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KulturGeschichtsPfad 25 Laim

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KulturGeschichtsPfad

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Inhalt

Vorwort Christian Ude 3Grußwort Laurentius Pfäffl 5Geschichtliche Einführung 9

Rund um den Laimer Anger – ein Spaziergang durch den alten Ortskern

U-Bahnhof Laimer Platz 20ESV-Gelände 21Mathunistraße 23INTERIM 24Laimer Schlössl 26Kirche St. Ulrich 27Schule an der Fürstenrieder Straße 28Lebensmittelgeschäft Linsert 30Fürstenrieder Straße 31

»In Laim daheim« – eine Radltour zuWohnsiedlungen und Arbeitsstätten

S-Bahnhof Laim 34Siedlung Stadtlohner Straße 36Villenkolonie Schlosspark Laim 37Agricolaplatz 38Steingutmanufaktur 39HEIMAG-Siedlung 40Siedlung Neufriedenheim 42Bauhandwerker-Siedlung 44Eisenbahner-Siedlung 45Alte Heimat 47Straubinger Straße 49Landsberger Straße 52

Literaturauswahl 55Bildnachweis 56Übersichtskarte 57

Bereits erschienene und zukünftige

Publikationen zu den KulturGeschichtsPfaden:

Stadtbezirk 01 Altstadt-Lehel

Stadtbezirk 02 Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt

Stadtbezirk 03 Maxvorstadt

Stadtbezirk 04 Schwabing-West

Stadtbezirk 05 Au-Haidhausen

Stadtbezirk 06 Sendling

Stadtbezirk 07 Sendling-Westpark

Stadtbezirk 08 Schwanthalerhöhe

Stadtbezirk 09 Neuhausen-Nymphenburg

Stadtbezirk 10 Moosach

Stadtbezirk 11 Milbertshofen-Am Hart

Stadtbezirk 12 Schwabing-Freimann

Stadtbezirk 13 Bogenhausen

Stadtbezirk 14 Berg am Laim

Stadtbezirk 15 Trudering-Riem

Stadtbezirk 16 Ramersdorf-Perlach

Stadtbezirk 17 Obergiesing

Stadtbezirk 18 Untergiesing-Harlaching

Stadtbezirk 19 Thalkirchen-Obersendling-

Forstenried-Fürstenried-Solln

Stadtbezirk 20 Hadern

Stadtbezirk 21 Pasing-Obermenzing

Stadtbezirk 22 Aubing-Lochhausen-Langwied

Stadtbezirk 23 Allach-Untermenzing

Stadtbezirk 24 Feldmoching-Hasenbergl

Stadtbezirk 25 Laim

Einen detaillierten Lageplan zur Orientierung im Stadt bezirk sowie eine Luftbildkarte mit stadtweiterÜbersicht finden Sie im Anhang. Am Ort selbst sind die Stationen durch Markierungs -schilder kenntlich gemacht.

Alle Texte und weitere Informationen stehen unter www.muenchen.de/kgp zur Verfügung.

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Vorwort

Die KulturGeschichtsPfade der Landeshauptstadt Münchensind Rundgänge entlang historisch bedeutsamer Orte undEreignisse im städtischen Raum. Sie sind nach Stadtbezirkengegliedert und sollen zu einem flächendeckenden topogra-phischen Netzwerk der Geschichte Münchens ausgebautwerden.

Wir laden alle Münchnerinnen und Münchner und alle aus-wärtigen Besucherinnen und Besucher dazu ein, nebenden geläufigen Glanzlichtern Münchens auch den wenigerbekannten Besonderheiten der Stadtgeschichte auf die Spurzu kommen. Jeder KulturGeschichtsPfad ist als Broschüreerhältlich und im Internet abrufbar. Er führt zu den bedeuten-den Bauwerken, den geschichtsträchtigen Plätzen und denWohnungen oder Wirkungsstätten bemerkenswerter Per -sön lichkeiten des jeweiligen Bezirks. An Ort und Stelle

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weisen Orientierungstafeln den jeweiligen Pfad und diebetreffende Einzelstation aus. Die KulturGeschichtsPfadesind so angelegt, dass sie zu Fuß oder mit dem Fahrradzurückgelegt werden können.

Ich wünsche allen Reisenden, die sich zu den historischenMarksteinen vor der eigenen Haustür und jenseits der aus-getretenen Wege aufmachen, anregende, neue Erkennt nisseund dem Projekt der münchenweiten KulturGeschichtsPfadegroße Resonanz in der Bevölkerung.

Christian UdeOberbürgermeister

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Grußwort

Zur Jahrhundertwende 1900 wurde Laim in die Landes -haupt stadt München eingemeindet. Seitdem hat sich dasehemalige Bauerndorf Laim vor den Toren der Stadt, älterals München, zu einem durchaus lebens- und liebenswer-ten Stadtteil entwickelt. Heute gilt die Erfahrung: Wer inLaim wohnt, zieht nur ungern wieder weg. Dies mag auchein Grund sein für das steigende Interesse an der lokalenGeschichte und dem Werdegang des Stadt teils, die esneben den herausragenden und geschichts trächtigen Denk -mälern der Landeshauptstadt zu erkunden gibt.

Mit Begeisterung hat deshalb auch der BezirksausschussLaim die Initiative der Landeshauptstadt München zurHeraus gabe des vorliegenden Handbüchleins, des Kultur -GeschichtsPfades, aufgenommen, in dem Ereignisse, Orte,Bauwerke und Personen präsentiert werden, die prägendsind für die Entwicklung des eigenen Wohnumfeldes.

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Vieles der heutigen Gestalt und Struktur lässt sich nur vonder Vergangenheit her verstehen. Das Wissen um diegemeinsame Vergangenheit gehört aber auch mit Sicher -heit zu einem bewussten Gefühl von Gemeinschaft undZusammengehörigkeit. Gerade dieses zu stärken ist unserBestreben im Bezirksausschuss Laim.

Möge diese kleine historische Datensammlung viele Laimerdazu ermuntern, zu manch einer geschichtsträchtigenStation Laims aufzubrechen. Allen, die sich auf den Wegmachen in die Geschichte unseres Stadtteils, wünsche ichinteressante Entdeckungen und eine spannende Aus ein an -dersetzung mit ihnen.

Laurentius PfäfflStellvertretender Bezirksausschussvorsitzender

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Laim

Siedlungsstadt im Münchner Westen

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Laim auf der GroßenKarte von Bayernvon Philipp Apian,um 1560

Geschichtliche Einführung

Die ältesten Urkunden, die die Exis -tenz des Dorfes Laim bezeugen, stam-men aus dem Bistum Freising undwurden Mitte des elften Jahrhundertsangefertigt. Dort ist bezeugt, dass derKirchendiener Mathuni dem EdlenHelm pert Besitz in Laim im Austauschfür anderen Grund überließ. Ähnlich alt wie diese ersten ökonomischenBefunde dürfte die St.-Ulrichs-Kirche inLaim sein, die allerdings erst 1315 erst -mals erwähnt wurde. Kirchenrechtlichwar Laim bis 1880 eine Filiale vonAubing.

Über das Gut Laim in der frühenNeu zeit ist wenig bekannt. Obwohldas Laimer Schlössl manchmal auchals Agnes-Bernauer-Schlössl bezeich-net wurde, hat die Baderstochter ausAugs burg wohl nie hier gelebt. In einer

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Im Dreißigjährigen Krieg brannten Dorf und Edelsitz Laimnieder. 25 Straßen namen in Laim (z.B. Agricola-, Byecher-oder Lanzstraße) erinnern an die Geiseln, die die StadtMünchen den Schweden überstellte, um von Verwüs tun genverschont zu bleiben. Die 42 Münchner wurden erst nachdrei Jahren Haft freigelassen.

Der Name Laim gehört zur Gruppe der Orts namen, dieüber die Beschaffen heit des Bo dens Auskunft geben. Süd -west lich des alten Ortskerns ist eine Lehm grube bekannt.Aber die Lehmvorkom men waren hier nie so reichlich wiebeim namensverwandten Berg am Laim. Es siedelten sichauch keine Zie geleien an. Das Erwerbsleben in Laim ba siertebis in die zweite Hälfte des 19. Jahr hun derts fast ausschließ-

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Urkunde von 1433 ist lediglich bezeugt,dass die Bernauerin von der Kirche einherzogliches Lehen, die St.-Ulrichs-Hubin Niedermenzing, erwarb. Aufgrund desNamens und der Mitwirkung von zweiKirchenpröpsten aus Laim bei dem Ver -kauf hat man darauf geschlossen, dassAgnes Bernauer sich in Laim niederließ.In Wahrheit wählte sie ein Anwesen inder Nähe der Blutenburg, dem Jagd -schloss ihres heimlichen Gatten, HerzogAlbrechts III. 1435 wurde die unstandes -gemäße Liaison zwischen der schönenjungen Frau und dem Herzog vom VaterAlbrechts brutal beendet und AgnesBernauer in der Donau ertränkt.

St. Ulrich auf einerZeichnung um 1860vor den Umbauten

1715 erwarb Kurfürst Max Emanuel denEdelsitz Laim und erhob ihn zu einerHofmark. Seit Mitte des 18. Jahrhundertswar das Schlössl in wechselndemAdelsbesitz. Stich von 1825

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lich auf der Landwirtschaft. Obwohl sich zu Beginn desJahrhunderts Frieden heim als zweiter Ortsteil herausgebildethatte, zählte Laim 1890 noch immer nur 290 Einwohner.

Der Aufschwung durch das Eisen bahn zeitalter setzte inLaim mit einiger Ver zögerung ein – erst mit dem Bau desRangierbahnhofs 1890. Der Ausbau des Schulwesens, dieAnlage der Nerven heilstätte Neufriedenheim, etliche Gast-häuser und Gewerbebe trie be folgten nach. Vor allem aberbegann um 1900 die planmäßige Erschließung von Bau landdurch Terrain ge sell schaf ten und daran anknüpfend eine aus-gedehnte Wohnungsbau tä tigkeit – insbesondere durchgemeinnützige Baugenossenschaften und -gesellschaften.Von 1890 bis 1901 verzehnfachte sich die Einwohnerzahlund stieg weiter rasant an.

1900 war Laim attraktiv genug, umvon München eingemeindet zu werden.Für den Ausbau des neuen Bezirks wardas Stadterweiterungsbüro zuständig,das in den 1890er Jahren seine An -fänge unter Theodor Fischer nahm.1908 wurde er Laimer Bürger undhinterließ während der 30 Jahre, dieer im Schlössl lebte, viele Spuren imStadt teil. 1908 wurde auch die Straßen -bahn vom Westend bis Pasing verlän-gert und durch Laim auf dem ehemali-gen Pasinger Feldweg – der Agnes-Bernauer-Straße – geführt.

Auf einer Karte von1852 ist die LaimerLehmgrube einge-zeichnet. Die Trambahnlinie 39

fuhr von Steinhausennach Laim, nachmit-tags weiter nachPasing. Aufnahmevom Marienplatz um1935

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Im Gefolge der Eisenbahn wurdeLaim seit dem Ende des 19. Jahr hun -derts zu einem Schwerpunkt der In -dus trie an sied lung im Münchner Raum.Schon im Ersten, vor allem aber imZweiten Weltkrieg produzierten meh-rere Laimer Betriebe für die Rüstungs-industrie. In der nationalsozialisti-schen Kriegswirtschaft wurden aus-ländische Zwangs arbeiter eingesetzt.Sie lebten unter großen Entbehrun genin Bara ckenlagern, von denen einigeauch im Stadtbezirk an gesiedelt waren.

Die Nationalsozialisten hatten weit -rei chende Pläne zum Ausbau Mün -chens als »Hauptstadt der Bewegung«,die auch Laim betroffen hätten. Hiersollte der nach Westen ausgelagerte,auf gigantische Ausmaße angewach-sene neue Hauptbahnhof entstehen.Während diese Planungen nicht ver-wirklicht wurden, entwickelte sichLaim im Zuge von Wiederaufbau undNach kriegsmodernisierung vollendszu einem großstädtischen Quartier.Heute zählt der Stadtbezirk annähernd50 000 Einwohner.

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links: Die Übersichts-karte von 1891 zeigt,dass Laim durch dievon der Bahn einge-leitete Entwicklungzu diesem Zeitpunktnoch kaum betroffenist. Zwischen demalten Dorfkern undder Heilstätte Neu -frieden heim liegtfreies Land bzw. dieRennbahn.

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rechts: Die vonTheodor Fischer ent-wickelte Staffel bau -ordnung von 1904legte auch für Laimunterschiedliche Bau -höhen und -dichtenfest.

Modell vom Hauptbahnhof und dem davorliegenden Teilstück der »Großen Straße«,1939 –40. An Stelle der Friedenheimer Brückesollte nach den Vorstellungen der National -sozialisten der gigantische neue Hauptbahn -hof entstehen. Der aufgelassene Gleiskörperwar zur Anlage einer »Prachtstraße« mitzahllosen Gebäuden im NS-Monumentalstilbestimmt, und die Kuppel des Hauptbahn -hofs sollte quasi den Höhepunkt dieser neuenAchse bilden. Während schon einige Abbrücheentlang des Bahngeländes vorgenommenwurden, kam es im Krieg zu keiner Umsetzungder Neubaupläne.

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Laim

Rund um den Laimer Anger – ein Spaziergang durch den alten Ortskern

Die Neuplanungenentlang der Lands -berger Straße undim Bereich desLaimer Kreisels

Inzwischen ist der für die Laimer Ent -wicklung so bedeutsame Rangierbahn-hof durch eine modernere Einrichtungin Allach überflüssig geworden undwurde deshalb aufgelöst. Auf derAchse Hauptbahnhof – Laim – Pasingentstehen neue Nutzungen, die u.a.den Bereich zwischen LandsbergerStraße und Schienen städtebaulich auf-werten sollen.

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ESV-Gelände

Der »ESV München-Laim von 1910 e.V.« kann auf eine baldhundertjährige Geschichte zurückblicken. Gegründet imGast haus »Zum Eisenbahnerheim« (am heutigen LaimerPlatz), musste der Eisenbahner-Sportverein sich auch fürden Turnbetrieb zunächst mit einem Nebenzimmer in derGast stätte begnügen. In den 1920er Jahren stand endlichein Sportplatz zur Verfügung und die Vereinsaktivi tä ten dehn-ten sich z.B. auf den Feldhandball aus. Erst 1934 konntedie heutige Halle bezogen werden. Inzwischen ge nügt sieden Ansprüchen eines auf 1 000 Mitglieder ange wachse nenVereins kaum mehr. Abhilfe kann die im Zusammenhangmit dem Neubau einer Haupt schule (Lukas-Schule) geplanteDreifachsporthalle an der Riegerhofstraße schaffen, die zurgemeinsamen Schul- und Vereinsnutzung gedacht ist.

Die dem ESV-Gelände gegenüberliegenden »Südtiroler-Blöcke« während ihrer Bauzeit im Krieg. Die von der»Gemeinnützigen Bau gesell schaft Bayern« errichteten 19 Häuser mit 114 Wohnungen wurden u.a. zur Unter -bring ung der in großer Zahl nach Süddeutschland herein-strömenden Südtiroler Familien verwendet. Nach einemAb kommen von Hitler und Mussolini im Oktober 1939 sie-delten bis 1943 rund 70 000 Südtiroler in das Reich um.

U-Bahnhof Laimer Platz

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U-Bahnbaustelle inder Gotthardstraßein den 1980er Jahren;hinten die Villa Groh.

Mit der Linie U4/5 wurde in Münchendie erste Ost-West-Achse des U-Bahn -netzes geschaffen. 1988 wurde dervorläufige Endhaltebahnhof der U5 amLaimer Platz in Betrieb genommen.Anders als in den meisten Fällen lehntsich die Trassenführung dabei nicht andie alten Straßenbahnstrecken an.Schnurgerade verläuft sie unter derZschokke- und Gotthardstraße, die sicherst nach dem Zweiten Weltkrieg zueiner neuen Verkehrsachse entwickel-ten. Insbesondere die Anbindung derim Süden des Stadtbezirks gelegenenWohnviertel mit ihrer weiten Entfer -nung zur S-Bahn wurde durch die U-Bahn erheblich verbessert.

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Ihren Namen trägt die Straße nacheinem der Beteiligten an dem Grund -stücksgeschäft, das um 1050 zurersten bekannten urkundlichen Erwäh -nung Laims führte. Linker Hand liegtdie evangelische Paul-Gerhardt-Kirchevon Johannes Ludwig, die, 1956 ein-geweiht, der erste reguläre Kirchenbaufür die Protestanten in Laim war. Aufder anderen Seite beginnt der histori-sche Ortskern Laims, repräsentiertdurch zwei auffällige »Fin-de-Siècle«-Villen, das Lehrer-Angerer-Haus (Mathu -nistraße 32) und die Villa Ballauf(Rieger hofweg 8).

Am südlichen Endedes Laimer Angerliegt die Villa Ballaufdes Architekten FranzRank von 1898, derhier mit mittelalter-lichen Stilelementenspielte.

Mathunistraße

Im Dritten Reich wurde der Verein mit Propaganda und Zwang auf dasBekennt nis zum »deutschen Turner -tum« eingeschworen. Durch die Zu -sam menlegung der fünf MünchnerTurn- und Sportvereine der Reichs -bahn 1938 ging auch die organisatori-sche Eigenständigkeit verloren.

Gleichschritt nachder Gleichschaltung: Bei einem Festzug zurEröffnung der neuenTurnhalle am 8. Juli1934 marschieren dieLaimer Turner hinterder SA. Bis zum Baueiner eigenen SA-Halle an der Agnes-Ber nauer-Straße Ende1936 nutzte der SA-Sturm 6/1 die Turn -halle für »Kamerad -schafts abende« undandere Veranstal tun -gen; dabei traten dieTurner auch gelegent-lich mit Darbietungenauf.

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INTERIM

Die Interimskirche inden 1950er Jahren

Kirchen neubau an der Valpichler straßeerhalten, die aber nicht verwirklichtwurden. Die Laimer Protestantenmuss ten bis 1956 mit ihrem Proviso -rium leben. Danach diente der Baulange Zeit als Tisch tennishalle. Durchbürgerschaftliches Engage ment konnteder Abriss verhindert werden. Seit1989 entwickelte dort der »Bürger treffLaim e.V.« in ehrenamtlicher Arbeit denheutigen Kulturort INTERIM, in demnun Thea ter- und Musikaufführungen,Aus stel lungen und andere Veranstal -tungen stattfinden.

An der Westseite des erst im Jahr 2000 aus Anlass der100jährigen Eingemeindung Laims als Grün- und Erho -lungs fläche gestalteten Laimer Angers liegt der ehemaligeStall des Laimer Schlössl gutes. Seit 1912 erfuhr der Bauintensive Umnutzungen: Zunächst diente er der katholischenGemeinde als Notkirche, während die alte Pfarrkirche St. Ulrich erweitert wurde. 1913 erwarb dann der protes -tantische Kirchenbauverein die Interimskirche und ließ sienoch im selben Jahr durch Theodor Fischer umbauen.Aus den 1920er Jahren sind Planungen Fischers für einen

Aufnahme vonKonfirmanden mitihrem Pfarrer,Kirchenrat FriedrichHofmann, um 1950

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Laimer Schlössl

Auf der anderen Seite der Agnes-Ber -nauer-Straße liegt das Pixis-Haus (Nr. 106), unter Max Emanuel als Wirt-schaftsge bäude im Laimer Schloss guterrichtet. Der »blaue Kurfürst« ließ dasSchlössl selbst (Nr. 112) – bisher einJagdsitz – als repräsentatives Wohn -haus mit einem großen Park für seinefranzösische Geliebte ausbauen. SeitMitte des 18. Jahrhunderts wurde derLaimer »Edelsitz« an wechselndeAde lige verpachtet. Im Laufe der Zeitverfiel er und musste 1908, als derStadt planer und Architekt TheodorFischer ihn kaufte, grundlegend reno-viert werden.

Links: TheodorFischer um 1928

Rechts: Das LaimerSchlössl erhielt unterFischer die Dach gau -ben mit den Dreiecks -giebeln (Aufnahmevon 2006).Fischer bewohnte dasHaus von 1908 bis zuseinem Tod 1938. Dasehe ma lige Neben ge -bäude des Gutesbezog sein Freundund Kollege, derArchitekt Oskar Pixis.

Kirche St. Ulrich

1315 erstmals erwähnt, liegen die Ursprünge der Kirchewohl noch erheblich weiter zurück. Sie ist dem Hl. Ulrich,Bischof und Verteidiger Augsburgs gegen die Ungarn, ge -weiht. 1907 wurde die Filialkirche Pasings (bis 1880 Aubings)zu einer so genannten Expositur und 1918 zu einer selbst-ständigen Pfarrei erhoben. Der Anbau eines großen Kirchen -raums 1912 trug ebenfalls dem Wachstum der GemeindeRechnung. Unter Mithilfe Theodor Fischers stellte derArchitekt Friedrich v. Schmidt eine gelungene Verbindungzu dem überlieferten spätgotischen Kirchlein her, das nochheute als Werktagskapelle dient.

Blick auf Langschiff und Loggia der neuenKirche, im Hinter grund der barockisierte Turmder alten Kirche. Aufnahme von Georg Petten -dorfer, 1915

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Dem rasanten Wachstum Laims imletzten Jahrzehnt des 19. Jahrhun dertskonnte die Schule nicht standhalten.Der Neubau trug nicht nur den höherenSchülerzahlen, sondern auch den pä da-gogischen Erkenntnissen der Zeit durchTurnsäle, Werkstätten und ein Physik -labor Rechnung. Nach dem ZweitenWeltkrieg musste die Schule zeitweise3 000 Kinder im Dreischichtbetrieb auf-nehmen, bevor durch weitere Schul -haus bauten in Laim Entlastung geschaf -fen wurde.

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Heute beherbergtdas Gebäude eineGrund- und eineHauptschule mit jerund 250 Schülern.Aufnahme um 1965

Der Eingang zumMädchenschulflügel,um 1905

Schule an der Fürstenrieder Straße

Das imposante Schulhaus von HansGrässel ist zum baulichen Wahr zeichenLaims geworden. 1903 begann derSchulbetrieb in dem Neubau, der daserste Laimer Schulhaus am gleichenStandort ablöste. Erst 1891 war es inden Dienst genommen worden – fürzunächst 21 Kinder, die nun nicht mehrnach Nymphenburg laufen mussten.

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Lebensmittelgeschäft Linsert

An der Fürstenrieder Straße 46 stand ein kleines Lebens -mittelgeschäft, das in der Zeit der nationalsozialistischenHerrschaft von dem Ehepaar Margot und Ludwig Linsertbetrieben wurde. Die beiden gehörten dem »Internatio nalenSozialistischen Kampfbund« (ISK) an, einer Gruppierung derArbeiter be wegung, die 1933 in den Untergrund abtauchenmusste. Die Linserts entschieden sich für den aktivenWider stand und verteilten z.B. Flugblätter unter Einsatz ihresLebens. Als die süd deutsche Gruppe des ISK im Sommer1938 aufflog, konnte Margot Linsert sich vor der Gestapoals scheinbar unwissende junge Mutter präsentieren. Auchihr Mann überlebte seine Haft zeit und wurde später bayeri-scher Lan des vorsitzender des DGB.

Geschäft und Ehepaar Linsert um 1935.Das Lebens mittel geschäft diente MargotLinsert als Anlaufstelle, um verfolgten Genos -sen zu helfen. Dabei hatte man bestimmteCodewörter vereinbart, um unauffällig mitein-ander in Kontakt zu treten: »Wenn einer alsoeinen Hutzucker verlangte, dann wussten wir,das ist einer von uns, dem müssen wir jetztweiterhelfen.« (Interview mit K. Seybold).

Fürstenrieder Straße

Die Fürstenrieder Straße bildet die tra-ditionelle Achse nach Süden und hießbis zur Eingemeindung Laims 1900Forstenrieder Straße. Nicht nur dashohe Verkehrsaufkommen, auchGeschäfte und Einrichtungen wie Stadt-bibliothek und Volkshochschule sorgenfür regen Betrieb. Um so intensiverwird hier um Nutzungen gestritten, wiedie andauernde Debatte um das seit1990 leer stehende ehemalige Kauf -haus Beck (Nr. 27) zeigt. Vielfach spie-geln die Umnutzungen die Zeit ten den -zen wider – so sind alle drei Kinos ander Fürstenrieder Straße vom Sieges -zug des Fernsehens verdrängt worden.

An Stelle des Kinos»Metropol« entstanddas kepa-Kaufhaus,das in den 1970erJahren zugunstendes Karstadt-Neubaus abgerissenwurde, Aufnahmevon 1967.

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Während die Hochbauten an der Für -stenrieder Straße dominieren, bildetdie denkmalgeschützte Villa Groh ander Ecke zur Gotthardstraße eineaugenfällige Ausnahme. Hier erreichenwir wieder die U-Bahn-Station LaimerPlatz.

Historismus nebenNachkriegsmoderne:die 1900 von EmilLudwig erbaute VillaGroh

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»In Laim daheim« – eine Radltour zuWohnsiedlungen und Arbeitsstätten

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Mit der geplan ten zweiten Stamm strecke soll der LaimerBahnhof ausgebaut werden und neue Bedeutung alsUmstei ge bahnhof gewinnen.

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Postkarte von 1898.Mit der Eröffnung desRangierbahnhofs inAllach 1991 wurde dieLaimer Anlage nachund nach stillgelegt.Jetzt entsteht hier imZuge der Neuplanun -gen für die ehemali-gen Bahnflächen eingroßes Wohngebiet.

S-Bahnhof Laim

Der Grosswirt an der Ecke Landsberger/Fürstenrieder Straße (Aufnahme um 1940).Mit der Anlage des Laimer Kreisels 1959mussten Wirts haus und Biergarten weichen.In der Süd westecke des Laimer Kreisels stehen immer noch die einstigen Rück ge -bäude der Gastwirtschaft, die von 1878 bis1945 als Gerä tehaus der Freiwilligen Feuer -wehr dienten.

Hundert Jahre lang, von den 1890erbis in die 1990er Jahre, bestand derRangier- und Güterbahnhof in Laim. ImZeitalter der Hochindustrialisierungnahm der Güterverkehr so bedeutsamzu, dass der Hauptbahnhof dringendentlastet werden musste. Von jetzt ankonnten Waren über eigene Gleisevon Laim direkt zu den nächstgelege-nen Stationen der einzelnen Bahnlinientransportiert werden. Der Bahnhof be -deutete den entscheidenden Ent wick -lungsschub für das Dorf, das gewaltigeBevölkerungszuwächse erfuhr. Auchder Ausbau des Vorortverkehrs machteseit den 1890er Jahren aus dem Halte -punkt Laim einen regelrechten Perso -nenbahnhof. Der Nahverkehr der Bahnwurde seit Beginn der 1970er Jahrevon der S-Bahn ersetzt.

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Siedlung Stadtlohner Straße

Eine reizvolle kleine Wohnsiedlung baute die Terrain ge sell -schaft Neu-Westend zwischen Perhamer- und Helmpert -straße. Für die von Theodor Fischer entworfene und 1909bis 1911 teilweise realisierte Anlage in Reihenbauweisewollte die Gesellschaft ein mittelständisches Publikum ge -win nen: »Hinter schmucken Vorgärtchen werden Mietwoh -nungen verschiedenster Größe in den gemütlichen Vorstadt-häusern geschaffen; im Innern des Blockes entstehen eineReihe von Einfamilienhäusern im Preise von M[ark] 20 000bis M[ark] 30 000.« (Verkaufsprospekt von 1910). Mit Warm-wasserheizungen und Bädern hatten die Wohnungen fürzeitgenössische Verhältnisse einen gehobenen Standard.

Plan aus dem Bürovon Theodor Fischer,um 1908. Die heutigeStadtlohner Straßeträgt noch keinenNamen. Sie läuft aufden Kopfbau an derPerhamerstraße zu.

Der »Knick« derVohburger Straße,der einen Platzraumschafft, auf einerPostkartenzeichnungum 1915.

Villenkolonie Schlosspark Laim

Die 1912 erbaute Einfamilienhaus sied -lung von Hans Brühl ist in besonderemMaß der Gartenstadtbewegung ver-pflichtet. Auch der von der Terrain ge -sell schaft Neu-Westend für ihr Projektersonnene Name betont das, obwohldie Siedlung nicht auf dem Geländedes ehemaligen Schlossparks entstand.Die dekorativ gestalteten Reihen häuserschließen sich um einen durch vielGrün bestimmten Mikrokosmos, indem früher auch kleine Laden ge schäfteangesiedelt waren. Von der VohburgerStraße, die mitten durch die Anlageführt, gelangt man durch einen niedri-gen Torbogen zum Agricolaplatz.

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Agricolaplatz

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Während des ErstenWeltkriegs bildetensich Schlangen vonSoldaten vor demBürgerbräu, das alsKriegsverpflege sta -tion diente.

Steingutmanufaktur

An der Kreuzung Agricola-/Agnes-Bernauer-Straße stand seitdem ausgehenden 18. Jahrhundert eine Steingut manu fak -tur. Sie produzierte in Konkurrenz zur englischen Import waredas erste bayerische Steingut, im Gegensatz zum edlenPorzellan ein Gebrauchsgeschirr für den bürgerlichen Haus -halt. Die damalige Bewohnerin des Laimer Schlössls, dieReichsgräfin von Betschart, erhielt von ihrem Gönner KarlTheodor die Lizenz zur Errichtung der Fabrik auf »oedenGründen« des Edelsitzes. Die technische Inbetriebnahmedurch ihren Verwalter Johann Georg Härtl 1799 erlebte dieGräfin nicht mehr. Den Rohstoff ließ Härtl in Neuburg a.d.Donau ausgraben. Unter dem Besitzer Joseph Reubel inden 1820er Jahren war die Fabrik besonders erfolgreich,ging aber aus unbekannten Gründen in den 1840er Jahrenein. Das Gebäude wurde bald darauf abgerissen.

Wir folgen der Agricolastraße, die bereits in den 1890er Jahren als

Verbindungsachse in den Süden geplant, jedoch erst stückweise in

den 1920er und 1930er Jahren mit dem fortschreitenden Siedlungs -

bau realisiert wurde. Auf der Höhe der Camerloher Straße beginnt

das Siedlungsgebiet der HEIMAG.

An der Südwestecke des Platzes stehtein Traditionslokal, vormals Bürgerbräu,das um 1900 errichtet worden ist. Vonden mittelalterlichen Stilelementen istbeim heutigen »Laimer’s« allerdingsnichts mehr zu erkennen. In einem Saalim ersten Stock ist das letzte LaimerKino, das »Neue Rex«, untergebracht.An der Westseite des Agricolaplatzeswurde nach 1900 eine der ersten ge -nossenschaftlichen Eisenbahner-Sied -lungen realisiert, von der »Allge mei nenBaugenossenschaft von Verkehrsbeam -ten«. Weiterer Wohnungsbau schlosssich in den 1920er und 1930er Jahrenan. Die Häuser Agricolastraße 18–24sind Teil einer Wohnanlage, die EmilFreymuth 1922–25 für den »Ver ein fürWohnungskultur« errichtete.

Zum Zeitpunkt derEntstehung dieserLithographie in den 1820er Jahrenbeschäftigte dieFabrik 25 Mitarbeiterbei einem Jahresum -satz von 10 000Gulden.

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HEIMAG-Siedlung

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Die Familienhauskolonie im Süd westenentstand in den Jahren 1936/37. DieGrundstücke umfassten 300 bis 900 qmund waren für ein mittelständischesPublikum gedacht. Ein Haus kostetezwischen 10 000 und 13 000 Reichs -mark, wobei das Reich die Finan zie -rung durch Bürgschaften erleichterte.Die HEIMAG war 1919 als »Gemein -nützige Heimstätten-Aktiengesell -schaft« für den Angestellten-Woh -nungsbau ge gründet worden.

Ihr Eintreten für die Siedlungstätigkeitentsprach der nationalsozialistischenIdeologie und wurde deshalb unter-stützt.In den 1950er Jahren baute dieHEIMAG die Siedlung nach Nordenund Westen hin weiter. Dabei bezogsie auch das Gelände eines ehemali-gen Zwangsar beiterlagers an der Ain -dorferstraße ein. In den 20 Barackenwaren deportierte Ukrainer unterge-bracht worden, die für die MünchnerRüstungsin dustrie arbeiteten. Nachdem Krieg nutzte man das Lagernoch bis 1957 für Flücht linge undVertriebene.

In Anlehnung an denAbessinien-Kriegwurde die neueSiedlungskolonie in damals nochunwirtlicher Gegendim Volksmund»Neu abes sinien«genannt. Rund 300Haushalte lebten1940 in den Ein fa mi -lien-, Doppel- undReihenhäusern.Aufnahme um 1938

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Siedlung Neufriedenheim

Die Siedlung gehört zu den fünf großenWohnsiedlungen, die die GEWOFAG1928–1930 erbaute. Mit einem städti-schen »Gesamtbauprogramm« sollteder damals schon notorischen Woh -nungsnot begegnet werden. Dazu gabes staatliche Baudarlehen und städti-sche Zinszuschüsse. Während in denanderen GEWOFAG-Siedlungen derHochbau überwiegt, integrierte dasFriedenheimer Konzept Ein- und Mehr -familienhäuser. Die schmalen Reihen -häuser mit Parzellengärtchen, Versor -gungseinrichtungen wie Kindergarten,Wirtshaus und Ladenzeile sowie diefehlende Verkehrsanbindung betontenden dörflich-geschlossenen Charakterder Anlage. 1934 erhielt das »Dorf« ander Saherrstraße sogar eine Kirche –»Namen Jesu«. Sie versorgte nicht nurden südlichen Stadtbezirk, sondernauch die angrenzenden Neubau ge -biete, und wurde 1941 zur Stadt pfar -rei erhoben. 30 Jahre später wurdesie zugunsten eines Neubaus abge-rissen, lediglich der Turm ist erhalten.

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Der Architekt Bruno Biehlerschirmte die Flachbauten imInneren durch viergeschossigeWohnbauten an der Fürsten -rieder Straße ab. Luftbild um1930.

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Von Fischers Gesamt -plan wurde nur dernördliche Teil (im Bildrechts) mit 46 Ein fa -milienhäusern undzwei Mehrfamilien -häusern 1910/11gebaut. Die Siedlungerhielt ihren Namen,weil eine eigensgegründete Genos -senschaft verschiede-ner Handwerks meis -ter die Bauausfüh -rung nach individuel-len Wünschen vor-nahm.

Die Genossenschafterbei der Enthüllungeines Kriegerdenk -mals in der Eisen bah -ner-Siedlung 1927

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Bauhandwerker-Siedlung

Durch die Jörgstraße gelangt man zurBauhandwerker-Siedlung TheodorFischers, die ähnlich wie das Projektan der Stadtlohner Straße wegen Fi -nanzierungsschwierigkeiten der Terrain -gesellschaft Neu-Westend nur in Teilenrealisiert wurde. Vier parallele Reihen -hauszeilen an der Jörg-, Gunzen leh-und Guido-Schneble-Straße werdendurch einen Querriegel an der Lech -feldstraße ergänzt. In diesem »Torhaus-bau« fand auch eine Gast wirtschaftPlatz. Das Reihenhaus galt Fischer alsdie zeitgemäße Lösung für den Mittel -stand und Kompromiss zwischen demkostspieligen freistehenden Haus undder »Mietskaserne«.

Eisenbahner-Siedlung

Fischer stand der benachbarten Eisen bahner-Siedlung zwi-schen Lanz- und Guido-Schneble-Straße kritisch gegenüber– zu sehr verkörperte die klassische Blockrandbebauung fürihn die »Mietskaserne«. Auf der anderen Seite ist zu würdi-gen, dass die Bautätigkeit der Eisenbahner-Genossen schaf -ten zu bezahlbarem und hygienisch einwandfreiem Wohn -raum für die in großer Zahl zuziehenden Arbeiter in Laimführte. Die im Jahr 1900 begonnene Anlage wurde ebenfallsauf Grund stücken der Terraingesellschaft Neu-Westenddurch den »Bau- und Spar verein des bayerischen Eisenbah -ner verbandes« realisiert. Er hatte Schwierigkeiten, für seine445 Wohnungen mit Parzellen gärtchen im Innenhof genü-gend Genos senschafter zu finden, die in den noch weitge-hend unerschlossenen Süden Laims ziehen wollten. Des -halb wurde auch dem Postpersonal die Mitglied schaft inder Genossenschaft erlaubt und Neumietern für kurze ZeitMiet frei heit eingeräumt.

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Auf der anderen Seite der Fürstenrie der -

straße, in einem Terrain, das sich von der

Gotthardstraße im Norden bis zum Kärntner

Platz im Süden erstreckte, lag seit 1886 eine

Pferderenn bahn. Die Rennbahn wurde 1898

zugunsten des Standorts Riem aufgegeben

und in Baugelände umgewandelt. Dort ent-

stand zum Beispiel Ende der 1920er Jahre die

Gartenstadt um die Flotowstraße.

Der Lokomotiv füh rer-bau in der Camer -loher Straße 71 verdeutlicht die»Kragen linie« inner-halb des Eisenbahn -personals. Die Woh -nungen in demebenfalls 1900 ent-standenen Komplexwaren größer undbesser ausgestattetals in der benachbar-ten Eisenbahner -Siedlung.

Alte Heimat

Auch Ende der 1950er Jahre warendie Kriegsfolgen noch nicht endgültigüberwunden. Aus Anlass des Stadt -jubi läums wurde 1958 eine »800-Jahr-Spende der Münchner Bürger schaftzur Rückführung bedürftiger Münchnerin ihre Vater stadt« gegründet. MitHilfe von 2,6 Millionen Mark Spen den -geldern und zusätzlicher Finanzierungdurch den Bund und die Stadt konn-ten 505 Wohnungen für im Krieg eva-kuierte Münchner gebaut werden.Das von Franz Ruf und Sepp Pogadlausgeführte Hochbauprojekt »AlteHeimat« wurde südlich der Zschokke -straße angelegt und durch den Kiem-Pauli-Weg erschlossen. In die Ein- bisDrei-Zimmer-Wohnungen zogen rund1 000 Personen ein. Es entstand dasProblem, dass der Name der Siedlungauch ihre Bevöl kerungsstruktur kenn-zeichnete und kaum junge Menschendort anzutreffen waren. Das vor 25Jahren gebaute Alten- und Service -zentrum in der Siedlung hat sich in -des als Treff punkt für gemeinschaftli-che Belange der Laimer Bürger schaftetabliert.

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Straubinger Straße

Inmitten der Hochhausbebauung umdie Straubinger Straße treffen wir aufMünchens letzten Schäfflerbetrieb: dieFassfabrik Schmid. Seit die Brauereienauf Alufässer umrüsteten, verloren dieHolzfasshersteller ihre Existenz grund -lage. 1950 gab es in Bayern noch ca.1800 Betriebe, heute gerade mal zehn.Die Fassfabrik wurde 1914 vom Groß -vater des heutigen Inhabers gegründet.Sie überlebte, weil einige Brauereienbesonders für festliche Anlässe weiter-hin Holzfässer nutzen und zusätzlicheAbsatzmöglichkeiten etwa für Dekora -tionsbedarf bestehen.

Einen Vorgeschmack auf die Trabanten sied -lungen der 1960er Jahre lieferte die Wohn -anlage »Alte Heimat«. Auffallend im Vergleichmit den Vorkriegswohnanlagen ist das weiteAuseinanderliegen der einzelnen Häuser zeilen,die häufig rechtwinklig und nicht parallelzueinander stehen. Die Postkarte zeigt linksoben den »Spenderbrunnen«, der für die ander Anlage beteiligten Mäzene errichtet wurde,um 1962.

Holzfassherstellungist immer noch weit-gehend Handarbeit.Acht Stunden dauertdie Produktion eines»Hirschen«, eines200-Liter-Fasses.Aufnahme von 2005.

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Das benachbarte Unternehmen Draht-Ulrich hat das alte Industriegeländehingegen kürzlich verlassen. Hier standseit 1892 eine Eisengießerei, die aller-dings trotz Heereslieferungen im ErstenWeltkrieg 1917 in Liquidation gehenmusste. Etliche Nachfolgebetriebe sie-delten sich an – im Zweiten Weltkriegwurde wieder für die Rüstung produ-ziert. 1951 bezog dann die Firma Draht-Ulrich den Standort, die Drahtgeflechteund andere Metallwaren produziert.Noch »auf der grü-

nen Wiese« lag die EisengießereiFriedenheim imheute dicht bebautenDreieck zwischenLautensack- undElsenheimer Straße.Aufnahme um 1900.

An der Agnes-Ber -nauer-Straße liegt dieWohnanlage des»Münchener Begräb -nis vereins e.V.«, die im Dritten Reicherbaut wurde.1935/36 entstanden43 Häuser mit 376Wohnungen.

Auf dem Weg zur Landsberger Straße kom-

men wir an der Kirche Zu den Heiligen Zwölf

Aposteln vorbei. Der Sakralbau von Sep Ruf

war 1953 die erste nicht als Notkirche er -

baute Münchner Kirche, die nach dem Krieg

geweiht wurde.

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Landsberger Straße

Die Landsberger Straße ist die historische Ausfallstraße nachWesten, an der sich seit Ende des 19. Jahrhunderts imGefolge der Eisenbahn viele Gewerbebetriebe ansiedelten.So verlegte etwa Friedrich Wamsler seine 1877 gegründeteKochherd- und Ofenfabrik an die Landsberger Straße 372,wo er einen bestehenden Fabrikbau mit Gleisanschlusserwerben konnte. Im Zweiten Weltkrieg war der Firma einZwangsarbeiterlager angeschlossen. 133 sowjetische Kriegs -gefangene wurden 1944 bei Wamsler gezählt. Nur wenige Traditionsbetriebe haben Spuren bis heutehinterlassen, wie etwa die Klavierfabrik Berdux (Nr. 336)von 1898, die nach dem Zweiten Weltkrieg Pianohaus Langhieß und heute als Steinway-Haus eine Filiale der berühm -ten Firma ist. Von der Firma Kürth (Nr. 328), die Öfen undSchleif steine herstellte, ist die um 1900 im Fachwerkstilerbaute Direk tionsvilla erhalten. Sie bildet mit dem an gren-zenden Büro komplex einen anschaulichen Hinweis auf dasNeben ein an der von alter Industrie- und neuer Dienstleis -tungs gesell schaft an der Landsberger Straße.Während die genannten Firmen westlich unseres Pfadesliegen, führt er uns vorbei am ehemaligen Wohnkomplexfür Obdachlose der Stadt München (Nr. 263–273 unddahin ter). 1927/28 erbaut, wurde der Block nach demZweiten Weltkrieg saniert.

Am Kreisel gelangen wir zum Ausgangspunkt zurück.

1941 lebten 944 Menschen in den 168 Kleinst -wohnungen an der Landsberger Straße. DieFürsorgebedürftigen wurden im Dritten Reichals »asozial« stigmatisiert und verfolgt. Weilsie »aus Schwäche des Willens und des sitt-lichen Empfindens zur rechten Einordnung in die Volksgemeinschaft nicht fähig« (Sieber,S. 75) seien, gettoisierte und kontrollierte mansie in dieser Wohnanlage. Einige der Bewoh -nerinnen wurden zwangssterilisiert.Aufnahme von 2006

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Literaturauswahl:

- Auer, Matthias L.: Laimer Chronik. Eine Entstehungs- und

Entwicklungsgeschichte des Stadtteils Laim von den Anfängen

bis zur Gegenwart, Bd.1 (keine Forts.), München 1983

- Burmeister, Enno (Hrsg.): Bauhandwerkersiedlung in München-

Laim (Arbeitshefte zur Denkmalpflege Nr. 35), München 1990

- Chevalley, Denis A./Wesky, Timm: Denkmäler in Bayern, Bd. I.2/2:

Landeshauptstadt München Südwest, München 2004

- Däubel, Gerdi: Ein Spaziergang durch den Ortskern von Alt-Laim,

in: Club Bavaricum. Jahresband der Führungen 1984/85,

S. 209 –236

- Geschichte Laims und seiner Schule an der Fürstenrieder Straße

30, München 1958

- 100 Jahre Schule an der Fürstenrieder Straße 1903 –2003,

Festschrift

- Krause, Leo: Münchner Geschoßsiedlungen der 50er Jahre,

München 1991

- Laim 1980. 80 Jahre Eingemeindung. Eine Festschrift von

Laimern für Laimer, München

- Mühlbauer, Maximilian: München-Laim. Serie im Laimer

Werbespiegel, 3.5. bis 21.6.2000

- Nerdinger, Winfried: Theodor Fischer. Architekt und Städtebauer

1862–1938, Ausstellungskatalog München 1988

- Rädlinger, Christine: Solidität und Solidarität. Geschichte der

Gemeinnützigen Wohnungsfürsorge AG 1928 –2003, München

2003

- Seckendorff, Suzane von: Theodor Fischer in Laim. Buch zur

Ausstellung im Interim 2003/2004

- Sieber, Josef: Bevölkerungsaufbau und Sozialstruktur Münchener

Siedlungen, München 1941

- Weyerer, Benedikt: München zu Fuß. 20 Stadtteilrundgänge

durch Geschichte und Gegenwart, Hamburg 1988

- Winkler, Norbert (Bearb.): Laimer Lexikon, hrsg. vom

Historischen Verein Laim e.V., München 2003

- www.isk-muenchen.de

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Wo sich heute der Großstadt ver -kehr auf dem »Kreisel« zwischenLaimer Unterführung und Fürsten -rieder Straße vorwärts schiebt,gab es vor dem Krieg nur eineländliche Straßen kreu zung.Aufnahme um 1940

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Bildnachweis:

- Architekturmuseum der TU München: S. 26 (links), 36, 44

- Baureferat der Landeshauptstadt München (Arge U5/9): S. 20

- Bayerisches Landesvermessungsamt: S. 8

- GEWOFAG München: S. 43

- HEIMAG München: S. 40

- Historischer Verein Laim e.V.: S.10, 11, 12, 21, 22, 23, 28, 31, 32,

38, 45, 46, 48, 50

- Münchner Stadtmuseum: S. 39

- Martin Pabst, Die Münchner Tram: S. 13

- Paul-Gerhardt-Kirche (Archiv): S. 24, 25

- Referat für Stadtplanung und Bauordnung der

Landeshauptstadt München: S. 18

- Franz Schiermeier, Stadtatlas München: S. 14

- Katrin Seybold Film: S. 30

- Stadtarchiv München: S. 15, 17, 27, 29, 34, 35, 37, 51, 54

- SV-Bilderdienst: S. 49

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Impressum:

Landeshauptstadt München

Kulturreferat

Direktorium

Projektleitung:

Benno Zimmermann

[email protected]

Konzept & Inhalt:

Dr. Ulrike Haerendel

Inhaltliche Beratung:

Norbert Winkler

Maximilian Mühlbauer

Bezirksausschuss 25

Redaktion:

Gertraud Krötz

Dr. Angelika Baumann

Grafische Gestaltung:

Heidi Sorg & Christof Leistl, München

Druck & Bindung:

Weber Offset, München

3. Auflage 2009

Spenden für die KulturGeschichtsPfadeLandeshauptstadt München, HypoVereinsbankMünchen, BLZ 70020270, Konto 81300»Verwendungszweck 9.225.415183.004.1« (bitte unbedingt angeben)

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