24
„Das PPP ist nicht nur ein Intensivprogramm in kul- tureller, gesellschaftlicher und politischer Fortbil- dung, sondern auch gelebte Völkerverständigung.“ Norbert Lammert, Präsident des Deutschen Bundestages “The CBYX enjoys an outstanding reputation and has produced impressive results over the past quarter of a century.” Nancy Pelosi, Speaker of the United States House of Representatives 25 Jahre PPP Das Parlamentarische Patenschafts-Programm (PPP) des Deutschen Bundestages und des Kongresses der Vereinigten Staaten von Amerika

20458000

Embed Size (px)

DESCRIPTION

pdf

Citation preview

  • Das PPP ist nicht nur ein Intensivprogramm in kul-tureller, gesellschaftlicher und politischer Fortbil-dung, sondern auch gelebte Vlkerverstndigung.Norbert Lammert, Prsident des Deutschen Bundestages

    The CBYX enjoys an outstanding reputation and has produced impressive results over the past quarter of a century.Nancy Pelosi, Speaker of the United States House of Representatives

    25 Jahre PPPDas Parlamentarische Patenschafts-Programm (PPP) des Deutschen Bundestages und des Kongresses der Vereinigten Staaten von Amerika

  • Gruwort von Norbert Lammert (CDU/CSU),Prsident des Deutschen Bundestages

    Gruwort von Nancy Pelosi,Sprecherin des Reprsentantenhauses der Vereinigten Staaten

    Gruwort von Hans-Ulrich Klose (SPD),Vorsitzender der deutsch-amerikanischen Parlamentariergruppe des Deutschen Bundestages

    Hillary Clinton, Auenministerin der Vereinigten Staaten

    Mit dem PPP als junge Botschafter fr ein Jahr in die USA

    Organisation ist alles: die Jugendaustauschorganisationen und die Bundestagsverwaltung

    Die Stipendiatinnen und Stipendiaten

    Mission Missouri

    Zwei Amerikaner in Berlin

    Auszge aus dem Plenarprotokoll der 225. Sitzung des Deutschen Bundestages vom 29. Mai 2009

    Zu Protokoll gegebene Reden zur vereinbarten Debatte: 5 Jahre Parlamentarisches Patenschafts-Programm (Tagesordnungspunkt 4)

    Inhalt

    4

    6

    8

    0

    4

    6

    0

    6

    5

  • Der Aufenthalt im anderen Land kann dabei nur von Vorteil sein, wie schon der Diplomat und Schriftsteller Roger Peyrefitte einmal festgestellt hat: Der Gewinn eines langen Aufenthalts auer-halb unseres Landes liegt vielleicht we-niger in dem, was wir ber fremde Ln-der erfahren, sondern in dem, was wir dabei ber uns selbst lernen.Der Erfolg des PPP hat viele Mtter und Vter und noch mehr Helfer, Unterstt-zer und Frderer. Allen gilt mein Dank fr ihr Engagement. Ein besonderer Dank gilt den Gastfamilien, die jeweils einen Stipendiaten aufnehmen. Ich wnsche dem Parlamentarischen Paten-schafts-Programm weiterhin viel Erfolg.

    teilgenommen haben, werden gelegent-lich als kulturelle Botschafter ihres Landes bezeichnet. Tatschlich ist das PPP nicht nur ein Intensivprogramm in kultureller, gesellschaftlicher und poli-tischer Fortbildung, sondern auch ge-lebte Vlkerverstndigung. Viele Kontak-te und dauerhafte Freundschaften sind aus dem PPP erwachsen vielleicht der schnste Erfolg berhaupt. Die Erfahrungen, die die jungen Leute im jeweils anderen Land sammeln, sind von unschtzbarem Wert fr die persn-liche Entwicklung und den Lebensweg, aber auch fr die transatlantische Br-cke, auf deren Stabilitt wir in Zeiten der Globalisierung und neuer interna-tionaler Herausforderungen mehr denn je angewiesen sind. Die groen Proble-me unserer Zeit vom Klimawandel bis zu den Fragen der internationalen Si-cherheit knnen wir nur im Schulter-schluss lsen. Deshalb ist es so wichtig, dass wir einander kennen, einander verstehen und nicht zuletzt auch die eigene Position reflektieren.

    Gruwort von Norbert Lammert (CDU/CSU),Prsident des Deutschen Bundestages

    Das Parlamentarische Patenschaftspro-gramm (PPP) kann auf eine bemerkens-werte Erfolgsgeschichte zurckblicken. Jahr fr Jahr, nun seit einem Vierteljahr-hundert, kommen junge Amerikaner nach Deutschland, whrend junge Deut-sche in die USA reisen, um das jeweils andere Land, seine Demokratie und sei-ne Lebenswirklichkeit aus eigener An-schauung kennenzulernen. Fr mich ist es immer wieder eine Freude, die jun-gen Stipendiaten im Bundestag begr-en zu knnen und in Gesprchen zu erfahren, mit welchen Erwartungen sie ihr PPP-Jahr angehen offen fr neue Eindrcke, hoch motiviert und lernbe-reit. Umgekehrt lernen wir eine Menge von ihnen, erfahren aus erster Hand vom Leben in den USA. Die vielen Tau-send Stipendiaten, die seit 984 am PPP

  • 4 5

    Der Jugendaustausch ist ein Grundpfei-ler der transatlantischen Beziehungen. Das Leben in einer fremden Kultur hat nicht nur enormen Einfluss auf die Person selbst, sondern Austausch fr-dert darber hinaus interkulturelles Verstndnis, Toleranz und Freundschaf-ten und trgt so zu einer friedvolleren Welt bei. Ich mchte allen danken, die den Erfolg des Programms ermglicht haben: dem Deutschen Bundestag, dem State Department, das das Programm in den USA organisiert, sowie den deutschen und amerikanischen Austauschorgani-sationen, die die Schler und Auszu-bildenden whrend ihres Aufenthalts betreuen. Mein Dank gilt auerdem den Alumni, die ihre Erfahrungen an die mglichen zuknftigen Teilnehmer weitergeben, sowie den Gastfamilien und Schulen fr ihre Bereitschaft, Aus-tauschschler aufzunehmen. Ohne diese grozgige Untersttzung wre das Programm nicht denkbar.

    Als Sprecherin des US-Reprsentanten-hauses schliee ich mich Bundestags-prsident Norbert Lammert an und mchte ebenfalls meine Untersttzung und meine besten Wnsche fr eine erfolgreiche Zukunft dieses wichtigen deutsch-amerikanischen Austauschpro-gramms zum Ausdruck bringen. Ich mchte nochmals das Parlamenta-rische Patenschafts-Programm zum historischen 5. Jahrestag beglckwn-schen und hoffe, dass es fr viele wei-tere Jahre bereichernde Erfahrungen fr die jungen Menschen aus unseren bei-den Lndern bringen mge.

    Mit besten GrenNancy Pelosi8. Mai 009

    Gruwort von Nancy Pelosi,Sprecherin des Reprsentantenhauses der Vereinigten Staaten

    Ich bersende allen Teilnehmern an den Feierlichkeiten zum 5. Jahrestag des Parlamentarischen Patenschafts-Programms (PPP) in Berlin meine herz-lichsten Gre. Das Parlamentarische Patenschafts- Programm wurde 98 gemeinsam vom US-Kongress und dem Deutschen Bun-destag zur Erinnerung an die erste Ein-wanderung deutscher Familien in die Vereinigten Staaten im Jahr 68 ge-grndet. Dieses transatlantische Aus-tauschprogramm geniet einen heraus-ragenden Ruf und hat in den letzten 5 Jahren Eindrucksvolles geleistet. 8.500 deutschen und amerikanischen Schlern und jungen Berufsttigen wurde ein einjhriger Aufenthalt im Partnerland ermglicht.

  • 6

    Seit ich Mitglied des Deutschen Bun-destages bin, habe ich mich beim PPP engagiert nicht zuletzt, weil ich aus eigener Erfahrung wei, wie wichtig und prgend solche Austauschpro-gramme und -erfahrungen sind. Schon sehr frh, 954, hatte ich das Glck, fr ein Jahr in die USA zu reisen; damals noch per Schiff ber den Atlan-tik und spter, in den USA, per Grey-hound-Bus von New York nach Chicago und weiter nach Clinton in Iowa. Ich habe dort ein wunderbares Jahr erlebt, habe die Clinton High School besucht und mit einem Diplom abgeschlossen. Ich habe dabei viel ber Amerika ge-lernt, aber auch ber Deutschland, weil meine amerikanischen Mitschler mich immer wieder mit Fragen konfrontier-ten, ber die ich zuvor nie nachgedacht

    hatte. Zum Beispiel: Was ist der Unter-schied zwischen einer Sekte und einer Kirche? Warum werden in Deutschland Jungen und Mdchen in getrennten Schulen unterrichtet (das was damals noch so)? Warum kommt jemand auf den merkwrdigen Gedanken, neun Jahre lang Latein, eine tote Sprache, zu lernen? Durch solche Fragen habe ich ganz allmhlich, ohne dass mir das zunchst bewusst wurde, gelernt, Deutschland, mein Land, mit den Au-gen meiner amerikanischen Mitschler zu betrachten eine Erfahrung, die mir spter vor allem in der Auenpolitik sehr geholfen hat. Die Probleme der Welt, die eigenen eingeschlossen, mit den Augen der anderen zu sehen, dar-auf kommt es an, daraus entsteht Ver-stndnis fr einander, daraus entsteht Freundschaft. PPP ist, so gesehen, eine humane Investition in die Zukunft, die sich im persnlich-politischen Mit-einander vielfach ausgezahlt hat und weiter auszahlen wird.

    Gruwort von Hans-Ulrich Klose (SPD),Vorsitzender der deutsch-amerikanischen Parlamentariergruppe des Deutschen Bundestages

    Seit 00 leite ich die deutsch-ameri-kanische Parlamentariergruppe des Deutschen Bundestages. Sie wurde 98 mit dem Ziel gegrndet, eine dauerhafte Kooperationspartnerschaft mit der Congressional Study Group on Germany zu entwickeln. Ein Ergebnis dieser Partnerschaft war und ist das 984 gegrndete Parlamentarische Patenschafts-Programm (PPP), das im Amerikanischen Congress-Bundestag-Youth-Exchange (CBYX) heit und vom US-amerikanischen Kongress und vom Deutschen Bundestag getragen wird. An diesem Austauschprogramm fr Schler und junge Berufsttige ha-ben sich seither Tausende junger Men-schen, Amerikaner und Deutsche, betei-ligt. Sie haben jeweils ein Jahr in den USA oder in Deutschland gelebt, haben ihr Gastland kennengelernt und neue Freunde gefunden. Sie waren auf ihre Weise Botschafter und Pfadfinder fr Vlkerfreundschaft und -verstn-digung.

  • 8 9

    Dieses Jugendaustauschprogramm wurde auch gegrndet, um 00 Jahre deutscher Einwanderung in den Ver-einigten Staaten anzuerkennen und um die besonderen Verbindungen zwischen Deutschen und Amerikanern zu unter-streichen. Durch eine jhrlich erneuerte Finanzierung stellt dieses Programm Vollstipendien fr ein akademisches Jahr im Gastland bereit. In 5 Jahren hatten mehr als 8.500 Deutsche und Amerikaner die Gelegen-heit, die Vorteile dieses kulturellen und bildungspolitischen Austauschs aus ers-ter Hand zu erleben. Das PPP war so er-folgreich, dass es zum Modell fr ande-re Jugendaustauschprogramme wurde. Wir glauben, dass Austauschprogramme ein wichtiges Instrument der US-Diplo-matie sind. Nur wenige andere Erfahrun-gen knnen die Erfahrungen bertreffen, die man macht, wenn man in ein ande-res Land reist und dort mehr ber die Kultur erfhrt und einen direkten Kon-takt zu den Menschen hat. Whrend

    Ihrer Zeit im Ausland werden Sie ein Botschafter fr Ihr Land sein, und Sie werden mit einer einzigartigen Sicht auf die Welt nach Hause zurckkehren. Ich hoffe, dass die neuen Horizonte, die Sie entdecken, Ihr Wissen erweitern und Ihr Leben bereichern, Ihre Fhig-keit, in der Zukunft ein globaler Brger zu sein, verbessern und die bereits sehr starken Bande zwischen unseren beiden Lndern voranbringen werden.Ich wnsche Ihnen allen viel Glck fr den Austausch und danke Ihnen fr die Fhrungsstrke und das Engagement, das Sie gezeigt haben, um unsere Welt heute und fr kommende Generationen zu verbessern.

    Videobotschaft von Hillary Clinton, Auenministerin der Vereinigten Staaten

    Ich freue mich, Ihnen allen zum 5-jhrigen Jubilum des Parlamenta-rischen Patenschafts-Programms (PPP) des Kongresses und des Bundestages Gre zu bermitteln. Dieses Programm ist ein Symbol fr unsere guten Bezie-hungen zu Deutschland und unser bei-derseitiges Bekenntnis zur ffentlichen Diplomatie. Ich freue mich ganz beson-ders darber, meinem guten Freund und dem langjhrigen Schirmherrn des Parlamentarischen Patenschafts-Programms, Senator Richard Lugar, da-fr danken zu knnen. Senator Lugar hat so viel fr unser Land und fr die ganze Welt getan, und seine Unterstt-zung und sein Engagement fr dieses Programm verdienen eine Wrdigung auf beiden Seiten des Atlantiks.

  • 0

    Bundestagsabgeordnete nominieren die Stipendiaten und betreuen sie in der Zeit des Stipendiums als Paten daher auch der Name des Programms. Die Bundestagsabgeordneten sind An-sprechpartner, stellen ihre Patenkin-der der ffentlichkeit im Wahlkreis vor, laden sie zu politischen Veranstal-tungen ein, halten whrend der Aus-tauschzeit Kontakt zu ihnen und helfen auerdem dabei, die amerikanischen Stipendiaten in der deutschen Wahlhei-mat zu integrieren.

    Das Parlamentarische Patenschafts- Programm vertieft den kulturellen Aus-tausch und die Freundschaft zwischen Deutschland und den Vereinigten Staa-ten. Jedes Jahr bietet das Programm rund 60 Schlern zwischen 5 und Jahren sowie jungen Berufsttigen zwischen 6 und 4 Jahren aus Deutschland die Mg-lichkeit, ein Jahr in den USA zu verbrin-gen. Die Schlerinnen und Schler leben in Gastfamilien und besuchen eine Ober-schule (High School), junge Berufsttige absolvieren ein Praktikum in einem Betrieb und besuchen eine Berufsschule (Community College). Die Teilnehmer knnen dabei auch selbst Praktikums-pltze in den USA vorschlagen. Die Stipendiaten wirken in dieser Zeit zudem als Junior-Botschafter und ver-mitteln an ihren Schulen, an ihren Praktikumspltzen, in ihren Gastfami-lien und in ihrer Freizeit die kulturel-len, gesellschaftlichen und politischen Werte ihres Landes. Im Alltag lernen

    Die Jugendlichen erfllen ihre Rolle als Botschaf-ter ihres Landes mit Ernsthaftigkeit und Herzblut. Sie leisten einen wesentlichen Beitrag dazu, ein differenziertes und zeitgerechtes Bild von Amerika und von Deutschland bei ihren Altersgenossen zu vermitteln.Wolfgang Brnsen (Bnstrup) (CDU/CSU), Berichterstatter der Kommission des ltestenrats fr internationale Austauschprogramme

    Mit dem PPP als junge Botschafter fr ein Jahr in die USA

    Jahr fr Jahr reisen rund 60 Schlerin-nen und Schler sowie junge Berufst-tige aus Deutschland in die Vereinigten Staaten. Etwa gleich viele junge Ame-rikaner kommen jeden Sommer nach Deutschland. Als Stipendiaten des Par-lamentarischen Patenschafts-Programms (PPP) leben sie fr ein Jahr in Gastfami-lien, besuchen Schulen, absolviere Prak-tika in Betrieben und sind zudem junge Botschafter fr die politischen und kul-turellen Werte ihres Landes. Seit 98 haben ber 8.500 Stipendi-aten an dem erfolgreichen Austausch-programm teilgenommen, das vom Deut-schen Bundestag und dem Kongress der USA getragen wird. Das Besondere:

  • sie, was Deutschland und Amerika verbindet und unterscheidet. Sie leben, lernen und arbeiten in einer fremden Kultur, erweitern ihren Horizont durch persnliche Erfahrungen und leisten so einen wichtigen Beitrag zu einer bes-seren Verstndigung zwischen jungen Deutschen und Amerikanern. Gleiches gilt fr die amerikanischen Ju-gendlichen, die jeden Sommer in etwa gleicher Zahl nach Deutschland kom-men. Auch sie werden in Gastfamilien untergebracht und von den beteiligten Austauschorganisationen betreut. In Amerika heit das Programm Congress-Bundestag Youth Exchange (CBYX).Das Parlamentarische Patenschafts- Programm wurde 98 aus Anlass des 00. Jahrestags der ersten deutschen Einwanderung in die USA gemeinsam von dem Kongress der Vereinigten Staa-ten von Amerika und dem Deutschen Bundestag ins Leben gerufen. Es wurde

    vereinbart, dass junge Deutsche ein Jahr in den USA und junge Amerikaner ein Jahr in Deutschland verbringen. Der Prsident des Deutschen Bundes-tages, Norbert Lammert, hat fr dieses Programm die Schirmherrschaft ber-nommen.Das Stipendium umfasst unter anderem die Reise- und die Programmkosten, Vor- und Nachbereitungsseminare sowie Versicherungskosten. Die Stipen-diaten werden in Gastfamilien unterge-bracht und verpflegt. Nur das Taschen-geld mssen die Stipendiaten selbst aufbringen. Der Austausch beginnt jedes Jahr im Sommer und dauert ein gutes Jahr.

    Waldweg in Deutschland: Politik im Wahl-kreis und in der Hauptstadt erleben.

    Landstrae in Nebraska, USA: die Wege der amerikanischen Politik ergrn-den.

  • 4 5

    Das Auswahlverfahren luft zunchst ber ausgewiesene Jugendaustausch-organisationen, die im Auftrag des Deut-schen Bundestages das Parlamentarische Patenschafts-Programm durchfhren. Die unabhngigen Organisationen ms-sen sich fr die mehrjhrige Zusammen-arbeit mit dem Deutschen Bundestag bewerben und im Programm nach des-sen Richtlinien arbeiten. Die Austausch-organisationen sind fr bestimmte Bun-destagswahlkreise zustndig und betreu-en die in ihnen lebenden Bewerber und Stipendiaten.

    Jugendaustauschorganisationen

    Die ersten Ansprechpartner fr die Be-werberinnen und Bewerber sind die Ju-gendaustauschorganisationen. Ihre Mit-arbeiter erhalten die Bewerbungsunter-lagen und entscheiden jedes Jahr im Herbst, ob die Bewerber zu einem Aus-wahlgesprch eingeladen werden.

    In diesen Gesprchen, an die sich eine Diskussionsrunde und ein Test der all-gemeinen politischen Bildung anschlie-en, wird geprft, ob die Bewerber fr ein Stipendium in den USA geeignet sind. Neben den guten Schulleistun- gen der Bewerber kommt es vor allem auch auf die soziale Kompetenz, das politische Allgemeinwissen und das Interesse an politischen und gesell-schaftlichen Vorgngen an. Nach den Gesprchen stellen die Austausch-organisationen eine Liste mit Kandi-daten auf, die fr ein PPP-Stipendium geeignet sind und die sie den Paten-abgeordneten zur Auswahl vorschlagen. Nur wer die Vorauswahl durch die unabhngige Austauschorganisation besteht, hat eine Aussicht auf ein Stipendium.

    The Congress-Bundestag Youth Exchange program is one of the essential elements of the US-German bond by strengthening the deep ties of friendship and un-derstanding between our two peoples. [...] it offers an extraordinary opportunity to learn about the world, gain a deeper understanding of people and issues, build lifelong skills and expand their horizons.Senator Richard Lugar, langjhriger Schirmherr des Parlamentarischen Patenschafts-Programms in den Vereinigten Staaten

    Organisation ist alles: die Jugendaustauschorganisationen und die Bundestagsverwaltung

    Jedes Jahr ldt der Deutsche Bundestag Schler und junge Berufsttige ein, sich fr ein Stipendium des Parlamen-tarischen Patenschafts-Programms zu bewerben. Dabei sollen die Bewerbe- rinnen und Bewerber fr das Jahr als Junior-Botschafter ihres Landes gute Schulleistungen, gute Englischkenntnis-se, ein ausgeprgtes Interesse an politi-schen Fragen und gesellschaftliches Engagement mitbringen. Die Nachfrage am Jugendaustauschpro-gramm ist gro: Insgesamt bewerben sich jedes Jahr rund 4.500 Schler und junge Berufsttige auf 60 Stipendien. Sie alle mssen ein zweistufiges Aus-wahlverfahren fr ein Stipendium des Patenschafts-Programms durchlaufen.

  • 6

    Im zweiten Schritt des Verfahrens whlt der fr den Wahlkreis zustndige Bun-destagsabgeordnete einen Kandidaten aus der Liste der Austauschorganisation aus. Er entscheidet, wen er am besten dafr geeignet hlt, Deutschland in den USA als Junior-Botschafter zu vertreten. Auerdem prft er noch einmal die Bewerbungsunterlagen und kann die nominierten Kandidaten auch zu einem Gesprch einladen.

    Parlamentarische Begleitung

    Das Patenschaftsprogramm wird parla-mentarisch begleitet. So gibt es in der Inneren Kommission des ltestenrats des Bundestages eine Berichterstatter-gruppe fr Internationale Austausch-programme. Hier koordinieren Abgeord-nete aus allen Fraktionen das Parlamen-tarische Patenschafts-Programm. Und auch die Verwaltung des Bundestages ist in das Programm eingebunden. So schafft das Referat Internationale Aus-tauschprogramme die organisatorischen Voraussetzungen dafr, dass der Bun-destag Schlern und jungen Berufs-ttigen einen einjhrigen Aufenthalt in den USA ermglichen kann. Wer sich wo bewerben kann, und welche Unterlagen die Bewerberinnen und Bewerber einreichen mssen, beschreibt der Bundestag auf seiner Internetseite www.bundestag.de/ppp.

    Das Capitol in Washington D. C. und das Reichstagsge-bude in Berlin: Einblicke in die feinen Unterschiede des Parlamen-tarismus.

  • 8 9

    Ein Jahr Schule an der Kahuku High School an der Northshore von Oahu und das Leben in einer amerikanischen Familie mit dem Parlamentarischen Patenschafts-Programm 99/9 waren eine tolle und sehr prgende Erfahrung fr mich. Ich kann allen jungen Men-schen raten, eine solche Chance zu er-greifen. Ein Jahr im Ausland gibt neue Einblicke, schafft viele neue Freunde und ganz neue Perspektiven: Es geht alles auch anders. Und in der Ferne erfhrt man vieles ber sich und seine Heimat, das man so noch nie gesehen hat.Alexander Bonde, MdB

    Dass die Amerikaner so interessiert an Deutschland sind, htte ich nie erwar-tet. Es machte mir richtigen Spa, mit ihnen ber meine Heimat zu sprechen.Manuela Nothacker, Stipendiatin 2007/2008

    So ein Austausch der Kulturen bringt die Menschheit einen entscheidenden Schritt weiter. Mit jedem einzelnen Stipendium wird ein Ziegelstein zu einer Brcke getan, die die einzelnen Lnder miteinander verbindet.Olga Jurkewitsch, Stipendiatin 2006/2007

    An meiner Schule wurde ich hervor-ragend aufgenommen und schaffte auch die Abschlussprfung, nahm also an der Graduation Ceremony teil. Eine Erfahrung, die ich nie vergessen werde.Markus Khn, Stipendiat 2006/2007

    Jugend und Politik: vonein-ander lernen.

    ber 8.500 Stipendiatinnen und Stipendiaten haben bereits an dem er-folgreichen Parlamentarischen Paten-schafts-Programm des Deutschen Bun-destages und des US-Kongresses teilge-nommen. Nicht selten erwacht bei den Stipendiaten, fr die in dieser Zeit ein Bundestagsabgeordneter auch die Pa-tenschaft bernimmt, ein politisches Interesse. Hier einige Stimmen:

    Die Stipendiatinnen und Stipendiaten

  • 0

    Es war Anfang August 00, als ich in das einstckige Haus in einem Vorort von St. Louis einzog. Der Sommer war so hei, dass man es fast nur im Swim-mingpool drauen im Garten aushalten konnte. Das Wetter in Missouri ist viel extremer als in Deutschland, im Som-mer heier, im Winter klter, und die Unwetter sind heftiger. Meine Gastmutter hatte vor sieben Jah-ren einen schweren Autounfall, bei dem sie ein Bein verlor. Seitdem sitzt sie im Rollstuhl. Trotzdem ist sie sehr lebens-froh und aktiv. Sie arbeitet fr die Aus-tauschorganisation, die uns PPPler in den USA betreut hat. Ich habe viel mit meiner neuen Familie unternommen, wir waren bei einem Baseballspiel und auf dem Minigolfplatz. Und in den Malls, den flughafengroen Einkaufs-zentren. Ein paar Klischees stimmen dann doch: Die Fastfoodkultur zum Bei-spiel ist genau so, wie man sie sich vor-stellt. Cola aus Ein-Liter-Trinkbechern,

    Kartoffelchips in der XXL-Packung und jede Menge Burger. Zum Glck besorgte meine Gastfamilie immer frisches Obst und Gemse fr mich. Aber meinem Lieblingsgericht Spinat musste ich kom-plett entsagen. Dafr bin ich jetzt sch-tig nach Cola von Dr Pepper.Auch das Bild vom Amerikaner, der an seinem Autositz festgewachsen ist, ent-spricht der Realitt. In unserer Wohn-gegend gab es zum Beispiel gar keine Brgersteige. Man fhrt Auto und wenn es nur zehn Meter weit ist. Als ich erfahren habe, dass die Amerikaner nicht nur mit 6 ihren Fhrerschein machen, sondern auch nur ,50 Dollar

    Lena Walzer im Deutschen Technikmu-seum in Berlin: Rosinenbom-berals Symbol deutsch-ameri-kanischer Freundschaft.

    Mission Missouri

    Lena verbrachte ihr elftes Schuljahr mit dem Parlamentarischen Paten-schafts-Programm (PPP) im Mittleren Westen der USA. Ein wahres Aben-teuer: Sie joggte ber Highways, sezierte Hasen und erklrte ihren Mitschlern, dass Deutschland in Europa liegt. Hier ist ihr Erfahrungsbericht: Nach 4 Stunden im Flieger kam ich endlich in St. Louis an, der zweitgr-ten Stadt im Bundesstaat Missouri. Ich hatte nur einen Koffer dabei, mein Kontrabass musste zu Hause bleiben. Die Gastfamilie wartete schon mit einem Schild auf mich und begrte mich so herzlich, dass ich mich sofort wohlfhlte. Nur mein 4-jhriger Gast-bruder war ein bisschen schwierig, ein typisches Einzelkind.

  • Schulweg made in America: mit dem Schulbus auf dem High-way.

    fr die Fahrprfung bezahlen, weil sie das Fahren mit den Eltern ben, war ich schockiert. Meine amerikanischen Freunde dagegen konnten nicht glau-ben, was der Fhrerschein in Deutsch-land kostet.Kennengelernt habe ich meine Freunde beim Sport. In den Highschools gibt es keine Klassenverbnde, in jedem Kurs sitzen andere Leute. Die wichtigen Gruppen sind hier die Vereine, vor allem die Sportclubs. Und dann gibt es noch die Cheerleader, die genau so sind wie in den amerikanischen Highschool-Filmen. Chor und Orchester sind auf der Beliebtheitsskala eher hinten an-gesiedelt.Als leidenschaftliche Leichtathletin trat ich dem Cross Country Club bei. Der Berliner Marathon ist nichts dagegen. Jeden Tag zwei Stunden querfeldein laufen, danach noch Gewichte stem-men. Und der Trainer war gnadenlos.

    Auch am Wochenende, so seine Emp-fehlung, war individuelles Laufen er-wnscht. Das Problem war nur, dass die Umgebung meiner Schule nicht gerade mit Natur gesegnet war. Wir liefen oft an Highways entlang, auf dem Seiten-streifen. Das war gleichzeitig eine Art Hindernislauf: immer schn um die totgefahrenen Tiere am Straenrand herum.Am Ende der Saison war ich in Form wie noch nie. Auch der Unterricht in der Schule war viel intensiver als in Deutschland. Man hat nur sieben ver-schiedene Kurse, die dafr aber jeden Tag. Ich habe einen Chemiekurs fr Fortgeschrittene gewhlt, der Hoch-schulniveau hatte. Damit bin ich fr mein Chemieabitur in Berlin gewapp-net. Auch der Kurs Menschliche Anatomie war spannend. Wir haben sogar einen Hasen seziert: Haut abzie-hen, Muskeln auftrennen, Magen auf-machen, Herz herausschneiden. Mir hat das nichts ausgemacht, ich will immer noch rztin werden. Oder in

    Und dann gibt es die Cheerlea-der, die genau so sind wie in den Highschool-Filmen.

  • 4 5

    die Forschung gehen. Den Bundestags-abgeordneten aus meinem Wahlkreis, der mir das Stipendium gab, habe ich per E-Mail auf dem Laufenden ge-halten.Meine Mitschler waren sehr neugierig und offen, auch wenn es oft beim Smalltalk blieb. Nicht jede Einladung war wirklich ernst gemeint, nicht jedes Wie gehts? erwartete eine Antwort. Auch bei den konkreteren Fragen konn-ten einem die Haare zu Berge stehen. Ist Europa ein Land? Was, Deutschland ist nicht dasselbe wie Europa? Steht die Mauer noch? Wie viel Bier trinkt ihr am Tag? Logisch, dass alle das Oktoberfest kannten. Ich musste echte Aufklrungs-arbeit leisten. Aber es hat geholfen, in-zwischen haben meine Mitschler ein differenzierteres Deutschlandbild.In vielen Dingen sind die Amerikaner aber auch total faszinierend. Eine so po-sitive Einstellung zum Leben und eine solche Zuversicht, was die Zukunft an-

    geht, das kennt man aus Deutschland nicht. Sie machen sich viel weniger Sorgen, einen Job zu bekommen. Ihre grte Sorge ist momentan der Sprit-preis. Von dieser positiven Energie will ich mir viel mitnehmen. Auch meine Gastmutter ist so ein Fall. Wie viel Mut sie hat! Am Ende meines Austausch-jahrs konnte sie schon fast wieder rich-tig gehen. Es war ein trnenreicher Abschied von meinem zweiten Zuhause! Ich musste so sehr weinen, dass ich nicht einmal mehr mein Flugticket aus der Tasche holen konnte; andere Passagiere muss-ten mir dabei helfen.Meine Mission ist jetzt erstmal beendet. Aber dass ich wieder zurckkehre, das ist nur eine Frage der Zeit.Protokoll: Lydia Harder fr Blickpunkt Bundestag 2/2008

    Das Land mit anderen Augen sehen. Inzwi-schen haben meine Mitsch-ler ein differen-zierteres Bild von Deutsch-land.

    Route 66: der American Way of Life fr deutsche Gste.

  • 6

    Terrell Levine vor der Skulp-tur Perspekti-ven auf dem Campus der Freien Univer-sitt Berlin.

    Oft begleitete er seinen Vater, Prsident einer internationalen PR-Agentur, nach Europa, Lateinamerika und Australien. Nach dem Schulabschluss studierte er Internationale Beziehungen in Boston und arbeitete fr einen Thinktank in Washington. Seine Kommilitonen machten Reisen und Austauschsemester in Spanien, Frankreich, Italien. Alles auer Deutschland, sagt Terrell. Er aber ging mit dem Parlamentarischen Paten-schafts-Programm (PPP) des Deutschen Bundestages nach Berlin. Das war im Sommer 008. Terrell stimmte per E-Mail ab und verfolgte die Prsident-schaftswahlen im Amerikahaus auf Groleinwand. Er erlebte die Euphorie der Deutschen ber den Sieg Obamas. Der 4-Jhrige schtzt die Freundlich-keit, den Familiensinn und die Offen-heit der Leute hier. In Amerika habe sich Obama gegen die gleichgeschlecht-liche Ehe aussprechen mssen, um berhaupt gewhlt zu werden. Da ist Deutschland schon weiter. Terrell setzt sich fr die Rechte von Schwulen und Lesben ein, kmpft fr ihr Anrecht auf Eheschlieung. Es ist eine Frage der

    Wrde. Und eine finanzielle, denn in den USA zahlt der Arbeitgeber oft die Krankenversicherung fr den Ehepart-ner mit. Doch die Abstimmung, die parallel zur Wahl des Prsidenten lief, sei irrefhrend gewesen. Man musste gegen das Verbot stimmen, also Nein ankreuzen, um das Recht auf Eheschlie-ung zu bejahen. Terrells Vater habe da ganz moderne Ansichten. Und die Mutter sei zwar praktizierende Katholi-kin, habe zum Thema Homosexualitt aber ein ganz entspanntes Verhltnis.Im Bundestag lernte Terrell seinen Paten im Austauschprogramm kennen, den Bundestagsvizeprsidenten Wolf-gang Thierse. Seinen Paten auf amerika-nischer Seite, den Kongressabgeordne-ten aus New Jersey, unterrichtete er regelmig ber den Stand der Dinge.

    Zwei Amerikaner in Berlin

    Jedes Jahr kommen 50 amerikanische Stipendiaten mit dem Parlamentari-schen Patenschafts-Programm nach Deutschland. Wie Terrell, der die Tole-ranz der Berliner schtzt und Diplomat werden will. Und Kelly, die im Wed-ding zur Schule geht und die Falafel ihres trkischen Gastvaters liebt.Das Erste, was Terrell Levine in der Schule ber Deutschland erfuhr, war nichts Gutes: Sechs Millionen Juden wurden systematisch vernichtet. Das war alles, mehr wurde ber Deutsch-land nicht erzhlt. Die Nazivergangen-heit ist oft das einzige, woran amerika-nische Schler denken, wenn sie den Namen Deutschland hren auch heute noch. Terrell Levine aus New Jersey, Sohn eines Juden und einer Katholikin, wollte trotzdem Deutsch lernen. Die Welt interessiert ihn, die ganze Welt. Schon mit zwlf Jahren hat er Safari-Trips durch Sdafrika gemacht.

  • 8 9

    Der Groteil der 50 Stipendiaten, die jedes Jahr aus den Vereinigten Staaten nach Deutschland kommen, geht hier zur Schule, die lteren studieren oder machen Praktika. Terrell ist Mitarbeiter an der Freien Universitt. Dort forscht er ber die OSZE, die Organisation fr Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa. Demnchst will Terrell nach Indien gehen, in die Stadt Ahmedabad nahe der Arabischen See, unweit der pakistanischen Grenze. Dort wird er zwei Jahre lang bei einer NGO arbeiten. Und spter will er eine Laufbahn im Auswrtigen Dienst der Vereinigten Staaten einschlagen.Die ersten deutschen Erfahrungen von Kelly Hill waren ziemlich amerikanisch. In Landstuhl betreibt das US-Militr sein grtes externes Medizinzentrum. Mister Hill war dort Physiotherapeut. Er lernte eine junge Amerikanerin kennen, die den GIs Deutschunterricht gab. Sie heirateten, und dann kam Kelly. Ihre wenigen Erinnerungen an die Kindheit in Landstuhl bestehen aus amerikanischen Fast-Food-Ketten und

    amerikanischen Freunden im Kinder-garten. Als sie sieben Jahre alt war, kehrte die Familie in die Staaten zu-rck. Erst wohnten sie in Montana, dann in Florida, schlielich landeten sie in New York. Dort machte Kelly ihren Schulabschluss. Meine Mutter hat mich berredet, in der Schule Deutsch zu lernen, sagt die 8-Jhrige in akzentfreiem Deutsch. Im Sommer 008 kam sie mit dem Aus-tauschprogramm des Bundestages nach Deutschland. Sie zog bei einer Gast-familie im Wedding ein. Bei der ersten Fahrt dahin wunderte sie sich ber das orientalische Straenbild aus tr-kischen Imbissen und arabischen Inter-netcafs. Es wurde zum Alltag. Kellys Gastvater ist trkischer Kurde. Er leitet eine Weiterbildungsschule, seine Frau ist Deutsche, ein Beispiel fr gelungene Integration. Als Kelly noch in New York wohnte und einem deutschen Aus-

    Multikulti: Kelly Hill in der Oranienstrae in Berlin-Kreuz-berg.

    Horizonte er-weitern: Ameri-kanische Sch-ler erfahren, dass Deutsch-land mehr als nur Nazivergan-genheit ist.

  • 0

    Rechts:Politik und Er-innerung: Blick vom Denkmal fr die ermorde-ten Juden Euro-pas zum Reichs-tagsgebude, dem Branden-burger Tor und zur US-amerika-nischen Bot-schaft in Berlin.

    tauschschler einen Brief ihrer Gastfa-milie zeigte, erlebte sie eine irritierende Reaktion. Der Deutsche sagte, es sei gut, dass der Trke beruflich erfolgreich sei, denn dann htte er es wohl nicht auf das Geld von Kellys Familie abgesehen. Hier in Deutschland hat sie die ange-nehmen Seiten der deutsch-trkischen Vlkerverstndigung mitbekommen. Zu Hause werden Hummus, Falafel und s-es Baklava aufgetischt. Oft ist ein bunt-gemischter Freundeskreis zu Besuch.Kelly besucht hier die elfte Klasse eines Gymnasiums. Sie hat zwar schon einen Abschluss, aber nun lernt sie Vokabeln wie Zellteilung oder Koalitionsver-trag. Sie hat verschiedene Stdte be-sichtigt und in Bonn den Schreibtisch Adenauers gesehen. Ihr Ansprechpart-ner im Bundestag war der ehemalige SPD-Abgeordnete aus Berlin-Mitte, Jrg-Otto Spiller. Er hat ihr das Parla-ment gezeigt und sich erkundigt, wie das Austauschjahr verlief. Kelly ist zu-frieden, abgesehen vom Heimweh. Und sie musste sich erst daran gewhnen, so viel Freizeit zu haben. Die amerika-nischen Highschools beschftigen die Schler mit Freizeitaktivitten wie

    Sport oder Musik bis in den spten Nachmittag. Zum Geigespielen besucht Kelly hier eine Musikschule. Mit dem Jugendorchester hat sie schon in der Berliner Philharmonie gespielt, Simon Rattle dirigierte. Das sind nun Kellys deutsche Erlebnisse. Trotzdem plant sie auch einen Besuch in ihrer alten Heimat Landstuhl.Als sie sich fr das Austauschpro-gramm nach Deutschland bewarb, ka-men schon ein paar skeptische Reakti-onen von Mitschlern. Das Nazistigma haftet den Deutschen immer noch an. Aber es wird besser, versichert Kelly. Deutsche Produkte sind in Amerika beliebt, Sportmarken etwa, Puma und Adidas. New Yorker schwrmen fr Berlin. Und noch etwas aus Deutsch-land hat laut Kelly inzwischen zahl-reiche amerikanische Anhnger: die Magdeburger Teenieband Tokio-Hotel.Text: Lydia Harder fr Blickpunkt Bundestag 3/2009

    Seite :Debatte im Bun-destag: Politik hautnah erle-ben.

  • Auszge aus dem Plenarprotokoll der 225. Sitzung des Deutschen Bundestages vom 29. Mai 2009

  • 4 5

    Zu Protokoll gegebene Reden zur vereinbarten Debatte: 5 Jahre Parlamentarisches Patenschafts-Programm (Tagesordnungspunkt 4)

    Ich mchte Ihnen weiterhin einen interessanten Aufenthalt in Deutschland wnschen. Ich nutze die Gelegenheit gerne, um nicht nur den zahlreichen Kolleginnen und Kollegen fr ihren Einsatz als Pate in den Wahlkreisen zu danken, son-dern ausdrcklich auch den ehrenamtlichen Gastfamilien, den engagierten Austauschor-ganisationen sowie der Bun-destagsverwaltung.

    (Beifall)

    Prsident Dr. Norbert Lammert:

    Nehmen Sie bitte Platz. Die Sitzung ist erffnet.

    Liebe Kolleginnen und Kollegen, bevor wir in unsere Tagesordnung eintreten, mchte ich die anwesenden 50 amerikanischen Stipen-diaten des Parlamentarischen Patenschafts-Programms auf den Tribnen im Plenarsaal herzlich begren.

    (Beifall)

    Diese jungen Amerikanerinnen und Amerikaner bilden bereits den 5. Jahrgang des Parla- mentarischen Patenschafts-Programms und besuchen an-lsslich dieses Jubilums heu-te den Deutschen Bundestag.

    Meine Damen und Herren, lie-be Kolleginnen und Kollegen, das Parlamentarische Paten-schafts-Programm wurde 98 vom Bundestag und dem ame-rikanischen Kongress verein-bart, und seit nunmehr 5 Jah-ren reisen die jungen Stipen-diaten jeweils fr ein Jahr in das Partnerland. Dieser Aus-tausch frdert das gegenseiti- ge Verstndnis und trgt wir-kungsvoll dazu bei, neben der Kenntnis des Landes auch die persnlichen, die menschli-chen Beziehungen zwischen Deutschland und Amerika dauerhaft zu strken.

    Sie, liebe Stipendiatinnen und Stipendiaten, vertreten heute gewissermaen die 8.500 Amerikaner und Deutschen, die an diesem Programm in-zwischen erfolgreich teilge-nommen haben und so etwas wie junge Botschafter ihres Landes auf der jeweils anderen Seite des Atlantiks gewesen sind.

  • 6

    zum Engagement ist erwh-nenswert. Das gilt auch fr die Betreuung deutscher wie ame-rikanischer Stipendiaten. Der Bundestag zeigt Flagge fr den internationalen Jugendaus-tausch. Ich mchte ausdrck-lich allen Beteiligten danken, die zum Gelingen des Pro-gramms beitragen, und deren Vorgnger. Dazu zhlen die Bundestagsprsidenten Dr. Norbert Lammert, Dr. h. c. Wolfgang Thierse und Profes-sor Dr. Rita Sssmuth, die das Programm auf einzigartige Weise gesellschaftlich, kultu-rell und politisch untersttzt haben. Das haben sie immer wieder durch die bernahme der Schirmherrschaft verdeut-licht. Zu den Frderern zhlen auch der ehemalige Bundes-kanzler Dr. Helmut Kohl und sein amerikanischer Amtskol-lege Bill Clinton. Beide haben dem Programm mit einem wohltuenden, hilfreichen und gemeinsamen Empfang der PPP-Teilnehmer zu noch gr-erer Akzeptanz und Gewich-tung verholfen. Eine Entwick-lung, die Bundeskanzler Ger-hard Schrder wie unsere Bundeskanzlerin aktiv weiter-tragen bzw. getragen haben.

    Mit ganz besonderer Freude denke ich hier an die Chill-out-Area im Kanzlergarten zurck. Empfnge im Kanzler-garten schaffen positive Ge-fhle und Eindrcke, die die jungen Menschen mit in ihre Heimat nehmen. Hier bewahr-heitet sich auch das richtige Motto vieler Stipendiaten: Erwarte das Unerwartete die Welt ist ein Buch. Wer nie reist, sieht nur eine Seite da-von.

    Ausdrcklich bedanken mch-te ich mich als zustndiger Berichterstatter aber auch bei dem zustndigen Referat der Bundestagsverwaltung. WI 4 hat immer sehr aufmerksam, mit groer Sorgfalt und viel Engagement nicht nur die Or-ganisation des PPP bernom-men. WI 4 identifiziert sich auch damit. Das gilt auch fr die gesamte Verwaltung bis hin zum Direktor beim Deut-schen Bundestag. In beiden Lndern sind neben den Parla-mentariern besonders die Gast-familien Gasteltern wie Gast-geschwister zu erwhnen. Sie leisten unentgeltlich ihren groartigen persnlichen Bei-trag zum Gelingen dieses ein-zigartigen Programms. Damit sind etwas ber 50.000 Perso-nen als ehrenamtliche Helfer auf diese Weise im PPP dies-seits und jenseits des Atlantiks engagiert gewesen.

    Mein Dank gilt ebenfalls den beteiligten professionell und verantwortungsbewusst arbei-tenden Austauschorganisatio-nen, mit denen wir bisher sehr erfolgreich zusammenarbeiten konnten. Dabei begleitet der Deutsche Bundestag die Arbeit der Austauschorganisationen genau, kritisch und konse-quent. Das heit, wer fehlt, dem wird der Auftrag entzo-gen. Der Bundestag muss und kann dadurch gewhrleisten, dass die Organisationen mit dem Vertrauen der jungen Menschen und ihrer Familien

    umsichtig umgehen. Auslands-aufenthalte knnen auch Risi-koaufenthalte sein, und nicht alle PPPler sind pflegeleicht, sondern knnen auch schon ganz kantige und oder an-spruchsvolle Persnlichkeiten sein. Namentlich mchte ich aber AFS, Youth For Under-standing, Experiment, GIVE, Partnership International, InWEnt und Open Door Inter-national als unsere augenblick-lichen engagierten Koopera-tionspartner nennen, die unser Vertrauen rechtfertigen.

    Natrlich mchte ich auch ausdrcklich die Arbeit und das Engagement meiner Kolle-gen, der Berichterstatter fr internationale Austauschpro-gramme aus allen Fraktionen des Hauses, erwhnen. Sie bilden ein kollegiales Team. Sie sind tatkrftig und voller Ideen, stets fr den Erfolg des PPP unterwegs. Fraktionsber-greifend lsst sich auf 5 Jahre konstruktive parlamentarische Zusammenarbeit zurckbli-cken. Das PPP eint uns. Das ist eine wirkliche Vorzeigeleis-tung im Deutschen Bundestag.

    Die PPP-Stipendiaten leben fast zwlf Monate lang in einer Gastfamilie des befreundeten Landes. Dabei lernen sie an der dortigen Schule oder ab-solvieren in einem rtlichen Betrieb ein Praktikum. Bei die-sem einzigartigen Austausch-programm liegen den Abgeord-neten, die in den Wahlkreisen Stipendien vergeben und Pa-tenschaften bernehmen, bei-de Zielgruppen Schler und junge Berufsttige gleicher-maen am Herzen.

    Dieser Vorwurf kann den PPPlern wahrhaftig nicht ge-macht werden. Rund 8.500 junge Deutsche und Amerika-ner konnten dank des Parla-mentarischen Patenschafts-Programms in den vergange-nen zweieinhalb Jahrzehnten ihren Traum, ein Jahr im je-weils anderen Land zu leben, verwirklichen. Dies sind ein berzeugender Zeitraum und eine beeindruckende Teilneh-merzahl, die besondere An-erkennung und Wrdigung verdienen. Mit der Vereinbarung dieses beispielgebenden Programms fr Schlerinnen und Schler und junge Berufsttige begann 98 eine Erfolgsgeschichte. Dieses Programm hat die ver-gangenen 5 Jahre unbescha-det berstanden und ist heute so vital und populr wie zu-vor. Das Interesse der Jugendli-chen beider Lnder bersteigt mit circa 4.000 Bewerbern bei Weitem die Zahl der PPP-Stipendien. Dies ist aus mei-ner Sicht ein weiterer Grund, weshalb wir an dem Programm unbedingt festhalten sollten.

    Fr die Bewerber gilt Fontanes Leitsatz:

    Wer reisen will, muss zunchst Liebe zu Land und Leute mit-bringen, zumindest keine Vor-eingenommenheit. Er muss guten Willen haben, das Gute zu finden, anstatt es durch Vergleiche tot zu machen.

    ber 500 Mitglieder des Deut-schen Bundestages bekunden jedes Jahr, dass sie gerne eine Patenschaft fr diese jungen Menschen bernehmen mch-ten. Auch diese Bereitschaft

    Wolfgang Brnsen (Bnstrup) (CDU/CSU):

    Reisen veredelt den Geist und rumt mit allen unseren Vor-urteilen auf, meinte Oscar Wilde, ein geborener Optimist. Wenn es um PPPler geht, mag er recht haben. PPPler sind Jugendbotschafter besonderer Ausrichtung: offen, aufge-schlossen, lernbereit und aus-kunftswillig. Nicht nur wir Abgeordnete wissen aus eige-ner Anschauung: Reisen bildet und Austausch verbindet. Viele Tausend junge Leute aus Deutschland und Amerika knnen dies dank des Parla-mentarischen Patenschafts-Programms des Deutschen Bundestages und des amerika-nischen Kongresses jedes Jahr aus eigenem Erleben nachvoll-ziehen.

    Das Parlamentarische Paten-schafts-Programm, PPP, ist das Herzstck des deutsch-ameri-kanischen Jugendaustausches. Es wurde 98 durch den Deutschen Bundestag und den Kongress der Vereinigten Staa-ten von Amerika auf den Weg gebracht. Der Grundgedanke war damals, des 00. Jahresta-ges des Beginns der Einwande-rung deutscher Brgerinnen und Brger in die Vereinigten Staaten zu gedenken und ihm Zukunft zu geben.

    Ein weltoffener und weitge-reister Mensch hat einmal gesagt:

    Der Gewinn eines langen Auf-enthaltes auerhalb unseres Landes liegt vielleicht weniger in dem, was wir ber fremde Lnder erfahren, sondern in dem, was wir dabei ber uns selbst lernen.

    Das erfahren zurzeit circa 60 junge Deutsche, die sich als der 5. Jahrgang Austausch-schler in den USA aufhalten. Alle amerikanischen Stipen-diaten dieses 5. Jubilums-jahrgangs sind heute hier bei uns im Parlament und konnten whrend ihrer Zeit in Deutsch-land vielleicht bereits hnliche Eindrcke gewinnen. Viele von ihnen sind fr einige Tage auf Seminaren in Berlin und erleben hautnah mit, wie in der Hauptstadt 60 Jahren Grundgesetz, 60 Jahren Bun-desrepublik Deutschland und 0 Jahren Mauerfall gedacht wird. Diese bedeutsamen Weg-marken der deutschen Ge-schichte wren ohne den Ein-satz unserer amerikanischen Freunde und Partner so nicht mglich gewesen. Gemein-same Geschichte verbindet und schafft auch Gemeinsam-keit fr Mitverantwortung in beiden Demokratien. Es gibt daher aus meiner Sicht keinen besseren Zeitpunkt und keine geeignetere Gelegenheit, um sich als Parlament kraftvoll und fraktionsbergreifend zur Zukunft des deutsch-amerika-nischen Jugendaustausches zu bekennen.

    Bereits Alexander von Humboldt befand:

    Die gefhrlichste aller Welt-anschauungen ist die Weltan-schauung der Leute, welche die Welt nicht angeschaut haben.

  • 8 9

    Wie attraktiv dieser besondere Schleraustausch zwischen unseren beiden Lndern je-doch ist, zeigt Jahr fr Jahr das ungebrochene Interesse daran. Zum Gelingen tragen viele bei, allen voran diejenigen Kolle-ginnen und Kollegen, die mit der Bereitschaft zur bernah-me einer Patenschaft ein trag-fhiges Fundament fr dieses Austauschprogramm legen. Das ist ein beeindruckendes Votum und auch ein Symbol fr die Fortsetzung der freund-schaftlichen Beziehungen zwi-schen unseren Lndern. Tau-sende von Bewerbungen dies-seits und jenseits des Atlantiks werden zur Zeit wieder von jungen Menschen geschrieben, verbunden mit der Hoffnung, einen ganz persnlichen Traum verwirklichen zu knnen.

    Natrlich wissen wir, dass mit Trumen auch Enttuschungen verbunden sein knnen: Ent-tuschung ber das viel zu kleine rtchen, in dem man ein Jahr verbringen soll, ber die Schule oder am proble-matischsten die Gastfamilie. Die Tatsache, dass die Zahl der vorzeitigen Rckkehrer sehr klein ist, zeigt, zu welchen Problemlsungen auch junge Menschen schon in der Lage sind. Wer Schwierigkeiten berwindet und bereit ist, sich auf Neues einzulassen, kehrt mit neuem Selbstbewusstsein und unvergesslichen Erfahrun-gen in sein Heimatland zu-rck.

    Lassen Sie mich wenige Worte aus dem Bericht einer Stipendiatin des Jahrgangs 00/008, Alena Reininghaus aus Iserlohn, zitieren:

    Es war ein Jahr mit Hhen und Tiefen, das meinen Horizont erweitert hat und mich zu einer erwachsenen Person ge-macht hat. Ein solches Jahr wrde ich immer wiederholen, und ich kann es jedem nur empfehlen, denn man lernt nicht nur etwas ber ein ande-res Land oder eine andere Kul-tur, sondern vor allem ber sich selbst.

    Aus vielen Gesprchen mit unseren Ehemaligen wei ich, dass sich aus der Ferne auch die Sichtweise auf das eigene Land verndert. Wenn man beispielsweise pltzlich fest-stellen muss, dass Mitschler oder die Gasteltern im Krank-heitsfall keine Versicherung haben, sieht man funktionie-rende Sozialsysteme im Hei-matland nicht lnger als schlichte Selbstverstndlich-keit an, sondern man wei diese pltzlich zu schtzen. ber solche sehr praktischen Lebenserfahrungen hinaus entstehen im Idealfall Freund-schaften und Netzwerke, die ein Leben lang halten knnen. Kann es fr junge Menschen etwas Besseres geben?

    Heute Morgen hat der Bundes-tagsprsident zu Beginn der Plenarsitzung das Programm im Beisein von 50 jungen amerikanischen Schlern und jungen Berufsttigen ausdrck-lich gewrdigt. Das war ein auergewhnlicher Vorgang und ist ein Beleg fr groe Untersttzung durch den ge-samten Deutschen Bundestag. Ich mchte den Kolleginnen und Kollegen aller Fraktio-nen, unserem Botschafter in Washington D. C., Herrn Dr. Scharioth, der Verwaltung des Deutschen Bundestages, den Mitarbeiterinnen und Mit-arbeitern der Austauschorgani-

    sationen und vor allem den Gastfamilien fr die Unterstt-zung danken. Gemeinsam ha-ben wir das PPP zu einer Er-folgsstory gemacht, und es lohnt sich, weiter daran und dafr zu arbeiten.

    Bernd Scheelen (SPD):

    5 Jahre Parlamentarisches Patenschafts-Programm sind auch 5 Jahre deutsch-ameri-kanische Freundschaft. Am 6. Oktober 68 landeten die ersten deutschen Auswanderer an der amerikanischen Ostks-te. Familien segelten auf der Concord fast vier Mona-te ber den Atlantik, um ihr Glck in der Neuen Welt zu suchen. Sie grndeten die Stadt Germantown, heute ein Vorort von Philadelphia. Sie waren Quker und Mennoni-ten und kamen aus einer Stadt am linken Niederrhein: Kre-feld, meine Heimatstadt. Die gehrte im . Jahrhundert zum Hause Oranien und wur-de verwaltet von der Graf-schaft Moers. Dort herrschte und das war das Besondere zur damaligen Zeit Reli-gionsfreiheit. Krefeld entwi-ckelte sich zur Zufluchtssttte fr religis Verfolgte. Das Le-ben auf engem Raum war auch nicht ohne Probleme, sodass sich im Laufe der Jahre Fa-milien entschlossen, den Weg nach Westen anzutreten. Die 00-Jahr-Feier 98 in Krefeld in Anwesenheit des Bundes-prsidenten, des Bundeskanz-lers und des amerikanischen

    mit dem amerikanischen Kon-gress das Programm fortfhren und weiter ausbauen. Das Patenschafts-Programm muss auch zuknftig ein fester Be-standteil der internationalen Arbeit des Deutschen Bundes-tags bleiben. Dies ist ein Wunsch, der bei den zurzeit in Berlin weilenden Kongressmit-gliedern um den Vorsitzenden der Study Group on Germany, Rob Bishop, sicherlich viel Zuspruch findet.

    Dagmar Freitag (SPD):

    Wenn Abgeordnete des Deut-schen Bundestages mit Begeis-terung in der Stimme ber PPP sprechen, ist klar, was nur ge-meint sein kann: unser Parla-mentarisches Patenschafts- Programm, kurz PPP, das in diesem Jahr seinen 5. Ge-burtstag feiert. An Jahren noch jung, aber auf jeden Fall alt ge-nug, um heute mit dieser De-batte entsprechend gewrdigt zu werden.

    Wir knnen aus gutem Grund mit Stolz auf dieses Programm blicken: Bis heute haben 8.500 junge Menschen aus Deutschland und den USA da-ran teilgenommen, haben also die groe Chance genutzt, sich mit groen Erwartungen einer mindestens ebenso groen He-rausforderung zu stellen. Es ist schlielich nicht einfach, fr ein ganzes Jahr Freunde und Familie zurckzulassen und sich auf ein Leben in einer fremden Gastfamilie in einem ebenso fremden Land einzu-lassen.

    Denn beide Gruppen erfllen ihre Rolle als Botschafter ihres Landes mit Ernsthaftigkeit und Herzblut. So mancher junge Amerikaner perfektionierte nicht nur seine deutschen Sprachkenntnisse, sondern lernte eine weitere Sprache hinzu: so etwa Schsisch, Bairisch oder Plattdeutsch. Bei vielen Stipendiaten bleibt es nicht beim einmaligen Aus-landsaufenthalt manche Familienbindungen halten ein Leben lang. Ich freue mich sehr, wenn sich viele ehemali-ge PPP-Stipendiaten dauerhaft fr ein gutes und freundschaft-liches Verhltnis zwischen Deutschland und Amerika einsetzen und damit aus der Erfahrung eines Jahres eine dauerhafte Inspiration fr eine Brcke ber den Atlantik ent-wickeln.

    Jedes Jahr leisten die jungen Berufsttigen und Schler ihren Beitrag dazu. Sie tragen dazu bei, ein differenziertes Bild von Amerika beziehungs-weise von Deutschland in ihrer Altersgruppe zu vermit-teln. Und wer in seinen Lehr- und Wanderjahren die Chance genutzt hat, die Probleme des Heimatlandes aus einem Ab-stand von .000 Kilometer Luftlinie zu betrachten, ist fr Engstirnigkeit nicht mehr empfnglich. Weltoffene Men-schen brauchen wir, wenn wir in unserer zusammenrcken-den Welt die Probleme lsen wollen, die uns gemeinsam be-treffen. Denn Reisen ist in der Jugend ein Teil der Erziehung, im Alter ein Teil der Erfah-rung. So formulierte es Francis Bacon.

    Das PPP-Stipendium fr ein Austauschjahr ist eine wert-volle Investition: fr die Er-weiterung des Horizontes eines jungen Menschen, fr das Knpfen langfristiger Bin-dungen und fr das Miteinan-der-Zurechtkommen in einer globalisierten Welt. Ein Jahr Aufenthalt in einem anderen Land bedeutet Vernderung. Das bedeutet Eingewhnung in eine Gastfamilie, in eine Gastschule, Erfahrungen sam-meln mit der fremden Sprache und dem Lebensalltag im an-deren Land. Dies erfordert Neugier und Pioniergeist. Um Wilhelm Busch zu zitieren:

    Viel zu spt begreifen viele die versumten Lebensziele: Freude, Schnheit der Natur, Gesundheit, Reisen und Kultur. Darum, Mensch, sei zeitig weise! Hchste Zeit ists: Reise, reise!

    Die Bereitschaft, sich dabei auf Neues einzulassen, stellt ins-gesamt eine persnliche Her-ausforderung dar, in den meis-ten Fllen aber gleichermaen auch einen groen Gewinn. Neue Kontakte, andere Ein-sichten in ein Land, das man vorher nur aus Bchern kann-te. Its not good or bad its different! Das ist ein Schlsselsatz fr das PPP. Das Programm hat sich aus der Pionierzeit zu einem wirk-lichen Flaggschiff in den deutsch-amerikanischen Kul-turbeziehungen gemausert. 5 Jahrgnge Parlamentari-sches Patenschafts-Programm sind Grund zur Freude ber das Geleistete. Sie sind aber ebenso eine Aufforderung, die-sen guten Weg der deutsch-amerikanischen Freundschaft fortzusetzen. Daher wnsche ich mir, dass wir gemeinsam

  • 40 4

    als Reprsentanten Deutsch-lands in den USA. Im unmit-telbaren Kontakt mit ihren Gastfamilien und im Umgang mit Mitschlern oder Kollegen lernen sie, was unsere Lnder gesellschaftlich, kulturell und politisch verbindet und unterscheidet. Das frdert das gegenseitige Verstndnis und trgt wirkungsvoll dazu bei, die Beziehungen zwischen unseren beiden Lndern dauerhaft zu strken.

    Umgekehrt ermglicht das PPP den jungen Amerikanern einen Blick von auen auf ihr Land. Sie lernen die europische Sichtweise kennen und hof-fentlich auch verstehen. Die Teilnehmer sind zudem Bot-schafter ihres Landes und re-prsentieren die USA in Deutschland bzw. Deutschland in den USA eine verantwor-tungsvolle Aufgabe fr die jun-gen Leute, die sehr sorgfltig unter zahlreichen Bewerbern ausgewhlt werden.

    Es ist immer wieder ein beson-deres Erlebnis, festzustellen, wie rasch sich die amerikani-schen Schler und Auszubil-denden in ihren neuen Hei-matorten einleben und auch regionale Eigenheiten ber-nehmen. Vor allem an der Aus-sprache ist hufig zu erkennen, ob ein Gastschler im Schwarz-wald oder in Berlin ein neues Zuhause auf Zeit gefunden hat. Ich denke, wenn ein Gast-schler nach kurzer Zeit be-reits mit schwbischem oder bairischem Zungenschlag spricht, ist dies ein schnes Beispiel fr eine gelungene Eingewhnung.

    Fr erwgenswert halte ich eine Art Langzeitevaluation des PPP und seiner Teilneh-mer. Mich interessiert insbe-sondere, ob und wie lange die Jugendlichen nach Beendigung des Austauschjahres noch mit ihren Gastfamilien oder auch mit den betreuenden Abgeord-neten in Kontakt bleiben und inwieweit das Austauschjahr ihre Studien- und Berufswahl beeinflusst haben mag.

    Es ist sicher auch gut, wenn wir als Abgeordnete versu-chen, nach Beendigung des Austauschjahres mit unse-ren Stipendiaten in Kontakt zu bleiben. Ich selbst habe beispielsweise schon zum wiederholten Male bei mir zu Hause ein PPP-Treffen organi-siert, zu dem ich alle in den vergangenen Jahren von mir betreuten deutschen Aus-tauschschler eingeladen habe, die so die Gelegenheit hatten, ihre Erfahrungen und persnlichen Eindrcke auszu-tauschen und zu vergleichen.

    Von fast allen Stipendiaten hre ich nach ihrer Rckkehr aus dem Gastland, dass dieses Austauschjahr eine ungeheure persnliche Bereicherung ge-wesen sei und sie diese Erfah-rung nicht missen wollen. Vie-le betonen, dass ihr Verstnd-nis fr die Politik und Kultur des Gastlands vertieft wurde, dass Gemeinsamkeiten ent-deckt wurden, wo man sie nicht vermutete, aber politi-sche und kulturelle Unter-schiede, wo man sie nicht erwartet htte.

    Es wird hufig und zu Recht von der Bedeutung der Ver-stndigung zwischen Staaten bzw. Nationen und insbeson-dere der transatlantischen Partnerschaft gesprochen. Grundlage und Grundvoraus-setzung dafr sind persnliche Begegnungen zwischen den Menschen, gerade zwischen den jungen Menschen.

    Hierzu leistet das PPP seit 5 Jahren einen erheblichen Beitrag. Dieser Erfolg ist ein Grund, stolz zu sein. Ich hoffe, dass dieses erfolgreiche Pro-gramm von Bundestag und US-Kongress auch weitere 5 Jahre Bestand hat.

    Als fr die internationalen Austauschprogramme zustn-diges Mitglied der Inneren Kommission wei ich, wie viel Arbeit und Sorgfalt hinter dem PPP stecken, und danke an dieser Stelle den zustndigen Mitarbeiterinnen und Mit-arbeitern in der Bundestags-verwaltung sehr herzlich fr ihren Einsatz und ihr Engage-ment.

    Volker Schneider (Saarbrcken) (DIE LINKE):

    5 Jahre Parlamentarisches Patenschafts-Programm, PPP, das ist allein aufgrund des Zeitraums eine echte Erfolgs-story. Zu jeder dieser Erfolgsge-schichten gehren Menschen mit Initiative, Engagement und manchmal unglaublichem Einsatzwillen. Nicht alle von ihnen stehen im Rampenlicht, und deshalb will ich zuerst den Mitarbeitern und Mitar-beiterinnen des Referates WI 4,

    Umgekehrt kommen jedes Jahr junge Amerikaner nach Deutschland, um das Leben hier kennenzulernen.

    Ich freue mich ganz besonders, dass die amerikanischen Teil-nehmer des Programms in die-sen Tagen in Berlin sind, und gre sie sehr herzlich. Ich hoffe, ihnen gefllt der Aufent-halt in Deutschland und sie haben bereits viel Neues erfah-ren und Schnes erlebt.Darum geht es ja im Wesentli-chen beim Parlamentarischen Patenschafts-Programm: Durch persnliche Begegnungen mit den Menschen im Gastland soll der jungen Generation in beiden Lndern die Bedeutung freundschaftlicher Zusammen-arbeit, die auf gemeinsamen politischen und kulturellen Wertvorstellungen beruht, ver-mittelt werden. Neue Eindr-cke, andere Sichtweisen, frem-de Sitten und Gebruche, die Vielfalt des Gastlands all dies und sicher noch viel mehr erfahren die jungen Teilneh-mer des Programms aus erster Hand. Freundschaften werden geschlossen, von denen sicher auch viele das Austauschjahr berdauern.

    Das Parlamentarische Paten-schafts-Programm hat durch aktuelle Entwicklungen zu-stzliche Bedeutung gewon-nen. Vor dem Hintergrund neuer und bislang unbekann-ter Herausforderungen fr die transatlantische Gemeinschaft bernehmen die jungen Men-schen eine wichtige Rolle

    Vizeprsidenten war der ue-re Anlass, die deutsch-ameri-kanischen Beziehungen mit einem Jugendaustauschpro-gramm zwischen dem Bundes-tag und dem amerikanischen Kongress weiter zu festigen. Die Vorbereitungen dazu wur-den schon von der Regierung Helmut Schmidt getroffen. Fe-derfhrend war die Staatsmi-nisterin im Auswrtigen Amt, Hildegard Hamm-Brcher.

    Seit Beginn des Austausches 984 haben Jahr fr Jahr 400 junge Deutsche und eine gleichgroe Zahl junger Ame-rikanerinnen und Amerikaner ein ganzes Jahr im jeweils an-deren Land verbracht. Das Leben in Familien hat ihnen einen tiefen Einblick in die Kultur des Gastlandes gege-ben, hat Verstndnis fr an-dere Lebensweisen geweckt, dadurch aber auch den Blick fr die Situation im eigenen Land geschrft. Mittlerweile haben 8.500 junge Leute die-se Erfahrungen gemacht. 8.500 tiefe Freundschaften zu den Menschen im anderen Land sind entstanden, die durch gegenseitige Besuche und Internetkontakte gepflegt werden. Das ist das Entschei-dende am Jugendaustausch-programm: Es frdert Ver-stndnis fr andere und ist ein aktiver Beitrag zur Frie-denssicherung in der Welt.

    Zum Schluss ist es mir wich-tig, einen ganz besonderen Dank zu sagen an die Fami-lien, die einen ihnen zunchst vllig unbekannten jungen Menschen in ihre Gemein-schaft aufnehmen. Am Ende

    des Austauschjahres fllt es den meisten Programmteilneh-mern sehr schwer, die neuen Familien wieder zu verlassen, und den Familien fllt es schwer, das neue Kind wie-der ziehen zu lassen. Danke fr die Mhe, die sie aufwen-den, und die Liebe und Zunei-gung, die sie geben. Wir hoffen auch in Zukunft auf viele Gast-familien, die zu dieser Leis-tung bereit sind, denn wir So-zialdemokraten werden uns dafr einsetzen, dass das Par-lamentarische Patenschafts-Programm auch in Zukunft er-folgreich durchgefhrt werden kann. Es ist schn zu wissen, dass diese Auffassung von allen Fraktionen des Hohen Hauses geteilt wird.

    Ernst Burgbacher (FDP):

    Heute ist der Berlin-Tag des PPP: Seit ber einem Viertel-jahrhundert besteht das Par-lamentarische Patenschafts- Programm. Man kann mit Gewissheit sagen: Es ist eine Erfolgsgeschichte. 98 wurde es vom Kongress der Vereinig-ten Staaten und dem Deut-schen Bundestag gemeinsam aus Anlass des 00. Jahresta-ges der deutschen Einwande-rung in die USA ins Leben gerufen. Es richtet sich an deutsche und amerikanische Schlerinnen und Schler so-wie an junge Berufsttige, die die einmalige Chance bekom-men, mit einem Stipendium ein Jahr lang das Leben im Gastland kennenzulernen. Jun-ge Deutsche leben in Familien in den USA, gehen dort zur Highschool oder machen ein Praktikum in einem Betrieb.

  • 4 4

    Anna Lhrmann (BNDNIS 90/DIE GRNEN):

    Ich kann mich noch gut an die Gefhle erinnern im Flug-zeug auf dem Weg zu meinem Austauschjahr mit dem Parla-mentarischen Patenschafts-Programm nach Syracuse, New York, im August 999. Da war Vorfreude auf die vielen in-teressanten Begegnungen und Einblicke in eine neue Kultur; Abschiedsschmerz von mei-nen Freunden und meiner Fa-milie in Deutschland; Hoff-nung auf eine nette und herzliche Gastfamilie; und na-trlich auch ein klein wenig Angst vor der Herausforde-rung, alleine ein Jahr in der Fremde zu verbringen. Wrde ich wirklich damit zurecht-kommen?

    Nach einem Jahr bin ich voller positiver Erfahrungen nach Deutschland zurckgekehrt. Eine amerikanische Familie hat ihr Haus und Herz fr mich geffnet und wurde zu meinem neuen Zuhause. Natrlich gab es auch einige Durststrecken, kulturelle Miss-verstndnisse und rgernisse. Aber im Groen und Ganzen habe ich durch dieses Aus-tauschjahr ein groes Vertrau-en in meine Mitmenschen ge-wonnen egal aus welchem Kulturkreis. Herzlichkeit, Menschlichkeit und Freund-schaft gibt es berall auf der Welt. Der Sprung ins kalte Wasser ist mit einer Erweite-rung meines Horizontes be-lohnt worden. Fr mich war es eine sehr wertvolle Erfahrung, im eigenen Alltag zu erleben, was es bedeutet, in der Min-derheit und damit anders zu sein. In einem Jahr in einer fremden Kultur konnte ich diese wirklich kennenlernen ihre Regeln, ihre Geschichte und Traditionen. Dadurch

    konnte ich viele amerikani-sche Eigenarten verstehen, die an der Oberflche seltsam er-scheinen. Daraus ist nicht nur Toleranz erwachsen, sondern vielmehr ein tiefer Respekt fr andere Kulturen und Reli-gionen.

    8.500 junge Deutsche und Amerikaner haben hnliche Erfahrungen gemacht. Wahr-scheinlich wrden wir in einer friedlicheren und respekt-volleren Welt leben, wenn mehr Menschen ein Jahr im Ausland verbringen wrden. Denn wer sich kennt, kann sich nicht aufgrund von Vorurteilen hassen.

    Das PPP im Speziellen leistet darber hinaus einen wert-vollen Beitrag zu den trans-atlantischen Beziehungen. Als Abgeordnete habe ich mehr-fach an offiziellen Delegations-reisen in die USA teilgenom-men. Durch mein Austausch-jahr konnte ich bei diesen Gelegenheiten in besonderer Art und Weise zum transatlan-tischen Dialog beitragen. Daher wnsche ich dem PPP mindestens 5 weitere Jahre erfolgreichen Austauschs! Ich appelliere an alle Beteiligten und Verantwortlichen in Deutschland und den USA, weiterhin mglichst vielen jungen Menschen die Teilnah-me am PPP zu ermglichen. Besonders bedanken mchte ich mich bei den Gastfamilien und all den anderen Freiwilli-gen, die durch ihr ehrenamtli-ches Engagement bei der Be-treuung der Austauschschler das PPP erst mglich machen. Danke!

    Diese Entwicklung zeigt uns, dass eine Freundschaft selbst ber lange und tiefe Grben hinweg mglich ist und uns einen Schritt nher auf dem Weg hin zu einer friedlichen und internationalen Zusam-menarbeit bringen kann.

    Auch die Andeutung eines verstrkten Engagements der Vereinigten Staaten in unse-rem Patenschafts-Programm offenbart neue Motivationen, die Zusammenarbeit unserer beiden Lnder zu vertiefen. Dieser Umstand ermutigt mich und meine Fraktion, dieses Austauschprogramm weiterhin tatkrftig zu untersttzen, da-mit es auch in Zukunft Jugend-lichen beider Lnder ermg-licht werden kann, sich ken-nenzulernen, und daraus die Basis geschaffen wird, fried-lich und in Freundschaft mit-einander zu leben.

    Um dieses Fundament zu str-ken, sind Programme wie das Parlamentarische Patenschafts-Programm und deren Konstanz unerlsslich. Auf diese Weise knnen wir den jungen Bot-schafterinnen und Botschaf-tern die Mglichkeit geben, ihre Vorstellung von einem globalen und friedlichen Mit-einander umzusetzen. Oder um es mit dem Worten des franzsischen Schriftstellers Henri Barbusse zu sagen: Die Welt wird das sein, was ihr aus ihr machen wollt.

    Internationale Austauschpro-gramme, danken. Stellvertre-tend fr alle anderen geht mein Dank an den Kollegen Brnsen und sein unermdli-ches Engagement.

    Seit nunmehr einem Viertel-jahrhundert schreiben wir mit diesem Austauschprogramm erfolgreich Geschichte. Jedes Jahr wird damit Hunderten von Schlerinnen und Sch-lern sowie jungen Berufstti-gen ermglicht, als Botschafte-rinnen und Botschafter unse-res Landes die Vereinigten Staaten kennenzulernen. Dabei stand von Anfang an neben dem Leitgedanken der politi-schen und kulturellen Zusam-menarbeit auch der kritische Austausch im Vordergrund.

    Ein junger Teilnehmer unseres Landes brachte seine Erfahrun-gen in den USA in bemerkens-werter Weise auf den Punkt:

    Ich habe nicht nur die USA grndlich kennenlernen kn-nen. Vieles von dem, was ich bisher ber dieses Land ge-dacht habe, hat sich fr mich relativiert, im Positiven wie im Negativen. Aber auch meine Einstellung gegenber meinem eigenen Land hat sich nach-haltig verndert. Manches von dem, was ich in Deutschland als negativ angesehen habe, empfinde ich heute nicht mehr als so schlimm. Auf der ande-ren Seite bin ich heute auch auf eine Reihe von Dingen in Deutschland stolz, dir mir zum Teil vorher berhaupt nicht wichtig waren.

    Die Mglichkeit, im Zeitraum eines Jahres auch die Perspek-tive des jeweils anderen einzu-nehmen, ist eine der grundle-genden Voraussetzungen fr Toleranz und Akzeptanz. In diesem Sinne erfllt dieses Patenschaftsprogramm fr die Fraktion Die Linke im Rahmen der Vlkerverstndigung ein wichtiges Anliegen. Hier wird auf Grundlage eines Jugend-austausches das erlebbar ge-macht, was wir uns als Partei in der groen Politik dauerhaft und zuknftig wnschen: den Gedanken des Friedens und des friedlichen Zusammenle-bens aller Vlker in die Welt hinauszutragen und Gehr zu finden.

    Dass dies machbar und mg-lich ist, zeigt uns ein weiterer Blick in die Geschichte. Als Saarlnder wei ich sehr wohl, in welch unvershnlicher Weise sich Jahrhunderte lang Deutsche und Franzosen an ihrer gemeinsamen Grenze gegenberstanden. Die Kriege verwsteten nicht nur das Land, sondern fraen sich auch tief in die Seele. Erb-feindschaft nannte man das besondere Verhltnis zu den Menschen jenseits der Grenze. Erst mit dem deutsch-franzsi-schen Jugendaustausch trat an Stelle ewiger Feindschaft die Bereitschaft, durch den gegen-seitigen Besuch Ressentiments und Missverstndnisse zu berwinden. Wer heute die kulturelle und insbesondere die kulinarische Bereicherung durch unsere franzsischen Nachbarn entlang einer offe-nen Grenze erleben darf, der kann und muss fr solche For-men der Vlkerverstndigung dankbar sein.

  • 44 45

    Impressum

    Herausgeber: Deutscher BundestagReferat ffentlichkeitsarbeitPlatz der Republik , 0 Berlinwww.bundestag.de

    Redaktion: Georgia Rauer, BerlinGestaltung/Bildrecherche: Regelindis Westphal Grafik-Design / Berno Buff, Berlin Bundestagsadler: Urheber Prof. Ludwig Gies; Bearbeitung 008: bro uebeleFotos: Titel, Umschlagseite 2 fotofinder /C. Hermann; S. 3 Deutscher Bundestag (DBT) /Achim Melde; S. 5 DBT /studio kohlmeier; S. 7 DBT /Werner Schring; S. 9 Fotofinder /Eco-pix; S. ullstein bild /imagestate; S. Fotolia /Bernd Krger; S. 6 ullstein bild /Peter Arnold Inc.; S. ullstein bild /CARO/Sorge; S. 9 Blickpunkt Bundestag /Marie Kopcsik; S. 21 DBT /Werner Schring; S. 22 fotofinder /photopool; S. 23 Fotolia /alma_sacra; S. 4 ullstein bild /imagebroker.net; S. 5 Fotolia /Jason Branz; S. DBT /Werner Schring; S. 28 fotofinder /Ostkreuz; S. 29 DBT /Werner Schring; S. 31 berno buff > fotografie; S. DBT /Kathrin Neuhauser; Umschlagseite DBT /studio kohlmeier Druck: Wachter GmbH & Co. KG, Bnnigheim

    Stand: September 00 Deutscher Bundestag, Berlin; alle Rechte vorbehalten.

    Diese Publikation wird vom Deutschen Bundestag im Rahmen der parlamentarischen ffentlichkeitsarbeit herausgegeben. Eine Verwendung fr die eigene ffentlichkeitsarbeit von Parteien, Fraktionen, Mandatstrgern oder Wahlbewerbern insbesondere zum Zwecke der Wahlwerbung ist unzulssig.

    Deutsch-ameri-kanische Ver-bundenheit: Erffnung der US-amerika-nischen Bot-schaft in Berlin im Juli 008.