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+ Seite A10 DIE WELT Samstag, 29. November 2008 BootsWelt Von Matthias J. Müncheberg W enn es kalt und unge- mütlich wird in Deutschland, dann steht auf der Süd- halbkugel der Erde der Sommer vor der Tür. Auch auf Mauritius, der In- sel 800 Kilometer östlich von Ma- dagaskar, ist dann Hauptsaison. Das Paradies soll nach ihrem Vorbild geschaffen worden sein – das zu- mindest meinte Mark Twain. Der deutsche Schmuddelwinter ist die beste Jahreszeit, um die mau- rische Westküste mit ihren zumeist unbewohnten kleinen Inseln auf ei- genem Kiel zu erkunden und so die Segelsaison zu verlängern. Dass dies nicht immer ganz ungefährlich ist, zeigt sich, als der gecharterte Katamaran „Tı ` Frére“ („Kleiner Bruder“) vom Typ Lagoon 380 ein Riff passiert, das in einem großen Oval die Inseln Flat Island und Ga- briel Island – auch Ile Plate und Ilot Gabriel genannt – vor der Nordspit- ze von Mauritius umschließt. Crew und Gäste halten für einen Augenblick den Atem an. Die 30- Quadratmer-Fock ist zur Sicherheit bereits eingerollt, das knapp 50 Quadratmeter messende Großsegel in sogenannte Lazy Jacks, Auffang- leinen zum Bergen des Hauptse- gels, gerauscht. Doch Skipper Gibet Jude bleibt ruhig. Konzentriert be- dient er die Hebel der beiden Ma- schinen, gibt mal auf der Backbord-, dann wieder auf der Steuerbordsei- te etwas mehr Schub. Spielerisch umfasst er das wagenradgroße Steuer. Ein wenig „trickreich“ sei die Passage des nur etwa zwölf Me- ter breiten Tores schon, gibt der 42- Jährige zu. Zumal sie lediglich durch zwei rostige, verbogene Ei- senstangen gekennzeichnet ist. Doch wer Wind, Strömung und den etwa einen Meter betragenden Ge- zeitenunterschied beachte, sei auf der sicheren Seite, versichert der Skipper. Seit neun Jahren steuert der in Bain Boef am Cap Malheu- reux lebende Riff-Segler Yachten durch die malerische Inselwelt des Indischen Ozeans. Immer mit dabei ist Crewmit- glied Vincent Marie Jeanne. „Zu den Inseln gehören neben Mauri- tius selbst vor allem Flat Island, Ga- briel Island und Gunners Quoin im Norden sowie die östlich gelegene Ile aux Cerfs“, sagt der 29-Jährige. Die beiden Schiffsleute lieben das Meer – und sie lieben ihre Arbeit, auch wenn sie ihnen nicht mehr als umgerechnet knapp zehn Euro am Tag einbringt. Gekonnt steuern sie ihre weiße Yacht. Segelkenntnisse ihrer Gäste set- zen Jude und Jeanne nicht voraus. Der Kat-Törn eignet sich deshalb besonders für Anfänger oder für Fa- milien mit Kindern. Wer will, wird gefahren. Chartergäste mit Segel- scheinen können allerdings auch mitmachen und so aktives Segeln mit Erholung verbinden. Positiver Nebeneffekt eines solchen Charter- Törns: Die hervorragende Revier- kenntnis der Besatzung. „Nur mit einem flachgehenden Katamaran können die Lagunen mit den schönsten weißen Stränden und kristallklarem Wasser gut und si- cher erreicht werden“, sagt Gibet Jude. Für seegehende Einrümpfer, unter Seglern Monohulls genannt, sei das Revier einfach nicht tief ge- nug, man komme mit Kielbooten nicht nahe genug an die Traum- strände heran. Dass Kats wie die 11,55 Meter lan- gen und 6,53 Meter breiten Lagoons 380 von der französischen Werft Beneteau im Kommen sind, wird nicht nur durch lange Lieferfristen bei Bestellungen deutlich: Auch im Chartermarkt haben sie sich längst durchgesetzt. Die Vorteile liegen auf der Hand. Dazu zählen neben dem großen Stauraum vor allem das überdurchschnittliche Platzan- gebot im Freien, wichtig gerade in sogenannten Warmwasser-Revie- ren wie Mauritius. Aber auch die Möglichkeit, sich nachts in seine ei- genen vier Wände zurückziehen zu können, ließ die Doppelrümpfer bei den Seglern so beliebt werden. Zudem gelten sie durch die ver- gleichsweise kleine Besegelung als einfach zu bedienen – ein Plus gera- de für Charterneulinge. Die Kata- marane sind zudem dank der Moto- risierung mit zwei voneinander un- abhängigen Maschinen sehr gut zu manövrieren. So erklärt es sich auch, dass in den wenigen Yachthä- fen von Mauritius, etwa in Grand Baie oder an der Mündung des Black River an der geschützten Westküste der Insel, nur wenige Monohulls zu finden sind. Die meisten von ihnen sind Blauwas- sersegler, die auf ihren Reisen über den Indischen Ozean oder um die Welt auf den Maskarenen-Eilanden Mauritius, Réunion und Rodrigues nur einen Zwischenstopp einlegen. Ein weiterer Vorteil des Kat-Se- gelns: Heisst man am Morgen nur früh genug die Segel auf, so hat man die schönsten Plätze, etwa auf der Ile aux Cerfs im Osten oder vor der Ile aux Benetiers nordöstlich von Le Morne am südwestlichen Zipfel der Insel, für ein paar Stunden ganz für sich allein. Die seglerischen Herausforderungen auf dem Vier- tages-Törn entlang der als ruhig und geschützt geltenden Nord- und Westküste von Mauritius legt übri- gens jeder für sich selbst fest: Wer will, legt Hand an bei den Manö- vern – und die Törnplanung obliegt Crew und Gästen gemeinsam. Wer hingegen einen etwas höhe- ren Wellengang, eine rauere See und mehr Wind nicht scheut, bucht einen Kurs entlang der Ostküste. Die gilt im mauritischen Sommer mit seinem steten Südostmonsun als windreicher und wilder – aber durch vorgelagerte Inseln wie die Ile aux Cerfs auch als sehr reizvoll. Und: Wer von der aktiven Beteili- gung an den Segelmanövern, vom Schnorcheln und Schwimmen auf seinem Chartertörn noch nicht ge- nug hat, kann den etwa 100 Meter hohen, alten Leuchtturm von Flat Island, der die herannahenden Boo- te schon von Ferne mit seinem zu- ckenden Lichtstrahl begrüßt, be- steigen. Gut auszumachen vom Schifffahrtszeichen ist dann auch die schmale Einfahrt in die einsame Lagune zwischen Flat Island und Gabriel Island: Auch im Nachhin- ein verwundert es, wie der Skipper da hindurchgeschlüpft ist. Mauritius liegt östlich von Mada- gaskar. In vier Tagen geht es mit dem Katamaran um die halbe Insel herum –– inklusive Besuch malerischer Buchten Die Riffsegler Die Inselwelt vor Mauritius lässt sich am besten auf einem Katamaran erkunden. Wegen des geringen Tiefgangs kann man mit einer zweirümpfigen Yacht auch flache Lagunen ansteuern. Jetzt ist die richtige Zeit für einen solchen Törn MAURITIUS Port Louis AFRIKA Tag 1 Tag 2 Tag 3 Tag 4 Cap Malheureux Tamarin SSR International Airport Curepipe 10 km Grand Baie Flacq Ile Plate llot Gabriel Ile aux Bénitiers Grande Rivière Noire FOTO: PA/DPA Anzeige Anzeige SEIT 40 JAHREN IHR ERFAHRENER PARTNER FÜR BROKERAGE UND CHARTER. www.dahm-international.com

2008 die riffsegler

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toern zwischen den inseln vor mauritius...

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Seite A10 DIE WELT Samstag, 29. November 2008Boots Welt

Von Matthias J. Müncheberg

Wenn es kalt und unge-mütlich wird inDeutschland, dannsteht auf der Süd-

halbkugel der Erde der Sommer vorder Tür. Auch auf Mauritius, der In-sel 800 Kilometer östlich von Ma-dagaskar, ist dann Hauptsaison. DasParadies soll nach ihrem Vorbildgeschaffen worden sein – das zu-mindest meinte Mark Twain.

Der deutsche Schmuddelwinterist die beste Jahreszeit, um die mau-rische Westküste mit ihren zumeistunbewohnten kleinen Inseln auf ei-genem Kiel zu erkunden und so dieSegelsaison zu verlängern. Dassdies nicht immer ganz ungefährlichist, zeigt sich, als der gecharterteKatamaran „Tı̀ Frére“ („KleinerBruder“) vom Typ Lagoon 380 ein

Riff passiert, das in einem großenOval die Inseln Flat Island und Ga-briel Island – auch Ile Plate und IlotGabriel genannt – vor der Nordspit-ze von Mauritius umschließt.

Crew und Gäste halten für einenAugenblick den Atem an. Die 30-

Quadratmer-Fock ist zur Sicherheitbereits eingerollt, das knapp 50Quadratmeter messende Großsegelin sogenannte Lazy Jacks, Auffang-leinen zum Bergen des Hauptse-gels, gerauscht. Doch Skipper GibetJude bleibt ruhig. Konzentriert be-dient er die Hebel der beiden Ma-schinen, gibt mal auf der Backbord-,dann wieder auf der Steuerbordsei-te etwas mehr Schub. Spielerischumfasst er das wagenradgroßeSteuer. Ein wenig „trickreich“ seidie Passage des nur etwa zwölf Me-ter breiten Tores schon, gibt der 42-Jährige zu. Zumal sie lediglichdurch zwei rostige, verbogene Ei-senstangen gekennzeichnet ist.Doch wer Wind, Strömung und denetwa einen Meter betragenden Ge-zeitenunterschied beachte, sei aufder sicheren Seite, versichert derSkipper. Seit neun Jahren steuertder in Bain Boef am Cap Malheu-reux lebende Riff-Segler Yachtendurch die malerische Inselwelt desIndischen Ozeans.

Immer mit dabei ist Crewmit-glied Vincent Marie Jeanne. „Zuden Inseln gehören neben Mauri-tius selbst vor allem Flat Island, Ga-briel Island und Gunners Quoin imNorden sowie die östlich gelegeneIle aux Cerfs“, sagt der 29-Jährige.Die beiden Schiffsleute lieben dasMeer – und sie lieben ihre Arbeit,auch wenn sie ihnen nicht mehr alsumgerechnet knapp zehn Euro amTag einbringt. Gekonnt steuern sieihre weiße Yacht.

Segelkenntnisse ihrer Gäste set-zen Jude und Jeanne nicht voraus.Der Kat-Törn eignet sich deshalb

besonders für Anfänger oder für Fa-milien mit Kindern. Wer will, wirdgefahren. Chartergäste mit Segel-scheinen können allerdings auchmitmachen und so aktives Segelnmit Erholung verbinden. PositiverNebeneffekt eines solchen Charter-Törns: Die hervorragende Revier-kenntnis der Besatzung. „Nur miteinem flachgehenden Katamarankönnen die Lagunen mit denschönsten weißen Stränden undkristallklarem Wasser gut und si-cher erreicht werden“, sagt GibetJude. Für seegehende Einrümpfer,unter Seglern Monohulls genannt,sei das Revier einfach nicht tief ge-nug, man komme mit Kielbootennicht nahe genug an die Traum-strände heran.

Dass Kats wie die 11,55 Meter lan-gen und 6,53 Meter breiten Lagoons380 von der französischen WerftBeneteau im Kommen sind, wirdnicht nur durch lange Lieferfristenbei Bestellungen deutlich: Auch imChartermarkt haben sie sich längstdurchgesetzt. Die Vorteile liegenauf der Hand. Dazu zählen nebendem großen Stauraum vor allemdas überdurchschnittliche Platzan-gebot im Freien, wichtig gerade insogenannten Warmwasser-Revie-ren wie Mauritius. Aber auch dieMöglichkeit, sich nachts in seine ei-genen vier Wände zurückziehen zukönnen, ließ die Doppelrümpfer beiden Seglern so beliebt werden.

Zudem gelten sie durch die ver-gleichsweise kleine Besegelung als

einfach zu bedienen – ein Plus gera-de für Charterneulinge. Die Kata-marane sind zudem dank der Moto-risierung mit zwei voneinander un-abhängigen Maschinen sehr gut zumanövrieren. So erklärt es sichauch, dass in den wenigen Yachthä-fen von Mauritius, etwa in GrandBaie oder an der Mündung desBlack River an der geschütztenWestküste der Insel, nur wenigeMonohulls zu finden sind. Diemeisten von ihnen sind Blauwas-sersegler, die auf ihren Reisen überden Indischen Ozean oder um dieWelt auf den Maskarenen-EilandenMauritius, Réunion und Rodriguesnur einen Zwischenstopp einlegen.

Ein weiterer Vorteil des Kat-Se-gelns: Heisst man am Morgen nur

früh genug die Segel auf, so hat mandie schönsten Plätze, etwa auf derIle aux Cerfs im Osten oder vor derIle aux Benetiers nordöstlich vonLe Morne am südwestlichen Zipfelder Insel, für ein paar Stunden ganzfür sich allein. Die seglerischenHerausforderungen auf dem Vier-tages-Törn entlang der als ruhigund geschützt geltenden Nord- undWestküste von Mauritius legt übri-gens jeder für sich selbst fest: Werwill, legt Hand an bei den Manö-vern – und die Törnplanung obliegtCrew und Gästen gemeinsam.

Wer hingegen einen etwas höhe-ren Wellengang, eine rauere Seeund mehr Wind nicht scheut, buchteinen Kurs entlang der Ostküste.Die gilt im mauritischen Sommer

mit seinem steten Südostmonsunals windreicher und wilder – aberdurch vorgelagerte Inseln wie dieIle aux Cerfs auch als sehr reizvoll.

Und: Wer von der aktiven Beteili-gung an den Segelmanövern, vomSchnorcheln und Schwimmen aufseinem Chartertörn noch nicht ge-nug hat, kann den etwa 100 Meterhohen, alten Leuchtturm von FlatIsland, der die herannahenden Boo-te schon von Ferne mit seinem zu-ckenden Lichtstrahl begrüßt, be-steigen. Gut auszumachen vomSchifffahrtszeichen ist dann auchdie schmale Einfahrt in die einsameLagune zwischen Flat Island undGabriel Island: Auch im Nachhin-ein verwundert es, wie der Skipperda hindurchgeschlüpft ist.

Mauritius liegt östlich von Mada-gaskar. In vier Tagen geht es mit

dem Katamaran um die halbeInsel herum –– inklusive Besuch

malerischer Buchten

Die RiffseglerDie Inselwelt vor Mauritius lässt sich am besten auf einemKatamaran erkunden. Wegen des geringen Tiefgangs kannman mit einer zweirümpfigen Yacht auch flache Lagunen

ansteuern. Jetzt ist die richtige Zeit für einen solchen Törn

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