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Alterserweiterte Kindergruppe Eben Konzept Sonnenkinder Alterserweiterte Kindergruppe Eben Konzept Sonnenkinder

Alterserweiterte Kindergruppe Eben Konzept · PDF file3 Vorwort des Bürgermeisters Als im Jahr 2006 bekannt wurde, dass das Hilfswerk als langjähriger Betreiber der damaligen „Heilpädagogischen

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Sonnenkinder

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Inhalt

Vorwort des Bürgermeisters ..............................................................3Wie es begann ................................................................................... 6Organisationsform .............................................................................7Unser Verständnis von Bildung und Erziehung ..................................11Unser Bild vom Kind ..........................................................................13Das Kind als Forscher .........................................................................15Das Kind hat hundert Sprachen .........................................................17Das Kind als Konstrukteur seines Wissens .........................................19Unsere Rolle als Pädagogen ..............................................................21Die Bedeutung der Sensorischen Integration in unserer Arbeit ........23Unterschiede und Identität ...............................................................25Es ist soweit! ...................................................................................... 27„Gemeinsam sind wir stark!“ ............................................................27Überlegungen vor dem Tun ...............................................................29Was rührt sich da! ............................................................................. 31Das Kind braucht Raum! ....................................................................33Man kann nie genug davon haben… .................................................35Wir brauchen frische Luft! .................................................................37Tiergestützte Pädagogik ....................................................................39Wo Kinder noch Kind sein dürfen ......................................................41Zum Spielen braucht ein Kind vor allem ein Kind. (F. Fröbel) ............43Wahrnehmendes Beobachten ...........................................................45Das bin ich und das kann ich .............................................................45Das Team ........................................................................................... 46Arbeitsdokumentation und Qualitätssicherung ................................47Zusammenarbeit und Öffentlichkeitsarbeit ......................................47„Alltag“ bei den Sonnenkindern ........................................................49Literaturliste ...................................................................................... 53

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Vorwort des Bürgermeisters

Als im Jahr 2006 bekannt wurde, dass das Hilfswerk als langjähriger Betreiber der damaligen „Heilpädagogischen Fördergruppe“ nicht weitermachen würde, war Peter Fritzenwallner – dem damaligen Bürgermeister von Eben im Pongau – sofort klar, die Weiterführung musste bewerkstelligt werden. Eine Lösung kam innerhalb kürzester Zeit zustande, weil auch allen benachbarten Bürgermeistern und deren Gemeindevertretungen „sonnenklar“ war, dass diese einmalige Einrichtung der „Sonnenkinder“ in Eben nicht aufgegeben werden darf.Und so haben sich insgesamt 13 Gemeinden bereit erklärt, dieses Projekt gemeinsam zu tragen und zu finanzieren. Daher gilt mein Dank allen beteiligten Gemeindepolitikerinnen und Gemeindepolitikern. Durch ihre positive Haltung stehen die Sonnenkinder auf einer so breiten Basis. Nicht zu vergessen das Land Salzburg, das durch die Förderungen einen wesentlichen Beitrag leistet und dadurch die Wertschätzung für unsere Sonnenkinder zum Ausdruck bringt. Auf diesem Fundament konnte das Projekt weiterleben und sich zu dem entwickeln, was es heute ist: ein Musterbeispiel für die Integration von Kindern mit Beeinträchtigungen. Durch die Situierung im Ebener Gemeindekindergarten entstehen sehr viele und sehr positive Kontakte, sei es zwischen den Kindern, den Pädagoginnen oder den Eltern. Hier wird ganz nebenbei Toleranz und Verständnis vermittelt und wer bei der großen 20-Jahr-Feier im Jahr 2010 im Turnsaal der Volksschule dabei war weiß, was ich meine.Vor den Vorhang darf ich abschließend das Team der Pädagoginnen der Sonnenkinder bitten. Unter der Leitung von Michaela Stiegler sind Christine Loipold, Marianne Freistätter und Gertrude Schwaighofer diejenigen, die mit unglaublich viel Geduld und Einfühlungsvermögen jeden Tag aufs Neue mit und für die Sonnenkinder arbeiten und sich mit ihnen auf morgen freuen.

Herbert Farmer, Bürgermeister

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„Und es war kein Sonnenstrahl am Himmel zu sehen, aber ich hab trotzdem einen gesehen. Der kam von innen, nicht von außen.“

Hallo Mister Gott, hier spricht Anna

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Wie es begann

Am 6. Februar vor 25 Jahren wurde unsere Gruppe von Frau Resi Huber und Frau Magret Salmina ins Leben gerufen. Ihr Ziel war es, Kindern mit Beeinträchtigung auch den Kindergartenbesuch zu ermöglichen.Anfangs noch eine kleine Gruppe mit fünf Kindern, fanden die Sonnenkinder in der Volksschule Eben einen Raum, in dem sie ihre Vormittage spielerisch und mit viel Freude verbrachten. Die Kinder kamen aus den umliegenden Gemeinden, ein Kindergartenbus war organisiert worden. Vorerst fand die Betreuung an vier Tagen die Woche statt, es war für die Kinder mit Beeinträchtigung ein sanfter Einstieg in den Kindergarten.

Schon bald wurde die Gruppe größer, denn die engagierten Pädagoginnen bemerkten, dass der Besuch im Kindergarten Eben für die Sonnenkinder ein besonderes Erlebnis war. Im Morgenkreis wurden Hände gereicht, lautstark Lieder gesungen und die fünf Kinder erlebten liebevolle soziale Kontakte. Warum also nicht die Heilpädagogische Gruppe vergrößern und weitere Kinder aufnehmen? Gemeinsames Lernen voneinander, selbstverständlicher Umgang untereinander, Kennenlernen der Grenzen des Anderen, jedes Kind wird gleich ernstgenommen, das könnte doch auch gut für andere Kinder sein. Bald schon, in Rücksprache mit dem Trägerverein Pongauer Hilfswerk, wächst die Gruppe.

Als der Kindergarten Eben neu gebaut wurde, fand die Heilpädagogische Gruppe in den behindertengerechten, sonnendurchfluteten Räumen einen neuen Platz.

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Organisationsform

Träger bzw. BetriebsformIm April 2006 wurde die Heilpädagogische Fördergruppe von der Gemeinde Eben im Pongau als Träger übernommen. An der Finanzierung beteiligen sich die Gemeinden Altenmarkt, Flachau, Filzmoos, Hüttau, Radstadt, Forstau, Untertauern, Wagrain, St.Martin, Annaberg, Bischofshofen und Werfen.Die „Sonnenkinder“ werden jetzt als Alterserweiterte Kindergruppe mit dem Schwerpunkt „Inklusion“ geführt.

Lage und EinzugsgebietDas Einzugsgebiet der Kinder die unsere Kindergruppe besuchen ist groß. Viele Familien aus den Nachbargemeinden von Eben treffen ganz bewusst die Entscheidung, ihr Kind in unserer Einrichtung anzumelden und werden dabei von den beteiligten Gemeinden bestmöglich unterstützt. Durch die Zusammenarbeit mit dem Taxiunternehmen werden längere Anfahrtszeiten der Kinder von ihrem Wohnort in den Kindergarten weitgehend vermieden.

Öffnungszeiten und FerienregelungUnser Kindergarten ist Montag bis Freitag von 7.30 – 13.00 Uhr geöffnet. In den Weihnachtsferien, den Osterferien, sechs Wochen im Sommer sowie an den gesetzlichen Feiertagen ist unsere Einrichtung geschlossen. Diese Öffnungszeiten können sich nach Bedarf der Familien und mit Abstimmung der Gemeinde Eben ändern.

GruppenstrukturBei den „Sonnenkindern“ sind zwei alterserweiterte Kindergruppen in einem Raum untergebracht. Somit können bis zu 21 Kinder im Alter von zwei bis sechs Jahren betreut werden. Kinder mit „erhöhtem Betreuungsbedarf“ (Kinder mit Beeinträchtigung und Kinder unter drei Jahren) sind dabei doppelt zu zählen.In unserer Gruppe werden je nach Anmeldung und Bedarf bis zu sechs Kinder mit „erhöhtem Betreuungsbedarf“ aufgenommen. Dieser Betreuungsschlüssel hat sich etabliert und ermöglicht ein sinnvolles soziales Umfeld für alle Kinder. In Ausnahmefällen und in Absprache mit den Pädagoginnen und der Gemeinde kann der Betreuungsschlüssel variieren.

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PersonalsituationUnser Team besteht aus vier Betreuerinnen mit unterschiedlichen Qualifikationen und großer Begeisterung für die tägliche Arbeit.

• Ausgebildete Sonderkindergartenpädagogin, Leitung • Kindergartenpädagogin mit der Zusatzqualifikation „Tiergestützte Pädagogik“ , • Helferin mit Ausbildung zur Behindertenbegleitung und Motopädagogik• Pflegehelferin mit Ausbildung zur Kindergartenhelferin

AufnahmemodalitätenDie Anmeldung bei den „Sonnenkindern“ ist grundsätzlich das ganze Jahr über möglich. Bei einem Erstgespräch lernen sich die Familien und Pädagogen kennen.Steht ein Kindergartenplatz zur Verfügung, kann, unter Beachtung der Reihungskriterien, das Kind aufgenommen werden. Für ein angenehmes soziales Umfeld ist auf eine möglichst heterogene Gruppe zu achten und Ziel ist es, eine alters- und geschlechtsmäßig bunt gemischte Gruppe zu haben. Für Kinder aus anderen Gemeinden ist es nötig einen Bedarfsbescheid auszustellen. Dieser wird von den Eltern bei der jeweiligen Gemeinde angesucht.

Reihungskriterien bei der Aufnahme:• Beeinträchtigte Kinder mit erhöhtem Förderbedarf und/oder solche, deren Förderung in einer inklusiv

geführten Gruppe zusätzlich eine besondere pflegerische Betreuung voraussetzt.• Kinder im letzten Kindergartenjahr, aus Eben oder mit Bedarfsbescheid auch von den

Umlandgemeinden.• Kinder aus Eben, die eine alterserweiterte Gruppenform dem Regelkindergarten vorziehen.• Kinder aus Umlandgemeinden, von deren Heimatgemeinde die Bedarfsfeststellung vorliegt.• Kinder, die bereits Geschwister in der Gruppe haben• Kinder, deren Eltern berufstätig oder allein erziehend sind

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Unsere RäumlichkeitenDie inklusive alterserweiterte Kindergruppe ist im Kindergarten Eben untergebracht. Es stehen 221 m² zur Verfügung.

• Die Gruppe liegt im Parterre, mit eigener Garderobe für Kinder und Erwachsene und einem Abstellraum, in dem Arbeits-, Bastel- oder therapeutische Materialien untergebracht sind.

• Der Gruppenraum ist in nach Bedarf und pädagogischen Ansätzen in einzelne Bereiche wie Kuschelecke, Puppenstube, Bauecke usw. unterteilt.

• In der Gruppe ist noch ein kleines Büro integriert, es wird durch eine Holzwand vom übrigen Raum getrennt, in der Mitarbeiter die Möglichkeit haben ihre Arbeitsmaterialien, Bücher, usw. abzulegen. Zudem befinden sich hier ein Großteil der Bilderbücher und Spiele.

• Neben der Garderobe liegt der Sanitärbereich. Dort gibt es ein großes Waschbecken und zwei Toiletten, eine davon ist behindertengerecht.

• Zusätzlich gibt es eine Wickelmöglichkeit für Kinder die noch nicht selbständig die Toilette benutzen können und eine Dusche.

• Vom Waschraum aus gelangt man auch in den Garten in dem eine großzügige Sandkiste, eine lange Rutsche, Reckstangen und Fahrzeuge zur Verfügung stehen.

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Unser Verständnis von Bildung und Erziehung

Bildung und Wissen um komplexe Fachgebiete werden in der heutigen Zeit mehr denn je gefördert und von der Gesellschaft gefordert.Bildung bedeutet für uns jedoch nicht vordergründig das Ansammeln von Wissen, sondern vor allem die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit und die Fähigkeit einer selbstbestimmten Lebensgestaltung.Wir gehen davon aus, dass sich Kinder durch Forschen, Entdecken, Nachdenken ihr eigenes „Weltwissen“ aneignen und dadurch motiviert bleiben, weiter zu lernen. Durch diese Selbstwirksamkeit entwickeln die Kinder auch ein starkes Selbstbewusstsein und Handlungskompetenz.Dabei orientieren wir uns an der Reggio-Pädagogik sowie dem Salzburger Bildungsrahmenplan.

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Unser Bild vom Kind

Das Kind steht im Mittelpunkt unseres pädagogischen Auftrags. Jedes Kind – ganz gleich, welche Besonderheiten es mit sich bringt – verfügt über Begabungen, Entwicklungsmöglichkeiten und ein ihm eigenes Lerntempo. Erziehung muss sich hier anpassen und den individuellen Anlagen, Fähigkeiten und Interessen des Kindes gerecht werden. Dabei stehen für uns die Möglichkeiten und Kompetenzen der Kinder im Vordergrund.„Sonnenkind“ sein bedeutet für uns ein Zusammenleben unterschiedlichster Kinder, unabhängig von Alter, Geschlecht, Nationalität oder körperlicher und geistiger Besonderheiten1

Den Menschen mit seinen Bedürfnissen, seinen Stärken und Fähigkeiten anzunehmen und nicht an seinen Defiziten zu messen, ist der Leitgedanke der Sonnenkinder.Jedes Kind bringt besondere Bedürfnisse, „Gepflogenheiten“ und „Eigenheiten“ mit in den Gruppenalltag. Diese respektvoll anzuerkennen und damit umzugehen ist Teil des täglichen Umgangs mit den Kindern.

1 Mooslechner Ricky, „Sonnenkinder“ 2003

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„Es gibt so viele Sachen auf der Welt, es ist wirklich nötig, dass jemand sie findet.“

Pippi Langstrumpf

Das Kind als Forscher

„Die Praxis zeigt, dass Kinder erbitterte Feinde der Langeweile, der vom Baum gefallenen Kokosnüsse und solcher Hände und Gehirne sind, die sich allein nach vorgeschriebenen Rhythmen bewegen. Kinder sind eine Art Wünschelrutengänger oder, besser noch, Vollzeit-Forscher, unermüdliche Veränderer von Aktionsabläufen, Ideen und Theorien, denn dies ist ihre bevorzugte Art, zu lernen, die Welt und das Leben zu erobern.“ 2

Kinder haben die Fähigkeit, durch Beobachtungen, Wahrnehmungen oder Erlebnisse selber Zusammenhänge zu erkennen und selbsttätig zu lernen. Wir berücksichtigen dabei die Begabungen, Entwicklungsmöglichkeiten, Interessen, wir respektieren jedes Kind als eigenständige Person und gestehen ihm zu, seinen eigenen Rhythmus und das eigene Lerntempo zu finden.

2 Projektdokumentation: Alles hat einen Schatten außer Ameisen, Malaguzzi 2005- Sabine Jobst, Inklusive Reggio Pädagogik)

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Das Kind hat hundert Sprachen

„Wenngleich Psychologen und Linguisten nach wie vor über Entstehung und Entwicklung der kindlichen Sprache streiten, halten wir an unserer Überzeugung fest, dass Kinder sprechend zur Welt kommen. Sie sprechen mit ihrem Gegenüber. Das Wort als solches, wie es allgemein verstanden wird, fehlt zunächst, eindeutig bezogene Sprache tritt erst nach vielen Monaten in Erscheinung. Dennoch kann diese Entwicklung das unaufhaltsame, lebendige, ja gierige Bemühen der Kinder, über Sprache freundschaftliche Beziehungen herzustellen, weder behindern noch aufhalten“ 3

Kinder sprechen nicht nur durch Worte, Kinder sprechen in verschiedenen Ausdrucksformen. Schon von Beginn an wollen sich Kinder mitteilen, sei es durch Laute, Schreie, Weinen, Lachen und den dazugehörigen Gesichtsausdrücken oder durch ihre Körperhaltung. Der Kontakt zu ihnen nahestehenden Personen ist wichtig für das Gefühl, wahrgenommen und verstanden zu werden.Diese vielen Sprachen bereichern das Zusammenleben in der Kindergruppe.Durch die Anerkennung und Wertschätzung der vielen verschiedenen „Sprechweisen“ wird kein Kind ausgegrenzt, jedes Kind darf mit seinen Möglichkeiten am gemeinsamen Dialog teilnehmen.

3 Malaguzzi 1998b:9- Sabine Jobst, Inklusive Reggio Pädagogik

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„Was ihr machen wollt, weiß ich nicht. Ich werde jedenfalls nicht auf der faulen Haut liegen. Ich bin nämlich ein Sachensucher, und da hat man niemals eine freie Stunde.“ Pippi Langstrumpf

Das Kind als Konstrukteur seines Wissens

„(…)die Intelligenz des Kindes ist heute immer noch etwas, an das wir glauben sollten; wir müssen davon ausgehen, dass das Kind Träger und Konstrukteur seiner eigenen Intelligenz ist. Wenn wir bereit sind, das zu akzeptieren, werden wir viele unserer Beziehungen und viele unserer Sprachen zu ihm verändern.“ 4

Wir gehen davon aus, dass jedes Kind von sich aus bereit ist zu lernen und eine ihm eigene Strategie entwickeln kann, um sich selbst etwas anzueignen.Dabei nehmen wir vielfältige Formen des Denkens an, wie sich Kinder die Welt begreifbar machen. Als Erwachsener ist es unsere Aufgabe, das Kind in seiner individuellen Lernweise zu unterstützen und zu begleiten und dabei seine Selbstständigkeit zu berücksichtigen. Alles, was ein Kind in einem liebevoll-beschützenden Rahmen selber erlernen kann, bleibt im Gedächtnis gespeichert.

4 Malaguzzi 2006:77, Übersetzung Sabine Jobst

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Unsere Rolle als Pädagogen

Als Fachkraft in einer Einrichtung mit dem Schwerpunkt „Inklusion“ ist vor allem die Haltung jedes Erwachsenen wichtig, um der Ganzheit des Kindes gerecht zu werden. Die Vielfalt und die Unterschiedlichkeit der Kinder sollen als Bereicherung und das Recht jedes Kindes am Gruppenalltag teilzunehmen, als selbstverständlich angesehen werden.Das bedeutet, die Tätigkeit als Prozess anzunehmen, der sich ständig ändern kann. Das bedeutet auch, neue Erfahrungen immer willkommen zu heißen, seine eigenen Stärken und Schwächen zu kennen und seine eigene Arbeit immer wieder zu reflektieren – auch im Team.5

5 vgl. Buchacher Brigitte „Konzept der Heilpädagogischen Fördergruppe Eben“1993

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„Es ist nicht das Auge, das sieht, und nicht das Ohr, das hört, sondern immer der ganze Mensch.“ Renate Zimmer

Die Bedeutung der Sensorischen Integration in unserer Arbeit

„Sensorische Integration ist der Prozess des Ordnens und Verarbeitens sinnlicher Eindrücke, sodass das Gehirn eine brauchbare Körperreaktion und ebenso sinnvolle Wahrnehmung, Gefühlsreaktion und Gedanken erzeugen kann. Die sensorische Integration sortiert, ordnet und vereint Eindrücke des Individuums zu einer vollständigen und umfassenden Hirnfunktion.“ 6

Zuerst einmal handeln Kinder. Sie wühlen im Dreck, sie springen in Pfützen, essen Schnee, spielen stundenlang „Hund“, sie laufen, springen, klettern und können oder wollen einfach nicht still sitzen.Was uns Erwachsene oft erschaudern lässt oder verärgert, ist für Kinder das reinste Vergnügen. Das Erfühlen, Ertasten, das Schmecken und Riechen der unterschiedlichsten Materialien macht Freude und kurbelt das Denken an.Indem Kinder handeln und sich bewegen, erobern sie neue Räume, machen sich ihre Umwelt zu Eigen und sammeln Informationen. Diese werden zahlreich im Körper abgespeichert und verknüpft. Die Formen, die Art und Weise, wie Kinder ihre Erfahrung verinnerlichen und verarbeiten, ist unterschiedlich, jedoch lernen alle über das Zusammenspiel der Sinne, der „Sensorischen Integration“.

6 Jean Ayres, Bausteine der frühkindlichen Entwicklung

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Unterschiede und Identität

„Wenn wir unsere Unterschiede erkennen, entwickeln wir ein Wissen darüber, wer wir sind und wer andere sind. Was sind die Dinge, die einzigartig sind? Was sind die Dinge, die gleich sind? […] Nach und nach entwickeln wir unsere eigene Identität“7

Kinder nehmen sich als Teil der Gruppe wahr und identifizieren sich mit ihnen nahestehenden Personen. Dabei vergleichen sie sich mit anderen und nehmen sich selbst wahr. Besonders im Erkennen der eigenen Fähigkeiten, Interessen, im Bestärken der eigenen Persönlichkeit ist es für Kinder wichtig, diese Unterschiede zu entdecken und als Ressource für die Gruppe zu nutzen.Jede Person wird geachtet und wertgeschätzt. Die Möglichkeiten, die daraus entstehen, um den Alltag interessant und vielfältig zu gestalten, schaffen eine positive Atmosphäre innerhalb der Kindergruppe, in der sich jedes Kind anerkannt fühlt.

7 Smith 1998:205 - Sabine Jobst, Inklusive Reggio Pädagogik

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„Wenn ich die ganze Nacht wach gelegen und mich darauf gefreut habe die Blumen zu gießen, lass ich mich von dem bisschen Regen nicht daran hindern.“ Pippi Langstrumpf

Es ist soweit!

Die Tasche ist gepackt, Hausschuhe und Kuscheltier auch. Der erste Tag in der Kindergruppe ist da. An den Schnuppertagen lernen wir uns gegenseitig kennen und geben dem Kind die Möglichkeit erste Eindrücke zu sammeln. Die Signale des Kindes zu beobachten und mit den Eltern zu deuten, zu kommunizieren, das Gefühl von Respekt und Wertschätzung zu vermitteln, ist uns dabei sehr wichtigDie Anzahl der Schnuppertage, sowie die Länge der Eingewöhnungsphase in der ein Elternteil das Kind im Kindergarten begleiten kann, planen wir im Gespräch mit den Eltern und dem Team. Denn jedes Kind hat nicht nur sein individuelles Lerntempo, sondern auch sein Tempo in der Loslösung von den Eltern.

„Gemeinsam sind wir stark!“

Kindergarten und Familie sind zwei wichtige Lebensbereiche, in denen das Kind seinen Alltag verbringt. Je enger diese Bereiche miteinander verbunden sind, desto selbstverständlicher wechselt das Kind von einem in den anderen.8

Nicht nur das Kind, auch die Eltern stehen vor einer neuen Situation.Wie ist das, wenn man seinem eigenen Kind nicht mehr rund um die Uhr beim Wachsen, Lernen, Entwickeln zusehen kann? Wird es sich in der Gruppe behaupten können, sich gut integrieren, von der Pädagogin genug Beachtung bekommen?Wir geben der Familie Zeit sich auf die neue Situationen einzustellen und sehen Eltern als wichtige, wenn nicht die wichtigsten Mitgestalter der Welt ihres Kindes.Dazu bieten wir den Eltern an, sich in einem Gespräch mit uns über Erfahrungen, Entwicklungen und Möglichkeiten des Kindes auszutauschen.

8 Gerth, Andrea: Auf dem Weg zur Erziehungspartnerschaft. verlag das netz, 2011

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Wenn viele Kinder zusammen sind, treffen auch viele Wertesysteme aufeinander. Familien mit unterschiedlicher Herkunft, Haltungen und Normen.Diese Haltungen anzuerkennen ist ein wichtiger Teil unserer Erziehungspartnerschaft und soll das Vertrauen zwischen Eltern und Pädagogen stärken. Hier braucht es vor allem eins – Aufgeschlossenheit.Folgende gemeinsame Aktivitäten während des Jahres sollen das Kennenlernen und Verständnis unterstützen.

Die grundsätzliche Haltung dem Kind und seiner Familie gegenüber ist wertschätzend und die partnerschaftliche und kooperative Elternarbeit mit „regelmäßigem“ Austausch, wird von den Pädagogen als wichtig und wertvoll erlebt.

„Jedes Jahr haben wir ein bisschen Bauchschmerzen in der Kirschenzeit. Und dann haben wir keine Bauchschmerzen mehr, bis die Pflaumen reif sind.“ Die Kinder von Bullerbü

Das letzte Jahr ist für das Kindergartenkind noch ein wichtiger Zeitraum um Erfahrungen zu sammeln, um sozial- und emotional gestärkt in die Schule zu wechseln.Hier wiederholt sich für Eltern vieles, was sie am Anfang der Kindergartenzeit bereits erlebt haben. Allerdings hat der Schuleintritt für Familien oft noch mehr „Gewicht“, denn ab nun wird das Erlernte mit Noten bewertet.Der Kontakt zu den Schulen, regelmäßiger Austausch und Besuche mit den Kindern bringen diesen neuen Lebensbereich näher und sollen den Übergang erleichtern. Unser Ziel ist es auch, die Familien bestmöglich zu unterstützen, Ängste und Sorgen ernst zu nehmen und in den neuen Lebensabschnitt zu begleiten.

• informative sowie kreative Elternabende

• Feste und Feiern• Wandertage

• Entwicklungsgespräche• Wahl eines Elternbeirates• Elternbriefe• Konzept und vieles mehr…

Alex und Karo
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“I don’t see much sense in that,” said Rabbit.“No,” said Pooh humbly, “there isn’t. But there was going to be when I began it. It’s just that something happened to it along the way.”

Winnie Pooh

Überlegungen vor dem Tun

Die Herausforderung liegt in der Planung der gemeinsamen Aktivitäten, in der keine Ausgrenzung passiert, sondern jedes Kind in seinem Entwicklungstempo teilhaben kann. Dabei braucht es vorerst viel Beobachtung, um das Kind als Individuum wahrzunehmen und einiges an Flexibilität in der praktischen Umsetzung, denn manches Mal stellt sich während eines Projektes heraus, dass ein Kind gerade an seine Grenzen stößt.Das „Aufmerksam-Machen“ und die gemeinsame Suche nach Lösungen stärkt das Gruppengefühl, und die Rücksichtnahme der Gruppe gegenüber einzelner Kinder erleben wir oft in beeindruckender Art und Weise.Ebenso die Entwicklung des Selbstwertgefühles der Kinder innerhalb eines Jahres erfahren wir als sehr bereichernd, nicht nur in Zusammenhang mit der pädagogischen Arbeit, sondern als Begleiter eines heranwachsenden Menschen, dessen Entwicklung uns am Herzen liegt.

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Was rührt sich da!

Das Zusammensein in einer Kindergruppe mit vielen Menschen und deren Interessen, Besonderheiten und Fähigkeiten spielt bei der Raumgestaltung eine große Rolle. Immerhin sollen sich die Kinder während der Anwesenheit im Kindergarten selbständige Betätigungsmöglichkeiten suchen, sich konzentriert zurückziehen oder Plätze zum Entdecken und Forschen haben können und – dem kindlichen Bewegungsdrang entsprechend – viel Platz, um ihren Körper einzusetzen. Einen Raum immer wieder umzugestalten und zu verändern ist nicht sinnvoll, denn Kinder brauchen die Sicherheit, dass sie sich in ihrem Raum, ihrer Umgebung auch am nächsten Tag wieder zurechtfinden. Doch man kann den Raum aufteilen und einzelne Bereiche immer wieder aktuellen Themen und Bedürfnissen entsprechend anpassen.Da braucht es Nischen zum Eincremen von Händen und Füßen, Bauplätze mit Teppichen, „Bühnen“ für Rollenspiele, Flächen zum Malen, eine Forscherecke und vieles mehr.Nicht nur der Gruppenraum wird für Aktivitäten genutzt, sondern auch die Garderobe, die Halle, der Gang und vor allem der Turnsaal.Für die Arbeit in unserer Gruppe heißt das, den Raum gut zu strukturieren und zu unterteilen, damit Kinder in der Gruppe, Paarweise aber auch alleine „Raum“ haben, ohne sich dabei zu behindern und zu stören.

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Das Kind braucht Raum!

Kinder haben ein natürliches Verlangen nach Bewegung und fordern dieses immer wieder ein. Ob feine Bewegungen mit den Fingern oder große mit dem gesamten Körper, vielfältige Bewegungserfahrungen sind mit der Wahrnehmung verbunden und fördern die kindliche Entwicklung. Dadurch lernt das Kind z.B. Distanzen abzuschätzen, sich Räume vorzustellen und Geschwindigkeiten zu beurteilen. Vor allem aber lernt es seinen eigenen Körper kennen. Das Körperbewusstsein steigt, es kann Körperhaltung mit Gefühlen verknüpfen, lernt sich anzuspannen und zu entspannen und treibt somit seine Gehirnentwicklung fortlaufend an. Je mehr Körpererfahrungen und Sinneserlebnisse Kinder machen, umso mehr bleibt im motorischen Gedächtnis hängen. Diese Erfahrungen kann das Kind später immer wieder abrufen und macht es handlungsfähig. Dies umfasst nicht nur Bewegung im herkömmlichen Sinn, sondern schließt auch die Beweglichkeit des Geistes mit ein: Lern- und Problemlösungsstrategien, Sozialverhalten und emotionales Verhalten werden durch körperliche Aktivität indirekt gefördert.9

Um diesem Bedürfnis gerecht zu werden, wird unser Turnsaal ein- bis zweimal die Woche im Rahmen der Motopädagogik zum Experimentierraum umfunktioniert. An diesen Tagen haben die Kinder Zeit, sich mit einem Material, mit Turngeräten, Schaukeln usw. intensiv zu beschäftigen. Dabei werden die Kinder begleitet und nicht angeleitet!

9 vgl. unveröffentlichtes Dokument, Sabine Müller MA 2015

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Man kann nie genug davon haben…

Es gibt kein Material, das es nicht wert ist, berührt und ertastet, sortiert, auf Funktionen hin getestet und ausgiebig benutzt zu werden und – man kann nicht genug davon haben.Kinder nutzen Dinge und Gegenstände, um sich ihre Welt begreiflich zu machen.Mit Sand schütten, messen und wiegen sie und lernen dabei erste physikalische Gesetze.Mit Bausteinen bauen sie Türme bis zur Decke und erkennen erste Zusammenhänge von Größen, Mengen und mathematischen Grundbegriffen. Knöpfe werden nach Farben sortiert und Mischfarben erkannt. Aus Eierkartons entsteht ein Haus und erste Eindrücke von Statik und Raumgestaltung werden erlebt.Dies sind nur wenige Beispiele, welche Möglichkeiten der Einsatz von unterschiedlichen Materialien bietet. Indem Kinder mit dem verschiedensten Dingen hantieren, lernen sie ihrem Entwicklungsstand entsprechend weiter und eignen sich neue Fähigkeiten an. Unsere Aufgabe ist es, durch das wahrnehmende Beobachten zu erkennen, welches Material dem Kind dient. Das gemeinsame Sammeln von Gegenständen (in großen Mengen) und das Verwenden dieser Gegenstände, werden von der gesamten Gruppe lustvoll erlebt und von uns Pädagoginnen unterstützt.

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Wir brauchen frische Luft!

Dem kindlichen Bewegungs- und Forscherdrang entsprechend zieht es uns immer wieder hinaus in unseren Wald. Über Baumstämme, Wurzeln, Steine, Moos und Sumpf zu laufen macht Spaß, daran zu riechen und zu tasten schult die Sinne und fordert Konzentration. Die Begeisterung mit der Kinder den Wald spüren, erleben wir als besonders intensive Erfahrungen, so lang und ausdauernd sind alle bei der Sache. Der Wald macht uns stark!Nebenbei forschen wir, kommen der Natur auf die Spur und entdecken erste physikalische Gesetze, erleben chemische Vorgänge und lernen Biologie kennen.Wir zählen und plaudern, wir singen und spielen – der Wald ist unser zweiter Gruppenraum.Auf „Draußen-Tage“ können wir nicht verzichten! Deswegen gehen wir so oft als möglich ins Freie und unser Waldwagen steht jederzeit bereit.

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„Das Glück dieser Erde liegt auf dem Rücken der Pferde.“ Friedrich von Bodenstedt

Tiergestützte Pädagogik

Welches Glück wir haben, dass ein solches Pferd bei unserer Kollegin Christine zu Hause am Hedegghof in Eben steht und auf Besuch wartet.Durch die Ausbildung zur „Tiergestützten Pädagogik“ weiß Christine auch, welche Tiere noch für unsere Kinder wertvoll sind und warum der Umgang mit ihnen so gut tut.Tiere gehen immer natürlich auf einen Menschen zu, Vorurteile kennen sie nicht. Kinder können mit den Tieren auf Tuchfühlung gehen und lernen einen verantwortungsvollen Kontakt mit einem Lebewesen. Sie erleben Grenzen, lösen aber auch Probleme in ihrem sozialen Umgang und Blockaden in ihrem Inneren. Zudem fördert das Reiten die Körperwahrnehmung, schult Gleichgewicht und Konzentration. Das körperliche und seelische Gleichgewicht werden positiv gestärkt und das Lernen mit Tieren wird nicht als Therapie begriffen sondern als Aktivität mit viel Spaß.Einmal im Monat besuchen wir das Pferd Benito und seine Freunde die Katzen Max und Moritz, das Huhn Berta oder die Milchziege Hera.

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„Man darf nie an die ganze Straße auf einmal denken, verstehst Du? Man muss nur an den nächsten Schritt denken, den nächsten Atemzug, den nächsten Besenstrich. Und immer wieder nur den nächsten.“ Wieder hielt er inne und überlegte, ehe er hinzufügte: „Dann macht es Freude; das ist wichtig, dann macht man seine Sache gut. Und so soll es sein.“Straßenfeger aus „Momo“, Michael Ende

Wo Kinder noch Kind sein dürfen

In der heutigen Lebensgestaltung wollen wir unsere Kinder bestmöglich begleiten und bestmöglich fördern. Erwachsene haben ein anderes Verständnis von Zeit und vergessen oft, dass eine Überfülle von Angeboten Kinder überfordern und gestehen den Kindern selten zu, sich Zeit für die kleinen Dinge zu nehmen. Dabei erscheinen uns Erwachsenen das Spiel, die Bewegungsabläufe und Beobachtungen oft als einfache Handlungen. Wir vergessen jedoch, dass Kinder jede Erfahrung, die wir schon als selbstverständlich erachten, die uns so normal erscheint, vielleicht das erste Mal ausführen.Wir wollen jedem Kind sein eigenes Lerntempo ermöglichen, das heißt für uns, seinen inneren Zeitplan zu akzeptieren und zahlreiche Wiederholungen zuzulassen.In einer vorbereiteten Umgebung (Raum und Material) hat das Kind die Möglichkeit, sich in der Stufe seiner Entwicklung solange aufzuhalten, bis es bereit ist, den nächsten Schritt zu tun.

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Zum Spielen braucht ein Kind vor allem ein Kind. (F. Fröbel)

Schon von Geburt an lernt der Mensch, sich anderen mitzuteilen, und nutzt die dafür ihm gegebenen Voraussetzungen. In Beziehung treten heißt Rückmeldung über das eigene Handeln erhalten und zu lernen, ob dieses Handeln für die eigene Person „Sinn macht“. Kinder brauchen diese „Rückmeldung“ von Erwachsenen oder von Freunden und Gleichaltrigen in der Kindergruppe. Sie suchen Kontakt über den Körper, mittels Lauten, Sprache und im Spiel und können ihr eigenes Verhalten mit anderen vergleichen. Die Pädagogen haben die Aufgabe, ein offenes Begegnen und Miteinander zu fördern. Positive Zuwendung von der Gruppe geben jedem Kind Sicherheit und Selbstbewusstsein – eine wichtige Grundlage für Lernprozesse.10

Das Miteinander in unserer Gruppe setzt gegenseitige Rücksichtnahme voraus, wobei die Bedürfnisse aller Kinder gleich ernst genommen werden müssen! Dabei werden das Team und der respektvolle, wertschätzende Umgang unter uns Erwachsenen zum Vorbild! Das Bewusstsein darum und die Rahmenbedingungen – kleine Gruppengröße, mehrere Betreuer – sind ebenfalls entscheidend für gelungene soziale Prozesse.

10 vgl. Schäfer Gerd E., Angelika von der Beek „Didaktik in der frühen Kindheit“ Von Reggio lernen und weiterdenken, 2013

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„Mit lauter Hirn kommt man nicht weit rein in das Herz von einem Menschen.“ Hallo Mister Gott, hier spricht Anna

Wahrnehmendes Beobachten

Das genaue Beobachten und Wahrnehmen des Kindes sowie das „Nachspüren“, wie es dem Kind gehen könnte, ist im achtsamen Umgang unerlässlich. Beobachtet wird wie Kinder mit Gegenständen umgehen und spielen, aber auch die sozialen Kontakte zu anderen Kindern und Erwachsenen, sowie emotionale Äußerungen wie Lachen, Weinen, Ärger usw.Erlebt ein Kind eine Lern- oder Lebenserfahrung als besonders positiv oder negativ, bleibt diese Erfahrung im Gedächtnis. Wahrnehmendes Beobachten muss daher auf diese Emotionen achten und der Pädagoge reagieren.An das wahrnehmende Beobachten schließt ein wohlüberlegtes pädagogisches „Innehalten“ an. Es entwickelt ein Verständnis für das Kind, erkennt seine Unterschiede an, sei es in der Entwicklung des Kindes, in seinem Verständnis für Situationen oder in seinem individuellen Weg zu Lernen.11

Das bin ich und das kann ich

In unseren ICH-Mappen dokumentieren wir Erlebnisse und Erfahrungen welche auf Fotos zu sehen sind, aber auch von Beobachtungen die wir selbst erlebt haben. Lerngeschichten, jeweils eine von jedem Teammitglied, erzählen nicht nur von Entwicklungsschritten sondern geben dem Kind das Gefühl, wahrgenommen zu werden. Diese Form der schriftlichen Dokumentation ermöglicht ein individuelles Bild vom Kind festzuhalten und hat sich unserer inklusiven Arbeit als wertvolle Beobachtung von Entwicklungsschritten bewährt.Zudem erhält die Familie des Kindes einen Einblick in den Kindergartenalltag.

11 vgl. Schäfer Gerd E., Angelika von der Beek „Didaktik in der frühen Kindheit“ Von Reggio lernen und weiterdenken, 2013

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Das Team

Teamarbeit ist eine notwendige und grundlegende Arbeitsform, um der Ganzheit des Kindes gerecht zu werden. Das bedeutet für die Erwachsenengruppe eine große Entwicklungsmöglichkeit, stellt aber hohe Anforderungen an die einzelnen Mitarbeiterinnen in Bezug auf Offenheit, Transparenz, Kooperations- und Konfliktbereitschaft. Es verlangt vor allem, sich einzulassen und die eigene Praxis immer wieder zu reflektieren. Wahrnehmendes Beobachten der eigenen Teamkollegen und die Reflexion bei regelmäßigen Gesprächen, ein Anerkennen der Stärken des Einzelnen und das Einbringen dieser in die tägliche Arbeit sowie eine gemeinsame Planung erleben wir als gelungene Teamarbeit.

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Arbeitsdokumentation und Qualitätssicherung

Die schriftliche Arbeitsdokumentation und Beobachtung werden von den Kindergartenpädagoginnen geführt.Bei gemeinsamen, wöchentlichen Teambesprechungen werden Beobachtungen und eigenes Handeln reflektiert, ausgetauscht, miteinander verknüpft und Themen die sich daraus ergeben im pädagogischen Alltag umgesetzt. Als Orientierung dient uns ein Wochenplan, der einzelne Tätigkeiten, wiederkehrende Rituale sowie räumlich vorgegebene Angebote ordnet und für jedes Teammitglied einsehbar ist. Jede Mitarbeiterin ist dazu angehalten aus dem Fortbildungsangebot Kurse und Weiterbildungen zur persönlichen und fachlichen Entwicklung zu besuchen. Die Fortbildungen werden von der Gemeinde unterstützt.Zudem findet sich im eigenen Bestand Fachliteratur zu den Themen Pädagogik, Sonderpädagogik, Elternarbeit und praktische Arbeitshilfen.

Zusammenarbeit und Öffentlichkeitsarbeit

Durch das große Einzugsgebiet und dem Mitwirken von vielen Gemeinden ist uns die Öffentlichkeitsarbeit und regelmäßige Berichterstattung in den Gemeindezeitungen ein großes Anliegen um unsere Erlebnisse zu teilen und uns bei den privaten sowie öffentlichen Helfern zu bedanken. Eine Homepage und das pädagogische Konzept präsentieren unsere Arbeit und unsere Anliegen.Wir achten auch auf eine gute Zusammenarbeit mit verschiedensten Institution, wie:

• den unterstützenden zwölf Gemeinden• dem Team des Gemeindekindergartens Eben• den Institutionen (Kindergärten,

Kindergruppen, Schulen)• der umliegenden Gemeinden• den Therapeuten der Kinder und Familien• Referat für Familien

• der Pfarre Eben, den Pfarren in den Nachbargemeinden

• dem Taxiunternehmen Höll• verschiedensten Vereinen und Betrieben im

Pongau• AVOS

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„Welchen Tag haben wir?“ „Es ist heute.“ „Mein Lieblingstag.“ Winnie Pooh

„Alltag“ bei den Sonnenkindern

Um 7.30 Uhr kommen die ersten Kinder und eine Stunde später sind alle da. Gemeinsam besprechen wir den Tagesablauf. Dazu heften wir Fotos mit den verschiedensten Aktivitäten an eine Tafel und bestimmen die Abfolge von Geschehnissen.

Die ersten Kinder wechseln die Räumlichkeiten. Im Vorraum ist Platz für besondere Aktivitäten, bei denen es auch mal laut werden und ordentlich „aussehen“ darf. Bauecke, Maisbad, Elektrowerkstatt, Tonatelier, Taststraße oder das Spiel mit Steckbausteinen, hier wurde schon viel ausprobiert.

Wer Lust und den Drang zur Bewegung hat, kann gleich mal in den Turnsaal. Wir nutzen ihn so oft er frei ist, denn wir teilen ihn mit der Nachbargruppe. An zwei Vormittagen gehört er für längere Zeit uns und an einem ist „Motopädagogik“ angesagt. Hier können sich die Kinder bei der Bewegungsbaustelle richtig austoben oder sich mit einer Fülle von Materialien neue Spielmöglichkeiten „erarbeiten“.

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Manchmal entscheiden die Kinder, welches Material sie heute brauchen, ein anderes Mal wählt die Pädagogin anhand von Beobachtung das passende Turnmaterial aus.

Inzwischen haben sich im Gruppenraum einige Kinder in die einzelnen Spielbereiche zurückgezogen. In der Puppenstube wird der Tisch gedeckt, die Kirschkerne in Teller, Schüsseln und Töpfe geschüttet und mit Löffeln wieder herausgeschöpft. Daneben wickelt eine eifrige „Mama“ ihr „Kind“ mit einer Windel. Danach nimmt sie ihr Baby in den Arm und frisiert es zärtlich.

In der Kuschelecke werden Bilderbücher vorgelesen. Ganz eng nebeneinander hocken die Kinder, um dem vorlesenden Erwachsenen möglichst nahe zu sein. Dabei werden leise Socken aus und angezogen, Polster verrückt, Decken zerknautscht oder Rücken massiert.Wer nicht mehr zuhören will oder kann, schleicht sich leise davon und sucht sich ein anderes Spiel.Im Gruppenraum befinden sich zwei Tische, die brauchen wir zum Zeichnen, Basteln und zum Jausnen. Den Rest der Zeit verbringen wir mit den Kindern meist am Boden spielend.Auf unserem grünen Teppich ist es auch gemütlich. Hier werden Puzzle zerlegt und zusammengebaut, Bauwerke errichtet und manchmal fährt der Zug zwischendurch. Damit nicht alles zur großen Unordnung wird, soll jeder sein Spielzeug wieder wegräumen.

Eine Melodie erklingt! Eine Pädagogin singt ein Anhängelied und wer will darf gleich mitkommen. In einem Nebenraum findet ein besonderes Angebot statt. Vielleicht wird eine Geschichte erzählt, ein neues Lied gelernt, ein Experiment durchgeführt? Wer weiß, wir werden es später erfahren…

Vor dem großen Spiegel sitzt eine Pädagogin mit Kind. Die beiden schneiden Grimassen und sprechen lustige Laute. Dann kommt die Creme ins Spiel. Zuerst wird das Spiegelbild eingecremt, dann das Gesicht des Kindes. Welch` ein Genuss! Die Hände und die Füße sind auch noch dran.Oft hängt auf diesem Platz eine Hängematte. Sie dient zum kurzen Ausrasten, zum Ruhen und sanften Schaukeln, wenn man unbedingt eine kleine Pause braucht.

Ab 9.00 Uhr ist Jausenzeit und fleißige Helfer, oder besser gesagt, hungrige Helfer decken den Jausentisch. Die Essenszeit ist gleitend, das heißt von 9.00 bis 10.00 Uhr haben alle die Möglichkeit, ihre Jause zu Essen.Einmal in der Woche ist Kochtag. Nach der gemeinsamen Zubereitung einfacher, aber leckerer Speisen (unsere erfahrenen Köche machen regelmäßig Vorschläge) wird gemeinsam gegessen. Auch bei Geburtstagen und anderen Festen wird der Tisch für die ganze Gruppe gedeckt.

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10 Uhr – unser Glockenspiel läutet!Die freie Spielzeit ist zu Ende und wir versuchen alles wieder dahin zu räumen, wo wir es herausgenommen haben (nicht immer ist es Punkt 10 Uhr… manchmal sind wir so vertieft in unserem Tun, dass darf schon andauern…)Schnell, schnell der Turnsaal ist frei! Wir laufen noch eine Runde!

Damit wir uns einmal am Tag alle ins Gesicht gesehen haben, versammeln wir uns am Teppich. Sind heute alle da? Nein? Wer fehlt? Schade.Im Sitzkreis wird Wichtiges besprochen, Geschichten erzählt, gesungen, philosophiert und vieles mehr. Je nachdem, welche Themen uns gerade bewegen.Danach geht’s in den Garten oder in den Wald oder wiederum in den Turnsaal. Wir freuen uns auf die Bewegung und die gemeinsamen Erlebnisse!Um 12 Uhr kommen die ersten Eltern, bald darauf der Bus. Wer länger bleibt, nutzt das Jägerballspiel mit den Erwachsenen, lässt sich noch von der Klangschale verwöhnen oder buddelt sich mit der Schaufel ein großes Loch bis Australien… Ahhh, die Mama ist da!Der Tag ist zu Ende! Auf Wiedersehen – wir freuen uns schon auf morgen.

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„ Würdest du mir bitte sagen, wie ich von hier aus weitergehen soll?“

„ Das hängt zum großen Teil davon ab, wohin du möchtest“, sagte die Katze. Alice im Wunderland

LiteraturlisteJean Ayres, Bausteine der frühkindlichen EntwicklungBuchacher Brigitte „Konzept der Heilpädagogischen Fördergruppe“ 1993Gerth, Andrea: Auf dem Weg zur Erziehungspartnerschaft. verlag das netz, 2011Jobst Sabine Inklusive Reggio Pädagogik 2007Mooslechner Ricky und Markus Harml „Sonnenkinder“ Ein Leben in sanfter Integration, 2003Schäfer Gerd E., Angelika von der Beek „Didaktik in der frühen Kindheit“ Von Reggio lernen und weiterdenken, 2013Jobst Sabine Inklusive Reggio Pädagogik 2007Sabine Müller, „Entwicklung kindlicher Bewegung“ Unveröffentlichtes Dokument 2015)

Konzept der „Sonnenkinder“Erstellungsdatum: September 2015

VerfasserInnen:Michaela Stiegler, Christine Loipold, Marianne Freistätter, Gertrude SchwaighoferZusammengefasst, vervollständigt und geschrieben: Michaela Stiegler

Für die Fotos erhielten wir das Einverständnis der Eltern und sie werden ausschließlich im Rahmen dieses Konzeptes verwendet. Jede Kopie oder Veröffentlichung ist verboten.

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