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+ Samstag, 20. September 2008 DIE WELT Seite A7 B o o t sWe lt Anzeige Von Matthias J. Müncheberg D ie Zukunft der Bootsan- triebe hat eine Farbe, und zwar Orange, mei- nen jedenfalls Chris- toph Ballin und Friedrich Böbel. Die beiden promovierten Tüftler nahmen sich 2005 vor, den besten elektrischen Bootsantrieb zu bau- en. Heute gibt es in 37 Ländern Kun- den, die dieses Ziel als erreicht an- sehen. „Ich habe ein kleines Viermeter- Holzmotorboot. Als ich mit mei- nem jetzigen Geschäftspartner eine Spritztour auf dem Starnberger See machte, stellte er fest, dass mein elektrischer Außenborder völlig überholte Technik darstellte“, be- richtet Betriebswirt Ballin über den Ursprung des Unternehmens. „Mein Kollege Böbel als promo- vierter Elektroingenieur sagte, den Motor könne man heute besser bau- en.“ Markenzeichen der kleinen Flautenschieber, die unter dem Na- men Torqeedo verkauft werden, ist ein leuchtend orangefarbener Pro- peller am Ende der Welle. In immer mehr deutschen, aber auch interna- tionalen Häfen fallen die Motoren ins Auge, angebaut an Segelyacht- spiegeln genauso wie an Kanadiern oder Schlauchbooten. Schaut man genau hin, fällt im Vergleich zu herkömmlichen elek- trischen Bootsmotoren die größere Schraube auf. Sie ist mit dreißig Zentimeter Durchmesser bis zu sie- ben Zentimeter größer als bei ver- gleichbaren Antriebspropellern. Auch die Verwendung von drei an- stelle von nur zwei Blättern ist au- ßergewöhnlich. „Der Anbau großer Propeller wird möglich, weil wir im Gegensatz zu Verbrennungsmoto- ren mehr Kraft auf die Welle be- kommen“, sagt Mitarbeiter Martin Schwarz. So wird der Name der Fir- ma klar, der einerseits an „Torpedo“ erinnert, in dem aber auch „Tor- que“, das englische Wort für Dreh- moment, enthalten ist. Stolz präsentiert Schwarz den Grund für den hohen Wirkungs- grad seines Außenborders: Der Mo- tor besteht aus einem kleinen, nur rund fünf Kilogramm schweren Hightech-Element. Dieser kleine Kraftprotz befindet sich genau vor dem Propeller im Wasser. „Energie- verluste durch lange Übertragungs- wege und Kraftumlenkungen via Getriebe entfallen“, sagt Schwarz. Und wo früher auf Kollektorbasis Kohlestifte und Bürsten die Energie von den Wicklungen sammelten, sind heute elektronische Spulen eingebaut. Schwarz und seine Mit- streiter wollen den Elektroantrieb für Boote von seinem verstaubten Image befreien. „Geringe Reichwei- te, schwache Leistung und riesiger Platzbedarf für schwere Batterien, das ist Schnee von gestern“, sagt Schwarz. Schwere und große Batterien sollen dabei ebenfalls der Vergan- genheit angehören, sagen die Ent- wickler, und das bei E-Motoren üb- liche Reichweitenproblem will Torqeedo durch ein spezielles Energiemanagement lösen: Wird der Regler auf das Symbol „maxi- male Reichweite“ eingestellt, so dreht das Aggregat zwar langsam, aber bis zu sechs Stunden lang. Wer es schneller oder kräftiger mag, kann sich mit einem handli- chen, etwa drei Kilogramm leich- ten Zusatzakku helfen. Insgesamt gibt es die Motorvarianten Travel 401 (1299 Euro) und Travel 801 (1499 Euro). Ihre Kraft ist mit der von ein bis zwei PS starken Benzin- motoren vergleichbar. Eingesetzt werden können diese E-Außenbor- der für Boote mit einem Gewicht bis 1,5 Tonnen, also für Beiboote, Dingis, Angelboote oder kleinere Segelboote. Der größere 24-Volt- Außenborder heißt bei Torqeedo „Cruise“. Seine Schubkraft ist ver- gleichbar mit der eines 6-PS-Ver- brennungsmotors. Der „Cruise“ eignet sich für Boote mit einem Ge- wicht bis zu drei Tonnen. Größere Dingis und Daysailer, größere An- gelboote, aber auch Drachen, Fol- keboote oder mittlere Motor- yachten können mit ihm über das Wasser bewegt werden. Sein Preis: 2199 Euro. Bei einer Probefahrt auf dem windigen und welligen Berliner Müggelsee zeigten sich die Stärken des kleinen Aggregats: Kraftvoll schraubt sich der Propeller durchs aufgewühlte Wasser, wie man es sonst nur von Verbrennungsmoto- ren mit 2,5 oder mehr Pferdestärken kennt. Manövrieren auf engstem Raum, insbesondere im Hafen, ist ebenfalls kein Problem. Rote Leuchtdioden signalisieren, wie viel Ladung noch im Akku vorhan- den ist. Wenn die Zwanzig-Prozent- Marke aufleuchtet, sollte der Skip- per aber eine Steckdose anvisieren. Ballin und Böbel haben für ihre Entwicklung bereits den Deutschen Gründerpreis in der Kategorie Start-up erhalten. Damit wurde bei dieser wichtigen Verleihung zum ersten Mal ein Unternehmen aus der Wassersportwirtschaft ausge- zeichnet. Zurzeit basteln die beiden Tüft- ler am Starnberger See an einem neuen Motor mit 4 PS Leistung. „Im November werden wir in Ams- terdam dem Fachpublikum zwei weitere Neuentwicklungen vorstel- len. Zum einen handelt es sich um einen Kajak-Außenbordmotor, zum anderen um einen Außenborder, dessen Schub und Leistung etwa dem eines 10-PS-Verbrennungsmo- tors entsprechen.“ Freundliche Motoren Auch die Wassersportler entdecken den Elektroantrieb für sich. Leise Außenborder mit Batterie sparen Energie und dämpfen Proteste Ein Elektro-Außenborder eignet sich besonders für Fahrtziele, die Motorboote sonst wegen des Abgases und des entstehenden Lärms nicht ansteuern dürfen FOTOS: TORQEEDO E-Boote helfen, die Natur zu schonen Auf vielen Seen darf nicht oder nur sehr eingeschränkt mit pri- vaten Motorbooten gefahren wer- den – erst recht, wenn die Moto- ren Benzin verbrennen. Ob und wie viele Motorboote fahren dür- fen, ist in jedem Bundesland anders geregelt. Ein Grund für die Einschränkungen ist, dass aus größeren Seen oft Trinkwasser gewonnen wird. Mit Elektromotoren sieht die Sache anders aus: Sie erzeugen lokal keine Treibhausgase oder Schadstoffe wie Kohlenmonoxid oder Stickoxide. Manche Seen dürfen nur mit Elektrobooten befah- ren werden, etwa der Königssee in Bayern. Wer sein Boot elektrisch antreibt, fährt außerdem sehr leise und stört Tiere nicht in ihrem Revierverhalten. Tel: +49 (0)421- 34 69 650 www.logemann-yachting.de mit professioneller Crew weltweit. Exklusive Charter-Yachten Anzeige Anzeige

2008 freundliche motoren

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leise aussenborder mit akku sparen energie - und daempfen proteste

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Samstag, 20. September 2008 DIE WELT Seite A7B o o t sWelt

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Von Matthias J. Müncheberg

Die Zukunft der Bootsan-triebe hat eine Farbe,und zwar Orange, mei-nen jedenfalls Chris-

toph Ballin und Friedrich Böbel.Die beiden promovierten Tüftlernahmen sich 2005 vor, den bestenelektrischen Bootsantrieb zu bau-

en. Heute gibt es in 37 Ländern Kun-den, die dieses Ziel als erreicht an-sehen.

„Ich habe ein kleines Viermeter-Holzmotorboot. Als ich mit mei-nem jetzigen Geschäftspartner eineSpritztour auf dem Starnberger Seemachte, stellte er fest, dass mein

elektrischer Außenborder völligüberholte Technik darstellte“, be-richtet Betriebswirt Ballin über denUrsprung des Unternehmens.„Mein Kollege Böbel als promo-vierter Elektroingenieur sagte, denMotor könne man heute besser bau-en.“ Markenzeichen der kleinenFlautenschieber, die unter dem Na-men Torqeedo verkauft werden, istein leuchtend orangefarbener Pro-peller am Ende der Welle. In immermehr deutschen, aber auch interna-tionalen Häfen fallen die Motorenins Auge, angebaut an Segelyacht-spiegeln genauso wie an Kanadiernoder Schlauchbooten.

Schaut man genau hin, fällt imVergleich zu herkömmlichen elek-trischen Bootsmotoren die größereSchraube auf. Sie ist mit dreißigZentimeter Durchmesser bis zu sie-ben Zentimeter größer als bei ver-gleichbaren Antriebspropellern.Auch die Verwendung von drei an-stelle von nur zwei Blättern ist au-ßergewöhnlich. „Der Anbau großerPropeller wird möglich, weil wir im

Gegensatz zu Verbrennungsmoto-ren mehr Kraft auf die Welle be-kommen“, sagt Mitarbeiter MartinSchwarz. So wird der Name der Fir-ma klar, der einerseits an „Torpedo“erinnert, in dem aber auch „Tor-que“, das englische Wort für Dreh-moment, enthalten ist.

Stolz präsentiert Schwarz denGrund für den hohen Wirkungs-grad seines Außenborders: Der Mo-tor besteht aus einem kleinen, nurrund fünf Kilogramm schwerenHightech-Element. Dieser kleineKraftprotz befindet sich genau vordem Propeller im Wasser. „Energie-verluste durch lange Übertragungs-wege und Kraftumlenkungen viaGetriebe entfallen“, sagt Schwarz.

Und wo früher auf KollektorbasisKohlestifte und Bürsten die Energievon den Wicklungen sammelten,sind heute elektronische Spuleneingebaut. Schwarz und seine Mit-streiter wollen den Elektroantriebfür Boote von seinem verstaubtenImage befreien. „Geringe Reichwei-te, schwache Leistung und riesiger

Platzbedarf für schwere Batterien,das ist Schnee von gestern“, sagtSchwarz.

Schwere und große Batteriensollen dabei ebenfalls der Vergan-genheit angehören, sagen die Ent-wickler, und das bei E-Motoren üb-liche Reichweitenproblem willTorqeedo durch ein speziellesEnergiemanagement lösen: Wirdder Regler auf das Symbol „maxi-male Reichweite“ eingestellt, sodreht das Aggregat zwar langsam,aber bis zu sechs Stunden lang.Wer es schneller oder kräftigermag, kann sich mit einem handli-chen, etwa drei Kilogramm leich-ten Zusatzakku helfen. Insgesamtgibt es die Motorvarianten Travel401 (1299 Euro) und Travel 801(1499 Euro). Ihre Kraft ist mit dervon ein bis zwei PS starken Benzin-motoren vergleichbar. Eingesetztwerden können diese E-Außenbor-der für Boote mit einem Gewichtbis 1,5 Tonnen, also für Beiboote,Dingis, Angelboote oder kleinereSegelboote. Der größere 24-Volt-

Außenborder heißt bei Torqeedo„Cruise“. Seine Schubkraft ist ver-gleichbar mit der eines 6-PS-Ver-brennungsmotors. Der „Cruise“eignet sich für Boote mit einem Ge-wicht bis zu drei Tonnen. GrößereDingis und Daysailer, größere An-gelboote, aber auch Drachen, Fol-keboote oder mittlere Motor-yachten können mit ihm über dasWasser bewegt werden. Sein Preis:2199 Euro.

Bei einer Probefahrt auf demwindigen und welligen BerlinerMüggelsee zeigten sich die Stärkendes kleinen Aggregats: Kraftvollschraubt sich der Propeller durchsaufgewühlte Wasser, wie man essonst nur von Verbrennungsmoto-ren mit 2,5 oder mehr Pferdestärkenkennt. Manövrieren auf engstemRaum, insbesondere im Hafen, istebenfalls kein Problem. RoteLeuchtdioden signalisieren, wieviel Ladung noch im Akku vorhan-den ist. Wenn die Zwanzig-Prozent-Marke aufleuchtet, sollte der Skip-per aber eine Steckdose anvisieren.

Ballin und Böbel haben für ihreEntwicklung bereits den DeutschenGründerpreis in der KategorieStart-up erhalten. Damit wurde beidieser wichtigen Verleihung zumersten Mal ein Unternehmen ausder Wassersportwirtschaft ausge-zeichnet.

Zurzeit basteln die beiden Tüft-ler am Starnberger See an einemneuen Motor mit 4 PS Leistung. „Im November werden wir in Ams-terdam dem Fachpublikum zweiweitere Neuentwicklungen vorstel-

len. Zum einen handelt es sich umeinen Kajak-Außenbordmotor, zumanderen um einen Außenborder,dessen Schub und Leistung etwadem eines 10-PS-Verbrennungsmo-tors entsprechen.“

FreundlicheMotoren

Auch die Wassersportler entdeckenden Elektroantrieb für sich. LeiseAußenborder mit Batterie sparen

Energie und dämpfen Proteste Ein Elektro-Außenborder eignet sich besonders für Fahrtziele, die Motorboote sonst wegen des Abgases und des entstehenden Lärms nicht ansteuern dürfen

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E-Boote helfen, dieNatur zu schonen■ Auf vielen Seen dar f nicht odernur sehr eingeschränkt mit pri-vaten Motorbooten gefahren wer-den – erst recht, wenn die Moto-ren Benzin verbrennen. Ob undwie viele Motorboote fahren dür-fen, ist in jedem Bundeslandanders geregelt. Ein Grund für dieEinschränkungen ist, dass ausgrößeren Seen oft Trinkwassergewonnen wird.

■ Mit Elektromotoren sieht dieSache anders aus: Sie erzeugenlokal keine Treibhausgase oderSchadstoffe wie Kohlenmonoxidoder Stickoxide. Manche Seendürfen nur mit Elektrobooten befah-ren werden, etwa der Königssee inBayern. Wer sein Boot elektrischantreibt, fährt außerdem sehr leiseund stört Tiere nicht in ihremRevierverhalten.

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