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1 Allgemeine Hinweise Bevor man mit der Auswertung beginnt, sollte man sich dessen bewusst sein, dass wir im Rahmen un- serer Atlaskartierungen nach Abschluss der Beob- achtungen im Gelände meist nicht mehr als einen Eindruck von den Lebensräumen im Kartiergebiet und eine Reihe von Einzelzählungen zur Verfügung haben. Am Ende der Kartierungen stehen wir also nicht mit einem flächendeckenden, vollständigen Ergebnis da, sondern vor einer zweiten Herausfor- derung: Der Abschätzung der wahrscheinlichen (und nic ht der minimalen, absolut gesicherten) Be- standsgrößen. Bitte beachten Sie: Die Auswertungshinweise aus dem Handbuch „Methodenstandards zur Erfas- sung der Brutvögel Deutschlands“ sind für die ver- einfachte ADEBAR-Kartierung nicht direkt an- wendbar. Dort werden Definitionen für Brut- verdacht formuliert, die sich an intensiven Kartie- rungen auf kleineren Flächen orientieren. Im Rah- men des Atlasprojektes sollten wir zwar die art- spezifischen Hinweise zu den Lebensrauman- sprüchen und zu Besonderheiten der Erfassung nutzen, zur Festlegung des Status einer Art sind aber die Wertungsperioden aus dem Meldebogen des ADEBAR-Projektes zu verwenden. Hinweise zur Ermittlung des Artenspektrums In aller Regel ist uns nach Abschluss der Kartier- arbeiten das Artenspektrum, also eine Liste aller selbst oder von anderen in den letzten Jahren (aber nicht früher als 2000) nachgewiesenen Brutvogel- arten (also auch den „recherchierten Daten“, siehe Erfassungsbogen) der kartierten Einheit (TK25, TK25-Quadrant) bekannt. Der erste Auswertungs- schritt, das rein qualitative Ankreuzen aller nachge- wiesenen Brutvogelarten, fällt daher noch leicht. Dennoch wird es vorkommen, dass Arten, die man auf „seiner“ TK erwartet hat, im Rahmen der vorgegebenen Kartierzeit nicht nachgewiesen wer- den konnten. Was ist dann zu tun? ADEBAR – Atlas deutscher Brutvogelarten Die Erfassung mittelhäufiger Arten, von Arten mit großen Revieren bzw. mit konzentriertem Vorkommen Beispiel 1: Ergebnisse älterer Kartierungen bzw. aktueller Erfassungen benachbarter TK25 rechtfertigen die Annahme, dass der Trauerschnäpper in der zu untersuchenden TK25 oder im TK25-Quadranten in wenigen Paaren brüten sollte. Bei der ADEBAR- Kartierung 2005 gelang aber nicht einmal der Nach- weis eines singenden Männchens. Um diese Frage zu beantworten, wollen wir hier noch einmal vorwegschicken, dass es für das Gelin- gen des Atlasprojektes wichtig ist, seine Unter- suchungsfläche nach folgenden Punkten abzuarbei- ten (in dieser Reihenfolge!): 1. Angaben zum qualitativen Vorkommen der Arten (ja/nein; „festgestellt“ in der Spalte „Brutvorkommen“ des Meldebogens), 2. möglichst sichere Einstufung möglichst vieler, vor allem aber der mittelhäufigen Vogelarten in die vorgegebenen Häufigkeitsklassen (falls Sie darüber hinaus die Bestandsklassen für weitere Arten angeben können, so ist das eine wertvolle Zusatzinformation, die uns helfen wird, die Aussagekraft der Kartierergebnisse zu erhöhen), 3. ggf. Angaben zum genauen Brutbestand ein- zelner Arten (nicht verpflichtend; Angaben in die Spalte Bemerkungen eintragen). Bitte beachten Sie: Daraus ergeben sich für die Kartierung folgende Konsequenzen. Sobald man eine bestimmte Art sicher in eine Häufigkeitsklasse einstufen kann und es wahrscheinlich ist, dass die nachfolgende Stufe nicht mehr erreicht wird, muss diese Art nicht mehr weiter kartiert werden. Es ist dann bei begrenztem Zeitbudget sinnvoller, sich den noch vorhandenen „Problemfällen“, also Arten, deren Bestände noch nicht geschätzt werden kön- nen oder für die noch ein Brutnachweis (im Sinne der ADEBAR-Definition) fehlt, zuzuwenden.

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Allgemeine Hinweise

Bevor man mit der Auswertung beginnt, sollte mansich dessen bewusst sein, dass wir im Rahmen un-serer Atlaskartierungen nach Abschluss der Beob-achtungen im Gelände meist nicht mehr als einenEindruck von den Lebensräumen im Kartiergebietund eine Reihe von Einzelzählungen zur Verfügunghaben. Am Ende der Kartierungen stehen wir alsonicht mit einem flächendeckenden, vollständigenErgebnis da, sondern vor einer zweiten Herausfor-derung: Der Abschätzung der wahrscheinlichen(und nicht der minimalen, absolut gesicherten) Be-standsgrößen.

Bitte beachten Sie: Die Auswertungshinweiseaus dem Handbuch „Methodenstandards zur Erfas-sung der Brutvögel Deutschlands“ sind für die ver-einfachte ADEBAR-Kartierung nicht direkt an-wendbar. Dort werden Definitionen für Brut-verdacht formuliert, die sich an intensiven Kartie-rungen auf kleineren Flächen orientieren. Im Rah-men des Atlasprojektes sollten wir zwar die art-spezifischen Hinweise zu den Lebensrauman-sprüchen und zu Besonderheiten der Erfassungnutzen, zur Festlegung des Status einer Art sind aberdie Wertungsperioden aus dem Meldebogen desADEBAR-Projektes zu verwenden.

Hinweise zur Ermittlungdes Artenspektrums

In aller Regel ist uns nach Abschluss der Kartier-arbeiten das Artenspektrum, also eine Liste allerselbst oder von anderen in den letzten Jahren (abernicht früher als 2000) nachgewiesenen Brutvogel-arten (also auch den „recherchierten Daten“, sieheErfassungsbogen) der kartierten Einheit (TK25,TK25-Quadrant) bekannt. Der erste Auswertungs-schritt, das rein qualitative Ankreuzen aller nachge-wiesenen Brutvogelarten, fällt daher noch leicht.

Dennoch wird es vorkommen, dass Arten, dieman auf „seiner“ TK erwartet hat, im Rahmen dervorgegebenen Kartierzeit nicht nachgewiesen wer-den konnten. Was ist dann zu tun?

ADEBAR – Atlas deutscher Brutvogelarten

Die Erfassung mittelhäufiger Arten,von Arten mit großen Revierenbzw. mit konzentriertem Vorkommen

Beispiel 1:Ergebnisse älterer Kartierungen bzw. aktuellerErfassungen benachbarter TK25 rechtfertigen dieAnnahme, dass der Trauerschnäpper in der zuuntersuchenden TK25 oder im TK25-Quadranten inwenigen Paaren brüten sollte. Bei der ADEBAR-Kartierung 2005 gelang aber nicht einmal der Nach-weis eines singenden Männchens.

Um diese Frage zu beantworten, wollen wir hiernoch einmal vorwegschicken, dass es für das Gelin-gen des Atlasprojektes wichtig ist, seine Unter-suchungsfläche nach folgenden Punkten abzuarbei-ten (in dieser Reihenfolge!):

1. Angaben zum qualitativen Vorkommen derArten (ja/nein; „festgestellt“ in der Spalte„Brutvorkommen“ des Meldebogens),

2. möglichst sichere Einstufung möglichst vieler,vor allem aber der mittelhäufigen Vogelartenin die vorgegebenen Häufigkeitsklassen (fallsSie darüber hinaus die Bestandsklassen fürweitere Arten angeben können, so ist das einewertvolle Zusatzinformation, die uns helfenwird, die Aussagekraft der Kartierergebnissezu erhöhen),

3. ggf. Angaben zum genauen Brutbestand ein-zelner Arten (nicht verpflichtend; Angaben indie Spalte Bemerkungen eintragen).

Bitte beachten Sie: Daraus ergeben sich für dieKartierung folgende Konsequenzen. Sobald maneine bestimmte Art sicher in eine Häufigkeitsklasseeinstufen kann und es wahrscheinlich ist, dass dienachfolgende Stufe nicht mehr erreicht wird, mussdiese Art nicht mehr weiter kartiert werden. Es istdann bei begrenztem Zeitbudget sinnvoller, sich dennoch vorhandenen „Problemfällen“, also Arten,deren Bestände noch nicht geschätzt werden kön-nen oder für die noch ein Brutnachweis (im Sinneder ADEBAR-Definition) fehlt, zuzuwenden.

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ADEBAR – Atlas deutscher BrutvogelartenDie Erfassung mittelhäufiger Arten, von Arten mit großen Revieren bzw. mit konzentriertem Vorkommen

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Beispiel 2:Sie haben mit Hilfe der Klangattrappe vier Klein-spechte nach den ADEBAR-Vorgaben als Bestandgezählt. Aufgrund geeigneter Lebensraumstrukturen(deren Verbreitung Ihnen aufgrund von Vor-exkursionen und den Kartierungen bekannt ist)schätzen Sie den Bestand auf 10–15 Paare undordnen ihn der Größenklasse 8–20 Paare zu. Dassmehr als 20 Kleinspechtpaare auf Ihrer TK vorkom-men halten Sie für eher unwahrscheinlich. Sie habenaber noch keinen Trauerschnäpper auf Ihrer TK25bzw. Ihrem TK25-Quadranten nachgewiesen, und beider Weidenmeise sind Sie sich noch nicht sicher, ob esmehr als 50 Paare sein könnten. Dann konzentrierenSie sich bei Ihren weiteren Kartierungen bitte auf dieseArten und „verschwenden“ keine Zeit damit, denhochgeschätzten Kleinspechtbestand durch exakteNachweise zu verifizieren. Sie werden feststellen, dassman gerade bei den einfacher zu kartierenden mittel-häufigen Arten wie z. B. Türkentaube oder Dohlesehr schnell zu einer belastbaren Einstufung derBestände in die vorgegebenen Häufigkeitsklassenkommen kann, ohne dass man sämtliche Siedlungs-bereiche kartieren muss.

Für dieses Vorgehen gibt es allerdings zwei Voraus-setzungen, die erfüllt sein müssen:

Man muss die Lebensräume seiner Unter-suchungsfläche kennen und man muss vor allem beieiner einjährigen Bearbeitungszeit schon währendder Kartierphase die Daten vorauswerten, um eineAbschätzung vornehmen und frühzeitig die Ent-scheidung treffen zu können, dass man die eine oderandere Art nicht mehr zu kartieren braucht, weilneue Nachweise aller Voraussicht nach nicht zu ei-ner Änderung der Bestandsklassenschätzung führenwürden.

Bitte beachten Sie: Falls die geschätzte Bestands-spanne einer Art den Bereich zweier Atlas-Häufig-keitsklassen berührt, dann geben Sie bitte die jeweilshöhere Klasse an. In den allermeisten Fällen werdendie Bestände unterschätzt, so dass diese Vorgehens-weise gerechtfertigt erscheint.

Bitte beachten Sie: Tragen Sie den von Ihnen er-mittelten Schätzbestand in der Spalte „Bemerkun-gen“ ein, falls in Ihrem Bundesland auf TK25-Quadranten kartiert wird., Dadurch wird das Zu-sammenführen der vier TK25-Quadrantenbeständezu dem TK25-Gesamtbestand vereinfacht.

Zurück zu Beispiel 1: Wenn Sie trotz optimalorganisierter Kartierungen keinen Trauerschnäppererfasst haben, obwohl Sie diesen erwarten und Ih-nen aus weiter zurückliegenden Jahren auch Vor-kommen bekannt sind, geben Sie bitte dennoch denBestand „0“ an. Falls Sie an dieser Einstufung Zwei-fel haben, führen Sie dies bitte in der Spalte „Bemer-kungen“ an.

Hinweise zur Bestandsabschätzung

Damit sind wir beim aufwändigeren zweiten Schritt,der artspezifischen Häufigkeitseinstufung. Hierhängt die Vorgehensweise bei den Kartierungen vorallem von der Häufigkeit und Verteilung dererfassten Arten ab. Bitte lesen Sie die nachfolgendenHinweise und lassen sich nicht durch den etwasumfangreicheren Text abschrecken. Wenn Sie die-se Hinweise befolgen, werden Ihnen die Bestands-schätzungen sicher wesentlich leichter fallen!

A. Arten, für die die Schätzung weitestge-hend auf den kartierten und recherchiertenBeständen beruht

Einige der auf dem Erfassungsbogen der Katego-rie 3 zugeordneten Arten sind deutschlandweit eherselten, aber zumindest in einigen Bundesländernsind ihre Vorkommen nicht ausreichend bekannt.Sie müssen daher im Rahmen der Atlaskartierung„flächig“ erfasst werden. Aufgrund ihres punktuel-len Vorkommens und der teilweise starken Spezia-lisierung auf bestimmte Lebensräume sollte derweitaus größte Anteil (> 75 %) des Brutbestandes(Definition siehe Kriterien im „Pilotatlas“) der fol-genden Arten durch die Kartierungen nachgewie-sen werden:

Schwarzhalstaucher, Neozoen wie Schwarzschwan,Streifengans, Kanadagans, Brautente oder Mandarin-ente, Wiesenweihe, Alpenschneehuhn, Kranich,Flussuferläufer, Waldwasserläufer, Lachmöwe,Sturmmöwe, Halsbandsittich, Sumpfohreule, Weiß-rückenspecht, Dreizehenspecht, Uferschwalbe, Felsen-schwalbe, Steinrötel, Alpenbraunelle, Orpheusspötter,Grünlaubsänger, Mauerläufer, Raubwürger, Karmin-gimpel, Schneesperling, Zaunammer, Zippammer.

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B. Arten, für die die Schätzung überwiegendauf den kartierten und recherchierten Be-ständen beruht

Die meisten mittelhäufigen Arten v.a. an Gewässern,in Feuchtgebieten oder Heiden treten innerhalb einerTK25 bzw. einem TK25-Quadranten konzentriertnur an wenigen Stellen auf. Diese Lebensräumemüssen während der Kartierung weitgehend kontrol-liert werden, so dass der Großteil der Vorkommendirekt erfasst wird. Bei der Bestandsschätzung kön-nen die Revierpaarzahlen „aufgerundet“ werden, umzu berücksichtigen, dass ein Teil der Paare bei denKontrollen übersehen wird bzw. dass ein kleinerer Teilz. B. des Gewässernetzes nicht kontrolliert werdenkonnte. Der direkt nachgewiesene Bestandsanteilsollte aber in der Regel über dem hinzu geschätz-ten Bestandsanteil liegen (> 50 %). Ausnahmenbei den Wasservögeln stellen sicher einige besondersgewässerreiche TK25 dar, etwa in den SeengebietenMecklenburgs.

In der Agrarlandschaft (Acker- und Grünland):Kiebitz, Bekassine, Uferschnepfe, Großer Brachvogel,Kuckuck, Steinkauz, Braunkehlchen, Sprosser,Blaukehlchen, Wacholderdrossel, Schlagschwirl,Ortolan

In Trockenlebensräumen (Heiden, Brachland):Ziegenmelker, Wendehals, Heidelerche, Schwarz-kehlchen, Steinschmätzer

An Gewässern (Verlandungszonen):Zwergtaucher, Haubentaucher, Höckerschwan,Graugans, Nilgans, Schnatterente, Krickente, Knäk-ente, Löffelente, Tafelente, Reiherente, Schellente,Rohrweihe, Teichralle, Blässralle, Wasserralle,Flussregenpfeifer, Eisvogel, Gebirgsstelze, Wasser-amsel, Rohrschwirl, Drosselrohrsänger, Bartmeise,Beutelmeise

In Wäldern:Berglaubsänger, Zwergschnäpper, Halsbandschnäpper,Pirol

In Siedlungen:Schleiereule, Haubenlerche, Dohle, Birkenzeisig

In den Alpen und Mittelgebirgen:Bergpieper, Ringdrossel, Alpendohle, Tannenhäher,Zitronengirlitz

An den Küsten:Brandgans, Austernfischer, Sandregenpfeifer, Rot-schenkel

Ähnliches gilt für Arten, die große Reviere besitzenbzw. weit umherstreifen und daher naturgemäß nurin geringen Bestandsgrößen auf einer TK bzw. ei-nem TK25-Quadranten auftreten können:

Mäusebussard, Wespenbussard, Schwarzmilan,Rotmilan, Habicht, Sperber, Turmfalke, Baumfalke,Waldschnepfe, Waldkauz, Waldohreule, Sperlings-kauz, Raufußkauz, Grauspecht, Grünspecht,Schwarzspecht, Mittelspecht, Kolkrabe, Fichten-kreuzschnabel

C. Arten, für die in der Regel nur ein geringerBestandsanteil direkt kartiert werden kann.

Diese Arten können in ihren Lebensräumen weitverbreitet auftreten und müssen daher anhand vonTeilerfassungen in ihren Gesamtbeständen abge-schätzt werden. Hier ist also eine grobe „Berech-nung“ der Gesamtbestände erforderlich. Dabei lässtsich eine grobe Gliederung nach den Hauptlebens-räumen vornehmen.

In der Agrarlandschaft (Acker- und Grünland):Rebhuhn, Wachtel, Wiesenpieper, Schafstelze,Nachtigall, Feldschwirl, Sperbergrasmücke, Neuntöter,Grauammer

An Gewässern (Verlandungszonen):Schilfrohrsänger, Teichrohrsänger

In Wäldern:Hohltaube, Turteltaube, Kleinspecht, Misteldrossel,Waldlaubsänger, Trauerschnäpper, Schwanzmeise,Weidenmeise, Erlenzeisig, Gimpel

In Siedlungen:Türkentaube, Mauersegler, Rauchschwalbe, Mehl-schwalbe, Gartenrotschwanz, Girlitz, Bluthänfling

Bitte beachten Sie: Es ist zu betonen, dass dienachfolgenden Ausführungen Empfehlungen –aber keine Vorschriften – sind, die dem kenntnisrei-chen, aber mit Kartiervorhaben nicht so vertrautenVogelkundler helfen sollen, seine Ergebnisse rich-tig einzuordnen. Wir unterscheiden bei unserenHinweisen vereinfachend nach zwei unterschiedli-chen Vorgehensweisen bei der Kartierung: dem eherflächenhaften Ansatz (I) und dem auf kleinen Stich-probenflächen basierten Ansatz (II). Abschließendgeben wir für die unter C behandelten Arten kon-krete artspezifische Hilfen für die Auswertung.

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ADEBAR – Atlas deutscher BrutvogelartenDie Erfassung mittelhäufiger Arten, von Arten mit großen Revieren bzw. mit konzentriertem Vorkommen

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I – Kartierungen mit hoher Flächendeckung

Anhand des nebenstehenden Beispiels soll verdeut-licht werden, dass auch für fast alle weiter verbrei-teten Arten eine „Hochrechnung“ eher eine Ab-schätzung der Bestände bedeutet. Im vorliegendenFall ist das Gebiet (TK25-Quadrant) entlang der inverschiedenen Farben dargestellten Exkursions-routen bearbeitet worden. Sie erfassen nur einen Teildes grau dargestellten, bebauten Teils. Auf denExkursionen wurden dabei an 34 Stellen Türkentau-ben festgestellt (rote Punkte; teilweise repräsentiertein Punkt mehrere Paare!). Aus der Kenntnis desbesiedelbaren Lebensraumes und von kartiertenTeilgebieten ohne Vorkommen dieser Art lässt sichgrob abschätzen, dass der wirkliche Bestand bei 80–100 Türkentauben-Paaren gelegen haben mag. Da-mit ist sofort klar, dass die Art hier in derHäufigkeitsklasse „51 bis 150“ Reviere vertreten ist.Eine höhere Genauigkeit der Schätzung istnicht notwendig.

Beispiel 3:Sie haben auf Ihrem TK25-Quadranten in potenziellgeeigneten Siedlungsbereichen, von denen Sie etwa einDrittel bis ein Viertel gezielt aufgesucht haben, 43Paare der Türkentaube gezählt. Sie schätzen deshalbden Bestand auf 130–170 Paare. Diese Schätzungerstreckt sich über zwei Häufigkeitsklassen (51–150bzw. 151–400 Paare). Bitte ordnen Sie den Bestanddann der Größenklasse 151–400 Paare zu und gebenSie den von Ihnen geschätzten Bestand in der Spalte„Bemerkungen“ an.

II – Kartierungen aufkleinen Stichprobenflächen

Vorab: Anhand des folgenden Beispiels soll nur dasPrinzip der Schätzung erläutert werden. Es wirdnicht erwartet, dass sie „ausgefuchste“ Berechnun-gen vornehmen, die anschließend ohnehin im „sta-tistischen Rauschen“ der für die verschiedenen Ver-fahrensschritte notwendigen Annahmen und Verall-gemeinerungen untergehen würden.

Wenn kleinere Teilflächen kartiert wurden, fürdiese aber genauere Bestandsdaten aufgrund vonmehrfachen Begehungen vorliegen, sollen anhanddieser Stichprobenerhebungen die Gesamtbestän-de ermittelt werden.

Dabei gilt es zwei Fehlerquellen zu berücksich-tigen:

• Bei einer oder wenigen Begehungen könnennicht alle Reviere festgestellt werden.

Beispiel 4:An drei Terminen wurden insgesamt 4 Nachweise desGimpels an verschiedenen Stellen innerhalb derschwarz umrandeten Probefläche erbracht. Da die Arteher unauffällig und leise ist, kann man davonausgehen, einen Teil der anwesenden Vögel übersehenzu haben. Wir schätzen entlang der Routen insgesamt4 Reviere + 30 % (1 Revier) = 5 Reviere.

• Nicht alle Teile der Probefläche können in derRegel von den Begehungsrouten aus erfasstwerden.

Unsere Probefläche ist ca. 100 ha groß. Von denbegangenen Routen aus konnten rund 80 % desGesamtgebietes abgedeckt werden. Diese Abschät-zung ergibt sich aus der Annahme, dass Vögel inetwa bis 70 m beidseits der Route noch registriertwerden können (vgl. rot schattierter Flächenanteil).

Bitte beachten Sie: Bei Ihren eigenen Abschät-zungen sollten Sie aus dem Kartenbild grob ab-schätzen können, wie groß der nicht abgedeckteFlächenanteil ist (vorzugsweise in 10 %-Schritten).

Im vorliegenden Fall gehen wir davon aus, dassder Bestand auf den 100 ha um weitere 20 % überder bisher geschätzten Revierzahl liegt: Wir schät-zen für die Gesamtfläche 5 Reviere + 20% (ca. 1Revier) = 6 Reviere auf 100 ha

Abb. 1: Aus den „Tageskarten“ erstellte „Artkarte“ für dieTürkentaube mit eingezeichneten Exkursionsrouten alsGrundlage für die Abschätzung des Gesamtbestandes. Er-läuterungen siehe nebenstehenden Text.

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Mit solchen Dichtewerten können wir nun denGesamtbestand der Vogelarten auf der TK25 oderdem TK25-Quadranten schätzen.

Wir gehen davon aus, dass der Gimpel in dennicht näher untersuchten Wäldern in ähnlicherDichte vorkommt. Bei einer Dichte von 6 Rev./100ha ergäbe sich also rein rechnerisch auf einer TK(Flächengröße ca. 126 km2), die zu 20 % aus Nadel-wald besteht, eine Nadelwaldfläche von ca. 16 km2

(1.600 ha) und ein rechnerischer Bestand des Gim-pels von 96 Revieren.

Für die anderen Lebensraumtypen (Offenland,Siedlung, Laubwald etc.) wird nach demselbenMuster eine Bestandsschätzung gemacht. Alle Teil-schätzungen werden zum Bestand der Art auf derTK25 bzw. dem TK25-Quadranten addiert. Gehenwir einmal davon aus, dass im vorliegenden Fallaußerhalb von Nadelwäldern keine Gimpel vorka-men, ergibt sich als Gesamtbestand ein berechneterWert von 96 Revieren, der mitten in der Größenklas-se „51–150 Reviere“ liegt. Eine höhere Genauig-keit der Schätzung ist erneut nicht notwendig.

Weitere Hinweisezur Einschätzung der Bestandsgröße

Bestimmung der Flächengröße von Teilgebieten: Esgenügt eine recht grobe Abschätzung der Flächen-größe. Der Maßstab einer TK beträgt 1:25.000. Dasheißt, 1 cm auf der Karte entspricht 250 m in derNatur. Am besten wäre es, Sie würden sich eineKlarsichtfolie erstellen, auf der Sie ein Gitternetzvon jeweils 1 x 1 cm Kantenlänge auftragen. JedesGitterfeld entspräche dann 6,25 ha. Durch Auszäh-len der die Probefläche abdeckenden Gitterfelderergibt sich dann in etwa die Probeflächengröße.

Bestimmung der Anteile verschiedener Lebens-räume auf der gesamten TK25 bzw. TK25-Qua-dranten: Die Anteile von Grünland, Ackerland,Wald, Siedlungen, Sonderbiotopen (Moor, Heide,vegetationslose Flächen) sowie Sonderkulturen(Weinbau u.ä.) werden vom Statistischen Bundesamtermittelt und sind über die jeweiligen Landes-koordinatoren verfügbar.

Bitte beachten Sie: Viele Arten haben natürlichsehr viel differenziertere Lebensraumansprüche(siehe „Methodenstandards zur Erfassung der Brut-vögel Deutschlands“) oder sind gerade an Biotop-

Abb. 2: Karte zur Veranschaulichung des ersten Blocks vonBeispiel 4. Erläuterungen siehe dort.

Abb. 3: Karte zur Veranschaulichung des zweiten unddritten Blocks von Beispiel 4. Erläuterungen siehedort.

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ADEBAR – Atlas deutscher BrutvogelartenDie Erfassung mittelhäufiger Arten, von Arten mit großen Revieren bzw. mit konzentriertem Vorkommen

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grenzen gebunden (z. B. Baumpieper). Die bereit-gestellte Übersicht der Hauptlebensraumtypen bie-tet deshalb nur eine grobe Orientierung. Bitte ver-suchen Sie in jedem Falle, sich bei den Kartier-gängen einen Gesamteindruck von der Lebens-raumausstattung Ihrer Untersuchungsfläche zumachen. Es wäre vorteilhaft für die Bestands-schätzungen, wenn Sie die Flächenanteile der dortfür die einzelnen Arten beschriebenen Lebensräu-me für Ihre TK25 oder den von Ihnen kartiertenTK25-Quadranten zumindest grob abschätzenkönnten, um die Bestände auf der Basis der vonIhnen genauer kartierten Untersuchungsflächenmöglichst genau „hochschätzen“ zu können.

Artspezifische Hinweise zurBestandsschätzung weiter verbreiteter„mittelhäufiger“ Arten

Im Folgenden werden weitere, artspezifische Hin-weise zur Bestandsschätzung für die Arten, derendirekt erfasster Bestandsanteil im Rahmen der Atlas-kartierung oft bei weniger als 50 % des wahrschein-lichen Bestandes liegen dürfte, gegeben. Bitte beach-ten Sie dabei ergänzend die spezifischen Hinweiseim Kapitel „Lebensraum“ der „Methodenstandardszur Erfassung der Brutvögel Deutschlands“.

Agrarlandschaft (Acker- und Grünland)

RebhuhnDie Kartierung des Rebhuhns ist schwierig, weil diehöchste Rufaktivität vor Beginn der Hauptkartier-periode und in den Abendstunden liegt. BefragenSie ggf. Landwirte oder Jäger nach aktuellen Vor-kommen (recherchierte Daten). Die Nachweisedürften daher oft nur einen Teil des wirklichen Be-standes betreffen. Nur bei Vorkommen mit höhe-rer Dichte und mehreren Nachweisen pro TK25bzw. TK25-Quadrant kann der Bestand für nichtkontrollierte Teilflächen aus den Flächenanteilenabgeschätzt werden. In vielen Teilen Deutschlandsdürfte die Art aber inzwischen so selten gewordensein, dass sich nur noch wenige Vorkommen auf dienährstoffarmen, insektenreichen Standorte konzen-trieren. In diesen Fällen sollte die Zahl der Nachwei-se nur vorsichtig „aufgerundet“ werden.

WachtelDie Bestände der Wachtel zeigen von Jahr zu Jahrstarke Schwankungen. In Jahren mit Einflügen nachMitteleuropa kann die Art sowohl im Grünland als

auch in den Ackerbaugebieten in größerer Dichteauftreten. Aufgrund der teilweise nächtlichen Ak-tivitätsphase und witterungsbedingten Rufneigungist eine vollständige Erfassung auszuschließen. Dienachgewiesenen Rufer sind sicherlich nur als Mini-malbestand anzusehen (auch wenn nicht alle Ruferauch Brutpaare betreffen bzw. Umsiedlungen nachBewirtschaftungsmaßnahmen nicht selten sind),einfache Schätzungen auf der Basis von kartiertenTeilflächen sind aber sehr zurückhaltend durchzu-führen.

In Einflugjahren sollten in Dichtezentren zu-nächst die Vorkommensgebiete ermittelt werden.Anschließend wird bei einem zweiten Kontrollgangauf einzelnen ausgewählten Flächen, die dieHabitatausstattung der zuvor festgestellten Brut-standorte widerspiegeln sollten, die Zahl der Ruferbestimmt, um dann abschließend vorsichtig auf derGrundlage dieser Daten hochzuschätzen. Bitte ge-ben Sie bei dieser Art in der Spalte „Bemerkungen“das (oder die) Bezugsjahr(e) an.

WiesenpieperVorkommen des Wiesenpiepers konzentrieren sichauf feuchtere Grünlandflächen und Moore sowie anden Küsten. In der Regel wird ein größererBestandsanteil bereits durch die Atlaskartierungerfasst werden, wenn gezielt strukturreiche, feuch-te Niederungen in der offenen Landschaft kartiertwurden. Für die Bestandsschätzung ist wichtig, vor-sichtig vorzugehen und nur auf Standorte ähnlicherBodenfeuchte hochzurechnen.

SchafstelzeDie Schafstelze kommt im Gegensatz zum Wiesen-pieper auch in der Ackerlandschaft teilweise weitverbreitet vor und nimmt seit einigen Jahren dort inihrem Bestand stark zu. Schätzungen auf Basis vonTeilgebieten aus sind möglich, allerdings muss fürGrünland und Ackerland getrennt vorgegangenwerden.

NachtigallWährend in Westdeutschland die Vorkommen derNachtigall vermutlich zu einem überwiegenden Teildirekt kartiert werden können und Hochrechnun-gen aufgrund der nur sporadischen Vorkommen garnicht möglich sind, erreicht die Nachtigall im OstenDeutschlands teilweise eine flächige Verbreitung.Neben strukturreichen Gehölzen und Gebüschenin der Agrarlandschaft werden auch Waldränder undin den Siedlungen die Uferstreifen der Gewässer,Grünanlagen und selbst größere Gärten besiedelt.

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Nur dort, wo entsprechend hohe Dichten und eineweite Verteilung vorhanden sind, muss der Bestandder Nachtigall auf einer TK25 auf Basis der Vor-kommen auf genauer untersuchten Teilflächen ab-geschätzt werden. Für solche Schätzungen ist aller-dings eine gute Kenntnis der Landschaftsstrukturauch in nicht genauer kartierten Flächen erforder-lich.

FeldschwirlIn den meisten TK25 ist der Feldschwirl eine eherseltene Art mit nur wenigen Vorkommen auf feuch-ten Ruderalstandorten oder an Grabenrändern. Inder Regel werden bei der Bestandsschätzung dieserArt also die direkt nachgewiesenen oder recherchier-ten Reviere herangezogen und das Ergebnis gege-benenfalls aufgerundet. Dort, wo sich großflächigeFeuchtniederungen und extensiv genutztes Grün-land befinden, ist aber auch eine flächenpro-portionale Schätzung auf Basis genauer untersuch-ten Teilgebieten möglich. Dies ist auch deshalb sinn-voll, weil sich die Gesangsaktivität der Art auf dieMorgen- und Abenddämmerung sowie teilweise dieNachtstunden konzentriert. Einen realistischen Ein-druck von der Siedlungsdichte kann man daher nurauf den Teilflächen gewinnen, die zur dieser Zeit desGesangsmaximums gezielt kontrolliert wurden.

SperbergrasmückeDie Sperbergrasmücke besiedelt strukturreiche Ge-büsche an sonnenwarmen Standorten. In der Regelsollte der Bestand vor allem auf Basis der direktnachgewiesenen Reviere abgeschätzt werden. Nurin wenigen Regionen im Osten Deutschlands, wodie Art in strukturreicher Landschaft teilweise hoheDichten erreicht und weiter verbreitet ist, kann manmit Hilfe von Flächenstatistiken eine Bestandsab-schätzung vornehmen.

NeuntöterAuch der Neuntöter erreicht im Osten und SüdenDeutschlands höhere Dichten. In strukturreicherAgrarlandschaft mag eine Schätzung der Beständeauf Basis von gut untersuchten Teilflächen sinnvollsein. Dabei ist aber besonders zu beachten, dass dienicht untersuchten Landschaftsteile eine ähnlicheSchlagstruktur, Gebüsch- oder Heckendichte auf-weisen müssen, um zur Abschätzung des Gesamt-bestandes herangezogen werden zu können. In vie-len TK25, vor allem in Westdeutschland, dürfte sichder Bestand des Neuntöters auf wenige, besondersartenreiche Niederungen konzentrieren (er ist abernicht darauf beschränkt). In diesem Fall ist eine

„Berechnung“ des Gesamtbestandes nicht notwen-dig. Vielmehr reicht es dann aus, die Zahl direktnachgewiesener Reviere „aufzurunden“.

GrauammerIm Westen Deutschlands ist die Grauammer so sel-ten, dass die Bestandsangabe pro TK25 bzw. TK25-Quadranten sich ganz überwiegend auf direkt nach-gewiesene Vorkommen stützen muss. Für TeileOstdeutschlands ist aber eine Bestandsschätzunganhand von Teilkartierungen denkbar. Dabei gilt eszu berücksichtigen, dass die Reviere z.B. rund umAckerbrachen oder andere ruderale Standorte starkgeklumpt oder an Wegrändern oder Bahnlinienlinerar verteilt sein können. Schätzungen auf derGrundlage von Teilkartierungen müssen daher sehrzurückhaltend unternommen werden und habennur Gültigkeit, wenn die Landschaftsstruktur groß-räumig vergleichbar ist.

Gewässer (Verlandungszonen)

SchilfrohrsängerIn den meisten TK25 ist die Art nur punktuell vor-handen und muss auf Basis der direkt nachgewie-senen Reviere in eine Häufigkeitsklasse eingestuftwerden. Da diese wenigen Vorkommen sich mitziemlicher Sicherheit dort befinden, wo gezielteKartierungen in den artenreicheren Feuchtgebietenstattfanden, ist das kein Problem. Nur in wenigenGebieten mit großem Reichtum an feuchten Niede-rungen und Gewässern mit Verlandungszonen isteine Schätzung auf Basis von Teilgebieten sinnvoll.

TeichrohrsängerDer Teichrohrsänger besiedelt fast alle Schilf-röhrichte selbst bis in den städtischen Bereich. Ingewässerarmen TK25 dürften die meisten Vorkom-men im Rahmen der Atlaskartierungen direkt erfasstwerden. Bei großem Gewässerreichtum könnenaber nicht alle Gewässerufer systematisch abgesuchtwerden. Wenn eine ungefähre Kenntnis über dieAusdehnung der Schilfröhrichte an weniger inten-siv kontrollierten Gewässern vorhanden ist, sollteman daher auf Basis der Dichten in genauer unter-suchten Verlandungszonen die Bestände des Teich-rohrsängers für die gesamte TK25 abschätzen.

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Wälder

HohltaubeDie Bestandsdichte hängt stark vom Angebot geeig-neter Höhlen ab, z. B. ehemalige Schwarzspecht-höhlen aber auch Nistkästen. Stellen Sie deshalbfest, ob das natürliche Nistplatzangebot in den be-vorzugten Lebensräumen (Buchenalthölzer) durchNistkästen angereichert wurde, was nicht selten –besonders in Siedlungsnähe – der Fall sein kann.Bitte beachten Sie, dass (Laub-)Altholzbeständeauch inselartig innerhalb großer Nadelholzforstevorkommen können. Sind Brutvorkommen kartiert,ist eine Bestandsschätzung nur für ähnlich struktu-rierte Altholzbestände möglich. Brutvorkommen,die im Wesentlichen durch das Aufhängen von Nist-kästen gestützt werden, eignen sich nicht zurBestandsschätzung für die Gesamtfläche.

TurteltaubeIn der Regel erreicht die Art keine hohen Siedlungs-dichten. Sie tritt weit gestreut an gebüschreichenWaldrändern, in Feldgehölzen, in ausladenden Hek-ken sowie in Forsten auf. Eine Schätzung auf Ba-sis von Teilflächenkartierungen ist innerhalb einför-miger Wälder möglich, auch wenn nur wenige Re-viere direkt nachgewiesen werden. Bei der Schät-zung für die anderen Lebensräume ist hingegen zubeachten, dass die nicht untersuchten Landschafts-teile eine ähnliche Dichte an Feldgehölzen oderHecken wie die Untersuchungsgebiete aufweisenmüssen, um zur Abschätzung des Gesamtbestandesherangezogen werden zu können.

KleinspechtDer Kleinspecht ist eine der am schwierigsten zuerfassenden Arten, dessen spontane Rufaktivitätsich auf die Balzphase im Februar/März und dieZeit nach dem Ausfliegen der Jungen im Juni kon-zentriert. Die Art tritt bevorzugt in der Nähe vonWeichholzauen in Erscheinung, erreicht aber nir-gendwo hohe Dichten, so dass das gezielte Aufsu-chen potenziell geeigneter Lebensräume bei Einsatzder Klangattrappe die beste Methode ist. Dabei isteinerseits davon auszugehen, dass auch in mitKlangattrappe kontrollierten Gebieten nicht alleVorkommen erkannt werden. Andererseits sindKleinspechte auch zur Brutzeit sehr mobil und ver-fügen über vergleichsweise große Reviere, so dassweit umherstreifende Brutvögel weitere Revierpaarevortäuschen könnten. Bitte die besonderen Hinwei-se im Methodenhandbuch beachten. Bei der Be-standsschätzung gehen wir vorsichtig vor, stützenuns auf die bekannt gewordenen Rufplätze und

schätzen weitere Vorkommen nur für die besondersgeeigneten, feuchten Waldbestände ab.

MisteldrosselBei der Misteldrossel sollte man die Bestands-schätzung angepasst an die Häufigkeit der Art vor-nehmen. In weiten Teilen Ostdeutschlands tritt dieMisteldrossel nur in geringer Dichte auf und eineBestandsschätzung orientiert sich eher an den direktnachgewiesenen bzw. recherchierten Vorkommen,die am Ende der Saison etwas „aufgerundet“ wer-den. Im Westen Deutschlands ist die Art allerdingsteilweise weit verbreitet. Hier ist es zulässig, aufBasis einer größeren Fläche halboffener Landschaftdie Bestände in der Umgebung hochzurechnen. InWäldern und im Siedlungsbereich erreicht die Artdeutlich geringere Dichten als in der halboffenen,parkartigen Agrarlandschaft.

WaldlaubsängerDer Waldlaubsänger zeigt von Jahr zu Jahr starkschwankende Bestände und eine hohe Besiedlungs-fluktuation (geringe Brutortsbindung). Die Art be-vorzugt mittelalte Laubwälder mit lockerer Beastungim Stammbereich bis 3 bis 4 m Höhe (Singwarten),so dass Raum für den Singflug bleibt. Die Gesang-aktivität ist stark witterungsabhängig. Schätzungenauf Basis einzelner Erfassungen sind schwierig, weilnicht von einer Gleichverteilung der Reviere ausge-gangen werden kann. Eine Bestandsschätzung solltedaher durch möglichst viele „Gelegenheits-Nach-weise“ auch abseits der genauer untersuchten Teil-flächen untermauert werden.

TrauerschnäpperDie Siedlungsdichte des Trauerschnäppers hängtstark vom Nisthöhlenangebot ab. In den meistenWirtschaftswäldern sind das Nistkästen. Zur Ab-schätzung des Gesamtbestandes ist daher dieKenntnis der Höhlenausstattung in den Wäldernhilfreich. Einfache Hochrechnungen von kleinenTeilflächen auf Bestände großer Wälder sind auf-grund der ungleichmäßigen Verteilung nicht ziel-führend. Vorkommen im Siedlungsbereich müssenebenfalls geprüft werden, da sie einen beträchtlichenTeil des Bestandes ausmachen können. In Gärtenund Grünanlagen mit altem Baumbestand ist die Artzu erwarten. Die Erfassung wird durch eine ver-gleichsweise kurze Gesangszeit erschwert. Nach derVerpaarung sind die Vögel sehr unauffällig. Späterbemerkt man die Altvögel an ihren Rufen, wennman in Nähe der Bruthöhlen ist. Dadurch sind auchnoch im Juni viele Nachweise zu erbringen.

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SchwanzmeiseIn geringer Dichte weit verbreitet, insbesondere inWäldern und an Waldrändern, aber auch entlangvon Hecken und Baumreihen sowie im Siedlungs-bereich. Hier ist sie inzwischen auch regelmäßig inHausgärten mit Koniferen oder größeren Büschenanzutreffen. Alle Nachweise der Art sollten berück-sichtigt werden, da die Brutzeit früh beginnt und dieArt aufgrund des „fehlenden Gesangs“ und der lei-sen Stimmfühlungslaute leicht übersehen werdenkann. Aus den Kartierungen auf Teilflächen kannder Bestand – bei Kenntnis der Siedlungsstrukturen– in etwa abgeschätzt werden.

WeidenmeiseDie Weidenmeise besiedelt im Flachland vor allemfeuchtere Wälder und Gehölze mit hohem Weich-oder Totholzanteil. Während der Gesang vor allemam Beginn der Brutperiode auffällig ist, wird die Artspäter durch die charakteristischen Rufe nachgewie-sen. Da die Art außerhalb der Alpen und höherenLagen der Mittelgebirge, wo sie in den Nadelwäldernstärker vertreten ist, stark an feuchtere Standortegebunden ist, muss bei Schätzungen vorsichtig vor-gegangen werden.

ErlenzeisigBrutnachweise gelingen nur selten und sollten gutdokumentiert werden. Das Brutvorkommen desErlenzeisigs schwankt in Abhängigkeit vomNahrungsangebot (Zapfen) stark von Jahr zu Jahr.Nur in den Mittelgebirgen und den Alpen ist die Artregelmäßiger Brutvogel und eignet sich für Schät-zungen auf Basis von Teilflächen. Im Flachland hin-gegen ist eine „Aufrundung“ des TK-weiten Bestan-des aber kaum möglich. Hier werden die Nachwei-se einfach aufsummiert.

GimpelGimpel treten meist in geringer Dichte, aber weitverbreitet in Nadelwäldern und in vielen Siedlungenals Brutvögel auf. Gimpel können sich teilweise über500 m vom Brutplatz entfernen, was eine Zuord-nung zu einzelnen Revieren erschweren kann. DieSchätzung von Bestandszahlen auf Basis von Teil-kartierungen ist möglich, weil die Art zumindest inWäldern vergleichsweise regelmäßig verteilt auftritt.In koniferenreichen Siedlungen kann es allerdingszu kolonieartigen Verdichtungen kommen, weil daseigentliche Nestrevier sehr klein ist. Schätzungensind für diesen speziellen Lebensraum daher mitbesonderer Vorsicht durchzuführen.

Siedlungen

TürkentaubeIn vielen Teilen Deutschlands ist die Verbreitung derTürkentaube in den letzten Jahren zurückgegangenund besiedelte Ortschaften sowie Siedlungsteileohne Türkentauben können eng beieinander liegen.

Für eine Schätzung der Häufigkeit ist daher einegrobe Kenntnis über die Siedlungsstruktur allerOrtschaften auf der TK25 bzw. TK25-Quadrantenerforderlich und alle Informationen von Einzel-nachweisen auch außerhalb der genauer quantitativuntersuchten Siedlungsprobeflächen sind wichtig.Anhand der Dichte hochgerechnete Bestände soll-ten nur Ortschaften betreffen, für die das Vorkom-men der Art zumindest wahrscheinlich ist. FürSchätzungen sollten zudem die prozentualenFlächenanteile der Siedlungsstrukturen innerhalbgrößerer Städte bekannt sein.

MauerseglerDie Einschätzung der Mauerseglerbestände aufgrößerer Fläche dürfte besonders schwierig sein.Am ehesten sollte man die in den Abendstunden derzweiten Maihälfte über einem Ortsteil kreisendenSchwärme auszählen und zur Abschätzung derGrößenordnung der Bestände verwenden. Siedlun-gen vollkommen ohne Nachweis von Mauerseglerndürfen nicht zur Schätzung von Gesamtbeständenherangezogen werden. Auch Ansammlungen anGewässern oder über Feldern haben in der Regelkeine Aussagekraft für die Bestände einer TK25bzw. TK25-Quadranten, da ihre Herkunft auchwährend der Brutzeit kaum einzelnen Brut-standorten zugeordnet werden kann.

RauchschwalbeRauchschwalben brüten kolonieweise weitgehendinnerhalb von Ställen. Für die Bestandsschätzungauf einer TK25 ist es daher besonders wichtig, alleDörfer zumindest einmal zu kontrollieren und ab-zuschätzen, ob es landwirtschaftliche Betriebe mitViehhaltung bzw. Reiterhöfe mit Einflugmöglich-keiten für Schwalben gibt. Zählungen in einzelnenDörfern geben einen Eindruck von der möglichenSiedlungsdichte. Dabei unterschätzt die Zahl derrund um die Höfe fliegenden Altvögel den Bestandder Brutpaare in der Regel deutlich. Für die Be-standsschätzung auf der gesamten TK25 solltenkeine Flächengrößen verwendet werden, sonderndie für einzelne Dörfer oder Gehöfte bekanntenBestandsgrößen „Dorf für Dorf, Hof für Hof“ jenach Struktur „erweitert“ werden.

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ADEBAR – Atlas deutscher BrutvogelartenDie Erfassung mittelhäufiger Arten, von Arten mit großen Revieren bzw. mit konzentriertem Vorkommen

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MehlschwalbeIm Gegensatz zur Rauchschwalbe brütet die Mehl-schwalbe weniger gleichmäßig auf Bauernhöfe ver-teilt und tritt oft stärker konzentriert und weniger„vorhersagbar“ an Gebäuden auf. Die wichtigstenVorkommen finden sich ebenfalls im dörflichenUmfeld, besiedelt werden aber auch Innenstädte,insbesondere in Gewässernähe. Aufgrund der Lageder Nester an der Außenwand von Gebäuden sinddie Brutplätze selbst oft besser zugänglich als bei derRauchschwalbe. Bestandsschätzungen sind nurmöglich, wenn möglichst viele Koloniestandortegefunden wurden. Die hier anhand der Nester (langenicht alle müssen beflogen sein und alte Nesterhalten sich unter Umständen Jahre lang; aufKotfllecken unter den Nestern achten) und umherfliegenden Altvögel abgeschätzten Bestände müssensehr vorsichtig auf mögliche weitere Kolonien inunkontrollierten Stadtteilen geschätzt werden. Eineeinfache, flächenproportionale Vorgehensweise istaufgrund der kolonieartigen Siedlungsweise nichtmöglich.

GartenrotschwanzDer Gartenrotschwanz brütet in größerer Zahl so-wohl in Siedlungen als auch in Wäldern. In vielenTeilen Deutschlands ist die Art nur noch sporadischverbreitet und Hochrechnungen von einzelnen Re-vieren auf kleineren Probeflächen auf das Gesamt-gebiet sind nicht zulässig. Nur bei höheren Dichtenin größeren, gleichförmigen Lebensräumen eignetsich die Art für vorsichtige Bestandsschätzungen.

GirlitzDer Girlitz besiedelt gebietsweise in größerer DichteSiedlungen und Obstanbauflächen. In diesenDichtezentren ist eine Schätzung der Häufigkeit aufder Basis von Teilflächen möglich. Innerhalb desSiedlungsraums sind Vorkommen am ehesten inDörfern und Kleingärten zu erwarten. Es mussberücksichtigt werden, dass sich die Vorkommenteilweise inselartig konzentrieren können und nichtmit einer gleichförmigen Verteilung über die bebau-ten Lebensräume gerechnet werden kann.

BluthänflingDer Bluthänfling erreicht regional sehr unterschied-liche Dichten. Im Westen Deutschlands ist eineSchätzung der Bestände auf Basis von kleinen Teil-flächen kaum möglich. Dafür ist die Art zu ungleichverteilt. Vorkommen finden sich am ehesten inObstanbaugebieten, an Dorfrändern und rund umBrachen. Nur in Gebieten mit größeren Beständenund weiter Verbreitung eignet sich diese Art fürAbschätzungen des Bestandes auf einer TK25 bzw.einem Quadranten auf Basis kleiner Stichproben.