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Ballspiele im historischen Kontext Institut für Sport und Sportwissenschaften Zur Theorie und Praxis der Spiele

Ballspiele im historischen Kontext · durch die Form des Ball bestimmt ... Jean Paul (Romantik) Entfaltende Erziehung: Die wichtigste Aufgabe der Erziehung sei es, die Individualität

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Ballspiele im historischen Kontext

Institut für Sport und SportwissenschaftenZur Theorie und Praxis der Spiele

Literatur• Mendner, S. (1956). Das Ballspiel im Leben der Völker.

Münster: Aschendorff• Stiehler, G., Konzag, I. & Konzag, G. (Ltg.

Autorenkollektiv) (1988). Sportspiele. Theorie und Methodik der Sportspiele. Berlin: Sportverlag (Kap 1 Geschichte der Sportspiele)

• Krüger, M. (1987). Muß das Spiel vor dem Sport gerettet werden? Zur Instrumentalisierung des Spiels in der Geschichte des Sports. In Sportunterricht 36, 326-335

• Mathys, F.K. (1983). Die Ballspiele. Eine Kulturgeschichte. Dortmund: Herrenberg

Gliederung• Einleitung1. Ballarten2. Urformen3. Ritual und Kult4. Älteste Befunde5. Ballspiele der Naturvölker6. Ballspiele in der Antike7. Ballspiele im Abendland8. Versportung der Spiele9. Entwicklung in Deutschland10. Geburt der Sportspiele• Zusammenfassung und Ausblick

Welches Interesse besteht an einem historischen Exkurs?

Die heutige Erscheinungsform unserer Ballspielemuss in einem größerensozialen und historischen Zusammenhangbetrachtet werden, um die zeitabhängigeBedingtheit der heutigen Ausprägungsformbesser verstehen zu können.

Welches Interesse besteht an einem historischen Exkurs?

Der Körper ist nicht nur ein biologischesOrgansystem, sondern ist ein durch und durchsoziales Gebilde,das historischen Veränderungen unterliegt.

Vorführender
Präsentationsnotizen
Norbert Elias: Zitat zum Spuck-Verhalten Bd. 1 S. 212

Zeit-Kontinuum

Vergangenheit Zukunft

Januar 2010

Zusammenfassung• Das belegbare Alter der Ballspiele ist

menschheitsgeschichtlich im Vergleich zu anderen Körperübungen jünger

• Bewegungsspiele weisen wie der Tanz eine besonders starke Tendenz mit religiös-kultischem Ritual auf

• Die Entstehung der Spielweisen wurde primär durch die Form des Ball bestimmt

• Die Entwicklung der verschiedenen Spielformen haben sich sowohl unabhängig als auch in wechselseitiger Beeinflussung vollzogen

Zusammenfassung• Viele Spielformen lassen sich auf zwei Urformen

zurückführen: „Spielen mit dem Ball“ und „Kampf um den Ball“

• Zunächst Spiele mit der Hand, später mit Schlaggeräten

• Viele Quellen sind nur verweisende, nicht im Original vorliegende; diese mangelhafte Überlieferung versagt uns einen tieferen Einblick

• Ziel ist nicht eine sportkulturtheoretische Antiquitätensammlung, sondern Spielentwicklung aus dem biographischen Bezug heraus zu begreifen

Was bezeichnen wir als Spiel?

Eine Tätigkeit mit den Merkmalen• lustbetont• von äußeren Zwecken frei• ungezwungen• von der Phantasie geleitet• biologisch bedingt• soziale, kulturelle, pädagogische Bedeutung.

Bewegungskulturen sind immer Ausdruck der sie umgebenden Gesellschaft und von den entsprechenden Werten und Normen gekennzeichnet.

Sozialer Zusammenhang?!

Neu Guinea, 1986

Frankreich, 1986

Historischer Zusammenhang?!

Japan, 88 n.Chr.Kemari

Brasilien, 1983Futivolley

Die historische Spielforschung beschäftigt sich mit den historischen Spielformen auch in anderen Kulturen, deren Entwicklung und Veränderung im Laufe der Zeit und deren Zusammenhang mit bestimmten kulturellen Grundmustern.

Das Spielen um seiner selbst willen ist primär, dagegen sekundär die Entwicklung zu Magie, Kult und Symbolik.

Gliederung• Einleitung

1. Ballarten2. Urformen3. Ritual und Kult4. Älteste Befunde5. Ballspiele der Naturvölker6. Ballspiele in der Antike7. Ballspiele im Abendland8. Versportung der Spiele9. Entwicklung in Deutschland10. Geburt der Sportspiele• Zusammenfassung und Ausblick

Ball• Spiel- und Sportgerät• Form: kugel-, eiförmig• Größe: 2cm-2m Ø• Art: ausgestopft,

aufgeblasen, genäht, geflochten, massiv

• Material: Leder, Gummi/Kautschuk, Kork, Holz, Innereien, Federn, Bananen, Bambus/Schilf, Haar, Elfenbein, Kunststoff

Urformen der Ballspiele

A Idealistische Sicht

Der Ursprung liege inMythos, Religion, Kult,Aberglaube verborgen.

B Materialistische Sicht

Der Ursprung ist verwurzeltin der Entwicklung dermenschlichen Existenz-bedingungen wieNahrungserwerb, Formen des Zusammenlebens u.a.

Vorführender
Präsentationsnotizen
Mendner 1956, S. 13f. (ggf. Zitat); Vertiefung durch FS

So könnte es angefangen haben:

Rundliche Gegenstände sind dank ihrer geringenBerührung mit der Unterlage sehr labil. Wind und Stoßsetzen sie in Bewegung und weckt Verwunderung undNeugier aus. Diese neugier-bezogene Betätigung istnoch primitiv und beruht auf der reinen Freude an dernoch tückischen Bewegung. Das spielerischeExperimentieren im Kleinen ist womöglich das Abbilddes großen Strebens und Werdens der Menschheit.

Vorführender
Präsentationsnotizen
Katzen und Wollknäuel; Kraniche lassen im Flug etwas fallen, um es im Flug auch wieder aufzunehmen Kleinkind: Vom Fallenlassen bis zum betonten Fortwerfen Kleinkind: Denkt das Kind an einen Nutzeffekt, wenn es in seinem Bewegungsdrang einen Älteren nachahmt???

Symbolkraft des Balles• Spiegelbild der

himmlischen Gestirne• Ohne Rückkehr

(=Aufgang) der Sonne gebe es kein Leben, Wachstum

• Symbol des Glückes, der Fruchtbarkeit

• Der Mensch versucht diese Kraft zu erhalten

Götterspielplatz

Vorführender
Präsentationsnotizen
Mendner 41f; Kähler

Ullamaliztli

Älteste Befunde

Pyramidentext aus der Zeit um 2500 v. Chr.:

„Richte das Schiffstau, fahre über die misk`t (unbekannter Teil des Himmels), schlage den Ball auf der Wiese des Hapj“

(Mendner, 1956, S. 44)

Vorführender
Präsentationsnotizen
Mendner 45

Älteste Befunde

Abbildungen auf den Grabreliefs von Beni Hassan –Ägypten-ca. 1900 v. Chr.

Vorführender
Präsentationsnotizen
Mendner 45

Älteste Befunde

Abbildungen auf den Grabreliefs von Beni Hassan –Ägypten-ca. 1900 v. Chr.

Vorführender
Präsentationsnotizen
Mendner 86

Älteste Befunde

Cu-Ju (Ball stoßen)Altchinesischer FußballspielerRelief Han-Dynastie 206 v.Chr. – 220 n.Chr.

Vorführender
Präsentationsnotizen
Brandel 8 Art Fußball bereits 2697 v.Chr. Erwähnt zu Zeiten der Huang-Dynastie; Spiel der Soldaten; Ju = Lederball gefüllt mit Haaren

Älteste Befunde

Kemari

ca. 88 n. Chr. Japan

Vorführender
Präsentationsnotizen
Brandel 9 Cu-Ju gelangte nach Japan, hohe Beliebtheit, Kimonos, 4-6 Sp. Hochballspiel (=Futivolley)

Gliederung• Einleitung1. Ballarten2. Urformen3. Ritual und Kult4. Älteste Befunde

5. Ballspiele der Naturvölker6. Ballspiele in der Antike7. Ballspiele im Abendland8. Versportung der Spiele9. Entwicklung in Deutschland10. Geburt der Sportspiele• Zusammenfassung und Ausblick

Ballspiele der NaturvölkerMEXIKO(Rarajipari)

Vorführender
Präsentationsnotizen
Teamwettbwerb: Ball treiben über Strecken bis zu 270km; häufig mit Fußrasseln, damit man nicht so schnell müde wurde; Holzkugel

Ballspiele der Naturvölker

1-2 SchlaggeräteHolz- oder LederballEisrakettFläche: 110m - über 2kmTeilnehmer: 40 – 1000

Nordamerikanischer Schlagball-Menomini in Wisconsin-

Vorführender
Präsentationsnotizen
Schlagball Hauptspiel in Nordamerika wie wohl auch in Südamerika;

Ballspiele der Naturvölker

• Volksfest mit vielen Zeremonien

• Sieg: 100 Tore• Lacrosse

Nordamerikanischer Schlagball-Tscokata-

Vorführender
Präsentationsnotizen
Schlagball Hauptspiel in Nordamerika wie wohl auch in Südamerika; ZITAT Mendner S. 38 Lacrosse: Kanada, Olymp. Disziplin; Intercrosse

Ballspiele der Naturvölker

• Brasilien/Bolivien• 4 – 12 Spieler• Gummiball• Größe: 9 – 11 cm• Hochball

Südamerikanisches Kopfball-Paressi-Kabischi-

Vorführender
Präsentationsnotizen
Milchsaft der Agave; mit dem Kopf hochbringen, wenn er auf dem Boden liegt; Sand um den Ball mit den Händen wegdrücken – Stirn = Angriffspunkt für den Kopf Mythos Ball Mond (Schöpfergott des Stammes ist dort zuhause

Ballspiele in der Antike

GRIECHEN• Agonaler Charakter (Homer: „Immer der beste

zu sein und die anderen zu überragen“)• Ästhetischer Charakter (tänzerische

Ballvorführungen; Jonglieren, • Hohe Beliebtheit und hohe Anerkennung

(Ehrenbürger, Statuen)

Vorführender
Präsentationsnotizen
Griechen: Sportbegeistert; keine Standesunterschiede in der Beliebtheit Alter Geschlecht ebenso; Rhythmus von Gesang und Tanz, anmutige Präsentation (Augen+Ohren)

Ballspiele in der Antike

SPIELARTEN• dadatim ludere „gebenderweise spielen“ =

Passen (Fußball)• expulsim ludere „schlagenderweise spielen“ =

Schlagen, Stoßen, Prellen (Tennis, Schlagball)• raptim ludere „raffenderweise spielen“ = Mann

gegen Mann-Taktik

Vorführender
Präsentationsnotizen
( ) = moderne Spielweise expulsim = Holz; dadatim = Werfen & Fangen

Ballspiele in der Antike

Ballbalance(Grabrelief in Piräus)

Vielfältiges Jonglieren

Vorführender
Präsentationsnotizen
Zitat Mendner 82, Mehrere Bälle; mit Fackeln; Fußballartisten, Glasbälle (Fangen mit Fingerspitze, Spitze des Ellbogens

Ballspiele in der Antike

RÖMER• Ideal der Körperbildung: Wehrertüchtigung• Spiel als Selbstzweck wird zunächst eher

abgelehnt• Ballspiele fanden Akzeptanz als Mittel zur

Förderung der Gesundheitspflege • Der üppige Lebensstil in der Spätzeit macht

Ballspiele als Mittel für Unterhaltung populär

Vorführender
Präsentationsnotizen
Römer übernahmen von den Griechen lediglich die neuen Lehren der Hygiene und Diätetik Bäderkultur (Räume in Thermen)

Ballspiele in der Antike

Reiterballspiele (ephedrismos) als Fangspiele

Vorführender
Präsentationsnotizen
Paidotribe (Turnlehrer) ruft den Namen des Fängers; Fänger verfehlt Tausch mit Pferd Spiele auch ohne Lehrer Passen (eher Unterhaltung und Bedürfnis nach Ausgleich, Entspannung, Gymnastik

Ballspiele in der Antike

Mosaik(Villa Armerina Sizilien 400 n. Chr.)

Schlagspiele:

Trigon

Vorführender
Präsentationsnotizen
Beliebtestes röm. Ballspiel ältester Beleg 200 v. Chr.

Ballspiele in Europa

Fresken im SchlossRunkelstein beiBozen (14. Jhdt.)

Vorführender
Präsentationsnotizen
Nach der spätrömischen Zeit versiegen die Quellen Wather v.d. Vogelweide 1170-1230; Minnesänger besang die Fangballspiele (Hoffräuleins, Ritter) Mend 57 Bälle häufig verziert mit Bändern, Glöckchen

Ballspiele in Europa

P. Bruegel d.J.„St. Georgskirmes“

Vorführender
Präsentationsnotizen
Ringball, flämisch Kugel- und Kegelspiele beliebt

Ballspiele in Europa

Pallone

Kupferstich (Ende 16. Jhdt.)

Vorführender
Präsentationsnotizen
Ital. Ballon lange Zeit Nationalsport Italien und Vorbild für deutsches Faustball Nur 1 Schlag pro Team; 9 Personen; 100x25m

Ballspiele in Europa

Pallone

Kupferstich M. Merian (1593-1650)

Vorführender
Präsentationsnotizen
Ballhülle steckte in einer Schweinsblase; Rückschlagspiel über Mittellinie ins gegn. Feld Goethe auf seinen Italienreisen (1786 Verona) Lawn-Tennis für Riesen (Turnzeitung 1900)

Ballspiele in Europa

Soule

Vorführender
Präsentationsnotizen
Mitte des 12. Jhdts. Erste Belege Normandie, Bretagne, Picardie 300m lang; Treibeball, um dann auf „Tor“ zu schiessen Kirchenportale, Mauern, Ackergrenzen, auch mit Schläger zuweilen

Ballspiele in Europa

Soule

Vorführender
Präsentationsnotizen
Ganze Ortschaften traten zuweilen an

Ballspiele in Europa

Jeu de paume

Vorführender
Präsentationsnotizen
Vorrangstellung in Frankreich Vorläufer des Tennis

Ballspiele in Europa

Jeu de paume

Vorführender
Präsentationsnotizen
Venezian. Chronik 500 franzö. Ritter in italienischer Gefangenschaft 1324 eine Spielform namens „tenez“ einführten. Tenez = Achtung Ruf des Aufschlägers

Tennis

Vorführender
Präsentationsnotizen
Tennis nicht nur in Frankreich, sondern auch in England ein Spiel der Privigilierten (Klerus, Adel, Hof) viel Geld Königl. Verordn: „den Körper erholen und Die Götter ergötzen solle, ohne zu fluchen und den Namen Gottes zu missbrauchen Quiet-please-Atmosphäre, in Spanien Pelota (Herrendoppel vor einer Wand; kleiner Handkorb

Spielraum-Anpassung,womöglich aber auch

Premiere

( Innenhöfe/Außenanlagen von Schlössern/Landhäusern )

Vorführender
Präsentationsnotizen
Oberes Bild: Squashplatz in Eton; Unteres Bild InEton spielte man „Fives“ noch mit der bloßen Hand (Fives = Handtennis)

Ballhaus - Entwicklung

Ballhaus in Coburg(1632)

Vorführender
Präsentationsnotizen
Gründe: sozialer Sport; Unabhängigkeit von den Witterungsverhältnissen; F I Schw D 1596 gab es allein in Paris 250 gut eingerichtete (z.T. Löcher in der Rückwand Verteidigen dieser L. = Pelotieren;

Gliederung• Einleitung1. Ballarten2. Urformen3. Ritual und Kult4. Älteste Befunde5. Ballspiele der Naturvölker6. Ballspiele in der Antike7. Ballspiele im Abendland

8. Versportung der Spiele9. Entwicklung in Deutschland10. Geburt der Sportspiele• Zusammenfassung und Ausblick

Versportung der Spiele

Zunächst Privileg für wenige

Vorführender
Präsentationsnotizen
Mittelalter games = volkstümliche Spiele; sports = Spiele des Adels

Versportung der Spiele

Beginnender Abbau der Standesgrenzen:* offene Wettkämpfe* Patronisierter Sport

Sport ein Instrument der sozialen Differenzierung und Diskriminierung??

Vorführender
Präsentationsnotizen
Ab Ende 17. Jhdts. (Revolution, Demokratisierungstendenzen); Adlige gegen sozial niedriger gestellte spielten in WK

Versportung der SpieleGENTLEMAN-Sport• Spiel zwei Funktionen

* Zusammengehörigkeitsgefühl* Abgrenzung von den Arbeitern

• Domestizierung des „barbarischen Volks-Spiel“ Fußball

• Geburtsstunde von fair-play und teamwork

Vorführender
Präsentationsnotizen
Beginnende Industrialisierung Verschärfung der Klassengegensätze neue industriell. Oberschicht: (Bürger+Adlige) Public Schools wichtigste Erziehungsinstitution der gentleman-Klasse, mittels Fuba Aufbegehren der mehrheitlich adligen SS gegen bürgerliche Lehrer; Headmaster Thomas Arnold Entsprechung des Selbstverständnisses Lebensgefühls aber auch Ausdruck der Überlegenheit

Versportung der SpieleMETROPOLITAN-Sport

• Unterschiede zum G-S* Professionals* Zuschauerspektakel

• Finanzierung durch Fabrikbesitzer (z.B. Westham United)

• Abgrenzung des G-S vom M-S:1866 Amateurregel

Vorführender
Präsentationsnotizen
Fabrikarbeiter zu Tausenden in die Arenen der großen Städte Verschärfung der Klassengegensätze sowie Arbeiter/Handwerker sich vermehrt erfolgreich den Oberschichtsport zuwandten

„Wer Sport nicht spielerisch betreibt, treibt eigentlich keinen Sport“ (Krüger, 1987, S. 329)

Kurzformel des Amateurismus

Vorführender
Präsentationsnotizen
Zweckfreiheit, Zwecklosigkeit von Spiel und Sport (auch Coubertin, Diem)

Entwicklung in DeutschlandRousseau

Natürliche Erziehung:Spiele unterliegen keinem Zweck, sondern sind eine Quelle ursprünglicher Erfahrung

PhilanthropenSpiele wieder vermehrt nach Nützlichkeitsaspekten betrachtet: Instrument für Gesundheit, Übung, Abhärtung, Erholung, Charakter-bildung

Vorführender
Präsentationsnotizen
Rousseau 1712-1778 (Kinder Zitat) Ideen der Aufklärung beeinflußten Literatur, Philosophie und Pädagogik in Dt: Spiele eben kein Mittel zum Lernen, sondern mit Lernen und Erfahrung identisch Bei den Philant. gab es deshalb nützliche-schädliche, gute-schlechte, bildende-verbildende Spiele

Entwicklung in DeutschlandGutsMuths 1796

Spiele zur Übung und Erholung des Geistes. Für die Jugend, ihre Erzieher und alle Freunde unschuldiger Jugendfreuden“

Jean Paul (Romantik)Entfaltende Erziehung: Die wichtigste Aufgabe der Erziehung sei es, die Individualität des Menschen, sein „freitätiges Ich“ hervorzubringen. Jede Erziehung solle sich in freudiger Grundstimmung vollziehen. „Spiele, d.h. Tätigkeit, nicht Genüsse erhalten Kinder heiter“

Vorführender
Präsentationsnotizen
Romantik - Erste Hälfte des 19. Jahdts.

Entwicklung in DeutschlandTurnspiele

Turnen kein Selbstzweck, sondern solidarische Vereinigung des dt. Volkes im Kampf für die Freiheit

Nach der Turnsperre bleibt in der preuß. Schule von einem romantisch-idealistischen Spielverständnis nicht viel übrig

Vorführender
Präsentationsnotizen
Französ. Besatzer; um 1800 Jahn , Hasenheide (wenige Turnspiele von GutsMuths übernommen) Scheitern der Revolution 1848 Fröbelsche Kindergärten 1851; Otto v. Bismarck 1862 preuß. Mininsterpräsident keine freien Spiele, sondern Gehorsam, Unterordnung, Abhärtung,, Exerxieren und Marschieren

Entwicklung in Deutschland• Renaissance des Spieles„...Kraft und Geschicklichkeit zu betätigen und sich

des Kampfes zu erfreuen, der mit jedem rechten Spiel verbunden ist. Es giebt schwerlich ein Mittel, welches wie dieses so sehr im stande ist, die geistige Ermüdung zu beheben, Leib und Seele zu erfrischen und zu neuer Arbeit fähig und freudig zu machen“

(Goßlerscher Spielerlass 1882)

Vorführender
Präsentationsnotizen
Frei, zwecklos wurde das Spiel in Dt. nicht mehr begriffen, sondern immer in den Dienst von etwas gestellt (Wehrertüchtigung,......) Ab 1895 Zentralausschuß für Jugend- und Volksspiele Herausgabe von Jahrbüchern

Geburtsstunden• Erste Regelausgaben1852 Hockey1862 Fußball1874 Tennis1876 Wasserball1891 Basketball1892 Handball1895 Volleyball

• Erste Verbandsgründung1863 Fußball1871 Rugby1886 Hockey1891 Basketball1895 Volleyball

Geburtsstunden• Internationale

Föderationen1904 FIFA1913 ITF1924 FIH1926 ITTF1928 IHF1932 FIBA1947 FIVB

• Erste Turniere / Meisterschaften

1869 Wasserball1872 Federball1877 Tennis1880 Eishockey1907 Tischtennis

Geburt: Basketball

viele Vorläufer

Vorführender
Präsentationsnotizen
1603 Kupferstich von de Bry Choule Picardie

Geburt: Basketball

Springfield College

Vorführender
Präsentationsnotizen
YMCA College Sportlehrer Naismith Grundintention Kompensation Wintermonate

Geburt: Basketball

Geburt: Basketball

Springfield College

Geburt: Basketball

Geburt: Basketball

Vorführender
Präsentationsnotizen
Nahtstelle zur Regelentwicklung, SportartTheorie Baba

Geburt: Basketball

Vorführender
Präsentationsnotizen
Footballer lehnen das Spiel ab: sissy game; lady like sport, old man game

Zusammenfassung• Das belegbare Alter der Ballspiele ist

menschheitsgeschichtlich im Vergleich zu anderen Körperübungen jünger

• Bewegungsspiele weisen wie der Tanz eine besonders starke Tendenz mit religiös-kultischem Ritual auf

• Die Entstehung der Spielweisen wurde primär durch die Form des Ball bestimmt

• Die Entwicklung der verschiedenen Spielformen haben sich sowohl unabhängig als auch in wechselseitiger Beeinflussung vollzogen

Zusammenfassung• Viele Spielformen lassen sich auf zwei Urformen

zurückführen: „Spielen mit dem Ball“ und „Kampf um den Ball“

• Zunächst Spiele mit der Hand, später mit Schlaggeräten

• Viele Quellen sind nur verweisende, nicht im Original vorliegende; diese mangelhafte Überlieferung versagt uns einen tieferen Einblick

• Ziel ist nicht eine sportkulturtheoretische Antiquitätensammlung, sondern Spielentwicklung aus dem biographischen Bezug heraus zu begreifen

ZIELSCHUSS-, WURF-, GRENZSPIELE

Vorführender
Präsentationsnotizen
Tennis nicht nur in Frankreich, sondern auch in England ein Spiel der Privigilierten (Klerus, Adel, Hof)

RÜCKSCHLAGSPIELE

Vorführender
Präsentationsnotizen
Tennis nicht nur in Frankreich, sondern auch in England ein Spiel der Privigilierten (Klerus, Adel, Hof)

SCHLAGBALLSPIELEmit Spielgerät

Vorführender
Präsentationsnotizen
Tennis nicht nur in Frankreich, sondern auch in England ein Spiel der Privigilierten (Klerus, Adel, Hof)

Ausblick• Was man selbst als Spiel ansieht, muss es in den

Augen der anderen noch lange nicht sein!

• Spiel bezeichnet nicht nur beobachtbare Tätigkeit, sondern auch eine spezifische Einstellung zu dieser Tätigkeit, nicht losgelöst vom gesellschaftspolitischem Kontext

Ausblick

• Zwei Pole prägen das Verständnis von Spiel

subjektives Empfinden gesellschaftliche Bedeutung

• Sport hat in der heutigen Zeit das Spiel „vergewaltigt“ – das Spiel für spielfremde Zwecke in Anspruch genommen?!?

AusblickDrohen die Erscheinungsweisen(hartes-arbeitsähnliches Hochleistungstraining, hoheVernormung mit eigener Gerichtsbarkeit, Zwänge undPflichten, Betrügereien, Macht des Geldes, gewichtigeFunktionäre, Kommerzialisierung um jeden Preis..) das spielerische Element des Sports, seine Kreativität,Spontaneität, seine innovative Kraft, seine Freiheitund Zwanglosigkeit zu verdecken??

AusblickSpiel und Sport müssen für vieles „missbraucht“

werden, aber ist dies dann auch zugleich Nicht-Spiel? Spiele sind nicht nur reines privates, zweckfreies Vergnügen, sondern Teil unserer Kultur.

Spiel ist da gut aufgehoben, wo es außerhalb der Motivlage Beruf, Geld, Ruhm, Karriere, Geltungsstreben erscheint!

Kann oder soll die Schule als Behüter des Eigenwertes des Spieles auftreten?

Die zwingenden Fragen:Warum ist Wasserbasketball und Schlammvolleyball nicht populär?

Gesellschaftlicher Zusammenhang von Kinderspielen

• Nachahmungs- und DarstellungsspieleModelllernen

• Fang- und Laufspiele, z.T. SchlagballspieleJagd

• StaffelspieleNachrichtenübermittlung

• GeländespieleKriegstaktik

Vorführender
Präsentationsnotizen
Gelenkt, zweckgebunden vs. spielerisch, frei ungebunden

© Dr. Christian Kröger 2009