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Andreas Schlüter Achtung, Zeitfalle!

Andreas Schlüter Achtung, Zeitfalle! · ihrer direkten Art einfach unschlagbar. »Na, das sind ja die besten Voraussetzungen für eine Klassenfahrt«, stellte Frank kurz und bündig

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Andreas SchlüterAchtung, Zeitfalle!

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Andreas Schlüter, geboren 1958, ist einer der erfolgreichs -ten Jugendbuchautoren der letzten Jahre. Gleich sein erstesBuch, ›Level 4 – Die Stadt der Kinder‹, wurde ein Bestseller.Dieser und alle weiteren Computerkrimis aus der Level-4-Serie sind bei dtv junior im Taschenbuch lieferbar und ausdem Programm inzwischen nicht mehr wegzudenken. ›Ach-tung, Zeitfalle!‹ ist der unabhängig zu lesende dritte Banddieser erfolgreichen Serie. Zusätzliche Informationen über Andreas Schlüter und seine Bü-cher finden sich unter www.aschlueter.de und www.dtvjunior.de

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Andreas Schlüter

Achtung, Zeitfalle!

Ein Computerkrimi aus der Level-4-Serie

Mit Illustrationen von Karoline Kehr

Deutscher Taschenbuch Verlag

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Weitere Titel der Level-4-Serie sowie das gesamte lieferbare Programm von dtv junior finden sich unter

www.dtvjunior.de

Leicht überarbeitete Neuauflage11. Auflage 2014

1999 Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München© 2004 Arena Verlag GmbH, WürzburgUmschlagkonzept: Balk & Brumshagen

Umschlagbild: Karoline KehrGesetzt aus der Futura 111/2/13

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Gesamtherstellung: Kösel, KrugzellPrinted in Germany · ISBN 978-3-423-70999-6

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Mit Dank an Elke

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Das Weltwunder

»Hurra!«, schallte es aus dem Klassenraum. Durchden Gang des Pavillons donnerte das ohrenbetäu-bende Geräusch trampelnder Füße, klatschenderHände und der Jubelschreie von fünfundzwanzigtotal begeisterten Schülern.

Ben kam gerade von der Toilette. Verwunderthörte er den Lärm aus seiner Klasse.

Dieser Krach war anders als gewöhnlich. Ben er-kannte den Unterschied sofort. Blitzartig war ihmklar: Hier hatte eine Sensation stattgefunden. Mitnoch halb geöffneter Hose eilte er zur Klasse zurückund riss die Tür zum Klassenraum auf. Ihm bot sichein Bild wie in einem Fußballstadion nach dementscheidenden Siegtor. Einige Schüler standenbrüllend an ihren Plätzen, hielten sich die Händewie einen Trichter vor den Mund, um auch all ihreFreunde an der spontanen Begeisterung teilhabenzu lassen.

Direkt vor Ben, am Tisch in der letzten Reihe,stand Thomas auf dem Stuhl und versuchte sich imStepptanz. Heraus kam allerdings nur ein kläglichesGehopse.

Normalerweise war Thomas in der Schule dafürbekannt, dass ihn nichts aus der Ruhe brachte.Seine sprichwörtliche Langsamkeit führte regel-mäßig zu Lach- oder Wutanfällen seiner Mitschüler.Jetzt aber stampfte Thomas in einer Geschwindig-

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keit auf dem Stuhl herum, die nur die Folge einesachten Weltwunders sein konnte.

»Was ist denn hier los?«, fragte Ben verblüfft in dieKlasse hinein. Niemand nahm Notiz von ihm. BensBlicke hasteten zu seinen besten Freunden. Miriamwar damit beschäftigt, irgendetwas ungeheuer Wich-tiges in Jennifers Ohr zu brüllen. Frank trommelte sich gerade wie ein Gorilla mit beiden Fäusten aufdie Brust. Nur Thomas wandte sich zu Ben um. Breitgrinste er ihn an: »Der absolute Knüller ist hier los!«Mit einem Satz sprang Ben zu seinem Platz, direktneben Thomas, und sah ihn auffordernd an.

Thomas spannte ihn nicht länger auf die Folter. Erwarf sich in die Brust, um der sensationellen Nach-richt die nötige Bedeutung beizumessen, und gabbekannt: »Wir machen eine Klassenreise!«

»Ist nicht wahr!«, brachte Ben nur hervor. EineKlassenreise war das achte Weltwunder!

Nie war es in den vergangenen Jahren zu einerKlassenreise gekommen. Das eine Mal sprachen ver-änderte Bedingungen der Versicherungen dagegen,ein anderes Mal war der Lehrermangel so groß,dass niemand fortfahren sollte, dann wieder fandsich keine Begleitperson. Die Gründe waren vielfäl-tig gewesen, das Resultat immer dasselbe: Es fandkeine Klassenreise statt. Jetzt aber sollte es endlichso weit sein.

»Die Krützdoof hat’s verkündet!«, bestätigte Tho-mas.

Die »Krützdoof« hieß mit bürgerlichem NamenMarianne Krützfeld-Loderdorf, nach der Scheidung

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von ihrem Mann eigentlich wieder nur Krützfeld.Trotzdem war der Spitzname, der aus dem Dop-pelnamen hervorgegangen war, bei den Schülerngeblieben: Krützdoof – Lehrerin für Deutsch undGeschichte. Seit diesem Schuljahr auch für Kunstund neue Klassenlehrerin Bens und seiner Freunde.

»Und wohin geht’s?«, wollte Ben sofort wissen.Thomas hielt in seiner Bewegung inne, starrte Ben

entgeistert an und ließ sich vom Stuhl hinunterplump-sen. »Das haben wir noch gar nicht gefragt«, gaber zu.

Ben schlug sich mit der Hand an die Stirn. Das wardoch die wichtigste Frage überhaupt, fand er. NachBens Auffassung war eine Klassenreise keineswegsgleich Klassenreise. Er konnte es sich schon lebhaftvorstellen: Erst wurde man mit einer Klassenreisegelockt und dann schleppten die Lehrer einen voneinem langweiligen Museum ins nächste. Kurz husch-te die Erinnerung an einen der vergangenen Aus-flüge durch Bens Gedächtnis. Ein Landwirtschafts-museum war seinerzeit das ergötzliche Ziel einerlangen Fahrt gewesen. Fünf Stunden lang hatten siesich verrostete Mähdrescher angucken müssen.

Bens Finger schnellte in die Höhe. Die Krützdoofwar froh, dass sich jemand meldete. Vergeblich warsie fünf Minuten lang nervös vor der Tafel auf undab gegangen – im Bemühen, in der Klasse wiederfür Ruhe zu sorgen. Jetzt appellierte sie an dieKameradschaft der Kinder. »Seid doch mal ruuu-hiigg!«, schrie sie. »Ben möchte etwas sagen.«

Ben wartete die Reaktion auf diese Bitte nicht ab.

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Er forderte seine Stimmbänder bis zum Letzten, alser durch den Raum brüllte: »WO-HIN GEHT DIEREI-SE?«

Schlagartig verstummten alle anderen fünfund-zwanzig Schüler. Das war eine interessante Frage!Niemand wollte die Antwort verpassen.

Frau Krützfeld atmete tief durch. Endlich herrschtewieder Ruhe. Noch einmal holte sie tief Luft. Als sieantwortete, sprach sie betont leise, um nicht wiederneuen Lärm zu provozieren: »Wir fahren für siebenTage nach Florenz.« Alles Weitere, was Frau Krütz-feld eigentlich noch über Abfahrtsdatum, Bahnfahrt,Unterkunft und Kosten sagen wollte, ging erneut imwilden Tumult unter.

Ein lautes Hurra dröhnte zum wiederholten Maldurch den gesamten Pavillon.

»Florenz? Das liegt doch in Italien!«, freute sichThomas.

»Allerdings!«, bestätigte Ben mit einem vorsichti-gen Lächeln. So ganz geheuer war ihm die Sachenoch nicht. Florenz war sehr berühmt, soweit er sicherinnerte. Allerdings nicht etwa wegen seinerStrände oder Eiscafés, sondern wegen . . .

»Jede Menge Museen und Galerien!«, schrillteJennifers Stimme durch den Raum. »Tausende Ge-mälde, die alten Meister und . . .«

Das war es! Ben war im Bilde. Florenz, das wardie italienische Kulturstadt, von der Jennifer seitMonaten schwärmte – seit sie im KunstunterrichtBilder des berühmten Malers Michelangelo durch-genommen hatten.

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Ben sackte im Stuhl zusammen. Seine Mund-winkel schienen ihm bis auf die Schultern zu hän-gen.

Da läutete es zur Pause. Sofort kamen Jenniferund Miriam herübergelaufen. Jennifer hatte toma-tenrote Wangen vor Aufregung. »Florenz!«, hauchtesie. »Ist es nicht sagenhaft?«

»Sagenhaft bescheuert!«, moserte Ben.Jennifer verschlug es fast die Sprache. »Florenz

soll bescheuert sein? Das ist die Stadt mit den wohlgrößten Kunstschätzen der Welt! Allein die Gemäldevon Michelangelo. Ach, ich liebe ihn!«, schwärmtesie.

Das brachte Ben auf die Palme. »Du kannst mirgestohlen bleiben mit deinem dämlichen Michelan-gelo!«, raunzte er Jennifer an. »Michelangelo ist einComputervirus, der jedes Jahr zum 6. März tau-sende Computersysteme bedroht, wenn man ihnnicht bekämpft.«

Miriam verzog das Gesicht. Diese Debatte zwi-schen Ben und Jennifer kannte sie nur zu gut. »DieKünstlerin und der Computerfreak fetzen sich malwieder. Euch beide bekommt man doch nie untereinen Hut.«

»Was hältst du denn von Florenz?« Es war Frank,der zu den dreien hinzugekommen war und dieFrage gestellt hatte.

Miriam drehte sich um und lachte Frank ver-schmitzt an. »Florenz, mein Lieber, liegt in Italien«,dozierte sie im übertriebenen Lehrerton. Dann prus-tete sie lauthals los. »Und in Italien, mein Schatz,

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gibt es jede Menge gut aussehender, schwarzhaari-ger Italiener.«

»Miriam!«, raunten Ben, Jennifer und Frank wieaus einem Munde. Wenn es um Miriams Schwär-mereien ging, dann waren sich die drei anderenimmer einig.

»Natürlich!«, lästerte Jennifer. »Miriam fährt nachFlorenz, um genau das zu tun, was sie auch daheimtut: Jungs aufreißen.«

»Na und?«, gab Miriam schnippisch zurück. »Es in-teressiert sich eben nicht jedes Mädchen nur für toteMänner – auch nicht, wenn sie gut gemalt haben.«

Jetzt musste sogar Ben lachen. Miriam war inihrer direkten Art einfach unschlagbar.

»Na, das sind ja die besten Voraussetzungen füreine Klassenfahrt«, stellte Frank kurz und bündigfest. »Jeder will was anderes.«

Die drei schauten Frank erwartungsvoll an. Er warder Einzige, der mit seiner Meinung über Florenznoch hinterm Berg gehalten hatte. Frank las die Fra-ge in den Gesichtern seiner Freunde. Aber er zucktenur mit den Schultern. »Warum nicht Florenz?«, lau-tete seine Antwort. »Mir ist jedes Ziel recht. Denn wo-hin wir auch fahren, eine Klassenreise ist allemalbesser als der schnöde Unterricht. Basta.«

Damit war für Frank die Sache erledigt und erging zu seinem Platz zurück. Denn in diesemMoment läutete es wieder zur Stunde.

Gespannt huschten die Schüler auf ihre Plätze. Jetztwürden nähere Informationen zur Klassenreise fol-

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gen. Vielleicht haben wir Glück und Florenz bietetnoch etwas anderes als alte Bilder, hoffte Ben.

Frau Krützfeld aber rollte eine große Karte aus,die sie in der kurzen Pause geholt hatte. Sie zeigteden Stadtplan von Florenz. Je ausführlicher FrauKrützfeld das Ziel ihrer Reise vorstellte, desto mehrsank Ben in seinem Stuhl zusammen. Mit säuerli-chem Gesicht betrachtete er das ganze Elend, dassich vor ihm auf der Karte auftat:

»Im Zentrum der Dom, vollendet zu Beginn des15. Jahrhunderts. Direkt darunter der Palazzo Vec-chio, Baubeginn im 14. Jahrhundert, benachbartden Uffizien. Die berühmte Brücke Ponte Vecchioführt uns über den Arno zum Palazzo Pitti, ebenfalls15. Jahrhundert, der übrigens durch einen Gang mitdem Palazzo Vecchio verbunden ist, und zum riesi-gen, wunderschönen Boboli-Garten . . .«

Ben konnte sich anhaltendes Gähnen nicht ver-kneifen. Gelangweilt schweifte sein Blick hinüber zuJennifer, die sich eifrig Notizen machte.

»Mir scheint, die haben in den vergangenen vier-hundert Jahren kein Haus mehr gebaut«, murmelteer. Seine Stimmung war auf dem Nullpunkt.

Miriam fingerte schnell ihre neueste Mädchen-zeitschrift aus der Schultasche und schlug die Mode-seiten auf. Wenn sie bei den italienischen Jungs lan-den wollte, benötigte sie unbedingt zwei bis dreineue Kleidungsstücke. Erschreckt fuhr sie hoch,schnippte mit den Fingern, wartete gar nicht ab, bissie aufgerufen wurde, sondern platzte mitten in FrauKrützfelds Vortrag: »Welche Temperaturen herrschen

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eigentlich in Florenz zu dieser Zeit?«, wollte sie wis-sen.

Frau Krützfeld stutzte. Sie konnte partout keinenZusammenhang zwischen ihrem Vortrag über dieStadtgeschichte und dieser Frage herstellen. Trotz-dem antwortete sie: »So etwas über 20 Grad.«

Also neue T-Shirts, stellte Miriam für sich fest undblätterte zwei Seiten weiter.

Damit war Frau Krützfelds Vortrag beendet. Sofortschlossen sich die anderen Kinder Miriam an undließen ihre Fragen auf die Lehrerin niederprasseln.Die Höhe des erlaubten Taschengeldes wurde eben-so erörtert wie der Wunsch nach einer Nachtwande-rung. Ob Taschenmesser erlaubt seien und wie langeeine Postkarte nach Hause brauchte, waren genausowichtig wie die Uhrzeit für die Nachtruhe, die aktu-ellen Preise für Spaghetti Bolognese und die Stand-orte der in Florenz ansässigen Eiscafés. Ob ein Disc-man mitgenommen werden durfte, musste geklärtwerden, und wie groß die Gruppenzimmer in derJugendherberge waren.

Enttäuscht klappte Jennifer ihr Notizheft zu. Siehätte gerne mehr über die Stadt erfahren.

Ben war es, der wieder die entscheidende Fragestellte: »Was kostet die Reise eigentlich?« Im Stillenhoffte er, dass die Fahrt so unerschwinglich teuerwäre, dass der Kurs vielleicht doch noch RichtungOst- oder Nordsee geändert werden würde.

Frau Krützfeld hielt inne. Schlagartig war allenklar: Sie waren an dem heikelsten Punkt der Vor-bereitung angekommen. Die Reise sollte 230 Euro

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für jeden kosten. Zweihundertdreißig Euro! Sofortmeldeten sich drei Schüler. Einer von ihnen warKolja.

Mit Kolja verbanden Ben und seine Freunde nichtnur erfreuliche Erlebnisse. Lange Zeit hatte er dieSchüler an der Schule terrorisiert. Und stets hattenBen, Frank, Miriam und Jennifer befürchtet, dassKolja eines Tages nicht versetzt werden und in ihrerKlasse landen würde. Bei den letzten Zeugnissenwar es dann geschehen. Kolja war sitzen geblie-ben. Seine Terroraktionen aber hatten sich seit denErfahrungen mit dem Ring der Gedanken weit-gehend gelegt. Kolja war zwar noch immer ein un-angenehmer Geselle, aber man konnte mit ihm aus-kommen, wenn man wollte.

Jetzt erklärte er der Lehrerin in traurig-bockigemTon: »230 Euro sind für meine Eltern zu viel. Daskönnen die nicht bezahlen.« Die anderen beidenSchüler, die sich gemeldet hatten, nickten bestäti-gend. Gerade wollte Frau Krützfeld ansetzen undvon einer Unterstützung durch die Schulbehördesprechen, da winkte Kolja ab. »Das können Sie ver-gessen. Wir kriegen nichts. Und meine Eltern kön-nen so viel Geld nicht aufbringen.« Für Kolja warklar: Er konnte sich die Reise abschminken.

Missmutig schaute er auf, als Jennifer plötzlichwild mit dem Finger schnipste. »Ich habe eineIdee!«, rief sie durch den Klassenraum. »Wir könn-ten doch einen Flohmarkt organisieren. Und vondem Geld unterstützen wir die drei. Also ich habenoch jede Menge alte Sachen zu Hause und . . .«,

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mit einem wissenden Lächeln drehte sie sich zu Tho-mas um, ». . . Thomas hat bestimmt allein Trödel imWert von 500 Euro in seinem Lager.«

Alle wussten, worauf Jennifer anspielte. Thomaswar berühmt für seine Sammelleidenschaft. DieHauptursache für Thomas’ langsame Bewegungenwar, dass er immer mit dem Kopf nach unten durchdie Gegend lief und die Wege nach herumliegendenDingen absuchte. Alles, was Thomas finden konnte,steckte er ein, trug es nach Hause in die Garageseines Vaters und archivierte es gewissenhaft. Dabeiwar es egal, um welche Dinge es sich handelte. SeinLebensmotto war allen bestens vertraut. Es lautete:»Hauptsache, es ist umsonst und man braucht es nurzu nehmen.« Auf diese Weise war die Garage seinesVaters zu der wohl umfangreichsten Sammlung gefun-dener Dinge angewachsen, die man sich vorstellenkonnte. Zweihundertfünfzehn alte Schlüssel, einhun-dertdreiundzwanzig defekte Kugelschreiberhülsen,sechshundertsiebzig Kronkorken und zweiundsiebzigFahrradventile besaß er, um nur einige Beispiele zunennen. Außerdem gab es noch siebzehn Fahrräder,neunundzwanzig Drachen, elf Schlitten und viele,viele Dinge mehr.

Wie immer, wenn seine Sammlung allgemeineAnerkennung erfuhr, freute sich Thomas. Mit einemheftigen Kopfnicken bestätigte er Jennifers Vermu-tung. »Klaro!«, rief er fröhlich. »Für einen Flohmarktbekomme ich sicher einiges zusammen.«

Damit war die Sache beschlossen. Schnell wur-den die einzelnen Aufgaben verteilt. Schon am da-

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rauf folgenden Sonntag sollte der Flohmarkt stattfin-den.

Ben hatte inzwischen alle Hoffnungen fallen las-sen. Daran war nichts zu ändern; er musste Florenzüber sich ergehen lassen – für 230 Euro! Exakt soviel Geld, wie ein heiß ersehntes, schnelleres CD-ROM-Laufwerk kosten würde!

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Das Amulett

»Da ist ja überhaupt kein Platz mehr!«, wundertesich Ben. Stirnrunzelnd betrachtete er den Floh-marktstand seiner Klasse. Zwei Tapeziertische warennebeneinander aufgebaut. Jennifer und Miriam, dieals Erste gekommen waren, nahmen eifrig Plastik-tüten und Kartons ihrer Mitschüler entgegen undstapelten deren Inhalt unentwegt auf die Tische. DieTische bogen sich unter dem Gewicht der mitge-brachten Ware. Unzählige Gläser, Salatschüsseln,Puzzles, Würfelspiele, Comichefte, Pullover, Spiel-zeugautos, Bauklötzchen, Haarspangen und Puppenhatten die Kinder aus den hintersten Winkeln ihrerKeller und Dachböden hervorgekramt. Ben stemmteseinen Rucksack von den Schultern und übergabihn Jennifer.

Die riskierte einen Blick hinein – und begann laut-hals zu lachen. »Typisch Ben!«, japste sie. »Einenganzen Rucksack voll mit Elektronikschrott!«

»Das ist überhaupt kein Schrott«, verteidigte sichBen. »Das sind funktionstüchtige Prozessoren, Chipsund Treiber.«

Jennifer schüttelte den Kopf. »Mich treibt dashöchstens zum Wahnsinn!«, antwortete sie.

Ärgerlich riss Ben ihr den Rucksack aus derHand. »Du hast eben keine Ahnung«, wies erJennifer zurecht. »Im Elektronikladen zahlst du da-für ein Vermögen. Aber wenn du echten Schrott

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