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Basler Liberale Nachrichten SVMMARVM UNABHÄNGIGES THEMENMAGAZIN 6. Jahrgang HERAUSGEBER ROLAND KELLER Basel im Jahre 2017 Rüstung aus Russland: Leistungsfähigere und günstigere Waffen für Dissuasion und Verteidigung Revidierte Ausgabe Mai 2018 Alternativer Rüstungsvorschlag

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Von

Basler Liberale Nachrichten

SVMMARVMU N A B H Ä N GIGE S T H E M E N M AG A Z I N

6. Jahrgang

H ER AUSGEBER ROL A N D K EL LER

Basel im Jahre 2017

Rüstung aus Russland:

Leistungsfähigere und günstigere Waffen für Dissuasion und Verteidigung

Revidierte Ausgabe Mai 2018

Alternativer

Rüstungsvorschlag

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SVMMARVMBasler Liberale Nachrichten

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Inhalt

Vorwort des Herausgebers

Dokument: Eidgenössisches Departement für VerteidigungBevölkerungsschutz und Sport VBS 23. März 2018 (Originaldokument)Anforderungen an die Beschaffung eines neuen Kampfflugzeugs (NKF) und eines neuen Systems der bodengestützten Luftverteidi-gung (Bodluv)

SchweizAbrüstung

der Schweizer Armee seit 1989

SUMMARUM:Vorschläge

Eine alternative Bewaffnung der Schweiz

Aktuelle weltpolitische Lage

Chinas Expansion: Strategischen Positionierung an den Schiffahrtswegen

Chinas Expansion, Wirtschaft: Strategische Einkäufe europäischer Schlüsselindustrien

Russland Ein europäisches Land und seine Ausgrenzung durch die NATO und der westlichen Politik

Nachbetrachtung

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ÖKOLOGISCHER HINTERGRUND KOMMENDER AUSEINANDERSETZUNGEN

Werden die Temperaturen um mehr als 2-3 Grad Celsius ansteigen, was nach Auffassung zahlreicher Wissenschaftler auch ein Ansteigen des Meeresspiegels zu Folge hat, wer-den gigantische Menschenmassen die Küstenregionen verlassen und beginnen „si-cherere“ Landstriche zu besetzen.

Kurz-, aber auch mittel- und langfristig bewirken Klimaveränderungen seit jeher Instabili-tät inbegriffen Aufruhr und Kriege. (1) (2)Es ist nicht die Frage, ob der Mensch an der Klimaveränderung Schuld trägt, sondern wie die Menschheit mit den Folgen von schlagartig ansteigenden Masseneffekten umgehen wird.

Dürreschäden, starke Stürme, drückende Hitzewellen, Missernten und die Überflutung von Küstengebieten werden absehbar riesige Fluchtbewegungen verursachen.

Das Militär muss im Falle grosser Flüchtlingsbewegungen nationale und regionale Ordnungsmacht bleiben, sonst werden Mafia und Banden die Macht übernehmen.Darum brauchen die Schweiz und Europa gut ausgebildete Armeen.

(1) IPCC, Climate Change 2014: Impacts, Adaptions and Vulnerability. Cambridge und New York, S. 755-791.

(2) Sudha Ramachandran, Water Wars: China, India and the Great Dam Rush, in: „The Diplomat“, 3.4.2015.

Datei:https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/357/dokumente/klimage-fahr_durch_tauenden_permafrost.pdf

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Vorwort des Herausgebers

Roland Keller

Diese Ausgabe von „SUMMARUM“ entstand aus eigener Initiative des Herausge-bers aufgrund der Befürchtung, dass die Schweizer Regierung nicht in der Lage ist selbständig und ohne Druck der NATO und ihrer Verbündeten zu handeln.

Die Weltlage hat sich seit einigen Jahren drastisch verändert.

Die Weltmacht USA, welche fast alle ihrer zahlreichen Kriege verlor und zudem eine gigantische Flüchtlingsbewegung im Nahen Osten Richtung Europa in Gang gesetzt hat, ist eindeutig im Niedergang.

Russland hatte sich durch den Druck der NATO und ihrer Einkreisungspolitik, völlig neu aufgestellt und seine Landesverteidigung auf den neuesten Stand der Technik gebracht.

China hatte sich im Hintergrund seiner Wirtschaftspolitik als „Werkbank der Welt“ nahezu unbemerkt zur Weltmacht hochgearbeitet.China positioniert sich zunehmend wirtschaftlich durch Preis-Dumping, in strate-gisch wichtigen Bereichen wie Verkehr, Landwirtschaft und Rüstung in Asien, Süda-merika und Afrika. Für die bisherigen Weltwirtschaftsführer USA, Japan, EU bedeu-tet dies eine äusserst bedrohliche Wettbewerbssituation.Unterstützt wird dies durch eine wachsende militärische Macht zu Wasser und in der Luft, die von den Vereinigten Staaten, der NATO und ihren Verbündeten mit einem rapiden Paradigmenwechsel beantwortet wird, von Verteidigung zu Vorwärtsvertei-digung.

Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: es geht hier nicht um Russland oder die NATOEs geht vor allem um unser Land: Die Schweiz, aber auch um die Kultur Europas.

Die Schweiz muss sich endlich aus der Umklammerung fremder Interessen befreien und im Sinne eines neutralen Landes seine Entscheidungen ohne Druck von aussen treffen.

Im Zentrum Europas, ein kleines Land mit den grössten Wasserreserven, ist sie von den umgebenden Ländern immer Pressionen ausgesetzt.Frieden herrschte in der Geschichte zumeist nur temporär. Voraussetzungen waren eine ausgewogene Gesellschaftspolitik mit wenig sozialem Gefälle, kluge Diplomatie und starke militärischen Abwehrbereitschaft.Dem Gegner muss immer klar gemacht werden: Ein Angriff lohnt sich nicht, weder militärstrategisch, noch wirtschaftlich. Krieg ist zwar immer auch Wirtschaft, vor allem wenn Finanzinteressen bedient werden oder strategisch wichtige Werte ver-einnahmt werden können, wie Bodenschätze, Industrieanlagen oder Patente. Die beiden letzten Weltkriege haben das verdeutlicht.

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So wie sich die EU und der NATO-Partner entwickeln, stehen die Zeichen auf Sturm. Der mit viel Provokation und Vorwärtsverteidigung künstlich aufgebaute Konflikt mit Russland und eine völlig verfehlte Bevölkerungspolitik sind geeignet Europa und sein Zentrum, die Schweiz, zu destabilisieren.

Unser Land braucht eine unabhängige Rüstungs-Beschaffungspolitik. Diese kann ein neutrales Land wie die Schweiz naturgemäss nur unter Nutzung meh-rerer Waffenlieferanten erfolgreich bestehen. Auf Grund der begrenzten Mittel der Schweiz müssen dafür effiziente, liefersichere und bezahlbare Systeme evaluiert werden, deren Instandhaltung und Modernisierung im Inland erfolgen können, ohne unter politischen Druck zu geraten.

Aufgewachsen im „Kalten Krieg“ hat viele unserer aufmerksam beobachtenden und nachdenklichen Zeitgenossen geprägt. Die politischen Spannungen und Konflikten sind im Bewusstsein verankert.Eben darum muss man nach vernünftigen Lösungen mit allen den europäischen Ländern und Russland gehört dazu. Die Einrichtung der OSZE war ein vielverspre-chender Schritt. Und ihre Aktivitäten dürfen nicht unterlaufen werden, von keiner Seite, durch keine undurchsichtigen Machenschaften.Die Änderung der weltpolitischen Lage liess die USA ins Hintertreffen geraten. Die USA fürchten sich vor einer gemeinsamen europäischen Politik, welche Russland einbezieht! Die USA unterhalten zwar überall auf der Welt militärische Einrichtungen, was aber über deren Loyalitäts-Qualität nicht aussagt.

Grösse alleine ist kein Qualitätsmerkmal. Expansion schwächt auch.

Russland hat, nach jahrhundertelangem zaristischem Absolutismus und 70jähriger leninistisch-trotzkistisch-stalinistischer Diktatur, erst vor kurzem die Qualität der westlichen Massendemokratie zu spüren bekommen. Da besteht Gewöhnungsbe-darf.Das Land ist noch nicht frei von autoritären Elementen der klassischen Art und noch nicht vertraut mit dem subtilen Massenmanagement internationaler Netzwerke.Aber es ist aber auf dem Weg zu seiner Form einer Demokratie im Verbund mit christlich-orthodoxer Tradition, die während des langjährigen bolschewistischen Terrors nahezu vernichtet wurde. Sie Erinnerung daran ist lebendig und auch dieje-nige an die zahlreichen emigrierten Oligarchen der Jelzinära.Vorwürfe an die russische Regierung, sie sei eine „Diktatur“, sind nicht korrekt.Dieses Riesenland, mit seinen verbleibenden Oligarchen und verschiedenen politi-schen Richtungen, die alle in eine andere Richtung ziehen, kann man nicht in 25 Jahren umkrempeln.

Darum helfen Zusammenarbeit und Kooperationen in allen Belangen von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, um Russland auch im heutigen Europa ankommen zu lassen. Dazu hat Russland viel an Selbstfindungs-Erfahrung beizutragen.Konfrontation und Feindseligkeit werden unweigerlich in einer Katastrophe enden und sind ein Schritt zurück in eine Epoche, die man in Russland immer noch unter grossem Leiden zu bewältigen versucht.

Ich möchte an dieser Stelle an die Worte des britischen Generals und ehemaligen Chefs der Armee, Lord David Julian Richards erinnern:

„Eines Tages könntet ihr euch in einem Krieg befinden, den ihr nicht erwartet habt und ich befürchte, dass wir weder psychisch noch physisch bereit sind dafür.”Lord Richards sagte, dass während die Regierung des Vereinigten Königreichs den Austritt aus der EU verhandelt, “es einen schlechten Eindruck macht”, wenn die Ro-yal Navy nur noch “12 bis 14 Zerstörer hat.”

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Schweiz

Abrüstung

der Schweizer Armee seit 1989

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Die Abrüstung der Schweizer Armee

Seit 1989 ist die Schweizer Armee in einem stetigen Abrüstungsprozess begriffen, der im Vergleich zu jenen der wichtigsten NATO-Staaten Europas beinahe noch dramatischer verlief.Durch die bis heute anhaltende Abrüstung sind alle Bereiche der Armee betroffen.Dazu gehören der Bestand der Wehrpflichtigen, die Zahl der Kampfpanzer und jene der Kampfflugzeuge.

Quelle: Institut für Strategische Studien

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Eidgenössisches Departement für VerteidigungBevölkerungsschutz und Sport VBS

23. März 2018

Anforderungen an die Beschaffung eines neuen Kampfflugzeugs (NKF)

und eines neuen Systems der bodengestützten Luftverteidigung (BODLUV)

[Originaltext in Deutsch]

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Eidgenössisches Departement für Verteidigung Bevölkerungsschutz und Sport VBS

23. März 2018

Anforderungen an die Beschaffung eines neuen Kampfflugzeugs (NKF) und eines neuen Systems der bodengestützten Luftverteidigung (Bodluv) [Originaltext in Deutsch]

1 Zielsetzung Im vorliegenden Dokument geht es darum,

� aufgrund der vor Projekt- und Programmstart geforderten sicherheitspolitischen, rüs-tungspolitischen und volkswirtschaftlichen Analyse Anforderungen in Form von zwin-genden Vorgaben und wünschbaren Charakteristika festzulegen,

� mit diesen Anforderungen die erforderlichen Rahmenbedingungen für den jeweiligen Start und die Umsetzung der Projekte Neues Kampfflugzeug (NKF) und Bodenge-stützte Luftverteidigung (Bodluv) zu schaffen.

2 Projekte Neues Kampfflugzeug (NKF) und bodengestützte Luftverteidigung (Bodluv).

3 Sicherheitspolitische Anforderungen 3.1 Vorgaben

1. Operationelle Anforderungen an das neue Kampfflugzeug (NKF): a. Die Gesamtflotte ist befähigt,

� alltäglichen Luftpolizeidienst rund um die Uhr zu leisten und Einschränkungen in der Benutzung des Luftraums in der Schweiz durchzusetzen;

� im Falle erhöhter Spannungen im gesamten Schweizer Luftraum innerhalb von Minuten mit Kampfflugzeugen gegen Luftraumverletzungen durch nicht koope-rative Zivilflugzeuge, militärische Transportflugzeuge, Drohnen und einzelne in den Luftraum eindringende Kampfflugzeuge zu intervenieren;

� in der Verteidigung zusammen mit der bodengestützten Luftverteidigung einem Gegner während einer beschränkten Zeit die Erlangung der Luftüberlegenheit zu verunmöglichen und gleichzeitig die Armee mit operativem Feuer ausserhalb der Reichweite der eigenen Artillerie und mit Luftaufklärung zu unterstützen.

b. Als rechnerisches Bemessungsmodell für die Dimensionierung der Flottengrösse gelten folgende Eckwerte: Die Flotte soll so gross sein, dass

� in der normalen Lage der alltägliche Luftpolizeidienst zusammen mit dem Aus-bildungs- und Trainingsbetrieb gewährleistet ist;

� bei erhöhter Spannung während mindestens vier Wochen permanent mindes-tens vier Flugzeuge in der Luft sein können;

� im Fall eines bewaffneten Angriffs Kampfflugzeuge parallel zur Erfüllung der Luftverteidigungsaufgabe für die Luftaufklärung und für die Bekämpfung von Bodenzielen aus der Luft in den Einsatz gelangen können.

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Anforderungen an die Beschaffung eines neuen Kampfflugzeugs und eines neuen Systems der bodengestützten Luftverteidigung

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c. Das Logistikpaket1 soll mindestens so ausgestaltet sein, dass

� bei offenen Grenzen und sichergestellter Ersatzteilbewirtschaftung vom und ins Ausland der Flugbetrieb permanent gewährleistet werden kann;

� bei geschlossenen Grenzen und nicht sichergestellter Ersatzteilbewirtschaftung vom und ins Ausland während rund sechs Monaten die Lufthoheit gewahrt und der Ausbildungs- und Trainingsbetrieb gewährleistet werden kann.

2. Operationelle Anforderung an das System der bodengestützten Luftverteidigung (Bodluv): a. Die bodengestützte Luftverteidigung grösserer Reichweite soll fähig sein, selbstän-

dig oder in Kombination mit den Kampfflugzeugen Räume zu schützen und dabei in erster Linie Ziele im mittleren und oberen Luftraum zu bekämpfen. Die abzude-ckende Fläche soll mindestens 15'000 km2 betragen. Das System soll grössere Reichweite haben, d.h. eine Einsatzhöhe von über 12‘000 m (vertikal) und eine Einsatzdistanz von über 50 km (horizontal) erreichen.

b. Die Sensoren der bodengestützten Luftverteidigung tragen zur erkannten Luftlage bei.

c. Die Fähigkeit zur Abwehr ballistischer Lenkwaffen (Ballistic Missile Defence) ist keine Anforderung.

d. Als Bemessungsmodell für die Dimensionierung der Logistikpakete gelten fol-gende Eckwerte:

� Dauereinsatz, sofern der Materialfluss über die Grenze sichergestellt ist;

� Wenn der Materialfluss über die Grenze nicht sichergestellt ist, soll die Durch-haltefähigkeit mindestens sechs Monate betragen.

3. In die Evaluation einzubeziehende Regierungen und Hersteller: a. NKF: Deutschland (Airbus: Eurofighter), Frankreich (Dassault: Rafale), Schweden

(Saab: Gripen E), USA (Boeing: F/A-18 Super Hornet; Lockheed-Martin: F-35A). b. Bodluv: Frankreich (eurosam: SAMP/T), Israel (Rafael: David's Sling), USA (Ray-

theon: Patriot). 4. Es bestehen keine projektübergreifenden Vorgaben zu einer Verknüpfung der Her-

stellerländer von NKF und Bodluv, d.h. es besteht keine Anforderung, die beiden Sys-teme aus demselben Herstellerland oder aus verschiedenen Herstellerländern zu be-schaffen.

5. Die Interoperabilität mit Nachbarstaaten und Teilnehmerstaaten der Partnerschaft für den Frieden muss insbesondere in den Bereichen taktische Datenübertragung (Tac-tical Data Link), Funk (insbesondere gesicherte Sprachübermittlung: Secure Voice), Freund-Feind Erkennung (IFF: Identification Friend or Foe) und Präzisionsnavigation (Satellitennavigation GPS bzw. Galileo) bestehen, auch wenn deshalb Abhängigkei-ten in Kauf genommen werden müssen.

3.2 Wünschbare Charakteristika 1. Nach erfolgter Einführung der Kampfflugzeuge soll der Flugbetrieb mit eigenem Be-

triebspersonal durchgeführt werden können. Die truppennahe Instandhaltung soll mit einem Personalkörper gewährleistet werden, der sich in der gleichen Grössenord-nung bewegt wie heute.

1 Die Logistikpakete umfassen beispielsweise das Boden- und Ersatzmaterial sowie die technische Unterstützung

durch den Hersteller während der Einführung.

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Anforderungen an die Beschaffung eines neuen Kampfflugzeugs und eines neuen Systems der bodengestützten Luftverteidigung

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2. In den Bereichen Instandhaltung (z. B. Ersatzteilbeschaffung und -lagerung) und Aus-bildung (z. B. Nutzung von Luftraum, Flug- und Schiessplätzen und Simulationsinfra-struktur) sollen, soweit dies mit dem Neutralitätsrecht vereinbar ist, Kooperationsmög-lichkeiten mit den Herstellerländern bestehen oder mit Drittstaaten, die das entspre-chende System einsetzen.

4 Rüstungspolitische Anforderungen 4.1 Vorgaben

1. Beschaffung und Instandhaltung erfolgen gemäss den Grundsätzen des Bundesrates für die Rüstungspolitik nach dem Wettbewerbs- und Wirtschaftlichkeitsprinzip.

2. Für die Beschaffung sowohl des neuen Kampfflugzeugs als auch der bodengestütz-ten Luftverteidigung gelangt das Einladungsverfahren (Government to Government wie auch direkt mit den Herstellern) zur Anwendung.

3. Materialkompetenzzentrum (MKZ):

� Für das neue Kampfflugzeug wird die RUAG mit Projektstart als Materialkompe-tenzzentrum bezeichnet. In dieser Funktion übernimmt sie truppenferne Aufgaben in den Bereichen der technischen Systembetreuung, der Materialbewirtschaftung zwischen dem In- und Ausland und der Flugzeuginstandhaltung. Umfang und Tiefe der Aufgaben, die der RUAG anvertraut werden sollen, werden im Rahmen der Evaluation bestimmt.

� Für das neue System zur bodengestützten Luftverteidigung ist anzustreben, dass die RUAG im Prinzip die MKZ-Funktion (in der gleichen Ausprägung wie beim NKF) übernimmt, sofern der Hersteller des gewählten Systems nicht in der Schweiz eine Niederlassung hat.

4. Sämtliche NKF-Kandidaten müssen mindestens einen Teil der Flug- und Bodener-probungen in der Schweiz absolvieren.

5. Abgesehen von minimal erforderlichen Anpassungen (z.B. Integration in die eigenen Führungssysteme) ist auf Helvetisierungen zu verzichten, d.h. die Systeme (Kampf-flugzeuge und Bodluv) entsprechen grundsätzlich der Konfiguration, wie sie im Her-stellerland im Einsatz steht bzw. eingeführt werden soll und wie sie für den Export freigegeben wird.

6. Bei den Kampfflugzeugen wird eine Ein-Flotten-Politik angestrebt. Nachdem die neuen Kampfflugzeuge vollständig ausgeliefert und in der Luftwaffe eingeführt sind, sollen die F/A-18C/D schrittweise ausser Dienst gestellt werden. Die Ausserdienst-stellung der F-5 Tiger erfolgt vor Beginn der Ablieferung der NKF-Flotte.

4.2 Wünschbare Charakteristika 1. Die evaluierten Kampfflugzeuge sollen im Rahmen von Flugerprobungen nach Mög-

lichkeit von Schweizer Piloten geflogen werden 2. Zur Verbesserung der Systemkenntnisse soll ein Kernteam aus Mitarbeitenden der

Schweizer Industrie und der Armee beim Hersteller oder einer Vertretung des Her-stellers an der Endmontage der neuen Kampfflugzeuge mitarbeiten. Eine Endmon-tage in der Schweiz ist keine Anforderung, wird jedoch nicht ausgeschlossen.

3. Zur Erhöhung des Autonomiegrades ist anzustreben, Nutzungsrechte zur eigenstän-digen Weiterentwicklung von C2-Software (Bodluv, Luftraumüberwachungssystem) zu erwerben.

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Anforderungen an die Beschaffung eines neuen Kampfflugzeugs und eines neuen Systems der bodengestützten Luftverteidigung

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5 Volkswirtschaftliche Anforderungen 5.1 Offsets 5.1.1 Vorgaben

1. Bei der Beschaffung der Kampfflugzeuge und der bodengestützten Luftverteidigung grösserer Reichweite sind Offsets für 100 % des Kaufpreises zu verlangen.

2. Die Umsetzung der Offset-Verpflichtungen erfolgt nach der Vertragsunterzeichnung; von allenfalls in den vergangenen fünf Jahren zuvor zustande gekommenen Offset-Geschäften können bis zu 20 % des gesamten Offsetvolumens angerechnet werden (Offset-Banking-Agreements).

5.1.2 Wünschbare Charakteristika (Zielgrössen)

1. Die Offset-Verpflichtung teilt sich wie folgt auf: a. 60 % bei STIB2-Industrie:

- 20 % direkte Industriebeteiligung3, - 40 % indirekte Industriebeteiligung4.

b. 40 % bei übriger Industrie (indirekte Industriebeteiligung). 2. Es wird eine regionale Verteilung auf die drei Sprachregionen der Schweiz von rund

65 % auf die deutschsprachige, rund 30 % auf die französischsprachige und rund 5 % auf die italienischsprachige Schweiz angestrebt.

3. Bei direkter und indirekter Industriebeteiligung sind Multiplikatoren zugelassen. Diese tragen dem Umstand Rechnung, dass der von den Investitionen generierte volkswirt-schaftliche Wert höher sein kann als die reinen finanziellen Aufwendungen.

6 Evaluationskriterien 1. Die jeweiligen Kandidaten werden mithilfe einer Kosten-Nutzen-Analyse miteinander

verglichen. 2. Die Evaluation bzw. die Ermittlung des Nutzens fokussiert auf die folgenden Haupte-

valuationskriterien:

� Wirksamkeit (operationelle Wirksamkeit, Einsatzautonomie usw.),

� Produktesupport (Wartungsfreundlichkeit, Supportautonomie usw.),

� Kooperation (militärische Ausbildungszusammenarbeit, z. B. Nutzung von Luft-raum, Flug- und Schiessplätzen, Simulationsinfrastruktur sowie Kooperation mit dem Lieferanten bzw. der Regierung des Herstellerlandes während der Nutzung, z.B. in den Bereichen Instandhaltung, Ersatzteilbewirtschaftung, Weiterentwick-lung usw.),

� direkte Industriebeteiligung bzw. Industrieprogramm (Umfang und Qualität (STIB)).

2 STIB: Sicherheitsrelevante Technologie- und Industriebasis. 3 Bei der direkten Industriebeteiligung stehen die Kompensationsgeschäfte in direktem Zusammenhang mit Rüs-

tungsbeschaffungen, in deren Rahmen die Industriebeteiligung vereinbart wird. Dabei liefern Schweizer Firmen beispielsweise Komponenten für das zu beschaffende Rüstungsgut oder übernehmen dessen Entwicklung oder Herstellung in Teil- oder Volllizenz.

4 Bei der indirekten Industriebeteiligung haben die Kompensationsgeschäfte keinen direkten Bezug zum Rüs-tungsgut, das beschafft wird, sondern betreffen davon unabhängige Industrieaufträge. Es wird unterschieden zwischen sicherheits- und rüstungspolitisch relevanten Kompensationsgeschäften (STIB-Industrie) einerseits und zivilen indirekten Kompensationsgeschäften andererseits.

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Anforderungen an die Beschaffung eines neuen Kampfflugzeugs und eines neuen Systems der bodengestützten Luftverteidigung

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3. Für die Bewertung werden sowohl die Beschaffungskosten der Systeme als auch deren Betriebskosten während einer 30jährigen Nutzung berücksichtigt. Dagegen werden die Kosten für allfällige Kampfwertsteigerungs- und Werterhaltungspro-gramme sowie Ausserdienststellungskosten nicht berücksichtigt, weil diesbezügli-che Vorhersagen mit hohen Unsicherheiten verbunden sind.

Eidgenössisches Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport VBS Guy Parmelin Bundesrat

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Armeestabschef Claude Meier macht einen Vergleich: «Wenn ich eine Tür mit Schloss habe, und mit dem fal-schen Schlüssel versuche, sie zu öff-nen, dann geht das nicht.» Die Sys-teme seien sehr unterschiedlich, eine Integration von russischen Systemen sei sehr teuer, das Geld würde an an-derer Stelle fehlen. Catrina ergänzt: «Es wäre politisch ge-sehen ein eigentümlicher Zeitpunkt, gerade jetzt, nach Jahrzehnten von Beschaffungen aus westlichen Län-dern, von Russland Dinge zu importie-ren.»

Diese Antworten verweisen auf einen grossen Mangel, politischer Selbstän-digkeit.

Grundsätzliches zur Waffenbeschaffung

BodLuf (Boden/Luft-Verteidigung):

Die vom Generalstab, ArmaSwiss und Bundesrat gewünschten US-Systeme „Patriot“, sind untauglich. Patriot PAC-3 hat in beinahe allen durch die Amerikaner geführten Kriegen ver-sagt:1991 Schutz von Israel, Schutz der US-Stützpunkte in Saudi-Arabien (Vollt-reffer einer SCUDs)2003 Schutz der US-Stützpunkte in Kuwait.26. März 2018 Saudi-Arabien hat er-neut aus dem Jemen abgefeuerte Ra-keten abgefangen.

Kommentar zur WaffenbeschaffungRoland Keller

Während sich der Schweizer Bundesrat und Verteidigungsminster Guy Parmelin wortreich um die Beschaffung neuer Waffen redet, schiessen kurdische Mi-lizen der YPG mit relativ alten „Milan“ und russischen „Kornet“-Panzerab-wehrraketen die deutschen Leopard II zusammen. Eben diese Panzer, welche auch die Schweizer Armee benutzt. Beide Panzerabwehrraketen wurden zwischen den 70er-90er Jahren entwi-ckelt. Nimmt man es genau, stehen der Schweiz weitere unverhoffte Anschaf-fungen ins Haus.

Der Bundesrat will nun Kampfjets und Raketen im Wert von 8 Milliarden Fran-ken, ferner neue Kampfflugzeuge und ein neues System für die bodengestütz-te Luftverteidigung genannt „BodLuf kaufen. Dafür soll das Armeebudget ab 2021 jährlich um 1,4 Prozent wachsen. Es ist absehbar: Dieses Budget wird keinesfalls reichen.

Luftwaffe

2020 soll der Typenentscheid darüber fallen, welches Kampfflugzeug den F/A 18 Hornet ersetzen soll. Die alten 30 Flugzeuge dieses Typs sollen noch bis 2025-30 im Dienst bleiben.Nun sausen die Flugzeug-Lobbyisten durch Bundes-Bern, Generalskorps und Arma-Swiss und versuchen ihre Flugzeuge in die Schweiz zu pumpen.

Lieblingsflugzeug ist der zur Zeit noch ein wenig anfällige F-35, den es auch als Senkrechtstarterversion gibt. Lock-heed Martin legt den Schweizern drin-gend das viel zu teure Flugzeug ans Fliegerherz. Schliesslich fliegen ja die NATO-Partner, nebst dem anfälli-gen EADS „Eurofighter“ auch dieses Hi-Techwunder.

Dassault will schon seit längerem seinen „Dassault Rafale“ bei uns unterbringen - leider nicht besonders erfolgreich. Da wäre noch der schwedische „Grip-pen“ von Saab, ein handliches Flug-zeug, welches schon 2014 im Abstim-mungkampf abgestürzt war.

Und schliesslich der F/A18-Superhor-net. Eigentlich eine hervorragende Maschi-ne mit bewährtem aerodynamischen Design.

Wo bleiben eigentlich die russischen Anbieter?

Diese haben hervorragende Flugzeuge, sibirientauglich und robust. Warum gibt man ihnen keine Chance?

Anlässlich der Pressekonferenz am Bundeshaus am 23. März 2018 fragte der Journalist Benni Gafner:[ ... SDA]Ein Journalist (Gafner) fragt, warum kein russisches System wie das Rake-tenabwehrsystem 400 evaluiert werde.

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dass wir in Europa 178 Waffengattun-gen haben. Unsere amerikanischen Freunde, 30. Wir haben 20 Flugzeug-typen in Europa. In den USA gibt es sechs. Wir haben 17 Panzersysteme in Europa. In den USA ein einziges. Es gibt in Europa mehr Helikoptertypen als es Regierungen gibt, die diese Helikopter kaufen könnten. Und so könnte ich die Liste weiterführen.“ und weiter:

... Ich lese – nicht ohne Staunen –, dass einige auf der anderen Seite des Atlantiks sich jetzt vorstellen, die Eu-ropäische Union würde zu unabhängig werden in Sachen Verteidigungs- und Sicherheitspolitik. Ja, wir möchten uns emanzipieren. Aber wir emanzipieren uns nicht gegen die NATO, nicht gegen die Vereinigten Staaten von Amerika.

Ich halte die NATO nach wie vor für ein Projekt, an dem wir auch wegen der Interessenlage künftiger Generationen strikt festhalten müssen ...1)

Den letzten Satz, glaubt Juncker wohl selbst nicht.

Aber das Signal „Ja wir möchten und emanzipieren“ ... sollte der Schwei-zer Bundesräten und Generälen zu denken geben.

Der ewige in Europa-Friede hat tiefe Risse!

Die Luftabwehr habe drei Geschos-se am Sonntagabend nordöstlich der Hauptstadt Riad zerstört, berichtete das Staatsfernsehen. Allerdings schei-nen doch einige Raketen den Patriot-schutzschild überwunden zu haben.

Flugzeuge

Die US Maschine F-35 A,B,C, ist grund-sätzlich als Atombomber ausgelegt und für reine Polizeiaufgaben kaum einsetz-bar.

Mit einem Volumen von knapp 400 Milli-arden US-Dollar allein für die US-Streit-kräfte und einer geplanten Produktion von mehr als 2700 Maschinen gilt esaktuell als teuerstes Rüstungspro-gramm der Welt! Ausgerechnet hier wollen die Schweizer andocken. Nicht beim besten System, sondern beim teuersten.

F-35 Stückpreis/Einheit: ca. 121,97 Mio CHF. Mittlerweile wurde der Preis auf 85 Millionen CHF gesenkt (2017).

Alternative:Die russische SU-35-S

Bestens für Luft und Bodeneinsätze geeignet. Würde man die Maschine auf ein Minimumgewicht reduzieren, hätte sie eine Steigrate von 300-330 m/Sec. Ideal für die von der Schweizer Armee gewünschten Luftpolizei-Einsätzen. Preis pro Einheit ca.: 30–45 Millionen CHFMIG-35 als Alternative hat in etwa die gleichen Spezifikationen hat aber auf

Leichtgewicht getrimmte Version eine besser Steigrate von über 330 m/Sec

Kosten für 40 Einheiten würden demnach auf ca. 1.800 000 000 Milliarden CHFzu stehen kommen.

BODLUF II: Helikopter

Bisher haben die Experten des Bundesrates noch keine weiteren Bo-den/Luft-Varianten ins Auge gefasst.

Eine Variante wäre an Stelle einer grossen Mehrzweckkampfflug-

zeug-Flotte, eine Hälfte auf Helikop-

ter aufzuteilen. Auch hier wären russische Maschinen auf Grund ihrer «Sibirientauglichkeit» für das Bergland Schweiz ideal.Die meisten russischen Helikopter flie-gen über 5000 Meter - also haben sie die Fähigkeit über den Schweizer Berg-ketten zu steigen.

Europa auf dem Selbstfindungsweg

Spätestes nach der Münchener Sicher-heitskonferenz 2018 war klar:

Die USA spielen in Europa nicht mehr die „Retterrolle der zwei Weltkriege“. Die USA besinnen sich auf ihre ureige-nen Interessen: auf sich selbst.

Sogar Jean-Claude Juncker musste an-lässlich seine Rede an der Sicherheits-konferenz feststellen:„ ... Die wenigsten Europäer wissen,

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Die Schweiz ist von Seiten der EU unter Druck und erpressbar.

Wenn die Schweiz NATO-taugliche Flie-ger mit sanftem aber deutlichen „Nud-ding“ einkaufen soll, sollte man sehr genau hinsehen und hinhören!

Eine „Zusammenarbeit“ ist ja seit lan-gem im Gange. Aber wie es scheint sind Bundesräte und verantwortliche Waffeneinkäufer sehr unter Druck, so dass sie nicht einmal in der Lage sind nicht-NATO Offerten einzuholen.

Die Schweiz wird sich in nächster Zeit nicht nur um einen überflüssigen „Rah-menvertrag“ mit der EU befassen müs-sen, sondern eventuell auch wie sie sich gegen die EU abgrenzen muss.

Oberhoheit über Software und Technik der Kampfflieger.

Es ist in der Öffentlichkeit kaum be-kannt, aber die Software der Schwei-zer F/A 18 und die der „Tiger“ dürfen ausschliesslich die US-Amerikaner che-cken und anpassen. Die Schweizer Armee verfügt über kei-ne Rechte über die Basissoftware ihrer eigenen (US-)Kampfflugzeuge!Dies wäre aber ein Kriterium für die Neuanschaffung von Militärflugzeugen!

Oder würden Sie sich gefallen lassen, wenn Sie jeden Tag zur Polizei gehen müssten, die würden sie begleiten und Ihnen Ihre Wohnungstüre öffnen?

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Vorschläge

für eine alternative Bewaffnung der Schweiz

Auf der Grundlage der „Anforderungen an die Beschaffung eines neuen Kampfflugzeugs (NKF) und eines neuen Systems der bodengestützten Luftverteidigung (BODLUV)“

Herausgegeben vom Eidgenössischen Departement-für Verteidigung Bevölkerungsschutz und Sport „VBS“, am 23. März 2018.

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Aktuell:US-General Tony Thomas beschwert sich: Militärflugzeuge werden bei Einsätzen in Syrien elektronisch lahmgelegt

Die Behauptung wurde am Dienstag vom Leiter des Kommandos für Spezialoperati-onen der Vereinigten Staaten, kurz SOCOM, General Tony Thomas aufgestellt. Die „tägliche“ Einmischung in Syrien stört die US-Militärkommunikation und behindert Flugzeugeinsätze, äußerte der General auf dem GEOINT-Symposium 2018 der „US Geospatial Intelligence Foundation“.

„Im Moment befinden wir uns in Syrien in der aggressivsten Umgebung für elektro-nische Kriegsführung auf dem Planeten“, sagte Thomas.

Sie testen uns jeden Tag, unterbrechen unsere Kommunikation, deaktivieren unsere AC-130-Flugzeuge und so weiter.“

Einige Berichte deuten darauf hin, dass Thomas sich auf das Flugzeug vom Typ EC-130H Compass Call bezog. Die EC-130H ist ein Flugzeug, das speziell entwickelt wurde, um Einsätze der elek-tronischen Kampfführung durchzuführen. Sollten diese Militärflugzeuge, die selbst eingesetzt werden, um elektronische Geräte von Gegnern lahmzulegen, unbrauch-bar gemacht worden sein, dann käme die Aussage von General Thomas einer pein-lichen Offenbarung gleich.

Das Filmmaterial seiner Rede zeigt jedoch deutlich, dass Thomas über die AC-130 Close Air Support (CAS) Kanonenboote sprach, die unter das Kommando von SOCOM fallen. Während der General für die elektronischen Angriffe keinen Staat spezifizierte, be-haupteten US-Medien, dass Russland hinter den Aktivitäten der elektronischen Stö-rung steckt.

US-Verteidigungsminister James Mattis intervenierte am Donnerstag den und er-klärte, dass er die Schuld für die elektronischen Angriffe in Syrien nicht auf Russland schieben möchte. Abgesehen von Moskau sind auch syrische Regierungstruppen und iranische Solda-ten im Land präsent, so der Beamte am Donnerstag, dem 26. April 2018, vor dem Senatsausschuss für Streitkräfte.

Auch Moskau wies Behauptungen über seine Beteiligung an der elektronischen Kriegsführung gegen die USA in Syrien entschieden zurück. Russland „hat in Syrien andere Dinge zu tun“, als sich an US-Systemen zu vergrei-fen, betonte der stellvertretende Vorsitzende des Verteidigungsausschusses des Föderationsrates, Senator Jewgenij Serebrennikow, nämlich den Syrern zu helfen, ein friedliches Leben zu erreichen und zu erhalten.

Die Leistungsfähigkeit russischer Boden/Luft-Abwehrsysteme.In der Nacht zum 14. April hatten amerikanische, britische, französische Schiffe und Flugzeuge mehr als 100 Marschflugkörper auf verschiedene Einrichtungen in Syrien abgefeuert.Tote waren nicht zu beklagen. Der russische Generalstabs gab bekannt, die syrische, iranische und russische Luftabwehr hätten 71 Marschflugkörper abgeschossen.

(Quellen: RT, BLN, US-Department of Defense, Russisches Verteidiungsministerium)

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SU-24MP :Schwenkflügelbomber. Version der Su-24M für die elektroni-sche Kriegführung; Erstflug im April 1980.Kampfkomplex „Chibiny“ kann jeden US-Zerstörer oder Radarstationen totel ausser Betrieb setzen.Ferner das Filin-N-Verteidigungssys-

tem erhält die Informationen der Radar-warnsensoren SPO-15 und steuert bei Bedarf den EKF-Störsender SPS-61 an. Weiter ist im System der aktive Radar-störsender Geran-F integriert. Auch die Täuschkörperwerfer AAP-50 werden bei Bedarf automatisch ausge-löst. Ab der Su-24M ist das verbesserte System Karpaty mit dem MAK-IR-War-ner installiert.

Der russische SU-24 MP welcher den US-amerikanischen Torpedobootszerstörer „Donald Cook“ elektronisch zerstörte. Vermutlich hat diese Maschine auch eine Mikrowellenwaffe an Bord.

Aktuell: Über derlei Waffenprogramme habe der russische Präsident bereits gesprochen. Es gehe um die Weiterentwicklung der schweren Rakete „Sarmat“ und der U-Wasser-Drohne „Status 6“.

„Dieser atomgetriebene Torpedo kann einen nuklearen Sprengkopf vor der US-Küste zünden und damit einen Hyper-Tsunami auslösen. Die Rakete kann schwerwiegende geophysische Prozesse

auf dem US-Gebiet verursachen“, erinnert der Fachmann.

Die totale Überrumpelung der NATO

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Zum Voraus: gegen russische Waffen

spricht rein gar nichts!

Von gewissen Experten wird immer die

fehlende Kompatibilität zwischen rus-

sischen und westlichen Kampfflugzeu-

gen vorgeschoben. Stimmt nicht.

Der ehemalige Deutsche General

Schönbohm sagt in einem Interview in

der ARD:

„Die MIG-29 der ehemaligen „Deut-

schen Volksarmee“ welche wir über-

nommen hatten, war das Beste was wir

an Flugzeugen in der Luftwaffe hatten.

Sie übertrafen die westlichen Kampflug-

zeuge bei weitem“.

Dazu kommt, die russischen Fluggerä-

te sind erprobt und wurde laufend ver-

bessert.

Die viel gepriesene „Generation 4++“

welche vom Westen so gelobt wird ist

in Russland schon längstens Standard.

Die schweizerischen ARMASWISS-Be-

schaffer hätten längst dann erwachen

sollen, als ein russischer Bomber vom

Typ Su-24MP und ein Hubschrauber

Ka-27 im Laufe von zwei Tagen den

US-amerikanischen Torpedobootszer-

störer „Donald Cook“, der sich in den

neutralen Gewässern des Schwarzen

Meeres aufhielt, elektronisch ausser

Gefecht setzten. Die Russen verfügen

über den elektronischen Kampfkom-

plex „Chibiny“ welcher den US-Zerstö-

rer auf einmal so gut wie blind und taub

machte.

Das modernste Aegis-System der „Do-

nald Cook“, welches die gleichzeitige

Verfolgung von Hunderten Zielen er-

möglicht, über nahezu 100 Tomaha-

wk-Marschflugkörpern mit nuklearen

und nichtnuklearen Sprengköpfen ver-

fügen, deren Reichweite 2.500 Kilome-

ter ausmachen - alles gelähmt.

Unbestätigte Quellen besagen, dass

die Besatzung sofort ausgetauscht

werden musste. Sie klagten über Kopf-

schmerzen, Benommenheit und andere

gesundheitlichen Probleme.

Die Indienststellung der Maschine 1973

(!) Die SU-24MP sollte nur als Beispiel

dienen um den „Experten“ den Wind

SU-35: Mehrzweckkampfflugzeug für den Luft-Luft- und Luft-Boden-Einsatz. Dieser wäre ein idealerAbfangjäger für die kleine Schweiz. In abgespeckter Version kommt der SU-35 auf eine Steigleistung von350 Meter pro Sekunde!

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aus den Segeln zu nehmen. Russi-

sches Flugabwehr und Fluggerät ist

auf dem neuesten Stand der Technik,

Kriegserprobte Mehrzweckkampfflug-

zeuge, Abfangjäger, Jagdbomber, Erd-

kampfflugzeuge, usw.

Das Kompatibiltätsargument mag teil-

weise stimmen. Es sollte jedoch nicht

zu einer Beschaffungs-Verengung füh-

ren, sondern eine Kompatibilitätserwei-

terung oder -Flexibilisierung bewirken,

um eine grössere Angebotsbreite zu

nutzen.

Was braucht die Schweiz wirklich?

Auf Grund der komplexen Topographie

und der kleinen Landfläche, braucht

die Schweiz ausschliesslich ein Mehr-

zweckkampfflugzeug.

50 Mehrzweckkampfflugzeuge für den

Luft-Luft- und Luft-Boden-Einsatz

währen nützlich. Sie müssen auch nicht

NATO-kompatibel sein.

Da im Kriegsfall unsere Flugplätze re-

lativ schnell unbrauchbar gebombt

werden können, müsste man Senk-

rechtstarter in Betracht ziehen. Zur Zeit

gibt es aber ausser dem betagten „Har-

rier“ keine brauchbare Alternative.

Der „Lockheed Martin STOVL-Variante

der Lightning II, F-35B“, fliegt zwar, ist

aber mit grossen Problemen behaftet

und scheint sich als fliegendes schwar-

zes Milliardenloch zu entwickeln.

Es bleiben also nur wenig Optionen für

das Bergland Schweiz. Eine Varian-

te wäre an Stelle einer grossen Mehr-

zweckkampfflugzeug-Flotte, eine Hälfte

auf Helikopter aufzuteilen.

Falls unsere Militärflugplätze unbrauch-

bar würden, wäre die Schweiz mit

Kampf -und Transporthelikoptern bes-

tens bedient.

Ferner braucht wir zur schnellen Trup-

penverlagerung grosse Transporthub-

schrauber.

Mi-35P „Hind-F“ – Exportversion des Mi-24P „Hind-F“. Erstflug:15. September 1969Indienststellung:1972. Der gepanzerte Helikopter fasst in der Kabine acht Soldaten mit kompletter Ausrüstung.

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SU-35: Mehrzweckkampfflugzeug für Luft-Luft- und Luft-Boden-Einsatz.

Auf Grund seiner extremen Beschleuni-gung, mit einer Steigrate von 300-330 m/Sec ist das Flugzeug bestens für Luftpolizeiaufga-ben geeignet.Dank des grossen Aktionsradius von ca. 3500 Km kann die Maschine sehr lange in der Luft bleiben.

Für die Schweiz als neutrales Land, wäre dieses Flugzeug ein kostengünstige Lösung auf modernstem technischen Stand.

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LuftraumHier könnten die russischen S-400 ins

Spiel kommen.

Diese Raketen sind mobil, leicht zu ver-

stecken und brauchen keine festen Si-

los.

Sie sind allwettertauglich! Nicht wie das

letzte BODLUV genannte Konzept ein

System für schönes Wetter, eines für

schlechtes Wetter ….

Truppentransporter Für die Schweiz käme der russische

Schwertransporthelikopter MIL-26 in

Frage.

Der Frachtraum der Mi-26 ist größer als

der des viermotorigen Frachtflugzeuges

Antonow An-12 und kann 60 Patienten

auf Tragen plus Pfleger oder zwei Luft-

landeschützenpanzer BMD aufnehmen.

In der Version TM beträgt die Nutzlast

22.000 kg, alternativ können unterhalb

des Rumpfes sperrige Lasten mit bis zu

20.000 kg an Stahlseilen getragen wer-

den. Die Passagierversion bietet Sitz-

plätze für 82 Passagiere oder kann 68

voll ausgerüstete Fallschirmjäger trans-

portieren.

Die Mi-26 ist mit einem achtblättrigen

Rotor mit Titan-Rotorkopf ausgestattet.

Die Besatzung aus Pilot, Copilot, Na-

vigator, Ingenieur und einem Flugtech-

niker ist in einer Druckkabine unterge-

bracht. Rotorblätter, Cockpitscheiben

und die Turbineneinlässe sind beheiz-

bar, um einen Einsatz auch bei tiefs-

ten Temperaturen zu ermöglichen. Die

Außenhaut des Rumpfes besteht aus

Aluminium. Indienststellung: 1985.

Der Riesenhelikopter ist seit 1981 in Se-

rienproduktion.

Also ein Fluggerät, welches erprobt ist

und dem keine Kinderkrankheiten mehr

anhaften. Seit 40 Jahren gibt es ausser

dem amerikanischen „CH-47 Chinook“

welcher aber nur 30 vollausgerüsteten

Soldaten aufnehmen kann, kein Trans-

porthelikopter von der Leistung des

MIL-26 .

Zusammenfassend kann man russi-

schen Waffen auf Grund ihrer Praxis-

tauglichkeit vertrauen. Eine Schwei-

zerische technische Mitarbeit an der

Mil Mi-26: ist der schwerste, stärkste und größte in Serie gebaute Hubschrauber der Welt.Erstflug: 14. Dezember 1977. Indienststellung: 1985

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Boden-LuftWeiterentwicklung der Flugzeuge wür-

de der Schweiz zu einem grossen Tech-

nologievorsprung verhelfen.

Russische Luftfahrtingenieure sind

weltweit anerkannt und bauen hervor-

ragende Flugzeuge wie man anlässlich

des Syrienkrieges festellen konnte.

Es wurden kaum Maschinen abge-

schossen. Und dabei handelt es sich

um Entwicklungen aus den 70-80-er

Jahren!

Es wäre an der Zeit, dass unsere

„ARMASWISS“ sich aus den Klammern

bakel haben die SVP-Bundesräte Ogi,

Schmid, Maurer, Parmelin.

Eine Reihe kompetenter Akteure, er-

wecken den Eindruck erfolgreich als

Lobbyisten für die US-Industrie tätig zu

sein.

Da die Schweiz ein neutrales Land ist,

könnte eine einseitige Ausrichtung auf

ein rein US-dominiertes Waffenlieferan-

tenspektrum in Zukunft Schaden für die

Schweiz wie auch für ihre Sicherheit

darstellen.

Quellen Bild und InfoText:

Wikipedia, Suchoi, RIA,

S-300/400 Flugabwehrraketensystem: wurde 1978 von der sowjetischen Luftverteidigung in Dienst gestellt. Modernste Variante zur Zeit ist das S-400-System. Maximale Fluggeschwindigkeit bis zu 4800 Meter pro Sekunde.

US-Amerikanischer Umarmung lösen

würden und selbständig würde.

Russland ist unserer natürlicher Partner

- ein europäisches Land welches schon

seit 25 Jahren den Anschluss an den

„Westen“ sucht.

Vielleicht ist diese Chance leider ver-

passt.

Fehlendes KonzeptMit der völlig verfehlten «Armee XXI»

haben wir die Konzeption der militäri-

schen Landesverteidigung eliminiert.

Seither haben wir keine Verteidigungs-

konzeption mehr.

Verantwortlich am gegenwärtigen De-

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Das russische Flugabwehrraketensystem S-300/400.Darstellung des Waffensystems und seiner potentiellen Ziele.

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Panzir-S1 Nachbereichs Boden-LuftsystemPanzir-S1 ist ein modernes russisches Kurzstrecken-Flugabwehrraketen-System. Das System ist der Nachfolger des Tunguska M-1-Komplexes. Es dient der Flugabwehr über dem Gefechtsfeld und zum Schutz von Fahrzeugverbänden. Entwicklung: 1994Das Panzir-S1-System ist mit insgesamt zwölf Raketenstartbehältern ausgestattet, aus denen zweiteilige Boden-Luft-Raketen des Typs 57E6 bzw. 57E6-E gestartet werden können. Die untere Teil, der Booster 95Ja6, beschleunigt denLenkflugkörper mit seinem Feststoffraketentriebwerk nach dem Start in zwei Sekunden auf 1.300 m/s. Danach fälltder Booster ab und der alleine weiter fliegende Gefechtskopf verliert während seinem Endanflug etwa 40 m/s proKilometer an Geschwindigkeit – nach der Gesamtflugzeit von maximal 15 s beträgt die Endgeschwindigkeit somitnoch 700 m/s.[5]

Das Panzir-S1-System ist zusätzlich mit zwei 30-mm-Maschinenkanonen des Typs 2A72 ausgestattet. Der Kampfsatzbeträgt 2 × 700 Schuss. Die Besatzung kann zwischen verschiedenen Geschossarten wählen, je nachdem, welches Zielbekämpft werden soll. Die Kadenz liegt bei 2500 Schuss pro Minute, die effektive Kampfreichweite bei 4000 m unddie Zielhöhe bei maximal 3000 m.Zünder: Näherungs- und Aufschlagzünder

System, Stückpreis: 15 Mio. US-DollarQuelle: Wikipedia

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Panzir-S1 Nachbereichs Boden-Luftsystem

Rakete 57E6-EAntrieb: Erste Stufe: FeststoffraketeGeschwindigkeit: 1300 m/s Reichweite: 1–20 km

Radarzielverfolgung mit FunkkommandolenkungGefechtskopf: 20 kg FRAG-HE oder Continuous RodZünder: Näherungs- und Aufschlagzünder

Stückpreis: 15 Mio. US-Dollar

Nutzerstaaten:

Algerien

Brasilien

Irak

JordanienRussland

SyrienVereinigte Arabische Emirate

Quelle: Wikipedia, RIA, Sputnik

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Gleich wie beim Gripen

Der Kampfjet-Verantwortliche im VBS, Christian Cantrina, machte an der Pres-sekonferenz klar: «Es geht im Wesent-lichen um das Gleiche wie bei der Be-schaffung des Gripen.» Man brauche das Flugzeug für das Gleiche. Das Land sei nach wie vor neutral und die Armee habe immer noch die gleiche Aufgabe.

Trotzdem will der Bund nun im Vergleich zum vorhergehenden Bodluv 2020 eher auf Luftverteidigung mit grösserer Reichweite setzen. «Am liebsten wür-den wir Geräte aller Reichweiten gleich-zeitig beschaffen. Wir haben dafür aber nicht genug Mittel, müssen also Priori-täten setzen.» Bei der kurzen Reichwei-te sei die technische Entwicklung mo-mentan schnell, so dass man dort lieber abwarte.

Im Bericht schreibt das VBS, es sei wünschbar, dass ein Schweizer Pilot das Flugzeug testen könne. Es wird aber nicht zur Bedingung gemacht. Pe-ter Winter, Vizedirektor von Armasuisse sagt dazu: «Unsere Test-Piloten haben das so beurteilt, dass es nicht mehr nö-tig ist, mitzufliegen. Heute ist mit Simu-lationen vieles möglich. Es kann, muss aber nicht.»

Bis zu 8 Milliarden Franken: Das VBS informierte an einer Medienkonferenz über den Kauf neuer Kampfflugzeuge.

8 Milliarden Franken

Erstmals hat das VBS nun auch bekannt gegeben, welche Raketensysteme zum

Das VBS hat die Anforderungen an ein neues Kampfflugzeug und an das neue System zur bodengestützten Luftverteidigung vorgestellt.

In Zukunft sollen vier Kampfflugzeu-ge während vier Wochen ständig den Schweizer Luftraum schützen können. Das erwartet das Verteidigungsdepar-tement VBS von der neuen Kampf-jet-Flotte. Um diese Anforderungen zu erfüllen, braucht es bis zu 40 neue Ma-schinen.

Das VBS, das am Freitag seinen An-forderungskatalog veröffentlicht hat, lässt sich zur Anzahl neuer Kampfjets zwar noch nicht in die Karten blicken. Ein Expertenbericht vom Mai 2017 im Auftrag von Verteidigungsminister Guy Parmelin zeigt jedoch, dass für eine Durchhaltefähigkeit von vier Wochen 40 Flugzeuge notwendig sind.

Wie viele Flugzeuge?

Die genaue Anzahl Flugzeuge hängt auch davon ab, welche Boden-Luft-Ra-keten die Armee kauft. Eine starke bo-dengestützte Luftverteidigung erlaube eine kleinere Anzahl Flugzeuge und umgekehrt, schreibt das VBS.

Eine Anforderung an die Bo-den-Luft-Verteidigung (BODLUV) ist, dass eine Fläche von mindestens 15›000 Quadratkilometern abgedeckt werden soll. Zudem soll das System eine grössere Reichweite haben. Die-se Kriterien entsprechen ebenfalls dem Szenario der Expertengruppe, das von 40 Kampfflugzeugen ausgeht.

Schutz des Schweizer Luftraums in Frage kommen. Evaluiert werden die SAMP/T von Eurosam, David›s Sling des israelischen Herstellers Rafael und die Patriot-Raketen des US-Herstellers Raytheon.

Ein Journalist fragt, warum kein russi-sches System wie das Raketenabwehr-system 400 evaluiert werde.

Armeestabschef Claude Meier macht einen Vergleich:

«Wenn ich eine Tür mit Schloss habe, und mit dem falschen Schlüssel versu-che, sie zu öffnen, dann geht das nicht.» Die Systeme seien sehr unterschiedlich, eine Integration von russischen Syste-men sei sehr teuer, das Geld würde an anderer Stelle fehlen. Catrina ergänzt: «Es wäre politisch gesehen ein eigen-tümlicher Zeitpunkt, gerade jetzt, nach Jahrzehnten von Beschaffungen aus westlichen Ländern, von Russland Din-ge zu importieren.»

Der Bundesrat hat letzten November entschieden, für 8 Milliarden Franken neue Kampfflugzeuge und ein neues BODLUV-System zu kaufen. Darüber soll das Volk abstimmen können.

Keine Abstimmung ist jedoch über die Wahl des Flugzeugtyps und des BOD-LUV-Systems vorgesehen. Die neuen Kampfjets sollen ab 2025 die F/A-18 ablösen

(the/sda)

Das müssen die neuen Kampfjets könnenPressebericht der SDA

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Begründung

Gotthard FrickWarum braucht die Schweiz alternative Anbieter?Auch russische Waffen in Betracht ziehen!

Aktuelle weltpolitische Lage

Chinas Expansion:Strategischen Positionierung an den Schiffahrtsrouten

Chinas Expansion, Wirtschaft: Strategische Einkäufe europäischer Schlüsselindustrien

RusslandEin europäisches Land und seine Ausgrenzung durch die NATO und der westlichen Verbündeten

Nachbetrachtung

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Auch russische Waffen in Betracht ziehen!

Im 2. Weltkrieg verfügte unsere Luftwaffe über deutsche und fran-

zösische Jagdflugzeuge. Wir soll-ten endlich den vom Bundesrat vorangetriebenen schleichenden

NATO-Beitritt beenden und aus mi-litärischen und neutralitätspoliti-schen Gründen auch russische Waf-fen in Betracht ziehen.

Vor mehr als 20 Jahren trat die Schweiz – welch raffinierte Verschleierung des Zwecks – der Partnerschaft für den Frieden der NATO bei, 2014 deren In-teroperabilitätsplattform. Die Letztere dient dem Einüben des gemeinsamen Kampfes und der Anpassung der Ar-meen an einheitliche Standards.

Am 16./17. Februar 2016 fand auf Ein-ladung des Bundesrates eine grosse NATO-Tagung in Zürich unter Teilnah-me von 100 hohen Offizieren des NA-TO-Kommandos, der 28 Mitglieder-staaten sowie der „Partner“, darunter die Schweiz, statt. Das VBS veröffent-lichte erst bei Tagungsbeginn eine Mel-dung darüber und die grossen Schwei-zer Medien haben darüber – wohl auf Wunsch des VBS – nichts berichtet.

Seit Jahren nehmen Schweizer Trup-pen an Manövern von NATO-Mitglie-dern teil, z.B. im Osten Deutschlands.

Vor kurzem reiste der Chef der Armee an eine Konferenz höchster NATO-Offi-ziere. Die für unsere Zukunft entschei-dend wichtige Frage lautet: Wird die Schweiz international noch als neutral wahrgenommen?

Jedenfalls schrieb die chinesische kommunistische Tageszeitung Global Times am 26. Februar 2013, die Part-nerschaft für den Frieden sei ein Ins-trument zur weltweiten Durchsetzung der strategischen Interessen der USA. Die Schweiz hätte also allen Grund, auch mit Russland eine militärische Zusammenarbeit aufzubauen, um das neutralitätspolitische Gleichgewicht wieder herzustellen.Gegenwärtig plant der Bund die Be-schaffung von Rüstungsgütern, vor-dringlich von Kampfflugzeugen und Luftabwehrwaffen. Aus militärischen Gründen, aber aus den genannten neu-tralitätspolitischen, sollten auch russi-sche Waffensysteme in die Evaluation einbezogen werden. Russland hat heu-te wahrscheinlich die besten Luftab-wehrwaffen, darunter solche mit einer enormen Reichweite.

Die anscheinend von der Schweiz an-visierten amerikanischen Patriot Flugabwehrraketen sollen laut einem Bericht der NZZ vom 27. März 2018 im laufenden Krieg Saudi Arabiens gegen Jemen „grosse Schwächen“ gezeigt haben. Auch Russlands Kampfflug-zeuge sind sehr leistungsfähig und er-probt.

Glaubt man den höchsten US Offizie-ren, so können die US Landstreitkräf-te – ein Novum in deren Geschichte – nicht mehr wie bisher damit rechnen,

dass die eigene Luftwaffe vor einem Angriff den Gegner aus der Luft zer-schlägt. Vielmehr müssten sie wegen der Fähigkeiten Russlands, zuerst das Angriffsziel besetzen und die Luftab-wehr ausschalten, bevor die US Luft-waffe eingreifen könne.

Auf die Möglichkeit von Beschaffungen in Russland angesprochen, antwortet das VBS, die russischen Systeme sei-en mit den unsrigen nicht kompatibel. Da diese Kompatibilität bei uns erst geschaffen werden müsste, würden solche Beschaffungen zu teuer.

Woher will man wissen, ob das Argu-

ment stimmt, wenn man russische Waffensysteme nicht evaluiert und keine Offerte einholt?

Es wäre durchaus denkbar, dass rus-sische Kampfflugzeuge und Flugab-wehrmittel derart viel billiger wären als westliche, dass damit leicht die Zusatz-kosten für die Herstellung kompatibler Systeme getragen werden könnten.

Dazu kommt noch eine andere Über-legung. Bei Flugzeugkäufen in den USA ver-liert die Schweiz die Kontrolle über das „Herz“ der Maschinen, die Elektronik. So hat das Schweizer Bodenpersonal keinen Zugang zum wichtigsten Teil der Elektronik in den F-18. Besteht dort ein Problem, müssen Spezialisten aus den USA zu dessen Behebung einge-flogen werden. Während der Arbeiten am System dürfen keine Schweizer da-bei sein. Das bedeutet, dass die USA direkten Zugang zur Kommunikation unserer Luftwaffe haben, diese erfas-sen und ausschalten könnte.

Im Neutralitätsschutz- oder Kriegsfall könnten sie wahrscheinlich verhin-dern, dass unsere Luftwaffe US und

Gotthard Frick Thinker, business administrator & eco-nomist, Dipl. “Sciences Po” & Sorbon-ne, Paris.

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NATO-Kampfflugzeugen vertreibt oder bekämpft.

Da laut SIPOL B 2016, dem Sicher-heitspolitischem Bericht des Bundes-rates, ohnehin nur die NATO als Part-ner im Kriegsfall in Frage kommt – weil nur mit dieser die geforderte Interope-rabilität gewährleistet ist – scheint ihn diese Unterwerfung unserer Luftwaffe unter die US nicht zu stören. Aber sie liegt ganz sicher nicht im Inte-resse unseres Landes.

Noch ein Wort zur Kompatibilität. Heutige Kampfflugzeuge und weitrei-chende Luftabwehrwaffen sind Teile eines komplexen technischen Gesamt-systems. Bei Kampfflugzeugen gehören dazu die Führung und Steuerung, die Zieler-fassung, das Flugzeug und alle Syste-me an Bord, für die natürlich passende Ersatzteile vorhanden sein müssen, die verschiedenen Waffen unter den Flügeln und im Rumpf um nur ein paar Beispiele zu nennen. Falls die Schweiz russische Systeme kaufen würde, wäre sie von den USA unabhängig.

Es ist zu prüfen, ob sie dadurch so von Russland abhängig würde, wie heute von den USA.

Aber im Neutralitätsschutz- und Kriegsfall könnte sie den Luftraum auch gegen Flugzeuge der USA und NATO verteidigen und im Erdkampf auch westliche Verbände bekämpfen. Angesichts der zentralen Lage der Schweiz im Raum der NATO wird diese unsere Neutralität verletzten.

Aber ein Kauf russischer Waffen wäre aus Sicht des Bundesrates sehr wahr-scheinlich ein Rückschritt beim laufen-den Anschluss an die NATO

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Aktuelle weltpolitische Lage

Naher Osten: Destabilisiert von Libyen bis Tunesien, Libanon, Syrien, Irak, Afghanistan.Iran und Israel stehen vor einem Krieg.

China: Ist zur Zeit daran, ganz Südostasien, Afrika und Südamerika mit seiner Handelspo-litik einzukreisen. Gleichzeitig plaziert China überall auf den Weltmeeren seine Ma-rinebasen. Die Waffen Chinas sind zu einem grossen Teil russischer Herkunft. Diese wurden die von den Chinesen modifiziert und verbessert.

Russland:Hat prinzipiell keine Eroberungsambitionen. Allerdings haben die Russen mit der wählergestützten Annexion der Krim gezeigt, dass sie - wenn es geostrategisch notwendig ist, - durchaus militärisch vorgehen können.

Russland wurde durch den Westen eingekreist und dadurch zur Aufrüstung und im zur Sicherung seiner vitalen Interessen zur geostrategischen Reaktionen gezwun-gen. In der Ukraine waren vor Ort neben höchsten Regierungsvertretern der USA und der EU, die die ukrainischen Aufständischen aufgebaut hatten und nachweisslich mit Milliarden von U$ und Waffen versorgten, als Reaktion auf die westliche Einmi-schung auch mit Sicherheit Russland aktiv beteiligt („grüne Männchen“). Russland handelt relativ moderat und ist militärisch nur in Syrien mit Erfolg aktiv. Aber auch Wladimir Putin weiss, sein Land ist nicht in der Lage, weitere Erobe-rungen zu verwalten. Expansion kann schwächen.Prinzipiell braucht Russland keine Länder zu erobern, weil es Selbstversorger ist und über genug Ressourcen verfügt.

Schweiz:Die Schweiz ist von der EU, respektive der NATO umgeben. Mit der Erpressung der USA, vorzuschreiben welche Ausländer in Schweizer Fir-men in der Schweiz Verwaltungsräte-Vorstandsvorsitzende sein dürfen, zeigt wie das Land von aussen eingeschätzt wird. Damit haben die USA die „Rote Line“ überschritten. Die Schwäche der schweizerischen Regierung leistet weiteren Erpressungen Vor-schub.

Die Schweiz ist ein wichtiges, neutrales europäisches Binnenland ohne Anschluss an Mittelmeer, Nordsee oder Atlantik. Auch darum sind wir erpressbar.

Eben darum muss die Schweiz so hoch gerüstet sein, dass es sich nie lohnt das Land anzugreifen.Kriege haben auch ihre Ökonomie. Also muss es sehr teuer werden, das kleine Land im Zentrum Europas zu erobern oder militärisch zu erpressen.

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Chinas Expansion

Seestreitkräfte

Strategische Positionierung an den Schiffahrtsrouten

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Die Marine der Volksrepublik China mobilisiert im südchinesischen Meer

Beinahe fünfzig Schiffe der chinesischen Marine sammelten sich im Südchinesischen Meer unweit der Insel Hainan, wie Satellitenbilder von Planet Labs von Ende März bestätigen. Auf der Insel Hainan befindet sich Chinas strate-gischer Stützpunkt für militärische Operationen in diesem Gebiet.

Im Zentrum dieser Kriegsschiffe befand sich Chinas einziger in Dienst befindlicher Flugzeugträger Liaoning (CV-16), welcher Mitte März von Qingdao aus mit dem ersten Nachschubschiff Typ 901, der Hulun Hu (965), und mehreren anderen Schiffen nach Süden fuhr. Im Januar gab China bekannt, es habe mit dem Bau seines dritten Flugzeugträ-gers begonnen.

Unterwegs durchfuhr der Liaoning die Meerenge zwischen China und Taiwan – für das taiwanesische Verteidi-gungsministerium eine bildhafte Ermahnung hinsichtlich des Machtgefälles zwischen den beiden Staaten (siehe auch: Paul Pryce, „Cross-Strait Relations After China‘s 19th Party Congress“, 10.03.2018, https://www.offi-ziere.ch/?p=32961). China betrachtet den Status Taiwans als eines der „zentralen Interessen“ des Landes.

Weitere Satellitenbilder von Planet Labs dokumentieren für den 21. März 2018 die Ankunft mehrerer zusätzliche Schiffe am Stützpunkt Yulin nördlich vom Standort, wo Chinas atombetriebene U-Boote mit ballistischen Raketen (SSBNs) für die Südseeflotte vor Anker liegen. Insgesamt 23 Schiffe befanden sich zum Zeitpunkt der Aufnahme an den beiden Landungsbrücken und in der angrenzenden Werft. Diese Schiffe legten am folgenden Tag ab.

Zwei Tage später, am 24. März 2018, kann das erste Mal die Liaoning in der Region geortet werden. Sie liegt unmit-telbar westlich der SSBNs vor Anker. Satellittenbilder zeigen den Flugzeugträger am selben Tag an- und ablegen, und sich wahrscheinlich der Gruppe von Schiffen anschliesst, die sich südlich von Hainan sammeln.

1) Bilder des offenen Gewässers von Planet Labs vom 26. März 2018.

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Teilweise wolkenbedeckte Satellitenbilder vom 25. März erfassen diese Schiffe in der Nähe der Insel – wenn auch die Liaoning zu diesem Zeitpunkt nicht geortet werden kann. Satellitenbilder vom nächsten Tag zeigen die mobilisierten und zusammen mit dem Flugzeugträger sich verschie-benden Schiffe, was die meisten Medien als Machtdemonstration interpretierten. Die chinesischen Staatsmedien haben am Dienstag, den 12. April 2018, Fotos des Manövers veröffentlicht.

( http://www.scmp.com/news/china/diplomacy-defence/article/2141505/surprise-move-china-mount-live-fire-na-vy-drills-taiwan )

Über den weiteren Verlauf nach dem 26. März ist nicht viel bekannt. Nach „und am Folgetag waren die Landungs-brücken von Wolken verdeckt. Die am 27. März aufgenommenen Satellitenbilder zeigen die Liaoning weiterhin in der Nähe der Insel Hainan. Unterstützungsschiffe, insbesondere die Hulun Hu (965), blieben am Träger-Pier. Leider sind keine Satellitenbilder desselben Tages von den beiden Landungsbrücken im östlichen Teil des Stützpunkts Yulin verfügbar; und am Folgetag waren die Landungsbrücken von Wolken verdeckt. Obwohl wir die genaue Position der Liaoning am 28. und 29. März nicht verifizieren konnten, waren die Unterstützungsschiffe des Flugzeugsträgers immer noch am Träger-Pier zu sehen, was darauf hindeuten

Yulin Marinebasishttps://thediplomat.com/2017/03/chinas-most-important-south-china-sea-military-base/

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könnte, dass die Liaoning sich in der Nähe befand. Eine Pressekonferenz des chinesischen Verteidigungsministeriums am 29. März beinhaltete keine weiteren Infor-mationen über den Verbleib des Flugzeugträgers. Der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Ren Guoqiang, erklärte, dass der Einsatz Teil regelmässig geplanter Trainings mit dem Ziel die Ausbildungspotential zu verbessern.

2) Planet Labs Bilder vom 21. März 2018 des PLAN-Stützpunkts Yulin der chinesischen Marine.

3) Planet Labs Bilder vom 24. März 2018 des Flugzeugträgerträger-Piers des Stützpunkts Yulin der chinesischen Marine.PLAN-Stützpunkt Yulin.

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„Zu den spezifischen Bewegungen des Flugzeugträgers Liaoning wird die Marine zu gegebener Zeit Informationen veröffentlichen“, sagte der Sprecher, ohne dies weiter zu erläutern.

Es ist noch nicht bekannt, wie lange die Manöver der chinesischen Marine im südchinesischen Meer andauern und ob sie auch in die Nähe umstrittener Gewässer vorstossen werden.

Fazit

Bestände der Nordchinesischen Seeflotte nehmen weiterhin an Übungen im Süden teil. Der Einsatz fokussiert auf Bereitschaft und Fähigkeit der chinesischen Marine, während sie darauf drängt bis 2030 über mehrere Flugzeugträger-Gruppen einsatzbereit zu haben.

4) Oben: Planet Labs Bilder, aufgenommen am 25. März 2018 südlich der Insel Hainan.

5) Unten: Planet Labs Bilder, aufgenommen am 25. März 2018 südlich der Insel Hainan. Bläulich herausgehoben.

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Dieser Artikel erschien erstmals bei offiziere.ch und wurde uns freundlicherweise zu Verfügung gestellt.

6) Oben: Planet Labs Bilder, Schiffsbewegungen aufgenommen am 26. März 2018 südlich von Hainan.

7) Unten: Planet Labs Bilder, Schiffsbewegungen aufgenommen am 26. März 2018 südlich von Hainan.

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Chinas Expansion

Wirtschaft

Strategische Einkäufe europäischer Schlüsselindustrien

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Der Westen ist naiv. Der Westen will Geschäfte machen - China hat den Willen zur Macht

Die hoch verschuldete Gruppe des Milliardärs Chen Feng investiert weiter weltweit, auch in Aktien der Deutschen Bank. Wie lange geht das gut?

Kein Alkohol, keine Zigaretten, keine Bankette. Bei öffentlichen Auftritten trägt der bekennende Buddhist Chen Feng schlicht-traditionelle Kleidung. Nichts weist darauf hin, dass der Mann mit dem bescheidenen Lächeln und den weichen Gesichtszügen als Grün-der und Chef der HNA Group einer der wichtigsten Wirtschaftsführer Chinas ist.

In Deutschland ist sein Konglomerat, zu dem weltweit Fluglinien, Hotels und Logistikunternehmen gehören, bisher so gut wie unbekannt. Doch das ändert sich gerade gewaltig. Chen ist welt-weit auf milliardenschwerer Einkauf-stour, und die macht offenbar selbst vor angeschlagenen deutschen Unter-nehmen nicht halt. So kauft HNA ge-rade den Flughafen im rheinland-pfälzi-schen Hahn und soll an einem Einstieg bei der Fluglinie Air Berlin interessiert sein. Das lange nachgesagte Interesse an der HSH Nordbank hat HNA inzwi-schen verloren. Wichtigstes Engage-ment aber ist die Beteiligung bei der Deutschen Bank. Mit einem Anteil von knapp zehn Prozent ist HNA gerade erst zum größten Aktionär des Instituts aufgestiegen.

Es begann mit Airlines

HNA ist in den vergangenen Jahren rasend schnell gewachsen, hoch ver-

schuldet und nahezu intransparent. Angefangen hat Chen 1993 mit der neu gegründeten Hainan Airlines, mit nur einem Flugzeug. Heute zählen welt-weit fast 20 weitere Fluggesellschaften zu seinem Reich, darunter Hong Kong Airlines, Tianjin Airlines und Lucky Air. HNA gehört zu den führenden Adres-sen in der chinesischen Logistik und Reisebranche, allein 450 Hotels soll das Unternehmen weltweit besitzen.

Wenn es um sein Unternehmen geht, ist es bei Chen denn auch mit der Zu-rückhaltung vorbei. „Wir haben ein Wunder erschaffen“, tönte der 63-Jäh-rige im vergangenen Jahr bei einem Vortrag in den USA. Alle 20 Sekunden starte weltweit ein HNA-Flieger. „Und wir werden noch 1000 weitere Flug-zeuge kaufen“, sagte Chen. Schon seit 2015 zählt HNA laut US-Magazin „Fortune“ zu den 500 größten Unter-nehmen der Welt. Geht es nach Chen, ist damit noch lange nicht Schluss. In zehn Jahren soll der Konzern unter den Top Ten der Welt sein.

Um das Ziel zu erreichen, kauft HNA ein ausländisches Unternehmen nach dem anderen auf. Dabei haben die Chi-nesen allein in den vergangenen Mo-naten eine zweistellige Milliardensum-me investiert. Zuletzt hat Chen etwa für sechs Milliarden Dollar den US-Elekt-rogroßhändler Ingram Micro übernom-men, sich für 6,5 Milliarden Dollar ein Viertel der Hotelkette Hilton gesichert und den Schweizer Airline-Caterer Gategroup Holdings für 1,5 Milliarden Dollar gekauft. Und das alles, obwohl die Regierung in Peking Übernahmen

chinesischer Konzerne im Ausland durch strengere Kapitalverkehrskont-rollen bremsen will.

In Zukunft soll die Gruppe vor allem im Finanzsektor wachsen. Dabei setzt das Unternehmen auch auf den wachsen-den Wohlstand der Chinesen. Die wol-len ihr Geld sicher anlegen. Am besten bei Chen.

Eine fragwürdige Strategie

Dabei ist keineswegs sicher, wie stabil sein Unternehmen wirklich ist. Zuletzt sind selbst in chinesischen Staatsme-dien Zweifel an der Strategie der Grup-pe aufgekommen. In den vergangenen Wochen erschienen mehrere Artikel, in denen sie öffentlich die Frage aufwar-fen, wie das kleine Unternehmen in-nerhalb weniger Jahre so groß werden und so viele Zukäufe finanzieren konn-te. Das chinesische Wirtschaftsma-gazin „21st Century Business Herald“ berichtete Ende April, dass HNA um-gerechnet 81 Milliarden Euro Schulden aufgenommen haben soll, um die Zu-käufe zu finanzieren. Inzwischen sind alle Artikel, die darüber berichteten, wieder gelöscht.

Tatsächlich ist HNA eine Blackbox. Kaum ein Außenstehender durch-schaut, was im Hauptsitz des Kon-zerns auf der südchinesischen Urlaub-sinsel Hainan wirklich vor sich geht. Der unternehmenseigene Wolkenkrat-zer mit 31 Stockwerken ist einem Ga-ruda nachempfunden, einem geflügel-ten Fabelwesen aus der asiatischen Mythologie, das auch das Vorbild für

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das rote Logo von Hainan Airlines ist. Interviewanfragen beantwortet das Unternehmen nicht, Auftritte der Füh-rungsriege sind selten.

Klaus Meyer, Professor an der China Europe International Business School in Shanghai, hat versucht, die Besitz-verhältnisse des Unternehmens zu analysieren. Sehr weit ist er nicht ge-kommen. „An der Spitze steht eine Stiftung namens Hainan Cihang Foun-dation“, sagt der Experte für chinesi-sche Unternehmen. Diese sei 2013 gegründet worden und halte rund 20 Prozent der Anteile. „Wer diese kont-rolliert, lässt sich nicht herausfinden“, sagt er. Die Eigentümerstrukturen seien viel zu verschachtelt, um die wirklichen Machtverhältnisse verstehen zu kön-nen. So hält sich die Anekdote, dass Chen 1995 nach New York geflogen ist, um Starinvestor George Soros zu einer Investition von 25 Millionen Dollar in seine Fluggesellschaft zu überreden. Die Summe soll der zehn Jahre später verdoppelt haben. Wer aber die füh-renden Köpfe hinter der Gruppe sind, ist unklar. Meyer weiß nur: „HNA ist po-litisch gut vernetzt.“

Kredite von Staatsbanken

Einer der wichtigsten Anteilseigner soll der Sohn eines ehemaligen Mitglieds des Ständigen Ausschusses sein, ei-nem der wichtigsten Organe der chine-sischen Regierung. Chen Feng ist zu-dem seit über zehn Jahren Delegierter des Parteitags der Kommunistischen Partei, der alle fünf Jahre stattfindet und die Führungsspitze des Landes wählt. Die enge Verbindung zur Poli-tik ermögliche es dem Unternehmen, an Kredite von chinesischen Staats-

banken zu kommen, mit denen es das Wachstumstempo aufrechthält.Auch im Ausland hat HNA bereits Er-fahrungen mit der Politik gemacht. Im Januar sorgte das Unternehmen für Furore, als es bei SkyBridge Capital einstieg, dem Hedgefonds des ame-rikanischen Finanzinvestors Antho-ny Scaramucci. Der wollte die Firma verkaufen, um unter Donald Trump im Weißen Haus anheuern zu können. Viele Beobachter hielten dies für den Versuch der Chinesen, einen direkten Draht nach Washington zu bekommen. Der Deal sollte deshalb zunächst von einer Ethikkommission geprüft werden, Scaramucci musste daraufhin auf sei-nen Beraterposten verzichten.

Die Handelzeitung berichetete am 5.10.2917

Über 80 Schweizer Firmen in chinesi-scher Hand. Der rote Riese kommt auf leisen Sohlen daher. Das jüngste Beispiel ist China Unicom. Der halbstaatliche Konzern gehört zu den weltgrössten Telekomanbietern und hat vor wenigen Tagen eine Nie-derlassung in Zürich eröffnet. Dass sich der volkseigne Telekomgigant hier ansiedelt, ist kein Zufall. Verbindet Chi-na Unicom doch ausländische Töchter von Multis mit den Konzernzentralen.

Eine Standleitung ins Reich der Mit-te? Dieses Geschäftsmodell des Rie-sen-Telco dürfte sich auch in der Schweiz lohnen. Chinas Unternehmen sind hierzulande nämlich auf Expan-sionskurs. Eine Auswertung des Wirt-schaftsdienstes Bisnode D&B zeigt, dass mittlerweile über 80 Firmen einen direkten chinesischen Eigen tümer ha-ben (siehe Grafik unten). Parallel zur

Kauf-Tour steigt in Bundesbern das Unbehagen gegenüber den Staatska-pitalisten.

«Kann dem Schweizer Staat nicht gleichgültig sein»

Denn ein gewichtiger Teil der China-In-vestments läuft nach industriepoliti-schem Drehbuch durch staatlich ge-lenkte Konzerne ab. «Es kann dem Schweizer Staat nicht gleichgültig sein, wenn auf seinem Gebiet ein anderer Staat geopolitische Interessen aus-übt», sagt SVP-Nationalrat Hans-Ueli Vogt, der mehrere Interpellationen zur «Übernahme schweizerischer Firmen durch chine sische Staatsfirmen» ein-gereicht hat.

60 Milliarden Dollar in Schweizer Firmen

Vogts Anfragen gewinnen laufend an Brisanz. Zuletzt erhöhte im August das undurchsichtige Konglomerat HNA Group beim Basler Duty-Free-König Dufry auf gut 20 Prozent. Kostenpunkt: 1,4 Milliarden Dollar. Gemäss dem an-gelsächsischen «China Global Inves-tment Tracker» pumpten rote Unter-nehmer seit 2005 gegen 60 Milliarden Dollar in Schweizer Firmen. Die Trans-aktionssumme ist mit Vorsicht zu ge-niessen. Denn «getrackt» werden nur Übernahmen, bei denen gelistete Un-ternehmen im Spiel sind. Die grossen, kotierten Transaktionen wie Syngenta oder Gategroup seien nur die Spitze des Eisbergs, sagt Wirtschaftsanwalt Markus Vischer von der Kanzlei Walder Wyss. «Das Interesse an Schweizer Firmen, gerade auch an mittelstän-dischen, ist sehr gross. Chinesische Interessenten sitzen mittlerweise bei

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praktisch allen Bieterverfahren mit am Tisch.»

Allerdings ernten die chinesischen Avancen nicht nur Beifall. «Die Eupho-rie ist gewichen», sagt ein Schweizer M&A-Berater, der einige China-Deals begleitet hat. Nebst erhöhten Trans-aktions-, Finanzierungs- und Compli-ance-Risiken sieht der Consultant vor allem die staatliche Einflussnahme kritisch: Die Frage, wo der Kaufin-teressent in der Partei-Nomenklatur stehe, werde für die Verkäufer zuse-hends zentraler. Schliesslich entfielen im letzten Jahr weltweit fast die Hälfte aller Übernahmen mit chinesischer Be-teiligung auf Staatsfirmen. Und auch die privaten Unternehmer stehen, zu-mindest ab einem gewissen Umfang, unter der Fuchtel der Partei. Denn die Grossakquisitionen im Westen haben stets einem Masterplan zu gehorchen.

Mit Industriepolitik zur Weltführerschaft

Sebastian Heilmann ist Sinologe und Gründer des Mercator Institute for China Studies in Berlin. Für Heilmann ist klar: «China verfolgt einen indust-riepolitischen Fahrplan, den der Wes-ten kennen muss.» Das staatliche Pro-gramm «Made in China 2025» sehe beispielsweise vor, in Hightech-In-dustrien wie Robotik, künstliche Intel-ligenz, Med- und Biotech sowie Luft- und Raumfahrt industrie vorzudringen. «China will aufholen und den Westen längerfrisitig überholen, um schliess-lich an die Spitze der Wertschöpfungs-kette zu gelangen.» Denn die bisherige Arbeitsteilung der Weltwirtschaft mit dem Reich der Mitte als Werkbank und dem Westen als Denkplatz werde zu-

sehends als «unfair» betrachtet.

China strebe klar die Technologie-Füh-rerschaft in Schlüsseltechnologien der Zukunft an. Die ehrgeizigen «Made in China»-Ziele liessen sich aber nur durch Zukäufe im Westen realisieren, sagt Experte Heilmann. Viele europä-ische Firmen, auch in der Schweiz, seien bevorzugte Übernahmeobjekte, um gezielt an technolo gisches Know-how zu kommen. Der Einpar teien-Staat fördere deshalb aktiv gewichtige Auslandsübernahmen wie jene des Schweizer Agrokonzerns Syngenta durch Chem China. «Dabei gewähren chinesische Staats- und Förderban-ken bei solch strategischen Akquisen grosszügige Finanzierungen», sagt Heilmann.

«Die Europäer bislang zu weich und zu naiv»

Dieses industriepolitische Powerplay stosse der EU zusehends sauer auf, weil es an der Wechselseitigkeit mang-le. Mit China gebe es derzeit kein Level Playing Field. «Wir Europäer spielen in der Volksrepublik stets bergauf», sagt Heilmann und betont, dass solche Me-gamerger wie Syngenta umgekehrt für europäische Unternehmen in China «undenkbar» wären. Freihandel und of-fene Märkte müssten deshalb auf dem politischem Parkett erkämpft werden, sagt Heilmann: «Die Europäer waren bislang zu weich und zu naiv.»

Nun aber ändert sich die Tonlage. Die EU-Handelskammer in Peking hat jüngst 15 Branchen benannt, in de-nen es für europäische Firmen keinen gleichberechtigten Zugang gebe. Ein Beispiel: Künftig verlangt die chinesi-

sche Lebensmittelkontrolle für alle ausländischen Nahrungsmittel zu-sätzliche Inspektionen, und zwar auch auf vermeintlich sicheren, weil haltbaren Produkten. «Es scheint, als gehe es dabei mehr um den Schutz heimischer Produzenten als um Nahrungsmittelsicherheit», kritisierte der deutsche China-Bot-schafter Michael Clauss die Vor-schrift. Auch die Schweizer Bot-schaft in Peking hat ihre Bedenken schriftlich mitgeteilt.

Wenig überraschend rangiert Chi-na auf Platz 59 von 62 Ländern in einer OECD-Liste, wenn es um «Offenheit» gegenüber ausländi-schen Direktinvestitionen geht. Auch Schweizer Unternehmern sind die Probleme in China bes-tens bekannt. Doch aus Angst vor Retorsionsmassnahmen will sich niemand exponieren. «Unsere Wirt-schaft braucht Reziprozität», sagt FDP-Ständerätin Karin Keller-Sut-ter. Der Bundesrat müsse dafür sorgen, dass der chinesische Markt aufgehe. «Oder man signalisiert, dass man restriktiver wird, wenn die Gegenseitigkeit weiterhin nicht ge-währt wird», ergänzt SVP-National-rat Vogt.

Schärfere Kontrollen

Ein Druckmittel gegenüber Peking sind verschärfte Übernahmekon-trollen. Deutschland setzt seit die-sem Sommer darauf, nachdem das Land sicherheitssensi tive Ta-ke-overs wie die Übernahme des Industrie-Robotikers Kuka durch die süd chinesische Haushaltsfirma Midea zu verdauen hatte. Die Ver-

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schärfung sieht vor, dass Investitionen aus Nicht-EU-Ländern meldepflichtig werden, wenn es um «kritische Infra-strukturen» geht wie Software für die Strom versorgung oder Cloud-Diens-te für Banken. Den Begriff «Kritische Infrastruktur» fassen die Deutschen derweil sehr breit. Man sei zwar eine offene Volkswirtschaft, aber nicht naiv, betonte der zuständige Staatssekretär in der «Süddeutschen Zeitung».

Auch in der Schweiz ist die politische Debatte über die Kontrolle staatsnaher Investoren aus dem Ausland voll ent-brannt. Die Vorschläge reichen von ei-ner Ausweitung der Lex Koller auf die heimische Wasserkraft, um ausländi-sches Kapital fernzuhalten, über den Schutz von Schlüsseltechnologien bis hin zu einer Positivliste, auf der strate-gisch wichtige Firmen wie Bankdienst-leister oder Telekomkonzerne stehen sollen.Unbekannte Geldgeber aus ChinaWelche Konsequenzen eine Kontrolle ausländischer Investoren hat, zeigt sich in Deutschland. Dort sei die Verschär-fung des Aussen wirtschaftsgesetzes deutlich zu spüren, sagt ein Berater, der kürzlich einen China-Deal begleitet hat. «Der Take-over eines Mittelständ-lers durch eine chinesische Familien-gesellschaft wurde intensiv begleitet. Bis zum Closing dauerte es länger.» Nebst geplanten Technologietransfers seien auch die Financiers geprüft wor-den. Denn zuweilen bleiben die Geld-geber aus China bis zuletzt unbekannt, wie die Übernahme des Airline-Cate-rers Gategroup gezeigt hat, welche die südchinesische HNA Group Ende 2016 schluckte.

Im ursprünglichen Gategroup-

Angebotspros pekt waren drei HNA-Mitgründer als Eigen tümer nicht aufgeführt; in einer Publikation ein Jahr später aber schon. Die Schweizerische Übernahmekomission hat HNA des-halb ultimativ aufgefordert, Klarheit über die «Anbieterstruktur» zu schaf-fen. Das Verfahren läuft derzeit noch. M&A-Anwalt Vischer betont, dass un-durchsichtige Eignerverhältnisse in Übernahmetransaktionen oftmals ein «Deal-Breaker» seien: «Intransparenz kann dazu führen, dass M&A-Transak-tionen scheitern.»Die HNA Group hat hierzulande auch wegen waghalsiger Finanzierungen zu reden gegeben. Ihre Tochter Swis-sport musste im Frühsommer einen technischen Zahlungsausfall vermel-den, den die Gesellschaft offenbar gar nicht bemerkt hatte. Schliesslich schoss der Mutterkonzern über 700 Millionen Euro ein, um kurz darauf Swissport erneut als Bank zu brau-chen. So gewährte Gategroup im Juni einen 100-Millionen-Euro- und im Au-gust einen 400-Millionen-Euro-Kredit an «nahestehende Parteien». Solches Finanz-Engineering sei typisch für pri-vate Investoren aus China, sagt Heil-mann: «Diese haben Mühe, ihr Kapital aus der Volksrepublik zu bringen, und setzen deshalb Auslandstöchter als Sicherheiten für weitere Deals ein.»

Käufer aus China sind beliebte Eigner

Derlei Geschäfte schaffen zwar kein Vertrauen, treiben aber die Preise in Bieterverfahren. Entsprechend rüh-ren die Big-Four-Berater die Werbe-trommel und laden aktiv chinesische Interessenten auf Brautschau in die

Schweiz. Denn der «chinese mystery buyer» sei bei hie sigen Verkäufern gerne gesehen, sagt ein Investment Banker: «Die Chinesen zahlen nach klassischen Bewertungsmassstäben zu viel, weil sie eben nicht die bevor-zugten Käufer sind.» Auch geltet die «China-Prämie» das erhöhte Risiko ab, dass es nicht zum Closing kommt oder sich der Verkauf hinzieht.

Kommen die Chinesen jedoch zum Handkuss, dann kann das Manage-ment aufatmen. So hat Juan Wu, die an der Universität Freiburg ihre Dis-sertation schreibt, 18 Firmen aus dem deutschsprachigen Raum mit chine-sischen Besitzern befragt. Das Fazit Wus: «Chinesische Investoren verfol-gen eine Langfriststrategie und lassen dem Management viele Freiheiten.» Gerade bei KMU würden die Geldgeber aus China zudem Investitionen tätigen, welche die Mittelständler aus eigener Kraft nicht mehr stemmen könnten. Beispiele sind Sanierungsfälle wie die Uhrenmarke Eterna oder – möglicher-weise – das Schuhlabel Bally. Beiden winkt zudem der Zugang zum chine-sischen Binnenmarkt als «heimische Marke».

Quellen:WirtschaftsWoche 12. Mai 2017Die Handelzeitung 5.10.2917

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Russland

Ein europäisches Land und seine Ausgrenzung durch die NATO

und die westlichen Verbündeten

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„Die Ausgrenzung Russlands ist Europas historischer Fehler.“

Die außenpolitischen Eliten Europas sind überwiegend amerikahörig. Deshalb haben sie 2003 die Chance nicht genutzt, die sich im Vorfeld des amerikanischen Irakkriegs geboten hatte, mit Russland zusammen das große Europa zu schaffen. Die kommende Politikerriege in England, Deutschland und Frankreich schließt sich noch enger an die USA an. So die Analyse des Russlandex-

perten Alexander Rahr nach der Münchner Rede des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Es sei gut, dass Putin im Käfig der Löwen Klartext gesprochen habe. Aber nun müsse Russland ein attraktives Gegenmodell und eine neue Kommunikationsstrate-

gie für Europa entwickeln, um eine Wende herbeizuführen.

Auszug aus einem Interview vom Hans Wagner Herausgeber von „Eurasisches Magazin“.Der ganze Artikel erschien in der Basler Liberalen Nachrichten.

[...]Wie steht Russland heute zu Europa? Schließt die immer wieder konstatierte allgemeine Entfremdung gegenüber dem Westen auch die Europäische Union ein?

Alexander Rahr: Die Russen hatten anfänglich große Hoffnungen auf die Europäische Union gesetzt. Sie haben aber ein anderes Europabild. Sie wollen in ein Europa zurückkehren, das nicht nur ein EU-Europa ist. Die Russen sind irritiert, weil die Europäische Union auf einem neuen Wertekanon besteht, der mit den russischen Traditionen nicht kompatibel ist.

EM: Wovon sind die Russen irritiert? Gilt das auch für die Eliten?

Rahr: Die Bevölkerung fühlt diese Entfremdung eher emotional. Die intellektuellen Vorgaben kommen von der Elite. Die Entfremdung zwischen der EU und Russland wegen eines künftigen Europas ist heute in allen Schichten sehr groß. Die ständigen Vorwürfe aus dem Westen in Bezug auf Menschenrechte, Demokratie, Herrschaftsstil, Staatskonzerne werden im Prinzip gar nicht verstanden.

„Während man glaubte, der Russe habe sich schon aus der Geschichte hinauskatapultiert, ist er plötzlich wieder da.“

EM: Die Russen fühlen sich falsch behandelt. Andererseits ist Russland in europäischen Strukturen überhaupt nicht vorgesehen. Nicht einmal russisches Kapital ist hier willkommen, weder bei EADS, noch in der Telekommunition, noch in der Atomindustrie? Weshalb eigentlich? Warum diese Ausgrenzung?

Rahr: Dafür gibt es mehrere Gründe. Es besteht weder in Russland, noch in Europa eine schlüssige Strategie für die Aufnahme Russlands in solche Strukturen. Auf wirtschaftlicher Ebene drängt sich der Eindruck auf, dass eine mögliche Konkurrenz durch große rus-sische Unternehmen ferngehalten werden soll. Es gibt den Neidfaktor, weil Russen durch Erlöse im Öl- und Gasgeschäft plötzlich über viel Geld verfügen. Während sie noch vor wenigen Jahren in Turnschuhen daherkamen, fliegen sie jetzt mit dem Hubschrauber in den Urlaubsgebieten ein, bauen protzige Villen an den nobelsten Orten, gehen mit ihren Yachten vor Anker und benehmen sich ziemlich rüpelhaft. Während man also glaubte, der Russe habe sich schon aus der Geschichte hinauskatapultiert, ist er plötzlich wieder da, auch mit Mafia-Methoden, mit neuer Macht, mit viel Geld und mit einer riesigen Portion Arroganz. Darauf war der Westen nicht vorbereitet. Es ging viel zu schnell. Um das alles ins Positive zu wenden, bräuchte Russland eine viel bessere Kommunikati-onsstrategie....

EM: Also gelten immer noch die strategischen Vorgaben des einstigen amerikanischen Präsidentenberaters Zbiegniw Brzezinski, die dieser in den achtziger und neunziger Jahren formuliert hat und die darin gipfelten, dass Amerika nicht nur die einzige Welt-macht sei, sondern auch die alleinige Kontrolle über den gesamten Kontinent Eurasien ausüben müsse, um Weltmacht zu bleiben?

Rahr: Brzezinski gehörte wirklich zu den kalten Kriegern. Aber es ist natürlich interessant, sich diese Denkansätze zu vergegenwärtigen. Wir haben es in der Tat mit einem Great Game zu tun, wo amerikanische geostrategische Interessen mit denen Russlands und Chinas in Zentralasien massiv aufeinanderstoßen. Samuel Huntington hatte Recht, als er vor zehn Jahren eine neue Grenze in Eu-

Alexander Rahr ist Programmdirektor der Körber-Arbeitsstelle Rußland/GUS und Koordinator des EU-Rußland-Forums (in Zusammenarbeit mit der EU-Kommission).

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ropa prophezeit hat. Wenn man sieht, wie wieder Visa-Barrieren aufgerichtet werden und wenn man erlebt, wie schwierig es wird fast zwei Jahrzehnte nach dem Kalten Krieg, von Ost nach West zu reisen, dann muss man das erkennen. Die Pessimisten haben Recht behalten, die voraussagten, dass eine neue Mauer in Europa entstehen wird.

„Die Chance, mit Russland zusammen das große Europa zu schaffen, wurde nicht genutzt.“

EM: Wladimir Putin hat erklärt, Washington beschwöre die Präsenz einer russischen Bedrohung herauf, um vom Kongress Finanz-mittel für Einsätze in Afghanistan und im Irak zu erhalten und ein Raketenabwehrsystem quer durch Europa zu bauen. Russland sei es zu verdanken, dass die Berliner Mauer nur noch als Souvenir existiere, doch nun wollten die USA neue Mauern errichten, die unseren Kontinent zerschneiden. Müsste das nicht die Europäer zu massiven Protesten gegen die USA veranlassen, gegen diese Teilung?

„Wird Russland vom europäischen Kontinent verdrängt, wird es mit China zusammen Großeurasien bilden.“

EM: Und was bedeutet diese Politik letztlich für Europa?

Rahr: Jetzt geht es nicht mehr um die Spaltung Europas und Amerikas. Der europäische Kontinent selbst bewegt sich auf eine Zerreiß-probe zu, die in ihrer Konsequenz viel verheerender sein könnte. Wir werden es wahrscheinlich mit einer Entwicklung zu tun bekom-men, wo der westliche Zipfel Europas, also EU-Europa, mehr und mehr zu einem Ostgebiet Amerikas wird. Russland wird vom europäischen Kontinent verdrängt und deshalb wird es mit China zusammen Großeurasien bilden. Das ist die Orwellsche Vision in dem Roman 1984. Es besteht die große Gefahr, dass der historische Kontinent Europa sich damit aus der Geschichte verabschie-det.

EM: In der Diskussion in München konnten die amerikanischen Teilnehmer nicht schlüssig begründen, gegen welche Bedrohung sich die geplante amerikanische Raketenabwehr in Europa richtet – und die Europäer haben betreten geschwiegen. Welchen Geg-ner soll der milliardenteure, gigantische Raketenschutzschild am Himmel von Polen und Tschechien denn nun abwehren?

„Der Raketenschirm in Tschechien und in Polen soll Russland demütigen.“

EM: Warum dann diese harte verbale Frontstellung Russlands gegen diesen Raketenschirm?

Rahr: Dieser Raketenschirm ist selbst schutzlos gegen einen möglichen russischen Angriff. Außerdem würden weder der Iran noch Nord-korea Raketen, falls sie denn entsprechende Systeme hätten, über Europa hinweg nach Nordamerika schießen. Wenn dann würden die Flugbahnen über Russland und den Nordpol verlaufen, wie es im Kalten Krieg von der Sowjetunion auch geplant war. Dieser Raketenschirm in Tschechien und Polen ist symbolisch, politisch. Er soll Russland demütigen, indem seine Errichtung zeigt, dass Moskau nichts dagegen unternehmen kann, obwohl es vor seiner Haustür geschieht. Manchmal demütigen solche Handlungen mehr als handfeste militärische Hiebe.

„Was die Russen vor allem ärgert, ist die Tatsache, dass man sie nicht teilnehmen lässt am Aufbau einer neuen Wirtschafts- und Sicherheitsarchitektur Europas.“

„Dass Russland westliche Werte nicht teilen würde und deshalb nicht Teil Europas werden könne, ist eine naive Luxusdebatte.“

....EM: Sie haben Ihrer Putin-Biographie den Titel „Der Deutsche im Kreml“ gegeben. Ist es nicht tragisch, dass gerade ein solcher Politiker in Deutschland und in Europa soviel Ablehnung erfährt?

Rahr: Das ist natürlich sehr bedauerlich, weil Putin und vor ihm auch schon Jelzin sehr auf Deutschland gesetzt haben als den eigent-lichen Anwalt Russlands im Westen.

„Fast 70 Prozent Zustimmung für Putin in Deutschland: die außenpolitischen Eliten müssen schockiert gewesen sein.“

EM: Sehen Sie denn eine Möglichkeit, wie Europa und Russland in einen konstruktiven Dialog eintreten könnten, der sie einander wieder näher bringt?

Rahr: Über konstruktive Zusammenarbeit in globalen Fragen. Die teilweise barschen Reaktionen auf die Münchner Rede Putins und die Stereotypen seiner Kritiker haben aber erneut gezeigt, dass die intellektuellen Eliten in Deutschland und Europa andere Interessen haben. Es war gut, dass Putin sich in München in den Käfig der Löwen begeben hat, denn so ist diese Interessenlage offenkundig geworden. Ende [...]

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Nachbetrachtung

In einer Studie aus einem Heft der deutschen Wehrkunde des letzten Jahrhunderts, wurden die Folgen einer nuklearen und konventionellen Kriegsführung in Mitteleuropa unter-sucht.Die Armeestabsübung von 1989 berücksichtigte die Bedro-hung mit dem Plutonregiment aus Belfort.Geübt wurde der taktische Nuklearkrieg. Auf diesen müssten wir uns leider wieder vermehrt ausrichten. Die Pluton-Flugkörper gibt es nicht mehr.Diese sind durch die Hades-Flugkörper ersetzt worden.Hadesraketen haben die doppelte Reichweite und verfügten auch über die Möglichkeit, einen Neutronengefechtskopf zu tragen. Sie sind heute eingemottet, aber jederzeit wieder re-aktivierbar.Die Hades-Flugkörper waren und sind so etwas wie der Teil einer modernen Maginotlinie Frankreichs.

Im Falle eines Krieges würde der Einsatz von Atomwaffen so-wohl deutsches, als auch französisches, österreichisches , polnisches und schweizerisches Territorium treffen.

Frankreich dürfte wegen seines Nukleararsenals, es handelt insgesamt über 300 nukleare Gefechtsköpfe, als viertstärk-ste Nuklearmacht in der Welt, von aussen kaum angegriffen werden.Ein konventioneller Krieg würde heute wohl über polnischem und deutschem Territorium ausgetragen werden.

Si vis pacem para bellum„Wenn du Frieden willst, bereite den Krieg vor.“

Erlauben Sie uns eine philosophische Betrachtung

Man muss kein Apokalyptiker sein, leider befindet sich die NATO und die westlichen Staaten auf dem Weg zu einen neu-en „Kalten Krieg“, der leicht in einem irrtümlichen „HeissenKrieg“ enden könnte.

Dass sich Russland, nach seiner Abweisung durch das west-liche Militärbündnis mit Hochdruck an die Weiterentwicklung alter bewährter Systeme machte und völlige neue

Waffenkonzepte entwickelte, muss man verstehen.

Der Westen hatte innert 25 Jahren fast alle ehemaligen Ost-staaten - entgegen seinem Versprechen, in die NATO inte-griert und Mittelstreckenraketen vor die russische Haustüre platziert. Dass dies nicht gut gehen konnte, war absehbar.

Was würde bei einem grossen Krieg passieren?

In diesem Fall könnte man prognostizieren:

Europa wäre im Falle eines konventionellen Krieges unbe-wohnbar. Alleine das Dioxin, welches nach Kondensatoren-bränden der Umspannwerke frei gesetzt würde, reichte um weite Landstriche unbewohnbar zu machen. Nach mehreren Atomschlägen? Für 100 000 Jahren unbewohnbar.

Mottende Atommeiler würden wie die drei Atommeiler in Fukushima so lange physikalisch, „brennen“ und Radionu-kleotide verdampfen, bis der Kernsumpf sein spaltbares Ma-terial aufgebraucht hat. Dass kann Jahrhunderte dauern.

Es ist voraussehbar:

Europa wäre von England bis Westrussland grösstenteils un-bewohnbar.Leider sind die sogenannten Führungseliten oder wir Men-schengenerell nicht reif für die von uns selbst geschaffenen Zivilisation.

Geistig hinkt unsere Bewusstsein um 500, vielleicht sogar 5000 Jahre hinterher.Der Mensch verwechselt Kategorien. Gentech, Kernkraft und Langzeitgifte sind keine Keulen, Schwerter oder Spiesse. Diese, wirft man sie weg, verrotten.

Radioaktive Elemente leben um Millionen Jahre länger als wir und die Erde je existieren werden.

Die Hölle ist kein Ort der Zukunft, es ist der Ort der Gegen-wart den wir uns heute schaffen.

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Wir bedanken uns für die fachliche Beratung durch Prof. Albert A. Stahel Institut für Strategische Studien

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WirtschaftsWoche 12. Mai 2017 / Die Handelzeitung 5.10.2917

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Basel den 1. Mai 2018