheit s. Bullinger, 1996) entwik-kelt. Das momentane innere Erleben und Emp-finden eines Individuums kann mit Befindlich-keitsfragebögen erfaßt werden.

2.4 Skalen zur Erfassung vonpsychischen und somatoformenStörungen

Als nicht altersspezifische Verfahren (die sichjedoch in der Diagnostik älterer Menschen sehrbewährt haben) finden Verwendung: Befind-lichkeitsskala (v. Zerssen), Freiburger Beschwerden-Liste (Fahrenberg), Streßverarbeitungsfragebogen(Jahnke) Fragebogen zur Abschätzung Psychoso-matischen Krankheitsgeschehens (Koch). Ein alters-spezifisches Verfahren liegt mit dem Fragebogenpsychischer und somatischer Beschwerden bei älterenMenschen (Hautzinger, 1984) vor (s. Kasten 2).

3. LiteraturBrunner, C. & Spiegel, R. (1990). Eine Validierungsstudie

mit der NOSGER (Nurses’ Observation Scale for Geri-atric Patients), einem neuen Beurteilungsinstrumentfür die Psychogeriatrie. Zeitschrift für Klinische Psycho-logie, 19, 211–229.

Bullinger, M. (1996). Lebensqualität – ein Ziel- und Be-wertungskriterium medizinischen Handelns. In H.J.Möller, R.R. Engel & P. Hoff (Hrsg.). Befunderhebung inder Psychiatrie: Lebensqualität, Negativsymptomatik undandere aktuelle Entwicklungen (S. 13–29) Berlin: Springer.

Closs, Ch. & Kempe, P. (1986). Eine differenzierende Be-trachtung und Validierung des Konstruktes Lebens-zufriedenheit. Zeitschrift für Gerontologie, 19, 47–55.

Cooper, B. (1989). Epidemiologie psychischer Erkran-kungen im Alter. In D. Platt & K. Oesterreich (Hrsg.),Handbuch der Gerontologie (Band V: Neurologie, Psych-iatrie, S. 73–90). Stuttgart: Fischer.

Folstein, M.F., Folstein, S.E. & McHugh, P.R. (1990).MMST. Mini-Mental-Status-Test (Deutschsprachige Fas-sung von J. Kessler, S.E. Folstein, P. Denzler). Wein-heim: Beltz.

Häfner, H. (1992). Psychiatrie des höheren Lebensalters.In P.B. Baltes & J. Mittelstraß (Hrsg.), Zukunft desAlterns und gesellschaftliche Entwicklung (S. 151–179).Berlin: de Gruyter.

Hautzinger, M. (1984). Ein Fragebogen zur Erfassung psy-chischer und somatischer Beschwerden bei älterenMenschen. Zeitschrift für Gerontologie, 17, 223–226.

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98740. Störungen im Alter

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Lehrl, S., Gallwitz, A., Blaha, L. & Fischer, B. (1992).Theorie und Messung der biologischen Intelligenz mit demKurztest KAI. Ebersberg: Vless.

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Löhr, G. & Walter, A. (1974) Die LZ-Skala. Zur Erfassungder subjektiven Lebenszufriedenheit im Alter. Diagno-stica, 20, 80–91.

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40.2 Störungen im Alter: InterventionAndreas Kruse

Inhaltsverzeichnis1. Eine veränderte Sichtweise des Alters:

Stärken und Schwächen im Alter . . . . . . . . . 988

2. Notwendigkeit eines mehrdimensionalenInterventionsansatzes . . . . . . . . . . . . . . . . . 990

2.1 Physiologisches Altern . . . . . . . . . . . . . . . . 9902.2 Psychologisches Altern . . . . . . . . . . . . . . . . 9912.2.1 Chancen des Alters . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9912.2.2 Risiken des Alters . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9922.2.3 Möglichkeiten psychotherapeutischer

Intervention . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 993

2.2.4 Ressourcen trotz eingetretener Verlusteim Alter: Möglichkeiten kognitiverIntervention . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 994

2.3 Soziales Altern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 996

3. Möglichkeiten und Grenzen psychothera-peutischer Intervention im Alter . . . . . . . . . 998

4. Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1000

1. Eine veränderte Sicht-weise des Alters: Stärkenund Schwächen im Alter

Die öffentliche Diskussion über das Alter warlange Zeit von der Annahme bestimmt, daß imhöheren Lebensalter in allen Bereichen der Per-son Verluste aufträten und daß diese Verlustebei allen älteren Menschen in gleichem Maßeerkennbar seien. Die in dieser Annahme zumAusdruck kommenden «Defizit-Modelle» bilde-ten den Kern eines negativen Altersstereotyps,das von einem altersbedingten «Abbau» derPerson, ihrer physischen wie kognitiven Lei-stungsfähigkeit sowie ihrer Anpassungsfähig-keit an neuartige Situationen ausging. Diesenegativen Verallgemeinerungen sind empirischgenauso wenig gestützt wie die positiven Ver-allgemeinerungen, die mit dem Alter eine beiallen Menschen zu beobachtende Zunahme anErfahrung, Weisheit und Gelassenheit anneh-men (vgl. Lehr, 1996; Thomae, 1983).

An die Stelle von Defizit-Modellen tritt all-mählich eine differenziertere Sicht des Alters,

die sowohl von Stärken als auch von Schwä-chen in diesem Lebensabschnitt ausgeht. Dasgleichzeitige Auftreten von Stärken und Verlu-sten läßt sich besser verstehen, wenn die Mehr-dimensionalität der Entwicklung im Alter aus-reichend berücksichtigt wird (vgl. Baltes, 1990).

Unter physiologischem Altern werden Verän-derungen der Vitalkapazität, der Adaptations-und Kompensationsreserven des Organismus,der einzelnen Organsysteme und der senso-rischen Funktionen verstanden. Auch wennsich die verschiedenen Lebensalter durch Alters-normen für die genannten Merkmale charakte-risieren lassen, so sind doch die individuellenAbweichungen von diesen Normen sehr hoch;dies gilt auch für alte und sehr alte Menschen(vgl. Abschnitt 2.1). Das physiologische Alterist – verglichen mit früheren Lebensaltern –stärker von Schwächen bestimmt, wobei jedochzu berücksichtigen ist, daß sich ältere Men-schen in deren Ausmaß erheblich voneinanderunterscheiden (vgl. Steinhagen-Thiessen, Gerok& Borchelt, 1992).

Unter psychologischem Altern wird die Ent-wicklung von Fähigkeiten und Fertigkeiten des

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Menschen im kognitiven, alltagspraktischenund sozialem Bereich verstanden. Die Beson-derheit der psychischen Entwicklung im Alterist im gleichzeitigen Auftreten von Stärken undSchwächen zu sehen (vgl. Abschnitt 2.2). Stär-ken sind eher in erfahrungs- und wissens-gebundenen Bereichen (wie kristalline undpraktische Intelligenz) erkennbar, Schwächenhingegen in jenen Bereichen, die in höheremMaße an neurophysiologische Funktionen undProzesse gebunden sind (wie fluide Intelligenzund Arbeitsgedächtnis). Psychologisches Alternumfaßt weiterhin spezifische Entwicklungs-aufgaben des Alters. Entwicklungsaufgabenwerden dabei als Resultat der Wechselwirkungvon a) biologischer Entwicklung, b) gesellschaft-lichen Normen und Leitbildern («Welche Er-wartungen richtet die Gesellschaft an die ein-zelnen Lebensalter?») und c) individuellenBedürfnissen und Anliegen verstanden (Havig-hurst, 1972). Dieses Verständnis macht deut-lich, daß psychologisches Altern einerseits bio-logischen und sozialen Einflüssen unterliegt,andererseits aber von den Werten des einzel-nen Menschen und seinen (auch biologischund sozial mitbestimmten) Möglichkeiten zurVerwirklichung dieser Werte beeinflußt ist.

Ergebnisse medizinischer und psycholo-gischer Forschung weisen auf die große Be-deutung der Entwicklungsprozesse in jüngerenLebensjahren für physiologisches und psycho-logisches Altern hin. Das Ausmaß der Stärkenund Schwächen im Alter ist auch davon ab-hängig, welche Fähigkeiten und FertigkeitenMenschen in jüngeren Lebensjahren ausgebil-det haben. Ebenso ist die Lebenseinstellung desMenschen sowie seine Fähigkeit und Bereit-schaft, sich mit Entwicklungsaufgaben im Alterbewußt und verantwortlich auseinanderzuset-zen, von seiner biographischen Entwicklungbeeinflußt. Aus diesem Grunde wird heute eineSicht des Alters gefordert, die eine lebenslauf-orientierte mit einer situationsorientierten Per-spektive verbindet, Alter also sowohl im Kon-text biographischer Entwicklung als auch imKontext situativer Anforderungen betrachtet(vgl. Kruse, 1995). Ein Beispiel für dieses Ver-ständnis von Altern – das in gleichem Maße fürdie Grundlagenforschung und die angewandteGerontologie bedeutsam ist – findet sich in Ta-belle 1.

Unter sozialem Altern werden Veränderungenin den sozial definierten Rollen und Funktio-nen verstanden, die mit Erreichen eines be-

Tabelle 1: Einflüsse auf das Alter aus lebenslauf- und situationsorientierter Sicht

A. Entwicklung im Lebenslauf– Bildungsstand, Bildungsgewohnheiten und -bedür fnisse– Fähigkeiten und Fertigkeiten, die im Lebenslauf entwickelt wurden– Lebensstile und Gewohnheiten, die sich im Lebenslauf entwickelt haben– Interessen, die im Lebenslauf entwickelt wurden– soziale Aktivität und soziales Engagement im Lebenslauf

B. Psychische Situation in der Gegenwart– Motivation zur Verwirklichung von Interessen und Ausübung von Tätigkeiten– subjektive Bewertung eigener Fähigkeiten und Fertigkeiten (Selbstbild)– Anwendung und Training von Fertigkeiten in der Gegenwart– Grad der Zufriedenheit mit der Situation– Ausmaß erlebter Belastungen in der Situation– erlebte Kongruenz zwischen Erwartetem und Erreichtem– wahrgenommene und genutzte Anregungen in der Situation

C. Zukunftsperspektive– erlebte Veränderbarkeit und Gestaltbarkeit der Situation (Überzeugungen)– Einstellung zur persönlichen Zukunft

D.Subjektiver und objektiver Gesundheitszustand– objektiver Gesundheitszustand (körperliche und psychische Erkrankungen)– Art und Grad der Behinderung(en)– subjektiver Gesundheitszustand– Gesundheitsverhalten (was tut die Person für ihre Gesundheit?)

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stimmten Lebensalters einsetzen. Die Gesell-schaft richtet an jedes einzelne Lebensalter be-stimmte Erwartungen hinsichtlich spezifischerFähigkeiten und Fertigkeiten sowie besondererLebensformen. Im herkömmlichen gesellschaft-lichen Bild vom Alter dominieren Abbauprozes-se und Defizite: Es wird angenommen, daß Al-ter primär Krankheit und Hilfsbedürftigkeitbedeutet und ältere Menschen antiquierte Ein-stellungen zeigen, die den gesellschaftlichenFortschritt behindern. Allmählich verändernsich jedoch die Anschauungen: Zum einenkann nicht übersehen werden, daß der Groß-teil der älteren Menschen ein selbständiges Le-ben führt. Weiterhin wird zunehmend aner-kannt, daß die im Lebenslauf entwickeltenFähigkeiten und Fertigkeiten sowie die Erfah-rungen älterer Menschen auch für die Gesell-schaft fruchtbar gemacht werden können. Bei-spiele für dieses veränderte Altersbild sind diestärkere politische Partizipation, zu der ältereMenschen angeregt werden, oder die öffent-liche Diskussion ehrenamtlicher Potentiale imAlter (Kohli, 1992; Rosenmayr, 1990).

2. Notwendigkeit einesmehrdimensionalenInterventionsansatzes

Bei der Entwicklung eines Interventionsansat-zes ist die Mehrdimensionalität der Entwick-lung im Alter zu beachten. Die drei genanntenDimensionen – physisches, psychisches und so-ziales Altern – werden im folgenden unter demGesichtspunkt notwendiger Interventions-strategien dargestellt.

2.1 Physiologisches Altern

«Unsere Daten weisen darauf hin, daß Alternein individueller Prozeß ist. Obwohl Quer-schnittuntersuchungen einen signifikantenRückgang in zahlreichen physiologischen Va-riablen über den gesamten Lebenslauf zeigen,sind die interindividuellen Unterschiede dochsehr groß. In einigen Variablen erbringen man-che Achtzigjährige genauso gute Leistungen wieder Durchschnitt der Fünfzigjährigen. Der Pro-zeß des Alterns verläuft nicht nur hochspezi-

fisch für jeden Menschen, sondern auch für dieverschiedenen Organsysteme desselben Men-schen» (Shock, Greulich, Andres & Costa, 1984,S. 327). Dieses Zitat beschreibt ein zentrales Er-gebnis der Baltimore Längsschnittstudie über nor-males Altern. Es lassen sich zwar alterstypischeVerluste in einzelnen physiologischen und bio-chemischen Variablen beobachten (zum Bei-spiel verringerte Funktionsreserve der Organe,abnehmende Vitalkapazität, zunehmender Blut-druck, erhöhte Cholesterinkonzentration, ver-minderte Glucosetoleranz, Veränderungen derMuskulatur, Abnahme des Mineralgehaltes desSkeletts, Trübung der Augenlinse, Verlust desHörvermögens für hohe Frequenzen), doch fin-den sich zugleich stark individuell ausgeprägteVarianten dieser Prozesse. Der Umfang alters-typischer Verluste ist also von Person zu Personsehr verschieden. Diese hohe interindividuelleVariabilität läßt sich auf drei Faktoren zurück-führen, von denen zwei auf die Aufgaben derIntervention – und zwar der Prävention undder Rehabilitation – deuten:

(1) Unterschiedliche genetische Information;

(2) Anzahl, Art und Dauer von Risikofaktorenund Erkrankungen in früheren Lebensphasenund im Alter;

(3) Art und Ausmaß körperlicher Aktivität injüngeren Jahren und im Alter.

Der zweite und dritte Einflußfaktor weisen daraufhin, wie wichtig der Lebensstil in früheren Le-bensjahren für die Gesundheit im Alter ist. Diedaraus ableitbaren Folgerungen für die Präven-tion betreffen auch gesundheitspsychologische Inter-ventionsansätze, zu denen vor allem gehören:

– Vermittlung einer «lebenslauforientiertenSicht» von Entwicklung, die auf die persön-liche Verantwortung für Gesundheit undSelbständigkeit im Alter hinweist;

– Aufklärung über Risikofaktoren und Steige-rung der Motivation zur Vermeidung von Ri-sikofaktoren;

– Training und Verstärkung gesundheitsbewuß-ten Verhaltens.

Die Erhaltung und Förderung der Gesundheitsowie der Selbständigkeit im Alter ist auch eine

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Aufgabe der Rehabilitation. Angesichts der Tat-sache, daß das Risiko der Hilfsbedürftigkeit oderder Pflegebedürftigkeit vor allem im hohen Al-ter deutlich zunimmt, gewinnt die Rehabilitati-on im Kontext der Versorgung älterer Men-schen besondere Bedeutung. Ergebnisse einerfür die Bundesrepublik Deutschland repräsen-tativen Untersuchung von über 20 000 Haus-halten (Infratest, 1993) weisen auf dieses Risikohin. Von den über 85jährigen Personen waren28 Prozent hilfsbedürftig. Diese Personen wie-sen Einschränkungen in einer größeren Zahlvon instrumentellen Aktivitäten, die kom-plexere sensomotorische Funktionen voraus-setzen, auf. Weitere 26 Prozent der über 85jäh-rigen Personen waren pflegebedürftig. DiesePersonen hatten auch in der Ausführung basa-ler Aktivitäten erhebliche Schwierigkeiten undwaren im Alltag auf umfassende Unterstützungdurch andere Personen angewiesen.

Die (stationäre oder ambulante) Rehabilita-tion umfaßt zahlreiche Leistungen, von deneneinzelne in das Gebiet der Neuropsychologie,der Klinischen Psychologie und der Öko-psychologie fallen. Dem geriatrischen Team ge-hören in der Regel Diplom-PsychologInnen an,die über Erfahrungen auf den drei folgendenGebieten verfügen müssen:

(1) Zu den neuropsychologischen Aufgabenzählen a) die Diagnostik von kognitiven Stö-rungen, von Störungen sensomotorischer Funk-tionsabläufe, von Sprach- und Sprech- sowievon Gesichtsfeld- und Werkzeugstörungen undb) die Mitarbeit bei der Entwicklung von The-rapieprogrammen (in Kooperation mit Ergo-therapeuten, Physiotherapeuten und Logopä-den).

(2) Die klinisch-psychologischen Aufgaben um-fassen einzel- und gruppentherapeutische An-gebote mit dem Ziel, die Verarbeitung eingetre-tener Erkrankungen und Funktionsstörungenzu fördern. Weiterhin ist die Beratung der An-gehörigen notwendig, um diese für eine selb-ständigkeitsfördernde und motivierende Unter-stützung des Patienten zu sensibilisieren.

(3) Ökopsychologische Aufgaben betreffen dieGestaltung der räumlichen Umwelt in Überein-stimmung mit der Struktur alltagspraktischer,kognitiver und sozialer Fertigkeiten des Patien-

ten. In diesem Zusammenhang ist auf das brei-te Spektrum technischer Hilfen hinzuweisen,durch deren Nutzung ein selbständiges Lebenauch bei bestehenden Einbußen erheblich ge-fördert wird (Kruse, 1992).

2.2 Psychologisches Altern

2.2.1 Chancen des Alters

Zu den Entwicklungsaufgaben des Alters (vgl.Abschnitt 1) gehören in unserer Gesellschaftvor allem die Wahrnehmung neuer Rollen nachAustritt aus dem Beruf sowie die vermehrte Be-schäftigung mit außerberuflichen Interessenund Tätigkeiten. Die Ausübung einer anregen-den Aufgabe, die Verwirklichung persönlich be-deutsamer Interessen und die Überzeugung,von anderen Menschen gebraucht zu werden,bilden eine zentrale Grundlage für die positiveLebenseinstellung im Alter. Diese Alternsformist nicht nur an soziokulturelle Bedingungen(wie zum Beispiel bestehende soziale Netzwer-ke, kulturelle und soziale Angebote für ältereMenschen) geknüpft, sondern auch an die Fä-higkeit und Bereitschaft des Menschen, sichvon einzelnen, früher wahrgenommenen Auf-gaben (im beruflichen, zum Teil auch im fami-liären Bereich) zu lösen und den verändertenAlltag in verantwortlicher Weise zu gestalten.Damit sind Chancen angesprochen, die das Al-ter bietet – ein Aspekt, der im gesellschaftlichen(und zum Teil im wissenschaftlichen) Alters-bild nicht immer ausreichend Beachtung fin-det. Die Suche nach einer persönlich bedeutsa-men und sozial anerkannten Aufgabe stellt einepsychologische Grundlage für das soziale Enga-gement vieler älterer Menschen dar. Dieseskommt in ehrenamtlichen Initiativen sowie invielfältigen Formen der Unterstützung andererMenschen zum Ausdruck (Baltes & Montada,1996; Borscheid, 1995).

Ausgehend von der Fähigkeit und Bereit-schaft, sich im Alter von einzelnen Aufgabenzu lösen und den veränderten Alltag verant-wortlich zu gestalten, lassen sich zwei zentraleMerkmale der Kompetenz definieren, die fürdas Verständnis der psychischen Situation älte-rer Menschen wichtig sind: zum einen die Fä-higkeit zur Aufrechterhaltung eines selbst-verantwortlichen Lebens, zum anderen die

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Fähigkeit zur Aufrechterhaltung eines persön-lich zufriedenstellenden Lebens.

2.2.2 Risiken des Alters

Die beiden genannten Fähigkeiten sind nichtnur für die Verwirklichung der Chancen desAlters relevant, sondern in gleichem Maße fürdie Verarbeitung der Belastungen in dieser Le-bensphase. Zu jenen Belastungen, die im Alteran Gewicht gewinnen, gehören Einbußen inden sensorischen Funktionen, eingeschränkteBeweglichkeit sowie chronische Schmerzen(vor allem bei degenerativen Erkrankungen).Hinzu kommen Verluste in der sozialen Um-welt, die das Lebensgefühl im Alter nachhaltigbeeinflussen können. Hier sind schwere Erkran-kungen oder der Tod nahestehender Menschenzu nennen, durch die das soziale Netzwerk ver-kleinert und die emotionale wie instrumentelleUnterstützung reduziert wird. Nicht übersehenwerden dürfen zudem jene psychischen Bela-stungen, die aus der Bewußtwerdung der End-gültigkeit und der Begrenztheit des Lebenserwachsen können (s. dazu Schmitz-Scherzer,1992).

Die Konfrontation mit derartigen Belastun-gen stellt hohe Anforderungen an die psychi-schen Ressourcen eines Menschen. Dabei zei-gen ältere Menschen nicht selten ausgeprägteFähigkeiten zur psychischen Verarbeitung die-ser Belastungen. In der Literatur wird zwischenhandlungsorientierten und kognitiv-emotiona-len Techniken der Verarbeitung differenziertund hervorgehoben, daß aufgrund der zuneh-menden Endgültigkeit von Einbußen und Ver-lusten im Alter kognitiv-emotionale Technikenan Bedeutung gewinnen (Brandtstädter & Ren-ner, 1990; Thomae, 1996).

Unter handlungsorientierten Techniken wer-den Versuche des Menschen verstanden, durcheigenes Handeln Verbesserungen oder Erleich-terungen der Situation herbeizuführen. Die In-anspruchnahme medizinischer und rehabilita-tiver Angebote, die Nutzung von Seh-, Hör- undGehhilfen sowie die Ausstattung der Wohnungmit technischen Hilfsmitteln sind Beispiele fürsolche Verbesserungen und Erleichterungen beichronischen Erkrankungen. Die Intensivierungvon Kontakten mit Angehörigen und Freun-den, der Besuch von Selbsthilfegruppen oder

der selbstbestimmte Umzug in ein Alten-(wohn)heim sind Beispiele für die handlungs-orientierte Auseinandersetzung mit dem Ver-lust nahestehender Menschen.

Unter kognitiv-emotionalen Techniken werdenVersuche des Menschen verstanden, zu einerveränderten Bewertung der bestehenden Situa-tion zu gelangen. In der Bonner Geronto-logischen Längsschnittstudie (Thomae, 1996),in der auch die Verarbeitung belastender Situa-tionen im Alter ausführlich analysiert wurde,fanden sich zahlreiche Beispiele für kognitiv-emotionale Techniken. Zu diesen gehören:

a) die positive Deutung der Situation («es gibtauch schöne Dinge in meinem Leben; meineSituation ist doch gar nicht so schlecht, wiedies auf den ersten Blick erscheinen mag»),

b) der Vergleich der eigenen Situation mit deranderer Menschen («wenn ich sehe, wie es an-deren Menschen ergeht, dann brauche ichnicht zu klagen, da geht es mir vergleichsweisegut»),

c) die Identifikation mit dem Schicksal der Kin-der und Enkelkinder («ich habe viel Freude dar-an, wie sich meine Kinder und Enkelkinder ent-wickeln; das hilft mir auch dabei, schwereStunden besser zu ertragen»),

d) Veränderungen des eigenen Anspruchs-niveaus («wenn man ein so hohes Alter erreichthat, dann muß man mit bestimmten Verände-rungen rechnen und diese akzeptieren»).

Im Alter tritt deutlich häufiger als in früherenLebensjahren eine Kumulation von Belastungenauf. Diese Kumulation kann zum einen auf un-abhängig voneinander eintretende Einbußenund Verluste zurückgehen (Bsp.: physische Ein-bußen einerseits, Verlust nahestehender Men-schen andererseits), zum anderen auf Folgen,die durch bestimmte Einbußen und Veluste be-dingt sind (Bsp.: physische Einbußen, daraushervorgehende Einschränkungen der Mobilität,dadurch verursachter, unvorhergesehener Ein-zug in ein Heim). Gerade bei der Kumulationvon Belastungen besteht die Gefahr, daß diepsychischen Ressourcen des Menschen überfor-dert werden und die Verarbeitung dieser Bela-stungen auch langfristig nicht gelingt. Psychi-

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sche und somatoforme Störungen im Alter sindnicht selten Folge einer psychischen Überfor-derung des Menschen sowie der nicht gelunge-nen Verarbeitung von Belastungen.

Im Zusammenhang mit diesen psychischenÜberforderungen steht auch die Tatsache, daßsich im Alter das Verhältnis von Suizidversuchenzu vollendeten Suiziden deutlich verändert: Die-ses beträgt für Frauen der Altersgruppe 15 bis19 Jahre 59:1 und für Männer der gleichen Al-tersgruppe 12:1, hingegen für Frauen der Al-tersgruppe 70 bis 74 Jahre nur noch 1,8:1 undfür Männer dieser Altersgruppe nur noch 1,4:1(Erlemeier, 1998; Häfner, 1992). Für das verän-derte Verhältnis von Suizidversuchen zu voll-endeten Suiziden sind zwei Faktoren verant-wortlich zu machen:

a) Das Risiko des tödlichen Ausgangs schwe-rer Verletzungen oder Vergiftungen und damitauch von Suizidversuchen steigt im Alter deut-lich an.

b) Bei älteren Menschen ist der Entschlußzum suizidalen Handeln meistens ernsthaft,auch wenn er ungleich seltener gefaßt wird. Ausdiesem Grunde überwiegen bei den Suizid-handlungen «harte Methoden», wie Erhängen,Erschießen und Ertränken. Die häufigsten Mo-tive für Suzidhandlungen im Alter sind schwe-re chronische (vor allem lebensbedrohliche) Er-krankungen, der Tod des Ehepartners sowieEinsamkeitsgefühle (Häfner, 1992; Schmitz-Scherzer, 1992). Die Selbstmordrate liegt beiverwitweten alten Menschen deutlich höher alsbei verheirateten alten Menschen; sie ist dop-pelt so hoch für alleinstehende wie für verhei-ratete Männer (Cooper, 1989).

2.2.3 Möglichkeitenpsychotherapeutischer Intervention

In bezug auf die psychologische Intervention wer-den mehrere Therapieverfahren und Interven-tionsstrategien zur Stärkung der psychischenRessourcen, zur Linderung von Einsamkeits-gefühlen und zur Förderung der alltagsprak-tischen Kompetenz (vor allem bei Männern,deren Selbständigkeit nach dem Tod ihrer Ehe-frau gefährdet ist) vorgeschlagen (s. dazu z.B.Junkers, 1995; Radebold, 1992).

Die Stärkung psychischer Ressourcen sowiedie Entwicklung einer tragfähigen Zukunfts-perspektive durch die Aktualisierung vonWachstumspotentialen steht bei den gesprächs-psychotherapeutischen Verfahren im Vordergrund.Deren zentrale Annahme, daß durch Akzeptanzund Wertschätzung, durch Echtsein und realesZugegensein sowie durch einfühlendes Verste-hen Wachstumspotentiale aktualisiert werden(Rogers, 1983), ist für die Gerontologie in zwei-facher Hinsicht von Interesse: Zum einen wirdvon Potentialen des Alters ausgegangen, dieunter anderem in der Fähigkeit des Menschengesehen werden, bestehende Grenzen zu akzep-tieren, die Situation neu zu bewerten und daseigene Anspruchsniveau zu verändern (Brand-tstädter & Renner, 1990; Kruse, 1990). Zumanderen wird betont, daß die reflektierte Aus-einandersetzung mit der Biographie eine Vor-aussetzung für die Akzeptanz des eigenen Al-ters bildet, wobei diese Auseinandersetzungdurch den Dialog mit anderen Menschen ge-fördert wird. Die Methode des Lebensrückblicks(in Einzel- oder Gruppengesprächen) baut zumTeil auf Prinzipien der klientenzentrierten Psy-chotherapie auf (Birren & Deutchman, 1991).

Die Stärkung psychischer Ressourcen sowiedie Entwicklung angemessener Formen der Kon-fliktbewältigung durch die Bewußtmachung a)aktuell erlebter Bedrohungen und b) der Ein-flüsse biographischer Erlebnisse und Erfahrun-gen auf das aktuelle Erleben bilden den Kernpsychoanalytischer Verfahren (Junkers, 1995; Ra-debold, 1992). Aufgrund der spezifischen Risi-ken des Alters (chronische Krankheitsverläufe,Multimorbidität und Polypathie, stärkere Kon-frontation mit der Endgültigkeit und derEndlichkeit des Lebens) wird zu Modifikationenbei der psychoanalytischen Behandlung gera-ten, unter denen besonders hervorzuhebensind: a) Geringere Behandlungsintensität undBehandlungsdauer, b) stärkere Konzentrationauf die Gegenwart und Zukunft, c) höherer Ak-tivitätsgrad des Therapeuten. Radebold (1992)empfiehlt einen Behandlungszeitraum von ei-nem halben Jahr bis zu zwei Jahren mit ein biszwei Behandlungen pro Woche. Weiterhin wer-den Besonderheiten in der therapeutischen Be-ziehung betont: Diese liegen zum einen darin,daß der Klient in der Regel deutlich älter ist alsder Therapeut, woraus sich Besonderheiten inder Übertragung-Gegenübertragungs-Situation

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ergeben können (nicht selten übertragen The-rapeuten auf die Patienten ihr eigenes «Eltern-bild») und zudem Widerstände des Patientenverstärkt werden können (nicht selten betonenPatienten, daß sie aufgrund ihres hohen Altersüber Lebenserfahrungen verfügen, auf die jün-gere Menschen noch nicht blicken können).Zum anderen ist das Leben älterer Menschen(vor allem hochbetagter Menschen) in stärke-rem Maße von gesundheitlichen und sozialenRisiken bedroht, die sich auch auf die Inhalteder Therapie (ständige Beschäftigung mit kör-perlichen Prozessen oder mit Verlusten imsozialen Netzwerk) sowie auf die äußeren Be-dingungen der Therapie (erhöhte Wahrschein-lichkeit, daß Sitzungen häufiger ausfallen müs-sen oder die Therapie längere Zeit unterbrochenwerden muß) auswirken können. Doch spre-chen diese Modifikationen im therapeutischenAnsatz sowie die Besonderheiten in der thera-peutischen Beziehung keinesfalls gegen einepsychoanalytische Therapie im Alter. Des wei-teren ist auch bei älteren Patienten ein ausrei-chendes Maß an psychischer Veränderbarkeit(«Plastizität») erkennbar, das eine psychoanaly-tische Therapie rechtfertigt.

Bei akuten psychischen und psychosoma-tischen Krisen werden auch psychoanalytischorientierte Kurzpsychotherapien angeboten, diesich auf die Bearbeitung eines spezifischen Kon-flikts konzentrieren. Diese umfassen in der Re-gel 5 bis 20 Sitzungen (s. dazu: Heuft, Kruse,Nehen & Radebold, 1995).

Die Förderung alltagspraktischer und sozialerFertigkeiten älterer Menschen bilden ein zen-trales Ziel verhaltenstherapeutischer Verfahren.Durch verhaltenstherapeutische Interventionwurde zum Beispiel in mehreren Studien eineStärkung selbständigkeitsorientierten Verhal-tens von Heimbewohnern erzielt (Baltes & Wahl,1989). Kognitiv-verhaltenstherapeutische Pro-gramme erwiesen sich als erfolgreich bei derFörderung von Kontrollüberzeugungen und ef-fektiven Bewältigungsstrategien (Rodin, 1980).Mit Hilfe dieser Programme ließ sich bei älte-ren Menschen auch eine bessere Bewältigungvon chronischen Schmerzen erzielen. a) Durchdas Führen von Schmerztagebüchern, b) durchdie Förderung der Sensibilität für Situationen,in denen Schmerzen stärker oder schwächerempfunden werden, sowie c) durch die Vermitt-lung von Techniken, mit denen die Konzentra-

tion auf Schmerzen verringert wird (so daß die-se in geringerem Maße als früher störend wir-ken), werden Kontrollüberzeugungen gefördert,die dem Menschen das Gefühl geben, seine Si-tuation besser beeinflussen zu können.

2.2.4 Ressourcen trotz eingetretenerVerluste im Alter: Möglichkeiten kognitiverIntervention

Das Training kognitiver Fertigkeiten (Intelligenz,Lernen, Gedächtnis) bildet mittlerweile eine be-deutende Komponente der Interventionsgeron-tologie. Zur richtigen Einschätzung der Möglich-keiten und Grenzen des kognitiven Trainingssind sowohl die alterskorrelierten Verluste alsauch die bestehenden kognitiven Ressourcen zuberücksichtigen. Die alterskorrelierten Verlustesind in jenen Leistungsbereichen erkennbar, diein stärkerem Maße an neurophysiologischeFunktionen und Prozesse gebunden sind («Me-chanik» kognitiver Leistungen). Es handelt sichdabei vor allem um die folgenden fünf Bereiche:

• Fluide Intelligenz: Die Fähigkeit zur Lösungneuartiger kognitiver Probleme geht zurück.

• Geschwindigkeit der Informationsverarbeitung:Kognitive Prozesse laufen mit geringerer Ge-schwindigkeit ab.

• Arbeitsgedächtnis: Es bestehen größere Proble-me bei der Organisation und Verschlüsselungdes Lernmaterials vor seiner Übertragung in dasLangzeitgedächtnis.

• Aufmerksamkeit: Die Kontrolle von Lernvor-gängen durch Aufmerksamkeitsprozesse gehtzurück, dadurch wird das Lernen störanfälliger.

• Erinnern: Es bestehen Probleme beim Abru-fen von Inhalten aus dem Langzeitgedächtnis.

In jenen Leistungsbereichen, die primär auf Er-fahrungen, Wissen und erworbenen kognitivenStrategien aufbauen, sind hingegen keine odernur geringfügige Verluste erkennbar. Dies ist vorallem in folgenden drei Bereichen der Fall:

• Erfahrungsgebundene (kristallisierte) Intelligenz:In jenen Bereichen, in denen Menschen eine

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99540. Störungen im Alter

umfassende Wissensbasis («Expertise») ausge-bildet haben, zeigen sie auch im Alter gute Lei-stungen.

• Alltagspraktische Intelligenz: In jenen alltags-praktischen Bereichen, in denen Menschen ef-fektive Strategien entwickelt und vielfältige Er-fahrungen gewonnen haben (zum Beispiel imberuflichen Bereich), zeigen sie auch im Altergute Leistungen. Zudem sind ältere Menschenin diesen Bereichen nicht selten jüngeren Men-schen überlegen, da diese noch nicht über ent-sprechende Strategien und Erfahrungen verfü-gen.

• Anwendung von vertrauten kognitiven Strategien:Kognitive Strategien, die in jüngeren Jahrenentwickelt und kontinuierlich eingesetzt wor-den sind, sind auch im Alter prinzipiell verfüg-bar.

Trotz bestehender Einbußen in neurophysio-logischen Funktionen und Prozessen bleibtauch im Alter die kognitive Leistungstüchtig-keit bestehen. Dies ist vor allem darauf zurück-zuführen, daß in jüngeren Jahren auf bestimm-ten Gebieten eine umfassende Wissensbasisentwickelt wurde («bereichsspezifisches Wis-sen»), auf die auch im Alter zurückgegriffen

Kasten 1Interventionsstudie «Bedingungen der Erhaltung und Förderung von Selbständigkeit imhöheren Lebensalter» (Oswald & Rödel, 1994)

FragestellungInwieweit führen im höheren Lebensalter un-terschiedliche Interventionen zur Förderungder Selbstständigkeit zu unterschiedlichen Er-gebnissen

Methode• Stichprobe: 375 Personen im Alter von 75 bis93 Jahren (M = 79.5; s = 3.5) bei Trainings-beginn. 272 Personen wurden 5 Interven-tionsgruppen, 103 Personen einer Kontroll-gruppe zugeteilt. Der Beobachtungszeitraumbetrug 9 Monate.

• Interventionen:(1) Kompetenztraining: mit dem Ziel der Ver-mittlung allgemeiner Strategien der Bewäl-tigung von alternsbedingten Veränderungenund Alltagsproblemen.(2) Gedächtnistraining: aufbauend auf einemMehrspeichermodell des Gedächtnisses.(3) Psychomotorisches Training zur Förde-rung der Bewegungskoordination und -sicher-heit.(4) Kombination aus Kompetenztraining undpsychomotorischem Training.(5) Kombination aus Gedächtnistraining undpsychomotorischem Training.

Ergebnisse• Gedächtnistraining: Die Teilnehmer erzielteneine Verbesserung (z-Werte) von .40, in derKontrollgruppe von .01. 98 Prozent der Teil-nehmer der Interventionsgruppe gegenüber52 Prozent der Kontrollgruppe konnten ihrenAusgangsbefund verbessern.

• Kompetenztraining: 66 Prozent der Interven-tionsgruppe gegenüber 53 Prozent der Kon-trollgruppe erzielten Verbesserungen in derAlltagsbewältigung.

• Psychomotorisches Training: Verbesserungenkonnten in der Anpassungsfähigkeit und derUmstellungsfähigkeit nachgewiesen werden.

• Psychomotorische Traning mit Kompetenztrai-ning bzw. mit Gedächtnistraining: Beide Kombi-nationen führten zu günstigen Haupteffektenauf den psychomotorischen Status.

• Kombination von Gedächtnistraining und psy-chomotorischem Training: Der psychopatholo-gische Status wurde durch die Interventionhochsignifikant positiv beeinflußt (Verbesse-rung um .45 z-Werte).

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Tabelle 2: Einflußfaktoren der Umwelt auf Zufriedenheit, Leistungsfähigkeit und Selbständigkeit im Alter

Soziale Umwelt– Grad der sozialen Integration (innerhalb und außerhalb der Familie)– Erreichbarkeit von Angehörigen, Freunden und Nachbarn– Haushaltsform (Anzahl der Personen und Generationen im Haushalt, Pro-Kopf-Einkommen)– Art und Umfang aktueller Verpflichtungen innerhalb und außerhalb der Familie– Art und Umfang der Unterstützung durch Angehörige, Freunde und Nachbarn– Einstellung und Verhalten der Bezugspersonen gegenüber dem älteren Menschen– Einstellung der Gesellschaft zum Alter (gesellschaftliches Altersbild)

Räumliche Umwelt– Verfügbarkeit von Wohnraum– Wohnungsqualität– Größe der Wohnung, Nutzung der einzelnen Räume, Wohnungsdichte– Wohnungsausstattung (zum Beispiel sanitäre Ausstattung, Barrieren, Hilfsmittel)– Wohnlage (Anbindung an Verkehrsnetz, Nähe zu Geschäften und Behörden)– Verkehrsgestaltung (zum Beispiel Anpassung an gesundheitliche Risiken des Alters)– Ökologische Faktoren (zum Beispiel Schadstoffe, Hygiene, klimatische Faktoren)

Infrastrukturelle Umwelt– Umfang und Qualität kultureller und sozialer Angebote in der näheren Umgebung– Umfang und Qualität der ärztlichen Betreuung– Umfang und Qualität der Pflege– Umfang und Qualität der Unterstützung durch mobile Dienste (zum Beispiel Hauswirtschaftshilfen, fahrbarer Mit-

tagstisch)– Umfang und Qualität teilstationärer und stationärer Angebote– Berücksichtigung der Bedürfnisse älterer Menschen bei der Planung und Verabschiedung von Gesetzen («rechtliche

Umwelt»)– Vertretung der älteren Menschen in Gesellschaft und Politik (zum Beispiel durch Beiräte)

werden kann (Weinert, 1995). Mit dem BegriffWissensbasis ist zum einen das reichhaltige undgut organisierte Wissen, zum anderen dasBestehen effektiver Erinnerungs- und Lern-strategien angesprochen, die den Menschen indie Lage versetzen, vorhandenes Wissen ausdem Langzeitgedächtnis abzurufen und neueWissensinhalte im Langzeitgedächtnis zu spei-chern.

Für die kognitiven Ressourcen im Alterspricht jedoch nicht nur die Wissensbasis, son-dern auch die Fähigkeit, kognitive Strategienzur Lösung neuartiger Probleme zu erwerben.In Laboruntersuchungen, in denen spezielleGedächtnisstrategien für das freie Erinnern vonWörtern oder Zahlen vermittelt wurden, zeig-ten ältere Teilnehmer nach dem Gedächtnis-training deutlich bessere Leistungen. Sie warenin der Lage, selbst lange Wort- und Zahlenrei-hen zu erinnern (Kliegl, Smith & Baltes, 1989).Allerdings sind die kognitiven Ressourcen imAlter geringer als in jüngeren Lebensjahren:Denn erfolgt das Training unter erschwertenBedingungen (längere Trainingsprogramme,schnellere Darbietungsraten), dann sind bei Äl-

teren deutlich geringere Gewinne als bei Jünge-ren erkennbar. Die in Laboruntersuchungen ge-wonnenen Befunde, die für die Lernfähigkeitim Alter sprechen, zeigten sich auch bei ökolo-gisch validen Aufgabenstellungen. Als Beispielseien Ergebnisse aus der InterventionsstudieBedingungen der Erhaltung und Förderung vonSelbständigkeit im höheren Lebensalter ange-führt (Oswald & Rödel, 1994) (s. Kasten 1).

2.3 Soziales Altern

Für das Verständnis der Zufriedenheit, Lei-stungsfähigkeit und Selbständigkeit im Altersind auch soziokulturelle Einflüsse wichtig.Zum einen bietet (oder verwehrt) die sozialeUmwelt Möglichkeiten der kreativen Nutzungvon Erfahrungen und Fertigkeiten und trägt aufdiese Weise zur Erhaltung (oder zur Abnahme)der Zufriedenheit und Leistungsfähigkeit bei.Zum anderen hat die soziale, räumliche undinstitutionelle Umwelt (letztere umfaßt die or-ganisierten Dienste für ältere Menschen) anre-gende wie unterstützende Funktion, die für die

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99740. Störungen im Alter

Erhaltung der Zufriedenheit und Leistungsfä-higkeit, vor allem aber der Selbständigkeit imAlter bedeutsam ist. In Tabelle 2 sind Umwelt-faktoren aufgeführt, die Einfluß auf Zufrieden-heit, Leistungsfähigkeit und Selbständigkeit imAlter ausüben.

Die Intervention beschränkt sich aus diesemGrunde nicht nur auf die Person, sondern sieumfaßt auch Prozesse in ihrer (sozialen, räum-lichen, institutionellen) Umwelt, ein Aspekt,der bei der Entwicklung eines mehrdimensiona-len Interventionsansatzes zu beachten ist. Diesoziokulturellen Einflüsse lassen sich in vier Be-reiche untergliedern:

• Altersbilder der Gesellschaft. Damit sind zumeinen die gesellschaftlichen Leitbilder des Al-ters angesprochen, zum anderen die Möglich-keiten sozialer Partizipation im Alter. WennMenschen aufgrund ihres fortgeschrittenen Al-ters Diskriminierungen ausgesetzt sind, so er-schwert dies die Akzeptanz des eigenen Älter-werdens. Ein Beispiel für diese Diskriminierungist die in der Öffentlichkeit nicht selten vertre-tene Annahme, daß ältere Menschen keine ver-antwortlichen Aufgaben übernehmen sollten,da sie «krank», «hilfsbedürftig» und «rigide» sei-en.

• Sozialer Status. Dieser beschreibt die sozialenRessourcen des Menschen, zu denen vor allema) Einkommen, Ersparnisse und Besitz, b) Bil-dungsstand (auch des Ehepartners), c) Dauerder Berufstätigkeit und Art des ausgeübten Be-rufs und d) Wohnqualität (Austattung und Lageder Wohnung) gehören. Soziales Altern wirdauf dem Hintergrund dieser Merkmale als Pro-zeß zunehmender sozialer Differenzierung ver-standen. Jene Menschen, die in ihrer Biogra-phie ausreichende soziale Ressourcen erworbenhaben, sind im Alter eher in der Lage, Einbu-ßen zu kompensieren. Unter Einbußen werdenzum einen materielle Verluste verstanden (die-se zeigen sich vor allem bei verwitweten Frau-en, die nicht berufstätig gewesen sind), zumanderen gesundheitliche Belastungen sowieeingeschränkte Selbständigkeit. AusreichenderBesitz und Vermögen (im Sinne der individuel-len Vorsorge), ein mittlerer oder höherer Bil-dungsstand sowie gute Wohnbedingungen (dieohne größere Schwierigkeiten um prothetische

Hilfen erweitert werden können) erleichtern dieKompensation der Einbußen erheblich. Fehlen-de soziale Ressourcen können hingegen im Al-ter soziale Ungleichheit weiter verschärfen.

• Institutionelle Angebote und Dienste. Darunterwerden zum einen kulturelle Angebote (zumBeispiel im Bereich der Bildung), zum anderenambulante und mobile Dienste sowie stationä-re und teilstationäre Angebote zusammenge-faßt. In dem Maße, in dem eine Gesellschaftsolche institutionellen Angebote und Diensteentwickelt, trägt sie zur Zufriedenheit und Selb-ständigkeit im Alter bei.

• Politische Rahmenbedingungen. Damit sind vorallem jene gesetzlichen Regelungen angespro-chen, die sich unmittelbar auf die Lebensfüh-rung im Alter auswirken. Beispiele dafür sinddie gesetzlichen Grundlagen der Renten- undSozialversicherung oder (in der BundesrepublikDeutschland) der ersten und zweiten Stufe derPflegeversicherung, durch die Familien bei derPflege entlastet werden sollen (erste Stufe) undKommunen nicht mehr in dem Maße wie frü-her Sozialhilfeleistungen für Heimbewohner er-bringen müssen (zweite Stufe). Mit der Pflege-versicherung soll die finanzielle Abhängigkeithilfs- oder pflegebedürftiger Menschen verrin-gert werden.

Die soziale Intervention konzentriert sich vor al-lem auf die Nutzung bestehender Angeboteund Dienste durch ältere Menschen und ihreFamilien. Sie schließt zum einen die Identifi-kation von Risiken oder bereits eingetretenenEinschränkungen ein, die eine Unterstützungdurch ambulante oder stationäre Institutionennotwendig machen, zum anderen die Aufklä-rung älterer Menschen und ihrer Angehörigenüber bestehende Angebote und Dienste. In die-sem Kontext ist auch die Vielfalt organisierterVeranstaltungen zu nennen, durch die zur Er-haltung und Förderung der kognitiven undphysischen Leistungsfähigkeit sowie der sozia-len Integration im Alter beigetragen wird.Volkshochschulen, Vereine, Akademien undUniversitäten haben sich mittlerweile auf diespezifischen Bildungsbedürfnisse Älterer einge-stellt. Die Motivation zur Nutzung dieser Ange-bote bildet eine bedeutende Komponente dersozialen Intervention.

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3. Möglichkeiten und Gren-zen psychotherapeutischerIntervention im Alter

Die Bedeutung psychotherapeutischer Verfah-ren für die Behandlung psychisch kranker älte-rer Menschen war wegen einer vor allem unterPsychoanalytikern verbreiteten Skepsis gegen-über Veränderungsmöglichkeiten oder gar Hei-lungschancen bei älteren Menschen lange Zeitsehr gering. Hinzu kamen unzureichendeKrankheitskonzepte, insbesondere die Annah-me, psychische Störungen im Alter beruhtenstets auf «involutiven Veränderungen» des Ge-hirns oder auf anderen organischen Ursachen,die psychotherapeutisch nicht beeinflußbar sei-en. Heute besteht hingegen dahingehend Kon-sens, daß psychische Störungen älterer Men-schen zwar eine alterstypische Akzentuierungspezifischer Symptome aufweisen können, sichansonsten aber weder psychopathologischnoch ätiologisch von psychischen Störungenin jüngeren Lebensaltern unterscheiden. DieZielsetzungen der psychotherapeutischen Be-handlung im gerontologischen Bereich liegenvor allem in der Veränderung dysfunktionalerVerhaltensweisen, dem Ausgleich von Kompe-tenzdefiziten, der Hilfe bei der Bewältigung vonäußeren Lebensschwierigkeiten und in der Aus-einandersetzung mit dem heranrückenden Le-bensende.

Da Depressionen neben Demenzen die be-deutendsten psychischen Störungen im Alterdarstellen (Myers et al., 1984), wird im folgen-den vor allem auf die Evaluation psychothera-peutischer Behandlungsversuche bei diesen Stö-rungen eingegangen.

Depressive Störungen im Alter werden häu-fig durch einen chronifizierten Verlauf, durcheine lange Patientenkarriere und durch eineHäufung ungünstiger Lebensumstände und-ereignisse kompliziert. Dennoch ist die Pro-gnose depressiver Störungen im Alter nicht un-günstiger (Brodaty, Harris et al., 1993). Die psy-chotherapeutische Behandlung findet beiälteren Patienten in der Regel mehr Ansatz-punkte als bei jüngeren (vgl. auch Kurz &Fuchs, 1998). Je nach Verfahren werden unter-schiedliche Schwerpunkte gesetzt. So konzen-triert sich etwa die kognitive Therapie auf dieVeränderung von Schemata des Denkens und

Wertens. Sie ist besonders geeignet, negativenAutostereotypen durch eine Modifikation derErwartungs- und Bewertungsmuster entgegen-zuwirken (Fuchs & Zimmer 1992). Während dieErfolge kognitiver Einzel- und Gruppenthera-pie in der Akutbehandlung gut belegt sind unddie kognitive Therapie bei mittelgradiger Aus-prägung der Störung eine vollwertige Alterna-tive zur medikamentösen Therapie zu bildenscheint (Thompson, Gallagher & Steinmetz-Breckenridgs, 1987), ist ein prophylaktischerEffekt noch nicht ausreichend belegt. Dieserwäre um so wichtiger, als eine prophylaktischePharmakotherapie bei älteren Menschen häu-fig nicht durchführbar ist.

Zur Effektivität der Verhaltenstherapie bei älte-ren depressiven Menschen (Hautzinger, 1992)liegen, im Gegensatz zur kognitiven Therapie,nur wenige Untersuchungen vor. Vergleichen-de Untersuchungen zeigen, daß die Effekte derverhaltenstherapeutischen Behandlung beileichten bis mittelgradigen depressiven Störun-gen mit den Erfolgen der kognitiven Therapievergleichbar sind.

Die zentralen Themenbereiche der in Deutsch-land nur wenig verbreiteten Interpersonellen The-rapie (Klerman, Weissman, Rounsaville & Che-vron, 1984, Weissman & Markowitz, 1994) sindRollenwandel und Rollenkonflikte sowie über-steigerte Trauerreaktionen und interpersonelleSchwierigkeiten. Damit erscheint diese Thera-pie für die Behandlung depressiver Störungen –für die Akutbehandlung ebenso wie für dieRückfallprophylaxe – besonders geeignet. Es istzusätzlich von Vorteil, daß die InterpersonelleTherapie auch bei Patienten mit leichten ko-gnitiven Störungen durchführbar ist. Bei jün-geren Patienten ist die Effektivität gut belegt,wobei der Behandlungseffekt häufig länger an-hält als bei anderen Therapieformen. Zur Ef-fektivität der Interpersonellen Therapie mitälteren Menschen in Kombination mit Phar-makotherapie liegen Ergebnisse einer kontrol-lierten Untersuchung vor. Mit 79 Prozent lagdie Vollremissionsrate deutlich über der Erfolgs-quote von 50 bis 60 Prozent einer rein phar-makologischen Behandlung (Reynolds et al.,1992).

Psychodynamische Kurztherapien haben sichvor allem auf die Auseinandersetzung mit End-lichkeit und Tod konzentriert. Sie belegen dieNotwendigkeit einer nachgeholten Trauerarbeit

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bei chronifizierten Depressionen. Eine ähnlicheThematik ist mit der Erinnerungstherapie ange-sprochen, die aus der Life Review Konzeptionvon Butler (1963) abgeleitet ist. Elemente die-ser Therapieform findet man häufiger in ge-rontologischen Behandlungsprogrammen, vorallem in Gruppentherapien. Ein erwähnenswer-ter Nebeneffekt besteht in der Möglichkeit, Le-benserfahrung und Lebensweisheit an anderePatienten weiterzugeben (Kurz & Fuchs, 1997).Eine systematische Evaluation steht aber –ebenso wie im Falle psychodynamischer Kurz-therapien – noch aus.

Relativ neu ist auch die Einbeziehung von An-gehörigen depressiver Patienten in die Psycho-therapie. Dies ist um so überraschender, als einZusammenhang zwischen familiären Konflik-ten und der Wahrscheinlichkeit eines Rückfallsbelegt ist (Hinrichsen & Hernandez, 1993). Er-ste Hinweise auf eine sinkende Rückfallwahr-scheinlichkeit bei Einbeziehung der Familie indie psychotherapeutische Behandlung liegenvor (O’Leary & Beach, 1990).

Die Möglichkeiten psychotherapeutischer In-tervention bei Depressionen (ebenso wie beiAngstsyndromen, Phobien und somatoformenStörungen) sind nach heutigem theoretischenund praktischen Kenntnisstand nicht in Fragezu stellen. Die These mangelnder Reflexions-,Kritik- und Umstellungsfähigkeit im Alter läßtsich nicht aufrechterhalten. Allerdings sind Mo-difikationen der psychotherapeutischen Inter-vention zu berücksichtigen. Diese ergeben sichaus der Besonderheit des Alters auf der physi-schen Dimension (höhere Krankheitsanfällig-keit), auf der psychischen Dimension (bei ei-nem Teil der älteren Menschen bestehenpsychische Störungen bereits seit vielen Jahrenoder sogar seit mehreren Jahrzehnten) und aufder sozialen Dimension (erhöhte Wahrschein-lichkeit des Verlusts nahestehender Menschenund dadurch bedingte Zunahme der Vulnerabi-lität).

Die Modifikationen betreffen zum einen diepsychotherapeutische Methode: Beispiele dafürsind die stärkere Konzentration auf akute psy-chische Krisen und Konflikte oder die stärkereVernetzung der psychotherapeutischen Inter-vention mit der medizinischen und sozialenIntervention. Die Modifikationen betreffenzum anderen die psychotherapeutischen Inhal-te: Es ist damit zu rechnen, daß Krisen im Alter

akute psychische Störungen hervorrufen oderchronifizierte Störungen verstärken. Vor allemchronische und lebensbedrohliche Erkrankun-gen, chronische Schmerzen, Einbußen der Selb-ständigkeit und der Verlust nahestehenderMenschen sind auslösende Momente für Kri-sen im Alter. Da diese im Erleben des Menschendominieren, bestimmen sie auch die Inhalteder Psychotherapie wesentlich mit. Die Modifi-kationen betreffen schließlich die psychothera-peutischen Ziele: Bei chronifizierten Störungensollte nicht die vollständige Heilung des Pa-tienten als Ziel definiert werden, sondern eherdie Stabilisierung der psychischen Ressourcen,durch die die bessere Verarbeitung akuter psy-chischer Krisen im Alter gefördert wird.

Hervorzuheben sind an dieser Stelle auch dieMöglichkeiten und Grenzen der Interventionbei jenen Störungen, die auf Gehirnerkrankungenzurückgehen. Auf den ersten Blick legen dieseErkrankungen (vor allem die verschiedenenFormen der Demenz oder hirnorganischePsychosyndrome) die Annahme nahe, daß diepsychotherapeutische Intervention zu keinenErfolgen führen könne. Bei tiefergehender Ana-lyse sind jedoch auch hier Möglichkeiten derIntervention erkennbar, wobei allerdings Ver-änderungen in den Erfolgskriterien sowie Er-weiterungen im Spektrum der Interventions-ansätze berücksichtigt werden müssen (vgl.Oesterreich, 1993):

a) Erfolgskriterien: Bei einem Patienten, der aneiner Alzheimer-Demenz leidet, kann durch ko-gnitives Training und Selbständigkeitstrainingim frühen und mittleren Stadium der Erkran-kung dazu beigetragen werden, daß die Verlustein der kognitiven und alltagspraktischen Kom-petenz nicht so rasch fortschreiten, wie diesohne Intervention der Fall wäre. Bei einem Pa-tienten, der an einer Multi-Infarkt-Demenz lei-det (die bei adäquater internistischer undnervenärztlicher Behandlung nicht progredientverlaufen muß, sondern durchaus stagnierenkann), wird durch die beiden genannten For-men der Intervention zur Erhaltung der be-stehenden Ressourcen im kognitiven undalltagspraktischen Bereich beigetragen. Die In-tervention mit dem Ziel einer zeitlich begrenz-ten oder dauernden Linderung von Verlustensowie einer Stabilisierung der Kompetenz auchauf eingeschränktem Niveau sollte stärker als

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bisher als eine Aufgabe klinisch-psychologi-scher Tätigkeit verstanden werden.

b) Erweitertes Spektrum der Interventionsansätze:Patienten, die an Gehirnerkrankungen leiden,benötigen in vielen Fällen psychotherapeu-tische Unterstützung, die sie in die Lage ver-setzt, die eingetretenen Verluste psychisch bes-ser zu verarbeiten. Es ist hervorzuheben, daßviele Patienten die eingetretenen Verluste imkognitiven und alltagspraktischen Bereich so-wie in ihrer Persönlichkeit wahrnehmen undauf diese nicht selten mit extremer Angst oderPanik antworten. Die psychotherapeutische Un-terstützung verfolgt hier das Ziel, diese psychi-schen Reaktionen zu lindern. – Darüber hinausist zu beachten, daß durch kognitives Training(zum Beispiel Denk- und Gedächtnistraining)sowie durch Selbständigkeitstraining (selbstän-dige Ausübung einzelner Aktivitäten des täg-lichen Lebens) dazu beigetragen werden kann,daß die bestehenden kognitiven und alltags-praktischen Ressourcen möglichst lange ge-nutzt und Kontrollüberzeugungen gestärktwerden. Diese Möglichkeiten der Kompetenz-förderung sollten im Kontext psychologischerIntervention stärker berücksichtigt werden.

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