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Bienengifte sind in aller Munde. Sterben die Bienen aus? RM: Das europaweite Verbot der Neonicotinoide ist aus der Sicht der Imker für den Fortbestand von Bienen und anderen Insekten unverzichtbar. Aber auch, indem wir blütenreiche Hecken und Wiesenstreifen anpflanzen, alte Laubbäume erhalten, Obst- bäume pflanzen, unterstützen wir alle den Fortbestand der Bienen nachhaltig! KM: Und Imker werden …! Interessierte, natürlich auch Frauen, sind herzlich im Imker- verein willkommen! (siehe Kontakt Seite 2) Warum habt ihr mit der Imkerei begonnen? RM: Ich habe schon in jungen Jahren meinem Vater, der Wanderimker war, bei der Im- kerei geholfen. Seine Stöcke hatte er allerdings in Gleink und in der Neustift. Offenbar hielt er das Ennser Stadtzentrum für zu wenig ertragreich. Im Jahr 2000 habe ich mit zwei Stöcken begonnen, um den Ertrag unserer Obstbäume durch intensivere Bestäubung zu steigern. Ich habe Kurse besucht und Erfahrungen gesammelt. Mittlerweile haben wir 10 bis 15 Stöcke auf unserem Grundstück, einem der besten Standorte in Enns. Wichtig ist eine Vielfalt an blühenden Pflanzen in der Nähe. Die Gärten und Alleen, aber auch die Blumen am Friedhof sind da ausgezeichnete Quellen. KM: Robert hat mich mit seiner Begeisterung angesteckt. Wir betreiben die Imkerei gemeinsam: Er betreut die Bienen, ich verarbeite und vermarkte die Bienenprodukte. Aus dem Hobby ist eine kleine Betriebsschiene geworden. Nr. 2/2013 INFORMATIONEN DER GRÜNEN ENNS IN DER STADT IMKERN MITTEN Foto: privat DIE STADT- TÜRMERIN Robert (RM) und Karin (KM) Maleninsky betreiben seit 13 Jahren ihre Imkerei mitten in dicht besiedeltem Gebiet in der Maria-Anger-Straße. Ein Interview mit dem Stadtimker-Ehepaar. Foto: Wolfgang Simlinger ........................................................ FORTSETZUNG AUF SEITE 02 Robert Maleninsky: Wichtig bei der Imkerei sind Liebe zur Natur und Ausdauer SCHWERPUNKT: LEBENSMITTEL WARTEN AUF HOCHWASSERSCHUTZ Während ich diese Zeilen schrei- be, versuchen die Betroffenen des Hochwassers 2013 ihre Häuser wie- der bewohnbar zu machen. Wieder einmal hat die Kraft des Wassers weite Teile von Enns in Beschlag genommen. Nutz- und Schadwirkung dieses Lebenselementes liegen nah beisammen. Zum einen die lebens- spendende Seite des Wassers: gute Wasserversorgung, fruchtbares, ebenes Land, das seit Jahrhunderten für Siedlungen genutzt wird. Auf der anderen Seite die Zerstörung durch wiederkehrende Hochwässer. Schutzprojekte können den Schaden und persönliches Leid mildern – bei allen technischen Projekten bleibt aber ein Restrisiko. Wirksamster und sinnvollster Hochwasserschutz ist wohl die Absiedelung, die die Abflussräume wieder frei macht. Beide Maßnahmen sind auch für Enns beschlossen. Bitter nur, dass die Umsetzung für die Betroffenen 2013 zu spät kommt. Wolfgang Heinisch, Stadtrat für Umwelt und Mobilität STANDPUNKT

2013/02 Stadttürmerin

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Grüne Gemeindezeitung Enns, Juni 2013

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Page 1: 2013/02 Stadttürmerin

Bienengifte sind in aller Munde. Sterben die Bienen aus?RM: Das europaweite Verbot der Neonicotinoide ist aus der Sicht der Imker für den Fortbestand von Bienen und anderen Insekten unverzichtbar. Aber auch, indem wir blütenreiche Hecken und Wiesenstreifen anpflanzen, alte Laubbäume erhalten, Obst-bäume pflanzen, unterstützen wir alle den Fortbestand der Bienen nachhaltig! KM: Und Imker werden …! Interessierte, natürlich auch Frauen, sind herzlich im Imker-verein willkommen! (siehe Kontakt Seite 2)

Warum habt ihr mit der Imkerei begonnen?RM: Ich habe schon in jungen Jahren meinem Vater, der Wanderimker war, bei der Im-kerei geholfen. Seine Stöcke hatte er allerdings in Gleink und in der Neustift. Offenbar hielt er das Ennser Stadtzentrum für zu wenig ertragreich.Im Jahr 2000 habe ich mit zwei Stöcken begonnen, um den Ertrag unserer Obstbäume durch intensivere Bestäubung zu steigern. Ich habe Kurse besucht und Erfahrungen gesammelt. Mittlerweile haben wir 10 bis 15 Stöcke auf unserem Grundstück, einem der besten Standorte in Enns. Wichtig ist eine Vielfalt an blühenden Pflanzen in der Nähe. Die Gärten und Alleen, aber auch die Blumen am Friedhof sind da ausgezeichnete Quellen.KM: Robert hat mich mit seiner Begeisterung angesteckt. Wir betreiben die Imkerei gemeinsam: Er betreut die Bienen, ich verarbeite und vermarkte die Bienenprodukte. Aus dem Hobby ist eine kleine Betriebsschiene geworden.

Nr. 2/2013INFORMATIONEN DER GRÜNEN ENNS

IN DER STADTIMKERN MITTEN

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DIE STADT-TÜRMERIN

Robert (RM) und Karin (KM) Maleninsky betreiben seit 13 Jahren ihre Imkerei mitten in dicht besiedeltem Gebiet in der Maria-Anger-Straße. Ein Interview mit dem Stadtimker-Ehepaar.

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Robert Maleninsky: Wichtig bei der Imkerei sind Liebe zur Natur und Ausdauer

SCHWERPUNKT:

LEBENSMITTEL

WARTEN AUF HOCHWASSERSCHUTZ

Während ich diese Zeilen schrei-be, versuchen die Betroffenen des Hochwassers 2013 ihre Häuser wie-der bewohnbar zu machen. Wieder einmal hat die Kraft des Wassers weite Teile von Enns in Beschlag genommen. Nutz- und Schadwirkung dieses Lebenselementes liegen nah beisammen. Zum einen die lebens-spendende Seite des Wassers: gute Wasserversorgung, fruchtbares, ebenes Land, das seit Jahrhunderten für Siedlungen genutzt wird. Auf der anderen Seite die Zerstörung durch wiederkehrende Hochwässer.

Schutzprojekte können den Schaden und persönliches Leid mildern – bei allen technischen Projekten bleibt aber ein Restrisiko. Wirksamster und sinnvollster Hochwasserschutz ist wohl die Absiedelung, die die Abflussräume wieder frei macht. Beide Maßnahmen sind auch für Enns beschlossen. Bitter nur, dass die Umsetzung für die Betroffenen 2013 zu spät kommt.

Wolfgang Heinisch, Stadtrat für Umwelt und Mobilität

STANDPUNKT

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TRINKWASSERPROBLEMDAS GUTE AM ENNSER

DIE STADTTÜRMERIN JUNI/201302

INTERVIEW IMKER

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ENNSER TRINKWASSER

Was ist so faszinierend an der Imkerei, dass ihr den hohen Arbeitsaufwand in Kauf nehmt?RM: Einfach alles! Ein Bienenstock ist ein wahres Wunderwerk der Natur. Eine einzige Königin steuert mit ihren Duftstoffen bis zu 70.000 Bienen. Die Biene sammelt im Umkreis von cirka 2,5 Kilometern zuckerhältigen Blütennektar, eiweißreiche Pollen und antibiotisch wirkendes Propolis. KM: Jeder Honig ist einzigartig und besonders wertvoll für uns Menschen! Bei der Erzeugung ist perfekt abge-stimmtes Teamwork im Stock gefragt: Der gesammelte Nektar wird von Biene zu Biene in einem eigenen Körperkreis-lauf weitergegeben und mehrmals von Wachszelle zu Zelle umgelagert. So wird er mit wichtigen Vitaminen, Ami-nosäuren und Mineralien angereichert und in den Zellen eingedickt, bis er nur mehr cirka 17 Prozent Wasser enthält. So ist der Honig jahrelang haltbar.

Was empfehlt ihr Imkerei- Interessierten?RM: Wichtig sind Liebe zur Natur, Be-geisterung, Konsequenz und Ausdauer, vor allem aber innere Ruhe. Der Stand-ort muss angemeldet und gerade im Siedlungsgebiet sorgfältig ausgesucht sein. Grundsätzlich gilt: Es gibt keine

Patentrezepte. Jeder Standort hat seine ei-genen Gesetze, jeder Imker ist sein eigener Geselle und Meister.

 Michaela Heinisch

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KONTAKTIMKERVEREIN ENNS-DONAUWINKEL Kontakt: Werner Geiblinger T: 07435/53554

FAMILIE MALENINSKY Maria-Anger-Straße 20, Enns,Verkauf: Mittwoch 17:00-19:00 T: 0650/6776919

TIPP

Erinnern Sie sich? 2009 wurde in Enns das Pflanzenschutz - mittel Bentazon im Grundwasser in Konzentrationen über dem Trinkwassergrenzwert gefunden.

Seit 2009 darf das Wasser aus den Ennser Stadtquellen nur mehr vermischt mit reinem

Trinkwasser aus Linz in die Ennser Leitungen gebracht werden. Nicht mehr als ein Drittel Ennser Wasser darf verwendet werden, um die Grenzwerte verlässlich einzuhalten. Daran hat sich in den letzten Jahren leider nicht viel geändert. Soweit zur unerfreulichen Nachricht – die Ennser Trinkwasserpro-bleme haben aber durchaus auch posi-tive Entwicklungen in Gang gesetzt: Ein Verursacher der Bentazonver-

unreinigung wurde nach dem Um-weltstrafrecht verurteilt und musste Schadenersatz an die Gemeinde Enns zahlen. Dies ist bisher einzig-artig für Österreich. Schlampiger Umgang mit Pflanzengiften kann somit nicht mehr als „Kavaliersdelikt“ durchgehen.

Das Ennser Wasser-Schongebiet wurde angepasst, die Anwendung der bedenklichen Pestizide in diesem Gebiet verboten.

Der Fall Enns war ausschlaggebend für die Entwicklung und schrittweise Umsetzung der „Oö. Pestizidstrategie“ (www.land-oberoesterreich.gv.at/files/ publikationen/gtw_pestizidstrategie.pdf).

Seit 2009 werden vermehrt Sondermessprogramme zum Vorkommen und Verhalten von Pestizid-Rückständen in der Umwelt durchgeführt.

 Wolfgang Heinisch

Film: MORE THAN HONEY in der Bücherei

Grüne Spende an die Ennser Stadtbücherei: Dokumentarfilm MORE THAN HONEY. Regisseur Markus Imhoof entführt in das Reich der Bienen und schildert das mysteriöse Bienensterben.

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GETRAGENE LÖSUNG GESUCHTEICHBERGSTRASSE: GEMEINSAM

Mobilitätsstadtrat Wolfgang Heinisch geht bei der Umgestaltung der Eichbergstraße einen neuen Weg: Betroffene planen mit.

Die BewohnerInnen der neuen Siedlungen Am Eichberg und Am Waldrand fahren über die Eichbergstraße zu ihren Häusern. Dadurch hat sich die Lebensqualität der Eichbergstaßen-AnrainerInnen beträchtlich verschlechtert. Täglich passieren 1500 Fahrzeuge die ehemals ruhige Straße, oft mit über-höhter Geschwindigkeit. Neben der Lärmbelastung bereitet auch die Sicherheit von zu Fuß Gehenden und Radfahrenden – insbesondere von Kindern – Sorge.

„Die optimale Lösung gibt es nicht“„Die Stadtpolitik hat vor vielen Jahren oberhalb der Eichbergstraße ein großes Siedlungsgebiet geplant, ohne eine Verkehrslösung mitzudenken“, bemängelt STR Heinisch die damals kurzsichtige Planung. Die Eichbergstraße sei nicht verbreiterbar, für einen Gehweg fehle der Platz. „Die optimale Lösung gibt es nicht, aber Verbesserungen für die AnrainerInnen sind machbar.“

Betroffene mit ins BootHeinisch sieht in den Betroffenen ExpertInnen für ihre Situation und lud ein, in einem Kernteam mitzugestalten. Sieben Freiwillige diskutierten daraufhin in drei Workshops mit Verkehrsplaner Helmut Koch, StadtamtsmitarbeiterInnen und dem Grünen Mobilitätsstadtrat die Möglichkeiten. Alle Haushalte wurden schriftlich über die Zusammensetzung des Teams informiert und eingeladen, ihre eingebundenen NachbarInnen zu kontaktieren. Das Kernteam entschied sich schließlich für eine Kombination aus mehreren Maßnahmen.

Im Gespräch bleibenAm 16. Mai wurden die ersten Ergebnisse in der Stadthalle einem größeren Interes-

sentInnenkreis präsentiert. Einzelne Maßnahmen wurden kontrovers diskutiert, andere zur Kenntnis genommen. Das Kernteam wird sich noch einmal treffen, um die Inputs der AnrainerInnen nachzubespre-chen. Dasselbe wird auch im Mobilitätsausschuss passieren. „Wir bleiben mit den AnrainerInnen im Gespräch“, sagt Wolfgang Heinisch.

 Gudrun TroppmannFoto

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DIE STADTTÜRMERIN JUNI/2013 03

PLANUNG EICHBERGSTRASSE

THOMAS HAHN Ich wollte mitreden, damit nichts rauskommt, das ich für unklug halte. Die Initiative, Betroffene einzubinden, finde ich gut und richtig – ich habe meine Zeit gerne investiert. Etwas frustrierend ist, dass unser Ergebnis nicht verbind-lich umgesetzt wird. Es muss noch durch die politischen Gremien. Aus der Siedlung haben mich im Pla-nungszeitraum zwei Interessierte angesprochen.

CHRISTOPH TANZERJahrelang sind die AnrainerInnen hingehalten worden, jetzt pas-siert endlich was. Faszinierend war: Trotz gegensätzlicher Inte-ressen der Kernteam-Mitglieder waren wir inhaltlich schnell auf einer Linie. Dass die Maßnah-

men technisch machbar sind, gewährleistet der Verkehrsplaner. Ich wünsche mir, dass jetzt rasch entschieden wird. Alles andere würde die Betroffenen zermürben.

MANUELA VOGLSAMIch hab wegen meiner Kinder mitgemacht, wollte eine weibliche Sichtweise einbringen. Die Workshops waren sehr professionell, das Arbeitsklima war gut und konstruktiv, die Teilnehmer haben sich auf eine ge-meinsame Lösung geeinigt. Ich bin betroffen, wenn unser Ergebnis von Manchen im Nachhinein „verrissen“ wird. Wir haben viel Zeit investiert, und letztlich hatte jeder die Mög-lichkeit, selbst mitzuarbeiten.

ANRAINER-VERTRETER/INNEN

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AUF DEN GRILL!PFLANZEN

DIE STADTTÜRMERIN JUNI/201304

BUCHTIPP VEGGIE-GRILLEN

„Tiere sind meine Freunde, und meine Freunde esse ich nicht.“ Dieser Ausspruch des Literatur-Nobelpreisträgers George Bernard Shaw war das Motto für einen kulinarischen Selbstversuch: Die Grünen Enns wollten am eigenen Leib erfahren, ob Tofuwürstl und Seitangriller als Ersatz für Käsekrainer und Schopfkotelett taugen und haben sechs vegetarische Testobjekte im Ennser Lebensmittelhandel gekauft.

Gemäß der traditionellen Grill-Arbeitsteilung versammelten sich ausschließ-lich Männer am (Brand-)Herd, um sich vielfältigen Aufgaben zu widmen: Zuerst galt es, das Feuer zu entfachen, dann die Glut zu erhalten und stets

beim Auflodern der Flammen ein Übergreifen derselben auf die Bekleidung des Grillmeisters zu verhindern. Einzig und allein zu diesem Zweck standen wir mit ein-satzbereit gezückten Bierflaschen rund um den Griller – vergeblich. Keine Flamme loderte, weil kein Fett spritzte und sich kein herabtropfendes Öl entzündete.

Die ursprüngliche Idee einer Blindverkostung haben wir fallen gelassen, um Ver-letzungen mit Messer und Gabel zu vermeiden und um dem Auge die Chance zum Mitessen zu geben. Das Testteam – natürlich exakt paritätisch mit ebenso vielen Frauen wie Männern besetzt – war voller Erwartung, als das erste Fleischimitat ser-viert wurde: vegetarische Burger. Optisch und geschmacklich fast wie Fleisch – das reichte am Ende für den ersten Platz in der Gesamtwertung.

Der/Die deutschsprachige DurchschnittsbürgerIn verzehrt im Laufe des Lebens etwa 46 Schweine, 4 Kühe und Kälber, 4 Schafe, 12 Gänse, 37 Enten, 46 Truthähne, 945 Hühner sowie unzählige See- und Meeres-fische.

Ein einziges Steak von 225 Gramm enthält so viel Pflanzen-energie, wie benötigt wird, um einen Tag lang 40 hungernde Menschen zu ernähren.

Die Massentierhaltung ist für den Ausstoß von 18 Prozent aller Treibhausgase weltweit ver-antwortlich. Das ist mehr als der gesamte Transportsektor verursacht.

Es gibt keinen medizinischen oder ernährungswissenschaft-lichen Grund, zwingend Fleisch essen zu müssen.

Der Fleischkonsum bringt eine massive Gewaltanwendung ge-gen andere Lebewesen mit sich, was nicht nur überflüssig, son-dern auch ethisch bedenklich ist.

Isaac Newton, Albert Einstein, Astrid Lindgren, Paul McCartney, Leonardo da Vinci, Bertha von Suttner, Franz von Assisi, Mahatma Gandhi und andere Persönlichkeiten – sie alle aßen aus ethischen oder gesell-schaftspolitischen Gründen kein Fleisch.

Quelle: „Vegetarisch leben“ von Armin Risi und Ronald Zürrer, ISBN 978-3-906347-77-6

DAS SPRICHT FÜR VEGETARISMUS:

Nur der Basilikum-Tofu täuscht nicht vor, Fleisch zu sein.

Nichts spritzt, nichts tropft –

sieht aus wie Fleisch, ist aber keines.

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Das nächste Schummelfleisch – vegane Cevapcici – bekam deutlich schlechtere Noten und Kommentare („gatschig“). Die darauffolgenden Bratwürstl sind kom-plett durchgefallen. Warum muss etwas Pflanzliches unbedingt wie eine Wurst aussehen? Noch dazu, wenn das Geschmackserlebnis ein gänzlich anderes ist. Danach – es konnte jetzt ja nur noch besser werden – kamen Seitan-Griller auf den Tisch. Nicht übel, aber für manche zu scharf. Zum Abschluss noch Tofu: einmal als Laibchen in der Variante „Mexican“ - sehr scharf, doch auch sehr breiig, und einmal in Blockform mit Basilikum - wenig appetitlich anzusehen, aber geschmacklich überraschend gut. Und: Der „grünliche Ytong-Ziegel“ unternahm nicht einmal an-nähernd den Versuch, ein Stück Fleisch vorzutäuschen. Diese Ehrlichkeit wurde bei der Bewertung honoriert.

Es muss nicht immer Fleisch sein, darin waren wir uns einig. Das Angebot an pflanzlichen Alternativen ist vielfältig und lädt zum Durchkosten ein. Probieren Sie es aus - wir hatten eine Menge Spass dabei.

 Rainer Troppmann

STR Wolfgang Heinisch beim

Tofu-Laibchen wendenNichts spritzt, nichts tropft –

sieht aus wie Fleisch, ist aber keines.

Die Grünen mit Familie – paritätisch

zusammengesetztes Testteam.

Schmeckts?

LIEBE VEGGIES!

Gemüselaibchen und gebackener Emmentaler auf Gasthaus-Speise-karten sind euch nicht mehr ge-nug. Neuerdings erwartet ihr auch Grillgut pflanzlicher Herkunft. Ich will euch was sagen: Grillen ist eine Fleischeslust! Eure Gemüse- und Tofugrillerei nimmt unserem Hand-werk das Sinnliche.

Unserem Auge ist am schäumenden Fett an der Kotelett-Oberfläche gelegen. Es tut ihm geradezu weh, einem armen Sojawürstel auf dem Rost beim Vertrocknen zuzuse-hen. Unsere Nase zieht rauchigen Steak-Duft dem poesielosen Aroma von Tofuschnitten und Grünkern-laibchen vor. Unsere Feinmotorik ist nicht darauf trainiert, Früh-lingszwiebelchen und Cocktail-tomätchen auf Spießchen zu fädeln. Unsere Ohren lieben das Zischen des Biers, mit dem wir das Feuer unter unserem Schopf bändigen. Und was den Geschmackssinn be-trifft: Zucchini medium? Allenfalls als Beilage!

Was mich betrifft, ich bin ein „Fleischlüstling“…aber biologisch muss es ein. Man is(s)t schließlich wählerisch.

Saftige GrüßeEin eingefleischter Griller

BRIEF AN DIE LESER/INNEN:

Beurteilungsbögen

DIE STADTTÜRMERIN JUNI/2013 05

BRIEF

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06 GRÜNE LANDESSEITE JUNI/2013

P ferdefleisch in der Fertiglasagne, falsch deklarierte Eier, Pestizide auf dem Gemüse, Schimmelpilze

im Futtermittel oder Gammelfleisch: Immer wieder verderben uns Lebens-mittelskandale den Appetit. Wir fragen uns mittlerweile, was wir bei unserem täglichen Einkauf überhaupt noch ohne Bedenken kaufen dürfen.

WENN PFERDEFLEISCH AUF REISEN GEHT…

Fakt ist: Lebensmittel-Skandale sind das Ergebnis einer anonymisierten, industriellen Massenproduktion. So wird etwa das Fleisch für manche Fertigprodukte in Form von gefrore-nen Blöcken weltweit gehandelt. Die-se Blöcke enthalten mitunter Fleisch von tausenden verschiedenen Tieren. Dieses System lückenlos zu überwa-chen ist schwierig. Die vor allem bei Fertigprodukten und in der Gastro-

nomie praktizierte Billigst strategie ist eine absolute Sackgasse. Wo immenser Preisdruck herrscht, ist der Anreiz für Betrügerei groß.Doch wir KonsumentInnen müssen auf die Qualität und gesundheitliche Unbedenklichkeit von Lebensmitteln vertrauen können. Wie ist das möglich?

Damit Pferdefleisch nicht mehr in kognito ins Essen eingeschleust werden kann, braucht es lückenlose Kennzeichnung, strenge Kontrollen und harte Strafen.

„Wir brauchen endlich volle Trans-parenz: Für den gesamten Produk-tionsprozess von der Pflanzen- und Futtermittelherstellung bis zur End-verarbeitung“, fordert Konsumenten-schutz-Landesrat Rudi Anschober. Das bei Bioprodukten angewandte System der lückenlosen Kennzeich-

nung muss auch bei anderen Lebens-mitteln kommen.

KONTROLLE IST GUT, BIO IST BESSER

Abseits notwendiger Kontrollen kön-nen wir KonsumentInnen selbst auf Nummer sicher gehen: „Wer regionale Produkte kauft und sich dabei für Bio-Lebensmittel entscheidet, weiß genau, was drin ist und wo die Zutaten her-kommen“, so Anschober. JedeR hat es mit dem eigenen Einkaufsverhalten daher selbst in der Hand, dass ihr/sein Essen frei von unerwünschten Zuta-ten, Gentechnik oder Pestiziden ist. Gleichzeitig entscheiden wir uns mit Bio auch für die beste Form von Land-wirtschaft, Tier- und Umweltschutz.

GESUNDES ESSEN MUSS UNS ETWAS WERT SEIN!

 Hadmar Hölzl

LEBENSMITTEL

DIE WAHRHEITAPPETIT AUF

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SAUBERE POLITIK FÜR ÖSTERREICH. GEMEINSAM SCHAFFEN WIR DAS.

100% BIO 0% KORRUPT

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Containern bedeutet, von Supermarkt-Ketten weggeworfene Lebensmittel aus dem Müll zu fischen und zu verwerten.

C ontainern spart Geld, bei einem guten Fang oft 50 Euro. Aber nicht nur aus finanziellen Gründen holen immer mehr Menschen entsorgte Lebens-mittel aus den Containern der Supermärkte. Auch ethische, öko logische

und gesellschaftspolitische Motive bewegen sie dazu. Durch Containern verzichtest du bewusst auf Kaufkonsum, und du bestimmst den Wert von Lebensmitteln neu. Außerdem muss Ware, die du containerst, nicht extra produziert werden – das schont Ressourcen.

Ein mittlerer Supermarkt wirft täglich ungefähr 45 Kilogramm Lebensmittel weg. Gründe sind das Überschreiten des Mindesthaltbardatums, Sortimentswechsel, beschädigte Verpackungen. Der Großteil ist aber noch bedenkenlos einige Tage genießbar.

Und so geht‘s:Zieh’ waschbare Kleidung an, pack’ Gummihandschuhe, Taschenlampe und mehrere Plastiksackerl ein – und auf geht‘s zum Supermarkt-Container deiner Wahl. Die meisten stehen im Freien. Einen gefunden? Dann Deckel öffnen und „eintauchen“!

Ein paar Regeln:1) Nimm tierische Produkte nur bei niedrigen Temperaturen und

intakter Verpackung mit - oder verzichte gleich auf sie.2) Gründliches Abwaschen ist das A und O. Wenn du empfindlich bist,

nimm containerte Waren nur verkocht zu dir. 3) Checke aus, wann und wie oft der Container entleert wird. Der Müll wird in

Schichten einlegt. Es gilt: umso öfter entleert wird, desto tiefer kannst du graben.4) Vorsicht: Gewisse Ketten leeren Waschmittel oder Ähnliches in die

Container, um das „Mülltauchen“ zu verhindern.

RechtslageMüll gilt als „herrenloses Gut“. Containern stellt prinzipiell keine Straftat dar, wenn keine Sachbeschädigung (zum Beispiel Auf brechen von Schlössern) verübt wird. Na dann, tauch ein!

 Sophie Haas

ÜBERFLUSS MANGEL TROTZ

210 Millionen Tonnen Lebensmittel gehen in Europa jährlich verloren – zwei Drittel davon, bevor sie auf den Tisch kommen. Nur etwa ein Drittel der Obst- und Gemüseernte wird gegessen, der Rest vorher weggeworfen oder vernich-tet. Gründe: unsinnige Handelsnormen, schnell verderbliche Modezüchtungen oder aussortiert wegen Schönheits-makel. Ein Teil davon wird noch zu Fertigsalat, Dosengemüse und Futter verarbeitet oder wieder aus den Müllcontainern gefischt (siehe links).

Discounter-Kultur mit Einheitsware und immer höhere ästhetische An-sprüche lassen Lebensmittel-Müllberge wachsen, für die auch noch 25 Prozent des weltweiten Wasserverbrauchs draufgehen.

Doch Obst und Gemüse der Klasse 1A schmeckt nicht besser und ist keines-wegs gesünder. Ursprünglichkeit und Qualität gehen verloren, wir „verhun-gern an vollen Tellern“ und schlucken Massen an Nahrungsergänzungsmitteln.

Was wir tun können: Bei Obst und Ge-müse „Natur-Schönheiten“ akzeptieren,

heimische, robuste Sorten neu entdecken, Hamster-käufe unterlassen; regional, saisonal und biologisch bevorzugen.

 Silke Kamoun

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EINE ANLEITUNGCONTAINERN –

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DIE STADTTÜRMERIN JUNI/2013 07

PARADOX

SPAR akzeptiert Containern, solange keine Unordnung produziert wird.LIDL hat keine abgelaufene Ware in Containern – führt alles in die Regionallager zurück.REWE (Billa, Merkur) hat keine Richtlinien, weil es bisher keine nennenswerten Vorfälle gab.

NACHGEFRAGT BEI ENNSER FILIALEN

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M., H. und V.: Die Grünen Enns, Tischler straße 1, 4470 Enns Redaktion: Sophie Haas, Dr.in Michaela Heinisch, Mag. Wolfgang Heinisch, DIin Silke Kamoun, Mag.a Gudrun Troppmann, DI Rainer TroppmannDruck: COMPACT DELTA Layout: agentur g+ Auflage: 5.750 Stück; Gedruckt auf 100% chlorfrei gebleichtem Papier

IMPRESSUM

KONTAKTDIE GRÜNEN ENNSTischlerstraße 1, 4470 EnnsT 0664 / 8298652E [email protected]

FRAUENFILMNACHT 2013 Viele Frauen und einige Männer kamen am 8. März ins Kulturzentrum d’zuckerfabrik, um den Film „The Help“ (in der Stadtbibliothek erhältlich!) zu sehen.

UNLÄNGST

NRin Ruperta Lichtenecker (4. v. li.) eröffnete die Frauenfilmnacht.

Organisationsteam (v.l.): G. Troppmann, U. Bart,

GRin G. Reimann-Dorninger, E. Samide, GRin A. Salomon.Gute Stimmung in der Filmpause

7. ENNSER FAHRRADBASARÜber 100 Fahrräder wechselten am 23. März den Besitzer/die Besitzerin.

Herzlichen Dank an Gerhard Groschupfer, der die Gebrauchträder

gleich vor Ort überprüfte und Kleinigkeiten reparierte.

Großer Ansturm als die Grünen um 8.30 Uhr die Pforten öffneten.

KINO IM HOF: „UND DANN DER REGEN“Das brisante Kinodrama „Und dann der Regen“ erzählt von einem fiktiven Filmdreh in Bolivien über Christoph Columbus. Doch die Dreharbeiten werden gestört, weil Einheimische einen Aufstand gegen die Privatisierung des Trinkwassers organisieren.

DEMNÄCHST

Ab 19.30 Uhr gibt’s bio-faire Schmankerl musikalisch untermalt von Thomas Uhl.

Termin: Freitag, 12. Juli 2013Beginn um 19.30 UhrFilmstart um 21.00 UhrOrt: Enns, Hof des Museum LauriacumVeranstalterinnen: Fairtrade-Gemeinden Enns, Ennsdorf, St. Valentin Mehr zum Film: www.und-dann-der-regen.de

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