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Ausgabe August Nr. 3 / 2014 SYNAPSE SYNAPSE Magazin der Medizinischen Einrichtungen des Bezirks Oberpfalz Vorsicht – Hochspannung! Volkskrankheit Depression Tuberkulose in Südamerika

Ausgabe August Nr. 3 / 2014 SYNAPSE...bisherige Erfahrungen und vieles mehr die entscheidende Rolle. Der Patient wird nicht bewerten können, ob er nach allen Regeln der ärztli-chen

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Ausgabe AugustNr. 3 / 2014

SYNAPSESYNAPSEMagazin der Medizinischen Einrichtungen des Bezirks Oberpfalz

Vorsicht – Hochspannung! Volkskrankheit Depression Tuberkulose in Südamerika

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bisherige Erfahrungen und vieles mehr die entscheidende Rolle. Der Patient wird nicht bewerten können, ob er nach allen Regeln der ärztli-chen Kunst behandelt wurde, soweit er nicht selbst Arzt ist. Er wird auch nicht bewerten können, ob das Be-handlungsergebnis das optimal er-reichbare Ergebnis ist. Er kann aber bewerten beziehungsweise beurtei-len, wie mit ihm als Mensch umge-gangen wurde, wie seine Sorgen und Nöte gehört wurden, wie seine Intimsphäre gewahrt wurde und wie oft er mit dem Arzt sprechen konnte. Auch wird er im Krankenhaus beur-teilen können, wie die Sauberkeit und die Freundlichkeit des Perso-nals waren und wie das Essen ge-schmeckt hat. Das wird der Patient am Ende unter dem Begriff „Quali-tät“ der Behandlung und der Einrich-tung zusammenfassen. Und danach wird er beurteilen, ob er selber wie-der kommt, wenn‘s nötig ist, und ob er anderen die Einrichtung empfiehlt oder nicht.

Als Krankenhausbetreiber nimmt die medbo deshalb die Beur-teilung des Aufenthaltes durch Pati-enten sehr ernst. Viele Ergebnisse der Patientenbefragungen sind schon eingegangen in kleinere und größere Verbesserungsmaßnah-men. Und es muss auch künftig un-ser Anspruch sein, die Patienten-versorgung kontinuierlich zu ver-bessern.

Die Qualität des deutschen Ge-sundheitswesens ist hoch: Das

zeigt sich vor allem dann, wenn etwa im Urlaub im Ausland medizi-nische Hilfe benötigt wird. In die-sem Fall wollen die meisten Men-schen nur eines: So schnell wie möglich zurück nachhause, weil man sich beim vertrauten Haus- und Facharzt beziehungsweise im Krankenhaus gut aufgehoben fühlt, und weil man den Spezialisten zu-hause doch eher vertraut, als Ein-richtungen im Urlaubsland.

Doch was ist Qualität und woran misst man Qualität?

Nach den Lehrbüchern unterschei-den wir heute Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität. Lässt sich die Strukturqualität etwa durch den Zu-stand der Gebäude, der angebote-nen Diagnostik- und Medizintech-nik oder der Einrichtung von Pra-xen und Krankenzimmer definie-ren, tut man sich bei den beiden anderen Kategorien schon schwe-rer. Die Qualität der Behandlungs-abläufe – beispielsweise im Kran-kenhaus – sind für den medizini-schen Laien nur schwer bewertbar oder messbar. In der Regel weiß dieser nicht, wie optimale Abläufe oder Prozesse anders sein sollten – sieht man einmal von überlangen Wartezeiten vor diagnostischen Maßnahmen oder beim Arztbesuch ab. Es kommt noch dazu, dass der Patient bei medizinischen Maßnah-men wie Operationen oder Unter-suchungen nicht selten schläft und er schon deshalb nicht in der Lage ist, die Qualität der medizinischen Prozesse zu bewerten.

Spannend ist die Frage dann bei der Ergebnisqualität, das heißt: Ist für den Patienten das er-wartete Ergebnis erreicht? Ist er wieder völlig gesund? Sind seine Erwartungen an Diagnostik und Therapie erfüllt worden.

Dies ist aber nun einmal in hohem Maße von der subjektiven Wahrnehmung des Einzelnen ab-hängig. Hier spielen Erwartungen, Vertrauen in handelnde Personen,

Kurt Häupl, Vorstand der medbo

Qualität

3SYNAPSE AugustEditorial

SYNAPSE AugustInhalt

Das Titelbild zeigt eine Sonnenblume aus den Gärten der medbo:Ein kleiner Sommergruss der SYNAPSE-Redaktion an alle Leserinnen und Leser.

3 Editorial: Qualität

Bezirk4 Kreative Kraft der Künstler aus der Region6 Europa im Blickpunkt7 Mit guten Wünschen in den Ruhestand

Psychiatrie8 Volkskrankheit Depression – Teil 110 Pflege und Service – An einem Strang ziehen12 Katastrophen für die Seele – Teil 214 Trauma – Sucht – Borderline16 Was ist eine Gedächtnisambulanz?18 Mit der Abhängigkeit leben lernen21 Yoga – Einheit von Körper und Geist22 Substanzbezogene Störungen im Alter24 Ostbayerischer Leuchtturm Regensburg25 Sportfest mit olympischen Gedanken

Kinder- und Jugendpsychiatrie27 Bindungsstörungen28 24 Betten für die Nord-Oberpfalz

Neurologie30 Vorsicht – Hochspannung!33 Vier Millionen Euro für die Erforschung neurodegenerativer

Erkrankungen34 Aromapflege – Die Macht der Düfte36 Bayern gegen den Schlaganfall

Forensik38 Mein medbo-Tag: Drinnen und draußen40 Bolivia, mi amor!

medbo44 Wann immer das Leben uns braucht46 Sicherheit am Arbeitsplatz48 Der Arbeitgeber auf der Therapiecouch50 Der Speck ist weg!51 Kicken für den guten Zweck52 Halbzeit beim Projekt „Mehr Frauen in Führungspositionen“53 Personalia

43 Kreuzworträtsel54 Veranstaltungshinweise U3 Impressum

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andersetzung lebenden Pole, die den Menschen umtreiben zwischen Ver-stand und Gefühl, Bindung und Frei-heit, Einlassen und Loslassen. Mit dem Ankauf zweier Werke des im Februar dieses Jahres früh verstor-

Auch die Wege des Künstlers Jürgen Böhm haben aus der Ober-pfalz hinaus und wieder zurück ge-führt und zwar im Rahmen eines Sti-pendiums, das er über das Künstler-haus in Schwandorf erhalten hat. Sein Weg führte ins benachbarte Tschechien nach Klatovy/Klattau. In-dem er Fotonegative ähnlicher Moti-ve aus beiden Ländern übereinan-derlegt, schafft er vor dem Auge des Betrachters einen bayerisch-böhmi-schen Dialog. Die Präsentation die-ses fotografischen Zwiegesprächs ordnet er in Leuchtkästen an, sein Werk „Tomografie“ hat in der Samm-lung Bezirk Oberpfalz nichts Ver-gleichbares.

Der 1957 in Falkenstein gebo-rene und in Weiden i.d. Oberpfalz le-bende Künstler Tone Schmidt arbeitet mit kinetischen, also beweglichen, Objekten. Das vom Bezirk Oberpfalz für seine Sammlung angekaufte Ob-jekt „Der Hirsch“ offenbart einen dop-pelbödigen Charakter: Einerseits hat der elektrische Hirsch mit dem ge-räuschvollen Klappern seines Ge-weihs etwas humorvoll-ironisches an sich, gleichzeitig wirkt diese Installati-on aber auch kämpferisch und be-drohlich. Für den Künstler symboli-siert der Hirsch die in stetiger Ausein-

5SYNAPSE AugustBezirk

Sammlung Bezirk Oberpfalz

Kreative Kraft der Künstler aus der RegionGünter Bonack

Diese Kunstsammlung ist ein Ar-chiv für die Entwicklung der Kunst

aus der Oberpfalz“, stellt Andrea La-mest fest, die seit Anfang des Jahres die Leitung des Oberpfälzer Künstler-hauses (Kebbelvilla) vom langjähri-gen „Kümmerer“ Heiner Riepl über-nommen hat.

In den letzten vier Jahren wurde die Sammlung Bezirk Ober-pfalz kontinuierlich erweitert, insge-samt wurden 23 Werke Oberpfälzer

Seit 1988 zeigt die Sammlung Be-zirk Oberpfalz im Oberpfälzer Künstlerhaus in Schwandorf (Keb-belvilla) das bildnerische Schaffen von Künstlerinnen und Künstlern aus der gesamten Region. Insge-samt umfasst die Sammlung mitt-lerweile 99 Objekte aus den Berei-chen Malerei und Grafik sowie 35 Arbeiten aus den Bereichen Plas-tik und Installation. Einmal jährlich wird die Sammlung in Form einer großen Ausstellung präsentiert.

Künstler erworben. Ein besonderes Augenmerk richtet sich dabei auch auf den Ankauf von Werken der jün-geren Künstlergeneration. Die Aus-wahl besorgt eine Jury mit Vertretern aus Kunstexperten, der Bezirkshei-matpflege, des Bezirkstags der Oberpfalz und dem Landkreis und der Stadt Schwandorf.

„Die Oberpfalz ist stark in Wirtschaft, Kunst und Kultur“, beton-te Bezirkstagspräsident Franz Löff-ler bei der Präsentation der diesjäh-rigen Neuerwerbungen in der Schwandorfer Kebbelvilla und ver-wies darauf, dass diese Stärken „ganzheitlich“ die Lebensqualität in der Oberpfalz ausmachen.

Neuerwerbungen der Sammlung

Das Werk „Konzertant II“ der in Cham geborenen Künstlerin Anne-gret Hoch „erzählt“ in starken Farben und leuchtenden Malschwüngen von der musikalischen Energie eines Or-chesterensembles. „Etwa vier Eier sind in den Farben des Bildes ver-wendet“, erläutert die Künstlerin, die bevorzugt mit Eitemperafarben ar-beitet, eine Mischung von Wasser, Leinöl und Eigelb. Bis zur Erfindung der Ölmalerei kam dieser Farbträger in den Werken alter Meister wie Bot-ticelli zum Einsatz und besticht das Auge des Betrachters durch seine starke Leuchtkraft der Farben. Hochs Weg führte von der Oberpfalz im Rahmen von Stipendien und Aus-stellungen bis in die USA und nach China. Auf ihren Reisen werden Na-turphänomene wie architektonische Räume zur Quelle der Inspiration und künstlerischen Arbeit. Sowohl in der Oberpfalz wie auch in ganz Bay-ern hat sie zahlreiche Arbeiten im Bereich Kunst am Bau geschaffen.

4 SYNAPSE AugustBezirk

benen Künstlers Bernhard Maria Fuchs hat der Bezirk Oberpfalz erst-mals seit 1990 wieder Werke aus der Gattung Landschaftsmalerei er-worben. Eindrucksvoll und überzeu-gend schilderten bei der Präsentati-on seine beiden erwachsenen Töch-ter, wie der Vater beim Malen im Freien mit der Natur verschmolz. Fuchs war „ein echter Oberpfälzer, heimatverbunden und weltoffen“, betonte Bezirkstagspräsident Löffler, „er holte sich auf Reisen nach Ma-rokko, Neuseeland und Indonesien Anregungen für seine ausdrucks-starken Naturbilder. Die Zerstörung der Natur durch Industrie und Tech-nik fand Eingang in seine Bilder durch schwarze Flächen inmitten kraftvoll gestalteter farbiger Land-schaften“.

Für Kunstinteressierte ist ein Teil des bildnerischen Werks der Sammlung Bezirk Oberpfalz in den Gängen der Bezirkshauptverwal-tung, Ludwig-Thoma-Str. 14, wäh-rend der Öffnungszeiten zugänglich.Annegret Hoch, „Konzertant“ Bernhard Maria Fuchs

Tone Schmidt, „Der Hirsch“

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Zwei langjährige Mitarbeiter an bedeutender Stelle sagten Ende Juli „Leb‘ wohl“ und schieden aus dem aktiven Dienst in der Bezirks-verwaltung aus: Bezirkstagsprä-sident Franz Löffler verabschie-dete Leitenden Regierungs-direktor Karl-Peter Hartmann und Regierungsrat Georg Lenz mit launigen Worten und guten Wün-schen in die passive Phase der Altersteilzeit beziehungsweise in die Pension.

Karl-Peter Hartmann leitete begin-nend vom 1. Juli 1994 die Be-

zirkssozialverwaltung, die größte Ab-teilung der Bezirksverwaltung mit zwischenzeitlich 110 Mitarbeitern – bei seinem Amtsantritt waren es noch 50. Er war seit 1999 Vertreter des Bezirkstagspräsidenten im Amt und nicht nur deswegen ein „gewich-tiger“ Mitarbeiter. Vielmehr hatte er das Gros des Bezirkshaushalts zu verantworten: Mit über 90 Prozent

des Verwaltungshaushalts ist der Einzelplan 4 – Soziale Sicherung der bedeutendste Teil. Waren es bei Hartmanns Amtsantritt noch Ausga-ben in Höhe von 176 Millionen Euro, so betragen diese heute 327 Millio-nen Euro. Dies verdeutlicht den Auf-gaben- und Verantwortungszuwachs im Bereich der Eingliederungshilfe, insbesondere durch die Inklusion, und der Hilfe zur Pflege. „Sie haben die Soziale Sicherung in der Ober-pfalz geprägt wie kein anderer. Sie waren ein strenger, aber gerechter Sachwalter des Mach- und Finan-zierbaren im Sozialbereich“, lobte Bezirkstagspräsident Löffler Hart-mann zum Abschied.

Georg Lenz zählte zu den dienstältesten Mitarbeitern der Be-zirksverwaltung. Er wurde 1975 dem damals noch unselbstständigen Be-zirk als Mitarbeiter zugewiesen. Im „Sachgebiet 140 – Bezirkshauptver-waltung“ der Regierung der Ober-

7SYNAPSE AugustBezirk

Präsidium der Europaregion Donau-Moldau tagte unter Vorsitz des Bezirks Oberpfalz in Regensburg

Europa im BlickpunktMartina Hirmer

Wissensplattformen sind das Herz-stück der Europaregion. Sie bieten den Experten aus den drei beteilig-ten Ländern die einmalige Möglich-keit, sich über die Grenzen hinweg in ihren Fachgebieten auszutauschen und sich mit Zukunftsthemen zu be-fassen, die alle Regionen gleicher-maßen beschäftigen. Aus ihnen kommt der Mehrwert, den wir uns für die Menschen versprechen“, hob Löffler hervor.

Die Europaregion Donau-Mol-dau bietet die notwendigen Struktu-ren für gemeinsame Projekte. Aktuell werden Vorhaben auf verschiedenen Arbeitsgebieten verwirklicht, wie zum Beispiel eine Energiesystemanalyse, die der Erfassung von Daten zu Energieerzeugung und –verbrauch im gesamten Aktionsgebiet dient.

Die Verbindungen zu den tsche-chischen und österreichischen Nachbarn werden enger. Anfang Juni traf sich das Präsidium der Europaregion Donau-Moldau in Regensburg. Bezirkstagspräsi-dent Franz Löffler als diesjähriger Vorsitzender des Zusammen-schlusses, begrüßte die Spitzen-vertreter aus den beteiligten Regi-onen Niederbayern, Ober- und Niederösterreich sowie den tsche-chischen Bezirken Pilsen, Süd-böhmen und Vysočina in der Oberpfalz.

Im Zentrum des Treffens standen die bisherige Arbeit der sieben so

genannten Wissensplattformen und die künftige Kooperation der Regio-nen innerhalb der 2012 gegründeten Europaregion Donau-Moldau. „Die

Ferner entsteht ein Hochschulführer, der den jungen Menschen in der Re-gion die vielfältigen Studienmöglich-keiten aufzeigt. Zudem wird eine so genannte „Kompetenzlandkarte“ die maßgeblichen Institutionen für die Zusammenarbeit auf den Gebieten Bildung, Kultur und Wirtschaft abbil-den. Die Europaregion Donau-Mol-dau ist ein Zusammenschluss von sieben Regionen. Auf Seiten der Oberpfalz hat der Bezirk die Feder-führung übernommen.

Ziel ist es, die Identifikation der Menschen mit ihrer Heimat in ei-nem europäischen Kontext zu stär-ken, die Region im Wettbewerb mit anderen Großräumen zu positionie-ren sowie die Vorzüge der Gebiete zwischen Donau und Moldau be-kannter zu machen.

6 SYNAPSE AugustBezirk

Verdiente Kollegen verabschieden sich aus der Bezirksverwaltung

Mit guten Wünschen in den Ruhestand Martina Hirmer

pfalz begann seine Karriere, die für ihn viele Sprossen bereit hielt: Er war langjähriger Pressesprecher, enger persönlicher Mitarbeiter der Bezirkstagspräsidenten Alfred Spitz-ner und Hans Bradl sowie anschlie-ßend Leiter des Referats Kultur und Bildung der Bezirkshauptverwaltung. „Georg Lenz war ein Stabilitätsfaktor in der Verwaltung, der auftretende Probleme nicht nur erkannte, son-dern auch Lösungen parat hatte. Sein trockener Humor und sein Wortwitz werden fehlen“, sagte Be-zirkstagspräsident Franz Löffler.

Georg Lenz’ fast 40jähriges Arbeitsleben beim Bezirk Oberpfalz ermöglichte es ihm, unter allen fünf Bezirkstagspräsidenten seinen Dienst zu tun: Von Johann Pösl (1954 bis 1978) über Alfred Spitz-ner (1978 bis 1992), Hans Bradl (1992 bis 1999) und Rupert Schmid (1999 bis 2008) bis zu Franz Löffler (seit 2008).

Das Bild zeigt das Präsidium der Europaregion Donau-Moldau mit dem diesjährigen Vorsitzenden

Bezirkstagspräsident Franz Löffler (6. von links)

Bezirkstagspräsident Franz Löffler (Mitte) mit Georg Lenz (links) und Karl-Peter Hartmann

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Multimodale Kombinationstherapie

Die Therapie depressiver Störungen besteht meist aus einer multimoda-len Kombinationstherapie. Diese setzt sich aus einer biologischen Therapie (meist medikamentöse Be-handlung) in Kombination mit einer strukturierten Psychotherapie zu-sammen, (etwa kognitive Verhal-tenstherapie (KVT) oder interperso-nelle Psychotherapie (IPT) als Ein-zel- oder Gruppentherapie, häufig in Kombination mit sozialpädagogi-scher Mitbetreuung und weiteren er-gänzenden (komplementären). Die komplementären Therapieverfahren ergänzen die oben genannten The-rapien. Hier wird beispielsweise die Ergotherapie in Form der Beschäfti-gungstherapie oder der Arbeitsthe-rapie angeboten. Die Sporttherapie besteht idealerweise aus kombinier-tem Kraft- und Ausdauertraining, hilfreich sind aber auch weitere Gruppenangebote wie verschiedene Ballsportgruppen, Wassergymnastik oder Schwimmtraining. Das Erler-nen von aktiven Entspannungsver-fahren wie der progressiven Muskel-relaxation, dem autogenen Training oder auch die Anwendung von Yoga können bei innerer Anspannung und bei Schlafstörungen, die in der De-pression häufig zu finden sind, sehr hilfreich sein. Kunst- und Musikthe-rapie ergänzen häufig das therapeu-tische Angebot.

Individualisierte Therapieverfahren

Alle Therapieverfahren werden indi-vidualisiert, das heisst auf die spezi-ellen Bedürfnisse der einzelnen Pati-enten zugeschnitten angeboten. Der individuelle Therapieschwerpunkt kann sich hierbei im Behandlungs-verlauf verändern. Es kann etwa zu-nächst ein pharmakotherapeutischer Schwerpunkt mit Medikamenten ge-wählt werden, der im weiteren Thera-pieverlauf durch einen psychothera-peutischen Schwerpunkt abgelöst wird. Bei der medikamentösen Be-handlung wird in der Regel versucht, die Behandlung mit größtmöglicher Sicherheit und Verträglichkeit sowie

9SYNAPSE AugustPsychiatrie

Volkskrankheit Depression – Teil 1Prof. Dr. Thomas C. Baghai

wiederkehrenden Krankheitsphasen auftreten. Eine so genannte unipola-re Depression, in deren Krankheits-verlauf sich depressive Krankheits-phasen und längere gesunde Interva-lle abwechseln, kann von einer bipo-laren Depression unterschieden werden, bei der zusätzlich kürzere Zeiten mit gehobener Stimmungsla-ge bis hin zum Vollbild einer Manie auftreten. Diese Erkrankungsform der Bipolaren Erkrankung oder Bipo-laren Störung entspricht dem früher eher gebräuchlichen Begriff der Ma-nisch-Depressiven Erkrankung.

Die Hauptsymptome einer Depression bestehen nach allen gängigen Diagnosesystemen aus ei-ner depressiven Verstimmung, die oft von Freudlosigkeit, Interessen-verlust, Energielosigkeit und leichter Ermüdbarkeit begleitet wird. Weitere häufige Symptome sind Schlafstö-rungen, Antriebsstörungen sowie Störungen des Denkens und der Entscheidungsfähigkeit. Zudem wer-den depressive Erkrankungen oft von Gefühlen der eigenen Wertlosig-keit und von Schuldgefühlen beglei-tet. Zu beachten ist hierbei immer, dass auch mangelnder Lebenswille mit passiven Todeswünschen bis hin zur akuten und aktiven Selbstmord-gefährdung auftreten können.

Therapie

Trotz der Schwere der Erkrankung sind Depressionen in der Regel sehr gut und erfolgreich behandelbar. Ziel einer antidepressiven Behandlung ist hierbei immer die vollständige Gesundung und Wiederherstellung der vor der Erkrankung vorhande-nen sozialen und beruflichen Leis-tungsfähigkeit. Nach der Akutbe-handlung ist es Ziel der weiteren antidepressiven Therapie und Rezi-divprophylaxe (Rückfallschutzbe-handlung), weitere Krankheitsepiso-den zu verhindern und eine gute Le-bensqualität zu erhalten. Daneben sind die Vermeidung von Selbstmor-den und die Wiederherstellung einer guten körperlichen Gesundheit, die während einer Depression oft eben-falls in Mitleidenschaft gezogen wird, erklärte Behandlungsziele.

Depressive Störungen sind nach Informationen der Weltgesund-heitsorganisation (World Health Organisation, WHO) von herausra-gender gesundheitsökonomischer Bedeutung. Sie sind Erkrankun-gen, die einen immensen Leidens-druck bei Betroffenen und Ange-hörigen verursachen, weil sie mit der höchsten Einschränkung der Lebensqualität verbunden sind. In dieser und der nächsten Ausgabe widmet sich SYNAPSE der „Volks-krankheit Depression“.

Depressionen führen häufig und regelhaft zu psychosozialen Be-

einträchtigungen und können nicht selten eine Minderung der Erwerbs-fähigkeit (mit)verursachen. Sie stel-len deshalb auch volkswirtschaftlich ein hochrelevantes Problem dar.

Depressionen sind hierbei keine seltenen Erkrankungen: Die 30-Tages-Prävalenz beschreibt die Anzahl an Erkrankten, die über den definierten Zeitraum von 30 Tagen registriert werden. Für Depressionen werden hier fast zehn Prozent ange-geben. Noch höher ist die Lebens-zeitprävalenz, also der Anteil an Er-krankten, die bis zum Erhebungs-zeitpunkt im Laufe ihres Lebens er-krankt sind. Je nach Untersuchung werden hier Werte um 20% erreicht. Interessanterweise finden sich in al-len Untersuchungen beträchtliche Geschlechtsunterschiede: für Män-ner werden etwa zwölf Prozent, für Frauen Werte bis zu 26% angege-ben. Ob diese Unterschiede tatsäch-lich nur durch ein häufigeres Auftre-ten der Erkrankung bei Frauen be-dingt sind, ob sich Männer, die unter Depressionen leiden, häufiger einer ausreichenden Diagnostik (und da-mit auch der Behandlung) entziehen, oder ob die aktuell genutzten Diag-nosesysteme depressive Erkrankun-gen bei Frauen sensitiver erfassen als bei Männern, ist derzeit noch nicht abschließend geklärt.

Diagnosen, Verlaufsformen und Symptome

Depressive Erkrankungen können als Einzelepisode oder in Form von

8 SYNAPSE AugustPsychiatrie

optimaler Wirksamkeit zu beginnen. Beeinflussende Faktoren können un-ter anderem diagnostische Subtypen der Depression, Alter, Begleiterkran-kungen, aber auch der Schweregrad der Erkrankung oder spezifische Symptome der depressiven Erkran-kung wie etwa Schlafstörungen, Ap-petitlosigkeit, Unruhe und Getrieben-heit oder eine Antriebsstörung sein.

Therapiephasen in der Depressionsbehandlung

Traditionell wird hierbei die Behand-lung depressiver Erkrankungen in die Therapieabschnitte Akut therapie, Erhaltungstherapie und Rezidivpro-phylaxe eingeteilt. Ziel der Behand-lung ist es zunächst, nach möglichst kurzer Zeit ein Ansprechen auf die Therapie zu erreichen. Das klinische Management depressiver Erkran-kungen geht jedoch weit über dieses Kriterium hinaus. Die vollständige Symptomfreiheit ohne Vorliegen der diagnostischen Kriterien der depres-siven Erkrankung ist das klare Be-handlungsziel. Neben der vollständi-gen Gesundung ist es dann nach der Akutbehandlung Ziel der weiteren antidepressiven Therapie und Rück-fallprophylaxe, weitere Krankheits-episoden zu verhindern und eine gute Lebensqualität zu erhalten. Aus Sicht der behandelten Patienten be-stehen die wichtigsten Kriterien für eine wirksame Therapie in einer Rückkehr zu Optimismus, Selbstver-trauen und der vor der Erkrankung üblichen Selbsteinschätzung. Be-sonders wichtig ist dieses Therapie-ziel aber auch deshalb, weil nur nach möglichst vollständiger Remission von einem reduzierten Rückfallrisiko ausgegangen werden kann.

In der nächsten Ausgabe der SYNAPSE stehen Therapieverfah-ren gegen die „Volkskrankheit De-pression“ im Blickpunkt.

Prof. Dr. Thomas C. Baghai ist Leitender Oberarzt am Zentrum für Allgemeinpsychiatrie I und Psycho-somatik der Klinik und Poliklinik für

Psychiatrie und Psychotherapie der Universität Regensburg am

Bezirksklinikum Regensburg

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S: Wie gewährleisten Sie Team-work zwischen Service und Pflege? W.: Da die Komfort-Station vor drei Jahren völlig neu gegründet wurde, lagen keine vorgefertigten Abläufe vor und es bestand die Möglichkeit der freien Gestaltung. Welche Auf-gaben unter welche Berufsgruppe fallen, wurde zu Beginn festgelegt und wird bei Bedarf erweitert oder verändert. Auf dieser Basis startete damals ein neu zusammengewürfel-tes Team aus Pflege und Service seine Arbeit und zieht bis heute an

Pflege-Personal erhält dadurch wei-tere, wichtige Informationen, die der Patient innerhalb einer Therapie-sitzung eventuell nicht von sich aus Preis geben würde.

S: Kommen sich Service und Pflege auch manchmal in die Quere? W.: Die Aufgaben der Pflege und des Service sind im Großen und Ganzen eindeutig getrennt und in Dokumenten festgehalten. Über-greifend kann man sagen, dass alle Patienten-fernen Tätigkeiten vom Service übernommen werden und alle Patienten-nahen Arbeiten die Pflege innehat.

Es existieren aber natürlich auch Überschneidungen und flie-ßende Übergänge. Beispielsweise bei der Aufnahme eines Patienten: Hier müssen beide Berufsgruppen administrative Tätigkeiten erledigen können. Kommt ein Patienten-Zu-gang um drei Uhr nachts an, so ist kein Service im Haus und die Pfle-ge muss diese Aufgabe überneh-men. Oder: In Abhängigkeit vom Krankheitszustand des Patienten kann die Aufgabe der „Begleitung eines Patienten“ zu Untersuchun-gen oder Konsiliar-Fahrten in ande-re Kliniken vom Service übernom-men werden.

einem Strang. Eine große Rolle spielen natürlich auch die Führungs-kräfte. Karoline Niederle, die Leiterin des Patientenservice, und ich arbei-ten gut und konstruktiv zusammen. Das strahlt auf unsere Teams ab. Auf der Komfort-Station hat keiner das Gefühl, „Hilfskraft“ der jeweili-gen anderen Berufsgruppe zu sein. Außerdem veranstalten wir regelmä-ßig gemeinsame Teamsitzungen. Und auch Festivitäten wie Sommer-fest und Weihnachtsfeier finden na-türlich gemeinsam statt. (VKO)

11SYNAPSE AugustPsychiatrie

Pflege und Service

An einem Strang ziehen

S: Welche Aufgaben übernimmt der Service auf Station? W.: Der Service übernimmt gänzlich das Aufgabenfeld des Hotelwe-sens. Er ist beispielsweise zustän-dig für den Zimmerkomfort wie Auf-füllen der Minibar mit Säften, frische Handtücher im Bad oder für die morgendliche Tageszeitung im Pa-tientenzimmer. Außerdem ist er zu-ständig für die Aufnahme der Es-sensbestellung der Patienten, das Anrichten des Buffets, aber auch für die Frisör-Terminvereinbarung und die Blumenstrauß-Bestellung an Geburtstagen.

S: Was ist der Job der Pflege auf der Komfort-Station? W.: Die Pflege kommt ihren Pfle-ge-Kernaufgaben nach. Das heißt zum einen den medizinischen Leis-tungen wie Tablettenverteilen und Verbändewechseln. Der Schwer-punkt liegt jedoch auf der therapeu-tischen Arbeit mit den Patienten. Patienten der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie erhalten im Rahmen der Bezugspflege regel-mäßig Einzel- beziehungsweise Gruppentherapien, die von den Pflegekräften gestaltet werden.

Für Pflegekräfte ist es unge-wohnt, auf der Station weiteres Personal zur Unterstützung an der Seite zu haben. Stationsleite-rin Michaela Wollny erzählt in der SYNAPSE über die Zusammenar-beit des Service-Personals und der Pflege-Mitarbeiter auf der Komfort-Station der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Bezirksklinikum Regensburg.

S: Was genau ist die Komfort-Stati-on? W.: Auf der Komfort-Station bietet das Bezirksklinikum Regensburg Psychiatrie-Patienten Unterbrin-gung und Dienstleistungen auf Ho-tel-Niveau. Dazu buchen die Pati-enten das Wahlleistungspaket „Un-terkunft und Verpflegung“. Sie be-kommen dafür während ihrer Therapie ein Plus an Privatsphäre in Verbindung mit mehr Service und Komfort. Hier geht es um Punkte wie Einzel- oder Zweitbettzimmer mit einer gehobenen Zimmeraus-stattung oder spezielle Mittags-Me-nüs. Die medizinische Versorgung ist hiervon nicht betroffen: Diese ist für alle Patienten auf dem gleichen hohen Standard.

Vermeintliche Aufgaben der Pflege wie Bettenmachen oder Es-sensbestellungen aufgeben werden auf der Komfort-Station gerade nicht von der Pflege durchgeführt, sondern fallen in den Service-Be-reich. Das aus- und weitergebildete Pflegepersonal kann sich dadurch dem Patienten vorwiegend thera-peutisch widmen. Ein Beispiel: Lei-det ein Patient unter einer Essstö-rung, dann ist bei der Eingabe von Essen Pflegefachpersonal erforder-lich. Ansonsten übernimmt der Ser-vice den Bereich „Essen“.

S: Was gewinnt die Pflege durch den Partner Service?W.: Pflege in der Psychiatrie ist sehr zeitintensiv. Die Unterstützung durch das Service-Personal bringt uns da-her vor allem eines: Zeitersparnis, die wir für die pflegerische Betreu-ung des Patienten dringend brau-chen. Aber nicht nur die Entlastung ist ein Punkt. Der Service unterstützt die Pflege bisweilen auch inhaltlich: Die Service-Mitarbeiter erleben die Patienten in Alltagssituationen wie beispielsweise im Essensraum, auf dem Zimmer oder in einem persönli-chen Austausch am Info-Desk. Das

10 SYNAPSE AugustPsychiatrie

Patientenzimmer der Komfort-Station

Michaela Wollny und Karoline Niederle

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Erlernen von Selbstberuhigungsstra-tegien zur Begrenzung auf kom-mender unangenehmer Stimmungen oder Erinnerungen wie Flashbacks lassen therapeutische Angebote wie die Traumakonfrontation bei trauma-tisierten Patienten zu.

Phase II: Traumakonfrontation

Nach erfolgreicher Stabilisierung er-folgt in einer zweiten Phase der Traumatherapie die Traumakonfron-tation, in der verschiedene Techni-ken zur Traumabewältigung einge-setzt werden können: EMDR (Eye Movement Desensitization and Re-processing) als hoch wirkungsvolle, aber auch emotional sehr intensive Methode der Traumakonfrontation sowie die Beobachtertechnik und die Bildschirmtechnik als schonen-dere traumakonfrontative Verfahren.

Phase III: Der Blick nach vorne

In der dritten Phase der Traumathe-rapie kommt es zur Zukunftsplanung und Neuausrichtung des Lebens, möglicherweise auch zu einer Pha-se der Trauer um das Versäumte

ganz trennscharf voneinander ab-gegrenzte Phasen bewährt. Ziele der ersten Phase der Traumathera-pie sind Alltagsstabilisierungen und Sicherheit, Beziehungsaufbau und Arbeitsbündnis sowie Ressourcen-orientierung und Stressreduktion. Selbstfürsorge und Selbstberuhi-gung werden durch Erlernen von Imaginations- und Achtsamkeits-übungen bestärkt. Ein Eigenverant-wortung förderndes und antiregres-sives Vorgehen mit Hilfe der Arbeit mit verletzten inneren Anteilen („In-nere Kindarbeit“, „Ego-State-Thera-pie“) stellt einen wichtigen Baustein des therapeutischen und beraten-den Angebotes dar.

Eine ressourcen- und lö-sungsorientierte Haltung, verbunden mit dem Ansatz der Hilfe zur Selbst-hilfe, stellt den wichtigsten Grund-satz der tagesklinischen Arbeit mit traumatisierten Patienten dar. Stabi-lisierung steht im Vordergrund vor dem Gang in die Vergangenheit. Erst die Fähigkeit der Patienten, ihr Erle-ben in eigener Verantwortung am Abend und am Wochenende gestal-ten zu können, sowie erfolgreiches

und die zerstörte Kindheit. Damit verbunden sind auch die Annahme des eigenen Lebensschicksals und die Erkenntnis, zu welchen Stärken und Fähigkeiten die schwierige Le-bensgeschichte geführt hat. Auf-grund der relativ langen Aufenthalts-dauer (vier bis sechs Monate) kön-nen die Patienten nach langwieriger und erfolgreicher Stabilisierung auch die zweite und dritte Phase der Trau-matherapiebehandlung erreichen.

Medikamentöse Behandlung

Die Behandlung in der Tagklinik ist immer den individuellen Bedürfnis-sen des Betroffenen angepasst. So-mit kann die oben beschriebene psychotherapeutische Behandlung alleine oder auch in Kombination mit medikamentösen Behandlungen er-folgen. Die Auswahl eines Medika-ments richtet sich nach den im Vor-dergrund bestehenden Beschwer-den. Bei Schlafstörungen kommen etwa Schlafmittel, bei Depressionen

13SYNAPSE AugustPsychiatrie

Traumatherapie in der psychiatrischen Tagesklinik am Bezirksklinikum Regensburg

Katastrophen für die Seele – Teil 2Volker Dittmar, Prof. Dr. Thomas Frodl

erarbeitet. Angelernte fehlangepass-te Beziehungsmuster können formu-liert, in den Lebenszusammenhang gestellt und mit Hilfe von Verände-rungsstrategien neu erprobt werden. Hierfür sind die Interaktionen in der Gruppe ausgesprochen hilfreich.

Zur Anwendung kommen wissenschaftlich evaluierte Behand-lungsverfahren wie tiefenpsychologi-sche Therapie, Verhaltenstherapie, Psychodrama sowie Elemente spe-zieller Therapieprogramme für trau-matisierte Patienten (psychodyna-misch imaginative Traumatherapie, PITT) oder für emotional-instabile Persönlichkeiten (Dialektisch Beha-viorale Therapie, DBT). In psychoe-dukativen Gruppen erfahren die Pa-tienten Einsicht in die Bedeutung der eigenen Symptomatik sowie eine ausführliche Informationsvermittlung über die Erkrankung mit ihren typi-schen Symptomen und Verläufen.

Neben der psychotherapeuti-schen Gruppenbehandlung unterteilt sich die Therapie in einen lebens-praktischen, einen kreativ-gestalteri-schen und einen körperorientierten

Seit nahezu zehn Jahren gibt es in der psychiatrischen Tageskli-nik ein spezielles Behandlungs-angebot für schwer traumatisier-te Menschen. Ziel der Therapie: Der Schritt in ein neues, angst-freies Leben.

Hauptziele der Therapie sind selbstverantwortliche Lebens-

gestaltung, Beziehungsfähigkeit so-wie Arbeitsfähigkeit. Die Behand-lung erfolgt im Rahmen eines grup-pentherapeutischen Konzeptes, in-nerhalb dessen die Patientengruppe die ganze Woche gemeinsam das gleiche Therapieprogramm durch-läuft. Durch eine familiäre Atmo-sphäre werden Kontaktmöglichkei-ten, Vertrauen und Beziehungsfä-higkeit gefördert.

Der Schwerpunkt der Grup-pentherapie liegt auf der Förderung lösungs- und ressourcenunterstüt-zender Gruppeninteraktionen. Die Kerngruppe bildet die therapeutische Heimat der Patienten - sie ist halb ge-schlossen. Schwerpunktmäßig wer-den in der Kerngruppe die interperso-nellen Probleme angesprochen und

Teil sowie in intensive Einzelpsycho-therapie. Die spezielle Behandlung der Traumatisierungen erfolgt aus-schließlich in Einzelgesprächen.

Neben einem differenzierten und strukturierten tagesklinischen Angebot stellt der Aufbau einer Be-ziehung einen außerordentlich wich-tigen Teil der tagesklinischen Thera-pie dar. Co-therapeutische Gruppen-arbeit sowie Bezugspflege, die vom Pflegepersonal und Ergotherapeu-ten durchgeführt wird, ist daher von besonderer Bedeutung. In dieser von den Co-Therapeuten durchgeführten psychosozialen Pflege geht es vor allem um Ich-stützende, haltgebende Gespräche, wobei auch Tagesstruk-turierung und milieutherapeutische Elemente Beachtung finden. Dabei werden Ich-Funktionen ge stärkt, re-gressive Entwicklungen begrenzt und ein besserer Realitätsbezug entwickelt.

Phase I: Alltagsstabilisierung

Für die Behandlung traumatisierter Patienten hat sich eine phasenori-entierte Behandlung in drei nicht

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und Ängsten Antidepressiva zum Einsatz. Die Gabe von Antidepressi-va, insbesondere die Serotonin- Wiederaufnahmehemmer, hat sich bisher am meisten bei posttraumati-schen Störungen bewährt. Bei Un-ruhezuständen und Zuständen, in denen es zur Realitätsverkennung kommt, kann auch die Gabe eines Neuroleptikums sinnvoll sein. Die Dauer der Einnahme wird sorgfältig überprüft.

Kontaktaufnahme

Die Kontaktaufnahme für einen Platz in der Traumatherapiegruppe in der Tagesklinik erfolgt über das Sekretariat, nach einer schriftlichen Anmeldung und einem einige Wo-chen später stattfindenden ausführ-lichem Vorgespräch. In diesem ste-hen neben einer Anamnese auch die Ziele der Patienten sowie die Vorstellung des tagesklinischen Therapieprogramms im Vorder-grund. Bereits in diesem ersten Ge-spräch erfolgt durch die Therapeu-ten ein Bindungsangebot an die Patienten mit dem Ziel, die in der Kindheit häufig nicht erlebten ak-zeptierenden und sicheren Bin-dungserfahrungen im Rahmen des tagesklinischen Angebotes in der Traumatherapiegruppe neu erfah-ren zu können.

Zusammenfassend hat sich das tagklinische Angebot sehr be-währt, da es sowohl die Traumathe-rapie vorbereitet, einen geeigneten stützenden Rahmen verleiht, als auch eine individuelle Traumathera-pie ermöglicht. Gleichzeitig können die Patienten in ihrem Alltag einge-bunden bleiben und neu gelerntes direkt umsetzen.

Dipl.-Psych. Volker Dittmar ist Psychologischer Psychotherapeut

und Traumatherapeut an der Psychiatrischen Tagesklinik,

Prof. Dr. Thomas Frodl ist Chefarzt des Zentrums für Allgemein psychiatrie II der

Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie

der Universität Regensburg am Bezirksklinikum

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Experten tagten am medbo Bezirksklinikum Regensburg

Trauma – Sucht – BorderlineRenate Neuhierl

handlungstechniken, um die Betrof-fenen besser verstehen und betreu-en zu können. Hierbei ging es um Fragen der Stabilisierung von Trau-mapatienten in der stationären Akut-behandlung oder um die Abgrenzung von jugendlichen Verhaltensauffällig-keiten zur Borderline-Symptomatik. Auch die Spezialsichtweise des Maßregelvollzugs auf den Umgang mit komorbiden TSB-Patienten wur-de bearbeitet.

„Im Zentrum des Symposi-ums stand bewusst die Betrachtung von kombinierten Störungsbildern, wie sie immer wieder bei Patienten und Patientinnen in psychiatrischer oder in suchtmedizinischer Behand-lung anzutreffen sind“, erläutert Dr. Unglaub. Gerade das Zusammen-treffen von jeweils unterschiedlich gewichteten Anteilen von Traumati-sierung, Borderline-Störung und

Psychisch kranke Menschen, die gleichzeitig an mehreren Störun-gen leiden, sind eine besondere Aufgabe für Ärzte und Therapeu-ten. Gerade traumatisierte Patien-ten, die zusätzlich eine Borderline Störung und eine Suchterkran-kung entwickelt haben, bedürfen einer sehr komplexen Therapie. Dr. Wilhelm Unglaub, leitender Oberarzt am medbo Zentrum für Suchtmedizin des Bezirksklini-kums Regensburg, lud Ende Mai bereits zum dritten Mal Fachkolle-gen aus ganz Bayern zu einem Symposium nach Regensburg ein, das sich ganz dem Thema TSB – Trauma, Sucht, Borderline – widmete.

In neun verschiedenen Workshops erarbeiteten sich 190 Psychiater,

Psychotherapeuten und psychiatri-sche Fachpfleger Wissen und Be-

Suchtmittelkonsums mache die The-rapie der Betroffenen oft kompliziert. „Zwei Schritte nach vorne, einer zu-rück: Rückschläge in der Therapie

Borderline-Störung

Borderline-Störungen gehören zu den Persönlichkeitsstörungen. Patienten weisen eine ausgeprägte Störung der Affektregulation, der zwischenmenschlichen Verhaltensweisen und des Selbstwertgefühls auf. Ihr Verhalten ist sehr oft dissoziativ: Sie grenzen sich ab und haben Schwierigkeiten mit der Regulation von Distanz und Nähe zu anderen Menschen. Ihre Stimmungen wechseln abrupt und heftig, was auf die Umwelt sehr verstörend wirkt. In aller Regel weisen Borderline-Patienten auch Symptome anderer psychiatrischer Erkrankungen auf (Komor-bidität): allen voran Depressionen, ADHS und psychotische Symptome wie Wahnvorstellungen oder Paranoia. Häufig sind Traumata ein auslösendes Element.

Expertenschätzungen zur Häufigkeit der Borderline-Störungen selbst gehen indes auseinander: Es gibt Meinun-gen, die von einem 2%-Anteil der Menschen mit einer Veranlagung zu Borderline in der Bevölkerung ausgehen. Andere Schätzungen gehen von einer Lebenszeitprävalenz von knapp 6% aus: Dieser Anteil an Menschen hat eine hohe Wahrscheinlichkeit, im Laufe des Lebens an einer Borderline-Störung zu erkranken. Oft geht die Erkrankung einher mit Selbstverletzungen aller Art. Entsprechend hoch ist bei Borderline-Patienten die Anfällig-keit für Selbstmordgedanken und -versuche bis hin zum vollendeten Suizid. Bis zu 16 Prozent der Borderline- Patienten sterben infolge eines Selbstmordversuchs.

einstellen und sich vorbereiten“, so Dr. Unglaub weiter.

Zentrum für Suchtmedizin Regensburg

Das Zentrum unter der Leitung von Chefarzt Prof. Dr. Norbert Wodarz gehört zur Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universität Regensburg am Be-zirksklinikum Regensburg. Jährlich werden dort mehr als 2.000 Patien-ten wegen Suchtproblemen aller Art sowie den häufig vorkommenden körperlichen, psychischen und sozia-len Folge- und Begleiterkrankungen behandelt. Am häufigsten werden Menschen mit Alkoholproblemen, mit Abstand gefolgt von Problemen mit illegalen Drogen diagnostiziert und therapiert. In über 20 Jahren wurde hier eine differenzierte Therapiekette mit einem breiten Behandlungsange-bot etabliert, das die psychische, kör-perliche und soziale Dimension von Suchterkrankungen berücksichtigt. Das Zentrum für Suchtmedizin bietet eine leitlinien- und evidenzbasierte Behandlungskette für Abhängig-keitserkrankungen in allen Phasen des Erkrankungsverlaufs.

Für drogenabhängige Patien-ten mit Kindern, die an einer Trau-ma-Sucht-Borderline Störung leiden, kann die Entwöhnungseinrichtung Station 27 im Bezirksklinikum Re-gensburg ein modifiziertes Konzept anbieten. Die Mitarbeiter der Station sind speziell für die Behandlung von TSB-Patienten ausgebildet.

sind bei dieser Störungskombination meist programmiert. Betroffene Pati-enten und das behandelnde Team müssen sich gleichermaßen darauf

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ger Untersuchung nicht sicher zu bewerten und auch mit der Diagnose einer leichten, kognitiven Beein-trächtigung ist das Risiko erhöht, später doch eine Demenz zu entwi-ckeln. Auch bei schwierigen differen-zialdiagnostischen Fragestellungen wie etwa der Unterscheidung zwi-schen einem dementiellen Prozess und einer Depression mit kognitiven Leistungseinbussen kann eine Ver-laufsbeurteilung relevante Informa-tionen liefern.

Die neuropsychologische Untersuchung

Der Ablauf einer neuropsychologi-schen Untersuchung beginnt mit ei-nem ausführlichen Gespräch mit dem Patienten („Anamnese“), in dem Informationen über die Vorge-schichte, Schulabschluss, Berufs-ausbildung, familiären Hintergrund,

Erkrankungen ist auch heute noch der Rückschluss von psychischen Ausfällen auf die Lokalisation der Schädigung verlässlicher als die Dar-stellung der Läsion mittels bildgeben-der Verfahren. Diese psychischen Ausfälle lassen sich durch die stan-dardisierten Testverfahren einer neuro psycho logischen Untersuchung objektiv einordnen. Bei einem stan-dardisierten Test sind die Durchfüh-rungsmodalitäten vorgegeben und auch die Auswertung erfolgt nach einem vorgegebenen Standard. Das individuelle Testergebnis wird in Be-zug gesetzt zu einer repräsentativ erhobenen Stichprobe, die idealer-weise nach Alter, Geschlecht und Bildungsgrad der untersuchten Per-son gleichgesetzt werden kann. Dem Verlaufsaspekt kommt bei der Diagnose einer Demenz besondere Bedeutung zu. Oft sind geringgradi-ge Leistungseinbußen bei einmali-

Vorerkrankungen, aber auch Be-fürchtungen und die Gründe für das Aufsuchen der Gedächtnisambulanz gesammelt werden. Gleichzeitig er-geben sich hier schon wichtige Infor-mationen über das Sprachverhalten, mögliche Wortfindungsstörungen, Ge dächtnis, Orientiertheit und die Persönlichkeitsstruktur. Zusätzlich müssen oft auch anwesende Ange-hörige befragt werden („Fremd-anamnese“), um valide Informatio-nen über die Vorgeschichte, die prä-morbide Leistungsfähigkeit, Beginn und Verlauf der Symptomatik, Auffäl-ligkeiten im Alltag und die Psychody-namik in Ehe/Familie zu gewinnen. Diese Verfahren erlauben zwar noch keine differentialdiagnostischen Aus-sagen, aber geben wichtige Hinwei-se innerhalb des diagnostischen Entscheidungsprozesses und schon eine vorläufige, grobe Schwere-gradeinteilung. Zur weiteren Abklä-rung wird in unserer Gedächtnisam-bulanz standardmäßig die umfang-reichere Testbatterie des „CERAD“ eingesetzt, in den auch der „Mini Mental Status Test“ (MMSE) und der „Uhrentest“, integriert sind, die als bekannteste Verfahren im deutsch-sprachigen Raum zu nennen sind. Darüber hinaus werden zusätzlich ausführlichere Untertests für nicht-/ sprachliches Gedächtnis, Sprache, kognitive Geschwindigkeit und Flexi-bilität durchgeführt.

PD Dr. Stephan Schiekofer ist Chefarzt, Achim Weigel

Psychologe am Zentrum für Altersmedizin am Bezirksklinikum Regensburg, Klinik und Poliklinik

für Psychiatrie und Psychotherapie der Universität Regensburg. PD Dr. Jochen Schneider ist

Arbeitsgruppenleiter am LCSB & Zentrum für Innere Medizin, Klinik

für Innere Medizin II, Homburg, Universität des Saarlandes

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Zentrum für Altersmedizin

Was ist eine Gedächtnisambulanz?Achim Weigel, PD Dr. Jochen Schneider und PD Dr. Stephan Schiekofer

wurden Hirnkarten und Diagramme entworfen, in denen Zentren für ein-zelne psychische Funktionen lokali-siert wurden. Zu einer ersten inter-disziplinären Zusammenarbeit von Medizinern, Pädagogen und Psycho-logen kam es im Ersten Weltkrieg, als viele junge Männer mit Gehirn-verletzungen mit Hilfe der damaligen „Psychotechniken“ rehabilitiert wer-den sollten.

Von Anfang an war der „lokali-satorische Ansatz“ von Kritik beglei-tet. Die Kritiker bezweifelten die Zu-ordnung von isolierten Symptomen zu umschriebenen Hirnteilen. Den lokalisatorisch orientierten Forschern wurde von den „holistischen“ (ganz-heitlichen) Kritikern vorgeworfen, dass sie versäumten, die tieferen Ur-sachen der einzelnen Symptome zu hinterfragen. Mitte des 20. Jahrhun-derts galt das Lokalisieren psychi-scher Funktionen als überholt – die „Lokalisationisten“ wurden als „Dia-grammzeichner“ verspottet. Es gab in Deutschland deshalb bis in die 80er Jahre des 20. Jahrhunderts praktisch keine Zusammenarbeit zwischen Neurowissenschaft und Psychologie. Fortschritte in der Neu-rochirurgie und der technischen Dia-gnostik von Hirnschädigungen – ins-besondere durch die Verbesserung bildgebender Verfahren und deren Analysemöglichkeiten – erlaubten eine zunehmend exaktere Abgren-zung von Veränderungen/Verletzun-gen am Gehirn. Die Übernahme von Modellen der Informatik ermöglich-ten ein neues Verständnis der Infor-mationsverarbeitung und der Vernet-zung von Gehirnstrukturen.

Die Neuropsychologie eta-blierte sich als interdisziplinäres Teil-gebiet der Klinischen Psychologie und der Neurowissenschaften. Seit Beginn des 21. Jahrhunderts erwei-tert die kognitive Neurowissenschaft zunehmend ihren einseitigen Blick auf den Menschen als „Informations-verarbeitungsmaschine“ und bezieht nunmehr soziale und emotionale As-pekte mit ein.

Bereits zu Beginn der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts wurden in England und den USA die ers-ten „Gedächtnissprechstunden“ eingerichtet. Ziel dieses damals neuartigen ambulanten Angebots war die verbesserte Früherken-nung von Demenzerkrankungen, bei denen Gedächtnisprobleme in vielen Fällen die ersten Sympto-me darstellten.

Mittlerweile gibt es auch in Deutschland mehr als 150 Ge-

dächtnissprechstunden, die teilweise auch unter Bezeichnungen wie „me-mory clinic“, „Gedächtniszentrum“ oder – wie am Bezirksklinikum Re-gensburg – „Gedächtnisambulanz“ firmieren. Der Ansatz der Gedächtnis-ambulanzen ist der der Neuropsy-chologie.

Entwicklung Neuropsychologie

Die Psychologie als Wissenschaft entwickelte sich zu Beginn des 19. Jahrhunderts im Spannungsfeld der bereits bestehenden universitären Fachbereiche „Philosophie“ und „Physiologie“. Die bisherige meta-physische Bestimmung der Psycho-logie als „Seelenlehre“ veränderte sich hin zu einer wissenschaftstheo-retisch unterlegten Definition der Psychologie auf der Grundlage ma-thematisch formulierter Gesetze im Sinne einer „Psychophysik“ oder physiologischen Psychologie. Als Stammvater der Psychologie als ei-genständige Wissenschaft gilt Prof. Wilhelm Wundt, der das erste Institut für experimentelle Psychologie mit einem systematischen Forschungs-programm gründete. Seine For-schungsschwerpunkte waren vor al-lem die Psychophysik der Sin-nesempfindungen, Aufmerksamkeit, Bewusstsein und die Psychophysio-logie der Emotionen.

Die anatomische, physiologi-sche und neurologische Gehirnfor-schung führte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu den Ur-sprüngen der Neuropsychologie. Es

Das Interesse der Neuropsy-chologie gilt letztlich dem Zusam-menhang zwischen Verhalten und Gehirn – das grundsätzliche Thema bleibt die Zerlegbarkeit und Lokali-sierbarkeit der Psyche, wobei sich die Zuordnung von kognitiven Funk-tionen meist an makroanatomi-schen, gut unterscheidbaren Regio-nen des Gehirns orientiert.

Gedächtnisambulanz am Bezirksklinikum Regensburg

Bei dem etwa zweistündigen Unter-suchungstermin bei der Erstaufnah-me eines ambulanten Patienten fin-den neben der körperlich-neurologi-schen und neuropsychologischen Untersuchung auch ein ausführli-ches Gespräch mit dem Patienten und dessen Angehörigen statt. Ge-gebenenfalls werden weitere Unter-suchungen wie Ableitung der Hirn-ströme, spezifische Labordiagnostik, Liquorgenetik, bildgebende Verfah-ren oder eine Untersuchung des Schlafes veranlasst. Der überwei-sende Arzt erhält eine ausführliche Rückmeldung in Form eines Arztbrie-fes. Neben der differentialdiagnosti-schen Einschätzung des Patienten werden nicht-/medikamentöse The-rapieempfehlungen, eine Einschät-zung des Betreuungs- und Pflegebe-darfs sowie die Empfehlung weiterer Verlaufsuntersuchungen und konkre-ter Hilfsangebote gegeben.

In der Gedächtnisambulanz liegt der Schwerpunkt der Neuropsy-chologie in der Diagnostik von hirn-organischen Veränderungen, deren Lokalisation sowie einer differenzier-ten Beurteilung des kognitiven Sta-tus. Neurodegenerative Erkrankun-gen sind durch charakteristische Leistungsprofile gekennzeichnet, die im Zusammenhang mit den zugrun-de liegenden neuropathologischen Veränderungen stehen. Für manche

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Kleine Geschichte der Regensburger Gedächtnisambulanz

Die Regensburger Gedächtnisambulanz der medbo wurde im Jahre 1999 durch PD Dr. Bernd Ibach als eine auf neurodegenerative Erkran-kungen bei älteren Menschen spezialisierte Ambulanz gegründet. Schon von Beginn an kamen neben psychiatrischen und neurologischen Untersuchungsmethoden auch neuropsychologische Verfahren zur Anwendung. Trainings- und Therapiekurse für Patienten wurden (und werden) durch ein interdisziplinäres Team im Rahmen eines „Gedächt-nistrainings“ angeboten.

In den Jahren 2006 bis 2012 leitete PD Dr. Hans Klünemann die Ambu-lanz. Er intensivierte die Zusammenarbeit mit der Universität und führte eine Vielzahl von klinischen Studien zur Erforschung neurodegenerativer Erkrankungen durch. Durch die enge Anbindung an Wissenschaft und Forschung konnte die Patientenversorgung nochmals verbessert werden.

Seit 2012 ist die Gedächtnisambulanz unter der Leitung von Dr. Günter Rösl organisatorisch enger mit den stationären Bereichen des „Zentrums für Altersmedizin“ verbunden. Es konnte dadurch die spezifisch geriatri-sche Untersuchung und Versorgung der ambulanten Patienten durch verstärkte Kooperation der diversen medizinischen Fachgebiete weiter ausbaut werden.

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Entwöhnungsbehandlung für Alkohol- und Medikamentenabhängige im Zentrum für Suchtmedizin Regensburg

Mit der Abhängigkeit leben lernenTeam der Station 13b

psychischen Erkrankungen – finden sich daher bei annähernd jeder vier-ten Aufnahme in der Klinik für Psychi-atrie und Psychotherapie am Be-zirksklinikum Regensburg. Entspre-chend wurde in den letzten Jahren im Zentrum für Suchtmedizin eine differenzierte Therapiekette (Entgif-tung ➪ Motivation ➪ Entwöhnung) mit einem breiten Behandlungsange-bot sowohl im ambulanten als auch im stationären Bereich etabliert.

Kernbestandteile der Behand-lung sind dabei die vorwiegend ver-haltenstherapeutisch ausgerichtete störungsspezifische Gruppenpsy-chotherapie und therapeutische Ein-zelgespräche. Diese werden durch eine weiterführende medizinische Behandlung, Sozialberatung, Psy-choedukationsgruppen, Sport-, Ent-spannungs- und Ergotherapie, An-gehörigenarbeit und andere Thera-pieangebote ergänzt.

Neben der medizinisch not-wendigen Diagnostik und Behand-lung begleitender Erkrankungen wie typischer Alkoholfolgeschäden er-folgt eine sozialpädagogische Abklä-rung und eventuell Unterstützung bei familiären, finanziellen und beruf-lichen Problemen. Besonders wich-tig ist es, mit den Patienten die Funk-tionalität ihres Alkohol- und Medika-mentenkonsums zu erarbeiten und alternative „substanzfreie“ Wege des Umganges zu finden. Beispiels-weise dient vielen Patienten Alkohol- und Medikamentenkonsum zur All-tags- und Stressbewältigung. Diese Strategie wird zunächst als durch-aus hilfreich erlebt, weil sie kurzfris-tig zu (subjektiv) positiven Wirkun-gen führt.

Je nach Studie gelten in Deutsch-land schätzungsweise 1,5 bis 2 Millionen aller Erwachsenen nach den diagnostischen Kriterien als alkohol-, nochmal so viele als me-dikamentenabhängig. Die Zahl der „Missbraucher“ ist sogar noch höher. Für die Oberpfalz be-deutet dies etwa 45.000 alkohol- beziehungsweise medikamenten-abhängige Menschen.

Abhängigkeitserkrankungen las-sen sich nach heutigem Wis-

sensstand als Folge der Wechsel-wirkungen von Merkmalen der Per-son (wie etwa Persönlichkeit), der Umwelt (etwa soziales Umfeld) und der Droge (zum Beispiel Eigenwir-kung der Substanz) begreifen. Biolo-gische Vulnerabilitätsfaktoren be-stimmen demnach im Wechselspiel mit psychischen und sozialen Fakto-ren das Gesamtrisiko einer Abhän-gigkeitsentwicklung.

Was die Zahlen und Erklärun-gen auf den ersten Blick nicht verra-ten, ist der Leidensdruck bei dem Betroffenen selbst und die oftmals große Hilflosigkeit seines unmittel-baren sozialen Umfeldes. Seelische und körperliche Folgeschäden sowie zunehmende Probleme im sozialen Bereich (etwa Scheidung, Arbeits-platz-/Führerscheinverlust) lassen bei länger anhaltendem Suchtmittel-konsum medizinische und psycho-therapeutische Interventionen not-wendig werden, um die Krankheits-entwicklung stoppen zu können.

Differenzierte Therapiekette

Abhängigkeitserkrankungen – allei-ne oder in Kombination mit anderen

Die Untauglichkeit dieser Be-wältigungsstrategie bleibt Abhängi-gen oft lange verborgen; meist zeigt sie sich erst, wenn bereits die ersten Folgeschäden des Konsums aufge-treten sind. Der scheinbare Pro-blemlöser ist dann selbst zum Pro-blem geworden.

Das schaffe ich!

In Form von Verhaltensübungen oder Rollenspielen werden zum Bei-spiel alternative „substanzfreie“ Ver-haltensweisen eingeübt. Wichtig ist für viele Patienten auch zu erleben, dass negative Denkweisen und ne-gative Selbstbewertungen („das schaffe ich eh nicht“) beeinflussbar sind, dass sie selbst über taugliche Ressourcen der Alltags- bezie-hungsweise Stressbewältigung ver-fügen. Dem widerspricht nicht, dass sie auch ermutigt werden, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Das setzt aber voraus, dass sie in der Lage sind, ihre eigene Befindlichkeit wahr-zunehmen und auch Vertrauensper-sonen mitzuteilen. Oft wird erstmals deutlich, dass an der eigenen Be-findlichkeit nicht immer nur „andere“ schuld sind, sondern man selbst in der Lage ist, damit konstruktiv ohne Suchtmittel statt destruktiv mit Suchtmittel umzugehen.

Rückfallprävention

Schließlich gilt der Rückfallpräven-tion im Behandlungsverlauf größte Aufmerksamkeit. Rückfälliges Ver-halten ist kein plötzlich auftretendes Ereignis, sondern dem geht meist ein Entwicklungsprozess voran. Zu die-sem gehört eine Abfolge von „typi-schen“ Denk- und Handlungsweisen,

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Station 13b im Profil

Station 13b ist Teil des Zentrums für Suchtmedizin, das seinerseits zur Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universität Regensburg am Bezirksklinikum Regensburg gehört.

Auf der Station werden seit 1986 sogenannte Kurzzeit-Entwöhnungs behandlungen für alkohol- und medikamen-tenabhängige Erwachsene durchgeführt. Sie verfügt über 20 Behandlungsplätze. Das Behandlungsteam besteht aus einem Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychologen, einem Sozialpädagogen, Pflegekräften, Ergo- und Sporttherapeuten.

Voraussetzung für eine Aufnahme ist ein abgeschlossener Entzug und die Bereitschaft des Patienten, etwas am bisherigen Umgang mit Alkohol oder suchterzeugenden Medikamenten zu verändern. Vorbereitende Maßnah-men können nach Voranmeldung auf den Akutaufnahmestationen im Zentrum für Suchtmedizin durchgeführt werden. Dort, oder auch bei jeder Suchtberatungsstelle, kann die Übernahme für die Behandlungskosten bei der zuständigen Rentenversicherung, in Sonderfällen auch bei der Krankenkasse beantragt werden. Nach einer Kos-tenübernahmezusage kann eine Aufnahme auf der Station 13b nach meist nur kurzer Wartezeit erfolgen.

Im Rahmen der Entwöhnung bietet die Station ein von der Rentenversicherung anerkanntes Behandlungs-programm, das sich auch einer regelmäßigen externen Qualitätssicherung unterzieht und zertifiziert ist.

Kontaktdaten der Station 13b am Bezirksklinikum Regensburg:

Tel. +49 (0)941/941-2330 | Fax +49 (0)941/941-2335 | Mail [email protected]

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die am Ende oft zum Rückfall führen. Im Rahmen der Rückfallprävention werden unter anderem allgemeine und individuelle – innere und äußere – Rückfallauslöser besprochen, ebenso scheinbar unwichtige Ent-scheidungen, rückfalltypische Ereig-nisketten und Warnsignale sichtbar gemacht.

Es ist im Laufe der Behand-lung wichtig, das „Gelernte“ auch in der Praxis zu erproben. Die Patien-

ten müssen lernen, sich mit negati-ven Gefühlen auseinanderzusetzen, da solche zum Leben bei jedem Menschen gehören. Dazu gehören nach entsprechender Vorbereitung auch das Erleben und der Umgang mit „Versuchungssituationen“. An-schließend wird das Erlebte bespro-chen und nach Lösungsmöglichkei-ten für eventuell aufgetretene Schwierigkeiten gesucht. Es wird aufgezeigt, dass Suchtverlangen (auch während des stationären

Krankenhausaufenthaltes) durchaus „normal“ ist und meist situationsbe-zogen auftritt; oft lassen sich dabei konkrete innere und äußere Auslö-ser ermitteln. Unter Abwägung der Vor- und Nachteile der Abstinenz so-wie der Vor- und Nachteile weiteren Suchtmittelkonsums sollen die Pati-enten der 13b für sich eine klare Ab-stinenzentscheidung treffen können.

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gewiesen werden. Neben den klas-sischen Entspannungsverfahren wie der Progressiven Muskelentspan-nung und dem Autogenen Training stellt Yoga somit eine wertvolle Be-reicherung der therapeutischen Möglichkeiten in der Psychosomatik und Psychiatrie dar.

Am besten selbst ausprobieren

Yoga ist ein Entwicklungsprogramm für Körper und Geist. Nur darüber zu lesen vermittelt daher lediglich einen oberflächlichen Eindruck von der po-sitiven Kraft dieses Verfahrens. Mit Hilfe der hier beschriebenen „Baum-übung“ kann man sich selbst ein ers-tes Yoga-Erlebnis gönnen. Diese Übung ist besonders hilfreich, wenn man sich gehetzt oder unruhig fühlt und aufgrund des Zeitdrucks eigent-lich keine Zeit zum Entspannen hat. Die Haltung bei der hier beschriebe-nen Yoga-Übung ist einem Baum nachempfunden, der mit seinen Wurzeln tief in der Erde verankert ist. Auf dieser sicheren Basis kann er hoch in den Himmel wachsen und eine ausladende Krone entwickeln.

Baumübung

Verlagern Sie im Stand das Ge-wicht auf das linke Bein. Verwur-zeln Sie sich über ihren linken Fuß im Boden. Drücken Sie kraftvoll mit ihm in den Boden und wachsen Sie aus Ihrer linken Seite heraus nach oben. Heben Sie jetzt den rechten Fuß. Drehen Sie das rechte Bein im Hüftgelenk nach außen. Stellen Sie die rechte Ferse auf den linken Fußrücken. Die rechte Fußspitze zeigt auswärts. Bringen Sie nun Ihre Hände vor der Brust aneinan-der. Halten Sie den Blick in Augen-höhe. Verweilen Sie so ruhig at-mend für ein paar Atemzüge. Been-den Sie jetzt die Übung und bringen Sie Ihren rechten Fuß wieder zu-rück in die Ausgangsstellung. Spü-ren Sie einen Moment im Stand nach. Wiederholen Sie dann die Übung mit Ihrem rechten Bein als Standbein.

Die „Baumübung“ beruhigt den Geist durch die Konzentration, die man braucht, um sein Gleichge-wicht zu wahren, sie stärkt Ausdauer und Standfestigkeit.

Dr. Dr. Helmut Hausner ist Leiten-der Arzt (Chefarzt), Eva Bablick ist Physiotherapeutin am Zentrum für

Psychiatrie Cham

Viele Menschen nutzen heutzuta-ge auch im Westen Yoga als ganz-heitliches Übungsverfahren um ihr körperliches und geistiges Wohlbefinden im Alltag zu stei-gern. Im Zentrum für Psychi atrie Cham ist Yoga ein wichtiger Be-standteil des psychosomatischen Behandlungsprogramms.

Obwohl Yoga mehr ist als Gym-nastik, kommen beim medizini-

schen Yoga hauptsächlich körperori-entierte Übungen zur Anwendung, die nicht mit esoterischen oder wel-tanschaulichen Konzepten verknüpft werden.

Indische Wurzeln

Yoga stammt ursprünglich aus Indi-en, wo die Erfahrung entstand, dass durch bestimmte körperliche und geistige Übungen Reifungs- und Entwicklungsprozesse beim Men-schen angestoßen werden können. Yoga wurde letztlich als Ausdruck einer philosophischen Lebenspraxis gesehen. Vor diesem Hintergrund entstanden unterschiedliche Yo-ga-Schulen, in denen häufig das me-ditative Element eine größere Be-deutung hatte als die körperlichen Übungen.

Modernes Yoga

In der psychosomatischen Therapie kommt überwiegend ein körperbe-tontes modernes Yoga-Konzept zum Einsatz, was auf dem klassischen Hatha Yoga beruht. Dieses gliedert sich in die drei Teile Körperhaltung (Asana), Atemübung (Pranayama) und Meditation (Dhyana). Neben den bekannten Yoga-Figuren, die im Stehen oder auf einer Matte sitzend oder liegend ausgeführt werden, er-möglicht das moderne Hatha Yoga auch solche Übungen, die beispiels-weise auf einem Stuhl sitzend prakti-ziert werden können. Gleichgültig ob jung oder alt, kerngesund oder kör-perlich beeinträchtigt – jeder kann mit der Yoga-Praxis beginnen.

Wissenschaftlich untersucht und wirksam

Die Jahrtausende alten indischen Erfahrungen über die wohltuende Wirkung der Yoga-Praxis wurde mitt-lerweile auch in medizinischen Stu-dien bestätigt. Eine Wirksamkeit konnte insbesondere bei Burn-out, Depressionen, Angsterkrankungen und chronischen Schmerzen nach-

Ziel der Behandlung ist eine realitätsbezogene, lebensbejahende und suchtmittelfreie Lebensführung. Dabei setzt Station 13b auf die Ent-wicklung von Selbsthilfepotentialen und die Förderung einer selbstver-antwortlichen Lebensführung, ein-schließlich sozialer und beruflicher Integration. In Anlehnung an syste-mische Sichtweisen versucht das Behandlungsteam die Ressourcen und – etwa im Rahmen von Angehö-rigenseminaren und -gesprächen – das soziale Umfeld der Patienten dafür nutzbar zu machen.

Die Zeit „danach“

Nachsorge ist gerade bei Kurz-zeittherapien wichtig, um bereits er-reichte Therapieeffekte zu festigen. Sie dient der Aufrechterhaltung der Abstinenzmotivation und der weite-ren Rückfallprävention. Station 13b empfiehlt den Patienten eine indivi-duell abgestimmte Nachbetreuung, die etwa bei Haus- und Fachärzten, ärztlichen und psychologischen Psy-chotherapeuten, Suchtberatungs-stellen sowie – indikativ – in thera-peutischen Wohngemeinschaften erfolgen kann. Die entsprechenden Kontakte werden noch während der Behandlung hergestellt. Die Patien-ten besuchen bereits während ihres stationären Aufenthalts die regiona-len Selbsthilfegruppen und nehmen Kontakt zu ihren heimatnahen Suchtberatungsstellen auf. Zusätz-lich bietet Station 13b den Patienten im Anschluss an ihren stationären Aufenthalt eine ambulante Nachsor-gebehandlung sowie im Bedarfsfall eine individuelle Krisenintervention am Bezirksklinikum Regensburg an.

Am meisten freut sich das Team der Station 13b darüber, wenn sich ehemalige Patienten gelegent-lich melden, einfach nur, um zu sa-gen, dass es ihnen gut geht und die Mitarbeiter der 13b ihnen helfen konnten.

Behandlungsteam der Station 13b des Zentrums für Suchtmedizin

am Bezirksklinikum Regensburg

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Christine Dirscherl, Medizinische Fachangestellte in Cham,

zeigt den perfekten „Baum“

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einsetzen. Als Entzugserscheinun-gen treten die Beschwerden auf, ge-gen die das Medikament ursprüng-lich helfen sollte, was dann zu einer weiteren Verordnung führt.

Gefahren und Nebenwirkungen

Neben der gewünschten Wirkung kann es zu erhöhter Unfallgefahr durch Müdigkeit, zu Gleichgewichts-störungen, verminderter Bewe-gungskontrolle, verminderter Reakti-onsgeschwindigkeit, Benommen-heit, Interessenverlust, Rückzug aus Beziehungen, depressiven Verstim-mungen, Konzentrationsstörungen aber auch zu Unruhe, Verwirrung und Erregungszuständen kommen. Nicht selten entsteht der falsche Ein-druck einer beginnenden Demenz.

Eine Erhebung im Auftrag des Gesundheitsministeriums hat gezeigt, dass 2009 insgesamt etwa vier Prozent der Befragten einen problematischen Medikamentenkon-sum aufweisen, wobei der Konsum in den Altersgruppen ab 40 Jahren häufiger ist. In den Altersgruppen ab 65 Jahren steigen die Verordnungs-zahlen zum Teil noch weiter deutlich an. Angesichts der demographi-schen Entwicklung ist auch hier eine Zunahme der Zahl der Betroffenen als gegeben anzunehmen. Bei ge-schätzten zehn bis 20% der Patien-tinnen und Patienten auf geriatri-schen Stationen sind Nebenwirkun-gen von Medikamenten der Grund für den Krankenhausaufenthalt.

Rauchen im Alter

Rauchen ist auch im höheren Le-bensalter nicht selten. Bei den 60- bis 65-Jährigen raucht jeder vierte Mann und jede sechste Frau. Der Anteil der Raucher nimmt jedoch ab dem mittleren Erwachsenenalter mit steigendem Alter kontinuierlich ab. Das liegt einerseits daran, dass die Ausstiegsquote steigt, andererseits führt das jahrelange Rauchen in die-sen Altersgruppen zu einer deutlich erhöhten Sterblichkeit. Setzt sich der langjährige Trend fort, ist für die Zu-kunft zumindest mit einer leichten Abnahme der Raucherquote zu rechnen. Bei den älteren Frauen da-gegen zeichnet sich noch ein An-stieg der Raucherquote ab. Aufgrund der demographischen Entwicklung wird die absolute Zahl der älteren

Raucher und Raucherinnen wahr-scheinlich deutlich steigen. Lange Zeit wurde die Sucht und Suchtmit-telmissbrauch im höheren Lebensal-ter nicht wahrgenommen oder ver-harmlost. Seit die DHS das Jahr 2006 zum Schwerpunktjahr „Alter und Sucht“ erklärte, ist aber viel in Bewegung gekommen. Die Sucht-forschung hat sich verstärkt der The-matik angenommen und stellt zu-nehmend verlässliche Daten, alters-spezifische Diagnose- und Behand-lungsansätze zur Verfügung.

Hilfesysteme greifen nicht immer

Bisher gelingt es dem Hilfesystem aber nicht in zufriedenstellendem Maße, ältere suchtkranke Menschen zu erreichen, obwohl Studien zei-gen, dass angepasste Behandlungs-methoden erfolgreich sind. So liegt zum Beispiel der Anteil der über 65-Jährigen an den Klienten der Ca-ritas-Suchtberatungsstellen im Be-zirk Oberpfalz unter drei Prozent, obwohl bereits 2010 in Deutschland etwa 21% der Bevölkerung über 65 Jahre alt waren.

Unbedingt auszubauen sind die bessere Vernetzung von Altenhil-fe, Suchthilfe und Medizin. Das Mo-dellprojekt der Caritas zur Verbesse-rung der Erreichbarkeit von älteren Menschen durch das Suchthilfesys-tem hat genau dies zum Ziel. Im Rahmen des Projekts sind folgende Angebote geplant: Offene Informa-tions- und Motivationsgruppen für Betroffene und deren Angehörige, Beratungsangebote (eventuell als Hausbesuch, Kontakt bevorzugt/un-terstützt durch Mitglieder von Selbst-hilfegruppen), Öffentlichkeitsarbeit, Netzwerkarbeit, intensive Zusam-menarbeit mit Ehrenamtlichen aus dem Bereich Suchthilfe und Altenhil-fe, sowie Informationsveranstaltun-gen und Mitarbeiterschulung in Ein-richtungen der Altenhilfe und der Al-tenpflegeschulen. Die Erkenntnisse des Projekts sollen allen Oberpfälzer Suchtberatungsstellen zur Verfü-gung gestellt werden.

Dr. Heribert Fleischmann ist der Ärztliche Direktor des Bezirks-klinikums Wöllershof und Vor-sitzender der DHS (Deutsche

Hauptstelle für Suchtfragen e.V.), Anna Magin ist Psychiatriekoordi-

natorin des Bezirks Oberpfalz

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Substanzbezogene Störungen im AlterAnna Magin, Dr. Heribert Fleischmann

einer Abhängigkeitserkrankung er-höhen. Aufgrund der verbesserten medizinischen Möglichkeiten wer-den darüber hinaus Menschen mit einer Abhängigkeitserkrankung heu-te älter, als dies früher möglich war. Dies gilt im Besonderen auch für he-roinabhängige Patienten, die substi-tuiert werden.

Alkoholfolgeschäden

Als Alkoholfolgeschäden stehen bei älteren Menschen neben häuslichen Unfällen wie Stürzen vor allem nicht durch Altersabbau verursachte, ver-minderte körperliche und geistige Leistungsfähigkeit (kognitive Defizi-te, Interesselosigkeit, Stimmungs-schwankungen) und Voralterung der Organe im Vordergrund. Dasselbe gilt für alkoholassoziierte Krankhei-ten, wie Lebererkrankungen bis hin zu Leberzirrhose, hirnorganische Schädigungen und Krebserkrankun-gen im Vordergrund. Alkoholfolge-schäden werden nicht selten als al-tersbedingte Veränderungen ver-kannt.

Medikamentenmissbrauch

Nicht unerwähnt bleiben soll das Thema Medikamentenmissbrauch: Die DHS geht davon aus, dass vier bis fünf Prozent aller häufig verord-neten Arzneimittel ein eigenes Sucht-potential besitzen. Schätzungsweise ein Drittel bis die Hälfte dieser Medi-kamente werden langfristig zur Suchterhaltung und zur Vermeidung von Entzugserscheinungen verord-net. Die meisten der abhängigkeits-erzeugenden Medikamente gehören in die Gruppe der Schlaf- und Beruhi-gungsmittel und enthalten einen Wirkstoff aus der Gruppe der Benzo-diazepine. 2008 wurden insgesamt 29 Millionen Schlaf- und Beruhi-gungsmittel verkauft, 20,4 Millionen davon enthielten Mittel mit Benzodia-zepin- oder benzodiazepinähnlichen Wirkstoffen. Sie wirken angstlösend, ermüdend, schlafanstoßend, mus-kelentspannende und krampflösend. Die Abhängigkeit kann bereits weni-ge Wochen nach Einnahmebeginn

Die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) macht auf das Problem aufmerksam, der Bezirk Oberpfalz fördert ein entsprechen-des Modellprojekt der Cari-tas-Fachambulanz in Regensburg: Die Zahl der von einer Abhängig-keitserkrankung betroffenen älte-ren und alten Menschen steigt, während es gleichzeitig dem Hilfe-system noch nicht im ausreichen-den Maß gelingt, diese Menschen zu erreichen und zu unterstützen.

Dass die Zahl älterer Menschen mit Suchtproblemen in den kom-

menden Jahrzehnten voraussicht-lich stark zunehmen wird, hat meh-rere Ursachen: Infolge des demo-graphischen Wandels steigen die Zahl und der Anteil der älteren Men-schen deutlich an. Die geburtenstar-ken Jahrgänge (1950 bis 1970, ins-besondere 1960 bis 1966) werden ab 2015 (insbesondere ab 2025) 65 Jahre alt sein.

Zugleich kommt mit den Men-schen dieser Jahrgänge eine Gene-ration ins Rentenalter, die so massiv Alkohol konsumiert hat, wie keine davor. In der Zeit von 1950 bis 1980 ist der Alkoholkonsum um 400% ge-stiegen: von etwa 3,2 auf 12,7 Liter reinem Alkohol pro Kopf und Jahr. Hoher Konsum aber erhöht die Wahrscheinlichkeit, eine Abhängig-keit zu entwickeln. Belastende Ver-lusterlebnisse im Alter können zu-sätzlich das Risiko der Entwicklung

22 SYNAPSE AugustPsychiatrie

Mehr Informationen zum Thema:

Eine sehr gute Überblicksinfor-mation (aus der auch manche der Daten dieses Artikels stammen) zum Thema mit zahlreichen Praxishilfen ist die Broschüre „Substanzbezogene Störungen im Alter“, die über die DHS zu beziehen ist (www.dhs.de).

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2524 SYNAPSE AugustPsychiatrie

te Bayerns“, führte Prof. Dr. Rupprecht humorvoll in die Veran-staltung ein, „Und wenn man sich die-ses geteilte Bayern genau anschaut, so findet man in der gesamten östli-

Im April 2014 fand es erstmalig in Regensburg statt: Das neue Ost-bayern Symposium im Fachbe-reich Psychiatrie und Psychothe-rapie. Ins Leben gerufen wurde es auf Initiative von Prof. Dr. Rainer Rupprecht, dem Ärztlichen Direk-tor der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psycho-therapie der Universität Regensburg am Be-zirksklinikum und Inhaber des ent-sprechenden Lehr-stuhls.

Dieses Symposium ist ein wichtiger

Schritt auf dem Weg, unsere ostbay-erischen ‚Schätze‘ gemeinsam zu heben und die fachliche Expertise gleich vor Ort zu nutzen, auszutau-schen und zu vermitteln“, begrüßte Bezirkstagspräsident Franz Löffler das fast vollbesetzte Auditorium im Hörsaal des Bezirksklinikums Re-gensburg. Gerade in den bayeri-schen Bezirken mit hoher strukturel-ler Inhomogenität sei es von größter Bedeutung, dass sich Experten aus Forschung und Lehre mit versorgen-den Medizinern und Vertretern kom-plementärer Einrichtungen intensiv vernetzten.

Die Hälfte Bayerns

„Sprechen wir von Ostbayern, impli-ziert dies, dass der Freistaat in eine westliche und in eine östliche Hälfte aufgeteilt werden kann. Damit ver-sorgen wir nicht weniger als die Hälf-

Erstes Ostbayern Symposium Psychiatrie in Regensburg

Ostbayerischer Leuchtturm RegensburgRenate Neuhierl, Prof. Dr. Rainer Rupprecht

chen Hälfte des Freistaats nur eine einzige Universität mit einer medizini-schen Fakultät – Regensburg!“.

Das Symposium soll dazu die-nen, versorgende Ärzte, Forscher und Experten im Großraum Ostbay-ern über neue Erkenntnisse und Ent-wicklungen im Fachgebiet Psychiat-rie und Psychotherapie zu informie-ren. Kollegialer Dialog und Austausch im ostbayerischen Raum finden hier eine neue, wichtige Plattform.

Entsprechend bestritten bei der Gründungsveranstaltung nicht nur forschende, sondern gerade auch versorgende Mediziner das Ta-gungsprogramm. Die Ärztlichen Di-rektoren sowie Chefärzte und leiten-de Oberärzte der ostbayerischen Kliniken für Psychiatrie und Psycho-therapie trugen ebenso vor wie nie-dergelassene Kollegen.

„Wir müssen gleich rüber und die anderen beim Volleyball anfeu-ern“, sagt ein Patient und läuft zum Beach-Volleyballfeld. Zum Bejubeln braucht es eigentlich keinen mehr, denn mit den Klän-gen von Trommel und Rasseln und dem Applaus von rund 20 Zu-schauern hat das Match auf dem Sand den Charakter eines Schul-festes.

Das Sportfest besuchen stationä-re und ambulante Patienten der

Psychiatrie am Bezirksklinikum Re-gensburg. Die dreitägige Veranstal-tung Mitte Juli einfügen hebt ganz bewusst den Spaßfaktor hervor mit eindeutig nicht-olympischen Wettbe-werben, wie „wer fährt am langsams-ten Fahrrad“. Alles ist freiwillig beim Sportfest. Wer kommt, wie lang er bleibt und an welchen Wettbewer-ben er teilnimmt, bleibt jedem Pati-enten selbst überlassen. So ist ein ständiges Kommen und Gehen auf dem Sportplatz, und wer nicht mit-machen will, kann als Zuschauer da-bei sein. Der Ansporn zum Mitma-chen kommt entweder aus der Grup-pe oder vom Sportler selbst.

Angeboten werden unter an-derem Boccia, Kegeln, Rasenskilauf und ein Treffsicherheits-Parcour mit fünf Stationen. „Wir haben ein nie-derschwelliges Angebot, das jeder mitmachen kann und Spaß dabei

Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Regensburg

Sportfest mit olympischen GedankenLissy Höller

Breitgefächertes Programm

Das Spektrum der angebotenen Themen war breitgefächert: Von der Früherkennung und Frühbehandlung schizophrener Psychosen – vorge-tragen von Prof. Dr. Hermann Spießl vom Bezirkskrankenhaus Landshut –, über den Bereich Angststörungen (Prof. Dr. Peter Zwanzger vom kbo Inn-Salzach-Klinikum) oder ein Be-richt zu Therapieevaluationsstudien bei der stationären Behandlung de-pressiver Erkrankungen (Prof. Dr. Ulrich Vorderholzer, Schön-Kliniken Prien).

Prof. Dr. Manfred Wolfersdorf – Bayreuth und damit das dortige Bezirkskrankenhaus wurden kurzum Ostbayern einverleibt – sprach über die neuesten Erkenntnisse und Zah-len in Sachen Suizidalität. Mit der „Body Integrity Identity Disorder“ stellte Prof. Dr. Wolfgang Schreiber vom Bezirksklinikum Mainkofen eine Störung dar, bei der sich der Patient erst nach Amputation einer Gliedma-ße körperlich wieder hergestellt fühlt. Ein Highlight war der launige Vortrag des Regensburger Psychiaters Dr. Albert Zacher zu Last und Nutzen psychiatrischer Biographik in For-schung und Versorgung: „Wozu denn all die Lebensgeschichten?“.

Die medbo-Protagonisten wid-meten sich dem Neurofeedback (Dr. Dr. Helmut Hausner, Zentrum für Psy-chiatrie Cham) und der Behandlung Alkoholkranker unter Kosten- und Ef-fizienzgesichtspunkten (Dr. Heribert Fleischmann, Bezirksklinikum Wöl-lershof). Prof. Dr. Thomas Baghai, lei-tender Oberarzt am Bezirksklinikum in Regensburg, informierte über die neuesten Forschungsergebnisse zum Einsatz antidepressiver Pharmako-therapie bei komorbiden somatischen Erkrankungen.

Prof. Dr. Rainer Rupprecht ist Ärztlicher Direktor der Klinik und

Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universität

Regensburg am Bezirksklinikum und Inhaber des gleichnamigen

Lehrstuhls an der Universität Regensburg

Bezirkstagspräsident Franz Löffler und Prof. Dr. Rainer Rupprecht

hat“, sagt Sporttherapeut Josef Brunner. Das beweist auch eine ganze Station, die motiviert bis unter die Haarspitzen zum Rasenskilauf antritt und prompt bei der Kehrtwen-de übereinander purzelt. Die Patien-ten quittieren den Unfall, der den Sieg kostet, mit einem schallenden Lachen.

Letzte Runde

Josef Brunner hat vor 25 Jahren das Sportfest ins Leben gerufen und er ist in diesem Jahr ein letztes Mal vor seinem Ruhestand in offizieller Funk-tion dabei. Seine Kollegen bezwei-feln nicht, dass er in den kommen-den Jahren weiter dem Sportfest treu die Stange halten wird.

Die vier Sport- und Bewe-gungstherapeuten Silvia Daza, Re-nate Piehorsch, Josef Brunner und Harald Dullak freuen sich - frei nach dem olympischen Gedanken - über jeden, der beim Sportfest mitmacht. Für sie ist es wichtig, die Patienten zu aktivieren und deren soziale Kompetenzen zu stärken. Zwar gibt es nach drei Tagen jeweils für die drei Besten eine Urkunde und Ein-trittskarten für das Regensburger Westbad, aber dabei sein ist alles. „Verloren haben wir“, lacht eine Pati-entin zu Piehorsch, die nach dem Volleyball-Ergebnis fragte… „aber das macht nix, Spaß hat’s gemacht.“

SYNAPSE AugustPsychiatrie

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Kinder- und Jugendpsychiatrie

BindungsstörungenDr. Simon A. Meier

gen des Kindes- und Jugendalters dar. Sie sind kontextübergreifende, tiefgreifende Beziehungsstörungen, die sowohl kognitive Fähigkeiten, als auch sozio-emotionales Verhalten und die Persönlichkeitsentwicklung nachhaltig beeinträchtigen.

Als Begleiterkrankungen von Bindungsstörungen treten fast im-mer Aufmerksamkeitsstörungen, sehr häufig Sozialverhaltensstörun-gen, affektive Störungen, Persön-lichkeitsentwicklungsstörungen, Teil-leistungsstörungen sowie teilweise pseudoautistische Verhaltensweisen auf. Aufgrund der vielfältigen Komor-biditäten von Bindungsstörungen mit deren häufig „überschattenden“ Symptomen (etwa Aufmerksamkeits-störung) bedarf es, neben umfang-reicher und spezifischer Erfahrung auf diesem Gebiet, zusätzlicher ge-zielter und fundierter Methoden in der Diagnostik.

Hierzu zählen insbesondere eine altersangemessene und fun-dierte Bindungsdiagnostik, Verfah-ren zur Einschätzung der Persön-lichkeitsentwicklung, der Emotions-wahrnehmung, der vorliegenden Emotionsregulationsstrategien, so-wie störungsspezifische Interviews und Fragebögen. Diese umfangrei-chen Untersuchungen können in al-len Institutsambulanzen der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie durchgeführt werden.

Perspektivenplanung

Neben der Diagnostik bieten die Ins-titutsambulanzen ein umfassendes Angebot zur Therapie- und Perspek-tivenplanung für Kinder und Jugend-liche mit Bindungsstörungen, in Ab-sprache mit ihren sorgeberechtigten Eltern, an. Dies beinhaltet sowohl einen patienten- und einen familien-zentrierten therapeutischen Ansatz,

Frühe Bindungserfahrungen mit den Eltern prägen die sozio-emo-tionale Entwicklung eines Men-schen nachhaltig und haben lang-fristige und deutliche Auswirkun-gen auf seine seelische Gesund-heit.

Sich beispielsweise in Lebenskri-sen Unterstützung aktiv einzu-

holen oder sie zulassen zu können, hängt ebenso in entscheidender Weise davon ab, welches internale Arbeitsmodell von Beziehungen er-lernt worden ist, wie das Selbstwirk-samkeitserleben in der Bewältigung von Entwicklungsaufgaben aufge-stellt ist. Die Bindungsentwicklung ist somit immer unabdingbar mit der Autonomieentwicklung verknüpft.

Organisierte Bindungsmus-ter können dabei für ein Individuum einen protektiven Faktor darstellen (sicher-autonomes Muster) oder nicht (unsicher-vermeidendes be-ziehungsweise unsicher-ambiva-lentes Muster). Wenn diese stabilen und funktionierenden Strategien vo-rübergehend zusammenbrechen (etwa nach einem unverarbeiteten Trauma eines Elternteils) oder län-gerfristig versagen und dies folglich zu einer Bindungsdesorganisation mit Rollenumkehr beziehungsweise Bestrafung und Kontrollausübung gegenüber einer Hauptbezugsper-son führt, entsteht ein deutliches Emotionsregulationsdefizit, bezie-hungsweise eine emotionale Dysre-gulation. Dies kann einen bedeut-samen Risikofaktor für die psychi-sche Gesundheit darstellen.

Bindungsstörung: Schwerwie-gende psychische Erkrankung

Bindungsstörungen gemäß der ICD-10 oder der DSM-V stellen, weit über das Phänomen der Bindungsdesor-ganisation hinaus, eine der schwer-wiegendsten psychischen Erkrankun-

wie auch den Einbezug von Leistun-gen der Jugendhilfe.

Ein langfristig tragfähiger und Halt vermittelnder Lebensmittel-punkt, der die hohen alltäglichen Be-lastungen im Umgang mit den struk-turell tiefgreifend gestörten Patien-ten immer wieder aushalten und ab-federn kann, stellt dabei eine zentrale Säule der Behandlung dar. Durch Konstanz, Verlässlichkeit und Beständigkeit, die über neue, stabile Beziehungserfahrungen vermittelt werden, kann sich die Häufigkeit und Intensität der emotionalen Aus-brüche und aggressiven Durchbrü-che deutlich reduzieren lassen.

Doch auch die Helfersysteme stoßen dabei immer wieder an ihre Grenzen. Deshalb wurde nun in der Kinder- und Jugendpsychiatrie Re-gensburg eine neue Therapiegruppe (PEGAB – Psychoedukativ orientier-te Therapiegruppe für Angehörige von Kindern und Jugendlichen mit Bindungsstörungen) für Angehörige wie etwa Adoptiv- und Pflegeeltern, sowie Mitarbeiter aus der Jugendhil-fe (etwa Heimerzieher, Erziehungs-beistände), die in ihrer täglichen Ar-beit Patienten mit Bindungsstörun-gen versorgen, ins Leben gerufen. Hierbei erfolgt neben der Vermittlung von spezifischem Störungswissen eine sehr praxisnahe Beratung anhand videogestützter Fallarbeit und Hausbesuchen. Wissenschaft-lich evaluiert wird dieses neue und bisher weltweit einzigartige stö-rungsspezifische Gruppentherapie-konzept durch den Lehrstuhl für Entwicklungspsychologie der Fried-rich-Alexander-Universität Erlan-gen- Nürnberg.

Dr. phil. Simon A. Meier ist Diplom-Psychologe an der

Instituts ambulanz der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie am

Bezirksklinikum Regensburg

26 SYNAPSE AugustKJP

SYNAPSE AugustKJP

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Kinder- und Jugendmedizin, sowie dem medbo-eigenen Bezirksklini-kum Wöllershof. Weiden ist zudem das überregionale Zentrum der Nord-Oberpfalz und verkehrstech-nisch günstig erschlossen.

Die genehmigte Kapazität von 24 Betten ermöglicht einen Be-trieb von zwei Stationen mit je zehn Betten und einen intensivtherapeu-tischen Akutbereich mit vier Betten. In welcher Form das Klinik-Projekt baulich umgesetzt wird, steht noch nicht fest: „Wir prüfen mehrere Op-tionen. Wichtig ist der medbo aller-dings, dass die vollstationäre Ein-richtung weiter im Stadtzentrum angesiedelt ist, damit die Synergi-en mit den somatischen Einrichtun-gen am Klinikum Weiden erhalten bleiben“, so Kurt Häupl.

Stationäre Behandlung suchtkranker Jugendlicher

Die Entscheidung zum Antrag der medbo, in Weiden auch einen voll-stationären Bereich mit acht Betten

teilweise auf unserer Warteliste“, er-läutert Dr. Rexroth, „und für das lau-fende Jahr zeichnen sich weitere zusätzliche 60 Patienten ab“. Die Dunkelziffer-Schätzungen gehen in-dessen noch weiter: Nach der KIG-GS-BELLA-Studie (2007) leiden im bundesweiten Durchschnitt etwa fünf Prozent aller Kinder und Ju-gendlichen an einer behandlungsbe-dürftigen psychischen Erkrankung: In der Oberpfalz wären dies etwa 9.000 Kinder.

Medizinstandort Weiden

Der Standort Weiden war für die medbo die erste Wahl bei der Be-antragung der weiteren stationären Kapazitäten: Die seit 2001 beste-hende KJP-Tagesklinik und die Ins-titutsambulanz sind etablierte Ein-richtungen und können räumlich und personell eng mit dem neuen stationären Bereich verzahnt wer-den. Hinzu kommt die bewährte enge Zusammenarbeit der KJP Weiden mit den Kliniken Nordober-pfalz, insbesondere der Klinik für

für suchtkranke Jugendliche einzu-richten, hat der Krankenhauspla-nungsausschuss vertagt.

Dr. Christian Rexroth: „Bis-lang können Jugendliche mit Such-terkrankungen auf den altersge-mischten Stationen der KJP nur im Ausnahmefall stationär behandelt werden. Meist müssen diese Ju-gendlichen in die Erwachsenenpsy-chiatrie oder in andere somatische Kliniken verlegt werden, die teilwei-se in anderen Bundesländern liegen. Das ist oft nicht zielführend, weil dort auf die psychischen Ursachen der Abhängigkeit nicht altersspezifisch eingegangen werden kann“.

Hinzu käme, so Rexroth, der Einfluss neuer Drogen wie Crystal Speed, die gerade in den grenzna-hen Räumen zu Tschechien ein gro-ßes und vor allem neues Problem darstellten. „Hier greifen die klassi-schen Therapiemethoden der Sucht-medizin nicht eins-zu-eins – wir brauchen hier neue Wege gerade für den jugendlichen Erkrankten.“

29SYNAPSE AugustKJP

Kinder- und Jugendpsychiatrie in Weiden

24 Betten für die Nord-OberpfalzRenate Neuhierl

schen kommen“, ergänzt der Be-zirkstagspräsident.

„Das Prinzip der heimatna-hen Versorgung war und ist uns umso wichtiger, da außerhalb der städtischen Zentren Regensburg und Neumarkt bis heute in der ge-samten Oberpfalz auch keine Kin-der- und Jugendpsychiater nieder-gelassen sind“, erläutert medbo Vorstand Kurt Häupl. „Hier hat die Kassenärztliche Vereinigung den Sicherstellungsauftrag“.

Steigende Fallzahlen

Der Bezirk Oberpfalz und sein Krankenhausträger medbo bauen seit 1992 das kinder- und jugend-psychiatrische Angebot kontinuier-lich aus. Neben einer KJP-Klinik mit 28 vollstationären Betten in Re-gensburg betreibt das Unterneh-men in Amberg, Cham, Regens-burg und Weiden insgesamt 50 ta-gesklinische Plätze und umfangrei-

Der Bezirk Oberpfalz und die me-dbo (Medizinische Einrichtungen des Bezirks Oberpfalz) werden eine neue Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie am Standort Weiden errichten. Der Kranken-hausplanungsausschuss beim Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege geneh-migte am 13. Mai 2014 insgesamt 24 vollstationäre Betten und ei-nen Ausbau des bestehenden tagklinischen KJP-Angebots um sechs Plätze.

Ein positives Signal“, sagte Be-zirkstagspräsident Franz Löffler

zu der Entscheidung. „Wir haben den Antrag im Februar gestellt und freuen uns sehr über die schnelle Zusage des Ministeriums“. Die Strategie des Bezirks einer dezent-ralen, wohnortnahen Versorgung gerade im Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie (KJP) wäre, so Löffler, nicht nur bestätigt worden, sondern erfahre durch die jetzt mögliche Maßnahme einen enor-men Schub.

Denn wesentlich an der Ent-scheidung sei auch, dass der Kran-kenhausplanungsausschuss die Ansiedelung der neuen Einrichtung in Weiden in der Nord-Oberpfalz befürworte: Das bislang einzige vollstationäre Angebot in Sachen Kinder- und Jugendpsychiatrie in der Oberpfalz befindet sich am an-deren, südlichen Ende des Bezirks – in Regensburg. „Und für Kinder und ihre Familien aus Weiden, Tir-schenreuth, Waldsassen und so weiter ist die große Entfernung bei meist auch noch längerer Behand-lungsdauer eine zu große Belas-tung – das medizinische Angebot muss gerade im Bereich der Kinder und Jugendlichen zu den Men-

che Institutsambulanzen. Die medbo hatte bereits 2009 eine Er-weiterung der Regensburger Ein-richtung um 12 stationäre Betten beantragt, die ab Ende 2016 vor-aussichtlich auch zur Verfügung stehen werden.

„Wir verzeichnen ein enor-mes Fallzahlenwachstum an allen unseren Standorten und in allen Al-tersgruppen“, erläutert Dr. Christian Rexroth, kommissarischer Ärztli-cher Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie am Be-zirksklinikum Regensburg und Chefarzt der KJP-Außenstandorte. In der Regensburger KJP-Klinik hät-ten sich, so Rexroth, die vollstatio-nären Fallzahlen seit 2003 verdop-pelt – bei konstant 28 Betten seit 1993. 353 Kinder und Jugendliche wurden 2013 stationär behandelt. „Dabei gab es nachweisbar mindes-tens 420 ernsthaft erkrankte Patien-ten mit dringendem stationärem Be-handlungsbedarf. Sie stehen jetzt

28 SYNAPSE AugustKJP

KJP-Versorgungssituation in der Oberpfalz: Weitere Daten und Fakten

In den nächsten fünf Jahren ist nach Experten-Schätzung eine Fallzahlsteigerung im Bereich KJP von mindestens 30 Prozent zu erwarten. Alle Altersgruppen sind von der Fallzahlzunahme betroffen.

Die Zahl der Notaufnahmen in der KJP aufgrund von akuten Krisensi-tuationen steigt in der Oberpfalz zu Lasten der elektiven Aufnahmen. Die Folge ist eine Verkürzung der durchschnittlichen stationären Verweildauer auf zuletzt 27,3 Tage. Die durchschnittliche Verweildauer betrug 2012 im Bundesdurchschnitt hingegen 38,4 Tage.

2013 wurden 36 minderjährige Suchtkranke bei der medbo behandelt, alleine 20 in den erwachsenenpsychiatrischen Einrichtungen in Regensburg und Wöllershof. Seit 2009 hat sich die Fallzahl mehr als verdreifacht, die Tendenz bleibt steigend.

Bezirksrat Toni Dutz, Prokurist Manfred Tretter (Kliniken Nordoberpfalz), KJP-Oberarzt Hans Kiefl, KJP-Chefarzt Dr. Christian Rexroth, medbo Vorstand Kurt Häupl,

Bezirkstagspräsident Franz Löffler und Bezirkstagsvizepräsident Lothar Höher (v.l.n.r.)

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schwerdegruppen: zum einen, dass sie den Eindruck haben, kognitiv nicht mehr so fit zu sein. Sie können sich keine Dinge mehr merken. Ar-beitsabläufe, die früher ohne Proble-me abgewickelt wurden, brauchen sehr viel länger. Diese Patienten fühlen sich einfach nicht mehr so leistungsstark. Zusätzlich kommen häufig depressive Symptome hinzu, mitbedingt durch die posttraumati-sche Belastungsstörung sowie sehr oft eine Furcht vor aufziehenden Ge-wittern oder lauten Geräuschen.

Das zweite und neurologisch eindrucksvollste Krankheitsbild fin-

Erstaunlich ist bei den oben genannten physikalischen Parame-tern, dass es trotzdem meist nur zu Verbrennungen zweiten Grades kommt, dass heißt Rötung und Bla-senbildung, aber keine Verkohlung. Dies liegt daran, dass die Zeitdauer der Einwirkung sehr kurz ist: maxi-mal eine Sekunde. Schädigungen können auch an den Augen (Linsen-trübung durch thermische Schädi-gung) oder im Ohr entstehen (Trom-melfellriss durch das Knalltrauma).

Die Patienten, die sich in der Neurologie vorstellen, klagen in der Regel über zwei wesentliche Be-

det sich unmittelbar nach der Akut-phase: die sogenannte Keraunopa-ralyse, auch Blitzlähmung genannt. Dabei sind die Patienten mehr oder minder komplett gelähmt. Diese Lähmung bildet sich aber innerhalb von Stunden wieder zurück. Es kann auch zu Bewusstlosigkeit, Verwirrt-heit und Sensibilitätsstörungen kom-men. Mit der höchsten Sterblichkeit verbunden sind direkte Blitzein-schläge in den Kopf. Dabei kann es zu Blutungen und schweren Kontu-sionen kommen. Auch das Rücken-mark kann in diesen Fällen geschä-digt werden, da es einen sehr guten Leiter für den Strom darstellt.

Diagnose und Therapie

Die oben genannten Symptome bil-den sich meist innerhalb der folgen-den Tage mehr oder minder zurück. Die Gedächtnis- und Konzentrati-onsstörungen bleiben oft lange be-stehen, eventuell als Dauerschaden. Die Bildgebungsbefunde bis hin zum Kernspin sind dabei sehr oft unauf-fällig, so dass nicht blitzerfahrene neurologische Gutachter keine sig-nifikanten Schäden feststellen. Mit Hilfe einer differenzierten neuropsy-chologischen Testung gelingt es aber sehr oft, schwere neuropsycho-logische Defekte bis hin zu 100% Minderung der Erwerbsfähigkeit zu diagnostizieren. Gelingt die frühzeiti-ge Erfassung dieser Schäden, ist eine ebenso frühzeitige neurologi-sche Rehabilitation durchaus er-folgsversprechend.

Im peripheren Nervensystem klagen die Patienten sehr oft über unspezifische Symptome, die in der konventionellen neurologischen Un-tersuchung oft nicht nachgewiesen werden können. Auch die Messung der konventionellen motorischen oder sensiblen Leitgeschwindigkei-ten führt in der Regel zu keinem pa-thologischen Befund. Die Sympto-matik wird deshalb von den Gutach-tern meist als psychogen eingestuft.

Im Rahmen unserer Arbeit konnten wir aber zeigen, dass bei Blitzschäden, die dünnen unbemark-ten Fasern in der Haut beschädigt

31SYNAPSE AugustNeurologie

Blitzforschung an der Klinik für Neurologie der Universität Regensburg am Bezirksklinikum

Vorsicht – Hochspannung!Prof. Dr. Berthold Schalke

vier, je nachdem wie die Ladung und die Richtung des Blitzes orientiert sind.

Arten des Blitzeinschlags

Es gibt verschiedene Arten von Blitz-schlagverletzungen. Zum einen den direkten Blitzeinschlag, wo der Mensch direkt vom Blitz getroffen wird. Diese sind – wie schon geschil-dert – eher seltenere Ereignisse, aber sie können häufig auch zum Tode führen.

Dann gibt es den sogenann-ten Blitzüberschlag, etwa von Bäu-men oder Holz- oder Metallmasten. Eine dritte Kategorie ist die soge-nannte Berührungsspannung, das heißt der Mensch fasst an ein in der Regel stromleitendes metallenes Objekt, etwa einen Zaun oder Fah-nenmast. Ein Teil des Blitzstromes fließt dann über die Person ab. Die letzte Form ist der sogenannte Erd-schlag, das heißt der Blitz schlägt in der Nähe der Person ein und breitet sich kreisförmig über den Erdboden aus. Je näher die Person zur Ein-schlagstelle steht, umso höher ist die

Blitzverletzungen sind relativ sel-tene Ereignisse: Nur etwa 100 Fäl-le gibt es pro Jahr in Deutschland. Circa zehn bis 20 % der Verletzten sterben an den Folgen des Blitz-schlages. Dies ist auch der Grund, warum das Forschungsinteresse in Bezug auf Personenschäden relativ gering ist.

Sehr viel zahlreicher und insge-samt auch finanziell höher sind

Schäden, die durch Blitzeinschläge in Häuser und Infrastruktur auftre-ten. Hier ist nicht nur an direkte Häu-serbrände zu denken, sondern vor allen Dingen auch an Ausfälle im elektronischen Bereich, Störungen des Flugverkehrs und vieles mehr.

Wie kam es nun dazu, dass wir uns für das Thema ‚Blitzschlag-verletzung‘ interessierten? Das ist ganz einfach: Plötzlich steht ein Pa-tient, der vom Blitz getroffen wurde, in der Poliklinik und hat Beschwer-den und Probleme, die sich schwer zuordnen lassen. Man fängt an, sich mit dem Phänomen Blitz zu beschäf-tigen, und stellt fest, dass es nicht nur eine Art von Blitz gibt, sondern

Spannung. Weiterhin ist die durch den Körper fließende Spannung da-von abhängig, wie weit der Schritt ist, da die Schrittspannung mit der Schrittlänge ansteigt.

Zuletzt sind noch die indirek-ten Schäden für den Menschen zu nennen, etwa bei Explosion von ge-troffenen Gegenständen oder durch herabfallende Äste, Dachziegel et cetera. Für den Menschen wohl eher nicht so bedeutend ist die Wirkung des elektromagnetischen Impulses, der aber elektronische Geräte sehr stark stören oder zerstören kann.

Vom Blitz getroffen

Welche Wirkung hat aber ein Blitz-schlag oder Gleichstromimpuls auf den menschlichen Körper? Der Strom fließt nicht gleichmäßig durch den menschlichen Körper, da die Ge-webe einen unterschiedlichen elekt-rischen Widerstand haben. So leiten Fettgewebe und Muskeln deutlich schlechter als etwa Nervenbahnen oder Gefäße. Der größte Anteil der Stromspannung oder des Stromes fließt wohl über die Haut ab.

30 SYNAPSE AugustNeurologie

Blitze

Blitz und Donner haben die Menschheit schon immer fasziniert. Nicht umsonst sind die Götter des Altertums (Zeus und Jupiter) und der germanischen Sagenwelt (Wotan) mit dem Vorhandensein von Blitz und Donner verbunden.

Blitze können bei ihren Entladungen von Wolke zu Erde oder Wolke zu Wolke Spannungen von mehreren Millionen Volt haben. Die Ströme, die fließen, liegen im Bereich von 100.000 Ampère, die entstehenden Temperaturen liegen zwischen 5.000 und 50.000°C. Sie liegen damit höher als auf der Sonnenoberfläche. Fortsetzung auf Seite 32

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insgesamt fünf Preisträgern des GO-Bio Wettbewerbes (Phase I) durch-setzen. Mit knapp vier Millionen Euro wird das Projekt nun gefördert.

Suche nach neuem Wirkstoff

Die molekularen Ursachen der ALS sind vielfältig. Eine große Anzahl re-levanter Gen-Mutationen sind inzwi-schen bekannt und tragen immer weiter zum Verständnis der Erkran-kung bei. Aber eine wirksame ur-sächliche Therapie gibt es bisher noch nicht.

Durch einen innovativen Wirkstoff soll die Neubildung von Nervenzellen gezielt wieder reakti-viert werden. „Bei Menschen mit neurodegenerativen Erkrankungen ist die Konzentration des TGFß-Mo-leküls erhöht. Ein Übermaß davon hemmt die Fähigkeit des Zentralen Nervensystems, sich zu regenerie-ren und neue Nervenzellen hervor-

Mit rund vier Millionen Euro för-dert das Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rah-men seines GO-Bio Wettbewerbs ein Projekt Prof. Dr. Ulrich Bog-dahns, dem Ärztlichen Direktor der Klinik und Poliklinik für Neu-rologie der Universität Regens-burg am Bezirksklinikum und In-haber des Lehrstuhls für Neurolo-gie. Das Projekt setzte sich gegen 106 Mitbewerber durch.

Im Zentrum des Regensburger For-schungsprojekts stehen neurode-

generative Erkrankungen – allen vo-ran die Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) – bei denen es noch keine ur-sächlich wirksame Therapie gibt. Prof. Bogdahns Team hat einen An-satz zur Therapieentwicklung bei derartigen neurodegenerativen Er-krankungen entwickelt. Damit konn-te sich Bogdahn gegen 106 Bewer-ber bei den Deutschen Biotechnolo-gietagen in Hamburg als einer von

zubringen. Diesen natürlichen Kom-pensationsmechanismus wollen wir reaktivieren und damit für die Patien-ten wieder ein möglichst normales Leben ermöglichen“, erläutert Pro-fessor Bogdahn das Projektziel.

In der ersten Phase wird ein Wirkstoff entwickelt, der anschlie-ßend in einer klinischen Studie ge-testet werden soll. Zudem werden Biomarker identifiziert, die der späte-ren Patientensicherheit dienen sol-len sowie bestimmte Rückschlüsse auf die Wirkung des Präparates zu-lassen. Aus diesen Indikatoren sind auch umfassende Erkenntnisse über die Krankheit selbst und ihre mole-kularen, zellulären und funktionellen Mechanismen zu erwarten. In der zweiten Phase sind die klinische Prüfung des Wirkstoffs und die Gründung von „CampoNeuro Phar-ma“ als Biotechnologie-Unterneh-men geplant. Dieses soll langfristig den Wirkstoff herstellen und mögli-cherweise auch vertreiben.

Gründeroffensive Biotechnologie – GO-Bio

Seit 2005 unterhält das Bundesmi-nisterium für Bildung und Forschung (BMBF) das Förderprogramm „Grün-deroffensive Biotechnologie“, kurz GO-Bio. Damit unterstützt das BMBF gezielt vielversprechende Gründer-teams in dem meist langwierigen und kostspieligen Entwicklungspro-zess neuer Medikamente und The-rapien. Die GO-Bio-Bewerber müs-sen sich einem harten und hoch-selektiven Auswahlwettbewerb stel-len. Die eingereichten Ideen werden auf Innovations- und Marktfähigkeit geprüft. Weniger als zehn Prozent der Bewerber schaffen den Sprung in die Förderung. In den bisher durchgeführten sechs Auswahlrun-den wurden aus insgesamt 600 ein-gereichten Vorschlägen lediglich 46 besonders aussichtsreiche Projekte für eine Förderung durch GO-Bio identifiziert. Aus diesen sind bislang 21 Unternehmensgründungen her-vorgegangen. (RNE/UKR)

Gleichstrom spielte vor weni-gen Jahren kaum eine Rolle. Allen-falls in der Industrie wurden Präzisi-onsmaschinen mit Gleichstrom be-trieben. Heute produziert jede Solar-anlage auf einem Hausdach Gleichstrom. Es existieren zuneh-mend mehr Elektroautos mit hohen Batterieladungen, so dass davon auszugehen ist, dass in Zukunft mehr Gleichstromverletzungen mit entsprechenden Verletzungsbildern auch auf dem neurologischen Ge-biet auftreten werden.

Erste Hilfe

Kommt es zu einer Blitzschlagverlet-zung einer Person, sollte man, falls erforderlich, unmittelbar mit den Wiederbelebungsmaßnahmen be-ginnen. Dies ist auch möglich, da der Körper des Verletzten nicht mehr von Strom durchflossen ist, wie das bei technischen Stromverletzungen der Fall sein kann. Viele der To-desopfer könnten wahrscheinlich noch leben, wenn ein Mensch in der Nähe gewesen wäre, der unmittel-bar mit Reanimationsmaßnahmen hätte beginnen können. Am sichers-ten ist es jedoch immer noch, wenn man in einem Gebäude warm und trocken sitzt und das Gewitter von innen heraus beobachten kann. Denn das Naturphänomen Blitz und Donner kann durchaus ästhetisch und schön sein, solange man nicht vom Blitz getroffen wird.

Prof. Dr. Berthold Schalke ist Leitender Oberarzt an der

Klinik und Poliklinik für Neurologie der Universität Regensburg

am Bezirksklinikum

werden. Diese sogenannten ‚small fibers‘ sind für die Temperatur und Schmerzleitung verantwortlich. Des-halb kann man solche Schäden nur mit hochspezifischen Testmethoden zur unterschiedlichen Temperatur-empfindung nachweisen. Mittlerwei-le ist es auch gelungen, die Befunde histologisch zu bestätigen.

Im Rahmen unserer Arbeit stellen sich immer mehr Patienten mit Zustand nach Blitzschlagverlet-zung vor. Teilweise wurden sie auch von den Berufsgenossenschaften gezielt geschickt, da die Schäden bei dieser Personengruppe sehr oft von nicht blitzschlagerfahrenen Gut-achtern vollkommen falsch einge-stuft wurden. Es ist uns gelungen, bei etlichen Blitz- aber auch Strom-schlag geschädigten Patienten die Schädigungsfolgen nachzuweisen und damit in die Begutachtung mit einzubeziehen.

Neue Gefahrenquelle: Gleichstrom

Ein wesentliches Problem ist, dass sich nur sehr wenige Mediziner mit den klinischen Folgen von Blitz-schlagverletzten ernsthaft beschäfti-gen. Das liegt sicher an der relativ geringen Patientenzahl. In Deutsch-land betreuen wir in der Neurologi-schen Poliklinik sicherlich die größte Gruppe an Patienten mit Blitzschlag-verletzungen. In der Zukunft ist zu erwarten, dass sich das rapide än-dert, denn Blitzschlagverletzungen ähneln denen bei Gleichstromverlet-zungen.

32 SYNAPSE AugustNeurologie

Neurologie

Vier Millionen Euro für die Erforschung neurodegenerativer Erkrankungen

Amyotrophe Lateralsklerose

Stephen Hawking ist der wohl berühmteste Betroffene von Amyotropher Lateralsklerose (ALS), eine der schwersten neurodegenerativen Erkran-kungen. Bei ALS werden die für die Muskelbewegungen verantwortli-chen Nervenzellen fortschreitend und irreversibel geschädigt oder schwinden ganz. In Folge dessen kommt es bei den Patienten unaufhalt-sam zu Lähmungen der Körpermuskulatur. Statistisch gesehen beträgt die Überlebenszeit der ALS-Patienten nach Diagnosestellung zwischen ein und drei Jahren. Wann und welche Symptome bei jedem einzelnen Betroffenen auftreten, kann noch nicht exakt vorhergesagt werden.

Was tun bei Gewittern?

Am besten ist es, sich während eines Gewitters in einem festen Haus oder einem Auto aufzuhalten. Ist es nicht möglich, sollten Gebäude ohne Blitzschutzanlage, große Zelte mit Metallgestängen oder die Umgebung von Gebäuden und Metallmasten aufgesucht werden. Dabei sollte darauf geachtet werden, dass zu den Wänden und Metallteilen ein Abstand von mindestens drei Metern eingehalten wird. Überrascht einen das Gewitter auf freiem Feld, sollte man einen möglichst tiefen Punkt suchen, sich hinhocken und die Füße ganz eng beieinander halten. Ist man im Wald, sollte man auch die direkte Nähe von Bäumen meiden, also ebenfalls einen Mindestabstand von drei Metern halten.

Nähere Informationen im Internet unter den Schlagworten „Unfälle durch Blitzeinwirkung VDE/abb2/12“.

Fortsetzung von Seite 31

33SYNAPSE AugustNeurologie

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spielsweise als fiebersenkende Maßnahme durch eine Teilkörperwa-schung oder zum Aufwärmen kalter Füße im Winter mit einem Fußbad.

Einreibungen zum Beispiel zur Atemstimulation können gut mit Hilfe von ätherischen Ölmischungen durchgeführt und intensiviert wer-den. Sie erleichtern den Bewohnern das Abhusten. Jojobaöl und Sandel-holz können gemischt sogar als

regung genannt. Die verwendeten Öle wirken zudem antibakteriell und antiviral. Zusätzlich kommt es beim Einsatz von Aromapflege zu einer Reduzierung von Schmerzen und zur Verringerung von Muskeltonus und Speichelfluss beim Bewohner, was wiederrum eine intakte Mund-schleimhaut zur Folge hat. Des Wei-teren beurteilten die Teilnehmer auf einer Skala von „1“ bis „10“ die Effek-tivität der Aromapflege mit dem asymmetrischen Mittelwert 7. Auch die fachliche Kompetenz der Aro-mapfleger konnte punkten.

Aromapflege ist ein qualitäts-sicherndes und -steigerndes Pflege-instrument. Eine feste Integration in das Repertoire des pflegerischen Bereichs ist sinnvoll – zumal die Aro-mapflege in Deutschland im Gegen-satz zu anderen Ländern tendenziell noch wenig Anwendung findet.

Melanie Kießling ist Gesundheits- und Krankenpflegerin, Wund-

expertin ICW und Pain Nurse Plus, Kathrin Werner ist Gesundheits-,

Kranken- und Altenpflegerin und Kirsten Gangl ist Kranken-

schwester/Palliativ-Weiterbildung im Neurologischen Spezial-

pflegeheim am Bezirksklinikum Regensburg

35SYNAPSE AugustNeurologie

Aromapflege

Die Macht der DüfteMelanie Kießling, Kathrin Werner und Kirsten Gangl

Pflege hergestellte Mischungen. Die Wirkung der Öle entfaltet sich nicht nur über den Geruchssinn, sondern auch über die Aufnahme über die Haut, sodass auch intubierte, tra-cheotomierte und beatmete Bewoh-ner profitieren. Über die Haut gelan-gen die Öle in den Organismus. Blut- und Lymphbahnen transportieren die ätherischen Stoffe und werden über Lunge, Leber und Niere wieder ausgeschieden.

Die physische Wirkung ist klar messbar über Blutdruck-, Puls- und Muskeltonusveränderungen so-wie über die Reduktion von Bakteri-en, Viren und Pilzen durch die anti-bakterielle, antivirale und antimykoti-sche Wirkung der Öle. Teebaum- oder Manukaöl wirken nachgewiesen so-gar gegen MRSA und andere anti-biotikaresistente Keime antiseptisch.

Psychisch wirken ätherische Öle über das Limbische System und können somit Einfluss auf die Ge-fühlswelt, Wohlbefinden und Wie-dererkennung haben.

Anwendungsgebiete im HAUS 15

Die Raumbeduftung mit Hilfe zum Beispiel von Duftsteinen schafft eine angenehme Raumatmosphäre. Der sonst so typische medizinische Kran-kenhausgeruch wird abgemildert und die Zimmer wirken heimeliger. Dabei wirken Öle wie Bergamotte, Manda-rine oder Zitrone erfrischend, bele-bend und aktivierend. Sie werden vorwiegend vormittags verwendet. Weihrauch, Manuka, Teebaum oder Zimt reinigen die Luft und können un-angenehme Gerüche ausgleichen. Öle zur Entspannung wie Lavendel- oder Rosenöl eignen sich besonders gut abends zur Schlafenszeit.

Ein weiteres Anwendungsge-biet bilden Waschungen und Bäder. Ätherische Öle können hier in Ver-bindung mit einem Emulgator wie Honig, Sahne oder Meersalz einen hohen hautpflegerischen Effekt er-zielen, belebend und entspannend wirken. Sie können auch therapeuti-sche Anwendung finden wie bei-

Seit einem Jahr sind sie im Ein-satz: fünf Gesundheits- und Kran-kenpfleger am Neurologischen Spezialpflegeheim HAUS 15 des Bezirksklinikums Regensburg hatten im Sommer 2013 einen Ba-siskurs zur Aromapflege erfolg-reich absolviert und konnten mit der Integration dieser bereichern-den Pflegemethode in den thera-peutischen Alltag beginnen.

Nach und nach wurden auch alle weiteren Kollegen im Neurologi-

schen Spezialpflegeheim geschult, um einen sachkundigen und siche-ren Umgang mit den Ölen zu ge-währleisten. Auch bei der Angehöri-genarbeit und in der Ausbildung von Gesundheits- und Krankenpflege-schülern hat die Aromapflege mittler-weile einen festen Platz. Vor allem aber profitieren die schwer hirnge-schädigten Bewohner des Neurolo-gischen Spezialpflegeheims jeden Tag vom Einsatz der hochwertigen ätherischen Öle.

Aromatherapie und Aromapflege

Aromapflege ist ein Teilbereich der Aromatherapie. Die Aromatherapie ist in Deutschland per Gesetz Ärzten vorbehalten und gehört zur Phyto-therapie. Sie beinhaltet die gezielte therapeutische Anwendung von Ölen pur oder gemischt über den Ge-ruchssinn, die Haut und die Schleim-häute, zum Beispiel über Kapseln oder Zäpfchen.

Als anerkannte Pflegemetho-de wird die Aromapflege in die pfle-gerischen Handlungen auf der Grundlage von Anamnese und Pfle-geplanung als unterstützende Maß-nahme individuell integriert. Inhalte der Ausbildung waren entsprechend unter anderem die Herstellung, Qua-litätssicherung, Dosierung, Wirkung und Anwendung einzelner Öle sowie Indikationen und Kontraindikationen vor allem im neurologischen Bereich.

Zur äußerlichen Anwendung kommen 100% naturreine ätheri-sche Öle, Hydrolate, fette Pflan-zenöle sowie bereits speziell für die

34 SYNAPSE AugustNeurologie

Aromapflege im Hausgebrauch

• bei Spannungskopfschmerzen Eukalyptusöl an den Schläfen einreiben (Achtung: nicht bei Epilepsie verwenden, hier hilft alternativ Melisse)

• gegen kalte Füße hilft ein warmes Fußbad mit Meersalz und Zimtöl• gegen fettende Gesichtshaut Jojobaöl und Zitrone

(Augen und Schleimhäute aussparen)• gegen Akne kann Teebaum- oder Lavendelöl mit Jojobaöl

hilfreich sein• für Narbenpflege und gegen Falten empfiehlt sich Hagebuttenkernöl• um den Appetit anzuregen ein paar Tropfen Mandarinenöl auf

einen Duftstein träufeln • gegen innere Unruhe und Anspannung können Zitrusdüfte und

Jasminöl als Raumbeduftung helfen, gegen Aggressivität Immortelle• bei Apathie werden Düfte wie Rose und Limette verwendet• zur Hautpflege und Dekubitusprophylaxe eignen sich vor allem

Teebaum-, Manuka-, Lavendel- und Citrosenöl mit Mandelöl gemischt

• ein Sonnenschutzöl kann man sich selbst mit Jojoba und Sandelholzöl herstellen

• beim Einschlafen kann Lavendelöl helfen

Aromaöle nie pur auf die Haut geben, nur gemischt mit einem fetten Trägeröl (etwa Mandel oder Jojoba) verwenden! Bitte vor Erstanwen-dung Allergietest durchführen und nur wenige Tropfen verwenden (maximal fünf Tropfen pro Anwendung).

Duftende Wickel und Aufla-gen zeigen beispielsweise zur To-nuslösung oder Schmerzreduktion gute Wirkungen. Hand- und Fuß-massagen komplettieren die Anwen-dungsgebiete der Aromatherapie. All diese Maßnahmen lassen sich in den pflegerischen Alltag gut integrie-ren und sind eine Bereicherung für die Bewohner und das Team.

Beobachtungen und Erfahrungen

Pflegepädagogik-Studentin Kathrin Werner hat eine Studie mit dem Titel „Implementierung der Aromapflege im klinischen Bereich“ in HAUS 15 durchgeführt. Im Fokus stand die Evaluation der Anwendung von ätherischen Ölen in der Pflege. Hier-zu wurde das gesamte Pflegeteam von HAUS 15 zu Häufigkeit und Art der Anwendung sowie die verwen-deten Öle und Düfte befragt. Auch der Stand des theoretischen Fach-wissens wurde erfasst. Nicht zuletzt untersuchte die Studie die prakti-schen Effekte der Aromapflege: die wahrnehmbaren Veränderungen am Patienten.

Ergebnis: Als positive Verän-derungen wurden die entspannende Wirkung, die Steigerung der Auf-merksamkeit, der hautpflegende Ef-fekt sowie Harmonisierung und An-

Sonnenschutz verwendet werden. Zur Hautpflege eignen sich fette Öle in Verbindung mit einzelnen ätheri-schen Ölen wie etwa Lavendelöl.

Für die Mundpflege gibt es eine spezielle Mischung, die ins Mundpflegewasser geträufelt wird. Der angenehme Geschmack dient als Anregung für die Geschmackssin-ne, zur orofacialen Stimulation und Keimreduktion auf der Mundschleim-haut.

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schwestern Maria Lindermayer und Carolin Deininger maßen bei über 150 Besuchern Blutdruck und Blut-zucker. Der Leiter der Stroke-Unit (Schlaganfallspezialstation) am Bezirksklinikum, Prof. Dr. Felix Schlachetzki, Stroke-Unit-Oberärz-tin Dr. Sandra Boy sowie Dr. Anne-marie Lenner, Leitende Oberärztin der Klinik für Neurologische Reha-bilitation, klärten über Risikofakto-ren für einen Schlaganfall und über typische Symptome auf. Interes-senten konnten ihr individuelles Schlaganfall-Risiko ermitteln las-sen und sich Tipps und Infos zur Prävention holen.

Aufklärung: „Time is Brain“

Die AOK Regensburg beriet die Be-sucher zu Versicherungsfragen und geförderten Präventionsmaßnahmen. Mit Vertretern der Regensburger Schlaganfall-Selbsthilfe-Gruppen konnten sich die Besucher des Lon-don-Bus über Erfahrungen im Um-

gang mit den Folgen eines Gehirnin-farkts informieren.

Ziel der Initiative „Bayern gegen den Schlaganfall“ ist es, die Bevöl-kerung über Risikofaktoren und Symptome des Schlaganfalls auf-zuklären. Viele Menschen kennen die Symptome eines Schlaganfalls nicht und können ihre individuellen Risikofaktoren nicht einschätzen.

„Dabei ist es so wichtig, dass möglichst viele Menschen ei-nen Schlaganfall erkennen und schnell die richtigen Maßnahmen einleiten: Schnelligkeit rettet im Ernstfall Gehirn“, erklärt Dr. Sandra Boy, Oberärztin an der Klinik für Neurologie der Universität Regens-burg am Bezirksklinikum und Ex-pertin in der dortigen Stroke-Unit (Schlaganfall-Spezialstation), „am allerwichtigsten ist die erste Maß-nahme: Unbedingt den Notruf 112 wählen!“. (RNE/LHO)

37SYNAPSE AugustNeurologie

Schlaganfall-Bus machte Station am Regensburger Haidplatz

Bayern gegen den Schlaganfall

Die Initiative „Bayern gegen den Schlaganfall“ unter der Schirm-herrschaft von Ministerpräsident Horst Seehofer hatte eine „Schlag anfall-Tour“ quer durch den Freistaat Bayern organisiert. Am 18. Juli machte die Tour am Regensburger Haidplatz Station: In Form eines feuerroten Lon-don-Doppeldecker-Bus.

Unter der Federführung der me-dbo Klinik für Neurologie der

Universität Regensburg am Be-zirksklinikum Regensburg (BKR) und der Klinik für Neurologische Re-habilitation am BKR konnten sich Regensburger und auch Touristen vor und im Bus den ganzen Tag über bei Fachleuten zu verschiedenen Aspekten des Schlaganfalls infor-mieren. Auch die Apotheke des BKR war mit von der Partie.

Die speziell für Schlaganfall-patienten ausgebildeten Kranken-

36 SYNAPSE AugustNeurologie

Schlaganfall: Informationen und Fakten

In Deutschland erleiden jährlich etwa 250.000 Menschen einen Schlaganfall. Allein in Bayern sind mehr als 40.000 Menschen von den Folgen dieser Erkrankung betroffen. In den kommenden Jahren wird mit dem Durchschnittsalter der Bevölkerung auch die Zahl der Schlag-anfälle rapide steigen.

Wichtige Symptome des Schlaganfalls:• Schlagartig auftretende neurologische Ausfälle wie eine halbseitige

Lähmung oder Schwäche von Arm und Bein, ein Herabhängen des Mundwinkels, Taubheitsgefühle, der Ausfall der Sprechfunktion oder Schwierigkeiten, Worte zu finden sind wichtige Anzeichen eines Schlaganfalls.

• Mitunter kann es auch zu Doppeltsehen und vorübergehender Blindheit auf einem Auge kommen oder zu heftigem Schwindel mit Gangunsicherheit. Manche Patienten verstehen Gesprochenes nicht mehr. Da diese Symptome nicht mit Schmerzen einhergehen, werden sie häufig auf den ersten Blick als harmlos eingeschätzt. Ein fataler Fehler!

• Manche Patienten nehmen vom Schlaganfall betroffene Körperteile nicht wahr (Neglect-Syndrom): Einen gelähmten Arm erkennen sie möglicherweise nicht als ihren eigenen. Auch die Mimik ist oft nicht mehr steuerbar. Fragen Sie Patienten aktiv danach: „Ist dies Ihr Arm?“, „Bitte lächeln Sie mich kurz an“.

Dr. Annemarie Lenner (links aussen), Dr. Sandra Boy (vorne Mitte) und

Prof. Dr. Felix Schlachetzki (zweiter von rechts) mit dem Team des Schlaganfallbus

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Bestätigung geschickt – und ohne die Bestätigung wird er nicht entlas-sen. Kirsten Lange greift zum Tele-fonhörer und klärt die Sache ab. Die „Feuerwehr“ ist offensichtlich gut vernetzt.

Respekt! Ich denke an den Ämter-Hürdenlauf, als ich einmal meine Brieftasche verloren hatte. Und mir wird klar, was „Entlassung“ für diese Menschen ganz praktisch bedeutet: Sie brauchen Dokumente, eine Sozialversicherungsnummer, fehlende Zeugnisse müssen be-schafft, ein Bankkonto muss eröffnet werden. Termindruck, Hürden, Sor-gen. „Es fällt vielen nicht leicht, ein völlig neues Leben aufzubauen: Wo sollen sie künftig wohnen, wo be-kommen sie Arbeit, wie lernen sie neue Menschen kennen? Zurück ins alte Milieu kommt für viele nicht mehr infrage“, erklärt Dr. Lange, „aber wie ein neues Leben ausse-hen könnte, wie man neue und vor

Das Stichwort „Resozialisie-rungsplan“ fällt. Der Begriff unter-stellt, dass es auch beim Planen der Zeit nach dem Maßregelvollzug ei-nen geregelten Ablauf gibt. Der All-tag ist aber – wie bei jedem anderen Menschen auch – oft unberechen-bar. Und so müssen einst verhei-ßungsvoll erschienene Pläne nicht selten verändert, manchmal sogar aufgegeben werden. Dies ist mit ei-nem hohen bürokratischen Aufwand verbunden, bei dem die Ambulanz-mitarbeiter mitdenken und unterstüt-zen. Das Team ist immer wieder auch mal Feuerwehr, wenn die Pati-enten schnelle Hilfe bei der Lösung von Problemen brauchen. Es klopft wieder an der Tür. Ein älterer Patient mit einer Aktentasche kommt herein. Er habe Schwierigkeiten mit dem Gericht. Morgen sei eine Anhörung, wo entschieden werde, ob er end-gültig entlassen werde. Aber die the-rapeutische Wohngemeinschaft, in die er ziehen soll, hat ihm noch keine

allem andere Menschen kennen-lernt: Das muss man oft erst auspro-bieren und dabei auch an Fehlern lernen und wieder neu beginnen oder anders weiter machen dürfen“.

Tapetenwechsel

Dr. Lange zeigt mir die Patien-ten-Zimmer. Mehrbettzimmer mit Bad auf dem Flur, eine kleine Ge-meinschaftsküche, ein Wohnzimmer mit ein paar Sofas, eine Waschma-schine. „Kein Luxus“, denke ich mir. Ein Bewohner räumt gerade auf. Ich unterhalte mich ein wenig mit ihm. Worauf er sich am meisten freue, möchte ich von ihm wissen: „Nächs-te Woche ziehe ich nachhause zu meiner Frau. Und in einem Monat fange ich als Staplerfahrer bei einer Spedition an“. Ob es eine harte Zeit für ihn gewesen sei, hier in der Fo-rensik? „Es gibt schlimmere Orte“, meint er. Ich glaube ihm.

39

Mein medbo Tag in der Forensischen Entlassstation

Drinnen und draußenRenate Neuhierl

Berufsbildungswerks, die sich über die Forensik in Regensburg infor-mieren. Hinter der Pforte wartet Sta-tionsleiter Andreas Dinauer auf mich: „Das Kommen und Gehen ist hier nicht nur normal, sondern Pro-gramm“, meint er. „In HAUS 4 ist nicht nur die Entlassstation unterge-bracht, sondern auch die Forensisch Psychiatrische Ambulanz. Unsere Pa tienten kommen und gehen stän-dig“.

Seit 2009 gibt es in Bayern offiziell Forensisch Psychiatrische Ambulanzen, so auch am Bezirkskli-nikum Regensburg. Im Maßregelvoll-zug folgt man der Auffassung, dass ein begleiteter Übergang die Thera-pieerfolge sichern hilft. Und so wer-den in Regensburg Patienten erst einige Wochen in der Entlassstation untergebracht, wo sie mit Unterstüt-zung eines Teams von Ärzten, Sozi-alarbeitern, Pflegern und Therapeu-ten systematisch die Zeit „danach“ planen und organisieren. „Danach“ hilft die Ambulanz.

Sucht: Eine chronische Krankheit

Die Mehrheit der forensischen Pati-enten hat Sucht-Probleme. Diese Menschen sind in aller Regel chro-nisch krank und damit – je nach Le-bensumstand – auch immer mal wie-der Rückfall-gefährdet. „Ein Sucht-kranker kann ebenso wenig dafür garantieren, zukünftig zu jeder Zeit auf sein Suchtmittel verzichten zu

Ein großes Thema bei der medbo ist der Maßregelvollzug. Hier wer-den Menschen, die aufgrund einer psychiatrischen Störung oder ei-ner Suchterkrankung straffällig geworden sind, auf richterliche Anweisung untergebracht und nach Möglichkeit therapiert. Und natürlich gesichert! Es gibt aber in dieser Welt aus dicken Türen und Gitterstäben eine „Welt des Übergangs“: Die Entlassstation.

Die Entlassstation – der Name ist hier Programm – bereitet die Pa-

tienten auf ihre Zeit „danach“ vor: Auf den Tag, an dem sie in die Frei-heit entlassen werden. Am Be-zirksklinikum Regensburg ist diese Entlassstation derzeit eine Insel: Das alte HAUS 4 befindet sich bei-nahe mitten in der riesigen Baustel-le, an der die künftige Jugendforen-sik und der Ausbau der Erwachse-nenforensik entstehen. In den ersten Bauabschnitt wird die Station im September umziehen. Dann weicht auch HAUS 4 den Baggern.

Sie ist also derzeit ein bisserl schlecht erreichbar, und das lässt mich schmunzeln. Denn beim Stich-wort Maßregelvollzug denkt man erst einmal, dass man zwar gut rein-, aber nicht gleich wieder rauskommt. Umso erstaunter bin ich, als ich beim „Schleusen“ – also beim Pas-sieren der doppelt gesicherten Pfor-te – gleich auf eine Gruppe Besu-cher stoße. Es sind Mitarbeiter eines

können, wie ein Zuckerkranker ga-rantieren kann, nie wieder eine Blut-zuckerentgleisung zu erleiden“, er-läutert die Leitende Oberärztin Dr. Kirsten Lange, die mir in ihrem Büro die Arbeit und die Abläufe in der Ent-lassstation erklärt. Deshalb seien die gerichtlich erteilten Abstinenzwei-sungen oft sehr problematisch für die Patienten und das Arzt-Patien-ten-Verhältnis. Andererseits mach-ten die Abstinenzweisungen aus strafrechtlicher Sicht natürlich Sinn: „Die Regensburger Forensik ver-sucht diesem Problem durch einen kontinuierlichen Wissensaustausch mit dem Gericht und den Vollzugs-behörden zu begegnen, der erfreuli-cherweise in Regensburg auf eine sehr konstruktive Weise möglich ist“.

Es klopft an der Tür: Ein ehe-maliger Patient kommt vorbei – ganz freiwillig. Seine Führungsaufsicht ist schon längst ausgelaufen, er möch-te aber den Kontakt zur Ambulanz nicht ganz verlieren. Dr. Lange nimmt sich ein paar Minuten Zeit für ihn, fragt ihn auch nach Familie und Freunden. „Wie ein kleiner Plausch unter guten Bekannten“, denke ich mir. Aber das ist nur natürlich: Im Maßregelvollzug verbringen die Pa-tienten viele Monate und manchmal auch Jahre in Therapie und damit viel Zeit mit dem betreuenden Team. Man kennt sich einfach – und das ist gut so.

Ordnung ins Chaos

Die Entlass-Vorbereitung ist eine sehr aufregende Phase im Thera-pie-Verlauf. Die Zeit im Maßregel-vollzug bedeutet nicht einfach nur, eingesperrt zu sein. Sie bedeutet für die Patienten auch Schutz und eine gewisse Sorglosigkeit in Bezug auf ganz alltägliche Dinge wie Mahlzei-ten oder Freizeitbeschäftigung. Auf der Entlassstation regeln sie ihren Alltag jetzt weitest gehend wieder selbst, auch wenn das Unterstüt-zer-Team noch jederzeit greifbar im Haus ist.

38 SYNAPSE AugustForensik

Das alte HAUS 4 und der Rohbau der künftigen Entlass-Station

SYNAPSE AugustForensik

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Arbeitsweisen gemäß den WHO-Richtlinien beizubringen.

Betritt ein Patient ein solches Behandlungszentrum, befindet er sich zunächst im Wartebereich. Eine Krankenschwester nimmt dann seine Personalien auf und bringt ihn zum Labor, wo er eine Speichelpro-be abgeben muss. Danach erfolgt eine körperliche Untersuchung durch einen Arzt, der ihn im Hinblick auf eine mögliche Tuberkulose auch ausführlich befragt. Wenige Tage nach dieser Erstvorstellung er-scheint der Patient ein zweites Mal, um die Ergebnisse seiner Untersu-chung zu besprechen. Im Falle ei-nes positiven Sputumbefundes er-folgt dann die Aufklärung über die Therapie und die Versorgung mit Medikamenten. In der Folgezeit muss der Patient in monatlichen Ab-ständen im Centro vorsprechen, um seinen Heilungsverlauf zu doku-mentieren. Außerdem wird er einge-laden, an den monatlichen Veran-staltungen zur Patientenschulung teilzunehmen, nicht zuletzt, um ihn zum Abschluss der Behandlung in der Gruppe von Schicksalsgenos-sen zu motivieren. Im Gegensatz zu deutschen Patienten kann ein TB-Kranker in Bolivien seine Arbeit während der Therapie nicht aufge-ben, denn dann wäre seine Familie unversorgt. Eine stationäre Versor-gung solcher Erkrankten ist in Boli-vien nicht Standard.

Alltag im Centro

Mein Arbeitstag dort beginnt um 8 Uhr morgens mit einer Bespre-

Ländern die Tuberkulosebehand-lung zu organisieren, so zum Bei-spiel auch in Nepal oder Togo. Auf Bitten der damaligen Präsidentin des Roten Kreuz in Santa Cruz im Jahre 1982 wurde ein in der TB-Be-handlung erfahrener Arzt, Dr. Bern-hard Kranig, vom Kuratorium dort-hin entsendet, um ein Tuberkulo-se-Programm für die Ärmsten ins Leben zu rufen. Die Erkrankungs-häufigkeit war damals mehr als 20 Mal so hoch wie in Mitteleuropa und TB grassierte hauptsächlich in sozial schwachen Schichten.

So entstand zunächst ein Diagnose- und Therapiezentrum im Stadtkern, in den Folgejahren ein zweites in der Peripherie. Hier kön-nen sich Bewohner Santa Cruz´, welche keinen Zugang zu einer medizinischen Versorgung haben oder diese nicht bezahlen können, vorstellen, wenn sie den Verdacht haben, an einer TB erkrankt zu sein.

TB-Diagnostik nach westlichen Standards

In den „Centros“ erfolgt dann eine umfangreiche TB-Diagnostik nach westlichen Standards, und wenn sich der Verdacht bestätigt, eine TB-Behandlung nach den Richtlini-en der WHO. Jedes Zentrum wird von einem indigenen Arzt geleitet, unterstützt von etwa acht einheimi-schen Mitarbeitern, von Medizi-nisch-Technischen Assistenten (MTA) bis zur Putzfrau. Ein Teil die-ser MTAs wurde im Labor in Gau-ting geschult, um ihnen westliche

chung mit Schwester Ilona Patino. Sie hat während des Jahres alle schwer lösbaren Probleme gesam-melt, und die gilt es jetzt abzuarbei-ten. Dazu gehören hauptsächlich Schwierigkeiten mit den Behörden und deren Besuche, ebenso Kon-takte mit dem deutschen Konsul in Santa Cruz, der uns nach Kräften unterstützt. Mit dem Team der Zen-tren werden gemeinsam logistische Probleme abgearbeitet und mit den Ärzten wird über Patienten disku-tiert, bei denen sie sich in der Be-treuung überfordert fühlten. Mit dem Personal muss ich auch Mitar-beitergespräche führen. Ebenso wichtig ist der ständige Kontakt mit dem Direktorium des Roten Kreu-zes in Santa Cruz, welches uns als Non-Governmental Organisation (NGO) ein „Dach“ für unsere Arbeit bietet.

Viele Nachmittage bin ich mit den Ärzten und Krankenschwestern der Zentren in unserem eigenen Fahrzeug unterwegs in die Armen-viertel, um Patienten in ihrer häusli-chen Umgebung aufzusuchen. Dort werden sie über noch notwendige Hygienemaßnahmen informiert und eventuell weitere Familienmitglie-der zur Untersuchung einbestellt. Die Kommunikation findet aus-schließlich in Spanisch statt, denn in Bolivien wird kaum Englisch ge-sprochen, und wenn ja, dann selten verständlich. So war auch ich ge-zwungen, diese Sprache zu lernen: Heute spreche ich das „Castellano“

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Kampf gegen Tuberkulose in Südamerika

Bolivia, mi amor!Dr. Ralf Mütterlein

scher Volksgruppen, vor allem aus den Anden, die dort Arbeit und Zu-flucht suchen. Etliche produzieren-de Betriebe werden von Deutschen geführt, und aufgrund der unter-schiedlichen Mentalität von Euro-päern und Bolivianern sind dies auch die wenigen, die wirklich gut funktionieren.

Bolivien selbst ist mehr als doppelt so groß wie Deutschland, mit knapp zwölf Millionen Einwoh-nern aber deutlich weniger dicht besiedelt. Die Staatsform ist eine Demokratie, in seiner zweiten Amtsperiode geleitet von dem ehe-maligen Kokabauern Evo Morales und seiner sozialistischen Partei MAS. Erstmalig in der Geschichte des Landes ist mit ihm ein Indigeno an der Spitze des Staates, und er hat seiner Volksgruppe ein neues, stolzes Gesicht gegeben. Leider ist es ihm bis heute nicht gelungen, Frieden unter den verschiedenen Bevölkerungsschichten, vor allem

Er ist Ärztlicher Direktor einer in Deutschland einzigartigen Kli-nik: Der Klinik für Lungen- und Bronchialheilkunde am Bezirks-krankenhaus Parsberg, in der krankheitsuneinsichtige Tuber-kulose-Patienten behandelt wer-den. Als Experte in Sachen Tu-berkulose (TB) ist Dr. Ralf Müt-terlein aber immer wieder ehren-amtlich in Bolivien unterwegs. Ein Erfahrungsbericht.

Bolivia, mi amor! – Dies war mein erster Gedanke, als ich im

Herbst 1989 erstmalig boliviani-schen Boden betrat, mich eine un-beschreibliche Schwüle umfing und gefühlt hunderte freundliche Bolivi-aner um mich herumwuselten, um mein Gepäck und mich in eines der wartenden Taxis zu bugsieren. Die Fahrt in die heimliche Haupt-stadt Santa Cruz kostete damals für knapp 25 km umgerechnet 3 Euro. Die Stadt selbst ist ein Schmelztiegel verschiedener ethni-

Hispanos und Indios, zu vermitteln. Die Fronten zwischen ihnen ver-härten sich Monat für Monat. Auch sein Ziel, mehr Bildung zu vermit-teln und die Korruption abzustellen, ist bis heute nicht annähernd er-reicht. Nachdem er auch viele aus-ländische Investoren aus dem Land gejagt hat, gilt Bolivien immer noch als das ärmste Land Südamerikas.

Tuberkulose in der Dritten Welt

Aber zurück zu den Ursprüngen meiner Bolivien-Geschichte: Das Kuratorium Tuberkulose in der Welt e.V. mit Sitz in Gauting wurde in den 70er-Jahren von Prof. Dr. Her-bert Blaha ins Leben gerufen. Zu-nächst um die soziale Nachbetreu-ung von Tuberkulosekranken zu organisieren. Nach den Schrek-kensmeldungen aus den Staaten der dritten Welt, wo sich im Gegen-satz zu Mitteleuropa die TB unge-hindert weiter ausbreitete, ent-schloss man sich, auch in solchen

40 SYNAPSE AugustForensik

Fortsetzung auf Seite 40

Helfer des Roten Kreuzes und Patienten

Das TB-Centro IIin Santa Cruz

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über die erhaltene Hilfe und ihre Heilung ist mir und uns Bestätigung genug.

Das Anspruchsdenken deut-scher Patienten fehlt dort völlig, me-dizinisches Personal wird als Helfer angenommen, nicht als Dienstleis-ter für Klienten. Mein Denken und Handeln aus menschlicher und me-dizinischer Sicht ist durch meine Ar-beit dort weicher und verständnis-voller geworden und hat mich auch

ger werden, und auch meine Auf-enthalte dort werden sich wohl ver-längern. Selbstverständlich erfolgt die Betreuung des Projektes von Deutschland aus ehrenamtlich, nur die Reise- und Aufenthaltskosten werden erstattet. Für die Zeit dort muss der Jahresurlaub genommen werden. Andererseits erfüllt mich bei jedem Besuch eine ungeheure Befriedigung und Dankbarkeit, hel-fen zu dürfen, wo der Staat versagt. Die Erleichterung der Patienten

in meiner täglichen Arbeit am Be-zirkskrankenhaus Parsberg erheb-lich beeinflusst. Der Abschied aus Bolivien fällt mir jedes Mal schwer und wird nur erleichtert durch die Gewissheit, dass ich in zwei Jahren wiederkomme. Am 29. Oktober die-sen Jahres geht es wieder los.

Dr. Ralf Mütterlein ist Ärztlicher Direktor der Klinik für Lungen-

und Bronchialheilkunde am Bezirkskrankenhaus Parsberg

43SYNAPSE AugustForensik

Solche Erfolge in einem der-art schlecht organisierten Land er-fordern eine gut durchdachte Lo-gistik, vor allem aber Menschen, die ihr Handwerk bezüglich des Managements von TB-Erkrankten verstehen. So wird das Programm in Santa Cruz von zwei deutschen Fachärzten geleitet. Im jährlichen Wechsel erfolgt für mehrere Wo-chen ein Besuch der Centren von Dr. Gunther Loytved aus Würzburg und mir zur Supervision und Rege-lung aller innerhalb eines Jahres angefallenen Probleme. Vor Ort wird das Projekt von Ilona Patino geleitet, einer deutschen Kranken-

der Bolivianer verhandlungssicher. Mein Arbeitstag endet meist gegen 19 Uhr mit einer Abschlussbespre-chung mit Schwester Patino und Dr. Tomas Gonzales von Centro I bei einem kalten Bier in einem Biergar-ten, den ein Deutscher dort mit sei-ner bolivianischen Ehefrau unter „bayrischen“ Grundsätzen betreibt. Ein „Erdinger“ ist übrigens dort deutlich billiger und kälter als in Deutschland!

Mehr als 20.000 Patienten in 30 Jahren

Alle Behandlungen sind für die Pa-tienten kostenlos. Das Kuratorium finanziert sich ausschließlich über Spenden, somit natürlich auch die Kosten für die Patienten. Die Leis-tung der Laboratorien ist so effektiv, dass sie inzwischen zum nationa-len Referenzlabor für TB-Diagnos-tik in Bolivien ernannt wurden. In enger Zusammenarbeit mit der na-tionalen Gesundheitsbehörde und dem bolivianischen Roten Kreuz, Filiale Santa Cruz, konnten in den mehr als 30 Jahren ihrer Existenz in den Zentren mehr als 20.000 Pa-tienten behandelt und geheilt, die Häufigkeit der Tuberkulose in der Stadt mehr als halbiert werden.

schwester, die mit einem boliviani-schen Chirurgen verheiratet ist und seit gut 30 Jahren dort lebt. Ohne das Engagement von Ilona Patino und ihrer preußisch-korrekten Art wäre die Arbeit des Kuratoriums dort erheblich gefährdet, wenn nicht gar unmöglich. Auch unter-stützen die Regierung und das Ge-sundheitsministerium unsere Arbeit durch umfangreiche Aufklärungs-kampagnen und Schriften bezüg-lich der Infektion und Ausbreitung der Tuberkulose.

Anlaufpunkt bei multirestistenter Tuberkulose

Seit Ende 2013 wird mit finanzieller Hilfe des deutschen Bundesministe-riums für Wirtschaftliche Zusam-menarbeit und Entwicklung (BMZ) in Santa Cruz ein zusätzlicher An-laufpunkt für Patienten aufgebaut, die an multiresistenter Tuberkulose leiden. Dieses Krankheitsbild erfor-dert neben viel Erfahrung und Ge-duld eine Betreuung der Betroffenen über mindestens 18 Monate, manch-mal auch über Jahre. Um die perso-nellen und sachlichen Vorausset-zungen zu schaffen – was aus Ei-genmitteln des Kuratoriums nicht möglich wäre – hat das BMZ, auch in Anerkennung der hervorragenden Arbeit des Kuratorium, die erforder-lichen Mittel in Höhe von 450.000 Euro zur Verfügung gestellt.

Ehrenamt

So wird auch in den nächsten Jah-ren die Arbeit in Bolivien nicht weni-

42 SYNAPSE AugustForensik

Fortsetzung von Seite 41

Unser Lösungswort: Fluss in der Oberpfalz (Die Auflösung finden Sie auf der Umschlagseite innen)

Typische Wohnsituation von TB-Kranken in Bolivien

Quelle: TheGlobalEconomy.com, World Bank

medbo-logisch!

200

150

100

50

0

Tuberkulose-Fälle pro 100 000 Einwohner

Japan

Vereinigte Staaten

Großbritannien

China

Bolivien

2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2001 2003 2005 2007 2009 2001

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tätssicherung und – weiterentwick-lung. Interne wie externe Indikato-ren werden genutzt, um die Quali-tätsstandards auf dem bereits sehr hohen Niveau weiter zu optimieren.

„Positives Feedback unse-rer Patienten, die guten Bewertun-gen der Krankenkassen sowie Plat-zierungen in der FOCUS-Liste be-stätigen uns in unserem Handeln“, so Dr. Joachim Ramming, Ge-schäftsführer des Caritas-Kranken-hauses St. Josef, „denn dieser Er-folg sichert die Zukunft der Kran-kenhäuser.“ Anerkannte Hygiene-konzepte, übergreifende ärztliche Leitlinien und SOPs (Standard

gen der Krankenhäuser in den ver-gangenen Jahren einen Standard erreicht, der noch nie so hoch war wie heute. Dies gilt auch für den Gesundheitsstandort Regensburg.

Die Krankenhäuser sind nach anspruchsvollen Verfahren zertifiziert und verfolgen mit viel Aufwand breitgefächerte Fehlerver-meidungsstrategien. „Beim Quali-tätsmanagement ist mittels kontinu-ierlicher Befragungen natürlich auch der Patient selbst aktiv mit eingebunden“, erläuterte Professor Dr. Oliver Kölbl, Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Regens-burg, typische Verfahren zur Quali-

Operating Procedures), WHO-Emp-fehlungen, Patientenidentifikations-armbänder, Arzneimittelkommissio-nen – um nur ein paar Beispiele zu nennen – sind längst etablierter Standard, um den Patienten ein Maximum an Sicherheit zu bieten.

Speziell dem Bereich der ‚Hygiene’ gilt in den Regensburger Krankenhäusern ein besonderes Augenmerk: mit einem eigenen In-stitut für klinische Hygiene, hauptamtlichen Hygienikern, vielen Hygienefachpflegekräften, hygie-nebeauftragten Ärzten oder so genannten Link Nurses, die ein Verbindungsglied zwischen Hygie-nefachkraft und dem Stations- be-ziehungsweise Bereichspersonal darstellen. Außerdem tragen rege klinische Forschungstätigkeiten in allen Regensburger Krankenhäu-sern dazu bei, stets aktuelle Thera-pieoptionen auf der Höhe der Zeit anbieten zu können. (RNE)

45SYNAPSE Augustmedbo

Regensburger Krankenhäuser standen Rede und Antwort

Wann immer das Leben uns braucht

„Für meine Kollegen und mich“, so Dr. Andreas Kestler, Ge-schäftsführer der Barmherzigen Brü-der Regensburg und des Evangeli-schen Krankenhauses, „war es im Rahmen der BKG-Themenwoche ‚Patientensicherheit und Qualität’ wichtig, dass wir uns zusammen als ‚Medizinstandort Regensburg’ dem Thema stellen. Wir wollten gemein-sam den offenen Dialog mit den Bür-gerinnen und Bürgern suchen“.

Vorbildliche Zusammenarbeit am Medizinstandort Regensburg

Auch wenn die Krankenhäuser in einigen Bereichen im Wettbewerb zueinander stehen, werden in dafür geeigneten Gebieten bewusst in-tensive Kooperationen gesucht und eingegangen. Dadurch kann für den einzelnen Patienten eine opti-male Versorgung am Regensbur-ger Medizinstandort gewährleistet werden. Exemplarisch seien an dieser Stelle nur das Onkologische Zentrum UCC (UKR, Caritas-Kran-kenhaus St. Josef und medbo Be-zirksklinikum) genannt.

Außerdem wird in Regens-burg die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung in hervorragender Weise mit Forschung und Lehre verknüpft. Fast alle Krankenhäuser in Regensburg sind Kooperations-kliniken oder akademische Lehr-krankenhäuser der Universität. „Im Fall zum Beispiel der medbo sind dies Psychiatrie, Neurologie sowie Kinder- und Jugendpsychiatrie“, so Dr. Fried Eckart Seier, Direktor des Geschäftsbereichs Medizinische Leistungen der medbo.

Der Medizinstandort Re-gensburg müsse den Vergleich mit den bevölkerungsstarken Metropo-len München, Nürnberg/Erlangen

In einer Gemeinschaftsaktion der Bayerischen Krankenhaus-gesellschaft e.V. (BKG) infor-mierten die Krankenhäuser in ganz Bayern Anfang Juli über Patientensicherheit und Quali-tätsstandards im klinischen All-tag. In Regensburg traten die Krankenhäuser und Kliniken ge-meinsam vor die Öffentlichkeit.

Um auf die vielfältigen Maßnah-men und die großen Anstren-

gungen hinzuweisen, die die Kran-kenhäuser jeden Tag für ihre Pati-enten leisten, führte die BKG An-fang Juli die Themenwoche ‚Patientensicherheit und Qualität’ durch und stimmte damit in die bundesweite Kampagne der Deut-schen Krankenhausgesellschaft ‚Wann immer das Leben uns braucht’ ein. In Regensburg prä-sentierten sich die Ärztlichen Direk-toren und Geschäftsführer der Krankenhäuser und Kliniken ge-meinsam im Rahmen einer Podi-umsdiskussion mit anschließender Fragerunde. Neben dem medbo Bezirksklinikum standen die Barm-herzigen Brüder, das Universitäts-klinikum, das Evangelische Kran-kenhaus und das Caritas-Kranken-haus Mitte St. Josef interessierten Bürgern Rede und Antwort.

Die verschiedenen Themen-komplexe der Veranstaltung um-fassten unter anderem die Hygiene im Krankenhaus, interne und lokale Vernetzungen und Kooperationen in Regensburg, die Qualität der Ausbildung von Pflegekräften und Ärzten sowie Maßnahmen, die von den Krankenhäusern für eine größtmögliche Patientensicherheit ergriffen werden. Darüber hinaus wurde ein Einblick in die Leistungs-fähigkeit der Krankenhäuser in Re-gensburg gegeben.

oder Augsburg keinesfalls scheu-en, so Dr. Seier weiter. Seine fünf Krankenhäuser mit ihren unter-schiedlichen Fachgebieten und ge-genseitigen Kooperationen bieten eine vollumfassende Versorgung für Patienten in der gesamten Regi-on Ostbayern und darüber hinaus.

Auch die großen Ausbil-dungsanstrengungen der Kranken-häuser in Regensburg seien eine Maßnahme, die einen nachhaltig positiven Effekt für die Krankenver-sorgung von morgen darstellt.

Qualität und Sicherheit sind oberstes Ziel

Deutschland hat weltweit eines der leistungsfähigsten Gesundheits-systeme, das für jeden Bürger un-mittelbaren Zugang bietet. Die Qualität der Behandlung sowie die Sicherheit der Patienten haben nach den immensen Anstrengun-

44 SYNAPSE Augustmedbo

Der Regensburger Krankenhaus-Standort in Zahlen:

Krankenhausmitarbeiter in Regensburg ca. 10.200 MitarbeiterStationäre Patienten in Regensburg (2013) ca. 109.600 PatientenAmbulante Patienten in Regensburg (2013) ca. 290.000 Patienten

Prof. Dr. Oliver Kölbl (Ärztlicher Direktor Universitätsklinikum Regensburg), Dr. Fried Eckart Seier (Medizinischer Direktor medbo), Dr. Joachim Ramming (Geschäftsführer St. Josef Krankenhaus),

Dr. Andreas Kestler (Geschäftsführer Krankenhaus Barmherzige Brüder und Evangelisches Krankenhaus) mit dem Banner der BGK-Kampagne

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• spezielle Gefahren für besonders schutzbedürftige Beschäftigten-gruppen sind zu berücksichtigen

• den Beschäftigten sind geeignete Anweisungen zu erteilen

• mittelbar oder unmittelbar ge-schlechtsspezifisch wirkende Regelungen sind nur zulässig, wenn dies aus biologischen Gründen zwingend geboten ist.

Zentrales Instrument: Gefährdungsbeurteilung

Die Gefährdungsbeurteilung ist ein zentrales Instrument des Risikoma-nagements. Durch eine systemati-sche Herangehensweise können Gefahrenquellen identifiziert und ge-eignete Präventions-Maßnahmen definiert werden. Im Sinne einer ler-nenden AS-Organisation ergibt sich ein Regelkreis (siehe Abbildung).

Arbeitsschutz im Alltag

Der Arbeitsalltag bringt eine Vielzahl von Gesundheitsrisiken mit sich. Am Beispiel der pflegenden Berufe kön-nen dies sein: Muskel-Skelett-Er-krankungen, Nadelstichverletzun-gen, Patientenübergriffe, Hauter-krankungen, Psychische Belastun-gen (Traumata), Schlafstörungen durch Schichtdienst oder Burnout.

Daher muss jeder Beschäf-tigte mindestens einmal im Jahr an seinem Arbeitsplatz unterwiesen werden. Arbeitsplatzbezogene Un-terweisungen werden vor Ort am Ar-beitsplatz durchgeführt und müssen durch die Führungskraft dokumen-tiert werden. Wichtig ist, dass die Beschäftigten über Gefahren und Möglichkeiten zu deren Vermeidung informiert sind. Sie müssen daher

Kenntnisse über den sicheren Ein-satz von Arbeitsverfahren, über Ge-räte und Maschinen, über Arbeits- und Gefahrstoffe, die persönliche Schutzausrüstung und das richtige Verhalten bei Betriebsstörungen (Brand, Unfälle, Notfälle, Katastro-phen) erlangen.

Im Fall der Fälle: Arbeitsunfall

Unter Arbeitsunfällen sind nur solche Ereignisse zu verstehen, die wäh-rend der Arbeitszeit oder auf dem (direkten) Weg von oder zur Arbeits-stätte, am Arbeitsplatz oder im Rah-men eines Dienstganges oder einer Dienstreise, bei der Ausübung der beruflichen Tätigkeit geschehen. Nach einem Arbeitsunfall ist der Ar-beitgeber unverzüglich zu verständi-gen (innerhalb von zwei Tagen). Das gilt auch für kleinere Verletzungen,

47

Arbeitsschutz bei der medbo

Sicherheit am ArbeitsplatzPeter Exner

scher Notfall, Hygiene sowie Kriti-sche Infrastruktur (KRITIS). Prä-vention steht im Mittelpunkt des Arbeitsschutzes.

Im Idealfall erkennt der AS krankmachende und sicherheitsge-fährdende Faktoren am Arbeits-platz frühzeitig und veranlasst rechtzeitig Vorsorgemaßnahmen medizinischer, technischer und or-ganisatorischer Art. Ein fortschrittli-cher Arbeitsschutz-Ansatz geht da-bei deutlich über den reinen akuten Sicherheitsaspekt hinaus. Die lang-fristige Erhaltung der Gesundheit der Beschäftigten und deren Wohl-befinden bei der Arbeit (Gesund-heitsmanagement) bekommen im-mer größere Bedeutung.

Arbeitsmedizin, Gesundheitsma-nagement, Arbeitssicherheit und Brandschutz: Mit diesen und noch weiteren Instrumenten wird bei der medbo das Ziel verfolgt, die Sicherheit und Gesundheit der Beschäftigten am Arbeitsplatz zu gewährleisten. Es koordiniert der medbo Arbeitsschutz.

Hauptaufgaben des Arbeitsschut-zes (AS) sind der Aufbau einer

Sicherheitsorganisation, das grund-sätzliche Risikomanagement sowie die Notfall- beziehungsweise Krisen-vorsorge durch geeignete Präventiv-maßnahmen. Zur Notfallvorsorge bestehen bei der medbo insbeson-dere die AS-Organisationen Brand-schutz, Erste-Hilfe und medizini-

Deshalb richten sich alle Arbeits-schutzbestrebungen in erster Linie an die Belegschaft der medbo selbst – und insbesondere an die Füh-rungskräfte. Denn die organisatori-sche Umsetzung der AS-Maßnah-men am Arbeitsplatz erfolgt letzt-endlich durch die Mitarbeiter, die ordnungsgemäße Durchführung verantworten die Führungskräfte.

Partner der Mitarbeiter

Die Beratung der Belegschaft zu Fragen des Arbeitsschutzes ist da-her eine Kernaufgabe des AS-Teams: Sei es bei Fragen der ergo-nomischen Gestaltung von Arbeits-plätzen, sei es durch Beratung bei Neubau- und Umbaumaßnahmen oder zum Brandschutz. Der AS stellt Unterweisungsunterlagen zur Verfü-gung. Er erprobt und empfiehlt Kör-perschutzmittel. Nicht zuletzt unter-sucht und analysiert der Arbeits-schutz Arbeitsunfälle.

Gesetzliche Grundlagen: Arbeitsschutzgesetz

Das Arbeitsschutzgesetz fasst die allgemeinen Grundsätze des Ar-beitsschutzes wie folgt zusammen:• Die Arbeit ist so zu gestalten, dass

eine Gefährdung für Leben und Gesundheit möglichst vermieden und die verbleibende Gefährdung möglichst gering gehalten werden

• Gefahren sind an ihrer Quelle zu bekämpfen

• bei den Maßnahmen sind der Stand der Technik, Arbeitsmedizin und Hygiene sowie sonstige ge - sicherte arbeitswissenschaftliche Erkenntnisse zu berücksichtigen

• Maßnahmen sind mit dem Ziel zu planen, Technik, Arbeitsorganisati-on, sonstige Arbeitsbedingungen, soziale Beziehungen und Einfluss der Umwelt auf den Arbeitsplatz sachgerecht zu verknüpfen

• individuelle Schutzmaßnahmen sind nachrangig zu anderen Maßnahmen

46 SYNAPSE Augustmedbo

bei denen Spätfolgen nicht auszu-schließen sind. Diese sind im soge-nannten Verbandbuch zu dokumen-tieren, das herangezogen werden kann, falls Ansprüche geltend ge-macht werden müssen. Sofern der Mitarbeiter eine Erkrankung auf die berufliche Tätigkeit zurückführt, soll-te er sich mit dem Unfallversiche-rungsträger oder dem Arbeitgeber in Verbindung setzen.

Bei Fragen oder Problemen können sich Betroffene auch an den betriebsärztlichen Dienst, die Sicher-heitsfachkraft, den Personalrat, die staatlichen Arbeitsschutzbehörden, den zuständigen Technischen Auf-sichtsbeamten des Unfallversiche-rungsträgers und an das betriebliche Gesundheitsmanagement wenden.

Tritt trotz präventiver Maß-nahmen ein Arbeitsunfall oder eine beruflich bedingte Erkrankung ein, so sind alle Beschäftigten der me-dbo gegen die Folgen beim zustän-digen Unfallversicherungsträger, der Kommunalen Unfallversicherung Bayern (KUVB), abgesichert. Für Beamte ist der Dienstherr im Rah-men der Beamtenversorgung und der darin enthaltenen Unfallfürsor-geleistungen zuständig.

Peter Exner ist Arbeitsschutz- koordinator der medbo

Ansprechpartner in Sachen Arbeitsschutz:

• Arbeitsschutzkoordinator: Peter Exner, Abteilung Organisation, Gebäude- und Raummanagement, Bezirksklinikum Regensburg, Tel. +49 (0)941/941-7220

• Arbeitsmedizin (Betriebsärztlicher Dienst): Dr. Claudia Christmann-Fichtl, Carl-Korth-Institut, Bezirksklinikum Regensburg, Haus 18, Tel. +49 (0)941/941-1950

• Gesundheitsmanagement: Dr. Ema-Kristina Loncarek, Bezirksklinikum Regensburg, Haus 18, Tel. +49 (0)941/941-1824

• Arbeitssicherheit (Sicherheitstechnischer Dienst): Peter Hahn, Reiner Kopp, ias health & safety GmbH, Bezirksklinikum Regensburg, Haus 12, Tel. +49 (0)941/941-1777

• Brandschutz (Brandschutzbeauftragte): Sabine Hempel, Bezirksklinikum Regensburg, Haus 12, Tel. +49 (0)941/941-1770

Weitere Informationen im Internet unter:

www.infektionsfrei.dewww.nadelstichverletzung.dewww.agr-ev.de („Aktion gesunder Rücken“)www.dvv-ev.de (Viruskrankheiten)www.inqa.de (Arbeitsqualität)www.kuvb.de (Unfallversicherung)www.bgw-online.de (Unfallversicherung)www.dguv.de (Unfallversicherung)www.baua.de (Arbeitsschutz und -medizin)

Das Arbeitssicherheitsteam: Peter Exner, Dr. Claudia Christmann-Fichtl, Reiner Kopp, Dr. Ema Loncarek, Peter Hahn und Sabine Hempel

Abbildung: Die sieben Schritte der Gefährdungsbeurteilung

Quelle: www.bgw-online.de, Rubrik „Gefährdungsbeurteilung“ Quelle: www.ukaachen.de

SYNAPSE Augustmedbo

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singer. „Wohl nicht durch ein Kopf-geld“, betont der Personaldirektor. Allerdings soll ein gezieltes „Mitar-beiter-werben-Mitarbeiter“-Pro-gramm entwickelt werden. Als weite-res Zugpferd des Employer Bran-dings der medbo identifizierte Pfeifle das gut ausgebaute Personalent-wicklungskonzept. So werden bei-spielsweise Führungskräfte über zwei Jahre in internen Schulungs-programmen auf ihre neuen Aufga-ben vorbereitet.

Neue Ansprüche der „Generation Y“

„Ein Chefarzt erwirbt seine Füh-rungsqualitäten nicht durch seinen Titel“, gibt Pfeifles Masterarbeitsbe-treuer Prof. Dr. Bernt Mayer von der Fakultät Betriebswirtschaft, Unter-nehmens- und Personalführung der OTH Amberg-Weiden zu Bedenken. „Auch wenn viele Ärzte heute noch nach diesem Selbstverständnis agieren.“ Akuter Fachkräftemangel und erhöhte Ansprüche der soge-nannten „Generation Y“ an ihr Ar-beitsumfeld zwingen die Medizin-branche laut Mayer zum Umdenken. „Jede Klinik ist auch ein Unterneh-men, das es zu führen gilt.“ Dabei müsse der Spagat zwischen Mitar-beiterführung auf der einen Seite

zur Reinigungskraft – beteiligten sich an der von Pfeifle durchgeführ-ten Onlineumfrage. Zudem stellten sich 76 Prozent der Führungskräfte für ein Interview zur Verfügung.

Pfeifle selbst hospitierte in verschiedenen Bereichen der me-dbo. „Dadurch lernt man die Men-schen und deren Arbeitsalltag besser kennen. Man bekommt ein Gefühl dafür, vor welchen Herausforderun-gen die Mitarbeiter tagtäglich stehen, welche Höhen und Tiefen deren Job mit sich bringt“, beschreibt Simone Pfeifle ihren Ansatz. Die hohe Beteili-gung – normalerweise liegt der Anteil im Durchschnitt bei etwa sieben bis acht Prozent – wertete Pfeifle als gu-tes Zeichen. Ein Zeichen dafür, dass die Mitarbeiter ihrem Arbeitgeber ver-trauen und ihn auch in Zukunft weiter voranbringen wollen.

Ein zentrales Ergebnis der Analyse, auf das künftig auch das Recruiting der medbo angepasst werden soll: Die Mitarbeiter machen sich schon jetzt gern für ihren Arbeit-geber stark. Etwa 40 Prozent der derzeit Beschäftigten wurden auf die medbo durch Freunde, Verwandte und Bekannte aufmerksam. „Dieses Recruiting-Potenzial wollen wir na-türlich weiter ausbauen“, sagt Mei-

und Patientenversorgung auf der anderen Seite gemeistert werden. Das eine geht jedoch nicht ohne das andere. „Nur wenn sich die Mitarbei-ter in ihren Sorgen und Nöten Ernst genommen fühlen, werden sie sich auch freundlich und hingebungsvoll um die Patienten kümmern können“, merkt Mayer an.

Als ausgemachte Stärke bie-tet die medbo ihren Führungskräften und Mitarbeitern im Gegenzug Nachhaltigkeit und Stabilität. „Wir wollen unsere Mitarbeiter längerfris-tig an das Unternehmen binden und bieten daher eine Vielzahl von Ent-wicklungsmöglichkeiten“, betont Horst Meisinger. Auf dem Gelände des Bezirksklinikums in Regensburg befinden sich unter anderem eine Berufsfachschule für Pflegekräfte und ein eigenes Institut für Bildung und Personalentwicklung. Durch Ko-operationsverträge mit der Universi-tät haben wissenschaftlich ausge-richtete Mitarbeiter neben der pra-xisorientierten Arbeit auch die Mög-lichkeit, ihre Forschung weiter auszubauen.

Judith Buchwald ist Redakteurin der Wirtschaftszeitung. Der

Beitrag erschien erstmals im April 2014 in der Wirtschaftszeitung

Personalmanagerin Simone Pfeifle warf einen differenzierten Blick auf die Personalpolitik der medbo

Der Arbeitgeber auf der TherapiecouchJudith Buchwald

ehemaligen Nervenheilanstalt Kart-haus nach. Mit circa 2.100 Mitarbei-tern ist das Bezirksklinikum in Re-gensburg der größte Standort der medbo. Weitere Einrichtungen befin-den sich in Amberg, Cham, Parsberg, Weiden und Wöllershof. „Durch die-se flächendeckende Ausrichtung stellen wir die psychiatrische und psychotherapeutische Versorgung von etwa einer Million Einwohner si-cher“, berichtet Horst Meisinger, der Personaldirektor der medbo. Eine Klinik im Schlaraffenland? „Ganz im Gegenteil“, betont Meisinger. Im Be-reich Neurologie und in weiteren Teil-bereichen buhlt die medbo mit ande-ren Kliniken und Privatpraxen um die Gunst der Fachkräfte.

Hinzu komme der aktuelle Zeitgeist. „Der Anteil behandlungs-

Warum arbeiten Sie gerne bei Ih-rem Arbeitgeber? Diese simple, aber in Zeiten von Fachkräfteman-gel doch so akute Frage stellte Si-mone Pfeifle den Mitarbeitern der Medizinischen Einrichtungen des Bezirks Oberpfalz, kurz medbo.

Für ihre Masterarbeit zur Konzepti-on eines Employer-Branding-An-

satzes im Gesundheitswesen tauch-te die junge Human Ressource Ma-nagerin tief ein in die Berufswirklich-keit von Ärzten, Pflegepersonal und Angestellten. Ihre Ergebnisse: Die medbo hat sich in der Innenwahr-nehmung als attraktiver, stabiler und zukunftsfähiger Arbeitgeber etabliert.

In der Außenwirkung hängt vor allem dem Bezirksklinikum in Re-gensburg immer noch das Image der

bedürftiger psychischer Erkrankun-gen nimmt stetig zu. Umso wichtiger ist es, qualifizierte Mitarbeiter zu binden und neue zu finden.“ Nach außen habe das Bezirksklinikum zu-dem nach wie vor ein Imageprob-lem. „Würde man die Menschen in Regensburg auf der Straße fragen, würde man vermutlich mehr über die ehemalige Nervenheilanstalt Karthaus als über das moderne Kli-niken- und Therapiezentrum erfah-ren, das die medbo heute ist“, be-richtet Pfeifle.

Mitarbeiter werben Mitarbeiter

Um neue Zukunftsstrategien zu er-gründen und die enorme medizini-sche Bedeutung des Versorgungs-angebots am Bezirksklinikums auch nach außen zu transportieren, öffne-te Meisinger der Studentin Tür und Tor. Er gewährte der 26-Jährigen tiefe Einblicke in die Personalstruk-tur des Unternehmens. Für Meisin-ger ein erster Schritt zu erfolgrei-chem Employer Branding: Transpa-renz schaffen. Und den Mitarbeitern Mitbestimmungs- und Gestaltungs-rechte einräumen.

Die gaben ihren Teil zurück. Insgesamt 24,6 Prozent der Be-schäftigten – von der Führungs- bis

48 SYNAPSE AugustPersonal

Preisgekrönte Master-Arbeit

Simone Pfeifle hat am 8. Mai 2014 im Rahmen einer festlichen Gala in Regensburg den Studentenpreis der Wirtschaftszeitung (Mittelbayeri-scher Verlag) überreicht bekommen. Unter insgesamt 25 eingereich-ten Bachelor- und Masterarbeiten setzte sich Pfeifle mit ihrer Untersu-chung der Arbeitgebermarke medbo gegen die durchwegs starke Konkurrenz durch. Der mit 5.000 Euro dotierte Preis wurde erstmalig vergeben.

Siegerin Simone Pfeifle inmitten der männlichen Konkurrenz und der Juroren

Bezirksklinikum Regensburg

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51

Pflegestudenten sammeln 900 Euro für „Zweites Leben“

Kicken für den guten ZweckFlorian Landstorfer

denbetrag auf stolze 900 Euro. Zu erwähnen sei, dass eines der teil-nehmenden Teams, der FC Bayern Fanclub Hohenschambach, sich nicht lumpen ließ und zusätzlich 500 Euro auf den Erlös drauf gelegt hat.

KUNO-Team erringt Wanderpokal

Dem Wetter geschuldet hielten sich die Zuschauerscharen leider in Grenzen. Dennoch wurde allen An-wesenden einiges geboten. Neben dem guten Zweck stand natürlich auch der Spaß im Vordergrund. Wann hat ein Krankenpflegeschüler schon einmal die Gelegenheit, in den knallharten Zweikampf mit sei-nem Praxisanleiter zu gehen? Viele harte Ballduelle und spannende Be-gegnungen gab es zu sehen. Schon das Eröffnungsspiel, das unsere Krankenpflegeschule mit einem ge-mischten Team gegen das für alles gewappnete Psychiatrieteam be-stritt, rauchte vor Kampfgeist.

Natürlich gab es für die Ki-cker auch etwas zu gewinnen: Einen Wanderpokal für die Turnier-Sieger sowie gestiftete Preise für die „Sto-ckerl“-Teams. Wie der Wanderpokal schon vermuten lässt, soll das Tur-nier nun jährlich stattfinden und sich als feste Veranstaltung etablieren. Das Ziel für nächstes Jahr lautet: Mehr Zuschauer und vielleicht auch das ein oder andere Team anderer Abteilungen der medbo und der um-liegenden Krankenhäuser! Mit etwas Glück bleibt der Pokal im nächsten Jahr vielleicht bei uns im Haus.

Florian Landstorfer studiert an der FH Nürnberg im Dualen

Studiengang Pflege

Im Rahmen einer Projektarbeit ih-res Studiums „Pflege Dual“ an der evangelischen Hochschule Nürnberg veranstalteten Hannah Ertl, Tanja Koch, Arzu Umutlu und Florian Landstorfer ein Benefiz-fußballturnier am Bezirksklini-kum Regensburg zu Gunsten des Vereins „Zweites Leben e.V.“: 900 Euro kamen zusammen. Ein vol-ler Erfolg! Gesiegt hat leider … die Konkurrenz.

Geplant war von vorneherein ein Benefiz-Projekt. Da alle betei-

ligten Studenten selbst an der Be-rufsfachschule für Krankenpflege am Bezirksklinikum Regensburg ge-lernt haben, war es natürlich eine Frage der Ehre, den auch am Be-zirksklinikum so präsenten Verein „Zweites Leben“ zu unterstützen.

Angetreten sind neben eini-gen Hobbymannschaften ein Team der Berufsfachschule für Kranken-pflege am Bezirksklinikum, ein zu-sammengewürfeltes Psychiatrie-team, sowie eine Mannschaft der KUNO Ostbayern von der „Konkur-renz“ am Uniklinikum, welche das Turnier schließlich für sich entschei-den konnte.

Jedes Kicker-Team entrich-tete 50 Euro Startgeld. Durch die Unterstützung einiger Unternehmen (ein Dankeschön an Coca Cola, die Brauerei Jacob, die Metzgerei Schmid und die Bäckerei Melzl), der freiwilligen Helfer des Vereins sowie Kollegen der Organisatoren konnte neben dem Startgeld durch den Ver-kauf von Bratwurst, Brezeln, Ku-chen und Getränken zusätzlich noch etwas Geld erwirtschaftet wer-den. Am Ende belief sich der Spen-

Siegerteam FC KUNO 007 mit Organisatoren und Verantwortlichen des Vereins „zweitesLeben e.V.“

Weight Watchers Kurs ein voller Erfolg

Der Speck ist weg!Dr. Ema Loncarek, Michaela Zeuke

Seit März 2014 ist das Bezirks-klinikum Regensburg (BKR) um fast 180 Kilo leichter geworden. 27 Mitarbeiterinnen und Mitarbei-ter hatten sich dazu entschlos-sen, am Pilotprojekt „Weight Watchers at Work“ teilzunehmen.

Die dreizehn Wochen mit dem Weight-Watchers Coach Dani-

ela Zintl waren ein voller Erfolg. Im Schnitt verloren die Teilnehmer stattliche 6,5 Kilo pro Person. Au-ßerdem nahmen sie viel Wissens-wertes zum Thema gesunde Er-nährung mit, lernten, mit Verführun-gen und Stress besser umzugehen, und erhielten Motivationshilfen, um

wieder mehr Lust auf Bewegung zu bekommen.

Erfolgreich gegen den „inneren Schweinehund“

Vor allem das Gruppengefühl hat die meisten mitgerissen und gehol-fen, den “inneren Schweinehund“ zu überwinden. Die Treffen wurden alle zu fast 90% besucht! Dass man sich nicht nur im Kurs, sondern auch auf dem Stationsflur oder im Büro trifft, hat bei dem ein oder an-deren den Ehrgeiz gefördert. Als einen großen Vorteil empfanden die Teilnehmer, dass der Kurs nach Schichtende angeboten wurde. „So

Informationen zum nächsten Weight Watchers at Work Kurs:

Der neue 13-wöchige Kurs findet ab 10. September 2014 statt und endet Mitte Dezember. Die Gruppe trifft sich jeweils mittwochs um 17:00 Uhr im Seminarraum II des IBP am Bezirksklinikum Regensburg. Eine Kurssitzung dauert jeweils 60 bis 90 Minuten. Der Selbstkostenanteil pro Teilnehmer beträgt 65 Euro.

S: Was war oder ist Ihre größte Herausforderung bezüglich der Abnahme? B: Das Weight Watchers Programm hat es mir sehr leicht gemacht mit der Ernährungsumstellung – anfangs der „einfache Start“, dann die Points zählen – das Abnehmen geht wie von selbst!

S: Was für eine Rolle spielt das Treffen bei Ihrer Abnahme? B: Das Treffen ist für mich sehr wichtig – ich bekomme neue Tipps für besondere Situationen im Alltag. Besonders erwähnen möchte ich die absolut tolle Einführung durch meinen Coach Daniela Zintl! Sie macht uns Teilnehmern so richtig Mut, auch wenn es mal nicht wie gewünscht läuft!

S: Was möchten Sie den Mitarbei-tern der medbo noch sagen? B: Ich werde den Kurs jedem empfehlen, der abnehmen möchte! Unsicher muss niemand sein, der sich überlegt, in den Kurs zu kommen – das Wiegen in jedem Treffen ist freiwillig und absolut diskret! Mein Lebensgefühl hat sich um 100% gebessert. Ich fühle mich sehr wohl und bin viel fitter gewor-den – auch ein ganz großer Dank an die medbo, meinen Arbeitgeber, der mir diesen Kurs ermöglicht hat!

S: Gab es einen Auslöser, der vor dem Entschluss stand „jetzt pack ich`s an, jetzt nehm ich ab“? B: Ich habe mich mit meinem Gewicht nicht mehr wohgefühlt, wollte einfach etwas ändern.

S: Was ist bisher Ihr größter Erfolg? B: Mein größter Erfolg ist, dass ich mit dem Weight Watchers Pro-gramm gut abgenommen habe und ich jetzt viel bewusster esse.

S: Jetzt wollen wir`s genau wissen... wieviel haben Sie denn schon abgenommen? B: Meine bisherige Abnahme liegt bei 18 kg!

S: Herzlichen Glück-wunsch! Und was ist

Ihr nächstes Ziel? B: Mein Abnahmeziel

ist noch nicht erreicht. Ich möchte nochmals

10 kg verlieren.

S: Was macht es Ihnen leicht, mit Weight Watchers abzunehmen? Was gefällt Ihnen am Konzept? B: Am Weight Watchers Konzept finde ich besonders gut, dass ich alles essen kann, was ich möchte, und mir meine Points einteilen kann, wie ich will.

SYNAPSE-Interview mit Kurs teilnehmerin Brigitte Bauer

musste ich mich nicht noch mal von zu Hause aus aufraffen und irgend-wohin fahren“ erklärte eine Teilneh-merin, die schon mehrfach alleine versucht hat, Pfunde zu verlieren.

Betriebliches Gesundheits - mana gement als strategische Aufgabe

In Kooperation mit Weight Watchers ermöglicht die medbo jetzt erneut ab Herbst allen „abnehmwilligen“ Beschäftigten am BKR, direkt am Arbeitsplatz am Kursprogramm teil-zunehmen. Die medbo übernimmt dabei wieder einen Großteil der Kosten, damit sich auch untere Ein-kommensgruppen den Kurs leisten können. „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter engagieren sich jeden Tag für ihren Betrieb und bringen ihr Fachwissen und ihre Kompeten-zen ein“, so Personaldirektor Horst Meisinger. In einer anspruchsvol-ler werdenden Lebens- und Ar-beitswelt sollte der Arbeitgeber da-her Voraussetzungen schaffen, mit deren Hilfe der Einzelne seine Po-tenziale entfalten und dabei gesund bleiben könne. Mit diesem bezu-schussten Abnehmkurs sieht sich die medbo auf einem guten Weg, die Gesundheit ihrer Mitarbeiter zu fördern.

Dr. Ema Loncarek koordiniert das Betriebliche Gesundheits-

management der medbo, Michaela Zeuke ist Bildungs-

referentin am IBP

SYNAPSE AugustPersonal

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xis im Bereich Personalmanage-ment in verschiedenen Branchen. Zuvor studierte sie Betriebswirt-schaft mit Schwerpunkt Personal-wirtschaft an der Hamburger Uni-versität für Wirtschaft und Politik, und schloss mit einem MBA ab.

Horst Meisinger, Direktor des Geschäftsbereichs Personal: „Mit Borgia Zizler haben wir eine fachlich und sozial sehr kompeten-te Abteilungsleiterin gewinnen kön-nen, die die medbo und alle Facet-ten der Personalarbeit sehr gut kennt. Ganz bewusst unterstützt die medbo das Modell der Teilzeit-führung, insbesondere für Frauen, und ich bin mir sicher: Sie wird zei-gen, dass Führungsverantwortung auch in Teilzeit erfolgreich sein kann.“ (RNE)

Seit 1. Juni 2014 ist Borgia Zizler Abteilungsleiterin Personalma-

nagement im Geschäftsbereich Personal der medbo. In dieser Funktion koordiniert sie die Sach-gebiete Personalreferat, Personal-controlling/-abrechnung sowie Zeit-wirtschaft. Sie übernimmt die Auf-gabe von Michael Lell, der in die Stabsstelle Recht des Geschäfts-bereichs gewechselt ist.

Borgia Zizler gehört der me-dbo seit 1. Mai 2010 an und war zu-nächst stellvertretende Abteilungs-leiterin Personalmanagement und Sachgebietsleiterin des Personalre-ferats. Nach der Geburt ihres ersten Kindes ging Borgia Zizler für insge-samt sieben Monate in Mutterschutz/Elternzeit. Seit Mitte März 2014 ist sie in Teilzeit mit 20 Wochenstunden zurück im Beruf – ebenso wie ihr Mann, mit dem sie sich die Betreu-ung ihres Sohnes teilt.

Borgia Zizler verfügt über zehn Jahre einschlägige Berufspra-

53SYNAPSE AugustPersonal

52

Borgia Zizler neue Abteilungsleiterin Personalmanagement

Christina Zahnweh ist seit 1. Juli 2014 neue Bil-dungsreferentin am Institut für Bildung und Perso-nalentwicklung (IBP).

Christina Zahnweh studierte an der Universi-tät Regensburg Diplom-Pädagogik mit den Neben-fächern Betriebswirtschaftslehre und Arbeits- und Organisationspsychologie. Im Rahmen ihrer Dip-lomarbeit beschäftigte sich Zahnweh mit dem The-

ma, wie sich Führungsverhalten von Oberärzten auf Einsatz und Einstel-lung von Assistenzärzten zu ihrer Tätigkeit auswirkt. Dieses Know-how konnte sie zunächst in die Organisationsentwicklung im Bereich Einwei-ser-Marketing am Klinikum Nürnberg einbringen.

Bei ihrer Tätigkeit als Bildungsreferentin am IBP kann Christina Zahn-weh ihre praktischen Erfahrungen im Gesundheitswesen mit dem Wissen, wie Mitarbeiter ge fordert und gefördert werden können, ideal verbinden.

Christina Zahnweh – Neue Bildungsreferentin am Regensburger IBP

• Unternehmensstrategie und Kommunikation

• Personalgewinnung und Auswahlprozesse

• Personal- und Talent management• Arbeitsorganisation• Vereinbarkeit von Karriere

und Privatleben

Im ersten Handlungsfeld konnten folgende Ziele bereits umgesetzt werden: auf der medbo-Homepage sind die Themen „Beruf und Karrie-re“ sowie „Frauen in Führungspositi-onen“ aufgenommen, die Teilzeit- Stelle „Beruf und Familie“ ist etab-liert, in der SYNAPSE und in Lei-tungskonferenzen wird regelmäßig zum Thema „Beruf und Familie“/„Frauen führen“ informiert.

Im Handlungsfeld Personal-gewinnung und Auswahlprozesse sind die zu erarbeitenden Maßnah-men noch im Aufbau befindlich. Für ehemalige Praktikanten soll ein Kon-takthalteprogramm und ein Bewer-berpool etabliert werden und Bewer-bungsgespräche mit einem standar-disierten Leitfaden geführt sowie die Führungskräfte dazu geschult wer-den. Auch beim dritten Maßnah-menbereich, in dem es um das Per-sonal- und Talentmanagement geht, sind erste Schritte getan worden. Hier lässt sich als Erfolg verzeich-nen, dass das Zertifikataudit ‚beruf-undfamilie‘ angestrebt wird, der Ge-sprächsleitfaden zum Mitarbeiterge-spräch erweitert wurde und das Thema ‚Frauen in Führungspositio-

Am 15. Mai 2013 unterzeichnete Kurt Häupl, Vorstand der medbo, die Vereinbarungsurkunde unter den Augen der Vertreter der Stadt Regensburg und der am Projekt beteiligten Regensburger Bünd-nispartner. Bereits ein Jahr später können sich die Ergebnisse, der damals gesetzten Ziele, sehen lassen.

In der betriebsspezifischen Verein-barung verpflichtet sich die medbo,

sich selbst angemessene und realis-tische Ziele zu setzen, um den Anteil von Frauen in Führungspositionen zu erhöhen und konkrete personal-politische Maßnahmen zu entwi-ckeln, um diese Ziele zu erreichen.

Die Handlungsfelder gliedern sich dabei in

nen‘/‚Beruf und Familie‘ in das zwei-jährige medbo Führungskräfte-Ent-wicklungs programm einfließt.

Ein Bereich, der zu den lang-fristig angelegten Maßnahmen zählt, ist der Ausbau der Positionen in der medbo, in denen Führen in Teilzeit möglich ist. Dieses hochgesteckte Ziel ist im Handlungsfeld Arbeitsor-ganisation verankert und soll eben-falls die Chancen für Frauen erhö-hen, eine Führungsposition zu über-nehmen.

Das Handlungsfeld, dessen Umsetzung für die medbo-Mitarbeiter bereits seit letztem Jahr konkret nutz-bare Maßnahmen nach sich zieht, ist die Vereinbarkeit von Karriere und Privatleben. So wird die bezuschuss-te medbo-Ferienbetreuung mittler-weile an allen Standorten angeboten und die zweite Kinderkrippe auf dem Regensburger Betriebsgelände mit 24 Plätzen wird im September 2014 eröffnet. Das angestrebte Kontakt-halteprogramm zu Mitarbeitern in El-ternzeit oder Sonderurlaub befindet sich bereits in der Pilotphase

Horst Meisinger, Direktor des Geschäftsbereichs Personal: „Wie weit wir in der Umsetzung unserer gesteckten Ziele sind, haben wir im Austausch mit den anderen Bünd-nispartnern deutschlandweit beim Branchengipfel in Berlin im Mai die-sen Jahres gesehen. Unsere lang-fristig angelegten Maßnahmen sind

entweder bereits umge-setzt oder in der Aufbau-phase und somit bis

nächstes Jahr bearbeitet. Konkret können wir bereits heu-

te einen Anstieg des Anteils von Frauen in Führungspositionen in der medbo gesamt um zwei Prozent-punkte auf 38% in einem Jahr ver-zeichnen“. Das sind Zahlen, die po-sitiv stimmen – allerdings nicht zum Ausruhen einladen.

Dr. Kerstin Geserer koordiniert das Projekt „Beruf und Familie“

des SG Personalentwicklung

Regionales Bündnis für Chancengleichheit

Halbzeit beim Projekt „Mehr Frauen in Führungspositionen“Dr. Kerstin Geserer

SYNAPSE AugustPersonal

Page 28: Ausgabe August Nr. 3 / 2014 SYNAPSE...bisherige Erfahrungen und vieles mehr die entscheidende Rolle. Der Patient wird nicht bewerten können, ob er nach allen Regeln der ärztli-chen

55Synapse AugustBezirk

54 SYNAPSE MaiPersonalia / Veranstaltungen

Impressum

Herausgeber: Medizinische Einrichtungen des Bezirks Oberpfalz KU (Anstalt des öffentlichen Rechts), VorstandUniversitätsstraße 84 | 93053 Regensburg | Tel +49 (0) 941/941-0 | www.medbo.de

Redaktionelle Leitung: Renate Neuhierl (RNE), [email protected]

Autoren:Günter Bonack, Pressestelle Bezirk OberpfalzMartina Hirmer, Pressestelle Bezirk OberpfalzLissy Höller (LHO), Presse- und Öffentlichkeitsarbeit medboVerena Kobras (VKO), Praktikantin PR & Öffentlichkeitsarbeit medbo

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Das Titelbild zeigt eine Sonnenblume aus den Gärten der medbo:Ein kleiner Sommergruss der SYNAPSE-Redaktion an alle Leserinnen und Leser.

Konzeption und Leitung: Renate NeuhierlGrafische Gestaltung: Creativbuero Jürgen Mayer

Auflage: 5.000 Stück | Erscheinungsweise: vierteljährig | Vertrieb: B 07930 S

Gender-Erklärung: Um die Lesbarkeit zu vereinfachen wird in der SYNAPSE meist auf die zusätzliche Formulierung der weiblichen Form verzichtet. Wir möchten deshalb darauf hinweisen, dass die ausschließliche Verwendung der männlichen Form explizit als geschlechtsunabhängig verstanden werden soll.

DIe nächste SYNAPSE erscheint am 15. November 2014. Redaktionsschluss ist der 01. Oktober 2014.

Der medbo-Vorstand dankt allen Jubilaren für ihre langjährige Treue und Unterstützung!

40-jähriges Jubiläum

Sofie Bitter Reinigungskraft RegensburgJohann Drexler Veranstaltungsorganisator RegensburgRainer Eckert Elektriker RegensburgBrigitte Tichy Stationsleiterin Regensburg

25-jähriges Jubiläum

Rita Dettlaff Gesundheits- und Krankenpflegerin RegensburgElfriede Haimerl Küchenhilfe RegensburgHerlinde Kleineidam Gesundheits- und Krankenpflegerin RegensburgGabriele Spörer Gesundheits- und Krankenpflegerin WöllershofAndrea Stadelmayer Personalabrechnerin Regensburg

Rätselauflösung von Seite 41Lösungswort: WALDNAAB

VeranstaltungshinweiseVeranstaltungshinweise

1V05

-140

5-00

014

18. September 2014Regensburg, 15:00 Uhr, Bezirksklinikum Regensburg

Einweihung der neuen Kinderkrippe

21. September 2014Regensburg, 11:10 Uhr, Vereinsheim Freier TuS, Regensburg

Stiftung Alzheimer Demenz Pflege + Forschung: DEMWALK 2014 - Nordic Walking gegen Demenz mit Rosi Mittermaier und Christian Neureuther

02. Oktober 2014Regensburg, IBP, 19:00 Uhr

Visite-Vortrag – Prof. Dr. Rainer Rupprecht, Ärztlicher Direktor Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universität Regensburg am Bezirksklinikum: „Panikattacken und Angststörungen: Wenn der Alltag zum Horror wird“

18. September 2014Regensburg, 16:30 Uhr, Aula der Berufsfachschule für Krankenpflege Regensburg

Examensfeier der Schulklassen 63a und b

27. September 2014Regensburg, HAUS 26, 10:00 Uhr, Bezirksklinikum Regensburg

20 Jahre Psychiatrische Tagesklinik - Informationstag

09./10. Oktober 2014Regensburg, IBP

„Schizophrenie: Einblicke und Ausblicke“Jahreskongress der gftsGesellschaft zur Förderung empirisch begründeter Therapieansätze bei schizophrenen Menschen

Bildungswerk desBayerischen Bezirketags

Klosterring 4, D-87660 Irsee

Telefon 08341 906-604, -606, -608Telefax 08341 906-605

E-Mail [email protected]

Bildungswerk Irseewww.bildungswerk-irsee.de

Breit gefächertes ProgrammMit seinem breit gefächerten Programm gibt das Bildungswerk Irsee, das zentrale

Fort- und Weiterbildungsinstitut des Bayerischen Bezirketags, Jahr für Jahr neue

Impulse. Die Veranstaltungen sind praxisorientiert und wissenschaftlich fundiert.

Ärzte, Forscher und Experten der medizinischen Einrichtungen schätzen sowohl

den fachlichen als auch den persönlichen Austausch. Im Herbst stehen gleich zwei

hochrangig besetzte Veranstaltungen auf dem Programm: die Jahrestagung der

Bayerischen Nervenärzte und das 5. Irseer Symposium für Kinder- und Jugend-

psychiatrie unter dem Thema „Netze knüpfen – Kinderwohl schützen“.

Das komplette Programm „impulse 2014“ mit detaillierten Beschreibungen

aller Angebote finden Sie auf unserer Homepage.

Bildungswerk desBayerischen Bezirketags

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Wenn der Alltag zum Horror wird!

Prof. Dr. med. Rainer RupprechtÄrztlicher Direktor der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universität Regensburg am Bezirksklinikum Regensburg

visiteDonnerstag, 02. Oktober 2014

19:00 Uhr

medbo Bezirksklinikum | Hörsaal IBPUniversitätsstr. 84 | 93053 Regensburg

Der Eintritt ist kostenfrei.Kostenloses Parken auf dem Besucherpark-platz hinter der Haupteinfahrt zum Bezirks- klinikum Regensburg, Universitätsstraße 84. Sie erreichen das Bezirksklinikum mit den Buslinien 6 und 11 ab Regensburg-Hauptbahn-hof – Haltestelle „Universität/Bezirks klinikum“ bzw. „Uni-Mensa“.

visite: Ärzte, Forscher und Experten unserer Kliniken und Einrichtungen informieren

Sie zu wichtigen Themen der seelischen und neurologischen Gesundheit

PANIKATTACKEN UND ANGSTSTÖRUNGEN