BÜHNE TEST

84 tastenwelt 2/2015

PREIS 832 e

DISPLAY 192 x 64 Pixel

EFFEKTE Processing: 4 Harmony-Voices, Pitch Correction, Effekte, Vocoder, TalkBox; Vocal-FX: Reverb, Delay, µMod, Rhythmic, Transducer, Harmony, Double, Picht-Correction/HardTune, Choir, Stutter, Vocoder, Adaptive Tone; Gitarren-FX: Amp-Modeling, Drive, Delay, Reverb, EQ, Compressor, Resonant Filter, Wah, µMod, Shif-ter, Rhythmic/Tremolo, TalkBox

LOOPER 3 Spuren (Vocal und Gitarre) je max. 8 min., Gesamtspeicher: 10 Loops mit 45 min. Loopzeit, unbegrenzte Overdubs

ANSCHLÜSSE Mic/Line-in (Kombibuchse), Guitar-in/thru (Klinke), Monitor-in/thru (2 x XLR), Kopfhörer (Miniklinke), Aux-in (Mi-niklinke), Main/Voice-out (2 x XLR), Guitar-out (2 x Klinke), MIDI-in/out/, USB-A/B, Fußschalter, Expression-Pedal, Netzteil

ABMESSUNGEN/GEWICHT 35 x 8 x 22 cm, 2,3 kg

INFO www.tc-helicon.com

DATEN

War der TC-Helicon VoiceLive bereits in der ersten Generation das Multitalent unter den Vocal-Harmonizern, so ist er in der dritten Generation mit Gitarreneffekten und Looper weit darüber hinaus gewachsen. Was sonst an Neuem geboten wird, verraten wir in diesem Praxistest.

3 in 1

Hersteller TC-Helicon hat seine Vocal-Harmo-nizer der VoiceLive-Serie von Anfang an so ausgelegt, dass sie nicht nur MIDI-bewehrte

Keyboarder gesanglich unterstützen, sondern auch singenden Gitarristen mehr Stimmgewalt verleihen. In der aktuellen dritten Modellgeneration stecken deshalb nicht nur Gesangseffekte – man packt auch gleich noch Gitarreneffekte und einen Looper ins Gerät. Im Test haben wir die verschiedenen Funkti-onen ausgiebig unter die Lupe genommen.

Flexibel war der VoiceLive schon immer und bleibt es auch in Version 3: Die Harmoniestimmen lassen sich sowohl über MIDI (z.B. vom Keyboard aus) als auch über Gitarrenakkorde steuern. Die Begleitgitar-re muss hierfür lediglich über einen konventionel-len Tonabnehmer verfügen; ein hexafonischer Ton-abnehmer, bei dem jede Saite einzeln abgenom-men wird, ist nicht notwendig. Es sind damit so-wohl Akustikgitarren mit aktivem Piezo- oder De-ckenpickup als auch E-Gitarren mit magnetischen Tonabnehmern geeignet. Man kann also ohne Pro-bleme sein gewohntes Lieblingsinstrument spielen und dabei mehrstimmig singen.

Während bei MIDI-Steuerung bereits die passen-den Akkorddaten im digitalen Format zum Vocal-

Harmonizer geschickt werden, müssen der analoge Gitarrenklang zunächst analysiert und die entspre-chenden Akkorddaten berechnet werden. Dies erle-digt der Prozessor des VoiceLive 3 so schnell, dass die zwangsläufig vorhandene Latenz so gut wie nicht auffällt. Ein Singer/Songwriter etwa, der sich zum Gesang auf der Akustikgitarre begleitet, kann seine Akkorde wie gewohnt strummen oder picken, und der VoiceLive 3 erzeugt ohne nennenswerte Verzögerung die harmonisch korrekten Begleitstim-men. Aber nicht nur per Gitarre lässt sich die Tonart steuern, auch mit einem über die Aux-in- und Mo-nitor-in-Buchsen eingespeisten Audio-Playback ar-beitet der VoiceLive 3 zielsicher und zuverlässig. Der Background-Chor muss damit nicht mehr unbe-dingt auf dem Playback eingespielt sein – mit dem VoiceLive kann man ihn auch live erzeugen.

Guitar-LayerDie Gitarren-Sektion des VoiceLive 3 verwöhnt den Gitarristen zusätzlich mit einer umfangreichen Ef-fektabteilung für Akustik- und E-Gitarre. Sie bietet deutlich mehr als beim Vorgänger VoiceLive 2 und hat sich damit zu einem kompletten Gitarren-Rig gemausert. Neben einer Fülle von Hall- und Delay-

TC-HELICON VOICELIVE 3

©PPVMEDIEN 2015

TEST BÜHNE

Varianten gibt es Equalizer, Compressor, Wah-Wah, Pitchshift- und Modulationseffekte wie Chorus und Flanger, die bei TC-Helicon unter der Rubrik „µMod“ geführt werden. Dabei hat man unter ande-rem bewährte TC-Effekte wie den „Hall of Fame“, den „Corona“-Chorus, den „Vortex“-Flanger oder das „Flashback“-Delay implementiert. Auch rhyth-mische Effekte wie Tremolo oder Panning sowie fette Drive-Sounds für den E-Gitarristen sind an Bord. Diese – wie auch alle zeitbasierten Vocal-Effekte – kann man per MIDI-Clock mit externen MIDI-Geräten synchronisieren.

Dank einer kleinen Synthesizerabteilung lassen sich auch Vocoder- und TalkBox-Effekte erzeugen – Peter Frampton lässt grüßen. Weiterhin hat TC-Helicon 20 Amp- und vier Bodentretersimulationen in den VoiceLive 3 gepackt, die von Clean über Crunch bis zu Overdrive alle gängigen E-Gitarren-Genres abdecken. Für den Akustik-Gitarristen ste-hen fünf überzeugende Korpussimulationen von warm bis klar bereit. Die Effekte und Simulationen sind von sehr guter Qualität und im Detail editier-bar, so dass sich für jeden Song der passende Gitar-rensound erzeugen lässt. Falls man als Gitarrist nicht zu sehr an seinem Equipment hängt, kann man Effekte und Amp durchaus zu Hause lassen und mit dem TC-Helicon VoiceLive 3 direkt den Mixer füttern.

LooperKomplett neu in einem Vocal-Harmonizer von TC-Helicon ist der Looper. Mit ihm können Vocal- und Gitarrenphrasen mit einer Gesamtlänge von 45 Mi-nuten aufgezeichnet und abgespielt werden. Dabei ist die Maximallänge einer Loop-Spur auf acht Mi-nuten begrenzt, was jedoch kaum zu Einschränkun-gen führen dürfte. In jedem der zehn „Loop-Slos“ stehen drei Spuren bereit, die wahlweise einzeln hintereinander oder jeweils zwei parallel (A + B oder A + C) abgespielt werden können. Dies funk-tioniert auch bei unterschiedlichen Loop-Längen.

Jeden Loop kann man mit beliebig vielen Over-dubs ausgestalten. Äußerst praktisch ist die Mög-lichkeit, wahlweise nur den Gesang, nur die Gitarre oder beides zusammen aufzunehmen. Dies gibt dem Musiker die maximale Freiheit bei der Gestal-tung seiner Loops. Diese können gespeichert und einem VoiceLive-Preset zugeordnet werden. Wer seine Loops also zu Hause vorbereiten möchte, muss sie auf der Bühne nicht umständlich suchen,

Die Rückseite des neuesten VoiceLive-Modells offenbart eine stattliche Anschluss-vielfalt.

©PPVMEDIEN 2015

BÜHNE TEST

86 tastenwelt 2/2015

sondern hat sie zusammen mit dem Preset sofort parat. Das Tempo kann fest vorgegeben, eingetappt oder per MIDI-Clock zu externen Geräten synchroni-siert werden.

VokaleffekteWas das Erzeugen von Harmoniestimmen zum Ge-sang anbelangt, waren die VoiceLive-Modelle schon immer opulent ausgestattet. Es werden bis zu vier Stimmen erzeugt, die beliebig ober- und unterhalb der Hauptstimme verteilt werden oder die Haupt-stimme doppeln können. Tendenziell klingen ein bis zwei Zusatzstimmen sehr natürlich; vierstimmigen Chor sollte man dagegen mehr im Hintergrund hal-ten. Für die dritte Generation der VoiceLive-Familie hat man noch einiges draufgelegt:

Für jede der vier Harmoniestimmen kann man nun getrennt aus vier Harmoniestrategien wählen. „Natural Play“ folgt den über MIDI oder von der Gitarre live eingehenden Akkordvorgaben. Dies ist der am häufigsten verwendete Modus. „Pedal“ ge-neriert eine Harmoniestimme auf dem Grundton des Live-Akkords, während sie im „Scale“-Modus einer vorgegebenen Tonskala folgt und bei „Fixed“ einen vorher festgelegten Ton wiedergibt. Das Inter-essante dabei ist, dass man diese Modi in einem Chor mischen kann. Bei Folk und Pop ist z.B. eine auf einer fixen Tonhöhe intonierte zweite Stimme durchaus gebräuchlich. Wenn man noch eine dritte Stimme hinzunimmt, die im Natural-Play-Modus der Melodie folgt, ergibt dies einen sehr natürlich klingenden Background-Chor.

Die Tonhöhe der Hauptstimme kann man vom VoiceLive 3 korrigieren lassen. Hierfür stehen meh-rere Modi von der dezenten, natürlich klingenden Pitch-Korrektur bis hin zum „Hard Tune“ (bekannt als Cher-Effekt) zur Verfügung. Selbstverständlich verfügt auch die Vocal-Abteilung über eine Vielzahl an hochwertigen Effekten wie Hall, Delay, Chorus und viele andere.

PraxisAuch wenn sich der VoiceLive 3 im selben Gehäuse wie der Vorgänger präsentiert, so sind doch auf den ersten Blick die Unterschiede zu erkennen. Dies

betrifft nicht nur die nun silberne statt der zuvor schwarzen Gehäusefarbe, sondern vor allem die Touch-Buttons, die an die Stelle der Hardware-Be-dientaster des VoiceLive 2 getreten sind. Ob man die mag oder nicht, ist Geschmacksache, es bleibt aber festzustellen, dass sie tadellos und sehr zuver-lässig funktionieren. Die zehn beleuchteten Fußtas-ter sind von derselben robusten Qualität wie auch bei den Vorgängermodellen.

Das Bedienkonzept des VoiceLive 3 wurde über-arbeitet und erweitert. Trotz größerem Funktions-umfang ist die Programmierung übersichtlicher und die Live-Bedienung einfacher. So hilft etwa die Möglichkeit, globale Effekte zu definieren, bei der Erstellung von Presets, während die freie Belegbar-keit der zehn Fußtaster die Bühnenarbeit erleich-tern kann. Mit dem „Step“-Taster lassen sich – wie gehabt – vorher definierte Preset-Folgen durchstep-pen, während der neu hinzugekommene „Hit“-Ta-ster auf eine zuvor programmierte Variation des ak-tuellen Presets wechselt. Damit kann man z.B. ei-nen zusätzlichen Chorus auf die Gitarre schalten oder für den Refrain eine weitere Harmoniestimme – zum Beispiel im „Fixed“-Modus – aktivieren.

Die äußerst praktische „Talk/Tuner“-Funktion, bei der alle Effekte stummgeschaltet werden und ein Tuner auf dem Display erscheint, aktiviert man beim VL3 durch gleichzeitiges Drücken der beiden Taster Preset Up und Down. Der digitale Ein- und Ausgang des Vorgängermodells wurde beim Voice-Live 3 gegen einen Monitor-in/out eingetauscht. Hierüber lässt sich ein Monitor-Mix einspeisen und zusammen mit dem VL3-Signal auf die Monitorbox oder die In-Ears legen. Ein kombiniertes Gitarren/Kopfhörerkabel liegt dem Gerät bei. Zu guter Letzt muss man das Handbuch des VoiceLive 3 aus-drücklich loben. Es liegt zwar nicht in Papierform bei, sondern muss von der TC-Helicon-Webseite als PDF-Datei heruntergeladen werden. Es ist aber sehr ausführlich, gut ins Deutsche übersetzt und mit verständlichen Beispielen versehen.

FazitAn der guten Qualität der Harmoniestimmen hat sich beim VoiceLive 3 im Vergleich zum VoiceLive 2 nichts geändert, an der Ausstattung und Flexibilität hingegen schon. Der offensichtlichste Zugewinn ist der Looper. Gerade für den singenden Gitarristen bringt er einen deutlichen Mehrwert, da dieser so-wohl vorgefertigte Loops direkt im Preset aktivieren oder aber seinen Song live auf Loops aufbauen kann. Beides eröffnet neue, spannende Gestaltungsmög-lichkeiten, die vorher nur mit einem zusätzlichen Gerät mit separater Bedienung und zusätzlicher Verkabelung realisierbar waren. Aber auch die stark erweiterte Gitarreneffektsektion inklusive Amp-Si-mulationen und die freie Wahl der Harmonisie-rungsstrategie für jede Chorstimme eröffnen neue Perspektiven. Der TC-Helicon VoiceLive 3 ist zur Zeit die erste Wahl für singende Gitarristen. Der Keyboard-Entertainer nutzt überwiegend den Voice-Prozessor, aber schon hier spielt das Gerät ganz vorne mit. Hans Joachim Schäfer tw

TC-HELICON VOICELIVE 3VocalHarmonizer

Klangqualität der Harmoniestimmen

Umfangreiche, hoch-wertige Vocal- und Gitarreneffekte

Zielsichere Akkord-erkennung vom Gitar-rensignal

Looper

Ausführliches Hand-buch (Download)

WERTUNG

Zum Funktionsumfang ge-hören neben der Harmoni-sierung von Gesangsstim-men auch diverse Gitarren-effekte und ein Looper.

©PPVMEDIEN 2015