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6.1Ziele
Anreize zu Bilanzpolitik Informationswirkungen von Bilanzpolitik im
Rahmen von Signaling Bilanzpolitik in optimalen Verträgen Bilanzpolitik in spieltheoretischen Modellen
6.2
Spieltheoretische Grundlagen (1)
Ein Spiel umfasst zwei oder mehrere Spieler, deren Aktionen die eigenen sowie fremde Ergebnisse umfassen. Jeder Spieler maximiert sein eigenes Ergebnis x = x(a)
Der Spielverlauf hängt von der Struktur des Spiels ab: Zeitliche Abfolge der Aktionen Informationsstand der einzelnen Spieler Aktionsräume der Spieler Ergebnisfunktionen
Die Struktur des Spiels ist allen Spielern bekannt
Exkurs:Modelltheoretische Grundlagen
6.3
Exkurs:Spieltheoretische Grundlagen (2)
Strategien der einzelnen Spieler
Da die Struktur des Spiels bekannt ist, kann jeder Spieler bereits ex ante für jede mögliche Spielsituation seine Aktion festlegen
Die Summe dieser Aktionen nennt man die Strategie des Spielers
Die Summe der Strategien determiniert das Ergebnis des Spiels
Reine Strategien Gemischte Strategien Spiele mit vollständiger Information Spiele mit imperfekter Information
6.4
Exkurs:Spieltheoretische Grundlagen (3)
GleichgewichteStandardlösungskonzept: Nash-Gleichgewicht
Statisches Gleichgewichtskonzept: Gleichgewicht sagt nicht, wie man dazu kommt
Dominante Strategien:
Bayessches Nash-Gleichgewicht: Gleichgewichtskonzept für Spiele mit imperfekter
Information Spieler wählen optimale Strategien, wobei sie ihre
Erwartungen anhand der Bayesschen Regel bestimmen und updaten
* * *( , ) ( , ) für alle und i i i i i i iU U i
*( , ) ( , ) für alle , i i i i i i i iU U
6.5
Kooperative und nicht kooperative SpieleKooperative Spiele: Zusammenarbeit, Absprachen,
Seitenzahlungen zwischen den SpielernNichtkooperative Spiele: keine Möglichkeit, sich zu einem
bestimmten Verhalten zu verpflichten (Precommitment)
„Stackelberg“-SpieleLeader-follower SpieleMöglichkeit des leaders, sich zu einem bestimmten Verhalten
zu verpflichtenVorteil für den leaderFollower kann nur reagieren
Exkurs: Spieltheoretische Grundlagen (5)
6.6
Kapitalmarktreaktionen auf Bilanzpolitik – Annahmen Künftiger tatsächlicher Wert des Unternehmens x
Erwartungswert und Varianz σ2x
Manager beobachtet Information y = x + Störgröße normalverteilt mit Erwartungswert 0 und Varianz σ2
Kapitalmarkt weiß nur, dass Manager Information y besitztBilanzpolitischer Spielraum, Bericht von m = m(y) bei beliebiger
Abweichung von ym = y + b mit b als Bilanzpolitik
Disnutzen b2/2 durch Bilanzpolitik
Teil der Entlohnung des risikoneutralen Managers mit Prozentsatz s > 0 vom Marktpreis P abhängigNutzenfunktion des Managers U = sP – b2/2
P abhängig von m und der a priori Wahrscheinlichkeit von x
6.7
Gleichgewicht mit rationalen Erwartungen (1)
Marktgleichgewicht mit Bilanzpolitik b(y) und Preisfunktion P(m)
2ˆ( ) argmax ( ) 2b
bb y s P m
ˆ( ) , ( )P m E x m b y
Mit ̂()by und ̂ ()Pm als Erwartungen über die jeweiligen Reaktionsfunktionen des Managers und des Kapitalmarkts, Sicherstellung der jeweils besten Antwort auf die vermutete Entscheidung des jeweils anderen Beteiligten durch diese beiden Bedingungen
6.8
Gleichgewicht mit rationalen Erwartungen (2)
Gleichgewicht mit rationalen Erwartungen (rational expectations equilibrium)
ˆ() ()by by und ˆ( ) ( )Pm Pm
Erforderliche Annahmen über die mögliche Struktur der relevanten Funktionen
b(y) = y +
P(m) = + m = + (y + b)
6.9Lineares Gleichgewicht (1) Manager vermutet lineare Preisfunktion am
Kapitalmarktˆ ˆ ˆˆ ˆ( ) P m m y b
Nutzenmaximierung des Managers2ˆ ˆˆmax 2b
bs y b
Optimale Bilanzpolitik b(y) = ˆs
Für die Bilanzpolitik gilt mithin = 0
6.10Lineares Gleichgewicht (2) Anpassung der a priori Erwartungen des Marktes
über x entsprechend dem Bericht m
Berücksichtigung, dass die Bilanzpolitik des Managers nicht direkt von y abhängig und daher konstant ist
Rückschluss von m auf y möglich
m = y + ̂s normalverteilt mit Erwartungswert + ̂s und Varianz 2x + 2
x normalverteilt mit Erwartungswert und Varianz 2x
6.11Lineares Gleichgewicht (3) Preis nach Bekanntgabe von m
2
, ˆ( ) ( )m
C o v x mP m E x m m s
2
2 2ˆ( )x
xm s
2 2
2 2 2 2ˆ( ) x x
x xs m
ˆ( )s m
m
6.12Lineares Gleichgewicht (4) Erfüllung der Erwartungen im Gleichgewicht
Für Parameter der Bilanzpolitik gilt λ = 0 sowie
2
2 2x
xs s
ˆ u n d ˆ
( )s
2
2 2x
x
6.13Interpretation (1) Verfälschung der originären Information y im
Gleichgewicht um ein konstantes b > 0
Verzerrung b nur durch Informationsstruktur und Entlohnungsfunktion determiniert
Somit abhängig von Beteiligung am Marktpreis (s), Unsicherheit über den künftigen Unternehmenswert (Varianz σ2
x) und Präzision der eigenen Information (1/σ2)
2
2 2 0x
xb s s
Markt antizipiert Anreiz und korrigiert Bericht des Managers exakt um die BilanzpolitikErwartungsrevision, als ob y bekannt wäre
2
2 2( ) ( )x
xP m m s
y
6.14Interpretation (2) Betreiben von Bilanzpolitik bei Kosten von
b2/2 > 0 und keiner Täuschung des KapitalmarktesWo liegt der Vorteil?
Auch bei Nicht-Ausübung von Bilanzpolitik geht der Kapitalmarkt von der Möglichkeit dazu aus
( ) ( )P m m s
N u t z e n d e s M a n a g e r s b e i V e r z i c h t a u f B i l a n z p o l i t i k :
( ) ( )s P y s y s
N u t z e n b e i B i l a n z p o l i t i k i m A u s m a ß v o n b = s > 0 :
2 2 2 2
2 2s ss P y s s P y s P y
6.15Interpretation (3) Strikt größerer Nutzen bei Bilanzpolitik als bei
Verzicht daraufKeine Schlechterstellung ohne Bilanzpolitik für den Manager
nur dann, wenn der Kapitalmarkt glaubt, dass der Manager m = y berichtet
Wiederum Anreiz für den Manager, Bilanzpolitik m > y zu betreiben
Ausspruch „Earnings manipulation may be fun, but its profitability is doubtful.“ (Kaplan/Roll (1972))
6.16Ergebnis (1) Ex post ineffizientes Gleichgewicht
Wirtschaftsprüfung, Reputation zur wahrheitsgemäßen Bilanzierung oder Selbstbindung durch den Manager nur in beschränktem Umfang wirksam, da wahrheitsgemäße Bilanzierungs- und Bewertungsmethode unklar ist
Reduktion des Vorteils durch kostenerhöhende Mechanismen (zB statt b2/2 zu b2) – interpersonelle Nutzenvergleiche notwendig
Bilanzpolitik ex post nicht direkt erkennbarKeine Information über den Wahrheitsgehalt von m durch
den resultierenden Unternehmenswert x Beteuerungen des Managers, keine Bilanzpolitik betrieben zu
haben, ohne weitere Maßnahmen (zB externe Prüfung) nicht glaubwürdig
6.17Ergebnis (2) Einperiodiges Modell
Abhängigkeiten von früher eingesetzten Maßnahmen bezüglich der Möglichkeiten und Kosten von Bilanzpolitik bei mehrperiodiger Betrachtung
Grundlegende Argumentation weiter gültig
Beseitigung der Ineffizienz als Begründung für ein gesetzliches Verbot von BilanzpolitikPareto-Verbesserung durch Verbot möglichRegelungen schwer durchsetzbar (zB Ermessensspielräume)Einschränkung der gesetzlichen Spielräume jedoch
vorstellbar
6.18Signaling – Grundlagen (1) Instrument zur vorteilhaften Verringerung der
Informationsasymmetrie seitens der besser informierten Partei zur Information über ihre Eigenschaften Im Rahmen von Bilanzpolitik: Glaubwürdige Vermittlung
von Informationen durch die Wahl einer bestimmten Bilanzierungs- oder Bewertungsmethode, die auf anderem Wege nicht möglich wäre
Andere Signaling-Maßnahmen zB durch Dividendenpolitik Je nach Information unterschiedlich hohe Kosten
durch die Erzeugung des SignalsErzeugung des Signals nur für bestimmte Typen von
Unternehmen günstig, für andere ist Imitation unvorteilhaft
6.19Signaling – Grundlagen (2) Modellstrukturen bei asymmetrischer Information
Adverse Selektion (hidden information) – Anreize und Handlungen durch bessere Information (zB vor Vertragsabschluss durch Versicherungsnehmer)
Screening – Vorschlag von Verträgen durch weniger informierte Partei, Bekanntgabe von Informationen durch die Wahl eines bestimmten Vertrags durch die besser informierte Partei
Maßgeblichkeit als Grundlage für SignalisierungskostenDirekte steuerliche Konsequenzen der Bilanzpolitik bei nicht
abweichenden zwingenden Regelungen des SteuerrechtsBeispiel: Wahl der Vorratsbewertungsmethode maßgeblich für
die steuerliche Gewinnermittlung
6.20
Anwendung: Wahl der Vorratsbewertungsmethode
Bewertung von Vorräten bei Beschaffung zu verschiedenen Zeitpunkten und zu unterschiedlichen Einstandspreisen Identitätspreisverfahren (in der Praxis nicht üblich)Durchschnittspreisverfahren (gewogen oder gleitend)FIFO (First-in-first-out) – Annahme: Verbrauch des ältesten
Vorratsbestand zuerstLIFO (Last-in-first-out) – Annahme: Verbrauch der zuletzt
beschafften Vorräte zuerst Typischer Fall steigender Beschaffungspreise und
LageraufbauSteuervorteile bei der Anwendung von LIFOTrotzdem Verwendung von FIFO von vielen Unternehmen
6.21
Mögliche Gründe für Verwendung von FIFO
FIFO entspricht der tatsächlichen Verbrauchsfolge Beteiligung des kurzfristig orientierten Managements am
Jahresergebnis Günstige Darstellung des Unternehmens gegenüber
Gläubigern oder anderen externen Bilanzadressaten Kreditverträge mit Vorschriften zur Einhaltung bestimmter
Bilanzrelationen Signalisierung von bestimmten Informationen mit der
Bewertungsmethode FIFO ist administrativ einfacher Traditionelle Verwendung von FIFO, Kosten bei Übergang
auf LIFO, Stetigkeitsprinzip der Rechnungslegung
6.22
Signaling-Modell mit der Vorratsbewertungsmethode (1)
Zwei Typen von Unternehmen, „gute“ (mit künftig hohem Ertrag) und „schlechte“
A priori Wahrscheinlichkeit p für ein „gutes“ Unternehmen allgemein bekannt
Manager kennt Typ genau, Kapitalmarkt weiß das Keine Möglichkeit für den Manager, glaubwürdig seinen
Typ zu berichtenErwartungswert des Erfolgs eines „guten“ Unternehmens (vor Steuereffekten)
HEH
und der eines „schlechten“ Unternehmens
LEL
mit als künftigen Erfolg und H > L > 0
6.23
Signaling-Modell mit der Vorratsbewertungsmethode (2)
Nutzen des risikoneutralen Managers von zwei Größen abhängigFundamentaler, „wahrer“ Wert des Unternehmens (P1)Marktpreis (P0)
Bildung des Marktpreises nach Wahl der Vorratsbewertungsmethode (FIFO oder LIFO)
NutzenfunktionU = P0 + (1 – )P1 [0, 1]
Erfassung unterschiedlicher Ziele durch Gewichtung Marktpreisabhängige Bonusansprüche des Managers vs vom
fundamentalen Wert abhängige künftige Bonusansprüche Langfristig orientierte Eigentümer mit Interesse am
Fundamentalwert oder kurzfristig orientierte mit Interesse am Marktpreis
6.24
Signaling-Modell mit der Vorratsbewertungsmethode (3)
Steuerlicher Nachteil bei Verwendung von FIFOZinseffekt durch Vorverlagerungen von SteuerzahlungenRessourcenabfluss und Unternehmenswertminderung um TH
bzw TL, Steuereffekte geringer als Erfolgsaussichten„Gutes“ Unternehmen verkraftet Ressourcenabfluss leichter
als „schlechtes“, dh TL > TH
Bedingung H > L > TL > TH > 0
6.25Separating-Gleichgewicht (1) Perfekte Unterscheidung der verschiedenen Typen
im Separating-GleichgewichtWahl von unterschiedlichen Bewertungsmethoden durch
verschiedene TypenKapitalmarkt berücksichtigt diese Information„Gute“ Unternehmen wählen FIFO, „schlechte“ wählen
LIFO
NutzenTyp H, FIFO ,SFIFO
HU = (H – TH) + (1 – )(H – TH) = H – TH
Typ L, LIFO ,SLIFOLU = L + (1 – )L = L
6.26Separating-Gleichgewicht (2) Gleichgewichtsbedingungen
1. Typ H muss FIFO bevorzugen, dh ,SFIFOHU ,SLIFOHU bzw H – TH L + (1 – )H H – L HT
2. Typ L muss LIFO bevorzugen, dh ,SLIFOLU ,SFIFO
LU , dh
L (H – TH) + (1 – )(L – TL)
H – L 1
H LT T
6.27Separating-Gleichgewicht (3) Existenz eines Separating-Gleichgewichts bei
Erfüllung beider Bedingungen„Gutes“ Unternehmen wählt rational FIFO„Schlechtes“ Unternehmen wählt rational LIFOVollständige Information des Marktes über den Typ und
entsprechende Preisfestsetzung (P0 = P1)
Unterschiedliche hohe Kosten als treibende Kraft FIFO für „schlechtes“ Unternehmen teurer als für „gutes“Für „schlechte“ Unternehmen Steuerersparnis vorteilhafter
als günstigerer Markpreis durch Einschätzung als „gutes“Für „gute“ Unternehmen ungünstigerer Marktpreis durch
Einschätzung als „schlechtes“ nachteiliger als Steuerersparnis
6.28Pooling-Gleichgewicht mit LIFO (1) Keine Unterscheidung der verschiedenen Typen
im Pooling-GleichgewichtKeine Information über den Typ aus der Beobachtung der
BewertungsmethodeBeide Typen wählen LIFOMarktpreisbildung mit Hilfe der a priori Wahrscheinlichkeit
p für ein „gutes Unternehmen“Marktpreis bei Verwendung von LIFO
P0 = pH + (1 – p)L
Nutzen,PLIFO
HU = (pH + (1 – p)L) + (1 – )H ,PLIFO
LU = (pH + (1 – p)L) + (1 – )L
6.29Pooling-Gleichgewicht mit LIFO (2) Kein Anreiz beider Typen von LIFO abzuweichen
Auch Kapitalmarkt erwartet nicht, dass FIFO gewählt wird, trotzdem erforderliche Bildung von Erwartungen
Annahme eines „guten“ Unternehmens bei beobachtetem FIFO
Gleichgewichtsbedingungen Kein Anreiz für „gutes“ Unternehmen von LIFO abzuweichen
Nutzen bei Abweichen unter diesen Markterwartungen, ( )PLIFOHU FIFO = (H – TH) + (1 – )(H – TH) = H – TH
,PLIFOHU , ( )PLIFO
HU FIFO (pH + (1 – p)L) + (1 – )H H – TH bzw
H – L (1 )
HTp
6.30Pooling-Gleichgewicht mit LIFO (3)Auch „schlechtes“ Unternehmen darf keinen Anreiz haben,
von LIFO abzuweichenNutzen bei Abweichen
, ( )PLIFOLU LIFO = (H – TH) + (1 – )(L – TL)
H – L
(1 )(1 )
H LT Tp
Bedingung redundant wegen 1
1 1H L H
T T Tp p
Existenz eines Pooling-Gleichgewichts mit LIFOVorteil für ein „gutes“ Unternehmen aus höherem
Marktpreis geringer als SteuernachteilÜberbewertung der „schlechten“ UnternehmenPooling mit LIFO umso eher, je kleiner und je größer p
6.31
Alternative Annahme: „schlechtes“ Unternehmen bei FIFO Für „gutes“ Unternehmen gilt
Für „schlechtes“ Unternehmen gilt
Pooling-Gleichgewicht mit LIFO (4)
(pH + (1 – p)L) + (1 – )H (L – TL) + (1 – )(H – TH) bzw
H – L > 0 (1 )L HT T
p
(pH + (1 – p)L) + (1 – )H L – TL
6.32Pooling-Gleichgewicht mit FIFO (1) Kein Anreiz für beide Unternehmen von FIFO
abzuweichen Nutzen
Annahme eines „schlechten“ Unternehmens bei beobachtetem LIFONutzen bei Abweichen von FIFO
,P F I F OHU = ( ) ( 1 ) ( ) ( 1 ) ( )H H L L H Hp T p T T
,P F I F OLU = ( ) ( 1 ) ( ) ( 1 ) ( )H H L L L Lp T p T T
, ( )P FIFOHU LIFO =
L + (1 – )H
, ( )P FIFOLU LIFO =
L + (1 – )L = L
6.33Pooling-Gleichgewicht mit FIFO (2) Notwendige Bedingung umso eher erfüllt, je
größer und je höher p
H – L 1 LH L L H
TpT T T Tp p
Existenz des Pooling-Gleichgewichts mit FIFOAnreiz des „guten“ Unternehmens zu signalisieren, dass es
tatsächlich „gut“ istImitation durch das „schlechte“ UnternehmenFür den Markt keine Unterscheidung mehr möglich, deshalb durchschnittliche BewertungKeine Anreize für Wechsel vorhandenResultat: Steuernachteil für beide und geringerer Marktpreis als bei Pooling-Gleichgewicht mit LIFO
6.34
Signaling-Gleichgewichte in Abhängigkeit von und p
0
0 ,1
0 ,2
0 ,3
0 ,4
0 ,5
0 ,6
0 ,7
0 ,8
0 ,9
1
0 0 ,1 0 ,2 0 ,3 0 ,4 0 ,5 0 ,6 0 ,7 0 ,8 0 ,9 1 Wah rscheinl ich kei t p
Gewich tung
Separating - Gleichgewicht
Pooling m it FIFO
m it
W ahrscheinlichkeit
p
Separating - Gleichgewicht m it
W ahrscheinlichkeit
p W ahrscheinlichkeit p
Gew
icht
ung
Pooling
m it
LIFO
Separating-Gleichgewich t
Mit L = 2, H = 5, TL = 1 und TH = 0,4
6.35Ergebnis Kosten des Signals entscheidend für
Glaubwürdigkeit
Bei mehr als zwei Ausprägungen teilweises Pooling bestimmter Informationen möglich
Konstellationen mit mehreren Gleichgewichten möglich Auswahl unter mehreren Gleichgewichten problematisch
Signaling-Modelle eine mögliche Erklärung für Wahl von Bilanzierungs- und Bewertungsmethoden
6.36Empirische Ergebnisse LIFO und FIFO häufig verwendet
Nach Bereinigung des Effekts der Bewertungsmethode kaum Unterschiede bei Kennzahlen
Kennzahl (Median)
FIFO-Anwender
LIFO-Anwender bereinigt auf FIFO
LIFO-Anwender
FIFO-Anwender bereinigt auf LIFO
Vorräte/Umsatzerlöse 20% 22% 16% 17% Vorräte/Herstellungskosten 27% 26% 21% 23% Vorräte/Gesamtvermögen 29% 24% 21% 25%
Hypothesen zur Marktpreisänderung FIFO auf LIFO: Steuervorteil steigender Marktpreis FIFO auf LIFO: Niedrigerer Gewinn durch steigende
Beschaffungspreise sinkender Marktpreis LIFO auf FIFO: Höheres Ergebnis steigender Markpreis LIFO auf FIFO: „Gute Neuigkeiten“ steigender Marktpreis
Empirische Ergebnisse der Studien zwiespältig
6.37
Vertragliche Wirkungen der Bilanzpolitik
Bisherige ErklärungenBeeinflussung der Bilanzpolitik durch Adressaten ohne
spezifisches Vertragsverhältnis mit dem UnternehmenStandardisierte Verträge typisch für den KapitalmarktAnreize zu Bilanzpolitik aufgrund von
ManagemententlohnungsverträgenEingeschränkte Reaktionsmöglichkeiten der Adressaten
Anreize zu Bilanzpolitik bei optimalem Vertrag für den VertragspartnerAnalyse in Agency-ModellenAnreize mit optimalen Verträgen steuer- und vermeidbarUneingeschränkte Vertragsgestaltung als Voraussetzung
(auch Rechnungslegung muss vertraglich festlegbar sein)
6.38Offenlegungsprinzip Standard-Agency-Modell mit Prinzipal (zB
Eigentümer, Investor) und Agenten (Manager)Agent für Prinzipal tätigWertvolle, private Information y für AgentenPrinzipal auf Berichterstattung des Agenten angewiesenRechnungslegung als Art der Berichterstattung
Offenlegungsprinzip (relevation principle)Zu jedem Vertrag mit nicht wahrheitsgemäßer
Berichterstattung gibt es ergebnisäquivalenten Vertrag mit wahrheitsgemäßer Berichterstattung
In optimalen (unbeschränkten) Vertrag kein Vorteil durch Bilanzpolitik
6.39
Offenlegungsprinzip im Standard-Agency-Modell
Berichtsfunktion m() des Agenten definiert über Information yExistenz einiger y, für die gilt m(y) y Entlohnungsschema S() bestimmt durch Bericht m Neuer Vertrag mit Entlohnungsschema S*: für jede
Information y, für die m(y) y gilt, gleich hohe Entlohnung bei m(y) = y wie unter bisherigen Vertrag unter Berücksichtigung der Bilanzpolitikanreize
S*(m*(y)) = S*(y) = S(m(y))
Unter S* kein Anreiz mehr zu falscher BerichterstattungGeltung für jeden beliebigen Vertrag, insbesondere für
optimalen Vertrag
6.40
Bedingungen für das Offenlegungsprinzip (1)Stark einschränkende Annahmen für Geltung des Offenlegungsprinzips erforderlich
Uneingeschränkte BerichterstattungSämtliche Facetten der privaten Information berichtbar
Vielschichtige und quantitativ nicht messbare Information Saldierung und Aggregation der Basisinformation
Nicht immer Nachteil für den Prinzipal bei eingeschränkter Berichterstattung:
Steigende Belohnung in m = m(x) führt zu Anreiz zu gewinnmaximierender Politik
Spielraum + b, Bericht des Agent immer m(x) = x + b m gleich informativ wie x selbst, Bilanzpolitik schadet nicht
6.41
Bedingungen für das Offenlegungsprinzip (2)
Unbeschränkte EntlohnungsfunktionOptimale Verträge häufig mit komplexen Funktionen
Unbeschränktes PrecommitmentGlaubwürdige Verpflichtungsmöglichkeit des Prinzipal, den
Bericht des Agenten in einer im Vertrag festgelegten Weise zu verwenden
Starke Verpflichtungserfordernisse bereits im Standard-Agency Modell
Precommitment Konkret stelle man sich eine Fachprüfung vor, in welcher der Prüfer ausschließlich auf die Mühe des Lernens Wert legt. Diese ist nicht beobachtbar und verursacht den Studierenden Disnutzen. Angenommen, der Prüfer möchte, dass ihm die Studierenden im Rahmen der Prüfung wahrheitsgemäß ihre aufgewandte Mühe mitteilen. Dies gelingt eben nur, wenn er sich glaubwürdig verpflichten kann, sie nicht in das Prüfungsergebnis einfließen zu lassen. Ein rationaler Prüfer wird deshalb gar nicht danach fragen – oder erst nach vollendeter Prüfung (sofern das Prüfungsergebnis nachträglich nicht korrigiert werden kann).
6.42Bilanzpolitik zur Konsumglättung Anreize zu gewinnglättender Bilanzpolitik
Schwankende Entlohnungen durch schwankende Performancegrößen
Berücksichtigung des Risikos der künftigen EntlohnungErhöhung des Nutzens durch gewinnglättende Bilanzpolitik
Beschränkter Zugang zum Kapitalmarkt als VoraussetzungEntkopplung von Konsum- und Einkommenspräferenzen
Darstellung in zweiperiodigem Agency-ModellBeobachtung des Cashflows beider Perioden, aber nicht
Perioden-CashflowsLEN-Modell (Offenlegungsprinzip nicht anwendbar)
6.43Annahmen zum Agency-Modell (1)
Nicht neuverhandelbarer Vertragsabschluss in t = 0 Arbeitsleistung at und Zufallsgröße t ergeben Output xt Über die Zeit stationäre ProduktionstechnologieUnabhängige normalverteilte stochastische Größen t
Vertrags-abschluss
Cash flow x1 = a1 + 1 fällt an
Agent wählt a1
Disnutzen 221a
Agent wählt a2
Disnutzen 222a
Cash flow x2 = a2 + 2 fällt an Agent erhält Ent-lohnung S2(m2)
t = 0 Periode 1 t = 1 Periode 2 t = 2
Agent berichtet m1
Agent erhält Entlohnung S1(m1)
6.44Annahmen zum Agency-Modell (2)Risikoneutraler Prinzipal Agent mit additiver intertemporaler NutzenfunktionReservationsnutzen U(u) Lineare Entlohnungsfunktion St
2 21 2
1 1 2 2 1 2( , ) ( , ) exp exp2 2a aU U S a U S a r S r S
St = st + stBt
6.45
Entlohnung auf Basis der einzelnen Cashflows (1)
Beobachtung der Cashflows jeder Periode durch Prinzipal und AgentBeurteilung des Agenten anhand des Cashflows, dh Bt = xt Perioden völlig unabhängig voneinanderAgent maximiert Nutzen
2
2 2 2 2 2 2
max ( ) exp 2
exp ( ) ( )2 2 2 2
tta
t t t tt t
aE U E r S
a r s a r sr E S U E S
Ableitung nach at ergibt Optimum at = st Zielfunktion des Prinzipals (Entlohnung auf
Reservationsnutzniveau durch mögliche Anpassung von st)2 2 2 2 2 2 2 2 2
max ( ) 2 2 2 2 2 2t t t t t t
t t tst
a r s a r s s r sE x a u s u
6.46
Entlohnung auf Basis der einzelnen Cashflows (2)
LösungOptimaler variabler Entlohnungsparameter
21
1ts s r
Erwarteter Nutzen des Prinzipals = Summe der beiden gleich großen erwarteten Periodenüberschüsse abzüglich des zu zahlenden Reservationsnutzens
21 - 2 1 uEG r
6.47
Entlohnung auf Basis von Gewinnen
Beobachtung der Teilergebnisse x1 und x2 nur durch AgentenPrinzipal erfährt nur gesamtes Ergebnis (x1 + x2) am Ende der
beiden Perioden
Bilanzpolitische Maßnahmen durch den Agenten am Ende der ersten Periode möglich Bericht m = x1 – b Bilanzpolitik erst nach Bekanntwerden von x1 , dh b = b(x1) Ergebnis der zweiten Periode x2 + b(x1), da Prinzipal
andernfalls Bilanzpolitik aufdecken könntePerioden nicht mehr unabhängig voneinander
6.48
Lösung Schritt 1
Nutzen des Agenten2 21 2
0 1 1 1 2 1( ( )) ( ( ))2 2a aEU x EU s s x b x EU s s x b x
Lösung des Programms durch Ermittlung (bedingter) Optima von hinten nach vorne
Schritt 1: Ermittlung von a2 Optimierung von EU0x1 nach a2 ergibt a2 = sGeltung unabhängig von konkreter (zu Periodenbeginn
feststehender) Bilanzpolitik
6.49
Lösung Schritt 2
Ermittlung von b Nächste zeitlich vorgelagerte Entscheidung b(x1)
2 2 2 20 1 211( ) 2 2 2
0
EU x a s r sr s U s s x b r s U s s s bb
x1 realisiert – Agent trägt nur noch mit x2 verbundenes Risiko Notwendige Risikoprämie zu diesem Zeitpunkt
(Berücksichtigung oben in zweiter Klammer)Optimale Bilanzpolitik
2 2 2 2211( ) 2 2 2
a s r ss s x b s s s b
b z w
2 21
1 1(1 )1( ) 2 2 2
a s rb x x s
6.50
Lösung Schritt 3
Ermittlung von a1 Ermittlung der vorausgehenden Entscheidung des Agenten
über die Arbeitsleistung in der ersten Periode notwendig für die Ableitung des erwarteten Nutzens des Prinzipals
2 22 2 2 21 1 1
0
2 2 22 2 2 2 21 1
2 2 2 21 1
(1 )2 4 4 2 8
(1 )2 2 4 4 2 8
32 2 4 4 8
s a a as r r sEU U s
s a a s rs r s r sU s
s a a s r sU s
Maximierung von EU0 nach a1 führt zu a1 = s
6.51
Lösung Schritt 4
Ermittlung von s Erwarteter Nutzen des Prinzipals
2 2 232 2 8s r sEG s u
Optimaler Entlohnungssatz
22
1 13 11 4
s srr
Erwarteter Überschuss bei Bilanzpolitik
2
1 231 4EG u
r
6.52
Eigenschaften der optimalen Bilanzpolitik
Optimale Bilanzpolitik unter Berücksichtigung von a2 = s
Mit Gewinn als Cashflow x1 abzüglich Betrag b(x1)
21 1 2
1( ) ( )2 2r sb x x E x
Bei positivem Cashflow gewinnmindernde Periodenabgrenzung, bei negativem umgekehrt (Gewinnglättung) b(x1) steigt linear in x1 mit einer Rate von 0,5Erwartungswert der Bilanzpolitik vor Kenntnis von x1
positiv, nämlich rs2/4 – ex ante asymmetrische Glättung
6.53Ergebnis Erwarteter Überschuss bei Bilanzpolitik höher als
jener bei Verwendung der beiden Cashflows
2
1 231 4EG u
r
> 21 21EG ur
Resultat: Bilanzpolitik wünschenswert!Verschiebung eines Teils des unsicheren Ergebnisses x1 in die
zweite PeriodeVerringerung der geforderten Risikoprämie des AgentenPrinzipal kann Anreize s wegen geringerer Risikoscheu des
Agenten etwas erhöhen – zusätzlicher produktiver Effekt Grund?
6.54Diskussion (1) Gewinnglättende Bilanzpolitik aufgrund der
Annahme der vollständigen Konsumption von St
Entlastung der Rechnungslegung von dieser Funktion bei der Möglichkeit zum Sparen und Ausborgen von Geld
Nicht vollkommener Kapitalmarkt lässt Funktion zum Teil bestehen
Grenzfall: risikolose Anlage und Aufnahme von Geld zum Zinssatz null
Im Grenzfall gleiches Resultat wie unter den vorhergehenden Annahmen
Aber ohne Bilanzpolitik, da irrelevant
6.55Diskussion (2) Alternative Annahme: Multiplikative statt additive
Nutzenfunktion
Bilanzpolitik b in diesem Fall irrelevantTrotz multiplikativer Nutzenfunktion Anreize zu
Bilanzpolitik in bestimmten Situationen möglich Bei Abgang von der Annahme linearer Entlohnung
2 21 2
1 1 2 2 1 2( , ) ( , ) exp 2 2a aU U S a U S a r S S
Über die Perioden unveränderte Entlohnungsfunktion2 21 2
1 2
2 21 2
1 2
exp 2 ( ) ( ) 2
exp 2 ( ) 2
a aU r s s x b s x b
a ar s s x x
6.56
Kosten verursachende Bilanzpolitik
Bilanzpolitik mit negativer Konsequenz für den PrinzipalErhöhung des Gewinns und der daran anschließenden
Entlohnung mit BilanzpolitikPrivate Kosten des Agenten durch Bilanzpolitik
(Nachdenken, Suchen, Beratung, Aushandlung etc)
Analyse im selben Modell, aber nur eine PeriodeManipulation der Beurteilungsgröße B durch Bilanzpolitik
als zusätzliche, sonst völlig unproduktive Aktion a2 möglich
Erhöhung der Beurteilungsgröße um Faktor b 0 Disnutzen durch beide Aktivitäten bestimmt
B = x + ba2 = a1 + ba2 +
2 21 2( )/2a a
6.57
Lösung ohne Möglichkeit von Bilanzpolitik
Annahme: Bilanzpolitik keine Wirkung (b = 0)
Optimale Arbeitsleistungen a1 = s, a2 = 0 Optimaler Entlohnungsparameter
21
1s r
Erwarteter Nutzen des Prinzipals
21
2 (1 )EG ur
6.58Lösung mit Bilanzpolitik (b > 0) (1) Optimale Arbeitsleistung durch Maximierung des
Erwartungsnutzens des Agenten
a1 = s sowie a2 = bs
2 2 2 21 2
,1 22 21 2
1 2,1 2
max ( ) bzw2 2max ( ) 2
a a
a a
a a r ss s E B
a as a b a
Erwarteter Nutzen des Prinzipals2 2 2 2 2 2 2 2 21 2
1( ) ( ) 2 2 2 2a a r s s s b r sE x s s E B a s
6.59Lösung mit Bilanzpolitik (b > 0) (2)Maximierung nach dem variablen Entlohnungssatz
2 21
1s b r Erwarteter Nutzen des Prinzipals deutlich geringer als bei
keiner Wirkung der Bilanzpolitik
2 21
2 (1 )EG ub r
Ergebnis: Nachteil für Prinzipal aus BilanzpolitikAgent steckt Arbeitsleistung in Bilanzpolitik und nicht in
produktive TätigkeitJe größer die Einflussmöglichkeiten der Bilanzpolitik umso
lukrativer und umso geringer der Nutzen des PrinzipalReduktion des variablen Entlohnungssatzes im Optimum zur
Verringerung der Bilanzpolitikanreize – auch weniger Anreiz für produktive Arbeit