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ANGEWANDTE CHEMIE 46. HAUPTVERSAMMLUNG DES VEREINS DEUTSCHER CHEMIKER ZU WURZBURG VOM 7. BIS 1l.lUNl 1933 Die Versaminlung war besucht von etwa lo00 Teilnehmern. Von den 30 Teilnehmern aus dem Ausland waren 8 aus der Schweiz, 7 aus IIolland, 5 aus der Tschechoslowakei, 2 aus den Vereinigten Staaten, 1 aus Schweden, 1 aus England, 1 aus ,Jugoslawien, 1 aus Polen, 1 aus RuBland gekommen. DIENSTAG. DEN 6. lUNl 10Uhr: Vontandrritrung. Zunachst begab man sich zum Frankischen Luitpold-Museum in der MaxstraBe, dem ehernaligen chemischen Laboratorium, an dem eine Wislicenus-Fischer-Gedenktafel angebracht worden war: Im Rieinenschneider-Saa1 iibergab der Vorsitzende, Prof. Dr. Dr.-Ing. e. h. Paul D u d e n , den1 Direktor des Luitpold- Museums, der den Oberburgermeister Wiirzburgs vertrat, Priv.- Doz. Dr. S c h e n k , die Tafel mit folgender Ansprache: ,,Sehr verehrter Herr Direktor! Meine Herren! Als die ersten Vorarbeilen fur unsere Tagung hier getroffen wurden, wandelten einige Mitglieder aus unserem Kreise zu mitternachtiger Stunde durch das stille Wiirzburg, und als sie hier in der MaxstraBe waren, da iiberkam sie wohl der Genius loci dieses alten ehemaligen chemischen Laboratoriums. Denn tier eine von ihnen war Schiiler von Johaiin Wislicenus, der andere von Eniil Fischer. Und einstimmig und selbstverstand- lich erhob nich der Wunsch, daB an diesem Hause eine Gedenk- tafel das Andenken dieser beiden grolJeii Cheniiker festhalten inoch t e. Sie Ihnen, Herr Direktor, zu iibergeben, sind wir hier zu- saniitiengekonimen, und so darf ich vorher mit einigen Worten nur sagen, was diesee Haus fir uns Cheniiker bedeutet,. Die reine Chernie war, abgesehen von Pharmacie und an- gewandter Chernie, an dieser Hochschule bis in die zweite Hiilfte des vorigen Jahrhunderts uberwiegend ein Hilfsfach fur die Mediziu, der Chemiker der Gehilfe de6 Klinikere. Und so ist auch dies@ Haus von dem Extraordinarius fur Chemie am Julius-Spital, den1 Professor Johann Josef Don Scherer, dem Erforscher der Kissinger Badequellen, in den 60er Jahren als niedizinisches Institut fur Chernie und Hygiene gegriindet worden. Der Nachfolger Scherers, Prof. Adolf Strecker, ge- horte als erster nicht mehr der niedizinischen, sondern der philosophisch-naturwissenschaftlichen Fakultat an. Er ging schon 1872 nach Tubingen, und in diesem Jahre zog Johannes Wislicenus hier ein. Der beriihmte Physiologe, Prof. Fick, der Angew. Chcmie. 1933. Nr. 2: in Zurich niit Wislicetius nianche gemeinsame Arbeit ausgefiihrt hatte, zog ihn ron dort hierhin. Wislicenus begann niit zwolf Studenten. Er muBte aber schon 1871 das Institut vergrohrn und fkhrte bis zum Jahre 1886 hier seine wichtigen Arbeiten iiber Acetessigester und Malonsaureabkommlinge aus. Sie er- schlossen ein uissenschaftlich und technisch gleich wichtiges Gebiet. Wislicenus war als Forscher wie ale Lehrer gleich- bedeutend, eine warmherzige, idealistisch veranlagte Person- licbkeit, die auch an dein peIsijnlicben Schicksal ihrer Schuler Anteil nahm. So wurde er bald von allgemeiner Verehrung und Liebe getragen. Er nahni gleichzeitig neben seiner uni- langreichen Berufsarbeit den lebhaftesten Anteil an offentlichen Fragen: [IniversitPt, Stadt und Politik. Seine in den Ver- einigten Staaten verbrachten Jugendjahre und kritische Zeiten, die er in den politisch erregten Jahren 1866 und 1870 in der Schweiz durchlebte. hatten sein warnies, vaterlandisches Emp- finden besonders ausgepriigt entwickelt. * Nur ungern ging er 1885 von hier als Nachfolger Kolbes nach Leipzig. Fur ihn zog in1 gleichen Jahre Emil Fisclier hier ein, 33 Jahre alt, der sprudelnd lebhafte Rheinllnder, ehr. geizig, mit geschliffeneni sarkastischem Witz, hatte er in seiner Personlichkeit nichts von den klaosisch-wiirdevollen Ziigeii seines Vorgangere. Hier in diesem Laboratoriuni entwickelte er sich zu den1 groRen Forscher, a1s den ihn die ganze Welt kennt. Unter recht primitiven Verhaltnissen, zum Teil in einem Versuchs- raum, der im Keller untergebracht war, wurden die klassischen Zuckerarbeiten hier ausgefiihrt. Hier entstand der erste synthe- tische Zucker aus Glycerin, von hier nahrn die ganze neuere Zuckerchemie ihren Ausgangspunkt. Ebenso sind die hier in diesem Hause ausgefiihrten Untersuchungen seiner ersten Schiiler und Mitarbeiter, Luduig Knorr, Wilhelm Wislirenus, .Julius Tafel und anderer, eine dauernde Bereicherung unserer Wissenschaft geworden. Wie dieses Haus jetzt hochste Meisterwerke deutscher Kunst urnschlieat, so sind diese Raume durch die wissenschaft- liche Vergangenheit fur jeden Chemiker besonders geweiht. Dem Gedachtnis an diese Zeit diene dime Ehrentafel, die ich Ihnen, Herr Doktor. hiermit anvertraue." Nach kurzen Dankesworten fiihrte Herr Priv.-Doz. Dr. S c h e n k die Teilnehmer durch die RIume des Museums und konnte in den Kellerraunien noch einige Spuren chemischer Tatigkeit zeigen. -~ Anschlief3end wurde am Ehrenmal der gefallenen Akade- niiker ein Kranz niedergelegt, wobei der Vorsitzende, Prof D u d e n , folgende Ansprache hielt : ,,Konirnilitonen! Der Verein deutscher Cheiniker wird sich rnorgen hier in Wurzburg zu seiner 46. Hauptversammlung vereinen. Wir inochten diese Tagung nicht beginnen, ohne uneerer engen Verbindung rnit dem akadeniischen Leben, mit der Wiirzburger Hochschule und ihrer Studentenscbaft Audruck zu geben. .leder einzelne von uns empfindet ohne Worte, wie eng diese Verbindung ist. Wir siud uns bewuat, daI3 unsere Berufsarbeit, sei es Forschung, sei e6 praktische Tatigkeit in Fabrik, offent- lichen Laboratorien oder wo auch sonst, iinnier wieder gespeist wird aus den wissenschaftlicheii Quellen unserer Universitaten und Technischen Hochschulen. Wir erftillen deshalb nur eine Pflicht der Dankbarkeit, wenn wir zu Beginn unserer Jahres- \ersatnmlung an dieser geweihten Statte einen Kranz nieder- legen zum Gedachtnis der Universitatsangehorigen, die fur uns alle ihr Leben gelassen haben. Ihre Namen sollen unvergessen bleiben. Wir sind gliicklich, daR wir dies tun konnen in einer &it, in der all unsere Hoffnungen auf einen Wiederaufstieg von Staat und Volk ihrer Erfiillung entgegensehen." 25

46. Hauptversammlung des Vereins Deutscher Chemiker zu Würzburg vom 7. Bis 11. Juni 1933

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Page 1: 46. Hauptversammlung des Vereins Deutscher Chemiker zu Würzburg vom 7. Bis 11. Juni 1933

A N G E W A N D T E C H E M I E

46. HAUPTVERSAMMLUNG DES VEREINS DEUTSCHER CHEMIKER ZU WURZBURG VOM 7. BIS 1l.lUNl 1933

Die Versaminlung war besucht von etwa lo00 Teilnehmern. Von den 30 Teilnehmern aus dem Ausland waren 8 aus der Schweiz, 7 aus IIolland, 5 aus der Tschechoslowakei, 2 aus den Vereinigten Staaten, 1 aus Schweden, 1 aus England, 1 aus ,Jugoslawien, 1 aus Polen, 1 aus RuBland gekommen.

DIENSTAG. DEN 6. lUNl

1 0 U h r : Vontandrritrung. Zunachst begab man sich zum Frankischen Luitpold-Museum

in der MaxstraBe, dem ehernaligen chemischen Laboratorium, an dem eine Wislicenus-Fischer-Gedenktafel angebracht worden war:

Im Rieinenschneider-Saa1 iibergab der Vorsitzende, Prof. Dr. Dr.-Ing. e. h. Paul D u d e n , den1 Direktor des Luitpold- Museums, der den Oberburgermeister Wiirzburgs vertrat, Priv.- Doz. Dr. S c h e n k , die Tafel mit folgender Ansprache:

,,Sehr verehrter Herr Direktor! Meine Herren!

Als die ersten Vorarbeilen fur unsere Tagung hier getroffen wurden, wandelten einige Mitglieder aus unserem Kreise zu mitternachtiger Stunde durch das stille Wiirzburg, und als sie hier in der MaxstraBe waren, da iiberkam sie wohl der Genius loci dieses alten ehemaligen chemischen Laboratoriums. Denn tier eine von ihnen war Schiiler von Johaiin Wislicenus, der andere von Eniil Fischer. Und einstimmig und selbstverstand- lich erhob nich der Wunsch, daB an diesem Hause eine Gedenk- tafel das Andenken dieser beiden grolJeii Cheniiker festhalten inoch t e.

Sie Ihnen, Herr Direktor, zu iibergeben, sind wir hier zu- saniitiengekonimen, und so darf ich vorher mit einigen Worten nur sagen, was diesee Haus f i r uns Cheniiker bedeutet,.

Die reine Chernie war, abgesehen von Pharmacie und an- gewandter Chernie, an dieser Hochschule bis in die zweite Hiilfte des vorigen Jahrhunderts uberwiegend ein Hilfsfach fur die Mediziu, der Chemiker der Gehilfe de6 Klinikere. Und so ist auch dies@ Haus von dem Extraordinarius fur Chemie am Julius-Spital, den1 Professor Johann Josef Don Scherer, dem Erforscher der Kissinger Badequellen, in den 60er Jahren als niedizinisches Institut fu r Chernie und Hygiene gegriindet worden. Der Nachfolger Scherers, Prof. Adolf Strecker, ge- horte als erster nicht mehr der niedizinischen, sondern der philosophisch-naturwissenschaftlichen Fakultat an. Er ging schon 1872 nach Tubingen, und in diesem Jahre zog Johannes Wislicenus hier ein. Der beriihmte Physiologe, Prof. Fick, der

Angew. Chcmie. 1933. Nr. 2:

in Zurich niit Wislicetius nianche gemeinsame Arbeit ausgefiihrt hatte, zog ihn ron dort hierhin. Wislicenus begann niit zwolf Studenten. Er muBte aber schon 1871 das Institut vergrohrn und fkhrte bis zum Jahre 1886 hier seine wichtigen Arbeiten iiber Acetessigester und Malonsaureabkommlinge aus. Sie er- schlossen ein uissenschaftlich und technisch gleich wichtiges Gebiet. Wislicenus war als Forscher wie ale Lehrer gleich- bedeutend, eine warmherzige, idealistisch veranlagte Person- licbkeit, die auch an dein peIsijnlicben Schicksal ihrer Schuler Anteil nahm. So wurde er bald von allgemeiner Verehrung und Liebe getragen. Er nahni gleichzeitig neben seiner uni- langreichen Berufsarbeit den lebhaftesten Anteil an offentlichen Fragen: [IniversitPt, Stadt und Politik. Seine in den Ver- einigten Staaten verbrachten Jugendjahre und kritische Zeiten, die er in den politisch erregten Jahren 1866 und 1870 in der Schweiz durchlebte. hatten sein warnies, vaterlandisches Emp- finden besonders ausgepriigt entwickelt. *

Nur ungern ging e r 1885 von hier als Nachfolger Kolbes nach Leipzig. Fur ihn zog in1 gleichen Jahre Emil Fisclier hier ein, 33 Jahre alt, der sprudelnd lebhafte Rheinllnder, ehr . geizig, mit geschliffeneni sarkastischem Witz, hatte e r in seiner Personlichkeit nichts von den klaosisch-wiirdevollen Ziigeii seines Vorgangere.

Hier in diesem Laboratoriuni entwickelte er sich zu den1 groRen Forscher, a1s den ihn die ganze Welt kennt. Unter recht primitiven Verhaltnissen, zum Teil in einem Versuchs- raum, der im Keller untergebracht war, wurden die klassischen Zuckerarbeiten hier ausgefiihrt. Hier entstand der erste synthe- tische Zucker aus Glycerin, von hier nahrn die ganze neuere Zuckerchemie ihren Ausgangspunkt. Ebenso sind die hier in diesem Hause ausgefiihrten Untersuchungen seiner ersten Schiiler und Mitarbeiter, Luduig Knorr, Wilhelm Wislirenus, .Julius Tafel und anderer, eine dauernde Bereicherung unserer Wissenschaft geworden.

Wie dieses Haus jetzt hochste Meisterwerke deutscher Kunst urnschlieat, so sind diese Raume durch die wissenschaft- liche Vergangenheit fur jeden Chemiker besonders geweiht. Dem Gedachtnis an diese Zeit diene dime Ehrentafel, die ich Ihnen, Herr Doktor. hiermit anvertraue."

Nach kurzen Dankesworten fiihrte Herr Priv.-Doz. Dr. S c h e n k die Teilnehmer durch die RIume des Museums und konnte in den Kellerraunien noch einige Spuren chemischer Tatigkeit zeigen. -~

Anschlief3end wurde am Ehrenmal der gefallenen Akade- niiker ein Kranz niedergelegt, wobei der Vorsitzende, Prof D u d e n , folgende Ansprache hielt :

,,Konirnilitonen! Der Verein deutscher Cheiniker wird sich rnorgen hier in

Wurzburg zu seiner 46. Hauptversammlung vereinen. Wir inochten diese Tagung nicht beginnen, ohne uneerer engen Verbindung rnit dem akadeniischen Leben, mit der Wiirzburger Hochschule und ihrer Studentenscbaft Audruck zu geben. .leder einzelne von uns empfindet ohne Worte, wie eng diese Verbindung ist . Wir siud uns bewuat, daI3 unsere Berufsarbeit, sei es Forschung, sei e6 praktische Tatigkeit in Fabrik, offent- lichen Laboratorien oder wo auch sonst, iinnier wieder gespeist wird aus den wissenschaftlicheii Quellen unserer Universitaten und Technischen Hochschulen. Wir erftillen deshalb nur eine Pflicht der Dankbarkeit, wenn wir zu Beginn unserer Jahres- \ersatnmlung an dieser geweihten Statte einen Kranz nieder- legen zum Gedachtnis der Universitatsangehorigen, die fur uns alle ihr Leben gelassen haben. Ihre Namen sollen unvergessen bleiben. Wir sind gliicklich, daR wir dies tun konnen in einer &it, in der all unsere Hoffnungen auf einen Wiederaufstieg von Staat und Volk ihrer Erfiillung entgegensehen."

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Page 2: 46. Hauptversammlung des Vereins Deutscher Chemiker zu Würzburg vom 7. Bis 11. Juni 1933

Angewandte Chcmir 46. Jahrg. 1933. Nr. 1.5

.- [ G. Hauptversarnmlung des Vereins deutscher Chemiker in Wurzburg

- - . . 358 - -. ._

S i t z u n g i m R u s s i s c h e n H o f . A n w e 6 e n d vom Vorstand: Prof. Dr. D u d e n , Prof. Dr.

P f e i f f e r , Dir. Dr. The0 G o l d s c h m i d t , Prof. Dr. I i l a g c s , Dr. Karl M e r c k , Dr. G. R a u m , Prof. Dr. H o f - m a n n , Dr. M i i l l e r - C u n r a d i , Dr. U r b a n ; von den All- vorsilzenden: Geh. Rat Prof. Dr. C. D u i s b e r g , Prof. Ilr. S t o c k ; von der Elafkommission: Prof. Dr. P u m m e r e r , Dr. M o h r , Dr. Z e p f ; von der Geschiiflsfiihrung u. Schriff- leilung: Prof. Dr. H a s s o w , Prof. Dr. B i n z , Dr. F. S c h a r f , Dir. D e g e n e r , Dr. F o e r s t .

Vorsitzender: D u d e n ; Schriflfiihrer: S c h a r f. T a g e s o r d n u n g : 1. Ehrung Joh. W i s l i c e n u e ' und

Emil F i s c h e r s (Gedenktafel am ehemaligen Institut). Kranr- niederleguug am Ehrenrnal der gefallenen Akademiker. - 2. Allgemeinea Programm der Hauptversammlung. - 3. EinfluB der innerpolitkchen Lage auf die Entwicklung des Vereins; Vorstandswahlen. - 4. Jahreabericht dea Vorstandes. - 5. Ab- rechnung des Vereins 1932 und Haushaltsplan 1933 und 1934; Hilfskasse. - 6. DECHEMA und ACHEMA; Hauptversamm- lung 1934. - 7. Zeitschriften: a ) Inhalt (Redaktion); b) Ge- schaftlichea (Verlag). - 8. Verechiedenas.

Punkt 1. Ehrung des Andenkens von Job. Wislicenue nntl Emil Pischer (GedenktaIel am ehenialigen Inetitut). Kranz- niederlegung am Ehrenmal der gefallenen Akademiker.

h'ach Einweihung- der vom Verein deutscher Chemiker ge- stifteten Gedenktafel fur Joh. W i 8 l i c e n u s und Emll F i s c h e r am ehemaligen chemischen Institut der Universitiit, dem jetzigen Frankischen Luitpold-Museum, sowie anechlieljen- der Kranzniederlegung am Ehrenmal der gefallenen Akade- miker (Studentenstein) wird die Sitzung um 11 IJhr eroffnel.

Der Vorsitzende begruBt die vollziihlig erschienenen M i t - glieder des Vorstandes und dankt ganz besonders den beideii Altvorsitzenden, den Herren D u i 6 b e r g und S t o c k , fur das Interesse, das sie durch ihre Teilnahme an den Beratungen be- kuuden.

Zuniichst wird in Erorterung von Punkt 3 eingetreten.

Punkt 3. EinlluS der innerpolitischen Lage auf die Ent- wicklung des Vereins; Vorstandswahlen.

Herr D u d e n schildert eingehend den bisherigen Gang der Verhandlungen und die Einwirkungen von auDen und seitens der Bezirksvereine, betreffend Gestaltung des Vereins in1 Rahmen des allgemcinen Neuaufbaues unseres Staatswesens. Seinem Vorschlag entsprechend beschlieot der Vorstand nach eingehender Aussprache einstimmig, a n der Vorschlageliste fur die Vorstandswahlen festzuhalten und im tibrigen den Vor- standsrat um Vollmacht fur den Vorsitzenden zwecks Umbildung t l e s Vereins zu ersuchen, rnit dem Endziele der Eingliederung des Vereins in den berufsstandischen Aufbau des Reiches. Von einer Eingruppierung des Vereins in einen irgendwie gearteteu I n g e n i e u r - Gesamtverband kann sich der Vorstand bei der vollig abweichenden Eigennrt d m Chemikerberufes und der chemisch-wissenschaftlichen und technischen Arbeitsmethodilc tiur Nachteile fur die Chemie und damit fur die Wirtschaft ver- Eprechen. Herr D u d e n wird ermachtigt, in weiteren Verhand- lungen mit den in Frage kommenden Herren den endgiiltigen Wortlaut der vom Vorstandsrat zu fordernden Vollmacht untl EntschlieDung fmtzulegen.

Punkt 2. Allgemeinee Programm der Hauptversamrnlung. Herr D u d e n legt die GrUnde dar, die zu einer Umande-

rung des urspriinglichen Programme der allgemeinen Sitzungen gefiihrt haben. Die Maenahmen werden als zweckmiiaig gut- geheii3en.

Punkt 4. Jahresbericht des Vorstandes. Der Jahresbericht dee Vorstandes wird in der dem Vor-

stand vorher zugesandten Form genehmigt.

Punkt 6. Abrechnung dee Vereins 1932 uod Hauehalte- plan 1933 und 1934; Hilfskasse.

Herr G o I d s c h m i d t erMutert die Abllechnung fiir 1932. Der Abdruck der Vermogensiibersicht ~011, da d ime wenig auf- schluI3reich ist, kiinftig unterbleiben. Der Voratand nimmt mit Befriedigung von dem Betriebergebnis dea vergangenen Jahres Kenntnis.

Der Haushaltsplan 1933 wird in der gedruckt vorliegenden Form gleichzeitig ale vorlaufiger Haushalteplan fur 1934 ge- nehmigt. Herr G o l d s c h m i d t geht in der Erlluterung die e i m l n e n Posten durch und weiclt erneut rnit Nachdruck auf die Notwendigkeit hin, weitere Betriebsuberschusse zu erzielen, uni Abschreibungen auf d ie zweifelhaften Konten zu ermoglichen. Zur Abrechnung der Hilfskasee stellt Herr G o 1 d s c h m i d t unter Billigung des p a m t e n Vorstandes fest, dai3 beim Kura- torium die Akicht bestehe, auch im nlchsten Jahre, wie schon im Vorjahre geschehen, mit den Unterstutzungen, soweit notig, iiber die durch die Einnahmen gezogenen Grenwn hinaus- zugehen, also, falls erforderlich, das Kapital anzugreifen. Er erwahnt verschiedene Fillle, in denen durch Vorstelligwerden bei einzelnen Firmen diese zu Unterstutzungen friiher bei ihnen abgebauter Chemiker herangmogen worden sind.

Herr €3 a u m schlagt vor, die Fachgruppen zu einer Nach- prufung ihrer Kassenverhaltnisse au veranlassen, nach der Richtung bin, ob nicht dort eimgefrorene Gelder vorbanden sind, die tilr Unterstutzungszwecke verwendet werden konnten.

Herr R a s s o w weist auf die in den SaChsi6Chen Iioch- schulen durchgefuhrte Einrichtung hin, die stellungslosen Che- mikern kostenloses Arbeiten in den Universitiitsinstituten ge- stattet. Herr P f e i f f e r wird gebeten, einen Antrag m das PreuDische Kultusministerium und PreuBische Finanzminiete- rium vorzubereiten, der diese hochst soziale Maanahme zur all- gemeinen Einfuhrung empfiehlt.

Im Hinblick auf den Zusammenhang mit dem Haushaltsplan wird Punkt 7 vorweggenommen.

Punkt 7. Zeitschriften: a) Inhalt (Redaktion); b) OescbZft. lichee (Verlag).

Herr B i n z verweist auf die im Geschaftsbericht abgedruckte Statistik der Vereinszeitschrift und bittet im Ubrigen, sich ausfuhrlichere Darlegungen flir die Vorstandsratssitzung vor- behalten zu durfen.

Herr B a u m macht davon Mitteilung, daf3 d i e Fachgruppe fur Brennstoff- und Mineralolchemie beschlossen habe, d ie Her- ausgabe ihrer Jahrbiicher vorlauhg wegen zu geringen Ab- s a h einzustellen.

Herr D u d e n bringt zur Kenntnis des Vorstandes, dafi Herr B i n z aus eigener Entschlieihmg, von der e r ihn nicht habe abbringon konnen, im Hinblick auf seine 6tarke Uber- lastung die Hauptschriftleitung der Zeitschritt Angewandte Chemie vom 1. Juli a b niederlegen wolle. Die verantwortliche Schriftleitung sol1 d a m auf Herrn F o e r R t ubergehen, wah- rend Herr B i n z die ehrenamtliche Schriftleitung, wie bisher schon bei der Chemfa, kunftig auch bei der Angewandten bei- behilt. Herr D u d e n spricht Herrn B i n z den Dank fur seine 12jahrige Tatigkeit als Hauptschriftleiter der Zeitwhrift aw, durch die er die Zeitschrift auf ein hohes Niveau gebracbt babe

Herr D e g e n e r berichtet iiber die Entwicklung dec; Ab- satzee und des Anzeigengeschaftes der VCrein62eit6Chrift. die als verhiilltnismiiijig gtinstig anzusprechen ist, wenn auch nicht zu verkennen ist, da13 mnncherlei Gefahrenmornente das End- ergebnis des laufenden J a h r a wieder ungiinstiger zu gestalten drohcn. Vor allem ist mit einer Verteuerung der Druckkosten zu rechnen.

Herr D u d e n dankt Herrn D e g e n e r fiir die Arbeit des vergangenen Jahres und stellt fes t , daB im Augenblick noch nicht der Zeitpunkt gekommen ist, in dem die Wiinsche auf Verlinderung in der Erscheinungsweise der beiden Zeitschriften zur Durchfiihrung gebracht werden kdnnen.

Punkt 6. DECHEMA u. ACHEMA; Hauptversammlung 1934. Uber den Vorsitz in der DECHEMA werden noch Be-

sprechungen in den nachsten Tagen stattfinden. Der Vorstand nimmt zur Kenntnis, dai3 die Ubemiedlung

der GeSC~ft6S~elle der DECHEMA nach Berlin nunmehr end- gultig in unmittelbarem AnschluS an d i e ACHEMA 1934 er- folgen wll.

Als Hauptvemamnilungsort 1934 wird Koln rnit den in der Sachlage begriindeten Vorbehalten in Aussicht genommen.

Punkt 8. Verechiedenee. Es werden einige pereonelle Angelegenheiten der Geschafts-

Der Vorstand ermilchtigt den Vorsitzen- fuhrung besprochen. den, die Enbcheidung zu treffen.

Page 3: 46. Hauptversammlung des Vereins Deutscher Chemiker zu Würzburg vom 7. Bis 11. Juni 1933

46. Hauptversaninilung des Vercins deutscher C'heniiker in Wiirzburg 359 ~ n g c wand tc Chrmic 46. Jahrg. 1933. Fr .25 1 _ _ _ _ _ _ ~ ~ -

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Herr D u d e n verliest das Begriii3ungstelegramm des Herrn Q u i n c k e *), dessen durch seinen Gesundheitszustand veranlaBtes Fernbleiben vom Vorstand niit grol3ern Bedauern Cestgestellt wird.

Der Vorstand nirnrnt zur Kenntnis, da8 Herr D a n z i g e r Rein Amt als Rechtsberater zur Verfugung gestellt hat. Her:. S c h a r f wird beauftragt, Herrn D a n z i g e r den . Dank des Voretandes fur seine vieljahrige Milhewaltung auszusprechen t i t i d nach einem geeigneten Vertreter Umschau zu halten.

Herr S c h a r f berichlet iiber die Vorarbeiten Zuni Abschlul3 einer SterbegeldversicherunR fur alle Vereinsmitglieder. Es wirtl eine Kornrnission aus den Herren M u 11 e r - C u n r a d i . Z e p f und S c h a r f gebildet, niit der Aufgabe, die verschie- denen Moglichkeiten einer solchen Versicherung zu priifen und die Entscheidung uber die Vorschlage dann auf schriftlic-hem Wege herbeizufiihren.

SrhluB der Sitzung 2% Uhr. -

Am Abend hatten die Wiirzburger ffro/?-Weingiiter Vorstand uiid OrtsausschuB zu einer W e i n p r o b e i n den Wenzel-Saal det; Rathauses eingeladen. Man sai3 bei Kerzenbeleuchtung in dem herrlichen hochgewolbten Raum - romanische Kapitale, alte Fahnen, verblaote Fresken -, Wurzburgs Oberburgermeister M e m m e l begriiate in launigen Worten die Giiste. Prof. P f e i f f e r , Bonn, dankte iin Namen des Vorsitzrnden, der (lurch Besprechungen feriigehalten war.

MITTWOCH. DEN 7. IUNI

9.30 U h r : Sitzung der FachgruppenrorrtPnde irn Russischen IIof.

Prof. R a s s o w , Leipzig, der Beirat der Geschiiftsstelle und Leiter des Vortragswesens, machte uber das Zustandekomrnen cles Vortragsprogramins und insbesondere iiber die Neueinfuh- rung der sogenannten ,,Reihenvortrage" nahere Ausfuhrungen. Er dankte fur die Bereitwilligkeit, niit der manche Fach- gruppen gerade die allgemein interessierenden Themen fur these Reihe zur Verfugung gestellt hatten, und hob hervor, dal3 dime Vortrage selbetver&iindlich a19 Veranstaltung der F a c h g r u p p e n zu betrachten seien, zu der diese alle anderen Fachgruppen und Teilnehnier einliiden. Dies gelte ubrigens auch fur den Vortrag Prof. G ii n t h e r s uber: ,$he- mische Wirkungen der Ronigenslrahlen", der in der ersten zusammenfassenden Fachsitzung ,,zu Ehreii Conrad Rontgens" :im 7. Juni etattfinde und der ursprunglich von der Fachgruppe fur Photochemie angeworben war.

10 I J h r : Sitzung der Vorrtandrrates im Russischen Hof.

A n \v e s e n d voni Vorsland: Prof. Dr. D u d e n , Prof. Dr. P f e i f f e r , Dir. Dr. The0 O o l d s c h m i d t , Prof. Dr. K l n g e s , Dr. Knrl M e r c k , Dr. G . B a u m , Prof. Dr. H o f - m a n n , Dr. M u l l e r - C u n r a d i , Dr. U r b a n ; vonden ,411- corsittenden: Geh. Rat Prof. Dr. C. D u i s b e r g , Prof. Dr. S t o c k ; von der Elatkomrnission: Prof. Dr. P u m m e r e r , I)r. M o h r , Dr. Z e p f ; von der Ceschaflsfiihrung u. Schrifl- leilung: Prof. Dr. R a s 6 o w , Prof. Dr. B i 11 z , Dr. F. S c h a r f , Dir. D e g e n e r , Dr. F o e r s i , auoerdeni die Vertreter samt- licher Bezirksvereine, Fachgruppen und angegliederten Vereine init Ausnahrne des Bezirksvereins Pomrnern, die entschuldigt fehlen.

Vorsilzender: D u d e n ; Schriftfiihrer: S c h a r f. T a g e s o r d n u n g : 1. Wahlen: a) in den Vorstand, b) in

die Vertrauenskoniiniesion nach Satz 8 c der Salzung, c) in das

Jch griln den Verein Zur Tagung am Main, Trink zu liause allein I rn Weme vom Stein Auf sein glurkhafl Gcdriliii."

Die Anlwort lautcte: ..L'nd die Wurrburgcr Glorkli Hilt'n noch sch6nres Gliut, Wenn der liebe Freund Quinrkz Bci uns weilte heut."

Kuratoriurn der Hilfskasse. - 2. a) Jahresbericht, b) Ehrungen. - 3. Jahresabrechnung 1932; Wahl der Rechnungspriifer. - 4. Haushaltsplan 1933 und 1934; Verlag und Zeitschriften- geschaft; Festsetzung dea Jahresbeitrages 1934. - 5. Ort und Zeit der nlchsten Hauptversaninilung. - 6. Kollektiv-, Lebrns- ctler Unfallversicherung der Milglieder. - 7. Zusarnmennrbeit rnit anderen Verbiinden und Organisationen. - 8. Statistik der ('hemiker und Cheiniestudierenden. - 9. Stellenvermittlung. I<orl-C;oldtichmidt-Stelle. - 10. Rechtsauskunftsstelle. - 11. Zcit- bchrift, Entwicklung des Inhalts. - 12. a) Bezirksvereine, b) an- gegliederte Vereirie, c) Satzungsanderungen einzelner -4btei- luiqeri. - 13 Vertichiedenes: a) Luftschutz.

Herr D u d e II begriiBt d ie Ershienenen, besonders (lie All- vorsitzenden, Herren D u i 6 b e r g und S t o c k , urid teill iiiit, dal3 Herr Prof. Q u i n c I( e als dritter Altvorsitzender leider durch seinen Ciesundheitszustand an der Teilnahnie ver- hi ndert sei.

Sodann gedenkt er der Tden , zu deren Ehren eich die An- wesenden von ihren Platzen erheben.

Nach Worterteilung verliest Herr S c h a r f die Vertreter- lisle der 13ezirksvereine und Fachgruppen und stellt die Stinini- zahl fest. Hierauf wird in die Tagesordnung eingetreten.

1. Wahlen: a) in den Vorstand, b) in die Vertrauene- liornniivsion naeh Satz 8 c der Safzang, e) i n das Kuratoriurn der Hilfskasse.

Herr D u tl e n : ,,Seit wir vor eineni Jahre in dieselti Kreise in Berlin zusatiirnen waren, ist eine Welt in sich zu- sammengebrochen und eine neue deutsche Welt erstanden, der all unser Hoffen und all unser Olauben gilt.

Mit einer unerhorten Wucht sind alle Krafte, die i i i i

cleutschen Volke ruhen, von dem Fiihrer und seiner Regierung zusammengefaat und dem einen grol3en Ziel dienstbnr geinacht worden: N e u a u f b a u v o n V o l k u n d S t a a t .

Nicht a16 Zuschauer kann der einzelne diesern gewaltigeri historischen Geschehen gegeniiberstehen, sondern niuB inner- lich eine neue Einstellung zu dieser Zeit finden. Dasselbe gilt fur alle Organisationsformen der Wirtschaft, der wissenschaft- lichen und der kulturellen Verbande. Ihnen 1st ebenfalls die Aufgabe gestellt, sich den1 neuen Staat einzugliedern und der vornehmen Aufgabe gerecht zu werden, in erster Linie Staat und Volk beini Wiederaufbau zu dienen. Ich brauche nicht zu sagen, meine Herren, dal3 der Verein deutscher Chemiker dip Mitwirkung an dieser hohen Aufgabe freudig iibernimmt.

Keiner von uns verrnag ini Augenblick schon ini einzelneu zu iibersehen, in welchen Formen diese Mitwirkung sich voll- ziehen wird. FA ist aber unscr fest ins Auge gefd tes Ziel, dal3 der Verein deutscher Cherniker als Vertretung des gesamteu Chemikerstandes in seiner so niannigfaltigen Retiitigung die An- erkennung der Regierung finden soll.

Ich glaube, meine Herren, iiber dieses groBe, fur die Zu- kunft unseres ganzen Rerufsstandes entscheidende Ziel sind wir uns vollig einig, wenn auch iiber die einzelnen, zu dieseni Ziel filhrenden Schritte die Meiiiungen in einzelnen Punkteu rioch auseinandergehen. Sicher ist, daB der Verein nach ver- schiedenen Richtungen wid in seiner Organisation umzugestalten ist. Diesem Ziele fiolleu d ie Antrage des Vorstandes dienen, die wir Ihnen, meine Herren, bereits vor einiger Zeit unter- breitet haben. Wir haben sie in den letzten Tagen nochmals eingehend nach allen Seiten durchgepruft und in verschiedeneri Punkten den Wiinschen, die aus den Kreisen unserer Mitglieder laut geworden sind, angepaM.

Die Gesanitlage, die fur unseren Verein zur Zeit besteht. und die fur seine ganze Zukunft ausschlaggebend ist, kann nur richtig beurteilt werden, wenn wir iiber die wirtschafts- politischen Aneichten der Regierung in den Grundztigen Klar- heit haben.

Bevor ich deshalb zu diesen Antragen selbst iibergehe, gebe ich einem seitens der Reichsleitung fur diese Fragen besonders nutorisierten Mitglied 1us unserern Kreise, welcher an diesen Vorarbeiten sich bereits beteiligt hat, das Wort. Ich bitte Herrii Dr. K r e t z s c h m a r , zu sprechen."

25.

Page 4: 46. Hauptversammlung des Vereins Deutscher Chemiker zu Würzburg vom 7. Bis 11. Juni 1933

Angewandte Chrmir 46. Jahrg. 1933. Nr.25 46. Hanptversammluag -~ des Vereins deutscher . Chemiker ~- in Wurzburg - -- I - -. -~ 360

I)r. K r e t z s c h m a r : ,,Meine Herren! Von dem Herr11 Vorsitzenden hnben Sie berebts die Stimniung vernonimen, in tler wir uns augenblicklich befinden. Fk ist eine Ubergangszeit. Ich kann mir lebhaft vorstelleii, d d gerade die Aktivsten unter uns, seien e s nun Nationalsozialisten oder nicht, es bedauerri. dalj die Entwicklung bei deli Chemikern nicht so schnell deiii iieuen Ziele zufiihrt wie bei den anderen Berufen, z. B. den Juristen und den Arzten. Wenn wir auf unserem Gebiete eine Gleichschaltung, d. h. eiiie geistige Unistellung nicht sofort vor- iiehnien konneii, so ist das vielleicht bedauerlich. Es ist in- dessen bei der Kornpliziertheit unseres Berufes notwendig, die rieue~i Gedanken ausreifen zu lassen, damit fur den Beruf und fur den Stand der Cheniiker ein solider Organismus entsteht.

In der Wirtschaft ist die deutsvhe Arbeitsfront aus den Gewerkschafteii der Arbeiter. der Angestellten und der Arbeit- geber gebildet worden, an deren Spitze Herr Staatsratspr&i- dent Dr. L e y steht. AuBerdeni sind funf Saulen entstanden. Diesc fiinf Saulen sind: Reichsbauernstand, Reichshandwerker- stand, Heichsindustriestand, Reichsstand fur Handel und Ver- kehr und Reichsstand fur freie Berufe. Die deutschen Che- niiker sind in allen diesen Gruppen vorhanden, indessen ist nach auBen hin noch nicht sichtbar geworden, in welcher Form der Verein deutscher Cheiniker eingegliedert wird. Es kann nicht ubersehen werden, daD zu der vorgenannten Gliederung eine weitere Erfassung beruflicher Art hinzutreten m d , die bisher vorn Verein deutscher Cheniiker gebildet worden ist und in den neuen Gesamtorganismus eintreten kann. Mog- licherweise wird hierfur eine dritte Organisation in He- tracht komnien. Daniit wurde erreicht, daB die deut- schen Chemiker in ihrer Gesamtheit, sowohl standisch als auch beruflich, erfaDt werden. Wir brauchen auch einen ge- schlosseiien Itahmen, in den1 d;is Berufliche und das Standische zum Ausdruck konimt. Denn die Weltgeltung des deutschen (:hernikers beruht ausschlaggebend auf der seit Jahrzehnlen be- triebenen sorgfaltigen Weiterbildung des die Hochschule ver- lasseliden Cheniikers wahrend seiner ganzen Berufszeit. Da nun die Hochschullehrer und Wissenschaftler auch fur die Cheniie in d ie Gruppe der Erzicher eingeordnet worden sind, deren Fachschaftsleiter Dr.-Ing. S e i d 1 , Berlin, ist, und das Gebiet der Chemie von rnir und dem als Mitarbeiter aus be- sonderem Vertrauen berufenen Prof. Dr. S t o c k betreut wird, so ist die Verbindung zum Hochschulsesen und Wissenschafts- gebiet bereits hergestellt.

M i t Riicksicht auf den Wunsch der maRgebenden Stellen, tien stlndischen Aufbau sorgsam ausreifen zu lassen, kann ein Sofortprograiiim heute noch nicht vorgelegt werden. Die NSDAP.-Mitglieder unseres Vereins sind aher Disziplin ge- wohnt und werden dadurch in dem Willen, die Neuentwicklung in die richtigen Bahnen zu leiten, llicht beeintrachtigt. Es ist u n b e d i n g t dafiir zu sorgen, dad mit mehr Aktivitat als bis- her das Leben in den Fnchgruppen und Bezirksvereinen zur Ent- faltung kommt. Ich bitte Sie als Mitglieder des Vereins dcutscher C'heniiker, die wir deu4schbewuBle Cheiniker sind, IIerrn Prof. Dr. D u d e n das uneingeschriinkte Vertrauen ent- gegeiizubringen. Herr D u d e n bietet wie kein anderer die Gewiihr dafiir, da8 der Verein in richtiger Weise eingegliedert wird. Gerade wir nationalsozialistischen Chemiker bringen Herrn Prof. D u d e n dieses Vertrauen entgegen. H e i 1 !"

Herr D u d e n betont, daB er den Worten des Herrn K r e t z s c h m a r f a d nichts hinzuzufugen habe, da hierin be- reits festgelegt sei, dad der Chemikerstand ds Berufsstand an- erkannt werden solle.

Herr D u d e n verliest die Antrage: ,,1. Der Vorstandsrat wahlt einen interimistischen Vorstand,

D u d e n , G o l d s c h m i d t , M e r c k , B a u m , M u l l e r - C u n r a d i , H e l f e r i c h , P u r n m e r e r ,

R u f f , K r e t z s c h n i a r und S t a n t i e n . Der interimistische Vorstand wird, sobald die sofort in Angriff zu nehniende organisatorische Umgestaltung des Vereine und seiner Abteilungen vollzogen ist, durch eineu sadzungsgemaden Vorstand ersetzt.

2. Der Vorstandsrat beauftragt den Vorsitzenden, unter Fiihlungnahme mit den niaBgebenden Stellen der Regierung und unter Hinzuziehung geeigneter PersSnlichkeiten die An-

welcher sich aus folgenden Personlichkeiten zusamrnensdzt :

pissung des Vereins an die zu erwartende stlndische Gesetz- gebuiig vorzunehnien uiid die Vereinssntzung deiugemaB abzu- Pndern."

Herr D u d e n : ,,Sic sollen, nieine Herren, nach diesen Antragen tles Vorstandes die satzungsgemaBen Befugnisee des Vorstandsrates weitgehend auf den Vorsitzenden iibertragen. Ich bin mir wohl bewuBt, daB ein solches ungewohnliches Ver- trauen niir die starksten Verpflichtungen, fur die Zukunft des Vereins zu sorgen, auferlegt. Wir halten indes ein solches Vor- gehen fur unerlPBlich, uni uns schlagfertig imd elastisch allen Anforderungen anzupassen, welche diese Zeit des Neuaufbaus an uns steIlt.

Fur das Ziel, das wir nlle wollen, kann es nicht forderlich sein, in eine Diskussion der Ihnen soeben unterbreiteten An- lrage einzutrelen. vielmehr bitte ich Sie, dieselbcn einstimmig zu genehmigen. Ich bitte diejenigen. die fur dime A n t r e e sind, die Hand zu erheben." --

Die Antrage finden niit freudiger Zuetimniung einstimmige Annahme. Die Vollmacht erstreckt sich auch nuf die Er- nennung der Kuratoriunisrnitglieder und der Rechnungs- prufer. -

(Fur die Vorarbeit der Eingliederung in den berufsstandi- schen Aufbau sind inzwischen die Herren K r e t z s c h m a r , S t a n t i e n , S c h e i f e l e , L o t t e r m o s e r und M o l l n e y Herrn D u d e n zur Seite getreten.)

Hierauf verliest Herr D u d e n die zur Absendung ge- langenden Telegramme an d ie Herren F e d e r , L e y und W a g e n e r , die ebenfalls freudige Zustimmung finden.

J. 111. B. Herrn Dip1.-Ing. Gottfried F e d e r , Berlin, Taubenstr. 16-18.

Nachdem ich von der Hauptversamnilung erniachtigt bin, den Verein deutscher Chemiker in Fuhlungnahnie mit den mangebenden Stellen der Reichdeitung der veranderten poli- tischen Lage meupassen, bi'tte ich Sie, zum Zwecke der poli- tischen EinfluRnahme auf den Verein deutscher Cheniiker personlich an der notwendigen Umstellung teilnehmen zu wollen. Sofern es Ihre Zeit erlaubt, bittet Sie der Verein um ein politisches Refernt am Donnerstag, 8. Juni, 9.30 Uhr vorrnittags, und Iadt Sie nochmals herzlich zur Tagung ein."

,,Herrn Staatsratsprasident Dr. I. e y , Berlin, PreuB. Staatsrat. Die 46. Hauptversanimlung des Vereins deutscher Che-

miker begrudt Sie und bittet Sie uni Obernahme d e r Schirm- herrschaft iiber die nach den heutigen Beschlussen des Vor- standsrates dem Aufbau des Staates sich einfugenden deut- schen Chemiker."

,.Hewn Reichskommissar der Industrie Dr. h. c. Otto W a g e n e r , Berlin

Der Verein deutscher Cheniiker hat in seiner heutigen Vorstandsra4ssitzung einstinirnig seine Krafte zum Wieder- aufbau der WirtschaIt zur Verfugung gestellt. Er bittet Sie. Herr Reichskommissar, ihn in der Durchfiihrung seiner Auf- gaben nuf technischem und organisatorischeni Gebiet zu unter- stiitzen."

2. a) Jahresbericht, b) Ehrungen. Herr Sc h a r f verliest den Jahresbricht , der vom Vor-

standsrat zustimmend zur Kenntnis genomnien wird.

Jahresbericht des Vorstandes. Jeder Riickblick auf das vergangene Jahr niuB mit der Welt-

wirtschaftskrise beginnen, die, verschlrft durch die Folgen des unseligen Versailler Diktats, auf wirtschaftlichem und kulturel- lem Gebiet in unserem Vaterlande zu den schwersten Er- schutterungen fuhrte.

Auch unser Verein ist hiervon nicht unberiihrt geblieben, und es bedarf nach wie vor scharfster Anspannung aller Kriifte, die in ihm zusammengefaat sind, uni ihn uber diese schwere Zeit hinwegzufuhren.

Was die V e r w a l t u n g anlangt, so gelang es infolge streng durchgefiihrter Sparmadnahmen, den irn Marz 1932 auf- gestellten Haushaltsplan einzuhalten. Da die Einnahmen aus Mitgliederbeitragen die Vorschatzung ubertrafen, schlief3t die Abrechnung des Jahres I932 mit einem geringen Betriebsiiber- s c h d ab.

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.4ngc.wandie Chemie 46. Hauptversammlung des Vereins deutscher (:hemiker in Wurzburg 361 iG..lahrg. 1993 Nr.25 1

Dies war nur dadurch moglich. daB den Angestellten des Vereins teilweise erhebliche Opfer auferlegt und ferner der Umfang unserer Zeitschriften leider stark gekurzt werden muate. Der Schriftleitung wurde durch diese MaBnahme die Erfullung der wichtigcn Aufgabe, die berufliche Fortbildung der prak- tisch tatigen Chemiker auf allen Gebieten der Chemie immer mehr zu fordern, stark erschwert. Wir sind von der Notwendig- lteit durchdrungcn, wieder zu einer Erweiterung der Vereins- zeitschrift zu schreiten, sobald hierfur die crforderlichen Mittel verfugbar sind, und hoffcn, daB dies noch im Laufe dieses Jahres in gewissern Uinfange moglich sein wird. Einstweilen kann der Vorstand nur Autoren und Leser bitten, der schwierigen Lage der Schriftleitung Verstandnis entgegenzubringen. Mogen die Mitglieder selbst dazu beitragen. diesen Schwierigkeiten rntgegenzuwirken, indem sie unserem Verein auch in schwercr Zeit Treue und Gefolgschaft halten und unermudlich fur ihn werben.

Die Krisenzeit kommt auch in der Mitgliederbewegung zum Ausdruck. Zwar bleibt die Zahl der Austritte des Rerichts- jahres etwas hinter der des Vorjahres zuruck. ein Zeichen, daB in dieser Beziehung der kritischste Zeitpunkt fur unseren Verein um die Jahreswende 1931/32 lag. Von ausschlaggeben- dem EinfIuB fur die Mitgliederbewegung war die starke Ab- nahme an neueintretenden Mitgliedern. Wlhrend der Neu- zugang in dem vierjahrigen Zeitraum 1925/1928 durchschnitt- lich 829 betrug. sank er in den folgenden vier dahren auf 599. 514, 322, 190, also bis auf weniger als ein Viertel. Der Orund hierfur liegt in der Wirtschaftskrise, die den Redarf an Chemikernachwuchs, wit? uiiserc Statistik der Chemiker und Chemiestudierenden und auch der Brricht des Zentralstellen- nachweises eindeutig zeigen, bis nahezu auf den Nullpunkt herabdruckte. Die Abnahme des Mitgliederbcstandes steht in derselben Weise in vollsteni Einklang mit den Ergebnissen der Statistik dcr Chemiker. Hier wie dort war die Hochstzahl am 1 . Januar 1929 errcicht. Wahrend der Mitgliederbestand in den letzten funf Jahren um 13,4% sank, ging die Zahl der berufstatigen Chemiker in dcr eigentlirhen chemischen Indu- strie urn 2098% zuruck, und wir schatzen den Riickgang der Gesamtxahl aller berufstatigen Chemiker in der gleichen Zeit auf 16%.

Ein ungelostes Problem bildet neben der allgemeinen Arbeitslosigkeit nach wie vor die groBe Sorge urn den chemi- when Nachwuchs, fur den die von der Krise schwer betroffene Industrie, Zrotz scharfen Abbaus alterer Chemiker, einen kaum nennenswerten Bedarf hat. %war ist die %ah1 der die Hoch- schulen verlassenden Jungchemiker zur Zeit unter die Vor- kriegsnorin zurlickgegangen. Dieser Riickgang ist indes im wesentlichen nur durch einc kiinstliche Anstauung des Zustroms hervorgerufen, weil erstens die Studierenden es in diesen Zcitrn begreiflicherweise mit dem AbschluB ihres Studiums nicht eilig haben (starke Uberalterung dcr Chemiestudieren- den!), zweitens eine Vermehrung der Liebig- und Volontar- assistentenstellen stattgefunden und drittens die Zahl der- jenigen. die nach bestandenem AbschluBexamen weiter studien- halber an den IIochsrhulrn verbleiben, so stark angewachsen ist. daB sie allein einem normalen Jahrgang von Jungchemikern entspricht. Wir sind uns daruber klar, daB alle bisherigen MaBnahmen zur Steuerung der Not unseres Nachwuchses. wie die schon erwlhnte Vermchrung der Liebigassistentenstellen oder die Reschaftigung in) freiwilligen Arbeitsdienst usw., nur Notbehelfe sind, die nur einem geringen Teil der Studierenden zugutc kominen - und auch dies nur fur kurze Zeit - und in keiner Weise an die Wurzel des Obels heranreichen, die eben in der Wirtschaftskrise selbst -zu suchen ist. Aber wenn die I ndustrie sich, wie wir zuversichtlich hoffen, in absehbarer Zeit wieder aufrichtet, bleiben trotzdem fur unseren Stand ernste Sorgen bestehen. Infolge des BbermaBigen Andrangs zuni Chemiestudium ist eine Reservearmee von schatzungs- weise 3 3 0 Chemikern jungeren und mittleren Alters vorhan- den, die schon wi t Jahren sehnlichst auf die Gelegenheit wartet, ihre niit schweren Opfern erworbenen und mit Entbehrungen frischgehaltenen Kenntnisse endlich in der Praxis zu ver- werten. Wir begrueen daher das Schul- und Hochschulgesetz unserer Reichsregierung, dessen 0 3 die Zulassung zum Studium von dem Nachwuchsbedarf abhlngig macht. Es ist dringend zu wunschen, daB recht bald zu diesem Gesetz klare Ausfuh-

rungsbestimmungen erlassen werden, damit bei wieder ein- setzender, verstarkter Nachfrage nicht etwa von neuem ein ubermaoiger Andrang Zuni Chemiestudium eintritt, vielmehr in erster Linie eiri Zuruckgreifen auf die schon vorhandenen groBen Reserven sichergestellt wird.

Dem auf der Wiener Hauptversanimlung gefaBten Re- schluB zufolge wurde im Berichtsjahre wegen der schwierigen Wirtschaftslage keine allgemeine Vortragsversammlung abge- halten; es fand lediglich eine Vorstandsratssitzung, und zwar am 19. Mai in Berlin, statt. Die eingehende Aussprache uber die Angelegenheiten des Vereins, die sich in dieser Sitzung ergab, war fur die weitere Arbeit des Vereins forderlich. Zeigte sie doch vollige Einmiitigkeit des Vorstandsrates mit dem Vorstand in dem entschlossenen Willen, den Verein durch alle Schwierigkeiten der Lage hindurchzusteuern und seine Wirksamkeit nach innen und auBen aufrechtzuerhalten. Von den Arbeiten des Vereins im vergangenen Jahre sei folgendes erwlhnt.

Die vom Reichsministerium des Innern in Angriff genom- mene Organisation des zivilen Luftschutxes bedarf der Mitwir- kung des Chemikers in den bei den Polizeiverwaltungen ge- bildeten Luftschutzbeiraten. Die Bennenung dieser chemischen Sachverstiindigen wurde Aufgabe des Vereins. Hieraus er- wuchs im Verein das Redurfnis. die auf diesem Gebiet inter- essierten Mitglieder in einer Fachgruppe zusammenzuschlieBen. deren Grundung am 24. Oktober in einer stark besuchten Ver- sammlung beschlossen wurde. Eine wesentliche Aufgabe der neuen Fachgruppe besteht darin, den in den Luftschutzbeiraten tatigen Chemikern Richtlinien fur ihre Aufgabe an die Hand zu geben.

Die Gemeinschaftsarbeit mit anderen Verbanden in den verschiedensten Ausschussen wurde in dem durch die Finanz- lage etwas beschrankten Rahmen fortgesetzt. Neu hinzu kam fur uns die Mitwirkung irn AusschuB fur Einheiten und Forniel- groBen (A. E. F.), den1 der Vcrein in1 Berichtsjahre beitrat. Ferner wird der Verein hinzugezogen zu den Verhandlungen im Reichsgesundheitsrat sowie im AusschuB fur Handels- gebrauche beim deutschen Lrtndwirtschaftsrat, soweit hier Ge- buhrenfragen fur Cheiniker auf der Tagesordnung stehen.

Die Satze des G e b ii h r e n v e r z e i c h n i s s e s wurden a b 1. Januar 1932 zufolge der 4. Notverordnung uin 10% ge- senkt. Die wlhrend des Berichtsjahres in Angriff genommene VI . Auflage konnte Anfang 1933 erscheinen.

Der Beruf der W i r t s c h a f t s p r u f e r ist im Vorjahre in die praktische Tatigkeit eingetreten. Die zweifellos uber- triebenen Hoffnungen, die in den jetzigen schwierigen Zeiten von vielen lngenieuren und Chemikern an diesen neuen Beruf als eine Moglichkeit zu wesentlicher Erweiterung technisch- wirtschaftlicher Arbeit geknupft wurden, gingen nur in sehr beschranktem MaDe in Erfiillung. Nur ganz wenige Chemiker konnten bisher die Bestallung als Wirtschaftsprufer erlangen.

Eingaben gegen die irn Vorjahre drohende Aufhebung naturwissenschaftlicher Forschungsinstitute sowie wegen der Besetzung der Lehrstuhle fur naturwissenschaftliche Spezial- facher der Landwirtschaft wurden gemeinsam mit befreundeten Verbanden gemacht, desgleichen cine Eingabe wegen Anderung der Heichsgewerbeordnung mit den1 Ziele, hier durch klare Renennung des Chemikers die bestehende Unsicherheit zu be- seitigen.

Wir mochten Zuni SchluB nicht unterlassen, auf die An- zeichen einer Besserung der Gesanitlage hinzuweisen. In der Mitgliederbewegung finden wir solche Anzeichen der Besserung im Nachlassen der Austritte und in einer, wenn auch noch ge- ringen, Zunahme der Neuanmeldungen von Mitgliedern gegen- iiber der gleichen Zeit des Vorjahres. Auch das Beitragsauf- kominen wird aller Voraussicht nach keinen so starken Riick- gang aufweisen. wie Ende vorigen Jahres bei Aufstellung des Haushaltsplanes fur 1933 angenommen wurde. Die gleiche Feststellung konnte der Verlag Chemie hinsichtlich des An- zeigenunisatzes machen, der fur die ersten vier Monate des laufenden Jahres gegeniiber den letzten vier Monaten des Vor- jahres eine Helebung erfuhr.

Der Antrag des Vorstandes auf Verleihung der Ehrenmit- gliedschaft an Geheimrat Prof. Dr. W i e 1 a n d , Munchen, wird einstimmig angenommen. Der ReschluB des Vorstandes, die

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Angewandte C I ~ I ~ I I I I V 46. Jahrg. 1933. Nr. 15

. .. [ 46. IIaupt\.ers;itiinilurlg t l e s Vereins deutscher ('heniilter in Wurzburg

-. ... . . . . - . . ___ 362 . - . .. . . - . -. __ - - -- . . -. . .. -

Liebiy-1)enkmunze an Dr. Adolf S p i 1 k e r , Duisburg-Meide- i,icli, und die Eniil Fisrher-Denkmiinze an Prof. Dr. Fritz K o g I , lllrecht, zu verleihen, wird zustimniend zur Kenntnis genoninlen.

3. Jahresabrechnung 1932; Wahl der Reehnungsprufer (tinter Punkt 1 erledigt).

Die gedruckt vorliegende .Jahresabrechnung fur 1932 wird v w IIerrn G o I d s c h m i d t erlautert. Sie wird gutgeheiaen.

Zur Abrcchnung der IIilfskasse verweist Herr (i o 1 d - R c 11 m i d t auf die unvermeidlich eingetretenen Kursverluste, dic. den Verniogensstand der Hilfskasse zusammen mit den hohen Aiisgaben fur Unterstiitzimgen uin fast 17 000,- RM. ver- ringcrt haben. Trotzdem besteht aber die Absicht, die Unter- stiitzungeii iibcr die zur Verfugung stehenden Einnahmen hin- ails auch in der konimenden Zeit zu steigern, um den wachsen- den Anspriiclien gcrecht zu werden, da man in der jetzigen Zeit nicht davar zuriickschreclten durfe, notfalls auch das Ver- inogen der Hilfskasse anzugreifen. Er billet die Vertreter der Uezirksvereine, im Kreise ihrer Mitglieder nach Fallen vor- dringlicher Not Ausschau zu halten, da es vielfach gerade dar- auf ankoinnie, verschamte Arme ausfindig zu machen.

1. €iaushaltsplan 1933 und 1934; Verlag und Zeitsehriftea- gewhsft; Festsetzung des Jahresbeitrages 1931.

I k r gedruckt vorliegende Haushaltsplan von 1933 wird nach I<rllititerung (lurch den Schatzineister genehmigt. E6 wird gut- @ieifJen, daR dieser Haushaltsplan auch als vor1aufip;er Haus- ti;iItsplii~i fur 1934 gilt. Dementspwchend wird der Beitrag fur 19M i n der bisherigen Hohe von RM. 25,- festgesetzt. Eine Sclikurig des k i t rages sichert Herr I) u d e ii zu, fiir den Fall, (lais rine nierkliche Resserung der Wirtschaftslage und damit r'intl Hebung (IPS Anzeigenganchaftcs d w Zeitschriften eintritt.

M i t Genehniigung der Anwesenden wird nun Punkt 11 vor- weggenoni men.

11. Zeitschrilt. Entwieklunp des Inhalter. Iferr B i 11 z gibt in liingereii Ausfiihrungen eine Schilde-

rtiiig der Schwierigkeiten, die sich aus der Rauniknappheit und tleni mitunter niangelnden Verstlndnis einzelner Mitarbeiter fiir die Zn-angslage der Zeitschrift ergeben.

Er dnnkt deni Vorstand, insbesondere dcni Vorsitzenden. tleiii Schatznieister und der Geschaftsstelle, sowie eeinem Mit- arbeiter, Herrn F o e r s t.

Herr D u d e n gibt den Dank des Herrn B i n z an diesen eelbst ziirtick, den er fur seine Iatngjlhrige, erfolgreiche FIihrung der Zeitschrift voll verdient habe. Er niacht Mitteilung davon. daf3 Herr Prof. B i n z auf eigenen Wunsch von der verantwort- lichen Schriftleitung ab 1. Juli entbunden werde, daR er aber die ehrenamtliche Hauptschriftleitung beibehalte, so dai3 die Zcitschrift arich weiterhin auf seinen wertvollen Rat zahlen iliirfe.

5. Ort und Zeit cler niirhaten Hauptversainmlung. Als IIauptversaniiiilunCsort fur 1934 in Verbindung init der

ACIIEMA V I I wird Koln in Aussicht genommen. Herr W i e n h a u s lade1 naniens des Rates der Stadt Leip-

zig den Verein zur Abhaltunp seiner 50. Jahresversammlung (>in . die iiii .lahre 1937 stattfinden wird. Dcr Vomitzende gibt, Iiachdeni auch l l err S c h a r f die Zweckmii5igkeit der An. ~i;ihnie dieser Einlndung betont hat, die Zusicherung, daR zwar i i i i jetzigeii Zeitpunkt noch keine endgiiltige Entscheidung ge- troffen werden kiinne, daR sie aber auf alle Falle ernsthaft und ic frcundschaftlichem Sinne in Erwagung gezogen werde.

6. Kallektiv-. Lebenr- ader Unlallvernicherung tler Jlit- gliecler.

Herr S c h a r f teilt niit, dalj die Weiterbearbeitung dieser Angclegenheit eincr kleinen Komnission des Vorstandes iiber- tragen worden sei.

7. Zusainnienarbeit mit anderen Verbanden und Organi- sa tionen.

R. Slntistili der Chemiker und Chemiestudierenden. Die Rprichte liegen gedruckt vor und werden genehmigt.

9. Stellenvermittlung; Karl Goldschlnidt-Stelle. Herr L i n d n e r gibt zu den1 gedruckt vorliegenden Jahrrs-

bericht noch Erlauterungen und teilt mit, daf3 der Zentralstellen- tiachweis ebeiifalls durch die neue Entwicklung beruhrt werde 01s Folgewirkung der Eingliederung einea der drei Trager der Einrichtung, nainlich des Bundes angestellter Akademiker tech- Iiiscli-n;iturwissenschafflicher Berufe in die allgenieine Arbeitg- front.

Herr D u d e n dankt Herrn L i n d n e r fur seine auf- opfernde Arbeit.

10. Reehtsauskunftsstelle. k wird unter IIinweis auf den gedruckt vorliegenden Be-

richt mitgeteilt, daR Herr Dr. D a n z i g e r sein A n t als Rechts- beirat niedergelegt hat. 1Jnter Zustimmung der Anwesendeli wird ihm der Dank des Vereine fur seine erfolgreiche Tiitigkeit ausgesprochen. Ober die Nachfolgerschaft werden demnachst weitere M i t teiiungen erfolgen.

11. Zeitsehrilt, Entwieklung des Inhalts, ist bereits vorwey- genommen.

12. a) Bezirksvereine, b) angegliederte Vereine, e) Sataungs- iinderungen einzelner Abteilungen.

Herr D u d e n billet uni Zustimmung zu der Griindung der Fachgruppe fiir Luftschutz und ihrer Satzung.

Herr S c h a r f beantragt ferner Genehmiguiig der Satzungs- inderungen, die die Fachgruppe fiir Wasserchemie sowie die DECHEMA vorgenomiiien haben, die crteilt wird.

13. Verschiedenes. a ) Luftschutz. Herr R e m y erllutert in langereii Ausfiihrungen die He-

Jeutung der Fachgruppe fur Luftschutz und ihre Satzung. Die hierin vorgesehene Aufnahme au5erordentlicher Mitglieder wird niit der Beschrankung gutgeheiaen, daR 89 sich hierbei niir urn Nichtchemiker handeln durfe.

Auf Anregung des Herrn P o p p wird die Zustininiung dazu ausgesprochen, dalj grundsatzlich allen Fachgruppen die gleiche Befugnis der Aufnahme aukrordentlicher Mitglieder zu- gestanden wird.

Hierauf erlauterl IIerr It e ni y noch die deiii Vorstandsrat vorliegende Denkschrift : ,,Aufgaben des Chemikere im Luft- schutz."

Herr B U R erhllt auf Antrag das Wort. Er spricht namens des Vorstandsrates den Dank aus fiir

die aufierordentliche Arbeit, die in den letzten Monaten voni Vorstand, insbesondere voni Vorsitzenden und von der Ge- schaftsstelle geleistet wurde.

Er schliel3t mit einem dreifachen, begeistert aufgenoni- illenen S i e g I1 e i 1 !

Herr D u d e n schliel3t die Versamnilung niit deni Wunsche, dai3 die Wiirzburger Tagung in ihrem weiteren Verlaufe allen 'l'eilnehrnern eine recht freundliche Erinnerung hinterlassen tiiiige.

SchluB der Sitzung 13 Uhr.

3 I J h r n a c h m . : Aurflug nach Veltrhlcbhelm

i i i i t Autobussen zur Besichtigung des Hofgartens niit an- whliei3ender Kaffeetafel iin Gasthof zum Anker. Ruckfahrt nnch Wurzburg uni 5.30 1Jhr.

8 1: h r a b e n d s : BegrUBungtabend im Kaisersaal der Residenz.

Ober das beruhnite Treppenhaus der Residenz begab man FiCh in den kerzenerleuchteten Kaisersaal. Einleitend spielle das Z i 1 c h e r - T r i o (Prof. Dr. Hermann Zilcber [ Klavier], Prof. Adolf Schiering [Violine], Prof. Ernst Cabnbley [Violin- cello]): Andante und Scherzo a m dem Trio B-Dur op. 99 von Franz Schubert.

Prof. Dr. Dr.-Ing. e. h. Paul D , u d e n :

Wenn eine so herrliche Musik von Meisterhand erklingt, wie sie uns soeben dargeboten wurde, 80 schwingen die Ton-

,,Hochansehnliche Festversammlung!

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46. Hauptversaniniiung des Vereins deutscher Chemiker in Wiirzburg 363 Angewandtr Chemir 46.Jahrg.1933. Nr.25 1 - - wellen, die uns festlich erregt haben, noch eine ganze Weile iin Innern nach, und es bedarf eines Augenblicke der Samm- lung, um Worte des Dankes an die verehrten Kiinetler zu linden.

Und dies um so mehr, wenn Ohr und Auge gleichzeitig von einer solchen Symphonie hoher Kunst kstGrmt werden, wie sie uns hier in diesem prachtvollen Kaisersaal entgegentritt.

Wir sind geladen durch das Entgegenkomrnen der Kgl. Kronverwaltung und der Stadt in diese Residenz des a l ter geistlichen Fiirstensitm, den die Fiirstbischafe von Schonborn vor 200 .Jahre geschaffen haben. Ein fiirstliches hTricenatentum errichtete hier am Main dimes in sich ruhende, kirchlich be- stimmte und mit Kunst erfiillte Kulturbild, vergleichbar den italienischcn Stadterepubliken der Renaissance. Da es eine e i p n c hochstehcnde deutsche Kumt noch 100 Jahre nnch dem Ungltick des DrciBigjahrigen Kriegcs in Deutschland niclit gab, wurde es ausgeschmiickt mit den Kunstwerken italienischer Rarockmeister. Und so schauen noch heute Friedrich Barbarossa und seine Braut, beachirmt von Apollo und den Musen, in be- wundernswert ungetriibten und klaren Farben zu uns herab.

Sie erblicken sicher heute zum ersten Male eine so groBe Gesellschaft von Schwarzkiinstlern, wie wir es sind. Auch in jenen Jahrhunderten pflegten ja wohl Staaten und Fursten Schwarzkunstler herbeizurufen, aber meist nur dam, wenn ihre Kassen leer waren und neues Gold in Schmelztiegel und Retorte erscheinen sollte. Auch waren unsere Vorfahren damah noch nicht so zahlreich und stiindisch gegliedert wie wir, sondern bevolkerteu nur in einzelnen Exemplaren die buntscheckige Karte unseres Vaterlandes.

Wir wissen jedenfalls der Kgl. Kronverwaltung, der Regie- rung und der Stadt ehrerbietipten Dank, daB sie uns hier in tliesen Prachlraumen, die sonst nur bei auflergewohnlichen Ver- nnstaltungen herangezogen werden, zu Beginn unserer Tagung lreundlichst begrilhn.

Ein gewaltiges hktorisches Geschehen erfiillt diese Monate, und alles, was uns sonst beechiiftigt, tritt vor dem Erlebnis solcher Tage zuriick. Ein ,,Stirb und Werde" ruft der tat- krtiftige jugendliche Ftihrer des neuen Deutschlands alten, histo- risch gewordenen Formen und vor allem jedem einzelnen zu. Lassen Sie mich deshalb bei Eroffnung unserer Tagung das eine voranstellen:

Das einheitliche Bekenntnis der vielen Tausende von Fach- genossen, die hier als wichtiger Rerufsstand zusammen- geschloseen sind, zum national+ozialistisch gefiihrten Staat -- kein Lippenbekenntnis, sondern der Wille zu tatkrlftiger Mit- arbeit VerantwortungsbewuBter Manner an den gewaltigen Auf- gaben, die die neue Zeit unserem Volke stellt. Sie soil nicht nur Staat und Wirlschaft, sondern auch geistige und kiinstle- rische Arbeit aus den Quellen eines gesunden nationalen Emp- findens neu beleben.

Dazu bekennen wir uns riickhaltlos, - wobei wir uns er- innern, da8 die Achtung vor wertvollem Geistesgut anderer Volker, wie es jede Wissenschaft in sich birgt, ebenso unberiihrt bleibt wie der gewaltige Aateil, den deutsche Geistesarbeit fur andere Kulturvolker beisteuert.

Moge unsere Tagung fernerhin - das ist der zweite Wunsch, den wir ihr mitgeben wollen - ein lebendiges unJ erfreuliches Bild von den Fortschritten von Wiseenschaft und Technik sein. Aus solchen Fortschritten i d noch immer in kiirzerer oder langerer Frist ein Aufstieg des Volksvermogend und der Volkswohlfahrt erwachsen, die neu zu erwecken und zu fordern eine der vornehmsten Aufgaben des neuen Staates sein soll. In diesen Aufbau sei auch die Arbeit des Cheinikers organiech eingefugt, indem bewahrtes Altes erhalten und Neues hinzugeschaffen wird. - Chernie tut not!!, mochten wir ange- fiichts der zahlreichen unbeschaftigten Fachgenossen allen zu- rufen, die ihnen Arbeit geben konnten.

Denn wie in Wirklichkeit die Welt des Stofflichen in ihrer Mannigfhigkeit unbegrenzt ist, so ist ebenso unbegrenzt die Moglichkeit, ihr neue Erkenntnisse abzuringen und diese zu praktischer Arbeit auszuwerten. Moge unserem Volk an solchen Erfolgen wie bisher ein wertvoller Anteil zufalles.

Wir haben die Freude, eine Reihe von Ehrengasten bei uns zu sehen.

Ich begriil3e besonders die Herren Vertreter der Ministerien des Reiches und des bayerischen Staates, der Regierung von Unterfranken, der Stadt Wurzburg, der Julius-Universitiit, zahl- reicher wissenschaftlicher Vereine, des Ortsausschussee unrl viele sonstige Ehrengiiste aus den Kreisen von Industrie und Handel.

Ich erteile ihnen jetzt das Wort." Namens und irn Auftrag der Reichsregierung begrul3te

Regierungsprasident Dr. h. c. RF. 0 U n d e r die aus allen Teilen des Reiches nach Wiirzburg zusarnrnengekommenen Chemiker. Er betonte die vielseitigen Beziehungen zwischen Chemie und Offentlichkeit und stellte die Bedeutung der chemischen Wissen- schaften auf dem Gebiete der Bekiimpfung der Kranliheilen, der L'ntersuchung und PrGfung der Nahrungs- und GenuBmittel, der Verteidigung dea Vaterlandes, ihrc Redeutung fur die Landwlrt- schaft und dergl. klar heraus. Mit dem Wunsche, dai3 die nach 14 Jahren wieder in die alte Mainstadt zusammengerufene Tagung im Zeichen des Fortschrittes und im Dienste filr Volk und Vaterland stehen mtige, entbot er der Hauptversammlung dea Vereins deutscher Chemiker seine henlichsten GriiBe. --

Ale Vertreter der Stadt entbot Oberbiirgermeister Studienrat M e m ni e 1 herdichen WillkommengruB im Namen der Stadt und ihrer Gesanitbevolkerung. Natur und Kumt, alte Geachichte und sinniger Frohsinn verbinden sich in Wiirzburg zur freund- lichen Harnionie und machen sie zu einem Kleinod. Dabei erinnerte er daran, dal3 sie nicht nur e b e Main-, sonderri auch eine Weinstadt ist. - ,,Deutschland ist neu erstanden, und wir alle wollen mithelfen an seinem Aufbau, der Arbeiter der Faust und der Arbeiter der Stirne. In Ihrer Fachorganisation eind beide zusarnmengescblossen, Industriekapitiine, Forscher und Angestellte. Sie sind Ftihrer des Volkes und konnen dies aber nur sein, wenn Sie auch Diener diesea Volkes eind. D3s wird Ihnen aber auch die innere Kraft geben, am rechten Plat2 mit voller Hingabe zu arbeiten, und dann erst erhiilt Ihre Arbeit den wirklichen Wert und wird sinnreich. So sollen auch Sie im Geiste des Volkes, der Sie beseelt, arbeiten zum Wohle unseres geliebten deutschen Vaterlandes." -

Prof. Dr. Phil., Dr. med. F 1 u r y , Wiirzburg (Prorektor der IJniversitat : Jfochansehnliche Festversammlung! Im Auftrage von Rektor und Senat der Universitat Wiirzburg obliegt mir die ehrenvolle Aufgabe, Ihnen herzlichen Grui3 und Willkomm zu entbieten. Ich habe die schone Pflicht, Ihnen zu danken fiir die freundliche Einladung zu Ihrer Tagung und filr die gro5e Rereit- willigkeit, mit der Sic die Tore auch unseren Studierenden offnen. In einer stillen Weihmtunde haben Sie vor Beginn Ihrer Verhandlungen das Andenken zweier Grofkn aus dem Reiche der Chemie geehrt, die auch wir init Stolz zu den IJnserigen zilhlen, das Gedenken an Johannefi Wislicenus, der in seinen Wiirzburger Jahren die Lehre von der Isomerie und Stereo- cheniie entwickelt und ausgebaut, und an Emil Fischer, dem es hier in der Stadt des Weines gelungen ist, den Traubenzucker uurch die chemische Kunst aulzubauen. Ihr Verein hat weiter noch in pietatvoller Weise aller im Weltkrieg gefallenen deutschen Studenten gedacht, denen ein gemeinsames Ehrenma! im Wiirzburger Studentenstein errichtet worden ist. Damit haben Sie Zeugnis abgelegt von der Einheit der Wissenschaft, von dem Gefiihl enger Verbundenheit mit Ihren Hochschulen und von dem vaterlandischen Geist, der in Ihren Reihea lebendig ist. Es ist in Ietzter Zeit die Forderung aufgastellt worden, d ie Wissenschaft solle in erster Linie vaterliindischen Zwecken dienen. Wenn auch schlieflfich jedes geistige Streben auf wissenschaftlichem Gebiet diesem Ziele folgt, so zeigt sich dieser Zusammenhang doch nirgende 60 deutlich wie bei der chemischen Wissenschaft. Keine andere ihrer Schwestern dient so augenfallig der allgemeinen Wirtschaft und damit der Wohl- fahrt aller Volksgenossen. Was die Chemie fur die Menschheit bedeutet, ist heute bereits fluchtig umrissen worden, es liiRt sich in kurze Worte nicht fassen. Fiir uns bedeuten die Leistungen der deutschen Chemiker freudigen Stolz und dank- bare Anerkennung im Ruckblick auf die Vergangenheit, hoff- nungsvolle Zuversicht in Erwartung besserer Zeiten. In diesem Sinne entbietet die Universitat Wiirzburg dem Verein deutscher Chemiker ihre besten Wunsche zur dieajahrigen Tagung. Moge

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Angewandte Chemie 46. Jahrg. 1933. Nr.25 364 46. Hauptversamnilung d m Vereim deutscher Chemiker in Wurzburg

diese dazu beitragen, dem deutschen Namen neue Ehre zu crringeii und der deutschen Arbeit die Geltung, die ihr zu. koiiiint unter den Volkern."

Als Sprecher fur die befreundeten Vereine und Gesell- schaften nahm Prof. Dr. H. R a s s o w , der standige Sekretar der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Arzte, das Wort; e r zog einen Vcrgleich zwischen den herrlichen voin Zilcher- Trio ineisterhaft zu Gehor gebrachten Werken von Franz Schubrrt und dem Wirken des Vereins deutscher Chemiker auf sciiien Hauptversammlungen.

Das Andante spiegele die ernste Arbeit in den gemein- samen und den Fachgruppensitzungen wider, in denen die Theiiiata kunstvoll und geistreich vorgetragen und abgewandelt wiirden; das Scherzo sei ein Hild der abendlichen Veranstal- tungen niit ihren frohlichen Unterhaltungen, bei denen bis- weilen auch ein rartlicher Ton durchklinge, wie das bei dem Trio des Scherzos der Fall sei; des unsterblichen Meisters kost- liche Weisen konnteii ein Sinnbiid des Gedeihens und Rliihens des Vereins deutscher Chemiker sein. In einem Hoch auf diesen Verein klangen die Worte des Hedners aus.

Prof. Dr. v. H r u c h h a u s e n , Wurzburg:

.,Hochaiisehnliche Festversamnilungl

Irh habe die Ehre, Sie i m N a m e n d e s 0 r t 6 a u s - s c h u s s e s begruljen zu durfen.

A l s Vorsitaender des Ortsausschusses habe ich reichlicli Gelegenheit gehabt, mich zu uberzeugen, wieviel Muhe untl Arbeit den zustandigen stadtischen Instaneen durch die Vor- bereitung der Tagung erwachsen ist, und ich betrachte es a16 nieine beeondere Pflicht. dafitr zii danken, ohne daB ich dami; dem Danke des Vorsitzenden des Vereins vorgreifen will. tianz besoriders aber inochte ich der Hurgerschaft Wiirzburgs danken. da8 sie das Unwahrsc.heinliche moglich geniacht hat, eine so grolje Zahl ,,iiicht ganz anspruchsloser tiaste" in Wurzburgs Mnuern unterzubringen und damit eine stete Sorge uns ab- genoiiinien hat. Wir sind leider nicht in der Lage, Ihnen irgendeine nennenswerte chemische Industrie vorzufuhren. Ihs einzige Gewerbe, das hier alles beherrscht und zur Cheiiiie in einigeni Zusammenhange steht, ist der Weinbau. Und wenii I h m n in diesen Tagen der frankische Wein in einer hesontleren Form des GefaBec;, das an eine mittelalterliche. alchemistische Phiole erinnert, kredenzt wird, so darf das nicht zu der Auffassung fuhren, daB in unseren Weinkellern die Alcheinie oder gar die Chemie ihr IJnweeen triebe. Nein, \vir differenzieren hier sehr scharf. Den Chemiker, der als kontrollierendes Organ uber die Reinheit unseres Erzeug- nisses wacht, den schatzen a i r sehr hoch ein. Den Chemiker aber. der synthetische Neigungen in seiner Brust verspiirt, tiber- lassen wir lieber der T. G. Farbenindustrie. Unseren Wein ver- trnuen wir nur deiii besten Chemiker aller Zeiten, der Natur, u n d deni gro9teii Enipiriker, dem Kellernieister, an. - Meine Danien uiid Herren! Sie werden es verstandlich finden, wenn ich als Ortseingesessener fur das schone Wurzburg werbe. Nun, die iiiotleriiste Form der Werbung ist heute das Ratsel, und 60

niochte ich Ihnen zu guter Letzt ein Ratsel aufgeben: Es gibt hierzulande einen Ausspruch, der besagt, daB es nur zwel Stadte iii Bayern gebe, in denen sioh gut leben laeee. DaU die erste Stadt Miinchen ist, das wagen wir selbst in Franken nicht zu be- zweifeln. Welche aber die zweite Stadt id , das sollen Sie mir nni YchlufJ der Tagung sagen. IJnd wenn dann die Antwort so ausflllt, \vie ich es erwarte, und wenn sie aus dem Herzen Itoinint, daiin wurde das fur den OrtsausschuB die groljte Freude und Genugtuung sein."

Prof. Dr. Paul D u d e n : Ich danke namens der Ver- sanimlung allen Rednern, die 60 wertvolle Worte an uns ge- richtet linben.

Resonderen Widerhall und Dank erwecken in uns die Worte dcr Herren Regierungsvertreter uber die Wertschatzung und Forderung aller kulturallen und wissenschaftlichen Arbeit seitens des neuen Staates. Wir bringen diesem die volle Zu- versicht entgegen, daB der Kraftstrom seines festbegrlindeten und starken nationalen Wirkens schone Frtichte zur Roife bringen wird.

In Stadt und Universitat Wurzburg ist, wie von dem Herrn Oberburgerineister und Seiner Magnifizenz zum Ausdruck ge- bracht wurde, die Erinnerung an manchen bedeutenden Che- miker lebendig, der hier gewirkt hat. Wir haben heute morgen an den1 friiheren Chemischen Institut in der MaxstraBe, das heute das Luitpold-Museum enthalt, eine Gedenktafel a n Johannes Wislicenus und Emil Fischer enthiillt und 8ie der Obhut der Stadt ubergeben und werden dem Cheniischen In- stitut die von Fritz Klimsck gefertigte Bronzebiiste von Emil Fischer iiberreichen, die hier von Lorbeer umrahmt aufge- stollt ist.

Wir gedenken auch in diesem Augenblick der aufrechten imponierenden Gestalt von Johannes Wislicenus, des Jubel- Rektors bei dem 300jahrigen Universitatsfest im Jahre 1883, als eines charaktervollen deutschen Mannes. Durch Jahre politischer und konfessioneller Unduldsamkeit muljte e r sich hindurchkampfen, bis er hier, von Zurich nach Wurzburg be- rufen, fur anderthalb .Jahrzehnte eine bleibende Statte fiir .seine uberaug fruchtbare Forschertiitigkeit fand, mit der e r gleich- zeitig eine rege Teilnahme an allen offentlichen Angelegen- heiten verband. Sein Naiiie ist untrennbar mit der Entwicklung unserer theoretischen Anschauung uber organische Molekule verknupft; noch heute wirkt in seinen Grundzugen das leben- dig weiter, was e r zuerst intuitiv erschaut hat.

Und in noch hoherem MaBe ist der Name Emil Fischers fur die deutsche cheniische Forschung ein Symbol geworden. Hier im alten Wurzburger Laboratorium stellte er aus Glycerin die ersten synthetischen Zuckerarten her. Ein fast unbegrenztcs Neuland, das Gebiet der Zucker- und Kohlehydrate. war rnit seinen grundlegenden Entdeckungen weiterer Forschung er- schlossen. Schon in den jungen Wurzburger Jahren, e r kain rnit 33 hierher, wurde Emil Fischer so der Fiihrer der deutschen Chemie durch das Ingeniuiii, das dieser Mann ausstrahlte, in seiner Personlichkeimt, in seinen Arbeiten. Er blieb es unbestritten, bis e r unter deni furchtbaren Zusanimenbruch des Vaterlandes 1919 selbst rusainmenbrach. Doch wir wenden von jenen truben Zeiten, in denen wir zuni-letzten Male hier tagten, den Blirk in eine hoffnungsfreudigere Gegenwart. Millioneii von Herzen unserer Volksgenossen sind trotz schwer lasteiider Gegenwartssorgen von neuer Hoffnung erfullt. Auch wir wunschen und glauben mit heiRein Henen, dat3 die Zu- sammenfassung aller wertvollen Krafte unseres Volkes den Aiifstieg von Staat und Wirtschaft erkampfen wird. In diesem Sinne huldigen wir dem allverehrten Reichsprasidenten, Generalfeldniarschall von Hindenburg, dem Schirmherrn unseres Vaterlandes, und deni Fuhrer des neuen Deutschlands, dem Reichskanzler Adolf Hitler, und senden folgende Tele- gramme:

,,An den IIerrn Reichsprasidenten!

Der auf .seiner 16. Hauptversammlung in Wurzburg tagende Verein deutscher Chemiker iibersendet Ihnen, hoch- verehrter Herr Reichsprasident, dem Schirmherrn unseres neuerstandenen Vaterlandes, in unveranderter Treue ehr- erbietigste GruBe."

(Das Antworttelegramin des Iierrn Reichspriisidenten

,,Den zur 46. Hauptversanimlung in Wurzburg tagenden deutschen Chemikern danke ich herzlichst fur das freund- liche Meingedenken. Ich erwidere Ihre GruBe niit auf- ricbtigen Wunschen fur reichen Erfolg Ihrer Tagung und Ihrer aller Arbeit. gez. v. Hindenburg, Reichsprasident.")

lautete:

,,An den Herrn Reichskanzler!

Der auf seiner 46. Hauptversainmlung in Wiirzburg tagende Verein deutscher Chemiker, der nahezu die Gesamt- heit der deutschen Chemiker umfaljt, entbietet Ihnen, Herr Reichskanzler, dem Erwecker des neuen Deutschlands, ehr- erbietigste GruBe und erneuert freudig sein Rekenntnis zur Gefolgschaft iin Dienste des wirtschaftlichen Aufbaues unter Ihrer Fuhrung."

Mit Heilrufen auf den Reichspriisidenten und den Heichs- kanzler und dem Gesang des Deutschlandliedes erwiderte die Versaininlung.

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Angewandle Cheinie 46. Hauptversanimlung des Vereins deutscher Chemiker in Wurzburg 365 4B. Jahrg. 1933. Nr.25 1 Die Feier schloB mit der Wiedergabe des Adagio und

Alegretto (Tema con variazioni) aus dein Trio B-Dur op. 11 von L. v. Beethoven durch das Zilcher-Trio.

AnschlieBend fand man sich zu eineiii g e s e 1 1 i g e n B e i s a ni i n e n s e i n

im Platzschen Garteii ein.

DONNERSTAG. DEN 8. IUNI

930 U h r v o r m i t t a g s :

Zutammenfassende Fachsitzung im groBen Huttensaal.

Prof. Dr. Dr.-Ing. e. h. Paul D u d e n : Die politischen Ereignisse der letzten vier Monate haben

mit einer sokhen Wucht uncjer Volk und jedcn einzelnen er- griffen, daB alles, was den vorhergehenden Zeitabschnitt, uber den hier berichtet werden soll, erfullt, in unserem Empfinden verblaBt und zurucktritt.

Wenn der im Fruhjahr 1932 erstattete Jahresbericht der Iioffnung auf Wiederaufstieg von Staat und Wirtschaft noch keinen fest umrissenen Ausdruck geben konnte, so sei diesmal das Rekenntnis vorangestellt, daB wir in dem neuen Staat die Verwirklichung dieser Hoffnung erblicken, was unser Arbeits- feld anlangt: Die Saninilung aller lebendigen Krafte, die in ver- ilntwortungsvoller Arbeit Wisen6chaft und Technik fordern und neue Werte Zuni Wohle des Volksganzen schaffen. Die Blatter der 47jahrigen Geschichte unseres Vereins geben uns die GewiBheit, dall der Verein deutscher Chemiker sich auch kiinftig als eiu wertvoller Baustein bei der Neuordnung des so rielseitigen Gebietes chemischer Arbeit bewahren wird.

Der Geschaftsbericht darf, bevor e r das nuchterne Einzel- material uber die verschiedenen Zweige seiner Tatigkeit wieder- gibt, darauf hinweisen, dafi auch hi Jahre 1932 trotz schwerer wirtschaftlicher Hemmnisse ein reiches geistiges Leben fast alle Teilgebiete der ('heniie erfullt und weiter entwickelt hat.

Unsere Zeitschrift hat sich bcniuht, dies getreu widerzuspiegcln. Wir sehen es uach wie vor als eine unserer ersten Aufgaben an, sie auf der gleichen Hohe zu halten und weiter zu verbessern, als das wertvollsle Aktivum, das wir den Mitgliedern zu bieten ver- niogen. Die Schriltleitung schuf die Einrichtung von Sonder- heften fur groDere zusamnienfassende Arbeiten, die leider aus Raummangel in der Zeitschrift selbst nicht abgedruckt werden konnten. Wir bitten Autoren und Leser auch an dieser Stelle fur die groljen Schwierigkeiten, die der Schriftleitung durch die Finanzlage auferlegt werden, Verstandnis zu haben. Die zweite Zeitschrift des Vereins, ,,Die Chemische Fabrik", ist ent- sprechend den Anregungen, die auf der letzten Vorstandsrats- sitzung gegeben wurden, inzwischen ebenfalls der Redaktion der .,Angewandten" angegliedert worden. Die Entscheidung uber dringend erwiinschte weitere Vereinfachungen in unsereni Zeit- schriftenwesen muljte wegen der daniit verknupften finanziellen FraRen zuruckgestellt werden.

fyher die Tatigkeit der Bezirkw ereine und Fachgruppen

wird in der Zeitschrift ,,Angewarudte Chemie" laufend berichtet. Sic bieten uberwicgend ein befriedigendes Bild. Mehrfach haben auch zueansmenfassende Tagungen verschiedener Be- zirksvercine i in vergangenen .Jahre, in dern die Hauptversarnrn- lung ausfalleu muBte, Anklang und guten Besuch gefunden.

niirch Grundung der Fachgruppe fur Luftschutz ist ein Gebiet den1 Vereiii eingegliedert worden, bei deni rein wissen- schaftliche, wirtschaftliche und organisatorische Aufgaben, wie sir: der Luftschutz bei Katastrophen in Krieg und Frieden stellt. zusanimentreffen. Das grolJe allgemeine Interesse dieser Gruppe bedarf krines Hinweises.

Eineii breiten Rauiii nahni auch im vergangenen Jahre die wiiieinsanie Arbeit niit anderen Vereinen uud Verbanden ein.

Es ist zu erwarten, dalj auf mancheni dieser Gebiete eine Neu- ordnung und noch fruchtbarere Arbeitsgestaltung kunftig Platz greifen wird.

Die Verwaltung des Vereins geschah aei ter mi4 groBter Sparsamkeit. Wir schulden den Beamten und Angestellten Dank fur das Verstiindnis, das sie in pflichtgetreuer Arbeit der Iage entgegenbrachten. Der zu Anfang 1932 aufgestellte Haushaltsplan konnte infolgedessen voll eingehalten werden; e r schlieBt mit einem geringen Uber- schuB ab. An eine ErmaBigung der Mitgliedsbeitrage kann indes erst d a m herangetreten werden, wenn einnial die Werbe- tatigkeit des Vereins - ihr sol1 kiinftig mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden - groljeren Erfolg hat und zweitens aus den Zeitschriften sich infolge Steigerung des Aiizeigenertrages hohere Einnahnien ergeben.

In der ,,Mitgliederbewegung"

uberwiegen, wie schon in den beiden letzten .Jahren, leider die Austritte gegeniiber den h'euaufnahmen. So bedauerlich dies ist, so findet es doch seine wesentliche Erklarung darin. daB infolge der Wirtschaftskrise der Bedarf an Chemikernachwuchs in der ersten Jahreshaltte 1932 fast auf den Nullpunkt herab- gegangen war und erst langsam eine Besserung in der zweiten Jahreshalfte sich geltend inachte. Wir besitzen in der ,,Sta- tistik der Chemiker und C'hemiestudierenden" eine von allen Seiten als zuverlassig anerkannte Grundlage, wie sie h u m ein anderer akademischer Beruf in dieser Vollstandigkeit auf- weist. Wir danken auch an dieser Stelle aufrichtig allen, die uns in oft muhevoller Arbeit das erbetene Zahlenmaterial ZU- sammenstellten. Es ist unerlaBlich, wenn man ein klares Bild uber die Lage unserm Berufes erhalten will, und aus diesem Grunde tluch fur die etaatlichen Stellen, fur die Hochschul- verwaltung usw. von groBeni praktischen Wert. Wir verweisen im ubrigen auf das spater abgcdruckte Zahlenmaterial.

Uber die Berufsaussichten des Chernikers

haben wir uns im Geschaftshericht f i r 1931 ausfiihrlich aus. gesprochen. Das ernste Rild, das wir damals entwerfen mullten. hat sich in der Zwischemeit kaum aufgehellt, und wir inussen die Warnung vor deni Chemiestudium, sofern nicht besondcre Neigung imd Begabung vorhegen, rnit alleni Nachdruck wieder- holen. Dcr weiter unten abgedruckte Bericht des Zentral- stellennachweises - Karl Goldschmidt-Stelle laBt erkennen, wie unendlich schwer und niiihsain es ist, in einer Zeit harter wirtschaftlicher Bedriingnis neuen Arbeitsraum fur den Che- niiker in Gremgebieten und den Hilfsindustrien zu erringen. Sur ein Aufstieg unserer gesamten Wirlschaft kann hier eine nachhaltige Wandlung herbeifiihren. Wir wissen trotzdem allen Dank, die uns in dieser so wicbtigen sozialen Aufgabe unterstutzt und durch Gewahrung hochherziger Spenden unseren IIilkkassen ermoglicht haben, in zahlreichen Notfallen stellungslosen Fachgenossen zu helfen.

Wir miichten diese den einzehen Sonderberichten voraus. geschickte Zusamnienfassung der Hauptpunkte mit dem Appell an unsere Mitglieder schl iekn, dem Verein auch in schwerer wirtschaftlicher Zeit Treue und Gefolgschaft zu wabrenl Und daruber hinaus iiberall d a fur ihn unerniudlich zu werben, wo Fachgencssen noch a u k r h a l b stehen.

Eine &it, die die einzelnen Reruk in standischer Gliede- rung zusammenfaflt, erfordert auch f i r die die wirlschaftliche Arbeit des Tages fordwnde und befruchtende Arheit der wlsenschaftlichen, technischen, Vereine und Verbande eine tragfahige und leistungsfahige Organisation. E i n Verein neben vielen anderen ist nichk; d e r Verein deutscher Che- iniker, wenn e r seinen h'amen ausfiillt, dagegen ein wichtiger Pfeiler im Gesamtgebiet Chemie. -

Sodann gab der Vorsitzende die vom Vorstandsrat be- schlossenen

bekannt. Es wurde beschlossen, Herrn Dr. phil. Dr.-Ing. e. h. Adolf

S p i 1 k e r , Generaldirektor der Gesellschaft ftir Teerverwer- tung m. b. H., Duisburg-Meiderich, die L i e b i g - D e n k - m u n z e zu verleihen.

Ehrungen

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Angewandte Chemic 46. Jahrg. 1933. h'r 25

-- [ 366 46. Hauptversammlung des Vereins deutscher Chemiker in Wurzburg

Die Urkunde lautet: .,Der Verein deutscher Cheiniker e. V. verleiht in seiner

46. Hauptversammlung in Wurzburg am 8. Juni 1933 Herrn Dr. phil. Dr.-Ing. e. h. Adolf S p i 1 k e r ,

Generaldirektor der Gesellschaft fur Teerverwertung m. b. 11. in Duisburg-Meiderich,

deni erfolgreichen Werksleiter, Techniker und Forscher, die L i e b i g - D e n k in ii n z e fur seine iiber weit mehr als ein Menschenalter sich erstreckenden wissenschaftlichen Arbeiten zur Aufklarung der Zusamniensetzung des Steinkohlenteers und zur Auffindung der zweckmiiBigsten Verfabren einer CroDziigigen und durchgreifenden Teerverarbeitung. Die ziel- bewuBten Forschungsarbeiten, die Adolf S p i 1 k e r neben seinen gro6en organisatorischen, wirtschaftlichen und tech- nischen Aufgaben stets mit bewunderswertem Eifer betrieben hat, brachten erste Aufklarung iiber zahlreiche Bestandteile dcs Steinkohlenteers und vertieften nicht nur die Kenntnisse iiber die Teerkohlenwasserstoffe a n sich, sondern forderten gleichzeitig die technische Verwertung des Steinkohlenteers in der heute noch uniibertroffenen und groBten Fabrikanlage."

Generaldirektor Dr. S p i 1 k e r fiihrte in seinen Dankes- worten aus, dai3 e r in dieser Verleihung gleichzeitig cine Ehrung seiner groOen Lehrer H o f m a n n , T i e m a n n , N i e t L k i u. a. erblicke.

Ferner wurdc beschlossen, Herrn Prof. Dr. Fritz K o g 1, Utrecht, die E m i I - F i s c h e r - D e n k m ii n z e zu verleihen.

Dic. Urkunde lautet:

,,Der Verein deutscher Chemiker e. V. verleiht in seiner 46. Hauptversammlung in WUrzburg am 8. Juni 1933

Hcrrn Professor Dr. Fritz K o g l in Utrecht fur seine mit experimenteller Meisterhand ausgefiihrten Unter- suchungen uber Farbstoffe und Giftbestandteile von Pilzen und Mikroorganismen, sowie insbesondere fur seine Forschungen iiber das Phytohormon A u x i n , durch die ungeahnte neue Einblicke in das Wesen des Zellwachstums angebahnt und Grundproblenie der Biologie weiterer Forschung erschlossen wurden, die E m i 1 - F i s c h e r - D e n k m ii n z e."

(Rof. K o g l , der zu dieser Sitzung noch nicht anwesend sein konnte, dankte eingangs seines Vortrags in der Fach- gruppe fur medizinisch-pharniazeutische Chemie, vgl. S. 401.)

Weiterhin wurde beschlossen, Herrn Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. Dr.-Ing. e. h. Dr. med. h. c. H. W i e l a n d , Mlinchen, die Ehrenmitgliedschaft zii verleihen.

Die Urkunde lautet: ..Der Verein deutscher Chemiker e. V. verleiht in seiner

IIerrn Geheimen Regierungsrat Prof. Dr. Dr.-Ing. e. h. Dr. med. h. c. Heinrich W i e l a n d in Miinchen

Iti. IIauptversammlung in Wiirzburg am 8. Juni 1933

die Ehrenmitgliedschaft. Als ein Forscher von urigewohnlicher Fruchtbarkeit, aus-

gestattet mit der Oabe, groDe Fragen der Chemie einheitlich zu umfassen, wie es insbesondere seine weitausschauenden Ar- beiten iiber biochemische Oxydationsvorgange zeigen, steht Heinrich W i e 1 a n d in voller Schaffenskraft in der ersten Reihe der Chemiker, denen die moderne Entwicklung unserer Wissenschaft zu danken ist.

Wir verehren in ihm den Hater der groOen Oberliefe- rungen der Miinchener Laboratorien und wissen ihm auch dafiir besonderen Dank, daO er a n den sozialen Aufgaben, die die Zeit unsereni Stand insbesondere in der Fiirsorge fur den wissenschaftlichen Nachwuchs stellt, tatkraftigen Anteil nimmt."

Im AnschluB daran begannen die V o r t r ti g e ,,z u m G e - t f a c h t n i s C o n r a d R o n t g e n s " .

Prof. Dr. W. G e r 1 a c h , Miinchen: ,,Die Entwicklung der Ronlgenrohren fiir die wissenschaflliche und lechnische An- wendung der Ronlgenslrahlen."

Da der Bau neuer immer leiatungsfahigerer Rohrentypen, die gleichzeitige Verwendung verschiedenartiger Konstruktionen durch die Vielheit der Probleme gefordert wird, welche in

Wissenschaft und Technik - ganz abgesehen von der Medizin - mit Hilfe der Rontgenstrahlen zu losen versucht werden, iiiui3 man die Entwicklung der Rontgenrohren und der Probleme zusammen behandeln: Welche Anforderungen stellt ein Problem an die Rohre, welches neue Problem kann man mit einer ver- besserten Rohre in Angriff nehmen?

Der erste Versuch Ronlgens, sein Jagdgewehr zu durch- leuchten unter Ausnutzung der Durchdringungsfahigkeit der Strahlen, hat in der modernen Makrostrukturuntersuchung seine Fortbildung gefunden. Diese Anwendung beruht auf der Be- trachtung oder der Photographie eines Rontgenschattenbilde. Schatten verlangen eine moglichst kleine Lichtquelle, also einen scharfen Brennfleck auf der die Rontgenstrahlen emittierenden Anode. Die technische Verwertbarkeit verlangt groBe Strah- lungsenergie. Die Refriedigung beider Erfordernisse fiihrte zur I<onstruktion besonderer Anodenformen und vor allem stark kiihlbarer Anoden. Eine hervorragende technische Leistunq stellt die Verwendung schnell (1400 Umdrehungen pro Minute) rotierender Anoden dar, so daf3 man Aufnahmen mit einigen hundertstel Sekunden Relichtungszeit machen kann, wahrend die Rohren mit 20 bis 30 kW belastet werden. Solchen An- forderungen ist aber das alte Glasrontgenrohr, in welchem durch eine Gasionenentladung die fur die Erzeugung der Rontgenstrahlen erforderlichen Kathodenstrahlen gebildet wer- den, in keiner Beziehung gewachsen. -

I)er Fortschritt war von zwei Seiten gekomnien. Einerseits fiihrten Versuche, das Glas we~iigstens teilweise durch Metall zu ersetzen, zu zunachst f i r die wissenschaftliche Forschungsarbeit betriebssicheren und energiereichen Rohren, andererseits ge- lang es Coolidge. vom Gasrohr zum Hochvakuumrohr iiber- zugehen, indem die Ionenentladung durch die vom Gaedruck unabhangige, selbstandig regulierbare Gliihkathodenentladung ersetzt wurde.

Die Verehigung beider Fortschritte geschah zuerst durch Bouzcers, nachdem die Verbindung von groBen Chrometahl- rohren mit (ilas im Einechnielzverfahren gegliickt war und die Caedesche Hochvakuumpumpe eine vollkommene Entgasung der Rohre ermoglichte. So gelang es, Metallrontgenrohre zu niachen, in welchen Glas nur noch als Isolator, nicht mehr a16 Rohrenbaustoff verwendet wurde, Rohren, welche durchschlag- sicher, hochbelastbar, konstant und vor allem so hochspannungs- sicher sind, daO das Rohr wiihrend der Aufnahme in der Hand gehalten werden kann. Durch Einbau eines geniigenderi Schutzes gegen Streustrahlung ist auch das Bedienungepersonal gegen schadliche Strahlenwirkung gesichert.

Wahrend etwa die Durchleuchtung von Keseeln und GuB- stiicken sehr harle Strahlen erfordert, deren genaue Wellenlange unwesentlich ist, benotigt man zur Untersuchung des Feinbauec; der Materie meist monochromatische Strahlung ganz bestimmter Wellenlange, deren GroBe vom Untereuchungszweck a b u n g t . Die leicht zusanimensetzbare Metallrohre, um deren Entwick- lung Seemann wohl die g o a t e n Verdienste hat, bildet fiir das wissenschaftliche Institut heute ein nahezu vollkomniena und universelles Laboratoriumsgerat.

Diese stetige Verbesserung der Rohren kam nicht nur den Anwendungsgebieten der Feinbauanalyse zugute, sonderii auch der ganzen physikalischen Atomforschung, welche durch 1). h u e s Entdeckung des Haumgitters der Kristalle mit Hilfe der Rontgenstrahlen auf eine ganz neue Grundlage geetellt wurde.

Trotz der enormen Fortschritte kann die Entwicklung noch nicht als abgeschlossen gelten. Man strebt einerseits nach hoherer Belastbarkeit, besonders auch zeitlich lilngerer, anderer- seits nach kleinen Rohren fur weiche Strahlen, deren Bau tech- nisch durchaus moglich erscheint, um Korperhohlen, etwa den Magen, von innen zu bestrahlen. End schl ie~l ich braucht die Metallographie zur dringend erforderlichen Verfeinerung der I Jntersuchungsmethoden filr die Vorgange beim Dauerbruch, bei der Hartung oder bei der Verfestigung Rohren mit vie] g r o k r e r Konstanz der Emission.

Ein letzter Wunsch, der besonders von Chemikern wieder- holt ausgeeprochen wurde, betrifft die Vereinfachung der ge- samten Anordnung: Rohre-Spannungserzeuger. Hier hat Bern- hard He/?, eh Schtiler von Prof. Gerlach, einen neuen Weg gefunden: ein Rohrchen, kaum groOer a16 ein Serviettenrhg, bis auf den Isolator ganz aus Metall, ist zum Betrieb d t einem

Page 11: 46. Hauptversammlung des Vereins Deutscher Chemiker zu Würzburg vom 7. Bis 11. Juni 1933

46. IIauptverFaninilung des Vereins deutscher Chemiker in Wiirzburg 367 Angewandle Cbrmie 46. Jahrg. 1933. Sr. 25 1 .

kleinen Induktor geeignet, wie man ihn fur Geipler-Hohre ver- wendet, oder sogar niit der Influenzniaschine. Man wird also in tler Lage sein, ohne Rontgenrauni ani Arbeitstisch Kristallstruk- turunlersuchungen :ruszufiihren mit der gleichen Einfachheit wie Winkelniesungen an Kristallen. -

Prof. Dr. P. G u n t h e r , Ikrliri: ,,Ckernische Wirkungen dcr Ronlgsnsfraklen."

Die chemischen Wirkungen tler Rontgenstrahlen sind als Wirkungen der Sekundarelektronen zu verstehen, die in dem bestrahlten Stoff ausgelost werden. Bei jeder chemischen Rontgenstrahlenwirkung kann man getrennt voneinander den physikalischen ProzeB betrachten, der zur Entstehung bewegter Elektronen fiihrt, und danach den chemischen ProzeD, der als Folge der Entstehung durch ElektronenstoB angeregter Atonie oder Molekiile ablauft.

Sekundare Elektronen konnen bei der Absorption durch den Photoeffekt und bei der Streuung durch den Compton- effekt entstehen. Es ist dem Mechanismus der chemischen Wirksamkeit der Riintgenstrahlen und dem d e sichtbaren Lich- tes gemeinsam, dafi bei einem Absorptionsakt dasjenige Atom, welches abeorbiert hat, zur chemischen Reaktion befahigt id. Aber infolge der GroBe der Rontgenquanten ist hier das ab- geloste Photoelektron imstande, sehr vie1 mehr weitere che- mische Aktivierungen vorzunehmen, so daB schlieBlich fur den gesamten chemischen Umsatz die Bedeutung der unmittelbar an einem Absorptionsakt beteiligten Atome verschwindet. AuBer durch den Photoeffekt konnen auch bei der Streuung von Rontgenstrahlen a n Elektronen durch RiickstoD beschleu- nigte Elektronen entstehen (Comptoneffekt). Es hlngt von dcn Ordnungszahlen der das chemisehe System zusammen- setzenden Atomr! und von der Wellenlange der Rontgenstrahleii ab, welche Mogliclikeit fur die Entstehung bewegter Elektronen jeweils die groDere Bedeutung hat. Die Empfindlichkeit der photographischen Schicht gegen weiche Rontgenstrahlen beruht auf dem Photoeffekt bei der Absorption. Die Wirksamkeit sehr harter Rontgenstrahlen gegenuber biologisclien Geweben bei der niedizinischen Tiefentherapie beruht auf deni Comptoneffekt. An einem chemischen System, an dem je nach der Harte der Einstrahlung bald der eine und bald der andere Effekt in den Vordergrund tritt, ist die entscheidende experimentelle Priifung dieser Theorie iiber die chemische Wirksamkeit der RSntgen- strahlen durchgefuhrt worden. Es war die Untersuchung von Mocker und Risse uber den Zerfall von Wasserstoffsuperoxyd und von Ammonpersulfat in hochverdunnten wasserigen h u n g e n Bowie die gleichzeitige [Jntersuchung von Fricke und seinen Mitarbeitern iiber die IJmwandlung von Oxyhamoglobin in Methihoglobin und von Ferrosulfat in Ferrisulfat

Insofern die Anzahl der chemischen Aktivierungen durch die Energie der Sekundarelektronen bestimmt ist, ist als charak- teristisches MaB fur die Rontgenempfindlichkeit eines chemi- schen Systems tlerjenige Energiebetrag anzusehen, der auf sekundiire Elektronen iibertragen werden mu& um 1 Mol IJmsatz zu erhalten. Diese GroBe ist von verschiedcnen Autoren fur einige chemische Systeme bestimmt worden. In der GroBen- ordnung ihres Betrages driickt sich die Art des chemisch- kinetischen Mechanismus aus, durch den ein einzelner elemen- tarer Aktivierungsakt niit dent endlichen Umsatz verkniipft ist. I m Falle der Zerlegung des Bromsilbers in der photographi- when Schicht entspricht jedem Anregungsakt die Rildung eines Silberatoins. Hier miissen 1200 kcal bei der Einstrahlung auf sekundlre Elektronen iibertragen werden, um 1 Mol Umsatz xu erhalten. Wenn aber auf den elementaren Aktivierungsakt eine Kettenreaktion folgt, wie z. B. bei der ,Rildung von Chlorwasserstoff aus bestrahltem Chloroform, ist der betreffende Energiebetrag grijl3enordnungsmafiig niedriger (21 kcal). Dabei hat die Betrachtung aller auf die Aktivierung folgenden Vor- gange allein nach den Gesichtspunkten der chemischen Kinetik zu erfolgen; die Rontgenstrahlen iiben hier keinen EinfluD weiter aus.

Da die gebrauchlichen Hontgenrohren vergleichsweise licht- schwache Strahler sind, so sind als chemiscbe Wirkungen der Rontgenstrahlen vor allem solche bekannt, bei denen Ketten- reaklionen auftreten, die den Umsatz im Vergleich zur Zahl der Anregungeakte grolj machen, oder bei denen doch durch

nachfolgende chemische Prozesse (wie durch die photogra- phische Entwicklung) der Umsatz der eigentlichen primlren Rontgenreaktion vervielfacht wird. -

O12.30 Uhr: Mitgliederrerrammlung. Anwesend etwa 350 Mitglieder.

Prof. D u d e n verweist bezuglich der Ehrungen auf die zu Beginn der gemeinsamen Fachsitzung erfolgte Verkiindigung.

Sodann macht er Mitteilurig uber die Ergebnisse der Vor- etandswahlen, derethalben auf das Protokoll der Vorstandsrats- sitzung verwiesen wird. Er fuhrt weiter aus, daD auf Grund der ihm erteilten Vollniachten e r es als seine vordringlichste Aufgabe ansehe, sofort die Verbindung mit den maBgebenden Stellen der Reichsleitung und Reichsregierung aufzunehmen. und daB er sich hierbei der Unterstiitzung einiger Kollegen, die echon seit Iangerer Zeit maBgeblich in der nationalsozialistischer. Rewegung stehen, versichert habe.

Er bittet die Versammlung, auch ihrerseits die erteilteii Vollmachten zu bestatigen, was die Versammlung durch leb- hafte Zustimmung bekundet.

SchluB der Sitzung 13 IJhr.

Sat*hriiittags: Fathgruppenritzungen (vg1. s. 3% u. folg.).

7.30 Uhr abends: Gerelliger Abend in den Huttensiilen.

L!rti 19.30 Uhr fand ein Lichtbildervorfrag Priv.-Doz. Dr. S c h e n k s , ,,Wurzburger Kunstschatze", statt, der starken Bei- fall fand. Uni 21.30 Uhr nurde eine Tanzszene aufgefilhrt, die begeistert aufgenoinnien wurde. .,Besuch im Hofgarlen zii Veilshochheim". Seene nach einer ldee von Oberburgernieister i. H. Dr. €1. Loffler, Musik von Wolfgang Amadeus Mozart (Teile aus ,,Figaro", ,,Don Juan" und ,,Les petits viens"), Dirigent Rudolf Wille, Einstudierung der Tanze Fritz Hoderlein. (Mitwirkende: Das Orchester des Stadttheaters, Rosemarie Rraun, Fritz Hoderlein, Rolf Arni- brust, Marliese Brodersen, Julius Welcker, Franziska Heu-

berger, Alois Sator und 11 Kinder.) AnschlielJend geselliges Beisariiniensein bei Mueik und Tam.

FREITAG, DEN 9. IUNI

Vorm. und nachm.:

Fat hgruppenritzungen.

SONNABEND. DEN 10. IUNI

9 Uhr vorm.: Auf die Nachrivht vom Eintreffen des Herrn Dipl.-lng.

Gottfried F e d e r , M. d. H., Mitglied der Reichsleitung der NSDAP., findet eine

Au6erordentliche Sitzung der Vorrtandrrater irn Russischen Hof

in Wiirzburg statt. Der Vorsitzende, Prof. Dr. D u d e n , begruBt Herrn Dipl.-

Irig. Gottfried F e d e r , bittet ihn um seine Mitarbeit untl Unterstiitzung bei der Neuordnung des Vereins und erteilt ihln das Wort zu einem politischen Heferat.

Da um 10 Uhr die zweite zusammenfassende Fachsitzung beginnen sollte, beschrankte sich Herr F e d e r auf wenige Satze. Vor allem verspricbt er, sich fur den Verein bei der Reichsleitung einsetzen zu wollen. Seine Ausfiihrungen wur- den von der Versammlung mit starkem Beifall aufgenommen; auf die Bitte des Vorsitzenden sagt er zu, im AnschluB a n die Vortrage in der zusammenfassenden Fachsitzung auch vor alleo Hauptversammlungsteilnehmern zu sprechen.

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Angewantllr Chcmic [ 46. Jahrg. 1933. Nr.25 368 46. Hauptversanimlung des Vereins - deutscher Chemiker in Wurzburg

10.30 Uhr: Zweite zurammenfarrende Fachrltzung

in1 GroBen Huttensaal.

Prof. Dr. H. F i s c h e r , Munchen: , ,Ober Chlorophyll."

Vortr. geht zunachst kurz auf die grundlegenden Arbeiten Willsliillers ein, die in den1 Chlorophyllbuch von Willsliiller und Sloll zusamniengefaBt sind. Zunachst wurde die empirische Zu6ammensetzung von Phyllo-, Pyrro-, Hhodoporphyrin ermittelt uiid ihre Konstitution durch Synthese festgelegt. Rlut- und Blattfarbstoff stimmen in der Keihenfolge der Substituenten prinzipiell iiberein, eine Feststellung, die in besonders klarer Weise durch Oberftihrung von Pyrroporphyrin in das Blutfarb- stoffderivat Mesoporphyrin gezeigt wurde.

Durch weiteres Studium des biologischen Abbaues des Chlorophylls sowie der milden Reduktion dieses Farbstoffes mit Jodwasserstoffsffure wurde als das Wesentliche des Chlorophyll6 ein isomerisierter P o r p h i n r i n g mit e i n g e b a u t e m i s o - c y c 1 i s c 11 e n H i n g festgestellt, der vom Kohlenstoffatom 6 xur y-Methinbrucke fuhrt. Desoxophyllerythrin folgender Kon- dilution ( I )

liegt dem Chlorophyll zugrunde, und durch Oxydation dieses wurde Phylloerythrin erhnlten (11).

Die Konstitution dieser beiden wurdc durch Synthese fest- gelegt. Am Kohlenstoffatom 10 des Phylloerythrins haftet im Chlorophyll eine Carboxylgruppe, und dieses Kohlenstoffskelett ist im Chlorophyll enthalten, das durch folgende Konstitutions- formel ausgedriickt wird :

\ NH

I COO- H,COOC Phytyl 0

Der endgiiltige Reweis der Lage der Doppelbindungen steht noch aus. Der Allomerisationsproze~ ist eine Dehydrierungs- reaktion, kann aber auch nur eine einfache Isomerisation sein. Die Phasenprobe ist bedingt durch Enolisierung der Ketogruppe in 9. Purpurine, Porphyrine, Phorbide werden als isornere Iiorper aufgefaD1. Durch Eintritt des Magnesium in die Phor- bide erfolgt eine Aktivierung dea Wasserstoffs im isocyclischen Ring. Der Zusammenhang zwischen Hamin und Chlorophyll ist jetzt klar. Stellt man sich die Uberfuhrung des Hamins unter Eisenabspaltung und Heduktion in Mesoporphyrin vor und oxydiert den in 6-Stellung befindlichen Propionsaurerest in fi-Stellung und nininit dehydrierende Vereinigung zur y-Methin- gruppe des Porphinkerns an, so liegt das dem Chlorophyll zugrunde liegende System vor und dieses selbst, wenn nach Iso- nierifiation noch Magnesium komplex eingefuhrt ist, Phytol mit dein Propionsaurerest und Methylalkohol mit der in 10 befind-

lichen Carboxylguppe verestert ist (Formelbild 111). Chloro- phyll b wird durch eine 111 analoge Formel ausgedruckt, nur, daB statt des Propionsaureesters in 7 eine Ketopropionsaure zu hetzen ist. -

Der Vorsitzende, Prof. D u d e n , weist in seinem Dank an den Vortragenden auf den groBen Wert rein wissenschaftlicher Arbeit hin, die zunlichst lcdiglich dem Fortschritt dea Natur- erkennens dient. Solche Arbeit sei wahre Pionierlcistung, von der Seuland uiibegrenzter Ausdehnung und Fruchtbarkeit er- schlossen werde, und die Cjeschichte der Cheniie zeige an zahl- reichen Heispielen, wie oft aus solchen theoretischen For- schungen reife Fruchte fur Wirtschaft und Volkswohlfahrt er- wachsen seien. Er spricht die Hoffnung au6, d& sich ini I n t e r e s s e d e r W e l t g e l t u n g d e r d e u t s c h e n C h e in i e noch stets geniale Forscher so weitausschauenderi wissenschaftlichen Problemen widrnen mochten.

Dr. Phil., Dr.-Ing. e. h. A. S p i 1 k e r , Generaldirektor der Gesellschaft fur Teerverwertung, Duisburg-Meiderich: , ,Die Enlwicklung dcr Sleinkohlenfeerifiduslrie aus ihren Anfiingen bis zur Jel t tzs i t" (init Lichtbildern).

Vortr. erlautert die historische Entwicklung der Stein- kohleriteerindustrie, deren Anfiinge etwa zu Beginn der 50er Jahre liegen, und geht dann auf das Anwachsen der Teer- niengen ein, die bei Gasanstalten und spater bei Kokereien enl- fielen und zur Aufarbeitung der entstandenen Steinkohlenteer- industrie zuflossen. Mit hem Anwachsen der Mengen nahmen dnnn auch die Dimensiouen der zur Verarbeitung dienenden Destilliereinrichtungen und der ubrigen Apparaluren zu und endlich auch die gesaniten Fabrikanlagen selbst.

Anfangs wurde dcr Teer nur ganz oberflachlich bearbei.tet, wesentlich uni die leichtsiedendsten Anteile, wie Benzol und seine Homologen zu gewinnen, wobei die von diesen und dem Wasser befreite Hauptmenge des Teeres zu Anstrichzwccken, zur Bereitung von Dachpappe und ahnlichen rohen Verwen- dungszwecken verbraucht wurde.

Den HauptanstoB zur weiteren Aufbereitung des Rohteeres und zur Gewinnung einzelner Restandteile desselben gab der sich schnell steigernde Bedarf der Impragnieranstalten nach Steinkohlenteerol zum Tranken der Eisenbahnschwellen. SO sind die ersten groBeren Teerdestillationen als Gewiiinungs- stltte dieses Impragnieroles zu betrachten, wobei die ubrigen Bestandteile des Tceres nebenher gewonnen und in immer reimrem Zustande auf den Markt gebracht wurden.

Die Industric organischer Farbstoffe verlangte bald groBere Mengen an Naphthalin, Anthracen, Phenol und einigen anderen selteneren Produkten, so da8 die Gewinnung dieser Bcatand- teile des Teercs in mehr oder weniger reinem Zustande da6 Hauptziel der Teerdestillation ausmacht.

Mit deni Aufbluhen der Stcinkohlenbrikettinduslrie wurde spater die Gewinnung von Rrikettpech eines der Haupterzeug- nisse der Teerdestillation, zunial ja ihre Menge, das Brikettpech, die Halfte des gesamteii Rohteeres ausmacht.

In den letzten Jahrzehnten gewann die Verwendung von praparierten Teeren zur Belestigung der StraDen erhebliche Bedeutung, die niit dem Anwachsen des Kraftwagenverkehrs dauernd zunahin und weiter zuzunehmen scheint. Durch eine Reihe von Lichtbildern wird die Entwicklung der Apparaturen sowohl wie der Fabriken selbst gezeigt und in Einzelheiten erlautert. -

Der Vorsitzende, Prof. I> u d e n , betont in seineiii Dank, daB der Vortrag ein besonders eindrucksvolles Bild technischer Arbeit entwickelt habe, die gleichzeitig das Gebiet des Berg- baues und der Cheniie befruchtet hdbe. Diese Arbeit sei zum gro5en Teile der personlichen Fiihrung des Vortragenden zu danken, und wir sehen deingemaa in dem Herrn Vortragenden einen Keprasentanten der besten Fiihrerpersonlichkeiten un- serer Wirtschaft vor uns. Technisches Konnen, wissenschaft- licher Sinn, soziale Fursorge und Einordnung ihrer Arbeit in

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Angewandte Chemie 46. Hauptversammlung des Vereins deutscher Cheniiker in Wiirzburg 369 ~ ~ ~

46. Jalirg. 1933. Nr. 25 1 ..

die Aiiforderungen der vaterlandischen Wirtschaft treten iii der Schilderung seiues Lebenswerkes besonders markaiit hervor. Wir konnten nur den Wunsch daran kniipfen. daB auch kiinftig Fiihrerpersoiilichkeiten von dieser Pragung unserer Wissenschaft und Wirtschaft zur Verfiigung stiinden.

AnschlieBend an die beiden Fachvortriige bittet der Vor- sitzende Herrn Dip1.-lng. Gottfried F e d e r , M. d. R., Mitglied der Heichsleitung der N. S. D. A. P., die Fachtagung durch ein politischeci Referat beschlielsen zu wollen.

DipLIng. G . F e d e r :

In seinen Ausfuhrungen unterstreicht Vortr. die aui3er- ordentliche Wichtigkeit der deutschen Chemie in %at, Wissen- schnft und Wirtschaft. Er betont, daB gerade die Chemie mil I hren aufierordentlichen Entwicklungsmoglichkeiten als vor- iiehiiiste Aufgabe den Dienst an der Nation betrachten miisse. Hislang hltte der deutsche Cheiniker, wie iiberhaupt der deutsche Techniker, sich allzu sehr rnit seinem reinen Fach- gebiet befafit, ohne dabei die politische Enjwicklung seines I.andw ini Auge zu behalten. Daraus hatten sich im libera- listischen Staat schwere Folgen ergeben. Es sei ein Unding. da13 im Zeitalter der modernen technischen Entwicklung der ('hemiker und Techniker voin parlainentarischen System sich die Fiihrung in Staat und Wirtschaft von politischen Geschafte- machem habe aus der Hand winden lassen. Der neue Stnat miisse unter alleii Uiiistanden deu sachverstiindigen Fuhrer zur verantwortungsvollen Mitarbeit heranziehen, Das ware jedoch nur moglich, wenn anders als bieher der Cherniker 6ich dieser Auf- gabe bewuDt wiirde und sich verslandnisvoll der Staatsfiihrung zur Losung solcher Aufgaben zur Verfiigung stelle. Wenn bei tler ungeheuren politischen Umwalzung hier und dort die vor- wartsstiirnieude junge Bewegung nicht gleich das Richtige trafe, EO fieien die deutschen Cheniiker und Ingenieure nicht ganL whuldlos daran, weil sie sich bei ihrer intensiven Arbeit ini Laboratorium und am Reif3brett vie1 zu spat der national- sozialistischen Reweguiig mit ihrer wertvollen Erfahrung zu: Verfiigung gestellt hatten. Er konne aber mit Genugtuung fest- stellen, daB nunmehr nach der Machtergreifung durch unseren Volkskanzler Adolf Hiller auch der Verein deujscher Chemiker die Zeichen der Zeit verstanden hatte und durch den Mund eeines Vorsitzenden seine Hereitwilligkeit zur bewuf3ten Mit . arbeit im Neubau d w deutschen Nationalstaates ausgesprochen habe. Sclbstverstandlich niiisse man sich dariiber klar sein, daB ein solcher Aufbau nicht in wenigen Wochen oder Monaten zu vollziehen sei, wenn nian nicht wertvolle Einrichtungen und Fachorganisationen zerschlagen wolle. Gegenseitiges Verstlind- nis und planvolle Zueamnienarbeit von Reichsleitung und Fach- verbanden wiirdcn aber selbst dieser schwierigen Arbeit vollen Erfolg verbiirgen. Im Luftschutz erwachst dem deutschen Che- miker eine ganz bedeutsame nationalpolitische Aufgabe. D i e M a j o r i t a t d e r Z a h l m i i s s e d e r S o u v e r a n i t a t d e r S a c h k e n n t n i s w e i c h e n -

Die vielfach durch lebhaften Beifall unferbrochene Rede Feders machte einen tiefen Ejndruck auf die Versanudung unti fand ihren eindrucksvollen SchluB mit einem dreifachen S i e g H e i 1 auf das deutsche Vaterland und seinen Kanzler A d o 1 f II i t 1 e r sowie rnit den1 Deutschlandlied und den1 Iiorst-Wessel-Lied.

3 Uhr nachm.: Audlug In dar frllnklsche Welnbaugebiet.

M i t einem Ausflug ins frankische Weinbaugebiet. und zwar dem durch seine Weinlagen beriihmten und den besten Lagen Wiirzburgs ebenbiirtigen Escherndorf, am Sanistag, 10. Juni, iiachmittags, erreichte die allgemeine Tagesordnung geselliger Art ihren AbschluB. Die Damen gelangten dorthin mittels Autobussen, die sie durch das Maintal und iiber die Halburg fiihrten, woselbst sie durch ein Konzert Prof. L a m p i n gs er -

freut wurden. Die iibrigen Teilnehnier fuhren niittels Sonder- zuges nach Escherndorf, wo sich alle in der geraurnigen und niit fesllichein Griin geschiniickten Weinhalle vereinigten.

Die Geister der guten Escherndorfer Weine trugen sehr bald den Sieg davon iiber den Mifjmut, der sich wegen der ungiin- stigen Witterung breilzumachen drohte, SO daf3 bei frohlichem Taiiz nach den Klangen der guten Fscherndorfer Musikknpelle die Stunden bis zur Ruckfahrt des Soiiderzuges fast zu schnel! verflogen.

SONNTAG, DEN 11. IUNI

10.30 Uhr vorni. : LuftrthubrorfUhrung, Mit den zustandigen Instanzen, nainlich der Bayerischen

Regierung, deni Reichsluftschutzbund, deiii Roten Kreuz und der Technischen Nothilfe veranstaltete die Fachgruppe fur Luftschutz eine groll angelegte Luftschutzvorfiihrung auf dem Platz vor der Hesidenz, die den behordlichen Vorschriften eiil- syrechend unter den1 Kommando des fur den ijrtlichen Luft- schutz zustandigen Polizeioffiziers staiid. Die Beteiligung der Uevolkerung war sehr stark.

Zunachst wurde ein normaler StraBenverkehr gezeigt, der sich auf deni Platz in Gestalt von FuBglngern, Radfahrerii, Autos und anderen Fahrzeugen abwickelte. Durch weithiii sicht - bare Beschriftutig waren die Leitung des Luftschutzbezirkes, ein Saiiiinelschutzraum und eine Rote-Kreuz-Station kenntlich ge- iiiacht. Durch Lautsprecher wurde deiii Publikuni der Verlauf der Ubung auseinaiidergesetzt.

Es ging von der Luftschutzwarnzentrale die Warnung ,,Luftgefahr 8" ein, d. h. daB etwa in acht Minuten der Ge- schwindigkeit der Flugzeuge entsprechend init einem feind- lichen Fliegerangriff zu rechnen sei. Urn diese Zeit gut aus- zuniitzen, wurde sofort mit Motorsirenen die Alarmierung der ,.Spazierganger" usw. vorgenomnien; sie wurden veranlaflt, die bonibeusplittersicheren und gassicheren Schutzraume aufzu- suchen.

Nach acht Minuten erschien eine Fliegerstaffel und warf fingierte Bouiben ab. Durch Fernziindung wurden zu gleicher Zeit vorbereitete Spreng- und Brandbomben zur Entziindung gebracht. Dadurch gerieten zwei Hausattrappen in Brand, ein an- deres sturzte ein. Einee der beiden in Brand geratenen Hauser war brandschutzsicher impragniert, und es erwies sich Zuni Schlufi der Obung, daB die Hombe zwar ganz ausgebraMt, das finus aber unversehrt war, wahrend das andere Haue bis auf den Grund ausbrannte. FuBganger, die die Samnelschutzraume nicht rechtzeitig aufgesucht hatten, wurden als verwundet an- genomlrien und durch den Sanitatstrupp abtransportiert. Ein Feuerwehrtrupp riickte zur Loschung der beiden Brande an (verinied es aber absichtlich, das impragnierte Gebaude zu loschen). Unvorbereiteterweise ging gleichzeitig ein zweitw Fliegerangriff vonstatten. bei dem auch Gasbomben abgeworfen wurden, so dai3 nunmehr den Zuschauern das Funktionieren des Gasschutzes, also die Vornahme aller Rettungs- und Hilfs- mafinahmen unter der Gasmaske gezeigt werden konnte. Ein Entgiftungstrupp dernonstrierte auf dem Platz die G e l h d e - entgiftung (in der Annahmc, dai3 es sich um Gelbkreuzkampf- stoff handele) mit Hilfe von Chlorkalk aus eiitsprechenden Streumaschinen, verschlammt rnit Wasser aus Sprengwagen. Die Gaserkrankten wurden unter den entsprechenden Vor- sichtsmafiregeln abtransportiert. Urn den feindlichen Fliegern nicht erneut Einblicke in die RettungsmaDnabmen zu geben, wurden drei Nebelkerzen auf dem Platz abgebrannt. Da zwkchen- durch ein erheblicher Regen niedergegaiigen, die Luft daher reichlich rnit Feuchtigkeit iibersattigt war, wurde der Nebel, der urspriiuglich nur die Hesidenz vernebeln sollte, so dicht, da13 er fast die ganze Stadt in eine schiitzende W o k e einhiillte. Zuni SchluB wurde die Fliegergefahr als beendet betrachtet und die Entwarnung niit den entsprechenden Entwarnsignalen durchgefuhrt.