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Redaktion U. Müller-Ladner, Bad Nauheim U. Lange, Bad Nauheim Z Rheumatol 2011 · 70:530–532 DOI 10.1007/s00393-011-0819-1 Online publiziert: 24. Juni 2011 © Springer-Verlag 2011 G. Horneff Zentrum für Allgemeine Kinderheilkunde und Neonatologie, Kinderrheumazentrum Sankt Augustin, Asklepios Klinik Sankt Augustin Ausbildungssituation in der Kinder- und Jugendrheumatologie – Ergebnis einer Erhebung Gerd Horneff für die Kommission  Studentische Ausbildung der Deutschen  Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh) Standpunkte Im Frühjahr 2010 erfolgte eine deutsch- landweite Umfrage zur Ausbildungssitu- ation bzw. zur Lehre für Studenten in der Kinder- und Jugendrheumatologie. Mit- tels eines nur einseitigen Fragebogens wurde erhoben, F ob Lehre in der Kinderrheumatologie stattfindet, F in welcher Form die Lehrveranstal- tung (Vorlesung, Seminar, Blockprak- tikum) stattfindet, F in welchem Semester bzw. Studien- jahr die Lehrveranstaltungen durch- geführt werden, F wie hoch die Anzahl der Semesterwochenstunden ist, F wem die Durchführung der Lehre obliegt (dem Lehrstuhlinhaber, einem Oberarzt oder einem sonstigen Arzt), F ob der Lehrende über eine Zusatz- qualifikation in Kinder- und Jugend- rheumatologie verfügt. Insgesamt wurden 32 Lehrstuhlinhaber an deutschen Universitätskliniken an- geschrieben. Antworten wurden von 22 Lehrstuhlinhabern erhalten (69%). Ergebnisse der Umfrage Das Fachgebiet der Kinder- und Jugend- rheumatologie wurde (Mehrfachnennung erfolgte) in Vorlesungen (n=18; 82%), in Seminaren (n=15; 68%) und während des Blockpraktikums (n=15; 68%) behan- delt. Die Lehrveranstaltungen in Kinder- und Jugendrheumatologie fanden zwi- schen dem 5. und dem 10. Semester statt. In einer Universitätsklinik erfolgte im 5. Semester ein Untersuchungskurs, im 7. und 8. Semester eine Vorlesung. In ande- ren Universitätskliniken fanden Veran- staltungen im 6. und im 9. Semester statt, in einer Universitätsklinik im 10. Semes- ter im Rahmen eines Blocks. Somit ergibt sich ein sehr heterogenes Bild der Unter- bringung der Lehre in der Kinderrheu- matologie im Lehrplan. Angaben über die Anzahl der Semesterwochenstunden wurden nur von 9 Einrichtungen erhal- ten. In diesen 9 Einrichtungen erfolgte die Lehre mittels Vorlesung, Blockprak- tikum und Untersuchungskurs zusam- mengefasst im Median über 3,5 Stunden (Spannweite 0,5–6 h). Zu 6 dieser 9 Ein- richtungen konnten Angaben des jewei- ligen Studiendekanats über den gesamten Umfang der Vorlesungen in der Kinder- heilkunde genutzt werden, um den Anteil der Kinderrheumatologie an der pädiat- rischen Ausbildung einzuschätzen. Auch hierbei weist der Anteil der Kinderrheu- matologie an der gesamten Vorlesungs- zeit mit 1–9% auf eine sehr hohe Variabi- lität hin. > Zur Unterbringung der Lehre in der Kinderrheumatologie im Lehrplan ergibt sich ein sehr heterogenes Bild Die Lehre wurde an 6 Einrichtungen durch den Lehrstuhlinhaber (27%), an 19 Einrichtungen durch einen Oberarzt (86%) und an 8 Einrichtungen durch einen sonstigen Arzt (36%) durchgeführt (Mehrfachnennung möglich). Die Zu- satzbezeichnungen „Kinder- und Jugend- rheumatologie“ hatten dabei 2 von 6 Lehr- stuhlinhabern (jeder 3.), 12 von 19 Ober- ärzten (63%) und alle 6 sonstigen Ärz- te (75%). In 6 Einrichtungen (27%) hatte kein Arzt eine Zusatzqualifikation (Zu- satzbezeichnung, Weiterbildung) in Kin- der- und Jugendrheumatologie. In 2 Uni- Tab. 1Ergebnisse der Umfrage zur Ausbildung/Lehre in Kinder- und  Jugendrheuma  tologie Durchführung der   Lehre durch Anzahl Zusatzbezeichnung „Kinder- rheumatologie“ vorhanden Lehre durch Kinder- rheumatologen Lehrstuhlinhaber 6 2 0 Oberarzt 19 12 12 Sonstiger Arzt 11 8 6 Alle Einrichtungen 22 16 15 530 | Zeitschrift für Rheumatologie 6 · 2011

Ausbildungssituation in der Kinder- und Jugendrheumatologie – Ergebnis einer Erhebung

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RedaktionU. Müller-Ladner, Bad Nauheim U. Lange, Bad Nauheim

Z Rheumatol 2011 · 70:530–532DOI 10.1007/s00393-011-0819-1Online publiziert: 24. Juni 2011© Springer-Verlag 2011

G. HorneffZentrum für Allgemeine Kinderheilkunde und Neonatologie, Kinderrheumazentrum Sankt Augustin, Asklepios Klinik Sankt Augustin

Ausbildungssituation in der Kinder- und Jugendrheumatologie – Ergebnis einer Erhebung

Gerd Horneff für die Kommission Studentische Ausbildung der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh)

Standpunkte

Im Frühjahr 2010 erfolgte eine deutsch-landweite Umfrage zur Ausbildungssitu-ation bzw. zur Lehre für Studenten in der Kinder- und Jugendrheumatologie. Mit-tels eines nur einseitigen Fragebogens wurde erhoben,Fob Lehre in der Kinderrheumatologie

stattfindet,Fin welcher Form die Lehrveranstal-

tung (Vorlesung, Seminar, Blockprak-tikum) stattfindet,

Fin welchem Semester bzw. Studien-jahr die Lehrveranstaltungen durch-geführt werden,

Fwie hoch die Anzahl der Semesterwochenstunden ist,

Fwem die Durchführung der Lehre obliegt (dem Lehrstuhlinhaber, einem Oberarzt oder einem sonstigen Arzt),

Fob der Lehrende über eine Zusatz-qualifikation in Kinder- und Jugend-rheumatologie verfügt.

Insgesamt wurden 32 Lehrstuhlinhaber an deutschen Universitätskliniken an-geschrieben. Antworten wurden von 22 Lehrstuhlinhabern erhalten (69%).

Ergebnisse der Umfrage

Das Fachgebiet der Kinder- und Jugend-rheumatologie wurde (Mehrfachnennung erfolgte) in Vorlesungen (n=18; 82%), in Seminaren (n=15; 68%) und während des Blockpraktikums (n=15; 68%) behan-

delt. Die Lehrveranstaltungen in Kinder- und Jugendrheumatologie fanden zwi-schen dem 5. und dem 10. Semester statt. In einer Universitätsklinik erfolgte im 5. Semester ein Untersuchungskurs, im 7. und 8. Semester eine Vorlesung. In ande-ren Universitätskliniken fanden Veran-staltungen im 6. und im 9. Semester statt, in einer Universitätsklinik im 10. Semes-ter im Rahmen eines Blocks. Somit ergibt sich ein sehr heterogenes Bild der Unter-bringung der Lehre in der Kinderrheu-matologie im Lehrplan. Angaben über die Anzahl der Semesterwochenstunden wurden nur von 9 Einrichtungen erhal-ten. In diesen 9 Einrichtungen erfolgte die Lehre mittels Vorlesung, Blockprak-tikum und Untersuchungskurs zusam-mengefasst im Median über 3,5 Stunden (Spannweite 0,5–6 h). Zu 6 dieser 9 Ein-richtungen konnten Angaben des jewei-ligen Studiendekanats über den gesamten Umfang der Vorlesungen in der Kinder-heilkunde genutzt werden, um den Anteil der Kinderrheumatologie an der pädiat-

rischen Ausbildung einzuschätzen. Auch hierbei weist der Anteil der Kinderrheu-matologie an der gesamten Vorlesungs-zeit mit 1–9% auf eine sehr hohe Variabi-lität hin.

> Zur Unterbringung der Lehre in der Kinderrheumatologie im Lehrplan ergibt sich ein sehr heterogenes Bild

Die Lehre wurde an 6 Einrichtungen durch den Lehrstuhlinhaber (27%), an 19 Einrichtungen durch einen Oberarzt (86%) und an 8 Einrichtungen durch einen sonstigen Arzt (36%) durchgeführt (Mehrfachnennung möglich). Die Zu-satzbezeichnungen „Kinder- und Jugend-rheumatologie“ hatten dabei 2 von 6 Lehr-stuhlinhabern (jeder 3.), 12 von 19 Ober-ärzten (63%) und alle 6 sonstigen Ärz-te (75%). In 6 Einrichtungen (27%) hatte kein Arzt eine Zusatzqualifikation (Zu-satzbezeichnung, Weiterbildung) in Kin-der- und Jugendrheumatologie. In 2 Uni-

Tab. 1  Ergebnisse der Umfrage zur Ausbildung/Lehre in Kinder- und  Jugendrheuma tologie

Durchführung der  Lehre durch

Anzahl Zusatzbezeichnung „Kinder-rheumatologie“ vorhanden

Lehre durch Kinder-rheumatologen

Lehrstuhlinhaber 6 2 0

Oberarzt 19 12 12

Sonstiger Arzt 11 8 6

Alle Einrichtungen 22 16 15

530 |  Zeitschrift für Rheumatologie 6 · 2011

versitätskliniken trug der Lehrstuhlinha-ber zwar die Zusatzbezeichnung „Kinder- und Jugendrheumatologie“, in keiner der beiden Einrichtungen führte dieser Lehr-stuhlinhaber die Lehre aber persönlich durch. In 12 Universitätskliniken verfügte ein Oberarzt über die Zusatzbezeichnung. In jeder dieser Einrichtungen führte der Oberarzt auch die Lehre durch. In 10 die-ser 12 Einrichtungen fand eine Vorlesung statt – in 8 von 12 Fällen ein Seminar, in 10 von 12 Fällen ein Blockpraktikum. In 8 von 22 Universitätskliniken hatte ein sonstiger Arzt die Zusatzbezeichnung „Kinder- und Jugendrheumatologie“; ‘6 dieser sonstigen Ärzte führten die Lehre durch. In den Ein-richtungen, in denen diese Ärzte die Leh-re nicht durchführen, wurde diese durch einen Oberarzt absolviert. In beiden Fäl-len hatte der Oberarzt nicht die Zusatzbe-zeichnung „Kinder- und Jugendrheuma-tologie“. In 6 dieser 8 Einrichtungen fand eine Vorlesung, in 6 ein Seminar und in 5 ein Blockpraktikum statt. Die Ergebnis-se der Umfrage sind in .Tab. 1 zusam-mengefasst.

EDie Umfrage zeigte mit 69% antwortenden Zentren eine unerwartet große Resonanz.

Besonders bemerkenswert ist, dass der Lehrstuhlinhaber nur in 2 der Einrich-tungen (9%) über die Zusatzbezeichnung „Kinder- und Jugendrheumatologie“ ver-fügte. In beiden Fällen beteiligte er sich nicht an der Durchführung der Lehre. Zumindest ein Lehrender mit Zusatzbe-zeichnung fand sich lediglich in 73% der Einrichtungen, d. h. in 27% der Einrich-tungen hatte kein Mitarbeiter eine Zusatz-qualifikation in der Kinder- und Jugend-rheumatologie. Die Lehre im Fach Kin-der- und Jugendrheumatologie erfolgt ge-mäß der Umfrage aber in allen Einrich-tungen und wurde in den meisten Fällen durch einen Oberarzt durchgeführt, ob-wohl nur 12 Oberärzte (in 55% aller ant-wortenden Einrichtungen) über die Zu-satzbezeichnung „Kinder- und Jugend-rheumatologie“ verfügten. Das Fachgebiet wird somit häufig durch Lehrende vermit-telt, bei denen anzunehmen ist, dass der Schwerpunkt ihrer klinischen (und wahr-scheinlich auch wissenschaftlichen) Tä-tigkeit außerhalb der Kinder- und Ju-

Zusammenfassung · Abstract

Z Rheumatol 2011 · 70:530–532 DOI 10.1007/s00393-011-0819-1© Springer-Verlag 2011

G. Horneff

Ausbildungssituation in der Kinder- und Jugendrheumatologie – Ergebnis einer Erhebung. Gerd Horneff für die Kommission Studentische Ausbildung der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh)

ZusammenfassungInnerhalb der Kinder- und Jugendmedizin kommt dem Fachgebiet der Kinderrheumato-logie keine zentrale Bedeutung zu. Dies steht im Gegensatz zum häufigen Auftreten von Beschwerden am Bewegungsapparat im Kin-des- und Jugendalter. Das offenbar nur ge-ringe Interesse an der Kinderrheumatologie wurzelt möglicherweise in der studentischen Ausbildung, so wie die oftmals verspätete Diagnose und nur unzureichende Therapie ihre Wurzeln möglicherweise in den Inhalten

der Facharztausbildung findet. Die Verbesse-rung der Ausbildungssituation ist ein Anlie-gen und eine Aufgabe der Deutschen Gesell-schaft für Rheumatologie (DGRh) und der Ge-sellschaft für Kinder- und Jugendrheumato-logie (GKJR).

SchlüsselwörterKinder- und Jugendmedizin · Kinder- und Jugendrheumatologie · Studentische Ausbildung · Lehre

Education and training in pediatric and adolescent rheumatology – survey results. Gerd Horneff on behalf of the Committee for Undergraduate Training of the German Society for Rheumatology (DGRh)

AbstractIn child and adolescent medicine pediatric rheumatology does not carry great weight. This fact is contrasted by the frequent occur-rence of symptoms concerning the muscu-loskeletal system in childhood and adoles-cence. The obviously low interest in pediat-ric rheumatology probably has its roots in the education of undergraduates just as the of-ten delayed diagnosis and inadequate ther-apy can possibly be credited to the content

of specialist’s training. The improvement of the educational situation is both concern and task of the German Society for Rheumatology (DGRh) and the German Society for Pediatric and Adolescent Rheumatology (GKJR).

KeywordsChild and adolescent medicine · Pediatric and adolescent rheumatology · Education of students · Teaching

531Zeitschrift für Rheumatologie 6 · 2011  | 

gendrheumatologie liegt. Über die quan-titativen und qualitativen Inhalte der stu-dentischen Ausbildung in Kinder- und Jugendrheumatologie kann die Umfrage keine Aussage machen. Es ist zu vermu-ten, dass das Ausmaß und die Aktualität der Ausbildung sowie nicht zuletzt die Be-geisterung für das Fachgebiet wohl nicht die gleichen sind, wenn das „Fach“ nicht von einem Kinderrheumatologen vertre-ten wird.

EDer Zeitpunkt der Durchführung der Lehre in der Kinder- und Jugendrheumatologie war sehr variabel.

Diese fand zwischen dem 5. und dem 10. Semester statt und somit teilweise zum Anfang der klinischen Ausbildung und teilweise zum Ende der klinischen Aus-bildung. Studenten, die den Studienplatz wechseln, können die Lehrinhalte der Kinderrheumatologie so vollständig ent-gehen.

Eine weit umfangreichere Erhebung zur internistisch-rheumatologischen Ausbildung an deutschen Universitäten ergab im Median 14 Vorlesungsstunden in der Rheumatologie [1]. An der Lehre waren hier neben 7 Universitätsprofesso-ren und 6 C3-Professoren weitere 25 ha-bilitierte Lehrende beteiligt. An Fakultä-ten mit einer C4-Professur für Rheuma-tologie betrug die Ausbildungszeit im Me-dian 20 Pflichtstunden und war im Ver-gleich zu den Fakultäten ohne C4-Pro-fessur für Rheumatologie mit im Median 10 Stunden deutlich höher. In einer nach-folgenden Erhebung 4 Jahre später war aber die mediane Anzahl der Vorlesungs-stunden von 14 auf 13 Stunden gefallen [2]. Nunmehr wurde das Fachgebiet Rheuma-tologie an 13 von 28 Einrichtungen auch als Wahlfach angeboten, wovon aber im Median nur 3 Studenten pro Einrichtung Gebrauch machten. Die Repräsentation des Fachgebiets auf der Ebene des Lehr-stuhlinhabers beeinflusste in der Lehre der Inneren Medizin offenbar die Ausbil-dungsdauer. Eine solche Korrelation fand sich nicht für die Kinderrheumatologie, da sich die Lehrstuhlinhaber mit entspre-chender Zusatzbezeichnung nicht persön-lich an der Lehre in der Kinderrheumato-logie beteiligten und der Unterricht in der

Kinderrheumatologie mit 0,5 bzw. 1 Se-mesterwochenstunde in den beiden Ein-richtungen besonders gering ausfiel.

Durch die Ergebnisse der hier vor-gelegten Erhebung können notwendige Schritte zu einer Verbesserung der Leh-re in der Kinderrheumatologie eingeleitet werden. Diese sollten auf die Standardisie-rung von Ausmaß und Zeitpunkt der Leh-re sowie stetige Aktualisierung der Inhal-te der studentischen Ausbildung zielen. Des Weiteren würde ein Angebot zu fa-kultativen Lehrveranstaltungen, ggf. unter Nutzung neuer Medien, durch die Kom-mission für studentische Ausbildung der DGRH unter Mitarbeit der GKJR zu Ver-besserungen beitragen.

KorrespondenzadresseProf. Dr. G. HorneffZentrum für Allgemeine Kinderheilkunde und Neonatologie, Kinderrheumazentrum Sankt Augustin, Asklepios Klinik Sankt AugustinArnold-Janssen-Str. 29, 53757 Sankt [email protected]

Interessenkonflikt. Der korrespondierende Autor gibt an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Literatur

1. Keyßer G, Zacher J, Zeidler H; Kommission für Stu-dentische Ausbildung der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (2004) Rheumatologie: Integ-ration in die studentische Ausbildung – die RISA-Studie. Ergebnisse einer Datenerhebung zum ak-tuellen Stand der studentischen Ausbildung im Fach Rheumatologie an den deutschen Universitä-ten. Z Rheumatol 63:160–166

2. Keyßer G, Burmester GR (2008) Zur aktuellen Struktur der internistischen Rheumatologie an deutschen Hochschulen. Die Rhesus- und die Risa-II-Studie. Z Rheumatol 67:596–601

532 |  Zeitschrift für Rheumatologie 6 · 2011

TH17-Zellen werden im Dünndarm kontrolliert

Interleukin 17-produziernde T-Helferzellen

(TH17) wurden vor wenigen Jahren als

Schlüsselzellen für Autoimmunkrankheiten

wie Multiple Sklerose und rheumatoide Ar-

thritis identifiziert. Forscher des Deutschen

Rheuma-Forschungszentrums Berlin, des

Exzellenzclusters NeuroCure und der Univer-

sity Yale haben nun untersucht, wie und wo

TH17-Zellen kontrolliert werden. Die Forscher

injizierten Mäusen einen spezifischen CD-3

Antikörper, was zu einer Anhäufung von

TH17-Zellen im Dünndarm und einer tran-

sienten Entzündung führte. Nachdem sich

die Mäuse von der Infektion erholt hatten,

konnten die Forscher feststellen, dass ein Teil

der TH17-Zellen abgebaut wurde, aber auch

eine Population an aktiv proliferierenden

Zellen im Dünndarm verblieb. Diese TH17-

Population zeigte eine drastische Änderung

ihrer Funktion und hatte immunsuppresive

Eigenschaften entwickelt. So inhibierte sie

die Proliferation von anderen TH17-Zellen

in vitro.

Diese Rekrutierung und Kontrolle von

TH17-Zellen im Dünndarm konnte in Maus-

modellen mit experimenteller autoimmuner

Enzephalomyelitis, Sepsis, und Influenza A

Virus-Infektion gezeigt werden. Die Ergebnis-

se könnten einen neuen Ansatz für Therapien

von Autoimmunkrankheiten darstellen: In

der Peripherie gebildete TH17-Zellen könn-

ten umgeleitet und im Darm kontrolliert

werden.

Literatur: Esplugues E, Huber S, Gagliani N

et al (2011) Control of TH17 cells occurs in

the Small Intestine. Nature, Online vorab,

doi:10.1038/nature10228

Quelle:

Deutsches Rheuma-Forschungszentrum

Berlin, www.drfz.de

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