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Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

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Andrea Borgmeier | Hans Braunreiter

Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger

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Andrea Borgmeier | Hans Braunreiter

Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger2., aktualisierte Auflage

Mit 725 farbigen Abbildungen und 54 Tabellen

STUDIUM

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Bibliografische Information der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über<http://dnb.d-nb.de> abrufbar.

1. Auflage 20092., aktualisierte Auflage 2011

Alle Rechte vorbehalten© Vieweg+Teubner Verlag | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2011

Lektorat: Dipl.-Ing. Ralf Harms | Sabine Koch

Vieweg+Teubner Verlag ist eine Marke von Springer Fachmedien.Springer Fachmedien ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Science+Business Media.www.viewegteubner.de

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Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werkberechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und dahervon jedermann benutzt werden dürften.

Umschlaggestaltung: KünkelLopka Medienentwicklung, HeidelbergSatz/Layout: Fromm MediaDesign, SeltersDruck und buchbinderische Verarbeitung: STRAUSS GMBH, MörlenbachGedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem PapierPrinted in Germany

ISBN 978-3-8348-1367-1

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Vorwort

Dieses Lehrbuch vermittelt dem zukünftigen Fliesen-, Platten- und Mosaikleger fundierte Fach-kenntnisse für die Bauplanung, -durchführung und -abrechnung.

Das Buch soll dem Fliesenleger helfen, sich die notwendigen Grundlagen zur Bewältigung der vielfältigen handwerklichen Aufgaben auf den Baustellen anzueignen.

Angehende Handwerksmeister können ihr Fachwissen reaktivieren und vertiefen, sowie täglich praktisch durchgeführte Arbeitsprozesse theoretisch durchdringen.

Studenten des Bauwesens ermöglicht das Lehrbuch weiterführende Kenntnisse über den Ausbau-bereich zu erwerben sowie Zusammenhänge zwischen dem Gesamtprojekt und dem Einzelauftrag zu erkennen, um diese bei der Planung zu berücksichtigen und umzusetzen.

Die Inhalte, Aufgaben und Projekte dieses Lehrbuches basieren auf langjährigen Erfahrungen in der Unterrichtsarbeit, Meisterschule und Durchführung praktischer Projekte.

Das Lehrbuch ist mit einer Vielzahl Zeichnungen, Tabellen und Fotos ausgestattet. Zum Teil werden die Bilder farbig abgedruckt. Dieses wird dem Nutzer beim Verstehen der Inhalte eine große Hilfe sein.

Wir bedanken uns ganz herzlich bei allen Firmen und Privatpersonen, die uns bei der Herstellung und Gestaltung des Lehrbuches unterstützt haben! Berlin, im Dezember 2010 Andrea Borgmeier, Hans Braunreiter

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VI Vorwort

Hinweise für den Benutzer Die Inhalte dieses Lehrbuches basieren auf dem bundeseinheitlichen Rahmenplan für den Ausbil-dungsberuf des Fliesen-, Platten- und Mosaiklegers.

Die Abschnitte 1 bis 6 enthalten allgemeines und grundlegendes Wissen für den Fliesenleger-beruf.

Im gesamten Abschnitt 2 befinden sich Informationen und Tabellen zur Materialkunde, die Lern-feld übergreifend sind.

Der Abschnitt 6 wiederholt alle für den Fliesenleger erforderlichen Lerninhalte des 1. Ausbil-dungsjahres.

Die Lernfelder 7 bis 17 sind entsprechend der vorgegebenen Inhalte durch die Kultusministerkon-ferenz gegliedert.

Jedes Lernfeld enthält neben den notwendigen Informationen am Ende des Kapitels einen Aufga-benteil zur „Informationsgewinnung“. Das heißt: mit Hilfe dieser Fragestellungen können die erforderlichen Kenntnisse erworben werden. Die Fragestellungen umfassen technologische, ma-thematische und zeichnerische Aspekte.

Die anschließenden Projektaufgaben sollen die SchülerInnen befähigen, selbständig zu planen, zu kalkulieren und zu präsentieren. Verschiedene Projekte sind auf Gruppenarbeit aufgebaut. Bei der Bearbeitung dieser Aufgabenstellungen sind sowohl Teamfähigkeit als auch Methoden- und Fachkompetenz gefragt. Ziel dieser Projektarbeiten ist es, diese Kompetenzen zu fördern und durch abschließende Präsentationen das sichere Auftreten im Kundengespräch zu festigen.

Bei mehreren Aufgaben und Projekten wird die Verwendung des Blattformates DIN A3 vorge-schlagen. Problemlos kann der Maßstab verkleinert werden und DIN A4 benutzt werden. Bitte bedenken Sie: Bei konsequenter Durchführung von handlungsorientiertem Unterricht, gibt es oftmals keine „einzig richtige Lösung“. Allein durch die selbständige Wahl der Fugenbreite, entstehen unterschiedliche Schnittbreiten der Teilfliesen. Es empfiehlt sich daher, pro Projektauf-gabe einen gemeinsamen Ausgangspunkt festzulegen, zum Beispiel nach dem Ermitteln der Be-lagsflächen.

Die Arbeit mit Projekten ermöglicht es, für einen Auftrag verschiedene Angebote zu präsentieren. Diese Vorgehensweise wirkt sich nicht nur positiv auf den Erwerb von Fachkenntnissen aus, sondern fördert zielgerichtet Handlungskompetenzen wie Teamfähigkeit, Kommunikationsfähig-keit, Methodenvielfalt und Selbständigkeit. Diese Kompetenzen werden von einem guten Gesel-len des Fliesenlegerhandwerks erwartet.

Nachfolgend ist ein Vorschlag für die Arbeitsweise mit einem „Strukturbaum“ abgebildet. Das Zusammentragen von Informationen und das nachträgliche Ordnen dieser, vereinfacht die Be-schreibung des Technologischen Ablaufs.

(Der abgebildete Strukturbaum ist ein Lösungsvorschlag und nicht vollständig!)

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Vorwort VII

Anfertigen eines Strukturbaumes Mit einem Strukturbaum – auch brain storming genannt – werden alle Inhalte zu einem Thema willkürlich zusammen getragen. Anschließend werden die „Haupt-Äste“ nummeriert. Je nach Aufgabenstellung können weitere Differenzierungen („Unter-Äste) vorgenommen werden. Beispiel: Herstellen eines Stahlbetonbalkens

Herstellen einer Schalung für einen Fenstersturz

Strom, Wasser, Abfall

Bodenschalung Bewehrungstäbe schneiden

Arbeitsplatz einrichten

Bewehrungsplan zeichnen

Materialbedarf ermitteln

Seitenschalung

Knaggen

Schalung zuschneiden

Arbeits- vorbereitung

Scha l ung

Bewehrung

Bewehrungskorb bauen

Betonieren

Einbringen Mischung herstellen

Verdichten

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VIII Vorwort

Vorteile eines Strukturbaumes: _________________________________________________________________________

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Nachteile eines Strukturbaumes: _________________________________________________________________________

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Aufgabe: Entwickeln Sie einen Strukturbaum zum Thema: „Herstellen eines Hauses“! Gehen Sie beim Anlegen des Strukturbaumes folgendermaßen vor: 1. Alle Haupt-Äste antragen 2. Die Haupt-Äste in die richtige Reihenfolge bringen (Nummerierung) 3. Verzweigungen zu den Haupt-Ästen anlegen 4. In der Reihenfolge der Haupt-Äste die Verzweigungen in den richtigen Ablauf einordnen

und ggf. ergänzen Hinweis: Die „Haupt-Äste“ sollen die einzelnen Bauabschnitte sein, die ersten Verzweigun-gen die wesentlichen Arbeitsgänge in diesem Bauabschnitt, die weiteren Verzweigungen ge-ben Detailinformationen zu den Arbeitsgängen. Gruppen- oder Partnerarbeit: Vergrößern Sie den Strukturbaum auf Plakatgröße/Tafelbild o. Ä.! Nutzen Sie farbige Stifte, um den Strukturbaum übersichtlich zu gestalten! Präsentieren Sie Ihren Mitschülern Ihr Arbeitsergebnis!

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort ....................................................................................................................................... V

1 Grundlagen des Fliesenlegerberufes ............................................................................... 1 1.1 Geschichtlicher Überblick....................................................................................... 1 1.2 Farbgestaltung ........................................................................................................ 8

1.2.1 Farbenlehre .............................................................................................. 9 1.2.2 Farbwirkungen ......................................................................................... 10 1.2.3 Farbkontraste und Farbharmonie ............................................................. 12

1.3 Gestaltungsformen .................................................................................................. 16 1.3.1 Einteilung der Belagsflächen ................................................................... 16 1.3.2 Gestaltung durch das Fliesen- und Plattenformat .................................... 19 1.3.3 Gestaltung durch Wahl der Fugenbreite .................................................. 26 1.3.4 Gestaltung durch die Fliesen- und Plattenoberfläche .............................. 27 1.3.5 Goldener Schnitt ...................................................................................... 28

2 Materialkunde .................................................................................................................. 31 2.1 Einteilung von Fliesen und Platten ......................................................................... 31 2.2 Dekorfliesen und Mosaike ...................................................................................... 32

2.2.1 Dekorfliesen ............................................................................................. 32 2.2.2 Mosaike .................................................................................................... 33

2.3 Tabellen zur Materialkunde .................................................................................... 41 2.3.1 Genormte keramische Fliesen und Platten nach EN 14411 .................... 41 2.3.2 Anforderungen an Fliesen und Platten .................................................... 43 2.3.3 Prüfung der Toleranzen nach DIN 18 201 und DIN 18 202 ................... 44 2.3.4 Ritzhärte nach Mohs ................................................................................ 46 2.3.5 Rutschhemmende Bodenfliesen .............................................................. 47 2.3.6 Zemente – Arten und Zusammensetzung nach DIN EN 197-1,

DIN EN 197-4 und DIN EN 14 216 (Sonderzemente) ............................ 47 2.3.7 Betonzusatzmittel .................................................................................... 49 2.3.8 Klassifizierung und Kennzeichnung von Dünnbettmaterialien

nach DIN EN 12 004 ............................................................................... 50 2.3.9 Feuchtigkeitsbeanspruchungsklassen ...................................................... 51 2.3.10 Klassifizierung der Dämmstoffe nach DIN 4108 .................................... 52 2.3.11 Klassifizierung von Bauprodukten und Bauteilen

zu ihrem Brandverhalten nach DIN EN 13 501 (Teile 1 und 2) ............. 53 2.3.12 Dichtstoffe ............................................................................................... 54 2.3.13 Materialverbrauch für Arbeiten im Dickbett ........................................... 55

3 Werkzeuge, Geräte und Hilfsmittel ............................................................................... 57

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X Inhaltsverzeichnis

4 Vertragsrecht .................................................................................................................... 67 4.1 Das Bürgerliche Gesetzbuch (BGB) ...................................................................... 67 4.2 Das Gesetz zur Regelung des Rechtes der Allgemeinen Geschäftsbedingungen

(AGB) ..................................................................................................................... 68 4.3 Die Verdingungsordnung für Bauleistungen (VOB) ............................................. 68

4.3.1 VOB Teil A – Allgemeine Bestimmungen für die Vergabe von Bauleistungen ................................................................................... 69

4.3.2 VOB Teil B – Allgemeinen Vertragsbedingungen für die Ausführung der Bauleistungen ..................................................... 72

4.3.3 VOB Teil C – Allgemeine Technische Vertragsbedingungen ................ 76

5 Baustellenbetrieb .............................................................................................................. 79 5.1 Baustelleneinrichtung ............................................................................................. 79 5.2 Einhaltung der Bauzeiten ....................................................................................... 79 5.3 Arbeitssicherheit ..................................................................................................... 80 5.4 Arbeitsorganisation ................................................................................................. 85

5.4.1 Einflüsse auf ein Bauwerk ....................................................................... 85 5.4.2 Technologischer Ablauf von Fliesen- und Plattenarbeiten ..................... 86 5.4.3 Ablauf Belagsarbeiten auf Putzuntergründen .......................................... 89

6 Basiswissen aus den Lernfeldern 1 bis 6 ........................................................................ 91

7 Herstellen einer Wandverfliesung im Dickbettverfahren ............................................ 97 7.1 Vorarbeiten ............................................................................................................. 97

7.1.1 Kontrolle des Untergrundes ..................................................................... 97 7.1.2 Prüfen und Messen des Untergrundes ..................................................... 98

7.2 Untergründe und deren Vorbehandlung für die Dickbettverlegung ......................... 102 7.2.1 Putzuntergründe ....................................................................................... 102 7.2.2 Mauerwerk ............................................................................................... 106 7.2.3 Mischmauerwerk ..................................................................................... 110 7.2.4 Beton ........................................................................................................ 112

7.3 Belagsmaterial ........................................................................................................ 113 7.4 Materialbedarf ........................................................................................................ 117

7.4.1 Fliesenbedarf ............................................................................................ 117 7.4.2 Bedarf an Spritzbewurf und Ansetzmörtel .............................................. 119

7.5 Ansetzen des Wandbelages .................................................................................... 124 7.5.1 Ansetzmörtel ............................................................................................ 124 7.5.2 Einteilungsregeln ..................................................................................... 128 7.5.3 Rechnerische Einteilung .......................................................................... 136 7.5.4 Bearbeiten der Fliesen ............................................................................. 140 7.5.5 Verlegetechnologie .................................................................................. 140 7.5.6 Verfugen des Belages .............................................................................. 147 7.5.7 Nachgeordnete Arbeiten .......................................................................... 149

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Inhaltsverzeichnis XI

7.6 Aufgaben und Projekte ........................................................................................... 149 7.6.1 Aufgaben zur Informationsbeschaffung .................................................. 149 7.6.2 Projekt ...................................................................................................... 154

8 Herstellen eines gedämmten Fußbodens ....................................................................... 161 8.1 Konstruktiver Fußbodenaufbau .............................................................................. 161

8.1.1 Estrichgruppen ......................................................................................... 161 8.1.2 Dämmstoffe für Estrichkonstruktionen ................................................... 163 8.1.3 Abdeckung ............................................................................................... 167 8.1.4 Anschluss zu den Wänden ....................................................................... 167 8.1.5 Lastverteilungsschicht ............................................................................. 168 8.1.6 Estricharten .............................................................................................. 169

8.2 Fußbodenheizung ................................................................................................... 174 8.3 Belagsmaterial ........................................................................................................ 180

8.3.1 Steinzeugfliesen ....................................................................................... 180 8.3.2 Feinsteinzeug ........................................................................................... 183

8.4 Materialbedarf ........................................................................................................ 183 8.4.1 Schwimmender Estrich ............................................................................ 184 8.4.2 Belagsmaterial ......................................................................................... 186 8.4.3 Fugen ....................................................................................................... 186 8.4.4 Materialkalkulation .................................................................................. 186

8.5 Technologischer Ablauf ......................................................................................... 188 8.5.1 Überprüfen des Untergrundes .................................................................. 188 8.5.2 Vorbehandeln des Untergrundes ............................................................. 194 8.5.3 Verlegemuster .......................................................................................... 197 8.5.4 Einteilung des Bodens ............................................................................. 198 8.5.5 Rechnerische Einteilung .......................................................................... 200 8.5.6 Anlegen des Bodens ................................................................................ 202 8.5.7 Verlegen der Bodenfliesen und -platten .................................................. 206 8.5.8 Verfugen des Belages .............................................................................. 209

8.6 Aufgaben und Projekte ........................................................................................... 215 8.6.1 Aufgaben zur Informationsbeschaffung .................................................. 215 8.6.2 Projekte .................................................................................................... 218

9 Verfliesen eines Badezimmers ........................................................................................ 223 9.1 Vorüberlegungen .................................................................................................... 223 9.2 Materialauswahl ..................................................................................................... 225

9.2.1 Belagsmaterialien .................................................................................... 225 9.2.2 Dünnbettmaterialien ................................................................................ 227 9.2.3 Materialien zur Untergrundvorbehandlung ............................................. 232

9.3 Herstellen des Wandbelages ................................................................................... 234 9.3.1 Prüfen und Vorbehandeln des Untergrundes ........................................... 234 9.3.2 Belagseinteilung ...................................................................................... 244 9.3.3 Technologischer Ablauf der Belagsarbeiten ........................................... 250 9.3.4 Verfugen des Wandbelages ..................................................................... 254

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XII Inhaltsverzeichnis

9.4 Herstellen des Bodenbelages .................................................................................. 258 9.4.1 Prüfen und Vorbehandeln des Untergrundes ........................................... 258 9.4.2 Abdichten des Bodens ............................................................................. 261 9.4.3 Belagseinteilung ...................................................................................... 262 9.4.4 Technologischer Ablauf der Bodenbelagsarbeiten .................................. 263 9.4.5 Verfugen der Bodenfläche ....................................................................... 264

9.5 Einbau und Verfliesen von Sanitärobjekten ........................................................... 265 9.5.1 Einbau und Verfliesen einer Badewanne ................................................. 266 9.5.2 Aufstellen und Verfliesen einer Dusche .................................................. 278 9.5.3 Weitere Sanitärobjekte ............................................................................. 282 9.5.4 Anschlussfugen zu den Sanitärobjekten .................................................. 282

9.6 Aufmaß eines Badezimmers ................................................................................... 285 9.7 Aufgaben und Projekte ........................................................................................... 287

9.7.1 Aufgaben zur Informationsbeschaffung .................................................. 287 9.7.2 Projekte .................................................................................................... 291

10 Herstellen von Belägen im Schwimmbadbereich .......................................................... 295 10.1 Geschichte der Bäderkultur .................................................................................... 295 10.2 Arten der Schwimmbäder ....................................................................................... 297

10.2.1 Einteilung nach der Lage ......................................................................... 297 10.2.2 Einteilung nach der Nutzungsart ............................................................. 297 10.2.3 Einteilung nach dem Betreiber ................................................................ 298 10.2.4 Einteilung nach der Wasserart ................................................................. 298

10.3 Becken aus Beton ................................................................................................... 298 10.3.1 Allgemeine Anforderungen ..................................................................... 298 10.3.2 Becken aus wasserundurchlässigem Beton ............................................. 299 10.3.3 Becken mit Abdichtung ........................................................................... 299

10.4 Beckenumgänge ...................................................................................................... 303 10.5 Beckenkopfausbildung ........................................................................................... 304

10.5.1 Beckenkopfsysteme ................................................................................. 304 10.5.2 Anschluss zwischen Beckenkopf und Beckenumgang ............................ 307

10.6 Anforderungen an angrenzende Räume ................................................................. 307 10.6.1 Nassräume ................................................................................................ 307 10.6.2 Wirtschafts- und Technikräume .............................................................. 308 10.6.3 Räume in trockenen Bereichen ................................................................ 308

10.7 Auswahl der Platten- und Verlegematerialien ........................................................ 308 10.7.1 Materialien für das Schwimmbecken ...................................................... 308 10.7.2 Materialien für den Beckenumgang ........................................................ 314 10.7.3 Materialien für den Nassbereich .............................................................. 318 10.7.4 Materialien für Wirtschaftsräume ............................................................ 319

10.8 Technologischer Ablauf ......................................................................................... 323 10.8.1 Schwimmbecken ...................................................................................... 323 10.8.2 Beckenumgänge ....................................................................................... 326 10.8.3 Nassräume ................................................................................................ 329 10.8.4 Anlegen und Herstellen eines Gefällebodens .......................................... 330 10.8.5 Trennwandsysteme .................................................................................. 339

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Inhaltsverzeichnis XIII

10.9 Ermitteln des Materialbedarfes .............................................................................. 344 10.9.1 Gefälleboden zu einer Rinne ................................................................... 344 10.9.2 Gefälleboden zu einem Punkt .................................................................. 345

10.10 Aufgaben und Projekte ........................................................................................... 347 10.10.1 Aufgaben zur Informationsbeschaffung .................................................. 347 10.10.2 Projekte .................................................................................................... 349

11 Herstellen eines Terrassenbelages .................................................................................. 353 11.1 Anforderungen an Bodenbeläge im Freien ............................................................ 353 11.2 Materialien für Terrassen und Balkone .................................................................. 354

11.2.1 Fliesen und Platten ................................................................................... 354 11.2.2 Verlegemörtel und Dünnbettmaterialien ................................................. 355

11.3 Terrassen auf Erdreich ............................................................................................ 356 11.3.1 Terrassenbelag auf einer Stahlbetonplatte ............................................... 357 11.3.2 Terrassenbelag in Mörtel auf einer Kiesschicht ...................................... 357

11.4 Balkonbeläge .......................................................................................................... 358 11.4.1 Belag auf einer WU-Beton-Tragplatte .................................................... 358 11.4.2 Belag auf einer Verbundabdichtung ........................................................ 359

11.5 Terrassenbeläge über beheizten Räumen ............................................................... 360 11.5.1 Schichtenaufbau ....................................................................................... 360 11.5.2 Wandanschluss ........................................................................................ 364 11.5.3 Traufausbildung ....................................................................................... 366 11.5.4 Einbau einer Bodenentwässerung ............................................................ 368 11.5.5 Geländeranschluss ................................................................................... 372

11.6 Stelzlagerkonstruktionen ........................................................................................ 373 11.7 Technologischer Ablauf der Belagsarbeiten .......................................................... 374

11.7.1 Anordnen von Dehnungsfugen ................................................................ 374 11.7.2 Belagseinteilung und Verlegen der Fliesen oder Platten ......................... 376 11.7.3 Verfugen der Belagsfläche ...................................................................... 378

11.8 Belagsschäden ........................................................................................................ 379 11.8.1 Spannungsrisse ........................................................................................ 380 11.8.2 Ausblühungen .......................................................................................... 381 11.8.3 Abplatzungen an Fliesen und Platten ...................................................... 381

11.9 Aufgaben und Projekte ........................................................................................... 384 11.9.1 Aufgaben zur Informationsbeschaffung .................................................. 384 11.9.2 Projekte .................................................................................................... 384

12 Bekleiden einer Fassade .................................................................................................. 389 12.1 Anforderungen an Fassadenbekleidungen ............................................................. 389 12.2 Materialien für Fassaden ........................................................................................ 392

12.2.1 Belagsmaterialien .................................................................................... 392 12.2.2 Verlegemörtel .......................................................................................... 396 12.2.3 Fugenmörtel ............................................................................................. 396 12.2.4 Dichtstoffe für Bewegungsfugen ............................................................. 397

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XIV Inhaltsverzeichnis

12.3 Fassadenkonstruktionen ......................................................................................... 398 12.3.1 Vorgemauerte Fassade (Anmauerung) .................................................... 398 12.3.2 Angemörtelte Fassade .............................................................................. 399 12.3.3 Wärmedämmverbundsystem ................................................................... 401 12.3.4 Hinterlüftete Fassade ............................................................................... 404

12.4 Einteilungsregeln .................................................................................................... 407 12.5 Verlegeverbände und Verlegemuster ..................................................................... 410 12.6 Gerüste für Fassadenarbeiten ................................................................................. 411 12.7 Technologischer Ablauf ......................................................................................... 415 12.8 Belagsschäden ........................................................................................................ 416 12.9 Berechnungen für Fassadenkonstruktionen ............................................................ 417

12.9.1 Aufmaß .................................................................................................... 417 12.9.2 Dimensionierung von Bewegungsfugen .................................................. 417

12.10 Aufgaben und Projekte ........................................................................................... 418 12.10.1 Aufgaben zur Informationsbeschaffung .................................................. 418 12.10.2 Projekte .................................................................................................... 420

13 Herstellen von Treppenbelägen ...................................................................................... 425 13.1 Treppenteile und Treppenformen ........................................................................... 425 13.2 Anforderungen an Treppenanlagen ........................................................................ 429

13.2.1 Steigungsverhältnisse .............................................................................. 430 13.2.2 Weitere Anforderungen ........................................................................... 431

13.3 Treppenberechnung ................................................................................................ 432 13.3.1 Gerade Treppen ........................................................................................ 433 13.3.2 Rechnerisches Verziehen gewendelter Treppen ...................................... 434

13.4 Zeichnerisches Verziehen gewendelter Treppen .................................................... 438 13.4.1 Strahlenmethode ...................................................................................... 438 13.4.2 Verhältnismethode ................................................................................... 439

13.5 Materialauswahl ...................................................................................................... 440 13.6 Technologischer Ablauf beim Verkleiden einer geraden Treppe .......................... 441

13.6.1 Herstellen des Stufenbelages ................................................................... 441 13.6.2 Herstellen des Treppensockels ................................................................ 445 13.6.3 Fugenarbeiten im Stufenbereich .............................................................. 450 13.6.4 Herstellen des Wandbelages .................................................................... 450

13.7 Technologischer Ablauf beim Bekleiden einer Freitreppe .................................... 456 13.8 Technologischer Ablauf beim Bekleiden einer gewendelten Treppe .................... 457 13.9 Materialberechnungen ............................................................................................ 460

13.9.1 Materialberechnung für Treppenhauswände ........................................... 460 13.9.2 Materialbestellung für Naturstein- und Betonwerksteinplatten .............. 462 13.9.3 Aufmaß .................................................................................................... 464

13.10 Aufgaben und Projekte ........................................................................................... 464 13.10.1 Aufgaben zur Informationsbeschaffung .................................................. 464 13.10.2 Projekte .................................................................................................... 468

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Inhaltsverzeichnis XV

14 Gestalten einer Eingangshalle ........................................................................................ 473 14.1 Geschichte der Bodengestaltung ............................................................................ 473

14.1.1 Gestaltung durch Estriche ........................................................................ 473 14.1.2 Gestaltung durch Belagsmaterialien ........................................................ 476

14.2 Musterverlegung ..................................................................................................... 477 14.3 Gestaltungsgrundsätze ............................................................................................ 484

14.3.1 Verlegemuster .......................................................................................... 484 14.3.2 Gestaltung des Frieses ............................................................................. 487

14.4 Rechnerische Einteilung ......................................................................................... 491 14.4.1 Diagonalverlegung ................................................................................... 491 14.4.2 Rosenspitz ................................................................................................ 499 14.4.3 Sechseckfliesen ........................................................................................ 501

14.5 Belagsmaterialien ................................................................................................... 505 14.5.1 Keramische Fliesen und Platten .............................................................. 505 14.5.2 Natursteinplatten ...................................................................................... 506

14.6 Technologischer Ablauf des Anlegens ................................................................... 512 14.6.1 Anlegen eines Diagonalbodens ............................................................... 513 14.6.2 Anlegen weiterer Musterböden ............................................................... 517

14.7 Technologischer Ablauf des Verlegens .................................................................. 519 14.7.1 Verlegen von Cottoplatten ....................................................................... 519 14.7.2 Verlegen von Natursteinplatten ............................................................... 521 14.7.3 Übergänge zwischen unterschiedlichen Bodenbelägen .......................... 524

14.8 Reinigung und Pflege des Bodenbelages ............................................................... 526 14.9 Aufgaben und Projekte ........................................................................................... 527

14.9.1 Aufgaben zur Informationsbeschaffung .................................................. 527 14.9.2 Projekte .................................................................................................... 532

15 Bekleiden von Stützen ..................................................................................................... 537 15.1 Bekleiden von Pfeilern ........................................................................................... 537

15.1.1 Belagseinteilung ...................................................................................... 540 15.1.2 Verkleidung von Vieleckstützen ............................................................. 547 15.1.3 Materialbedarf ......................................................................................... 551 15.1.4 Technologischer Ablauf .......................................................................... 552

15.2 Bekleiden von Säulen ............................................................................................. 554 15.2.1 Belagseinteilung von Säulen mit regelmäßigem Querschnitt ................. 555 15.2.2 Belagseinteilung von Säulen mit unregelmäßigem Querschnitt ............. 559 15.2.3 Technologischer Ablauf .......................................................................... 564

15.3 Aufgaben und Projekte ........................................................................................... 568 15.3.1 Aufgaben zur Informationsbeschaffung .................................................. 568 15.3.2 Projekte .................................................................................................... 572

16 Bekleiden einer Bogenkonstruktion ............................................................................... 575 16.1 Aufgaben von Bögen .............................................................................................. 575 16.2 Bogenteile und Bezeichnungen .............................................................................. 578 16.3 Bogenarten und Bogenaufriss ................................................................................ 578

Page 17: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

XVI Inhaltsverzeichnis

16.4 Verlegeregeln .......................................................................................................... 584 16.4.1 Angrenzender Wandbelag ....................................................................... 584 16.4.2 Verlegeregeln für Bögen .......................................................................... 585

16.5 Rechnerische Einteilung ......................................................................................... 587 16.5.1 Rundbogen ............................................................................................... 587 16.5.2 Segmentbogen .......................................................................................... 590 16.5.3 Korbbogen ............................................................................................... 593 16.5.4 Spitzbogen ............................................................................................... 593

16.6 Technologischer Ablauf ......................................................................................... 595 16.7 Aufgaben und Projekte ........................................................................................... 602

16.7.1 Aufgaben zur Informationsbeschaffung .................................................. 602 16.7.2 Projekte .................................................................................................... 604

17 Modernisieren einer Belagskonstruktion ...................................................................... 609 17.1 Erhaltung von historischen Fliesen- und Plattenbelägen ....................................... 609 17.2 Schadensursachen, Schadensbilder ........................................................................ 616 17.3 Allgemeine Sanierungsmaßnahmen ....................................................................... 620 17.4 Rekonstruktion, Restaurierung und Modernisierung von Bodenbelägen .............. 622 17.5 Rekonstruktion, Restaurierung und Modernisierung von Wandbelägen ............... 630 17.6 Aufgaben und Projekte ........................................................................................... 633

17.6.1 Projekte zur Informationsbeschaffung ..................................................... 633 17.6.2 Projekte .................................................................................................... 633

Quellenverzeichnis ..................................................................................................................... 637

Sachwortverzeichnis .................................................................................................................. 639

Page 18: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage
Page 19: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

1 Grundlagen des Fliesenlegerberufes

1.1 Geschichtlicher Überblick

Als die ältesten keramischen Funde gelten Gefäße, die bereits 7000 v. Chr. im vorderasiatischen Raum (Ägypten, Syrien, Irak) gefertigt wurden. Während der folgenden 5000 Jahre entwickelte sich das Keramikhandwerk besonders in den orientalischen Regionen stetig weiter. Diese Entwicklung vollzog sich zweigleisig: Einerseits dominierten rein praktische Überlegungen wie das Herstellen von Gefäßen und Geschirr und andererseits kulturelle Aspekte wie das Darstellen der Kulturgeschichte. Standen am Anfang einfache Tontafeln und verschiedene Keramikgegenstände, entstanden bereits um 1500 bis 1200 v. Chr. im ägyptischen Raum die ersten farbig glasierten Fliesen mit denen die Wände in Palästen geschmückt wurden. Diese Fliesentechnik wurde ständig weiterentwickelt und insbeson-dere durch die Entdeckung von türkis- und grünfarbenen Glasurschmelzen vorangetrieben. Paral-lel dazu gelang es den Handwerkern mit verschiedenen Ritzmethoden, die glasierten Fliesen mit aufwendigen Schmuckornamenten zu versehen. Drei wertvolle Beispiele für diese Kunst sind in den Berliner Museen zu finden: im Pergamonmu-seum das aufwendig rekonstruierte Ischtartor aus der Epoche um 580 v. Chr. Neben den verschie-denen Tierreliefs gilt das Löwenmotiv der Prozessionsstraße als Hauptattraktion nach der jahre-langen aufwendigen Rekonstruktion. Gleichfalls in diesem Museum ist ein eindrucksvolles Fas-sadenstück aus dem babylonischen Thronsaal von König Nebukadnezar II ausgestellt. Beide Stü-cke gehörten einst zu der prunkvollen, mit Reliefs geschmückten Stadtanlage Babylons. Etwa 200 Jahre später entstand das dritte dieser Beispiele und zugleich eines der Bedeutendsten keramischen Reliefs altertümlicher Baukunst. Die Darstellung der Leibwache von König Arta-xerxes II, im Detail des Bogenschützen, schmückte ca. 350 v. Chr. den Palast im altpersischen Susa. Das faszinierende Kunstwerk aus farbig glasierten Relieffliesen ist im Staatlichen Museum zu Berlin zu besichtigen.

Bild 1.1: Detail des Wandmosaiks (vgl. Bild 1.3)

A. Borgmeier, H. Braunreiter, Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger,DOI 10.1007/978-3-8348-9945-3_1,© Vieweg+Teubner Verlag | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2011

Page 20: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

2 1 Grundlagen des Fliesenlegerberufes

1

Bild 1.2: Turm der Ulugh-Beg-Medresse

in Samarkand (ca. 1420) Bild 1.3: Detail der Wand an der Tylia-Kori-

Medresse in Samarkand (ca. 1404)

Bild 1.4: Tylia-Kori-Medresse in Samarkand,

Usbekistan (ca. 1660) Bild 1.5: Gesamtansicht der Bibi-Khanum-

Moschee in Samarkand (Usbekistan)

Page 21: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

1.1 Geschichtlicher Überblick 3

1 Die nachfolgenden Jahrtausende waren bei der Weiterentwicklung der Fliesenkunst hauptsächlich durch islamische Einflüsse geprägt. Dabei spielten nicht nur optische Aspekte eine Rolle, sondern auch religiöse Vorgaben. Weil nach der Lehre des Koran die Darstellung von Mensch und Tier untersagt ist, führte das in erster Linie zur Vervollkommnung geometrischer Muster. Gestalterisch waren die Handwerker bereits im 14. Jahrhundert in der Lage, Fliesen mit verschiedenfarbigen Glasuren herzustellen (Bilder 1.1–1.5). Ein lange währendes Problem hierbei waren nicht die unterschiedlichen Farben, sondern vielmehr das Ineinanderlaufen der Farben nach dem Auf-tragen. Mit der Erfindung des „2-Glasur-Auftrages“ erlebten die Azulejos (bei Fliesen mit weißer Grundglasur werden die blauen Ornamente beim Glasurauftrag und beim Brennen durch ein gazeartiges Netz getrennt, daher stammt auch der Name der Glasur: trockener Faden = cuerda seca). Diese besondere Darstellungskunst brachten die Mauren nach Südwesteuropa und wurde von den Spaniern und Portugiesen übernommen. In beiden Ländern kann man noch heute Zeug-nisse dieser Epoche finden, z. B. in Sevilla, in Granada und an der Algarve. Somit erreichte die keramische Fliesenkunst das europäische Festland und eroberte nach dem Wandschmuck auch die Fußböden. Klimabedingt verlagerten sich die zu schmückenden Flächen in Mitteleuropa immer mehr von den Außenbereichen in das Innere der Gebäude. Neben dem Siegeszug der Bodenfliesen in englischen Sakralbauten erlebte die niederländische Stadt Delft im 18. und 19. Jahrhundert einen wahren Höhepunkt der Fliesentechnik. Die geografi-sche Lage und die Vormachtstellung des Königreiches als Seemacht ermöglichte den Handwer-kern, sich aus aller Welt Kenntnisse über das Fliesenhandwerk anzueignen. Ein typisches Delfter Fliesenbild (Tableau) besteht aus vielen Einzelfliesen, die zu einer Gesamtdarstellung zusammen-gefügt werden, die Ränder des Bildes sind stets mit Ornamenten versehen. Das Kunstwerk „Flie-se“ entwickelte sich im Laufe der Jahre zum Massenprodukt und hielt Einzug in das Alltagsleben. In allen Gegenden Europas, besonders aber in Spanien und Portugal, sind noch heute Delfter Motive als Nachahmungen und Abwandlungen in allen Farben zu entdecken. Die Jahrhundertwende und mit ihr der Jugendstil (abgeleitet von der 1896 in München gegründe-ten Zeitschrift „Jugend“) brachte der Fliesenkunst eine außergewöhnliche Formen- und Farben-vielfalt. Die Fliesen erhielten wieder ein Relief, wurden mehrfach glasiert und zeichneten sich durch spezielle Farbtöne und Ornamente aus (Bilder 1.6–1.10).

Bild 1.6: Detail Pfeiler, Kaiser-Friedrich-

Therme Wiesbaden Bild 1.7: Thermalbrunnen, Kaiser-Friedrich-Therme

Wiesbaden

Page 22: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

4 1 Grundlagen des Fliesenlegerberufes

1 Die Hersteller griffen auf die traditionelle Farbgebung aus dem 14. Jahrhundert zurück, wo die Gaze oder der einzelne Faden aus schwer schmelzbarem Mangan die Konturen liefert. Vor allem in west- und nordeuropäischen Ländern sind noch immer originale Jugendstilfliesen in Treppenhäusern, als hüfthohe Wandverkleidungen in Küchen und Speisezimmern und als Fassa-dengestaltungen zu bewundern. In den Regionen, wo avantgardistische Künstlergruppen oder Künstlerkolonien existierten und sich mit diesem Art Nouveau – Stil identifizierten, gibt es zahlreiche Zeugnisse dieser Stilepoche. Beispiele dafür sind die Stadt Wien, wo die Künstlergruppe der Wiener Secession um Otto Wagner, Joseph Maria Olbricht, Gustav Klimt und Josef Hoffmann den Jugendstil intensiv lebten und die Mathildenhöhe in Darmstadt, deren Bau J. M. Olbricht leitete, nachdem er Wien verlassen hatte. Selbst im heute lettischen Riga haben viele der Jugendstilbauten nach zwei Weltkriegen anschlie-ßend auch noch 40 Jahre sowjetischen Kommunismus überstanden und glänzen nach umfassender Restaurierung wieder.

Bild 1.8: Albin-Müller-Becken, Mathildenhöhe, Darmstadt

Page 23: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

1.1 Geschichtlicher Überblick 5

1

Bild 1.9: Pfunds Molkerei in Dresden

Antonio Gaudi gilt als eigenwilliger Vertreter des Jugendstils im spanischen Raum, speziell in Barce-lona. Das 1905 in nur zwei Jahren errichtete Casa Mila in Barcelona weist fast keine Gemeinsamkeiten mit bis dahin herkömmlicher Baukunst auf. Es gleicht viel mehr in Grundriss und Fassade einem abstrakten Ornament. Diese unruhige Gestaltung findet man ebenso in der Sagrada Familia, im Casa Batlló und im Park Güell. Letzterer besticht neben den archi-tektonischen Besonderheiten hauptsächlich durch seine grandiosen Mosaikarbeiten.

Bild 1.10: Details aus Pfunds Molkerei in Dresden

Page 24: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

6 1 Grundlagen des Fliesenlegerberufes

1 In den Jahren des sprunghaften industriellen Fortschritts in Europa und dem damit verbundenen Bedürfnis schnell Produktions- und Wohnstätten zu errichten, die zudem auch noch praktisch und preiswert sind, reduzierte sich der architektonische Aufwand auf ein Minimum. Weder die Auf-traggeber noch die Baumeister entwickelten künstlerischen Ehrgeiz. Industriebauten waren ganz selbstverständlich trist, langweilig und hässlich. Nach dem Ersten Weltkrieg gab es vermehrt Bestrebungen, eine Industrieanlage nicht nur praktisch und billig zu bauen, sondern auch reprä-sentativ. Typische Beispiele dafür sind das AEG Gelände und die Borsig-Werke in Berlin sowie das Fagus-Werk in Alfeld. Mit diesem Gedanken ist der „Bauhaus-Stil“ um Walter Gropius und Bruno Taut eng verbunden. Das „Bauhaus“ wurde 1919 in Weimar gegründet; sein Wirkungsgebiet umfasste nicht nur die Architektur, sondern alles, was der Mensch zum Leben braucht: Hausrat, Möbel, Innenarchitek-tur. Die Verkleidungen im Wand- und Bodenbereich dienten mehr pragmatischen Zwecken wie Schutz vor Verschmutzung, lange Lebensdauer und leichte Reinigung. Auf aufwendige Dekore, Ornamente und Zierrat wurde weitestgehend verzichtet. Das Zeitalter der keramischen Spaltplat-ten hat begonnen. Der Wohnungsbau aus vorgefertigten Bauteilen, öffentliche Gebäude und Verwaltungen mit nüchternem und zweckmäßigem Charakter sowie Ingenieurbauten für ständig wachsende Bedürf-nisse (Autobahnen, Tunnel, Flughäfen, Bahnhöfe) bestimmen in aller erster Linie die Auswahl und den Einsatz der Fliesen- und Plattenmaterialien in der Gegenwart. Die Bekleidungsstoffe müssen optisch gut aussehen und absolut strapazierfähig sein. Der Stil ist funktional, klar und kühl. In der heutigen Zeit bleiben dank der Fliesen- und Plattenindustrie bei der Gestaltung im Innen- und Außenbereich keine Wünsche offen. Der Markt bietet, vom Glasmosaik über die traditionel-len quadratischen Steingutfliesen und Natursteinplatten bis zu großformatigen grobkeramischen Platten, für jeden Geschmack und Zweck das Gewünschte. Oft wird bei den Fliesenarbeiten auf den Widerspruch zwischen historisch und postmodern ge-setzt: Moderne Möbel und Bodenfliesen im Schachbrettmuster wie in Großmutters Küche verlegt (möglichst noch eine freistehende Badewanne ohne Seitenverkleidung) oder die Verwendung von Fliesen, die mit der „Lüstertechnik“ hergestellt wurden. Dieses Glasurverfahren reicht bis in das 9. Jahrhundert zurück, die speziellen Glasurteilchen erzeugen beim Brennen unter bestimmten Druckbedingungen einen besonders schönen metallischen Glanz. Auch die eigentlich ungewollten Haarrisse in der Glasur werden heutzutage gewünscht. Gepaart mit den entsprechenden Farbtönen der Jugendstilzeit lassen sie bewusst Fliesen entstehen, denen man ein Alter zumisst, das sie nicht haben (Bilder 1.11–1.17).

Bild 1.11: Glasurrisse auf nachgebildeter

Jugendstilfliese

Page 25: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

1.1 Geschichtlicher Überblick 7

1

Bild 1.12: Jugendstil-Wandpaneel

Bild 1.13: Wandpaneel eines Trep-penhauses

Bild 1.14: Jugendstil-Wandpaneel

Bild 1.15: Jugendstil-Wandpaneel

Page 26: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

8 1 Grundlagen des Fliesenlegerberufes

1

Bild 1.16: Jugendstil-Wandpaneel

Bild 1.17: Wandpaneel Badezimmer (ca. 1928)

Eine gelungene Verbindung zwischen funktionalem, tristem Baustil und Farbenfreude sowie schmückendem Beiwerk sind die Bauwerksverkleidungen des österreichischen Malers und Archi-tekten Friedensreich Hundertwasser (verstorben im Februar 2000). Unter anderem verwandelte er eine DDR-Plattenbau-Schule in Lutherstadt Wittenberg in ein mit keramischen Fliesen, Platten und Formstücken verkleidetes, einzigartiges und imposantes Schulgebäude. Gemäß seinen ökologischen Prinzipien verzichtete er bei seinen Bauwerken und Verkleidungen auf Kunststoffe und bevorzugte Keramik, Ziegel und Holz. Bewusst werden Wände, Kanten und Böden krumm und asymmetrisch gebaut oder angelegt. Stets sind viel Farbe und natürliches Grün im Einsatz. Andere Zeugnisse seiner Kunst sind in Magdeburg und Plochingen zu finden. Keramische Fliesen und Platten des 21. Jahrhunderts haben keinen eigenen Stil, man verbindet Baukeramik mit Funktionalismus und Kulturhistorie. Nie zuvor galt so sehr: „Erlaubt ist, was gefällt!“

1.2 Farbgestaltung

Der Farbgestaltung eines Fliesen- und Plattenbelages kommt die zentrale Bedeutung bei der Pla-nung eines Auftrages zu. Dabei spielt nicht nur die richtige Farbauswahl der Fliesen oder Platten eine wesentliche Rolle, sondern auch die Farbe der Belagsfugen. Es sind also zwei Entscheidun-gen zu treffen: Belagsfarbe und darauf abgestimmte oder bewusst im Kontrast stehende Fugen-farbe. In den meisten Fällen wird dem Fliesenlegergesellen diese Entscheidung abgenommen, weil be-reits der Auftraggeber, der Architekt oder der Kunde eine Wahl getroffen haben. Aber gerade bei

Page 27: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

1.2 Farbgestaltung 9

1 privaten Auftraggebern kann die Situation eintreten, dass der Fliesenleger eine fachliche Beratung durchführen soll. Es ist ratsam, dass auch ein Fliesenlegergeselle grundlegende Kenntnisse über die Wirkung von Farbe besitzen soll. Von einem Fliesenlegermeister wird dies ohnehin erwartet, das Kapitel Farbenlehre gehört zur Meisterausbildung.

1.2.1 Farbenlehre

Farben werden in zwei Bereiche gegliedert: chromatische und achromatische Farben. Der umfangreichen Gruppe der chromatischen Farben werden alle bunten Farben zugeordnet. Diese können rein oder trüb sein. Ausgenommen sind die Farben Weiß und Schwarz, sie gehören in die Gruppe der achromatischen Farben und ergeben eine endliche, abgestufte Reihe von Weiß bis Schwarz. In dieser Reihe sind alle Graustufen enthalten, man bezeichnet diese auch als „Grau-reihe“. Um den Farben eine Ordnung zu verleihen, werden sie in einem Farbkreis nach verschiedenen Gesichtspunkten kreisförmig angeordnet. Ein bekanntes Beispiel dafür ist der von Johann Wolf-gang von Goethe aufgestellte Farbkreis. Rot, Gelb und Blau sind Grundfarben (Bild 1.18). Aus ihnen werden alle weiteren Farbtöne zu-sammengesetzt. Mischt man jeweils zwei von ihnen miteinander, entsteht eine neue Farbe, die als Mischfarbe bezeichnet wird. Im Fachgebrauch werden diese Farben auch Mischfarben 1. Grades oder Sekundärfarben genannt. Beispiel: Aus Rot und Gelb entsteht Orange, aus Gelb und Blau entsteht Grün, aus Rot und Blau entsteht Violett.

Bild 1.18: Farbkreis Grundfarben

Durch weiteres Mischen von zwei oder drei Sekundärfarben entstehen neue Mischfarben wie Blaugrau aus Grün und Violett, Seegrün aus Orange und Grün, Rotbraun aus Orange und Violett. Diese neu entstandenen Farben werden als Mischfarben 2. Grades bezeichnet. Setzt man nun beim Mischen die beiden achromatischen Farben ein, entstehen wiederum neue Farben. Weiß erzeugt beim Mischen hellere Farbtöne (Pastellfarben), die Leichtigkeit vermitteln. Schwarz dagegen lässt beim Mischen die neuen Farbtöne nicht nur dunkler, sondern auch kräfti-ger und wärmer erscheinen. Setzt man Farbtöne aus der Graureihe zum Mischen ein, werden die reinen Farben in ihrer Intensität getrübt.

Page 28: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

10 1 Grundlagen des Fliesenlegerberufes

1

Bild 1.19: Farbkreis: Mischfarben

Betrachtet man den Farbkreis 2 (Bild 1.19) ist zu erkennen, dass sich zwischen den Grundfarben die Ergebnisse des Mischens (1. Grad) befinden und dass sich immer zwei Farben genau gegenüber be-finden. Diese beiden Farben bilden ein Paar und nennen sich Komplementärfarben (Gegenfarben). Charakteristisch für die Komplementärfarben ist: Sie bestehen immer aus allen drei Grundfarben. Zum Beispiel: Das Paar Blau und Orange. Blau ist Grundfarbe, Orange besteht aus den Grund-farben Rot und Gelb. Den Komplementärfarben kommt bei der Gestaltung eine große Bedeutung zu, sie liefern die stärksten Kontraste (siehe Abschnitt 1.2.3).

1.2.2 Farbwirkungen

Beim Empfinden und Wahrnehmen von Farben handelt es sich um Sinnesqualitäten, die nach Farbton (Buntheit), Helligkeit (Lichteinwirkung) und Reinheit (Sättigung) zu messen sind. Farbwirkungen erzeugen immer, meist sehr subjektive, Empfindungen, Gefühle und Stimmungen (Bilder 1.20–1.34). Diese Wirkungen lassen sich drei großen Bereichen zuordnen: – Physikalische Wirkungen – Physiologische Wirkungen – Psychologische Wirkungen Die physikalischen Wirkungen beziehen sich auf solche Aspekte, die technisch bedeutsam sind. Dazu gehört: Helle Farben bei Fassadenverkleidungen reflektieren das empfangene Licht und wirken deshalb kühlend. Ein ganz treffendes Beispiel für den Bereich der physiologischen Wirkungen ist das Flimmern von Kleinmosaik, wenn es aus Gegenfarben der gleichen Helligkeit besteht. Den größten Anteil an Farbwirkungen nehmen die psychologischen Wirkungen ein. Sie werden in verschiedene Untergruppen eingeteilt. Typisch für visuelle Wirkungen sind Gelbtöne, die Leich-tigkeit vermitteln oder Violetttöne, die Düsterkeit erzeugen. Bei den synästhetischen Wirkungen kommt es zur Kopplung von Empfindungen unterschiedlicher Sinnesorgane. So wirken rote Far-ben warm, blaue Farben kühl, hellblau sogar feucht, kühl und fern.

Page 29: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

1.2 Farbgestaltung 11

1 Das letzte Beispiel weist schon auf ein wichtiges Element aus dem Arbeitsbereich des Fliesen-legers hin. Ein Schwimmbecken wird in aller Regel mit hellblauen oder hellgrünen Spaltplatten verkleidet, sie assoziieren ein erfrischendes Bad im sauberen Wasser und lassen das Becken grö-ßer erscheinen. Dagegen hat ein trüber See mit nicht sichtbarem Grund etwas Bedrohliches an sich, dass uns vorsichtig tastend ins Wasser gehen lässt. Deshalb wird es kaum einen Swimmingpool mit schwarzen Spaltplatten geben. Grundsätze bei der Farbauswahl sind: – Satte Farben engen kleine Räume ein – Helle Farben reflektieren viel Licht – Dunkle Farben absorbieren viel Licht – Rot erregt, beunruhigt – Dunkle Farben lassen kleine Räume noch kleiner/niedriger erscheinen – Dunkle Farbe wirken bedrohlich – Weiß als alleinige Farbe im Raum erzeugt das Gefühl von Sterilität

Bild 1.20: Visuelle Wirkung: Dunkle Farben

wirken bedrohlich Bild 1.21: Visuelle Wirkung:

unruhig, flatternd

Bild 1.22: Physiologische Wirkung:

„Flimmern“

Bild 1.23: Synästhetische Wirkung:

lebendig, froh

Page 30: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

12 1 Grundlagen des Fliesenlegerberufes

1 1.2.3 Farbkontraste und Farbharmonie

Bei der bewussten Wahl eines Kontrastes ergeben sich verschiedene Möglichkeiten: – Farbkontrast: mindestens drei gegensätzliche Farben – Warm-Kalt-Kontrast: warme Farben wie Rot im Gegensatz zu kalten Farben wie Blau – Hell-Dunkel-Kontrast: Weiß-Schwarz oder Gelb-Schwarz – Komplementärkontrast: Verwendung von Gegenfarben wie Rot-Grün – Mengenkontrast: große Farbmenge zu kleiner Farbmenge – Sättigungskontrast: leuchtende Farben im Gegensatz zu stumpfen oder trüben Farben

Bild 1.24: Harmonie durch ver-schiedene Blautöne

Bild 1.25: Starker Blau-Weiß-Kontrast

Bild 1.26: Hell-Dunkel-Kontrast

Page 31: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

1.2 Farbgestaltung 13

1

Bild 1.27: Starke Kon-trast-Wirkung

Bild 1.28: Kontrast gemildert durch Beige-Töne

Bild 1.29: Komplementär-Kontrast: viel Rot – wenig Hellbraun In der Anwendung bedeutet das: Große Flächen sollten möglichst nur eine Hauptfarbe aufweisen und in kleiner Menge eventuell eine zweite Farbe. Die Wahl des Farbkontrastes ist ein Wagnis, nur eine Farbe kann dominieren – welche und in welcher Menge? Leicht zu entscheiden ist dann, welche Farbe den Kontrastton stellen soll. Aber welche Farbe wird Akzentfarbe?

Page 32: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

14 1 Grundlagen des Fliesenlegerberufes

1 Extreme Kontraste wie Warm-Kalt, Hell-Dunkel und der Komplementärkontrast erzeugen Unruhe und Bewegung und strahlen keinesfalls Behaglichkeit aus. Die Kombination harmonischer Farben, die im Farbkreis dicht beieinander liegen, können statt harmonisch auch monoton, langweilig oder einfach tot wirken. Zum Beispiel: beige Wandfliesen mit blassgelber Bordüre und hellbraunen Bodenfliesen. Auch für die Kombination von verschiedenen Belagsmaterialen (und sehr wahrscheinlich auch verschiedener Farben) und für die Auswahl der passenden Fugenfarbe gelten die oben angeführ-ten Überlegungen.

Farbe bringt Leben und Stimmung in einen Raum, aber man kann sich an einer Farbe auch satt sehen! Damit die Wahl nicht zur Qual wird, ist folgendes zu beachten: – Mögliche Materialkombination im Zusammenspiel mit der Farbwahl oder Farbkombination – Materialauswahl (was wird gewünscht?) – Raumfunktion (Wohnraum, Gewerbe, öffentliches Gebäude) – Innenarchitektur, Einrichtung des Raumes (Designermöbel oder Büromöbel) – Lage des Raumes im Gebäude (Nordseite oder lichtdurchflutet) – Optische Aufwertung des Raumes (kleinen Raum strecken) – Architektur und Stil des gesamten Gebäudes

Bild 1.30: Kombination harmonischer Farben (Grün) mit Kontrastfarbe Rot

Page 33: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

1.2 Farbgestaltung 15

1

Bild 1.31: Extreme Kontrastwirkung durch Farbe und Muster

Bild 1.32: Detail mit anderen Farbtönen

Bild 1.33: Varianten mit Grau- und Blautönen

Bild 1.34: Starker Kontrast zwischen Haupt- und Gegenfarbe

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16 1 Grundlagen des Fliesenlegerberufes

1 1.3 Gestaltungsformen

Neben der richtigen Auswahl des Farbtones von Fliesen oder Platten sowie deren Fugen, spielt die treffende Gestaltung eine wichtige Rolle. Im Vordergrund muss das Zusammenspiel von Raumfunktion, Kundenwunsch und Gestaltung stehen. Mit der entsprechenden Anordnung und dem Format der gewählten Fliesen oder Platten können völlig unterschiedliche Wirkungen und Stimmungen erzeugt werden. Im Folgenden sollen einige Grundsätze der Gestaltung sowie einige Beispiele für gut aussehende und auch weniger gelunge-ne Belagsflächen vorgestellt werden.

1.3.1 Einteilung der Belagsflächen

Wand- oder Bodenbelagsflächen können symmetrisch oder ohne Symmetrie eingeteilt werden. Die Entscheidung für eine der Varianten treffen entweder der Auftraggeber, Bauherr (bei größe-ren Projekten) oder bei kleineren Aufträgen der Fliesenleger. Möglich ist auch, dass der Bauherr oder Kunde den Fliesenleger um eine Beratung bittet. In diesen beiden Fällen, muss dem Fliesen-leger das spätere optische Aussehen des Belages bereits vor Beginn der Ausführung klar sein. Es gibt keine Vorschriften, für welche Belagsflächen eine symmetrische Ausführung zwingend ist. Alle in Fachbüchern aufgeführten Regeln sind Empfehlungen aus gestalterischen Aspekten. Lediglich bei Musterböden wird durch das Anlegen eines umlaufenden Frieses, die symmetrische Einteilung unumgänglich. Aber auch hierbei beweisen genügend Beispiele aus der Praxis, dass oftmals auf die klassische Form mit Fries verzichtet wird.

b1 b2

a1 a2

Ausgleichstreifen

ganze Platten

a1 = a2

b1 = b2

symmetrisch

Bild 1.35: Einachsige Symmetrie

Page 35: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

1.3 Gestaltungsformen 17

1 Die Einteilung ohne Symmetrie wird hauptsächlich bei großen, unübersichtlichen Belagsflächen und in untergeordneten Räumen angewendet. Der entstehende Teilstreifen wird möglichst unauffäl-lig platziert, z. B. in die von der Tür entfernteste Ecke oder direkt hinter der Tür. Ist kein Verle-geplan im Leistungsverzeichnis vorhanden, hat der Fliesenleger eigenständig diese Entscheidung zu treffen, ebenso wie die Auswahl der Hauptwand. Die Hauptwand ist die Wand an der der Fliesenle-ger mit seiner Belagsausführung beginnt bzw. wo er den Bodenbelag anlegt. Hauptwände sind im Allgemeinen die der Eingangstür gegenüberliegende Wand, die Fensterwand (Außenwand) oder die längste Wand im Raum. Das Einteilen, Anlegen und die Ausführung einer Belagsfläche ohne Sym-metrie erfordern im Vergleich zur symmetrischen Einteilung einen geringen Aufwand. Die einachsig symmetrische Einteilung (Bilder 1.35–1.37) bezieht sich auf die kurze Seite des Raumes, d. h.: diese Einteilungsart empfiehlt sich in erster Linie für lange, schmale Räume. Das kann ein Flur in einer Wohnung ebenso wie ein langer Gang im Krankenhaus, Schulgebäude oder Verwaltungstrakt sein. Nur die Stirnseiten werden symmetrisch eingeteilt, so entstehen entlang der langen Seiten rechts und links die Ausgleichstreifen. Der Belag am Ende des Raumes schließt entweder mit einem Streifen (Größer als die Hälfte) oder mit einem Doppelstreifen ab. Ob direkt an der Symmetrieachse eine Fuge verläuft oder eine Fliese liegt, hängt von der ermittel-ten Anzahl an Fliesen ab (Bilder 1.36 und 1.37). Der Fliesenleger kann das bei kurzen Verlege-längen durch Auslegen feststellen, bei längeren Abschnitten geschieht das durch die rechnerische Einteilung.

Auf jeden Fall gilt für die Lage an der Symmetrieachse: – Mitte Fuge, wenn eine gerade Anzahl an Fliesen gewählt wurde. – Mitte Fliese, wenn eine ungerade Anzahl an Fliesen gewählt wurde.

b1 b2

a1 a2

Ausgleichstreifen

ganze Platten

a1 = a2

b1 = b2

symmetrisch

b1 b2

a1 a2

Ausgleichstreifen

ganze Platten

a1 = a2

b1 = b2

symmetrisch

Bild 1.36: Fuge auf Symmetrieachse Bild 1.37: Fliesenmitte auf Symmetrieachse

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18 1 Grundlagen des Fliesenlegerberufes

1 Mindestens muss der Beginn an der Symmetrieachse überschlagsmäßig geprüft werden, denn sonst können die rechts und links entstehenden Teilstreifen eventuell zu schmal (kleiner als die Hälfte) sein. Die zweiachsig symmetrische Einteilung gilt als die klassische Form der Belagsgestaltung. Der Arbeitsaufwand ist durch das Einteilen und Anlegen deutlich höher. Im Wandbereich ist die zweiachsige Symmetrie nicht so häufig anzutreffen wie bei Bodenflächen. Das liegt nicht nur am Aufwand, sondern auch daran, dass mit zwei gleichbreiten Streifen am Boden und oberen Belags-ende keine optische Wirkung erzielt wird. Ausnahmen sind bei der Einteilung von Badezimmern mit gehobener Ausstattung anzutreffen. Da ist es möglich, dass die waagerechte Bezugsachse zugleich die Symmetrieachse darstellt (siehe Lernfeld 9). Typisches Anwendungsgebiet dagegen sind alle Fußböden, die ein Muster erhalten, das nur aus ganzen oder halben Fliesen oder Platten besteht. Dazu gehören Diagonalverlegung, Sechsecke, Achtecke usw. Bei der zweiachsigen Symmetrie bildet der Schnittpunkt der beiden Achsen genau den Raummit-telpunkt (Bild 1.38). An den gegenüberliegenden Seiten (a1 und a2 sowie b1 und b2) entstehen somit jeweils gleich-breite Teilstreifen.

a1 a2b2

b1

Fries b1 = Fries b2

Fries a1 = Fries a2

Bild 1.38: Zweiachsige Symmetrie

Auch hierbei spielt die gewählte Anzahl der Fliesen die ausschlaggebende Rolle für die Lage der Fliesen im Raummittelpunkt – allerdings in beiden Richtungen. – Mitte Fuge, wenn eine gerade Anzahl an Fliesen für beide Seiten gewählt wurde (Bild 1.39). – Mitte Fliese, wenn eine ungerade Anzahl an Fliesen für beide Seiten gewählt wurde (Bild 1.40). – Mitte Kante, wenn für eine Seite eine gerade Anzahl an Fliesen gewählt wurde und für die

andere eine ungerade Anzahl (Bild 1.41).

Page 37: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

1.3 Gestaltungsformen 19

1

Bild 1.39: Fugenkreuz in Raummitte Bild 1.40: Plattenmitte in Raummitte

Bild 1.41: Mitte Kante in Raummitte

1.3.2 Gestaltung durch das Fliesen- und Plattenformat

Zeitlos und damit am häufigsten verwendet sind alle quadratischen Fliesen- und Plattenformate. Die Palette reicht vom Mosaik bis zur großformatigen Platte mit 60 cm Kantenlänge. Gründe dafür liegen zum einem in der homogenen Ausrichtung (es ergibt sich keine optische Richtung) und zum anderen in der Einfachheit der Einteilung. Aus letzterem resultieren auch die Einsatzgebiete: öffentliche Gebäude und Einrichtungen, untergeordnete Räume wie Toilettenan-lagen, Lagerräume, Restaurantküchen und dergleichen. Möchte der Auftraggeber oder Kunde das Hauptaugenmerk auf das Interieur legen, beispielsweise exklusive Möbel, teure Einbaugeräte oder Armaturen, sollte der Fliesenleger unbedingt zu einer „zurückhaltenden“ Fliese raten. Dem entsprechen quadratische Fliesen und Platten mit einer glat-ten Oberfläche und geraden (keine bewegten) Kanten. Das Verlegemuster sollte ebenso zurück-haltend sein, am besten Fuge auf Fuge. Rechteckige Fliesen und Platten dagegen ziehen die Auf-merksamkeit an.

Als Faustregel gilt: Je größer die Seitenverhältnisse der Fliesen und Platten, desto richtung-weisender das Muster. Das bedeutet: Eine Fliese mit dem Seitenverhältnis 1 : 2 (also 10 cm × 20 cm) strukturiert die Belagsfläche nicht so sehr wie eine Fliese mit dem Verhältnis 1 : 4 (Riemchen 5,2 cm × 24 cm).

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20 1 Grundlagen des Fliesenlegerberufes

1 Außerdem spielt bei rechteckigen Platten auch die Verlegerichtung (hochkant, flach verlegt) eine wichtige Rolle. Am Beispiel des abgebildeten flach verlegten Kehlsockels wird deutlich, dass auch ein einfacher Kehlsockel modern aussehen kann (Bild 1.42).

Bild 1.42: Hohlkehlsockel flach verlegt

Dem Fliesenleger kommt bei Aufträgen im privaten Bereich oft die beratende Funktion zu. Er muss in der Lage sein, die Wünsche des Kunden mit der optimalen Gestaltung zu vereinbaren. Es gilt: weniger ist mehr! Man kann mit Dekoren, Bordüren oder extravaganten Verlegemustern eine Belagsfläche ebenso überfrachten, wie Räume durch das Plattenformat stauchen oder strecken! Sind die Fliesen oder Platten erst verlegt und man wird optisch „erschlagen“, ist es zu spät! Im Folgenden werden typische Verlegeverbände und Verlegemuster vorgestellt (Bilder 1.43–1.46). Entsprechend ihrer geometrischen Anordnung und Gliederung kann man die Verbände und Muster in verschiedene gestalterische Gruppen eingeordnen.

Bild 1.43: Gleichförmigkeit: Die geflieste Fläche wirkt sachlich a) Quadrate schnittfugig b) Rechtecke schnittfugig

Bild 1.44: Rhythmus: Das Grundmuster wiederholt sich regelmäßig a) Halbverband b) Viertelverband

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1.3 Gestaltungsformen 21

1

Bild 1.45: Wechsel: Die Verlegerichtung wechselt in regelmäßigen Abständen a) Blockparkett b) Flechtmuster

Bild 1.46: Kontraste: Format und Verlegerichtung wechseln unregelmäßig a) Mischverband b) Bahnenverlegung

Wie bereits im Abschnitt 1.3.1 „Zweiachsig symmetrische Einteilung“ beschrieben, erfordern bestimmte Verlegemuster einen umlaufenden Fries. Der Innenteil der Belagsfläche wird als Feld bezeichnet und besteht prinzipiell aus ungeschnittenen Fliesen oder Platten bzw. aus halben Flie-sen oder Platten (Bild 1.47). Teilstreifen gibt es im Feld nicht! Die Differenz zwischen den Flie-sen und Platten im Feld und den tatsächlichen Raummaßen gleicht der Fries aus.

Feld

Fries

Bild 1.47: Feld mit Fries

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22 1 Grundlagen des Fliesenlegerberufes

1 Die Gestaltung des Frieses kann unterschiedlich sein. Entweder werden die Friesplatten aus dem gleichen Material geschnitten wie die Feldplatten oder es werden in Format und/oder Farbe ande-re Fliesen oder Platten verwendet (Bild 1.48). Gibt es keine Vorgaben seitens des Auftraggebers oder Architekten und der Fliesenleger soll selbständig entscheiden oder beratend tätig werden, muss Folgendes beachtet werden: Ein auffällig gestalteter Fries oder extrem breite Friesstreifen (fast ganze Plattenbreite) „töten“ das Muster im Feld oder verkleinern den Raum optisch. Der Blickfang bei Musterböden muss das Feld sein, ansonsten ist das angelegte Muster überflüssig!

Bild 1.48: Musterboden mit aufwendig gestaltetem Fries

Ein gern verlegtes Muster ist die diagonale Anordnung (Bild 1.49). Leider wird diese im Baustel-lenalltag oftmals nicht klassisch ausgeführt, sondern einfach am Rand passend geschnitten, so dass trapezförmige Teilstücke unterschiedlichster Größen entstehen.

Bild 1.49: Diagonalverlegung

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1.3 Gestaltungsformen 23

1 Wieder in Mode gekommen ist die Verlegung von Achtecken mit diagonal angeordneten Einle-gern. Dieses Muster wird in modern gestalteten Räumen häufig im Farbenkontrast verlegt. Bei der Einteilung können den Übergang zum Fries ganze oder halbe Achteckplatten bilden (Bilder 1.50–1.52). Welche Variante optisch ansprechender ist, bleibt dem Betrachter überlassen. Auf jeden Fall erhält man bei der Entscheidung für halbe Fliesen zusätzliche Schnittkanten am Übergang zum Friesstreifen.

Bild 1.50: Achtecke mit Einleger, endet mit ganzen Platten

Bild 1.51: Achtecke mit Einleger, endet mit halben Platten

Zwei weitere klassische Verlegemuster sind Sechseckfliesen und das Rosenspitzmuster. Sie wer-den zwar zur Zeit seltener gewünscht, doch bei Gebäuden und Räumen im Landhausstil (Privat-häuser, Restaurants, Hotels) vermitteln sie eine behagliche Atmosphäre.

Page 42: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

24 1 Grundlagen des Fliesenlegerberufes

1

Bild 1.52: Achtecke mit Einleger, zweifarbig

Das Rosenspitzmuster setzt sich aus quadratischen Fliesen und Navetten, die die quadratische Fliese umranden, zusammen (Bilder 1.53 und 1.54). Die Navetten sind in zwei unterschiedlichen Breiten erhältlich: die Hälfte bzw. das Viertel der Kantenlänge der quadratischen Fliese. Je nach gewünschter optischer Wirkung strecken die schmaleren Navetten das gesamte Verlegemuster – und lassen somit auch einen kleinen Boden größer erscheinen oder die breiteren Navetten verlei-hen dem Boden Gediegenheit und einen rustikalen Charakter.

Bild 1.53: Rosenspitz mit schmalen

Navetten Bild 1.54: Rosenspitz mit breiten Navetten

Bei Belägen aus Sechseckfliesen (Bilder 1.55–1.57) ergibt sich bei der Einteilung der Belags-fläche eine Besonderheit: Obwohl die geometrische Figur ein regelmäßiges Sechseck beschreibt, haben die Fliesen in Längs- und Querrichtung verschiedene Abmessungen. So erhält man beim Teilen zwei unter-schiedliche Teilfliesen: Trapeze und Pentagramme. Auch hierbei entscheidet die Verlegerichtung (kurze oder lange Fliesenseite) über die optische Streckung bzw. Stauchung der Belagsfläche. Ein gern und häufig verwendeter Schmuck im Wandbereich sind Dekorfliesen unterschiedlichster Formate und Formen. Diese können passend im Fugenschnitt zu den Wandfliesen (Prinzip der Gleichförmigkeit) oder im Fugenversatz, z. B. im Halbverband (Prinzip des Rhythmus) verlegt werden.

Page 43: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

1.3 Gestaltungsformen 25

1

37

16185

32

Bild 1.55: Sechseckfliese längs und quer geteilt

Bild 1.56: Sechseckboden mit Fries

Bild 1.57: Boden aus Seckseckfliesen

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26 1 Grundlagen des Fliesenlegerberufes

1 Auch ein als Dekorschicht gewählter Ausgleichstreifen des selben Belagsmaterials (unabhängig ob im Fugenschnitt oder Verband angeordnet), kann eine Schmuckwirkung erzielen. Dekorfliesen im gleichen Format, die unterschiedlichste Anordnungen haben können, sind in den letzten Jahren etwas aus der Mode gekommen. Ausführlichere Informationen zu Dekoren sind im Abschnitt 2.2 zu finden.

1.3.3 Gestaltung durch Wahl der Fugenbreite

Neben der Hauptaufgabe der Fuge, Spannungen und Maßungenauigkeiten aufzunehmen, hat die Fuge auch eine Schmuckfunktion. Durch die gewählte Breite einer Belagsfuge kann man entwe-der eine deutliche Trennung der Fuge von der Fliese oder Platte erzielen, den Übergang unauffäl-lig gestalten oder durch extrem schmale Ausführung diese fast unscheinbar sein lassen. Die Wahl der entsprechenden Fugenbreite ist vom Belagsmaterial, Belagsformat und von der Raumfunktion abhängig (Bilder 1.58–1.60). Zu einer rustikalen Steinzeugfliese im Format 10 cm × 10 cm mit einer Dicke von 1,5 cm passt am besten eine ebenso rustikale Fuge, z. B. 1 cm breit. Unscheinba-re Fugen werden hauptsächlich bei der Verlegung von Natursteinplatten angeordnet oder wenn Steinzeugfliesen im Rüttelverfahren fugenlos verlegt werden.

Bild 1.58: Fugenbild im Vordergrund:

Beläge mit rustikalem Charakter Bild 1.59: Fugenbild in Harmonie

mit Fliesenbelag, d. h. dem Belagsmaterial angepasst

Bild 1.60: Fugenbild unscheinbar: Der Belag wirkt durch das gewählte Material

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1.3 Gestaltungsformen 27

1 1.3.4 Gestaltung durch die Fliesen- und Plattenoberfläche

In den letzten Jahrzehnten hat die Fliesen- und Plattenindustrie ein sehr weit gefächertes Angebot an verschiedenen Oberflächengestaltungen von Wand- und Bodenfliesen und Platten entwickelt. Dieser Prozess unterliegt natürlich auch dem temporären Geschmack der Verbraucher. Generell ist es allerdings möglich, jeder Fliese und Platte die gewünschte Belagsoberfläche zu verleihen. So kann die Ausstrahlung des Belages gezielt auf die Raumfunktion abgestimmt werden (Bilder 1.61–1.65). Zu den gängigen Oberflächengestaltungen gehören: – Glänzend und matt – Glatt und strukturiert – Poliert oder rau

Bild 1.62: Glasmosaik

Bild 1.61: Massive Farb- und Formatwirkung

Bild 1.63: Gestaltung mit bewegten Kanten, zwei Kontrastfarben und zwei Formaten

Bild 1.64: Wirkung durch Farbkontrast und Muster

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28 1 Grundlagen des Fliesenlegerberufes

1

Bild 1.65: Wirkung durch Farbe, Format und Oberfläche

Der Einsatz von keramischen Fliesen und Platten, von Naturstein- und Werksteinplatten er-möglicht durch die Kombination der Materialien und das Zusammenwirken von verschiede-nen Gestaltungskomponenten einen unerschöpflichen Fundus an Designmöglichkeiten.

1.3.5 Goldener Schnitt

Der Goldene Schnitt („sectio aurea“) beschreibt harmonische Seitenverhältnisse. Nach diesen Gesetzmäßigkeiten entstanden bereits vor hunderten Jahren Bauwerke, die sich durch harmoni-sche Proportionen in der Länge zur Höhe, Breite zur Höhe oder einfach in den Abmessungen der Grundfläche auszeichnen. Typische Bauwerke mit den harmonischen Proportionen sind Gebäude nach Plänen des italienischen Baumeisters Rafael (unter anderem Palazzo Pandolfini in Florenz, erbaut 1516 bis 1520). Allerdings ist der Goldene Schnitt keine Entdeckung der Renaissance, bereits im Altertum (ca.300 v.Chr.) entwickelte Euklid ein Fünfeck (Pentagramm), das verschie-dene Beziehungen zum Goldenen Schnitt aufweist. Auch in der Natur sind unterschiedliche Bei-spiele für die Goldenen Proportionen zu finden. Zum Beispiel besitzen Blätter oder Blüten in ihren Abmessungen harmonische Seitenverhältnisse. Ebenso können diese Proportionen beim Menschen nachgewiesen werden. Der Abstand vom Bauchnabel zum Scheitel verhält sich harmo-nisch zum Abstand Bauchnabel – Fußsohle.

Der Goldene Schnitt ist also die Teilung einer Gesamtstrecke in zwei harmonisch zu einander stehenden Teilstrecken. Die Länge der Gesamtstrecke verhält sich zum größeren Teilstück wie das große Teilstück zum kleineren Teilstück. Zur Verdeutlichung dient das Bild 1.67.

Die Länge, die geteilt werden soll, wird als lange Seite (Kathete) eines rechtwinkligen Dreiecks dargestellt (K1). Die kurze Seite des Dreiecks ist exakt halb so lang (K2). Die beiden Enden der Schenkel werden verbunden, es entsteht die Hypotenuse (H) des Dreiecks. Das kurze Schenkel-maß wird mit einem Zirkelschlag auf die Hypotenuse übertragen (H1). Der entstandene Punkt H1 wird mit einem weiteren Zirkelschlag vom anderen Ende der Hypotenuse auf die Grundstrecke K1 übertragen. Dieser Punkt teilt die Gesamtstrecke in zwei ungleiche Teile: Maior und Minor. Diese stehen im „Goldenen Verhältnis“ zueinander. Ein Rechteck, das aus diesen beiden Abmessungen gezeichnet wird, ist ein „Goldenes Rechteck“.

Page 47: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

1.3 Gestaltungsformen 29

1

m M

M = MAIORm = MINORH1K2

K1

H

M

m

Bild 1.66: Teilung einer Strecke Bild 1.67: Goldenes Rechteck

Ein weitere Möglichkeit zur Bestimmung der harmonischen Seitenverhältnisse ist die rechneri-sche Lösung. Grundlage für die Berechnung ist das Verhältnis 3 : 5. Die Ausgangsgröße ist zwar mathematisch nicht ganz präzise, um ein Goldenes Rechteck darzustellen, aber augenscheinlich ausreichend. Die Abweichungen gegenüber der zeichnerischen Lösung reduzieren sich mit der Fortsetzung der Reihe der harmonischen Verhältnisse: 5 : 8, 8 : 13, 13 : 21 usw. Erkennbar ist der Algorhythmus: Die Summe beider Verhältniszahlen ergibt stets die zweite Zahl für das nächste Goldene Verhältnis. Beispiel 1: Die Wandfläche in einer Bankfiliale soll ein ca. 12 m2 großes Mosaikbild erhalten, das nach den Regeln des Goldenen Schnittes angelegt werden soll. Goldenes Verhältnis: 5 : 8 = l : b Umgestellt nach der längeren Seite: l = 5/8 × b Wandfläche = Länge × Breite AWand = l × b Ersetzen der Größe l: AWand = 5/8 × b × b Zusammenfassen: AWand = 5/8 × b2 Umstellen nach b2: b2 = AWand : 5/8

Umstellen nach b: b = WandA : 5/8 Einsetzen: b = 212 m : 5/8 b = 4,38m l bestimmen: l = 5/8 × b l = 5/8 × 4,38 m l = 2,73 m Die Abmessungen des Mosaikbildes betragen 4,38 m × 2,73 m.

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30 1 Grundlagen des Fliesenlegerberufes

1 Beispiel 2: Ein 250 m2 großer Boden in einer Hotelhalle soll mittig einen Musterbelag mit umlaufenden Fries erhalten. Die Größe des Musters soll ungefähr 35 % der Gesamtfläche betragen und harmonische Abmessungen be-sitzen. Anteilige Bodenfläche: 35 % von 250 m2 = 87,50 m2 Bodenfläche = Länge × Breite ABoden = l × b ABoden = 5/8 × b × ab ABoden = 5/8 × b2 b2 = ABoden : 5/8 b = BodenA : 5/8 b = 287,50 m : 5/8 b = 11,83m l = 5/8 × b l = 5/8 × 11,83 m l = 7,39 m Die Abmessungen des Mosaikbildes betragen 11,83 m × 7,39 m. Die Länge des Frieses ergibt sich aus U = 2 × (l + b). Sie beträgt 38,44 m.

Page 49: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

2 Materialkunde

2.1 Einteilung von Fliesen und Platten

Im allgemeinen Sprachgebrauch werden die Begriffe Fliesen, Platten, Kacheln oftmals willkürlich und unbedacht verwendet. Werden die Bezeichnungen dann noch mit „keramisch“ in Zusammen-hang gebracht, entsteht garantiert ein Durcheinander bei der begrifflichen Bestimmung. Ein guter Fliesenleger muss die Definitionen der Fachbegriffe beherrschen, einmal um sich dem Kunden gegenüber korrekt auszudrücken, zum anderen um im Fachhandel klar zu bezeichnen, was er kaufen möchte und nicht zuletzt auch um Fachtexte (Baubeschreibungen, Herstellerinformatio-nen, Ausschreibungen usw.) zu verstehen und anzuwenden. Prinzipiell unterscheidet man das Belagsmaterial nach der Art ihrer Entstehung in natürliche Platten und künstlich hergestellte Platten (Tabelle 2.1). Die Natursteinplatten werden entspre-chend ihrer differenzierten Entstehung in drei Gruppen eingeteilt und lassen dadurch Rückschlüs-se auf ihre Eigenschaften und Anwendung zu. Künstlich hergestellte Platten werden industriell gefertigt, entweder werden sie durch Brennen keramische Platten oder bleiben ungebrannt und tragen die Bezeichnung „Künstliche Platte“ wei-terhin. Alle keramischen Erzeugnisse unterteilen sich nach ihrer Aufbereitung in Fein- und Grob-keramik. In den Bereich der Feinkeramik fallen alle Fliesen für Wand- und Bodenbeläge (Stein-gut, Irdengut, Steinzeug). Grobkeramische Belagsstoffe werden als Platten bezeichnet (Spaltplat-ten, Klinkerplatten, Cottoplatten). Alle ungebrannten Belagsstoffe werden ebenfalls als Platten bezeichnet, ebenso Natursteinerzeugnisse. Mosaike beschreiben nicht die Zusammensetzung oder Herstellung von Belagsmaterialien, son-dern das Format und die Form der Fliese oder Platte (Näheres im Abschnitt 2.2). Der oftmals verwendete Begriff „Kachel“ stammt aus dem Gewerk der Ofenbauer. Die Kacheln sind äußerlich den Fliesen in Rohstoff, Herstellung und Oberfläche ähnlich, aber wesentlich di-cker und nur zum Herstellen von Kachelöfen geeignet. Die nachfolgende Tabelle 2.1 zeigt die Einteilung der Belagsstoffe für den Fliesen-, Platten- und Mosaikleger:

Tabelle 2.1: Materialien des Fliesenlegers Fliesen und Platten

Keramische Erzeugnisse Natursteine Nichtkeramische Platten Magmatische Gesteine (Erstarrungsgesteine) – Granit – Basalt – Porphyr

Betonwerksteine Betonplatten Waschbetonplatten Terrazzoplatten

Feinkeramik Steingut STG Irdengut IG Steinzeug STZ

Sedimentgesteine (Ablagerungsgesteine) – Kalkstein – Sandstein – Solnhofener Platten – Travertin

Glasplatten und -mosaike

Grobkeramik Spaltplatten Spaltriemchen Klinkerplatten Cottoplatten Formsteine

Metamorphe Gesteine (Umwandlungsgesteine) – Marmor – Schiefer – Quarzit

Asphaltplatten

A. Borgmeier, H. Braunreiter, Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger,DOI 10.1007/978-3-8348-9945-3_2,© Vieweg+Teubner Verlag | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2011

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32 2 Materialkunde

2

2.2 Dekorfliesen und Mosaike

2.2.1 Dekorfliesen

Wie bereits im Abschnitt 1.1 „Geschichtlicher Überblick“ beschrieben, gab es bereits in den frü-hen Jahren der Fliesenentwicklung das Bestreben, mit einzelnen Dekoren die Wand- und Boden-beläge optisch aufzuwerten. Die Herstellung von Dekorfliesen ist wesentlich aufwendiger als die Produktion ein- oder zwei-farbiger Fliesen. Dieser Aufwand schlägt sich im Preis nieder: Dekore als Bordüren oder Friese werden häufig mit einem Stückpreis angeboten. Bei der Herstellung von Dekorfliesen werden drei Verfahren unterschieden: Siebdruck, Abzieh-bild und Handgemalt. Im Siebdruck werden die meisten Dekorfliesen und in großen Stückzahlen hergestellt. Der Flie-senscherben läuft auf einem Transportband nach dem ersten Brand zur Siebdruckmaschine. Das gewünschte Dekor ist durch die Öffnungen der Schablone (Sieb aus Nylongewebe) vorgegeben und die in der Walze befindliche Farbe wird durch die Poren des Siebes auf den Scherben ge-walzt. Pro Arbeitsgang kann nur ein Farbton aufgetragen werden. Sollen die Fliesen mehrere Farben besitzen, wiederholt sich der Vorgang dementsprechend oft. Die Farben für die Dekore bestehen aus Metalloxiden. Der Verlauf oder die Form des Dekores kann schon durch die Formgebung beeinflusst werden. Zu dekorierende Flächen können durch eine Profilierung hervorgehoben werden. Das Abziehbild-Verfahren ist zeit- und arbeitsaufwendig. Die Bilder werden im feuchten Zu-stand auf den Scherben aufgezogen, anschließend läuft die Fliese zum Glasieren und Brennen. Das Aufziehen erfordert handwerkliches Geschick, eine ruhige Hand und ein gutes Auge. Das Bild muss exakt auf der Fliese ausgerichtet werden, darf nach dem Aufziehen keine Falten besit-zen und nicht gerissen sein. Auch Bildkombinationen über mehrere Fliesen werden im Abziehbild-Verfahren hergestellt. Die Bilder laufen in der Regel über 2 × 3 bis 3 × 4 Fliesen, in Einzelfällen sind die Bilder noch grö-ßer. Zum Geschick des Aufbringens kommt hierbei das Augenmaß des „Zusammenpassens“ der Einzelfliesen. Dieses Verfahren wird hauptsächlich bei der Herstellung geringer Stückzahlen angewendet. Handgemalte Dekorfliesen sind im Allgemeinen Einzelanfertigungen, deren Preis oftmals Ver-handlungssache ist. Für die Kundenberatung gilt bei diesen Fliesen der Grundsatz: „Weniger ist mehr!“. Entsprechende Hersteller sind bei einer Internetrecherche zu erhalten. Auftragen der Glasur. Die transparenten Glasuren für Dekorfliesen setzen sich neben den für deckende Glasuren ebenfalls notwendigen Rohstoffen Quarz, Feldspat, Borax und Soda (plus Kreide, Zinn- und Zinkoxid zum Decken) zusätzlich aus Blei- und Zinkoxid zusammen. Die Gla-surmassen werden als „Fritte“ bezeichnet. Beim Brennen wird die bereits auf dem Scherben angetrocknete Glasurmasse (Zeit zwischen Auftragen und Beginn des Brennens) wieder flüssig und verbindet sich mit dem Scherben. In der Regel wird die Glasur als letzter Arbeitsschritt aufgetragen (Unterglasurdekor), aber es gibt auch Verfahren, bei denen das Dekor nach dem Glasieren aufgewalzt wird (Überglasurdekor). Im Handel sind mehrfarbige Dekorfliesen erhältlich, bei denen nach jedem Farbauftrag eine Gla-sur aufgebracht und der Scherben gebrannt wird. Dieses Verfahren verdeutlich, weshalb die Stückpreise mitunter dem Quadratmeterpreis einfarbiger Fliesen entsprechen.

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2.2 Dekorfliesen und Mosaike 33

2

2.2.2 Mosaike

Als Mosaike werden Belagsmaterialien mit einer Plattenoberfläche unter 90 cm2 bezeichnet. Auf die Kantenlänge einer quadratischen Fliese oder Platte bezogen, ergibt sich eine Kantenlänge unter 10cm. Mosaike können keramisch (Steingut und Steinzeug) oder ungebrannt (Glas) sein. Unterschieden werden werkseitig hergestellte Mosaike auf Netzen oder manuell angelegte Mosa-ikbilder aus handgeteilten Mosaikscherben. Industriell hergestellte Mosaike besitzen als Einzelplättchen quadratische, rechteckige oder runde Formen. Die Bezeichnungen richten sich bei eckigen Formen nach der Größe der Plättchen: – Kleinmosaik: quadratisch bis ca. 3 cm Kantenlänge – Mittelmosaik: quadratisch bis ca. 9 cm Kantenlänge – Stabmosaik: rechteckig bis ca. 9 cm Kantenlänge – Kombimosaik: Kombination aus verschiedenen Formaten Runde Formen werden als Pfennig- oder Knopfmosaik bezeichnet, deren Durchmesser zwischen 20 und 50 mm liegt (Bilder 2.1–2.6). Weitere Formen sind Sechsecke und Florentinermuster (Bild 2.1).

Bild 2.1: Florentiner-Mosaik Die Mosaike befinden sich entweder auf rückseitig aufgeklebten Trägern (Netze aus Kunststoff oder Papier), die in das Mörtelbett eingelegt werden, oder auf vorderseitig mit wasserlöslichem Leim aufgeklebten Papier, das nach dem Verlegen entfernt wird (Bilder 2.2 und 2.3). Die rücksei-tige Verklebung reduziert die Haftung im Mörtelbett nicht unerheblich (ca. 1/3 Verlust), bietet aber drei entscheidende Vorteile: geringer Zeit- und Arbeitsaufwand, einfaches Verlegen durch die Sichtbarkeit des Mosaikes, gutes Anpassen der einzelnen Felder an den Verlauf der Lot- und Lagerfugen.

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34 2 Materialkunde

2

Bild 2.2: Vorderseitige Verklebung

Bild 2.3: Rückseitige Verklebung

Vorteile der Mosaike sind vor allem die Anpassungsfähigkeit und Formbarkeit bei geometrisch anspruchsvollen Bauteilen, die rutschhemmende Wirkung durch den hohen Fugenanteil bei Bo-denbelägen, eine geringe Konstruktionsdicke, die einfache Handhabung durch die Netze und die vielfältigen Gestaltungsmöglichkeiten (Form, Farbe, Kombination).

Bild 2.4: Gestaltung mit Glasmosaik

Page 53: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

2.2 Dekorfliesen und Mosaike 35

2

Bild 2.5: Gestaltung mit Glasmosaik in einem Schwimmbecken

Bild 2.6: Farbkombination mit Kleinmosaik

Manuell hergestellte Mosaikbilder sind immer Unikate und setzen großes künstlerisches Ge-schick voraus, wenn die Gestaltung ebenfalls selbst übernommen werden soll (Bilder 2.7–2.20). Ist die Planung abgeschlossen und der Fliesen-, Platten- und Mosaikleger soll die Belagsarbeiten ausführen, gelten folgende Regeln: – Genaue Absprache mit dem Bauherrn über Details der Gestaltung (Bild 2.7) – Keine eigenmächtigen Änderungen und exakte Ausführung in Form und Farbe – Alle Belagsfugen sollten möglichst schmal und gleichbreit gehalten werden – Die Mosaikplättchen sollen eine gebrochene Form besitzen (Bild 2.17) – Große Teilstücke sind zu verhindern (Bild 2.11) – Mit ovalen Teilstücken können perspektivische Wirkungen erzielt werden (Bilder 2.18 und 2.19) – Alle Kanten der Plättchen werden mit dem Schleifstein geglättet – Farbabgrenzungen erfordern klare Linien (Bilder 2.9 und 2.13) Für das Verlegen des Mosaikbildes können Teilflächen auf Netze aufgeklebt werden. Es ist rat-sam, die Netze auf die Vorderseite (positives Verfahren) des Bildes aufzukleben, damit eine Kon-trolle über das Gesamtbild erhalten bleibt (Bild 2.10). Nach dem Verlegen werden die Netze mit Quast und warmen Wasser abgelöst.

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36 2 Materialkunde

2

Die Einzelverlegung der Plättchen verlangt Geschick, Ruhe, Ausdauer und sauberes Arbeiten. Die Belagsfugen müssen unverzüglich von Mörtelresten gesäubert werden.

Bild 2.7: Entwurfszeichnung für Mosaikbild, Lise-Meitner-Schule Berlin

Bild 2.8: Bemalen der manuell hergestellten Einzelfliesen

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2.2 Dekorfliesen und Mosaike 37

2

Bild 2.9: Mosaik legen

Bild 2.10: Bekleben der Mosaikplatten mit Papier

Bild 2.11: Ausführung der Mosaikarbeiten

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38 2 Materialkunde

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Bild 2.12: Ausführung der Mosaikarbeiten, Kombination der Materialien

Bild 2.13: Ausführung der Mosaikarbeiten, klare Abgrenzung an den Bildübergängen

Bild 2.14: Ausführung der Mosaikarbeiten, Bewegungsfuge am Übergang zur Gebäudedecke

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2.2 Dekorfliesen und Mosaike 39

2

Bild 2.15: Eingangsbereich der Lise-Meitner-Schule in Berlin

Bild 2.16: Herstellen einer Sitzbank, Knobels-dorff-Schule Berlin, Tragkonstruktion aus Holz und Ziegeldraht

Bild 2.17: Herstellen einer Sitzbank, Knobels-dorff-Schule Berlin, Verlegen der Mosaikstücke

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40 2 Materialkunde

2

Bild 2.18: Herstellen einer Sitzbank, Knobelsdorff-Schule Berlin, Variation in Farbe, Mate-rial und Größe

Bild 2.19: Herstellen einer Sitzbank, Knobelsdorff-Schule Berlin, Perspektivische Wirkung durch ovale Formen

Bild 2.20: Herstellen einer Sitzbank, Knobelsdorff-Schule Berlin

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2.3 Tabellen zur Materialkunde 41

2

2.3 Tabellen zur Materialkunde

Die nachfolgenden Tabellen enthalten Lernfeldübergreifende Informationen. Die themenspezifi-schen Tabellen sind dem jeweiligen Lernfeld zugeordnet.

2.3.1 Genormte keramische Fliesen und Platten nach EN 14411

Die Europäische Norm EN 14411 ersetzt die bisherigen Normen: EN 87, EN 159 EN 176, EN 177, EN 178, EN 121, EN 186, EN 187 und EN 188. Sie gilt für alle Fliesen und Platten, die im üblichen Strangpress- und Trockenpressverfahren hergestellt werden.

Klassifizierung der Fliesen und Platten Keramische Belagsmaterialien werden nach ihrem Herstellungsverfahren und ihrer Wasserauf-nahme in Gruppen eingeteilt.

Einteilung nach dem Herstellungsverfahren: Verfahren A: Stranggepresste Fliesen und Platten

Stranggepresste Fliesen und Platten werden in der gewünschten Länge von ei-nem Strang abgeschnitten, der aus einer plastischen Masse mit einem in der Strangpresse befindlichen Mundstück geformt wurde.

Verfahren B: Trockengepresste Fliesen und Platten Trockengepresste Fliesen und Platten werden aus einer sehr fein gemahlenen Masse unter hohem Druck in Formen gepresst.

Verfahren C: nach anderen Verfahren hergestellte Fliesen und Platten Zum Beispiel durch Gießen hergestellte Formteile. Nach Verfahren C hergestell-te Fliesen und Platten werden in der Norm EN 14411 nicht berücksichtigt.

Abstandhalter sind werkseitig hergestellte Vorsprünge an Fliesen und Platten, die beim Verlegen den gleichmäßigen Abstand zwischen zwei benachbarten Fliesen oder Platten ermöglichen. Die Abstandhalter sind so dimensioniert, dass der erreichte Abstand nicht kleiner als die geplante Fugenbreite ist und nach dem Verfugen des Belages die Abstandhalter nicht mehr sichtbar sind.

Einteilung nach der Wasseraufnahme: Gruppe I: Fliesen und Platten mit geringer Wasseraufnahme, E 3 %

Bei trockengepressten Fliesen und Platten (Verfahren B) unterteilt sich die Gruppe I zusätzlich: Gruppe B I a mit E 0,5 % Gruppe B I b mit 0,5 % < E 3 %

Gruppe II: Fliesen und Platten mit mittlerer Wasseraufnahme, 3 % < E 10 % Bei stranggepressten Fliesen und Platten (Verfahren A) unterteilt sich die Gruppe II zusätzlich: Gruppe A II a mit 3 % < E 6 % Gruppe A II b mit 6 % < E 10 %

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42 2 Materialkunde

2

Außerdem gibt es für beide Gruppe je Teil 1 und 2, in denen verschiedene Pro-duktanforderungen klassifiziert sind. Bei trockengepressten Fliesen und Platten (Verfahren B) unterteilt sich die Gruppe II zusätzlich: Gruppe B II a mit 3 % < E 6 % Gruppe B II b mit 6 % < E 10 %

Gruppe III: Fliesen und Platten mit hoher Wasseraufnahme, E > 10 %

Tabelle 2.2: Wasseraufnahme von Fliesen und Platten nach DIN EN 14 411 Wasseraufnahme E in Gewichtsprozent Formgebung Gruppe I

E 3 % Gruppe II a

3 % < E 6 % Gruppe II b

6 % < E 10 % Gruppe III E > 10 %

A II a Teil 1 A II b Teil 1 A Stranggepresst A I

A II a Teil 2 A II b Teil 2

A III

B I a E 0,5 %

B Trockengepresst

B I b 0,5 % < E 3 %

B II a B II b B III

C Gegossen C I nicht genormt

C II a nicht genormt

C II b nicht genormt

C III nicht genormt

Kennzeichnung und Handelsbezeichnung von Fliesen und Platten Fliesen und Platten besitzen folgende Kennzeichnungen: – Bezeichnung des Herstellers ( Handelszeichen, Herstellungszeichen, Herstellungsland) – Gütezeichen (1. Sortierung) – Herstellungsart und Bezeichnung der Europäischen Norm – Nennmaß, Werkmaß (W), Modulmaß (M) – Oberflächenbeschaffenheit (glasiert GL, unglasiert UGL) Aus der Kennzeichnung leiten sich folgende Handelsbezeichnungen ab: – Formgebungsverfahren – Europäische Norm – Nenn-, Werk-, Modulmaße – Oberflächenbeschaffenheit Weitere Produktinformationen sind für Fliesen und Platten, die zur Herstellung von Bodenbelä-gen verwendet werden, notwendig: – bei glasierten Fliesen und Platten die Angabe der Verschleißklasse – wenn erforderlich, ein Nachweis der rutschhemmenden Eigenschaften Beispiel der Bezeichnung einer Spaltplatte: Stranggepresste Fliese und Platte, EN 14411, Anhang A A I M 25 cm × 12,5cm (W 240 mm × 115 mm × 12 mm), GL

Page 61: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

2.3 Tabellen zur Materialkunde 43

2

2.3.2 Anforderungen an Fliesen und Platten An Fliesen und Platten werden verschiedene Anforderungen nach EN 159 gestellt. Diese lassen sich in drei Gruppen gliedern und gelten für die 1. Sortierung: – Maße und Oberflächenbeschaffenheit – Physikalische Anforderungen (gilt auch für Mindersortierung) – Chemische Anforderungen (gilt auch für Mindersortierung) 1. Maße und Oberflächenbeschaffenheit Folgende Maße werden unterschieden: Nennmaß (N): angegebenes Maß einer Fliese oder Platte zur Benennung oder Be-

schreibung, Angabe in cm Werkmaß (W): vom Hersteller vorgesehenes Maß, Angabe in mm Istmaß: tatsächlich gemessenes Maß der Fliese oder Platte, Angabe in mm Koordinierungsmaß (C): entsteht aus der Addition von Werkmaß und Fuge, Angabe in mm Modulare Maße (M): basieren auf der Grundlage eines Rastermaßes M = 100 mm, Angaben

als Vielfaches oder eines Teilmaßes von M

C

JW

d

a b

Nennmaß (N): STG 15 × 15 × 0,7Werkmaß (W): STG 148 × 148 × 7Istmaß: STG 149 × 148 × 6,5Koordinierungsmaß (C): STG 150 × 150 × 7

Beispiel:

Bild 2.21: Bezeichnungen nach DIN EN 159

Page 62: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

44 2 Materialkunde

2

2. Physikalische Anforderungen Wasseraufnahme Frostbeständigkeit Ritzhärte der Oberfläche Biegezugfestigkeit Widerstand gegen Oberflächen- und Tiefenverschleiß Thermische Beständigkeit (lineare Dehnung, Wechselbeständigkeit) 3. Chemische Anforderungen Beständig gegen Haushaltschemikalien Beständig gegen Säuren und Laugen (wenn gefordert) Beständig gegen Badezusätze Beständig gegen Fleckenbildner Folgende Anforderungen und Toleranzen sollten dem Fliesenleger bekannt sein:

Tabelle 2.3: Toleranzen Anforderungen Toleranzen Bemerkungen Länge und Breite ± 0,5 % Ab 12cm Kantenlänge

Dicke ± 0,5 mm Bei 250 bis 500cm2

Geradheit der Kanten ± 0,3 %

Rechtwinkligkeit ± 0,5 %

Ebenflächigkeit – 0,3 %/+ 0,5 % Mittel- und Kantenwölbung, Windschiefe

Oberflächenbeschaffenheit Mind. 95 % Fehlerfreie Oberfläche

Biegefestigkeit 15 N/mm2 12 N/mm2

Fliesendicke kleiner als 7,5 mm Fliesendicke größer als 7,5 mm

Wasseraufnahme 10 Gew.-% Mittelwert

Ritzhärte Wand: mind. 3 Boden: mind. 5

Ritzhärte nach Mohs

2.3.3 Prüfung der Toleranzen nach DIN 18 201 und DIN 18 202

Nach der Inaugenscheinnahme gehört es zu den Pflichten des Fliesenlegers, alle Maße und Win-kel sowie deren Toleranzen zu prüfen. Dabei werden unabhängig voneinander folgende Toleran-zen untersucht: – Grenzabmaße – Winkeltoleranzen – Ebenheitstoleranzen Die Prüfung der Toleranzen der Bauteile sollte in jedem Fall vom Fliesenleger sorgfältig proto-kolliert werden. Das Protokoll sollte neben den allgemeinen Angaben auch Informationen über die verwendeten Messgeräte und -verfahren enthalten.

Page 63: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

2.3 Tabellen zur Materialkunde 45

2

Tabelle 2.4: Grenzabmaße ( Auszug aus DIN 18 202) Spalte 1 2 3 4 5 6

Grenzabmaße in mm bei Nennmaßen in m Zeile

Bezug

3 3 6 6 15 15 30 30

1 Maße im Grundriss (Längen, Breiten, Rastermaße, Achsmaße) ± 12 ± 16 ± 20 ± 24 ± 30

2 Maße im Aufriss (Geschosshöhen, Podesthöhen, Abstände von Aufstands-flächen)

± 16 ± 16 ± 20 ± 30 ± 30

3 Lichte Maße im Grundriss (zwischen Pfeilern, Stützen) ± 16 ± 20 ± 24 ± 30

4 Lichte Maße im Aufriss (unter Decken, Unterzügen) ± 20 ± 20 ± 30

5 Öffnungen (Fenster, Türen, Einbau-elemente) ± 12 ± 16

6 Öffnungen wie 5., aber mit oberflächen-fertigen Leibungen ± 10 ± 12

Erläuterungen: Das Grenzabmaß beschreibt die Differenz zwischen Höchstmaß und Mindestmaß. Das Höchstmaß ist das maximal zulässige Maß (Nennmaß plus Grenzabmaß). Das Mindestmaß ist das minimal zu-lässige Maß (Nennmaß minus Grenzabmaß). Das Nennmaß ist das Maß, das das Bauteil haben soll. Lichte Maße im Grundriss (waagerecht) sind an den Rändern in einer Höhe von 10 cm über dem Boden bzw. 10 cm unter der Decke zu messen. Lichte Maße im Aufriss werden im Abstand von 10 cm von den senkrechten Bauteilecken ge-messen.

Tabelle 2.5: Winkeltoleranzen (Auszug aus DIN 18 202) Spalte 1 2 3 4 5 6 7

Bezug Stichmaße als Grenzwerte in mm bei Nennmaßen in m Zeile 1 1 3 3 6 6 15 15 30 30

1 Vertikale, horizontale und geneigte Flächen 6 8 12 16 20 30

Erläuterungen: Winkeltoleranzen beinhalten die zulässigen Differenzen zwischen den Nenn- und dem Istwinkel. Die Winkeltoleranzen werden als Stichmaß angegeben und gelten außer für die aufgeführten Flächen auch für Öffnungen.

Page 64: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

46 2 Materialkunde

2

Tabelle 2.6: Ebenheitstoleranzen (Auszug aus DIN 18 202) Spalte 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14

Stichmaße als Grenzwerte in mm bei Messpunktabständen in m Zeile

Bezug 0,1 0,6 1 1,5 2 2,5 3 3,5 4 6 8 10 15

1 Nicht flächenfertige Oberflä-chen, Unterbeton, Unterböden 10 13 15 16 17 18 18 19 20 22 23 25 30

2 Nicht flächenfertige Oberseiten von Decken, Unterbeton, Unter-böden mit erhöhten Anforderun-gen zur Aufnahme von Ver-bundestrichen, Schwimmenden Estrich, Fliesen- und Plattenbe-lägen, Fertige Oberflächen für untergeordnete Zwecke (Keller, Lagerraum)

5 7 8 9 9 10 11 12 12 13 14 15 20

3 Flächenfertige Böden (Estrich als Nutzestriche, Estriche zur Auf-nahme von Bodenbelägen) Bo-denbeläge, Fliesenbeläge, ge-spachtelte und geklebte Beläge

2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 11 12 15

4 Wie Zeile 3, aber erhöhte Anfor-derungen 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 15

5 Nicht flächenfertige Wände und Unterseiten von Rohdecken 5 8 10 11 12 13 13 14 15 18 22 25 30

6 Flächenfertige Wände und Un-terseiten von Decken (geputzte Wände, untergehängte Decken)

3 4 5 6 7 8 8 9 10 13 17 20 25

7 Wie Zeile 6, aber erhöhte Anfor-derungen 2 2 3 4 5 6 6 7 8 10 13 15 20

Erläuterungen: Ebenheitstoleranzen beschreiben die Abweichungen einer Fläche von geraden Messlinien. Die Angabe erfolgt als Stichmaß. Die Prüfung der Toleranzen kann einzelne Punkte einer Strecke umfassen oder die Gesamtfläche. Ist letzteres gefordert, ist es ratsam die Fläche in Raster (Messlinien mit gleichem Abstand) zu unterteilen. Die Ermittlung der Toleranzen kann mit Messkeil und Richtlatte oder mit dem Nivel-liergerät erfolgen.

2.3.4 Ritzhärte nach Mohs Die Härteskala nach Mohs gibt die Oberflächenhärte durch Ritzen mit einem spitzen Gegenstand (Stahlnagel, Glas) an. Dabei ritzt der höhere Werkstoff jeweils den rangniederen: Talk Ritzhärte 1 Gips Ritzhärte 2 Kalkspat Ritzhärte 3 Flussspat Ritzhärte 4 Apatit Ritzhärte 5 Feldspat Ritzhärte 6 Quarz Ritzhärte 7 Topas Ritzhärte 8 Korund Ritzhärte 9 Diamant Ritzhärte 10

Page 65: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

2.3 Tabellen zur Materialkunde 47

2

Steingut- und Irdengutfliesen verfügen über eine Ritzhärte von 4 bis 5, Steinzeugfliesen von 6 bis 7. Unglasiertes Steinzeug hat eine besonders hohe Oberflächenverschleißfestigkeit, weil die Flie-se herstellungsbedingt aus einem durchgefärbten Scherben besteht.

2.3.5 Rutschhemmende Bodenfliesen

Tabelle 2.7: Gesamtmittelwerte der Neigungswinkel (Schiefe Ebene im Prüflabor) und Bewer-tungsgruppen der Rutschhemmung

Gesamtmittelwerte Bewertungsgruppe Von 3° bis 10° R 9 Mehr als 10° bis 19° R 10 Mehr als 19° bis 27° R 11 Mehr als 27° bis 35° R 12 Mehr als 35° R 13

Tabelle 2.8: Zuordnung des Mindestvolumens des Verdrängungsraumes zur Kennzeichnung Mindestverdrängungsvolumen in cm3/dm2 Kennzeichnung 4 V 4 6 V 6 8 V 8 10 V 10

2.3.6 Zemente – Arten und Zusammensetzung nach DIN EN 197-1, DIN EN 197-4 und DIN EN 14 216 (Sonderzemente)

Tabelle 2.9: Zementarten Hauptzemen-te

Normalzemente Abkürzung Bestandteile

CEM I

Portlandzement CEM I 95 % – 100 % Portlandzementklinker

CEM II / A-S Portlandzementklinker und Hüttensand (6 % – 20 %)

Portlandhüttenzement

CEM II / B-S Portlandzementklinker und Hüttensand (21 % – 35 %)

Portlandsilicastaubzement CEM II / A-D Portlandzementklinker und Silicastaub CEM II / A-P Portlandzementklinker und natürliches Puzzolan CEM II / B-P Portlandzementklinker und natürliches Puzzolan CEM II / A-Q Portlandzementklinker und natürlich

getempertes Puzzolan

Portlandpuzzolanzement

CEM II / B-Q Portlandzementklinker und natürlich getempertes Puzzolan

CEM II / A-V Portlandzementklinker und kieselsäuerereiche Flugasche

CEM II / A-V Portlandzementklinker und kieselsäuerereiche Flugasche

CEM II /A-W Portlandzementklinker und kalkreiche Flugasche

Flugaschezement

CEM II /A-W Portlandzementklinker und kalkreiche Flugasche CEM II / A-T Portlandzementklinker und gebrannter Schiefer

CEM II

Portlandschieferzement CEM II / B-T Portlandzementklinker und gebrannter Schiefer

Page 66: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

48 2 Materialkunde

2

Tabelle 2.9: Fortsetzung Hauptzemen-te

Normalzemente Abkürzung Bestandteile

CEM II / A-L Portlandzementklinker und Kalkstein (6 % – 20 %) CEM II / B-L Portlandzementklinker und Kalkstein

(21 % – 35 %) CEM II/A-LL Portlandzementklinker und Kalkstein (6 % – 20 %)

Portlandkalksteinzement

CEM II/A-LL Portlandzementklinker und Kalkstein (21 % – 35 %)

CEM II /A-M Portlandzementklinker und Zugabe S bis LL (6 % – 20 %)

Portlandkompositzement

CEM II /B-M Portlandzementklinker und Zugabe S bis LL (21 % – 35 %)

CEM III / A Portlandzementklinker und Hüttensand (36 % – 65 %)

CEM III / B VHL III / B

Portlandzementklinker und Hüttensand (66 % – 80 %)

CEM III bzw. VHL III

Hochofenzement

CEM III /C VHL III / C

Portlandzementklinker und Hüttensand (81 % – 90 %)

CEM IV /A VHL IV / A

Portlandzementklinker und Zugabe D bis W (11 % – 35 %)

CEM IV bzw. VHL IV

Puzzolanzement

CEM IV/ B VHL IV / B

Portlandzementklinker und Zugabe D bis W (36 % – 55 %)

CEM V/ A VHL V/ A

Portlandzementklinker und Zugabe D bis V (18 % – 30 %)

CEM V bzw. VHL V

Kompositzement

CEM V / B VHL V/ B

Portlandzementklinker und Zugabe D bis V (31 % – 50 %)

Erläuterungen: Die Angaben der Zusammensetzung in Prozent beziehen sich auf die Massebestandteile. Die Bezeichnungen A und B beschreiben den jeweiligen Anteil an Portlandzementklinker: A besitzt den höheren Anteil.

Folgende Abkürzungen definieren die Zusammensetzung: Portlandzementklinker K: Gemisch aus Kalkstein und Tonmehl mit hydraulischen Eigenschaf-

ten, das bis zur Sinterung (ca. 1400 °C) gebrannt wird Hüttensand S: Gemahlenes Granulat aus Hochofenschlacke mit latent hydraulischen

Eigenschaften Puzzolane P: gemahlener Tuffstein mit hydraulischen Eigenschaften Flugasche V, W: Teilchen, die aus Rauchgasen gefiltert und fein gemahlen wurden,

besitzen hydraulische Eigenschaften (V = kieselsäurereich, W = kalk-reich)

Ölschiefer T: natürlich abgebaut, gemahlen und bei ca. 800 °C gebrannt, besitzt hydraulische Eigenschaften

Kalkstein L: feingemahlener Füllstoff zur gezielten Verbesserung der Eigenschaf-ten (Wasserrückhaltevermögen, Verarbeitbarkeit)

Tabelle 2.10: Festigkeitsklassen der Zemente nach DIN EN 197-1 Festigkeitsklassen in N/mm2 nach 28 Tagen Kennfarbe des Sackes Farbe des Aufdruckes 32,5 N Schwarz 32,5 R

Hellbraun Rot

42,5 N Schwarz 42,5 R

Grün Rot

52,5 N Schwarz 52,5 R

Rot Weiß

Page 67: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

2.3 Tabellen zur Materialkunde 49

2

Die Abkürzungen N und R bezeichnen die Anfangsfestigkeit. N bedeutet normale Anfangsfestig-keit, R bedeutet rapide (schnelle oder hohe) Anfangsfestigkeit. Die Sonderzemente VHL III, VHL IV und VHL V erreichen nach 28 Tagen die Normfestigkeit von 22,5 N/mm2.

Tabelle 2.11: Sondereigenschaften nach DIN 1164 Bezeichnung/Anwendung Zementart Geforderte Massenanteile

Zement-LH Lösungswärme innerhalb 7 Tagen 270 J/g Ze-ment

LH – Niedrige Hydratationswärme – für massige Bauteile und Ar-

beiten bei hohen Außentem-peraturen

Sonderzement VHL Lösungswärme innerhalb 7 Tagen 220 J/g Ze-ment

CEM I C3A-Gehalt unter 3 %

CEM I Al2O3-Gehalt unter 5 %

HS – Hoher Sulfatwiderstand – für Bauteile in sulfathaltigen

Böden und Wässern CEM III/B Hüttensandgehalt unter 66 %

Alle Na2O-Gehalt oder Äquivalent unter 0,6 %

CEM III/A Na2O-Gehalt oder Äquivalent unter 1,1 %

NA – Niedriger Alkaligehalt – für Bauteile mit alkaliempfindli-

chen Gesteinskörnungen CEM III/B Na2O-Gehalt oder Äquivalent unter 2,0 %

Folgende Informationen sind für die Verarbeitung der Zemente notwendig: Erstarrungsbeginn: – Beschreibt den Zeitpunkt des frühesten Beginns des Erstarrungsprozes-

ses und grenzt damit die maximale Verarbeitungszeit ein – In der Regel bei Zementen der Festigkeitsklassen 32,5 und 42,5 nach

60 Minuten, bei Festigkeitsklasse 52,5 bereits nach 45 Minuten Erstarrungsende: – Der Erstarrungsprozess ist bei allen Zementen nach 12 Stunden abge-

schlossen Verfestigung: – Der Prozess der Verfestigung beginnt nach dem Erstarrungsende und

erreicht nach 28 Tagen die Normwerte.

2.3.7 Betonzusatzmittel

Diese können bei Bedarf dem Beton, Estrich oder Mörtel zugegeben werden, um gezielt Eigen-schaften zu fördern.

Tabelle 2.12: Betonzusatzmittel Name Beton-

verflüssiger Chromat-reduzierer

Dichtungs-mittel

Einpress-hilfen

Erstarrungs-beschleuni-

ger

Erstarrungs-verzögerer

Fließ-mittel

Luftporen-bildner

Recycling-hilfen

Schaum-bildner

Stabili-sierer

Kurz-zei-chen

BV CR DM EH BE VZ FM LP RH DB ST

Kenn-zeich-nung

gelb rosa braun weiß grün rot grau blau schwarz orange violett

Page 68: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

50 2 Materialkunde

2

2.3.8 Klassifizierung und Kennzeichnung von Dünnbettmaterialien nach DIN EN 12 004

Tabelle 2.13: Flexmörtelrichtlinie

Typ Klasse Beschreibung

C 1 Zementhaltiger Mörtel für normale Anforderungen

C 1F Schnell erhärtender zementhaltiger Mörtel

C 1T Zementhaltiger Mörtel für normale Anforderungen mit verringertem Abrutschen

C 1F T Schnell erhärtender zementhaltiger Mörtel mit verringertem Abrutschen

C 2 Zementhaltiger Mörtel für erhöhte Anforderungen mit zusätzlichen Kennwerten

C 2 E Zementhaltiger Mörtel mit verlängerter offener Zeit

C 2 F Schnell erhärtender zementhaltiger Mörtel für erhöhte Anforderungen mit zusätzli-chen Kennwerten

C 2 T Zementhaltiger Mörtel für erhöhte Anforderungen mit zusätzlichen Kennwerten und verringertem Abrutschen

C 2 T E Zementhaltiger Mörtel für erhöhte Anforderungen mit zusätzlichen Kennwerten, verringertem Abrutschen und verlängerter offener Zeit

C 2 F T Schnell erhärtender zementhaltiger Mörtel für erhöhte Anforderungen mit zusätzli-chen Kennwerten und verringertem Abrutschen

D 1 Dispersionsklebstoff für normale Anforderungen

D 1 T Dispersionsklebstoff für normale Anforderungen mit verringertem Abrutschen

D 2 Dispersionsklebstoff für erhöhte Anforderungen mit zusätzlichen Kennwerten

D 2 T Dispersionsklebstoff für erhöhte Anforderungen mit zusätzlichen Kennwerten und verringertem Abrutschen

D 2 T E Dispersionsklebstoff für erhöhte Anforderungen mit zusätzlichen Kennwerten, verringertem Abrutschen und verlängerter offener Zeit

R 1 Reaktionsharzklebstoff für normale Anforderungen

R 1 T Reaktionsharzklebstoff für normale Anforderungen mit verringertem Abrutschen

R 2 Reaktionsharzklebstoff für erhöhte Anforderungen mit zusätzlichen Kennwerten

R 2 T Reaktionsharzklebstoff für erhöhte Anforderungen mit zusätzlichen Kennwerten und verringertem Abrutschen

Hinweis: Zusätzliche Kennwerte sind Kennwerte für bestimmte Anwendungszwecke, bei denen eine höhere Leistungsfähigkeit des Mörtels oder Klebstoffes gefordert wird. Durch die Kombination unterschiedlicher Kennwerte können zusätzliche Klassifizierungen der Dünnbettmaterialien entstehen.

Page 69: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

2.3 Tabellen zur Materialkunde 51

2

2.3.9 Feuchtigkeitsbeanspruchungsklassen

Tabelle 2.14: Im bauaufsichtlich geregelten Bereich, d. h. hohe Beanspruchung Beanspru-chungsklasse

Beanspruchung Beispiel Abdichtungsstoffe

A 1 Nicht drücken-des Wasser im Innenbereich

Direkt oder indirekt bean-spruchte Wand- und Boden-flächen. Häufige oder lang anhaltende Belastung durch Brauch- und Reinigungswasser.

Schwimmbeckenumgänge Duschanlagen im privaten oder öffentlichen Bereich

Kunststoff-Mörtel-Kombinationen Reaktionsharze Polymerdispersionen nur für Wände

B Ständig von innen drücken-des Wasser im Innen- und Au-ßenbereich

Druckwasserbeanspruchte Behälterflächen

Private und öffentliche Schwimmbecken

Kunststoff-Mörtel-Kombinationen Reaktionsharze

C Nicht drücken-des Wasser mit gleichzeitiger chemischer Belastung

Wand- und Bodenflächen mit begrenzter chemischer Beanspruchung

Gewerblich genutzte Küchen Wäschereien

Reaktionsharze

Tabelle 2.15: Im bauaufsichtlich nicht geregelten Bereich, d. h. mäßige Beanspruchung Beanspru-chungsklasse

Beanspruchung Beispiel Abdichtungsstoffe

A 0 Nicht drücken-des Wasser im Innenbereich

Direkt oder indirekt bean-spruchte Flächen, die nicht häufig durch Brauch- oder Reinigungswasser bean-sprucht werden

Häusliche Bäder Badezimmer in Hotels Bodenflächen mit Abläufen in o. g. Bereichen

Kunststoff-Mörtel-Kombinationen Reaktionsharze Polymerdispersionen

B 0 Nicht drücken-des Wasser im Außenbereich

Direkt oder indirekt bean-spruchte Flächen im Außen-bereich Nicht über genutzten Räumen

Balkone Terrassen

Kunststoff-Mörtel-Kombinationen Reaktionsharze

Page 70: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

52 2 Materialkunde

2

2.3.10 Klassifizierung der Dämmstoffe nach DIN 4108

Tabelle 2.16: Dämmstoff-Anwendungsbereiche Anwendungsgebiet Kurzzeichen Einsatzgebiet Decke, Dach DAD

DAA DUK DZ DEO DES

Außendämmung von Dach oder Decke, vor Bewitterung geschützt, Dämmung unter Deckungen Außendämmung von Dach oder Decke, vor Bewitterung geschützt, Dämmung unter Abdichtungen Außendämmung eines Daches, der Bewitterung ausgesetzt (Umkehrdach) Zwischensparrendämmung, zweischaliges Dach, nicht begehbare, aber zugängliche oberste Geschossdecke Innendämmung unter Decke oder Bodenplatte (oberseitig), unter Estrich ohne Schallschutzanforderungen Innendämmung unter Decke oder Bodenplatte (oberseitig), unter Estrich mit Schallschutzanforderungen

Wand WAB WAA WAP

Außendämmung der Wand hinter Bekleidung Außendämmung der Wand hinter Abdichtung Außendämmung der Wand unter Putz

Perimeter PB Außenliegende Wärmedämmung unter der Bodenplatte gegen Erdreich (außerhalb der Abdichtung)

Die Tabelle 2.17 erläutert die Differenzierung von bestimmten Produkteigenschaften. Hier sind die wichtigsten als Auszug:

Tabelle 2.17: Dämmstoffeigenschaften Produkteigenschaften Kurz-

zeichen Beschreibung Anwendungsbeispiel

Druckbelastbarkeit dk

dg

dm

dh

ds

dx

Keine Druckbelastbarkeit

Geringe Druckbelastbarkeit

Mittlere Druckbelastbarkeit

Hohe Druckbelastbarkeit

Sehr hohe Druckbelastbarkeit

Extrem hohe Druckbelastbarkeit

Hohlraumdämmung Zwischendämmung Wohn- und Bürobereich unter Estrich

Nicht genutztes Dach mit Abdichtung

Genutzte Dachflächen, Terrassen Industrieböden, Parkdeck

Hochbelastete Industrieböden, Park-deck

Alle Anwendungen ohne schalltechni-sche Anforderungen

Schalltechnische Eigen-schaften

Sk

sh

sm

sg

Keine Anforderungen an schall-technische Eigenschaften

Trittschalldämmung, erhöhte Zusammendrückbarkeit

Trittschalldämmung, mittlere Zusammendrückbarkeit

Trittschalldämmung, geringe Zusammendrückbarkeit

Alle Anwendungen mit schalltechni-schen Anforderungen,

wie Schwimmender Estrich und Haus-trennwände

Page 71: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

2.3 Tabellen zur Materialkunde 53

2

2.3.11 Klassifizierung von Bauprodukten und Bauteilen zu ihrem Brandverhalten nach DIN EN 13 501 (Teile 1 und 2)

Klassifizierung Brandverhalten von Baustoffen, DIN EN 13 501-1

Tabelle 2.18: Euroklassen Euroklassen Room- Corner- Test: Zeit bis zum Flash over Charakterisierung A 1 Kein flash over, d. h. Brennwert unter 2 MJ/kg nicht brennbar A 2 Kein flash over, d. h. Brennwert unter 3 MJ/kg nicht brennbar B Kein flash over, schwer entflammbar C 10 – 20 Minuten schwer entflammbar D 2 – 10 Minuten normal entflammbar E 0 – 2 Minuten normal entflammbar F Keine Leistung festgestellt leicht entflammbar

Tabelle 2.19: Unterklassen zu Brandparallelerscheinungen nach DIN EN 13 501-1 Unterklassen Rauchentwicklung s 1 Keine/Kaum Rauchentwicklung s 2 Mittlere Rauchentwicklung s 3 Starke Rauchentwicklung

Unterklassen Klassifizierung brennendes Abtropfen bzw. Abfallen d 0 Kein Abtropfen, Abfallen innerhalb von 600 Sekunden d 1 Begrenztes Abtropfen, Abfallen länger als 10 Sekunden, innerhalb 600 Sekunden d 2 Starkes Abtropfen, Klassifizierung nicht erfüllt

Klassifizierung Brandverhalten von Bauteilen nach DIN EN 13 501-2

Tabelle 2.20: Funktionelle Anforderungen – Feuerwiderstandsfähigkeit Kurzzeichen Grundbegriff Bedeutung Anwendung in Deutschland R Resistance Tragfähigkeit F 30 bis F 120 (DIN 4102-2) E Etancheite Raumabschluss F 30 bis F 120 (DIN 4102-2) I Isolation Wärmedämmung F 30 bis F 120 (DIN 4102-2) M Mechanical Widerstandsfähigkeit gegen me-

chanische Beanspruchung Brandwände SKb-3 Bauteile (DIN 18 230)

S Smoke Rauchdicht Feuerschutzabschlüsse, Rauchtüren usw. C Closing Selbstschließend Feuerschutzabschlüsse, Rauchtüren usw. P Funktionssicherheit Elektrische Kabelanlagen

Anwendung in Deutschland nach DIN 4102 F 30 – Feuerhemmend, nicht entflammbar innerhalb von 30 Minuten F 60 – Feuerhemmend, nicht entflammbar innerhalb von 60 Minuten F 90 – Feuerbeständig, Bauteile bestehen 90 Minuten gegen Feuer und anschließendes Löschwasser F 120 – Feuerbeständig, Bauteile bestehen 120 Minuten gegen Feuer und anschließendes Löschwasser F 180 – Hochfeuerbeständig, Bauteile bestehen 180 Minuten gegen Feuer und anschließendes Löschwasser

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54 2 Materialkunde

2

2.3.12 Dichtstoffe

Tabelle 2.21: Dichtstoffe Dichtstoff Eigenschaften Anwendung Silikon, neutral vernetzend – Wasserdampfdurchlässig

– sehr gute Witterungsbeständigkeit – nicht überstreichbar – nicht korrosiv – UV-beständig – fungizid wirkend

– Anschlussfugen zwischen Belag und Fenstern oder Türen im In-nen- und Außenbereich

– nicht für Trinkwasserbehälter – nicht in jedem Fall für Natur-

steine geeignet

Silikon, Acetat-vernetzend – temperaturbeständig bis 300 °C – schnelle Aushärtung – kann fungizid eingestellt sein

– für Trinkwasserbehälter – im Lebensmittelbereich – für medizinische Einrichtungen

Acrylat-Basis – Bewegungsaufnahme 10 % bis 18 % – überstreichbar

– Innenausbau – Bewegungsfugen mit geringer

Beanspruchung – im frischen Zustand mit Wasser

entfernbar Polyurethan-Basis – hohe Wasserdampfdurchlässigkeit

– gute Witterungsbeständigkeit – überstreichbar – Schlagregendicht

– Außenabdichtung von An-schlussfugen an Fenstern und Türen

MS-Hybrid-Polymer-Basis – sehr gut anstrichverträglich – sehr gut witterungs- und alterungs-

beständig – nicht korrosiv

– Anschlussfugen im Innen- und Außenbereich

Tabelle 2.22: Verhältnis von Fugenbreite zu Fugentiefe

Fugenbreite b in mm 5 10 15 20 25 30

Fugentiefe t in mm 3 8 10 12 15 15

Dimensionierung von Bewegungsfugen

Fugentiefe: t 12

× Fugenbreite b

Tabelle 2.23: Verbrauch an Dichtstoff in lfd. Meter pro Kartusche Fugenbreite in mm Fugentiefe in mm

5 7 10 12 15 20 25

5 12,0 8,0 6,0

7 6,0 4,0 3,0

10 3,0 2,5 2,0 1,5

12 2,1 1,7 1,2 1,0

15 1,3 1,0 0,8

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2.3 Tabellen zur Materialkunde 55

2

Primerarten

Tabelle 2.24: Primerarten

Arten Anwendung für

Silikonharz-Lösungen – Natursteine – alkalische Untergründe – saugende Untergründe – Metalle

Silikonharz- und Polyacraylsäureester-Lösung – Kunststoffe – Dauernassbereiche

Isocyanatharz-Lösung – Kunststoffe – stark saugende Untergründe

Acrylharz-Lösung – Acryl-Dichtstoffe

2.3.13 Materialverbrauch für Arbeiten im Dickbett

Tabelle 2.25: Materialbedarf Anselzmörtel Mörteldicke

1 cm Mörteldicke

1,5 cm Mörteldicke

2 cm Mi-schungs-verhältnis

Einge-rechneter

Einmi-schungs-

faktor Sand Zement Sand Zement Sand Zement

1 : 3 1 : 3,5 1 : 4 1 : 4,5 1 : 5 1 : 6

1,5 1,475 1,45 1,425 1,4 1,4

1125 1147 1160 1166 1167 1200

469 410 353 324 291 250

1688 1721 1740 1749 1750 1800

703 614 544 486 437 375

2250 2294 2320 2332 2333 2400

938 820 725 648 582 500

Pudern des Mörtelbetts – – 50 bis 90 kg Zement

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3 Werkzeuge, Geräte und Hilfsmittel

1. Für das Einrichten des Arbeitsplatzes Kabeltrommel Bauleuchte Universalmesser Abdeckfolie Absperrband Schubkarren Mörtelkübel, Eimer Besen, Handfeger, Kehrschaufel

2. Für die Untergrundvorbereitung

Maurerhammer, Fäustel, Gummihammer: Prüfen und Bearbeiten des Untergrundes Meißel (spitz oder Finne): Abstemmen von Schadstellen oder Vorsprüngen Besen, Schaufel: Reinigen der Baustelle Bürste: Annetzen des Untergrundes, Auftragen von Haftgrund Walze: Auftragen von Haftgrund und Grundierungen Eimer: Behälter und Messgefäß Maurerkelle: Anwerfen von Spritzbewurf, Herstellen von Putz Spachtel, Flächenspachtel: Ausbessern von Schadstellen

3. Zur Herstellung von Putz, Mörtel, Dünnbettmörtel, Estrichen

Schaufel: zum Mischen, als Messgerät, zum Beräumen von Schutt Mörteltuppe: Mischungsbehälter Freifallmischer: bei größeren Mengen an Mischgut Eimer: als Behälter und Messgefäß Rührwerk: Mischen von Dünnbettmörtel und Fugenmassen, verschiedene Rührwerke zur Auswahl wie Wendelrührer, Rührkorb, Rondenrührer, Doppelrührer (Bild 3.1) Putzlatten, Lehren: zum Abziehen von Putz, Estrich, bestehen aus Holz oder Leichtmetall Maurerkelle: dreieckige Form, zum Anwerfen von Putzmörtel und Spritzbewurf Wasserwaage: zum Überprüfen von Lot und Waage Abzieher, Reibebrett: zum Abziehen, Verdichten und Glätten der Putz- oder Estrichflächen

Bild 3.1: Rührwerk

A. Borgmeier, H. Braunreiter, Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger,DOI 10.1007/978-3-8348-9945-3_3,© Vieweg+Teubner Verlag | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2011

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58 3 Werkzeuge, Geräte und Hilfsmittel

3

4. Zum Prüfen, Messen, Loten Gliedermaßstab: Länge 2 m, besteht aus Holz oder Kunststoff Maßband: Länge 10 m, 20 m, 30 m, besteht aus Stahl oder Glasfieber Teleskopmeterstab: auseinanderziehbare Maßleisten Bleistift: zum Anzeichnen Bauwinkel: zum Anlegen und Kontrollieren des rechten Winkels, besteht aus Stahl oder Leichtmetall Wasserwaagen: zum Überprüfen von Flucht, Lot und Waage, gibt es in unterschiedlichen Längen zwischen 15cm bis 2m, bestehen aus Kunststoff, Leichtmetall oder Teakholz Schlauchwaage: zum Übertragen von Höhenpunkten, auch um Ecken und in andere Räume Baulaser, Rotationslaser, Winkellaser: zum Übertragen und Kontrollieren von Höhen, zum Anlegen und Kontrollieren von rechten Winkeln (Bilder 3.2, 3.3, 3.4) Laser-Entfernungsmesser: Messen von Abständen, Stichmaßen Untergrundhärte-Prüfgerät CM-Feuchtigkeitsmessgerät oder elektronisches Feuchtemessgerät: zum Feststellen der Rest-feuchtigkeit im Verlegeuntergrund (Bild 3.5) Schlagschnurgerät: zum Übertragen und Anreißen von Fluchten Fluchtschnur: zum Anlegen von geraden Fluchten Baulot: zum Anlegen senkrechter Bezugsachsen Messkeile: zum Messen der Maßabweichung in Bezug auf die Flucht

Bild 3.2: Winkellaser Prüfen mit Winkellaser

Bild 3.3: Anlegen mit Winkellaser

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3 Werkzeuge, Geräte und Hilfsmittel 59

3

Bild 3.4: Höhenlaser Bild 3.5: CM-Gerät

5. Für Ansetz- und Verlegearbeiten Fliesenkelle in gewünschter Form: zum Aufziehen des Mörtels auf die Fliese, auch zum An-klopfen der Fliesen mit dem Gummipfropfen am Ende des Kellengriffes Herzkelle: Blatt in Herzform (Bild 3.6) Hamburger Kelle: Blatt dreieckig (Bild 3.7) Süddeutsche Kelle: Blatt trapezförmig (Bild 3.8) Schweizer Form: Blatt in Form eines Spitzbogens (Bild 3.9)

Bild 3.6: Herzkelle Bild 3.7: Hamburger Kelle

Bild 3.8: Süddeutsche Kelle Bild 3.9: Schweizer Kelle

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60 3 Werkzeuge, Geräte und Hilfsmittel

3

Spachtelkelle: zum Auftragen vom kleineren Mengen an Spachtelmassen Glättkelle: Glätten von Mörtel- oder Estrichschichten, zum Auftragen der Kontaktschicht bei Dünnbettmörteln Zahnkellen verschiedener Größe: zum Aufkämmen des Dünnbettmörtels (Bild 3.10)

Bild 3.10: Zahnkellen

Rührwerk: zum Anmischen von Dünnbettmörteln, Fugenmassen (Bild 3.11)

Bild 3.11: Rührwerk im Einsatz

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3 Werkzeuge, Geräte und Hilfsmittel 61

3

Fliesenschneider: zum Anreißen und Schneiden von Fliesen und keramischen Platten (Bild 3.12)

Bild 3.12: Fliesenschneider

Lochboy: zum Ausarbeiten von runden oder eckigen Löchern (Bild 3.13)

Bild 3.13: Lochboy

Abziehstein: zum Schleifen der Schnittkanten Walzen in verschiedenen Größen: Auftragen von Grundierungen, Anwalzen von von Dicht-bändern Quast: Annetzen des Untergrundes, Auftragen von Grundierungen

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62 3 Werkzeuge, Geräte und Hilfsmittel

3

Fliesenhammer: leichter Hammer mit quadratischen Kopf und Spitze bzw. Finne zum Bear-beiten von Fliesen und Bearbeiten von Aussparungen (Bild 3.14)

Bild 3.14: Fliesenhammer

Fliesenlochzange: „Papageienschnabel“ zum Bearbeiten von Löchern oder Aussparungen (Bilder 3.15a + b)

Bild 3.15a: Fliesenlochzange

Fliesenzwickzange: „Rabitzzange“ zum Abzwicken kleiner Fliesenteile

Bild 3.15b: Rabitzzange

Fliesenschneid- und Brechzange: zum Brechen entlang der angerissenen Spur (Bild 3.16)

Bild 3.16: Fliesenbrechzange

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3 Werkzeuge, Geräte und Hilfsmittel 63

3

Glasschneider, Widianadel: Anreißen der Glasur Gehrungsschere: Schneiden von Gehrungen bei Profilen Messerset: zum Schneiden von Dämmstoffen Fliesenschwamm, Eimer, Bürste, Lappen, Besen: zum Säubern des Belages und der Baustelle Fluchtschnur mit Fliesenecken: „Fliesenhexe“ wird zum Ansetzen der Fliesenschicht gespannt (Bilder 3.17 und 3.18)

Bild 3.17: Fliesenhexe für diagonal- verlegte Platten

Bild 3.18: Fliesenhexe

Außerdem, wie schon beschrieben: – Lot und Lotschnur – Fäustel, Gummihammer – Wasserwaagen – Bauwinkel – Bleistift, Fineliner – Gliedermaßstab

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64 3 Werkzeuge, Geräte und Hilfsmittel

3

6. Zum Verfugen Waschset: besteht aus Schwammbrett, Gitterrost und Kübel, zum Säubern des Belages (Bild 3.19)

Bild 3.19: Waschset

Fugset: besteht aus Fugbrett, Schwamm, Moosgummischieber, zum Verfugen des Belages Fliesenschwamm: Säubern des Belages während der Fliesenarbeiten Schwammbrett: Abwaschen des Belages nach dem Verfugen Fugbrett (Moosgummi, Feingummi): Einstreichen der Fugenmasse Moosgummischieber: Einbringen der Fugenmasse auf Böden, insbesondere bei großen Flä-chen Sprühflasche: für Trennmittel beim Herstellen von dauerelastischen Fugen Abziehgummi: Glätten der dauerelastischen Fugen (Bilder 3.20 und 3.21)

Bild 3.20: Abziehen und Glätten einer Bewegungsfuge Bild 3.21: Set Abziehgummis

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3 Werkzeuge, Geräte und Hilfsmittel 65

3

Fugenpresspistole: Einbringen der Fugenmasse passgenau in die Fugen Fugeisen: zum Einbringen der Fugenmasse bei Flächen, die nicht eingeschlämmt werden können Fugenbürste: Säubern der ausgekratzten Fugen vor dem Einbringen der Fugenmasse Besen, Handfeger, Kehrschaufel

7. Arbeitschutzbekleidung Knieschoner (Bild 3.22) Arbeitshandschuhe, Gummihandschuhe, Einmalhandschuhe Gehörschutz, Atemschutz, Schutzbrille Hautschutzcreme (Bild 3.23)

Bild 3.22: Knieschoner

Bild 3.23: Hautschutzset

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4 Vertragsrecht

Um überhaupt eine Fliese verlegen zu können, benötigt der Fliesenleger einen Auftrag oder einen Vertrag. Im Zuge der europäischen Globalisierung wird es immer wichtiger, dass ein Fliesenleger (oder ganz allgemein: ein Handwerker) nicht nur fachliche Kompetenzen in seinem Handwerk besitzt, sondern gleichzeitig auch einige grundlegende Kenntnisse im Baurecht. Vereinfacht kann der Prozess der Auftragsvergabe folgendermaßen beschrieben werden:

Ein Bauherr (zukünftiger Eigentümer oder nur Vermittler) plant ein Bauvorhaben.

Zur Realisierung benötigt er einen Architekten zur Planung und einen Bauunternehmer zur Ausführung.

Die drei einigen sich, unter welchen Bedingungen das Bauvorhaben ausgeführt wird.

Der Architekt erhält einen Honorarvertrag, der Bauherr und der Unternehmer schließen einen

Bauvertrag.

Generell kommen dafür 3 Gesetzbücher in Betracht: das Bürgerliche Gesetzbuch (BGB),

das Gesetz zur Regelung des Rechtes der Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB), die Verdingungsordnung für Bauleistungen (VOB).

Die zuerst genannten beiden Gesetze beinhalten keine speziellen Regelungen für Bauverträge, sie regeln allgemeine Geschäftsinhalte. Die VOB ist die wichtigste Rechtsgrundlage für das Bau-wesen.

4.1 Das Bürgerliche Gesetzbuch (BGB)

Gemäß BGB schließen der Besteller (= Bauherr) und der Unternehmer (= Bauunternehmer) einen Werkvertrag (= Bauvertrag) ab. Dessen Inhalt ist die Herstellung eines versprochenen Werkes (= Wandbelag, Bodenbelag, Terrasse ) zu einer vereinbarten Vergütung (= Lohn) und einem vereinbarten Termin.

Kündigt der Besteller (= Bauherr) den Vertrag zwischenzeitlich, hat der Unternehmer Anspruch auf die vereinbarte Vergütung, abzüglich aller noch nicht entstandenen Kosten.

A. Borgmeier, H. Braunreiter, Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger,DOI 10.1007/978-3-8348-9945-3_4,© Vieweg+Teubner Verlag | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2011

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68 4 Vertragsrecht

4

Bei Fertigstellung nimmt der Besteller verpflichtungsgemäß das hergestellte Werk (Wand, Boden, Terrasse usw.) ab. Zu diesem Zeitpunkt muss die Vergütung gezahlt werden. Das versprochene Werk muss die im Vertrag zugesicherten Eigenschaften haben. Treten Mängel auf, kann der Besteller (= Bauherr) die Beseitigung dieser in einer angemessenen Frist verlangen. Ist der Unternehmer nicht in der Lage, die Mängel fristgerecht und fachgerecht zu beseitigen, kann der Besteller entweder den Vertrag rückgängig machen (Wandlung) oder die Vergütung kürzen (Minderung). Außerdem kann der Besteller statt Wandlung oder Minderung auch Scha-densersatz wegen Nichterfüllung des Vertrages verlangen. Der Anspruch auf Beseitigung von Mängeln (Verjährung) erlischt im Allgemeinen nach 6 Mona-ten, bei Bauwerken nach 5 Jahren. Die Frist beginnt mit der Leistungsabnahme.

4.2 Das Gesetz zur Regelung des Rechtes der Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB)

Die Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) sind vertraglicher Gegenstand eines jeden Geschäftes (zwischen Vertragspartnern) und damit auch für einen Vertrag zur Herstellung ei-nes Bauwerkes oder Bauteiles.

Die Allgemeinen Geschäftsbedingungen werden nur gültig, wenn der Vertragspartner darauf hingewiesen wurde und die Bedingungen in ausreichender Weise zur Kenntnis nehmen konnte. Die Klausel in den AGBs besagt, dass der Kunde einverstanden sein muss, d. h. eine Einverständ-niserklärung (= Unterschrift) ist erforderlich. Die Generalklausel der AGBs erklärt alle Bestim-mungen, die den Kunden auf Grund von Treu und Glauben benachteiligen, als unwirksam. Das bedeutet, dass nicht nur die einseitige Auslegung der AGBs ungültig ist, sondern auch unklare und überraschende Klauseln zu Gunsten des Kunden ausgelegt werden. Zu diesen Klauseln gehö-ren beispielsweise: – willkürliches Rücktrittsrecht des Bauherrn (jederzeit und ohne rechtliche Konsequenzen) – unangemessen lange Fristen bei der Abnahme – unzumutbare Leistungsänderung (statt großformatigen rechteckigen Fliesen, billigere quadra-

tische Fliesen) – Rücktrittsausschluss und Ausschluss von Schadensersatz bei Verzug – Ausschluss von Gewährleistung für gelieferte Stoffe (Gewährleistung nur für Arbeitsleistung,

aber nicht für die gelieferten Materialien).

4.3 Die Verdingungsordnung für Bauleistungen (VOB)

Die Verdingungsordnung für Bauleistungen – kurz VOB – wurde bereits im Jahr 1926 verab-schiedet. Der heute aus dem Sprachgebrauch verschwundene Ausdruck „Verdingung“ beinhaltete damals den Abschluss eines Arbeitsvertrages. Mit der VOB verzichteten öffentliche Auftraggeber darauf, jeweils eigene Vertragsbedingungen auszuschreiben. Auch heute ist dieser Gedanke trotz mehrfach veränderter Bedingungen (Ende der Nazidiktatur, Bildung zweier deutscher Staaten, Wiedervereinigung 1990, gemeinsamer europäischer Binnenmarkt) federführend: Einerseits gilt bei öffentlichen Aufträgen, die Investitionsmittel unbürokratisch und ökonomisch einzusetzen, und andererseits bildet die VOB auch eine einheitliche Basis für private Bauverträge.

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4.3 Die Verdingungsordnung für Bauleistungen (VOB) 69

4

Die VOB gilt als spezielle Rechtsgrundlage für das Bauwesen, sie ist kein Gesetz und muss bei jedem Bauauftrag neu verhandelt werden. In ihr werden die Vertragspartner als Auftraggeber (AG, Bauherr) und als Auftragnehmer (AN, Unternehmer) bezeichnet.

Die Verdingungsordnung gliedert sich in drei Teile, die im Nachfolgenden kurz beschrieben wer-den.

4.3.1 VOB Teil A – Allgemeine Bestimmungen für die Vergabe von Bauleistungen

Der Teil A umfasst allgemeine Bestimmungen für die Vergabe von Bauleistungen (DIN 1960). Die im Abschnitt 1 aufgeführten 32 Basisparagraphen erläutern die grundsätzlichen Inhalte und Vorgehensweisen. An dieser Stelle soll lediglich auf die wichtigsten Paragraphen hingewiesen werden. § 1 Bauleistungen Bauleistungen sind Arbeiten jeder Art, d. h. Materiallieferungen und Ausführungen (Herstellung, Instandsetzung oder Abriss von baulichen Anlagen) § 2 Grundsätze der Vergabe Es gilt der Grundsatz des Leistungswettbewerbes, d. h. Leistungsfähigkeit, Zuverlässigkeit, an-gemessene Preise, Fairness. § 3 Arten der Vergabe Übliche Vergabeverfahren sind die öffentliche und die beschränkte Ausschreibung sowie die freihändige Vergabe Bei der öffentlichen Ausschreibung handelt es sich, wie der Name es sagt, um Aufträge von öffentlichen Bauherrn (Städte, Kreise, Gemeinden, Länder, Bund). Die Ausschreibung richtet sich an alle Unternehmer Deutschlands und des europäischen Binnenmarktes, ihre Angebote einzu-reichen. Übersteigt das Auftragsvolumen einer öffentlichen Baumaßnahme den „Schwellenwert (zurzeit 1 Million €)“, muss das Projekt europaweit ausgeschrieben werden. Im Gegensatz dazu bezieht sich die beschränkte Ausschreibung nur auf einen bestimmten Un-ternehmerkreis (i. A. 3 bis 8 Unternehmer, siehe § 8). Typisches Anwendungsgebiet dafür sind private Ausschreibungen. Die freihändige Vergabe erfolgt ohne förmliches Verfahren. Sie ist zulässig, wenn öffentliche und beschränkte Ausschreibung unzweckmäßig sind, es sich um besonders dringliche Leistungen handelt oder der Auftrag ganz oder teilweise Geheimhaltungsvorschriften unterworfen ist. Bei der freihändigen Vergabe werden die Aufträge einem bestimmten Unternehmer zugeteilt – ohne Konkurrenz.

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70 4 Vertragsrecht

4

§ 4 Vergabe von Bauleistungen Die Bauleistungen können einheitlich oder geteilt vergeben werden. Es gilt der Grundsatz, dass die umfassende Gewährleistung durch eine einheitliche Ausführung am ehesten erreicht wird. Ist das Auftragsvolumen besonders umfangreich, wird der Auftrag in so genannte Lose gesplittet und die Vergabe erfolgt in Teillosen. Das können auch Fachlose sein, sie werden nach Fachgebieten vergeben. § 5 Leistungs-, Stundenlohn- und Selbstkostenerstattungsvertrag Die Vergütung von Bauleistungen wird beim Abschluss des Bauvertrages festgelegt. Es sind drei generelle Vertragsartenarten möglich: – Die Vergütung wird nach Leistung bemessen (Leistungsvertrag). Dabei gibt es die Möglich-

keit des Einheitspreisvertrages, wobei die Leistungen pro Einheit (m, m², m³ oder Stückzahl) abgerechnet werden und die Möglichkeit des Pauschalvertrages, bei dem ein Gesamtpreis für das gesamte Auftragsvolumen vereinbart wird. Letzterer ist riskant, wenn über Art und Um-fang der Bauleistung vorab nicht absolute Klarheit besteht.

– Beim Stundenlohnvertrag stellt der Auftragnehmer seine Selbstkosten pro Arbeitsstunde in Rechnung. Das ist sinnvoll, wenn es sich um kleinere Aufträge handelt und bei Aufträgen, die hauptsächlich Lohnkosten verursachen, z. B. Reparaturarbeiten.

– Handelt es sich um eine Bauleistung größeren Umfanges und die Selbstkosten können bei der Vergabe des Auftrages nicht eindeutig ermittelt werden, schließen die Vertragspartner einen Selbstkostenerstattungsvertrag ab. Bei diesem werden neben den Kosten pro Arbeitsstunde, die Materialkosten und ein angemessener Gewinn kalkuliert.

§ 8 Teilnehmer am Wettbewerb Alle Bewerber und Bieter sind unabhängig von ihrer Ortsansässigkeit gleich zu behandeln. Die Bewerber und Bieter müssen unter Umständen einen Nachweis ihrer Eignung erbringen. Dazu können neben dem fachkundlichen Nachweis (Gesellenbrief, Facharbeiterbrief, Meister-brief, Befähigungsnachweise) auch die für den Auftrag benötigte technische Ausrüstung, Refe-renzen über dem Auftrag ähnliche Projekte sowie der Unternehmensumsatz und die Zahl der Beschäftigten in den letzten 36 Monaten gehören. Unternehmer dürfen von der Teilnahme an der Auftragsvergabe ausgeschlossen werden, wenn: – sich ihr Unternehmen in Liquidation befindet, – ein Konkursverfahren eröffnet ist, – keine Anmeldung bei der Berufsgenossenschaft vorliegt, – die Steuer- und Sozialversicherungszahlungen nicht ordnungsgemäß erfüllt wurden – sie wissentlich falsche Angaben über die fachliche Eignung, Zuverlässigkeit und Leistungs-

fähigkeit gemacht haben. § 9 Beschreibung der Leistung Die umfassende und eindeutige Beschreibung der Bauleistung bildet die Grundlage für ein ge-rechtes Bieterverfahren. Alle Bewerber müssen auf Grund der Leistungsbeschreibung den Inhalt und den Umfang des Auftrages gleichermaßen verstehen und ihre Preise sicher berechnen kön-nen. Dem Auftragnehmer dürfen in der Ausführungsphase keine „ungewöhnlichen Wagnisse“ entste-hen. Das heißt keine Ereignisse oder Umstände, deren Auswirkungen (auf Fristen und Preis) nicht abschätzen kann.

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4.3 Die Verdingungsordnung für Bauleistungen (VOB) 71

4

Daher sind alle möglichen Einflüsse (Zweck und geplante Beanspruchung des fertig gestellten Projektes, Baustellenbedingungen usw.) festzustellen, zu prüfen und in den Verdingungsunter-lagen anzugeben. § 10 Vergabeunterlagen Die Vergabeunterlagen bestehen aus dem Anschreiben und den Verdingungsunterlagen. Die Verdingungsunterlagen beinhalten im Allgemeinen: – Leistungsverzeichnis (LV), – Bauzeichnungen, – technische Unterlagen, – Terminpläne, – Zahlungsmodalitäten, – Allgemeine Vertragsbedingungen (AVB), – Zusätzliche Vertragsbedingungen (ZVB). Ergänzend können noch allgemeine und zusätzliche Technische Vertragsbedingungen (ATV und AZV) vorhanden sein. Die Allgemeinen Vertragsbestimmungen bleiben grundsätzlich unverändert. Die hinzugefügten Zusätzlichen Vertragsbestimmungen (wie zum Beispiel Benutzung von Zufahrten und Lagerplät-zen, Vertragstrafen, Vorauszahlungen oder Sicherheitsleistungen) dürfen den Allgemeinen Ver-tragsbestimmungen nicht widersprechen. Das bereits erwähnte Anschreiben ist als Aufforderung zur Angebotsabgabe zu verstehen, das alle notwendigen Angaben enthält, die noch nicht in den Verdingungsunterlagen benannt wurden. Die genauen Inhalte des Anschreibens sind unter Nummer 5 des Paragraphen aufgeführt. Bei-spielsweise gehören dazu etwaige Ortsbesichtigungen, die bereits genannten Unterlagen zum Nachweis der fachlichen Eignung des Bieters, Zuschlags- und Bindefristen und Zahlungsbedin-gungen. § 11 Ausführungsfristen Diese sind entsprechend den Arbeitsbedingungen und äußeren Einflüssen ausreichend zu bemes-sen. Außergewöhnlich kurze Fristen bedürfen besonderer Dringlichkeit. Ein pauschaler Betrag von 5 % der Auftragssumme bei Verzug ist zulässig. § 12 Vertragsstrafen „Die Strafe ist in angemessenen Grenzen zu halten.“ Das ist ein sehr dehnbarer Begriff und bedarf in jedem Fall einer objektiven Klärung zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer.

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72 4 Vertragsrecht

4

Die Paragraphen § 16 bis § 32 beschäftigen sich mit dem Prozess der Ausschreibung und Vergabe. Im Folgenden soll dieser Ablauf kurz beschrieben werden.

Die Bekanntmachung der Ausschreibung (§ 17) erfolgt entsprechend der Vergabeart. Bei öffentlicher und beschränkter Ausschreibung geschieht das i.A. in Tageszeitungen,

in der Fachpresse oder Amtsblättern.

Für die Einreichung der Angebote (§ 18) ist eine angemessenen Frist vorgesehen, mindestens aber 10 Kalendertage

Beim Eröffnungstermin (§ 22), auch Submission genannt, werden die Angebote geöffnet und

verlesen. Anwesend dürfen nur die Bieter und/oder ihre Bevollmächtigten sein.

Bis zu diesem Termin müssen alle Angebote verschlossen bleiben.

Die Zuschlagsfrist (§ 19) beginnt mit dem Eröffnungstermin. In diesem Zeitraum entscheidet sich der Bauherr/Auftraggeber, welchem Bieter er

den Zuschlag erteilt. Die Höchstfrist beträgt 30 Kalendertage.

Die Bindefrist (§ 19) endet mit dem Ablauf der Zuschlagfrist, bis dahin ist der Bieter an sein Angebot gebunden.

Erhält er später den Zuschlag, so verlängert sich die Bindefrist bis zum Ende der Gewährleis-tungsfrist.

Die Angebote werden rechnerisch, technisch und wirtschaftlich, gegebenenfalls mit Hilfe es

Sachverständigen, geprüft (§ 23).

Der Zuschlag ist dem Bieter möglichst vor Ablauf der Zuschlagfrist (§ 19) mitzuteilen. Über die Vergabe ist ein Vermerk anzufertigen,

der alle maßgebenden Feststellungen (§ 30) sowie die Vergabeprüfstelle zur eventuellen Nachprüfung behaupteter Verstöße enthält (§ 31)

Die nach den Basisparagraphen folgenden Abschnitte 2 bis 4 ergänzen den Teil A seit 1992 und beschäftigen sich mit EU-Richtlinien.

4.3.2 VOB Teil B – Allgemeinen Vertragsbedingungen für die Ausführung der Bauleistungen

Der Teil B umfasst 18 Paragraphen und beinhaltet die Allgemeinen Vertragsbedingungen für die Ausführung der Bauleistungen (AVB) und wird im tägliche Sprachgebrauch als „Allgemeine Geschäftbedingungen“ bezeichnet. Auch beim Teil B soll nur auf den wesentlichsten Fakten eingegangen werden.

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4.3 Die Verdingungsordnung für Bauleistungen (VOB) 73

4

§ 1 Art und Umfang der Leistung Dies wird eindeutig durch den Vertrag bestimmt. Absatz 4 ergänzt: „Nicht vereinbarte Leistun-gen, die zur Ausführung der vertraglichen Leistung erforderlich werden, hat der Auftragnehmer auf Verlangen mit auszuführen.“

§ 4 Ausführung Dieser Paragraph regelt die Rechte und Pflichten des Auftraggebers und des Auftragnehmers. Zu denen des Auftraggebers gehören: – Beschaffung aller Genehmigungen und Betriebserlaubnisse – Überwachung der Ausführung während der gesamten Bauzeit – Organisation des Baustellenbetriebes (Zusammenwirken aller Gewerke) – Schaffung und Sicherung von Zufahrtswegen und Lagerplätzen – Verfügbarkeit von Anschlüssen für Energie und Wasser – Treffen wichtiger Entscheidungen, die für den reibungslosen Bauablauf notwendig sind Der Auftragnehmer ist zu folgenden berechtigt und verpflichtet: – Anmelden von Bedenken gegen die vorgesehene Art und Ausführung, gegen die Güte der

vom AG gelieferten Materialien, gegen die Leistungen anderer Gewerke und gegen unberech-tigte Anordnungen. Die Bedenken sind unverzüglich und schriftlich dem Auftraggeber mit-zuteilen.

– Eigenverantwortliche Ausführung der Bauleistungen – Einhaltung der anerkannten Regeln der Technik, der gesetzlichen und behördlichen Bestim-

mungen – Schutz der Leistung vor Beschädigung und Diebstahl bis zur Bauabnahme – Der AN ist verpflichtet, die Bauleistung im eigenen Betrieb auszuführen. Eine Weitergabe der

Arbeiten oder Teilleistungen an Nachunternehmer (Subunternehmer) ist nur mit schriftlicher Zustimmung des Auftraggebers möglich.

§ 5 Ausführungsfristen Sind im Bauvertrag Fristen vereinbart, ist die Arbeit entsprechend dieser zu beginnen und zu beenden. Ist für den Beginn keine Frist vereinbart, muss der Auftraggeber den voraussichtlichen Beginn mitteilen. Der AN hat nach der Aufforderung innerhalb von 12 Werktagen mit der Ausführung zu beginnen und den Beginn dem AG anzuzeigen. Behinderungen (§ 6) sind ebenfalls dem Auftraggeber unverzüglich und schriftlich anzuzeigen. Zu den Behinderungen zählen: Streik oder Aussperrung, wenn der AN davon direkt betroffen ist, höhere Gewalt oder andere für den AN unabwendbare Umstände sowie Umstände, die der AG zu verantworten hat.

Witterungseinflüsse, mit denen bei Angebotsabgabe gerechnet werden musste, gelten nicht als Behinderung!

Die Fristverlängerung berechnet sich nach der Dauer der Behinderung plus einem Zuschlag für die Wiederaufnahme. Dauert eine Unterbrechung länger als 3 Monate, kann jeder Vertragspartner (§§ 8 und 9) nach Ablauf dieser Zeit den Vertrag kündigen. Kündigung durch den Auftraggeber (§ 8): Der AG kann jederzeit und ohne Angabe von Grün-den den Vertrag kündigen. Bis zu diesem Augenblick steht dem Auftragnehmer die vereinbarte Vergütung zu. Oder: Gesamtvergütung abzüglich der nicht entstandenen Kosten.

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74 4 Vertragsrecht

4

Außerdem kann der AG kündigen, wenn der AN mangelhaft arbeitet, in Verzug gerät oder gestellte Nachfristen nicht eingehalten werden. Die Kündigung des Vertrages muss schriftlich erfolgen. Kündigung durch den Auftragnehmer (§ 9): Im Fall des „Annahmeverzuges“ (AN kann die Leistung auf Grund von Umständen, die der AG verschuldet, nicht ausführen) und im Fall von Zahlungsverzug seitens des AGs kann der Auftragnehmer den Vertrag schriftlich kündigen. Al-lerdings ist die Kündigung erst zulässig, wenn der AG die vom AN gesetzte Frist zur Vertragser-füllung mit gleichzeitiger Androhung der Kündigung erfolglos verstreichen lässt. Bis zur Kündigung werden die Leistungen nach den Vertragspreisen abgerechnet. Gegebenenfalls können für den Vertragsteil, der letztlich zur Kündigung des Vertrages geführt hat, Schadenser-satzansprüche geltend gemacht werden. § 10 Haftung der Vertragsparteien AG und AN haften für ihr eigenes Verschulden sowie für das Verschulden ihrer gesetzlichen Vertreter und der Personen, mit deren Hilfe sie den Vertrag erfüllen. § 11 Vertragsstrafe Grundlage der vereinbarten Vertragsstrafen, die fast ausschließlich auf den Verzug der Arbeiten beziehen, sind die Paragraphen §§ 339 bis 345 BGB. Ist die Vertragsstrafe nach Tagen bemessen, zählen nur Werktage (Montag bis Samstag). Sind Wochen vereinbart, zählen diese plus 1/6 der Woche für jeden Einzeltag. Nach erfolgter Abnahme, kann eine Vertragsstrafe nur wirksam werden, wenn der AG dies bei der Abnahme sich vorbehalten hat. Über die Höhe der Vertragsstrafe sind in der VOB keine Angaben zu finden. Wie bereits erläutert, schreibt der Teil A, § 12 lediglich „angemessenen Grenzen“ vor. § 12 Abnahme Der Augenblick der Bauabnahme ist für beide Vertragsparteien wichtig:

Mit der Abnahme der Bauleistungen geht das Risiko des AN für seine Leistungen in die Hand des AG über. In diesem Augenblick beginnt die Gewährleistung des AN für seine Ausfüh-rungen.

Formlose Abnahme: Wenn keine Vertragspartei darauf besteht, genügt die schriftliche Mittei-lung des AN innerhalb von 12 Werktagen. Die Leistung gilt dann als abgenommen. Ist die Arbeit bereits in Nutzung, verkürzt sich diese Frist auf 6 Werktage. Förmliche Abnahme: erfolgt auf Verlangen einer Vertragspartei, es wird ein Termin vereinbart und das Ergebnis schriftlich festgehalten. Es kann ein Sachverständiger hinzugezogen werden; die Kosten trägt die Partei, die auf dessen Teilnahme besteht. Der AN ist nicht zwingend zur Abnahme geladen, es genügt, ihm das Ergebnis schriftlich mitzuteilen. Der AG ist zur Anwesenheit verpflichtet. Unabhängig von der Art der Abnahme gilt: Sind bereits wesentliche Mängel sichtbar, kann die Abnahme der Leistung bis zur Beseitigung der Mängel verweigert werden. Die Folgen sind im 1. Absatz beschrieben. § 13 Gewährleistung Mit dem Datum der Abnahme beginnt die Gewährleistung des ANs für seine ausgeführten Leis-tungen.

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4.3 Die Verdingungsordnung für Bauleistungen (VOB) 75

4

Obwohl dieser Paragraph bereits im Teil A angesprochen wurde, soll an dieser Stelle noch einmal auf die Bedeutung und auf die Folgen der Gewährleistungspflicht hingewiesen werden. Der Paragraph 13 schreibt im Absatz 1 fest, dass der AN die Gewähr übernimmt, „dass seine Leistung zur Zeit der Abnahme die vertraglich zugesicherten Eigenschaften hat, den aner-kannten Regeln der Technik entspricht und nicht mit Fehlern behaftet ist, die den Wert oder die Tauglichkeit … vorausgesetzten Gebrauch aufheben oder mindern.“

Ist im Bauvertrag für die Gewährleistung keine Verjährungsfrist vereinbart, so beträgt sie 2 Jahre. Die Frist beginnt mit dem Datum der Abnahme. In der Praxis wird allerdings oftmals die Gewährleistung für 5 Jahre gemäß BGB (zusätzlich) vertraglich vereinbart.

Demzufolge garantiert der Auftragnehmer also für die gesamte Zeit die oben genannten Zusagen. Das kann in der Konsequenz sehr kostenintensiv werden: Der AN ist verpflichtet, alle in der Zeit der Gewährleistung auftretenden Mängel, die sich auf „vertragswidrige Leistungen“ zurückführen lassen, auf eigene Kosten zu beseitigen oder beseitigen zu lassen. Diese so genannte Mängelrüge teilt der AG schriftlich dem AN mit. Nach erneuter Abnahme beginnen die vereinbarten Fristen (2 oder 5 Jahre) erneut für diese nachträglich ausgeführten Leistungen. Weiterführend beinhaltet die zugesicherte Gewährleistung auch Schadensersatzansprüche, wenn dem AN oder dessen Beauftragten bei der Ausführung grobe Fahrlässigkeit, Vorsatz, eine fehlen-de vertraglich zugesicherte Eigenschaft oder der Vorstoß gegen die anerkannten Regeln der Tech-nik nachgewiesen werden kann. An diese Schadensersatzansprüche können zudem Ausfälle an Nutzungsentgelt gekoppelt sein, können Kosten für Sachverständige und Gutachten entstehen und im schlimmsten Fall auch Gerichtskosten. § 14 Abrechnung Klar geregelt ist die Abrechnung der erbrachten Leistungen: einfach nachprüfbar, übersichtlich, nach Positionen gelistet, inklusive Mengenberechnungen, Zeichnungen und alle notwendigen Belege beigefügt. Die Schlussrechnung bei kleineren Aufträgen (unter 3 Monaten) muss spätestens nach 12 Werk-tagen eingereicht werden. Die Frist verlängert sich um jeweils 6 Werktage pro weitere 3 Monate Auftragsdauer. § 15 Stundenlohnarbeiten Dafür gelten die ortsüblichen Vergütungen. Der AN ist verpflichtet, dem AG die Stundenlohnar-beiten vor Beginn der Arbeiten anzuzeigen und regelmäßig – meist wöchentlich – die Stunden-lohnzettel einzureichen. Abschlussrechnungen müssen spätestens nach 4 Wochen eingereicht werden. Dem AG obliegt bei allen Stundenlohnzetteln die unverzügliche Prüfung. Nicht fristge-recht zurückgegebene Stundenlohnzettel (6 Werktage nach Erhalt) gelten als anerkannte Abrech-nung. § 16 Zahlung Die VOB unterscheidet hier 3 Arten von Zahlungen: Abschlagszahlungen sind auf Antrag zu gewähren. Die Höhe der Abschläge soll dem Wert der bisher ausgeführten Arbeiten entsprechen.

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76 4 Vertragsrecht

4

Vorauszahlungen können auch nach Vertragsabschluss vereinbart werden. Allerdings kann der AG ausreichende Sicherheiten verlangen. Üblich ist auch eine Verzinsung der vorab geleisteten Zahlun-gen, wenn nicht anders vereinbart: 1 % über dem Lombardsatz der Deutschen Bundesbank. Die Schlusszahlung muss nach Prüfung der eingegangen Schlussrechnung durch den AG inner-halb von 2 Monaten geleistet werden. Eine vorbehaltlose Annahme der Schlusszahlung durch den AN schließt eventuelle Nachforderungen aus. Bei den Zahlungen sind nur die vertraglich vereinbarten Skontoabzüge zulässig. Im Fall, dass der AG nicht pünktlich zahlt, kann der AN eine annehmbare Nachfrist setzen. Ver-streicht auch diese erfolglos, kommt hier ohne besonderen Nachweis der Zinsanspruch von 1% über dem Lombardsatz der Deutschen Bundesbank zum Tragen. Ist der Verzugsschaden höher, muss das nachgewiesen werden. § 18 Streitigkeiten

Streitfälle zwischen den Vertragspartnern berechtigen den AN nicht, die Arbeiten einzu-stellen.

Strebt eine Vertragspartei die Klärung innerhalb eines Verfahrens an, trägt die unterliegende Par-tei die Kosten des Verfahrens.

4.3.3 VOB Teil C – Allgemeine Technische Vertragsbedingungen

Im Gegensatz zu den anderen beiden Teilen geht es im Teil C der VOB nicht um rechtliche und inhaltliche Belange von Verträgen und deren Ausführung, sondern um technische Inhalte. Die Allgemeinen Technischen Vertragsbedingungen – kurz ATV – umfassen rund 50 nach Fach-gebieten getrennte DIN-Normen. Für alle Fachgebiete gilt die DIN 18 299 „Allgemeine Regelungen für Bauarbeiten jeder Art“. In ihr sind allgemeinverbindlich die Angaben der Leistungsbeschreibung geregelt: – Gegebenheiten der Baustelle (Lage, Erschließung, Besonderheiten), – Nebenleistungen, d. h. Leistungen, die ohne gesonderte Vergütung mit im Angebotspreis

kalkuliert werden müssen – Sonderleistungen, z. B. zusätzliche Aufgaben – Materialforderungen: ungebraucht, genormt, geprüft Für den Fliesenleger kommen in der Baupraxis insbesondere 5 DIN-Normen in Betracht. Die wichtigste ist die DIN 18 352 Fliesen- und Plattenarbeiten. Sicher ist es unmöglich, die Norm wortwörtlich zu beherrschen, doch jeder Fliesenleger sollte mit den grundlegenden Inhalten der Norm vertraut sein. Mit zunehmender Berufspraxis wird das erworbene Wissen wachsen, eine ständige Weiterbildung vorausgesetzt. Hinzu kommen die zu beherrschenden Kenntnisse aus den anderen 4 notwendigen DIN-Normen: ATV DIN 18 332 Naturwerksteinarbeiten ATV DIN 18 333 Betonwerksteinarbeiten ATV DIN 18 350 Putz- und Stuckarbeiten ATV DIN 18 353 Estricharbeiten.

Page 95: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

4.3 Die Verdingungsordnung für Bauleistungen (VOB) 77

4

Die ATVs sind einheitlich aufgebaut und gliedern sich jeweils in 6 Abschnitte:

0 Hinweise für das Aufstellen der Leistungsbeschreibung Die Hinweise ergänzen die DIN 18 299 und geben beispielsweise Auskunft über die Art der Fußbodenheizung, Zusammendrückbarkeit der Dämmschichten, Verlegeart, Verfugart usw.

1 Geltungsbereich Hier findet man neben dem Geltungsbereich auch Angaben, für welchen Bereich die ATV nicht gilt. Zum Beispiel: DIN 18 352 gilt nicht für Platten aus Betonwerkstein.

2 Stoffe, Bauteile Exakte Benennung der zu verwendenden Baustoffe, bei DIN 18 352 müssen Fliesen, Platten und Mosaike der ersten Güteklasse entsprechen, welche Klebstoffe, Bindemittel usw.

3 Ausführung Im Abschnitt 3.1 wird darauf hingewiesen, unter welchen Bedingungen der Fliesenleger ver-pflichtet ist, Bedenken anzumelden. Die nachfolgenden Abschnitte befassen sich mit der detailierten Darstellung verschiedener Ausführungen und Konstruktionen. In der DIN 18 352 zum Beispiel sind die Mörtelbettdicken, die Fugenbreiten und die Dünn-bettklebstoffe festgeschrieben.

4 Nebenleistungen, Besondere Leistungen In diesem Abschnitt werden alle ergänzenden Nebenleistungen und Besonderen Leistungen in Bezug auf die DIN 18 299 aufgeführt. Typische Nebenleistungen des Fliesenlegers sind Vorlegen von Mustern, Absperren und Schutz der Belagsflächen, Ausgleichen von Unebenheiten innerhalb der zulässigen Toleran-zen, Anarbeiten von Belägen an eingebaute Bauteile wie Türzargen. Besondere Leistungen können beispielsweise Verlegemuster, das Erstellen von Verlege-plänen, das Aufbringen von Haftbrücken, Gehrungsschnitte und Herstellen von Löchern für Installationsanschlüsse sein.

5 Abrechnung Die „Abrechnung“ bezieht sich in diesem Fall auf die Leistungsermittlung und die Aufmaß-regeln. Dieser Abschnitt hat keinen Bezug zur Rechnungslegung und zur Preisbildung. Jedes Gewerk hat spezielle Aufmaßregeln, zum Beispiel beim Abzug von Öffnungen oder Un-terbrechungen. Die exakten Aufmaßregeln für Fliesen- und Plattenarbeiten sind entweder in den ATV DIN 18 352-5 nachzulesen oder in den Lernfeldern 9 (Badezimmer), 12 (Fassade) und 13 (Treppe) nachzuschlagen.

Page 96: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage
Page 97: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

5 Baustellenbetrieb

5.1 Baustelleneinrichtung

Vor Beginn der Arbeiten richtet der Fliesenleger seinen Arbeitsplatz auf der Baustelle ein. Die örtlichen Gegebenheiten sollten vorab bekannt sein, denn es wird ein abschließbarer Raum benö-tigt, um Material, Werkzeuge, Maschinen, Geräte, Arbeits- und Hilfsmittel zu lagern. Am Ende eines jeden Arbeitstages ist der Arbeitsplatz zu beräumen und die Arbeitsmittel und Materialreste sorgsam zu verschließen, um Missbrauch bzw. Diebstahl zu verhindern. In Abhängigkeit von Umfang und Art der auszuführenden Arbeiten kann es notwendig sein, ein Arbeitsgerüst zu lagern oder die Details der Mitbenutzung eines Gerüstes zu klären. Ebenfalls in die Planung einzubeziehen sind: – die Möglichkeiten der Entsorgung des Bauschutts – die Trennung der Materialien unter Berücksichtigung des Recyclings – die Prüfung vorhandener oder zu schaffender Versorgungsleitungen (Strom, Wasser, Ab-

wasser) Die Stromversorgung erfolgt auf Baustellen im Rohbauzustand im Allgemeinen über Stromvertei-lerschränke. In diesen sind Sicherungen und Anschlussstecker untergebracht, die Stahlschränke sind abschließbar und wetterfest. Verteilerschränke dürfen nur von autorisierten Fachkräften an das örtliche Stromnetz angeschlossen werden und müssen das Prüfzeichen des Verbandes Deut-scher Elektrotechniker (VDE) besitzen. Sind die Belagsarbeiten beendet, der Bereich sauber beräumt und abgesperrt, ist der Fliesenleger für den zügigen Abtransport der restlichen Materialien und Arbeitsmittel sowie des Schuttes ver-antwortlich. Der Bauschutt ist sorgfältig zu trennen (Kunststoffe, Pappe und Papier, Restschutt) und in den vorgeschriebenen Behältern zu entsorgen. Um spätere Unstimmigkeiten zu vermeiden, sollte der Fliesenleger bzw. der Verantwortliche aus der Fliesenfirma mit dem Bauherrn einen Übergabe-termin vereinbaren. Insbesondere in Anbetracht der stark gestiegenen Entsorgungspreise und der wesentlich strengeren Richtlinien für die Entsorgung sollte beim Verlassen der Baustelle klar sein, dass kein selbst verursachter Bauschutt zurück geblieben ist.

5.2 Einhaltung der Bauzeiten

Für den reibungslosen Ablauf des gesamten Bauprozesses sind alle Beteiligten verantwortlich. Unter Umständen können schon kleinste Verzögerungen zu gravierenden Behinderungen in der Gesamtplanung führen. Deshalb wird für die zeitliche Planung der Arbeiten aller Gewerke ein Terminplan erstellt. In diesem Plan sind jeweils der Beginn und das Ende der Arbeiten eines jeden am Auftrag beteiligten Gewerks festgelegt. Die oftmals knappe Zeit- und Kostenkalkulation kann dazu führen, dass mehrere Gewerke parallel am Projekt arbeiten müssen. Für die Zeit- und Ab-laufplanung ist der Auftraggeber zuständig. Für welche Form der Planung er sich entscheidet, hängt unter anderem von der Größe des Auftrages ab. Generell gibt es folgende Darstellungsmög-lichkeiten eines Bauablaufes: – einfache Listen, auf denen untereinander die einzelnen Arbeiten und deren Beginn und Ende

aufgelistet sind. Etwas kompliziert beim Erfassen und Überprüfen des Fortschreitens der Ar-beiten.

A. Borgmeier, H. Braunreiter, Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger,DOI 10.1007/978-3-8348-9945-3_5,© Vieweg+Teubner Verlag | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2011

Page 98: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

80 5 Baustellenbetrieb

5

– Bauphasenplan mit der Darstellung der einzelnen Bauabschnitte. Geeignet zur groben Pla-nung des Ablaufes, ohne Berücksichtigung der Details.

– Liniendiagramm als Wege-Zeit-Darstellung, nicht geeignet für den Ausbauprozess einer Baustelle.

– Balkendiagramm, die Länge der Balken (pro Arbeitsauftrag ein Balken) beschreibt die Dauer der Arbeiten. Gut für die Darstellung einer großen Anzahl von verschiedenen Arbeiten geeig-net, sehr übersichtlich – auch für Laien leicht zu erfassen.

– Netzplan stellt sowohl Abläufe, Zeitumfang als auch Zusammenhänge dar. Alle Arbeiten werden in Form eines Kreises mit der zugehörigen Zeitangabe abgebildet und mit einander verbunden, so dass ein Netz entsteht. Schwierig zu erfassen, wird deshalb für große und kom-plizierte Bauabläufe verwendet.

Die laufende Kontrolle ermöglicht dem Auftraggeber frühzeitig auf Verzögerungen und Unstim-migkeiten zu reagieren und im Bedarfsfall bestimmte Abläufe zu korrigieren.

Der Arbeitnehmer ist verpflichtet, seine Arbeiten gewissenhaft und im vorgegebenen Zeit-rahmen zu planen und auszuführen und im Falle einer – auch zu erwartenden – Verzögerung des Bauablaufes den Arbeitgeber bzw. den unmittelbaren Vorgesetzten zu informieren.

5.3 Arbeitssicherheit

Auf jeder Baustelle bestehen Unfallgefahren, die durch eine sorgfältige Planung und geeignete Vorsichtsmaßnahmen weitestgehend reduziert werden können. Neben Vorschriften und Verord-nungen trägt jeder Arbeitnehmer eine große Verantwortung für sein Handeln. Geschehen trotz-dem Unfälle auf der Baustelle, entstehen nicht nur körperliche Schmerzen für den Betroffenen, sondern auch Kosten für die Behandlung, den Arbeitsausfall und eventuelle Sachschäden. Ge-meinsam müssen Arbeitgeber und Arbeitnehmer bemüht sein, Unfälle und Schäden zu vermeiden. Die geltenden Vorschriften (Jugendarbeitsschutz, Arbeitstättenverordnung, Unfallverhütungsvor-schriften) werden durch die zuständigen Behörden (Gewerbeaufsichtsamt, Berufsgenossenschaft Bau) überwacht. Eine Nichteinhaltung der Vorschriften und grobe Fahrlässigkeit können zur Haftung, zur Betriebsstilllegung und auch zur Eröffnung eines Strafverfahrens führen.

Jeder Unternehmer ist für die Durchführung und Einhaltung der Arbeitsstättenverordnung und der Unfallverhütungsvorschriften verantwortlich. Alle Arbeitnehmer sind über die wich-tigsten Regelungen zu informieren.

Die Arbeitstättenverordnung regelt die Rahmenbedingungen und Mindestanforderungen an die Ausstattung und Einrichtung des Arbeitsplatzes. Dazu gehören die Unterkünfte für die Arbeit-nehmer, Toilettenanlagen und Waschräume inklusive Beheizung und Beleuchtung, Umkleide-möglichkeiten sowie Verkehrswege auf der Baustelle. Die Unfallverhütungsvorschriften (UVV) für das Baugewerbe werden von der Berufsgenossen-schaft entwickelt und überwacht. Die Vorschriften enthalten jeweils einen für den Arbeitgeber und den Arbeitnehmer verbindlichen Teil.

Page 99: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

5.3 Arbeitssicherheit 81

5

Zu den Pflichten des Arbeitgebers gehören: – Unterweisung der Arbeitnehmer – Organisation der Baustellensicherheit – Überwachung der Einhaltung der Vorschriften – Abgrenzung der Verantwortung und ggf. Übertragung der Verantwortung für Teilbereiche – Bereitstellung Arbeitschutzkleidung – Organisation der Erste-Hilfe-Maßnahmen (Meldeeinrichtungen, Verbandskasten, Alarmplan) – Sicherheitskennzeichnung Die Sicherheitskennzeichnung erfolgt analog zur Straßenverkehrsordnung durch Piktogramme in den Farben Rot, Gelb, Grün, Blau und in den Formen Rechteck, Dreieck und Kreis. (Grundlage DIN 4844, Teil 1)

Tabelle 5.1: Sicherheitskennzeichnung

Form

Farbe Bedeutung

Rechteck Dreieck Kreis

Rot Halt! Verbot Material zur Feuer-bekämpfung, Verbotszeichen, Not-Aus

Verbot

Gelb Vorsicht! Mögliche Gefahr

Hinweis auf Gefahren, Hinweis auf Hinder-nisse

Grün Gefahrlosigkeit Kennzeichnung von Rettungswegen, Not-ausgängen, Ret-tungsmitteln (Erste Hilfe)

Blau Gebotszeichen Hinweis

Hinweis Unterrichtung Gebote, Verpflichtung zum Tragen der per-sönlichen Schutzklei-dung, Standort eines Telefons

Die Unterweisung der Arbeitnehmer soll hauptsächlich die Punkte beinhalten, mit denen der Arbeitnehmer bei der Ausführung der ihm übertragenen Aufgaben konfrontiert wird. Diese Arbei-ten können in folgende Schwerpunkte unterteilt werden: – Handhabung und Nutzung von Werkzeugen, insbesondere Geräte und Maschinen mit drehen-

den und schneidenden Teilen (Trennschleifer, Rührgeräte, Mischer, Bolzenschussgeräte) – Benutzung elektrisch betriebener Geräte (Leitungen, Schutzkontaktstecker, Sicherungen sowie

Schutzvorrichtungen an Geräten und Betriebserlaubnis für den Nassbereich) – Arbeiten mit gesundheitsschädlichen und explosionsgefährlichen Materialien (Lösungsmittel,

Reinigungsmittel, Klebstoffe, Anstrichmittel) – Arbeiten mit Geräten, die gesundheitsschädlichen Staub erzeugen (Schleifen, Sandstrahlen,

Trennschleifen) – Arbeiten mit offener Flamme und Flüssiggas (Schweiß- und Klebearbeiten, Bautrocknung) – Umgang mit Aufzügen und Fördereinrichtungen (keine Überlastung oder zweckentfremdete

Nutzung – Personenbeförderung! –, kein Aufenthalt unter schwebenden Lasten) – Arbeiten auf Gerüsten (vgl. Lernfeld 12, Abschnitt 6) (Bilder 5.1 und 5.2)

Page 100: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

82 5 Baustellenbetrieb

5

Bild 5.1: Nicht zulässig und gefährlich: Sprossen aufgenagelt, Leitergang muss mindestens 1 m über Gerüstbelag reichen

Bild 5.2: Keine Standsicherheit auf sandigem Untergrund

Page 101: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

5.3 Arbeitssicherheit 83

5

Neben der Unterweisungspflicht durch den Arbeitgeber kommt der Einhaltung der Vorschriften durch den Arbeitnehmer eine große Bedeutung zu. Nachfolgende Beispiele sollen dem Fliesen-leger die wichtigsten Gefahrenquellen aufzeigen.

1. Elektrische Anlagen. Elektrische Leitungen müssen eine unbeschädigte Umhüllung aus nicht brennbarem und ölbeständigem Kunststoff besitzen. Die Leitungen sollen nicht auf dem Boden verlegt werden, sondern hochgelegt oder gehangen werden. Hochbeanspruchte Leitungen für Beleuchtung oder Beheizung müssen mit einer extrastarken Gummischlauchisolierung versehen sein. Steckverbindungen zur Verlängerung müssen mit einem Schutzkontakt (Schuko) ausgerüstet sein.

Alle Sicherungen in den elektrischen Anlagen müssen für die Beanspruchung (Überhitzungs-schutz) geeignet sein und dürfen nach einem Ausfall weder repariert noch überbrückt werden.

Für Arbeiten im Außenbereich (Fassaden, Terrassen, Freitreppen) gelten erhöhte Schutzanforde-rungen.

2. Elektrowerkzeuge. Diese dürfen vom Fliesenleger nicht zweckentfremdet benutzt werden. Der Austausch von Verschleißteilen, z. B. von Schleifscheiben oder Sägeblättern, darf nur bei vom Stromkreis getrennter Maschine erfolgen. Benutzt werden dürfen nur zugelassene Austauschteile. Beim Weglegen des Gerätes müssen die rotierenden Teile in Ruhestand sein, Nachlaufzeiten beachten!

Es ist verboten, eventuell vorhandene Schutzvorrichtungen eigenmächtig zu entfernen oder abzuschalten.

3. Gesundheitsgefährdende Materialien. Für die Kennzeichnung dieser Stoffe gibt es von der Berufgenossenschaft verbindlich vorgegebene Sinnbilder. Neben diesen sind auf den Verpackun-gen Hinweise für notwendige Schutzmaßnahmen aufgedruckt.

Tabelle 5.2: Kennzeichnung der Feuergefährlichkeit Entflammung bei ... Klassifizierung und Kennzeichnung der Materialien unter 0 °C Hochentzündlich

F+/R 12

0 °C bis 21 °C Leichtentzündlich F/R 11

22 °C bis 55 °C Entzündlich R 10

4. Arbeitschutzbekleidung. Für das Tragen der entsprechenden Schutzkleidung ist in erster Linie jeder Fliesenleger selbst verantwortlich. Der Unternehmer stellt die Schutzbekleidung zur Verfü-gung und prüft deren ordnungsgemäßen Zustand, der Arbeitnehmer ist verpflichtet, diese sorgsam zu behandeln. Zur Schutzbekleidung gehören im Allgemeinen nach der Funktion am Körper unterteilt: – Kopfschutz (Schutzhelm, Gehörschutz) – Augenschutz (Schutzbrille) – Gesichtsschutz (Schutzvisiere) – Atemschutz (Schutzmasken)

Page 102: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

84 5 Baustellenbetrieb

5

– Körperschutz (Schutzkleidung wie Hose, Jacke, Overall, Regenjacke, Handschuhe) – Fußschutz (Sicherheitsschuhe)

Die Schutzbekleidung muss dem jeweiligen Arbeitsauftrag und der Gefahrensituation angepasst sein. Der Arbeitnehmer hat den Anweisungen des Unternehmers diesbezüglich Folge zu leisten und alle dem Unfallschutz dienenden Maßnahmen zu unterstützen.

Hautschutzplan Hautschutz

vor der Arbeit Hautreinigung Hautpflege

nach der Arbeit

Mechanisch reizende Arbeitsstoffe

Stoko-Emulsion 10 871 (Best.-Nr.)

Solopol 10 864 (Best.-Nr.)

Stokolotion 10 863 (Best.-Nr.)

z. B. Glasfasern, Sand und sonstige mechanische Belastung z. B. durch Arbeitsmaterial, Handwerkzeug

Schwer wasserlösliche anorganische Pulver

Stoko-Protect 10 868 (Best.-Nr.)

Solopol 10 864 (Best.-Nr.)

Stokolotion 10 863 (Best.-Nr.)

z. B. Kalk, Zement, Kleber und Fugenmaterial

Stark haftende Arbeitsstoffe Stoko-Protect 10 868 (Best.-Nr.)

Cupran 10 862 (Best.-Nr.)

Stokolotion 10 863 (Best.-Nr.)

z. B. Kleber (auch Sekunden-Kleber)

Harze Arretil 10 860 (Best.-Nr.)

Cupran 10 862 (Best.-Nr.)

Stokolotion 10 863 (Best.-Nr.)

z. B. Epoxidharze, Polyesterharze

Bild 5.3: Hautschutzplan

Bild 5.4: Schäden durch mangelnden Hautschutz

Ausführliche Informationen, Produktbeschreibungen und Zuordnungen sowie die Unfallver-hütungsvorschriften als Text können im Internet unter www.bgbau.de und www.gisbau.de re-cherchiert werden.

Page 103: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

5.4 Arbeitsorganisation 85

5

5.4 Arbeitsorganisation

5.4.1 Einflüsse auf ein Bauwerk

Bild 5.5: Vielfältige Einflüsse wirken auf ein Gebäude. Diese müssen bei der Planung und Aus-führung von Bauprojekten berücksichtigt werden

Page 104: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

86 5 Baustellenbetrieb

5

5.4.2 Technologischer Ablauf von Fliesen- und Plattenarbeiten

Bild 5.6: Algorhythmus von der Auftragsannahme bis zur Übergabe des fertigen Fliesenbelages

Page 105: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

5.4 Arbeitsorganisation 87

5

Auswahl der Verlegegeometrie

symmetrisch unsymmetrisch

1-achsig symmetrisch

2-achsig symmetrisch

Ermittlung der Streifenbreite

Ermittlung des Ausgleichstreifens

½ Fliesenbreite = ½ Fliesenbreite

Anlegen des Plattenbelages durch Anzeichnen, Lotschnüre, Waagschnur, Richtscheit usw.

Materialbereitstellung

Prüfung des Materials

Mischen, Anrühren des Mörtels bzw. des Klebers

Bild 5.6: Algorhythmus von der Auftragsannahme bis zur Übergabe des fertigen Fliesenbelages

(Fortsetzung)

Page 106: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

88 5 Baustellenbetrieb

5

Bild 5.6: Algorhythmus von der Auftragsannahme bis zur Übergabe des fertigen Fliesenbelages (Fortsetzung)

Page 107: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

5.4 Arbeitsorganisation 89

5

5.4.3 Ablauf Belagsarbeiten auf Putzuntergründen

Bild 5.7: Technologischer Ablauf der Untergrundprüfung

Page 108: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage
Page 109: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

6 Basiswissen aus den Lernfeldern 1 bis 6

Die in diesem Abschnitt aufgeführten Fragen entsprechen den erforderlichen Vorkenntnissen aus dem 1. Ausbildungsjahr und sind bereits auf den Fliesenlegerberuf spezialisiert. Allgemeiner Baubetrieb 1. Nennen Sie je 3 übliche Längen- und Winkelmessgeräte! 2. Beschreiben Sie das Wirkungsprinzip einer Schlauchwaage! 3. Erklären Sie den Begriff „Meterriss“! 4. Nennen Sie Geräte, mit denen senkrechte Flächen und Kanten eingemessen werden können! 5. Nennen Sie je 3 Aufgaben des Unternehmers zum Brand- und Arbeitsschutz auf der Baustelle! Physikalische und chemische Grundlagen 1. Vergleichen Sie die Begriffe Kohäsion und Adhäsion und geben Sie bitte je ein Beispiel an! 2. Erklären Sie den Begriff „Dichte“ und nennen Sie die verschiedenen Arten der Dichte, die

man im Bauwesen unterscheidet! 3. Beschreiben Sie, auf welche Eigenschaften eines Baustoffes die Dichte Einfluss hat! 4. Wie kann Wärme übertragen werden? 5. Nennen Sie die 3 Schallarten und geben Sie je ein Beispiel der Übertragung an! 6. Erklären Sie den Begriff „Schallbrücke“! Bautechnik 1. Aus welchen allgemeinen Baustoffgruppen bestehen Mörtel und Beton? 2. Unterscheiden Sie Mörtel und Beton hinsichtlich ihrer Zusammensetzung, Eigenschaften und

Anwendung! Nutzen Sie dazu eine Tabelle! 3. Welche Mörtelgruppen und Putzmörtelgruppen sind Ihnen bekannt? Nennen Sie deren Zu-

sammensetzung und Mischungsverhältnisse! Nutzen Sie dazu eine Tabelle! 4. Unterscheiden Sie nichthydraulische und hydraulische Bindemittel! Geben Sie bitte je ein

Beispiel an! 5. Welche Eigenschaften haben Baugipse? 6. Was versteht man unter Calciumsulfat? 7. Skizzieren Sie einen NF-Mauerziegel und bemaßen Sie diesen! Erklären Sie die Abkürzung

„NF“! 8. Worin besteht der Unterschied zwischen einem Mauerziegel und einem Mauerklinker? Wel-

che Eigenschaften ergeben sich daraus? 9. Welche Estricharten kennen Sie? 10. Vergleichen Sie mittels Skizze die verschiedenen Estrichgruppen und geben Sie jeweils ein

Einsatzgebiet an! 11. Beschreiben Sie den Begriff „Fließestrich“! 12. Charakterisieren Sie einen Wärmedämmstoff! Nennen Sie 3 Dämmstoffe! 13. Durch welche Vorteile/Nachteile zeichnen sich Trockenunterböden aus? 14. Nennen Sie Baustoffe, die als Trockenunterböden eingesetzt werden! 15. Was versteht man unter einer Gehrung? Erläutern Sie mittels Skizze! 16. Erklären Sie die Begriffe: „Putzträger, Spritzbewurf, Sperrputz, Unterputz“! 17. Unterscheiden Sie „Putzträger und Putzbewehrung“. 18. Nennen Sie verschiedene Materialien zum Abdichten! 19. Erläutern Sie, was man unter einer „alternativen Abdichtung“ versteht!

A. Borgmeier, H. Braunreiter, Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger,DOI 10.1007/978-3-8348-9945-3_6,© Vieweg+Teubner Verlag | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2011

Page 110: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

92 6 Basiswissen aus den Lernfeldern 1 bis 6

6

20. Vergleichen Sie Steingut- und Steinzeugfliesen hinsichtlich ihrer Zusammensetzung, Eigenschaften und Einsatzgebiete!

Mathematische Grundlagen 1. Zeichnen Sie ein Dreieck und benennen Sie alle Ecken, Seiten und Winkel! 2. Welche Größen werden mit dem „Satz des Pythagoras“ berechnet? Erklären Sie bitte den

Lehrsatz an Hand einer Skizze! 3. Wie wird die Fläche eines Trapezes berechnet? Benutzen Sie bitte zur Erklärung eine Skizze! 4. Ein Fliesenleger benötigt für eine Arbeit 8 kg Fugenweiß. Er kauft einen Sack mit 25 kg für €

14,80. Wie viel Euro kosten die 8 kg? Lösen Sie die Aufgabe mittels Dreisatz! 5. Erklären Sie den Begriff „Winkelfunktionen“ ! Skizzieren Sie ein Dreieck und stellen Sie die

Winkelfunktionen dar! 6. Berechnen Sie die Kathete des abgebildeten Dreiecks! (Bild 6.1)

130

40°

Bild 6.1: Rechtwinkliges Dreieck

7. Nennen Sie die Beziehungen der Längen-, Flächen- und Volumeneinheiten: 1 km in m, dm, cm, mm 1 m2 in dm2, cm2, mm2 1 m3 in dm3, cm3 1 m3 in Liter 1 dm3 in Liter 8. Erläutern Sie an Hand der Zeichnung (Bild 6.2) den Begriff „Gefälle“, stellen Sie die Berech-

nungsformel auf und nennen Sie verschiedene Möglichkeiten der Größenangabe!

Bild 6.2: Gefälleboden

9. Berechnen Sie zum abgebildeten Grundriss (Bild 6.3):

a) die Bodenfläche in m2 b) den Umfang in m c) die Wandfläche in m2 bei einer Raumhöhe von 2,26 m d) den Bedarf an Estrich (Sand in m3 und Zement in Säcken) bei einem Mischungsverhältnis

von MV 1 : 3 und einem Einmischfaktor von EF = 1,4. Die Estrichdicke beträgt 4,5 cm.

Page 111: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

6 Basiswissen aus den Lernfeldern 1 bis 6 93

6

250430

160

8023

0

350

120

370 310 Bild 6.3: Bodenfläche

10. Die Einrichtung einer Fliesenlegerfirma ist mit einem Neuwert von € 125 000 versichert. Die

Jahresprämie beträgt 2,3 % des Neuwertes. Wie hoch ist die Versicherungsprämie? 11. Bodenfliesen werden im Baumarkt von € 31,75 auf € 26,50 reduziert. Wie viel Prozent beträgt

der Preisnachlass? 12. Für Belagsarbeiten notwendige Baustoffe sollen nach Abzug des Rabattes von 16,66 % noch €

7865,78 kosten. Wie hoch war der ursprüngliche Verkaufspreis? 13. An 8 Fliesenleger zahlt der Auftraggeber an 5 Arbeitstagen mit je 8 Stunden Löhne in Höhe

von € 4459,00. Sind bei gleichem Lohn 5 Fliesenleger an 4 Arbeitstagen mit 11 Stunden tägli-cher Arbeitszeit preisgünstiger?

14. Von 6 Fliesenlegern werden bei einer täglichen Arbeitszeit von 9 Stunden 81 m2 Bodenfliesen verlegt. Um wie viele Stunden verkürzt oder verlängert sich die Arbeitszeit, wenn die verblei-benden Belagsarbeiten von 189 m2 in drei Tagen von 4 Fliesenlegern ausgeführt werden?

15. Ihre Tankrechnung beträgt € 67,89. Wie viel % beträgt die Mehrwertsteuer und wie hoch ist der Nettobetrag?

Zeichnerische Grundlagen 1. Zeichnen und bemaßen Sie das im Maßstab von 1 : 100 abgebildete Bauteil im Maßstab 1 : 25

DIN-gerecht und benennen Sie die Linienarten! (Bild 6.4)

Bild 6.4: Bauteil

2. Skizzieren Sie die Kennzeichnungen der Schnittflächen für Mauerwerk, Estrich, Stahlbeton, Putz und Mörtel, Kies, Fliesen, Naturstein, Holz, Dämmung, elastischer Dichtstoff, Abdich-tung! (Bild 6.5) Übernehmen Sie die Blatteinteilung (symmetrisch ausrichten, DIN A4 quer)!

Bild 6.5: Schraffuren

Page 112: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

94 6 Basiswissen aus den Lernfeldern 1 bis 6

6

3. Was versteht man unter dem Begriff „Maßstab“? 4. Konstruieren Sie einen Würfel mit der Seitenlänge von 4,20m im Maßstab 1 : 100 in den drei

Arten der perspektivischen Darstellung nach DIN 5 (Isometrie, Dimetrie, Kavalierperspekti-ve)! Benennen Sie die Darstellungen und geben Sie die charakteristischen Merkmale an!

5. In welcher Perspektive ist das Bauteil dargestellt? Bemaßen Sie dieses fachgerecht! (Bild 6.6)

Bild 6.6: Bauteil in Perspektive

6. Aus wie vielen Ansichten besteht eine vollständige Rechtwinklige Parallelprojektion? Benen-

nen Sie die Anordnung der einzelnen Ansichten normgerecht ! (Bild 6.7)

Bild 6.7: Rechtwinklige Parallelprojektion

7. Für die zeichnerische Darstellung genügen oftmals weniger als 6 Ansichten. Welche sind

notwendig, um ein Werkstück eindeutig abzubilden? Begründen Sie Ihre Entscheidung! 8. Skizzieren Sie den abgebildeten Baukörper in allen Ansichten sowie als waagerechte und

senkrechte Schnittdarstellung! (Bild 6.8)

1 5

3 4

26

Bild 6.8: Baukörper in Perspektive

Page 113: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

6 Basiswissen aus den Lernfeldern 1 bis 6 95

6

9. Konstruieren Sie bitte alle Ansichten des Einfamilienhauses in der DIN-gerechten Anordnung! Fenster und Türen werden vernachlässigt, M 1 : 200, DIN A4 quer (m, cm).

Bild 6.9: Gebäude in Vorderansicht

2,30 2,60 2,30

0,40 0,40

8,00

2,00 1,001,00

0,75

0,75

12,0

0

1,50

12,0

0

3,00

1,00

3,50

5,00

0,30

9,00

0,50

10. Eine Sechseckfliese mit den Abmessungen 15 × 17,2 × 1,4 soll zeichnerisch dargestellt wer-

den a) als ungeschnittene Platte in Isometrie im Maßstab M 1 : 1, b) als ungeschnittene, vertikal geteilte Platte, horizontal geteilte Platte in Dreitafelprojektion

im Maßstab M 1 : 2! Fertigen Sie zunächst die Darstellungen als Skizze an! Achten Sie bei der zeichnerischen Ausführung auf eine optimale und fachgerechte Blatteinteilung!

Alle Zeichnungen sind DIN-gerecht zu bemaßen!

Page 114: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage
Page 115: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

7 Herstellen einer Wandverfliesung im Dickbettverfahren

7.1 Vorarbeiten

Die Vorarbeiten sind für die endgültige Qualität des fertigen Fliesenbelages von nachhaltiger Bedeutung. Entscheidungsfehler, die aus Unkenntnis oder Zeitdruck entstehen, sind nicht selten. Der Fliesenleger muss die fachliche Kompetenz besitzen, alle wichtigen Untergründe zu kennen, daraus die Entscheidung für die richtige Untergrundvorbehandlung abzuleiten und den entspre-chenden Belagaufbau zu wählen. Jeder Auftraggeber hat das Recht auf einen fachlich richtig, nach dem neuesten technischen Stan-dard ausgeführten Fliesenbelag. Dieser Standard – auch „als allgemein anerkannte Regeln der Bautechnik“ bezeichnet – übertrifft häufig die entsprechende DIN, weil die technische Entwick-lung immer schneller fortschreitet.

7.1.1 Kontrolle des Untergrundes

Die so genannte „Inaugenscheinnahme“ gehört neben der mechanischen Kontrolle zu den Prüf-pflichten des Fliesenlegers vor Beginn der Arbeiten. Bei der visuellen Bauaufnahme sind zunächst folgende Fragen zu klären: – Um welches Material handelt es sich bei den Wänden? – Sind in dem Raum bzw. an den Wänden unterschiedliche Materialien vorhanden? – Sind bereits schon größere Schäden erkennbar? Dazu gehören Risse, größere Abwitterungs-

schäden, Feuchtigkeitsschäden, Ausblühungen, Verunreinigungen. – Sind bereits größere Maßabweichungen erkennbar? Mit der mechanischen Prüfung soll in erster Linie die Tragfähigkeit des Untergrundes überprüft werden. In der Regel beinhaltet das folgende Arbeiten: Prüfmethode Prüfung Wischprüfung, insbesondere bei Putzen

Der Fliesenleger wischt mit der Hand oder dem trockenen Schwamm über den Untergrund. Kommt es dabei zum Absanden des Putzes, kann man davon aus-gehen, dass der Untergrund in der oberen Zone minderfest ist.

Kratzprüfung, bei Beton und Putzen

Im Baustellenalltag benutzt der Fliesenleger ein Messer oder einen Nagel mit dem ein rautenförmiges Muster in den Untergrund eingeritzt wird. Die Aufbrü- che entlang der Linien und besonders an den Kreuzungsstellen geben Auskunft über die Tragfähigkeit des Untergrundes und der Homogenität.

Klopfprüfung, bei Beton und Putzen

Mit einem Maurerhammer oder Fäustel klopft der Fliesenleger großflächig den Untergrund bzw. auffällige Stellen leicht ab. Ein heller Klang signalisiert festen Untergrund, ein dunkler dumpfer Klang Hohlstellen. Bei Großprojekten kommt ein elektronisches Hohlstellensuchgerät zum Einsatz.

Benetzungsprüfung, insbe-sondere bei Beton und Be-tonfertigteilen, keine Unter-gründe aus Holz oder Bau-platten

Hierbei prüft man die Saugfähigkeit des Untergrundes. Das geschieht mit einer mit Wasser gefüllten Sprühflasche. Angemessenes Aufsaugen des Wassers vom Untergrund bestätigt eine gute Saugfähigkeit. Perlt das Wasser dagegen auf der Oberfläche, sind das Hinweise auf Schalungsöl-Rückstände, Farbreste, Fette oder Sinterschichten.

Feuchtemessung, bei Put-zen und Beton

Bei Wandbelägen ist ein sicheres Indiz die Inaugenscheinnahme, ob Feuchtig-keitsschäden vorliegen. Der Nachweis kann mit einem CM-Messgerät vorge-nommen werden. Die einzige Festlegung für die Restfeuchte gibt es im Wand-bereich bei Gipsputzen (< 1,0 CM-%), der allerdings kein Ansetzuntergrund ist.

A. Borgmeier, H. Braunreiter, Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger,DOI 10.1007/978-3-8348-9945-3_7,© Vieweg+Teubner Verlag | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2011

Page 116: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

98 7 Herstellen einer Wandverfliesung im Dickbettverfahren

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7.1.2 Prüfen und Messen des Untergrundes

Da an die Maßgenauigkeit des fertigen Fliesenbelages hohe Anforderungen gestellt werden, muss der Fliesenleger unter allen Umständen befähigt sein, einen Fliesenbelag in den gewünschten Abmessungen herzustellen. Als Grundlage dient die Prüfung der zu verfliesenden Flächen im Rohbauzustand auf die genann-ten Eigenschaften: 1. Maßhaltigkeit Maßbestimmung der Rohbaukonstruktion an Hand der Ausführungszeichnungen, eventuelle Kor-rekturen der Maße müssen eindeutig vorgenommen werden. Ist bei der Maßaufnahme abzusehen, dass eine fachgerechte Ausführung der Verlegearbeiten auf Grund der vorliegenden Rohbausituation – unter Annahme eines durchschnittlichen Mörtelbettes von 2 cm Dicke – nicht möglich ist, sind beim Auftraggeber unverzüglich Bedenken anzumelden. Bei der anschließenden Vor-Ort-Besichtigung sollten in jedem Fall die angemeldeten Bedenken in einem Protokoll festgehalten werden. (Vgl. Tabelle 2.3.3 im Abschnitt 2.3.) 2. Prüfung der Winkligkeit: Die Rechtwinkligkeit der gefliesten Wände gehört zu den wichtigsten Eigenschaften des Belages, insbesondere, wenn anschließend auch der Fußboden einen Fliesen- oder Plattenbelag erhalten soll. Die praktische Überprüfung der Rechtwinkligkeit der Rohbauwände kann durch verschiedene Methoden erfolgen. Am einfachsten ist die Nutzung eines Bauwinkels aus Stahl oder Aluminium. Dabei ist auf eine ausreichende Schenkellänge des Bauwinkels zu achten: Je kürzer die Schenkel-länge, desto größer die Gefahr eines Messfehlers! (Bild 7.1) Eine andere Methode, die in der Praxis häufig angewendet wird, ist das Messen der Rechtwink-ligkeit nach dem Lehrsatz des Pythagoras. Danach ist ein Dreieck mit dem Seitenverhältnis 3 : 4 : 5 immer ein rechtwinkliges Dreieck (Bild 7.2).

Bild 7.1: Prüfen der Winkligkeit der Wände

Page 117: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

7.1 Vorarbeiten 99

7

Bild 7.2: Prüfen mit dem Satz des Pythagoras

Mögliche Seitenverhältnisse, die sich im Baustelleneinsatz bewährt haben, sind:

3 m : 4 m : 5 m 0,60 m : 0,80 cm : 1,00 m 30 cm : 40 cm : 50 cm

Auch nach dem Satz des Thales kann ein rechter Winkel gemessen werden. Nach diesem Lehrsatz ist jedes Dreieck über dem Durchmesser eines Kreises ein rechtwinkliges (Bild 7.3).

Bild 7.3: Satz des Thales

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100 7 Herstellen einer Wandverfliesung im Dickbettverfahren

7

Bild 7.4: Praktische Anwendung des „Satz des Thales“

Bild 7.5: Detail: „Praktische Anwendung Satz des Thales“

Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass nach dem Satz des Thales eine schnelle Überprüfung des rechten Winkels möglich ist, beispielsweise bei Rohbauwänden. Zum Anlegen und Einrichten der Wände sind der Bauwinkel und das Messen nach dem Sei-tenverhältnis 3 : 4 : 5 besser geeignet.

Bei größeren Abweichungen der Winkligkeit, die nicht allein durch die Stärke des Mörtelbettes ausgeglichen werden können (ausgehend von 25 mm Mörtelbettdicke kann sich maximal eine Toleranz von +5 mm bis –10 mm ergeben), sind zwar die Wandbeläge an sich noch ebenflächig. Das heißt, die Wände sind in der jeweiligen Fläche lot- und fluchtrecht, stehen aber nicht mehr rechtwinklig zueinander. Somit verläuft das Fugenbild des Bodens nicht parallel zu allen Wand-flächen. In der Folge ergibt sich daraus zugleich ein konischer (trapezförmiger) Anschnitt der Ausgleichstreifen.

Page 119: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

7.1 Vorarbeiten 101

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Bild 7.6: Ausgleichstreifen zum Aufnehmen der Maßabweichungen

Auch in diesem Fall sind entweder Bedenken oder Nachträge anzumelden, um eine Winkligkeit herstellen zu können. Weiterführende Probleme ergeben sich z. B. bei fehlender Rechtwinkligkeit bei geplantem Einbau von Bade- oder Duschwannen, da sich auch dann kein fachgerechter paral-leler Wandanschluss oder Anschluss im Fugenschnitt herstellen lässt. 3. Prüfung der Ebenheit Für Fliesenbeläge im Dickbettverfahren sind an die Ebenheit des Untergrundes nicht die gleichen hohen Anforderungen wie beim Dünnbettverfahren zu stellen. Die Ebenheitstoleranzen im Hoch-bau sind in der DIN 18 202 festgelegt, aber die allgemein anerkannten Regeln der Bautechnik gehen bei fertigen Fliesenbelägen über diese Toleranzen hinaus. Im Allgemeinen sollen Ebenheitstoleranzen in einer überschaubaren Fläche durch den Ansetz-mörtel in durchschnittlicher Stärke ausgeglichen werden können. Entsprechend der DIN 18 202 sind für eine nicht flächenfertige, unverputzte rohe Wand folgende Toleranzen einzuhalten:

3mm 5mm

Bild 7.7: Messen der Ebenheit

Tabelle 7.1: Ebenheitstoleranzen Abstand der Messpunkte Zulässige Abweichungen

0,10 m 0,5 cm 1,00 m 1,0 cm 4,00 m 1,5 cm 10,00 m 2,5 cm 15,00 m 3,0 cm

In Kenntnis der allgemein anerkannten Regeln der Bautechnik ist es fraglich, ob der Auftraggeber mit diesen Toleranzen einverstanden ist. Es besteht in jedem Fall Klärungsbedarf, das Ergebnis ist gegebenenfalls schriftlich festzuhalten.

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102 7 Herstellen einer Wandverfliesung im Dickbettverfahren

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Sollte der Auftraggeber verlangen, die Ebenheitsabweichungen durch den Fliesenleger mit einem Unterputz, einer Spachtelung oder Trockenbaukonstruktion ausgleichen zu lassen, gelten diese Arbeiten als zusätzliche Leistung des Fliesenlegers.

7.2 Untergründe und deren Vorbehandlung für die Dickbettverlegung

Je nach Alter, Bauzustand und Funktion des Gebäudes trifft der Fliesenleger auf verschiedenste Untergründe. Einerseits sind diese auf ihre Eignung zu prüfen und andererseits sind gleichzeitig entsprechende Entscheidungen hinsichtlich der Untergrundvorbehandlung zu treffen. In diesem Abschnitt soll nur auf die häufigsten Untergründe für Wandbeläge eingegangen wer-den. Untergründe im Bodenbereich werden im Lernfeld 8 beschrieben, spezielle Untergründe (Terrassen, Schwimmbadbereich usw.) in den entsprechenden Lernfeldern.

7.2.1 Putzuntergründe

Bei Untergründen aus Putz spielt das Alter der Putzschicht eine entscheidende Rolle. Es wird daher zwischen neugeputzten Flächen (Neuputz) und Putz in Altbauten (Altputz) unterschieden. Bei letzterem ist die Vorbehandlung wesentlich umfangreicher, weil oftmals genaue Kenntnisse über die Putzschicht fehlen. Entsprechend der DIN 18 550, werden 4 generelle Putzgruppen (P) unterschieden, innerhalb die-ser Putzgruppen gibt es differenzierte Mischungsverhältnisse bzw. Bestandteile.

Tabelle 7.2: Mörtel- und Putzgruppen nach DIN 18 550 Putzgruppe

Bezeichnung Bindemittel Gängige Mischungsverhältnisse

P I

a Luftkalkmörtel

Luftkalk 1: 3,5 bis 1: 4,5

b Wasserkalkmörtel

Weißkalkhydrat

1 :3 bis 1: 4

c Hydraulischer Kalkmörtel Hydraulischer Kalk 1 :3 bis 1: 4 P II

a Hochhydraulischer Kalkmör-tel

Hydraulischer Kalk, Putz- oder Mauerbinder

1 :3 bis 1: 4

b Kalkzementmörtel

Weißkalkhydrat und Zement

2 : 1 : 8

c Kalkzementmörtel Hydraulischer Kalk und Zement

1 :1 :6 2 : 1 : 8

P III

a Zementmörtel mit Kalkzusatz Zement und Weißkalk-hydrat

1 : 0,2 : 3 1 : 0,2 : 4

b Zementmörtel Zement CEM I 1 :3 1 : 4

P IV a Gipsmörtel Stuck- und Putzgips 1 : 0 b Gipssandmörtel Stuck- oder Putzgips

und Sand 1 : 1 bis 1 : 3

c Gipskalkmörtel Stuck- oder Putzgips und Weißkalkhydrat

1 : 1 : 3 1 : 1 : 4 1 : 2 :4

d Kalkgipsmörtel Weißkalkhydrat und Stuck- oder Putzgips

1 : 0,2 : 3 1 : 0,2 : 4

Page 121: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

7.2 Untergründe und deren Vorbehandlung 103

7

Für Bekleidungen aus Fliesen und Platten muss eine Putzfestigkeit von mindestens 2,5 N/mm2 erreicht werden. Das entspricht Putzen ab der Putzgruppe II. Untergründe der Putzgruppe I sind keine tragfähigen Schichten für Fliesen- und Plattenbeläge (auch nicht im Dünnbett!). In Feuchträumen gilt außerdem die Einschränkung, dass der Putz keine Gips- und Calzium-sulfatbinder enthalten darf, also keine Putze der Gruppe IV (vgl. Abschnitt 2.3.14, Tabellen 2.26 und 2.27).

Weiterhin gelten nach DIN 18 557 und 18 558 an Putzschichten nachstehende Anforderungen: Der Putz muss am Untergrund fest haften. Besteht der Putz aus zwei Lagen (Unter- und Oberputz) muss der Unterputz mindestens der Fes-tigkeit des Oberputzes (der aber nur so fest wie nötig sein sollte) entsprechen. Die Mindestdicken müssen eingehalten werden. Für Innenputz beträgt sie 10 mm, für Außenputz 15 mm, für Werkmörtel-Innenputze 5 mm. In der Praxis werden die Putzschichten zumeist 5 mm dicker ausgeführt als gefordert. A) Altputz Bei altem Putz ist es für den Fliesenleger oft schwierig, augenscheinlich die Putzart festzustellen. Die Unterscheidung zwischen Kalk- und Zementputz (P I und P III) ist relativ einfach durchzu-führen, zumal oftmals an Hand der fehlenden Graufärbung der Kalkputz eindeutig zu identifizie-ren ist. Mit einer Kratzprüfung erkennt der Fliesenleger durch das sofortige Absanden die gerin-gere Festigkeit des Kalkputzes gegenüber dem Zementputz. Schwieriger gestaltet sich die Unterscheidung zwischen Kalkzementputz und Zementputz (P II und P III), die sich durch den vorhandenen Zementanteil in der Farbe und im Kratzverhalten ähn-lich sind. Da beide Putzgruppen als tragfähiger Untergrund zugelassen sind, entscheidet jeweils der allgemeine Zustand der zu verkleidenden Wände. Im Zweifelsfall sollte man die Beratung durch einen weiteren Fachmann nutzen.

Eigenschaften, Schäden und Vorbehandlung von Kalkzement- und Zementputzen:

Putzart und Eigenschaften Typische Schäden Behandlung P II

Kalkzementputz

Ausreichende Tragfähigkeit,

mehr als 2,5 N/mm2

( CS II)

P III

Zementputz

Gute Tragfähigkeit, von 10 bis 20 N/mm2

(CS IV)

Geringere Saugfähigkeit Neigung zu Rissbildung

Absanden der Oberfläche

glatt, abgescheibt

Hohlstellen

Risse

Haftgrund streichen

Aufrauen, Staub binden

Betroffene Stelle abschlagen, mit Mörtel oder Ausgleichspachtel auffüllen

Klärung, ob passive oder aktive Risse vorliegen

Behandlungsmöglichkeiten siehe nach-folgender Text

Page 122: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

104 7 Herstellen einer Wandverfliesung im Dickbettverfahren

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Gips- und Calziumsulfatputze (P IV und P V) erkennt man sehr leicht an der hellen Farbe und an der im Allgemeinen geschlossenen Oberfläche. Beide Putze scheiden als Untergrund für die Ver-legung von Fliesen und Platten im Dickbett aus. Die im Verlegemörtel enthaltenen Zementbe-standteile reagieren mit den Gipsmolekülen und führen unter Volumenvergrößerung zur Kristall-bildung (Ettringit), was zum Absprengen des Belages führen kann. Diese Reaktion verläuft umso heftiger, je größer die Feuchtigkeit im Bauteil ist. Bereits das Anmachwasser im Mörtel und eine gering erhöhte Luftfeuchtigkeit führen zu einer starken Ettringitbildung.

Kalk-, Gips- und Anhydritputze sind als Untergrund für Fliesenarbeiten im Dickbett nicht ge-eignet und müssen daher entfernt werden.

Für Risse im Putz (und auch den darunter liegenden Schichten) gibt es vielfältige Ursachen (Bild 7.8). Dabei unterscheidet man aktive Risse (noch in Bewegung) oder passive Risse (abgeschlossene Rissbildung). Zur Feststellung der Aktivität eines Risses wird eine Gipsplombe auf eine oder mehrere Stellen (längenabhängig) aufgetragen (Bild 7.9).

Bild 7.8: Risse im Untergrund

Da der Riss bzw. die Gipsplombe über längere Zeit beobachtet werden muss, sollte der Fliesenle-ger zunächst Bedenken anmelden. Das gilt vor allem bei Rissweiten von mehreren Millimetern. Besondere Vorsicht ist bei Rissen über Tür- und Fensterstürzen sowie bei Rissen, die quer über die Wandflächen verlaufen, angebracht. Ursache für Risse kann Schwindverhalten der Baustoffe sein (im Altbau von geringerer Bedeu-tung), Setzungen im Untergrund, Erschütterungen oder Bewegungen zwischen unterschiedlichen Baustoffen (im Altbau häufiger). Schwindrisse sind bereits ab einer Weite von 0,3 mm erkennbar. Kann die Haftung des Mörtel-bettes auf dem Untergrund gewährleistet werden, stellen sie keine Gefährdung dar.

Page 123: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

7.2 Untergründe und deren Vorbehandlung 105

7

Setzungsrisse entstehen durch Baugrundverdichtung und damit verbundenem geringfügigen Absacken des Gebäudes. Im Allgemeinen sind diese Vorgänge nach ungefähr 2 Jahren abge-schlossen. Spätere Setzungsrisse lassen auf einen Baufehler schließen und sollten jeden Fliesenle-ger zur Vorsicht mahnen.

Bild 7.9: Gipsplombe (mit Datum des Verplombens)

Bei Trennwänden auf Holzbalkendecken im Altbau bedarf es besonderer Aufmerksamkeit. Diese Trennwände (Rabitzwände) übertragen ihre Eigenlast oftmals über Holzschwellen direkt auf die Holzbalken. Risse in diesen Wänden können auf größere Schäden in den tragenden Holzbalken durch tierische und pflanzliche Holzschädlinge hinweisen. In diesem Fall ist unbedingt durch den Auftraggeber ein Sachverständiger zu Rate zu ziehen. Wird bei der Rissuntersuchung festgestellt, dass es sich um ungefährliche (passive) Risse handelt, können diese durch den Fliesenleger saniert werden.

Risssanierung im Putz: Zuerst wird der Riss ca. 1 cm breit bis auf den Rissgrund ausgekratzt. Die betreffende Stelle muss entstaubt werden, eventuell angefeuchtet oder grundiert werden. Anschließend wird der Riss mit einer schwindarmen Spachtelmasse geschlossen. Als Spachtelmasse darf kein Gips verwendet werden, da Gipsuntergrund nicht für die Dickbettverlegung geeignet ist.

Rissüberdeckung bei unterschiedlichen Untergründen: Besonders kritische Kombinationen ergeben sich beim Zusammentreffen von Putz und Stahl bzw. Putz und Holz. Häufig kommt es auch zu Rissbildungen über Untergründen aus Mauerziegeln und Beton oder Porenbeton und Zementbeton. Diese Risse entstehen durch die unterschiedlichen Ausdehnungskoeffizienten der einzelnen Baustoffe. Sie können nicht durch eine einfache Risssa-nierung beseitigt werden. Die Überbrückung solcher Bereiche erfordert besondere Maßnahmen, die im Abschnitt 7.2.6 näher beschrieben werden.

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106 7 Herstellen einer Wandverfliesung im Dickbettverfahren

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B) Neuputz In der Regel handelt es sich bei neu hergestellten Putz um vergütete Maschinenputze, die die Eigenschaften eines Kalkzementputzes (P II) besitzen. Eventuell kann es sich um einen baustel-lengemischten Kalkzementputz (P II) oder Zementputz (P III) handeln. In vielen Fällen wird auch Gipsputz (P IV) in unterschiedlichen Mischungsverhältnissen verwen-det. Dieser wird jedoch meistens als hochwertiger Untergrund für direkte Farbanstriche hergestellt und ist generell nicht als Untergrund für Fliesenbeläge im Dickbett geeignet. Die Putzmörtel P II und P III sollen als Untergrund für Fliesenarbeiten mindestens lufttrocken sein, um die gewünschte Saugfähigkeit zu besitzen. Im günstigsten Fall beträgt das Alter des Putzes dann 28 Tage. Ein neuer Putz dürfte für die Fliesenverlegung in jedem Fall geeignet sein. Trotzdem sollte sich der Fliesenleger über die fachgerechte Ausführung vergewissern. Dazu gehören alle unter Ab-schnitt 7.1 angeführten Kontrollen. Letztendlich steht allerdings die Frage, ob ein Neuputz überhaupt ein für die Dickbettverfliesung geeigneter Untergrund ist. Effizienter ist die Verlegung im Dünnbett – ein fachgerechter und maßhaltiger Putz vorausgesetzt.

7.2.2 Mauerwerk

Grundsätzlich ist Ziegelmauerwerk (gebrannte Ziegel) auf Grund seiner guten Saugfähigkeit ein geeigneter Untergrund für die Dickbettverlegung. Das Aufbringen einer Putzschicht kann entfal-len, Unebenheiten können mit der Mörtelbettdicke ausgeglichen werden. Die Saugfähigkeit der einzelnen Ziegelarten schwankt dennoch erheblich, am geringsten ist sie bei Mauerklinkern. Mauerklinker (KMZ, KHLZ) haben einen höheren Anteil an Feldspat, der bei der ebenfalls höheren Brenntemperatur (Sinterung) durch Schmelzen das Verschließen der Poren bewirkt. Es entsteht ein Ziegel mit dichtem Gefüge und somit geringer Saugfähigkeit. Zu unterscheiden vom herkömmlichen Mauerziegel ist der Klinker einerseits durch seinen dunkleren Rotton und ande-rerseits durch seinen helleren Klang beim Anschlagen. Allerdings wirkt sich die geringe Wasser-aufnahme bei der Dickbettverlegung nachteilig aus, so dass ein Spritzbewurf als zusätzliche Haft-schicht unerlässlich ist. Eventuell kann auch das Anbringen eines Putzträgers notwendig sein. Mauerziegel (MZ, HLZ) besitzen eine sehr gute Saugfähigkeit und daraus resultierend auch eine sehr gute Haftfestigkeit. Auf Grund ihres hohen Porenanteils und der rauen Oberfläche können sie auch sehr stark saugend sein. Hier ist ebenfalls ein Spritzbewurf zu empfehlen. Porotonziegel (HLZ-W) werden im Gegensatz zu den oben genannten Ziegeln nicht mit Mauer-mörtel verbunden, sondern geklebt. Sie besitzen eine relativ glatte Oberfläche und sind daher nicht so stark saugend wie Mauerziegel. Schäden am Ziegelmauerwerk können durch Verwitterung (Frost, Regen, Sonne), mangelnde Ausführung und Baufehler auftreten. Als häufigstes Erscheinungsbild sind fehlende oder ausge-waschene Fugen zu finden. Großflächige Schäden sollten mittels Spritzbewurf vor dem Ansetzen ausgeglichen werden, damit die durchschnittliche Mörtelbettdicke nicht überschritten wird (Bild 7.11). Zum Abbau der Span-nungen kann zusätzlich ein Putzträger gespannt werden. Feuchtigkeitsschäden treten hauptsächlich im Spritzwasserbereich und im Kellergeschoss auf. Die Ursache für diese Art von Schäden sind fehlende oder beschädigte Abdichtungen. Vor jeder Wei-terarbeit müssen die schadhaften oder fehlenden Abdichtungen repariert bzw. ausgeführt werden.

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7.2 Untergründe und deren Vorbehandlung 107

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Bild 7.10: Ausgewaschene Mauerwerksfugen

Bild 7.11: Aufbringen eines Spritzbewurfes

In der Praxis hat sich bewährt, dass unabhängig von Ziegeluntergrund zuerst ein Spritzbe-wurf aus einem Zementmörtel in weicher bis fließfähiger Konsistenz durch Anwerfen war-zenförmig aufgebracht wird. Dieser besteht aus Zement und „scharfem“ Sand (2–3 mm Kör-nung) der Mörtelgruppe III im Mischungsverhältnis 1 : 2 bis 1 : 3.

Mit dem Spritzbewurf, der nicht vollflächig und glatt ausgeführt wird, raut der Fliesenleger die Untergrundfläche auf und verzögert den Entzug des Anmachwassers aus dem Ansetzmörtel, weil die Poren der Ziegelwand teilweise durch den Spritzbewurf gesättigt wurden. Letzteres kann auch durch Annetzen erreicht werden. Putzträger sind eine zusätzliche Schicht zwischen Untergrund und Ansetzmörtel, um ungeeigne-ten Ansetzuntergrund (oder zu schwach saugenden Untergrund) zu überbrücken. In Altbauten sind mitunter organische Putzträger zu finden, z. B. Schilfmatten auf Holztrennwänden. In den letzten Jahren haben sich allerdings industriell hergestellte Putzträger bewährt. Seltener kommt

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108 7 Herstellen einer Wandverfliesung im Dickbettverfahren

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im Fliesenbereich Ziegeldrahtgewebe zum Einsatz. Dem Vorteil der sehr guten Saugfähigkeit und damit hervorragenden Mörtelhaftung durch die aufgepressten Tonziegelstücke steht der Nachteil der damit größeren Einbaudicke gegenüber (Bild 7.12.b). Rabitzdraht ist ein metallisches Geflecht, das sehr biegsam und universell einsetzbar ist. Im Ver-gleich zu Ziegeldraht ist es kostengünstiger und verlangt eine geringere Schichtdicke (Bild 7.12a). Die Maschenweite ist noch geringer bei Rippenstreckmetall, das aus Längs- und Querrippen besteht und sowohl in runde als auch eckige Querschnitte gebogen werden kann und dabei form-stabiler als Ziegeldraht ist. Rippenstreckmetalle werden auch zur Verkleidung von Abflussrohren, Verkleidungen in Ecken (waagerecht und senkrecht) verwendet (Bild 7.12c). a)

b)

c)

Bild 7.12: Putz- und Mörtelträger a) Rabitzdraht b) Ziegeldraht c) Rippenstreckmetall

Generell werden die Putzträger straff gespannt und mit Nägeln oder Krampen in regelmäßi-gen Abständen befestigt. Das Aufbringen des Spritzbewurfes kann durch Anwerfen einer dünnflüssigen Mischung oder durch Ausdrücken der Waben mittels Kellenrücken mit einer breiigen Mischung geschehen.

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7.2 Untergründe und deren Vorbehandlung 109

7

Für ein Mauerwerk aus Kalksandsteinen (KS) gelten im Allgemeinen die gleichen Aussagen wie für das Ziegelmauerwerk. Auf Grund der hohen Maßhaltigkeit der Kalksandsteine (gepresst, nicht gebrannt) ist dieses Mauerwerk bei fachgerechter Ausführung sehr eben und glatt. Um die Haftung des Ansetzmörtels zu verbessern, sollte bereits – wenn möglich – bei den Mauererarbei-ten darauf geachtet werden, dass die Mauerwerksfugen nicht im Fugenglattstrich ausgeführt wer-den. In Ausnahmefällen kann es notwendig sein, dass die glatt gestrichenen Fugen ausgekratzt werden müssen, damit innerhalb der Wandfläche überhaupt eine raue Oberfläche entsteht (Bild 7.13). Darüber hinaus ist in jedem Fall ein Spritzbewurf notwendig, um die Wand aufzurauen bzw. die große Wasseraufnahme der Steine herabzusetzen. Ein Benetzen der Wandflächen sollte die Aus-nahme sein, da die Kalksandsteine zwar viel Wasser aufnehmen können, dieses aber auch nur sehr langsam wieder abgeben. So würde durch das Benetzen und den Ansetzmörtel zu viel Feuchtig-keit in die Konstruktion eingebracht.

Bild 7.13: Mauerwerk aus Kalksandsteinen, hohe Saugfähigkeit

Porenbetonmauerwerk besteht in der Regel aus klein- bis großformatigen Steinen, Blöcken, Streifen oder Platten, die im Klebeverfahren miteinander verbunden werden. Auch diese Steine zeichnen sich auf Grund ihres Herstellungsverfahrens durch eine sehr hohe Maßgenauigkeit aus. Fachgerecht verklebt, kann der Fliesenleger einen ebenen Untergrund erwarten. Auch die Eigen-schaften wie die Saugfähigkeit und lange Trocknungszeit sind denen vom Kalksandstein sehr ähnlich. Porenbetonsteine werden in 3 Arten eingeteilt: Steinbezeichnung Eigenschaften Porenbetonblockstein (PB) Maßhaltigkeit nicht ausreichend für Dünnbettverfahren

Porenbetonplanstein (PP) Sehr geringe Maßtoleranzen für Dünnbettverfahren

Porenbetonsteine mit hoher Wärmedämmung (PPW)

Geeignet für Dünnbettverfahren, relativ geschlossen-porige Struktur

Unabhängig von der Steinart ist es nicht ratsam, die Steine vorzunässen. Auch das Anbringen eines Spritzbewurfes als Vorbehandlung ist in diesem Fall nicht optimal. Die praktisch bessere Lösung bietet sich durch das Auftragen von Haftgrund an. Zu recht stellt sich hier auch die Frage, ob unter Berücksichtung der Eigenschaften von Porenbeton, die einfachste Variante eine Verle-gung im Dünnbett wäre.

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110 7 Herstellen einer Wandverfliesung im Dickbettverfahren

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7.2.3 Mischmauerwerk

Wie schon im Abschnitt 7.2 erwähnt, sind verschiedene Kombinationen von zwei oder mehreren Untergründen möglich (Bild 7.14). Neben dem Zusammentreffen von verschiedenen Ziegel- und Betonarten, können auch zwei Untergründe aufeinander treffen, von denen einer kein geeigneter Untergrund für die Dickbettverlegung ist.

Bild 7.14: Mischmauerwerk, unterschiedli-che Saugfähigkeit

An den Berührungsstellen zwischen keramischen oder silikatischen Baustoffen, wie Ziegelmau-erwerk, Beton, Porenbeton, sind die Spannungen durch Wärme- oder Feuchtigkeitsdehnung nicht sehr groß. In diesen Fällen sind die Berührungsfugen mit Putzträgern zu überbrücken und mit einem Spritzbewurf zu versehen. Wesentlich größere Spannungen treten an den Nahtstellen zwischen Holz oder Stahl in der Kom-bination mit anderen Wandbaustoffen auf. Folgende zwei Varianten können angeführt werden:

Technologischer Ablauf für die Überbrückung von Holz (Bild 7.15): 1. Bitumenpappe oder Folie mit ausreichender Überlappung am Mauerwerk befestigen, um die

Spannungen durch das Holz nicht weiter zu übertragen 2. geeigneten Putzträger über die Abdeckung spannen, nicht im Bereich der Abdeckung befesti-

gen, sondern am Mauerwerk (Bild 7.16) 3. Spritzbewurf aufbringen, eventuell schlecht haftende Stellen mit dem Kellenrücken aus-

drücken

Trennschicht

Putzträger

Spritzbewurf

Holz

Bild 7.15: Überbrückung Holzstiel

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7.2 Untergründe und deren Vorbehandlung 111

7

1 2

34

5

6

34 5

6

2

1

12

456

3

MauerwerkHolzpfeilerTrennfolieMörtelträgerSpritzbewurfFliesen mit Mörtel

Bild 7.16: Fachgerechte Ausführung einer „Verwahrung“

Technologischer Ablauf für die Überbrückung von Stahl (Bild 7.17): 1. Korrosionsschutz aufbringen und/oder Bitumenpappe bzw. Folie als Trennlage spannen 2. Putzträger spannen, günstig in diesem Fall ist wegen der schnellen Haftung ein Ziegeldraht-

gewebe 3. Spritzbewurf aufbringen

KorrosionsschutzanstrichPutzträgerSpritzbewurf

Bild 7.17: Überbrückung Stahlträger Als typische Schäden und Mängel treten bei Stahlträgern hauptsächlich Roststellen und freilie-gende Stahlflächen auf. Diese dürfen nicht vom Fliesenleger ignoriert werden! Das Verfliesen –und damit Verdecken des Mangels – ist keine Lösung von Dauer!

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112 7 Herstellen einer Wandverfliesung im Dickbettverfahren

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Fachgerechtes Beheben des Schadens bedeutet, den Stahl im entsprechenden Bereich frei zu stemmen, zu entrosten und anschließend mit Korrosionsschutzfarbe zu behandeln. Abschließend ist die betreffende Fläche mit Betonspachtel zu schließen und nach der Trocknung eventuell Haft-grund zu streichen.

Vorsicht: Extreme Querschnittsverringerungen beim Abstemmen können die Statik der Wand beeinflussen und zu Schäden führen. In diesem Fall sind Bedenken beim Auftraggeber und/oder Bauleiter anzumelden.

7.2.4 Beton

Normalbeton und gefügedichter Leichtbeton besitzen bei fachgerechter Verarbeitung eine dichte und meistens glatte Oberfläche. Dementsprechend sollte die Wandfläche mit einem Spritz-bewurf im entsprechenden Mischungsverhältnis behandelt werden. Offenporiger Leichtbeton zeichnet sich durch eine offenporige und raue Oberfläche aus, die für die Dickbettverlegung keiner besonderen Vorbehandlung bedarf. Der wasserundurchlässige Beton, WU-Beton genannt, ist ein spezieller gefügedichter Beton, der bei Gründungskonstruktionen in Form einer so genannten „weißen Wanne“ zum Einsatz kommt. Mit ihm wird verhindert, dass Feuchtigkeit weitergeleitet wird und Schäden im genutzten Kellerraum entstehen.

Häufigste Schäden und Mängel an Betonoberflächen im Wandbereich sind: – Rückstände von zu viel aufgebrachtem Schalungsöl – Stellen schlechter Verdichtung (Nester) – frei liegende Bewehrungsstähle – Entmischungsfolgen – Rissbildung

Das Beseitigen eventueller Risse erfolgt analog den in Abschnitt 7.2.1 beschriebenen Arbeits-schritten. Einfach zu behandeln sind vereinzelt vorkommende „Nester“, die entweder durch einen Spritzbewurf geschlossen, mit Zementmörtel ausgedrückt werden oder durch den Ansetzmörtel ausgeglichen werden. Problematischer für das Haften von Spritzbewurf und Ansetzmörtel sind die Rückstände von „Schalungsöl“, die durch Auftragen von zu viel Trennmittel unmittelbar vor dem Einbringen des Betons in die Schalung entstehen. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um Betonfertigteile oder Baustellenbeton handelt. In jedem Fall sättigt das Trennmittel die Oberflächenporen des Betons und erschwert bzw. verhindert so die Aufnahme des Anmachwassers. Die betreffenden Flächen werden mit geeignetem Lösungsmittel behandelt und/oder Haftgrund aufgetragen bzw. sandge-strahlt.

Page 131: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

7.3 Belagsmaterial 113

7

7.3 Belagsmaterial

Grundsätzlich ist für den Wandbelag jedes Fliesen- und Plattenmaterial geeignet. Maßgeblich für die Materialauswahl sind neben gestalterischen Gesichtspunkten, Raumfunktion, Kundenwunsch, Kostenfrage auch das Verlegeverfahren (Dickbett oder Dünnbett). Die Bauchemie bietet für beide Verfahren Produkte und Zusätze an, die es dem Fliesenleger ohne weiteres ermöglichen, einen Wandbelag auch aus typischen Bodenfliesen, also Steinzeug mit geringer Saugfähigkeit, herzu-stellen. Hierbei spielen Trends eine nicht unwichtige Rolle. Dominierten vor 30 Jahren in den Kü-chen und Bädern gelbe, hellgrüne und hellblaue kleinformatige Fliesen, werden heute großforma-tige Platten mit Bordüren stark nachgefragt. In diesem Abschnitt soll zunächst ein allgemeiner Überblick über alle Fliesen und Platten gege-ben werden. Die anschließenden Informationen beziehen sich dann auf die klassischen Wand-fliesen aus Steingut. Prinzipiell wird zwischen keramischen Materialien (Fliesen und Platten) und nichtkeramischen Platten (Naturstein und industriell hergestellte künstliche Platten) unterschieden. Die Tabelle 1 im Abschnitt 2.1 zeigt, wie die weitere Strukturierung vorgenommen wird.

Fliesen und Platten

Keramische Fliesen Natursteinplatten Nichtkeramische Platten

Feinkeramik

Grobkeramik

Magmatische Gesteine

Sedimentgesteine

Metamorphe Gesteine

Betonwerksteine

Glasmosaike

Steingut- und Irdengutfliesen werden im Sprachgebrauch als Wandfliesen bezeichnet. Sie besit-zen die gleichen Eigenschaften und Einsatzgebiete. Irdengutfliesen (IG) unterscheiden sich von den Steingutfliesen (STG) nur durch einen rötlichen Scherben. Dieser ist herstellungsbedingt: In Irdengutfliesen befindet sich weniger Kaolin, das bei Steingutfliesen für den weißen Scherben (Unterseite der Fliese) sorgt. Eigenschaften: Die Eigenschaften von Steingut- und Irdengutfliesen stehen im engen Zusam-menhang mit ihrem Herstellungsprozess. Die Fliesen bestehen aus einem porösen Scherben und einer Glasurschicht. Der porige Scherben entsteht, weil lediglich 5 % Feldspat in der Zusammen-setzung enthalten sind und bei der Brenntemperatur von maximal 1100 °C der Feldspat nicht schmilzt und in die Poren läuft. Die entstandenen Hohlräume ermöglichen ein gutes Aufnehmen des Anmachwassers, aber ermöglichen gleichzeitig auch eine unerwünschte Wasseraufnahme im Außen- und Dauernassbereich und können unter bestimmten Bedingungen (z. B. Frost) zu Be-lagsschäden führen. Daher ist die Wasseraufnahmefähigkeit (E) von Fliesen und Platten genormt (Prüfung der Wasseraufnahme erfolgt nach EN 99) und auf der Fliesenverpackung gekennzeich-net. (Vgl. Tabelle 2.2 im Abschnitt 2.3.1.) Die Glasur verleiht der Fliese eine dichte, wasser- und schmutzabweisende Oberfläche. Da die Glasurschicht relativ weich ist, kann keine absolut kratzfeste Oberfläche erwartet werden. Ober-flächenhärten bzw. Ritzhärten werden in verschiedene Bereiche von 1 bis 10 (Tabelle 2.3.4 im Abschnitt 2.3) eingeteilt, Reinigungsmittel müssen darauf abgestimmt werden. So entspricht eine handelsübliche Scheuermilch der Ritzhärte 4.

Page 132: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

114 7 Herstellen einer Wandverfliesung im Dickbettverfahren

7

Herstellungsprozess:

Rohstoffe: Ton (Kaolin) ca. 50 % Quarz ca. 45 % Feldspat ca. 5 %

Rohstoffaufbereitung (Mahlen, mit Wasser versetzen) (Bild 7.18)

Trocknung zum Granulat (Bild 7.19)

(feinkörniges Pulver)

Rohling pressen (Granulat wird unter hohem Druck in Formen gepresst,

bereits im gewünschten Format) (Bild 7.20)

1. Brand Fliesen durchlaufen auf einem Rollwagen den Tunnelofen von 80 m –100 m Länge

Die Brenntemperatur steigt in verschiedenen Zonen langsam an, erreicht bei ca. 1100 °C den höchsten Punkt und sinkt langsam wieder ab (Bild 7.21)

Auftragen der Glasur

Glasurmassen bestehen aus einer Grundmasse (Fritte): Quarz, Ton, Feldspat, Soda, Pottasche, Bleioxid und Farbzusätzen (Metalloxide)

Auftrag im Siebdruck bei Mustern, mehrfarbigen Fliesen, Guss oder Walze bei einfarbigen Fliesen Bei mehrfarbigen Oberflächen sind die einzelnen Siebdruckwalzen farblich sortiert

nacheinander angeordnet. Entsprechend der Oberflächengestaltung erfolgt das Auftragen der Glasur (Farbig oder transparent)

einmalig oder mehrmalig.

2. Brand Der 2. Brand (auch Glasurbrand genannt) vollzieht sich ebenso wie der 1. Brand, allerdings

steigt die maximale Temperatur nur auf ca. 1000 °C an. Nach jedem Glasurauftrag müssen die Fliesen den Brennofen erneut durchlaufen.

Sortierung und Verpackung (Bild 7.22)

Die Sortierung erfolgt bei Steingut- und Irdengutfliesen nach 2 Güteklassen:

1. Sortierung:

Die Fliesenmaße entsprechen den Maßtoleranzen, sie haben keine augenscheinlichen Glasurfehler und Farbabweichungen

Die Kennzeichnung dieser Fliesen geschieht mit einem roten Verpackungsaufdruck.

Mindersortierung: Die Fliesen besitzen geringe Maßabweichungen, haben geringe Oberflächen- oder Farbfehler,

die aber die Gebrauchseigenschaften nicht beeinflussen. Die Kennzeichnung dieser Fliesen geschieht mit einem blauen Verpackungsaufdruck.

Page 133: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

7.3 Belagsmaterial 115

7

Bild 7.18: Mahlen der Rohstoffe

Bild 7.19: Getrocknetes Granulat

Bild 7.20: Nach der Formgebung, vor dem

Brennen Bild 7.21: Blick in den Rollenofen

Page 134: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

116 7 Herstellen einer Wandverfliesung im Dickbettverfahren

7

Bild 7.22: Aussortieren der Fliesen und Platten mit Farbfehlern

Aus den beschriebenen Zusammenhängen lassen sich folgende Eigenschaften für Wandfliesen ableiten:

– Geringe Druck- und Bruchfestigkeit – Geringe Oberflächenhärte, entspricht 4 nach Mohs – Hohe Wasseraufnahme, sehr saugfähig – Nicht frostbeständig – Lichtecht – Chemisch beständig gegen Haushaltchemikalien und leichte Säuren

Unmittelbar daraus resultieren die Verwendungsmöglichkeiten von Steingut und Irdengut:

– Nur an Wandflächen – Nur in frostfreien Bereichen – An Wandflächen im Trocken- und Nassbereich

Entsprechend der Euronorm werden Wandfliesen wie folgt gekennzeichnet: EN 14411 B III M 15 × 15 (W 148 × 148) EN 14411 = Euronorm 14411 B = trocken gepresste Platten III = Wasseraufnahme (in Gewichtsprozent) über 10 % M = Modulmaß, Nennmaß W = Werksmaß, Herstellungsmaß

Im Allgemeinen sind Wandfliesen aus Steingut und Irdengut trocken gepresste Fliesen (Gruppe B) mit einer Wasseraufnahme über 10 % (Gruppe III).

Page 135: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

7.4 Materialbedarf 117

7

7.4 Materialbedarf

7.4.1 Fliesenbedarf

Der Fliesenleger hat zwei Möglichkeiten, den Bedarf an Wandfliesen auszudrücken: entweder als Stückzahl oder in Quadratmetern. Die Stückzahl-Angaben (z. B. 44 Stück im Format 15 × 15 pro m2) sind Richtwerte ohne Fugenanteil und dienen in der heutigen Fliesenlegerpraxis nur noch für Überschlagsrechnungen. Für eine Materialbedarfsberechnung oder gar Materialkal-kulation nutzt der Fliesenleger die Angaben in m2. Das ist auch nicht zuletzt deshalb sinnvoll, weil auf jedem Fliesenpaket die exakte m2-Angabe (z. B. 1,07 m2 bei 9 Fliesen im Format 33,5 × 33,5) aufgedruckt ist. Unabhängig von den beiden Möglichkeiten der Angabe, ist bei jeder Berechnung ein Anteil an Fliesen zu addieren, der für Anschnitte, Teilfliesen usw. benötigt wird. Diesen Anteil bezeichnet man als Verschnitt oder Verhau. Die jeweilige Verschnittmenge ist von mehreren Faktoren ab-hängig: – Fliesenformat Fliesen mit/ohne Dekor – Raumgeometrie – Geschick des Fliesenlegers – Verlegemuster Es gelten folgende Richtwerte: Rechteckige Flächen ohne nennenswerte Unterbrechungen 6 % – 7 %

Schiefwinklige Flächen, Flächen mit vielen Unterbrechungen 7 % – 9 %

Runde oder ovale Flächen 8 % – 11 %

Bei der Ermittlung des tatsächlichen Fliesenbedarfes inklusive der Verschittmenge in m2 bieten sich zwei Varianten an: a) Man addiert die Prozentzahl des Verschnittes zu den errechneten Quadratmetern

Menge in m2 = A Wand in m2 + Verschnitt in % Beispiel: 120 m2 + 6 % = 127,2 m2

b) Man multipliziert die errechneten Quadratmeter mit der Prozentzahl des Verschnittes, indem man zu der Prozentzahl den Faktor 1 addiert

Menge in m2 = A Wand in m2 × Verschnittfaktor Beispiel: 120 m2 × 1,06 = 127,2 m2

Unabhängig vom Rechenweg muss der Fliesenleger sein Ergebnis auf ganze Quadratmeter auf-runden und in diesem Fall 128 m2 Fliesen kaufen. Ist es dennoch erforderlich, den Bedarf an Fliesen in einer Stückzahl auszudrücken, kann man wie folgt vorgehen:

Fliesenbedarf in Stück = Wandfläche in m2: Fläche der Fliese in m2 × Verschnittfaktor = AWand : AFliese × VF

Beispiel: Fliesenbedarf in Stück = 120 m2 : (0,20 m × 0,20 m) × 1,07 = 3210 Stück

Page 136: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

118 7 Herstellen einer Wandverfliesung im Dickbettverfahren

7

Analog gilt für

Sockelfliesen in Stück = Sockellänge in m: Kantenlänge in m × Verschnittfaktor = LSockel : LKante × VF Sockelfliesen in m = Sockellänge in m × Verschnittfaktor = LSockel × VF Sockelfliesen in m2 = Sockellänge in m × Sockelhöhe in m × Verschnittfaktor = LSockel × HSockel × VF

Beispiel: 44 m : 0,20 m × 1,07 = 235,4 Stück, also 236 Stück

Berechnungsablauf 1. Wandbelagsfläche bestimmen Um möglichst effizient zu arbeiten, ist es empfehlenswert als erstes den Raumumfang zu bestim-men. Anschließend wird dieser mit der gewünschten Belagshöhe an Wandfliesen (ohne Sockel) multi-pliziert.

Wandfläche = Raumumfang in m × Belagshöhe in m AWand = U × h

Bei gegliederten Wandflächen sollten zur Vereinfachung identische Maße zusammengefasst werden:

a3a2a1 a4

b

a

b1b2

b3b4

Bild 7.23: Gegliederte Wandfläche

Page 137: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

7.4 Materialbedarf 119

7

Statt: U = a1 + a2 + b1 +a3 + b1 + a4 . . . usw. Besser: U = 2 a + 2 b + 2 b1 + 2 a1 oder U = 2 (a + b) + 2 (b1 + a1) Weiter mit: AWand = U × h An dieser Stelle werden vom Ergebnis grundrissabhängig eventuelle Öffnungsflächen subtrahiert, Leibungsflächen addiert usw. 2. Ermitteln des Bedarfes an Wandfliesen Menge in m2 = AWand in m2 × Verschnittfaktor 3. Ermitteln des Bedarfes an Sockelfliesen

a) in Stück = LSockel : LKante × VF b) in m = LSockel × VF c) in m2 = LSockel × HSockel × VF

7.4.2 Bedarf an Spritzbewurf und Ansetzmörtel

A) Nach der Materialverbrauchsnorm Der Mörtelbedarf kann nach Tabelle 2.25 Abschnitt 2.3.13 ermittelt werden. Unberücksichtigt bleibt bei den Tabellenwerten ein Streuverlust von ca. 5 %. Der Einmischfaktor ist aus bei den Tabellenwerten abzulesen.

Berechnungsablauf 1. Wandfläche berechnen Wandfläche = Raumumfang in m × Belagshöhe in m

AWand = U × h

2. Entsprechend der Mörtelstärke und dem Mischungsverhältnis wird der Bedarf für Zement und Sand für einen Quadratmeter aus der Tabelle 2.25 entnommen.

3. Zementmenge bestimmen Zementmenge = Wandfläche × Tabellenwert

Z = AWand × z

4. Sandmenge bestimmen Sandmenge = Wandfläche × Tabellenwert

S = AWand × s

5. Fertigmörtelmenge bestimmen Fertigmörtelmenge = Wandfläche × Tabellenwert

VFM = AWand × v

Page 138: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

120 7 Herstellen einer Wandverfliesung im Dickbettverfahren

7

B) Nach Mischungsanteilen (aufwendiger, aber genauer) Sand Sand Sand

Binde-mittel

Anmach-wasser

Mörtel Mörtel Mörtel

3 Eimer Sand + 1 Eimer Bindemittel= 2 1/2 Eimer Mörtel

Bild 7.24: Zusammenhang von Trocken- und Nassmörtel

Berechnungsablauf 1. Wandfläche berechnen Wandfläche= Raumumfang in m × Belagshöhe in m

AWand = U × h

2. Fertigmörtel bestimmen Fertigmörtel in m3 = Wandfläche in m2 × Mörteldicke in m

VFM = AWand × d

3. Trockenmörtel bestimmen Trockenmörtel in m3 = Fertigmörtel in m3 × Einmischfaktor Der Einmischfaktor liegt zwischen 1,3 bis 1,5

VTM = VFM × EF

4. Zementmenge ermitteln Zementmenge in m3 = Trockenmörtel /Summe der Mischungsteile Summe der Mischungsteile bei MV 1 : 4 = 5 Teile

Z = VTM : MV

Umrechnen in Zementsäcke: a) mittels Dichte: Umrechnen der Zementmenge von m3 in dm3 Zementmenge in kg = Zementmenge in dm3 × Dichte von 1,2 kg/dm3 Angabe in Säcken = Zementmenge in kg/25 kg b) Faustformel: Zementmenge in m3 × 1000 Liter pro m3 = Menge in Liter Menge in Liter/21 Liter pro Sack = Anzahl der Zementsäcke Angaben müssen auf ganze Säcke aufgerundet werden!

Page 139: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

7.4 Materialbedarf 121

7

5. Sandmenge ermitteln Es gibt für die Ermittlung der Sandmenge in m3 zwei Varianten: a) Sandmenge in m3 = Zementmenge in m3 × Sandanteil aus Mischungsverhältnis

S = Z × S MV b) Sandmenge in m3 = Trockenmörtel – Zementmenge in m3

S = VTM – Z Außerdem kann man die Sandmenge in kg angeben: Sandmenge in kg = Zementmenge in dm3 × Dichte vom Sand in kg/dm3

S = Z × 1,3 kg/dm3

Berechnungsbeispiel: Bestimmen Sie den Materialbedarf für die im Dickbett ausgeführten Arbeiten für den im Grund-riss dargestellten Lagerraum! Die Belagshöhe entspricht der Türhöhe, die als Fertigmaß angege-ben ist. Als Material stehen STZ-Fliesen 10 × 10 × 1 und STG-Fliesen im Format 20 × 25 × 0,7 zur Ver-fügung. Alle fehlenden Maße und Angaben sind fachgerecht zu wählen!

300

600

500

40

30

100

100

210

Bild 7.25: Lagerraum

Gewählt: Spritzbewurf: 3 mm dick im MV 1 : 2 mit EF 1,4 und MG III Mörtelbett: 2,0 cm dick im MV 1 : 5 mit EF 1,4 und MG III Sand: 0/4 Lösungsweg: 1. Raumumfang bestimmen

U = 2 a + 2 b + 2 b1 + 2 b3 U = 2 (6,00 m + 5,00 m) + 2 (0,30 m + 0,40 m) U = 22,00 m + 1,40 m U = 23,40 m U ohne Tür = 22,40 m

Page 140: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

122 7 Herstellen einer Wandverfliesung im Dickbettverfahren

7

2. Wandbelagsfläche ermitteln Wandfläche = Raumumfang in m × Belagshöhe in m

AWand = U ohne Tür × h ohne Sockel

AWand = 22,40 m × 2,00 m

AWand = 44,80 m2 3. Bedarf an Wandfliesen Menge in m2 = AWand in m2 × Verschnittfaktor Menge in m2 = 44,80 m2 × 1,07 = 47,93 m2 Es müssen 48 m2 Steingutfliesen gekauft werden.

Menge in Stück = Wandfläche in m2 : Fläche der Fliese in m2 × Verschnittfaktor Menge in Stück = AWand : AFliese × VF Menge in Stück = 44,80 m2 : (0,20 × 0,25) × 1,07 Menge in Stück = 958,72 Stück Es müssen 959 Stück Steingutfliesen gekauft werden. 4. Bedarf an Sockelfliesen Sockelfliesen in Stück = Sockellänge in m : Kantenlänge in m × Verschnittfaktor Sockelfliesen in Stück = LSockel : LKante × VF Sockelfliesen in Stück = 22,40 m : 0,10 m × 1,07 Sockelfliesen in Stück = 239,68 Stück Es müssen 240 Stück Sockelfliesen gekauft werden.

Sockelfliesen in m = Sockellänge in m × Verschnittfaktor Sockelfliesen in m = L Sockel × VF Sockelfliesen in m = 22,40 m × 1,07 Sockelfliesen in m = 23,96 m Es müssen 24 lfd. m Sockel gekauft werden.

Sockelfliesen in m2 = Sockellänge in m × Sockelhöhe in m × Verschnittfaktor Sockelfliesen in m2 = LSockel × HSockel × VF Sockelfliesen in m2 = 22,40 m × 0,10 m × 1,07 Sockelfliesen in m2 = 2,39 m2 Es müssen 3 m2 Sockelfliesen gekauft werden. 5. Spritzbewurf berechnen Der Spritzbewurf wird sowohl für die Sockelfläche als auch für die Wandbelagsfläche benötigt.

AGesamt = ASockel + AWand

AGesamt = 2,24 m2 + 44,80 m2

AGesamt = 47,04 m2

Page 141: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

7.4 Materialbedarf 123

7

Fertigmörtel in m3 = Wandfläche in m2 × Mörteldicke in m

VFM = AWand × d

VFM = 47,04 m2 × 0,003 m

VFM = 0,1411 m3

Trockenmörtel in m3 = Fertigmörtel in m3 × Einmischfaktor

VTM = VFM × EF

VTM = 0,1411 m3 × 1,4

VTM = 0,1975 m3

Zementmenge in m3 = Trockenmörtel : Summe der Mischungsteile

Z = VTM : MV

Z = 0,1975 m3 : 3

Z = 0,066 m3

Zementsäcke = Zementmenge in m3 × 1000 Liter pro m3 : 21 Liter pro Sack Zementsäcke = 0,066 m3 × 1000 l/m3 : 21 l/Sack Zementsäcke = 3,14 Säcke Sandmenge in m3 = Zementmenge in m3 × Sandanteil aus Mischungsverhältnis

S = Z × S MV

S = 0,066 m3 × 2

S = 0,132 m3

6. Ansetzmörtel berechnen Fertigmörtel in m3 = Wandfläche in m2 × Mörteldicke in m

VFM = AWand × d

VFM = 47,04 m2 × 0,02 m

VFM = 0,9408 m3

Trockenmörtel in m3 = Fertigmörtel in m3 × Einmischfaktor

VTM = VFM × EF

VTM = 0,9408 m3 × 1,4

VTM = 1,317 m3

Zementmenge in m3 = Trockenmörtel : Summe der Mischungsteile

Z = VTM : MV

Z = 1,317 m3 : 6

Z = 0,219 m3

Page 142: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

124 7 Herstellen einer Wandverfliesung im Dickbettverfahren

7

Zementsäcke = Zementmenge in m3 × 1000 Liter pro m3 : 21 Liter pro Sack Zementsäcke = 0,219 m3 × 1000 l/m3 : 21 l/Sack Zementsäcke = 10,45 Säcke Sandmenge in m3 = Zementmenge in m3 × Sandanteil aus Mischungsverhältnis

S = Z × SMV

S = 0,219 m3 × 5

S = 1,095 m3

7. Materialbestellung

Sockelfliesen = 3 m2

Wandfliesen = 48 m2

ZementGesamt = 14 Säcke

SandGesamt = 1,25 m3

7.5 Ansetzen des Wandbelages

7.5.1 Ansetzmörtel

Analog zu den Putzmörteln (P I bis P III) werden auch die Mauermörtel in die Gruppen MG I bis MG III eingeteilt. Als Ansetzmörtel verwendet der Fliesenleger bei Dickbettarbeiten grundsätzlich einen Mörtel der Gruppe MG III (Zementmörtel).Das Mischungsverhältnis liegt, je nach Plattenart, bei 1 : 4 bis 1 : 5. Als Gesteinskörnung wird ein sauberer Sand der Körnung 0/4 verwendet. Der Sand soll augen-scheinlich auf Verunreinigungen überprüft werden. Häufigste Ursache für mangelnde Festigkeit ist ein zu hoher Lehm- bzw. Tonanteil. Um die Eignung festzustellen, kann der Fliesenleger eine einfache Prüfung vornehmen: 1. Über den feuchten Sand mit der Hand streichen. Es dürfen keine „Schmierspuren“ erkennbar

sein (Bild 7.26).

Bild 7.26: Prüfung des Sandes auf Schmierspuren: keine vorhanden, damit brauchbar

Page 143: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

7.5 Ansetzen des Wandbelages 125

7

2. Den feuchten Sand mit der Hand zusammendrücken und wieder lösen. Der Sand darf nicht „zusammen backen“! (Bild 7.27)

Bild 7.27: Zusammendrücken des Sandes möglich, weil lehmhaltig

3. Außerdem soll der Sand auf andere Verunreinigungen durch Torf, Humus oder andere organi-sche Bestandteile geprüft werden.

Generell werden folgende Güteanforderungen an einen geeigneten Fliesensand gestellt:

– Gemischtkörnig, damit keine Hohlräume entstehen, die Festigkeit mindern – Gedrungene Kornform, sorgt für optimale Verdichtung – Festes Korn für geforderte Festigkeit – Frei von Salzen, ansonsten Ausblühungen

Als Bindemittel benutzt der Fliesenleger in der Regel Portlandzement (CEM I 32,5). Darüber hinaus kann jeder andere Zement verwendet werden. Besonders geeignet ist Puzzolanzement (CEM II A – P). Dieser trug früher den Namen Trasszement. Trassmehl ist im Puzzolanzement neben Portlandzement auch weiterhin enthalten. Dieses bewirkt die fast vollständige Bindung des freien Kalkes (Kalziumhydroxid Ca(OH)2) im Zementmörtel und bewirkt zusätzlich eine Ver-dichtung des Mörtels gegen Feuchtigkeit. Insbesondere bei der Verlegung poröser keramischer Platten oder Natursteinplatten verhindert bzw. vermindert dieser Zement Verfärbungen und Aus-blühungen. Im Abschnitt 2.3.2.9 sind die Zementsorten nach DIN EN 197-1 in der Tabelle 2.9 dargestellt. Zusatzmittel, die dem Ansetzmörtel beigemischt werden, sollen gezielt Eigenschaften beeinflus-sen. Von den 8 Zusatzmitteln ist für den Fliesenleger der Einsatz von Verzögerer (VZ) von Be-deutung. Mit dem Beimischen von Erstarrungsverzögerer wird eine längere Verarbeitungszeit des Ansetzmörtels erreicht. Die Zugabemenge von weniger als 50 g pro kg Ansetzmörtel und die Verarbeitungsvorschriften sind unbedingt einzuhalten. Die Aufstellung der Zusatzmittel befindet sich im Abschnitt 2.3.7, Tabelle 2.12. Mörtelherstellung. Fertiger Verlegemörtel wird entsprechend der Verarbeitungsvorschrift mit Wasser angemischt. Auf der Baustelle werden der Zement und der Mörtelsand im entsprechenden Mischungsverhältnis trocken vorgemischt. Dabei wird die Mischung mit der Schaufel so lange umgesetzt, bis sich eine gleichmäßige graue Färbung der Trockenmischung einstellt.

Page 144: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

126 7 Herstellen einer Wandverfliesung im Dickbettverfahren

7

Arbeitsablauf beim Herstellen des Verlegemörtels: „Umsetzen“ der Mischung (Bild 7.28)

Bild 7.28: Reihenfolge beim Umsetzen der Mischung

Diese Mischung wird anschließend gleichmäßig mit Wasser angemacht. Das richtige Verhältnis ist erreicht, wenn die Mischung eine leicht plastische bis erdfeuchte Konsistenz aufweist. Diese Masse wird in die Mörteltuppe gefüllt und dann vom Fliesenleger in jeweils kleineren Mengen zu der gewünschten Konsistenz mit der Kelle gemischt. Das Anmachen des Verlegemörtels in der Tuppe ist im Bild 7.29 dargestellt.

Page 145: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

7.5 Ansetzen des Wandbelages 127

7

Bild 7.29: Anmachen des Verlegemörtels in der Tuppe

Grundsätze der Mörtelhaftung. Die Kohäsion (Anhangskraft der Moleküle innerhalb eines Stoffes) bildet die Grundlage für den Zusammenhalt des Mörtels. Dieser Zusammenhalt ist auch vom richtigen Mischungsverhältnis (MV 1 : 5) abhängig. Bei zu magerer Mischung (deutlich höherer Sandanteil) oder zu fetter Mischung (geringerer Anteil an Sand) wird die optimale An-hangskraft der Moleküle nicht erreicht. Die Adhäsion (Anhangskraft der Moleküle zwischen zwei oder mehreren Stoffen) ist die Basis für die Haftung des Mörtels am Untergrund und der Fliese am Mörtel. In der Praxis lässt sich die ausreichende Verbindung zwischen Mörtel und Fliese durch einen einfachen Test feststellen, indem die Fliese mit dem aufgebrachten Mörtel langsam senkrecht gehalten wird. Der Mörtel darf nicht abrutschen. Diese Anhangskraft ist von der Saugfähigkeit der Fliese und der rückseitigen Profilierung abhän-gig. Ein kurzes Tauchen der Fliese in den Wassereimer setzt die sehr hohe Saugfähigkeit des Scherbens herab und regt zugleich eine ausreichende Saugfähigkeit an. Die mit Anmachwasser versetzten Zementpartikel (Zementleim) werden vom Scherben in die Poren aufgenommen und verkrallen sich dort während des Erstarrungsprozesses (Zementstein). Eine zu große Saugfähigkeit würde dem Mörtel das Anmachwasser zu schnell entziehen (im Sprachgebrauch: Anbrennen) und nachfolgend die Haftung und Mörtelfestigkeit herabsetzen. Für die Saugfähigkeit des Untergrundes gelten die gleichen Prinzipien. Neben der Möglichkeit des Annässens und des Aufbringens von Haftgrund, sollte der Fliesenleger das Aufbringen eines Spritzbewurfes bevorzugen. Sowohl das Wasser als auch der Haftgrund können unter Umständen die Saugfähigkeit des Untergrundes zu stark herabsetzen. Der Fliesenleger muss jederzeit situationsbedingt entscheiden, welche Maßnahmen zur optimalen Fliesenhaftung ergriffen werden müssen. Er sorgt mit seinem Handeln für eine lange Lebensdauer des Fliesenbelages.

Page 146: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

128 7 Herstellen einer Wandverfliesung im Dickbettverfahren

7

7.5.2 Einteilungsregeln

Obwohl die Belagseinteilung in der Praxis in verschiedenen Fällen umstritten oder subjektiv ge-prägt ist von der „Handschrift“ des Fliesenlegers (oft eignet sich der Auszubildende die Arbeits-weise seines Gesellen und/oder seines Meisters an), gibt es einige grundlegende Einteilungs-regeln.

Die Einteilung eines Wandbelages richtet sich im Wesentlichen nach vier Kriterien: 1. Handelt es sich um eine Hauptwand? 2. Kann die Wand bei ausreichender Streifenbreite auch unsymmetrisch eingeteilt werden? 3. Soll der Bodenbelag im Fugenschnitt zum Wandbelag eingeteilt werden? 4. Werden die Wünsche des Bauherrn/Kunden berücksichtigt?

Hinzu kommt, dass Wandflächen sowohl durch Fenster- und Türöffnungen unterbrochen sein kön-nen, als auch durch Vorsprünge (Wandpfeiler) oder Vertiefungen (Nischen) (Bilder 7.30 und 7.31).

symmetrisch

Teilstreifen in den Innenecken hintergeschoben

symmetrisch

Teilstreifen in Pfeilermitte(1 oder 2 Streifen)

symmetrisch

Teilstreifen in denInnenecken hintergeschoben

symmetrisch

Teilstreifen in Pfeilermitte(1 oder 2 Streifen)

unsymmetrisch

1 Streifen in dieHauptecke

unsymmetrisch

1 Streifen in dieHauptecke

Bild 7.30: Einteilungsmöglichkeiten

Page 147: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

7.5 Ansetzen des Wandbelages 129

7

Bild 7.31: Wandnische ohne umlaufende Fuge, Wandfläche beidseitig aufgelegt, keine symmetrische Einteilung

Hauptwände (auch Sichtwände genannt) sind Wände, die beim Betreten des Raumes sofort im Blickfeld liegen. Es sind in der Regel durchgehende, im Gesichtsfeld überschaubare Wände. Diese Wände werden symmetrisch eingeteilt. Ausgehend von der Mittelachse (Symmetrieachse) werden in den Innenecken beidseitig gleichgroße senkrechte Ausgleichstreifen verlegt. Die Breite dieser Streifen beträgt mindestens eine halbe Plattenbreite. Wände dagegen, die nicht unmittelbar im Blickfeld liegen und lange Wände, die nicht mit einem Blick überschaubar sind, können ohne Symmetrie (unsymmetrisch) eingeteilt werden. Die Breite des Streifens soll auch in diesem Fall mindestens eine halbe Plattenbreite betragen. Dieser senkrechte Ausgleichstreifen sollte am günstigsten in einer unauffälligen Ecke, z. B. hinter der Tür, verlegt werden.

Bild 7.32: Nichtfachgerechte Lösung an der Außenecke

Fenster- und Türwände gehören zum Fliesenlegeralltag (Bilder 7.33 bis 7.35). In der Praxis sind die unterschiedlichsten Ausführungsvarianten anzutreffen. Letztendlich gilt noch immer der Wunsch des Kunden oder des Auftraggebers, aber ungeachtet dessen gibt es auch einige – wenn auch nicht festgeschriebene – Regeln, die auf den ästhetischen Anforderungen an den Beruf des Fliesenlegers beruhen:

Page 148: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

130 7 Herstellen einer Wandverfliesung im Dickbettverfahren

7

1. An Außenecken werden immer ungeschnittene Fliesen angeordnet. 2. Über Tür- und Fensteröffnungen und unter den Fenstern (Heizkörpernischen) wird sym-

metrisch eingeteilt. Der Streifen kann außen oder mittig angeordnet werden, bei Heiz-körpernischen am besten mittig.

3. Leibungen werden aufgelegt, das bedeutet eine umlaufend sichtbare Fuge an den Lei-bungsflächen. Die Lotfugen laufen demzufolge vom Boden bis zum Belagsende durch (Bilder 7.36 und 7.37).

4. Zwischen den Tür- und Fensteröffnungen soll symmetrisch eingeteilt werden (Bild 7.37). 5. Zwischen den Tür- oder Fensteröffnungen und den Raumecken kann auf Symmetrie ver-

zichtet werden, der Streifen soll dann möglichst unauffällig angeordnet werden.

Bild 7.33: Umlaufende Fuge an den Leibungen Bild 7.34: Schlechte Belagseinteilung im

Bereich des Fensterbrettes

Bild 7.35: Ausgleichstreifen an der Außen-

ecke (Fenster) ist nicht günstig

Page 149: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

7.5 Ansetzen des Wandbelages 131

7

Streifen beliebiger Breite(ergibt sich aus dem Fugenverlauf )

Streifen oder ganze Fliese

Streifen beliebiger Breite(ergibt sich aus dem Fugenverlauf )

Bild 7.36: Fachgerechte Lösung

Bild 7.37: Einteilung bei umlaufender Fuge

2

1

1 keine ganze Fliese an der Leibung2 Leibungsfliese nicht aufgelegt dadurch keine umlaufende Fuge, ausgeklinkte Eckfliese

Bild 7.38: Ohne umlaufende Fuge, ungünstige Ecklösung

Page 150: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

132 7 Herstellen einer Wandverfliesung im Dickbettverfahren

7

2

3

1

2

1 ganze Fliese an der Leibung2 umlaufende Fuge

3 Streifen (>= 1/2 b) über den Leibungen

Bild 7.39: Fachgerechte Lösung

Die ersten Überlegungen bei der Belageinteilung gelten der Anordnung der ungeschnittenen Flie-sen und den daraus resultierenden Teilstreifen. Gerade im Bereich von Öffnungen können im fortgeschrittenen Verlauf der Ansetzarbeiten Probleme auftreten, die sich einerseits nicht mehr oder nur noch mit erheblichen Aufwand regulieren lassen. Andererseits kann es ebenso zu Lösun-gen kommen, die optisch nicht ansprechend sind und das Gesamtbild stören (Bild 7.40).

85,4 84 53,6 84 98

405

85

162

12,5

2,5

AA

BB

Schnitt A

Schnitt B

1

1

2

2 22 2

3

3 3

4

4

5

5

Fliesenbreite 9,2Fliesenbreite 11,3Fliesenbreite 11,5Fliesenbreite 6,6Fliesenbreite 4,4Fliesenbreite 11,86

Bild 7.40: Einteilung einer Fensterwand in 3 Ansichten

Page 151: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

7.5 Ansetzen des Wandbelages 133

7

Unterschiedliche Lösungsansätze für einen Wandbelag mit Tür- und Fensteröffnung sind in den nachfolgenden Verlegeplänen abgebildet (Bild 7.41). Vergleichen und beurteilen Sie diese!

Bild 7.41: Einteilungsmöglichkeiten einer Fensterwand Wandbelag im Fugenschnitt zum Bodenbelag bedeutet, dass die senkrechten Fugen des Wand-belages (Lotfugen) im Bodenbelag übernommen werden. Diese Variante zeichnet sich durch eine fachgerechte und überlegte Planung bei der Wandbelagseinteilung aus. Es empfiehlt sich, einen Verlegeplan anzufertigen, damit so wenig wie möglich Fliesen im Wandbereich geschnitten wer-den müssen, auf keinen Fall kann ein Teilstreifen innerhalb der Wandfläche in die Bodenfläche übernommen werden und dort fortlaufend mitgeführt werden.

Nach Möglichkeit sollte der Fliesenleger dem Bauleiter Varianten vorstellen, um späteren Auseinandersetzungen vorzubeugen. Auch gehört es in den Kompetenzbereich des Fliesen-legers auf eventuelle Probleme hinzuweisen, wenn sich diese trotz vorhandenen Verlegepla-nes (was in der Praxis eher selten ist; Großbaustellen ausgenommen) abzeichnen. Zu empfehlen ist, schriftlich festzuhalten (Bautagebuch), welche Ausführung letztendlich zur Ausführung kommen soll.

A) Verlegung ohne Sockel ist im Zusammenhang mit einer Wandverfliesung nur in solchen Räumen ratsam, in denen wenig Bewegung durch Menschen und insbesondere durch Maschinen, Werkzeug und Geräte stattfindet. Um Schäden an der Wandverfliesung zu vermeiden, sollte in solch beanspruchten Räumen stets mit einem Sockel gearbeitet werden. Für die waagerechte Wandeinteilung ist zu klären, wie hoch der Wandbelag angebracht werden soll. Gegebenenfalls kann es zur Aufgabe des Fliesenlegers gehören, den Kunden über die ver-schiedenen Ausführungen zu beraten.

Page 152: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

134 7 Herstellen einer Wandverfliesung im Dickbettverfahren

7

1. Möglichkeit: Raumhohe Verfliesung Aus bauphysikalischer Sicht ist diese Variante für Feuchträume (ständiger Wasseranfall) ungüns-tig, da der Feuchteausgleich über die Wände durch den wasserdichten Fliesenbelag behindert wird. Sehr leicht kann es zu starker Tauwasserbildung auf der Belagsoberfläche kommen. Besteht seitens des Bauherrn trotzdem der Wunsch einer raumhohen Wandverfliesung, so ist zu entscheiden, ob der horizontale Ausgleichstreifen über dem Fußboden oder direkt unter der Decke verlegt wird. Günstiger ist die Variante „Streifen unter der Decke“, weil dann mit Hilfe des Teil-streifen die Unebenheiten im Deckenanschluss ausgeglichen werden können.

Bild 7.42: Raumhohe Verfliesung im Türbereich

2. Möglichkeit: Türhohe Verfliesung Ein Wandbelag bis zur Oberkante der Türzarge stellt bauphysikalisch betrachtet die bessere Lö-sung dar, sofern die verbleibende unverflieste Fläche über der Tür aus diffusionsoffenem (was-serdampfdurchlässigen) Material besteht, z. B. Putz. Dieser Bereich nimmt in jedem Fall die hohe Luftfeuchtigkeit auf und gibt sie später wieder an die Raumluft ab. Wird im Dünnbettverfahren gearbeitet (vgl. Lernfeld 9), gehören Gipskartonbauplatten auch zum diffusionsoffenen Material. Der waagerechte Ausgleichstreifen wird entweder über dem Fußboden, direkt als letzte Schicht in Höhe der Türzarge oder als Bordüre innerhalb des Wandbelages angebracht. Entscheidet sich der Fliesenleger für den Streifen als Bordüre, ergeben sich zwei weitere Überle-gungen: Liegt der Streifen dann auch in Augenhöhe, d. h. bei ca. 1,60 m? Ist die Streifenbreite optisch dem Begriff Bordüre angemessen? Ein Teilstreifen, der z. B. 90 % der Fliesenbreite be-trägt, ist im herkömmlichen Sinn keine Bordüre und unauffälliger im Bodenbereich oder als obe-rer Abschluss anzuordnen.

Page 153: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

7.5 Ansetzen des Wandbelages 135

7

B) Verlegung mit Sockel Die Verlegung eines Wandbelages mit Sockel ist für Räume mit größerem Publikumsverkehr, technischer Nutzung, Nassbereiche und bei hohen hygienischen Anforderungen geeignet. Bei der Nutzung und Reinigung dieser Flächen werden Beschädigungen des Wandbelages in Bodenhöhe auf ein Minimum reduziert. Aus gestalterischen Gründen sollte direkt über dem So-ckel möglichst kein Streifen angeordnet werden. Ansonsten gelten alle Aussagen der „Verlegung ohne Sockel“. Prinzipiell unterscheidet man zwischen geraden und Hohlkehlsockeln. Beide Arten sind auch mit einer Fase, d. h. einer Abschrägung am oberen Rand, erhältlich (Bild 10.34). Sockel mit Fase werden in der Regel verlegt, wenn kein Wandbelag folgt. Für den Fall, dass trotz Sockel mit Fase ein Wandbelag folgt, darf die Fase unter keinen Umständen vertieft in der Be-lagsoberfläche liegen. Dieser Absatz führt zur Ansammlung von Verschmutzungen. Der Unter-schied muss beim Ansetzen mit der Dicke des Mörtelbettes ausgeglichen werden (Bild 7.44). Hohlkehlsockel kommen hauptsächlich in Räumen mit erhöhten hygienischen Anforderungen zum Einsatz. Die Kehle ermöglicht leichtes Reinigen, guten Wasserablauf und verhindert das Festsetzen von Bakterien im Wand-Boden-xtel (Bild 7.43). In den letzten Jahren wird auch immer öfter auf die Möglichkeit zurückgegriffen, den Hohlkehlsockel flach zu verlegen (Bild 7.45).

Bild 7.43: Hohlkehlsockel stehend

Bild 7.44: Kein bündiger Übergang von Wand-belag zu Sockel

Page 154: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

136 7 Herstellen einer Wandverfliesung im Dickbettverfahren

7

Bild 7.45: Hohlkehlsockel liegend

Ein gerader Sockel wird häufig aus dem gleichen Belagsmaterial wie die Bodenfliesen verlegt, der Fliesenhandel bietet ein umfangreiches Angebot.

Bei der Verlegung im Dickbett muss der Fliesenleger entscheiden, ob er als erste Schicht den Sockel setzt, oder mit der untersten Schicht der Wandfliesen beginnt und nach Abschluss der Wandverfliesung den Sockel nachsetzt.

7.5.3 Rechnerische Einteilung

Berechnungen zur Belagseinteilung beziehen sich auf die Ermittlung der Streifenbreite. Der Be-rechnungsablauf richtet sich nach der geometrischen Einteilung der Wand. Grundlage bilden die im Abschnitt 7.5.2 genannten Einteilungsregeln. Berechnungsablauf entsprechend der Verlegegeometrie: Gegeben: Rohbaumaß 1,51 m Mörtelbettdicke 2 cm STG 15 × 15 × 0,7 mit 3 mm Fuge 1. Belagsfläche hintergeschoben

VLdM

Rbm

dm

Bild 7.46: Stirnseite hintergeschoben

Verlegelänge = Rohbaumaß – 2 × Mörteldicke

VL = Rbm – 2 × dm

Page 155: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

7.5 Ansetzen des Wandbelages 137

7

Beispiel: VL = Rbm – 2 × dm VL = 151 cm – 2 × 2 cm VL = 147 cm Es gibt eine Fuge weniger als Fliesen innerhalb der Verlegelänge, weil mit einer Fliese begonnen und mit einer Fliese geendet wird. Anzahl der Fugen = Anzahl der Fliesen – 1 2. Belagsfläche eingelegt

VLdm

Rbm

dmfg

df

fg

df Bild 7.47: Stirnseite eingelegt

Verlegelänge = Rohbaumaß – 2 × Mörteldicke – 2 × Fliesendicke – 2 Belagsfugen

VL = Rbm – 2 × dm – 2 × df – 2 × fg Achtung: Treffen unterschiedliche Verleguntergründe aufeinander, sind die 2 angegebenen Be-lagsfugen als Bewegungsfugen ausgeführt und müssen rechnerisch berücksichtigt werden. Beispiel: VL = Rbm – 2 × dm – 2 × df – 2 × fg VL = 151 cm – 2 × 2 cm – 2 × 0,7 cm – 2 × 0,3 cm VL = 145,0 cm Es gibt ebenfalls eine Fuge weniger als Fliesen innerhalb der Verlegelänge, weil bereits beide Fugen bei der Bestimmung der Verlegelänge abgezogen werden. Anzahl der Fugen = Anzahl der Fliesen – 1 3. Belagsfläche aufgelegt Verlegelänge = Rohbaumaß + 2 × Mörteldicke + 2 × Fliesendicke

VL = Rbm + 2 × dm + 2 × df

df dfdm dmVL

Bild 7.48: Aufgelegte Wandseite (z. B.: Vorlage, Pfeiler)

Beispiel: VL = Rbm – 2 × dm + 2 × df VL = 151 cm + 2 × 2 cm + 2 × 0,7 cm VL = 156,4 cm

Page 156: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

138 7 Herstellen einer Wandverfliesung im Dickbettverfahren

7

Es gibt eine Fuge weniger als Fliesen innerhalb der Verlegelänge, weil mit einer Fliese begonnen und mit einer Fliese geendet wird. Anzahl der Fugen = Anzahl der Fliesen – 1 Berechnungsbeispiele für unsymmetrische und symmetrische Einteilung (Bild 7.49) Gegeben: Gewählte Einteilung: Belag hintergeschoben Rohbaumaß Rbm = 1,51 m Verlegelänge VL = 147 cm Gewähltes Belagsmaterial: STG 15 × 15 × 0,7 Gewählte Fugenbreite: 3 mm

ohne Symmetrie

Symmetrische Einteilung, Teilstreifen zu schmal

fachgerechte symmetrische Einteilung

VL

VL

VL

BST

fg

fg

fg

fg

fgfl

fl

fl fl fl

fl fl

fl

BST BST

BSTBST

fg fg

fg fg

Bild 7.49: Möglichkeiten der Belagseinteilung

Variante A: Unsymmetrische Einteilung

1. Fliesenanzahl festlegen Anzahl der ganzen Fliesen = Verlegelänge : (Fliesenbreite + Fugenbreite)

n = VL : (fl + fg) n = 147 cm : 15,3 cm n = 9,60

Page 157: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

7.5 Ansetzen des Wandbelages 139

7

Anzahl der ganzen Fliesen auswählen, das gibt die Ziffer vor dem Komma an. In diesem Fall: 9 Fliesen 2. Auswahl der Streifenanzahl Die Anzahl der Streifen geben die Ziffern nach dem Komma an: in Prozent der Anteil an der nächsten ganzen Fliese. In diesem Fall: 1 Streifen mit 60 % (ist größer als die Hälfte, also möglich) 3. Streifenbreite bestimmen Breite des Streifen = Verlegelänge – Länge aller ganzen Fliesen – Länge aller Fugen Insgesamt befinden sich 10 Fliesen an der Wand: 9 Ganze und 1 Streifen. Wie im oberen Abschnitt erläutert, gibt es dann eine Fuge weniger, also 9 Fugen

BSt = VL – Länge n – Länge fg

BSt = 147 cm – 135 cm – 2,7 cm

BSt = 9,3 cm

Der zu schneidende Teilstreifen ist 9,3 cm breit.

Variante B: Symmetrische Einteilung

1. Fliesenanzahl festlegen Anzahl der ganzen Fliesen = Verlegelänge : (Fliesenbreite + Fugenbreite)

n = VL : (fl + fg)

n = 147 cm : 15,3 cm

n = 9,60

Anzahl der ganzen Fliesen auswählen, das gibt die Ziffer vor dem Komma an. In diesem Fall: 8 Fliesen, weil 2 Teilstreifen benötigt werden 2. Auswahl der Streifenanzahl Die Anzahl der Streifen geben die Ziffern nach dem Komma an: in Prozent der Anteil an der nächsten ganzen Fliese. In diesem Fall: 2 Streifen mit 160 % (eine Ganze und 60 %) 3. Streifenbreite bestimmen Breite des Streifens = Verlegelänge – Länge aller ganzen Fliesen – Länge aller Fugen Insgesamt befinden sich 10 Fliesen an der Wand: 8 Ganze und 2 Streifen. Wie im oberen Abschnitt erläutert, gibt es dann eine Fuge weniger, also 9 Fugen

BSt = VL – Länge n – Länge fg

BSt = 147 cm – 120 cm – 2,7 cm

BSt = 24,3 cm für 2 Streifen

BSt = 12,15 cm pro Streifen Die zu schneidenden Teilstreifen sind jeweils 12,15 cm breit.

Page 158: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

140 7 Herstellen einer Wandverfliesung im Dickbettverfahren

7

7.5.4 Bearbeiten der Fliesen

Das Bearbeiten der Fliesen und Platten gehört zu den handwerklichen Grundfertigkeiten des Flie-senlegerberufes. Werden große Platten und Natursteine hauptsächlich maschinell getrennt, voll-ziehen sich die Arbeiten bei Steingut- und Irdengutfliesen sowie bei Steinzeug manuell. Ange-zeichnet wird der Schnittverlauf am besten mit einem speziellen Fliesenstift, z. B. Fine-Liner. Den Mittelpunkt einer Fliese kann der Fliesenleger schnell und einfach mit dem Anzeichen der beiden Diagonalen feststellen. In der Regel fertigt sich ein Fliesenleger auch die gängigen Größen der Aussparungen als Schablone aus Kunststoff an. Beim Trennen von Steingut und Irdengut ritzt man mit der Fliesenschneidemaschine (auch Wi-dianadel oder Glasschneider) die Glasurschicht an und bricht die Fliese entlang des Scherbens. Dazu kann man die Brechzange zu Hilfe nehmen oder die Fliese vorsichtig auf das Kopfstück des Fliesenschneiders schlagen. Durch das nach unten Drücken der beiden Fliesenstreifen entsteht in der Ritzspur eine Zugspannung, so dass die Fliese entlang des Scherbens bricht. Aussparungen am Rand der Fliese werden vorsichtig mit der Fliesenzange (Papageienzange) vom Rand aus bis zur gewünschten Größe und Form abgebrochen. Aussparungen innerhalb der Fliesenfläche werden heute hauptsächlich mit dem „Lochboy“ her-gestellt. Die Fliese wird in den beidseitigen Zahnkranz des „Lochboys“ eingespannt und mit dem Fliesenhammer ein kleines Loch geschlagen. Dieses wird dann mit der Fliesenzange erweitert. Traditionell wurden und werden runde oder eckige Aussparungen in Wandfliesen durch freies Bearbeiten der Fliese hergestellt. Dabei nimmt der Fliesenleger im Sitzen einen Fäustel zwischen die Knie, legt die Wandfliese darauf und beginnt sehr vorsichtig mit dem Fliesenhammer ein kleines Loch herzustellen. Heute bietet ein moderner Kreisschneider für Kreise und Rundungen eine deutliche Arbeitser-leichterung.

Unabhängig von der Art der Bearbeitung, der Form und Größe der Aussparung dürfen nur Fliesen mit einwandfreier Kante weiter verarbeitet werden. Deshalb sind alle Schnittkanten abzuschleifen und zu glätten. Fliesen mit abgeplatzten Glasurstücken (Motten) gehören nicht in einen Wandbelag! Sie führen beim späteren Verfugen zu Verfärbungen.

7.5.5 Verlegetechnologie Ausgehend von den bereits abgeschlossenen Vorbereitungsarbeiten, einem eingerichteten Ar-beitsplatz und einem angebrachten Spritzbewurf beginnt das eigentliche Ansetzverfahren mit dem Einrichten der Wände für die Dickbettverlegung.

1. Einrichten der Wand Prinzipiell werden für das Erreichen einen lot-, flucht- und winkelrechten Belages stets eine waa-gerechte und eine senkrechte Bezugsachse benötigt. Die waagerechte Bezugsachse bildet beim Ansetzen der Mörtelschicht die Lehre für die erste Schicht (entweder Sockelschicht oder unterste Schicht des Wandbelages, wenn kein Sockel vorhanden). Die Höhe in der die Lehre angelegt, wird richtet sich nach dem Meterpunkt. Dieser wird im All-gemeinen in jedem Raum angetragen, mindestens aber auf jeder Etage. Der Abstand vom Meter-punkt zur Oberkante des fertigen (inklusive der Bodenfliesen usw.) Fußbodens (OKFF) beträgt exakt 100 cm. Das bedeutet, die Oberkante der Lehre für das Ansetzen der untersten Schicht muss – ausgehend vom Meterpunkt – auf 99,3 cm eingerichtet werden, denn zwischen Bodenfliesen

Page 159: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

7.5 Ansetzen des Wandbelages 141

7

und Sockelfliesen befindet sich eine Fuge. Diese wird als Bewegungsfuge ausgeführt (7 mm) und verkleinert damit den Abstand vom Meterpunkt (Bild 7.50). Wird der Sockel nach dem Wandbelag angesetzt (z. B. beim Kehlsockel), ändert sich die Höhe der Ansetzlehre genau um das Kantenmaß der Sockelfliese plus die Belagsfuge zwischen dem Sockel und der Wandfliese (Bild 7.51).

Bild 7.50a: Feststellen der Oberkante

des Rohfußbodens (OKRF) Bild 7.50b: Feststellen der Oberkante

der Setzlatte

Fs

hsFg

Fs Fshs

Fg

hsFg

hsFg

OK FFB

OK RFB

Meterpunkt

1 2 3 4 5

Stic

hmaß

Stic

hmaß

Stic

hmaß

Stic

hmaß

Stic

hmaß

Bild 7.51: Mögliche Varianten der OKFF in Abhängigkeit der Sockelart

Page 160: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

142 7 Herstellen einer Wandverfliesung im Dickbettverfahren

7

Mit Sockel oder kein Sockel (Bilder 1 und 2): Höhe der OK Lehre = Meterpunkt – 100 cm + Fugenbreite im Wand-Boden-xtel Als lichter Abstand vom Meterpunkt ergibt sich: 100 cm – Fugenbreite. Sockel nachgesetzt (Bilder 3, 4 und 5): Höhe der OK Lehre = Meterpunkt – 100 cm + Fugenbreite im xtel + Sockelhöhe + Belags- fuge Als lichter Abstand vom Meterpunkt ergibt sich: 100 cm – Fugenbreite im x-tel – Sockelhöhe – Belagsfuge.

Als Lehre eignet sich einerseits eine „Setzlatte“ aus Holz, Stahl oder Aluminium. Diese wird mit erdfeuchter Mischung unterfüttert bis die erforderliche Höhe erreicht ist und in waage gebracht. Dabei ist einmal auf die richtige Verdichtung der Mörtelmischung und zugleich auf vollflächiges Aufliegen der Setzlatte zu achten. Eine andere Möglichkeit bietet die Ansetzlehre aus erdfeuchter Mischung. Die Mischung wird entlang der Wand auf die notwendige Höhe gehäufelt, verdichtet und in waage gezogen. Unabhängig von der Wahl einer der beiden Möglichkeiten, ist das sachgemäße und exakte Anle-gen der Lehre die Vorraussetzung für einen den Qualitätsanforderungen entsprechenden Wandbe-lag und zugleich auch für einen Bodenbelag in fachgerechter Ausführung. Die senkrechten Bezugsachsen bilden beim Ansetzen im Dickbett die seitlichen Lote. Diese werden entweder direkt an der zu fliesenden Wand (wenn nur diese gefliest wird) angebracht oder an den jeweils rechtwinklig angrenzenden Wänden. Letztere Variante ermöglicht dem Fliesenle-ger einerseits das richtige Maß an der Ansetzwand und andererseits ergibt sich zugleich die senk-rechte Bezugsachse für die nächste zu fliesende Wand (Bilder 7.52 bis 7.54).

Bild 7.52: Aufhängen des Lotes Bild 7.53: Fixieren des Lotes

Page 161: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

7.5 Ansetzen des Wandbelages 143

7

Bild 7.54: Richtiger Abstand zur angrenzenden Wand

Der Abstand der Lotschnur von der Wand ergibt sich aus Mörtelbettdicke plus Fliesendicke. Au-ßerdem ist darauf zu achten, dass bei eventuellen Unebenheiten dennoch ein ausreichendes Mör-telbett (mindestens 1,5 cm) vorhanden ist (Bild 7.54). Die Lote werden mit Schnurstiften (Putzhaken) in der Wand oberhalb des Belagendes befestigt, die Lote können frei hängen oder durch maßgenaues Umwickeln fixiert werden. In Wände mit Abdichtungen oder Putzträgern dürfen im Bereich dieser Schichten keine Schnur-stifte (Putzhaken) eingeschlagen werden. Erforderliche Bewegungsfugen bei einem Wechsel des Verlegeuntergrundes müssen beim Ein-messen und Anlegen berücksichtigt werden.

2. Herstellen des Ansetzmörtels (Die genauen Arbeitsschritte sind im Abschnitt 7.5 ersichtlich.)

3. Tauchen der Fliesen Kurz vor dem Ansetzen der Steingutfliesen werden diese kurz (1 bis 3 Sekunden) in den Wasser-eimer getaucht. Das kann auch mit einem kleinen Stapel Fliesen gleichzeitig geschehen. Damit werden die vielen Poren im Scherben bis zu einem Drittel ihrer Aufnahmefähigkeit mit Wasser gesättigt und die allerkleinsten Poren sogar vollständig, denn dort kann der dickflüssigere Zementleim ohnehin nicht eindringen. Verzichtet man auf diesen Arbeitsschritt wird dem Ansetzmörtel (Zementleim) das Wasser zu schnell entzogen, der Mörtel „verbrennt“ und verliert an Festigkeit. Allerdings werden die Steingutfliesen nicht in jedem Fall gleichstark oder überhaupt gewässert. Der Fliesenleger muss vor Ort entscheiden, ob der Untergrund wegen schwacher Saugfähigkeit das Tauchen der Fliesen überflüssig macht, weil sonst der Abbindeprozess verlängert wird.

Page 162: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

144 7 Herstellen einer Wandverfliesung im Dickbettverfahren

7

Stein- und Irdengutfliesen werden immer getaucht, wenn man an gut saugenden Wänden an-setzt und in normaler Mörtelbettdicke gearbeitet wird! Stein- und Irdengutfliesen werden nicht getaucht, wenn der Untergrund schwach saugend ist und die Mörtelbettdicke über die durchschnittliche Ansetzdicke hinausgeht!

4. Ansetzen der Punktfliesen Als Punktfliesen werden die beiden äußersten Fliesen rechts und links bezeichnet. Diese setzt der Fliesenleger auf der Setzlatte genau mit der Vorderkante an die Lotschnur. Bei exaktem Einmessen der Wand kann eigentlich auf das Einloten mit der Wasserwaage verzichtet werden (2 Bezugsachsen), dennoch gehen sehr viele Fliesenleger den sicheren Weg und prüfen nochmals mit einer kurzen Wasserwaage den lotrechten Sitz der Punktfliesen (Bild 7.55). Mit dem Ansetzen der äußeren Fliesen ist gleichzeitig die senkrechte Bezugsachse der rechtwink-lig angrenzenden Wand geschaffen. Bei dieser Wandfläche orientiert sich später der Fliesenleger an der nun entstehenden Belagskante.

Bild 7.55: Prüfen der Punktfliesen auf Maß, Waage, Lot und Flucht

5. Ansetzen der ersten Schicht Die beiden Punktfliesen werden mit einer Gummischnur (Fliesenhexe) verbunden. Entlang dieser Schnur setzt der Fliesenleger die verbleibenden Fliesen der ersten Schicht. Für den Fall, dass besonders lange Wände angesetzt werden, empfiehlt es sich zusätzliche Punkt-fliesen anzuordnen. Diese werden dann an entsprechender Stelle im Arbeitsablauf wieder entfernt und nach dem Setzen der planmäßigen Fliese wird die Gummischnur an dieser befestigt (Bild 7.56). Jede Fliese muss vollsatt angesetzt werden. Entstehende Hohlräume beeinträchtigen die Lebens-dauer und die Nutzbarkeit des Wandbelages. Dazu gehören folgende Erscheinungen: – Bei Druckbeanspruchung (versehentliches Anschlagen, Herstellen von Bohrlöchern für Dübel

usw.) zerbrechen die Fliesen genau über diesen Hohlräumen. – Generell wird die Haftfestigkeit des Belages herabgesetzt, weil die Ansetzfläche nicht mehr

hundertprozentig ist. – Hohlräume bieten Platz für eindringendes Wasser – besonders gefährlich im Außenbereich! – Ungeziefer findet Platz in den Hohlräumen (Bild 7.58)! Ein vollsattes Mörtelbett erreicht man in erster Linie durch das richtige Aufziehen des Ansetz-mörtels auf den Fliesenscherben.

Page 163: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

7.5 Ansetzen des Wandbelages 145

7

Bild 7.56: Ansetzen der ersten Schicht, ohne Sockel, Ausgleichstreifen unten

Bild 7.57: Ansetzen der ersten Schicht als Sockel

falsch es bleiben Hohlräume zurück

richtig es entsteht ein vollsattes Mörtelbett

Bild 7.58: Fachgerechtes, vollsattes Mörtelbett

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146 7 Herstellen einer Wandverfliesung im Dickbettverfahren

7

Nachdem der Mörtel auf der Fliese sitzt, wird diese von unten nach oben an die Wand gesetzt, angedrückt und mit dem Kellengriff angeklopft. Mit dem vorsichtigen Anklopfen in der Fliesen-mitte verdichtet man das Mörtelbett, drückt den Mörtel in die noch freien Räume bzw. den über-schüssigen Mörtel nach oben heraus (Bild 7.59).

Achtung! Ein Anklopfen der Fliesen entlang der Außenseiten kann zu Verkantungen führen! Nur mit dem Kellengriff anklopfen, keine spitzen oder metallischen Gegenstände benutzen! Fliesen nicht nachklopfen! Der Mörtel beginnt sehr schnell zu erstarren und späteres An- oder Nachklopfen (auch nicht zu Korrekturzwecken) führt zum Lösen des Scherbens vom Ansetzmörtel.

Auf den ersten Blick sticht dem Betrachter (Auftraggeber, Kunde) immer das Gesamtfugenbild ins Auge. Auch hier gilt: Die erste Schicht bildet die Grundlage für das Aussehen des gesamten Wand- und Bodenbildes. In der ersten Schicht erhält man eine einheitliche waagerechte (Lagerfuge) und senkrechte (Lot-fuge) Fugenbreite durch Augenmaß oder für den Fall, dass der Fliesenleger noch nicht so geübt ist, mit Fliesenkeilen aus Kunststoff oder Holz. 6. Ansetzen der weiteren Schichten Nach dem vollständigen Ansetzen der ersten Schicht werden die vorhandenen Hohlräume mit erd-feuchter Mischung geschlossen und zusätzlich wird eine Schräge aufgezogen (Bild 7.60 und 7.61).

Bild 7.59: Vollsattes Mörtelbett Bild 7.60: Anschrägen als Auflage für

die nächste Schicht und für ein vollsattes Mörtelbett

Page 165: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

7.5 Ansetzen des Wandbelages 147

7

Bild 7.61: Detail Anschrägen

Diese ermöglicht ein einfacheres Ansetzen der nächsten Schicht, weil die Fliese auf die Schräge aufgesetzt werden kann, dadurch eine gleichmäßig breite Lagerfuge leicht einzuhalten ist und die Fliese nicht abrutschen kann. Ansonsten entspricht der Arbeitsablauf dem der ersten Schicht. Die senkrechten Fugen werden übernommen, der Belag ist regelmäßig auf Flucht, Lot und Ebenflächigkeit zu überprüfen und abzuwaschen. Die Belagsfugen werden regelmäßig ausgekratzt, abgefegt oder abgewischt. Nach Abschluss der Ansetzarbeiten werden die Seiten und der obere Abschluss mit Mörtel aus-geworfen, so dass auch an den Seiten ein vollsattes Mörtelbett entsteht.

7.5.6 Verfugen des Belages

Die DIN 18 157 fordert nicht ausdrücklich das Anlegen von elastischen Fugen beim Dickbett-verfahren. Das bedeutet, dass in den Wand-xteln der Belag starr verfugt werden kann, vorausge-setzt der Untergrund ist identisch. Da das bei Wand und Boden nicht gegeben ist (Mauerwerk und Beton z. B.), müssen in diesem Bereich Bewegungsfugen angeordnet werden (Bild 7.62).

ca. 20 ca. 5

min

d. 5

WandaufbauUntergrundAnsetzmörtelWandbelag

elastische Randfuge bisUntergrund oder bis Abdichtung ausgekratztmit Hinterfüllung undin Plattenstärkeelastisch verfugt

Bild 7.62: Herstellen Randfuge

Page 166: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

148 7 Herstellen einer Wandverfliesung im Dickbettverfahren

7

Die Belagsfugen haben im Allgemeinen folgende Aufgaben: – Ausgleich von Maßtoleranzen der Fliesen – Ausgleich von geringen Spannungen im Belag – Gestalterische Aufgaben – Schutz vor dem Eindringen größerer Mengen Wasser in den Untergrund – Schutz vor Verschmutzung des Untergrundes

Die Breite der Belagsfugen ist in der DIN 18 157-1 (Trockengepresste keramische Fliesen und Platten) geregelt und richtet sich nach der Art der verarbeiteten Fliesen und Platten, der Raum-funktion und der Belagsbeanspruchung.

Es gelten folgende Fugenbreiten: bei einer Kantenlänge der Fliese bis 150 mm gilt eine Fugenbreite von ca. 2 mm bei einer Kantenlänge der Fliese über 150 mm gilt eine Fugenbreite von 2 bis 8 mm

WandaufbauUntergrundAnsetzmörtelWandbelag

Belagsfuge mit Fugenmörtel in Plattenstärke verfugt2 bis 5 mm

Bild 7.63: Herstellen Belagsfuge

Während der Ansetzarbeiten ist der Wandbelag fortlaufend und nach Abschluss der Arbeiten gründlich zu reinigen. Der Mörtel auf dem Belag darf nicht hart werden, da er sonst bei der Rei-nigung Kratzer auf der Glasur hinterlassen könnte. Zum Auskratzen aller Belagsfugen verwendet der Fliesenleger einen Holzstab – nicht die Kellen-spitze oder andere metallische Gegenstände. Diese können ebenfalls die Glasur beschädigen und das Eindringen der Fugenmasse in den Scherben ermöglichen, was zu unerwünschten Verfärbun-gen des Belages führt (Bild 7.63).

Nur eine rückstandfreie Belagfläche garantiert ein sauberes Verfugen mit einer homogenen Fugenfärbung.

Bevor mit dem Verfugen begonnen werden kann, ist eine Ruhezeit von ca.12 bis 24 Stunden einzuhalten, damit durch die noch offenen Fugen die Baufeuchtigkeit entweichen kann. Die exak-ten Angaben dafür können der jeweiligen Verarbeitungsanleitung auf der Rückseite des Fugen-mörtelsackes entnommen werden. Die Belagsfläche wird mit einem hydraulisch erhärtenden Mörtel (pulverförmig, auf Zementba-sis), der oftmals kunststoffvergütet ist, verfugt. Diese Vergütungen bewirken bestimmte Eigen-schaften, wie hohe Dichtheit und daraus resultierend eine geringe Verschmutzungsneigung sowie höhere Festigkeit und damit geringerer Abrieb.

Page 167: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

7.6 Aufgaben und Projekte 149

7

Die Fugenmasse wird entsprechend den Verarbeitungsrichtlinien des Herstellers angemischt, soll ca. 3 Minuten ruhen (reifen) und nochmals durchgerührt werden. Die Masse wird mit der Fliesen-kelle auf die Gummifugscheibe oder das Moosgummibrett aufgebracht und diagonal zum Fugen-verlauf in die Fugen gedrückt. Unter Umständen ist dieser Vorgang nach kurzer Trocknungszeit zu wiederholen, bis alle Fugen vollflächig ausgefüllt sind. Der Fugengummi oder das Fugbrett wird anschließend ohne Fugen-masse wiederum diagonal zum Fugenverlauf über den Wandbelag abgezogen, um so die über-schüssige Fugenmasse zu entfernen. Nach der vom Hersteller angegebenen Erstarrungszeit und unter Berücksichtigung von örtlichen Bedingungen (Temperatur, Luftfeuchtigkeit) wird der Fliesenbelag mit dem Schwammbrett ab-gewaschen. Dabei werden die Belagsfugen „egalisiert“, d. h.: Unebenheiten entfernt und ein ebenmäßiger Übergang zu den Fliesen geschaffen. Während dieses Vorganges muss das Schwammbrett regelmäßig ausgewaschen werden. Abschließend wird die Belagsfläche trocken gewischt bzw. mit einem weichen Lappen nachpoliert.

Die Fläche, die in einem Arbeitsgang ausgefugt wird, darf nur so groß sein, dass der anhaf-tende Fugenmörtel ohne Schwierigkeiten abgewaschen werden kann.

7.5.7 Nachgeordnete Arbeiten

Zu diesen Arbeiten gehört neben der abschließenden Säuberung und dem Polieren des Wandbela-ges, das Reinigen der Werkzeuge und Geräte auch die Beräumung der Baustelle und die Entsor-gung aller Abfälle. In den letzten Jahren ist nicht nur der Preis für die Entsorgung von Bauschutt gestiegen, auch haben sich einige Vorschriften verschärft. Deshalb muss jeder Fliesenleger auf die Trennung von Verpackungen (Papier, Kunststoff, Glas, Restmüll) und Bauschutt strengsten achten. Chemikalien müssen ebenfalls gesondert entsorgt werden.

7.6 Aufgaben und Projekte

7.6.1 Aufgaben zur Informationsbeschaffung

1. Worauf müssen Untergründe vor dem Ansetzen überprüft werden? 2. Untergründe werden nach ihrer Saugfähigkeit in drei Gruppen eingeteilt.

Nennen Sie diese und ordnen Sie ihnen jeweils 2 Untergründe zu! 3. Erklären Sie mittels Skizze das Prinzip der Mörtelhaftung! (Benutzen Sie dazu die Begriffe

Kohäsion, Adhäsion, Zementleim, Zementstein, Saugfähigkeit.) 4. Aus welchen allgemeinen Bestandteilen besteht ein Ansetzmörtel? 5. Welchen Einfluss hat ein zu hoher/zu geringer Bindemittelanteil? 6. Wie muss ein guter Fliesensand beschaffen sein? Begründen Sie Ihre Aussage! 7. Erklären Sie die Begriffe Korngröße und Kornklasse! 8. Unterscheiden Sie Trocken- und Nassmasse beim Herstellen des Ansetzmörtels! 9. Erklären Sie die folgenden Begriffe und geben Sie die fachgerechten Mischungsverhältnisse

an: Unterputz, Spritzbewurf, MG III, P II!

Page 168: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

150 7 Herstellen einer Wandverfliesung im Dickbettverfahren

7

10. Wie lange darf angemachter Mörtel verwendet werden? Warum gibt es diese Frist? 11. Was passiert, wenn ein Mischungsverhältnis zu fett ist? 12. Für das Ansetzen von Wand- und Bodenfliesen und den Spritzbewurf gibt es unterschiedliche

Mischungsverhältnisse. Warum ist das so? Wie heißen die entsprechenden Mischungsverhält-nisse?

13. Wie heißen die Mörtelgruppen I bis III, wo kommen diese zum Einsatz? 14. Welche Aufgabe hat ein Putzträger? Nennen Sie 3 nichtorganische und einen organischen

Putzträger! 15. Welche Vorteile bietet Rippenstreckmetall gegenüber anderen Mörtelträgern? 16. In der Küche verläuft ein Fallrohr direkt im Wand-x-tel. Wie sieht Ihr Lösungsvorschlag aus? 17. Wie muss die Vorbehandlung für folgende Untergründe aussehen? Mischmauerwerk, Natur-

stein, Porenbetonwand, Holztrennwand mit Schilfmatten bespannt und einem Kalkputz, Wand mit Stahlträger.

18. Erklären Sie die Unterschiede zwischen: a) Fliesen und Natursteinen b) Fein- und Grobkeramik c) Wand- und Bodenfliesen d) Stein- und Irdengut

19. Nennen Sie die Rohstoffe für die Herstellung von Steingutfliesen! Welche Eigenschaften können aus der Zusammensetzung und Herstellung der Fliesen abgeleitet werden?

20. Was beschreibt die Wasseraufnahme-Fähigkeit? Wofür ist diese Angabe notwendig? 21. Benennen Sie die Grenzwerte der Wasseraufnahme nach DIN EN 87! 22. Welche Angaben sind in der DIN EN 87 außerdem geregelt? Beschreiben Sie diese! 23. Zählen Sie auf und beschreiben Sie die Güteanforderungen, die an Wandfliesen gestellt werden! 24. Wie werden Fliesen werkseitig gekennzeichnet? 25. Nennen Sie die Einteilungsregeln für eine Fensterwand! 26. Was versteht man unter einer umlaufenden Fuge? 27. Zeichnen Sie einen horizontalen Schnitt durch eine geflieste Fensterwand mit Heizkörperni-

sche und erklären Sie die Veränderungen zwischen Roh- und Fertigmaß! Breite der Nische im Rohbau 1,51 m, Tiefe der Nische im Rohbau 12,5 cm.

28. Zeichnen Sie diese Fensterwand in der Vorderansicht mit einer Brüstungshöhe von 87,5 cm. Wie ändern sich die Fertigmaße für die vertikale Belagseinteilung bei einem Fensterbrett aus: a) 1,5 cm Innenputz PII b) Steingutfliesen 15 × 15 × 0,7 im 2 cm Mörtelbett?

29. Welche Aufgaben übernehmen die Belagsfugen? 30. Beschreiben Sie das Einrichten und Anlegen der ersten Schicht! Nutzen Sie zur Erklärung eine

oder mehrere Skizzen! 31. Wie erreicht man, dass der Wandbelag lot- und fluchtrecht angesetzt werden kann? 32. Erklären Sie folgende Arbeitsschritte: Tauchen, Anklopfen, Nachklopfen, Abklopfen! 33. Erklären Sie an Hand von Skizzen, auf welcher Höhe die Oberkante der Ansetzlehre liegen

muss! Die Bezugsgröße ist der Meterpunkt! a) Wandbelag aus STG im Format 20 × 20 mit 3 mm Fuge b) Wandbelag aus STG im Format 30 × 30 mit 3 mm Fuge und Sockel aus STZ 7,5 × 15 c) Wandbelag aus STG im Format 15 × 15 mit 3 mm Fuge und Kehlsockel 15 × 15

34. Wie viel m2 Fliesen im Format 31/31 (Verschnitt 7 %) müssen für die türhohe Wandbelags-fläche der Küche bestellt werden? Die Türmaße sind lichte Maße (Bild 7.64). Wie lautet die Bestellung (Zement in Säcken, Sand in m3) für 2 cm Ansetzmörtel im Mi-schungsverhältnis MV 1 : 5 bei EF = 1,4?

Page 169: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

7.6 Aufgaben und Projekte 151

7

Bild 7.64: Grundriss Küche 35. Ermitteln Sie die einzelnen Mischungsanteile für folgende Aufmaße:

a) A = 34,78 m2 Mörtelbettdicke 2,5 cm MV 1 : 5 bei EF 1,4 b) A = 67,98 m2 Putzdicke 2,0 cm MV 2 : 1 : 8 bei EF 1,33 c) A= 126,87 m2 Spritzbewurf 3 mm MV 1 : 2 bei EF 1,4 und einem Ansetzmörtel von 2 cm, MV 1 : 6 und EF 1,4

36. Der dargestellte Warteraum einer Arztpraxis (Bild 7.65) ist aufzumessen und das Material zu bestellen: Der Fliesenbelag wird raumhoch (3,20 m) ausgeführt, die Höhe des geplanten Fußbodenauf-baus beträgt 8 cm, Brüstungshöhe 87,5 cm. a) Bedarf an STG-Fliesen 20/30 bei 7 % Verschnitt b) Stückzahl Sockelfliesen 10/20 bei 4 % Verschnitt c) Anzahl der Zementsäcke für den 2 mm dicken Spritzbewurf im MV 1 : 2 und für den 2 cm

dicken Ansetzmörtel im MV 1 : 4. Der Einmischfaktor beträgt in beiden Fällen EF = 1,4. d) Bedarf an Sand in m3

Page 170: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

152 7 Herstellen einer Wandverfliesung im Dickbettverfahren

7

2415124 376

124

136,

5

2431

3,5

24

249

2420

1

70124

101

201

138,5

138,5

Fenster 237.5/ 137.5

cm

Bild 7.65: Warteraum Arztpraxis 37. Bestimmen Sie die Anzahl der Fliesen und die Streifengröße pro Schicht!

Die dargestellte Wand der Kaffeeküche eines Büros wird zuerst gefliest. Die lichte Wandhöhe beträgt 2,25 m (Bild 7.66). Tragen Sie zur Verdeutlichung die gewählte Anordnung der Fliesen in den Grundriss ein! a) Gehen Sie von 3 cm Ansetzmörtel und Wandfliesen STG = 20 × 20 × 0,7 mit 2 mm Fugen

aus! b) Gehen Sie von 2 cm Ansetzmörtel, Sockelfliesen im Format 10 × 10 × 1 und Wandfliesen

STG = 25 × 25 × 0,8 mit 3 mm Fugen aus!

213,5 24

249

11,5

11,5

cm

Bild 7.66: Kaffeeküche eines Büros

Page 171: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

7.6 Aufgaben und Projekte 153

7

38. Fertigen Sie einen Verlegeplan mit Fliesen 20 × 20 ×0,7 cm der Wand eines Hauswirtschafts-raumes im Maßstab M 1 : 10 auf DIN A4 an! (Bild 7.67) Zeichnen Sie den Horizontal- und Vertikalschnitt im M 1 : 20 auf DIN A4 oder Maßstab M 1 : 10 auf DIN A3!

213,586,5 76 86,5

11,5

213,511,5

249

24

cm Bild 7.67: Hauswirtschaftsraum

39. Teilen Sie zeichnerisch die Wand und die Türleibung des Lagerraumes ein und ermitteln Sie

rechnerisch die Fliesenanzahl und die Streifengröße! (Bild 7.68) Als Material steht STG im Format 10 × 20 × 0,6 (hochkant) zur Verfügung. Verlegt wird im Mörtelbett mit 1,5 cm Dicke und 2 mm Fugen. Die Türhöhe ist gleich der Belagshöhe, die Fußbodenkonstruktion ist inklusive Bodenfliesen 8 cm hoch. Fertigen Sie einen Verlegeplan der Wand in der Draufsicht und in der Vorderansicht im Maß-stab M 1 : 10 (m, cm) auf DIN A4 an!

188,

574

238,

5

36,5

36,5

11,5

12,5

112,5 76 150

338,524 36,52,01

BRH

87,

5

Stahlträger mittig11,5/ 12

cm

Bild 7.68: Lagerraum

Page 172: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

154 7 Herstellen einer Wandverfliesung im Dickbettverfahren

7

40. Wie breit müssen die Fugen sein, wenn eine Pfeilervorlage mit dem Rohbaumaß von 1,19 m mit ungeschnittenen Dekorfliesen im Format 10/10 gefliest werden soll?

41. Entwickeln Sie für die unterschiedlichen Wandlängen (Rohbaulängen) je eine unsymmetri-sche und eine symmetrische Einteilung für Steingutfliesen im Format 20 × 20 × 0,7 mit 3 mm Fugenbreite, die in 3 cm Mörtelbett verlegt werden! Die unterste Schicht bildet ein Sockel aus Steinzeug 7,5 × 20 × 1. A 2,30 m B 1,96 m C 1,44 m D 1,25 m

Fertigen Sie jeweils einen Verlegeplan der ersten beiden Schichten an!

7.6.2 Projekte

Projekt 1: Vorbereiten des Ansetzuntergrundes

Problemstellung: Der im Grundriss abgebildete Raum eines Büro- und Geschäftshauses soll entsprechend der Ge-samtplanung einen raumhohen (laut Baubeschreibung 2,75 m) Fliesenbelag im Dickbett erhalten (Bild 7.69). Situationsbeschreibung: Um einen reibungslosen Ablauf der Fliesenarbeiten zu gewährleisten, schickt Sie der Firmenchef zwei Tage vor dem Beginn der Arbeiten in das Gebäude, um vor Ort den Zustand des Rohbaus und alle Maße des Raumes zu überprüfen. Die Brüstungshöhe beträgt 87,5 cm, der geplante Fußbodenaufbau 7,5 cm. Handlungsziele: Am folgenden Morgen sollen in einer gemeinsamen Besprechung mit allen Fliesenlegerkollegen folgende Fragen geklärt werden: 1. Aus welchen Baustoffen bestehen die einzelnen Wände des Raumes? 2. Welche Vorbereitungsarbeiten sind im Allgemeinen vor Beginn der Dickbettverfliesung not-

wendig? Nutzen Sie zum Auflisten der Arbeiten einen Strukturbaum. Legen Sie diesen so an, dass Sie nachträgliche Ergänzungen vornehmen können!

3. Prüfen Sie, welche der Wände im Raum geeignet sind, um im Dünnbett zu arbeiten! Begrün-den Sie Ihre Entscheidung!

4. Für welchen Ansetzmörtel (Bestandteile) und welches Mischungsverhältnis haben Sie sich entschieden? Begründen Sie Ihre Wahl nach fachlichen Gesichtspunkten! Beschreiben Sie mögliche Auswirkungen eines zu fetten bzw. zu mageren Mischungsverhält-nisses!

5. Sind in diesem Raum Mörtelträger notwendig? Erklären Sie Ihren Kollegen mittels Skizzen, wozu Mörtelträger dienen, welche Art Sie ein-setzen würden und warum Sie sich so entschieden haben!

6. Erläutern Sie mittels Skizze detailliert, wie der Ansetzuntergrund der 5,49 m langen Wand vorbereitet werden muss, weshalb diese Arbeiten notwendig sind und welche Schäden bei un-sachgemäßer Ausführung der Arbeiten auftreten können! Benennen Sie alle Schichten Ihrer Skizze!

7. Stellen Sie mit Hilfe des Kataloges eine „Werkzeug-Kiste“ zusammen und bestimmen an-schließend den Brutto- und Nettopreis!

Page 173: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

7.6 Aufgaben und Projekte 155

7

8. Fertigen Sie für Ihr Berichtsheft eine Freihandzeichnung der benötigten Werkzeuge an!

2,24 401 4,87

10,88 10

1,86

126

2,36

4,76

4,872014,24

63,5

5,49

36,5

36,5

24 24

151

Holzpfeiler

15124

201

11,22

A

B

C

D

m; cm

5

55

5

5

5

Die Wand A soll eine Trockenbauwand werden

Bild 7.69: Büro- und Geschäftshaus

Projekt 2: Arbeits- und Untergrundvorbereitung

Problemstellung: Ihr Chef hat einen Auftrag für die Sanierung einer Autowerkstatt angenommen. Bei der gemein-samen Bauaufnahme stellen Sie fest, dass die örtlichen Gegebenheiten nur Dickbettarbeiten zu-lassen (Bild 7.70). Sie werden beauftragt, alle vorbereitenden Arbeiten zu organisieren und durchzuführen. Bevor Sie allerdings praktisch tätig werden, möchte der Meister Ihre Planung sehen und anschließend mit Ihnen besprechen.

Situationsbeschreibung: Die Belagsarbeiten sollen im Büro der Reparaturannahme/-ausgabe türhoch ausgeführt werden. Die erste Schicht bildet ein 10 cm hoher Steinzeugsockel. Der entstehende waagerechte Aus-gleichstreifen soll als andersfarbige Bordüre in Augenhöhe eingearbeitet werden. Für die Bodenbelagsarbeiten plant der Meister einen 7,5 cm hohen Aufbau bis OK Bodenfliese.

Handlungsziele: 1. Fertigen Sie einen Strukturbaum für alle Vorbereitungsarbeiten an!

Den Mittelpunkt des Strukturbaumes bildet eine Prinzipskizze des Wandbelages! 2. Ermitteln Sie die Wandbelagsfläche, die Sockel und Bordürenlänge!

Page 174: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

156 7 Herstellen einer Wandverfliesung im Dickbettverfahren

7

3. Nennen Sie alle benötigten Materialien (ohne Mengenangaben)! Benutzen Sie bitte Tabelle A!

4. Fertigen Sie an Hand des Kataloges Preiskalkulation für benötigte Werkzeuge/Hilfsmittel für Dickbettarbeiten an! Geben Sie den Endpreis an und kalkulieren Sie 2 % Skonto für Barzah-lung! Benutzen Sie Tabelle B!

5. Außerdem bittet der Meister Sie, sich mit den nachfolgenden Fragen zu beschäftigen und fachgerechte Ausgangsgrößen festzulegen! (Ansetzmörtel und Spritzbewurf: Mörtelbettdicke, MV, EF/Wandbelag: Farbe, Format, Fu-genbreite)

6. Erstellen Sie eine komplette Materialkalkulation! Erklären Sie den Unterschied zwischen Brutto- und Nettopreis und geben Sie beide Preise an!

7. Beschreiben Sie fachgerecht Ihre Vorgehensweise beim Überprüfen der Maße/Flucht usw. und des Untergrundes!

8. Sie entdecken bei der Bauaufnahme in der rechten Türwand einen Stahlpfeiler. Beschreiben Sie ihre Vorgehensweise! Skizzieren Sie Ihre Lösung als senkrechten Schnitt A-A , benennen Sie alle Schichten und geben Sie die notwendigen Maße an! Erklären Sie den Zweck der Kon-struktion, gehen Sie dabei auch auf besondere Konstruktionsvorschriften ein!

9. Erläutern Sie detailliert den Arbeitsvorgang : „Herstellen und Anbringen des Spritzbewurfes“! 10. Entwickeln Sie aus der Skizze eine Bauzeichnung als Schnittdarstellung und Detail in der

Vorderansicht!

Tabelle A Menge Bezeichnung Einzelpreis Endpreis

Tabelle B Genaue Bezeichnung Verwendungszweck/evtl. Stückzahl Nettopreis

Projekt 3: Ansetzen des Wandbelages (basiert auf Projekt 1) Die Kollegen waren mit Ihren Arbeitsergebnissen und Ihren Ausführungen sehr zufrieden. Des-halb überträgt Ihnen der Meister nun auch die Fliesenarbeiten. Doch bevor Sie mit den praktischen Arbeiten beginnen dürfen, möchte der Meister – wie bei Ausbildungsbeginn besprochen – Ihr „Arbeitstagebuch“ sehen. Dazu gibt er Ihnen noch folgende Hinweise: 1. Überlegen Sie zuerst, welche Arbeiten überhaupt anstehen, in welcher Reihenfolge diese aus-

geführt werden, welche Fliesen, welches Format (einschließlich Fugenfarbe) für Wand und Sockel ausgewählt werden sollen.

2. Wie teilen Sie die Wände bzw. Wandstücke ein? Welche Einteilung ist zweckmäßig, beachten Sie auch optische Aspekte! Wählen Sie nun geeignete Wand- und Dekorfliesen aus! Begrün-den Sie Ihre Entscheidungen!

Page 175: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

7.6 Aufgaben und Projekte 157

7

74 61,5

24

125

124

62,5

2432

6

361,

5

101

88,5

201

Alle Maße sind RohbaumaßeBRH= 90cm, Fb-aufbau = 10cm

Stahlträger24/24

B B

A

11,5 12,5

11,5

163,5

76

211,5 cm

Bild 7.70: Autoreparaturwerkstatt

3. Notieren Sie in Ihrem Arbeitstagebuch, wie Sie beim Anlegen der ersten Wand vorgehen. Beschreiben Sie ausführlich Ihre Arbeitsschritte für das Ansetzen der ersten drei Schichten mittels Skizzen! Beachten Sie dabei, dass ein Sockel gesetzt wird!

4. Zur Präsentation beim Bauherrn möchten wir einen Verlegeplan der Hauptwand im größtmög-lichen Maßstab vorlegen.

5. Außerdem fertigen Sie bitte eine Detailzeichnung des Türanschlusses der Haupteingangstür an. (M 1: 5 – cm –, die Türrahmenbreite beträgt 3,5 cm)

6. Ein einfacher Verlegeplan aller Wände des Raumes soll Ihre Arbeit beim Ansetzen erleich-tern. (jeweils nur eine Schicht, alle Streifen bemaßen)

7. Kalkulieren Sie den Preis für den Sockel, die Wandfliesen und die Fugenmasse! Das sind eine ganze Reihe guter Ratschläge von Ihrem Meister und Sie haben nun reichlich zu tun, um termingerecht Ihr Arbeitstagebuch vorzulegen. Und in den Fliesenmarkt müssen Sie ja auch noch.

Page 176: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

158 7 Herstellen einer Wandverfliesung im Dickbettverfahren

7

Projekt 4: Ansetzen eines Wandbelages

Problemstellung: Die dargestellte Wand im Verwaltungstrakt eines Krankenhauses soll einen neuen Fliesenbelag in Höhe von 2,01 m erhalten (Bild 7.71).

Situationsbeschreibung: Ausgewählt wurden dafür STG-Fliesen 15 × 15 × 0,7 mit einem Sockel aus Steinzeug im Format 7,5 × 15 × 1. Dieser soll im Halbverband gesetzt werden. Der Bauleiter wünscht neben der Materialkalkulation einen Verlegeplan.

Handlungsziele: 1. Teilen Sie den Belag rechnerisch ein und fertigen Sie anschließend einen Verlegeplan an!

Begründen Sie Ihre Entscheidungen der gewählten Einteilung! 2. Bestimmen Sie den erforderlichen Materialbedarf und leiten daraus die geforderte Kalkulation

ab! 3. Beschreiben Sie ausführlich Ihre Vorgehensweise beim Ansetzen des Fliesenbelages!

37,5 24 51 36,5

36,5

12,5

25

Mauerziegel Mz Normalformat NF

11,5

cm

Bild 7.71: Wand im Verwaltungstrakt eines Krankenhauses

Projekt 5: Ansetzen eines Wandbelages

Problemstellung: Der Bauleiter wünscht von Ihnen neben der Materialkalkulation auch verschiedene Ausführungs-zeichnungen. Er geht davon aus, dass der Wandbelag im Fugenschnitt zum Sockel verläuft.

Situationsbeschreibung: Der im Grundriss dargestellte Büroraum soll einen neuen Fliesenbelag für Wand (türhoch) und Boden erhalten (Bild 7.72). Ausgewählt wurden dafür STG-Fliesen 20/20/0,7 und STZ-Fliesen 20/20/1. Den Übergang zwi-schen Wand und Boden bildet ein 10 cm hoher STZ-Sockel. Den waagerechten Ausgleich bildet eine passende Bordüre. Der alte Fliesenbelag wurde bereits entfernt. Die Brüstungshöhe beträgt 87,5 cm, der Fußbodenaufbau 9 cm.

Page 177: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

7.6 Aufgaben und Projekte 159

7

Handlungsziele: 1. Beschreiben Sie ausführlich Ihre Vorgehensweise bezüglich der Planungs- und Vorbereitungs-

arbeiten! 2. Beschreiben Sie die Vorbereitung der Wand A für die Dickbettarbeiten! 3. Erklären Sie mittels Skizze, auf welcher Höhe Sie die Setzlatte einrichten! 4. Bestimmen Sie den erforderlichen Materialbedarf für die Ausführung des Wandbelages und

leiten Sie daraus die notwendige Kalkulationen ab! (Brutto- und Netto-Endpreis) 5. Teilen Sie den Belag der Pfeilerwand rechnerisch ein und fertigen anschließend einen Verle-

geplan an. Begründen Sie Ihre Entscheidungen der gewählten Einteilung! 6. Konstruieren Sie das Detail „Pfeiler“ an im Maßstab M 1 : 5! 7. Fertigen Sie auf DIN A3 eine Wandabwicklung des Raumes im geeigneten Maßstab an!

674 = Wand A

24 24

2424

126

201

99 449

626

49 12637

,5

313,

5

361,

5

cm

BRH 87,5

76101

Bild 7.72: Büroraum

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8 Herstellen eines gedämmten Fußbodens

8.1 Konstruktiver Fußbodenaufbau

Fußbodenkonstruktionen bestehen aus einer Lastverteilungsschicht (Estrich), die auf der Rohde-cke eingebracht wird und die Grundlage für die nachfolgenden Fliesenarbeiten bildet. Zusätzliche Schichten (Dämmung, Fußbodenheizung) sind unter- oder innerhalb der Lastverteilungsschicht je nach gewünschten Eigenschaften und Funktionen der Bodenkonstruktion möglich. Estriche müssen folgende Anforderungen erfüllen: – ausreichende Druckfestigkeit, diese ist abhängig von der späteren Nutzung des Estrichs. Bei

der Planung müssen verschiedene Kriterien wie Bindemittelart, Gesteinskörnung, Mischungs-verhältnis, Zusätze, Klimaverhältnisse während des Einbaus und notwendige Nachbehandlun-gen berücksichtigt werden.

– Ausreichende Biegezugfestigkeit um die Rissbildung durch Nutz- und Verkehrslasten zu verhindern.

– Verhinderung der Rissbildung, die zu erwartenden Längenänderungen durch Schwinden müssen bereits bei der Planung durch den Einbau von Dehnungsfugen berücksichtigt werden.

– Hoher Verschleißwiderstand, neben der allgemeinen Widerstandsfähigkeit des verwendeten Bindemittels und der Gesteinskörnung wird der Verschleißwiderstand auch durch Verdich-tung, Glättung und Nachbehandlung gezielt beeinflusst. Gerade bei Industrieböden ist der Verschleißwiderstand die wichtigste Eigenschaft eines Estriches.

– Widerstand gegen chemische Einflüsse, dieser ist abhängig von den Bindemittelarten (Ze-ment, Calziumsulfat, Magnesia, Asphalt) der einzelnen Estriche. Zu den chemischen Einflüs-sen gehören Öle, Fette, Lösungsmittel, Säuren und aggressive Wässer.

8.1.1 Estrichgruppen

Estriche werden nach ihrem Verbund mit der Tragkonstruktion in drei Gruppen (Estrichkonstruk-tionen) eingeteilt: Der Schwimmender Estrich (S) Der Estrich auf Trennschicht (T) Der Verbundestrich (V) Eine weitere Fußbodenkonstruktion ist der Trockenestrich, dessen Lastverteilungsschicht aus „trockenem Estrich“ besteht: Gipskartonbauplatten, Verbundplatten oder Spanplatten. Näher auf die Besonderheiten und das Verlegen von Fliesen und Platten auf dieser Konstruktionen wird im Lernfeld 17 („Modernisierung einer Belagskonstruktion“) eingegangen, da Trockenestriche in der Regel in Altbauten zu finden sind. Der Verbundestrich liegt direkt auf der Rohdecke, hat aber keine starre Verbindung zur Wand. Er wird durch einen Randdämmstreifen von den angrenzenden Wänden getrennt. Ein Verbundest-rich besitzt keine positiven bauphysikalischen Eigenschaften. Das heißt, er ist weder wärmedäm-mend noch trittschalldämmend. Seine Einsatzgebiete beschränken sich daher auf untergeordnete Räume (Bild 8.1a).

A. Borgmeier, H. Braunreiter, Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger,DOI 10.1007/978-3-8348-9945-3_8,© Vieweg+Teubner Verlag | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2011

Page 180: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

162 8 Herstellen eines gedämmten Fußbodens

8

b) Estrich auf Trennschicht

c) Schwimmender Estrich

a) Verbundestrich

FliesenbelagEstrich d-innen >= 45mm d-außen >= 50mm AbdeckungDämmschichtTrennfolieUntergrund

FliesenbelagEstrich d-innen >= 35mm d-außen >= 50mm TrennschichtUntergrund

Estrich d= 10mm bis 80mm Untergrund

dd

d

Bild 8.1: Estrichgruppen a) Verbundestrich b) Estrich auf Trennschicht c) Schwimmender Estrich

Beim Estrich auf Trennschicht wird die Lastverteilungsschicht durch eine Folie von der Rohde-cke im Wand und Bodenbereich getrennt. Die Folie übernimmt keine Wärme- oder Schallschutz technischen Aufgaben. Sie dient lediglich als Gleitschicht oder als Sickerwasserdichtung in Feuchträumen, dann allerdings im Gefälle verlegt. Durch die Folie können kleinere Spannungen aufgenommen werden, die sonst das Reißen des Estrichs im Wand- und Bodenbereich verursa-chen würden (Bild 8.1b). Der Estrich auf Trennschicht wird hauptsächlich dort eingesetzt, wo keine Wärmeschutz-Anforderungen notwendig sind, aber Anforderungen an den Feuchtigkeitsschutz. Ein Schwimmender Estrich kommt prinzipiell im Wohnungsbau und bei öffentlichen Gebäuden zum Einbau. Der Name „Schwimmender Estrich“ leitet sich daraus ab, dass die Lastverteilungs-schicht weder eine Verbindung zum Boden noch zu den angrenzenden Wänden hat. Diese Ver-bindung wird durch eine Dämmschicht auf der Rohdecke und einen Dämmstreifen im Wandbe-reich, der Randdämmstreifen genannt wird, unterbrochen. Die Estrichplatte schwimmt sozusagen im Raum. Ein Schwimmender Estrich hat hervorragende bauphysikalische Eigenschaften: Er ist wärme- und schalldämmend (Bild 8.1c).

Page 181: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

8.1 Konstruktiver Fußbodenaufbau 163

8

8.1.2 Dämmstoffe für Estrichkonstruktionen

Eine wichtige Eigenschaft des Schwimmenden Estrichs ist seine Wärmedämmung. Gerade im Wohnungsbau und bei allen öffentlichen Gebäuden spielt diese Eigenschaft eine immer größere Rolle. Unnötiger Wärmeverlust muss unter allen Umständen verhindert werden. In den letzten Jahren sind die gesetzlichen Anforderungen durch die Wärmeschutzverordnung (WSVO) und durch ihre Nachfolgerin, die Energieeinsparverordnung (EnEV) an die Ausführung von gedämmten Bauteilen stark gestiegen. Die Bemessung der Dicke der einzubauenden Dämmschicht und die Auswahl eines geeigneten Materials erfolgt in der Praxis nach zwei gängigen Verfahren. Das Verfahren zur Bestimmung der Wärmebilanz, bei dem die Wärmeverluste (z. B. durch Wärmeableitung oder Lüftung) den Wär-megewinnen (Sonneneinstrahlung, Gerätewärme) gegenübergestellt werden, ist in seiner Ermitt-lung und Feststellung sehr aufwendig. Deshalb kommt es vorzugsweise bei Großraumbüros (viele Menschen, viel Glas) und bei Rechenzentren u. ä. (viel Wärmeentwicklung durch die PCs, Server usw.) zum Einsatz. Das herkömmliche Verfahren ist die Berechnung der Dämmschichtendicke unter Berücksichti-gung der spezifischen Kennwerte (Wärmeleitung, Wärmespeicherung, Wärmedurchlasswider-stand). Das Verfahren ist einfacher, allerdings auf Gebäude mit 2 Vollgeschossen beschränkt. Im Zuge der neuen Energieeinsparverordnung und dem dazugehörigen Energiepass spielt gerade dieser Sektor auch im Fliesenhandwerk eine immer größere Rolle. In der Baupraxis ist eine 100prozentige Verhinderung der Wärmeableitung (Transmissionswär-meverlust) nicht möglich. Um Schwachstellen oder Wärmebrücken aufzuspüren, fertigt man ein Wärmespektrogramm an. Vereinfacht ausgedrückt handelt es sich dabei um ein Farbfoto, bei dem die größten Wärmeverluste rot gekennzeichnet sind und die geringsten Wärmeverluste blau. Zugleich müssen die Baustoffe aber auch Aufgaben des Schallschutzes, insbesondere Trittschall-schutz, übernehmen und ökologischen Anforderungen entsprechen. Der Fliesenleger ist verantwortlich für den ordnungsgemäßen und fachgerechten Einbau der Wärmedämmung (wenn er die Arbeiten ausführt) und für die Kontrolle und die fachgerechte Fortführung der Arbeiten ab Oberkante Estrich. Einer Wand-, Fassaden- oder Bodenkonstruktion werden die wärmedämmenden Eigenschaften durch die vielen Poren im Dämmstoff verliehen. In den Hohlräumen befindet sich Luft, die die Wärme schlecht weiterleitet und so das stetige Ableiten der Wärme aus dem beheizten Raum verhindert. Ein porenarmer oder porenfreier Baustoff besitzt dieses Vermögen nicht. Wird aller-dings die Porenschicht unterbrochen oder behindert, entstehen so genannte Wärmebrücken, die zur schnelleren Ableitung der Wärme bis zum Verlust der Wärmedämmung führen können. Ein sehr kritischer Aspekt ist das Durchfeuchten der Dämmung, sie muss also bei fachgerechtem Einbau in jedem Fall vor Feuchtigkeit geschützt werden, dazu gehört auch die Feuchtigkeit aus dem Estrich, Verlegemörtel oder Dünnbettmörtel. Prinzipiell unterscheidet man Dämmstoffe in Steinform und in Platten- oder Mattenform. Für den Bereich der Fußbodenkonstruktion sind Dämmsteine (Hochlochziegel Hlz, Porenbeton-Block-steine Pb, Porenbeton-Plansteine PP und Bimsbeton-Steine) nicht geeignet. In der nachfolgenden Tabelle sind die Dämmstoffe nach der Europäischen Norm aufgeführt. Die Europäischen Normen EN 13 162 bis EN 13 171 ersetzen die bisher gültigen DIN Normen 18 161 bis 18 174 sowie 1101 und 68 755 in Bezug auf die Klassifizierung der Dämmstoffe.

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164 8 Herstellen eines gedämmten Fußbodens

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Werkmäßig hergestellte Dämmstoffe Bisher gültige DIN-Norm Neue europäische Produktnormen Mineralwolle – für Wärmedämmung – für Trittschalldämmung

DIN 18 165-1 DIN 18 165-2

DIN EN 13 162 (MW)

Polystyrol-Hartschaum – für Wärmedämmung – für Trittschalldämmung

DIN 18 164-1 DIN 18 164-2

DIN EN 13 163 (EPS)

Polystyrol-Extruderschaum DIN 18 164-1 DIN EN 13 164 (XPS) Polyurethan-Hartschaum DIN EN 13 165 (PUR) Phenolharz-Hartschaum DIN EN 13 166 (PF) Schaumglas DIN 18 174 DIN EN 13 167 (CG) Holzwolle DIN 1101 DIN EN 13 168 (W W) Blähperlite Zulassung DIN EN 13 169 (EPB) Expandierter Kork DIN 18 161-1 DIN EN 13 170 (KB) Holzfaserdämmstoffe DIN 68 755 DIN EN 13 171 (WF)

An dieser Stelle soll kurz auf die wesentlichen Eigenschaften der in der Tabelle angeführten Stof-fe eingegangen werden. a) Mineralwolle (MW) besteht aus Mineralfasern, die entweder durch Gesteinsschmelze

(Steinwolle) oder Altglasschmelze (Glaswolle) hergestellt wird. Neben ihrer geringen Dichte und geringen Festigkeit besitzt Mineralwolle eine sehr gute Wärmedämmung und eine gute Schalldämmung. Mineralwolle ist nicht brennbar (A3) beziehungsweise leistet sie einen aus-reichenden Brandwiderstand (A2).

b) Expandierter Polystyrol-Hartschaum (EPS) sind vorgeschäumte Polystyrolkügelchen, die durch Heißdampf zu Blöcken verschäumt werden. Sie sind sehr porös und haben keine homo-gene Dichte. Herstellungsbedingt benötigen sie wegen ihrer hohen Schwindmaße eine Lager-zeit von mindestens sechs Wochen. Sie sind entweder schwer entflammbar (B1) oder normal entflammbar (B2).

c) Extrudierter Polystyrol-Hartschaum (XPS) besitzt eine größere Festigkeit und Steifigkeit. Obwohl er über eine gute Wärmedämmung verfügt, ist er durch die Steifigkeit nicht für die Trittschalldämmung geeignet.

d) Polyurethan-Hartschaum (PUR) verfügt über eine noch größere Wärmedämmung und ist wegen seiner Steifigkeit ebenso wenig für eine Trittschalldämmung geeignet.

e) Schaumglas ist ein geschlossenzelliger Wärmedämmstoff aus Altglas und Kohlenstoff. Aus dem fein gemahlenen Glas entsteht bei Erhitzen ein CO2-Gemisch, das als Treibmittel dient. Schaumglas verfügt über eine mittlere Dichte, eine mittlere Wärmedämmung, eine mittlere Wärmeleitfähigkeit und über eine hohe Druckfestigkeit. Schaumglas hat aber schlechte Tritt-schalldämmeigenschaften. Dafür ist Schaumglas dampfdicht, wasser- und chemikalienbe-ständig.

f) Perlite (EPB) sind Schüttstoffe aus unterschiedlichsten Materialien. Die gebräuchlichsten sind thermisch aufgeschäumte natürliche Gesteine und Blähton in unterschiedlichen Kör-nungen. Perlite haben eine sehr geringe Rohdichte (und damit ein geringes Gewicht), eine mittlere Wärmedämmung, sind unbrennbar und verfügen über eine geringe Trittschalldämmung. Vor-rangig kommen sie als Ausgleichsschicht für Unebenheiten bei Altbaufußböden (insbesondere bei Dielenböden) in Frage.

g) Kork (ICB) gibt es in den Handelsformen als Korkplatten oder Korkschrot. Sie sind schwer entflammbar und gehören der Feuerwiderstandsklasse B1 oder B2 an. Kork ist nicht verrot-tungsfest.

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8.1 Konstruktiver Fußbodenaufbau 165

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Bei der Klassifizierung der Dämmstoffe tauchen die Abkürzungen A und B im Zusammenhang mit den Brandschutzanforderungen auf. Die vollständigen Tabellen 2.16 bis 2.20 sind in den Abschnitten 2.3.10 und 2.3.11 zu finden. An dieser Stelle soll so nur kurz auf die Bedeutung der Abkürzungen verwiesen werden. Die DIN EN 13 501 „Klassifizierung von Bauprodukten und Bauarten zu ihrem Brandverhalten“ ersetzt die bisherige DIN 4102. Statt der herkömmlichen Baustoffklassen A und B wird nach Euroklassen A bis F klassifiziert. Die Prüfung und Einordnung in die Hauptklassen erfolgt nach dem „Room-Corner-Test“. Hierbei wird die Zeit und die freiwerdende Energie bis zum „flash over“ gemessen. Die dazugehörigen Unterklassen s für die Beschreibung der Rauchentwicklung und d für die Be-schreibung des Abtropf-/Abfallverhaltens beim Brennen der Dämmstoffe erleichtern im Ernstfall die genaue Analyse des Brandverlaufes und vor allem die Rettung der Brandopfer. Klassifizierung von Dämmstoffen: Beispiel: MW-EN 13 162-T6-SD 11-CP 5 MW Mineralwolle EN 13 162 Europäische Norm T 6 Toleranzklasse der Dicke SD 11 Dynamische Steifigkeit in MN/m2 (Stufen pro 1 MN/m2 von 7 bis 75 –

hier: 11 MN/m2) Die Dynamische Steifigkeit ist entscheidend für das Trittschalldämm-vermögen, je geringer die Steifigkeit, desto besser die Trittschalldäm-mung

CP 5 Zusammendrückbarkeit c in mm (Stufen pro mm von CP 2 bis CP 5 – hier: 5 mm)

Unberücksichtigt von der europäischen Normung bleibt die DIN 4108, in der alle Anforderungen, Anwendungen und Produkteigenschaften von Dämmstoffen geregelt sind. Im Abschnitt 10 sind die Anwendungsgebiete der Dämmstoffe sowie deren Produkteigenschaften geregelt. Die nachfolgende Tabelle listet die Anwendungsgebiete der Dämmstoffe auf. Die Kurzzeichen sind jene Angaben, die im Leistungsverzeichnis beziehungsweise auf den Produktinformationen zu finden sind und vom Fliesenleger beherrscht werden müssen. Für Fußbodenkonstruktionen dürfen nur Dämmstoffe mit nachfolgenden Kurzzeichen verwendet werden: – aus dem Bereich Decke, Dach: Bezeichnung Klassifizierung DOE Innendämmung unter einem Estrich ohne Schallschutzanforderungen

DES Innendämmung unter einem Estrich mit Schallschutzanforderungen Außerdem müssen folgende zusätzlich geforderte Eigenschaften berücksichtigt werden: – Druckbelastbarkeit: Bezeichnung Klassifizierung Anwendung dg Geringe Druckbelastbarkeit Estriche im Wohn- und Bürobereich

ds Sehr hohe Druckbelastbarkeit Industrieböden, Parkdeck

dx Extrem hohe Druckbelastbarkeit Hochbelastete Industrieböden, Parkdecks

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166 8 Herstellen eines gedämmten Fußbodens

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– Trittschalldämmung: Bezeichnung Klassifizierung Zusammendrückbarkeit

sh Trittschalldämmung erhöhte Zusammendrückbarkeit

sm Trittschalldämmung mittlere Zusammendrückbarkeit

sg Trittschalldämmung geringe Zusammendrückbarkeit

Bei den Arbeiten im Fußbodenbereich trifft der Fliesenleger in fast allen Fällen auf eine kombi-nierte Trittschall- und Wärmedämmung. Wie bereits angesprochen, sind jedoch die hervorragen-den Wärmedämmeigenschaften nicht mit den trittschalldämmenden Eigenschaften identisch. So übertragen weiche Baustoffe den Trittschall weniger als schwere Baustoffe mit hoher Steifigkeit. Letztere dagegen sind aber nicht wärmedämmend. Ziel jeder modernen Baukonstruktion ist also die optimale Verbindung der gewünschten Eigenschaften, was in den meisten Fällen zu einer mehrschaligen Konstruktion führt. Der Trittschall ist eine der drei Formen des Schalls (neben Körperschall und Luftschall) und ent-steht durch Gehen oder Laufen. Ebenso wie bei den anderen beiden Schallarten werden die Bau-teile in Schwingungen versetzt und der Schall weiter getragen. Das kann mitunter zu einer sehr unangenehmen Belästigung führen, deshalb ist der Fliesenleger verpflichtet, entweder – je nach Auftragsbeschreibung – die Verlegung der Dämmschichten fachgerecht ausführen oder die bereits fertige Estrichkonstruktion vor Beginn der Belagsarbeiten auf ihre Wärme- und Trittschalldämm-tauglichkeit zu überprüfen (z. B.: Vorhandensein des Randdämmstreifens). Der Einsatz des Dämmmaterials in Platten- oder Mattenform richtet sich nach der so genannten Zusammendrückbarkeit des Dämmstoffes. Die beiden Werte bezeichnen die Dicke des Stoffes im unbelasteten (also: gelieferten) und belasteten (also: eingebauten) Zustand. Würde ein zu weicher Dämmstoff unterhalb der Lastverteilungsschicht verlegt werden, könnte es zum Brechen der Est-richplatte bei zu starker oder punktueller Belastung kommen. Es gelten folgende Werte:

Die Nenndicke (Zusammendrückbarkeit) c gibt die Lieferdicke dl und die Belastungsdicke db an. Die Differenz zwischen den beiden Werten dl und db darf 5 mm nicht überschreiten! Diese Grenze ist ebenfalls bei mehrlagigen Dämmschichten einzuhalten!

Damit dieser Wert realisiert werden kann, werden in der Praxis die meisten Dämmschichten im Bodenbereich zweilagig ausgeführt: eine Lage als Trittschalldämmung und eine Lage als Wärme-dämmung. Bei der Verlegung ist auf die richtige Anordnung zu achten:

Die Trittschalldämmung wird als unterste Lage eingebaut, sie erzielt direkt auf der Rohdecke eine höhere Wirkung. Die darüber liegende biegesteifere Wärmedämmschicht verlegt man fugenversetzt.

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8.1 Konstruktiver Fußbodenaufbau 167

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8.1.3 Abdeckung

Der Fachverband des Deutschen Fliesenlegergewerbes verweist auf eine reißfeste, wasserabwei-sende Abdeckung der Dämmschicht. Diese soll so ausgelegt werden, dass kein Estrichmörtel oder Anmachwasser die Abdeckung unterlaufen kann, denn die Wärmeleitfähigkeit von Wasser ist 2,5-mal höher als die von Luft. Das heißt nicht nur, dass die Dämmschicht nicht mehr dämmen wür-de, sondern der Bodenkonstruktion die Wärme aus dem Raum wesentlich schneller entziehen würde! In der praktischen Anwendung bedeutet das für den Fliesenleger, bei einer einlagigen Ausführung eine seitliche Überdeckung von mindestens 8 cm und bei einer zweilagigen Ausführung Rich-tungs- und Fugenversatz. Der Fachverband empfiehlt, die Abdeckung bei der Anwendung von Fließestrichen zu verschweißen. Die Mindestdicke der Abdeckung beträgt 0,1 mm.

Die Abdeckungen sind prinzipiell an den Wandanschlüssen bis zur Höhe der Oberkante des Randdämmstreifens zu führen.

8.1.4 Anschluss zu den Wänden

a) Verbundestrich: Die Estrichplatte verbindet sich direkt mit dem Untergrund. Viele Fachbü-cher gehen in ihrer Darstellung davon aus, dass ebenfalls ein direkter Verbund zu den angren-zenden Wänden vorgenommen wird. Das führt unweigerlich zum Reißen des Estrich im Randbereich! Wo sollen die Längenänderungen aufgenommen werden? Deshalb ist unbedingt der Einbau eines Randstreifens zu empfehlen. Ebenso ist als Übergang von den Bodenfliesen zur Wand eine elastische Anschlussfuge anzuordnen, die die auftretenden Spannungen auf-nehmen kann. Erhalten die Wände keinen Fliesenbelag oder Sockel, ist das fachgerechte An-legen der Anschlussfuge (Breite nach DIN-Norm und keine 3-Flanken-Haftung) besonders sorgfältig auszuführen.

b) Estrich auf Trennschicht: Die ausgelegte und an der Rändern hoch geführte PE-Folie von mindestens 0,2 mm Dicke nimmt zum Teil die Spannungen durch Belastungen, Längenände-rung und Schwinden auf. Eine elastische Anschlussfuge ist ebenfalls erforderlich. Auch bei dieser Konstruktion fehlt der optimale Platz für die elastische Anschlussfuge, weil die verlegte Folie eine Dicke unter 1 mm aufweist.

c) Schwimmender Estrich: Der Randämmstreifen verhindert den starren Anschluss der Lastver-teilungsschicht (Estrichplatte) an die Wände. Er verhindert einerseits Schall- und Wärmebrü-cken und andererseits nimmt er mögliche Längenänderungen der Estrichplatte auf.

Durch den Einbau des Randdämmstreifens entsteht außerdem der notwendige Platz für das Anle-gen der dauerelastischen Fuge im Wand-Boden-Anschluss (Bild 8.2).

Der Randdämmstreifen ist umlaufend und ohne Unterbrechung einzubauen, seine Höhe ist abhängig von der Dicke der Fußbodenkonstruktion. Der Randstreifen beginnt auf der Rohde-cke und reicht bis über den fertigen Fußboden (OKFF).

Werden mehrlagige Dämmschichten eingebaut, kann der Randstreifen auf die vorletzte Dämm-schicht gesetzt werden. In jedem Fall ist er zu fixieren, um eine Lageveränderung bei Einbringen des Estrichs zu verhindern. Als Materialien kommen Kunststoffbahnen (EPS) zur Anwendung, die im Handel als Rollen erhältlich sind oder Streifen, die aus Styroporplatten geschnitten werden.

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168 8 Herstellen eines gedämmten Fußbodens

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elastische Fuge zwischen Wand- undBodenverfliesung mit Hinterfüllung

Fußbodenplatte z. B. STZ durch Mörtelmit der Wandoberfläche verbunden

Fußbodenaufbau- Fußbodenfliesen im

Zementmörtel- lastverteilende Schicht

- Abdeckfolie

- Schall- und Wärmedämmung- Trennfolie

Dünnbettmörtel oder

mit Randdämmstreifen

falsch

Bild 8.2a: Höhe des Randdämmstrei-fens zu niedrig

elastische Fuge zwischen Wand- undBodenverfliesung – keine Hinterfüllungnötig, da der Randdämmstreifen in exakterHöhe abgeschnitten wurde

Fußbodenplatte z. B. STZ ohne festeVerbindung zur Wandoberfläche

Bodenaufbau- Dünnbettmörtel oder Dickbettmörtel- lastverteilende Schicht- Abdeckung nach dem Randdämmstreifen verlegt- Dämmung- Trennfolie

richtig

Bild 8.2b: Fachgerechte Ausführung des Randdämmstreifens

Der Randdämmstreifen darf erst nach der Verlegung der Fliesen oder Platten sowie nach de-ren Verfugung abgeschnitten werden. In der Praxis wird diese Vorgabe oftmals vernachläs-sigt. Die nicht fachgerechte Ausführung lässt sich allerdings bei späteren Schäden sehr leicht nachprüfen!

8.1.5 Lastverteilungsschicht

Von einer Lastverteilungsschicht spricht man bei Estrichen auf Trennschicht und Schwimmenden Estrichen. In beiden Fällen bildet der Estrich eine biegesteife Schicht, die gleichmäßig die Eigen-last und die Verkehrslast (Wohngebäude ca. 1,5 N/mm2) auf den Untergrund (Rohdecke) ableitet. Die Elastizitätsmodule von keramischen Fliesen und Platten, nichtkeramischen Platten und Natur-steinen unterscheiden sich nicht nur untereinander, sondern vor allem auch von dem des Estrichs. Daher muss unbedingt eine überdurchschnittliche Biegebeanspruchung der Estrichschicht verhin-dert werden. Ansonsten treten die Risse nicht nur in der Estrichschicht auf, sondern setzen sich durch den gesamten Fliesen- oder Plattenbelag fort.

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8.1 Konstruktiver Fußbodenaufbau 169

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In der Praxis (besonders bei ungünstigen Grundrissen) hat sich zum Spannungsabbau und zur Verminderung der Rissbreite das Einbringen einer nichtstatischen Bewehrungsmatte aus Beton-stahl N 94 oder N 141 in Gitterform mit einer Maschenweite von 50 mm × 50 mm oder 75 mm × 75 mm bewährt. Diese ist aber nur im Fall eines beheizten Estriches zwingend vorgeschrieben. Wird eine solche Matte unabhängig vom Heizestrich eingebaut, muss sie in der Mitte des Estrich-querschnittes liegen (Nullzone, weder Zug- noch Biegebeanspruchung). Die Lastverteilungsschicht auf einer gedämmten Fußbodenkonstruktion kann entweder als Dick-bett nach DIN 18 352 „Fliesen- und Plattenarbeiten“ (Verlegung „Frisch in Frisch“) oder auf erhärteter Lastverteilungsschicht (Schwimmender Estrich) nach DIN 18 560 „Estrich im Bauwe-sen“ in aller Regel als Dünnbett ausgeführt werden. Nachfolgend sollen die unterschiedlichen Lastverteilungsschichten vorgestellt werden.

8.1.6 Estricharten

Im Zuge der Angleichung der Normen auf europäischer Ebene wurden die Estrichnormen einer grundlegenden Überarbeitung unterzogen. Die DIN 18 560 mit ihren Teilen 1–4 sowie dem Teil 7 bleibt im Prinzip nur als Restnorm erhalten. Kernstück ist die DIN EN 13 813 „Estrichmörtel, Estrichmasse und Estriche“, in der die Begriffe, Eigenschaften und Anforderungen festgelegt sind. Bisher waren die Kunstharzestriche nicht genormt, sie gehen jetzt ebenfalls in die DIN EN 13 813 ein. Bei dem nun gültigen Abkürzungen orientiert sich die Norm an der englischen Schreibweise. Während die verschiedenen Estrichkonstrukten nach ihrem Aufbau als Estrichgruppen be-zeichnet werden, erfolgt die Unterscheidung der Estricharten nach ihren Bindemitteln: Zement, Calziumsulfat, Magnesia, Gussasphalt und Kunstharz. Zementestrich (CT). Der Zementestrich ist die am meisten verwendete Estrichart. Der Grund dafür liegt in seinen ausgezeichneten Eigenschaften: – hohe Endfestigkeit – innen und außen einsetzbar – unempfindlich gegen Feuchtigkeit – universell einsetzbar – als Heizestrich geeignet Die Abkürzung CT für die europäische Normung stammt vom englischen Wort Cement ab. Die-ser Estrich ist ein Gemisch aus Zement, Gesteinskörnung (Zuschlagstoffen), Wasser und gegebe-nenfalls Zusätzen. Der Zement muss mindestens der Festigkeitsklasse 32,5 entsprechen. Zum Einsatz können alle Zemente der Klassen CEM I bis CEM III (Tabellen 2.9–2.11 im Abschnitt 2.3.6) kommen. Die Auswahl der Größe der Gesteinskörnungen ist abhängig von der Dicke der Estrichschicht. Für dünne Estriche bis zu einer Dicke von 3 cm empfiehlt sich eine Körnung der Sieblinie 0/4. Wer-den dickere Estriche gefordert, verwendet man die Sieblinien 0/8 oder 0/16. Hauptsächlich kommt eine Kombination aus Sand 0/2 und Kiessand 2/8 zum Einsatz, weil die Gemischtkörnigkeit eine gute Verdichtung und damit spätere Festigkeit garantiert. Für Estricharbeiten werden Bindemittel und Gesteinskörnung im Mischungsverhältnis MV 1 : 4 und MV 1 : 5 verarbeitet. Mögliche Mörtelzusätze können Betonverflüssiger BV, Erstarrungsverzögerer VZ oder Fließmit-tel BVF sein. Für Estricharbeiten werden Dichtungsmittel DM und Frostschutzmittel nicht emp-fohlen (Tabelle 2.3.7 im Abschnitt 2.3).

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170 8 Herstellen eines gedämmten Fußbodens

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Der Wasserzementwert (WZ-Wert) gibt das Verhältnis von Bindemittel zu Anmachwasser (und damit die Konsistenz der Mischung an) und soll möglichst gering gehalten werden. Optimal ist ein Wert von 1,33. Mit diesem wird eine ausreichende Verdichtung gewährleistet und die Gefahr der Schwindrisse gering gehalten. Diese Schwindrisse stellen beim Zementestrich ein generelles Problem dar. Der Schwindvorgang eines Zementestriches (Verringerung des Volumens beim Abbinden) ist in den ersten Tagen nach dem Einbringen extrem hoch, verlangsamt dann, hält aber über mehrere Monate an. Die Dauer des Schwindvorganges nimmt mit zunehmender Estrichdicke gleichfalls zu. Neben dem herstellungsbedingten Schwindvorgang kann sich der Estrich verformen auch durch Austrocknung. Obwohl bei der Prüfung der Ebenheit die Abweichungen im Toleranzbereich liegen können, kann es durch die Austrocknung des Estrichs zu konvexen oder konkaven Verfor-mungen kommen, die zu gravierenden Schäden führen können (Bild 8.3).

Verdunstung

Schwindspannung

Konvex

Konkav

Verdunstung

Bild 8.3: Konkave Verformung des Estrichs

Zu konkaven Verformungen des Estrichs kommt es, weil der Estrich auf der Oberseite schneller austrocknet als auf der Unterseite. Die Austrocknung an der Unterseite wird hauptsächlich durch die Abdeckfolie auf der Dämmschicht behindert. Besonders die Ränder und Ecken des Estrichs werden sich anheben. In der Praxis spricht man dann auch vom „Aufschüsseln“ (Bild 8.3). Eine schnelle Verdunstung, z. B. durch Zugluft, höhere Temperaturen oder direkte Sonnenein-strahlung beschleunigen diesen Prozess. Wird dieser Estrich mit Platten belegt und anschließend belastet, so kann es in den Randbereichen zu Brüchen und Rissbildung im Fliesenbeleg kommen. Dieser Erscheinung kann nur vorgebeugt werden, indem die Austrocknung an der Oberfläche durch Abdeckung mit einer Folie behindert oder verzögert wird. Außerdem bieten einige Hersteller Fertigestriche an, bei denen das Wasser binnen kürzester Zeit kristallin gebunden wird. In der Konsequenz bedeutet das, zusätzlich eine genaue Fugenplanung (Fugenplan) vorzunehmen, um Rissbildung durch Längenänderung zu verhindern. Die einzelnen Estrichfelder sollen eine Fläche von 40 m2 nicht überschreiten, dabei sollte die längste Seite aber nicht länger als 8 m sein. Ist die Gesamtfläche größer als die geforderten 40 m2, muss der Boden in mehrere Felder geteilt werden, die ein harmonisches Seitenverhältnis haben (d. h. kleiner als 2 : 1, also z. B. 3 : 2 oder 4 : 3) und zugleich ohne Arbeitsunterbrechung herzustellen sind. Eine konvexe Verformung entsteht in der Regel nach dem Verlegen des Bodens mit Fliesen oder Platten. Die Verlegung wurde dann vor der ausreichenden Austrocknung des Estrichs begonnen, so dass die Verdunstung des Wassers im Verlegemörtel behindert wird (Bild 8.4).

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8.1 Konstruktiver Fußbodenaufbau 171

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Randfuge gerissenEstrichAbdeckungDämmung

Bild 8.4: Konvexe Verformung des Estrichs Um die Eigenschaften eines Zementestriches gezielt zu beeinflussen und zugleich eine Arbeits-vereinfachung und- erleichterung zu schaffen, kommen immer häufiger Zusätze zum Einsatz. Mit Kunstharzzusätzen (bis max. 20 % des Estrichgewichtes) erreicht man neben der besseren Verarbeitbarkeit so wohl eine verbesserte Haftfestigkeit als auch eine erhebliche Verringerung der Rissneigung, weil die Sprödigkeit des Estriches durch den Kunststoffzusatz reduziert wird. Die Zugabe von Bitumen realisiert eine frühere Begehbarkeit, eine höhere Früh- und Endfestigkeit. Der Einsatz von Hartstoffen wie Schlacken, Metalle oder Natursteine führen zur Aufnahme schwerster Beanspruchungen und kommt deshalb in der Regel im Industriebau (Parkdecks, Mon-tagehallen usw.) zur Anwendung. Bei Lastverteilungsschichten aus Zementestrich gelten folgende Mindestdicken in Abhängigkeit von der konstruktiven Ausführung und der Lage im oder außerhalb des Gebäudes: Estrichmindestdicken nach DIN 18 352 und DIN 18 560 Die DIN bezeichnet Estriche als Bodenbeläge und setzt bei diesen DIN-Normen voraus, dass ein Fliesen- oder Plattenbelag verlegt wird. Anwendung Estrichdicke Mischungsverhältnis Gesteinskörnung Bodenbeläge auf Trennschicht oder Abdichtung Innenbereich Außenbereich

35 mm 50 mm

1 : 4 bis 1 : 5 1 : 4 bis 1 : 5

0 bis 8 mm 0 bis 16 mm

Bodenbeläge auf Dämmschicht Innenbereich Außenbereich

45 mm 50 mm

1 : 4 bis 1 : 5 1 : 4 bis 1 : 5

0 bis 8 mm oder 0 bis 16 mm

Kennzeichnung: Beispiel: DIN EN 13 813 CT-C50-F7-A9 CT Zementestrich C 50 Druckfestigkeit in N/mm2, von C5 bis C 80 F7 Biegezugfestigkeit in N/mm2, von F1 bis F 50 A9 Verschleißwiderstand, Abriebmenge in cm2/50 cm2 von A 1,5 bis A 22 Beispiel: DIN 18 560 CT-F4-S70-H 45 (als Estrich gemäß Leistungsverzeichnis) CT Zementestrich F4 Biegezugfestigkeit von 4 N/mm2 S70 Schwimmender Estrich, 70 mm dick H45 Heizestrich, Estrichdicke über Heizelement 45 mm

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172 8 Herstellen eines gedämmten Fußbodens

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Calziumsulfatestrich (CA). Obwohl schon seit mehreren Jahren im Zuge der Euronorm als Cal-ziumsulfatestrich bezeichnet, wird im allgemeinen Sprachgebrauch weiterhin sehr häufig der Begriff „Anhydritestrich“ benutzt. Bei diesem Estrich wird als Bindemittel entweder natürliches Anhydrit (wörtlich: ohne Wasser) oder synthetisch hergestelltes Anhydrit bzw. Halbhydrate ein-gesetzt. Anhydrit in natürlicher Form ist feingemahlener wasserfreier Gips, in synthetischer Form wird Anhydrit in Entschwefelungsanlagen gewonnen.

Neben fünf großen Vorteilen gegenüber Zementestrichen beinhaltet der Einbau von Calzium-sulfatestrichen auch einen erheblichen Nachteil. Einerseits – weist ein Calziumsulfatestrich eine bessere Wärmespeicherung als Zementestrich auf

(man spürt Fußwärme), – er kann als selbstnivellierender Fließestrich verlegt werden, – er erhärtet schneller und ist so früher begehbar (1–2 Tage), belastbar und belegbar (in Ab-

hängigkeit von der Restfeuchte ca. 1–2 Wochen), – er bindet spannungsfrei ab, einzelne Felder sind nicht notwendig und – er benötigt daher auch als Heizestrich keine Bewehrung.

Aber auf der anderen Seite wird seine Anwendung durch die Eigenschaft des Gipses, nicht der Feuchtigkeitsbeanspruchung standzuhalten, auf den trockenen Innenbereich begrenzt. Ein Calzi-umsulfatestrich ist prinzipiell gegen Feuchtigkeitsbeanspruchung zu schützen. Das gilt auch für den privaten Badezimmerbereich, der eigentlich nicht zum Feuchtraum zählt. Die Nenndicke der Lastverteilungsschicht eines Calziumsulfatestriches beträgt bei normaler Wohnraum-Verkehrslast von 1,5 kN/m2 mindestens 45 mm, als Calziumsulfat-Fließestrich mindestens 40 mm, diese Ab-weichung muss jedoch durch ein Prüfzeugnis nachgewiesen werden. Auf Grund der positiven Eigenschaften eignet sich der Calziumsulfatestrich hervorragend zur Verlegung im Dünnbett. Eine Dickbettverlegung ist unter bestimmten Vorkehrungen ebenfalls möglich, macht aber aus ergonomischen Gründen wenig Sinn. Ausführlichere Informationen zum Belegen mit Fliesen und Platten auf einem Calziumsulfa-testrich und zu den Feuchtigkeitsbeanspruchungsklassen sind im Lernfeld 9 zu finden. Kennzeichnung: Beispiel: DIN 18 560 CA-F4-S40 (als Estrich gemäß Leistungsverzeichnis) CA Calziumsulfatestrich F4 Biegezugfestigkeit von 4 N/mm2 S40 Schwimmender Estrich, 40 mm dick Magnesiaestriche (MA). Der Marktanteil von Magnesiaestrich ist ebenso wie bei Gussasphaltest-rich relativ gering. Deshalb werden diese Estriche hauptsächlich durch Spezialfirmen ausgeführt. Magnesia ist ein Bindemittel auf der Basis von Magnesiumoxid (MgO). Bei der Herstellung von Estrich wird dem Magnesiabinder eine Chloridlösung zugesetzt (MgCl2), die zur sehr schnellen und fast steinartigen Erhärtung der Estrichschicht führt. Der weitaus bekanntere Name für den Magnesiaestrich ist „Steinholzestrich“ und beschreibt genau die Eigenschaften des Estriches:

– geringes Gewicht durch den Einsatz von Füllstoffen wie Holzmehl, Korkmehl, Steinmehl – geringe Wärmeleitung durch die Porigkeit – Verhinderung elektrostatischer Aufladung – nicht wasserbeständig, aber beständig bei zeitweiser Feuchtigkeitseinwirkung – beständig gegen Mineralöle, Lösungsmittel und Treibstoffe – schalltechnisch günstig – hohe Verschleißfestigkeit, nahezu staubfrei – extrem widerstandsfähig gegen Schlag und Stoß

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8.1 Konstruktiver Fußbodenaufbau 173

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Der größte Nachteil des Magnesiaestriches ist seine hohe Eigenfeuchtigkeit, die beim Einbau eine maximale Feldlänge von 8 bis 10 m erforderlich macht. Er ist auch im Gegensatz zum Calzium-sulfatestrich erst nach ca. 5 Tagen begehbar und erreicht seine Belegreife nach frühestens 3 Wo-chen. Die Mindestdicke beträgt 35 mm in der Ausführung als Schwimmender Estrich in Abhän-gigkeit von der Härteklasse. Hauptsächliches Einsatzgebiet dieses Estriches sind Industrie- und Laborräume, bei denen eine elektrostatische Aufladung verhindert werden muss. Gussasphaltestrich (AS). Gussasphaltestriche bestehen aus einer Kombination von Bitumen und Mineralstoffen (Split, Sand, Füller), die im Allgemeinen aus Natursand zur Abmagerung des Gemisches bestehen. Der Bitumenanteil beträgt rund 10 % der Gesamtmasse, die Gesteinskör-nung des Sandes liegt in der Sieblinie 0/4. Das Gemisch wird im erhitzten Zustand als dickflüssig bis zähe Masse eingebracht, die noch warme Oberfläche ist mit Sand abzureiben, um die Haftfestigkeit der nachfolgenden Schichten zu erhöhen.

Gussasphaltestriche können sofort nach dem Erkalten belastet werden, das bedeutet ca. 2 Stunden nach dem Einbringen. Mit dem Belegen kann bereits nach weiteren 1 bis 2 Stunden begonnen werden.

Die dichte, hohlraumfreie Zusammensetzung des Estrichs ergibt eine feste, feuchtigkeitsun-empfindliche Bodenkonstruktion. Außerdem ist die Verlegung von Witterung und Temperatur unabhängig. Da der Gussasphaltestrich in seiner Zusammensetzung völlig wasserfrei ist, besitzt er keine Restfeuchte und bringt auch keine zusätzliche Feuchtigkeit in das Gebäude. Er ist nahezu dampfdicht, staubfrei, geruchlos und kann fugenlos eingebaut werden. Im Unterschied zu Zement-, Magnesia- und Calziumsulfatestrich wird der Gussasphaltestrich nach seiner Härte klassifiziert. Die Härte hängt von der Estrichtemperatur und der Menge und der Art des Füllmaterials ab. Nachteilig wirken sich jedoch punktförmige Belastungen auf den Estrich aus, sie dringen bei ständiger Last in die Estrichschicht ein und führen zu Vertiefungen. Gussas-phaltestriche sind bei rotierenden Maschinen (Walzen, Pressen) im Industriebereich ungeeignet, können aber sowohl im Innen- als auch Außenbereich verlegt werden. Allerdings müssen im Außenbereich dann alle 6–8 m Trennfugen angeordnet werden. Die Mindestdicke des Gussasphaltestriches muss als Schwimmender Estrich mindestens 25 mm betragen. Der Gussasphaltestrich ist auch als Heizestrich geeignet, die Mindestdicke beträgt in der höchsten Härteklasse 35 mm bei 15 mm Mindestüberdeckung der Heizelemente. Bei Gussasphaltestrichen darf die Zusammendrückbarkeit der Dämmschichten (c) nicht mehr als 3 mm betragen. Kunstharzestrich (SR). Kunstharzestriche bestehen aus Harz, Härter und Gesteinskörnungen. Als Bindemittel können folgende Harze gewählt werden: – Polymethylmethacrylat (PMMA) – Epoxidharz (EP) – Polyurethanharz (PUR) – Ungesättigte Polyesterharze (UP) Kunstharzestriche sind aufgrund ihrer Eigenschaften vielseitig einsetzbar: Sie sind chemisch beständig, haben eine hohe Verschleißfestigkeit, sind im Innen- und Außenbereich einsetzbar, erreichen höchste Festigkeiten, sind auch in dünnen Schichten zu verlegen und verkürzen die Bauzeiten. Sie sind so gut geeignet für Lebensmittelräume (Molkereien, Fleischereien, Brauerei-en), für Laborräume, für Werk- und Industrieböden und bei der Altbausanierung. Sie erfordern aber eine Reihe von Verarbeitungshinweisen: Bei der Herstellung und dem Einbringen von Kunstharzestrichen sind unbedingt die Gefahren- und Sicherheitshinweise des Herstellers zu beachten. Die angerührten Mischungen müssen innerhalb der

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174 8 Herstellen eines gedämmten Fußbodens

8

angegebenen Topfzeit verarbeitet werden. Bei der Verarbeitung in Innenräumen ist auf ausreichen-de Lüftung zu achten, Zugluft aber zu vermeiden. Saugfähige Untergründe müssen in der Regel vor dem Einbau grundiert werden. Die angegebenen Mischungsverhältnisse sind einzuhalten. Ebenso wie bei Kunstharzklebern sind die erforderlichen Arbeitsschutzmaßnahmen zu beachten. Die Mindestdicke eines Kunstharzestriches beträgt in der Konstruktion als Schwimmender Est-rich mindestens 30 mm.

Kunstharzestriche sind bei Raumtemperaturen von 15 °C bis 20 °C bereits nach 8–12 Stunden begehbar und nach 3–7 Tagen mechanisch belastbar.

8.2 Fußbodenheizung Bereits die alten Römer machten sich das Prinzip der Fußbodenheizung zu Nutze, indem sie durch Kanäle unter der Fußbodenoberfläche in den kühleren Monaten warmes Wasser laufen ließen und durch die aufsteigende Wärme nicht nur den Fußboden erwärmten, sondern auch die gesamte Raumluft. Dieses so genannte „Hypokaustum“ kann noch heute in Pompeji bewundert werden. Pompeji wurde im Jahre 1000 vor unserer Zeit durch den überraschenden Ausbruch des Vulkans Vesuv zerstört. Bis dahin galt die Stadt als eine der modernsten, die Römer wussten das Ange-nehme im Leben – wie z. B. einen warmen Fußboden – zu schätzen. Auch heute erfüllt eine Fußbodenheizung höchste Komfortansprüche, vermittelt Behaglichkeit und ist zugleich energiesparend. Kombiniert mit einem Belag aus keramischen Fliesen oder Platten oder aus Natursteinplatten kann eine solche Fußbodenkonstruktion die Wärme nicht nur gleichmäßig im gesamten Bodenbereich (oder bewusst differenziert durch die Anordnung der Heizelemente) abge-ben, sondern auf Grund des optimalen Wärmespeichervermögens der Fliesen und Platten diese auch über einen langen Zeitraum nach dem Abschalten der Fußbodenheizung abstrahlen. Man unterscheidet grundsätzlich zwei Arten der Wärmeübertragung bei Fußbodenheizungen: die Warmwasser-Fußbodenheizung und die elektrische Fußbodenheizung. In den seltensten Fällen gehört es zu den Aufgaben des Fliesenlegers eine der beiden Arten zu verlegen, dennoch sind unbedingt Grundkenntnisse über den Aufbau und die Funktionsweise der Heizsysteme erforder-lich, wenn der Fliesenleger eine fachlich korrekte Belagsarbeit abliefern will. Warmwasser-Fußbodenheizung nach DIN 18 560, Teil 2 Grundprinzip der Warmwasser-Fußbodenheizung sind die spiralförmig ausgelegten Kunststoff-schläuche (als Heizrohre bezeichnet), in denen das Wasser strömt. Die Variante der Kunststoff-schläuche hat in den letzten Jahren immer mehr die Heizrohre aus Kupfer verdrängt. Neben dem Preis spricht außerdem für die Kunststoffschläuche deren flexiblere Verlegung, weniger Material-spannungen sowie eine längere Lebensdauer. Die Anordnung der Heizrohre wird der jeweiligen Raumsituation angepasst, das bedeutet, der Wärmefluss muss richtig gelenkt werden. Im Badezimmer, Barfußbereich und in den Fensterzo-nen geht man im Allgemeinen von einer Oberflächentemperatur von 33–35 Grad Celsius aus, im Wohnbereich von 28–30 Grad Celsius. In der Praxis, z. B. Wohnbereich mit einer langen, raum-hohen Fensterfront, kann das durch mehrere Heizkreise innerhalb einer Bodenfläche realisiert werden. Die fünf verschiedenen Bauarten nach DIN 18 560 unterscheiden sich nach der Lage der Heiz-rohre im Estrich (Bauart A) oder nach der Lage in der Dämmschicht (Bauart B) oder einem Aus-gleichsestrich (Bauart C) (Bild 8.5). Bauart A 1: Die Heizelemente liegen direkt auf der Abdeckung der Dämmschicht innerhalb des Estrichs. Bauart A 2: Die Heizelemente liegen in der Estrichschicht im Abstand von 5 bis 15 mm von der Dämmung. Diese Angabe bezieht sich auf den Außendurchmesser des Heizrohres.

Page 193: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

8.2 Fußbodenheizung 175

8

Bauart A 3: Die Heizelemente liegen ca. in der Mitte des Estrichs, aber mindestens 15 mm ober-halb der Abdeckung. Auch hier gilt der Außendurchmesser. Bauart B: Die Heizelemente befinden sich innerhalb der Dämmschicht. Optimal ist eine Verle-gung innerhalb von profilierten Dämmplatten. Bauart C: Die Heizelemente liegen in einem Ausgleichsestrich oberhalb der Dämmschicht, aber unterhalb der Lastverteilungsschicht. Zwischen beiden Estrichschichten befindet sich eine Abde-ckung oder Trennschicht.

A 1

A 2

B

C

5 b

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5 m

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A 3

ca. M

itte

Est

rich

Bild 8.5: Bauarten einer Fußbodenheizung

Die Ausführung der Lastverteilungsschicht kann entweder als Dickbettmörtel oder als Estrich erfolgen. In jedem Fall ist eine nichtstatische Bewehrung in Mattenform, wie bereits im Abschnitt 8.1.4 beschrieben, notwendig. Diese Bewehrung verhindert die Rissbildung nicht, aber begrenzt diese und verhindert einen Höhenversatz im Bereich der Risse. Wird der Estrich aus Stahlfaserbe-ton hergestellt, ist die Bewehrungsmatte nicht erforderlich. Die Dicke der Estrichschicht ist von der jeweiligen Bauart abhängig. Die Angaben der Mindest-abstände beziehen sich jeweils auf den äußeren Rohrdurchmesser. Dicke der Heizestriche: Bauart Mindestdicke des Estrichs A 1 45 mm über der Oberkante der Heizrohre A 2 50 mm plus den Durchmesser der Heizrohre A 3 45 mm plus den Durchmesser der Heizrohre bei einer Überdeckung von min-

destens 25 mm B 45 mm C 45 mm inklusive Trennschicht sowie der Ausgleichsestrich von mindestens

20 mm plus den Durchmesser der Heizrohre Bei Fußbodenkonstruktionen mit besonderen Anforderungen wie z. B. bei Dämmschichten über 60 mm Dicke und Verkehrslasten über dem Durchschnitt ( 1,5 kN/m2) ist die Estrichdicke zu erhöhen.

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176 8 Herstellen eines gedämmten Fußbodens

8

Elektrische Fußbodenheizung nach DIN 44 576, Teil 1 bis 4/DIN 18 500, Teil 2 Nicht zuletzt aus Kostengründen werden elektrische Fußbodenheizungen relativ selten eingebaut. Allerdings stellen zwei dieser Heizsysteme wegen ihrer geringen Aufbauhöhe eine gute Alternati-ve in der Modernisierung von Fliesen- und Plattenbelägen dar. Man unterscheidet drei Arten: – Bei der Direktheizung geben die Heizelemente im eingeschalteten Zustand die Wärme direkt

an die Belagsoberfläche ab. Die zeitliche Verzögerung ist sowohl beim Aufheizen als auch beim Abkühlen gering.

– Bei der Speicherheizung werden die Heizleiter in eine relativ dicke Speicherschicht (Estrich) eingelegt, mit billigem Nachtstrom aufgeheizt und am Tag langsam abgegeben. Nachteil die-ser Heizung die schwere Regulierbarkeit. Bestimmte Teilflächen können nicht einzeln gesteu-ert werden und oftmals ist tagsüber ein Nachheizen notwendig. Da die Aufbauhöhe sich we-gen der Speicherschichten nicht wesentlich von der Warmwasserheizung unterscheidet und auch die Stromkosten höher sind, ist der Einbau nicht unbedingt ratsam.

– Heizelementetafeln haben den Vorteil, dass sie sehr flach sind und direkt in den Dünnbett-mörtel eingelegt werden können. Ihr hauptsächlicher Einsatz ist immer dann, wenn die Fuß-bodenhöhe sehr gering gehalten werden muss.

Oberhalb der Heizmatte sollte das Kleberbett mindestens 5 mm dick sein. Der Kleber muss bis ca. 80 °C beständig sein, die obere Lage der Dämmschicht muss neben der Formbeständigkeit auch einer Temperaturbelastung von 100 °C standhalten. Ansonsten kann es zu gefährlichen Tempera-turspannungen kommen, die zu Belagschäden führen können.

Folgende Einbaubedingungen gelten unabhängig von der Wahl des Heizsystems: Die Feldbegrenzungen der einzelnen Estrichflächen betragen 40 m2 bezogen auf eine maxi-male Seitenlänge von 8 m. Die Estrichfelder sollen eingedrungene Seitenverhältnis (ca. 2 : 1) aufweisen, ansonsten sind zusätzliche Feldbegrenzungsfugen anzuordnen. Diese sind ebenfalls anzuordnen, wenn die Fläche stärker verspringt. Aus gestalterischen Gründen sollte möglichst auf symmetrischen Bewegungsfugenverlauf ge-achtet werden. Die eingelegten Bewehrungsmatten müssen an den Bewegungsfugen unterbrochen werden. Vor dem Einbau der Fußbodenkonstruktionen müssen alle Arbeiten an Bauteilen, die an dem Fußboden angrenzenden, abgeschlossen sein (Türzargen, Rohrschlitze usw.). Die Raumtemperatur während des Einbringens der Fußbodenkonstruktionen soll mindestens 5 °C betragen. Zugluft ist zu vermeiden. Vom Architekten oder Planer sind Messstellen für die spätere Feuchtigkeitsmessung festzulegen.

Der Estrich ist vor der Verlegung ausreichend aufzuheizen(VOB Teil C und DIN 18 365). Detail-lierte Angaben sind außerdem In der Fachinformation des Zentralverbandes für Sanitär-Heizung-Klima „Schnittstellenkoordination bei beheizten Fußbodenkonstruktionen“ in der Ausgabe No-vember 1998 zu finden. Heizverfahren Es werden 2 Heizverfahren unterschieden: das Funktionsheizen nach DIN EN 1264-4 und das Belegreifeheizen. Das Funktionsheizen darf frühestens 21 Tage nach dem Einbringen des Zementestrichs und 7 Tage nach dem Einbringen von Calziumsulfatestrich vorgenommen werden. Die erste Phase beginnt mit dem Aufheizen bis auf 25 °C Vorlauftemperatur und dauert drei Tage an. In der Phase zwei wird die maximale Vorlauftemperaturen über vier Tage gehalten. Diesen Prozess nennt man

Page 195: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

8.2 Fußbodenheizung 177

8

„Funktionsheizen“, er muss in Form eines Protokolles dokumentiert werden. Das Protokoll muss folgende Angaben enthalten: 1. Aufheizdaten mit den jeweiligen Vorlauftemperaturen 2. maximal erreichte Vorlauftemperatur 3. Betriebszustand der Heizung sowie Außentemperatur bei der Übergabe Der Fliesenleger sollte sich eine Kopie des Funktionsheiz-Protokolles vom Auftraggeber aushän-digen lassen. Das Dokument muss dem Merkblatt FBH-D3 entsprechen (Bild 8.6).

Das Funktionsheizen nach DIN EN 1264, Teil 4 Warmwasserfußbodenheizung ist keine Ga-rantie für die Belegreife der Estrichkonstruktionen. Unabhängig von diesem Aufheizvorgang muss ein Belegreifeheizen mit anschließender Feuchtigkeitsmessung durchgeführt werden.

Der Trocknungsverlauf eines Estrichs ist schwer abschätzbar und von verschiedenen Faktoren wie z. B. von klimatischen Bedingungen und Estrichdicke abhängig. Das Belegreifheizen ist im Rahmen der Anforderungen des Merkblattes FBH-D4 „Protokoll Belegreifheizen des Estrichs“ durchzuführen und erfolgt in der Regel im Anschluss an das 7-tägi-ge Funktionsheizen. Der Zementestrich ist dann mindestens 28 Tage, der Calciumsulfatestrich mindestens 10 Tage, ein Estrich mit Schnellzement – je nach Herstellerangabe – drei Tage alt. Diese Zeiten müssen zu den unten angegebenen Zeiten des Belegreifheizens hinzugerechnet werden, wenn die Zeitdauer bis zur Belegreife abgeschätzt wird. Technologischer Ablauf des Belegreifheizens: 1. Tag: aufgeheizt auf +25 °C Vorlauftemperatur, Nachtabsenkung außer Betrieb 2. Tag: aufgeheizt auf +35 °C Vorlauftemperatur, Nachtabsenkung außer Betrieb 3. Tag: aufgeheizt auf +45 °C Vorlauftemperatur, Nachtabsenkung außer Betrieb Weiter bis zum Erreichen der maximalen Heizleistung, aber nicht mehr als 55 °C Vorlauftemperatur. Beim Abheizen wird die Vorlauftemperatur täglich um 10 K auf 25 °C abgesenkt. Das Aufheizen und Abheizen muss entsprechend des vorgegebenen Zeitplanes durchgeführt wer-den. Dieser Zeitplan umfasst die Mindestangabe der Heiztage zusätzlich zum Funktionsheizen und bezieht sich außerdem auf Estrichdicken bis 70 mm. Im zu beheizenden Raum sind gleichbleibende Bedingungen zu schaffen: keine Zugluft, Abfüh-ren der Feuchtigkeit durch kurzes Lüften, Bodenfläche frei von Baumaterialien und ähnlichen. Das Belegreifheizen muss unmittelbar vor der Verlegung der Bodenfliesen durchgeführt werden. Sofort im Anschluss daran erfolgt eine Feuchtigkeitsmessung, die Proben dafür werden an den vom Planer gekennzeichneten Messpunkten genommen. Ausführlichere Informationen Feuchtig-keitsmessungen sind im Abschnitt 8.5 zu finden. Wird bei dieser ersten Messung die Belegreife nicht erreicht, wird der Heizvorgang fortgeführt mit ca. 40 °C Vorlauftemperatur bis zur erneuten Prüfung der Belegreife mittels Feuchtemessung. Wegen der begrenzten Anzahl von Messstellen kann eine abschätzende Zwischenprüfung mit dem Folien-Verfahren vorgenommen werden. Dabei gilt eine ausreichende Trockenheit annähe-rungsweise als erreicht, wenn sich an der Probefolie im Format von 50/50 cm nach 24 Stunden bei maximaler Vorlauftemperatur keine Feuchtigkeitsspuren (Tauwasser) zeigen. Ist Tauwasser an der Folienunterseite erkennbar, braucht mit der CM-Methode erst gar nicht gemessen werden, da der Feuchtegehalt weit über 5 % liegt. Das Verfahren der PE-Folie ersetzt aber abschließend keinesfalls eine korrekte Feuchtigkeitsmes-sung und das Anfertigen eines Protokolls! Das Belegreifheizen bzw. erforderliche Varianten wie die Folienprüfungen sind gesondert abzu-rechnen und zu beantragen.

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178 8 Herstellen eines gedämmten Fußbodens

8

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8.2 Fußbodenheizung 179

8

Bild 8.6: Heizprotokoll

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180 8 Herstellen eines gedämmten Fußbodens

8

8.3 Belagsmaterial

8.3.1 Steinzeugfliesen

Kennzeichnend für Steinzeugfliesen ist der feinkörnige, kristalline, gesinterte und nahezu nicht saugende Scherben (unter 3 % Wasseraufnahme). Die Herstellung von Steinzeugfliesen ist der von Steingutfliesen sehr ähnlich, unterscheidet sich aber grundlegend in der Zusammensetzung und der Brenntemperatur.

Rohstoffe: Ton ca. 60 %

Quarz ca. 20 % Feldspat ca. 20 % (Bild 8.7)

Aufbereiten der Masse:

mit Wasser versetzt, im Rührwerk

Trocknen der Masse: im Tunnel- oder Rollenofen, Restfeuchtigkeit ca. 10 %, es entsteht Granulat

Formgebung:

Rohlinge werden gepresst (ebenso wie die Wandfliesen) (Bilder 8.8, 8.9)

Brennen der Rohlinge

Unglasierte Steinzeugfliesen

im Tunnelofen bis zur Sintergrenze, bei ca. 1200 °C,

die Tonmasse geht, kurz bevor

Glasierte Steinzeugfliesen Glasur wird – je nach Verfahren –auf den kalten

oder heißen Scherben aufgetragen. Brennen und Glasieren ist ein Arbeitsgang

sie schmelzen würde, in einen glasartigen, dichten und harten Scherben über

Sortieren

Glasiertes Steinzeug STZ GL

Unglasiertes Steinzeug STZ UGL

Farbe des Verpackungs-aufdruckes

1.Sortierung 1. Sortierung Rot 2.Sortierung Mindersortierung Blau

Mindersortierung Grün

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8.3 Belagsmaterial 181

8

Bild 8.7: Zusammensetzung der Farbstoffe

Bild 8.8: Formgebung mittels Stempelpresse

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182 8 Herstellen eines gedämmten Fußbodens

8

Bild 8.9: Hohlkehlsockel nach der Formge-bung auf dem Weg zum Brennen

Arten und Eigenschaften der Steinzeugfliesen a) Unglasierte Steinzeugfliesen (STZ UGL) – hohe Druck- und Bruchfestigkeit – Oberflächenhärte (Härte 5 bis 7 nach Mohs) – dichter Scherben, hohe Dichte – geringe Wasseraufnahme – hohe Frostbeständigkeit – beständig gegen Säuren und Laugen (verdünnt) b) Glasierte Steinzeugfliesen (STZ GL) – völlig dichte Oberfläche – schmutz- und fleckabweisend – niedrigere Oberflächenhärte – etwas geringerer Widerstand gegen Abrieb und Verschleiß – geringere Ritzhärte Die Eigenschaften von glasierten Steinzeugfliesen sind darauf zurückzuführen, weil sie als obers-te Schicht die dünne Glasur haben und nicht wie die unglasierten Bodenfliesen durchgängig aus einem dichten Scherben bestehen. Daher ist es notwendig, glasiertes Steinzeug in Beanspru-chungsgruppen entsprechend ihrer Oberflächenhärte (Verschleiß und Abrieb) einzuteilen. Die Zuordnung der Steinzeugfliesen erfolgt nach einem normgerechten Prüfverfahren (EN 154), bei dem das Verschleißbild der Fliesen und Platten nach dem Schleifverfahren bewertet wird. Auf der Baustelle kann der Fliesenleger bei Unsicherheit oder fehlenden Angaben eine einfache, allerdings nicht normgerechte, Kontrolle vornehmen: Ritzprobe mit einem Nagel oder Steinzeug-scherben.

Klasse Beanspruchung Anwendungsgebiete I Sehr leichte Beanspruchung Böden, die wenig und nur barfuß oder mit Hausschuhen begangen

werden II Leichte Beanspruchung Böden in privaten Badezimmern, Toiletten III Mittlere Beanspruchung Böden in Wohnungen sowie Balkone IV Stärkere Beanspruchung Mäßig begangene Bereiche mit Straßenschuhen: Hausflur, Terras-

se, Büro ohne Publikumsverkehr V Starke Beanspruchung Oft begangene Räume mit schmutzigen Schuhen: Öffentliche Ge-

bäude, Bereiche mit Publikumsverkehr

Page 201: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

8.4 Materialbedarf 183

8

Die Kennzeichnung der Steinzeugfliesen auf der Verpackung und die Beschreibung im Leis-tungsverzeichnis sieht wie folgt aus: Beispiel: EN 176-B I-M15 × 15-(W 152 × 152)-UGL EN 176 Euronorm B Formgebung: trocken gepresst I Wasseraufnahme: unter 3 Gewichtsprozent d. h. frostsicher M15 × 15 Modul- oder Nennmaß von 15 cm Kantenlänge W 152 × 152 Werks- oder Herstellungsmaß von 15,2 cm UGL Unglasiert

Die Kenntnis über diese Angaben ist für den Fliesenleger sehr wichtig, da gerade bei Boden-fliesen die Wasseraufnahme einer Fliese oder Platte über deren Frostbeständigkeit und somit über die Verwendung entscheidet.

8.3.2 Feinsteinzeug

Der Begriff Feinsteinzeug bezieht sich nicht auf die besonders fein gemahlenen Rohstoffe. Zwar sind die Rohstoffe hochwertiger und etwas feiner gemahlen, aber der Begriff „fein“ soll die ge-ringe Porigkeit beschreiben. Die Rohstoffzusammensetzung ist die gleiche wie beim Steinzeug, der prozentuale Anteil der einzelnen Rohstoffe beträgt jeweils rund ein Drittel. Der Rohlingmasse (Masseversatz) können unterschiedlichste Farboxide beigegeben werden, die eine Vielzahl von Farbtönen ermöglichen. Für den Laien ist es nicht ganz einfach, strukturiertes Feinsteinzeug von Granit oder Porphyr zu unterscheiden. Durch die feingemahlenen Rohstoffe, den sehr hohen Druck beim Pressen der Rohlinge und das Sintern bei einer Brenntemperatur von 1200 °C sinkt die Wasseraufnahme beim Feinsteinzeug auf 0,05 bis 0,1 %. Daraus ergeben sich folgende Eigenschaften: – extrem frostbeständig – sehr hohe Ritzhärte (8 nach Mohns) – gute Beständigkeit gegen Säuren Die Oberflächenausbildung von Feinsteinzeug kann geschliffen, poliert, profiliert oder naturrau sein. Auch hochglanzpolierte Oberflächen sind möglich. Probleme aus der besonderen Härte und Dichte des Feinsteinzeugscherbens können bei der Verle-gung im Dickbett (schlecht saugend), im Dünnbett (spezielle Fliesenkleber erforderlich) und beim Bearbeiten (Schneiden) entstehen.

8.4 Materialbedarf

Am Beispiel einer Schwimmenden Estrichkonstruktion für einen Büroraum soll die zu bestellende Materialmenge, die Einzelpreise und der Endpreis (brutto/netto) ermittelt werden. Dieses Berech-nungsbeispiel ist exemplarisch für alle anderen Belagskonstruktionen (Bild 8.10). In diesem Lernfeld lassen sich die Mengenberechnungen ausschließlich auf die Bestimmung der Bodenfläche und des Raumumfanges zurückführen.

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184 8 Herstellen eines gedämmten Fußbodens

8

11,51

7,51

2424

24 24

Bild 8.10: Büroraum, Fenster- und Türöffnungen wurden vernach-lässigt

8.4.1 Schwimmender Estrich

Um den Bedarf an Baustoffen für eine Schwimmende Estrichkonstruktion zu ermitteln, muss zunächst die Materialmenge der einzelnen Schichten berechnet werden. A) Dämmschicht in m2: Bodenfläche B) Randdämmstreifen in m: Raumumfang Randdämmstreifen in m2: Raumumfang × Höhe des Dämmstreifens C) Abdeckung in m2: Bodenfläche + Raumumfang × Höhe am Rand D) Lastverteilungsschicht: Bodenfläche × Estrichdicke × Einmischfaktor Zement in Säcken, Sand in m3 Bei der Bestimmung der Bodenfläche spielen tür- und raumhohe Fensteröffnungen keine Rolle, der Randdämmstreifen und die Abdeckung verlaufen unabhängig von diesen im gesamten Raum. Alle berechneten Mengen müssen auf handelsübliche Mengen aufgerundet werden. Beispiel: Bodenfläche = Länge × Breite

ABoden = l × b

ABoden = 11,51 m × 7,51 m

ABoden = 86,44 m2

Umfang = 2 × Länge + 2 × Breite

U = 2 × l + 2 × b

U = 2 × 11,51 m + 2 × 7,51 m

U = 38,04 m

Page 203: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

8.4 Materialbedarf 185

8

A) Dämmschicht: 90 m2 B) Randdämmstreifen: 40 m als Rolle oder bei einer Höhe von 10 cm als Platten: 4,00 m2 C) Abdeckung: 86,44 m2 + (38,04 m × 0,15 m) = 92,15 m2 + Überlappung = 100 m2 D) Estrich: Fertigestrichmörtel bestimmen Fertigestrichmörtel in m3 = Bodenfläche in m2 × Mörteldicke in m

VFM = ABoden × d

VFM = 86,44 m2 × 0,045 m

VFM = 3,889 m3

Trockenestrichmörtel bestimmen Trockenestrichmörtel in m3 = Fertigmörtel in m3 × Einmischfaktor Der Einmischfaktor liegt zwischen 1,3 bis 1,5

VTM = VFM × EF

VTM = 3,889 m3 × 1,4

VTM = 5,446 m3

Zementmenge ermitteln Zementmenge in m3 = Trockenestrichmörtel / Summe der Mischungsteile Summe der Mischungsteile bei MV 1 : 3 = 4 Teile

Z = V TM : MV

Z = 5,446 m3 : 4

Z = 1,361 m3

Umrechnen in Zementsäcke: Faustformel: Zementmenge in m3 × 1000 Liter pro m3 = Menge in Liter

1,361 m3 × 1000 l pro m3 = 1361 l

Menge in Liter / 21 Liter pro Sack = Anzahl der Zementsäcke

1361 l : 21 l pro Sack = 64,80 = 65 Säcke

Angaben müssen auf ganze Säcke aufgerundet werden! Sandmenge ermitteln Sandmenge in m3 = Gesamtmenge Trockenestrichmörtel – Zementanteil

S = VTM – Z

S = 5,446 m3 – 1,361 m3

S = 4,085 m3 = 4,1 m3

Page 204: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

186 8 Herstellen eines gedämmten Fußbodens

8

8.4.2 Belagsmaterial

Die Bestimmung des Fliesen- und Plattenbedarfes an Bodenfliesen erfolgt analog zur Mengen-berechnung bei Wandfliesen. Üblicherweise werden 5 % Verschnitt zur Bodenfläche addiert. Bei Musterböden und ungünstigen Raumgrundrissen kann der Verschnittanteil höher liegen. Menge an Steinzeugfliesen = Bodenfläche × Verschnittfaktor

Menge STZ = ABoden × VF

Menge STZ = 86,44 m2 × 1,05

Menge STZ = 90,76 m2, also 91 m2

8.4.3 Fugen

A) Belagsfugen Die Berechnung der Fugenmörtelmenge basiert auf der Bodenfläche in Verbindung mit der Herstellerangabe zur Verbrauchsnorm.

Menge Fugenmörtel = Bodenfläche × Herstellerangabe pro m2

Menge Fugenmörtel = 86,44 m2 × 0,5 kg pro m2

Menge Fugenmörtel = 43,22 kg, das entspricht 2 Säcken à 25 kg B) Anschlussfugen

Die Berechnung der Anschlussfugenmenge (Silikon) basiert auf dem Raumumfang in Verbin-dung mit der Herstellerangabe zur Verbrauchsnorm.

Menge Silikon = Raumumfang : Herstellerangabe pro m

Menge Silikon = 38,04 m : 6 m pro Kartusche

Menge Silikon = 6,34 Kartuschen, also 7 Kartuschen

8.4.4 Materialkalkulation

Die Bestimmung der einzelnen Materialmengen ist eine Seite des Berufsbildes Fliesenleger, auf der anderen Seite erwartet der Auftraggeber bzw. der Kunde die fachgerechte Auswahl der ent-sprechenden Materialien und eine Preiskalkulation.

Page 205: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

8.4 Materialbedarf 187

8

An Hand der nachfolgenden Preisangaben wurde die Kalkulation zusammengestellt: Steinzeugfliesen, 15 × 15 × 0,7 Abriebklasse 4 Diverse Farben m2 € 17,50 CEM I 32,5 25 kg € 3,29 CEM II 32,5 B-P 25 kg € 3,99 CEM III 32,5 HS 25 kg € 5,29 Sand 0/4 m3 € 68,00 Kies 4/8 m3 € 66,00 Kies 0/16 m3 € 71,00 Fugenmasse Fugengrau 0,5 kg/ m2 25 kg € 20,50 Fugenmasse Fugenweiß 0,5 kg/ m2 25 kg € 36,65 Mineralwolle, MW – DOE – T6 – SD 11 – CP 5 7,50 m2/Rolle Rolle € 24,69 Mineralwolle, MW – DES – T6 – SD 11 – CP 5 10,50 m2/Rolle Rolle € 33,68 Styroporplatten, EPS – DOE- CP 5 1,25 m2 € 12,95 Styroporplatten, EPS – DES – CP 5 1,25 m2 € 12,95 Randdämmstreifen, 10 mm dick, 100 mm hoch 12,50 m/Rolle Rolle € 9,15 Randdämmstreifen, 5 mm dick, 60 mm hoch 10,50 m/Rolle Rolle € 9,15 PE-Folie Ungelocht m2 € 0,18 PE-Folie Gelocht m2 € 0,20 Silikon-Dichtstoff transparent

6 m/Kartusche 310 ml/K. € 4,75

Acryl-Dichtstoff Grau, weiß 6 m/Kartusche

310 ml/K. € 5,95

Daraus ergibt sich die folgende Materialkalkulation/Lieferschein: Menge Bezeichnung Einzelpreis Endpreis 90 m2 Styroporplatten, EPS – DES – CP 5 € 12,95 pro 1,25 m2 € 932,40 40 m Randdämmstreifen, 10 mm dick, 100 mm hoch € 9,15 pro 12,50 m € 36,60 100 m2 PE-Folie € 0,18 pro m2 € 18,00 65 Säcke CEM I 32,5 € 3,29 pro Sack € 213,85 4,1 m3 Sand 0/4 € 68,00 pro m3 € 278,80 91 m2 Steinzeugfliesen, 15 × 15 × 0,7

Abriebklasse 4 € 17,50 pro m2 € 1592,50

2 Säcke à 25 kg

Fugenmasse Fugengrau € 20,50 pro Sack € 41,00

7 Kartuschen Silikon-Dichtstoff € 4,75 pro Kartusche € 232,75 Zwischensumme

Minus 2 % SkontoMinus 19 % Mwst Netto – Endpreis

– € 3345,90 – € 33,46 – € 528,88 – € 2783,56

Bei der Bestimmung von Brutto- und Nettopreis ist Folgendes zu beachten: Der Bruttopreis ist der Preis inklusive 19 % Mehrwertsteuer, der Nettopreis ohne diese. Bei der Berechnung des Nettopreis geht man von einem „vermehrten Grundwert“ aus: d. h., der Bruttobe-trag ist nicht 100 %, sondern 119 %. Der gesuchte Nettopreis beträgt dann 100 %. Nach obigen Beispiel ergibt sich die Rechnung wie folgt: Zwischensumme – Skonto = Bruttopreis, der zu zahlen ist. In diesem Fall € 3312,44, die 119 % entsprechen. Gesucht sind aber 100 %, gleich Nettopreis.

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188 8 Herstellen eines gedämmten Fußbodens

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Der Bruttopreis verhält sich zu 119 % wie der Nettopreis zu 100 %

Nettopreis = Bruttopreis 100%119 %

Nettopreis = € 3312,44 100 % € 2783,56119 %

Faustregel durch Kürzen der Prozentzahlen: Nettopreis = Bruttopreis : 1,19 Die Differenz zwischen Brutto- und Nettopreis entspricht der Mehrwertsteuer.

8.5 Technologischer Ablauf

Die Beschreibung des Technologischen Ablaufes in diesem Kapitel bezieht sich auf Grund des Rahmenplanes für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger auf die Ausführung eines Belages mit Flie-sen oder Platten im Dickbett auf einem Schwimmenden Estrich. Die Arbeitsschritte im Dickbett sind bei der Schwimmenden Estrich-Konstruktion identisch mit denen auf einem Verbundestrich oder einem Estrich auf Trennschicht. In den Abschnitten „Überprüfen und Vorbehandeln des Untergrundes“ werden auf Grund ihrer Zugehörigkeit zum Thema Estrich auch der Calziumsulfa-testrich und der Kunstharzestrich behandelt. Allerdings ist zu beachten, dass auf einem fachge-recht ausgeführten Estrich vorrangig im Dünnbettverfahren gearbeitet wird. Dieses wird in den folgenden Abschnitten berücksichtigt.

8.5.1 Überprüfen des Untergrundes

Die Untergrundprüfung durch den Fliesenleger umfasst zunächst die Inaugenscheinnahme, die Überprüfung der Ebenheit, die Kontrolle der Winkeligkeit, die Überprüfung auf Risse und Hohl-stellen und die Prüfung des Feuchtegehaltes. Die Einhaltung der Prüfungspflicht durch den Fliesenleger ist ein sehr wichtiger Teil seiner Ar-beit. Nachlässigkeiten können unter Umständen fatale Folgen haben. Ein nicht fachgerecht ausge-führter Estrich führt in vielen Fällen zu Schäden im Fliesenbelag. Hat der Fliesenleger keine Be-denken gegen diesen Untergrund angemeldet, haftet die ausführende Fliesenlegerfirma bzw. der verantwortliche Fliesenleger für den Schaden. Sollte trotz Bedenken mit dem Bauherren eine schriftliche Vereinbarung zur Ausführung der Arbeiten getroffen worden sein, so kann bei einer gerichtlichen Auseinandersetzung der ausführende Fachmann trotzdem zur Schadensbegleichung herangezogen werden. Hierzu ein Beispiel aus dem Baustellenalltag: Die Ursachen: In der 17 m2 großen Küche eines Privathauses wird trotz eines zu hohen Feuchtegehaltes im Ze-mentestrich ein Bodenbelag mit Feinsteinzeugfliesen ausgeführt. Zwei Tage nach den Belagsar-beiten wird die Einbauküche geliefert und eingebaut. Die technischen Folgen: Nach ca. vier Wochen zeigen sich die ersten Risse im Belag, teilweise liegen die Platten hohl. Durch einen Gutachter werden die Fehler des Fliesenlegers festgestellt (der Feuchtegehalt des Estrichs war zu hoch). Die materiellen Folgen: Die Tischlerei der Küchenfirma baut die Küchenmöbel wieder aus: Kosten dafür € 1.500,–.

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8.5 Technologischer Ablauf 189

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Die Möbel werden kostenpflichtig eingelagert € 650,–. Ein Möbelteil wird dabei beschädigt: nochmals € 500,–. Der Fußbodenbelag wird abgestemmt: € 800,–. Dabei wird der Estrich beschädigt. Der nicht be-legreife Estrich wird mit einem Bautrockner entfeuchtet: Kosten € 350,–. Der schadhafte Estrich wird mit Spachtelmasse ausgeglichen: wieder € 150,–. Der Belag aus Feinsteinzeug wird neu verlegt ca. € 1.700,–. Während der Bauzeit kann die Küche nicht genutzt werden, außergerichtliche Einigung auf Ent-schädigung von weiteren € 1.000,–. Die Küchenmöbel werden wieder eingebaut: € 1.500,–. Schadenssumme: € 8.150,– Dieses Beispiel soll jedem Fliesenleger schon im eigenen Interesse verdeutlichen, welche Bedeu-tung die Ablieferung einer fachgerechten Arbeit hat. Die Arbeit beginnt bereits mit der ersten Besichtigung vor Ort und der Bauaufnahme. a) Inaugenscheinnahme: – visuell:

Um welches Material handelt es sich? Welche Schäden sind erkennbar? Gibt es Stellen schlechter Verdichtung, Verschmutzungen, Risse o. Ä? Sind extreme Verformungen durch Schwinden und Kriechen vorhanden? Liegt eine geschlossene und gleichmäßig geschaffene Oberfläche vor?

– Klopfprüfung: Sind Hohlstellen vorhanden? Ist die Stabilität ausreichend?

– Benetzungsprüfung: Ist der Belag ausreichend saugfähig? Befinden sich Trennmittel an der Estrichoberfläche?

– Kratzprobe: Ist die Oberfläche verankerungs- und tragfähig? Gibt es lose Bestandteile?

b) Ebenheitsprüfung nach DIN 18 202 Mit dem Richtscheit und/oder der Wasserwaage wird die Ebenheit geprüft (Bild 8.11). Die Ebenheitstoleranzen (vgl. auch Tabelle 2.6 im Abschnitt 2.3.3) für Estriche betragen nach DIN 18 202 entsprechend der Zeile 2 für „nichtflächenfertige Oberseiten von Decken, Unter-beton und Unterböden mit erhöhten Anforderungen, z. B. zur Aufnahme von Schwimmenden Estrichen, Industrieböden, Fliesen- und Plattenbelägen, Verbundestrichen ...“ bei einem Ab-stand der Messpunkte von:

Abstand der Messpunkte Toleranzen 0,1 m 5 mm

1,0 m 8 mm

4,0 m 12 mm

10,0 m 15 mm

15,0 m 20 mm

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190 8 Herstellen eines gedämmten Fußbodens

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Bild 8.11: Kontrolle Ebenheit

Die Überschreitung der Ebenheitstoleranzen müssen nicht unbedingt durch die schlechte Arbeit des Estrichlegers verursacht worden seien, sondern kann auf die Verformung des Estrich durch Austrocknung zurückgeführt werden. Andererseits können bei der Prüfung der Ebenheit die Abweichungen im Toleranzbereich liegen, dennoch kann es durch die Austrocknung des Estrichs zu konvexen oder konkaven Verformungen kommen. Bei der Untergrundprüfung vor der Fliesen- oder Plattenverlegung auf einem Schwimmenden Estrich sollten die Ränder etwas stärker belastet werden, indem man dort kräftig mit dem Körper-gewicht auftritt. Sollte der Estrich dort brechen, sind unverzüglich Bedenken anzumelden. Wird die zu hohe Restfeuchtigkeit vom Fliesenleger ignoriert und der Estrich trotz der hohen Eigenfeuchtigkeit mit Fliesen oder Platten (am schlimmsten mit großformatigen Platten) belegt, kommt es zur konvexen Verformung. Das heißt, dass die Mitte des Estrichfeldes hohl liegt und die Ränder in die Dämmung in Richtung Rohdecke drücken. Da der Abbau der Schwindspannungen an der Oberseite durch den Fliesenbelag behindert wird, kommt es zu dieser Aufwölbung. Die Folgen sind Randfugenabrisse und beim Durchbrechen des hohl liegenden Estrichs entstehen Risse in der Belagsfläche.

Für den Fliesenleger beginnt also die Arbeit auf dem Fußboden mit der Prüfung der Belegrei-fe, d. h.: mit der Prüfung der Restfeuchte im Estrich. Natürlich muss dieser Arbeitsschritt ex-akt dokumentiert und protokolliert werden. Eine mündliche Zusage, dass die Prüfung auf Restfeuchtigkeit durchgeführt wurde, entbindet den Fliesenleger nicht von der Haftung!

c) Überprüfen der Maße und Rechtwinkligkeit Generell sollte sich der Fliesenleger vergewissern, ob die tatsächlichen Maße mit denen aus der Bauzeichnung oder dem Leistungsverzeichnis identisch sind. Gegebenenfalls sind Bedenken anzumelden. Auch die Überprüfung der Rechtwinkligkeit ist notwendig, ansonsten kann es beim Verlegen der Bodenfliesen und -platten zum „Verdrehen“ der Belagsfläche kommen. Das heißt, die Belagsfugen des Bodens laufen nicht im rechten Winkel zur Wand. Das wäre ein Mangel, der auch ohne größeren Messaufwand zu erkennen ist. Deshalb kann es unter Umständen erforderlich sein, die Bodenbelagsanlage unabhängig vom Wandbelag noch einmal einzuwinkeln. Die Unre-gelmäßigkeiten muss dann der seitliche Ausgleichstreifen aufnehmen. Als Hilfsmittel benutzt man am einfachsten einen Bauwinkel mit ausreichender Schenkellänge. Zu Hilfe kann der Flie-senleger auch den Satz des Pythagoras und den Satz des Thales nehmen.

d) Feuchtemessung Mit der Feuchtemessung wird die Belegreife des Estrichs festgestellt. Die Feuchtemessung kann an Hand von drei verschiedenen Verfahren durchgeführt werden. a) Prüfung im Trockenschrank: Die Estrichproben werden bei 110 °C getrocknet. Die Differenz

zwischen der feuchten und getrockneten Probemenge wird in Gewichtsprozent ausgedrückt. Diese Methode ist sehr genau, aber auf der Baustelle schwierig durchzuführen.

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8.5 Technologischer Ablauf 191

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b) Elektronische Feuchtigkeitsmessung: Mit dieser Methode kann man an beliebig vielen Stellen des Estrichs Messungen vornehmen, ohne die Estrichschicht durch Probeentnahmen zu zerstö-ren – vorausgesetzt, es handelt sich um einen frischen Estrich. Können die beiden Elektroden nicht in die Estrichschicht hinein gedrückt werden, müssen kleine Löcher gebohrt werden. Dann werden die Elektroden mittels Kontaktmasse in die Öffnungen gedrückt und der Mess-wert wird auf dem Gerät einfach abgelesen.

c) Messung mit dem CM-Gerät (Calciumcarbid-Methode): Nur diese Methode ist für die Feuch-temessung anerkannter Weise zugelassen. Die Trockenschrankmethode oder elektronische Ge-räte können bei zerstörungsfreier Messung mit hoher Messdichte eingesetzt werden. Der end-gültige Wert muss jedoch mit dem CM-Gerät festgestellt werden (Bild 3.5 im Abschnitt 3).

Die CM-Methode Damit die Probenentnahme und Durchführung der Messung zügig ablaufen kann, sollte der Mess-vorgang vorbereitet sein. Zu langes Lagern oder eine Probeentnahme bei direkter Sonneneinstrah-lung oder Zugluft können das Messergebnis verfälschen.

Die Messung erfolgt an mindestens drei – vom Planer gekennzeichneten – Stellen pro 200 m2 Fläche (DIN 4725, Teil 4) sowie mindestens einer Messung pro Geschoss.

Bei beheizten Estrichen können die Proben im Umkreis von 2 m von der durch den Hei-zungsbauer gekennzeichneten Stelle entnommen werden. Dort befinden sich keine Warm-wasserleitungen. Jede Messung muss nachvollziehbar sein: Alle Messpunkte sind in der Bauzeichnung einzu-tragen. Über die Messergebnisse ist ein Protokoll anzufertigen und der Bauherr ist zu infor-mieren.

Technologischer Ablauf: Die Probe wird über den gesamten Estrichquerschnitt entnommen und in einer Schale soweit zerkleinert, dass die Probestücke problemlos in die Stahlflasche eingefüllt werden können und später ein völliges Zerkleinern durch die Kugeln in der Flasche möglich ist. Die Menge der Pro-bestücke ist abhängig von der Art und dem Alter des zu prüfenden Estrichs: Zementestrich im jungen Alter: 20 g Zementestrich im Bereich der Belegreife: 50 g Calziumsulfatestrich: 100 g Nach dem Einfüllen der Probestücke wird das CM-Gerät schräg gehalten, die Ampulle mit Calci-umcarbid und anschließend die Stahlkugeln hinzu gegeben, dass CM-Gerät sorgfältig verschlos-sen und kräftig geschüttelt. Durch das ca. zwei Minuten lange Schütteln zerkleinern die Stahlku-geln die Probestücke. Nach einer 5 minütigen Pause wird das CM-Gerät nochmals für 1 Minute geschüttelt, nach weiteren 5 Minuten nochmals kurz aufgeschüttelt und anschließend auf dem Manometer der angezeigte Wert abgelesen. Aus der dazugehörigen Eichtabelle wird der entspre-chende Feuchtewert entnommen und in das Protokoll eingetragen (Bild 8.12). Falls der Fliesenleger beim Entleeren des CM-Gerätes feststellt, dass das Prüfgut nicht völlig zerkleinert ist, muss der Prüfvorgang einschließlich einer erneuten Probenentnahme wiederholt werden. Es empfiehlt sich, das Prüfgut jetzt feiner zu zerkleinern.

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192 8 Herstellen eines gedämmten Fußbodens

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Folgende Feuchtigkeitsgehalte dürfen nicht überschritten werden:

Estrichart Verlegung Grenzwerte Bemerkungen

Zementestrich Dickbett 3 % Beheizt oder Unbeheizt

Zementestrich Dünnbett 2 % Beheizt oder Unbeheizt

Calziumsulfatestrich Dünnbett 0,5 % Unbeheizt

Calziumsulfatestrich Dünnbett 0,3 % Beheizt

Magnesiaestrich Beheizt, Unbeheizt 3 %–12 % Nach 21 Tagen, ist abhängig vom Anteil der Füllstoffe, Restfeuchte ist durch den Herstel-ler anzugeben

Für Gussasphaltestriche und Kunstharzestriche bestehen keine Forderungen an den Restfeuchtig-keitsgehalt. Sollte der Feuchtigkeitsgehalt zu hoch sein, ist dafür zu sorgen, dass der Estrich weiter austrock-nen kann. Eine große Zeitersparnis erreicht man mit Estrichen (so genannte Schnellestriche), die laut Hersteller das gesamte Überschusswasser kristallin binden. Bei einem Calziumsulfatestrich ist der zulässige Feuchtegehalt nur schwer erreichbar. Die Trock-nung erfolgt im Regelfall bei einer relativen Luftfeuchte von 65 % und einer Temperatur von ca. 18 °C. Der Widerspruch besteht darin, dass im Sommer bei 20 °C eine hohe Luftfeuchtigkeit und im Winter bei 5 °C ein relative Luftfeuchtigkeit von 50 % besteht. Aus diesen Gründen ist bei Calziumsulfatestrich vielfach ein Luftentfeuchter anzuwenden. Dabei kann man pro Woche mit einer Abtrocknung von 1 cm rechnen.

Die Belegreife ist erreicht, wenn die Restfeuchte-Grenzwerte eingehalten werden und zugleich eine Estrichoberflächentemperatur von ca. 18 °C (Raumtemperatur) und eine relati-ven Luftfeuchte von < 65 % vorliegen.

e) Prüfung der Bewegungsfugen

Sind Randfugen fachgerecht ausgeführt? Sind Feldbegrenzungsfugen vorhanden? Ist der Randämmstreifen fachgerecht verlegt?

Wird der Estrich vor Erreichen des geforderten Restfeuchtegehaltes mit dampfdichten Bodenbe-lagsmaterialien verfliest, kommt es zur konvexen Verformung der Estrichplatte, weil dieser an der Unterseite (jetzt vorhandene Luftschicht) schneller trocknet. In der Folge reißen die Randfugen und unter Umständen kann die Verformung zum Bruch der gesamten Belagsfläche führen (Bilder 8.13 und 8.14).

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8.5 Technologischer Ablauf 193

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Bild 8.12: Feuchtigkeitsmessprotokoll

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194 8 Herstellen eines gedämmten Fußbodens

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Verlegung im Dickbett

A

elastische RandfugeEstrichAbdeckungDämmung

Bild 8.13: Ohne Restfeuchteprüfung belegt, kaum Entweichen der Feuchtigkeit möglich

Belastung

Randfuge gerissenEstrichAbdeckungDämmung

Riss

Bild 8.14: Folgen eines zu hohen Restfeuchtegehaltes

8.5.2 Vorbehandeln des Untergrundes

Calziumsulfatestrich Der Calziumsulfatestrich bildet nach dem Einbringen an der Oberfläche eine sogenannte „Sinter-schicht“. Diese besteht aus Materialablagerungen in Form von Plastifikatoren und Kalkbestand-teilen (Anreger). Diese Schicht erscheint sehr hart, hat aber zum eigentlichen tragfähigen Unter-grund keine ausreichende Haftung. Mit Hammerschlägen oder durch die Gitternetzmethode lässt sich das Vorhandensein dieser Schicht leicht nachweisen. Im Bereich der Rissschnittstellen split-tert die Sinterschicht ab (Bild 8.15).

Abplatzung derSinterschicht

Bild 8.15: Gitterritzmethode

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8.5 Technologischer Ablauf 195

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Bild 8.16: Abschleifen der Sinterschicht

Um einen guten Haftverbund zu sichern, wird diese „Sinterschicht“ abgeschliffen und die Ober-fläche sauber abgesaugt. Zur Reststaubbindung und zur Herabsetzung der Saugfähigkeit wird die Oberfläche mit Haftgrundierung behandelt, wobei darauf zu achten ist, dass diese Grundierung keinen Film bildet, sondern 1–2 mm eindringt (Bild 8.16).

Kunstharzestrich Auf Grund der Kunstharzbestandteile treten Risse sehr selten auf. Eventuelle Hohllagen durch Verformung des Estrichs müssen ausgepresst werden oder komplett ausgebaut werden. Entweder ist das Auftragen einer geeigneten Grundierung notwendig, um die Haftung der nachfolgenden Schichten zu gewährleisten. Die verwendeten Produkte müssen aufeinander abgestimmt sein. Oder die Estrichoberfläche wird mit Quarzsand im noch nicht ganz festen Zustand abgestreut, dieses erfüllt ebenfalls den Zweck der Haftverbesserung.

Zementestrich Ein fachgerecht hergestellter Zementestrich bedarf zur Dick- bzw. Dünnbettverlegung keiner besonderen Vorbehandlung. Die Oberfläche ist lediglich sauber abzufegen und der verbleibende Feinstaub abzusaugen. Gege-benenfalls sind vorher Unebenheiten durch Spachtel- oder Nivelliermassen auszugleichen. Sinterschichten, die durch Bindemittelschlämme beim Abbinden entstanden sind, werden bis auf dem tragfähigen Untergrund abgeschliffen oder abgefräst. Anschließend muss der Staub entfernt werden. Vorhandene Risse werden keilförmig eingefräst und kraftschlüssig mit Harz vergossen. Eventuell müssen die Risse geklammert oder verdübelt werden (Bilder 8.17 und 8.18).

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augenscheinlichca. 1mmRissweite

ausfräsenmit einerFlexscheibe

im 90° Winkel zumRiss mit derFlexscheibeeinschneiden

mit Stahlklammernund Kunstharzdie Risse schließenund "vernähen"

Bild 8.17: Risssanierung

Bild 8.18: Einlegen der Stahlklammern

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8.5 Technologischer Ablauf 197

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8.5.3 Verlegemuster

Bereits im Abschnitt „Gestalterische Grundlagen“ sind die Einteilungsvarianten der symmetri-schen und unsymmetrischen Belagseinteilung vorgestellt worden. Die Entscheidung für eine be-stimmte Einteilung wird bei größeren Aufträgen vom Planer, Architekten oder Auftraggeber fest-gelegt. Der Fliesenleger ist in diesen Fällen Ausführender entsprechend dem Leistungsverzeich-nis. Bei kleineren Aufträgen oder Privatkunden allerdings muss der Fliesenleger nicht nur Rück-sicht auf die persönlichen Gestaltungswünsche des Kunden nehmen, sondern ihn auch fachge-recht beraten. Zu dieser Beratung gehören Kenntnisse über das Zusammenspiel von Raumfunkti-on, Materialauswahl, Fliesen- oder Plattenformat sowie Verlegemuster (mit Fries, ohne Fries, symmetrisch, ohne Symmetrie, mit oder ohne Fugenversatz). Auf keinen Fall sollte ein Fliesenleger die Bodenfliesen „auf gut Glück“ von einer beliebigen Raumecke aus verlegen. Diese Bequemlichkeit oder Nachlässigkeit kann dazu führen, dass an unerwünschten Stellen des Raumes Ausgleichstreifen entstehen. Diese könnten dann direkt im Blickfeld liegen oder viel zu schmal sein. Neben der symmetrischen und unsymmetrischen Belagseinteilung spielt eine wesentliche Rolle, ob der Bodenbelag im Fugenschnitt zum Wandbelag, im Halbverband oder gänzlich ohne Be-rücksichtigung des Wandbelags verlegt werden soll. Diese Entscheidung ist nicht nur von den Formaten der Wand- und Bodenfliesen abhängig, sondern auch davon, ob ein Sockel verlegt wur-de oder verlegt werden soll. In jedem Fall sind die Varianten Fugenschnitt und Halbverband die anspruchsvolleren für den Fliesenleger und die optisch schöneren für den Kunden. Das Anlegen und Einteilen der Wand- und Bodenflächen muss sorgfältig geplant werden. Eine Möglichkeit den Arbeitsablauf zu erleichtern, bietet sich an, wenn der Fliesenleger zuerst die Hauptwand verfliest und im direkten Anschluss daran den Boden verfliest. Doch auch in diesem Fall muss bereits bei der Wandverfliesung klar sein, wo die Ausgleichstreifen angeordnet werden. In der Praxis hat sich, abgesehen von besonderen Verlegemustern oder der Diagonalverlegung, fast ausschließlich die Verlegung „Fuge auf Fuge“ durchgesetzt. Die klare Gliederung lässt die Bodenfläche ruhig und sachlich erscheinen. Unabhängig davon kann die Bodenfläche symmet-risch oder ohne Symmetrie eingeteilt werden.

Generell gilt: 1. Die Ausgleichstreifen werden an den Rändern angeordnet. 2. Die Breite der Streifen beträgt mindestens eine halbe Fliesenbreite. 3. Die Ausgleichstreifen müssen unter Umständen die Schiefwinkligkeit der Wände aufneh-

men, d. h.: sie müssen konisch geschnitten werden (Bild 8.19). Man unterscheidet Verlegeverbände und Verlegemuster. Verlegerverbände sind Gestaltungen durch die Anordnung von Plattenformaten untereinander. Da die Fliesen oder Platten sowohl quadratisch als auch rechteckig sein können, ist eine Vielzahl von Gestaltungsmöglichkeiten gegeben. Einige der Bodengestaltungen sind im Abschnitt 1.4 dargestellt. Verlegemuster aus Fliesen und Platten unterscheiden sich in der Regel nicht durch das Platten-format, sondern durch den Einsatz verschiedener Materialien oder Farben. Im diesem Lernfeld wird hauptsächlich auf das Verlegen von quadratischen und rechteckigen Steinzeugfliesen „Fuge auf Fuge“ eingegangen.

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GUT

SCHLECHT

Bild 8.19: Konischer Ausgleichsstreifen

8.5.4 Einteilung des Bodens

A) Einteilung ohne Symmetrie Als erstes hat der Fliesenleger zu entscheiden, welche der Wände des Raumes die Hauptwand sein soll. Dafür kommen entweder die Außenwand, die Wand im unmittelbaren Sichtfeld oder die der Tür gegenüberliegende Wand in Frage. Nach der Hauptwand richtet sich die Einteilung des gesamten Bodens, Ausgleichstreifen werden unter Berücksichtigung der Streifengröße jeweils an einer Längs- und Querseite des Bodens angeordnet (Bild 8.20a). B) Einteilung mit einachsiger Symmetrie Der Fliesenleger nimmt zuerst das Stichmaß an einer der beiden kurzen Seiten des Raumes und markiert die Mitte dieser Strecke. Das gleiche geschieht an der anderen kurzen Seite. Beide Ar-beitsschritte sind notwendig, weil nicht davon ausgegangen werden kann, dass beide Stichmaße identisch sind. Die beiden markierten Mittelpunkte bilden nun die Symmetrieachse des Raumes. Je nach Raumgeometrie beginnt der Fliesenleger mit dem Verlegen der Bodenfliesen an einer der beiden kurzen Seiten. Die Ausgleichstreifen werden außen und somit entlang der langen (unüber-sichtlichen) Wände angeordnet (Bild 8.20b). C) Einteilung mit zweiachsiger Symmetrie Hierbei ist es erforderlich, die Stichmaße an allen vier Seiten zu prüfen und den Mittelpunkt des Raumes festzulegen. Der Mittelpunkt kann entweder durch die ausgemittelten Stichmaße festge-legt werden oder einfacher durch das Ziehen der Raumdiagonalen. Beim Anlegen des Bodens bieten sich zwei verschiedene Möglichkeiten an. Variante 1: Ausgehend vom Raummittelpunkt legt der Fliesenleger entlang von zwei Raumach-sen Fliesen an (L-Form) und verlegt anschließend die einzelnen Felder. Diese Variante hat den

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8.5 Technologischer Ablauf 199

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Vorteil, dass aus der Raummitte herausgearbeitet wird und die Ausgleichstreifen am Rand ange-passt werden. Ist der Raum groß genug (unübersichtlich genug), fallen Ungenauigkeiten in der Streifengröße nicht auf. Variante 2: An Hand der errechneten Streifenbreiten für die lange und die kurze Seite beginnt der Fliesenleger mit dem Anlegen an der Hauptwand. Die dadurch entstehende U-Form der Aus-gleichstreifen erfordert das exakte Einwinkeln des Bodenbelages. Ungenaues Arbeiten kann leicht zum „Verdrehen des Bodens“ führen (Bild 8.20c). Bei größeren Böden ist es ratsam, die L- oder U-Form zusätzlich zu unterteilen, so entsteht ein M (Bild 8.26).

Bild 8.20: Einteilungsvarianten mit und ohne Symmetrie

a) b) c)

VerlegerichtungAusgleichstreifen

für große Räume

ohne Symmetrie

einachsige Symmetrie

VerlegerichtungAusgleichstreifen

für lange, schmale Räume

VerlegerichtungAusgleichstreifen

für großeRäume und Musterböden

zweiachsige Symmetrie

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200 8 Herstellen eines gedämmten Fußbodens

8

8.5.5 Rechnerische Einteilung

Analog zur Wandbelagseinteilung ergibt sich die Verlegelänge aus den Rohbaumaßen abzüglich der anfallenden Breiten für Randdämmstreifen, Anschlussfuge oder Putz. Da bei fachgerechter Ausführung der Randdämmstreifen erst nach der Verlegung der Bodenfliesen abgeschnitten wer-den darf und die Bodenfliesen auch nicht „knirsch“ an die Wand geschoben werden können, wird das entstehende Maß auf jeder Seite mit der Breite einer Anschlussfuge berücksichtigt. Wurde vor dem Verlegen der Bodenfliesen ein Innenputz ausgeführt, muss demzufolge auf jeder Seite die Putzbreite vom Rohbaumaß abgezogen werden. Berechnungsbeispiel: Ein Büroraum mit den Maßen von 7,51 m × 11,51 m laut Bauzeichnung soll einen Belag aus Feinsteinzeug 30 × 30 × 1 mit 3 mm Fuge erhalten. Der Innenputz besitzt eine Stärke von 1 cm, die Anschlussfugen (Randdämmstreifen) sollen jeweils 7 mm breit sein. Verlegelänge Lange Seite = Rohbaumaß – 2 × Putzstärke – 2 × Anschlussfuge

VL = Rbm – 2 Putz – 2 Afg

VL = 1151 cm – 2 cm – 1,4 cm

VL = 1147,6 cm

Verlegelänge Kurze Seite = Rohbaumaß – 2 × Putzstärke – 2 × Anschlussfuge

VL = Rbm – 2 Putz – 2 Afg

VL = 751 cm – 2 cm – 1,4 cm

VL = 747,6 cm

A) Einteilung ohne Symmetrie Lange Seite 1. Fliesenanzahl festlegen Anzahl der ganzen Fliesen = Verlegelänge : (Fliesenbreite + Fugenbreite)

n = VL : (fl +fg)

n = 1147,6 cm : 30,3 cm

n = 37,87

2. Auswahl der Streifenanzahl Gewählt: 37 ganze Fliesen, 1 Streifen mit 87 % 3. Streifenbreite bestimmen Breite des Streifens = Verlegelänge – Länge aller ganzen Fliesen – Länge aller Fugen In diesem Fall wurden bereits rechts und links die Anschlussfugen abgezogen, so dass man mit einer Bodenfliese beginnt und auch endet. Also gibt es eine Belagsfuge weniger als Fliesen (37 Ganze und 1 Streifen, hier: 38 Fliesen und 37 Fugen).

BSt = VL – Länge n – Länge fg

BSt = 1147,6 cm – (37 × 30 cm) – (37 × 0,3 cm)

BSt = 1147,6 cm –1110 cm – 11,1 cm

BSt = 26,5 cm

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8.5 Technologischer Ablauf 201

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Kurze Seite 1. Fliesenanzahl festlegen Anzahl der ganzen Fliesen = Verlegelänge : (Fliesenbreite + Fugenbreite)

n = VL : (fl +fg)

n = 747,6 cm : 30,3 cm

n = 24,67

2. Auswahl der Streifenanzahl Gewählt: 24 ganze Fliesen, 1 Streifen mit 67 %

3. Streifenbreite bestimmen Breite des Streifens = Verlegelänge – Länge aller ganzen Fliesen – Länge aller Fugen In diesem Fall wurden bereits rechts und links die Anschlussfugen abgezogen, so dass man mit einer Bodenfliese beginnt und auch endet. Also gibt es eine Belagsfuge weniger als Fliesen (25 Fliesen und 24 Fugen).

BSt = VL – Länge n – Länge fg

BSt = 747,6 cm – (24 × 30 cm) – (24 × 0,3 cm)

BSt = 747,6 cm –720 cm – 7,2 cm

BSt = 20,4 cm

B) Symmetrische Einteilung Lange Seite 1. Fliesenanzahl festlegen Anzahl der ganzen Fliesen = Verlegelänge : (Fliesenbreite + Fugenbreite)

n = VL : (fl +fg)

n = 1147,6 cm : 30,3 cm

n = 37,87

2. Auswahl der Streifenanzahl Gewählt: 36 ganze Fliesen, 2 Streifen mit 187 %

3. Streifenbreite bestimmen Breite des Streifens = Verlegelänge – Länge aller ganzen Fliesen – Länge aller Fugen In diesem Fall wurden bereits rechts und links die Anschlussfugen abgezogen, so dass man mit einer Bodenfliese beginnt und auch endet. Also gibt es eine Belagsfuge weniger als Fliesen (38 Fliesen und 37 Fugen). In diesem Fall ergibt das 36 ganze Fliesen plus 2 Streifen mit insgesamt 37 Fugen.

BSt = VL –Länge n – Länge fg

BSt = 1147,6 cm – (36 × 30 cm) – (37 × 0,3 cm)

BSt = 1147,6 cm –1080 cm – 11,1 cm

BSt = 56,5 cm für 2 Streifen

BSt = pro Streifen 28,25 cm

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202 8 Herstellen eines gedämmten Fußbodens

8

Kurze Seite 1. Fliesenanzahl festlegen Anzahl der ganzenFliesen = Verlegelänge : (Fliesenbreite + Fugenbreite)

n = VL : (fl +fg)

n = 747,6 cm : 30,3 cm

n = 24,67

2. Auswahl der Streifenanzahl Gewählt: 23 ganze Fliesen, 2 Streifen mit 167 % 3. Streifenbreite bestimmen Breite des Streifens = Verlegelänge – Länge aller ganzen Fliesen – Länge aller Fugen In diesem Fall wurden bereits rechts und links die Anschlussfugen abgezogen, so dass man mit einer Bodenfliese beginnt und auch endet. Also gibt es eine Belagsfuge weniger als Fliesen (25 Fliesen und 24 Fugen). In diesem Fall ergibt das 23 ganze Fliesen plus 2 Streifen mit insgesamt 24 Fugen.

BSt = VL –Länge n – Länge fg

BSt = 747,6 cm – (23 × 30 cm) – (24 × 0,3 cm)

BSt = 747,6 cm –690 cm – 7,2 cm

BSt = 50,4 cm für 2 Streifen

BSt = pro Streifen 25,2 cm

8.5.6 Anlegen des Bodens

Bodenbeläge aus Fliesen oder Platten müssen hauptsächlich drei Forderungen erfüllen: – die Oberfläche des Belages ist völlig eben und weist keine Erhöhungen oder Vertiefungen auf – aus dem Belag stehen keine Fliesenkanten vor – die Fugen verlaufen in einer gleichmäßigen Breite rechtwinklig und parallel zu Hauptwand Für die Verlegung von Fliesen oder Platten im Dickbett gibt es zwei Verlegeverfahren: die Ein-zelverlegung und die Verlegung im vorgezogenen Mörtelbett. Bei der Einzelverlegung wird der Belagsuntergrund nach der Prüfung und dem Säubern leicht angenässt und der Verlegemörtel wird für ein bis zwei Fliesenreihen aufgetragen. Der Boden wird in U-Form angelegt und an den beiden äußeren Punktfliesen wird die Spannschnur (Fliesenhexe) befestigt. Das Mörtelbett des fertig gestellten Belages soll eine durchschnittliche Dicke von 20 mm aufweisen. Der Verlegemörtel muss also in der entsprechenden Dicke aufgetragen werden, so dass die Fliesen oder Platten noch eingeklopft werden können. Zum Einklopfen verwendet der Fliesenleger den Holzstiel des Fäustels. Das Einklopfen erfordert Fingerspitzengefühl, denn die Fliesen oder Platten dürfen sich dabei nicht verdrehen oder verkanten. Der überschüssige Mörtel, der beim Einklopfen (circa 8 mm tief) durch die Fugen ausgedrückt wird, sollte sofort mit der Kelle abgestrichen werden. Der frisch verlegte Belag muss ständig vom anhaftenden Mörtel ge-reinigt werden, ansonsten erhält der Belag einen grauen Zementschleier.

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8.5 Technologischer Ablauf 203

8

Die Einzelverlegung ist zeitaufwendig und verlangt gutes handwerkliches Geschick. In der heuti-gen Praxis wird dieses Verlegeverfahren nur noch in besonderen Fällen ausgeführt. Zum Beispiel beim Verlegen von Fliesen oder Platten unterschiedlicher Dicke. Das können Natursteine oder handgezogene Fliesen sein. Wesentlich effektiver ist die Verlegung im vorgezogenen Mörtelbett. Dabei wird der erdfeuchte Verlegemörtel auf den ebenfalls angefeuchteten Untergrund aufgetragen, sorgfältig verdichtetet und abgezogen. Bei richtiger Verdichtung erhält man eine hohlraumfreie und hochbelastbare Mörtelschicht. Die Größe der aufgetragenen Fläche richtet sich einmal nach der Verlegegeschwindigkeit des Fliesenlegers und zum anderen nach den Temperaturen im Raum beziehungsweise nach den Au-ßentemperaturen. Wichtig ist ein zügiges Arbeiten, denn nach einer Stunde beginnt der Mörtel zu erstarren. Um einen späteren Festigkeitsverlust (Haftfestigkeit) zu unterbinden, darf der Abbin-deprozess nicht gestört werden. Die Verlegung im vorgezogenen Mörtelbett ermöglicht eine hohe Verlegeleistung bei allen Be-lagsmaterialien mit einer gleichmäßigen Dicke, insbesondere bei trocken gepressten Steinzeug- und Feinsteinzeugfliesen.

Um dem Boden die richtige Höhenlage zu verleihen, können situationsbedingt verschiedene Bezugspunkte genutzt werden: – der bereits vorhandene Wandbelag – ein fertig ausgeführter Fußboden im Nachbarraum – die Höhenvorgabe durch eine Fußbodenentwässerung – der Meterpunkt

Unabhängig davon, für welchen Bezugspunkt der Fliesenleger sich entscheidet, ist er verpflichtet, sich von der Richtigkeit und exakten Ausführung zu überzeugen. Gegebenenfalls sind Bedenken anzumelden. Zweifelsohne stellt der Meterpunkt die sicherste Variante dar. Wie bereits im Lernfeld 7 be-schrieben, gibt der Meterpunkt den Abstand von 100 cm bis zur Oberkante des fertigen Fußbo-dens (OKFF) an.

Beim Einmessen der Höhe der Estrichlehren muss der Fliesenleger folgende Maße berücksich-tigen: – die Dicke der Steinzeugfliesen oder Platten – die Verdichtung des Mörtelbettes – die Einklopftiefe von 2 bis 3 Millimetern

Die Anordnung der Lehren zum Abziehens des Estrichmörtels richtet sich nach der Größe des Fußbodens und der Verlegeleistung des Fliesenlegers. In kleinen Räumen oder bei bereits vorhandenem Wandbelag können die Lehren umlaufend ange-legt beziehungsweise nach der unteren Kante des Wandbelags ausgerichtet werden. Man legt die Lehren aus Stahl in verdichtete, trapezförmige Mörtelstreifen oder bereitet sich die Lehren direkt aus erdfeuchtem Mörtel (Bild 8.21). Wenn alle Lehren im Raum liegen, überprüft der Fliesenleger abschließend noch einmal die Hö-henlage der Lehren zueinander (Bild 8.22).

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204 8 Herstellen eines gedämmten Fußbodens

8

Bild 8.21: Anlegen der Lehren

Bild 8.22: Prüfung der Höhenlage und der Waage

Bei vorhandenem Wandbelag gilt als Faustformel: Die Höhenlage stimmt, wenn sich eine Bodenfliese ohne Fuge unter den Wandbelag oder Sockel schieben lässt. Die Fuge zwischen Wand und Boden entsteht automatisch durch das spätere Einklopfen der Bodenfliesen.

Bei größeren Räumen werden die Lehren in parallelen Abständen (Länge der Richtlatte beach-ten!) angeordnet. Diese Lehren werden ebenfalls auf Mörtelbahnen angelegt und sollen vollsatt und fest eingebettet liegen, damit ein ungehindertes Abziehen des Estrichmörtels möglich ist. Auch hierbei ist eine Kontrolle und mögliche Korrektur unmittelbar vor dem Einbringen des Est-richmörtels notwendig. Der erdfeuchte Mörtel wird nun im Raum auf Arbeitslänge (d. h. Armlänge) verteilt und sorgfäl-tig verdichtetet. Mit der Richtlatte, die ständig auf mindestens zwei Lehren aufliegen muss, wird der Estrichmörtel abgezogen, eventuelle Mörtelnester aufgefüllt und nochmals abgezogen. Wichtig für das Handling des Abziehens ist es, dass der Druck über die Richtlatte auf die Lehren ausgeübt wird und nicht auf die Abschnitte zwischen den Lehren. Ein gleichzeitiges Auffüllen von Mörtellöchern mit dem überschüssigen abgezogenen Mörtel kann man erreichen, wenn man beim Abziehen die Richtlatte im Zick-Zack-Kurs und leicht diagonal führt (Bild 8.23).

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8.5 Technologischer Ablauf 205

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Weitaus einfacher und kräfteschonender ist das Aufziehen zu zweit. Außerdem kann in diesem Fall auch der Abstand der Lehren vergrößert werden. Abschließend werden die Lehren aus den Mörtelstreifen herausgenommen und gesäubert sowie die Vertiefungen mit Mörtel aufgefüllt. Die Größe des aufgezogenen Mörtelfeldes soll ungefähr der Verlegeleistung des Fliesenlegers von einem halben Arbeitstages entsprechen.

Bild 8.23: Abziehen des Estrichs

Bild 8.24: Aufziehen der Zementschlämme

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206 8 Herstellen eines gedämmten Fußbodens

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Bild 8.25: Entlüften des Fließestriches Fließestriche werden lediglich „entlüftet“. Damit werden sie verdichtet. Fließestriche sind auf Grund ihrer Konsistenz selbstnivellierend, damit entfällt das Abziehen über Estrichlehren.

Einzelverlegung Vorgezogenes Mörtelbett Mischungs-verhältnis

Untermischung: kaum feucht aus Zementmörtel, MV 1 : 6 Verlegemörtel:Kalkzementmörtel MV 2 : 1 : 8 Oder Zementmörtel MV 1 : 4 bis 1 : 6

Zementmörtel MV 1 : 4 bis 1 : 6 sowie Puderschicht aus Zement oder Zementschlämme

Material Handgeformte Fliesen und Platten, Natursteinplatten ungleicher Dicke, Betonwerksteinplatten ungleicher Dicke

Alle Fliesen und Platten mit gleichmäßiger Dicke, Mosaike

8.5.7 Verlegen der Bodenfliesen und -platten

Zunächst wird zur besseren Haftung der Steinzeugfliesen auf Grund ihrer geringen Saugfähigkeit entweder eine Zementpuderschicht oder eine Haftschlämme aufgebracht. Der Zement wird gleichmäßig mit der Hand aufgetragen ohne die Ebenheit der Mörteloberfläche zu beeinflussen. Nur so viel Zement aufgeben, wie er Wasser aus dem Mörtel aufnimmt! Der Zement muss die Feuchtigkeit des Estrichmörtels gleichmäßig aufgenommen haben. Nach-träglich starkes Annässen sollte möglichst vermieden werden. Diese Methode mit Zementpuder sollte nach neueren Erkenntnissen die Ausnahme sein, da zwar die Haftung zunächst ausreichend bis gut ist, aber durch die starke Schwindneigung des Zementes von 7 mm/m kann der Haftverbund schnell zerstört werden. Die Verwendung von Haftschlämme, hergestellt aus der fertigen Trockenmischung und Wasser ist die geeignetere Methode. Die Haftschlämmen sind hoch kunststoffvergütet, somit flexibel und

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8.5 Technologischer Ablauf 207

8

garantieren einen schnellen und dauerhaften Verbund. Außerdem kann die Haftschlämme auch noch aufgebracht werden , wenn der Mörtel schon „angezogen hat“ und damit für das Pudern zu trocken ist (Bild 8.24). Anschließend werden die Platten entsprechend des gewählten Verlegemusters und Anlegeform in die Haftschicht eingelegt und abschnittsweise unter Beachtung der ebenen Verlegung eingeklopft. Größere Platten werden mit dem Gummihammer einzeln eingeklopft. Kleinere Platten können besser unter Benutzung einer absolut ebenen, nicht verzogenen Holzplatte eingeklopft werden. Wichtig dabei ist, dass der Mörtel nicht aus den Fugen quillt und die Fliesen oder Platten nicht zu schwimmen beginnen. Analog zum Ansetzen von Wandfliesen, arbeitet der Fliesenleger bei der Verlegung von Boden-fliesen oder-platten auch mit Punktfliesen. Die Anordnung dieser richtet sich nach der Größe des Bodens bzw. des zu belegenden Abschnittes und der gewählten Anlegeform (Bild 8.26).

Fluchtschnur

Fluchtschnur

Fluchtschnur Fluchtschnur

Verlegung der BodenfliesenTreppenform

Verlegung der BodenfliesenU- Form 2-achsig

Verlegung der BodenfliesenM- Form

vorgezogenes Mörtelbett

vorgezogenes Mörtelbett

vorgezogenes Mörtelbett

vorgezogenes Mörtelbett

1

2

3

Bild 8.26: Anlegen in Treppenform, U-Form, M-Form

Im Bild 1 ist das treppenförmige Anlegen darge-stellt. Die Richtlatte und die Spannschnur geben den fluchtrechten Verlauf vor. Das treppenförmige Auslegen ermöglicht eine schnelle Korrektur des Fugenverlaufs. Die fehlenden Anschlüsse zur Wand werden nachträglich belegt.

Ein ständiges Überprüfen der Rechtwinkligkeit ist notwendig. Vorsicht ist beim Nehmen von Stich-maßen geboten: Messfehler könnten sich addieren. Das Bild 2 beschreibt das Belegen eines großen Bodens in zweiachsiger Symmetrie, bei dem an der Hauptwand mit dem rechnerisch ermittelten Streifen begonnen wurde und direkt im Anschluss die beiden Seiten als Vorlage für den gesamten Boden belegt wurden. In diesem Fall ist das exakte Verlegen der ersten Reihen die Voraussetzung für einen reibungslosen Arbeitsablauf ohne großen Mess- und Prüfaufwand, denn die Spannschnur gibt die Flucht vor. Beim Bild 3 wird das Verfahren wie bei dem U-förmigen Anlegen im voran beschriebenen Fall angewandt, aber die zusätzlichen Punktfliesen in der Mitte (M-Form) geben dem Fliesenleger die Sicherheit in der Flucht trotz der großen Länge zu arbeiten. Einerseits gibt die Fluchtschnur die Län-ge nicht her und andererseits kann der Fliesenleger in den kleineren Feldern besser arbeiten. Achtung: Der mittlere Stich muss hundertprozen-tig maßhaltig und rechtwinklig zur Hauptwand an-gelegt werden, ansonsten verdreht sich der Boden, die beiden Abschnitte rechts und links passen nicht zusammen oder der Boden bricht entlang der Mit-telachse optisch auseinander.

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208 8 Herstellen eines gedämmten Fußbodens

8

Die Fugenbreiten bei Bodenbelägen sind neben ihrer Abhängigkeit von Material, Format und Gestaltungswünschen etwas breiter anzulegen als bei Wandbelägen. Prinzipiell sollten enge Pressfugen vermieden werden. Bei diesen sehr engen Fugen können die auftretenden Span-nungen nicht voll ausgeglichen und abgebaut werden. Außerdem können die Größenunter-schiede der Fliesen und Platten bei etwas breiteren Fugen besser ausgeglichen werden, die Fugen auch besser verdichtet werden.

Ein geübter Fliesenleger legt ein gleichmäßiges Fugenbild mittels Augenmaß ohne große Mühe an, erkennt auch minimale Differenzen bei den Fugenbreiten. Ein Berufsanfänger hat es dabei etwas schwieriger, kann sich aber das Problem etwas vereinfachen, indem er regelmäßig seine Arbeit aus einer größeren Distanz betrachtet. Schnell kann er dann erkennen, wenn der Fugenver-lauf „zickelt“. Die Verlegung im Rüttelverfahren soll an dieser Stelle erwähnt werden, weil sie zu den Verle-geverfahren dazugehört, dieses Verfahren aber ausschließlich für großflächige Verlegung ange-wandt wird. Die fertigen Flächen sind hoch belastbar (z. B. in Lagerhallen, Industrieanlagen, Supermärkte usw.). Das Verfahren entspricht im Wesentlichen dem der Verlegung im vorgezoge-nen Mörtelbett, nur dass die Arbeiten großflächiger erfolgen. Bei den Platten handelt es sich meistens um hoch belastbare Klinkerplatten mit hoher Maßhaltig-keit und einer allseitigen Fase, so dass im verlegten Zustand eine V-Fuge entsteht. Die hohe Maß-haltigkeit ist nötig, da die Platten mit einer „Knirschfuge“ verlegt werden. Nach dem Belegen mit Platten wird die Belagsfläche mit Wasser begossen und mit Rüttelplatten abgerüttelt. Beim Ein-rütteln steigt in den „Knirschfugen“ Zementleim auf und füllt die V-Fugen aus. Danach wird die Oberfläche mit Quarzsand abgestoßen und gereinigt (Bilder 8.27 und 8.28).

Bild 8.27: V-Knirschfuge für die Verlegung im Rüttelverfahren

Fugenmasse

Bild 8.28: V-Fuge als Schnittdarstellung

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8.5 Technologischer Ablauf 209

8

8.5.8 Verfugen des Belages

A) Belagsfugen Folgende Anforderungen werden an Belagsfugen gestellt: – Toleranzausgleich der Fliesen – Abbau von Belagsspannungen – Verbindung der Fliesen – Relative Dichtigkeit der Fuge – Rissfreiheit – Dampfdurchlässigkeit – Relative Wasserdichtigkeit – Widerstandsfähigkeit gegen chemische und mechanische Belastung – Gestaltung und optische Wirkung

Fugenbreiten: Die Fugenbreite ist abhängig von der Größe und dem Toleranzbereich der Platten. Nach der DIN 18 352 sollen folgende Fugenbreiten eingehalten werden: Fliesen- und Plattenmaterial Seitenlänge Fugenbreite Trockengepresste Fliesen DIN EN 159, 176, 177, 178

bis 10 cm über 10 cm

1–3 Millimeter 2–8 Millimeter

Stranggepresste Fliesen und Platten (Spaltplatten und einzeln ge-zogene Platten) DIN EN 121,186, 187, 188

bis 30 cm über 30 cm

4–10 Millimeter mindestens 10 Millimeter

Vor dem Verfugen sind die Fugen bis auf Plattenstärke sauber auszukratzen. Andernfalls kann die Festigkeit herabgesetzt werden, kann es zu Rissen führen und zu Farbabweichungen im Fugenbild kommen. Beim Dickbettverfahren wird erst nach 2 bis 4 Tagen verfugt. Je nach Temperatur und Saugfähig-keit der Platten kann die Fuge vor dem Verfugen angenässt werden. Die Verfugung erfolgt in der Regel großflächig im Schlämmverfahren (Bild 8.29). Zweckmäßigerweise sollten werkseitig hergestellte Fugenmörtel verwendet werden, um eine gleichmäßige Qualität besonders eine gleichmäßige Farbe zu erreichen. Aus dem gleichen Grund ist die Wassermenge bei jedem Anmi-schen immer gleich zu dosieren (W/Z-Wert). Der Fugenmörtel ist entsprechend der Fugenbreite auszuwählen. Je breiter die Fuge, desto gröbere Zuschläge enthält der Fugenmörtel. Nach dem Einschlämmen wird der Bodenbelag mit trockener Fugenmasse abgestiebt und kräf-tig mit einem Gummischieber abgestoßen. Im Anschluss ist der Belag diagonal zur Fliese mit einem Schwamm oder Schwammbrett mehrfach abzuwaschen, bis kein Zementschleier erkenn-bar ist. Während des Abwaschens ist darauf zu achten, dass der Fugenmörtel nicht ausgewa-schen wird.

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210 8 Herstellen eines gedämmten Fußbodens

8

Bild 8.29: Einschlämmen der Fugenmasse

B) Bewegungsfugen Gebäudetrennfugen Sie verlaufen durch die Tragkonstruktion (Decken, tragende Wände usw.) Die Breite wird aus der Fuge in der Tragkonstruktion übernommen. Trennfugen haben die Aufgabe, Spannungen infolge Setzung und Erschütterungen aufzunehmen. Diese Fugen werden in voller Breite im Fliesenbelag übernommen. Die Fugenkonstruktion können mit dauerelastischem Fugenmaterial oder mit Profi-len geschlossen werden (Bild 8.30).

Bild 8.30: Gebäudetrennfuge mittels Profilen

Feldbegrenzungsfugen (Dehnungsfugen) (Bild 8.31) Diese verlaufen durch den Fußbodenaufbau bis zur Dämmung bzw. bis auf die Rohdecke (bei Verbundestrich und Estrich auf Trennschicht). Sie haben die Aufgabe, Spannungen infolge Tem-peraturwechsels und Feuchtigkeitsänderung im Belag aufzunehmen. Feldbegrenzungsfugen wer-den in Flächen mit einer größeren Länge von 8 m angeordnet und Flächen über 40 m2.

Page 229: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

8.5 Technologischer Ablauf 211

8

450 450

500

900Fe

ldbe

gren

zung

sfug

e

Feld

begr

enzu

ngsf

uge

Feld

begr

enzu

ngsf

uge

Feldbergrenzungsfuge

Feldbergrenzungsfuge

300

100

1000

600

500 500

500

1000

Bild 8.31: Anordnung der Feld-begrenzungsfugen

In Verlängerung von zurückspringenden bzw. vorspringenden Bauteilen und im Bereich von Tür-schwellen sind ebenfalls Feldbegrenzungsfugen anzuordnen. Dabei ist darauf zu achten, dass der Fußbodenbelag möglichst symmetrisch durch die Dehnungsfugen geteilt wird. Auch bei Muster-böden verlaufen die Dehnungsfugen geradlinig und folgen nicht der Belagsfuge. Auch hier ist zu

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212 8 Herstellen eines gedämmten Fußbodens

8

beachten, dass das Muster symmetrisch geschnitten wird. Teilt eine Tür den Bodenbelag vom be-nachbarten Raum, ist im Türbereich ebenfalls eine Bewegungsfuge auszuführen (Bilder 8.32 und 8.33). Die Breite der Fugen soll 5–10 mm betragen. Die Ausführung erfolgt mit Silikon oder Dehnungs-profilen (Bild 8.34, Bilder 8.37–8.40).

Bewegungsfugen

Bild 8.32: Bewegungsfugen im Türbereich

Bild 8.33: Bewegungsfugen im Türbereich

Hinterfüllung

5–10 mm

Silikondichtstoff

Bild 8.34: Breite der Feldbegrenzungsfugen

Bild 8.35: Falsch ausgeführte Bewegungsfuge, Schäden sind vorprogrammiert

Page 231: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

8.5 Technologischer Ablauf 213

8

Bild 8.36: Einbau Dehnungsprofile im Estrich

Bild 8.37: Einbau Dehnungsprofile im Belag

Bild 8.38: Trennen der Estrichfelder mittels Schienen

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214 8 Herstellen eines gedämmten Fußbodens

8

Bild 8.39: Feldbegrenzungsfuge unterbricht das Diagonalmuster

Bild 8.40: Geradliniger Fugenverlauf unabhängig vom Muster

Zur fachgerechten Ausführung der Feldbegrenzungsfuge wird diese aus der Estrichfuge über-nommen. Ein Fugenversatz vom Belag zum Estrich ist unzulässig, genauso wie eine Dehnungsfu-ge unabhängig von den Estrichdehnungsfugen (Bild 8.37). Nach dem Verlegen der Fliesen werden die Dehnungsfugen bis auf die Estrichoberfläche ausge-kratzt (Estrichfuge). Um zu gewährleisten, dass die Tiefe der Silikonfuge der Fugenbreite ent-spricht, ist besonders im Dickbettverfahren eine Hinterfüllung vorzusehen (Bild 8.41). Die Hinterfüllung soll aus einer geschlossenzelligen (aus hygienische Gründen) Polyethylen-Rundschnur bestehen, um eine Dreiflankenhaftung zu vermeiden. Zur besseren Haftung des Silikon-Fugenstoffes sollten die Flanken der Fliesen mit einem Primer (Einlassgrund) eingestrichen werden. Um dabei die Fliesenoberfläche zu schützen, muss die Fuge beidseitig mit Klebeband abgeklebt werden. Nach dem Auspressen mit Silikon wird die Fuge mit einem Trennmittel abgesprüht und mit einem Fugenspachtel glatt abgezogen und gleichzeitig das Klebeband entfernt. Eine fachgerecht ausgeführte Feldbegrenzungsfuge (Dehnungsfuge) erfüllt ihre Aufgabe über einen langen Zeitraum. Da sie jedoch nur ca. 20 % Dehnung aufnehmen kön-nen (bei 5 mm Fugenbreite = 1 mm Dehnung) sind Flankenabrisse auf Dauer nicht vermeidbar. Deshalb wurde der Begriff „Wartungsfuge" eingeführt. Das heißt, dass diese Fugen ständig ge-wartet und überprüft werden müssen und somit aus der Gewährleistung fallen, wenn sie fachge-recht ausgeführt wurden. Jedoch muss im Leistungsverzeichnis diese Fuge als Wartungsfuge vereinbart werden.

Page 233: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

8.6 Aufgaben und Projekte 215

8

Dehnung möglich

keine rückseitigeHaftung am Untergrundkein Flankenabriss

Dehnung eingeschränkt

rückseitige Haftungdadurch Flankenabriss

Bild 8.41: Verhinderung Dreiflanken-haftung

8.6 Aufgaben und Projekte

8.6.1 Aufgaben zur Informationsbeschaffung 1. Worin unterscheiden sich die Herstellung von Steinzeug- und Steingutfliesen? 2. Welche Eigenschaften ergeben sich daraus für die Bodenfliesen? 3. Was heißt EN 159 B III? 4. Wie werden STZ gekennzeichnet? 5. Erklären Sie die Abkürzungen GL und UGL! 6. Beschreiben Sie detailliert den Brennprozess einer Bodenfliese! 7. Nennen Sie 3 wichtige Eigenschaften von Bodenfliesen, die Wandfliesen nicht besitzen! 8. Begründen Sie das Zustandekommen dieser Eigenschaften (Rohstoffe, Herstellung)! 9. Wie heißen die Verschleißklassen für Bodenfliesen, welche Anwendungsbereiche gibt es? 10. Welche Arten der Einteilung von Bodenbelägen sind Ihnen bekannt? 11. Die symmetrische Einteilung von Böden richtet sich nach dem Raumgrundriss und/oder dem

Fliesenformat bzw. Muster. Vergleichen Sie die beiden Arten der symmetrischen Einteilung und geben Sie je zwei Anwendungsbeispiele an!

12. Nennen und skizzieren Sie 4 Verlegemuster für quadratische/rechteckige Fliesen! 13. Welche Aufgaben hat ein Fries zu erfüllen? Nennen Sie Einteilungsregeln für einen Fries! 14. Wonach richtet sich die Auswahl der Hauptwand? 15. Wodurch kann die Höhe des Bodenbelages vorgegeben sein? 16. Mit welchen Werkzeugen und Hilfsmitteln kann der rechte Winkel eines Bodens auf der Bau-

stelle gemessen werden? 17. Nennen Sie die vier Estrichgruppen und charakterisieren Sie diese hinsichtlich ihrer bauphysi-

kalischen Eigenschaften! 18. Erläutern Sie mögliche Vor- und Nachteile eines Verbundestriches! 19. Wozu dient die Trennschicht? Aus welchen Materialien bestehen Trennschichten? 20. Zementestriche neigen zu Schwindverhalten. Wie kommt es zu dieser Erscheinung? Welche

Auswirkungen hat diese Eigenschaft? Welche Schlussfolgerungen ergeben sich für den Flie-senleger?

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216 8 Herstellen eines gedämmten Fußbodens

8

21. Nennen Sie verschiedene Möglichkeiten, mit denen das Schwindverhalten reduziert werden kann!

22. Wozu dient eine Bewehrung im Estrich? 23. Über welche Eigenschaften müssen Dämmstoffe verfügen? 24. Gibt es einheitliche Dämmstoffe für alle Einsatzgebiete (Wand, Decke, Boden)? Begründen

Sie ihre Aussage fachgerecht! 25. Erläutern Sie den Zusammenhang bzw. Widerspruch zwischen einem Wärmedämm- und ei-

nem Trittschalldämmstoff! Ordnen Sie jeder Dämmeigenschaft zwei Dämmstoffe zu! 26. Welche Estricharten sind Ihnen außer Zementestrichen bekannt? Wie werden diese klassifi-

ziert? 27. Erklären Sie das Prinzip eines Fließestriches! Wie ist er zusammengesetzt? Welche Vorteile

bietet sein Einsatz? Wo werden Fließestriche vorzugsweise eingebaut? 28. Calziumsulfatestriche haben viele Vorteile, aber auch einige Nachteile. Stellen Sie diese ge-

genüber! 29. Was versteht man unter dem Begriff „Belegreife“? Wann ist diese bei einem Zementestrich

erreicht? 30. Fußbodenheizungen werden in zwei Arten eingeteilt. Wie heißen diese? 31. Nach welchen Bauarten werden Warmwasser-Fußbodenheizungen unterschieden? Nutzen Sie

zur Erklärung Skizzen! 32. Bevor Sie mit den Belagsarbeiten beginnen, müssen Sie das Heizprotokoll einsehen. Weshalb

besteht diese Pflicht? Welche Angaben müssen darin dokumentiert sein? 33. Wie kann die Belegreife eines Estrichs festgestellt werden? Beschreiben Sie die Vorgehens-

weise ausführlich! Welche Grenzwerte gelten? Beschreiben Sie mögliche Folgen, die bei Nichteinhaltung der Restfeuchtewerte entstehen können!

34. Die Verlegung der Bodenfliesen- und Platten kann im Dick- oder Dünnbettverfahren erfolgen. Beschreiben Sie, wann die Anwendung des Dickbettverfahrens notwendig sein kann!

35. Welche Mindestdicken für Estriche gelten für den Verlegemörtel bei Bodenbelagsarbeiten nach DIN 18 352?

36. Erläutern Sie mögliche Verlegeverfahren für das Dickbett! 37. Beschreiben Sie mittels Skizze das Anlegen des Bodens in einem kleinen, einem mittleren und

einem großen Raum! Nennen Sie dazu in Kurzform die Vorgehensweise! 38. Berechnen Sie die Bodenflächen und die Sockellängen der abgebildeten Grundrisse im Bild

8.31! 39. Stellen Sie eine nach den Estrichgruppen getrennte Übersicht zusammen, die alle Materialien

und die dafür notwendigen Größen für die Materialkalkulation enthält! Beispiel: Verbund-estrich: Estrich = Fläche, Randdämmstreifen=Umfang usw.

40. Ein Kunde wünscht für seinen Boden ein Schachbrettmuster aus 30/30er Feinsteinzeug mit 3 mm Fuge und entsprechenden umlaufenden Fries. Die Abmessungen des Bodens betragen 4,67 m × 5,65 m, am Rand 5 mm breite elastische Anschlußfugen sind geplant. Wie lautet Ihr Vorschlag für die Einteilung und die Friesbreite?

41. Der Kabinengang in einer Sporthalle (1,76 m × 6,49 m) soll einen neuen Boden aus 15er Steinzeugfliesen erhalten. Die Fugenbreite beträgt im Anschlussbereich 5 mm, ansonsten 2 mm. Wie viele Fliesen werden pro Reihe benötigt (quer und längs) und wie breit sind die Friesstrei-fen?

42. Wie viel m2 Fliesen im Format 31/31 (Verschnitt 7 %) müssen für den Boden Flur bestellt werden (Bild 8.42)? Welche Menge Estrich (EF 1,4) wird bei einer durchschnittlichen Dicke von 5 cm benötigt? Wie lautet die Bestellung für Sand 0/4 und Zement CEM I?

Page 235: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

8.6 Aufgaben und Projekte 217

8

598,6

110

580

410

40°

Bild 8.42: Boden im Flur

43. Ermitteln Sie die einzelnen Sand- und Zementanteile für folgende Aufmaße: a) A = 34,78 m2 Estrichdicke 4,5 cm MV 1 : 4 EF 1,4 b) A = 67,98 m2 Estrichdicke 35 mm MV 1 : 4,5 EF 1,33 44. Für den dargestellten Boden eines Abstellraumes ist das gesamte Material zu bestellen. Ein 3

cm dicker Verbundestrich wird im MV 1 : 3 bei 45 % Auflockerung eingebracht. Material ist Steinzeug im Format 31/31/0/9 (Bild 8.43).

2,24 401 4,87

10,88 10

1,86

126

2,36

4,76

4,872014,24

63,5

5,49

36,5

36,5

151

Holzpfeiler

15124

201

11,22

A

B

C

D

m; cm

5

55

5

5

5

24/24

Die Wand A soll eine Trockenbauwand werden.

Bild 8.43: Abstellraum

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218 8 Herstellen eines gedämmten Fußbodens

8

8.6.2 Projekte

Projekt 1: Aufbau des Bodens Problemstellung: Das neu errichtete Einfamilienhaus der Familie Meier-Schulze befindet sich in der Phase des Innenausbaus (Bild 8.44). Der Raum „Eltern“ soll entsprechend der Bauzeichnung einen Fliesenbelag erhalten. Vor Auftragsbeginn wünscht der Bauherr genauere Informationen über die Fußbodenkonstruk-tion. Handlungsziele: Geben Sie ihm mittels Skizzen einen Vergleich über mögliche Aufbauformen, deren Vor- und Nachteile und dazu benötigte Baustoffe! Teilen Sie abschließend dem Bauherrn mit, für welchen Bodenaufbau Sie sich entschieden haben und begründen Sie Ihre Wahl! Vergleichen Sie mögliche Belagseinteilungen und fertigen Sie zur Präsentation jeweils einen Verlegeplan an (Maßstab M 1 : 20)! Projekt 2: Planung und Einteilung des Belages Problemstellung: Frau Meier-Schulze möchte den Eingangsbereich (Diele) fliesen lassen. Situationsbeschreibung: Die Familie hat schon als Belagsmaterial ein Feinsteinzeug im Format 33/33/0,9 im Fliesenmarkt ausgesucht. Mit Ihrem Chef hat Frau Meier-Schulze vereinbart, dass Sie ihr verschiedene Bodeneinteilungen vorstellen, diese bewerten und sie bei der Farb- und Ma-terialauswahl entsprechend beraten. Außerdem sollen Sie mit Frau Meier-Schulze in den Fliesen-markt fahren, um die STZ-Fliesen und den Fugenmörtel einzukaufen. Handlungsziele: Kalkulieren Sie den Materialbedarf! Besprechen Sie mit Frau Meier-Schulze den Kauf des Fugenmörtels. Erklären Sie ihr, worauf bei der Auswahl geachtet werden muss und was die Herstellerangaben auf der Rückseite des Sackes bedeuten! Erklären Sie der Familie Meier-Schulze den Ablauf aller Arbeiten und geben Sie einen zeitlichen Rahmen vor! Beachten Sie dabei mögliche Ruhe- und Wartezeiten! Bereiten Sie verschiedene Möglichkeiten der Belagseinteilung vor und stellen diese zeichnerisch in geeigneten Maßstab mit Bemaßung dar. Präsentieren Sie der Familie Meier-Schulze Ihre Er-gebnisse! Projekt 3: Herstellen eines gedämmten Fußbodens Situationsbeschreibung: Der im Grundriss dargestellte Wohnraum soll den Fliesenbelag auf einem Estrich mit Fußboden-heizung erhalten. Ihre Firma hat den Auftrag übernommen, alle Arbeiten – bis auf das Verlegen der Heizelemente – auszuführen.

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8.6 Aufgaben und Projekte 219

8

Problemstellungen und Handlungsziele:

Teilprojekt 1: Ihr Kollege will sofort mit den Estricharbeiten beginnen. Schließen Sie sich seinem Entschluss an oder haben Sie Einwände? Begründen Sie Ihre Entscheidung! Welche Fragen bzw. Probleme treten nun Ihrer Meinung nach für die fachgerechte Ausführung der Arbeiten auf? Erläutern Sie verschiedene Möglichkeiten, um diese Probleme gemeinsam mit Ihrem Kollegen zu lösen! Teilprojekt 2: Nennen Sie nun alle notwendigen Arbeitsschritte (in Reihenfolge nummeriert) vom Betreten des Raumes bis zum Beginn der Fliesenarbeiten und beschreiben Sie anschließend die einzelnen Ar-beitsgänge! Gehen Sie dabei sehr detailliert auf das Herstellen des beheizten Bodens ein! Hinweis: Nutzen Sie zunächst den Strukturbaum zum Zusammentragen und Sortieren der Infor-

mationen! Begründen Sie Ihre Entscheidungen hinsichtlich Material- und Konstruktionsauswahl sowie der Arbeitsschritte! Fertigen Sie eine Schnittzeichnung entsprechend Ihres gewählten Bodenaufbaus an! Kennzeich-nen und bemaßen Sie alle Schichten! Teilprojekt 3: Sie haben mit Ihrem Kollegen die Fußbodenheizung verlegt und den Schutzestrich eingebracht. Beachten Sie den Kundenwunsch der zweiachsigen Symmetrie und teilen den Boden rechnerisch ein, ermitteln Sie den Materialbedarf und beschreiben Sie das Anlegen und Verlegen im Raum ausführlich! Hinweis: STZ-Fliesen 30 × 30

Fugenbreiten nach DIN, dauerelastisch 1 cm Sockel aus STZ-Fliesen geschnitten – 7,5 cm breit

Zeichnen Sie einen Verlegeplan der Detaillösung A im Maßstab 1 : 5! Konstruieren Sie die Detaillösung A in Isometrie mit Sockel und einer Schicht STG!

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220 8 Herstellen eines gedämmten Fußbodens

8

Bild 8.44: Einfamilienhaus der Familie Maier-Schulz

Page 239: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

8.6 Aufgaben und Projekte 221

8

Bild 8.44: Einfamilienhaus der Familie Maier-Schulz (Fortsetzung)

Page 240: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

222 8 Herstellen eines gedämmten Fußbodens

8

Bild 8.44: Einfamilienhaus der Familie Maier-Schulz (Fortsetzung)

Page 241: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

9 Verfliesen eines Badezimmers

9.1 Vorüberlegungen

Besonders in Badezimmern haben sich in den letzten Jahrzehnten die Vorstellungen und Ansprü-che an die Gestaltung und Ausführung der Belagsarbeiten stark gewandelt. Ging man vor 30 Jah-ren noch sparsam mit dem Einsatz von keramischen Bekleidungen um und bevorzugte ein kleines Plattenformat, so lassen sich in der heutigen Zeit die Wünsche der Auftraggeber hinsichtlich Far-be, Format und Gestaltung mühelos in das gesamte Wohnkonzept integrieren. Dieser Vorteil birgt aber auch den Aspekt, dass gerade im Bereich der Badgestaltung an den Fliesenleger besonderes hohe Planungs- und Ausführungsanforderungen gestellt werden sowie fachübergreifende Kennt-nisse, zuverlässige Koordination und Zusammenarbeit mit den anderen Gewerken Voraussetzung sind (Bild 9.1a und b). Nicht selten trifft der Fliesenleger bei seiner Arbeit auf sehr teure Belagsmaterialien und Einbau-objekte, bei denen Fehler in der Planung oder Ausführung gravierende Folgen haben können. Gerade in der Frage des Fugenverlaufes und der Anordnung von Ausgleichstreifen ergeben sich die Probleme häufig erst im Verlauf der Belagsarbeiten und sind dann nicht ohne weitere Kom-promisse zu lösen. Von den unangenehmen Gesprächen mit dem Kunden oder Auftraggeber ab-gesehen, treten Zeit- und Geldfragen in den Vordergrund. Um diesen Problemen möglichst aus dem Weg zu gehen, muss sich der Fliesenleger ausreichend Zeit bei der Belagseinteilung nehmen und im Kundengespräch unbedingt die Planung so weit wie möglich schriftlich fixieren. Es emp-fiehlt sich außerdem, dem Kunden Alternativen aufzuzeigen und gemeinsam zu diskutieren.

Bild 9.1a): Gestaltung im Badezimmer: Kombination Naturstein und Keramik

A. Borgmeier, H. Braunreiter, Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger,DOI 10.1007/978-3-8348-9945-3_9,© Vieweg+Teubner Verlag | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2011

Page 242: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

224 9 Verfliesen eines Badezimmers

9

Bild 9.1b): Gestaltungsmöglichkeiten im Badezimmer

Haben der Bauherr, Auftraggeber oder Architekt sehr klare Vorstellungen über die Gestaltung eines Badezimmers (das trifft bei fast allen Neubauprojekten zu), so fertigt der Architekt in der Regel einen so genannten „Verlegeplan“ an. Bevorzugter Maßstab ist der Maßstab M 1 : 10, das ist aber von den Abmessungen des Badezimmers abhängig. Im Allgemeinen werden die einzelnen Wände des Badezimmers als „Wandabwicklung“ in ihrer Ansicht dargestellt (Bild 9.2).

Beim Anfertigen eines Verlegeplanes geht der Architekt nach folgenden Schritten vor: 1. Festlegen der vertikalen und horizontalen Bezugsachsen (das sind meistens Oberkanten

von Türzargen, Fensterleibungen, Vorlagen) 2. Einteilen der einzelnen Belagsflächen (symmetrisch, ohne Symmetrie), Eintragen der La-

ge der Ausgleichstreifen 3. Anordnen der Sanitärobjekte (Sanitärgegenstände, Armaturen, Zubehör) entsprechend der

optimalen Höhenlagen, Seitenabstände und Fugenverlauf) 4. Festlegen des Verlaufes der einzelnen Leitungen (Zulauf, Ablauf, Warmwasser, Kalt-

wasser)

Ein Verlegeplan stellt eine große Arbeitserleichterung für den Fliesenleger dar, aber bei kleineren Aufträgen und bei Aufträgen ohne Architekten obliegt dem Fliesenleger selbst die Planung. Umumgänglich sind für den Fliesenleger Kenntnisse über die nachhaltige Wirkung seiner Ent-scheidungen. Zum Beispiel kann einen Kunden die nichtsymmetrische Anordnung eines Spülkas-tens innerhalb des Fugenrasters maßlos verärgern – es sieht nicht professionell aus! Andererseits können beim Verfliesen von Dusch- oder Badewannen am Anschluss vom Wandbelag zur Wan-nenverkleidung zu schmale oder geometrisch ungünstige Ausgleichstreifen entstehen. Ebenso bedarf der Wunsch nach einem Fugenschnitt zwischen Wand- und Bodenbelag der besonders akkuraten Planung.

Page 243: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

9.2 Materialauswahl 225

9

Bild 9.2: Verlegeplan Badezimmer

9.2 Materialauswahl

9.2.1 Belagsmaterialien

Für die Wand- und Bodenverfliesung eines Badezimmers eignen sich alle Fliesen- und Platten-materialien. Diese sind in der Reihenfolge ihrer Bedeutung nachfolgend aufgelistet: Steingut und Irdengut, Feinsteinzeug, Naturstein, Cotto, Steinzeug, Terrazzo fein geschliffen, Spaltplatten. A) Wandbelag Am einfachsten ist der Einsatz von feinkeramischen Fliesen- und Platten. Deren Eigenschaften und Behandlung wurden bereits in den Lernfeldern 7 und 8 erläutert. Vorsicht ist jedoch bei offenporigen Natursteinen und bei grobkeramischen Cottoplatten geboten. Ohne Oberflächenvergütung sind diese Platten nicht auf Dauer spritzwasserbelastbar. Detaillierte Informationen über die Oberflächenbehandlung solcher Platten finden Sie im Lern-feld 14. Der Einsatz von Dekor- oder Relieffliesen ist bei der optischen Gestaltung eines Badezimmers sehr beliebt. Bezüglich deren Anordnung ist eine genaue Absprache mit dem Bauherren oder Auftraggeber ratsam, da die individuellen Geschmacksrichtungen sehr unterschiedlich sind. Eine genaue Planung vorausgesetzt, können die Dekorfliesen als Bordüre angeordnet, den der waage-rechten Ausgleichstreifen ersetzen. Für den Badezimmerbereich stehen für die unterschiedlichen Funktionen verschiedene Formflie-sen zur Verfügung: Papierrollenhalter in der Wand versenkt oder über der Fliesenfläche, Seifen-schalen versenkt oder vorstehend, Handtuchhaken, Konsolen. Diese gehören zur Formgebungs-gruppe C und werden bei ihrer Herstellung in Formen gegossen. Das erklärt auch den vergleichs-weise hohen Stückpreis.

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226 9 Verfliesen eines Badezimmers

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Für die Gestaltung eines Bades ist die Ausbildung der Wandaußenecken von großer Bedeutung. Grundsätzlich sind folgende Varianten möglich: 1. Steingutfliesen mit unglasierten Kanten: optisch ungünstig und deshalb nur in Verbindung

mit dem Einsatz einer Schiene (siehe 4.) empfehlenswert. 2. Steingutfliesen mit glasierten Kanten: Der Einsatz von Schienen erübrigt sich, wenn der

Auftraggeber dies nicht ausdrücklich fordert. Vorsicht allerdings ist bei hellen Glasuren auf einem farbigen Scherben (Irdengut) geboten, da möglicherweise der Scherben durch die helle Glasur hindurch scheint (Bild 9.3).

3. Steingutfliesen mit abgerundeten Kanten: Diese erfüllen in ästhetischer, optischer und auch in bautechnischer Hinsicht (Wasserableitung) alle Anforderungen. Einige Fliesenhersteller führen in ihrem Sortiment Kehl- und Formfliesen für Außen- und Innenecken sowie diverse Formstücke.

4. Verwendung von Schienen: Der Einsatz der Fliesenschienen begann mit der zunehmenden Herstellung von Fliesen ohne glasierte Kanten. Schnell entwickelte sich ein breites Sortiment an Schienen mit speziellen Verwendungsmöglichkeiten. Sie dienen dem Kantenschutz, dem Abdecken unglasierter Fliesenkanten und dem sauberen Übergang vom keramischen Belägen zu anderen Belagsstoffen. Die Schienenmaterialien reichen von Plastik in verschiedensten Farben über Messing, verchromten Messing, Aluminium bis zu Edelstahl (Bild 9.4).

Bild 9.3: Detail Badewanne-Wand-Fenster-

rahmen Bild 9.4: Vorwandinstallation mit abgerunde-

tem Profil Für Wandaußenecken werden Eckprofile verwendet, zur besonderen Gestaltung werden runde Profile oder halbelliptische Profile angeboten (Bilder 9.5 und 9.6).

Page 245: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

9.2 Materialauswahl 227

9

Bild 9.5: Flachprofil

Bild 9.6: Rundprofil

B) Bodenbelag Für Badezimmer ist für den Bodenbelag ein Belagsmaterial auszuwählen, welches den Anforde-rungen der Rutschhemmung gerecht wird. Glasierte und besonders polierte Fliesen oder Platten, wie z. B. Feinsteinzeug, Marmor oder Granit werden bei einem dünnen Wasserfilm auf der Plat-tenoberfläche den Anforderungen der Rutschhemmung nicht gerecht. Der Auftraggeber sollte auf diesen Umstand hingewiesen werden. Fliesen- und Plattenhersteller bieten zwar zu diesem Zweck profilierte Oberflächen an, aber stark profilierte Fliesen sind für Badezimmer im privaten Bereich ungeeignet, da sie nicht nur optisch wenig ansprechend sind, sondern auch im Barfußbereich Unbehagen und Verletzungen fördern können. Deshalb greift man auf Platten für den Barfußbereich zurück, die mindestens der Bewertungs-gruppe A entsprechen (vgl. Lernfeld 10).

9.2.2 Dünnbettmaterialien Die Dünnbettmaterialien werden in der DIN EN 12 004 entsprechend ihrer Zusammensetzung klassifiziert. Prinzipiell werden alle Dünnbettmaterialien in drei Gruppen eingeteilt: hydraulisch erhärtender Dünnbettmörtel, Dispersionsklebstoffe, Reaktionsharzklebstoffe. Der große Vorteil dieser Dünnbettmaterialien besteht neben der leichten Verarbeitung hauptsächlich in der Mög-

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228 9 Verfliesen eines Badezimmers

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lichkeit, durch gezielte Zusatzstoffe die in der Praxis gewünschten Eigenschaften und Anforde-rungen zu erreichen. Die Auswahl des geeigneten Dünnbettmaterials richtet sich nach der Art des Untergrundes, der Raumfunktion und der zu erwartenden Beanspruchung des Belages (vgl. 2.3.8, Tabelle 2.13). Der hydraulisch erhärtende Dünnbettmörtel (DIN EN 12 004-C) ist das am häufigsten ver-wendete Dünnbettmaterial. In der Baupraxis wird dieser Klebemörtel oftmals als Zementkleber bezeichnet, weil der Hauptbestandteil das Bindemittel Zement ist. Außerdem werden diesem Pulverkleber feinkörnige Zuschläge und Kunststoffzusätze beigegeben, mit denen Eigenschaften wie Geschmeidigkeit, Flexibilität und Wasserrückhaltevermögen gezielt gefördert werden. Hydraulisch erhärtende Dünnbettmörtel besitzen im Prinzip die gleichen Eigenschaften wie ein Zementmörtel. Das heißt: sie sind wasserbeständig, frostbeständig, erreichen hohe Festigkeiten, sind aber ohne Zusätze starr und benötigen längere Abbindezeiten. Ihre Anwendung ist vielseitig: im Innen- und Außenbereich, in Nassräumen und auf fast allen Untergründen (Ausnahmen sind feuchtigkeitsbeanspruchte Gipsbauteile, Holz und Kunststoffe). Der hydraulisch erhärtende Dünnbettmörtel ist in verschiedenen Packungsgrößen in Pulverform erhältlich. Für den Gebrauch müssen die hydraulischen Dünnbettmörtel mit Wasser angerührt werden, dabei wird das Pulver entsprechend den Mengenverhältnissen laut Herstellerangabe in das Wasser eingestreut und zu einer plastischen Masse angerührt. Der Einsatz eines elektrischen Rührwerkes garantiert eine gleichmäßige und klumpenfreie Masse. Dispersionsklebstoffe (DIN EN 12 004-D) bestehen aus sehr feinen Kunststoffteilchen (Vinyl-acetat und Acrylharz) und mineralischen Füllstoffen. Somit sind diese Klebstoffe bereits gebrauchsfertig in Eimern erhältlich. Den positiven Eigenschaften wie sehr leichte Handhabung, hohe Flexibilität, sehr gutes Verhalten bei Zug- und Scherspannungen und hohe Anfangsklebe-kraft stehen aber Eigenschaften, wie nicht frostbeständig, nicht wasserbeständig und geringere Festigkeiten als hydraulisch erhärtende Dünnbettmörtel gegenüber. Diese reduzieren den Einsatz von Dispersionsklebstoffen auf den trockenen Innen- und Wandbereich. Obwohl das private Ba-dezimmer nicht zur Kategorie „Nassraum“ zählt, ist der Einsatz von Dispersionsklebstoffen im Duschbereich nicht ratsam. Die so genannten Dichtkleber sind eine besondere Form der Dispersionsklebstoffe. Diesen be-sonders dünnflüssigen Dispersionen können entsprechend der Herstellerangaben bestimmte An-teile an Weißzement zugegeben werden, damit der Klebstoff eine Kombination von positiven Eigenschaften wie wasserdicht, frostbeständig und zugleich flexibel erhält. Dadurch erweitert sich das Einsatzgebiet auf Nassräume und den Außenbereich.

Achtung: Die Zugabe von Zement bezieht sich nur auf ausgewiesene Dichtklebstoffe. Nicht jeder Dispersionsklebstoff kann so zum Dichtkleber umgewandelt werden! Außerdem erset-zen Dichtkleber keine vollständige und fachgerechte Abdichtung!

Reaktionsharze (DIN 18 156-R) werden im Sprachgebrauch häufig als 2-Komponenten-Kleber bezeichnet. Die eine Komponente besteht aus einem Kunstharz-Bindemittel (Polyurethan oder Epoxid), die andere Komponente ist ein Härter. Reaktionsharze werden in einem so genannten Gebinde angeboten, nach dem Mischen der beiden Komponenten beginnt sofort der Erhärtungs-prozess. Reaktionsharze kommen aufgrund ihres hohen Preises hauptsächlich dort zum Einsatz, wo hy-draulische Klebemörtel und Dispersionsklebstoffe nicht oder nur eingeschränkt geeignet sind. Dazu gehören Fliesen- und Plattenbeläge in Räumen mit chemischer Beanspruchung: Schwimm-becken, Laborräume, Räume der Lebensmittelindustrie, Tankstellen usw. Die Wahl des Kunstharz-Bindemittels ist abhängig von der späteren Beanspruchung des Fliesen- und Plattenbelages. Reaktionsharze auf der Basis von Polyurethan (nicht genormt) sind extrem

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9.2 Materialauswahl 229

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flexibel und können so große Formänderungen des Untergrundes und Spannungen zwischen Un-tergrund und Plattenbelag aufnehmen. Epoxidharzklebstoffe werden vor allem in chemisch hoch belasteten Bereichen eingesetzt. Ihnen kann man bei Bedarf einen Weichmacher (z. B. Polysulfi-de) zugeben, der zwar den Klebstoff wesentlich flexibler macht, aber andererseits die Kohäsions-kraft herabsetzt. Unabhängig von der Bindemittelart sind Reaktionsharzkleber wasserdicht und wasserbeständig, frostbeständig und haben eine hohe Haftfestigkeit. Vernachlässigt man den hohen Preis und den hohen Zeitaufwand bei der Verarbeitung können Reaktionsharzkleber als universell einsetzbar bezeichnet werden. Für private Badezimmer sind Reaktionsharzklebstoffe jedoch von geringerer Bedeutung. Nachfolgend soll an dieser Stelle auf verschiedene Fachbegriffe eingegangen werden, die für die fachgerechte Verarbeitung von Dünnbettmörteln bzw. deren Herstellung notwendig sind. A) Besondere Dünnbettmaterialien Flexmörtel durch Kunststoffzusatz extrem flexibler Dünnbettmörtel (nicht genormt) Mittelbettmörtel kann in Dicken bis 20 mm aufgetragen werden, eignet sich zur (nicht genormt) Verlegung von großformatigen Fliesen und Platten Fließbettmörtel dünnflüssiger, zementärer, meist flexibler Mörtel aus Zement und (nicht genormt) Kunstharzdispersion, wirkt wasserrückhaltend, besonders geeignet für

Fliesen und Platten mit extrem dichtem Scherben Schnellkleber bindet nahezu das gesamte Anmachwasser kristallin, besitzt dadurch (nicht genormt) eine extrem kurze Erhärtungszeit, weist kaum Schwindspannungen auf Dichtkleber besteht aus Weißzement und Kunststoffdispersion, Anwendung als (nicht genormt) Abdichtung bei mäßiger Feuchtigkeitsbeanspruchung Bitumen-Latex-Kleber ist eine Emulsion (Flüssige Teilchen mit Wasser gemischt) aus Bitu- (nicht genormt) men, Latex, Harz und Füllstoffen wird als „Flüssig-Folie“ im Wand- und

Bodenbereich verwendet, weil dieser Kleber extreme Spannungen auf-nehmen kann, hochelastisch und nach der Erhärtung wasserdicht ist.

B) Fachbegriffe für die Verarbeitung Reifezeit Zeit zwischen dem Anrühren und erneutem Durchrühren des Dünn-

bettmörtels (Herstellerangaben beachten) Topfzeit Verarbeitungszeit des Dünnbettmörtels, beginnt ab dem Anmischen

(Herstellerangaben beachten) Offenzeit Maximaler Zeitraum in dem die Fliesen oder Platten in das Kleberbett

eingeschoben werden können (Herstellerangaben beachten). Zum Prü-fen benutzt man den Finger: Haftet der Kleber am Finger, ist der Dünn-bettmörtel noch offen!

Hautbildung Auf den Stegen des aufgekämmten Klebers bildet sich am Ende der Offenzeit eine Haut, die signalisiert, dass der Abbindeprozess begonnen hat und bei weiterer Verarbeitung keine Verbindung von Mörtel und Fliese erfolgen kann (Bild 9.8).

Benetzungsfähigkeit Beschreibt das Vermögen des Dünnbettmörtels beim Einschieben (früher: Aufbruch) der Fliese oder Platte und dem leichten Andrücken, sich plastisch zu

verformen und die Plattenrückseite mit Kleber zu benetzen. Dieser Flä-chenanteil soll mindestens 65 % betragen. Der Anteil ist abhängig vom plastischen Verhalten des Dünnbettmörtels und von der Ebenheit des Untergrundes (Bild 9.7).

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230 9 Verfliesen eines Badezimmers

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Bild 9.7: Nicht ausreichender Aufbruch

Tabelle 9.1: Zusammenfassung Dünnbettmaterialien

Charakterisierung Hydraulisch erhärten-der Dünnbettmörtel

Dispersionsklebstoff Reaktionsharz-klebstoffe

Mögliche Bestandteile Zement X Sand X Füllstoffe X X Polyvinylacetat X Acrylharz X Harz X Härter X Wasserrückhaltende Vergütung X Kunststoffvergütung X Erhärtung Hydraulisch X Verdunstung X Chemische Reaktion X Eigenschaften Wasserbeständig X X Frostbeständig X X Chemisch beständig X X Druckfest X X Flexibel X X Langsam erhärtend X X Schnell erhärtend X X Verwendung Innenbereich X X X Außenbereich X X Nassbereich X X Trockenbereich X X X Chemisch beanspruchte Räume X Wand X X X Boden X X

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9.2 Materialauswahl 231

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Bild 9.8: Zusammenhang Reifezeit und Verarbeitung/Nutzung Klassifizierung der hydraulisch erhärtenden Dünnbettmörtel nach DIN EN 12 004

Neben den Abkürzungen für das jeweilige Bindemittel (C, D, R) sieht die DIN EN 12 004 (Flexmörtelrichtlinie) weitere Klassifizierungen vor: 1 normale Anforderungen 2 erhöhte Anforderungen F schnell erhärtende Mörtel (englisch „fast“) T verringertes Abrutschverhalten (Thixotropie) E verlängerte Offenzeit (englisch „extended open time …)

Die Abkürzung DIN EN 12 004 C 1 FT bezeichnet einen schnell erhärtenden Standardmörtel mit verringertem Abrutschen. Befindet sich beispielsweise auf der Verpackung die Kennzeichnung C 2 TE, handelt es sich um einen hydraulischen Dünnbettmörtel für erhöhte Anforderungen (hohe Haftfestigkeit), verringer-tem Abrutschverhalten und verlängerter Offenzeit (längere Verarbeitung). Der wesentliche Unterschied zwischen einem Standardmörtel C 1 und einem Flexmörtel C 2 besteht in der Haftzugfestigkeit. Flexmörtel besitzen einen Haftzugwert von 1,0 N/mm2 und damit einen doppelt so großen wie Standardmörtel ( 0,5 N/mm2). Die ausführlichen Informationen über die Klassifizierung und Bezeichnung der Dünnbettmateria-lien sind der Tabelle 2.13 im Abschnitt 2.3.8 zu entnehmen.

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232 9 Verfliesen eines Badezimmers

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Bild 9.9: Verarbeitungshinweise klassifizierter Dünnbettmörtel

9.2.3 Materialien zur Untergrundvorbehandlung

Spachtel- und Ausgleichsmassen werden zum Ausgleichen von Unebenheiten zum Ausbessern von schadhaften Untergründen benutzt. Sie werden nach ihrer Anwendung in 2 Arten eingeteilt: – standfest für den Wandausgleich – fließfähig für den Bodenausgleich Für die Wandverfliesung wird ausschließlich eine standfeste Spachtelmasse verwendet. Eine zementäre Spachtelmasse kann in Schichtdicken von 3 bis 10 mm auf Putz- und Betonflä-chen oder Mauerwerk aufgetragen werden.

Page 251: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

9.2 Materialauswahl 233

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Bei Ausgleichsmassen für den Boden sind Schichtdicken bis 30 mm möglich. Die genaue Schichtdicke ist den Verarbeitungshinweisen auf der Verpackung zu entnehmen. Die schnell erhärtenden Zementspachtelmassen sind durch ihre Geschmeidigkeit leicht verarbeit-bar, wasserfest und frostbeständig. Für Untergründe mit extrem hoher Druck- und Zugbeanspru-chung stehen zweikomponentige Reaktionsharzspachtelmassen zur Verfügung. Sie sind schnell erhärtend, hoch beanspruchbar, besitzen eine hohe Haftfestigkeit und besitzen den Vorteil, in beliebiger Dicke aufgetragen werden zu können. Grundierungen dienen einerseits der besseren Haftung als so genannte „Haftbrücke“ auf glatten und nicht saugenden Untergründen, auf sehr stark saugenden Untergründen, auf Metall- und Kunst-stoffflächen und auf alten Fliesen- oder Plattenbelägen. Andererseits üben Grundierungen Feuchtig-keitsschutz auf Holz, Spanplatten und Gipskartonbauplatten aus und bewirken die Verfestigung bei Oberflächen mit geringer Tragfähigkeit wie bei Gipsuntergründen und absandenden Putzflächen. Im Allgemeinen wird nach dem heutigen Stand der Technik im Dünnbettverfahren bei allen Un-tergründen eine Grundierung verwendet. In jedem Fall sind die Verarbeitungsvorschriften des Herstellers zu beachten. Die meisten Produkte werden in einem vorgegebenen Verhältnis (in der Regel 1 : 1) mit Wasser gemischt. Die Verarbeitungstemperatur liegt zwischen +5 °C und +25 °C, die Lagerung der Grundierung muss frostfrei und innerhalb der Lagerzeit (Herstellerangabe) er-folgen. Handelsüblich sind lösungsmittelfreie Grundierungen, die nach ihrer Zusammensetzung in zwei Arten eingeteilt werden: – Dispersionsgrundierungenauf Kunstharzbasis (Acryl). Sie sind schnelltrocknend, wasser-

fest und wassersperrend. Einige Hersteller mischen ihren Grundierungen eine Kontrollfarbe bei, mit der dem Fliesenleger die Prüfung eines vollflächigen Auftrages erleichtert wird.

– Zweikomponentige Grundierungen auf Epoxidharzbasis. Sie kommen zur Anwendung bei Untergründen mit hohen Anforderungen beziehungsweise bei Belagssanierungen. Die Eigen-schaften sind analog dem Epoxidharzkleber. Bevorzugtes Einsatzgebiet sind absandende Oberflächen bei Estrichen und Spachtelungen von Holzdielen und Spanplatten.

Grundierungen werden mit einer Schaumstoffwalze (feinporig) oder einem Quast aufgetra-gen. Der Arbeitsgang sollte mindestens zweimal ausgeführt werden, um einen vollflächigen Auftrag zu erreichen.

Abdichtungsmaterialien werden entsprechend der Feuchtigkeitsbeanspruchungsklassen ausge-wählt. Obwohl die Fliesen und Platten durch ihre Glasur oder ihren dichten Scherben wasserun-durchlässig sind, besteht die Möglichkeit, dass Feuchtigkeit durch die Belagsfugen in den Unter-grund eindringen kann. Deshalb müssen die Untergründe in allen Bereichen, wo mit dem Einwir-ken von Wasser und Feuchtigkeit gerechnet werden muss, vor Durchfeuchtung geschützt werden. In der Praxis werden hoch- und niedrig beanspruchte Abdichtungen unterschieden. In Abhängig-keit von der Feuchtigkeitsbeanspruchung wird zwischen bauaufsichtlich geregelten Anwen-dungsbereich bei einer hohen Beanspruchung (A; B; C) und dem bauaufsichtlich nicht geregel-ten Bereich bei mäßiger Beanspruchung (A0; B0) unterschieden. (Vergleich Tabelle 2.14 im Abschnitt 2.3.9) Letztere gehören zum Bereich „Badezimmer“ und werden als Alternative Ab-dichtungen bezeichnet.

Alternativ bedeutet in diesem Zusammenhang: Verwendung anderer Abdichtungen als die herkömmlichen Bahnenabdichtungen auf Bitumen- oder Kunststoffbasis, also Kunstharz-dispersionen und Epoxidharzprodukte, so genannte Streichdichtungen.

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234 9 Verfliesen eines Badezimmers

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Polymerdispersionen sind besser bekannt unter dem Begriff „flüssige Folien“. Die Dispersionen werden mit Zusatzstoffen gemischt angeboten und können mit Füllstoffen angereichert werden. Diese Polymerdispersionen können Risse im Untergrund überbrücken und bleiben auch beim nachträglichen Reißen des Untergrundes elastisch und dicht. Eine Rissüberdeckung (je nach Her-steller) bis 2 mm ist somit möglich, gefordert werden entsprechend dem ZDB-Merkblatt mindes-tens 0,2 mm. Sie können im Innenbereich für Wand und Boden, für den Badezimmerbereich und auf allen Untergründen außer Gipsputz und Holz angewandt werden. Die Erhärtung erfolgt durch Aus-trocknen. Kunststoff-Zement-Mörtelkombinationen werden aus zwei Komponenten angemischt: Zement und Kunststoffdispersion auf Polymerbasis. Auch sie sind durch verschiedene Zusätze variabel herstellbar und somit gezielt anwendbar. In der Baupraxis sind die Kunststoff-Zement-Mörtel-kombinationen als „Dichtungsschlämmen“ bekannt. Obwohl sie durch Zugabe flüssiger oder pulverförmiger Polymerdispersionen flexibel eingestellt werden können, sind sie aber nicht so elastisch wie Polymerdispersionen und können Risse nur bis 1 mm Höhenversatz überdecken. Sie sind für den Einsatz im Innen- und Außenbereich an Wand und Boden geeignet. Die Erhärtung erfolgt durch Hydratation (Zement) und Trocknung (Dispersion). Reaktionsharz-Abdichtungen bestehen aus synthetischen Harzen, organischen Zusatzstoffen und der eventuellen Zugabe von Füllstoffen. Reaktionsharze werden im allgemeinen in einer Kombination mit dem Kleber als Kleberverbundabdichtung verwendet. Aufgrund ihrer hohen Belastbarkeit und Chemikalienbeständigkeit kommen sie hauptsächlich in Schwimmbädern, Le-bensmittelräumen, Gewerbe- und Industriebetrieben und im Dauernassbereich zum Einsatz. Das Merkblatt des ZDB verweist auf die Anforderungen an Abdichtungen und das damit verbun-dene allgemeine bauaufsichtliche Prüfzeugnis (abP) hin. Das allgemeine bauaufsichtliche Prüf-zeugnis enthält Festlegungen bezüglich der Anwendung und des Einsatzes des zu verwendenden Abbichtungsmaterials, der Mindesttrockenschichtdicke und enthält Angaben über die zu verwen-denden Dünnbettmörtel. Neben dem für den Abdichtungsstoff erforderlichen Übereinstim-mungszeichen Ü muss der Dünnbettmörtel nach der DIN 12 004 geprüft und klassifiziert sein (CE-Zeichen). Da das im Lernfeld 9 behandelte Badezimmer mit haushaltsüblicher Nutzung in den nicht bauaufsichtlich geregelten Bereich fällt, ist ein Prüfzeugnis nicht erforderlich, wird aber empfohlen. Unabhängig davon muss der verwendete Dünnbettmörtel auch für den „nicht geregel-ten bauaufsichtlichen Bereich“ geprüft und klassifiziert sein.

9.3 Herstellen des Wandbelages

9.3.1 Prüfen und Vorbehandeln des Untergrundes

Mit diesem ersten Arbeitschritt beginnt die Verantwortung des Fliesenlegers. Er muss sich vor Beginn weiterer Arbeiten von der Eignung und dem Zustand des Untergrundes überzeugen und gegebenenfalls schriftlich Bedenken beim Auftraggeber, Bauherrn, Architekten oder seinem Fir-menchef anmelden. In welchen Fällen das erforderlich ist, welche Form und Fristen gewahrt wer-den müssen, wurde bereits im Abschnitt 4.3.2 beschrieben. Bei der Untergrundbeurteilung muss der Fliesenleger entscheiden, welche Vorbehandlung zweckmäßig ist und wie der zu verfliesende Raum später genutzt wird. Aus der Nutzung des Rau-mes ergibt sich die Feuchtigkeitsbeanspruchungsklasse und daraus resultieren die Auswahl des Belagsmaterials, des Fugenmaterials und der Auswahl der Abdichtungsmaterialien. Im Folgenden werden verschiedene Verlegeuntergründe, deren Eigenschaften und Vorbehandlung erläutert.

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9.3 Herstellen des Wandbelages 235

9

Tabelle 9.2: Vorbehandeln des Verlegeuntergrundes Verlegeuntergrund Eigenschaften und Vorbehandlung Beton a) glatter Beton: Haftgrund streichen

b) schalungsrauer Beton: Rufen abschlagen, eventuelle Uneben-heiten ausspachteln, Haftgrund streichen

Künstliches Mauerwerk aus: A) Mauerziegel B) Kalksandstein C) Porenbeton

stark saugend und uneben, in der Regel Aufbringen eines Spritz-bewurfes und eines Unterputzes der Putzgruppe P II unebene Fläche: wie Mauerziegel ebene, vollfugige Ausführung ohne Putz: Vorbehandlung mit Haft-grund sehr stark saugend, bei ebener Ausführung ohne Putz mit Haft-grund vorbehandeln

Gipsbaustoffe: A) Gipskartonbauplatten (GKB-Platten) Kartonfarbe grau-beige, Stempel auf der Rück-seite blau B) Gipskartonfeuerschutzplatte (GKF-Platten) Kartonfarbe grau-beige, Stempel auf der Rück-seite rot C) imprägnierte Gipskartonfeuerschutzplatte (GKFI-Platten) Kartonfarbe grün, Stempel auf der Rückseite rot D) Gipsfaserplatten E) Gipsvliesplatten Putzuntergründe: A) Kalkputz (P I) B) Kalkzementputz (P II) C) Zementputz (P III) D) Gipsputz (P IV)

für private Bäder als Verlegeuntergrund geeignet, geringe Wasseraufnahme, fungizide Imprägnierung gegen Schimmelpilz-bildung, zur Haftverbesserung Haftgrund streichen wie GKB-Platten Kombination von GKB-Platten und GKF-Platten, für Bäder ge-eignet bestehen aus hydrophobiertem Gips mit 20 % Cellulosefasern, sorgfältige Grundierung mit einem speziellem Haftgrund oder Einlassgrund für Gipsbaustoffe sind nicht hydrophobiert, nicht für Badezimmer geeignet auf Grund nicht ausreichender Festigkeit sind diese Putze nicht als Verlegeuntergrund geeignet bei ausreichender Festigkeit Haftrund aufbringen, eventuelle Unebenheiten ausspachteln ist als Verlegeuntergrund bedingt geeignet, weil dieser Putz sehr wenig Luftfeuchtigkeit aufnimmt und deshalb nicht feuchtigkeits-ausgleichend wirkt Vorbehandlung mit Grundierung nicht für Feuchträume geeignet, nur für FBK 0 und A 0 2 als Unterputzprofile ist nur Edelstahl zugelassen, ansonsten Profil entfernen und materialgleich den Schlitz verschließen

Holzbaustoffe: Holzspanflachpressplatten Holzfaserplatten Baufurniersperrholz

feuchtigkeitsempfindlich, hohe Schwind- und Quellmaße, hoher Temperaturausdehnungskoeffizient, alle Platten sind für Räume mit hoher Luftfeuchtigkeit oder Feucht-räume nicht geeignet als Verlegeuntergrund in trockenen Räumen sind diese Platten unter speziellen Voraussetzungen und unter Vorbehalt geeignet

Dämmstoffe: A) Mineralfaserplatten B) Hartschaumplatten C) Polystyrol-Hartschaumplatten

ungeeignet mit aufgespachteltem Gewebe auch ohne Grundierung geeignet auf Grund mangelnder Festigkeit sind Partikelstyroporplatten nicht geeignet

Alter Fliesenbelag: Festigkeit überprüfen, gründlich säubern, eventuell ausspachteln, zum Grundieren nur speziellen Haftgrund für Fliesenuntergründe verwenden

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236 9 Verfliesen eines Badezimmers

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Bild 9.10: Risse im Fliesenbelag auf Grund von Setzungen oder Spannungen im Untergrund

Nach der visuellen Kontrolle des Untergrundes (Kratz-, Klopf-, Wisch-, Benetzungsprobe), der Feststellung des Ergebnisses und dem Einleiten bzw. Durchführen der erforderlichen Untergrund-vorbehandlungen folgt die Überprüfung der Maße. Die Maßkontrollen beziehen sich auf die Roh-baumaße, die Ebenheit des Untergrundes und den lot- sowie fluchtrechten Verlauf der Wandflä-che. Die DIN 18 202 lässt Ebenheitsabweichungen bis zu 5 mm auf einer Länge von 1 m zu. Es ist zu bezweifeln, ob bei diesen Abweichungen bei einer Dünnbettverlegung diese Toleranz aus-gleichbar ist. Zur Maßkontrolle gehört auch das Sichern bzw. Übertragen des Meterpunktes in jedem Raum. Wichtig ist, diesen an mindestens einer Stelle zu markieren, an der kein Dichtungsanstrich vorge-nommen wird. In Altbaubädern trifft der Fliesenleger häufig auf nicht verkleidete Abflussleitungen. Nicht selten sollen die notwendigen Verkleidungen vom Fliesenleger selbst hergestellt werden. Diese Verklei-dungen müssen nach den Regeln des Schallschutzes und in ausreichender Festigkeit und Trag-fähigkeit ausgeführt werden. Die Verkleidungen unterscheiden sich nach der Lage der betreffenden Leitungen und Rohre: Rohrkästen (Verkleidungen in vertikaler Richtung) oder Aufkantungen (Verkleidungen in hori-zontaler Richtung). Für Rohrkästen stehen Gipskartonbauplatten, Rippenstreckmetall, Leichtbauplatten aus Hart-schaum zur Auswahl. Am einfachsten zu handhaben sind Verkleidungen aus Gipskarton- und Leichtbauplatten. Diese können maßgenau zugeschnitten werden und leicht eingebaut werden. Außerdem sind im Handel diverse Formstücke, z. B. Innenecken und Außenecken, erhältlich (Bild 9.10).

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9.3 Herstellen des Wandbelages 237

9

Bild 9.11: Herstellen eines Rohrkastens

Eine Verkleidung aus Rippenstreckmetall empfiehlt sich eigentlich nur, wenn das Abflussrohr einen komplizierten Verlauf hat oder die Verkleidung aus Bauplatten nicht möglich ist. Die Kon-struktion aus Rippenstreckmetall ist mit Zementmörtel auszudrücken und lotrecht mit einem Putz der Putzgruppen P II oder P III vorzuputzen. Es ist möglich, die Verkleidung in ihren Abmessun-gen und der Putzstärke dem Fliesenmaß anzupassen. Allerdings kann der Aufwand für die Her-stellung eines Rohrkastens aus Rippenstreckmetall für nachfolgende Dünnbettarbeiten als relativ hoch bezeichnet werden. Aufkantungen entstehen in Badezimmern, wenn ein gemeinsames Abflussrohr von Badewanne und Klosett vorhanden ist und keine Installationswand vorhanden ist, die das Abflussrohr aufneh-men kann. Da diese Abflussrohre fast waagerecht über dem Boden verlaufen, muss die Konstrukti-on der Verkleidung eine ausreichende Festigkeit besitzen. Es muss davon ausgegangen werden, dass der Nutzer des Badezimmers sich unter Umständen auch einmal auf die Aufkantung stellt. Günstig dafür ist das vollsatte Einbetonieren mit einem Zementmörtel MG III. Das vollsatte Zementmörtel-bett kann nur durch sorgfältiges Hinterfüttern und Verdichten der Freiräume hinter und unter dem Abflussrohr erreicht werden. Unbedingt ist auf eine schallentkoppelnde Ummantelung zu achten! Auch das Abdichten der Wand- und Bodenflächen sowie die Abdichtungsarbeiten an Wand- und Bodenanschlüssen gehören zu den Vorbereitungsarbeiten. Entsprechend der Regelung der Feuch-tigkeitsbeanspruchungsklassen gehören Badezimmer im privaten Bereich zur Feuchtigkeitsbean-spruchungsklasse AD 0. Dies bedeutet: Wand- und Bodenflächen werden nur kurzfristig, zeitwei-se und auch nur von geringer Intensität mit ausschließlich Spritzwasser beansprucht. Für diesen Fall sieht die Regelung das Aufbringen einer Dichtung auch nur im Spritzwasserbereich vor. Bei feuchtigkeitsunempfindlichen Wanduntergründen ist das Aufbringen einer Abdichtung nicht erforderlich. Es handelt sich dabei um nichtdrückendes Wasser, deshalb werden die Abdichtungs-arbeiten vom Fliesenleger im so genannten „Verbund“ ausgeführt. Das heißt, die Abdichtungs-

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238 9 Verfliesen eines Badezimmers

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schicht verbindet sich fest mit dem Dünnbettmörtel zu einer gemeinsamen Schicht. Der Anschluss an beanspruchte Flächen ist mit einem Dichtband auszuführen.

Feuchtigkeitsempfindliche Untergründe (Calziumsulfatestriche, Gipskartonbauplatten) erhal-ten grundsätzlich eine Abdichtung. Diese Untergründe sind bei vorhandener Fußbodenent-wässerung nicht zugelassen.

Bild 9.12: Technologischer Ablauf „Abdichten“

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9.3 Herstellen des Wandbelages 239

9

Alle Regelungen dafür sind im Merkblatt „Hinweise für die Ausführung von Abdichtungen im Verbund mit Bekleidungen und Belägen aus keramischen Fliesen und Platten für Innenbereiche“ des Zentralverbandes des Deutschen Baugewerbes (ZDB) enthalten. A) Abdichtungen im Wandbereich Generell muss die Wandfläche trocken, tragfähig, sauber und rissfrei sein. Der abzudichtende Untergrund muss in seiner Ebenflächigkeit den Anforderungen der DIN 18 202 entsprechen, d. h.: der Untergrund soll der Maßgenauigkeit der fertigen Belagsfläche ent-sprechen. Stark saugende Untergründe wie Gipskartonbauplatten müssen zuvor grundiert werden. In der Praxis hat sich allerdings bewährt, den Untergrund in jedem Fall zu grundieren. Die Abdichtungsarbeiten sind unter Berücksichtigung des jeweiligen Untergrundes auszuführen (Bild 9.12). Alle Putzuntergründe, Wände aus Gipskartonbauplatten oder Gipsbauplatten müssen trocken sein. Der Untergrund darf sich nach dem Aufbringen der Dichtungsmaterialien nur noch begrenzt ver-formen. Die DIN 18 157 verweist bei Untergründen aus Beton und Mauerwerk auf eine Trock-nungsfrist dieser Untergründe von ca. 6 Monaten vor Beginn der Fliesenarbeiten. Unbedingt sollte sich der Fliesenleger vor Beginn der Abdichtungsarbeiten über die Herstelleran-gaben informieren. Nicht nur auf Grund späterer Schadensfälle, sondern hauptsächlich weil die Verarbeitungshinweise je nach Hersteller variieren.

Es gelten – unabhängig vom Hersteller – folgende Richtlinien: – Alle Abdichtungen werden in mindestens 2 Schichten aufgebracht. Je nach Dichtungsma-

terial und dessen Konsistenz wird die erste Dichtungsschicht aufgewalzt, aufgestrichen oder aufgespachtelt. In die noch frische erste Schicht werden im Bedarfsfall die Dichtbän-der und -manschetten eingelegt – siehe Abschnitt B.

– Vor dem Auftragen der zweiten Schicht muss die angegebene Trocknungszeit eingehalten werden, damit beim zweiten Auftrag nicht die darunter liegende Schicht beschädigt wird.

– Jede Schicht muss sorgfältig aufgebracht werden: gleichmäßige Schichtdicke, vollflächig, fehlerfrei.

– Die Mindestschichtdicke muss eingehalten werden. Sie beträgt bei Kunststoffdispersonen 0,5 mm Kunststoff-Mörtel-Kombinationen 2 mm Reaktionsharzen 1 mm

Die praxisnahe Überprüfung der Mindestschichtdicke kann durch die Kontrolle des Verbrauches pro m2 entsprechend der Herstellerangabe erfolgen. Im Badezimmer mit haushaltsüblicher Nutzung sind nur die vom Spritzwasser betroffenen Berei-che abzudichten. Im Duschbereich der Duschwanne und der Badewanne ist ein Dichtungsanstrich vorzusehen. Dabei geht man von einem Bereich von 30 cm über einem fest installierten Dusch-kopf bzw. einer Höhe von 1,90 m bei einer Duschanlage in der Badewanne. Ebenso sollte ein Dichtungsanstrich von 30 cm Höhe über der Oberkante des Waschtisches und auf seiner gesamten Breite zuzüglich von einigen „Sicherheitszentimetern“ rechts und links aus-geführt werden. Wird der Boden abgedichtet, ist die senkrechte Abdichtung an der Wand mindestens 15 cm über OKFF zu führen.

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240 9 Verfliesen eines Badezimmers

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Es wird nach dem ZDB-Merkblatt zwischen direkt- und indirekt beanspruchten Flächen un-terschieden.

Direkt beanspruchte Flächen sind z. B. Duschwände, bodengleiche Duschen, Wände über Bade-wannen und Fußböden in öffentlichen Bädern. Bodenflächen mit Fußbodeneinlauf außerhalb einer Dusche (Notabläufe) gehören zu den direkt beanspruchten Flächen (Bild 9.13).

ca. 20 cm

ca

.1

0c

m

ca

.2

0c

m

AO

Boden ebenfalls AO

Bild 9.13a: häusliches Bad mit Badewanne als Dusche

Indirekt beanspruchte Flächen sind Flächen, die an direkt beanspruchte grenzen.

ca. 20 cm

ca

.1

0c

mc

a.2

0c

m

ca

.2

0c

m

AO

AO

AO AO

AO

Boden ebenfalls AO

Bild 9.13b: häusliches Bad mit Badewanne ohne Dusche mit Dusch-tasse ohne Spritz-schutz oder boden-gleicher Dusche

Page 259: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

9.3 Herstellen des Wandbelages 241

9

ca. 20 cm

ca.2

0cm

ca.2

0cm

AO

AO

AO AO

AO

Boden ohne Abdichtung bei Feuchtigkeitsunempfindlichen UntergrundBoden mit Fußbodeneinlauf ebenfalls AO

Bild 9.13c: häusliches Bad mit Ba-dewanne ohne Dusche und Dusche mit Spritz-schutz

A AA

Wände direkt beansprucht

A direkt beansprucht

≥2

m1–

2 %

Gef

älle

A indirekt beansprucht

Boden direkt und indirekt beansprucht

Bild 9.13d: Duschanlage im öf-fentlichen Bereich

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242 9 Verfliesen eines Badezimmers

9

B) Abdichtungen beim Wand-Boden-Anschluss Ein besonders wichtiger Bereich der Abdichtung ist die Verbindung zwischen Wand und Boden. Im Normalfall verfügt ein privates Badezimmer nicht über einen Fußbodenablauf, deshalb ist es bei feuchtigkeitsunempfindlichen Untergründen wie Beton nicht zwingend notwendig, einen Dichtungsanstrich im Bodenbereich auszuführen. Da aber in der Praxis häufig dennoch eine Dich-tung im Bodenbereich und überwiegend als alternative Abdichtung (Streichdichtungen) ausge-führt wird, werden für den Wand-Boden-Anschluss spezielle Dichtbänder aus Vlies, Gewebe oder Folie eingesetzt. Diese sollen nicht nur dem Wand-Boden-Anschluss den erforderlichen Feuch-tigkeitsschutz verleihen, sondern gleichzeitig die unterschiedlichen Bewegungen von Wand und Boden aufnehmen. Um eine Rissbildung zu vermeiden, muss das Dichtband mit einer „Schlaufe“ verlegt werden (Bilder 9.14 und 9.15). Dabei wird ist ebenso auf die satte Einbettung der Dichtbänder in die erste Schicht der noch fri-schen Dichtungsmasse zu achten.

Bild 9.14: Nicht fachgerechter Anschluss mit Dichtbändern

Das gleiche Vorgehen gilt für den Einbau von Dichtflanschen und Dichtmanschetten. Diese sind im Fachhandel in unterschiedlichen Durchmessern erhältlich und sind zum Schutz gegen Durch-feuchtung an besonders empfindlichen Stellen wie Rohrdurchführungen für Warm- und Kaltwas-ser, Heizung usw. einzubauen. Nach der vorgesehenen Trocknungszeit der ersten Schicht wird die zweite Schicht aufgetragen (vgl. Bild 9.12, Bilder 9.17 und 9.18).

Abdichtung

Dichtband mit Schlaufe

ca. 5mm Randfugeev. mit z.B. Rundschnur verfüllt

Estrich

Randdämmstreifen Randdämmstreifen

Estrich

Abdichtung

Dichtband ohne Schlaufe

Bodenfliese kann Abdichtung beschädigen

Bild 9.15a: Einbau Dichtband Bild 9.15b: Nicht fachgerecht: Randdämmstreifen

bereits abgeschnitten!

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9.3 Herstellen des Wandbelages 243

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Probleme können für den Fliesenleger beim Abdichten auftreten, wenn nach den Trockenbauar-beiten der Rohranschluss hinter der Gipskartonbauplatte liegt und vom Installateur mit einem Blindstopfen versehen wurde. In dieser Situation kann vom Fliesenleger keine fachgerechte Ab-dichtung ausgeführt werden, da der Blindstopfen einen größeren Durchmesser besitzt als das später zu verlegende Anschlussrohr (Bilder 9.16 und 9.17). In diesem Fall muss der Installateur eine Rohrverlängerung aufschrauben.

Bild 9.16: Vorbereitung durch den Trocken-bauer, Installateur und Elektriker

1 Wand aus Mauerwerk 2 Dämmung3 Gipskartonbauplatte 4 Abdichtung mit Dichtmanschette5 Blindstopfen

RICHTIG FALSCH

1 2 3 4 1 2 3 4

5 5

1 Wand aus Mauerwerk 2 Dämmung3 Gipskartonbauplatte 4 Abdichtung mit Dichtmanschette5 Blindstopfen

Bild 9.17: Rohrabdichtung

Dichtmanschette fehlt Dichtmanschette vorhanden Bild 9.18: Einbau Dichtmanschette

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244 9 Verfliesen eines Badezimmers

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Es ist zu überlegen, ob die Dichtungsarbeiten für Wand und Boden in einem Arbeitsgang ausge-führt werden oder die Bodenabdichtung nach der Wandabdichtung durchgeführt wird. Letztere Variante erscheint günstiger, da eine Beschädigung der Bodenabdichtung bei den Wandbelagsar-beiten kaum auszuschließen ist.

9.3.2 Belagseinteilung

Der Meterpunkt wird auf alle Wände des Raumes mittels Schlauchwaage oder Baulaser übertra-gen. Wie bereits in den Lernfeldern 7 und 8 erläutert, bestimmt der vom Bauleiter festgelegte Punkt, den Abstand bis zur Oberkante der fertigen Fußbodenkonstruktion (OKFF). Bei der Dünnbettverlegung wird dadurch die Unterkante des Wandbelages und das Ende der Be-lagsfläche bestimmt. Bei der Belagseinteilung ist zu beachten, dass beim Einrichten der Höhenla-ge ausreichend Platz (5 bis 8 mm) für eine Anschlussfuge zwischen Wand- und Bodenfliesen bleibt (Bild 9.19).

Bild 9.19: Höhenlage unter Berücksichtigung der Bewegungsfuge

Auf Flächen mit einem Dichtungsanstrich muss das Antragen des Meterpunktes oder anderer Bezugsachsen natürlich nach dem Auftragen des Anstriches vorgenommen werden, ohne dabei die Dichtung zu beschädigen! Nachdem die Unterkante des Wandbelages festgelegt wurde und die Oberkante des Belages durch die Baubeschreibung bzw. durch den Auftraggeber vorgegeben ist, kann der Fliesenleger den Wandbelag einteilen und die Größe der Teilstreifen ermitteln. Als Regeln für die Belagseinteilung gelten die bereits im Abschnitt 7.5.2 erläuterten Vorgaben. Der Fall, dass der Fliesenleger selbständig eine Belagseinteilung vornehmen muss, wird sehr wahrscheinlich nur bei kleineren Aufträgen oder bei Aufträgen im privaten Bereich auftreten. Diese Planung beinhaltet zuerst das Festlegen von horizontalen und vertikalen Bezugsachsen. Ein wichtiges Kriterium für das Festlegen von Bezugsachsen sind die einzubauenden Sanitärobjekte. Um den hohen Anforderungen gerecht zu werden und nicht zuletzt auch, um kostspielige Nachar-beiten zu vermeiden, ist eine detaillierte Abstimmung zwischen dem Fliesenleger, dem Installa-teur und dem Auftraggeber notwendig.

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9.3 Herstellen des Wandbelages 245

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Folgende Grundsätze sollten bei der Belagseinteilung beachtet werden: Waschbecken und Waschtische werden symmetrisch zur Fuge oder zur Fliesenmitte angeord-net. Die Oberkante der Sanitärobjekte befindet sich im mittleren Drittel einer Fliese oder überdeckt eine Horizontalfuge. Die Höhenmaße entsprechen im Allgemeinen der nachfolgenden Abbildung Bild 9.20.

22 – 28

min

d. 8

5

56 –

64

50 –

56

OK FFB

Bild 9.20: Bezugsachsen für die Belagseinteilung

Rohrdurchführungen liegen symmetrisch zum Fugenraster, in der Fugenmitte oder in der Plattenmitte. Die Abbildungen zeigen die günstigsten Anordnungen von einem, zwei bzw. drei Anschlüssen zum Fliesenraster (Bilder 9.21 und 9.22).

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246 9 Verfliesen eines Badezimmers

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Bild 9.21: Fachgerechter Anschluss in der Lagerfuge

Bild 9.22: Symmetrische Einteilung, Armaturanschlüsse in den Lagerfugen, optimale Lösung

Page 265: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

9.3 Herstellen des Wandbelages 247

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Rohrdurchführungen werden durch Profilgummieinlagen schallgedämmt und mittels Klebe-flansch wasserdicht eingebaut (Bild 9.23).

Bild 9.23: Einbau Klebeflansch

Die Anordnung wandhängender Urinale und Klosettbecken zum Fugenraster entspricht den Re-geln für die Anordnung von Waschbecken und -tischen. Die optimale Einbauhöhe für Urinale beträgt ca. 65 cm über OKFF und für Klosettbecken und Bidets ca. 40 cm über OKFF (Bild 9.24).

Beispiel für die Zuordnung von Sanitäreinrichtungenen zum Fugenraster:

– ein Anschluss – zwei Anschlüsse – drei Anschlüsse

Bild 9.24: Installationsanschlüsse

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248 9 Verfliesen eines Badezimmers

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Bild 9.25: Wandhängende Installationen

Die Fugenbreiten sind abhängig von der Art des Belagsmaterials, von der Raumfunktion, der Beanspruchung des Belages und von der Art der späteren Verfugung. In der Regel gelten entspre-chend der DIN 18 157, Teil 1 – Abschnitt 8 folgende Richtwerte für Feinkeramische Fliesen und Platten:

Tabelle 9.3: Richtwerte für Fugenbreiten Bei einer Seitenlänge: Fugenbreite Bis 150 mm Circa 2 mm

Über 150 mm Von 2 mm bis 8 mm

Vorwandinstallationen (aus Leichtbauplatten oder Gipskartonbauplatten) verbergen alle Zu-fluss- und Abwasserleitungen, Wasseruhren, Absperrhähne und sind in der heutigen Zeit nicht mehr aus einem modernen Badezimmer wegzudenken. Bei der Planung der Belagseinteilung müssen auch diese Flächen unbedingt beachtet werden. Eine Möglichkeit der anspruchsvollen Belagseinteilung beinhaltet die Wahl der Lagerfuge unter-halb der Abdeckung der Installationswand als horizontale Bezugsachse (Bild 9.26). Diese Ent-scheidung erfordert zweifelsohne eine hohe fachliche Kompetenz, denn der gesamte Wandbelag des Badezimmers orientiert sich an dieser Lagerfuge: Ausgleichstreifen in vertikaler Richtung und in horizontaler Richtung, Einbau der Dusch- und Badewanne einschließlich deren Umran-dung, Anordnung der Sanitärobjekte, Verkleidung der Fensterleibungen (Bild 9.27). Im Voraus muss der Fliesenleger viel Zeit für die Planung und das Aufmessen investieren. Vor Beginn der Belagsarbeiten muss bekannt sein, welche Schnittbreiten für die Ausgleichstreifen entstehen und zwar im Voraus für alle Ausgleichstreifen, unabhängig von ihrer späteren Verle-gung. Wird das nicht erkannt oder vernachlässig, können in der Phase fortgeschrittener Fliesenar-beiten unerwartet viel zu schmale Teilstreifen entstehen, die unter Umständen zur Zerstörung des Gesamtbildes führen können!

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9.3 Herstellen des Wandbelages 249

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Bild 9.26: Mögliche Einteilungen bei Vorwandinstallationen

Bild 9.27: Varianten der Einteilung im Bereich der Badewanne Der Normalfall der Belagseinteilung einer Vorwandinstallationen beinhaltet die symmetrische Einteilung entlang der horizontalen Achse. Zur Regelausführung gehört auch der Einbau von Schienen an den senkrechten Außenecken und der waagerechten Kante der Abdeckung (Bilder 9.28 und 9.29). Verläuft die Vorwandinstallation über die gesamte Wandbreite, wird der Belag in der Einteilung behandelt wie ein flächiger Wandbelag. Die waagerechte Abdeckung verläuft dann zwangsläufig im Fugenschnitt zwischen dem Wandbelag und der Vorwandinstallation. Bei größeren Aufträgen oder standardisierten Ausführungen von Badezimmern, wie z. B. bei Reihenhäusern, arbeitet der Fliesenleger nach den Vorgaben des vom Architekten erstellten Ver-legeplanes. Unbedingt sind vor Beginn der Belagsarbeiten die Maße der bereits vorhandenen Installationen zu überprüfen, denn von deren Richtigkeit ist die praktische Umsetzung der Be-lagsplanung abhängig.

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250 9 Verfliesen eines Badezimmers

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Variante A

Variante B

2Silikon Silikon1

Variante C

2Silikon Silikon1

fachgerechte Ausführung

Wasserstau undSchmutzablagerungen

Wasserstau undSchmutzablagerungen

Bild 9.29: Ausbildung der Ablage mit Schienen schlechte Ausfüh- rung, weil Wasser- und Schmutzablagerungen möglich

Bild 9.28: Belagseinteilung einer Vorwandinstallation

9.3.3 Technologischer Ablauf der Belagsarbeiten

Die Ausführung der Belagsarbeiten erfolgt unter Berücksichtigung der DIN 18 157. Im Abschnitt 7.1 werden die Baustellenbedingungen und Witterungseinflüsse erläutert, unter denen die Belags-arbeiten im Dünnbett ausgeführt werden dürfen. Für das Beispiel „Verfliesen eines Badezimmers“ gelten zwei Ausführungsrichtlinien: Die Temperatur des Untergrundes, des Dünnbettmörtels und des Arbeitsbereiches darf nicht unter plus 5 °C liegen, außerdem ist der frisch aufgetragene Dünn-bettmörtel vor direkter Sonneneinstrahlung sowie Zugluft zu schützen.

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9.3 Herstellen des Wandbelages 251

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Ausgehend vom Einsatz eines hydraulischen Dünnbettmörtels, beginnen die Belagsarbeiten nach dem Antragen der waagerechten und senkrechten Bezugslinien mit dem Anmischen des Dünn-bettmörtels. Um eine gleichmäßige, klumpenfreie Konsistenz des Dünnbettmörtels herzustellen, verwendet der Fliesenleger ein elektrisches Rührwerk. Entsprechend der Herstellerangaben wird in den mit Wasser gefüllten Mischbehälter die entsprechende Menge des Dünnbettmörtels einge-streut. Die Masse wird mit dem Rührwerk solange durchgerührt, bis eine plastische Konsistenz entsteht. Anschließend wird die vom Hersteller angegebene Reifezeit eingehalten (meistens 2 Minuten) und der Dünnbettmörtel noch einmal durchgerührt. Die weitere Vorgehensweise ist abhängig von der Auswahl des Arbeitsverfahrens. Beim Verlegen von Fliesen und Platten im Dünnbett unterscheidet man drei Verfahren: Floating, Buttering und das kombinierte Floating-Buttering-Verfahren (Bild 9.30). Die DIN 18 157, Teil 1 (Hydraulische Dünnbettmörtel) erläutert im Abschnitt 7.3 die einzelnen Verfahren. Das Floating-Verfahren gilt als das einfachste und schnellste Verfahren. In der Baupraxis wird es bei Belägen mit normalen Anforderungen fast ausschließlich angewandt. Beim Floating- Ver-fahren wird der Dünnbettmörtel auf den Untergrund aufgetragen. Die DIN 18 157, Teil 1 schreibt einen zweilagigen Auftrag vor. Die erste Schicht, die so genannte Kontaktschicht, wird mit der Glättkelle dünn aufgezogen. In einem nachfolgenden Arbeitsgang wird auf die noch frische Schicht der Dünnbettmörtel in der erforderlichen Schichtdicke mit der gezahnten Glättkelle auf-gekämmt. Dabei wird die Zahnkelle in einem Winkel von 45° bis 60° gehalten. Dieser Winkel garantiert die fachgerechte Tiefe der Stege (Bild 9.31). Die Tiefe der Zahnung ist abhängig vom Format der zu verwendenden Fliesen und Platten:

Tabelle 9.4: Tiefe der Zahnung Kantenlänge der Fliesen und Platten Zahntiefe des Spachtels oder der Kelle Bis 50 mm 3 mm Über 50 mm bis 108 mm 4 mm Über 108 mm bis 200 mm 6 mm Über 200 mm 8 mm

Werden rechteckige Platten verlegt, richtet sich die auszuwählende Zahntiefe nach der größeren Kantenlänge der Fliesen oder Platten. In der Regel verwendet der Fliesenleger Zahnkellen mit einer quadratischen Profilierung, d. h.: die Zahntiefe und der Zahnabstand sind identisch. Besitzen die Zahnungen nur noch 80 % ihrer erforderlichen Tiefe, muss das Werkzeug erneuert werden! Beim Buttering-Verfahren trägt der Fliesenleger den Dünnbettmörtel auf die Rückseite der Fliese oder Platte gleichmäßig auf. Bevor der Dünnbettmörtel beginnt, eine Haut zu bilden, muss die Fliese oder Platte angesetzt oder verlegt werden. Das Butterring-Verfahren kommt hauptsäch-lich beim Verlegen von Fliesen und Platten mit ungleichen Dicken sowie bei Reparaturarbeiten zur Anwendung. Das Floating-Buttering-Verfahren ist eine Kombination beider Verfahren. Der Dünnbettmörtel wird sowohl auf den Verlegeuntergrund als auch auf die Fliesen- oder Plattenrückseite aufgetra-gen. Damit kann ein nahezu vollsattes Kleberbett erreicht werden. Das kombinierte Verfahren ist zeit- und arbeitsaufwendiger als die beiden Einzelverfahren, ist aber gerade in jenen Bereichen notwendig, die eine vollflächige Bettung der Fliesen und Platten erfordern. Es wird hauptsächlich bei Fassaden, Schwimmbecken und stark beanspruchten Flächen angewandt.

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252 9 Verfliesen eines Badezimmers

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Bild 9.30: Arbeitsverfahren bei der Dünnbettverlegung: Buttering, Floating, kombiniertes Verfahren

ca. 60°

6

ca. 30°

< 6

Bild 9.31: Fachgerechtes Aufkämmen

Bei Belagsarbeiten mit hydraulischen Dünnbettmörteln und Reaktionsharzklebstoffen können alle drei Verfahren angewandt werden. Dispersionsklebstoffe werden nur im Floating-Verfahren aufgetragen.

Beim Dünnbettverfahren arbeitet der Fliesenleger im allgemeinen von oben nach unten – im Ge-gensatz zum Ansetzen im Mörtelbett. Beim Aufkämmen muss der Fliesenleger darauf achten, dass er nicht zu viel der Wandfläche mit Dünnbettmörtel vorzieht. Die aufgekämmte Fläche soll dem Arbeitstempo des Fliesenlegers von circa 20 bis 30 Minuten entsprechen. Wird eine zu große Fläche aufgekämmt, beginnt der Dünn-bettmörtel vor dem Einlegen der Fliesen oder Platten abzubinden und verliert zunehmend an Haft-

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9.3 Herstellen des Wandbelages 253

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fähigkeit. Dieser Prozess wird eingeleitet durch die Hautbildung der Dünnbettmörteloberfläche. Die Zeit vom Aufkämmen bis zur Hautbildung wird als „offene Zeit“ bezeichnet und wird vom Hersteller auf der Rückseite des Dünnbettmörtelsackes angegeben. Die DIN 18 156, Teil 2 fordert im Abschnitt 4.3 das Einsetzen der Hautbildung frühestens zehn Minuten nach dem Aufkämmen. Außerdem spielen auch äußere Einflüsse eine wichtige Rolle für die Dauer der Einlegezeit und für den Beginn der Hautbildung. Diese Gegebenheiten müssen vom Fliesenleger unbedingt berück-sichtigt werden:

Tabelle 9.5: Einflüsse des Untergrundes auf den Arbeitsablauf Äußere Einflüsse Folgen – schwach saugende Untergründe – niedrige Temperaturen – geschlossener Raum, keine Luftzirkulation – extrem hohe Luftfeuchtigkeit

Die Einlegezeit verlängert sich, die Hautbildung beginnt später als vom Hersteller angegeben

– stark saugende Untergründe – hohe Temperaturen, direkte Sonneneinstrahlung – trockene Zugluft – geringe Luftfeuchtigkeit

Die Einlegezeit wird verkürzt, die Hautbildung be-ginnt früher als vom Hersteller angegeben

Der Dünnbettmörtel kann in waagerechter oder senkrechte Richtung aufgekämmt werden (Bild 9.32). Besteht eine erhöhte Abrutschgefahr (z. B. bei Feinsteinzeug), vermindert ein senkrechtes Auf-kämmen diese Gefahr. Unbrauchbar ist ein Aufkämmen in „Schlangenlinien“, da die Fliesen nicht gleichmäßig und ohne Versatz angesetzt werden können. Die Richtung des Aufkämmens ist abhängig von der Arbeits-richtung des Fliesenlegers.

Bild 9.32: Einschieben der Fliesen in den auf-gekämmten Dünnbettmörtel

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254 9 Verfliesen eines Badezimmers

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Die Fliesen oder Platten werden fast ohne Fuge an die zuvor angesetzte Fliese oder Platte in das Kleberbett gelegt und durch eine leichte Diagonalbewegung in das Kleberbett eingeschoben (Bild 1). Dabei sollte die Zickzackbewegung genau in der Richtung ausgeführt werden, die im 90°-Winkel zu den aufgekämmten Klebemörtel-Stegen steht. Beim Einschieben übt der Fliesen-leger einen leichten Druck auf die Platte aus (Bild 2). Dadurch wird weitestgehend ein Abrut-schen der Fliese verhindert und außerdem sichergestellt, dass die Kontaktfläche zwischen Dünn-bettmörtelschicht und Fliesen- oder Plattenrückseite mindestens 65 % beträgt.

Bild 1

Bild 2

Innerhalb der vom Hersteller angegebenen Korrigierzeit kann der Fliesenleger die Wandfliesen korrekt ausrichten. Um einen Gesamteindruck der gefliesten Fläche zu erhalten, empfiehlt es sich, einige Schritte von der Wandfläche zurückzutreten. Aus diesem Sichtwinkel sind Ungenauigkei-ten des Fugenverlaufes, wie unterschiedliche Breite der Stoß- und Lagerfugen und ein Fugen-versatz besser sichtbar. Die frisch verlegte Wandfläche ist regelmäßig zu säubern und eventuell aus den Fugen hervor-quellender Kleber zu entfernen, um nach dem Verfugen eine einheitliche Fugenfarbe sicherzu-stellen.

9.3.4 Verfugen des Wandbelages

Hat der Fliesenleger eine größere Fläche verfliest, werden die Belagsfugen sorgfältig ausgekratzt. Um die Glasur nicht zu beschädigen, darf zum Auskratzen kein metallischer Gegenstand benutzt werden. Gleichzeitig mit dem Säubern der Fugen wird die gesamte Fliesenfläche gereinigt. Nach dem Aushärten des Dünnbettmörtels (zwei bis acht Stunden, je nach Herstellerangabe) und dem Trockenreinigen der Belagsfugen mit der Bürste kann mit dem Verfugen begonnen werden. Der Fugenmörtel besteht, falls die Leistungsbeschreibung nichts anderes vorschreibt, aus Ze-mentmörtel. Als Bindemittel wird grauer oder weißer Portland- oder Puzzolanzement verwendet. In Abhängigkeit von der gewünschten Fugenbreite und der Beanspruchung des Belages wird zum Bindemittel entweder Quarzmehl oder Quarzsand gegeben. Der Quarz hat die Aufgabe das Ge-misch abzumagern, um Schwindrisse zu verhindern und dabei gleichzeitig die Eigenfestigkeit des Fugenmörtels zu erhöhen. In der Regel finden fast ausschließlich die im Handel erhältlichen „Fertigen Fugenmörtel“ An-wendung. Neben der Zeitersparnis und der schnellen der Verarbeitbarkeit liegt der große Vorteil in der gleich bleibenden Qualität der einheitlichen Farbwirkung, vorausgesetzt der Fliesenleger arbeitet nach dem werkseitig angegebenen Mischungsverhältnis. Fugengrau: Ebenso wie bei den Dünnbettmaterialien ist bei der Verarbeitung auf das Mi-schungsverhältnis (i. d. R. drei Teile Fertigmörtel : ein Teil Wasser), die Reifezeit (i. d. R. 10 Mi-nuten) und die Topfzeit (i. d. R. 2 Stunden) zu achten. Das Verfugen ist bis zu 7 mm breiten Be-lagsfugen möglich.

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9.3 Herstellen des Wandbelages 255

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Fugenweiß: Die Verarbeitungsrichtlinien sind identisch mit denen von Fugengrau, allerdings besitzen diese Fertigmörtel nicht die gleiche Eigenfestigkeit. Deshalb sind maximal nur Fugen-breiten von etwa 5 mm möglich. Fugenbunt: Als Bindemittel dient Weißzement, dem lichtechte Farben auf Metalloxidbasis zuge-geben werden. Die Verarbeitung von Fugenbunt-Mörteln erfordert eine genaue Sachkenntnis und Fachkompetenz. Zwei wesentliche Probleme können beim Arbeiten mit diesem Material auf-treten: 1. Die Verarbeitungszeit beträgt nur zwei Stunden. Um über die gesamte Belagsfläche eine ho-

mogene Fugenfarbe zu erhalten, ist es günstig eine größere Menge Fugenmörtel anzumischen und gleichzeitig mit mehreren Kollegen den Belag zu verfugen. Insbesondere bei größeren Wandflächen empfiehlt sich diese Vorgehensweise.

2. Beim üblichen Einschlämmen des Belages mit dem Fuggummi oder dem Fugbrett kann es passieren, dass sich die Farbpigmente in den Poren der Fliesenoberfläche festsetzen können und sich beim Säubern des Belages nicht restlos entfernen lassen. Besteht der Kundenwunsch einer farbigen Verfugung, sollte der Fliesenleger zuerst eine Probe durchführen. Zum Beispiel an einer späteren durch Möbel verdeckten Belagsfläche.

Fugenbreit: Diese Fugenmörtel sind in weiß oder grau erhältlich und besitzen eine gröbere Quarzsand-Körnung. Problemlos lassen sich Fugenbreiten von 5–15 mm verfugen. Da diese Brei-ten sich meistens im Nass- und Außenbereich und bei Spalt-, Klinker- oder Cottoplatten ergeben, sind im Fertigmörtel wasserabweisende Zusätze enthalten. Der Fugenmörtel wird entsprechend der Herstellerangaben angerührt und auf den Wandbelag aufgebracht. Dies geschieht mit einem Fuggummi oder einem Fugbrett. Der Fugenmörtel soll in gleichmäßiger Konsistenz schnell in die Fugen eingearbeitet werden und nach kurzer Erstarrung mit dem Waschbrett egalisiert werden, dabei wird der Fuggummi oder das Fugbrett diagonal zu den Fugen geführt, um eine gleichmäßige Verdichtung der Fugenmasse zu garantieren. Falls notwendig führt der Fliesenleger diesen Arbeitsgang nach kurzer Einziehzeit des Mörtels ein zweites Mal aus, um wirklich eine vollsatte Fugenfläche zu erzielen. Das gleichmäßige, schnelle Arbeiten mit dem Fugenmörtel mit gleichem Wasseranteil ist wichtig für eine gleichmäßige Fu-genfarbe im gesamten Wandbelag. Nach weiterer Erstarrungszeit wird der Fliesenbelag zügig mit dem Schwamm oder dem Wasch-brett gereinigt, um ein „Aufbrennen“ der Mörtelreste auf der Fliese zu verhindern. Dabei wird der Schwamm ebenfalls diagonal geführt, damit die Fugen nicht ausgewaschen werden. Abschließend wird der Wandbelag mit einem trockenen, weichen Tuch (vorzugsweise aus Leinen oder Wolle) abgerieben und poliert, um den eventuell noch vorhandenen Zementschleier restlos zu beseitigen. Auch bei diesem Arbeitsschritt ist zu empfehlen, einige Schritte zurück zu treten und den Belag aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Nach dem Verfugen der Belagsfugen ist zu beachten, dass alle Bewegungsfugen sorgfältig wie-der bis auf den Belagsuntergrund oder bis auf die Abdichtung ausgekratzt werden. Im Bereich der Wandbelagsarbeiten gilt das in erster Linie für die Bewegungsfugen bei Wand-Wand-Anschlüssen (Innen- und Außenecken) sowie bei Einbauteilen und Sanitärobjekten. Desgleichen kann es bei besonders großen Belagsflächen zur Anordnung zusätzlicher Feldbegrenzungsfugen kommen. Wichtig dabei ist, dass die Fliesenflanken ebenfalls frei von Mörtelresten sind und keine so genannte „Dreiflankenhaftung“ entstehen kann.

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256 9 Verfliesen eines Badezimmers

9

Bewegungsfugen werden nach DIN 18 352 in 4 Arten unterteilt: Anschlussfugen: Sie verbinden Bauteile von unterschiedlicher Art und unterschiedlichen Mate-rial. Im Allgemeinen werden sie angeordnet, wenn verschiedene Belagsuntergründe auf einander treffen. Verschieden bedeutet nicht nur verschiedene Materialien (Kalksandstein und Gipskarton-bauplatten), sondern auch beim Aufeinandertreffen von Außen- auf Innenwände (tragende Wände und nichttragende Wände) (Bild 9.33). Im Badezimmer sind sie außerdem an den Anschlussstel-len aller Sanitärobjekte (Waschtisch, Wanne usw.) erforderlich. Notwendig sind diese Fugen auf Grund der unterschiedlichen Reaktionen und Längenänderungen bei Belastung, Temperaturwech-sel und Erschütterungen der einzelnen Baustoffe. Deshalb werden die unterschiedlichen Materia-lien durch eine Anschlussfuge aus einer elastischen Dichtmasse getrennt. Im Wandbereich beträgt die Mindestbreite 5 mm.

Bild 9.33: Profile für Anschlussfugen

Randfugen: Sie sind eine Sonderform der Anschlussfugen. Als Randfugen werden die Fugen bezeichnet, die sich am Rand des Bodenbelages ergeben. Sie trennen Estrich und/oder Mörtelbett vom Wandbelag. Ihre Breite beträgt im Innenbereich mindestens 5–10 mm (Bild 9.34).

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9.3 Herstellen des Wandbelages 257

9

Bild 9.34: Kehlprofil für x-tel Fugen

Feldbegrenzungsfugen: Sie nehmen alle Bewegungen oberhalb des Verlegeuntergrundes auf. Im Rauminneren treten besonders bei geometrisch unregelmäßigen Grundrissen und Wandflächen starke Spannungen auf. In diesen Fällen muss die Gesamtfläche in einzelne Teilflächen unterglie-dert werden, deren Begrenzung eine elastische Fuge ist. Da die Anordnung der Feldbegrenzungs-fugen hauptsächlich vom Grundriss und örtlichen Gegebenheiten abhängig ist, gelten allgemeine Richtwerte: Die einzelnen Teilflächen sollten eine maximale Größe von 40 m2 nicht überschrei-ten, die größte Seitenlänge des Feldes soll dabei 8 m und das Seitenverhältnis maximal 1 : 2 be-tragen (Bild 9.35).

Gebäudetrennfugen: Sie trennen innerhalb des Bauwerkes einzelne Bauteile von einander und sind aus statischen Gründen vom Planer, Architekten oder Statiker vorgegeben und vom Fliesen-leger verbindlich an gleicher Stelle und in ausreichender (gleicher) Breite zu übernehmen. Eine Missachtung dieser Forderung, z. B. auch aus optischen Gründen der Belagseinteilung, kann zu schweren Belagsschäden führen.

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258 9 Verfliesen eines Badezimmers

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Bild 9.35: Feldbegrenzungsprofil

9.4 Herstellen des Bodenbelages

9.4.1 Prüfen und Vorbehandeln des Untergrundes

Generell gelten zuerst bei Bodenbelagsarbeiten die Grundsätze der Inaugenscheinnahme (visuelle Prüfung). Oftmals werden schon dadurch vorliegende Mängel erkannt. Der Untergrund für Bodenbelagsarbeiten muss eben, waagerecht (falls nicht ein Gefälle gefordert ist), tragfähig, biegesteif, rissfrei und frei von Verunreinigungen sein. Eventuelle Unebenheiten müssen durch den Dünnbettmörtel ausgleichbar sein, anderenfalls sind Bedenken anzumelden oder zusätzliche Ausgleichschichten anzuordnen. Die Vorgehensweise ist in diesem Fall abhängig von den Inhalten des Leistungsverzeichnisses. Bei Bodenbelagsarbeiten ist der Fliesenleger ver-pflichtet, Bedenken anzumelden wenn: – größere Unebenheiten vorliegen (siehe Lernfeld 8 und vgl. DIN 18 202) – Risse im Untergrund vorhanden sind – der Untergrund eine zu hohe Feuchtigkeit aufweist (Restfeuchtigkeit)

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9.4 Herstellen des Bodenbelages 259

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– die Oberfläche keine ausreichende Festigkeit aufweist – Bewegungsfugen im Estrich falsch ausgeführt wurden – die Estrichoberfläche stark verunreinigt ist – der Estrich eine falsche Höhenlage zu den angrenzenden Bauteilen besitzt – ungeeignete Temperaturverhältnisse herrschen (DIN 18 157) – bei eingebauter Fußbodenheizung das Aufheizprotokoll nicht vorliegt

Zu den häufigsten Untergrundmängeln gehören: a) zu geringe Festigkeit: Die Prüfung der Festigkeit kann vom Fliesenleger durch Anritzen der

oberen Randzone mit einem Stahlmeißel oder einem Härteprüfer durchgeführt werden. Hohl-stellen in der Estrichschicht lassen sich durch Abklopfen feststellen. Die Druckfestigkeit des Lastverteilungsschicht soll nach 28 Tagen bei Zement- und Calziumsulfatestrichen mindestens 25 N/mm2 betragen.

b) raue und poröse Oberfläche: Als zu rau gilt eine Oberfläche, wenn eine einmalige Spachte-lung nicht zum Erfolgt führt. Eine Beseitigung der rauen Oberfläche von mehr als 1 mm Schichtdicke ist als zusätzliche Leistung zu deklarieren.

c) Risse in der Estrichschicht: Risse, die sich im Verlauf der regulären Erhärtungsphase des Estrichs bilden sind ungefährlich, so fern sie nicht durchgängig verlaufen. Weist die Estrich-fläche allerdings entlang des Rissbereiches einen Höhenversatz auf, sind unbedingt Bedenken anzumelden.

d) zu hoher Feuchtigkeitsgehalt des Estrichs: Ein Vergleich lässt den Feuchtigkeitsgehalt von einem Zement- und einem Calziumsulfatestrich erkennen. Zwar ist der Calziumsulfatestrich nach 24 Stunden oder noch früher begehbar, aber die Belegreife ist nicht eher erreicht als bei einem Zementestrich. Allein ein Schnellestrich ist unter Umständen auf Grund der nahezu vollständigen kristallinen Wasserbindung nach 3 Stunden begehbar und nach 24 Stunden be-legreif.

Tabelle 9.6: Trockenzeiten der Estriche Estrichart Trockenzeit Feuchtegehalt Schnellestrich 1 Tag 2–3 %

Zementestrich 3–4 Wochen 2–3 %

Calziumsulfatestrich 3–4 Wochen 0,5–1 % e) Verunreinigungen: müssen unbedingt entfernt werden, insbesondere alle Materialien, die den

Verbund der Dünnbettmaterialien mit dem Untergrund behindern (Öl, Farbrückstände, Kleb-stoffrückstände von Teppichböden usw.). Gleiches gilt für Stoffe, bei denen eine chemische Reaktion mit dem aufgetragenen Dünnbettmaterial stattfindet (Gips).

f) Unebenheiten: Entsprechend der DIN 18 202 sind Maßabweichungen in der Ebenheit von bis zu 8 mm bei einem Messpunktabstand von 1 m zulässig. Für Belagsarbeiten im Dünnbett ist das eine Toleranz, die fraglich erscheint, um einen fachgerechten Bodenbelag herzustellen.

Die Vorbereitung des Untergrundes entspricht im Wesentlichen den Maßnahmen für die Vor-bereitung der zu verkleidenden Wände. Besondere Beachtung aber gilt der Druckfestigkeit und der schwingungsfreien Lagerung der Untergrundkonstruktion.

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260 9 Verfliesen eines Badezimmers

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Tabelle 9.7: Feuchtigkeitsbeanspruchungsklassen Untergrund Feuchtigkeits-

Beanspruchungs-klasse 0

Feuchtigkeits-Beanspruchungs-klasse A 0 2

Vorbehandlung

Zementestrich geeignet geeignet Grundierung, eventuell Ausgleich aufbringen, muss benetzbar sein, keine Sinterschichten

Calziumsulfat-estrich

geeignet nicht geeignet Abschleifen, spezielle Grundierung, Ausgleich nicht nötig, da in der Regel Einbau als selbst-nivellierender Fließestrich

Gussaspaltestrich geeignet geeignet Grundierung, Oberfläche muss mit Sand abge-rieben und stumpf sein, Ausgleich nicht erfor-derlich, da in der Regel maßgenauer Einbau möglich

Gipskartonbau-Platten

geeignet nicht geeignet Grundierung

Gipsfaserplatten geeignet nicht geeignet Spezielle Grundierung Holzspanplatten bedingt geeignet nicht geeignet Biegesteif befestigen, spezielle Grundierung Holzdielen bedingt geeignet nicht geeignet Biegesteif befestigen, spezielle Grundierung Keramisches Be-lagsmaterial

geeignet geeignet Prüfung auf ausreichende Festigkeit, gründliche Reinigung, spezielle Grundierung

Das Reinigen des Verlegeuntergrundes kann durch Schleifen, Sandstrahlen oder Fräsen erfolgen. Anschließend ist die Fläche, insbesondere vorhandene Risse und Poren, gründliche durch Abfe-gen oder Absaugen zu säubern. Zum nachhaltigen Entfernen von Farben, Öl, Fett und Wachs sind am besten speziell dafür ausge-richtete Reinigungsmittel zu verwenden.

1 2

3

4

1 Riss2 Risserweiterung3 Stahlnadeln4 Reaktionsharzverguss

Bild 9.36: Risssanierung

Die Sanierung von Rissen in der Estrichschicht gehört zum Berufsbild des Fliesenlegers. Kleine, nicht durchgehende Risse können einfach ausgespachtelt werden. Risse jedoch, die durch die gesamte Estrichschicht und/oder über größere Strecken verlaufen, müssen fachgerecht saniert werden. Diese Risse werden durch Stemmen oder mit einem Trennschleifer erweitert und gerei-nigt. Quer zum Rissverlauf schneidet der Fliesenleger kleine spaltförmige Vertiefungen zur Auf-nahme von so genannten Sanierklammern. Diese Stahlklammern werden in die Quereinschnitte eingelegt und anschließend gemeinsam mit dem vorhandenen Riss mit Reaktionzharzklebstoff ausgegossen (Bilder 9.36, 8.17 und 8.18).

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9.4 Herstellen des Bodenbelages 261

9

Grundierungen werden vom Fliesenleger bei Bodenbelagsarbeiten grundsätzlich ausgeführt. Die Gründe für den Auftrag von auf den Untergrund abgestimmten Grundierungen sind verschieden. Während beim Zement- und Gussaphaltestrich und bei Untergründen aus Bauplatten die Grundie-rung zur Herabsetzung der Saugfähigkeit und bei schwach saugenden Untergründen wie einem alten Fliesenbelag zur Verbesserung der Haftfestigkeit führt, dient die Grundierung bei Calzium-sulfatestrichen zur Vermeidung der Ettringitbildung.

Die Grundierung muss sowohl für den Untergrund geeignet als auch auf den zu verwenden-den Dünnbettmörtel abgestimmt sein. Die vom Hersteller angegebenen Trocknungs- und Wartezeiten sind einzuhalten.

Der Restfeuchtegehalt ist wie im Lernfeld 8 beschrieben vom Fliesenleger zu prüfen und zu do-kumentieren. Analog gilt die Prüfpflicht bei vorhandener Fußbodenheizung.

9.4.2 Abdichten des Bodens

Unter Berücksichtigung der mäßigen Feuchtigkeitsbeanspruchung eines Badezimmers mit haus-haltüblicher Nutzung gelten für den Bodenbereich die Feuchtigkeitsbeanspruchungsklassen A 0. Besitzt das Badezimmer einen üblichen Fußboden ohne Entwässerung, ist für Untergründe aus Beton nach DIN 1045, Zementestriche, Gussaphaltestriche nach DIN 18 560 und für Bauplatten aus Polystyrol mit einer Mörtelbeschichtung und Gewebearmierung eine Abdichtung nicht zwin-gend vorgeschrieben. Für Calziumsulfatestriche nach DIN 18 560 und Gipskartonbauplatten, Gipsfaserplatten und Porenbeton dagegen ist trotz der Beanspruchungsgruppe A 0 auf Grund der feuchtigkeitsempfindlichen Zusammensetzung der Baustoffe eine Abdichtung erforderlich.

Bei einer vorhandenen Fußbodenentwässerung ist eine Abdichtung des Bodens zwingend.

Allerdings sind Untergründe aus Holz- und Holzwerkstoffen, Calziumsulfatgebundenen Estrichen und Trockenestrichen nicht für den Einbau einer Fußbodenentwässerung geeignet. Nach Beendigung der Vorbehandlung des Bodens muss die abzudichtende Fläche folgende Ei-genschaften aufweisen: Oberflächenfestigkeit, ebenflächig, rissfrei (durchgehende Risse), sauber und maßgenau. Der Untergrund darf sich nur geringfügig nach dem Aufbringen der Dichtungsschicht verformen. Das bedeutet konkret: Die Abdichtungsstoffe müssen auf den Verlegeuntergrund abgestimmt sein und Untergründe, die starkes Kriech- und Schwindverhalten aufweisen, sollten möglichst spät – also unmittelbar vor den Belagsarbeiten – abgedichtet werden. Im Allgemeinen gelten für den Bodenbereich die gleichen Richtlinien wie für das Abdichten der Wandfläche. Allerdings muss nach der Abdichtung des Bodens sorgfältig darauf geachtet werden, dass die Abdichtungsschicht bei den weiteren Bodenbelagsarbeiten nicht beschädigt wird. Falls trotz der erforderlichen Vorsichtsmaßnahmen die Abdichtung beschädigt wird, müssen die Repa-raturarbeiten genau nach den Herstellerangaben ausgeführt werden. Die in der Bodenfläche befindlichen Feldbegrenzungsfugen und im Boden-Wand-Anschluss be-findlichen Randfugen sind ebenfalls abzudichten. Auf die Problematik des Boden-Wand-Anschluss wurde bereits hingewiesen. An dieser Stelle wird deutlich, dass für das Herstellen einer fachgerechten Abdichtung entweder die gesamten Dichtungsarbeiten in einem Arbeitsgang ausge-führt werden müssen oder zu mindestens das Dichtband für den Wand-Boden-Anschluss gemein-

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262 9 Verfliesen eines Badezimmers

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sam mit den Abdichtungsarbeiten für die Wand verklebt werden sollte. Ein nachträgliches An-bringen (nach den Wandbelagsarbeiten) des Dichtbandes ist nicht fachgerecht und somit nicht zulässig.

9.4.3 Belagseinteilung

Die Belagseinteilung der Fußbodenfläche eines Badezimmers orientiert sich an den in Lernfeld 8 beschriebenen Regeln für die symmetrische und nicht symmetrische Einteilung. Zu berücksichtigende Faktoren im Badezimmer sind hauptsächlich: – Der Kunde oder Auftraggeber wünscht einen an Wand und Boden im Fugenschnitt verlaufen-

den Belag. – Der Boden soll im Fugenschnitt zum Sockel verlegt werden. – Das Fliesenformat muss der Fläche des Badezimmers angepasst werden. – Der Kunde, Auftraggeber möchten oder das Leistungsverzeichnis schreibt einen kleinformati-

gen Belag (STZ 10/10 oder Mosaik) vor. – Die optische Wirkung der Bodenfläche kann durch ein Verlegemuster positiv oder negativ

beeinflusst werden. – Wird die Bodenfläche durch eine Badewanne und/oder eine Duschwanne unterbrochen? Bei der Belagseinteilung wird auf jeder Seite des Bodens 1 cm für den Randdämmstreifen und die elastische Fuge abgezogen. Die weitere Vorgehensweise der rechnerischen Einteilung erfolgt analog zu den bereits beschriebenen Beispielen in den Lernfeldern 7 und 8. Auf exemplarische Beispiele soll an dieser Stelle verzichtet werden. Installationsanschlüsse sollten bei der Belagseinteilung nicht berücksichtigt werden. Die durch Schnitte entstehenden Teilstreifen sollen möglichst unauffällig in das Gesamtbild eingepasst wer-den (Bild 9.37).

Bild 9.37: Unauffälliger Schnitt im Bereich der Rohrdurchführungen

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9.4 Herstellen des Bodenbelages 263

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9.4.4 Technologischer Ablauf der Bodenbelagsarbeiten

Nach Untergrundvorbehandlung und dem Prüfen der Belegreife (Grenzwerte siehe Lernfeld 8) sowie deren Protokollierung werden die für die Einteilung notwendigen Stichmaße genommen und der Fliesenleger legt fest, an welcher Wand oder an welchem Santitärobjekt er mit dem Ver-legen der Bodenfliesen oder -platten beginnen wird. Zu beachten sind dabei der eventuell ge-wünschte Fugenschnitt, die Bezugsachsen der Wandverfliesung, eingebaute Badewannen oder Duschen sowie das Format des Belagsmaterials und das Verlegemuster. Unabhängig davon, ob die Wandbelagsarbeiten bereits ausgeführt wurden und als Anhaltspunkt für die exakte Höhenlage dienen oder vielleicht gar keine Verfliesung der Wände geplant ist, sollte der Fliesenleger die Markierung der OKFF noch einmal überprüfen. Vom Punkt OKFF bis zum Rohfußboden muss ausreichend Platz für die Fliesen- und Dünnbettmörteldicke sowie die Grundierung sein. Es muss möglich sein, die Bodenfliesen unter den bereits vorhandenen Wand-belag oder Sockel zu schieben und außerdem eine ausreichend breite Anschlussfuge für die elasti-sche Verfugung zu haben. Jetzt wird die zu verlegende Fläche grundiert, um den Haftverbund von Dünnbettmörtel und Bo-denfläche zu verbessern. Nach entsprechender Trockenzeit wird dieser Arbeitsgang wiederholt und die erneute Trockenzeit kann der Fliesenleger nutzen, den auf den Untergrund und die Grun-dierung abgestimmten Dünnbettmörtel anzurühren. Wie bereits im Abschnitt der Wandverfliesung erwähnt, gilt es die geforderte Reifezeit vor dem erneuten Durchrühren einzuhalten. Gleichfalls ist das Auftragen einer dünnen Kontaktschicht nach DIN 18 157 notwendig. Für das Auftragen des Dünnbettmörtels auf die Bodenfläche wählt der Fliesenleger das Floating-verfahren und einen Zahnspachtel mit einer 8 mm oder 10 mm Profilierung. Diese ist abhängig von der Plattendicke und -größe und den eventuell auszugleichenden Unebenheiten. In Übereinstimmung mit dem technologischen Ablauf des Wandverfliesens reihen sich die glei-chen Arbeitsschritte aneinander. Da die Bodenfläche einer stärkeren Belastung ausgesetzt ist als der Wandbelag, ist ein sorgfälti-ges Einschieben und Andrücken der Bodenfliesen unerlässlich. Zusätzlich sind im Bodenbereich noch zwei andere Verlegetechniken für Badezimmer möglich. a) Verlegung im Mittelbett: Die Mörtelbettdicke des Dünnbettmaterials beträgt mehr als

10 mm. Je nach Hersteller können Kleberbettdicken bis zu 15 mm realisiert werden. Für die Verlegung im Mittelbett sind Dispersions- und Reaktionsharzklebstoffe nicht geeignet. Hyd-raulische Dünnbettmörtel müssen für die Mittelbettverlegung ausgewiesen sein, da ein hoher Anteil an Kunststoffvergütungen als Zusatz notwendig ist. Der technologische Ablauf entspricht im Wesentlichen dem der Dickbettverlegung. Es sind für das Erreichen der Höhenlage und Ebenflächigkeit Mörtellehren erforderlich, der Mittel-bettkleber wird eingebracht und abgezogen und anschließend mit einer Zahnkelle (mehr als 10 mm Zahnung) abgekämmt. Von Vorteil ist die Mittelbettverlegung bei sehr unebenen Untergründen, bei denen wegen der begrenzten Aufbauhöhe keine Ausgleichschicht aufgebracht werden kann. Es empfiehlt sich, einen schnell erhärtenden Mittelbettkleber zu verwenden, um eine Begehbarkeit nach einigen Stunden (siehe Herstellerangabe) zu erzielen.

b) Verlegung im Fließbettmörtel: Fließbettmörtel ist ein Dünnbettmörtel mit einem ausgepräg-ten Fließverhalten durch einen hohen Anteil an Zusätzen. Trotzdem ist dieser Dünnbettmörtel im aufgekämmten Zustand noch ausreichend standfest. Da der Fließbettmörtel beim Verlegen stark zusammengedrückt wird, besteht die Gefahr, dass der Mörtel aus den Fugen gedrückt wird. Mit einer speziellen Kelle lässt sich dieses weitestgehend verhindern.

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264 9 Verfliesen eines Badezimmers

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Durch ein breiteres Randblech wird im Fugenrandbereich kein Kleber aufgetragen. Bei der Ver-wendung von Fließbettmörtel wird eine vollflächige Verlegung (Aufbruch ca. 90 %) erreicht. Je nach Arbeitstechnik verlegt der Fliesenleger die Bodenfliesen oder -platten in der M-, L- oder U-Form (siehe Abschnitt 8.5.7). Die erforderlichen Ausgleichstreifen werden pro Reihe mit ange-arbeitet. Der Bodenbelag wird nach Abschluss der Verlegearbeiten gesäubert und von unbefugtem Betre-ten durch ein Absperrband geschützt.

9.4.5 Verfugen der Bodenfläche

Ebenso wie bei den Wandbelagsarbeiten werden zunächst die Belagsfugen ausgekratzt, mit der Bürste gesäubert und der gesamte Bodenbelag leicht feucht abgewaschen. Die Anschlussfugen zwischen Wand und Boden sowie zwischen Boden und Sanitärobjekten wer-den ebenfalls sorgsam ausgekratzt. Belagsfugen: In Anlehnung an die im Abschnitt 9.3.4 aufgezählten Fugenmaterialien gelten wei-ße Fugenmörtel für den Bodenbelag als ungeeignet, farbige Fugenmörtel als bedingt geeignet. Das Einbringen der Fugenmasse erfolgt wie im Abschnitt 8.5.8 beschrieben. Wurden auf dem Boden unglasierte Fliesen oder Platten mit rauer Oberfläche verlegt, reicht das normale Säubern und Polieren des Belages unter Umständen nicht aus. Vorhandene Schleier wer-den mit einem im Handel erhältlichen „Zementschleierentferner“ vorsichtig abgerieben. Der Einsatz von verdünnter Salzsäure ist bei hartnäckigen Verunreinigungen auch möglich, aber nicht ganz ungefährlich. Das Mischungsverhältnis von 1 : 10 (Salzsäure : Wasser) sollte nicht nur auf jeden Fall eingehalten werden, sondern auch die Mischreihenfolge von „erst Wasser dann Säure“! Außerdem muss der Bodenbelag sofort nach der Anwendung des Gemisches mit reichlich Wasser gesäubert werden. Die Salzsäure zerstört auch in stark verdünnter Form die Belagsfugen. Im Ge-gensatz zum Zementschleierentferner darf Salzsäure bei kalkhaltigen Natursteinplatten (Marmor, Sandstein, Solnhofer) überhaupt nicht verwendet werden. Anschluss- und Dehnungsfugen: Bei einer fachgerechten Dimensionierung der Fugenbreite und Ausführung wird zunächst eine geschlossenporige Rundschnur (PE-Schnur) in die Anschlussfu-gen (oder wenn erforderlich Feldbegrenzungsfugen) eingelegt. Ein gut ausgestatteter Fliesenleger führt diese Arbeit mit einem speziellen Rundschnur-Roller aus. Die Arbeit wird nicht nur erleich-tert, sondern auch schneller und vor allem gleichmäßiger ausgeführt. Die Auswahl der Rund-schnur richtet sich nach der Größe der Bewegungsfuge. Die Schnur sollte fest in die Fuge einge-spannt sein, aber trotzdem noch eine runde und glatte Oberfläche in Richtung der einzubringen-den Dichtmasse besitzen. Als Faustregel gilt: Fugengröße plus 25 % gleich Durchmesser der Rundschnur! Der Auftrag eines Primers (Erst- oder besser Voranstrich) kann die Haftung an den Flanken des Belagsuntergrundes links und rechts verbessern. Vor dem Auftragen des Primers werden an der Belagsoberseite zur Sicherheit Klebebänder angebracht, damit die Wand- und Bodenbekleidun-gen nicht durch den Primerauftrag verschmutzt werden.

Achtung: Primer benötigen eine Ablüftezeit (Herstellerangaben beachten), sind brennbar und somit feuergefährlich und müssen in ihrer Anwendung auf Untergrund und Dichtmassen-material abgestimmt sein!

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9.5 Einbau und Verfliesen von Sanitärobjekten 265

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Mit einer Spritzpistole wird die Dichtmasse (Silikon) in die Fuge eingepresst und die Abklebung sofort entfernt. Danach wird auf die Fuge ein zum Fugenmaterial passendes Glättmittel aufgetra-gen und mit speziellen Fugenspachtel egalisiert. Für unterschiedliche Formen der Bewegungs-fugen (nur Boden, zwischen Wand und Boden, entlang von Sanitärobjekten) hält der Fachhandel verschiedene Profile bereit (vgl. Bilder 3.20 und 3.21). Das Auftragen von verdünnten Spülmittel als Glättmittel und das Abziehen mit dem Finger oder zweckentfremdeten Holzstäbchen (Stieleis) gelten als nicht fachgerecht!

9.5 Einbau und Verfliesen von Sanitärobjekten

Oft wenden sich Haus- und Wohnungsbesitzer nicht an einen Architekten, sondern direkt an den Fliesenleger und Installateur, wenn sie Modernisierungen, Umbauten oder Renovierungen vor-nehmen wollen. Dabei erhebt sich neben der Auswahl der entsprechenden Wand- und Bodenflie-sen auch die Frage, welche Sanitärgegenstände bei dem vorhandenen Raumangebot unterzubrin-gen sind. Vom Fliesenleger werden diesbezüglich nicht nur umfassende Kenntnisse erwartet, sondern auch beratende Tätigkeiten.

Bild 9.38: Installationsplan nach Fugenraster

2015ca.75 ca.60 >=30 ca.40

+-0,00

+40

+84

+1,00

+61,5

84,15 84,15

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266 9 Verfliesen eines Badezimmers

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Damit der Benutzer des Badezimmers ausreichende Bewegungsfreiheit hat und nicht durch feh-lenden Platz zwischen, neben oder vor den Sanitärgegenständen behindert wird, sollten entspre-chende Bewegungsräume freigehalten werden. Im Bild 9.38 werden einige Maße angegeben, die diesen Anforderungen entsprechen. Um eine leichte Verständlichkeit zwischen allen Gewerken zu ermöglichen, gibt es allgemein-gültige Sinnbilder für alle Sanitärobjekte (Bild 9.39).

Bild 9.39: Sinnbilder der Sanitärobjekte

9.5.1 Einbau und Verfliesen einer Badewanne

Auch auf diesem Sektor hat die Vielfalt des Angebotes in den letzten Jahren immens zugenom-men. Insbesondere bei den Wannenformen und deren Abmessungen bietet der Markt eine reich-haltige Auswahl für nahezu alle Badezimmergrößen und Kundenwünsche. Dem Material und der Wannenart nach können Badewannen in jeweils drei Gruppen eingeteilt werden.

Page 285: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

9.5 Einbau und Verfliesen von Sanitärobjekten 267

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Einteilung nach dem Material a) Acrylwannen: Auf Grund des Kunststoffes sind diese Wannen nicht nur leicht, sondern auch

allen gewünschten – und damit dem Trend schnell anpassbar – Farben einfärbbar. Allerdings stehen den Vorteilen des Acryls auch zwei wesentliche Nachteile gegenüber: Diese Wannen sind weniger stabil und leicht verkratzbar (Bild 9.40).

b) Wannen aus Grauguss: Die Innenseite dieser sehr schweren und stabilen Wannen wird werkseitig emailliert. Die Beschichtung ist beständig gegen haushaltsübliche Chemikalien, ist kratzfest, aber nicht schlagfest. Es ist möglich, die Wanne mit höhenverstellbaren Füßen auf-zustellen und somit dem Fliesenbelag optimal anzupassen (Bild 9.44).

c) Wannen aus Stahlblech: Sie werden ebenfalls mit emaillierter Beschichtung angeboten, sind aber etwas leichter als die Graugusswannen.

Nachteil der letzten beiden Wannenmaterialien ist das wärmetechnische Verhalten bei der Nut-zung. Während beim Einlassen des heißen Badewassers ein großer Teil der Wärme durch das langsame Aufheizen der Wanne verloren geht, findet ein ständiger Wärmeverlust durch Wärme-leitung statt. Diesem Nachteil auf Grund des Wannenmaterials kann nur durch gezielte Wärme-schutzmaßnahmen entgegen gewirkt werden.

Einteilung nach der Wannenart a) freistehende Wannen werden meist mitten im Raum aufgestellt und werden nicht verkleidet.

In den vergangenen Jahren sind diese Wannen wieder in Mode gekommen, gerade in Altbau-bädern wirken sie auf einem Dielenboden besonders dekorativ (Bild 9.40).

Bild 9.40: Freistehende Wanne aus Acryl

b) Schürzenwannen entstehen durch Abmauern der Längs- und/oder Querseiten der Badewan-

ne. Sie sind in der Herstellung der Schürze arbeitsaufwendig und erfordern gute Fachkenntnis-se bezüglich des Schall- und Wärmeschutzes. Vorteile von Schürzenwannen liegen in der in-dividuellen Gestaltung, beispielsweise bei der Breite der umlaufenden Ablage.

c) Einbauwannen werden durch den Fliesenleger seitlich verkleidet und somit situationsabhän-gig genau eingepasst. Durch die Fliesenverkleidung entstehen dem Auftraggeber bzw. Kunden zunächst höhere Kosten, doch der optische Eindruck einer eingebauten und verfliesten Bade-wanne ist nicht mit dem der Schürzenwannen zu vergleichen (Bild 9.42).

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268 9 Verfliesen eines Badezimmers

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Bild 9.41: Einbau Duschtasse

Bild 9.42: Einbau Badewanne Von Fachgeschäften hört man immer wieder, dass alle möglichen Badewannen verlangt werden, nur keine „normalen“! Während man in den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts neben den „normalen“ Parallelwannen oft die diagonale Form wählte, gibt es heute eine große Vielzahl an abgerundeten und eckigen Formen. Selbst Whirlpool-Wannen werden in verschiedenen Formen (und selbstverständlich auch Farben) geliefert. Die nachstehende Tabelle 9.8 zeigt eine Auswahl von handelsüblichen Wannen:

Page 287: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

9.5 Einbau und Verfliesen von Sanitärobjekten 269

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Tabelle 9.8: Handelsformen von Badewannen Form Seite A (cm) Seite B (cm) Höhe (cm)

Normalwannen 150 70 55 160 70 55 165 70 55 170 70,75,80 55 180 75,80 55 185 80,85 55

Sitzwannen 105 70 65 125 70 60 140 70 60

Eckwannen 140 140 46 bis 76 165 165 46 bis 76

Sonderformen als Whirlpool 170 80 45 bis 55 175 80 45 bis 55 180 90 45 bis 55

Aufstellen der Badewanne Normalerweise erfolgt die Aufstellung beziehungsweise mindestens der Anschluss der Bade- wanne durch den Installateur. Unbedingt sollte eine Abstimmung hinsichtlich der Einbauhöhe der Wanne mit dem zuständigen Installateur erfolgen, um im optimalsten Fall zu erreichen, dass die Oberkante des Wannenrandes identisch mit der Höhe einer Lagerfuge ist. Es gibt zwei Möglichkeiten der Aufstellung: vor und nach der Wandverfliesung. Unabhängig von dieser Entscheidung muss die eventuell auszuführende Abdichtung vor der Auf-stellung der Wanne erfolgt sein. Eine nachträgliche Abdichtung führt zu erheblichen Problemen hinsichtlich eines dichten Anschlusses zwischen der Wand und der Wanne sowie zwischen Boden und Wanne. Entscheidet sich der Fliesenleger für die nachträgliche Wandverfliesung, kann er dadurch den Anschluss zur Badewanne passgenau auf den Einzelfall bezogen, ausbilden.

HinterfüllungSilikon >= 5mm

Dämmstreifen ca. 5mm

Dämmstreifen ca. 5mm

HinterfüllungSilikon >= 5mmstehendes Schmutzwasser

ungünstig

Dämmstreifen ca. 5mm

Silikon >= 5mm

Bild 9.43: Anschluss Badewanne-Wand

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270 9 Verfliesen eines Badezimmers

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Diese Möglichkeit hat er nicht, wenn die Badewanne nachträglich aufgestellt wird. Ohne Zweifel stellt diese Variante die einfachere Vorgehensweise dar, aber die elastische Anschlussfuge kann dadurch nicht immer sauber und dauerhaft ausgeführt werden. Vor der kompletten Verkleidung und Verfliesung der Badewanne muss der Fliesenleger nachfolgende Kriterien überprüfen:

1. Eine waagerechte und standsichere Aufstellung der Wanne oder des Wannenträgers. Dazu gehört neben der Beachtung des Wannengewichtes bei gefüllter und benutzter Badewanne auch der richtige Abstand der Badewanne zur Wand bzw. zu den Wänden unter Berücksichtigung der verschiedenen Möglichkeiten der Wannenrandausbildung. Die Badewanne muss so aufgestellt werden, dass nach der Wandverfliesung und dem Ziehen der Anschlussfuge ein ebener Übergang zum Wannenrand entsteht. In den bei nicht fachgerechter Ausführung entstehenden Kehlen kön-nen sich sowohl Wasser als auch Schmutz ansammeln. Der Fliesenleger muss den waagerechten Stand der Badewanne in Längs- und Querverlauf überprüfen.

2. Eine schalltechnische Entkopplung der Badewanne zur Wand und zum Boden (Bilder 9.43 und 9.44). Entkopplung zum Boden: Steht die Badewanne auf einem Schwimmenden Estrich, entfällt dieses Kriterium. Der konstruktive Aufbau des schwimmenden Estrichs ermöglicht die Entkopplung durch die Dämmschicht und den Randstreifen. Bei anderen Estrichkonstruktionen (z. B.: Wanne steht auf der Rohdecke) müssen die Wannenfüße auf eine weiche Unterlage gestellt werden. Als Material eignen sich Streifen aus Kunststoff (Polyurethan, Moosgummi) oder Kork sowie speziel-le schallentkoppelnde Trägerrahmen.

Bild 9.44: Wannenfuß höhenverstellbar und auf Gummiplatte

Problematischer in der schalltechnischen Entkopplung ist dagegen der Übergang zwischen Wan-nenschürze, Abmauerung und Boden. Aus statischen Gründen muss die Abmauerung eine direkte Verbindung zur Bodenkonstruktion haben, dieser Anschluss allerdings stellt oftmals eine Schall-brücke dar. Es ist daher ratsam, Bauplatten aus Styrodur mit zementgebundener Oberfläche einzu-setzen (Bild 9.45).

Page 289: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

9.5 Einbau und Verfliesen von Sanitärobjekten 271

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Bild 9.45: Schallentkoppelnde Platte für Duschtasse

Als optimale Lösung bietet sich ein kompletter Wannenträger aus Hartschaum (Polyurethan oder Polystyrol) an (Bild 9.42). Entkopplung zur Wand: Die Anschlussfuge zwischen Wannenrand und Wand ist elastisch auszu-führen. Der Freiraum hinter dem Wannenrand ist ebenfalls zu entkoppeln. An der Wand kann ein Hartschaumstreifen im Bereich des Wannenrandes geklebt werden und bei Bedarf kann der verbleibende Raum zusätzlich mit einer geschlossenporigen Rundschnur gefüllt werden (Bilder 9.43 und 9.46).

Unterschneidung ca. 5 mm

Moosgummi

Silik

on>=

5 m

m

Bild 9.46: Unterschneidung am Badewannenrand

3. Prüfung der Dichtheit und Funktionsfähigkeit der Sanitärinstallationen. Der Fliesenleger sollte nicht nur die Anschlüsse für Warm- und Kaltwasser überprüfen, sondern auch die Abflussleitungen, deren korrekten Anschluss an die Wanne und die Abwasseranlage. Auch eine vorsorgliche Kontrolle auf eventuelle Verstopfungen des Abflusses durch Papier und Bauschutt ist anzuraten. 4. Prüfung des Vorhandenseins des Potenzialausgleiches. Dieser ist notwendig, um elektrostati-sches Aufladen des Keramikbelages zu verhindern bzw. abzuleiten. Dabei wird ein Kupferdraht-band in das Mörtel- oder Kleberbett eingelegt und geerdet.

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272 9 Verfliesen eines Badezimmers

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Bestimmen der Einbauhöhe einer Badewanne Beispiel 1: Steingutfliesen im Format 15 × 15 × 0,7 Verlegung ohne Sockel a) Berechnung der Wannenhöhe

Wannenwulst

OK Wanne

OK FFB

Wannenwulst

Bild 9.47: Wannenverfliesung

1 Anschlussfuge = 0,5 cm + 4 Steingutfliesen = 60,0 cm + 3 Belagsfugen = 0,6 cm – Fugendifferenz = – 0,3 cm ____________ Oberkante Wanne = 60,8 cm b) Berechnung der Streifenbreite unter der Wannenwulst 1 Steingutfliese = 15,0 cm – Fugendifferenz = – 0,3 cm – Wannenwulst = – 3,5 cm – 1 Anschlussfuge = – 0,5 cm ____________ Streifenbreite = 10,7 cm Beispiel 2: Steingutfliesen im Format 15 × 15 × 0,7 Verlegung mit Sockel im Format 10 × 15 × 0,9 cm a) Berechnung der Wannenhöhe 1 Anschlussfuge = 0,5 cm + 3 Steingutfliesen = 45,0 cm + 3 Belagsfugen = 0,6 cm + 1 Sockel = 10,0 cm – Fugendifferenz = – 0,3 cm ____________ Oberkante Wanne = 55,8 cm b) Berechnung der Streifenbreite unter der Wannenwulst Die Streifenbreite unter der Wannenwulst ergibt sich wie im Beispiel 1, da sie ausschließlich von der Fliesengröße anhängig ist.

Page 291: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

9.5 Einbau und Verfliesen von Sanitärobjekten 273

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Beispiel 3: Steingutfliesen im Format 20 × 20 × 0,8 Verlegung ohne Sockel a) Berechnung der Wannenhöhe 1 Anschlussfuge = 0,5 cm + 3 Steingutfliesen = 60,0 cm + 2 Belagsfugen = 0,4 cm – Fugendifferenz = – 0,3 cm ____________ Oberkante Wanne = 60,6 m b) Berechnung der Streifenbreite unter der Wannenwulst 1 Steingutfliese = 20,0 cm – Fugendifferenz = – 0,3 cm – Wannenwulst = – 3,5 cm – 1 Anschlussfuge = – 0,5 cm ____________ Streifenbreite = 15,7 cm Abmauerung und Verkleiden der Badewanne Entscheidet sich der Kunde oder Auftraggeber für eine Schürzenwanne mit einer Abmauerung, kann der Wannenumbau individuell der Badezimmersituation angepasst werden. Dazu gehört neben Ablagen an den Längs- oder Querseiten auch die Gestaltung des Überganges zum Boden. Möglich ist das Herstellen einer umlaufenden Stufe, ein mittig oder umlaufend angeordneter Un-tertritt oder das schräge Abmauern der Schürze zum besseren Herantreten an die Badewanne. Wie bereits erwähnt, ist der starre Verbund zwischen Abmauerung und Bodenkonstruktion, Ba-dewanne und Wandbelag schalltechnisch eine problematische Stelle. Obwohl die Schwimmende-Estrich-Konstruktion ausreichenden Schallschutz gegen die Rohdecke und den Wandanschluss bietet, können aber alle anderen Berührungspunkte zur Schallbrücke werden. Dazu gehören das Berühren der Abmauerung – heute gebräuchlicher: Gasbetonsteine oder Hartschaumbauplatten – an der Wannenseite oder dem Wannenabfluss, ein starrer Anschluss an den Wannenrändern (Wandseite oder freistehend). Bei der Abmauerung ist darauf zu achten, dass der spätere Fliesenbelag ca. 5–10 mm hinter den Wannenrand zurückspringt, da sonst die Fliesen an der Wannenecke hervorstehen (Bild 9.48). überstehendeEckfliese

Bild 9.48: Ausbildung Wannenecke

Auch das Abflussrohr kann zur Schallbrücke werden. Das abfließende Badewasser kann die ent-stehenden Geräusche auf den Estrich und die Rohdecke übertragen. Um das zu verhindern, um-hüllt der Installateur das Abflussrohr mit einem Gummistutzen und füllt die verbleibenden Hohl-räume mit Glaswolle oder Bauschaum aus. Nicht nur schalltechnische Komponenten müssen beachtet werden, auch der Wärmeschutz spielt eine wichtige Rolle. Wird kein Hartschaum-Wannenträger verwendet, müssen die Hohlräume mit Mineralwolle gefüllt werden.

Page 292: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

274 9 Verfliesen eines Badezimmers

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Der Anschluss zwischen Wannenrand und Wandfliesen oder Fliesen der Umrandung muss elas-tisch ausgebildet werden, um alle Spannungen (Belastung der Wanne, Temperaturänderung) und die Schallübertragungen aufzunehmen, auszugleichen und abzuleiten. Entweder werden die An-schlussfugen elastisch mit Silikonkautschuk ausgebildet oder der Fliesenleger verwendet Kunst-stoff-Profile (Bild 9.49). Unabhängig von dieser Entscheidung ist darauf zu achten, dass die Wandfliesen stets auf der höchsten Stelle des Wannenrandes aufzusetzen sind. Dadurch kann anfallendes Spritz- und Kondenswasser ungehindert in die Badewanne abfließen. Die Breite der erforderlichen Anschlussfugen soll mindestens 5 mm betragen.

Bild 9.49: Fachgerechte Abdichtung und elastisches Anschlussprofil zur Badewanne In den vergangenen Jahrzehnten war es üblich, die Badewannen mit einem Untertritt zu versehen. Diese Aussparung direkt über dem Boden soll das bessere Herantreten an die Badewanne und das Beugen in bzw. über die Wanne zu Reinigungszwecken ermöglichen. Der Untertritt wurde in der Regel umlaufend, genau mittig oder durch eine schräge Abmauerung ausgeführt (Bilder 9.50 und 9.51).

Page 293: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

9.5 Einbau und Verfliesen von Sanitärobjekten 275

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In der heutigen Zeit sind die ersten beiden Varianten etwas aus der Mode geraten, auch auf Grund der seltener durchgeführten Abmauerungen. So kann der Einsatz eines Hartschaum-Wannenträ-gers bereits durch die vorgegebene Form einen schrägen Untertritt ermöglichen. Außerdem ist ein schräger Untertritt leichter zu reinigen und erfüllt damit höhere hygienische Ansprüche (Bild 9.50).

Bild 9.50: Schräger Anschnitt im Wannenbereich (Untertritt)

OKF 10

10

OKFF

10

Bild 9.51: Belagseinteilung bei einem Untertritt

Statt der Abmauerungen mit Ziegeln oder Gasbetonsteinen haben sich in den vergangenen Jahren Verkleidungen aus Hartschaumplatten und werkseitig gelieferte Kunststoff- oder Stahlblech-schürzen bewährt. Letztere sind allerdings in der individuellen Anpassung nachteilig.

Bild 9.52: Herstellen Wannenverfliesung mit einem Wannenträger

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276 9 Verfliesen eines Badezimmers

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Die Hartschaumplatten können durch ihre leichte Be- und Verarbeitung alle gewünschten Formen einnehmen und auch die Stabilitätsanforderungen erfüllen. Obwohl ein Teil der oben aufgeführten Arbeiten nicht zum unmittelbaren Arbeitsbereich eines Fliesenlegers gehört, obliegt ihm in jedem Fall die Prüfpflicht. Um diese fachgerecht durchführen zu können, bedarf es umfangreicher Fachkenntnisse. Die Verfliesung der Badewanne erfolgt im Fugenschnitt zu den Wänden. Der Installateur stellt im Normalfall die Badewanne in einer Höhe zwischen 49 cm und 64 cm (ab OKFF) auf – abhän-gig vom Wannentyp und vor allem vom Format der Wandfliesen. Die Aufstellhöhe soll so erfolgen, dass die Oberkante des Wannenrandes sich auf der Höhe einer Lagerfuge befindet. Diese Regel ist aus gestalterischen Gründen entstanden, denn es ist zu beden-ken, dass die Fuge der schwächste Teil eines Fliesenbelages ist und in diesem Fall der Wannen-rand aber durch Spritz- und Kondenswasser am meisten belastet ist. Dadurch entsteht ein Wider-spruch zwischen gestalterischen und bauphysikalischen Aspekten.

Geht man von der traditionellen Einteilung aus, gelten folgende Regeln: – Die exakte Wannenhöhe (OK Wanne) muss entsprechend des Fliesenformates berechnet

werden. – Über dem Wannenrand sind ungeschnittene Fliesen zu verlegen. – Unter der Wannenwulst ist ein Streifen anzuordnen.

Bild 9.53: Nicht fachgerechte Anordnung der Ausgleichstreifen

symmetrische

Einteilung

Bild 9.54: Bezugspunkte für die Belagseinteilung bei teilweise frei-stehenden Wannen

Page 295: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

9.5 Einbau und Verfliesen von Sanitärobjekten 277

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Das Fugenbild in einem Badezimmer wird nicht allein durch die Badewanne, sondern auch durch die Belags- und Türhöhe, durch die Brüstungshöhe, durch Ablagen und die Vorwandinstallatio-nen entschieden. Auch die Anordnung der Badewanne hat Einfluss auf die Belagseinteilung. Bei zweiseitig freistehenden Wannen beginnt man mit der Einteilung an der freistehenden Kante der Wannenschürze oder des Hartschaumträgers. Der entstehende vertikale Ausgleichstreifen wird in der jeweiligen Ecke zwischen dem Wandbelag und dem der Wannenverkleidung angeord-net. Der weiterführende Wandbelag erhält an dieser Kante seine Bezugsachse und die Ausgleich-streifen werden in den Innenecken angeordnet (Bild 9.54). Dreiseitig freistehende Wannen werden symmetrisch eingeteilt und die Symmetrie wird in den Wandbelag übernommen. Die entstehenden vertikalen Ausgleichstreifen setzt der Fliesenleger an die Außenseiten der Wand. Die Mitte der Badewanne bildet die vertikale Bezugsachse, auch wenn die Badewanne nicht in der Mitte der Wand steht (Bild 9.54). Bei einer allseitig freistehenden Badewanne gelten die Regeln der symmetrischen Einteilung. Eventuell besteht die Möglichkeit, den Fugenschnitt der Wannenverkleidung im Boden weiter laufen zu lassen – sofern es sich um eine rechteckige Badewanne handelt. Badewannen und Duschwannen können durch Konstruktionen aus Hartschaumbauplatten einen umlaufenden Rand als Ablage erhalten. Die Ausbildung des Randes kann aufgelegt oder mit Eck-schutzschienen erfolgen. Die Gestaltung an den Außenecken der Ablage sollte sich in das Ge-samtbild der Badewannenverfliesung einpassen. Alternativ kann der Fliesenleger wählen: einsei-tig durchlaufende Ablage, ausgeklinkte Eckfliese oder auf Gehrung geschnittenen Fliesen (Bilder 9.55 und 9.62).

Bild 9.55: Ablage an der Badewanne mit Eckschiene

Seitens des Auftraggebers oder des Kunden kann der Wunsch bestehen, einen so genannten Revi-sionsrahmen im Bereich des Wannenabflusses einzusetzen. Diese Öffnungen werden auch als Kontrollrahmen bezeichnet und sollen spätere Reparaturen am Abfluss oder den Zugang zu Ab-sperrventilen ermöglichen, ohne die Belagsfliesen zu zerstören (Bild 9.56). Im privaten Badezimmer wird mindestens eine Revisionsöffnung auf der Höhe des Wannenablau-fes notwendig, um Verstopfungen zu beseitigen oder die Badewanne auswechseln zu können. Die Anordnung erfolgt möglichst im Fugenraster, entweder mit einem Revisionsrahmen oder mit Hilfe von speziellen Magneten.

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278 9 Verfliesen eines Badezimmers

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Bild 9.56: Einbau einer Revisionsöffnung

9.5.2 Aufstellen und Verfliesen einer Dusche

Duschen sind in vielen privaten Badezimmern zu finden: entweder bei kleinen Badezimmern als einziges Sanitärobjekt oder bei großen Wohnungen oder Einfamilienhäusern als zusätzliche An-lage innerhalb des Badezimmers oder als „Gästebad“. Die Dusche kann in drei grundsätzlichen Varianten hergestellt werden: a) Aufgesetzte Duschwanne: Die Duschwanne liegt maximal 30 cm über der OKFF und es

gelten die selben Einbaubedingungen wie bei Badewannen. Für die Duschwannen werden im Handel Hartschaumträger angeboten (Bild 9.57).

b) Eingelassene Duschwannen: Diese werden mit ihrem Rand bündig an den Bodenbelag ange-passt oder mit der Wannenwulst auf den fertigen Bodenbelag aufgesetzt. Die Entscheidung für eine der beiden Varianten hängt unter anderem von der Höhe und Form des Duschwannenran-des ab (Bild 9.49).

c) Bodengleiche Dusche in voll gefliester Ausführung: Um ein zügiges Ablaufen des Dusch-wassers zu ermöglichen, muss der Bodenbelag im Duschbereich im Gefälle verlegt werden (Bild 9.58).

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9.5 Einbau und Verfliesen von Sanitärobjekten 279

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Bild 9.57: Erhöht eingebaute Duschtasse

Bild 9.58: Bodengleiche Duschnische, barrierefrei

Duschwannen sind im Handel in verschiedenen Abmessungen und Formen erhältlich. Die Höhen der Wannen variieren von 6 cm bis 25 cm, die Grundrisse reichen von quadratisch, rechteckig über rund und oval bis zur Form des Viertelkreises. Die Abmessungen liegen zwischen 70 cm und 100 cm Seitenlänge. Als Materialien stehen ebenso wie bei den Badewannen Stahlblech und Grauguss in emaillierter Ausführung sowie Acrylwannen zur Auswahl. Verstärkt durchgesetzt haben sich in den vergan-genen Jahren besonders flache Duschtassen oder die voll plattierte Duschwanne. Beide bieten dem Nutzer einen leichten Einstieg, erscheinen optisch gefälliger und die plattierte Duschwanne

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280 9 Verfliesen eines Badezimmers

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ist unabhängig von vorgegebenen Abmessungen. Die bodengleiche Ausführung erfordert vom Fliesenleger handwerkliches Geschick hinsichtlich der Anarbeitung der Fliesen an die Bodenent-wässerung. Da der Boden in ausreichendem Gefälle (Bild 9.59) verlegt werden muss (Faustregel: Die Ent-wässerung soll 2 cm bis 3 cm tiefer liegen als der angrenzende Bodenbelag, das entspricht min-destens 2 %), muss bei der Auswahl der Bodenfliesen für die Dusche darauf geachtet werden, dass eine Anarbeitung an den Bodenablauf ohne Hohllagen möglich ist. Je größer die Fliesen oder Platten, desto schwieriger ist die kantenfreie Ausführung (Bild 9.60). Bis zu einer Kantenlänge von 10 cm ist die Anarbeitung einfach, am besten geeignet ist Mosaik. Zusätzlicher Vorteil ist bei dieser Plattengröße der hohe Fugenanteil, der für die notwendige Rutschsicherheit sorgt.

AA

AA

AA

Schnitt A

Schnitt A

Schnitt A

Bild 9.59: Mögliche Gefälleverläufe

Bild 9.60: Entwässerungskranz ohne Fugenschnitt

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9.5 Einbau und Verfliesen von Sanitärobjekten 281

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Im Gegensatz zu Badewannen unterliegen Duschwannen der ausschließlichen Spritz- und Kon-denswasserbeanspruchung. In der Mehrheit der Fälle unterliegen mindestens zwei Wände dem Wasserbefall. In jedem Fall sind die Wände und der Bodenbereich abzudichten. Die Abdichtung an den Wänden muss 30 cm über den Duschkopf hinausgeführt werden. Die Ausführung ist als alternative Abdichtung entsprechend der Feuchtigkeitsbeanspruchungsklassen 0, A01, A02 mög-lich (Bild 9.61).

Fussbodenaufbau

BodenbelagDünnbettmörtelEstrich >= 4,5cmevt. DränagematteAbdichtungDämmung 2 bis 8 cm (gering zusammendrückbar)Gefälleausgleich >= 2 cmDampfsperreStahlbetondecke ca. 15cm

ca. 2%

Bild 9.61: Schnitt Gefälle- boden mit Wandanschluss

Werden zusätzliche Aufkantungen oder Sockel um den Duschbereich hergestellt, ist beim Verflie-sen dieser auf einen optimalen Wasserablauf zu achten. Eine aufgelegte Abdeckung mit Gefälle zur Duschwanne sorgt für einen schnellen Wasserabtransport, besitzt aber weniger Festigkeit und erfordert eine Ausführung im vollsatten Kleber- bzw. Mörtelbett. Wird die Abdeckung eingelegt, sorgt sie für besseren Halt, aber gleichzeitig für eine schlechtere Wasserableitung. Eine dritte Möglichkeit ist die einseitig aufgelegte Abdeckung, die zwar beide Vorteile (Halt und Wasserab-leitung) mit einander verbindet, aber optisch nicht die beste Lösung ist. Die gleichen Prinzipien gelten für die Verfliesung von Vorwandinstallationen und waagerechten Rohrverkleidungen.

Bild 9.62: Möglichkeiten der Abdeckungen um Duschtassen

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282 9 Verfliesen eines Badezimmers

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9.5.3 Weitere Sanitärobjekte

Als Fliesenleger werden Sie auch mit der Beratung hinsichtlich der Auswahl und des Einbaus von Sanitärobjekten, die nicht verfliest werden, konfrontiert. Obwohl diese Objekte eher in das Auf-gabengebiet des Installateurs gehören, wird der Kunde von Ihnen fachübergreifende Kenntnisse erwarten. Versuchen Sie einmal, in den Grundriss des Badezimmers (Bild 9.66) das Waschbecken und das WC-Becken einzuzeichnen. Sicher fragen Sie sich jetzt, welche Größen und Formen diese Einrichtungsgegenstände haben und wie sie zu zeichnen sind. Diese Fragen werden einen noch größeren Umfang annehmen, wenn komplette Badezimmer einzurichten sind. Dann ist auch der Platzbedarf um die Sanitärob-jekte herum von Bedeutung. Waschbecken. Im Handel sind zahlreiche Waschbecken von unterschiedlicher Form und Größe in vielen Farben erhältlich. Man unterscheidet dabei – Handwaschbecken (bei einer Breite von weniger als 50 cm) – Waschtische (bei einer Breite von mehr als 50 cm) – Doppelwaschtische – Schrankwaschtische – Eck-Handwaschbecken Als Zubehör zu den Waschtischen und Handwaschbecken werden farblich passende Keramiksäu-len und -Halbsäulen angeboten. Der Trend tendiert seit Jahren zu den Halbsäulen. Diese haben keinen Verbund zu Boden, besitzen somit keine Anschlussfugen und der Boden ist leichter zu reinigen. Die Tabelle zeigt einige der üblichen Abmessungen:

Tabelle 9.9: Abmessungen handeltsüberlicher Waschtische Seite A (cm) Seite B (cm)

360 270 400 290 450 340 500 350 550 400 610 490 700 540 800 540 1000 620

WC, Urinal und Bidets Auch hier werden verschiedenste Bauarten und Formen unterschieden. Nach der Bauart werden WCs als Flachspülklosett, Tiefspül- oder Absaugklosett bezeichnet. Sie sind wahlweise mit Druckspüler, Spülkasten oder Unterputzspülkasten erhältlich. Nach der Konstruktion werden WCs, Urinale und Bidets entweder als Standardausführung auf dem Boden stehend oder als Wandausführung ohne Bodenkontakt bezeichnet.

9.5.4 Anschlussfugen zu den Sanitärobjekten

Wie schon im Abschnitt Wandbelag erwähnt, sind an allen Berührungsstellen von Sanitärobjekten mit dem Wand- und Bodenbelag elastische Anschlussfugen auszuführen.

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9.5 Einbau und Verfliesen von Sanitärobjekten 283

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Ihre Breite entspricht im Allgemeinen der Dicke des Belagsmaterials, unter Umständen aber rei-chen sie bis auf den Verleguntergrund. In diesem Fall ist die Verwendung eines geschlossenpori-gen Hinterfüllmaterials (PVC-Rundschnüre) erforderlich. Das Hinterfüllmaterial verhindert eine Dreiflankenhaftung und damit das Abreißen der elastischen Fuge, wenn deren Verformung auf Grund von Belastung über das zulässige Maß hinausgeht. Im privat genutzten Badezimmer kann dieser Fall nur im Anschlussbereich der Badewanne eintreten. Ein fachgerecht arbeitender Flie-senleger wird die Badewanne befüllen, bevor er die Anschlussfugen herstellt. Die Anschlussfuge ist außerdem so auszuführen, dass von der Wandbelagsfläche ablaufendes Spritz- oder Kondens-wasser zügig in die Wanne abgeführt wird.

Die Anschlussfugen im Badezimmer werden als Dreiecksfugen ausgeführt (vgl. Ab-schnitt 10.3.3, Bild 10.4). Zur sicheren und dichten Ausführung der Fugen geht der Fachverband des Deutschen Flie-sengewerbes von einer Breite der Haftfläche der Anschlussfuge von mindestens 6 mm, bei Acrylwannen (wie schon beschrieben, sind diese instabiler) von 8 mm aus.

Bild 9.63: Weiße Silikonfuge als Anschlussfuge am Waschbecken

Die Anschlussfugen sollten sich unauffällig in des Gesamtbild des Badezimmers einfügen und fach-gerecht in ausreichender Breite angelegt werden (Bilder 9.63 und 9.64). Weit verbreitet ist der Be-griff „dauerelastische Fuge“ – zu unrecht. Neben der Verantwortung des Fliesenlegers trägt der Kunde ebenso maßgeblich zur Lebens- und Funktionsdauer der Anschlussfugen bei. Diese sind nicht nur durch Druck-, Zug- und Scherspannungen beansprucht, sondern dem stetigen Wasserbe-fall, chemischen Reinigungsmitteln, ständiger Beanspruchung durch Reinigung und letztendlich auch der Schimmelpilzbildung ausgesetzt. Das schöne Aussehen und die Funktionsfähigkeit können bei sachgemäßen Umgang lange anhalten, sind aber nicht von endloser Dauer. Um den Schimmel-pilzbefall im Spritzwasserbereich zu unterbinden, wird in diesem Bereich bzw. im gesamten Bade-zimmer ein fungizid eingestellter Silikondichtstoff verwendet. Dieser wirkt über längere Zeit pilz-hemmend.

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284 9 Verfliesen eines Badezimmers

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Bild 9.64: Graue Anschlussfuge, passend zu den Belagsfugen

Eine elastische Anschlussfuge ist keine dauerelastische Fuge, sondern eine Wartungsfuge, die in regelmäßigen Abständen überprüft und gegebenenfalls erneuert werden muss! (Bild 9.65) Die zu verwendenden Dichtstoffe müssen fungizid ausgestattet sein. Die Dimensionierung muss ausreichend sein. Anschlussfugen sind Wartungsfugen und unterliegen einer eingeschränkten Gewährleistung.

Bild 9.65: Abgerissene Bewegungsfugen

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9.6 Aufmaß eines Badezimmers 285

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9.6 Aufmaß eines Badezimmers

Schon im Abschnitt 4.3 „Verdingungsordnung für das Bauwesen“ wurde auf das Aufmessen eines Raumes oder Bauteils nach allgemein gültigen Regeln hingewiesen. Mit dem Aufmaß werden Flächen und Längen oder Stückzahlen ermittelt, mit denen der Fliesenleger den Materialbedarf kalkuliert oder abrechnet und mit dem der Akkordlohn bestimmt wird. Die Regeln für das Aufmaß sind recht einfach, es gibt für bestimmte Flächen besondere Bedin-gungen, z. B. für Fassaden (Lernfeld 12).

Aufmaßregeln: 1. Zur Bestimmung dienen die Rohbaumaße. 2. Öffnungen und andere Abzüge, die kleiner als 0,10 m2 sind, bleiben unberücksichtigt. 3. Aufmaß in m2 für Wand- und Bodenflächen, Putz und Spritzbewurf, Sperrputz, Abdich-

tungen, Dämmungen. 4. Aufmaß in m für Sockellängen, Randdämmstreifen, Bewegungsfugen, Winkelschienen

und Profile. 5. Aufmaß in Stück für Bade- und Duschwannen sowie deren Abmauerung und Verklei-

dung, Herstellen von Untertritten, Einbau von Seifenschalen u. ä.

Die Darstellung der Maße und Ergebnisse erfolgt in Tabellenform, so dass für alle Beteiligten der Abrechnungsprozess leicht verständlich und übersichtlich ist. Die zu ermittelnden Werte werden als Positionen bezeichnet und nummeriert. Endergebnisse werden zweimal unterstrichen.

Tabelle 9.10: Aufmaßblatt Position Bezeichnung Stück

+/– Abmessungen

Länge / Breite / Höhe Messgehalt Abzug Reiner Mess-

gehalt

Ein fachgerechtes Aufmaß besitzt einen gleich bleibenden Ablauf: 1. Ermitteln der Wandbelagsfläche

– Eintragen von Länge und Breite, addieren und mit 2 multiplizieren, bei türhoher Verflie-sung davon die Türbreite abziehen. Dieses Ergebnis mit der entsprechenden Belagshöhe multiplizieren. Summe in die Spalte Messwert eintragen.

– In die Spalten + und – wird die Anzahl zusätzlicher Flächen bzw. Öffnungen (Fenster) ein-getragen, die Ergebnisse werden den Spalten „Messgehalt“ oder „Abzüge“ eingetragen.

– Die Endsumme erscheint in der Spalte „reiner Messgehalt“. 2. Ermitteln der Sockellänge

– Die Sockellänge kann aus der Spalte ((Länge + Breite) x 2) –Tür übernommen werden. – Fallen keine Zusätze oder Abzüge an, kann das Ergebnis in die Spalte „reiner Messgehalt“

eingetragen werden. 3. Ermitteln der Bodenfläche

– Länge und Breite des Bodenfläche werden eingetragen und multipliziert. – Eventuelle Zulagen oder Abzüge wie bei Wandflächen.

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286 9 Verfliesen eines Badezimmers

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4. Angeben besonderer Arbeiten – Speziell ausgeführte Arbeiten werden formlos am Ende des Aufmaßes hinzugefügt, z. B. 1

Badewanne, 1 Kontrollrahmen, 5 m Winkelschienen usw.

76 201

5010

0

226

176

Bild 9.66: Badezimmer

Beispiel: Das im Grundriss Bild 9.66 dargestellte Badezimmer soll nach folgenden Positionen aufgemessen werden: Position 1: Steingutfliesen 20 × 20 Position 2: Sockel aus STZ 20 × 10 Position 3: Bodenfliesen 20 × 20 Position 4: Dehnungsfugen und Anschlussfuge Innenecken und Badewanne Position 5: Badewanne Die Belagshöhe beträgt inklusive Sockel 2,01 m und entspricht der lichten Türhöhe. Das Waschbecken ist 80 cm breit, das Toilettenbecken 60 cm, die Badewanne hat die Abmessun-gen 0,80 m × 1,76 m. Um die Tür werden ebenfalls Dehnungsfugen geführt. Hinweise: 1. Die kursiv aufgeführten Bezeichnungen sind nicht erforderlich und nicht üblich. Sie sollen in

diesem Beispiel lediglich das Verstehen der Tabelle vereinfachen. 2. Beachten Sie bitte, dass einige Maße sich aufrechnen. Zum Beispiel die Länge der Dehnungs-

fuge zwischen Boden und Wand: Bis zur Badewanne läuft die Dehnungsfuge auf dem Boden, anschließend am Wannenrand bis zur Innenecke. Es bleibt dabei bei dem Maß von 2,26 m.

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9.7 Aufgaben und Projekte 287

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Tabelle 9.11: Aufmaß Badezimmer Posi- tion

Bezeichnung Stück+/–

Abmessungen Länge / Breite / Höhe

Messgehalt Abzug Reiner Mess-gehalt

1 Steingutfliesen

Längswände 2 2,26 1,91 8,63

Stirnwände 2 1,76 1,91 6,72

Tür – 1 0,76 x 1,91 1,45

13,90

2 Sockel

Umfang gesamt 2 2,26 + 1,76 8,04

Türbreite – 1 0,76

Wannenbreite – 2 1,60

5,68

3 Steinzeugfliesen

Boden gesamt 1 2,26 1,76 3,97

Badewanne – 1 0,80 x 1,76 1,41

2,57

4 Dehnungsfugen

Wand/Boden 2 2,26 + 1,76 8,04

Tür – 1 0,76 0,76

Wand/Wand 4 2,01 8,04

Waschbecken 1 0,80 0,80

WC-Becken 1 0,60 0,60

Tür senkrecht 2 2,01 4,02

Türsturz 1 0,76 0,76

21,50

5 Badewanne 1 0,80 x 1,76 1 Stück

9.7 Aufgaben und Projekte

9.7.1 Aufgaben zur Informationsbeschaffung

1. Nennen Sie die Arten der Dünnbettmörtel nach DIN 18 157! Ordnen Sie den Dünnbettmörteln die Einsatzgebiete zu!

2. Erläutern Sie die Begriffe: Topfzeit, Reifezeit, Hautbildung! 3. Welche Putzuntergründe sind ungeeignet für Dünnbettarbeiten? Begründen Sie Ihre Aussage! 4. Welche Richtlinien gelten für die Ausführung von Belagsfugen? 5. Charakterisieren Sie die Arten von Bewegungsfugen! 6. Nennen Sie 3 Möglichkeiten, wie Bewegungsfugen verschlossen werden können und geben

Sie je ein Anwendungsbeispiel an! 7. Wie lauten die allgemeinen Baustellenbedingungen für die Ausführung der Fliesenarbeiten im

Dünnbett nach DIN?

Page 306: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

288 9 Verfliesen eines Badezimmers

9

8. Aus welchen Lagen sollen die beiden Schichten beim Auftragen von Dünnbettmörteln beste-hen? Begründen Sie Ihre Aussage!

9. Beschreiben Sie die verschiedenen Verlegeverfahren! 10. In welchem Winkel wird der Dünnbettmörtel aufgekämmt? Weshalb spielt der fachgerechte

Winkel eine wichtige Rolle? 11. Nennen Sie 3 typische Bereiche im Bad, wo elastische Fugen angeordnet werden! Begründen

Sie Ihre Entscheidung! 12. Welche 4 Aufmaßregeln für Badezimmer sind Ihnen bekannt? 13. Welche Belagshöhe ist Ihrer Meinung nach die Günstigste? Begründen Sie Ihre Aussage! 14. Woraus (2 Fakten) kann sich die Einbauhöhe der Badewanne ergeben? 15. Bestimmen Sie die Einbauhöhe und die Streifenbreite der Wanne (Rechenweg ist erforder-

lich!): a) STG 20/20 mit 5 cm Sockel Fuge 3 mm, elastisch 5 mm Wannenwulst 3 cm b) STG 15/15 ohne Sockel Fuge 2 mm, elastisch 5 mm

Wannenwulst 3,5 cm 16. Nennen Sie 3 Arten von Untertritten! Skizzieren Sie diese im Schnitt! 17. Welcher der Untertritte ist der Gebräuchlichste? Warum? 18. Skizzieren Sie 3 mögliche Einbauvarianten von Wannen für:

a) Wanne steht auf Rohdecke b) Wannenträger aus Hartschaum c) Wanne steht auf einem Schwimmenden Estrich

19. Wo wird im Wannen- und Duschbereich eine Abdichtung angebracht? Weshalb ist das erfor-derlich?

20. Für den in der Draufsicht dargestellten Badausschnitt (Bild 9.67) ist die Vorderansicht (Schnitt A-A) zu zeichnen. Die Wannenhöhe beträgt 558 mm, die Breite der Wannenwulst 25 mm. Die Wanne soll mit Steingutfliesen im Format 15 × 15 × 0,7 und einem Sockel im Format 10 × 10 × 0,7 verfliest werden. Die Fugenbreite beträgt 2 mm. Die Wanne steht auf einem Schwimmenden Estrich mit Steinzeugfliesen im Format 20 × 20 × 1. Flexible Abdichtungen und Anschlussfugen sind mit auszuführen, die Zeichnung ist fachgerecht zu bemaßen. Maßstab M 1 : 5 auf Format DIN A3, quer

180

90

AA

cm Bild 9.67: Detail Badezimmer

Page 307: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

9.7 Aufgaben und Projekte 289

9

21. Die im Grundriss dargestellte Eckbadewanne und die angrenzenden Wände (Bild 9.68) sollen einen Fliesenbelag aus Steingutfliesen mit den Abmessungen 20 × 20 erhalten. Die Fugenbrei-te beträgt 3 mm. Die Unterschneidung der Verfliesung beträgt 1 cm, die Wannenwulst ist 30 mm hoch. Entwickeln Sie aus dem Grundriss die Vorderansicht einschließlich der Verfliesung im Maß-stab M 1 : 10 auf DIN A 3!

R=1,60

m

Bild 9.68: Eckbadewanne

22. Eine Duschwanne mit den Abmessungen von 90 cm × 90 cm × 15 cm mit profilierten Rand

(5 cm breit, 2 cm hoch) und etwa 20 cm Montagehöhe soll mit Irdengutfliesen des Formates 15 × 20 × 0,7 hochkant verfliest werden (Bild 9.69). Die Abmauerung besteht aus 3,1 cm breitem Porenbeton. Die Duschwannenverfliesung erfolgt im Fugenschnitt zur Wand- und Fußbodenverfliesung. Der Fußboden hat einen Belag aus 15er Steinzeugfliesen mit einer Dicke von 1 cm. An der linken Wand soll eine 20 cm breite Ablage im Fugenschnitt gefliest werden. Zeichnen Sie den Schnitt A-A im Maßstab M 1 : 5 auf DIN A4, quer!

90x90x15A A

cmBild 9.69: Duschecke mit Ablage

23. Die Duschecke soll einen Fliesenbelag erhalten (Bild 9.70).

a) Zeichnen Sie die Fußbodenverfliesung aus Steinzeug 15 × 15 × 0,8 mit einer 3 mm breiten Fuge! Lichte Raummaße sind längs 3,95 m und quer 2,65 m.

b) Zeichnen Sie die Ansicht der Verfliesung von Wand 1 einschließlich der 25 cm hohen Duschwanne mit Steingutfliesen des Formates 15 cm × 20 cm × 0,6 cm! Die Wandverflie-sung erfolgt bis Türhöhe im Fugenschnitt zum Fußboden. Maßstab M 1 : 10 auf Format DIN A3

Page 308: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

290 9 Verfliesen eines Badezimmers

9

AA

11,5

112,

5

101

101

cm

11,5

112,5

Bild 9.70: Duschecke mit umlaufender Ablage

24. Das im Grundriss dargestellte Bad (Bild 9.71) soll verfliest werden. Der Wandbelag besteht

aus Steingutfliesen im Format 15 × 15 × 0,7. Als Bodenbelag wurden Steinzeugfliesen des gleichen Formates gewählt. Die einheitliche Fugenbreite beträgt 3 mm. Die Wandverfliesung erfolgt bis Türhöhe. Zeichnen Sie die Fliesenpläne für die Wände und den Boden! Auf symmetrische Einteilung und fachgerechte Anordnung der Sanitärobjekte ist zu achten! Maßstab M 1 : 20 auf Format DIN A4

11,5

276

24

61,5

61,5

BR

H 1

,25

BR

H 1

,25

11,5

88,5

88,5

63,5

63,5

90150110

136,

510

174

201

11,5 351 24

386,5 m; cm Bild 9.71: Grundriss Badezimmer

25. Eine Badzelle mit den lichten Maßen 1,62 m × 2,11 m in einem Hochhaus soll saniert werden.

Die Türöffnung ist 76 cm breit und 200 cm hoch (Bild 9.72). Entwerfen Sie die Verfliesung der Wände und des Fußbodens mit fachgerechter Anordnung der Sanitärobjekte als Abwicklung! Das WC-Becken hat die Abmessungen 40 cm × 56 cm und die Badewanne 75 cm × 1,60 m. Die Wandfliesen werden im Format 15 × 20 geliefert, die Bodenfliesen in 15 × 15. Maßstab M 1 : 20 auf Format DIN A 3, quer

Page 309: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

9.7 Aufgaben und Projekte 291

9

Bild 9.72: Badzelle im Hochhaus

9.7.2 Projekte

Projekt 1: Gestalten und Verfliesen eines Badezimmers Situationsbeschreibung: Das im Grundriss dargestellte Badezimmer soll einen Fliesenbelag auf dem Boden und raumhoch an den Wänden erhalten (Bild 9.73). Problemstellung: Bei der Bauaufnahme mit dem Kunden stellen Sie fest, das ein Calziumsulfatestrich mit Fußbo-denheizung eingebaut wurde. Die Wände bestehen aus Kalksandsteinen mit Putz. Durch Ausmessen ermitteln Sie als Raumhöhe ab OK Estrich von 3,20 m. Der Kunde wünscht quadratische Bodenfliesen und rechteckige Wandfliesen mit einer Bordüre. Die Badewanne im Styroporträger wurde bereits aufgestellt und Sie ermitteln 60 cm als Einbau-höhe.

Phase 1: Informationsbeschaffung In den Expertenrunden (A bis F) tragen Sie zuerst die Informationen zum Schwerpunktthema zusammen. Anschließend erarbeiten Sie bitte gemeinsam mit den Experten der einzelnen Gruppen ein unterrichtstaugliches Arbeitsblatt (Übersicht, Ablaufplan, OH-Folie) am Computer. Gruppe A: Hydraulischer Dünnbettmörtel, Dispersionkleber, Reaktionsharzklebstoffe:

Zusammensetzung, Handelsform, Eigenschaften, Verarbeitungshinweise, Einsatz-gebiete

Gruppe B: Grundierung, Spachtelmassen, Ausgleichmassen: Zusammensetzung, Handelsform, Eigenschaften, Verarbeitungshinweise, Einsatz-

gebiete

Page 310: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

292 9 Verfliesen eines Badezimmers

9 112,5 61,5

24 226

11,5

2432

6

11,5

12,5125

361,

5

136

100

90

82,5

103,

5

88,5

201

63,5

101

BRH 1,125

Wanne 1,60 x 90 x 55

Ab

lage

80cm

hoc

h

Was

chtis

ch 5

5 x

40 W

C- B

ecke

n 40

x 6

0

m; cm

Bild 9.73: Badezimmer

Gruppe C: Fugenmassen, Dehnungsfugen: Zusammensetzung, Handelsform, Eigenschaften, Verarbeitungshinweise, Einsatz-

gebiete Gruppe D: Verlegeverfahren: Arten, Anwendung, Anforderungen, DIN-Vorschriften, Ausführung Gruppe E: Technologischer Ablauf: Wand- und Bodenplanung: Wo fange ich an, in welcher Reihenfolge? Symmetri-

sche Einteilungen? Gruppe F: Materialbedarf: Wandbelag, Bodenbelag Phase 2: Expertenrunde Setzen Sie sich in den angegebenen Gruppen zusammen und erarbeiten Sie bitte gemeinsam mit den „Einzelexperten“ der anderen Gruppen ein unterrichtstaugliches Arbeitsblatt! Überlegen Sie zuerst mittels Mind-Map, einigen Sie sich in der Gruppe und nutzen Sie zur Nie-derschrift den Computer! (auch OH-Folie) Denken Sie daran, dass Ihre Niederschriften als Arbeitsunterlage für die anderen Expertengruppen dienen sollen und somit inhaltlich und optisch so aufgebaut sein müssen, dass alle Schüler der Klasse den Lernstoff am Ende des Projektes verstanden haben!

Page 311: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

9.7 Aufgaben und Projekte 293

9

Gruppe 1: Materialauswahl Erstellen Sie an Hand der gewonnenen Informationen eine Übersicht in Tabellenform! Gruppe 2: Technologischer Ablauf Legen Sie gemeinsam die Materialauswahl und den Technologischen Ablauf fest, bringen Sie alles in die fachlich richtige Reihenfolge und schreiben Sie den Ablauf in Form eines Arbeitsblat-tes auf! (Computer, OH-Folie) Gruppe 3: Aufmaß Fertigen Sie ein fachgerechtes Aufmaß an! Gruppe 4: Kalkulation Erstellen Sie eine komplette Materialkalkulation (brutto, netto) und planen Sie den Zeitablauf! Gruppe 5: Jury, Gesprächsleitung Erstellen Sie objektive Kriterien zur Leistungsbewertung der Gruppenergebnisse und der Selbst-einschätzungen! Fertigen Sie dafür ein Arbeitsblatt an. Stellen Sie die Ergebnisse vor der Präsen-tation allen Gruppen vor und begründen Sie Ihre Entscheidungen! Phase 3: Präsentation, Diskussion Präsentieren Sie ihre Gruppenergebnisse! Wählen Sie selbständig eine geeignete Form dafür! Diskutieren Sie mit Ihren Mitschülern die Ergebnisse der anderen Gruppen! Führen Sie eine Selbsteinschätzung ihrer Arbeitsleistung durch und bewerten Sie die Ergebnisse der anderen Gruppen! Entwickeln Sie aus Ihren Arbeitsergebnissen jeweils 3 Fragen aus, die als Wissensabfrage geeig-net sind! Phase 4: Verlegepläne Fertigen Sie die Verlegepläne als Abwicklung und im Detail an! Maßstäbe und Blattformate sind eigenständig zu wählen! Projekt 2: Badezimmerplanung Problemstellung: Das dargestellte Badezimmer (Bild 9.74) soll eine Eckbadewanne mit rundem Becken erhalten. Situationsbeschreibung: Umlaufend wünscht der Kunde auf dem Boden einen Fries aus STZ 10/10, blau. Der übrige Bo-den wird zweiachsig symmetrisch mit Achtecken aus STZ 20/20 (weiß) und blauen Einlegern (5 × 5) eingeteilt. Als Fußbodenaufbau wurde eine gedämmte Konstruktion mit Warmwasserheizung (schon einge-baut) gewählt. Die Badewanne befindet sich in einem Wannenträger und erhält eine Frontverkleidung aus Kunst-stoff. Der Kunde ist noch unschlüssig, wo die Wanne aufgestellt werden soll und wo das Toiletten-becken und der Doppelwaschtisch angeordnet werden sollen. Er erwartet von Ihnen eine Empfeh-lung.

Page 312: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

294 9 Verfliesen eines Badezimmers

9

276

301

100

126 Bild 9.74: Grundriss Badezimmer

Handlungsziele: 1. Fertigen Sie eine Skizze des Grundrisses des Badezimmers nach Ihren Vorstellungen an! (Ba-

dewanne, WC, Waschtisch, Fries, Bodenfliesen). Begründen Sie dem Kunden Ihre Vorstel-lungen! (Gruppenarbeit)

2. Wählen Sie eine geeignete Kunststoffschürze, Toilettenbecken und Waschtisch aus und teilen Sie anschließend dem Kunden den Nettopreis inkl. 5 % Händlerrabatt für die Sanitärobjekte mit! (Gruppenarbeit)

3. Erklären Sie dem Kunden, welche vorbereitenden Arbeiten durchgeführt werden müssen und geben Sie schätzungsweise den Zeitumfang an (vorausgesetzt, es gibt keine Probleme)! (Grup-penarbeit)

4. Ermitteln Sie die Belagseinteilung für den zweiachsigen Boden! 5. Zeichnen Sie einen Verlegeplan im Maßstab 1 : 10 auf DIN A3! (M 1 : 20 auf DIN A4) 6. Konstruieren Sie einen Vertikalschnitt im Wannenbereich mit Wand- und Bodenanschluss im

Maßstab 1 : 5 auf DIN A4! Tragen Sie Ihr Gruppenergebnis in Form einer Kundenberatung vor! Begründen Sie dabei Ihre Entscheidungen!

Page 313: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

10 Herstellen von Belägen im Schwimmbadbereich

10.1 Geschichte der Bäderkultur

Die ersten Badeanlagen (ab 2500 v. Chr.) dienten nicht ausschließlich hygienischen Zwecken, sondern rituellen Bedürfnissen. Charakteristisch für diese Badeanlagen war allerdings kaltes Brunnenwasser. Auch bei den Wegbereitern der Badekultur, den Griechen, galt das kalte Wasser als angemessen, warmes Wasser wurde nur für Alte und Kranke empfohlen. Vor allem nutzten die Griechen die Badeanlagen auch zum Zweck des Wohlbefindens. Im Laufe der Jahre entstanden in der unmittelbaren Umgebung von warmen Quellen die ersten Anlagen mit Becken und Wannen und die ersten Formen einer Sauna: in einem kleinen Raum wurden Steine erwärmt und mit Wasser übergossen.

Bild 10.1: Schwimmbecken im Stadtbad Neukölln, Berlin

Die Römer entwickelten die Bäderkultur der Griechen kontinuierlich weiter. Dienten im antiken Griechenland die Bäder noch der Körperertüchtigung, verschob sich die Badnutzung im Römi-schen Reich immer mehr in Richtung „Entspannen und Genießen“. Demzufolge änderte sich im

A. Borgmeier, H. Braunreiter, Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger,DOI 10.1007/978-3-8348-9945-3_10,© Vieweg+Teubner Verlag | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2011

Page 314: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

296 10 Herstellen von Belägen im Schwimmbadbereich

10

Laufe der Jahre auch der ursprüngliche Charakter der Badeanlagen: vom rein funktionellen Raum zum prächtigen und großzügigen Ambiente. Im 5. Jahrhundert gab es in Rom bereits 1000 öffentliche Bäder. Diese verfügten in der Regel über separate Umkleideräume, mindestens einen Schwitzraum, einen Warmbaderaum, einen Kaltbaderaum und einen Ruheraum. Aus heutiger Sicht besonders beeindruckend war der schon damals übliche Einbau einer Fußbo-denheizung. Wertvolle Zeugnisse dieser Konstruktionen sind in den Ausgrabungsstätten Pom-peji`s zu finden. Das heiße Wasser lief durch speziell angelegt Kanäle und erwärmte die Boden-platten und zwar so weit, dass die Badbesucher Holzschuhe tragen mussten, um sich nicht die Füße zu verbrennen. In den nachfolgenden Jahrhunderten spielte die gesellschaftliche Bedeutung der Badeanlagen eine immer größere Rolle. Auch flächenmäßig dehnten sich die Bäder weiter aus: Es gehörten Einrich-tungen zum Reden, Essen, Spielen und Flanieren zu den Badeanstalten. Natürlich breitete sich die römische Badekultur auch in den europäischen Ländern aus. Insbeson-dere in Orten mit Thermalquellen entstanden auf deutschem Boden grandiose Badeanlagen (Ba-den-Baden, Wiesbaden, Wildbad Kreuth – das bezeugt auch der Name der Städte).

Bild 10.2: Thermalsitzbecken, Kaiser-Friedrich-Therme Wiesbaden

Die Badeanlagen entwickelten sich in ihrer Größe und Gestaltung stets an Hand der Bedürfnisse ihrer Nutzer. Neben öffentlichen Anstalten, Badehäusern und Volksbädern konnten immer mehr Bürger über ein privates Badezimmer verfügen – heute eine Selbstverständlichkeit. Auch heute dienen die Schwimmbäder der Erholung und Entspannung. Der Name hat sich der Mode angepasst: Wellness-Oasen, Spaßbäder, Erlebnisbad, Wasserpark, Aquadom, Spa (nach dem belgischen Ort benannt, der durch seine heißen Quellen im 16. Jahrhundert bekannt wurde). Mit der Größe wuchsen auch die Ansprüche an die Gestaltung. In gut erhaltenen Stadt- und Heil-bädern aus dem letzten Jahrhundert können Fliesen und Platten im Jugendstil mit aufwendigen Verzierungen bewundert werden. Während der 50er bis 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts die Funktionalität des Schwimmbades im Vordergrund standen, wird in den letzten beiden Jahr-zehnten zunehmend Wert auf eine anspruchsvolle Gestaltung gelegt (Bilder 10.2 und 10.3).

Page 315: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

10.2 Arten der Schwimmbäder 297

10

Bild 10.3: Kaiser-Friedrich-Therme Wiesbaden

10.2 Arten der Schwimmbäder

Aus dem täglichen Umfeld sind eine Vielzahl von unterschiedlichen Schwimmbädern bekannt. Ihre Einteilung kann nach verschiedenen Gesichtspunkten erfolgen. Aus der Nutzung, der Lage, den Anforderungen und der Belastung ergeben sich verschiedene Material- und Gestaltungsvarianten.

10.2.1 Einteilung nach der Lage

Freibäder sind die kostengünstigste Variante der Schwimmbäder. Sie sind nicht ganzjährig nutz-bar (abgesehen von Ausnahmen mit beheiztem Wasser), müssen jedoch für Wetterwechsel zwi-schen Sommer und Winter ausgelegt sein. Bei der Planung ist optimalerweise auf eine Südlage zu achten und, um Verschmutzungen weitestgehend zu vermeiden, ist eine waldfreie Lage günstig. Hallenbäder ermöglichen den Besuchern eine ganzjährige Nutzung. Dafür muss ein hoher tech-nischer Aufwand betrieben werden. Mögliche Schäden, wie z. B. Tauwasserschäden, müssen schon durch eine gezielte Planung verhindert werden. Auch die Erwartungen der Nutzer hinsicht-lich des Serviceangebotes sind bei Hallenbädern erfahrungsgemäß höher.

10.2.2 Einteilung nach der Nutzungsart

Sportbäder mit ausschließlicher Nutzung als solche verlangen in Bezug auf gestalterische As-pekte und technische Anforderungen weniger Aufwand als Hallen- und Freibäder, da die Sportbe-cken stets über eine rechteckige Form verfügen. Voraussetzung für eine Wettkampfnutzung sind so genannte Tauchstreifen, spezielle Bahnen-begrenzungen mit entsprechender Befestigung, Startblöcke und besondere Beckenrandausbildun-gen, die eine Wellenbildung weitreichend unterbinden sollen. Bei Freizeitanlagen steht der Erholungswert im Vordergrund. Die Freizeitbäder werden oft als „Spaßbäder“ bezeichnet und sollen dem Besucher genau das ermöglichen. Im Trend liegen immer ausgefallenere und anspruchsvollere Gestaltungen und Einrichtungen wie Wellenbecken, Wasser-rutschen, verschiedene Saunen usw.

Page 316: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

298 10 Herstellen von Belägen im Schwimmbadbereich

10

Die aufwendigen Gestaltungen erfordern natürlich auch vom Fliesenleger handwerkliches Ge-schick und fachübergreifende Kenntnisse. Beispiele aus der Praxis beweisen, dass nicht selten der Gestaltung und dem finanziellen Rahmen die fachgerechte Ausführung geopfert wird. Solche Entscheidungen haben weitreichende Folgen für den ausführenden Fachbetrieb. Nur ein versierter Fliesenleger kann sich vor Schaden schützen.

10.2.3 Einteilung nach dem Betreiber

In öffentlichen Bädern müssen die Betreiber, Architekten und Planer alle Sicherheitsvorschriften hinsichtlich der Wassertiefe, Wasseraufbereitung, Trittsicherheit usw. akribisch beachten. Im privaten Bereich entscheidet allein der Eigentümer oder Bauherr über die Ausführung und schätzt die Sicherheitsrisiken selbst ein.

10.2.4 Einteilung nach der Wasserart

Süßwasserbäder. Die chemischen Belastungen dieser Bäder sind relativ gering. Bei der Auswahl eines geeigneten Belagsmaterials müssen hinsichtlich der chemischen Belastung alle Wasserzu-sätze zur Aufrechterhaltung der hygienischen Anforderungen berücksichtigt werden. Bei Thermal-, Sole- und Meerwasserschwimmbädern sind die chemischen Beanspruchungen wesentlich höher. Die drei Wasserarten sind als aggressive Wasser einzustufen und erfordern bei der Ausführung besondere Abdichtungs-, Platten- und Fugenmaterialien. In der Kombination mit Wellenbad und anderen „Spaßeinrichtungen“ erhöht sich außerdem die mechanische Beanspru-chung. Hier sind das gesamte Können und Erfahrungen der Planer und Ausführenden gefragt (Bild 10.2).

10.3 Becken aus Beton

Neben industriell vorgefertigten Becken aus Kunststoff können Schwimmbecken aus Stahlbeton hergestellt werden. Diese bieten den Vorteil, dass sie individuell auf die Kundenwünsche abge-stimmt vor Ort hergestellt werden.

10.3.1 Allgemeine Anforderungen

Ein Schwimmbecken wird als Behälter durch von innen drückendes Wasser belastet. Dieses Be-cken muss in jedem Fall wasserundurchlässig sein. Als wasserdicht wird ein Becken bezeichnet, wenn bei einer langzeitigen und einseitigen Einwir-kung von Wasser (Innenseite des Beckens) auf der wasserabgewandten Seite kein Wasser in trop-fender Form austritt (Außenseite des Beckens). Für das Ausführen der Abdichtung gibt es drei verschiedene Möglichkeiten, die auch miteinander kombiniert werden können: a) wasserundurchlässiger Beton (WU-Beton) b) Abdichtung nach DIN 18 195 (herkömmliche Abdichtung) c) Abdichtungen mit allgemeinen bauaufsichtlichen Prüfzeugnis „abP“ (alternative Abdichtung) Schwimmbecken im Erdreich erhalten zusätzlich eine Abdichtung von außen.

Page 317: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

10.3 Becken aus Beton 299

10

Nach Ausführung der Abdichtungsarbeiten ist die Wasserundurchlässigkeit durch eine Probe-füllung mit dem vorgesehenen Wasser der späteren Nutzung (Süßwasser, Solewasser usw.) zu prüfen. Zu beachten ist, dass frühestens 28 Tage nach dem Betonieren mit der Dichteprüfung begonnen werden kann und diese mindestens 14 Tage andauern soll.

Vor Beginn der Belagsarbeiten im Schwimmbecken hat sich der Fliesenleger von der erfolgrei-chen Durchführung der Dichtprüfung zu überzeugen.

10.3.2 Becken aus wasserundurchlässigem Beton

WU-Betonbecken werden nach DIN 1045 hergestellt und müssen mindestens 25 cm dick sein. Die Mindestbetondeckung muss dabei 5 cm betragen, eventuell entstehende Rissweiten dürfen 0,10 mm nicht überschreiten. Der Boden und die Wände sind in einem Stück zu betonieren, Betonierfugen sind mit Dicht-bändern abzudichten. Die Festigkeitsklasse des verwendeten Betons entspricht C 25/30 bei einer Beckenfüllung in Trinkwasserqualität und bei Sole- oder Meerwasser C 35/45. Der Zugabe von Dichtungsmitteln (DM) ist ungünstig, da die Haftfestigkeit der Platten negativ beeinflusst wird. Durchdringungen des Beckens für Rohre, Beleuchtung oder ähnlichem sind mit Flanschen und Mantelrohren auszubilden und sofort mit einzubetonieren. Ein nachträglicher Einbau ist nicht zu-lässig.

Da die Anforderungen an die Herstellung eines WU-Beckens sehr spezielle Kenntnisse in technischer und betontechnologischer Hinsicht erfordern, sollten diese Arbeiten einem Beton-fachbetrieb übergeben werden. Ungeachtet dessen muss sich der Fliesenleger von den be-schriebenen grundlegenden Anforderungen vor der Verfliesung des Beckens überzeugen, um im Schadensfall die Haftung auszuschließen.

10.3.3 Becken mit Abdichtung

a) Herkömmliche Abdichtungen nach DIN 18 195-7 Eine herkömmliche Abdichtung wird in der Regel nur bei besonders zementaggressiven Bade-wässern oder Beckenanlagen in Obergeschossen (z. B. Hotelschwimmbäder im Dachgeschoss) verwendet. Diese meistens aus Bahnen (Bitumen, Kunststoffe) hergestellte Abdichtung wird auf dem Boden und an den Wänden verlegt und mit einem Estrich im Bodenbereich und einer Vor-mauerung bzw. Betonschale im Wandbereich abgedeckt. Auf diesen Lastverteilungsschichten erfolgt dann die Verfliesung der Beckenflächen. Die Vormauerung ist notwendig, weil der Wandbelag weder durch das Aufbringen eines Mörtel-trägers mit Spritzbewurf noch durch einen Vorputz ausreichend auf den Dichtungsbahnen haftet. Die Vormauerung ist arbeits- und zeitaufwendig. Ein weiterer erheblicher Nachteil besteht darin, dass der Estrich und die Vorsatzschale der ständi-gen Durchfeuchtung ausgesetzt sind und in diesen Bereichen kein Wasseraustausch stattfindet, so dass es vermehrt zu Bakterienbildung kommen kann. Zusätzlich besteht die Option, auf die Lastverteilungsschichten eine Verbundabdichtung aufzu-bringen.

Page 318: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

300 10 Herstellen von Belägen im Schwimmbadbereich

10

Tabelle 10.1: Abdichtungsstoffe nach DIN 18 195-7 Bestandteile Bezeichnung Einlagen Dicke

in mmDach-bahnen DIN 52 143

Bitumen-Dachdichtungs-bahnen DIN 52 130

Bitumen-Schweiß-bahnen DIN 52 131

Polymerbitumen-Dachdichtungs-bahnen DIN 52 132

Polymerbitu-men-SchweißbahnenDIN 52 133

Glasvlies 4 V 13 V 60 S 4 Glasgewebe 4

5

G 200 DD G 200 S 4 G 200 S 5

PYE-G 200 DD PYE-G 200 S 4 PYP–G 200 S 4PYE-G 200 S 5 PYP-G 200 S 5

Polyester-faservlies

5 PV 200 DD PV 200 S 5 PYE-PV 200 DD PYE-PV 200 S 5 PYP-PV 200 S 5

Klassifizierung der Abdichtungsmaterialien: Beispiel: PYE – PV 200 S 5 PYE – Polymerbitumen PV – Trägereinlage aus Polyestervlies mit einem Gewicht von 200 g/m2 S – Schweißbahn 5 – Dicke in mm

Weitere Kennzeichnungen: V – Vlies G – Gewebe DD – Dachdichtungsbahn

Tabelle 10.2: Genormte Kunststoff-Abdichtungsbahnen Bezeichnung Kennzeichnung Mindestdicke (mm) Elastomerbahnen EPDM

CR II R

1,2 1,2 1,2

Dachbahnen und Dichtungsbahnen aus Ethylencopolymerisat ECB 1,5 Dachbahnen aus Polyvinylchlorid (mit Weichmachern, nicht bi-tumenverträglich)

PVC-P-NB 1,2

Dachbahnen aus Polyisobutylen, einseitig kaschiert PIB 2,5 Dachbahnen aus Polyvinylchlorid mit Weichmachern und Ver-stärkung aus synthetischen Fasern, nicht bitumenverträglich

PVC-P-NB-V-PW 1,2

Dachbahnen aus Polyvinylchlorid mit Weichmachern und einer Glasvlieseinlage, nicht bitumenverträglich

PVC-P-NB-E-GV 1,2

Dachbahnen und Dichtungsbahnen aus chloriertem Polyethylen, einseitig kaschiert

PE-C-K-PV 1,2

Dachbahnen und Dichtungsbahnen aus chloriertem Polyethylen mit einer Gewebeeinlage

PE-C-E-PW 1,2

Dichtungsbahnen aus Polyisobutylen PIB 1,5 Dichtungsbahnen aus weichmacherhaltigen Polyvinylchlorid, bitumenverträglich

PVC-P-BV 1,2

Dichtungsbahnen aus weichmacherhaltigen Polyvinylchlorid, nicht bitumenverträglich

PVC-P-NB 1,2

Erklärung der Kennzeichnungen:

Page 319: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

10.3 Becken aus Beton 301

10

BV bitumenverträglich NB nicht bitumenverträglich GV Glasvlies GW Glasgewebe PV Polyestervlies PW Polyestergewebe K kaschiert V verstärkt E Einlage Die Ausführung der Abdichtungsarbeiten mit einer Bahnenabdichtung ist so komplex, dass die Auftraggeber und Planer diese Arbeiten fast ausschließlich von Fachfirmen durchführen lassen.

b) Verbundabdichtung nach DIN 18 195 Im Lernfeld 9 wurden die Abdichtungen im Verbund bereits beschrieben. Vergleichen Sie dazu den Abschnitt 9.2.3 und 9.4.2! Die Ausführung der Verbundabdichtung erfolgt als so genannte Flächenabdichtung. Die Ver-bundabdichtungssysteme müssen ein „allgemeines bauaufsichtliches Prüfzeugnis“ (abP) besitzen. Danach sind auch die verwendeten Dünnbettmörtel ein Bestandteil dieses Systems. Wird durch den ausführenden Fliesenleger eine dieser beiden Komponenten (Abdichtung und Dünnbettmör-tel) durch systemfremde Produkte ersetzt, ist bei späteren Schäden eine Haftung durch den oder die Hersteller ausgeschlossen. Das Abdichtungsmaterial muss mit dem Übereinstimmungskennzeichen (Ü-Zeichen) gekenn-zeichnet sein. Der im abP vorgeschriebene Dünnbettmörtel oder Dünnbettkleber muss nach DIN EN 12 004 klassifiziert und mit dem CE-Symbol gekennzeichnet sein. Der Einsatz der Verbundabdichtungssysteme ist nach der Bauregelliste entsprechend der Feuch-tigkeitsbeanspruchungsklassen auszuführen. Galten im Lernfeld 9 für das privat genutzte Bade-zimmer die Abdichtungsstoffe aus dem bauaufsichtlich nicht geregelten Bereich, dürfen in öffent-lich genutzten und privaten Schwimmbädern nur Materialien aus dem geregelten Bereich zum Einsatz kommen.

Für die Verbundabdichtung eines Schwimmbeckens sind Polymerdispersionen nicht zulässig. Es können Kunststoff-Zement-Kombinationen verwendet werden. Sie bestehen aus Zement, Polymerdispersionen und mineralischen Zusätzen. Auf Grund des Zementanteils erfolgt die Erhärtung durch Hydratation und bei den Polymeren durch Trocknung. Zulässig sind auch Reaktionsharze. Sie sind synthetische Harze mit oder ohne Füllstoffe, sie erhärten durch chemische Reaktion zwischen Harz und Härter.

Die Abdichtungsstoffe können durch Streichen, Rollen oder Spachteln aufgetragen werden. Zu empfehlen sind Einlagen (in die noch frische erste Schicht) aus Vlies oder Gewebe, die eine span-nungsabbauende Bewehrung darstellen. Prinzipiell sind bei der Ausführung der Verbundabdich-tung die Herstellerangaben verbindlich.

Im Allgemeinen gelten folgende Regeln: – Auftrag in mindestens 2 deckenden Schichten – Trockenzeit einhalten, d. h., die zweite Schicht kann erst nach der Trocknung der ersten

Schicht aufgetragen werden – Fehlstellenfreies Auftragen sicherstellen – Schichtdicke beachten und einhalten

Page 320: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

302 10 Herstellen von Belägen im Schwimmbadbereich

10

Der flächendeckende Auftrag wird von den Herstellern durch zwei verschiedenfarbige Dichtungs-chargen gewährleistet. Die Einhaltung der Schichtdicke und eines gleichmäßigen Auftrags kann durch den vom Hersteller angegebenen Materialverbrauch pro m2 kontrolliert werden. Die notwendige Schichtdicke beträgt bei Kunststoff-Zement-Kombinationen 2 mm, bei Reakti-onsharzen 1 mm.

Auf Grund der Druckbelastungen, Temperatur- und Belastungswechsel und chemischer Be-anspruchungen sind ausreichend und genügend dimensionierte Bewegungsfugen im Schwimmbecken notwendig. Die verwendeten Dichtmaterialien im Unterwasserbereich müs-sen speziell für den Einsatzbereich „Schwimmbecken“ geeignet sein.

Die Hersteller verweisen ausdrücklich auf diese Eignung. Die Materialien sind entsprechend wasserbeständig und fungizid, zum Teil auch salzwasserbeständig. Der Fliesenleger verhindert durch sorgfältiges Arbeiten, dass sich in den Bewegungsfugen keine Hohlräume bilden, in denen sich unter Nutzungsbedingungen und ständiger Feuchtigkeitseinwirkung Wasser sammelt und staut. Wie schon erwähnt, führt die mangelnde Wasserzirkulation zu vermehrtem Wachstum von Mikroorganismen. Die Ausführung der notwendigen Bewegungsfugen ist fachgerecht nach der Verarbeitungsvor-schrift vorzunehmen, auch wenn die Bewegungsfuge konstruktiv fast identisch mit denen des Trocken- bzw. Nassbereiches ist. Für die Hinterfüllung und das Verhindern einer Dreiflankenhaftung ist eine geschlossenzellige Rundschnur mit hoher Beständigkeit gegen aggressive Wässer zu wählen. Der Durchmesser der Rundschnur muss so bemessen sein, dass die Schnur fest in der Fugenöffnung liegt (Bild 10.4).

Faustregel: Fugengröße plus 25 % entspricht dem Durchmesser der Rundschnur!

Vor dem Beginn des Ausfugens werden die Fugenflanken oberseitig sorgfältig mit einen Klebe-band abgeklebt und die Innenflanken mit Primer vorbehandelt. Mit der Silikonpistole (manuell oder elektrisch) wird die Fuge mit dem Dichtmaterial gleichmä-ßig und hohlraumfrei ausgepresst. Mit einem auf das Dichtmaterial abgestimmten Glättmittel wird die Bewegungsfuge zum Abziehen vorbereitet. Zum Egalisieren in der gewünschten Form kommen verschiedene Profile zum Einsatz (vgl. auch Lernfeld 9, Abschnitt 9.4.5).

bF

t

t

D

H

Hinterfüllmaterial

Rechteckfuge

tH Tiefe der Haftfläche des Dichtstoffes

tD Tiefe des DichtstoffesbF Fugenbreite

Ht

t D

DreiecksfugebF

Bild 10.4: Fachgerechte Ausbildung von Bewegungsfugen

Page 321: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

10.4 Beckenumgänge 303

10

Tabelle 10.4: Bei den Dichtstoffen auf Silikonbasis werden 3 Gruppen unterschieden: Vernetzungssystem Vorteile Nachteile Sauer vernetzend (Acetat, Acetoxy, Essigsäure)

Sehr gute Haftung auf Keramik und Emaille

Stark riechend, korrosionsfördernd, geringe Haftung auf zementgebun-denen Materialien

Neutral vernetzend (Benzamid, Alkoxy, Oxim)

Gute Haftung auf Kunststoff, Metall und Naturstein

Reaktionsgeschwindigkeit ist nicht oder nur schwer kalkulierbar

Alkalisch vernetzend (Amin, Aminoxyl)

Gute Haftung auf Kunststoff, Metall und zementgebundenen Flächen

Sehr intensiver Geruch, Reaktionsgeschwindigkeit ist nicht oder nur schwer kalkulierbar

Ein weiterer Nachteil der Silikondichtstoffe ist die oft nicht ausreichende Flankenhaftung. Eine Alternative dazu bilden Polymer-Dichtstoffe (MS-Polymer). Sie besitzen eine hohe Haftfes-tigkeit, sind weitestgehend gegen Schimmelpilzbefall beständig und mit den meisten Dispersions-farben überstreichbar (vgl. Tabellen 2.21–2.24 im Abschnitt 2.3.12). Nach ausreichender Erhärtung der Abdichtung erfolgt die im Abschnitt 10.3.1 „Allgemeine An-forderungen“ beschriebene Probefüllung des Beckens. Damit wird der Nachweis der Dichtigkeit geführt und protokolliert. Erst danach kann der Fliesenleger mit den eigentlichen Belagsarbeiten beginnen.

10.4 Beckenumgänge

Für die Tragkonstruktion des Beckenumganges sind grundsätzlich 3 Varianten möglich: Variante 1: Umgang als Einfeldplatte (Bild 10.5) Variante 2: Umgang als Kragarm am Becken (Bild 10.6a) Variante 3: Umgang als Kragarm an der Gebäudewand (Bild 10.6b)

Bild 10.5: Einfeldplatte

Bild 10.6a: Kragarm am Becken Bild 10.6b: Kragarm an der Gebäudewand

Page 322: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

304 10 Herstellen von Belägen im Schwimmbadbereich

10

Prinzipiell ist der Beckenumgang von der übrigen Tragkonstruktion zu trennen. Alle Bewegungsfugen sind mit der beschriebenen Ausführung bis in den Fliesen- oder Plat-tenbelag zu übernehmen.

Die Fugen sind an gleicher Stelle, in gleicher Breite, unabhängig vom Verlegemuster und Platten-format und absolut senkrecht zu übernehmen. Kompromisse sind nicht zulässig. Es ist hierbei das handwerkliche Geschick des Fliesenlegers gefragt: Er muss die Bewegungsfuge geschickt so in das Fugenraster integrieren, dass optisch keine auffälligen Unterbrechungen entstehen. Oftmals werden die Beckenumgänge in Einzelflächen mit Gefälle und Fußbodenentwässerung unterteilt. Diese Anordnung ist fachlich sinnvoll, aber optisch nicht sehr ansprechend. Gerade in Hotelschwimmbädern und Wellness-Oasen wird aus gestalterischen Gründen auf die stark unter-gliederten Gefälleabschnitte verzichtet und der Beckenumgang mit einem leichten Gefälle zur Überlaufrinne ausgebildet (Bild 10.7).

Bild 10.7: Beckenumgang bei hoch liegen-dem Wasserspiegel

10.5 Beckenkopfausbildung

Die Auswahl des Beckenkopfsystemes richtet sich nach der geplanten Höhe des Wasserspiegels im Becken. Man unterschiedet zwischen hoch und tief liegendem Wasserspiegel. Des weiteren kann die Auswahl der Beckenkopf-Formsteine von der Funktion des Beckens beeinflusst werden, insbesondere bei Spezialbecken für unterschiedlichste Therapie- und Kuranwendungen.

10.5.1 Beckenkopfsysteme

Die im Laufe der Jahre zahlreich entwickelten Systeme haben alle die gleichen Aufgaben: 1. Das Wasser, das durch Einströmöffnungen im Boden oder in den Wänden in das Becken ein-

strömt, muss über die Rinnen (Beckenköpfe) wieder in den Wasserkreislauf zurückgeführt werden.

2. Ein sicheres und unfallfreies Einsteigen und Verlassen des Beckens zu ermöglichen 3. Eine Haltemöglichkeit dem Nutzer des Beckens zu bieten

Page 323: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

10.5 Beckenkopfausbildung 305

10

In der Praxis werden generell zwei Beckenkopfsysteme eingebaut, die nach ihrer Lage in Bezug auf das Niveau des Wasserspiegels unterschieden werden. Ihre Bezeichnung wird gleichfalls aus der Lage im Becken abgeleitet: Systeme für tief liegende Wasserspiegel und Systeme für hoch liegende Wasserspiegel. a) Beckenkopfsysteme mit tief liegendem Wasserspiegell Dieses herkömmliche System wird heute nur noch selten angewandt. Durch die tiefer liegende Rinne muss das Becken insgesamt tiefer angelegt werden (Bodenaushub, Betonvolumen). Schon in Folge geringer Wellenbewegung wird an den Beckenrändern das Wasser wieder zurückgewor-fen, so dass insgesamt eine unruhige Wasseroberfläche entsteht. Von Vorteil dagegen ist, die in Verbindung mit dem Unterwasserstandstreifen entstehende Haltekante für „müde Schwimmer“ (Bilder 10.8 und 10.10a). Der Wasserspiegel liegt 25 cm bis 30 cm unter der Beckenoberkante.

Bild 10.8: Tief liegender Wasserspiegel

Bild 10.9: Hoch liegender Wasserspiegel

Page 324: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

306 10 Herstellen von Belägen im Schwimmbadbereich

10

b) Beckenkopfsysteme mit hoch liegendem Wasserspiegel Diese neueren Systeme vermitteln dem Schwimmbadnutzer den Eindruck eines flach abfallenden Seeufers. Die Summe mehrerer Vorteile machten dieses Beckenkopfsystem zur Standardausfüh-rung bei Schwimm- und Freizeitbecken: – Gute Einsehbarkeit der Wasseroberfläche – Leichte Reinigung der Überlaufrinnen – Realisierung höchster hygienischer Ansprüche – Schnelle Beruhigung der Wasseroberfläche – National und international wettkampftauglich Um die letzten beiden der aufgeführten Vorteile zu garantieren, werden hohe handwerkliche und fachliche Fertigkeiten von den Ausführenden verlangt. Die Verlegung der Beckenkopfformsteine muss so erfolgen, dass auf der gesamten Länge ein gleichmäßiges Überschwappen des Wassers garantiert wird. Die Toleranz für die absolut waagerechte Verlegung beträgt lediglich ± 2 mm in der Höhenlage. Zugleich gilt die besondere Sorgfalt auch für das Ausführen der Abdichtungsar-beiten, weil im Bereich des Beckenkopfes mehrere Innen- und gegebenenfalls auch Außenecken abgedichtet werden müssen (Bilder 10.9 und 10.10b-e).

WSP

WSP

WSP

WSP

WSP

a)

b)

c)

d)

e) Bild 10.10: a) Überlaufrinne Wiesbaden für tief liegenden Wasserspiegel b) Finnische Rinne c) Rinne Zürich d) Obenliegende Rinne „Sankt Moritz“ e) Rinne Wiesbaden, obendliegend

Page 325: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

10.6 Anforderungen an angrenzende Räume 307

10

10.5.2 Anschluss zwischen Beckenkopf und Beckenumgang

Bereits durch den Planer und durch den Betonbauer wird der Anschluss zwischen Beckenkopf und Beckenumgang als Bewegungsfuge vorgegeben. Man unterscheidet den Beckenumgang als Einfeldplatte oder Kragarm (Bilder 10.5 und 10.6). Bei letzterer Variante gibt es zwei Möglichkeiten: Kragarm am Becken oder Kragarm am Gebäude.

- Abdeckrost- keramische Formteile- Silikon- Dichtstoff für Dauernassbereich und Becken - Dickbettmörtel- Dünnbettmörtel- Abdichtung entsprechend Beanspruchungsklasse B - Beckenkörper

- Bodenbelag des Beckenumgangs bzw. Beckenkopfes- Dünnbettmörtel- Verbundabdichtung mit Schlaufe im Bereich der Bewegungsfuge - geschlossenporige Rundschnur - Dichtbandprofil- Dämmstreifen- wasserdichte Fugenfüllung- Dichtbandprofil- Stahlbetonplatte des Umgangs

Bild 10.11: Beckenkopf-Beckenumgang Die Bewegungsfuge wird durch einen spezielles Dichtbandprofil (Bild 10.11) abgedichtet. Der Fliesenleger muss jedoch die Verbundabdichtung nahtlos und dauerhaft über diese Bewegungsfu-ge führen. Wichtig dabei ist, dass die Abdichtung im Bereich der Fuge eine den hohen Anforde-rungen entsprechende Dichtbandeinlage erhält und im Fugenbereich schlaufenförmig verläuft, um vorhandene Bewegungen ausgleichen zu können.

10.6 Anforderungen an angrenzende Räume

10.6.1 Nassräume

Nassbelastete Barfußbereiche sind durch eine besondere Gefährdung durch Ausrutschen gekenn-zeichnet. Die Unfallverhütungsvorschrift GUV 0.1 fordert in ihren Allgemeinen Vorschriften die rutschhemmende, ebene und leicht zu reinigende Ausführung der Bodenbeläge. Als Nass- oder Feuchträume werden alle Bereiche bezeichnet, in denen ständig oder überdurch-schnittlich Spritz-, Stau- oder drückendes Wasser anfällt. Neben den Schwimmbecken unter-schiedlichster Form gibt es innerhalb eines Schwimmbades weitere feuchtigkeitsbelastete Räume. Dazu gehören die Duschanlagen, unterschiedlichste Saunaanlagen sowie Umkleideräume. Im Abschnitt 10.3.3 wurde bereits auf die allgemeinen Anforderungen an Abdichtungsstoffe einge-gangen. Die feuchtigkeitsbelasteten Räume werden den jeweiligen Feuchtigkeitsbeanspruchungs-klassen zugeordnet und die entsprechenden Abdichtungsstoffe durch den Fliesenleger ausgewählt. Darüber hinaus müssen die verwendeten Materialien (Dünnbettmörtel, Fugenmörtel, Fliesen- oder Plattenmaterial) der jeweiligen Nutzung entsprechen. Dazu gehört vor allem der Aspekt der Rutschhemmung der Bodenfliesen oder -platten. Außerdem spielen auch die chemische Beständigkeit und die Abriebfestigkeit eine Rolle für die Auswahl eines geeigneten Belagsmaterials. Weitere Informationen finden Sie im Abschnitt 10.7!

Page 326: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

308 10 Herstellen von Belägen im Schwimmbadbereich

10

10.6.2 Wirtschafts- und Technikräume

Neben einer eventuellen Feuchtigkeitsbelastung sind diese Bereiche eines Schwimmbades beson-ders einem erhöhten Abrieb durch rollende Gegenstände und einer erhöhten chemischen Belas-tung – insbesondere durch die extrem hohen hygienischen Anforderungen – ausgesetzt. In der Verlegepraxis bedeutet das, alle Außenecken eines Raumes müssen vor Stoßbelastung geschützt werden. Erschütterungen durch Reinigungsmaschinen und Temperaturschwankungen sind bereits bei der Planung und Ausführung zu kalkulieren.

10.6.3 Räume in trockenen Bereichen

Diese Bereiche unterscheiden sich gegenüber den bisher in den Lernfeldern 7 bis 9 behandelten häuslichen Bereichen nicht in der Feuchtigkeitsbeanspruchung, sondern in der wesentlich höheren mechanischen Belastung Oberflächenverschleiß durch den Publikumsverkehr. Die an Feuchträume angrenzenden Trockenräume sind vor Belastung durch Feuchtigkeit und Wasser durch konstruktive Maßnahmen zu schützen. Dafür gibt es zwei verschiedene Möglich-keiten: – Anordnen von „Schleusen“: zwischen dem Spritzwasserbelasteten Badebereich und den Tro-

ckenräumen durch Einbau von Durchgängen mit Türen – Einbau von zusätzlichen Ablaufrinnen zwischen Trocken- und Nassbereich

10.7 Auswahl der Platten- und Verlegematerialien

10.7.1 Materialien für das Schwimmbecken

Für die Verkleidung der Schwimmbecken kommen im Allgemeinen nur glasierte Belagsmateria-lien in Betracht:

– trockengepresste keramische Fliesen und Platten mit einer Wasseraufnahme unter 3 Ge-wichtsprozent

DIN EN 14 411 Gruppe B I a E 3 % Zum Beispiel Steinzeug, Feinsteinzeug – sranggepresste keramische Platten mit einer Wasseraufnahme unter 3 Gewichtsprozent DIN EN 14 411 Gruppe A I E 3 % Zum Beispiel Spaltplatten, Spaltklinker – Formteile mit einer Wasseraufnahme unter 3 Gewichtsprozent

Hauptsächlich Spaltplatten werden für die Verkleidung der Schwimmbecken verwendet. Der Name „Spaltplatte“ verweist auf die Herstellung der Platten. Die plastische Masse wird nach der Aufbereitung der Rohstoffe Ton, Quarzsand und Schamottemehl mit einer deutlich höheren Rest-feuchte (6 %) als bei trockengepressten Fliesen und Platten üblich, durch ein Mundstück gepresst. Der entstehende Endlosstrang wird elektronisch auf die gewünschte Länge (z. B. 11,5 cm oder 24 cm) geschnitten. So entstehen zwei wie Zwillinge aneinander hängende Platten, die ihre Form auf Grund der Restfeuchte und Klebekraft des Tones behalten.

Page 327: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

10.7 Auswahl der Platten- und Verlegematerialien 309

10

Nach dem Brennvorgang, der zwischen 1100 °C und 1300 °C verläuft, werden die Zwillingsplat-ten im Fliesenwerk getrennt, genauer gesagt: gespalten. Möglich ist auch die Herstellung von stranggepressten Einzelplatten. Dann besitzt das Mundstück ein einseitiges Profil. Spaltplatten können eine Wasseraufnahme unter 3 Gew.-% besitzen. Sie sind unglasiert und gla-siert erhältlich. Bei glasierten Spaltplatten wird die Glasur in einem Arbeitsgang mit den Brennen des Scherbens eingebrannt, man bezeichnet das als Scharffeuerglasur. Die schwalbenschwanzförmige Profilierung auf der Scherbenseite der Spaltplatten ermöglicht eine optimale Verzahnung mit dem Verlegemörtel. Für die Dünnbettverlegung bieten die Herstel-ler Spaltplatten mit geringer Profilierung an. Die Profilierung ist notwendig, um auf Grund der größeren Dicke der Platten und dem damit verbundenen höheren Gewicht eine sichere Haftung zu erzielen (Bild 10.12). Neben der bekannten rechteckigen Form sind verschiedene Formplatten erhältlich (Bilder 10.13– 10.15).

Bild 10.12: Profilierung auf der Rückseite von Spaltplatten

Bild 10.13: Einströmsteine, Bahnenmarkierung

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310 10 Herstellen von Belägen im Schwimmbadbereich

10

Bild 10.14: Formsteine für den Leitergang

Bild 10.15: Formsteine für das Schwimmbecken

Page 329: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

10.7 Auswahl der Platten- und Verlegematerialien 311

10

Bild 10.16: Verlegeplan Schwimmbecken

Page 330: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

312 10 Herstellen von Belägen im Schwimmbadbereich

10

Für den privaten Bereich und für Schwimmbäder in Hotelanlagen entwickelte sich der Trend in den letzten Jahren immer deutlicher in Richtung der Verlegung von kleinformatigen Mosaiken. Im Handel sind die Mosaike als Steinzeug- oder Glasmosaik erhältlich. Sie werden werkseitig auf der Vorder- oder Rückseite (positiv oder negativ aufgeklebt) mit einem Papier-, Kunststoff oder Textilnetz versehen produziert. Damit wird ermöglicht, die kleinen Mosaikplättchen in fertigen Flächen von ca. 30 cm × 30 cm zu verlegen. Man unterscheidet auf Grund der Größe der einzelnen Plättchen zwischen: – Kleinmosaik (quadratisch, Kantenlänge bis maximal 2 cm) – Mittelmosaik (quadratisch, Kantenlänge bis maximal 7,5 cm) – Rechteckmosaik – Kombimosaik (aus den oben genannten Mosaikformen)

Bild 10.17: Whirlpool mit Naturstein-Beckenkopf und Kleinmosaik

Bild 10.18: Detail Whirlpool

Page 331: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

10.7 Auswahl der Platten- und Verlegematerialien 313

10

Außerdem sind Mosaike in runden, geschwungenen und vieleckigen Formen erhältlich. Im täglichen Sprachgebrauch werden diese Mosaiken als Pfennigmosaik, Mikromosaik und Flo-rentinermosaik bezeichnet. Hauptsächlich für den Wandbereich im Schwimmbecken sind in den letzten Jahren Glasmosaike stark in Mode gekommen. Mit entsprechender Rutschhemmung können diese Mosaike auch für den Beckenboden verwendet werden.

Für die Verkleidung eines Schwimmbeckens ist nur vorderseitig verklebtes Mosaik (Glas oder Keramik) zugelassen, da weder das Papier- noch die Kunststoff- und Textilnetze verrot-tungsfest sind.

Bild 10.19: Natursteintreppe als Einstieg in das Becken (Historisches Bad)

Von der Verwendung von Naturwerksteinplatten im Schwimmbeckenbereich ist abzuraten, da die Zusammensetzung der Platten auch bei hinlänglich bekannten Arten wie z. B. Granit sehr variie-ren kann. Schäden und Verfärbungen sind nicht auszuschließen (Bild 10.19). Nach der Information 8527 der gesetzlichen Unfallversicherungsträger (GUV) muss jedes im Schwimmbadbereich verwendete Verlegematerial den Anforderungen der Rutschsicherheit im nassbelasteten Barfußbereich entsprechen. Aus der Tabelle 10.5 ist ersichtlich, welche Bereiche eines Schwimmbades den drei Bewertungs-gruppen zugeordnet sind. Daraus ergibt sich die Auswahl des Fliesen- und Plattenmaterials für den entsprechenden Einsatzbereich. Ist auf der Verpackung oder dem Lieferschein nicht eindeutig erkennbar, welchen Anforderungen das Belagsmaterial entspricht, ist vom Hersteller ein schriftlicher Nachweis einzufordern.

Page 332: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

314 10 Herstellen von Belägen im Schwimmbadbereich

10

Tabelle 10.5: Bewertungsgruppen nach GUV-Information 8527 Bewertungs-gruppe

Mindest-neigungswinkel

Schwimmbadbereich

A 12° Barfußgänge (überwiegend trocken) Umkleideräume Beckenböden im Nichtschwimmerbereich (wenn die Wassertiefe im Becken unter 80 cm liegt) Sauna- und deren Ruhebereiche (überwiegend trocken)

B 18° Barfußgänge, wenn sie nicht unter A fallen Duschräume, Beckenumgänge, Beckenböden im Nichtschwimmerbe-reich (wenn Teilbereiche unter 80 cm Wassertiefe liegen) Beckenböden im Nichtschwimmerbereich eines Wellenbeckens, Hubböden, Planschbecken Ins Wasser führende Leitern Ins Wasser führende Treppen mit max. 1 m Breite und beidseitigen Handläufen Leitern und Treppen außerhalb von Becken Sauna- und Ruhebereiche, sofern nicht Gruppe A zugeordnet

C 24° Ins Wasser führende Treppen, sofern sie nicht Gruppe B zugeordnet sind Durchschreitebecken Geneigte Beckenrandausbildung

10.7.2 Materialien für den Beckenumgang

Als Umgänge werden die Flächen bezeichnet, die unmittelbar an den Beckenrand grenzen. Be-sonders in diesem Bereich ist der Information 8527 der Gesetzlichen Unfallversicherungsträger Rechnung zu tragen. Aus der oben angeführten Tabelle ist zu entnehmen, dass die ausgewählten Belagsmaterialien mindestens der Bewertungsgruppe B entsprechen müssen. Da die Beckenum-gänge im Allgemeinen im Gefälle zu Fußbodeneinläufen (FE), zu Rinnen oder im Gefälle zum Becken angelegt werden, ist die Einhaltung dieser Vorschrift besonders wichtig. Dazu gehört auch der maximale Gefälleverlauf von 5 %. Besteht in Teilbereichen ein größeres Gefälle, ist die Bewertungsgruppe C verbindlich. Bei der Auswahl des Fliesen- und Plattenmaterials ist darüber hinaus auf die „Trittfreundlichkeit“ zu achten. Im Barfußbereich scheiden stark profilierte Oberflächen aus (Bild 10.20).

Bild 10.20: Rutschsicherer Belag durch profilierte Oberfläche und hohen Fugenanteil

Page 333: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

10.7 Auswahl der Platten- und Verlegematerialien 315

10

Der Fliesenleger sollte bei der Übergabe der Belagsarbeiten den Betreiber und/oder den Ei-gentümer der Anlage informieren, dass bei der Reinigung der Beläge keine filmbildenden Reinigungsmittel verwendet werden. Diese können die rutschhemmende Wirkung negativ be-einflussen.

Als Belagsmaterial dürfen alle Fliesen und Platten mit einer Wasseraufnahme von unter 3 Ge-wichtsprozent (E 3 %) verwendet werden. Entsprechend der DIN 14 411 sind das keramische Beläge aus Steinzeug, Feinsteinzeug, Klinkerplatten. Gern wird in diesem Bereich Naturstein verwendet, besonders in hochwertigen Einrichtungen wie Hotelschwimmbädern oder Wellnessanlagen. Selbst bei der Verwendung als Wandverkleidung ist dieses Belagsmaterial unter Umständen kritisch zu betrachten. Allein durch die Nutzungsfunktion ist der Belag besonders hohen Belastungen durch Desinfektionsmitteln, Salzwasser, Reinigungs-mitteln, Badezusätzen ausgesetzt. Außerdem vergrößern die allgemein üblichen Fußbodenheizun-gen diese Belastungen des Belagsmaterials um ein Vielfaches. Das Wasser auf der Bodenfläche verdunstet ständig, zwangsläufig bleiben Salze und chemische Zusätze zurück und erhöhen die Konzentration stetig. Dazu kommt die permanente mechanische Beanspruchung durch den Publi-kumsverkehr und den Einsatz von Reinigungsgeräten und -maschinen. Sollte der Bauherr oder Auftraggeber trotz dieser Bedenken auf die Verlegung von Naturstein bestehen, so kommen aus-schließlich Materialien mit sehr hoher Dichte wie Granit, Porphyr oder Basalt in Frage. Völlig ungeeignet sind weiche, poröse Gesteine und Natursteine mit hohem Kalkanteil. Zur Sicherheit und als Schutz vor Forderungen im Schadensfall sollte sich der Fliesenleger eine schriftliche Eignungsbestätigung des ausgewählten Natursteines vom Fachhändler bzw. vom Natursteinhändler besorgen. Die Freigabe des Natursteines kann durch eine labortechnische Un-tersuchung, unter Berücksichtigung der konkreten Belastungen am Einbauort, erfolgen. Für die fachgerechte Auswahl des Dünnbett- und Fugenmaterials gelten die gleichen Kriterien. Im Fachhandel sind für die speziellen Einsatzgebiete die entsprechenden Materialien erhältlich. Grundsätzlich kommen Dünnbettmörtel und Fugenmörtel auf Zementbasis zur Anwendung (Bil-der 10.21–10.23).

- Wandfliese- Dünnbettmörtel- Abdichtung 15 cm hoch- Dichtband- Hinterfüllung- Dichtband mit Schlaufe- Estrich mit Randdämmstreifen

Zugspannung

Rissgefahr

Hohlkehle

Bewegung

FALSCHBild 10.21: Fachgerechte Ausführung des Wand-Boden- Anschlusses

Page 334: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

316 10 Herstellen von Belägen im Schwimmbadbereich

10

- Estrich mit Dehnungsfuge- Dichtband mit Schlaufe- Abdichtung- Hinterfüllung (Rundschnur)- Silikondichtstoff

Bewegung

Zugspannung

Rissgefahr

FALSCH

> = 5 mm

Bild 10.22: Fachgerechte Ausführung der Bewegungsfugen

beidseitige AbklebungSilikondichtstoff

geschlossenzelligeRundschnur

FußbodenaufbauBodenplattenDünnbettmörtelAbdichtung mit Schlaufe

Primer

Bild 10.23: Fachgerechte Ausführung einer Gebäudetrennfuge (Kragplatte-Becken oder Gebäude)

Eine dauerhafte Lösung gegenüber der Silikonausführung bei Bewegungsfugen, insbesondere bei Trenn- und Dehnungsfugen, ist die Verwendung von Dehnungsschienen. Mehrere Hersteller bieten komplette Bausätze für Dehnungsfugen im Boden- und Wandbereich sowie für Eckaus-bildungen an. Das Angebot ist vielfältig in Bezug auf Material, Farbe und Beanspruchung. Im Gegensatz zur Verfugung mit Silikon sind eingebaute Dehnungsschienen absolut wartungsfrei (Bild 10.24).

Page 335: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

10.7 Auswahl der Platten- und Verlegematerialien 317

10

Bild 10.24: Hohlkehlprofil für hohe hygienische Anforderungen

Bild 10.25: Unsaubere Anschlüsse zu einem

Einbauschrank

Bild 10.26: Abgerissene Randfugen

Page 336: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

318 10 Herstellen von Belägen im Schwimmbadbereich

10

Bild 10.27: Schadhafte Bewegungsfugen im Bodenbelag

10.7.3 Materialien für den Nassbereich

Einen großen Teil der Funktionsräume mit Besucherverkehr nehmen die Dusch- und Toilettenan-lagen ein. Verfügt das Schwimmbad über einen Saunatrakt, besitzt dieser separate Duschen, Tauchbecken usw. All diese Bereiche sind mit ständigem Wasseranfall und hohen Anforderungen an Sauberkeit und Sicherheit in die Planung und Belagsausführung einzubeziehen. Für den Nassbereich „Duschen“ gilt für die Anforderungen an das Belagsmaterial die Bewer-tungsgruppe B unabhängig von ihrer Lage innerhalb des Schwimmbades (Sauna oder Umkleide-räume). Fliesen und Platten, die in den Barfußbereichen ohne ständigen Wasseranfall verlegt werden sollen, wie z. B. Umkleideräume und Toiletten direkt neben Duschanlagen, müssen die Anforderungen der Bewertungsgruppe A erfüllt werden. Wünscht der Kunde oder Auftraggeber das Verlegen von Natursteinplatten, muss durch einen Gutachter die erforderliche Rutschhemmung nachgewiesen werden. Die gleiche Forderung gilt, wenn beim Verlegen von Kleinmosaik allein durch den erhöhten Fugenanteil die Trittsicherheit des Belages erreicht werden soll (Bild 10.28).

Bild 10.28: Rutschsicherer Gefälleboden durch hohen Fugenanteil im Stadtbad Berlin-Neukölln

Page 337: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

10.7 Auswahl der Platten- und Verlegematerialien 319

10

Bild 10.29: Leicht zu reinigender Hohlkehl-sockel, flach verlegt. Rutschsichere Bodenfliesen

10.7.4 Materialien für Wirtschaftsräume

Die Wirtschaftsräume in einem Schwimm-, Freizeit- oder Wellnessbad umfassen Bereiche wie Restaurant, Küche, Technikräume (Heizung, Wasseraufbereitung), Lagerräume. Die Auswahl der Bodenfliesen und- platten erfolgt in Anlehnung an die Tabelle 2.7 im Abschnitt 2.3.5 „Rutschhemmung im gewerblichen Bereich“; es gilt der Abschnitt 0 „Allgemeine Arbeits-räume und -bereiche“. Für den Eingangsbereich, Treppen im Eingangsbereich, Pausenräume und Sanitätsräume gilt die Bewertungsgruppe R 9; für Sanitärräume, Waschräume und Umkleideräu-me gilt R 10 (Bilder 10.29–10.30).

15

15

10

10

1 dm²

Bild 10.30: Trittsichere Fliese mit Verdrängungsraum

Bild 10.31: Rutschsichere Bodenfliese

Page 338: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

320 10 Herstellen von Belägen im Schwimmbadbereich

10

Für stärker profilierte Fliesen und Platten ist das Kürzel V für Verdrängungsraum maßgebend. Der Verdrängungsraum bezeichnet das Volumen zwischen den Profilen im cm3 pro dm2 Fliesen-fläche (Bilder 10.29–10.31). In den Wirtschafts- und Technikräumen sind besonders Eckbereiche durch Stoßbelastungen gefährdet. Exponierte Stellen sind Leibungskanten an Türen und Außenecken von Pfeilern oder Vorlagen sowie im Bodenbereich die Vorderkanten von Podesten. Diese Bereiche werden gut geschützt durch ausreichend dimensionierte Winkelprofile aus Edel-stahl. Die Profile werden nach den Belagsarbeiten auf den fertig gestellten Belag aufgeklebt bzw. während der Verlegung in die Dünnbettmörtelschicht eingebunden (Bilder 10.32 und 10.33). Der untere Bereich des Wandbelages wird durch Reinigungs- und Transportarbeiten ebenfalls überdurchschnittlich belastet. Um Schäden vorzubeugen, wird der Wandanschluss entweder mit einem geraden Sockel oder mit einem Hohlkehlsockel (liegend oder stehend) ausgeführt. Die Verwendung eines Hohlkehlsockels ist zweckmäßiger, da diese durch ihre Kehle eine bessere und leichtere Reinigung ermöglichen, Schmutzablagerungen nicht zulassen und den hohen hygieni-schen Anforderungen im Schwimmbadbereich gerecht werden. Im Bild 10.34 sind die handelsüb-lichen Sockelformen dargestellt.

Bild 10.32: Eingebautes Außenecken-Profil

Page 339: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

10.7 Auswahl der Platten- und Verlegematerialien 321

10

Bild 10.33: Aufgeklebtes Außenecken-Profil

Für Innen- und Außenecken sind Formstücke erhältlich (Bild 10.34 d–g).

a) b) c) d) e)

f) g)

Bild 10.34: Sockelformen: Innen- und Außenecken-Formfliesen a) gerader Sockel b) Hohlkehlsockel stehend c) Hohlkehlsockel liegend d) Innenecke mit Kehle – lang e) Außenecke mit Kehle – lang f) Innenecken, kurze Form g) Außenecken, kurze Form

Page 340: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

322 10 Herstellen von Belägen im Schwimmbadbereich

10

Da die Sockelfliesen eine größere Dicke als die Wandbelagsmaterialien haben, lässt sich ein kan-tenfreier Übergang zwischen Sockel und Wandbelag bei der Dünnbettverlegung nur schwer reali-sieren. Entstehen aber Kanten, bilden sich im Laufe der Zeit Schmutzablagerungen. Bei der Dünnbettverlegung sind Differenzen von 3 mm auf Grund der unterschiedlichen Dicken von Sockelfliese und Steingutfliese schwer auszugleichen. Eine Möglichkeit wäre, den Untergrund im Sockelbereich um wenige Millimeter abzustemmen und den Sockel einzusetzen (Bild 10.35). Problematisch ist im gleichen Moment allerdings die vorhandene Abdichtung der Wandfläche. Diese darf unter keinen Umständen beschädigt werden. Aus Sicherheit und auf Grund des höhe-ren Arbeitsaufwandes sind in der Praxis sehr häufig Sockel mit einem Vorsprung gegenüber dem Wandbelag zu sehen.

Vertiefung

Abdichtung(15cm)

Wandfliese

Sockel

richtig

Wandfliese

Sockel

Schmutz-ablagerung

falsch

Bild 10.35: Sockelverlegung

Eine optimalere Lösung wäre der Einsatz eines abgefasten Sockels, der sich durch die Schräge (Fase) besser an den Wandbelag anpasst und Schmutzablagerungen verhindert (Bilder 10.36 und 10.37).

5 2

7

2

9

28

10

Bild 10.36: Hohlkehlsockel mit Fase

Wandfliese

Spritzwasser

Fasensockel

Bild 10.37: Wasserableitung beim Sockel mit Fase

Page 341: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

10.8 Technologischer Ablauf 323

10

Die Sockelfliesen werden durch Bewegungsfugen (Anschlussfugen) an den Wand- und Boden-belag angeschlossen. Möglich ist das Ziehen von Silikonfugen oder der Einbau von Eckbewe-gungsschienen. Letztere sind leichter und bei Bedarf intensiver zu reinigen und ermöglichen einen dichten Abschluss bzw. Übergang (Bilder 10.38 und 10.39).

Kehlsockel(stehend)

Silikon mit Hinterfüllung

>=

150

mm

>= 5mm

Bild 10.38: Fachgerechte Verlegung Hohlkehlsockel (stehend) mit Abdichtung

>=

5 m

m

Silikonfuge mit Hinterfüllung

liegenderHohlkehlsockel

Styroporstreifen

Abdichtung mitSchlaufe und Rundschnur

Bild 10.39: Fachgerechte Verlegung Hohlkehlsockel (liegend) mit Abdichtung

Prinzipiell werden in Technik- und Wirtschaftsräumen Dünnbettmörtel und Fugenmörtel auf Zementbasis verwendet. Ausnahme bilden die Küchenbereiche, wo auch der Einsatz von Epoxid-harzklebstoffen erforderlich sein kann. Besonders kommt es auch hier auf eine möglichst hohl-raumfreie Verlegung an, um bakteriellen Befall zu verhindern.

10.8 Technologischer Ablauf

10.8.1 Schwimmbecken

Auf Grund der speziellen Formsteine, deren Abmessungen, wegen der Einpassung in das Raster-maß des Mauerwerkbaus und auch auf Grund des hohen Stückpreises für Formstücke werden die Belagsarbeiten im Schwimmbecken im Allgemeinen nach einem vom Hersteller angefertigten

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324 10 Herstellen von Belägen im Schwimmbadbereich

10

Verlegeplan ausgeführt. Der Verlegeplan enthält nicht nur Angaben über die Abmessungen des Beckens, sondern auch Informationen über die Anordnung von Steigeleitern, umlaufenden Stufen, Dehnungsfugen, FEs, Einströmsteinen und auch Angaben zur Farbe des zu verwendenden Mate-rials. Die Einhaltung des Verlegeplanes ist für den Fliesenleger absolut verbindlich, damit der Fugenschnitt zwischen Wand- und Bodenbelag eingehalten werden kann und außerdem keine Teilstreifen entstehen (Bild 10.16). Ratsam ist, zuerst die Formsteine der Überlaufrinne trocken auszulegen (Bild 10.40). Eventuelle Unregelmäßigkeiten können durch die Fugenbreite ausgeglichen werden. Ist eine exakte Eintei-lung erreicht, kann der Fliesenleger mit dem Verlegen der Wandfliesen beginnen. Als Hilfsmittel sind Lot- und Fluchtschnur unverzichtbar. Von Vorteil ist das Anfertigen und Nutzen einer so genannten Schichtmaßlatte. Auf dieser werden die Plattenhöhe und die Fugenbreite abgetragen. Sie wird anschließend wie ein Richtscheit zur ständigen Kontrolle des Schichtenverlaufes ge-handhabt. Empfehlenswert ist auch das Unterteilen in einzelne vertikal geteilte Flächen, wie z. B. von der Innenecke bis zur Leiternische oder zwischen den Leitern, den Startblöcken oder Bahnen. Die gesamten Belagsarbeiten erfordern eine ständige exakte Kontrolle von Lot und Flucht. Vor-sicht ist bei der Lotprüfung geboten: Die Formsteine der Überlaufrinne liegen trocken! Der korrekte Fugenverlauf der ersten Wand bildet die Grundlage für das Fugenbild der anderen Wand sowie für den Fugenschnitt zum Boden und lässt sich von jedem Badegast einfach kontrol-lieren: Wasserspiegel im Bezug auf die Lagerfuge in diesem Bereich!

Bild 10.40: Trockenes Auslegen der Formsteine entlang des Beckenrandes

Ebenso genau muss der Beckenboden angelegt werden. Das Auswinkeln der Bodenfläche und der farblich unterschiedlichen Bahnenkennzeichnung erfordert sehr exaktes Arbeiten. Eine Möglich-keit wäre, das trockene Auslegen einer Reihe entlang der Schnur oder Stichmaßes, am besten die erste Reihe der Bahnenmarkierung (Bahnenkopf). Zugleich kann der Fugenschnitt an den Wänden überprüft bzw. korrigiert werden. Für das Verkleiden von Schwimmbecken kommen beide Arbeitsverfahren in Betracht. Die Verlegung im Dickbett erspart das Aufbringen eines Vorputzes, erfordert aber das Anbrin-gen eines Spritzbewurfes. Große handwerkliche Fertigkeiten werden vom Fliesenleger gefordert, weil die Platten hohlraumfrei angesetzt werden müssen. Das bezieht sich nicht nur auf das in Lernfeld 7 beschriebene Auffüllen nach der angesetzten Schicht, sondern auch auf eventuelle seitliche Hohlräume, die sich nicht ohne weiteres durch das nachträgliche Auffüllen und An-schrägen schließen lassen. Gerade bei Becken im Außenbereich entstehen durch die möglichen Hohlräume große Gefahrensituationen für die Haltbarkeit, Lebensdauer und Funktionalität des Belages. Hauptsächliche Problembereiche sind die im Grenzbereich zwischen Wasser und Luft verlegten Formsteine am Beckenrand.

Page 343: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

10.8 Technologischer Ablauf 325

10

Der Ansetzmörtel besteht aus scharfkörnigem Sand der Gesteinskörnung 0/4. Als Bindemittel kommen Portlandzement CEM I, Puzzolanzement CEM II – P und – Q sowie CEM IV und Hoch-ofenzement CEM III mit einer Mindestfestigkeit von 32,5 N/mm2 zum Einsatz. Das Mischungs-verhältnis liegt bei MV 1 : 4 bis 1 : 5. Für die Verlegung im Dünnbett sind lot- und fluchtrechte Wände und ein ebener Beckenboden notwendig. Können diese Anforderungen nicht durch den Beton erfüllt werden, ist das Anbringen eines Vorputzes erforderlich (P IIIa oder IIIb im MV 1 : 3 bis 1 : 3,5). Putz der Putzgruppen P I und P II ist in Schwimmbecken nicht zulässig. Der verwendete Dünnbettmörtel muss ausdrücklich für den Einsatz im Schwimmbeckenbereich geeignet sein und auf die Materialien der Untergrundvorbehandlung sowie den Fugenmörtel ab-gestimmt sein. Diese können spezielle hydraulische Dünnbettmörtel oder Reaktionsharzklebstoffe sein. Die Ausführung erfolgt ausschließlich im kombinierten Verfahren, nur so kann die vollsatte Verlegung garantiert werden. In der DIN 18 157, Teil 1 Abschnitt 7.3.3 wird nachdrücklich dar-auf hingewiesen. Zuerst wird auf dem Untergrund eine Kontaktschicht vorgezogen, das anschließende Abkämmen der Dünnbettstoffe erfolgt mit einem geeigneten Zahnkamm im Winkel von 45 bis 60°. Bevor die Hautbildung einsetzt, wird die auf der Rückseite mit Dünnbettmörtel bestrichene Spaltplatte (oder anderes Belagsmaterial) in das Kleberbett der Wand oder des Bodens eingeschoben. In Lernfeld 9 wurden die Ausführungsbedingungen bereits beschrieben und auf die Ruhezeit von 7 Tagen bis zur vorgesehenen Belastung verwiesen. Bei Schwimmbädern erweitert sich diese Frist auf 28 Tage, die Bodenflächen sind allerdings nach 3 Tagen begehbar. Verlegen von Mosaiken. Für die fachgerechte und wirkungsvolle Verlegung ist ein absolut ebe-ner Belagsuntergrund erforderlich. Dazu ist in der Regel eine Spachtelung notwendig. Die Mate-rialauswahl der Spachtelmasse muss natürlich auf den Untergrund und die nachfolgenden Be-lagsmaterialien abgestimmt sein. Um einen homogenen Fugenverlauf zwischen den einzelnen Belagsfeldern zu erreichen, ist es ratsam, auf den Untergrund ein Raster von 3 × 3 Mosaikfeldern zu markieren. Mit einem Zahnspachtel von 3,5 mm Zahntiefe wird für diese Fläche (ca. 90 cm × 90 cm) nach dem Aufbringen der Kontaktschicht der Dünnbettmörtel waagerecht abgekämmt. Anschließend wird von links nach rechts und von oben nach unten jedes Mosaikfeld waagerecht Zeile für Zeile in das Kleberbett eingerollt. Dabei ist auf den Fugenverlauf zwischen den Feldern zu achten. Danach wird mit einem Streichbrett der Mosaikbelag kantenfrei in das Kleberbett gedrückt (Bild 10.41). Bei der geforderten vorderseitigen Papierverklebung eines Mosaiks wird nun das Papier gründlich angenässt und in diagonaler Richtung von der Mosaikfläche abgezogen. Dabei ist Vorsicht gebo-ten, damit sich keine Plättchen lösen.

Bild 10.41: Abrollen der Mosaiknetze

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326 10 Herstellen von Belägen im Schwimmbadbereich

10

Die anschließende Korrektur des Fugenverlaufes mit Hilfe einer Spitzkelle ist die komplizierteste Phase des Arbeitsganges. Besonders die Fugen zwischen den einzelnen Mosaikfeldern sollten sorgfältig kontrolliert und korrigiert werden, um ein gleichmäßiges Fugenbild über eine möglichst große Belagsfläche zu erreichen. Das endgültige Anpassen der Mosaiknetze an die Raumgeometrie ist relativ einfach: mit einem Cuttermesser kann das Netz passgenau geschnitten werden. Nach der Erhärtungszeit (bei Glasmosaik 24 Stunden) wird der überschüssige Dünnbettmörtel aus den Belagsfugen entfernt und nach der vorgeschriebenen Ruhezeit die Belagsfläche verfugt.

10.8.2 Beckenumgänge

Sollte der Fliesenleger mit den Abdichtungsarbeiten im Bereich des Beckenumganges beauftragt werden, so gehört zu seinen ersten Aufgaben, sich von der ordnungsgemäßen Ausführung des Gefälleestrichs zur FE oder zur Rinne zu überzeugen. Zu prüfen sind ein ausreichendes Gefälle und ein gleichmäßiger Gefälleverlauf. Sollten größere Unebenheiten vorhanden sein, sind diese mit geeigneten Spachtelmassen auszugleichen. Die Qualität der Spachtelung bzw. des Gefäl-leestriches muss der Forderung entsprechen, dass spätere Wasseransammlungen auf der Abdich-tungsschicht vermieden werden. Am Anschluss daran kann der Fliesenleger sehr sorgfältig die Arbeiten für diesen hochbean-spruchten Bereich durchführen. Nach ausreichender Trocknungszeit wird die FE am Tiefpunkt des Gefälles waagerecht und bündig mit der zukünftigen Oberkante des Fertigfußbodens einge-baut (Bild 10.42).

Bild 10.42: Teile einer Fußboden- entwässerung (FE)

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10.8 Technologischer Ablauf 327

10

Der an der FE befindliche Flansch muss sich bei fachgerechter Ausführung ebenfalls am tiefsten Punkt der Abdichtungsebene befinden. Entsprechend der Tabellen 2.13 und 2.14 im Abschnitt 2.3.9 (Feuchtigkeitsbeanspruchungsklassen) wird ein Abdichtungsstoff der Klasse A ausgewählt. Die Verarbeitung erfolgt entsprechend den Verarbeitungshinweisen des Herstellers (vgl. Ab-schnitt 10.3.3). Besonderes Augenmerk ist auf den Anschluss zwischen FE und Abdichtungs-schicht zu legen. Die FE besteht handelsüblich aus Kunststoff (meistens PVC), seltener aus Ke-ramik oder Gusseisen. Der Flansch der FE ist fest mit der Abdichtungsschicht zu verbinden. Ein einfaches Überstreichen des Flansches mit Abdichtungsmasse ist nicht ausreichend, da der PVC-Flansch auf Grund seiner Geschlossenporigkeit keine feste Verbindung mit dem Abdichtungsstoff eingeht. Aus diesem Grund wird um die FE eine Dichtmanschette gelegt und satt in die Abdich-tungsschicht eingebunden. Nach der Aushärtung der Abdichtung wird mit einem Klemmflansch eine feste Verbindung hergestellt. Eventuell auftretendes Sickerwasser unterhalb des Fliesenbela-ges wird direkt auf der Abdichtung (und das darunter liegende Gefälle) durch spezielle Öffnungen in der FE abgeführt (Bild 10.42). Ebenso wie bei der FE beschrieben, sind sämtliche Rohrdurchführungen, Wand- und Bodenan-schlüsse und Bewegungsfugenbereiche mit besonderer Sorgfalt auszuführen. Im Bild 10.43 sind die notwendigen Arbeitsschritte dargestellt. Außerdem sind Abdichtungsarbeiten in den Wandbereichen durchzuführen, wo mit Spritzwasser – z. B. aus dem Schwimmbecken – zu rechnen ist. Die Beanspruchung entspricht der Gruppe A1. Bei der Ausführung ist auf die ausreichende Höhe der Abdichtung zu achten. Ungeachtet dessen sind die Bodenabdichtungen mindestens 15 cm hoch an den angrenzenden Wänden weiterzuführen. Zur Rissvermeidung ist im Anschlussbereich zwischen Wand und Boden umlaufend ein Dichtband einzulegen. Wie bereits im Lernfeld 9 beschrieben, wird dieses vollsatt in den ersten Auftrag des Abdichtungsmaterials eingelegt und anschließend vollflächig mit dem zweiten Auftrag überstrichen. Auf die Schlaufenbildung zur Bewegungsaufnahme zwischen Wand und Boden ist zu achten. Besondere Aufmerksamkeit und Sorgfalt gilt der Ausbildung der Eckbereiche. Im Handel sind spezielle Eckformstücke für Innenecken (positive Ecken) und Außenecken (negative Ecken) er-hältlich (Bild 10.43). Die Fliesen oder Platten werden im Verbund mit der Abdichtung möglichst hohlraumfrei verlegt. Als Verlegemörtel eignen sich zementäre Dünnbettmörtel und Epoxidharzkleber. Der Fliesenleger sollte darauf achten, dass er im System arbeitet. Konkret bedeutet das: Alle verwendeten Materia-lien müssen aufeinander abgestimmt sein und vom Hersteller als System empfohlen sein. Das System beinhaltet Abdichtungsmaterial, Dünnbettmörtel, Fugenmasse, Dichtmasse und eventuell Spachtelmassen. Auf Grund der besonders hohen Beanspruchung durch Nutzung und erhöhte Temperaturen und Luft-feuchtigkeit sowie durch die beheizten Bodenflächen ist ein Dünnbettmörtel nach DIN EN 12 004 (Flexmörtelrichtlinie) auszuwählen (vgl. Tabelle 2.13 im Abschnitt 2.3.8).

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328 10 Herstellen von Belägen im Schwimmbadbereich

10

Untergrundvorbehandlung des Betonkörpers mit Hochdruckreiniger oder durch Sandstrahlen

Staubfreie Untergrundvorbehandlung im Boden- bereich durch Stahlkugelstrahlen

Ausgleichen von unebenen Untergründen (Wand)

Verguss einer nicht waserdichten bzw. nachträglich gebauten Einstromdüse

Einlegen der Dichtbänder

Aufbringen der Sicherheits-Dichtschlämme als Grun-dierung auf den bereits vorgenässten Untergrund. Nach dem Durchtrocknen sind mindestens zwei Auf-träge im Spachtelverfahren erforderlich

Bild 10.43: Ausführung einer Außenbahnendichtung

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10.8 Technologischer Ablauf 329

10

10.8.3 Nassräume

Sämtliche Vorbereitungs-, Abdichtungs-, Verlege- und Fugenarbeiten entsprechen denen im Ab-schnitt 10.8.2 „Beckenumgang“ beschriebenen Technologischen Abläufen. Die Einteilung und das Verfliesen der Wände in den Duschanlagen erfolgten nach den im Lern-feld 9 beschriebenen Regeln. Dem Fliesenleger sind gerade bei öffentlichen Bädern und großen Wellnessbereichen die Entscheidungen genommen, da er nach Fliesenplänen des Architekten arbeitet. Zu den Aufgaben des Fliesenlegers gehört es zuerst, die Maße am Objekt mit denen aus der Bauzeichnung/Verlegeplan zu vergleichen, die Übereinstimmung zu prüfen und bei Abwei-chungen mögliche Alternativen anzubieten. Die Böden der Duschanlagen besitzen in der Regel mehrere in Reihe angeordnete FEs. Auch hier ist der Verlegeplan ausschlaggebend. Moderne Freizeitbäder gestalten zunehmend ihre Duschan-lagen in Halbkreisform (Bild 10.44). Für den Wandbereich stellt diese Gestaltung optisch eine gelungene Lösung dar, bei der Belagseinteilung des Bodens können sich leicht Probleme ergeben. Bei mehreren Bodenabläufen haben die Entwässerungskränze keine einheitliche Anordnung und Einbettung in den übrigen Bodenbelag sowie unterschiedliche Kranzbreiten. Funktionell betrachtet bieten diese Ausführungen keine Nachteile, optisch betrachtet entsteht ein unruhiges Belagsbild, über dessen gestalterischen Anspruch man sehr geteilter Meinung sein kann.

Bild 10.44: Duschtempel, Kaiser-Friedrich-Therme Wiesbaden

In Schwimmbädern, Freizeitbädern und Wellnessanlagen müssen alle Duschanlagen über barrie-refreie Zugänge zu den einzelnen Duschen verfügen. Barrierefrei bedeutet, der Zugang zur bo-dengleichen Dusche erfolgt in einer Ebene ohne Aufmauerung (Bild 10.45).

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330 10 Herstellen von Belägen im Schwimmbadbereich

10

Bild 10.45: Barrierefreie Dusche mit Spritzschutz

Um „Überschwemmungen“ nach dem Duschen zu vermeiden, muss das im Duschbereich ange-ordnete Gefälle stark genug sein, um das anfallende Wasser zügig über die Fußbodenentwässe-rung abzuführen. Der einzelne Duschbereich umfasst eine Fläche von ca. 1,20 m × 1,20 m, mittig befindet sich die FE, zu der Gefälle von den Rändern 2 % beträgt. Vorraussetzung für ein gleichmäßiges Gefälle ist ein exakt ausgeführter Estrich. Da es sich bei den Duschen um relativ kleine Einzelfelder handelt, ist es am günstigsten, den Estrich trichterförmig aufzuziehen (Bild 10.55). Die fertig verdichtete Estrichschicht muss an der FE genau auf Höhe des Flansches liegen, um an dieser Stelle einen nahtlosen Abdichtungsanschluss zu gewährleisten. Eine einfachere Lösung bieten einige Hersteller mit einem vorgefertigten Styrodurkörper, der komplett mit der FE in Estrichhöhe eingebaut wird.

10.8.4 Anlegen und Herstellen eines Gefällebodens

Fußbodenkonstruktionen, die der Feuchtigkeitsbeanspruchungsgruppe 0 entsprechen, erhalten keine Bodenentwässerung, werden also waagerecht ausgeführt.

Bild 10.46: FE ohne Fliesenkranz

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10.8 Technologischer Ablauf 331

10

Bild 10.47: Entwässerung über Rinne, Edelstahlrost

Bei Böden der Beanspruchungsgruppen 1 und 2 muss ein Gefälle in Richtung der Bodenentwäs-serung ausgeführt werden. Prinzipiell werden zwei Arten der Entwässerung unterschieden: Sam-meln und Ableiten des Wassers über eine oder mehrere Rinnen oder eine direkte Ableitung zu einem Punkt – der Fußbodenentwässerung (Bilder 10.46 und 10.47). Für die Entscheidung für eine der beiden Möglichkeiten spielen verschiedene Faktoren eine Rol-le: Planung des Architekten, gestalterische Wünsche, Wasseranfall und Zügigkeit des Ableitens, konstruktive Gegebenheiten und Funktion des betreffenden Raumes.

- Abdichtung- Flansch- Öffnungen

Bild 10.48: Schnitt Rinnenentwässerung

Bild 10.49: Rinne am Beckenumgang

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332 10 Herstellen von Belägen im Schwimmbadbereich

10

Das Gefälle wird in der Regel als Flächengefälle rechtwinklig zur Wand angegeben.

Die Größe des Gefälles ist abhängig von: – der Oberflächenstruktur des Belagsmaterials: glatte Oberfläche 1–2 %, profilierte Ober-

fläche 2–3 % – der Lage des Bodens: Innenbereich 1–2 %, Außenbereich 2–3 % – der anfallenden Wassermenge und deren Häufigkeit: 1–3 %

Das Gefälle kann als Prozentzahl (G %) oder als Verhältniszahl (1 : n) angegeben werden (Bild 10.50). Ungeachtet von der Ausdrucksweise entspricht das Gefälle dem Verhältnis vom Höhen-unterschied ( h) zur Länge des Gefälles (l).

Der Höhenunterschied ( h) ergibt sich aus der Differenz zwischen der Höhenlage am Rand des Bodens (h1) und der Höhenlage an der FE (h2). Es gilt: h = h1 – h2.

Bild 10.50: Schnitt durch Gefälleboden

Angabe des Gefälles in Prozent: G % = h 100 %l

Angabe des Gefälles als Verhältnis: 1 h l; nn l h

Berechnungsbeispiel Am Rand soll die Höhenlage des Gefälleestrichs 7,5 cm betragen, an der Fußbodenentwässerung 3 cm. Der Abstand zwischen Wand und FE beträgt 4,55 m. Gegeben: h1 = 7,5 cm h2 = 3,0 cm l = 4,55 m Gesucht: Gefälle G in Prozent und als Verhältniszahl Lösung: h = h1 – h2 h = 7,5 cm – 3 cm h = 4,5 cm

G % = h 100 %l

Page 351: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

10.8 Technologischer Ablauf 333

10

G % = 4,5 cm 100 %455 cm

G % = 0,99 % Das Gefälle beträgt 0,99 %.

n = lh

n = 455 cm4,5 cm

n = 101,11 Das Verhältnis beträgt 1 : 101,11.

Sind die Länge der Gefällestrecke oder der Höhenunterschied bzw. die Höhe am Rand ge-sucht, kann die Grundformel wie folgt umgestellt werden:

l = h 100 %G %

h = l G %100 %

Für die Angabe als Verhältniszahl gilt analog: l = n × h

h = ln

Für die Berechnung geht der Fliesenleger dabei immer von der Mitte der FE aus. Die Seitenlän-gen bzw. der Durchmesser der FE werden bei der Gefälle- und Materialberechnung vernachlässigt. Herstellen des Gefälleestriches. Grundsätzlich muss die einzubauende Abdichtung auf der Ge-fälleschicht verlaufen, damit eventuell eingedrungenes Wasser rasch zur FE abgeführt werden kann. Nicht immer gehört der Einbau eines Gefälleestrichs zu den Aufgaben des Fliesenlegers – insbesondere nicht, wenn es sich bei Schwimmbädern um exakt durchgeplante Anlagen größeren Umfangs handelt. Dennoch sind die Kenntnisse über Gefälleestriche notwendig, nicht nur weil das Berufsbild Fliesen-, Platten- und Mosaikleger diese Fähig- und Fertigkeiten fordert, sondern auch, weil bei kleineren Aufträgen und im privaten Bereich die Ausführung eines Gefälleestriches dem Fliesenleger obliegt. Voraussetzung für die fachgerechte Ausführung einer Gefällefläche ist die gleichmäßige Neigung der Bodenfläche. Als Hilfsmittel dienen dem Fliesenleger so genannte Gefällelehren. Deren Anzahl und die Anordnung innerhalb der Bodenfläche ist abhängig von der Art der Ent-wässerung und der Lage der FEs. Nach der Vorgabe durch die Bauzeichnung, bereits vorhandene Bodenbeläge oder Wandbeläge ermittelt der Fliesenleger die richtige Höhenlage an den Rändern des Bodens. Dabei muss er die nachfolgende Konstruktionshöhe für den Bodenaufbau berück-sichtigen, um den exakten Punkt OKFF zu erreichen. Ein Gefälleboden besteht aus einer oder mehreren in sich ebenen Teilflächen. Eine ebene Fläche mit Gefälle entsteht bei einer Entwässerung über eine Rinne. Die Anzahl der Rinnen entspricht der Anzahl an ebenen Teilflächen. Bei einer FE innerhalb der Bodenfläche entstehen somit vier ebene Teilflächen.

Page 352: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

334 10 Herstellen von Belägen im Schwimmbadbereich

10

Nachfolgend werden verschiedene Anordnungen der Entwässerung und mögliche Lagen der Ge-fällelehren dargestellt. Entwässerung über eine Rinne. Die Höhenlage entlang der Rinne und die Höhenlage gegenüber der Entwässerungsrinne befinden sich in Waage. Die beiden Wände rechtwinklig zur Rinne ver-laufen im erforderlichen Gefälle. In diesem Fall ist das Anlegen von zwei waagerechten Lehren zu empfehlen. Diese werden mit der entsprechenden Höhe h1 und h2 verlegt. Die Lehren werden wie im Lernfeld 7 und 8 beschrieben mit verdichteter erdfeuchter Mischung unterfüttert. Der eingebrachte Estrich wird so im Gefälle abgezogen (Bild 10.52).

Schnitt A

A

A

A

Schnitt A

A

A A

Schnitt A

BB

Schn

itt B

BB

Schn

itt B

c) Ecklage der FE

A A

W L WL

W L L W

L

L

W

W

L

L

W

W

L

W

L

L

L L - mögliche Lage der LehreW - waagerechter Wandanschluss

a) mittige FE

b) außermittige FE

W WL L

W L L W

L L

W L L W

Grat= Fuge

f) Gefälle zu zwei Rinnen

d) Gefälle zu einer Rinne außen

e) Gefälle zu einer Rinne innen

Bild 10.51: Mögliche Gefälleanordnungen bei Entwässerung zu einem Punkt

Bild 10.52: Lage der Lehren bei Ent-wässerung über Rinnen

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10.8 Technologischer Ablauf 335

10

Die Rinne selbst kann aus Steinzeugfliesen, flach verlegten Kehlsockelfliesen oder speziellen Rinnenfliesen gestaltet werden. Die Bodenfliesen stoßen entweder direkt an die Rinnenfliesen oder liegen auf. Um einen optisch gelungenen Übergang zwischen Boden und Rinne zu erreichen, sollten für die Reihe entlang der Rinne abgefaste Bodenfliesen verwendet werden (Bild 10.53). Die Rinne muss ebenfalls mit einem geringen Gefälle zur FE erfolgen (mittig oder am Rand). Die Bodenbelagsanlage wird in Abhängigkeit von der Gesamtfläche in U- oder L-Form angelegt. Der fachgerechte Gefälleverlauf in Richtung der Rinne ist fortlaufend zu überprüfen.

SCHLECHT

SCHLECHT

Rinne

Rinne

Rinne

GUT

spitz auslaufender Streifen

trapezförmig auslaufender Streifen

kein geradliniger Fugenverlaufvom Sockel zum Wandbelag

Bild 10.53: Entwässerungsrinnen aus Formfliesen

Bild 10.54: Anpassen des Wandbelages

Für den Anschnitt der Wandfliesen zum Sockel bzw. zum Bodenbelag ergeben sich mehrere im Bild 10.54 dargestellte Möglichkeiten. Entwässerung zu einem Punkt. Unabhängig von der genauen Lage der FE innerhalb der Bodenfläche, liegen alle 4 Ränder des Bodens in Waage. Für das Anlegen der Lehren ergeben sich zwei Möglichkeiten: entweder umlaufende Lehren an den Wänden in Waage und Lehren um die FE oder an zwei gegenüberliegenden Wänden Lehren in Waage und von den beiden verbleibenden Wänden je eine Lehre rechtwinklig zur FE legen (Stichmaß) (Bild 10.51). Für die erstere Variante spricht ein leichteres, genaueres und kreisförmiges Abziehen der Estrich-fläche. An den Schnittstellen zwischen den einzelnen Estrichfeldern entstehen fließende Über-gänge, die unerwünschte Aufkantungen und Hohllagen in den Kehlen verhindern. Allerdings ist dem kreisförmigen Aufziehen durch die Länge des Richtscheites eine Grenze gesetzt, d. h.: für große Bodenflächen ungeeignet (Bild 10.55).

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336 10 Herstellen von Belägen im Schwimmbadbereich

10

Das Abziehen der Estrichfläche nach der zweiten Anordnungsmöglichkeit ist nicht nur aufwendi-ger sondern erfordert mehr handwerkliches Geschick. Ganz abzuraten ist vom Anlegen der Leh-ren in den Kehlen. Augenscheinlich ist das Anlegen unkompliziert, das Abziehen dafür umso-mehr. Außerdem entstehen in den Kehlen scharfe Übergänge. Diese sind besonders bei Fliesen und Platten über 10 cm Kantenlänge problematisch. Auszugleichen sind diese Übergänge zwar durch diagonal geteilte Platten im gesamten Gefälleverlauf, aber das dadurch entstehende Ge-samtbild entspricht nicht immer den Vorstellungen des Kunden. Egal für welche Art des Lehrenanlegens und Abziehens man sich entscheidet, im Bereich der Fußbodenentwässerung wirken sich die Differenzen zwischen den Einzelfeldern am stärksten aus. Die Gefälleflächen enden am tiefsten Punkt an einer Fußbodenentwässerung. Um diese wird im Allgemeinen ein Fliesenkranz angelegt. Liegt die FE in einer Raumecke, können maximal 2 Ränder des Raumes in Waage liegen.

Lehren aus Holzlattenoder Mörtel

Lehren aus Holzlattenoder Mörtel

Abziehlatte

Bild 10.55: Kreisförmiges Abziehen eines kleinen Gefällefeldes

Bild 10.56: Aufziehen der Ausgleichschicht

Anlegen eines Fliesenkranzes. Dieser soll die FE nicht nur optimal in die restliche Belagsfläche einpassen, sondern gerade an der Entwässerungsstelle einen zügigen und vollständigen Wasserab-lauf ermöglichen. Können die Flüssigkeiten (Duschwasser, Reinigungswasser usw.) nicht unge-hindert ablaufen und bleiben auf der Belagsfläche stehen, stellt das eine starke Minderung des Gebrauchswertes dar. Außerdem sinkt in diesen Bereichen die geforderte Trittsicherheit.

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10.8 Technologischer Ablauf 337

10

Der Fliesenkranz soll die Entwässerung gleichmäßig und mit einem zusätzlichen Gefälle einfas-sen. Die Kranzfliesen werden mit einer Neigung von 5 bis 10 mm zwischen FE und Bodenbelag verlegt. Die Breite des Kranzes beträgt im Allgemeinen eine halbe oder eine ganze Plattenbreite. Zusätzliches Gefälle wird durch Gehrungsschnitte an den Kranzecken ermöglicht. Bei kleinformatigen Fliesen oder Platten können die Eckfliesen des Kranzes auch ausgeklinkt werden (Bilder 10.57–10.62).

Bild 10.57: Fliesenkranz im Fugenschnitt

Bild 10.58: FE ohne Kranz mittig in der Bodenfliese

Bild 10.59: Fliesenkranz ohne Fugenschnitt

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338 10 Herstellen von Belägen im Schwimmbadbereich

10

Bild 10.60: Asymmetrische Anordnung der FE

Bild 10.61: FE im Diagonalboden

Bild 10.62: Anordnung ohne Fugenschnitt

Als optimales Belagsmaterial erweisen sich Mosaike. Neben dem hohen Fugenanteil, der für eine gewisse Trittsicherheit sorgt, werden Grate und Kehlen im Gefälleestrich gut ausgeglichen und der Anschluss zur FE kann einfach und situationsbedingt angepasst werden.

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10.8 Technologischer Ablauf 339

10

Unter Umständen kann es erforderlich sein, den Bodenbelag nach der FE und den darum befindli-chen Entwässerungskranz auszurichten. Bei FEs, die im Blickfang liegen oder bei mehreren gleichgroßen Gefälleflächen, wie z. B. bei Beckenumgängen, können die FEs ausschlaggebend für die gesamte Belagseinteilung sein.

10.8.5 Trennwandsysteme

Es ist notwendig, einzelne Bereiche von einander durch Trennwände abzuteilen. Das kann bei Einzelduschen, Waschkabinen, Toilettenkabinen und Umkleidekabinen der Fall sein. In den letz-ten Jahren haben sich immer mehr Trennwände aus Kunststoff beschichteten Bauplatten durchge-setzt. Auch deren Eigenschaften können mühelos mit denen keramischer Trennwände konkurrie-ren: Sie sind Platz sparend wegen ihrer geringen Dicke von 3 cm bis 5 cm, sie sind pflegeleicht, feuchtigkeits- und wasserdampfbeständig, hygienisch unbedenklich, besitzen trotz der geringen

Bild 10.63: Trennwände aus Kunststoff

Dicke eine gute Standsicherheit und sie sind universell und leicht zu montieren. Es ist zu erwäh-nen, dass der Arbeitsaufwand für das Aufstellen von keramischen Trennwänden vergleichsweise höher ist, als bei nichtkeramischen Trennwandsystemen. Die Höhe der Trennwände variiert je nach Funktion zwischen Sicht- und Deckenhöhe. In der Praxis kommen drei verschiedene Arten von keramischen Trennwandsystemen zum Einsatz: a) Trennwände, die vor Ort gefliest werden Sie bestehen aus einem vorgegebenen Kern, der im Rohzustand aufgestellt wird und anschließend im Dünnbettverfahren gefliest wird. Der Kern kann aus verschiedenen Materialien bestehen (Gipsbauplatten, Porenbeton, Styrodurplatten). In jedem Fall sind ein aussteifendes Ständerwerk und eine feste Einbindung in die Wand notwendig. Vor einigen Jahren waren auch Trennwände mit einem Rabitzkern üblich, sie werden heute beim Ersteinbau nicht mehr verwendet. Durchge-setzt haben sich hauptsächlich Trennwände aus Styrodurplatten. Der Fliesenleger kann diese selbständig aufstellen und individuell den Raummaßen anpassen. Anschließend werden vom Fliesenleger die Belagsarbeiten an der Trennwand ausgeführt. Beim Aufstellen ist auf einen si-cheren und festen Stand und ausreichende Verankerung der relativ leichten Wände zu achten. Die Winkligkeit der Trennwände ist während des Aufstellens regelmäßig zu überprüfen und gegebe-nenfalls zu korrigieren. Zur Erhöhung der Biegesteifigkeit werden bereits werkseitig auf die Sty-rodurplatten auf beiden Seiten Glasfasergitter aufgespachtelt. Im Bedarfsfall kann der Fliesenle-ger diesen Arbeitsgang auf der Baustelle eigenständig ausführen. Nach entsprechender Trocken-

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340 10 Herstellen von Belägen im Schwimmbadbereich

10

zeit folgt der Auftrag der Grundierung das Verfliesen der Trennwand mit einem hydraulischen (möglichst flexiblen) Dünnbettmörtel (Bild 10.64). Die benötigten Zusatzteile wie Türzargen, Anschlussprofile, Fußstützen und Befestigungsmaterial werden vom Hersteller angeboten und mitgeliefert. Ebenso eine ausführliche und anschauliche Anleitung für das fachgerechte Aufstellen der Trennwandsysteme. In der Praxis werden die gän-gigen System nach ihrem Hersteller bezeichnet: Firma Wedi, Firma Lux.

Bild 10.64: Geflieste Trennwandanlagen b) Trennwände, die als Fliesenschale geliefert werden Im Gegensatz zu den leichten Trennwände aus einem Bauplatten-Kern wird bei Trennwänden die-ses Systems nicht der Kern, sondern die komplette Trennwand aufgestellt. Die einbaufertige ge-flieste Trennwand wird beim Hersteller maßgenau bestellt und als komplette meist 2 m2 große Tafel geliefert. Der Kern der Tafel besteht aus Stahlbeton, was der Trennwand eine gute Stabilität verleiht. An den Stirnseiten der Tafeln befinden werkseitig eingearbeitete Schraubverbindungen, die ein müheloses Aufbauen und vor allem ein zerstörungsfreies Abbauen der Elemente ermögli-chen. Dieses System wird als Kerapid-Trennwand-System bezeichnet. Sie haben eine Dicke von 35 mm bis 47 mm und können bodenbündig, auf Trennwandstützen oder hängend eingebaut wer-den. Eine andere Form sind Waprotec-Systeme, bei denen die Fliesenschale „hohl“ geliefert wird und der Kern erst nach dem Einbau vor Ort mit Beton ausgegossen wird. Innerhalb der Schale werden im Werk so genannte Abstandhalter eingebaut, die für die Maßhaltigkeit während und nach dem Ausgießen sorgen. Beim Transport und Aufstellen muss der Fliesenleger besonders sorgfältig arbeiten, weil die Tafeln durch den Querschnitt, das Eigengewicht und das Format extrem bruch-gefährdet sind. Die Tafeln müssen senkrecht stehend transportiert und gelagert werden. In den vergangenen Jahren haben sich die Hersteller zum großen Teil darauf spezialisiert, die Trennwandsysteme durch werkseigene Techniker aufstellen zu lassen. Wird dieser Service ange-boten, sollte der Fliesenleger auf keinen Fall darauf verzichten.

Page 359: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

10.8 Technologischer Ablauf 341

10

Trotzdem bleibt die Verfliesung der Kabinen-Rückwände die Aufgabe des Fliesenlegers. Da die Trennwände auf Grund der notwendigen Stabilität in einen ca. 1 cm tiefen Wandschlitz einge-schoben werden müssen, richtet sich die Belagseinteilung der einzelnen Kabinen nach diesen Vorgaben. Wenn es zum Aufgabenbereich des Fliesenlegers gehört, die Stemmarbeiten auszufüh-ren, muss er unbedingt darauf achten, dass der bzw. bei Reihenanlagen die Schlitze absolut lot-recht verlaufen. Ist das nicht der Fall, treten erhebliche Problem mit der Passgenauigkeit auf. Außerdem muss zur Breite der Trennwand 4 mm bis 6 mm addiert werden, damit nach dem Ein-bau beidseitig eine gleichbreite Lotfuge entsteht. Ebensolche Sorgfalt ist bei der Belagseinteilung und Ausführung geboten. Die Rückwände der Kabinen werden symmetrisch eingeteilt – unter Berücksichtigung der Lotfuge. Der Verlauf der Lagerfugen muss in allen Kabinen, also über die gesamte Breite der Rückwand in einer gleich bleibenden Höhe verlaufen, ungeachtet der Schlitzstreifen. Durchgesetzt hat sich in der Vergangenheit die fußfreie Aufstellung. Das heißt, die Trennwände stehen auf zwei bis drei Stützen ca. 15 cm über dem Boden. Die Stützen werden mit 3 bis 4 Dü-beln im bereits fertig ausgeführten Bodenbelag befestigt und mit einer Manschette verkleidet. Diese Variante ist wesentlich einfacher auszuführen, pflegeleichter und hohen hygienischen An-forderungen entsprechend. Werden bodengleiche Trennwände gefordert, erfolgt der Einbau im Prinzip wie an der Rückwand. Vor den Bodenbelagsarbeiten werden die Stützen für die unteren T-Profile aufgestellt. Als Hö-henvorgabe gilt: OKFF plus 2 mm, damit die gesamte Bodenfläche durchgefliest werden kann. Das bedeutet, die Bodenfläche wird unabhängig von den Trennwänden eingeteilt. Der geplante Zwischenraum von 2 mm wird anschließend als Anschlussfuge elastisch ausgebildet. c) Gemauerte Trennwände Für stärkere Beanspruchungen oder auf Kundenwunsch können auch Trennwände aus grobkera-mischen Trennwandsteinen gemauert werden. Diese Steine sind beidseitig glasiert und entspre-chen in ihren Abmessungen einem dünnformatigen Langlochziegel mit den Abmessungen 24 cm × 11,5 cm × 5,2 cm (Bild 10.65). Eine bessere Stabilität der Wände wird durch eingelegte Stahldrähte mit dem Durchmesser von 3–4 mm in jeder Lagerfuge – und bei freistehenden Wänden auch in den Stoßfugen – erreicht. Für einen stabilen Anschluss an bestehende tragende Wände sind entweder Wandanker aus Flach- oder Rundstahl oder ein Wandschlitz notwendig. Wieder im Trend liegen an Stelle der grobkeramischen Steine die aus den 70er Jahren des ver-gangenen Jahrhunderts bekannten Glasbausteine (Bild 10.67). Der Vorteil dieser Steine besteht neben dem subjektiven Gefallen in der besseren Belichtung des Raumes. Da das Material Glas einen hohen Wärmeausdehnungskoeffizienten besitzt und die Glasbausteine über eine hohe Bie-gesteifigkeit verfügen, muss auf einen allseitigen elastischen Anschluss an bestehende Konstruk-tionsteile (Boden, Wand, Decke) geachtet werden. Realisiert wird diese Forderung in der Praxis durch Moosgummistreifen mit geringer Zusammendrückbarkeit. Starre Anschlüsse führen unwei-gerlich zur Rissbildung über die gesamte Wandfläche. Aus diesem Grund müssen auch große Wandflächen aus Glasbausteinen in einzelne Teilflächen unterteilt und elastisch verbunden wer-den (Bild 10.66). Auch bei diesem Trennwandsystem ist eine bodenfreie Ausführung möglich. In diesem Fall wer-den die Wände ebenso auf Fußstützen gestellt. Die unterste Reihe der Trennwand wird auf einen T-Träger gemauert. Das Einrichten der Stützen, Profile und Türzargen ist etwas aufwendig und bedarf handwerklichen Geschickes. Zu empfehlen ist das gemeinsame Arbeiten von mindestens zwei Fliesenlegern. Wenn die Profile und Zargen maß-, lot- und fluchtrecht aufgestellt und gegen Verrutschen gesichert wurden, kann mit dem Mauern begonnen werden.

Page 360: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

342 10 Herstellen von Belägen im Schwimmbadbereich

10

24

5

11,5

elastischer Streifen

Folie

L- Profilsenkrechter Draht

waagerechter Draht

Glasstein

WandanschlussDeckenanschluss

Bodenanschluss

Betonauflager

Gleitschicht aus Folie

Bild 10.65: Trennwandstein Bild 10.66: Schnitt Trennwand

Bild 10.67: Trennwand aus Glasbausteinen

Page 361: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

10.8 Technologischer Ablauf 343

10

Besondere Aufmaßregeln gelten für Trennwandsysteme: 1. Die Trennwände werden nach ihrem tatsächlichen Maß (Fertigmaß) aufgemessen 2. Trennwände werden einseitig abgerechnet 3. Trennwände, Türstürze, Vorlagen werden in m2 abgerechnet 4. Türzargen und Fußstützen werden in Stück abgerechnet 5. Schlitze gehen im Wandbelag auf

Um das Aufmaß und die Abrechnung möglichst einfach zu gestalten, sollten zuerst die Trenn-wände aufgemessen werden. Anschließend wird die gesamte Front aufgemessen (Länge × Höhe ohne Fußstützen). Von der Frontfläche werden die lichten Türöffnungsmaße abgezogen. Diese Vorgehensweise ist umso einfacher, wenn sich über den Türen noch eine geflieste Fläche befin-det. Diese wird als Sturz bezeichnet und ist meistens 15 cm bis 30 cm hoch. Beispiel: Die Trennwandanlage (Bild 10.68) ist fachgerecht aufzumessen und abzurechnen. Die Trennwän-de wurden fußfrei aufgestellt. Beim Aufmaß vor Ort ermitteln Sie eine fertige Belagshöhe von 2,06 m inklusive Sockel.

225

BRH

90

cm

138

101

36,5

237,

5

24

201

88,5

24

24

471

376

50

50

151

181

cm

Bild 10.68: Trennwandanlage

Die Höhe der Fußstützen beträgt 10 cm, die Höhe des Türsturzes 15 cm. Jede Trennwand steht auf 4 Stützen, davon befinden sich 2 an den Vorlagen. Hinweis: Im Beispiel werden nur die Trennwände aufgemessen, die Positionen 4 und folgend wären in der Praxis Wandbelag, Sockel, Bodenbelag, Dehnungsfugen. Kursiv sind zur Verdeutlichung der Rechenschritte näher erläutert. In der Praxis entfallen diese Erläuterungen. Position 1: Trennwand STG 15 × 15 Position 2: Türzargen Position 3: Fußstützen

Page 362: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

344 10 Herstellen von Belägen im Schwimmbadbereich

10

Tabelle 10.6 Position Bezeichnung Stück

+/– Abmessungen

Länge / Breite / Höhe Messgehalt Abzug Reiner Mess-

gehalt 1 Trennwand

Tw einzeln Front gesamt

Türen ohne Sturz und Stütze

4 1 4

1,51 × 1,96 4,71 × 1,96 0,76 × 1,81

11,84 9,23

5,50

15,57 2 Türzargen 4 3 Stützen 14

10.9 Ermitteln des Materialbedarfes

10.9.1 Gefälleboden zu einer Rinne

Die Estrich- oder Mörtelfläche (bei Arbeiten im Dickbett) weist einen gleichmäßigen trapezför-migen Querschnitt auf. Daraus resultierend gilt für die Volumenberechnung folgende Vorge-hensweise:

Volumen = Grundfläche × Höhe Stellt man den Gefälleboden auf den „Kopf“ entsteht folgendes Bild: Die Grundfläche ist die Trapezfläche des Bodens, die Höhe entspricht der Länge des Bodens (Bild 10.69). Volumen = Trapezfläche × Länge des Bodens

Volumen = 1 2h h l L2

a) Gefälle zu einer Rinne b) Gefälleboden auf den „Kopf gestellt“. So ergibt sich ein gleichförmiger Querschnitt (Trapez) Bild 10.69: Gefälleboden

Page 363: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

10.9 Ermitteln des Materialbedarfes 345

10

Beispielaufgabe: In einer Duschkabine mit den Abmessungen von 2,25 m × 2,80 m erfolgt die Entwässerung über eine Rinne entlang der kürzeren Wand. Die Estrichdicke beträgt an der FE 4,5 cm an der gegenüberliegenden Wand 6,5 cm. Zu ermitteln ist der Bedarf an Sand und Zement für einen fachgerecht ausgeführten Estrich. Gegeben: h1 = 6,5 cm h2 = 4,5 cm l = 2,80 m L = 2,25 m

Gesucht: Sand in m3, Zement in Säcken bei EF = 1,4 und MV 1 : 4 Lösung: Volumen nass = Grundfläche (Trapez) × Höhe (Länge des Bodens)

Volumen nass = 1 2h h2

× l × L

Volumen nass = 0,065 cm 0,045 cm2

× 2,80 m × 2,25 m

Volumen nass = 0,346 m3 Volumen trocken = Volumen nass × EF Volumen trocken = 0,346 m3 × 1,4 Volumen trocken = 0,485 m3 Anteil an Zement = Volumen trocken: Anteile aus MV Anteil an Zement = 0,485 m3 : 5 Anteil an Zement = 0,0970 m3 Säcke = Anteil in m3 × 1000 l pro m3 : 21 l pro Sack Säcke = 4,6 Säcke, entspricht 5 Säcken Anteil an Sand = Anteil an Zement × Sandanteile aus MV Anteil an Sand = 0,0970 m3 × 4 Anteil an Sand = 0,388 m3 Der weitere Materialbedarf wird analog zu den bereits in den Lernfeldern 7 bis 9 beschriebenen Arbeitsschritten ermittelt. Will man den Materialbedarf absolut exakt berechnen, muss bei der Belagsfläche und dem Um-fang das Gefälle berücksichtigt werden. Die Schräge wird mit dem Satz des Pythagoras bestimmt. Das Ergebnis ist zwar mathematisch korrekt, unterscheidet sich aber nur unwesentlich von der vorgegebenen Länge und sollte unter dem Aspekt der Praxistauglichkeit auch vernachlässigt wer-den. Allein durch Aufrunden und das Bestellen handelsüblicher Mengen werden diese Abwei-chungen berücksichtigt.

10.9.2 Gefälleboden zu einem Punkt

Die Estrichfläche verfügt nicht über eine homogene Querschnittsfläche. Es gibt verschiedene Lösungsmöglichkeiten, von denen die vorgestellte Lösung die Praxisnaheste ist. Vom Gesamtvolumen des Bodens (ausgehend von der Höhenlage am Rand) wird das fehlende Volumen der trichterförmigen Vertiefung abgezogen. Diese Vertiefung besitzt die Form eines Pyramidenstumpfes. Wie schon erwähnt, soll die Berechnung praxisbezogen sein, deshalb werden

Page 364: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

346 10 Herstellen von Belägen im Schwimmbadbereich

10

die Abmessungen der FE vernachlässigt und der verbleibende Trichter bekommt die Form einer Pyramide. Die Höhe der Pyramide entspricht der Höhendifferenz h, die sich aus Der Höhenlage am Rand und der an der FE ergibt (Bild 10.70).

h1

Hpy

h2r

Bild 10.70: Gefälle zu einem Punkt

Volumen des Gefälleestrichs = Gesamtvolumen – Pyramidenvolumen Volumen = Vges – Vpyr

Volumen = l × b × h – l b h3

Beispielaufgabe: In einer Duschkabine mit den Abmessungen von 2,75 m × 2,90 m erfolgt die Entwässerung über eine mittig angelegt FE. Die Estrichdicke beträgt an der FE 4,0 cm an der gegenüberliegenden Wand 7,0 cm. Zu ermitteln ist der Bedarf an Sand und Zement für einen fachgerecht ausgeführten Estrich. Gegeben: h1 = 7,0 cm h2 = 4,0 cm l = 2,75 m L = 2,90 m Gesucht: Sand in m3, Zement in Säcken bei EF = 1,4 und MV 1 : 4 Lösung: Volumen nass = V ges – V pyr

Volumen nass = l × b × h – l b h3

Volumen nass = 2,75 m × 2,90 m × 0,07 m – 2,75 m 2,90 m 0,03 cm3

Volumen nass = 0,558 m3 – 0,079 m3 Volumen nass = 0,478 m3 Volumen trocken = Volumen nass × EF Volumen trocken = 0,478 m3 × 1,4 Volumen trocken = 0,669 m3 Anteil an Zement = Volumen trocken : Anteile aus MV

Page 365: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

10.10 Aufgaben und Projekte 347

10

Anteil an Zement = 0,669 m3 : 5 Anteil an Zement = 0,134 m3 Säcke = Anteil in m3 × 1000 l pro m3 : 21 l pro Sack Säcke = 6,38 Säcke, entspricht 7 Säcken Anteil an Sand = Anteil an Zement × Sandanteile aus MV Anteil an Sand = 0,134 m3 × 4 Anteil an Sand = 0,536 m3

Der weitere Materialbedarf wird analog zu den bereits in den Lernfeldern 7 bis 9 beschriebenen Arbeitsschritten ermittelt. Auch in diesem Fall gilt Will man das Ergebnis absolut exakt berechnen, muss bei der Belagsfläche das Gefälle berück-sichtigt werden. Die Fläche wird mittels der Mantelfläche der „nicht vorhandenen Pyramide“ bestimmt. Das Ergebnis ist zwar mathematisch korrekt, unterscheidet sich aber nur unwesentlich von der vorgegebenen Länge und sollte unter dem Aspekt der Praxistauglichkeit auch vernachläs-sigt werden. Allein durch Aufrunden und das Bestellen handelsüblicher Mengen werden diese Abweichungen berücksichtigt. Der Umfang des Raumes ergibt sich aus der Addition der einzelnen Seiten. Sollen die Längen der Kehlen bestimmt werden, wird der Satz des Pythagoras angewandt.

10.10 Aufgaben und Projekte

10.10.1 Aufgaben zur Informationsbeschaffung

1. Was bedeutet STZ UGL? Wie sind die Verpackungen gekennzeichnet?

2. Wie lautet die Einteilung der Formgebung von Fliesen und Platten nach Euro-Norm? 3. Zu welcher Gruppe nach EN gehören: Seifenschalen, Spaltplatten? 4. Erklären Sie mittels Skizze das Prinzip einer trittsicheren Bodenfliese! 5. Zählen Sie 4 mögliche Profile auf, die zur Trittsicherheit führen! 6. Wie heißen die Verschleißklassen für Bodenfliesen, welche Anwendungsbereiche gibt es

innerhalb eines Schwimmbades? 7. Beschreiben Sie den Formgebungsprozess von Spaltplatten! 8. Nennen Sie je 3 Arten von Mosaiken unterschiedlicher Größe und unterschiedlicher Mosaik-

formen! 9. Durch welche Größen wird ein Gefälle ausgedrückt? 10. Erklären Sie die Begriffe Kehle und Grat! 11. Wovon ist die Gefällestärke im Allgemeinen abhängig? 12. Geben Sie bei den in Bild 10.71 dargestellten Böden die Lage der Lehren an und begründen

Sie Ihre Entscheidung!

Page 366: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

348 10 Herstellen von Belägen im Schwimmbadbereich

10

Bild 10.71: Gefälleböden

13. Wie viele Säcke Zement und m3 Sand müssen im Mischungsverhältnis 1 : 4 und bei 33 % Auflockerung bestellt werden, um den Gefälleestrich der Reihenanlage (Bild 10.72) herzu-stellen?

1,5%

120

100

Bild 10.72: Reihenanlage

14. Ermitteln Sie alle Gefälleprozente und Verhältniszahlen des Gefällbodens im Bild 10.73 Das größte Gefälle beträgt 3,5 %.

120

70

10

80 190

10

Bild 10.73: Gefälleboden mit FE

Page 367: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

10.10 Aufgaben und Projekte 349

10

15. Geben Sie das Gefälle G des Estrichfeldes in Prozent an (Bild 10.74)!

G

95

10

95

133

10

137

Bild 10.74: Gefälle der Estrichfelder

16. Bestimmen Sie die fehlenden Größen! Der Rechenweg muss nachvollziehbar sein! a) h = 4 cm; G = 4 % b) G = 2,6 %; L = 137 cm c) G = 1,7 %; L = 96 cm; h2 = 3,5 cm

17. Auf welche Höhe muss die Lehre eingebaut werden, wenn die OK des mittig angeordneten Bodenablaufes mit ± 0,00 angenommen wird und der Boden ein maximales Gefälle von 1,5 % besitzen soll? Die Abmessungen des Bodens betragen 4,50 m × 6,70 m.

10.10.2 Projekte

Projekt 1: Schwimmbecken – Informationsbeschaffung vor Arbeitsbeginn Das Projekt bezieht sich auf das Bild 10.16 im Abschnitt 10.7.1. Bearbeiten Sie mit Ihrer Gruppe nacheinander die einzelnen Aufgabenstellungen! Tauschen Sie untereinander die Ergebnisse selbständig aus, wenn Sie Ihre Aufgaben vollständig gelöst haben. Pro Aufgabengebiet gilt ein Richtwert von 15 Minuten. 1. Zeichnungslesen a) Welche Wassertiefe hat das Becken? b) Wie dick ist die Beckenwandbekleidung? c) Welches Fertigmaß hat das Schwimmbecken? d) Was bedeutet + 0.015 = OK Wasserspiegel? e) Wie kommt dieses Maß zustande? f) Welche Tiefe hat die Stehstufe am Beckenrand? g) Wie breit sind die Markierungsstreifen der Bahnen auf dem Beckenboden? h) Aus welchem Material besteht der Übergang von Becken zum Umgang? i) Welchen Abstand haben Kopfseiten der Tauchstreifen vom Startblock? j) Wie viel Zugänge (Leitergänge) besitzt das Becken?

Page 368: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

350 10 Herstellen von Belägen im Schwimmbadbereich

10

2. Beckenschnitt Berechnen Sie die Belagsflächen des Bodens und der Wände! Ermitteln Sie den Anteil an dunkelblauen Spaltplatten für die Tauchstreifen! 3. Planung

Nennen Sie die wichtigsten Besonderheiten im Schwimmbadbau im Vergleich zu anderen Be-lagarbeiten! Welche Kriterien gehen in die Bedarfsplanung ein? In welche Einzelobjekte gliedert sich ein Schwimmbad im Allgemeinen? Nennen Sie dazu typische Anlagen! Erklären Sie die Begriffe „Oktameter-Modul“ und „Dezimeter-Modul“!

4. Beckenarten Erstellen Sie in Tabellenform eine Übersicht unterschiedlicher Schwimmbad-Arten und erläu-tern Sie jeweils charakteristische Merkmale! Warum hat sich Ihrer Meinung nach das Erscheinungsbild der Schwimmbäder in den letzten Jahrzehnten so grundlegend geändert? Was versteht man unter einem „Becken mit Hubboden“? Wozu dient dieser?

Projekt 2: Schwimmbecken Situationsbeschreibung: Sie treffen sich am Montagmorgen mit Ihren Kollegen vor dem Rohbau des Schwimmbades. Nach der Begehung beschäftigen Sie mehrere Fragen. Um Ihre mangelnden Kenntnisse vor den Kollegen zu verbergen, beschließen Sie, sich selbständig zu informieren. Sie gehen also in die Bibliothek und leihen sich verschiedene Bücher aus. Eine endgültige Klä-rung der Fragen finden Sie erst, nachdem Sie wirklich in allen Büchern das Kapitel Schwimmbad durchgearbeitet haben. Problem 1: Der Architekt sagte zu Ihrem Chef, dass wie immer das Becken von der übrigen

Hallenkonstruktion getrennt wurde. Was bedeutet das, warum wird das so geplant, wie soll das aussehen?

Problem 2: Aus Erfahrung wissen Sie, dass das Beckenwasser immer über den Beckenrand schwappt. Nur: Wo läuft es danach hin, wo kommt das „neue“ Wasser her? Außer-dem will der Chef dazu einen Bericht mit Prinzipskizze im Berichtsheft sehen.

Problem 3: Der Architekt, der Bauleiter und der Chef unterhalten sich über WU-Beton, auch die Gesellen reden mit. Wieso wissen die alle Bescheid? Welche Bestimmungen gelten denn außerdem für die Beckenkonstruktion?

Problem 4: Der Chef meint, Sie sollen vor Auftragsbeginn mit einem Kollegen alle Überprü-fungen durchführen. Doch erst nach der Probefüllung. Was ist eine Probefüllung, was muss überprüft werden? Und vor allem, was kann passieren, wenn die Über-prüfung nicht sorgfältig durchgeführt wurde?

Page 369: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

10.10 Aufgaben und Projekte 351

10

Projekt 3: Tauchbecken Problemstellung: In einer neu errichteten Wellnessanlage soll das mittig stehende Tauchbecken im Saunabereich einen keramischen Belag aus Kleinmosaik erhalten. Sie werden von Ihrem Meister beauftragt, die notwendigen Arbeiten zu planen und durchzuführen. Situationsbeschreibung: Sie erhalten von Ihrem Kollegen, der schon vor Ort war, folgende Informationen: Das Becken besteht aus WU-Beton und hat nachfolgende Abmessungen im Rohbau: innerer Durchmesser 2,20 m, äußerer Durchmesser 2,60 m, Tiefe ab OK Rand 1,80 m, Höhe des umlau-fenden Randes 20 cm (oberer Randabschluss: halbkreisförmig). Die Probefüllung wurde bereits durchgeführt. Handlungsziele: 1. Fertigen Sie zur Verdeutlichung der Problemstellung eine oder mehrere Skizzen an und geben

Sie notwendigen Maße an! 2. Ermitteln Sie den Materialbedarf für die Ausführung der Fliesenarbeiten! Kalkulieren Sie den

Brutto- und den Netto-Materialpreis! 3. Beschreiben Sie den technologischen Ablauf für die gesamten Belagsarbeiten!

Gehen Sie dabei auf alle Punkte, die von den herkömmlichen Arbeitschritten für die Belagsar-beiten abweichen, ausführlich ein! Notieren Sie zuerst alle abweichenden Arbeitsschritte, dis-kutieren Sie diese in der Gruppe und/oder fertigen Sie einen Strukturbaum an!

4. Zeichnen Sie das Tauchbecken in 3-Tafel-Projektion und bemaßen Sie das Becken fachge-recht! Wählen Sie den Maßstab und das Blattformat selbständig!

Projekt 4: Trennwandsysteme Problemstellung: Für die abgebildete Umkleidekabine soll das Aufmaß erstellt werden (Bild 10.75). Sie werden zum Aufmessen vor Ort geschickt und mit den Abrechnungsarbeiten betraut. Situationsbeschreibung: Ihre Kollegen haben die Umkleideanlage mit Wand- und Bodenfliesen im Format 20 × 20 und einem Sockel im Format 10 × 20 (auf Halbverband gesetzt) gefliest. Alle Arbeiten wurden im Dünnbettverfahren ausgeführt. Jedoch muss im Wandbereich ein Aus-gleichsputz mit einer durchschnittlichen Dicke von 15 mm und im Bodenbereich ein Ausgleich mit 7 mm ausgeführt werden. Die Trennwände wurden nach den Waprotec-System aufgestellt und in 2 cm tiefe Schlitze in der Rückwand eingepasst. Sie stehen auf jeweils vier 15 cm hohen Stützen, davon befinden sich zwei an den Längswänden und zwei unter den Vorlagen. Die Höhe der Trennwände entspricht der Belagshöhe und der lichten Höhe der Tür von 2,02 m inklusive Sockel. Handlungsziele: 1. Erstellen Sie das Aufmaß! Benennen Sie selbständig alle notwendigen Positionen! 2. Teilen Sie die Kabinenrückwand horizontal und vertikal ein! Beachten Sie die notwendigen

Breiten für die Anschlussfugen! 3. Beschreiben Sie Ihre Vorgehensweise bei der Belageinteilung der Rückwand! 4. Zeichnen Sie den Verlegeplan der Kabinenrückwand im größtmöglichen Maßstab! 5. Beschreiben Sie den Technologischen Ablauf für das Aufstellen der Trennwände!

Page 370: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

352 10 Herstellen von Belägen im Schwimmbadbereich

10

6. Planen Sie die Belagseinteilung für den Fußboden!

237,5

225

25

2457636,5

153

136413

101

138

88,5

201

25

351

2424

BRH

90 cm

Bild 10.75: Trennwandanlage

Page 371: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

11 Herstellen eines Terrassenbelages

11.1 Anforderungen an Bodenbeläge im Freien

Balkone und Terrassen sind auf Grund ihrer Lage im Freien höchsten Beanspruchungen ausge-setzt:

A) Temperaturunterschiede: Im Sommer herrschen auf Balkonen und Terrassen Temperaturen bis 80 °C. Zwischen Winter und Sommer unterliegen die Freiflächen Temperaturunterschieden von bis zu 100 Grad Kelvin. Aber auch im Sommer kann ein plötzlicher Temperaturabfall von 50 Grad Kelvin eintreten, z. B. durch ein Gewitter mit Hagel.

B) Niederschläge: Durch die ungeschützte Lage sind die Bodenflächen dem Regenwasser unge-hindert ausgesetzt. Um eine lange Lebensdauer des Belages zu erhalten, muss das Niederschlags-wasser unverzüglich und restlos abgeführt werden. Dafür gilt ein Mindestgefälle von 1 % bei Fliesen oder Platten mit einer glatten Oberfläche, bei allen anderen Belagstoffen von 2 %.

C) Frost: Ist die Terrassen- oder Balkonkonstruktion durchfeuchtet, kann Frost zu erheblichen Zerstörungen führen. Wasser vergrößert beim Gefrieren sein Volumen und kann dann sowohl beim Belagsmaterial als auch in der Unterkonstruktion zu Absprengungen führen. Ein weiteres Problem ist ein mehrfacher Frost-Tau-Wechsel innerhalb einer Winterperiode – und diesen Wechsel muss die gesamte Konstruktion möglichst über viele Jahre hinweg unbeschadet überste-hen.

D) Umwelteinflüsse wie Staub, Schmutz und Abgase: Die Ablagerung dieser Stoffe ist erst dann erkennbar, wenn sie sich in einer dickeren Schicht auf der Belagsoberfläche angesammelt haben. Im Interesse jedes Nutzers ist es, den Belag möglichst einfach und anhaltend sauber zu halten. Zugleich ist auf eine ausreichende Rutschhemmung der Fliesen und Platten – insbesondere im nassen und verschmutzten Zustand – zu achten.

E) Längenänderungen: Die Balkon- oder Terrassenkonstruktion besteht aus verschiedenen Schichten, die über eine unterschiedliche Ausdehnung bei Erwärmung bzw. Schwinden bei Ab-kühlung verfügen. Dabei können Längenänderungen von rund 2 mm pro m auftreten. Diese stoff-spezifischen Bewegungen müssen von der Belagskonstruktion schadensfrei aufgenommen wer-den.

F) Genau im Grenzbereich zwischen zwei Schichten kommt es auf Grund der unterschiedlichen Wärmedehnzahlen (Wärmeausdehnungskoeffizienten) zu Schub- und Scherspannungen. Eine starre Verbindung kann zum Reißen der Schichten und dadurch zu Schäden innerhalb der Kon-struktion führen. Um das zu verhindern, werden Trennschichten – so genannte Gleitschichten – an den kritischen Punkten angeordnet. Voraussetzung für eine konstruktiv einwandfreie und dauerhafte Ausführung ist nicht nur die Verwendung von absolut frostbeständigen Materialien, sondern ebenso deren fachgerechte Verar-beitung. Außerdem sind alle Materialien so zu wählen, dass unabhängig von den entstehenden Spannungen auf der Belagsfläche das Niederschlagswasser zügig und restlos abgeführt werden kann. Bei der Auswahl der Belagsmaterialien ist zu beachten, dass diese im Außenbereich einem erhöhten Abrieb ausgesetzt sind. Da die Ausführung dieser Arbeiten im Bauablaufplan an letzter Stelle steht, leidet die fachgerech-te Ausführung oftmals unter Zeitdruck. Dadurch entstehen Langzeitschäden, die nur mit hohem zeitlichen und materiellen Aufwand zu beseitigen sind. Jeder Fliesenleger sollte sich der besonde-ren Verantwortung bewusst sein, die bei Belagsarbeiten an Konstruktionen im Freien nötig ist.

A. Borgmeier, H. Braunreiter, Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger,DOI 10.1007/978-3-8348-9945-3_11,© Vieweg+Teubner Verlag | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2011

Page 372: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

354 11 Herstellen eines Terrassenbelages

11

Bezüglich des konstruktiven Aufbaus werden differenzierte Ansprüche an Balkone und Terrassen gestellt. Während sich Balkone als Kragplatte vor dem Gebäude befinden und einer ständigen Luftzirkulation ausgesetzt sind, befinden sich Terrassen auf einer festen Unterkonstruktion. Dabei unterscheidet man zwischen Terrassen auf Erdreich und den konstruktiv komplizierteren Terras-sen über einem beheizten Raum.

11.2 Materialien für Terrassen und Balkone

Prinzipiell müssen alle Belagsmaterialien den erhöhten Anforderungen entsprechen und zugleich aufeinander abgestimmt sein. Die Produktverträglichkeit bestimmt nicht nur die Funktionsfähig-keit der Konstruktion und deren Lebensdauer, sondern bietet dem ausführenden Fliesenleger durch den zuständigen technischen Berater Hilfe und Schutz im Schadensfall.

11.2.1 Fliesen und Platten

Bei der Auswahl geeigneter Fliesen und Platten spielen die im Abschnitt 11.1 erwähnten Anforde-rungen eine wichtige Rolle. Nicht zu unterschätzen ist nach der Festlegung für ein bestimmtes Format auch die Entscheidung für den Farbton der Fliesen oder Platten. Bei beiden Auswahlkrite-rien gibt es Grenzbereiche, bei denen die Materialentscheidung zwar nicht als falsch gilt, aber als ungeeignet. Das betrifft großformatige Fliesen oder Platten mit einer Kantenlänge über 30 cm und Belagsma-terialien in dunklen Farbtönen. Ein großes Format kann die auftretenden Spannungen nicht opti-mal aufnehmen und über die Fugen ausgleichen. Dunkle Farben absorbieren das Sonnenlicht und heizen sich stärker auf. Leider bestimmt nicht bei jedem Auftrag der Fliesenleger die Material-auswahl, gerade bei umfangreichen Projekten (Wohnungsbaugesellschaften, Bauträger) werden alle Belagsstoffe vorab festgelegt. Besonders schwierig wird es, wenn der Kunde, Auftraggeber oder Architekt seine Entscheidung dem modischen Trend anpasst und der Fliesenleger „nur“ der Ausführende ist. In den letzten Jahren kam es so nicht selten zum Verlegen von schwarzen Natur-steinplatten mit Kantenlängen von 40 cm bis 60 cm. Auch wenn der Fliesenleger diese Entschei-dung nicht zu verantworten hat, besitzt er doch die Informationspflicht und muss den Kunden auf mögliche Folgeschäden hinweisen.

Konkret gilt: – Wasseraufnahme der Fliesen oder Platten unter 3 Gewichtsprozent – Feuchtigkeitsbeanspruchungsklasse B0 – Rutschhemmung mindestens Klasse R 8 – Beanspruchungsklasse (Abrieb) Klassen III, IV oder V – Einsatz möglichst heller Farben – Keine Verwendung großformatiger Fliesen oder Platten (Ausnahme bei erdberührten Ter-

rassen!) Steinzeugfliesen nach DIN EN 14 411 mit einer Wasseraufnahme von E 3 % sind nach der Normung frostbeständig und somit für die Verlegung im Außenbereich geeignet, wenn sie der Gruppe I a (E max. 0,5 %) oder I b (E zwischen 0,5 % und 3 %) angehören. Spaltplatten werden nach der DIN EN 14 411 klassifiziert und gehören ebenfalls in die Gruppe der Wasseraufnahme I. Fliesen oder Platten der Gruppe II (a oder b) müssen dem Nachweis der Frostsicherheit durch ein Prüfverfahren unterzogen werden.

Page 373: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

11.2 Materialien für Terrassen und Balkone 355

11

Bodenklinkerplatten nach DIN 18 158 sind uneingeschränkt geeignet. Für den Bereich im Freien sollten wegen der geforderten Rutschhemmung nur unglasierte kerami-sche Fliesen und Platten (trockengepresst hergestellt) verwendet werden. Außerdem kann es bei glasierten Platten zu Beschädigungen durch den erhöhten Abrieb kommen, die letztendlich zur Zerstörung der Belagsoberfläche und in der Endkonsequenz zur Beschädigung der gesamten Bal-kon- oder Terrassenkonstruktion führen können. Die Glasurschicht ist eine dampfdichte Schicht, die die Wasserdampfdiffusion verhindert. Ist sie beschädigt – also undicht – kann eine eigentlich frost-sichere Fliese oder Platte durch Wasser, Frost und Eis geschädigt werden. Unter Umständen kann entstehendes Tauwasser nicht über die Kapillarporen der Fliesen oder Platten entweichen. Betonwerksteinplatten (DIN 18 500) sind vorgefertigte Kunststeinplatten in einschichtiger oder zweischichtiger Ausführung. Sie sind mit verschiedenen Oberflächengestaltungen erhältlich: geschliffen, poliert, gesägt, ausgewaschen, wasser- oder sandgestrahlt oder steinmetzmäßig bear-beitet (gespalten, bosssiert). Zweischichtige Betonwerksteinplatten sind unter dem Namen Ter-razzo bekannt. Der Kern dieser Platten besteht aus Beton, die Oberschicht aus einer Zement-Natursteinsplitt-Mischung. Terrazzoplatten werden mit einer geschliffenen Oberfläche angeboten. Sie sind frostsicher, abriebfest und pflegeleicht – aber nicht säurebeständig. Vorsicht ist auch bei der Rutschsicherheit angesagt, die geschliffenen Platten sind bei Nässe nicht rutschhemmend. Für Betonwerksteinplatten muss durch den Hersteller mit einem amtlichen Prüfzeugnis die Frost-sicherheit nachgewiesen werden. Außerdem ist bei der Auswahl einer geeigneten Platte auch das Zertifikat der Rutschhemmung zu berücksichtigen. Natursteinplatten sind grundsätzlich geeignet, wenn sie frostsicher sind (Klassifiziert in DIN EN 12 372). Auch bei diesen Platten ist die Frostbeständigkeit durch ein amtliches Prüfzeugnis zu be-stätigen. Als problematisch können sich Verfärbungen der Platten durch Witterungseinflüsse ge-stalten. Der Fliesenleger sollte den Bauherrn auf diese Gefahr hinweisen (siehe auch Lernfeld 14). Tiefengesteine wie Granit, Syenit oder Diorit sind hinsichtlich der Frostbeständigkeit uneinge-schränkt geeignet. Ergussgesteine – insbesondere Porphyr und Diabas – sind ebenfalls geeignet. Ablagerungs- und Umwandlungsgesteine wie Kalkstein, Sandstein oder Gneis sind nicht in jedem Fall frostsicher. Der Nachweis ist durch den Hersteller/Händler zu erbringen. Die Auswahl der Plattenoberfläche muss der geforderten Rutschhemmung entsprechen. Polierte oder fein geschliffene Oberflächen sollten nicht verarbeitet werden. Auch kalkhaltige Natursteine können im Außenbereich nur unter Vorbehalt verlegt werden, da ein späterer Algen- oder Moos-bewuchs wahrscheinlich ist.

11.2.2 Verlegemörtel und Dünnbettmaterialien

Der Verlegemörtel (Dick- oder Dünnbett) muss die ständig auftretenden Längenänderungen zwi-schen den Fliesen- oder Plattenbelag und der Lastverteilungsschicht aufnehmen. In der Praxis werden diese durch Sonneneinstrahlung und anschließende Abkühlung bzw. durch Frost in der Winterperiode entstehenden Längenänderungen oft unterschätzt. Vergleicht man den Ausdeh-nungskoeffizienten von Estrich und keramischen Material, erscheinen die Unterschiede minimal. Untersucht man aber die Werte etwas genauer, kann man leicht feststellen, dass sich die Angaben auf eine Länge von 1 m und einer Temperaturdifferenz von 1 K beziehen.

Die Längenänderung eines Baustoffes ergibt sich aus der Multiplikation der Einbaulänge l0 in m mit dem stoffspezifischen Wärmeausdehnungskoeffizienten t in mm/m K und dem Temperaturunterschied T in K.

Als Formel ausgedrückt: l = l0 × t × T.

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356 11 Herstellen eines Terrassenbelages

11

Unter normalen Bedingungen hat eine Terrasse oder ein Balkon in einer Richtung eine Länge von mindestens 3 m. Ein plötzliches Sommergewitter kann eine Abkühlung von 20 K bis 40 K auf der Belagsoberfläche verursachen. Die Konstruktion kühlt anschließend schichtenweise aus. Zunächst ist der Temperaturabfall in der Belagsschicht am größten. Der Wärmeausdehnungskoeffizient t beträgt für Stahlbeton 0,01 mm/m K, für keramische Fliesen und Platten 0,007 bis 0,008 mm/m K und für Kunststoffe (PVC) 0,08 mm/m K. Längenänderung des Betons: l = l0 × t × T (angenommene Abkühlung um 20 K) l = 3 m × 0,01 mm/mK × 20 K l = 0,6 mm Längenänderung des Belages: l = l0 × t × T l = 3 m × 0,007 mm/mK × 40 K l = 0,84 mm Daraus ergibt sich eine Differenz in den einzelnen Längenänderungen von 0,24 mm. Dieser Betrag klingt sehr klein, betrachtet man allerdings dieses Verhalten unter dem Gesichtspunkt einer wesent-lich größeren Terrasse (z. B. bei 12 m Länge) oder bei einem Temperaturgefälle zwischen der Som-mer- und Winterperiode entstehen Längenänderungen als Differenzen zwischen den Schichten von mehreren Millimetern. Diese Schub- und Scherspannungen aufzunehmen und ein Abscheren der Belagschicht zu verhindern ist auch eine Aufgabe des Verlegemörtels. Der Verlegemörtel für die Dickbettverlegung muss den allgemeinen Anforderungen entspre-chen. Die Forderung beinhaltet eine ausgeglichene Gesteinskörnung 0/4 um ein dichtes, homoge-nes Gefüge zu erreichen und die Verwendung eines Zementes mit möglichst wenig Kalkbestand-teilen um Ausblühungen vorzubeugen (siehe Tabellen 2.9–2.11 im Abschnitt 2.3.6). Dem ent-sprechen folgende Zemente: CEM II B-S, CEM II B-P und CEM III. Zusätzlich kann die Beigabe von Puzzolanen (Trassmehl) den Verlegemörtel dichter machen und somit die Feuchtigkeitswan-derung in das Belagsmaterial vermindern. Bei Fliesen und Platten mit sehr hoher Dichte spielt dieses Vermögen eine unbedeutende Rolle, aber bei Natursteinplatten ist diese Eigenschaft durch-aus erwünscht. Auf den Einsatz weiterer Zusatzmittel wie Frostschutzmittel, Abbindeverzögerer oder -beschleu-niger oder Dichtmittel sollte bei der Verlegung von Natursteinplatten verzichtet werden: Es be-steht die Gefahr von Verfärbungen. Dünnbettmörtel sind für den Außenbereich geeignet, sofern sie frostbeständig sind. Die verwendeten hydraulisch erhärtenden Dünnbettmörtel sollten auf der Basis von CEM II B-S, CEM II B-P oder CEM III B hergestellt sein. Sie müssen der DIN EN 12 004 entsprechen und die CE-Kennzeichnung besitzen. Für die Verlegung von Natursteinplatten erfüllt der so genannte „Naturstein-Kleber“ oder „Marmor-Kleber“ diese Anforderung. Dünnbettmörtel, die auch das Überschusswasser in der Mischung binden, sind für Außenbeläge besonders geeignet (C 2 nach DIN EN 12 004). Auf Grund der großen Temperaturunterschiede ist die Verwendung eines flexiblen Dünnbettmörtels (C 2 F, siehe Flexmörtelrichtline, Tabelle 2.13 im Abschnitt 2.3.8) unbedingt zu empfehlen. Der Einsatz von Reaktionsharzklebstoffen ist auf Grund seiner positiven Eigenschaften wie Haftfestigkeit, Frostbeständigkeit, chemische Bestän-digkeit ohne Vorbehalte möglich. Nachteile sind der erhöhte Arbeitsaufwand und der höhere Preis im Vergleich zu hydraulischen Dünnbettmörteln.

11.3 Terrassen auf Erdreich

Es gibt zwei Möglichkeiten, Terrassen auf Erdreich aufzubauen. In beiden Fällen ist eine Kies-schicht zwischen dem Erdreich und der Lastverteilungsschicht notwendig (Bild 11.26). Die Hohl-räume zwischen den Einzelkörnern ermöglichen eingedrungenem Wasser, sich auch bei Frost

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11.3 Terrassen auf Erdreich 357

11

ohne Absprengungen auszudehnen. Für diese Belagkonstruktion ist eine Abdichtung nicht zwin-gend notwendig.

An den Untergrund (Erdreich) werden folgende Anforderungen gestellt: – ausreichende Tragfähigkeit – gut verdichtet, also ohne zu erwartende Setzungen – frostsicher, d. h.: ausreichende Konstruktionsdicke – ebenflächig, zur optimalen Lastaufnahme und Verhinderung von Wasseransammlungen

Je nach Planungsvorgabe oder Kundenwunsch erfolgt die Verlegung auf einer zuvor hergestellten Stahlbetonplatte wahlweise im Dünnbett oder auf einer frisch aufgebrachten Mörtelschicht. Auch ist eine direkte Verlegung „frisch in frisch“ auf der Kiesschicht möglich. Die Entscheidung für eine der beiden Lösungen ist abhängig von Budget des Kunden und von der möglichen Aufbau-höhe der gesamten Terrassenkonstruktion.

11.3.1 Terrassenbelag auf einer Stahlbetonplatte Das anstehende Erdreich wird sorgfältig verdichtet und mit einem gleichmäßigen Gefälle in Rich-tung der Entwässerung abgezogen. Eine mindestens 15 cm dicke Filterkiesschicht wird in gleichmäßiger Dicke (damit auch im Ge-fälle verlaufend) aufgebracht und verdichtet. Die etwa gleich dicke Kiesschicht erhält eine was-serdurchlässige Abdeckung aus Glasvlies oder gelochter PE-Folie, um das Sickerwasser in die Kiesschicht abzuleiten. Die vollständige und rasche Ableitung ist besonders wichtig für den frost-sicheren Aufbau der gesamten Terrassenkonstruktion. Auf der Folie wird eine gleichmäßige, im Gefälle von 2 % verlaufende Stahlbetonplatte aus C 25/30 hergestellt. Die Schicht muss gut ver-dichtet und eben abgezogen werden (Bild 11.1).

Fliesen- und PlattenbelagMörtel ca. 3 cm oder Dünnbettmörtel Stahlbetonplatte >= 15 cm

wasserdurchlässige Abdeckung Kiesschicht verdichtet(Mischkies mindestens 15 cm)

Erdplanum mit Gefälle zur Entwässerung oder Dränage

Feldbegrenzungsfugeim Belag

Gefälle

Bild 11.1: Erdberührte Terrasse mit Stahlbetonplatte

11.3.2 Terrassenbelag in Mörtel auf einer Kiesschicht Im Unterschied zur Konstruktion mit Stahlbetonplatte besitzt dieser Terrassenaufbau eine dickere Kiesschicht (mindestens 30 cm) und ein dickeres Mörtelbett (ca. 5 cm). Das ist notwendig, um die Frostsicherheit zu garantieren (Bild 11.2). Der Verlegemörtel besteht aus MG III mit Puzzolanzement und einer Gesteinskörnung 0/8 im Mischungsverhältnis MV 1 : 5. Zum Spannungsabbau kann zwischen Kies- und Mörtelschicht eine perforierte Trennlage angeordnet werden. Die Belagsfugen können mit sauberen Sand oder mit einer mageren Zementmörtelmischung ver-füllt werden.

Page 376: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

358 11 Herstellen eines Terrassenbelages

11

Erdplanum mit Gefälle zurEntwässerung oder Dränage

Kiesschicht verdichtet(Mischkies mindestens 30 cm)

Gefälle

wasserdurchlässige Abdeckung

Belag aus großformatigen PlattenMörtel ca. 5 cm

Bild 11.2: Erdberührte Terrasse auf Kiesschicht

Um eine homogene Verdichtung und sichere Tragfähigkeit zu erhalten, ist es ratsam, die Kiesschicht maschinell zu verdichten und die Mischung für die Stahlbetonplatte und den Ver-legemörtel ebenfalls maschinell auszuführen. Manuelle Tätigkeiten können nicht die gefor-derte gleich bleibende Qualität garantieren.

11.4 Balkonbeläge

11.4.1 Belag auf einer WU-Beton-Tragplatte

Die Stahlbetonplatte besteht aus einem wasserundurchlässigen Beton (WU-Beton) und erfordert daher keine zusätzliche Abdichtung. Die Tragplatte kann als Kragarm oder Einfeldplatte ausge-bildet sein. Durch die statische Beanspruchung dieser Platten sind Risse nicht auszuschließen. Liegen sie im zulässigen Bereich, bedarf es keiner besonderen Sanierung. Ansonsten erfolgt die Rissbehandlung wie im Abschnitt 8.5.4 beschrieben (Bild 11.3). In beiden Fällen wäre dann für den Außenbereich eine zum WU-Beton zusätzliche alternative Abdichtung ratsam. Es kann davon ausgegangen werden, dass die Verlegung im Dünnbett erfolgt und somit das Aufbringen einer Grundierung erforderlich ist.

Bild 11.3: Sanierung von Rissen und Abplatzungen an einer Tragplatte

Page 377: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

11.4 Balkonbeläge 359

11

11.4.2 Belag auf einer Verbundabdichtung

Prinzipiell gilt: Für jeden Untergrund aus Stahlbeton und bei älteren Konstruktionen wie z. B. Stahlsteindecken, ist eine Abdichtung oberhalb des Gefälles erforderlich, die nach dem Stand der Technik als alternative Abdichtung (Streichabdichtung) ausgeführt wird. Eventuelle Unebenhei-ten werden mit einer geeigneten Ausgleichsmasse nivelliert. Besonders auf bestehenden Konstruktionen mit „Alterungserscheinungen“ ist der Einbau einer Entkopplungsmatte oder/und Drainagematte empfehlenswert, um Schäden im Belagsaufbau zu vermeiden (Bild 11.4).

Bild 11.4: Schichtenaufbau bei Verbund-abdichtung

Page 378: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

360 11 Herstellen eines Terrassenbelages

11

11.5 Terrassenbeläge über beheizten Räumen

11.5.1 Schichtenaufbau

Ein Terrassenaufbau über einem beheiztem Raum erfordert vom Planer und vom Ausführenden hohe Fachkenntnisse sowie deren sorgfältigste Umsetzung. Jede Kompromisslösung führt unwei-gerlich zu Bauschäden. Der nachfolgende Schichtenaufbau im Bild 11.5 entspricht dem Stand der Technik und bietet eine hinreichende Garantie zur Vermeidung von Bauschäden – eine fachgerechte Ausführung voraus-gesetzt.

A

B

CD

E

FJ

K

L

N

H

G

M

A Stahlbetondecke über einem beheiztem Wohnraum mit ca. 21 Grad Celsius

B Gefälleausgleich. Wenn nicht durch die Tragschicht vorgegeben, wird dieser in einer Schichtdicke von mindestens 2 cm mit 2 % Neigung ausgeführt.

C Dampfdruckausgleichsschicht in Form von offenporigen Kunststoffmatten. Diese Schicht gleicht im Winter den Dampfdruck von innen nach außen aus, indem die feuchtigkeitsgesät-tigte Luft nach außen geleitet wird. Daher ist ein unverschlossener Ausgang dieser Schicht zu sichern.

D Dampfsperre (diffusionshemmende Schicht). Die Schicht verhindert die Kondensatbildung im Taupunktbereich des Terrassenquerschnittes. Die Dampfsperre verhindert das Aufsteigen feuchter, warmer Luft aus dem Wohnraum in die Wärmedämmung zwischen Raumdecke und Terrassenaufbau. Die „gebremste“ Feuchtigkeit wird über die Dampfausgleichsschicht (C) an die Außenluft abgegeben.

Bild 11.5: Schichtenaufbau einer Terrasse über beheiztem Wohnraum

Page 379: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

11.5 Terrassenbeläge über beheizten Räumen 361

11

Um ein Eindringen von Feuchtigkeit zu verhindern, werden die einzelnen Bahnen mindestens mit 8 cm Überlappung verlegt und anschließend verklebt oder verschweißt. Vorhandene Be-wegungsfugen werden mit einer Schlaufe überbrückt. Durchdringende Bauteile, z. B. Fussbo-denabläufe, Fallrohre o.ä., werden mit einem Klebe- oder Klemmflansch wasserdicht an die Bahnenabdichtung und Dampfsperre angeschlossen. An den Rändern zum Gebäude wird die Dampfsperre über die Höhe der Dämmung hinaus ge-zogen und anschließend möglichst mit der Sickerwasserdichtung gemeinsam verklebt. Als Materialien sind Bitumenbahnen nach DIN 52 131, DIN 52 132 und DIN 52 133 (siehe Tabel-len 10.1 und 10.2 im Abschnitt 10.3.3) möglich. Aus dem Bereich der Kunststofffolien kommen hauptsächlich Polyethylen (PE), Polyvinyl-chlorid (PVC), Polyisobutylen (PIB) und Ethylencopolymerisat-Bitumen (ECB) zum Einsatz. Bei der Auswahl ist im Bedarfsfall auf die Bitumenverträglichkeit der zu verwendenden Fo-lien zu achten.

E Dämmschicht. Die Dämmstoffe werden als Platten in zwei Lagen mit Fugenüberdeckung lose oder verklebt verlegt. Zwei Lagen mit Fugenversatz sind notwendig, um das Entstehen von Wärmebrücken zu verhindern. Ist eine Trittschalldämmung vorgesehen, so liegt die Wärme-dämmschicht auf der schalldämmenden Schicht, da das Wärmedämmmaterial eine ge- ringere Zusammendrückbarkeit besitzt. Die Differenz zwischen loser und eingebauter Dicke darf bei Terrassenkonstruktionen maximal 2 mm betragen. Als Dämmmaterialien sind Schaumkunststoffe wie Polystyrol (PS-Hartschaum) als Partikelschaum oder Extruderschaum und Polyurethan-Hartschaum (PUR-Hartschaum) möglich. Faserdämmstoffe können nur bei entsprechend geringer Zusammendrückbarkeit verwendet werden. Korkerzeugnisse und ande-re organische Produkte sind nicht ohne Risiko einbaubar, da eine erhöhte Fäulnisgefahr be-steht. Am besten geeignet sind Wärmedämmschichten aus Schaumglas. Schaumglas ist nicht zu-sammendrückbar, absolut feuchtigkeitsbeständig, verrottungsfest und dampfdicht – deshalb kann auch auf die Dampfsperrschicht verzichtet werden. Allerdings sind diese eingeschränkt einsetzbar: nur, wenn keine Trittschalldämmung gefordert wird.

F Trennlage. Diese Bahn hat bei einer Lastverteilungsschicht aus Beton die Aufgabe, das Ein-dringen von Anmachwasser bzw. Zementschlämme in die Dämmung und zwischen die Fugen der Dämmplatten zu verhindern. Die Trennlage besteht aus Bitumenpappe oder Kunststofffo-lie und muss bei der Verlegung bis zur Oberkante der Lastverteilungsschicht geführt werden, um auch in diesem Bereich ein Hinterlaufen durch Zementschlämme zu unterbinden. Soll die Abdeckung direkt auf der Dämmung verlegt werden, dient die Trennlage der direkten Auf-nahme der Abdichtung. Diese wird im Heißklebeverfahren verlegt, dabei muss der Tempera-turbereich so gewählt werden, dass die Dämmmaterialien den hohen Temperaturen standhal-ten und nicht beschädigt werden, jedoch dicht verklebt sind.

G Abdichtungsschicht. Für Terrassen über einem beheiztem Raum sind alternative Abdichtun-gen allein nicht ausreichend. Es ist eine Bahnenabdichtung nach DIN 18 195 und der „Richt-linie für die Planung und Ausführung von Dächern mit Abdichtungen – Flachdachrichtlinie“ notwendig. Danach sind folgende Abdichtungsmaterialien geeignet: – R 500 N, R 500, V 13. Diese Bahnen werden in mindestens 3 Lagen auf dem Untergrund

vollflächig und mit mindestens 10 cm Überlappung verklebt. – PV 200 DD, G 200 DD, V 60 S 4, G 200 S 4, PV 500 S 5. Dabei handelt es sich um Bitu-

mendichtungsbahnen, Bitumen-Dachdichtungsbahnen und Bitumenschweißbahnen. Sie werden in zwei Lagen vollflächig verklebt oder als Schweißbahn mit einem Propanbrenner auf den Untergrund aufgeschmolzen.

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362 11 Herstellen eines Terrassenbelages

11

– Polymerbitumen-Dachdichtungsbahnen mit verschiedenen Einlagen werden in zwei Lagen versetzt und mit einer Überlappung von 10 cm kalt verklebt oder als Schweißbahn (Abkür-zung S) heiß verschweißt.

– Kunststoffdichtungsbahnen aus Polyvinylchlorid (PVC) werden einlagig zwischen Bitu-menbahnen als Schutzlagen vollflächig verklebt. Voraussetzung dafür ist eine ausgewiese-ne Bitumenverträglichkeit der PVC-Bahn. Die Stöße von 5 cm Überdeckung werden ver-schweißt. Bitumenunverträgliche PVC-Bahnen erhalten als Schutzlagen ein Polyestervlies. Die Stöße werden analog zu den PVC-Bahnen ausgeführt. Achtung: Die PVC-Bahn darf an keiner Stelle mit Bitumenmaterilaien in Berührung kommen (vgl. Tabellen 10.1 und 10.2 im Abschnitt 10.3.3).

Bei allen Bahnenabdichtungen ist darauf zu achten, dass die Stöße in Gefällerichtung ver-laufen. Damit wird insbesondere bei dickeren Abdichtungsmaterialien ein Feuchtigkeits-stau verhindert. Aus dem gleichen Grund ist auf die Ebenheit des Gefälleuntergrundes zu achten, um eine „Pfützenbildung“ auf der Abdichtung zu vermeiden. Diese würden un-weigerlich zu Ausblühungen oder Frostschäden führen.

Abdichtungen aus Epoxidharz werden immer auf die Lastverteilungsschicht aufgetragen, da bei diesem Abdichtungsmaterial im Verbund mit dem Plattenbelag gearbeitet wird. Besonders bei fehlender Aufbauhöhe und bei Sanierungen ist diese Variante mit einer Schichtdicke von weniger als 1 mm eine günstige Lösung. Der saubere, staubfreie, tragfähige und ebene Unter-grund mit ausreichendem Gefälle von 2 % erhält zuerst eine Grundierung auf Epoxidharzba-sis. Die eigentliche Abdichtung erfolgt im Anschluss in zwei Lagen. Dabei wird jede Schicht nach dem Auftrag mit Quarzsand abgesandet. Diese Schicht bietet eine bessere Oberflächen-haftung. Die Eignung aller Materialien für Terrassen sollte durch ein amtliches Prüfzeugnis nachgewiesen werden.

H Die Schutzlage (oder Trennschicht) besteht aus PE-Folie oder Vliesmaterialien und hat die Aufgabe, die Abdichtung vor mechanischen Beschädigungen zu schützen. Bei mehrlagigen Abdichtungen kann auf die Schutzlage verzichtet werden – bei einlagiger Ausführung jedoch nicht! Es ist auf eine wasserstaufreie Verlegung der Schutzlage zu achten (keine Falten-bildung).

J Dränschicht. Die Dränschicht soll eine zügige und rückstandfreie Ableitung des Regenwassers ermöglichen. Die Dränschicht kann aus einer ca. 4 cm dicken Kiesschicht der Gesteinskörnung 8/16 bestehen und wird mit einer perforierten Abdeckung (PE-Folie) versehen. Günstiger aller-dings ist die Verwendung von Kunststoff-Dränagematten oder – platten. Bei der Auswahl soll auf eine ausreichende Hohlraumhöhe von mindestens 5 mm geachtet werden. Besonders bei großflächigen Terrassen ist ein absolut ebener Untergrund nur schwer realisierbar, so dass es zur Wasseransammlung in der Dränschicht kommen kann. Zu diesem unerwünschten Effekt kann es auch kommen, wenn sich die Dränage in die Abdichtungsschicht eindrückt. In beiden Fällen sind Frostschäden unvermeidbar. Zur Vorbeugung ist es möglich, biegesteife Trennlagen zwi-schen der Abdichtung auf Bitumenbasis und der Dränschicht einzubringen. Die einfachere Lö-sung erfordert eine größere Aufbauhöhe und schränkt damit die Anwendung ein, kann aber un-kompliziert durch eine Dränagematte mit einer Dicke von mindestens 1 cm erreicht werden. Sollte es auf einer solchen Matte zum Stauen des Wassers kommen, bietet sich dennoch in den Hohlräumen genügend Platz, dass sich das Wasser auch bei Frost ausdehnen kann, ohne Druck auf die darüberliegenden Schichten auszuüben (Bild 11.6).

Bei der Verlegung der Dränschicht auf einer bituminösen Abdichtung muss die Verträglich-keit geprüft bzw. zertifiziert werden. Ansonsten ist der Einbau einer zusätzlichen Trennlage notwendig.

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11.5 Terrassenbeläge über beheizten Räumen 363

11

Sickerwasser

kein Eisdruck

Eisdruck

5 cm Estrich

5 mm Dränschicht

Abdichtung

Sickerwasser

Stauwasser

Stauwasser

5 cm

15 mm

Estrich

Dränschicht

Abdichtung

Bild 11.6: Ausreichende Dimensionierung der Drainschicht

K Die Lastverteilungsschicht wird aus einem Zementestrich C 25/30 mit einer Gesteinskörnung 0/8 in einer Mindestdicke von 5 cm hergestellt. Eine nicht statische Bewehrung aus verzinkten Betonstahlmatten (DIN 488-4: N 94, 2–3 mm Durchmesser) wird mittig in der Estrichschicht (Nullzone) verlegt. Dadurch kann die Rissbildung, die Risserweiterung und der Höhenversatz von Rissen reduziert werden. Ein faserarmierter Beton erfüllt die gleichen Anforderungen. Bei der Zusammensetzung sollte aber auf Stahlfasern verzichtet werden, da auftretende Rostspuren bis an die Belagsoberfläche durchschlagen können. Optimal ist die Verwendung von Polymerfasern. Das Bindemittel ist ein kalkarmer Zement wie CEM II B-S, CEM II B-P oder CEM III B. Der darin enthaltene geringe Portlandzementklinker und der hohe Anteil an Puzzolanen beugt Ausblühungen vor. Diese Zemente erhalten nach der Erhärtung geringe Mengen an freiem Kalk. Puzzolane bewirken außerdem eine dichtere Betonstruktur. Um das Schwindverhalten des Estrichs positiv zu beeinflussen, ist eine Feuchtebehandlung notwendig. Durch Abdecken der Estrichoberfläche kann die Lastverteilungsschicht vor zu schneller Austrocknung und damit verbundener Verformung geschützt werden. Mit der Abde-ckung erreicht man ein gleichmäßiges Trocknen und Verfestigen des Estrichs über den gesam-ten Querschnitt. Für diesen Prozess sind mindestens 28 Tage zu planen. Die Restfeuchtigkeit vor Beginn der Belagsarbeiten muss, wie in Abschnitt 8 beschrieben, bei der Verlegung im Dickbett weniger als 3 % und bei der Dünnbettverlegung weniger als 2 % bei der Messung nach der CM-Methode betragen. Die Verwendung von Schnellzementen mit einem hohen Wasserrückhaltevermögen, d. h.: mit maximaler kristalliner Wasserbindung, garantiert je nach Herstellerangaben eine Belegreife nach ca. 24 Stunden. Informationen über das Restschwindeverhalten sollten beim Hersteller eingezogen werden.

L Die Verbundabdichtung ist erforderlich, wenn die Terrassenkonstruktion nicht über eine Dränschicht verfügt. Bei vorhandener Dränschicht verhindert die Verbundabdichtung die Durchfeuchtung der Estrichschicht und beugt zugleich Frostschäden vor.

M Dünnbettmörtel: siehe Abschnitt 11.2.2

N Fliesen und Platten: siehe Abschnitt 11.2.1

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364 11 Herstellen eines Terrassenbelages

11

Bei fachgerechter Ausführung besteht die Terrassenkonstruktion aus 12 Schichten und erreicht eine Aufbauhöhe von 18 cm bis 20 cm (Bild 11.7). In der Mehrzahl der Fälle liegen die Materi-alkosten über den Lohnkosten – ein Fakt, der nicht für jeden Kunden nachvollziehbar ist. Auch nicht jeder Fliesenleger erkennt die Notwendigkeit aller Schichten an. Folgen von Kompromis-sen und Einsparungen sind unweigerlich Bauschäden, die gerade im Außenbereich eine andere Dimension erreichen, als in einem privaten Badezimmer oder bei einem Küchenpaneel.

Bedenken Sie stets: Über den Preis ärgert man sich nur einmal – über die Qualität immer!

Bild 11.7: Schichtenaufbau einer Terrasse über beheiztem Raum

11.5.2 Wandanschluss

Alle an Gebäudeteile anschließenden Abdichtungen müssen mindestens 15 cm über OKFF an den Wänden weiter geführt werden. Das bedeutet auch, dass an der Terrassentür eine Stufe von min-destens 15 cm Höhe plus Türrahmenbreite entsteht. Außerdem sind die Wände im Bereich der vertikalen Abdichtung mit Klemmschienen oder – flanschen gegen das Hinterlaufen von Feuch-tigkeit zu schützen (Bild 11.29). Soll ein barrierefreier oder ein Übergang mit geringer Höhe von der Terrasse in den Wohnraum hergestellt werden, wie das in medizinischen Einrichtungen (Krankenhäuser, Sanatorien, Pflege-

Page 383: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

11.5 Terrassenbeläge über beheizten Räumen 365

11

heime) notwendig ist, kann der Übergang im Türbereich mit einer 15 cm breiten Entwässe-rungsrinne ausgebildet werden. Die Rinne erhält als Abdeckung ein Kunststoff oder Metallrost und verläuft über die gesamte Breite der Türöffnung. Außerdem muss die Rinne einen Ablauf zur Innenentwässerung erhalten, um gerade in den kritischen Jahreszeiten einen ungehinderten Was-serablauf zu gewährleisten. Eine vollständige Entwässerung über die Dränschichten sollte nur bei mangelnder Aufbauhöhe in Betracht gezogen werden, dabei ist die größtmögliche Querschnitts-form der Dränage zu wählen. Die Dränagen können sich trotz der vorhandenen Filtermatten durch Schmutzpartikel zusetzen (Bild 11.8)! Achtung: Das Gefälle darf nicht zur Entwässerungsrinne im Türbereich führen!

Übergänge mit geringer Höhe (weniger als 5 cm) und barrierefreie Übergänge gelten als Son-derkonstruktionen und unterliegen der unbedingten Abstimmung zwischen den Planenden und Ausführenden!

Bild 11.8: Entwässerungsrinne aus Edelstahl

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366 11 Herstellen eines Terrassenbelages

11

11.5.3 Traufausbildung

A) Rinnenlose Traufausbildung Trotz der kostengünstigen Ausführung, sollte diese Art der Traufausbildung die Ausnahme dar-stellen. Das abtropfende Niederschlagswasser kann zur Vermoosung der Betonkanten führen und bei Windlast die darunter liegenden Außenwände starkem Spritzwasser aussetzen (Bilder 11.9–11.11). Werden als Randabschluss Winkelplatten verwendet, so ist unbedingt darauf zu achten, dass die Platten einen freien Überstand von ca. 5 cm besitzen, um bei den ständig vorhandenen Temperaturschwankungen Schenkelabrisse zu verhindern.

Bild 11.9: Aufkantung als Seitenabschluss

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11.5 Terrassenbeläge über beheizten Räumen 367

11

Bild 11.10: Abtropfblech

Winkelplatte

5 mm

Falsch,

größerer Überstandnotwendig

Bild 11.11: Wirkungsweise Abtropfkante: Ist der Überstand der Winkelplatte zu gering, läuft das Wasser am Gebäude entlang!

B) Traufausbildung mit Rinne Die Möglichkeit einer innen liegenden Rinne ist nur dann ohne erheblichen konstruktiven Auf-wand möglich, wenn eine flache Rinne hergestellt werden kann (z. B.: flachliegender Kehlsockel) (Bild 11.12). Bei der Planung einer solchen Konstruktion ist unbedingt der zu erwartende Was-seranfall zu berücksichtigen. Großflächige Terrassen sind daher für diese Konstruktion nicht geeignet. Die im Längsgefälle verlaufende Rinne benötigt eine Bodenentwässerung.

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368 11 Herstellen eines Terrassenbelages

11

Terrassenbelag mit FlachrinneDünnbettmörtelVerbundabdichtung auf der LastverteilungsschichtAbdeckfolieDämmung mit WinkelrandprofilStahlbetontragplatte im Gefälle

Bild 11.12: Entwässerung über eine im Gefälle verlegte Rinne aus Formfliesen Für große Terrassenflächen und eine sichere und zügige Wasserableitung ist eine außen liegende Rinne zweckmäßiger. Die Ausführung kann als handelsübliche Dachrinne oder als Kastenrinne verschiedener Formen aus Metall oder Kunststoff erfolgen und wird den bautechnischen Anforde-rungen gerecht (Bild 11.13).

Bild 11.13: Entwässerung über eine vorgehängte Rinne

11.5.4 Einbau einer Bodenentwässerung

Alle im Fachhandel erhältlichen Bodenablaufsysteme ermöglichen einen einfachen und sicheren Einbau innerhalb der Abdichtungsebene (i. d. R. Verbundabdichtung) und zugleich ein zügiges und rückstandsfreies Ableiten des Niederschlagswassers über die Gebäudeentwässerung (Bild 11.15).

Page 387: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

11.5 Terrassenbeläge über beheizten Räumen 369

11

Die Bodenablaufsysteme sind modular aufgebaut, d. h. sie sind für den jeweiligen Anwendungs-fall individuell zusammenstellbar und wahlweise als horizontale oder vertikale Entwässerung einsetzbar. Im Allgemeinen bestehen die Bodenablaufsysteme (Bilder 11.14–11.16) aus folgenden Teilen (in Aufbau-Reihenfolge): 1. Ablaufgehäuse: zum Einbau in Rohdecke oder Rohbeton, besteht aus hoch schlagfestem

Kunststoff (Polypropylen PP) 2. Distanzring: zur Aufnahme von Bewegungen bei Belägen mit Dämmschicht 3. Dünnbettaufsatz: besteht aus Ablaufrohr mit kreisförmigen Befestigungsflansch, auf dem

Flansch ist ein Vlies aufgebracht 4. Dichtmanschette: beidseitig mit Vliesgewebe beschichtet, um eine bessere Haftung des Dünn-

bettmörtels zu bewirken, wirkt außerdem rissüberbrückend und abdichtend. 5. Höhenfixierung: Kunststoffring zu inidviduellen Anpassung und Einstellung der Höhenlage 6. Bodeneinlauf: Rost aus Edelstahl (V2A-Stahl).

Bild 11.14: Schnitt Fußbodenentwässerung

– Bodenfliesen mit Anschlußfuge zur FE– Dünnbettmörtel– Verbundabdichtung– Lastverteilungsschicht >= 5cm– Dränage– Abdichtung mit ober- und unterseitiger Schutzlage an FE mit Klemmflansch dicht angeschlossen– Dämmschicht mit Mörtelrand um FE– Dampfsperre mit ober- und unterseitiger Schutzlage mit Klemmflansch am Einlaufstutzen verbunden– Stahlbetonrohdecke im Gefälle oder mit Gefälleausgleich

Bild 11.15: Schnitt Fußbodenentwässerung

Page 388: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

370 11 Herstellen eines Terrassenbelages

11

Technologischer Ablauf des Einbaus: (Bild 11.16) Bereich der Rohdecke/des Rohfußbodens: Das Ablaufgehäuse wird an die vorhandene Entwässerung innerhalb der Tragkonstruktion ange-schlossen (Bild A). Im Anschluss wird die Wärmedämmschicht verlegt und der Randdämmstreifen gestellt (Bild B). Einbau des Bodenablaufes: Zuerst wird der Bautenschutzdeckel entfernt (Bild C), danach das Ablaufrohr entsprechend des Schichtenaufbaus auf Länge geschnitten (Bild D) und in das Ablaufgehäuse eingesetzt. Zum leichteren Einbau kann Gleitfett verwendet werden. Bei Bodenabläufen in vertikaler Richtung ist der Stutzen soweit zu kürzen, dass keine Berührung zum Ablaufgehäuse besteht. Bei Bodenabläufen mit horizontalen Ablauf muss der Distanzring nach dem Einbau des Estrichs entfernt werden. Anschließend wird der Gefälleestrich eingebracht. Dabei ist darauf zu achten, dass der kreisför-mige Flansch mit den trapezförmigen Löchern bündig mit der Estrichoberkante abschließt (Bild E). Nach ausreichender Erhärtung des Estrichs wird der farbige Distanzring entfernt (Bild F), da er lediglich zur Bewegungsaufnahme der Dämmschicht dient und nach Einbau der Lastverteilungs-schicht nicht mehr erforderlich ist. Ein dichte Ebene im Bereich des Bodenablaufes wir durch das Aufkleben der Dichtmanschette (Bild G) und eine anschließende Flächenabdichtung (streich- oder spachtelbare Dichtmassen) realisiert. Besonderes Augenmerk legt der Fliesenleger auf die Anarbeitung an die Dichtman-schette: Sie muss ausreichend überlappend und vollsatt sein. Gleiches gilt für den eventuell erfor-derlichen Einbau einer Drainagematte. Als Material stehen hydraulische Dünnbettmörtel, Reakti-onsharzkleber und spachtelbare Abdichtungsmassen zur Auswahl. Verlegen der Bodenfliesen oder -platten: Der oberflächenbündige Einbau des Edelstahlrostes wird mit dem Höhenfixier-Ring ermöglicht. Der Ring wird entsprechende der Schichtenhöhe eingestellt und mit Mörtel so fixiert, dass ein Verschieben unmöglich ist und die Höhe der Abdeckung bündig mit der OKFF ist (Bild H).

A B

Page 389: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

11.5 Terrassenbeläge über beheizten Räumen 371

11

C D

E F

G H

Bild 11.16: Technologischer Ablauf des Einbaus einer Fußbodenentwässerung

Page 390: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

372 11 Herstellen eines Terrassenbelages

11

11.5.5 Geländeranschluss

Balkon- und Terrassenflächen in einer Höhe von mehr als 50 cm über der Geländeoberkante müs-sen eine so genannte Umwehrung oder Brüstung erhalten. Diese muss mindestens 90 cm hoch sein. Die Forderung erhöht sich bei Balkon- oder Terrassenlagen über 12 m Höhe auf eine Brüs-tungshöhe von 1,10 m. Auf die Befestigung der Brüstungen sollte der Fliesenleger unbedingt Einfluss nehmen, um nachträgliche Schäden an der eigenen Facharbeit auszuschließen. Direkte Verankerungen durch den Fliesen- oder Plattenbelag hindurch sind zu vermeiden, da in der Regel die Abdichtung durch die Verankerungsschrauben beschädigt wird (Bild 11.18). Nur durch die Verwendung von speziellen Dichtstoffen (kein Silikon) kann diese Schwachstelle wasserdicht geschlossen werden. Günstiger ist die Arretierung der Brüstung an der Stirnseite der Terrasse oder des Balkones direkt in der Stahlbetonplatte bzw. noch günstiger: an der Unterseite der Tragplatte (Bild 11.17).

falsch:Zerstörung aller Abdichtungendurch Ankerschrauben

möglich:Jedoch Gefahr der Beschädigungder Stahlbetonplattedurch Bohrungen unddadurch bedingte mangelndeBetondeckung

beste Variante:Günstige Verankerung durchausreichende Betondeckung.Sickerwasser kann nicht ein-dringen.Keine Beschädigung des Belagesoder der Abdichtung.

Bild 11.17: Fachgerechter Geländeranschluss

Page 391: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

11.6 Stelzlagerkonstruktionen 373

11

Bild 11.18: Nicht fachgerechte Ausführung mit Folgeschäden

11.6 Stelzlagerkonstruktionen

Fliesen- oder Plattenbeläge können sowohl auf Balkonen als auch auf erdberührten Terrassen oder auf Terrassen über genutzten Räumen als Stelzlagerkonstruktion ausgeführt werden. Der Schich-tenaufbau richtet sich nach der Konstruktionsart und entspricht im Wesentlichen den bereits be-schriebenen Querschnitten. Zur zügigen Wasserableitung kann der tragfähige Untergrund mit einem Gefälle versehen werden (Erdreich) oder auf dem Untergrund ein Gefälle angeordnet wer-den (Stahlbetonplatte). Bei einer Stelzlagerkonstruktion auf einer Terrasse über einem beheizten Raum ist der Aufbau ebenso umfangreich wie bei einer Verlegung im Dünn- oder Dickbett. Dazu gehören eine Dampfsperre aus Schaumglas oder einer Bitumenbahn mit Metalleinlage (spezielle Dampfsperrbahn), die Dämmschicht – auch als Kombination mit einer Trittschalldämmung und eine Abdichtung nach DIN 18 195-5, weil die Terrasse der Beanspruchungsgruppe B unterliegt. Zum Schutz der Abdichtung wird auch bei dieser Konstruktionsart eine Trennlage (Vlies, 2 mm dick) aufgebracht, zwingend bei einlagiger Abdichtungsschicht, nicht zwingend bei mehrfacher Abdichtung (zweilagig). Zusätzlich ist der Einbau einer Trennlage (PE-Folie) als Schutz vor Schub- und Scherkräften notwendig.

Die eigentliche Stelzlagerkonstruktion kann in zwei verschiedenen Varianten hergestellt werden: a) Stelzlager aus Kunststoff. Im Bereich des Fugenkreuzes treffen stets 4 Platten auf den

Stelzlagerteller aufeinander. b) Lagerung auf Zementmörtelbatzen. In exakt vorgegebenen Abständen werden auf der

Trenn- bzw. Schutzlage gleichgroße Zementmörtelbatzen aufgebracht, in die die Platten eingebettet werden (Bild 11.19).

Als maximale Plattengröße wird eine Kantenlänge von 40 cm empfohlen. Zusätzlich gilt bei der Verlegung von Natursteinplatten auf Grund der erhöhten Beanspruchung im Außenbereich eine Mindestdicke von 3 cm. Die Fugenbreite bei Stelzlagerkonstruktionen kann bis zu 10 mm betragen, sie ist abhängig von der Belagseinteilung (Anpassen der Fugenbreiten bei der Verlegung von ausschließlich unge-schnittenen Platten), von der Ausrichtung (z. B. Süd-West-Lage) und vom Belagsmaterial. Die Fugen werden nicht verfugt. Die Fugen bleiben entweder offen oder werden mit ungebundenen Materialien (Sand, Splitt, magere Portlandpuzzolan-Mischung) verfüllt.

Page 392: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

374 11 Herstellen eines Terrassenbelages

11

Bild 11.19: Zementmörtelbatzen im Kunststoffring

11.7 Technologischer Ablauf der Belagsarbeiten

11.7.1 Anordnen von Dehnungsfugen

Dehnungsfugen sind bei einem Belag im Freien unbedingt und in ausreichender Anzahl anzuord-nen. Sie nehmen die entstehenden Spannungen in der Belagsoberfläche auf.

Dehnungsfugen sind im Abstand von 2 m bis 5 m anzuordnen und verlaufen geradlinig (Bild 11.22). Die exakte Lage ist abhängig von der ausgewählten Belagsfarbe und dem Format, von der Intensität der Sonneneinstrahlung und des zu erwartenden Temperaturwechsels (Him-melsrichtung) und vom Grundriss der Terrasse. Die Einzelfelder nehmen die Spannungen am besten auf, wenn sie ein gedrungenes Seiten-verhältnis besitzen (Länge : Breite = 1 : 2) (Bilder 11.20–11.22). Zu allen angrenzenden Bauteilen (Gebäude, Einbauten, Geländer) ist eine Anschlussfuge an-zuordnen (Bild 11.23).

200 200101201

300

Dehnungsfuge

Bild 11.20: Verlauf der Dehnungsfuge im Türbereich

Page 393: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

11.7 Technologischer Ablauf der Belagsarbeiten 375

11

300 50

100

150

250

200

Dehnungsfuge

Bild 11.21: Verlauf der Dehnungsfugen bei gegliederter Terrassenfläche

fals

ch

ungü

nstig

fach

gere

cht

Bild 11.22: Fachgerechte Ausbildung bei Musterverlegung

WandputzSilikonfuge

Klemmprofil ausMetall oder Plastikelastische Fugendichtmasse (Silikon)

Randdämmstreifen

Dämmstoffkeil

Mörtelkeil

>=

15cm

Bild 11.23: Fugenausbildung im Bereich des Wandanschlusses

Die Tiefe der Bewegungsfugen verläuft bis auf die Trennschicht oder Dränschicht. In Abhängigkeit von der Feldgröße und dem Belagsmaterial haben die Bewegungsfugen eine Breite von 6 mm bis 12 mm.

Page 394: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

376 11 Herstellen eines Terrassenbelages

11

Die Ausführung der Bewegungsfugen erfolgt wie in Lernfeld 9 beschrieben. Zu beachten ist im Außenbereich, dass die elastischen Fugenmassen keine Abdichtungen und somit nicht wasser-dicht sind. Auf Grund der auftretenden Spannungen kann es zu Rissbildungen innerhalb der Fuge oder an den Flanken kommen. Außerdem unterliegen die Bewegungsfugen den gleichen hohen chemischen und mechanischen Einflüssen wie die gesamte Belagsfläche. Zur Informationspflicht des Fliesenlegers gehört es, den Kunden über die tatsächliche Lebens- und Funktionsdauer der Bewegungsfugen sowie deren regelmäßige Erneuerung in Kenntnis zu setzen.

Gebäudetrennfugen müssen in der Konstruktion und in der Belagsfläche an der vorgesehenen Stelle und in der vorgegebenen Breite übernommen werden – unabhängig vom Verlege-muster.

11.7.2 Belagseinteilung und Verlegen der Fliesen oder Platten

Nachdem sich der Fliesenleger von dem fachgerechten Untergrund überzeugt hat (auch Alter und Restfeuchtegehalt der Lastverteilungsschicht), kann er nach entsprechender Untergrundvorbe-handlung mit den eigentlichen Belagsarbeiten beginnen. Die Einteilung der Belagsfläche erfolgt analog zu den bereits in den Lernfeldern 8 bis 10 beschriebenen Regeln. Besonderheit bei Balko-nen und Terrassen sind die Randausbildungen. An den freien Rändern sollten nach Möglichkeit ungeschnittene Fliesen oder Platten verlegt werden, bei der Verwendung von Winkelrandplatten ist die Forderung zwingend notwendig. Der Überstand ohne Mörtel- oder Kleberhaftung im Win-kelbereich wurde bereits in Abschnitt 11.5.3 erwähnt und ist auf jeden Fall bei der Belagseintei-lung zu berücksichtigen. Im Bereich der Außenecken werden die Winkelplatten auf Gehrung geschnitten, d. h. die Platten treffen im Winkel von 45° aufeinander. Da die beiden Platten nicht „knirsch“ aufeinander stoßen, ist für eine der Belagsfugenbreite entsprechende Gehrungsfuge zu sorgen. Soll der Bodenbelag im Fugenschnitt zu den Winkelrandplatten verlegt werden, sind direkt nach den Winkelplatten die erforderlichen Ausgleichstreifen anzuordnen (Bild 11.24). Als weitere Variante wäre eine Verlegung im Halbverband möglich. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass die Innenbreite der Gehrungsplatte genau der halben Plattenbreite einer unge-schnittenen Platte entspricht (Bild 11.25). Der Halbverband kann besonders gut mit Platten im Format 11,5 cm × 24 cm realisiert werden.

11.5 24

11,5

Bild 11.24: Fries mit Gehrungsschnitt

und Überstand, Verlegung im Fugenschnitt

Bild 11.25: Fries mit Gehrungsschnitt, Verlegung im Halbverband

Page 395: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

11.7 Technologischer Ablauf der Belagsarbeiten 377

11

Innerhalb der Belagsfläche sollte jedoch auf eine Verlegung im Verband oder eine Musterverle-gung verzichtet werden. Da diverse Verlegemuster bei den Kunden gerade für den Balkon- oder Terrassenbereich sehr beliebt sind, ist diese Tatsache nicht immer einfach umzusetzen. Nur durch die Verlegung Fuge auf Fuge können die auftretenden Spannungen durch Temperaturschwankun-gen und Längenänderungen weitestgehend ausgeglichen werden. Die Belagsfugen nehmen einen Teil der Scherspannungen auf und werden über kleine Haarrisse im Fugenbereich abgebaut. Soll trotzdem der Belag im Muster verlegt werden, ist auf eine ausreichende Anordnung von Bewe-gungsfugen zu achten, und zwar ohne Berücksichtigung des Musterverlaufes. Der Fachverband für das Fliesengewerbe verweist im Merkblatt „Außenbeläge – Belagskonstruk-tionen mit Fliesen und Platten außerhalb von Gebäuden“ direkt darauf hin, dass eine regelmäßige Verlegung im Fugenschnitt zu bevorzugen ist. Außerdem sind Diagonalverlegung und das Verle-gen großformatiger Fliesen und Platten zu vermeiden. Bei Terrassen auf Erdreich kann als Alternative zum strengen geometrischen Verlauf der kerami-schen Platten dem Kunden auch eine Verlegung aus geeigneten Naturstein im Polygonverband empfohlen werden. Dabei werden die gebrochenen Natursteinplatten ohne Verband verlegt. Auf eine möglichst gleichbreite Fuge von ca. 1 cm sollte allerdings geachtet werden. Der Fliesenleger kann den Fugenverlauf mit der Auswahl und Anordnung der entsprechenden Platten regulieren. Um einen sauberen Randabschluss zu erhalten, sollten alle Platten einer geraden Kante (eventuell dafür bearbeitet) entlang der Randzone verlegt werden

Bild 11.26: Terrasse auf Erdreich (Polygonalplatten) Der Polygonverband ist jedoch nur bei erdberührten Terrassen ratsam, da bei diesem die Span-nung in Folge von Längenänderungen nicht so extrem ist, wie bei Dachterrassen oder Balkonen. Für die eigentliche Verlegung der Fliesen oder Platten ist es besonders wichtig, dass eine vollsatte Einbettung in den Verlegemörtel erfolgt – unabhängig davon, ob eine Dickbett- oder Dünnbett-verlegung ausgeführt wird. Bei der Dünnbettverlegung ist nur das kombinierte Verfahren (Buttering-Floating) anzuwenden. Eine nahezu vollsatte Verlegung kann der Einsatz eines Fließbettmörtels ermöglichen. Durch

Page 396: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

378 11 Herstellen eines Terrassenbelages

11

dessen Selbstnivellierung kann ein fast einhundertprozentig hohlraumfreies Mörtelbett erreicht werden. Für das Aufkämmen benötigt der Fliesenleger eine Mittelbettkelle, die statt der eckigen Zahnleiste eine halbrunde Zahnung besitzt. Nach der notwendigen Erhärtungszeit von ca. 24 Stunden (Herstellerangaben beachten) erfolgt die Verfugung des Belages nach den bekannten Arbeitsschritten. Bei der Verlegung im Dickbett werden zunächst die Mörtellehren auf die erforderliche Höhe und in den richtigen Gefälleverlauf gebracht (Vergleich Lernfeld 8 und 10). Der Mörtel wird entsprechend der individuellen Arbeitsleistung vorgezogen und verdichtet (MV 1 : 4 bis 1 : 5). und anschließend eine Haftschicht aus Zementschlämme (Puzzolan- oder Hochofenzement im MV 1 : 1 bis 1 : 2) aufgebracht. Möglich ist auch das Pudern der Mörteloberfläche und/oder der Plattenrückseite wie im Lernfeld 8 beschrieben. Da es sich aber bei Belagsarbeiten im Außenbe-reich um dichte und gesinterte Fliesen und Platten handelt, eignet sich der Auftrag einer Haft-schlämme besser zur gewünschten Erhöhung der Klebkraft. Außerdem ermöglicht die dünne Schicht der Haftschlämme nach dem Abbinden eine gute Lösung zur Aufnahme der Schub- und Scherspannungen.

Bild 11.27: Ausführung im Halbverband

11.7.3 Verfugen der Belagsfläche Entsprechend des gewählten Belagsmaterials kommt die Ausführung der Belagsfugen nach DIN 18 352 für alle keramischen Fliesen und Platten, die DIN 18 332 für Natursteinplatten und DIN 18 333 für Betonwerksteinplatten zur Anwendung. Als Fugenmasse sollte ein hydraulisch erhärtender Fugenmörtel mit flexiblen Verhalten nach DIN EN 13 888 gewählt werden. Die meisten handelsüblichen flexiblen Fugenmörtel besitzen zusätz-liche Vergütungen, mit denen neben der Flexibilität spezielle Eigenschaften gefördert werden: wasserfest, wasserabweisend, frostbeständig, witterungsbeständig. Beim Dickbettverfahren muss gerade im Außenbereich sichergestellt werden, dass das Mörtelbett ausreichend ausgetrocknet ist. Unter Umständen kann die Trockenzeit bis zu drei Wochen betra-gen, was sich nicht immer reibungslos mit dem Bauablauf vereinbaren lässt.

Page 397: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

11.8 Belagsschäden 379

11

Beim Dünnbettverfahren sind die Herstellerangaben der Wartezeit zu beachten (in der Regel 24 Stunden). Diese Angaben beziehen sich jedoch auf „Normalsituationen“ wie 20 °C und eine Luft-feuchtigkeit von 50 %.

Der Fliesenleger muss die örtlichen Gegebenheiten richtig beurteilen und Kenntnisse über Einflüsse besitzen, die die Trockenzeit der Belagkonstruktion verkürzen oder verlängern. Die Wartezeit ist abhängig von der Witterung, der Lage der Fläche (Nordseite/Südseite), der Luftzirkulation und zusätzlicher Baufeuchte – z. B. durch den Einbau eines Estrichs.

Der Arbeitsprozess des Verfugens erfolgt bei keramischen Belagsmaterialien wie in den Lernfel-dern 7 bis 9 beschrieben. Zu berücksichtigen ist bei Arbeiten im Außenbereich der in der DIN 18 352 vorgegebene Temperaturbereich von +5 °C bis +25 °C. Ebenfalls von größerer Be-deutung als im Innenbereich, ist das spannungsfreie Aushärten der Belagsfugen. Im Sommer sollte die Belagsfläche keinesfalls der direkten und andauernden Sonneneinstrahlung ohne ent-sprechende Nachbehandlung ausgesetzt werden. Das bedeutet, die Belagsfläche muss mit einer Plane abgedeckt werden und/oder die Fugen nach 12 Stunden angefeuchtet werden, um ein Rei-ßen der Fugen durch zu schnelles Austrocknen zu verhindern. Eine Alternative ist der Einsatz eines Schnellfugenmörtels („Schnellfuge“), der die Begehbarkeit auf 3 Stunden und die Belast-barkeit auf 12 Stunden reduziert. Die Ausführung von Belagsfugen bei Natursteinen ist im Lernfeld 14 beschrieben.

11.8 Belagsschäden

Bild 11.28: Folgeschäden bei Durchfeuchtung Bild 11.29: Stehendes Wasser erreicht

nicht die FE

Page 398: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

380 11 Herstellen eines Terrassenbelages

11

Bild 11.30: Folgeschäden einer beschädigten FE durch Korrodieren der Bewehrung in der Tragplatte

Auf Grund ihrer ungeschützten Lage und den hohen Beanspruchungen sind Balkone und Terras-sen wesentlich häufiger Schäden ausgesetzt als vergleichbare Beläge innerhalb des Gebäudes. Hauptursache der Beschädigungen ist die nicht fachgerechte Ausführung der Belagskonstruktion, die unter Nutzungsbedingungen erst richtig zu Tage tritt.

11.8.1 Spannungsrisse

Für das Entstehen von Spannungsrissen gibt es zwei wesentliche Ursachen: falsche Dimensionie-rung bzw. zu geringe Anzahl der Bewegungsfugen oder fehlende Entkopplung der Belagsschich-ten. Bei zu schmalen Bewegungsfugen können die entstehenden Spannungen ebenso wenig aufge-nommen und abgeleitet werden wie bei zu großen Abständen zwischen den Einzelfeldern. Fehler-quelle kann auch die nicht fachgerechte Übernahme von Gebäudetrennfugen sein. Auch unzurei-chende Anschlussfugen zum Gebäude und Einbauten verursachen das Reißen der Belagsfläche. Bei einer fehlenden oder falsch eingebauten Entkopplungsschicht oder fehlender Trennlage be-ginnen die Risse zuerst in der Lastverteilungsschicht und setzen sich dann in der Belagsschicht fort. Spannungsrisse können ebenfalls entstehen, wenn die Belegreife bei Beginn der Belagsarbeiten noch nicht erreicht wurde. Das Austrocknen der Lastverteilungsschicht setzt sich dann unter dem Fliesen- oder Plattenbelag fort und führt unweigerlich zum „Aufschüsseln“ der Belagsfläche. Betroffen sind die Bereiche der Anschlussfugen und alle Teilflächen in denen die Druck- und die Zugbelastung besonders hoch sind.

Page 399: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

11.8 Belagsschäden 381

11

11.8.2 Ausblühungen Ausblühungen entstehen über einen längeren Zeitraum (Bild 11.31). Voraussetzung dafür sind Poren oder Risse im Belag in ausreichender Anzahl. Ursache ist das Eindringen von Nieder-schlagswasser in das Belagsmaterial. Katalysierend wirkt der Nass-Trocken-Wechsel. Die entste-hende chemische Reaktion innerhalb der Konstruktion verursacht das Lösen der kristallinen Be-standteile aus dem Mörtel. Das Austreten der Ablagerungen in Form von weißen fleckenartigen Verfärbungen erfolgt an Stellen, an denen das Niederschlagswasser zuvor eingedrungen ist. Das Wasser verdunstet an der Belagsoberfläche und zurück bleiben die feinen Kristalle als Kruste.

Weshalb entstehen nicht an allen Belagsflächen im Außenbereich Ausblühungen? Grundlage für Ausblühungen ist das Zusammenspiel von allen genannten Faktoren: Feuch-tigkeit, Eindringendes Wasser, Abtrocknen an der Belagsoberfläche. Findet Niederschlagswasser keinen Weg in das Belagsmaterial, findet keine chemische Reak-tion statt.

Kommt es nach einer chemischen Reaktion nicht zum Trocknen der gelösten Kristalle, z. B., weil die Belagskonstruktion ständig nass oder durchfeuchtet ist, bleiben die kristallinen Stoffe gelöst und werden nicht krustig. Auch die Luftverschmutzung und der saure Regen setzen dem Belag zu – besonders dann, wenn schon Risse im Belag vorhanden sind. Das Schwefeldioxid zerstört im Zusammentreffen mit Wasser als schweflige Säure langfristig die Belagsfugen und das Mörtelbett. Auch dadurch kön-nen Ausblühungen entstehen.

Alle Ausblühungen beruhen auf mineralischen Salzen, die ursprünglich in verschiedenen Baustoffen – vom Bindemittel bis zum Anmachwasser – enthalten sind. Typische Salze sind Silikate, Alkalisulfate, Chloride und Calziumsulfate.

Beseitigen der Ausblühungen. Die weißen bis gräulichen Flecken wirken auf der Belagsoberflä-che hässlich. Um dauerhaft Abhilfe zu schaffen, muss der Belag regelmäßig der Reinigung unter-zogen werden. Bereits wenn die ersten Ausblühungen sichtbar werden, soll mit dem Abbürsten begonnen werden. Leichte Ausblühungen können so für eine begrenzte Zeit beseitigt werden, dauerhaft ist die Lösung leider nicht. Ist die Verkrustung bereits fortgeschritten und kann nicht mehr mit einer Bürste entfernt werden, ist der Einsatz eines Spachtels und/oder viel lauwarmen Wasser ratsam. Unbedingt sollte der Fliesenleger darauf achten, dass durch den Spachtel die Be-lagsoberfläche der Fliesen oder Platten nicht beschädigt wird. Ungeeignet ist daher auch die Ver-wendung von Stahlwolle (Verkratzen, Rostflecke) und von verdünnter Salzsäure (entgegen der herkömmlichen Meinung). Die Salzsäure (HCl) beschleunigt die Bildung von Chlorcalcium und somit erneuten Ausblühungen. Als vorbeugende Maßnahmen empfiehlt sich die Verwendung von Puzzolanzement, keine oder sehr wenig Zusatzmittel verwenden, Mischungsverhältnisse einhalten – insbesondere nicht zu fett, fachgerechtes Gefälle herstellen, Risse vermeiden (durch richtige Ausführung und Risssanierung in der Tragschicht).

11.8.3 Abplatzungen an Fliesen und Platten Auch bei diesen Belagsschäden liegt die Ursache beim nicht wasserdichten Belag. Hauptfehler-quellen sind: – falsche Mischungsverhältnisse und – zusammensetzungen beim Verlegemörtel oder Estrich

sowie eine unzureichende Verdichtung (Hohlstellen) (Bild 11.33)

Page 400: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

382 11 Herstellen eines Terrassenbelages

11

– Unzureichendes Gefälle und Wasserstau in der Konstruktion und auf der Belagsoberfläche (Bild 11.29)

– Nicht ausreichend angeordnete Dehnungsfugen oder zu schmale Dehnungsfugen – Bereits beschädigte Fugen (porös) – Einsatz von nicht frostsicheren Materialien, insbesondere Fliesen, Platten, Dünnbettmörtel,

Fugenmasse Sind erste Haarrisse im Belag oder den Fugen vorhanden, dringt Wasser ein, gefriert und vergrö-ßert sein Volumen im Winter. Das führt zu Absprengungen, insbesondere wenn sich dieser Vor-gang regelmäßig durch den Frost-Tau-Wechsel zwischen Tag und Nacht wiederholen. Im Sommer kommt es in der durchfeuchteten Belagskonstruktion durch die hohen Temperaturen und Sonneneinstrahlung zum starken Aufheizen des Belages und der darunter liegenden Schich-ten. Das Wasser beginnt zu verdampfen, baut Druck auf und hat nur die Möglichkeit durch die offenen Stellen zu entweichen. Diese sind nicht ausreichend und der Dampfdruck beginnt die bereits vom Winter geschädigten Fliesen oder Platten an den schwächsten Stellen abzusprengen.

Der Fliesenleger darf seine Arbeiten an Balkonen und Terrassen nur ausführen, wenn die in der DIN 18 156 geforderten Temperaturen eingehalten werden. Die angeführten minimal +5 °C beziehen sich auf den Ausschluss von Nachtfrost. Belagsarbeiten auf gefrorenem Un-tergrund, während Frost, mit gefrorenen Baustoffen oder unmittelbar vor nachfolgendem Nachtfrost sind nicht gestattet und führen in fast allen Fällen zum Verlust der Haftfestigkeit.

Bild 11.31: Umfangreicher Schaden: Versottete FE, beschädigte Fugen, Platten mit Ausblühung

Page 401: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

11.8 Belagsschäden 383

11

Bild 11.32: Schäden am Geländer-anschluss

Bild 11.33: Fehlende Haftung der Platten

Page 402: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

384 11 Herstellen eines Terrassenbelages

11

11.9 Aufgaben und Projekte

11.9.1 Aufgaben zur Informationsbeschaffung

1. Vergleichen Sie mittels Skizze die möglichen Arten von Balkonen und Terrassen! 2. Bewerten Sie die Konstruktionen unter bauphysikalischen Gesichtspunkten! 3. Beschreiben Sie die Anforderungen an Balkone und Terrassen! 4. Erläutern Sie mögliche Ursachen, die zu Belagsschäden führen können! 5. Nennen Sie 6 geeignete Belagmaterialien für Terrassen! Begründen Sie Ihre Auswahl fachge-

recht! 6. Wodurch wird das Ableiten von Regenwasser auf einer Terrasse gewährleistet? 7. Wie lauten die Mindestgefälle nach DIN? Differenzieren Sie Ihre Angaben entsprechend des

Belagsmaterials! 8. Vergleichen Sie mittels Skizzen drei mögliche Konstruktionsformen des Gefälleverlaufes! 9. Aus welchen Schichten besteht eine erdberührte Terrasse im Allgemeinen? Skizzieren Sie den

Aufbau und benennen Sie alle Schichten! 10. In welcher Richtung sollen rechteckige Platten auf Balkonen und Terrassen verlegt werden?

Begründen Sie Ihre Aussage! 11. Nennen Sie drei Konstruktionen, die bei Balkonen angewendet werden können! 12. Beschreiben Sie mögliche Ausbildungen des Balkonrandes mittels Skizze. Bewerten Sie die

Ausführungen nach Aufwand, Kosten, Lebensdauer! 13. Erklären Sie die Aufgaben einer Entkopplungsmatte und einer Drainagematte! 14. Erläutern Sie den Einbau dieser Matten! 15. Beschreiben Sie die Vorgehensweise beim Herstellen eines Balkonbelages mit Abdichtung im

Verbund! Gehen Sie dabei auch auf den Anschluss zum Wohngebäude ein! Stellen Sie den Aufbau im Schnitt dar!

16. Nennen Sie mögliche Vor- und Nachteile einer Stelzlager-Konstruktion! 17. Finden Sie Argumente für eine Kundenberatung, ob statt Fliesenbelag im Mörtelbett nicht ein

Belag auf Stelzlagern angebracht ist! Vergleichen Sie dabei Aufbau, Aufwand, Materialaus-wahl und -kosten, Lebensdauer, Pflege, Reparatur und optische Gesichtspunkte! Fertigen Sie zur Veranschaulichung eine Prinzipskizze mit Benennung aller Teile an!

18. Weshalb werden so hohe Anforderungen an einen Terrassenaufbau über beheizten Räumen gestellt?

19. Zeichnen Sie den fachgerechten Aufbau im Schnitt, benennen Sie alle Schichten und erläutern Sie die Aufgaben der einzelnen Schichten!

20. Welche (Mindest-)Anforderungen gelten dabei für: die Dampfsperre, die Dämmschicht, die Abdichtung, die Lastverteilungsschicht?

11.9.2 Projekte

Projekt 1: Terrasse in zweiachsiger Symmetrie Situationsbeschreibung: Die Terrasse des Restaurants in einem Freizeitbad befindet sich direkt über den Umkleideräumen und soll einen keramischen Belag erhalten (Bild 11.34). Problemstellung: Bei der Ortsbegehung stellen Sie fest, dass der gesamte Terrassenaufbau große Schäden aufweist.

Page 403: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

11.9 Aufgaben und Projekte 385

11

Aus diesem Grund muss ab Oberkante Rohdecke die gesamte Bodenkonstruktion neu hergestellt werden. Von Ihrem Chef erhalten Sie lediglich folgende Angaben: – Feinsteinzeugplatten 30/30/0,7 (im Randbereich 2 cm überstehend) – Randfugen 1 cm, Belagsfugen 6 mm, Dehnungsfugen 8 mm – Der Belag erhält in Längs- und Querrichtung jeweils eine Dehnungsfuge Handlungsziele: 1) Skizzieren Sie einen fachgerechten Bodenaufbau ab OK Stahlbetonrohdecke mit Wandan-

schluss an einem geraden STZ-Sockel! 2) Berechnen Sie den Materielbedarf für den gesamten Bodenaufbau ab OK Stahlbetonrohdecke! 3) Ermitteln Sie die zweiachsig symmetrische Belagseinteilung! 4) Zeichnen Sie den Verlegeplan im M 1 : 25!

+3,40

+ 3,20

2 % 22

2

60 266 60

508

Bild 11.34: Terrasse im Obergeschoss

Projekt 2: Terrasse auf Erdreich Situationsbeschreibung: Am Saunabereich einer Sport- und Tennishalle soll eine ebenerdige Ruheterrasse angelegt wer-den. Diese schließt direkt am Gebäude an und ist nach Südwesten ausgerichtet (Bild 11.35). Problemstellung: Sie werden zum Aufmaß vor Ort geschickt und sollen anschließend Konstruktion, Materialbedarf und Gestaltung planen und Ihre Vorstellungen der Geschäftsführung des Marienbades präsen-tieren. Handlungsziele: 1. Wählen Sie ein geeignetes Belagsmaterial und eine Gestaltungsvariante aus (Kundenwunsch:

Terrazzo, repräsentative Gestaltung, umlaufender Fries)!

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386 11 Herstellen eines Terrassenbelages

11

2. Entscheiden Sie sich mittels Skizze für einen fachgerechten Terrassenaufbau und begründen Sie Ihre Entscheidung! Beachten Sie dabei konstruktive Forderungen wie Ableiten des Niederschlagwassers, Gefälle und Anschlussfuge!

3. Konstruieren Sie im Maßstab M 1 : 2 einen senkrechten Schnitt durch den Terrassenaufbau mit Wandanschluss. Schraffieren, benennen und bemaßen Sie die Schichten DIN-gerecht!

4. Ermitteln Sie den Materialbedarf für die von Ihnen gewählte Konstruktion und kalkulieren Sie fachgerecht entsprechend der Materialliste!

5. Zeichnen Sie den Verlegeplan im Maßstab M 1: 10 auf DIN A3!

24

126

24

236

174251174

2455124

197 551 197

Bild 11.35: Terrasse auf Erdreich

Projekt 3: Balkon Problemstellung: Der Eckbalkon soll einen neuen Fliesenbelag erhalten. Dabei soll das Gefälle 1,5 % betragen und die Entwässerung über eine Vorhangrinne erfolgen. Fehlende Maße bitte eigenständig zu er-mitteln! Situationsbeschreibung: Der im Grundriss dargestellte Eckbalkon besteht aus einer Stahlbeton-Kragplatte mit 19 cm Dicke (Bild 11.36). Die Außenwand des Hauses ist aus 24er Ziegelmauerwerk, das mit 8 cm Hartschaumdämmung und Klinkerriemchen (24 × 5,2 × 1,0) im Dünnbett verkleidet wurde. Handlungsziele: 1. Informieren Sie den Kunden über mögliche Konstruktionen, erläutern Sie ihm dabei Vor- und

Nachteile. Entscheiden Sie sich für eine Variante und entwickeln Sie dazu den senkrechten Schnitt A-A als Skizze.

Page 405: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

11.9 Aufgaben und Projekte 387

11

2. Wählen Sie ein geeignetes Belagmaterial aus und fertigen Sie als Freihandskizze einen Verle-geplan an! Beachten Sie dabei den Verlauf von Dehnungsfugen!

3. Beschreiben Sie den Technologischen Ablauf! 4. Ermitteln Sie den Materialbedarf für die von Ihnen gewählte Konstruktion und füllen Sie

einen Lieferschein aus! 5. Konstruieren Sie den Schnitt A-A im Maßstab M 1 : 5 auf DIN A4, schraffieren, bemaßen und

benennen Sie die einzelnen Schichten! 6. Konstruieren Sie den Verlegeplan im Maßstab M 1 : 10 auf DIN A3!

Bild 11.36: Eckbalkon

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12 Bekleiden einer Fassade

12.1 Anforderungen an Fassadenbekleidungen

Im Vergleich zu Balkon- und Terrassenbelägen werden Fassadenbekleidungen noch stärker bean-sprucht. Neben den bereits bekannten erhöhten Beanspruchungen im Außenbereich aus dem Lern-feld 11 „Terrasse“ weisen Fassaden eine wesentlich größere und höhere Fläche auf, die Windlas-ten und Erschütterungen aufnehmen muss. Eine Fassadenbekleidung aus Fliesen und Platten besitzt neben der gestalterischen Funktion auch eine Schutzfunktion gegen Niederschläge, Luftverschmutzungen und dient nicht zuletzt als zu-sätzliche Wärmedämmschicht.

Bild 12.1: Fassade Hackesche Höfe, Berlin

A) Frostbeständigkeit Voraussetzung für eine frostbeständige Bekleidung ist ein den Anforderungen entsprechendes Belagsmaterial, frostbeständiger Verlege- und Fugenmörtel sowie eine hohlraumfreie Verlegung. Die Ursachen für Frostschäden in der Belagsfläche sind identisch mit denen bei Balkonen und Terrassen, die Wirkungen ebenso.

B) Temperaturbeständigkeit Das Aufheizen der Fassadenflächen erfolgt bei Sonneneinstrahlung nahezu ungehindert. Im Ge-gensatz zu Balkonen und Terrassen gibt es kaum schützende Geländer, Mauern oder Gartenbe-pflanzungen. Ein Aufheizen auf 80 °C bis 90 °C ist ohne weiteres im Hochsommer möglich. Der Belag als Ganzes und die Fliesen oder Platten im Einzelnen müssen diesen hohen Temperaturen standhalten.

A. Borgmeier, H. Braunreiter, Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger,DOI 10.1007/978-3-8348-9945-3_12,© Vieweg+Teubner Verlag | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2011

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390 12 Bekleiden einer Fassade

12

C) Temperaturwechsel Neben den ständigen Temperaturwechseln zwischen Tag und Nacht wirken plötzlich abfallende Temperaturen und das schnelle Abkühlen der Belagsoberfläche zusätzlich auf die Fassadenbe-kleidung. Durch ein rasches Abkühlen (Sommergewitter, im schlimmsten Fall mit Hagel) kommt es zum Aufbau von Spannungen durch die Längenänderungen im Form von Schub- und Scher-spannungen.

D) Feuchtigkeitsbeständigkeit Während bei einer erdberührten Ter-rasse die Feuchtigkeit nur von außen einwirkt, sind die Anforderungen an die Feuchtigkeitsbeständigkeit einer Fassade denen einer Terrasse über beheiztem Raum gleichzusetzen. Die Feuchtigkeit wirkt als Niederschlag und Luftfeuchtigkeit von außen auf die Bekleidung und aus dem Raum-inneren als Wasserdampf und Tau-wasser. Einzige Möglichkeit, einen kontrollierten Austausch der Feuch-tigkeit stattfinden zu lassen, ist die Regulierung durch die Belagsfugen. Eine zusätzliche Luftschicht inner-halb der Fassadenkonstruktion er-möglicht durch die Zirkulation eine ausreichende Trocknung.

Bild 12.2: Fassade mit Glasmosaik

E) Beständig gegen Luftverschmutzung Die ausgewählten Belagsmaterialien (Fliesen, Platten, Verlegemörtel, Fugenmörtel, Dichtmasse) müssen beständig gegen sauren Regen und alle Verschmutzungen in der Luft (z. B. Abgase) sein. Die Säuren greifen sowohl die Belagsoberfläche an, als auch das Mörtel- oder Kleberbett und kön-nen bei abgehängten und verankerten Konstruktionen zu Rostschäden an den Tragankern führen. F) Windlasten Prinzipiell übt ein auf die Fassadenfläche auftreffender Wind einen Druck auf die betroffenen Fliesen oder Platten aus. Dazu addieren sich Sogkräfte, die für Zug- und Scherspannungen sorgen, wenn die Windlasten senkrecht am Gebäude bzw. der Fassade „hinabfallen“. Es ist unbedingt notwendig, dass die Fassadenbekleidung diesen Kräften standhält. Regional sind Windlasten

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12.1 Anforderungen an Fassadenbekleidungen 391

12

unterschiedlich – ebenso wie Niederschlagsmengen – und auch die Lage der Fassade spielt bei der Beanspruchung eine wichtige Rolle (Wetterseite). Diesen unterschiedlichen Belastungen kann man durch zielgerichtete Verankerungen der Konstruktion am Gebäude am wirkungsvollsten gerecht werden. Auf Grund der klimatischen Veränderungen in den letzten Jahren mit zunehmen-den Stürmen und Orkanen gelten seit 2007 für die vier Windzonen Deutschlands neue Grenzwerte für Befestigungen der Fassadenkonstruktionen. G) Bewegungen innerhalb der Fassadenkonstruktion Für diese Bewegungen gibt es verschiedene Ursachen. Einerseits gehört das Schwinden einzelner Bauteile (Mörtel, Beton) während des Erhärtungsprozesses und unter anschließender Nutzungsbe-lastung dazu. Andererseits kann es im Laufe der Zeit zu Setzungen im Untergrund oder Funda-mentbereich kommen, die Bewegungen an der Fassade zur Folge haben. Gleichfalls führen die bereits erwähnten Temperaturänderungen zu Bewegungen in der Fassadenbekleidung. Nicht zu unterschätzen sind auch Bewegungen durch Verkehrslasten (LKW, Straßenbahn, U-Bahn, Zug-verkehr in unmittelbarer Nähe). All diese Bewegungen können nur durch ausreichend angeordne-te und genügend breit ausgeführte Bewegungsfugen aufgenommen werden. E) Wärmedämmvermögen Die Energieeinsparverordnung (EnEV) ist seit dem 1. Februar 2002 in Kraft und ersetzt die bis dahin gültige Wärmeschutz- und Heizungsanlagenverordnung. Ziel der EnEV ist es, den Energie-verbrauch zu senken und den Ausstoß von Kohlendioxid als Treibhausgas wirksam zu reduzieren. Gegenwärtig wird ein Fünftel der Kohlendioxid-Emissionen durch das Beheizen von Wohnraum verursacht und mehr als ein Drittel des Primärenergiebedarfes in Haushalten für Heizung und Warmwasser verbraucht. Bedenkt man dann noch, dass fast 75 % aller Gebäude älter als 30 Jahre sind, wird das Problem des effizienten Wärmeschutzes offensichtlich.

Der Wärmeverlust eines Bauteiles wird durch den Wärmedurchgangskoeffizienten U be-stimmt. Die Größe des Wertes gibt Auskunft über die Wirksamkeit der Dämmung und die Menge der Wärmeverluste. Je kleiner der U-Wert ist, desto besser die Dämmung und desto geringer der Wärmeverlust.

Die nachfolgende Tabelle vergleicht am Beispiel einer Außenwand den Wärmeverlust der Kon-struktion und den damit benötigten Bedarf an Heizöl und Gas.

Tabelle 12.1: Vergleich der Wärmeverluste Baujahr Wärmeverlust in W/m2K Heizöl in Litern/Gas in m3 Bis 1978 2,0 bis 1,1 21,3 bis 11,7 1978 – 1995 1,0 bis 0,5 10,6 bis 5,3 Seit 1995 Kleiner als 0,5 Weniger als 5,0

Die EnEV regelt auch die Anforderungen bei Änderungen an bestehenden Gebäuden. Unter Be-rücksichtung der einzelnen baulichen Maßnahmen an der Fassade sind die Mindestanforderungen an den Wärmedurchgangskoeffizienten einzuhalten. Dabei wird zwischen einer Dämmung an der Innenseite der Gebäudeaußenwand (innen liegende Dämmung) und einer außen liegenden Däm-mung unterschieden.

Tabelle 12.2: Abhängigkeit des Wärmeverlustes von der Lage der Dämmung Bauteil Maßnahme Wärmedurchgangskoeffizient Außenwand Innen liegende Dämmung 0,35 W/m2K Außenwand Außen liegende Dämmung 0,35 W/m2K

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392 12 Bekleiden einer Fassade

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Konkret bedeutet das, wenn eine hinterlüftete Fassade eine Wärmedämmschicht von 10 cm Dicke erhält, beträgt der U-Wert 0,32 W/m2K und der Energieverbrauch pro Jahr pro m2 Fassadenfläche ca. 3,4 m3. Wird die Dicke der Dämmung um 2 cm erhöht, ändern sich die Parameter wie folgt: U = 0,28 W/m2K, der Verbrauch sinkt auf 3,0 m3 pro Jahr und m2 Fassade. Mit Inkrafttreten der EnEV ist ein Energiepass oder Energieausweis für neu errichtete Gebäude erforderlich. Er gibt Auskunft über die energetische Qualität des Gebäudes, also Dämmung und Energiebedarf. Bei bestehenden Gebäuden war dieser Nachweis nur notwendig, wenn umfangrei-che Sanierungsmaßnahmen durchgeführt wurden oder das Gebäude erweitert wird (mehr als 50 % des Altbestandes). Im Rahmen der EU-weiten Umsetzung der EnEV und deren Neufassung ist der Energiepass seit 2007 auch für Altbauten erforderlich. Verantwortlich dafür ist der Eigentümer des Gebäudes, er muss den Ausweis bei Verkauf oder Vermietung den Interessenten vorlegen. Der Energiepass darf ausschließlich von zugelassenen, zertifizierten Fachleuten erstellt werden.

12.2 Materialien für Fassaden

Ebenso wie bei den Materialien für Terrassen und Balkone besteht die grundsätzliche Forderung, dass alle verwendeten Baustoffe frostsicher sein müssen. Sind diese Angaben nicht auf der Ver-packung ersichtlich, muss der Nachweis der Frostsicherheit durch den Hersteller erbracht werden.

12.2.1 Belagsmaterialien

Fliesen, Platten und Spaltplatten: Für keramische Fliesen und Platten, die nach DIN 14 411 Abschnitt 4.3 klassifiziert sind und in der Wasseraufnahme den Gruppen Ia und Ib entsprechen, bestehen keine Einschränkungen hinsichtlich des Einsatzes. Das betrifft sowohl trockengepresste Fliesen und Platten (B I a und B I b) als auch stranggepresste Platten (A I) (Bild 12.1). Sichert der Hersteller die Frostsicherheit zu, können auch Fliesen und Platten mit einer Wasser-aufnahme von 3 % bis 10 % Gewichtsprozent verwendet werden. Das sind Belagsmaterialien der Gruppen A II a und B II a bei einer Wasseraufnahme von 3 % bis 6 % und der Gruppen A II b und B II b im Bereich von 6 % bis 10 %. Wobei Fliesen oder Platten der letzteren Gruppe kaum die Anforderungen hinsichtlich der Frostsicherheit erfüllen. Klinkerplatten: Diese Platten werden meist aus rot bis rotbraun brennenden Tonen und minerali-schen Zuschlägen hergestellt, unter hohem Druck gepresst und oberhalb der Sintergrenze ge-brannt. Die Zusammensetzung und Herstellung verleiht den Platten ein dichtes, frostbeständiges Gefüge und eine Wasseraufnahme von weniger als 2 %. Die Klinkerplatten werden vorzugsweise als Spaltklinkerplatten für den Fassadenbereich verwendet, weil durch die Stege auf der Platten-rückseite die Haftungsfläche vergrößert wird. Sie kommen hauptsächlich bei vorgemauerten Fas-sadenkonstruktion und als so genannte Riemchen (rechteckig, z. B. 5,2 cm × 24 cm oder 7,1 cm × 24 cm) zum Einsatz. Ziegelplatten: Sie bestehen aus den selben Rohstoffen wie die Klinkerplatten, werden jedoch bei einer geringeren Temperatur gebrannt. Es erfolgt keine Sinterung der Rohstoffe. Ihr Scherben ist somit poröser und eigentlich nicht frostbeständig. Im Handel sind Ziegelplatten erhältlich, die trotz einer Wasseraufnahme von 4 % als frostsicher deklariert werden. Entscheidet sich der Flie-senleger für den Einsatz von Ziegelplatten, sollte er sich unbedingt die Eignung der Platten für den Außenbereich bescheinigen lassen.

Page 411: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

12.2 Materialien für Fassaden 393

12

Auf Grund ihrer Zusammensetzung und Herstellung besitzen die aufgeführten keramischen Be-lagsmaterialien einen ausreichend dichten Scherben, der zwar optimal für die Frostsicherheit ist, aber beim Ansetzen zu Haftungsproblemen führen kann. Daher besteht für die Verwen-dung dieser Fliesen und Platten die Forderung, dass diese Platten im Scherben einen Porenan-teil von 20 mm3/g besitzen müssen, um die notwendige Saugfähigkeit und Anfangsfestigkeit zu garantieren. Für den Bodenbereich (Terrassen und Balkone) bestehen diese Bedenken nicht, weil die Platten durch ihr Gewicht auf den Verlegmörtel und die Haftfläche drücken.

Betonwerksteinplatten: Die Platten müssen der DIN 18 500 entsprechen. Betonwerksteinplatten mit einer Terrazzo-Oberfläche sind frostsicher, optisch ansprechend auf Grund ihrer Farbvielfalt und durch ihre glatte Oberfläche leicht zu reinigen. Waschbetonplatten sind dicker und schwerer als die Terrazzoplatten und besitzen keine glatte Ober-fläche. Sie sind frostbeständig und robust und häufig als Fassadenbekleidung zu finden (Bild 12.3). Naturwerksteinplatten: Natursteine dürfen im Außenbereich nur verwendet werden, wenn die Frostbeständigkeit zertifiziert ist. Ohne größere Bedenken betrifft das Granit-, Porphyr- und Ba-saltplatten, die auf Grund ihres dichten Gefüges als magmatische Gesteine frostbeständig sind. Auch Dolomite, Quarzite, Schiefer und Sandsteine und Travertine können mit dem erforderlichen Nachweis verwendet werden. Vorsicht ist bei Platten aus Marmor und Solnhofener Kalkstein geboten. Marmor ist weitestgehend frostbeständig, reagiert aber sehr empfindlich auf Luftver-schmutzungen (industrielle- und Autoabgase). Solnhofener Platten sind nicht frostsicher und noch empfindlicher gegen Verschmutzungen und Verunreinigungen, sie neigen schnell zur Fleckbil-dung und Verfärbung. Diese entstehen durch dünne Kalkschichten im Gestein, die durch Staub, Ton oder Kalk voneinander getrennt sind (Bilder 12.4 und 12.5). Natursteinplatten sind in verschiedenen Farbtönen erhältlich und wegen ihrer natürlichen Her-kunft verleihen sie der Fläche ein gediegenes, anspruchsvolles Aussehen.

Bild 12.3: Fassade aus Waschbetonplatten, nicht selbstreinigend

Page 412: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

394 12 Bekleiden einer Fassade

12

Bild 12.4: Sockelbereich mit Feuchtigkeits-schäden, Tuffgestein

Bild 12.5: Sockelbereich mit Feuchtigkeitsschäden, Kalkstein

Glasmosaik: Entwicklungen in jüngster Zeit haben es ermöglicht, auch mit Glasmosaik Fassaden zu gestalten. Unschlagbarer Vorteil dieses Materials sind die Farb- und Gestaltungsvielfalt. Eben-so lassen sich die Rasternetze leicht verarbeiten und den individuellen Fassadenflächen anpassen. Nicht unumstritten ist allerdings die Praxistauglichkeit in Bezug auf Lebensdauer, Frostsicherheit und Haftfestigkeit (Bilder 12.2 und 12.6). Im Verbund mit einem Wärmedämmverbundsystem bietet das Glasmosaik eine interessante Al-ternative bei der Fassadengestaltung sowohl bei mehrgeschossigen Bauten als auch bei Einfamili-enhäusern.

Page 413: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

12.2 Materialien für Fassaden 395

12

Bild 12.6: Fassadengestaltung mit Glasmosaik

Bei der Auswahl eines geeigneten Belagsmaterials sind folgende Kriterien zu beachten: – frostbeständig – lichtecht – temperaturbeständig – chemisch beständig – witterungsbeständig – glatte und/oder glasierte Oberflächen – helle Farben

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396 12 Bekleiden einer Fassade

12

12.2.2 Verlegemörtel Die Verlegung der Fliesen und Platten an einer Fassade kann unabhängig von der gewählten Fas-sadenkonstruktion im Dick- oder Dünnbett erfolgen. Bei der Verlegung im Dickbett werden die Fliesen oder Platten mit einem Zementmörtel MG III angesetzt. Als Bindemittel ist ein Zement nach DIN 1164 zu wählen, vorzugsweise ein Puzzolan-zement CEM II/A-P, ..../A-Q oder CEM IV. Puzzolane werden natürlich abgebaut oder industriell hergestellt. Zu den natürlichen Puzzolanen gehört Traß als vulkanisches, fein gemahlenes Ge-stein. Puzzolanzemente sind kalkarme Zemente und eignen sich im Außenbereich am besten. Die Gesteinskörnung des Mörtels soll neben der Gemischtkörnigkeit im Bereich 0 bis 4 mm sau-ber, scharfkörnig und weitestgehend frei von abschlämmbaren Bestandteilen (Lehm, Ton) sein. Weitere Zusatzmittel müssen auf das spezielle Einsatzgebiet im Außenbereich abgestimmt sein. Von Vorteil können Dichtmittel (DM), Erstarrungsbeschleuniger (BE) oder plastifizierende Zusät-ze wie Erstarrungsbeschleuniger (BE) zur Verringerung des Wasseranteils im Ansetzmörtel sein. Auf jeden Fall muss die Zugabe von Zusätzen vermieden werden, die Ausblühungen fördern können, also: keine Zugabe von Frostschutzmitteln. Die erforderlichen Mischungsverhältnisse sind dem gewählten Belagsmaterial anzupassen. In Abhängigkeit von der Saugfähigkeit des Scherbens beträgt das Mischungsverhältnis 1 : 4 bis 1 : 5. Prinzipiell sollte der Fliesenleger nur soviel Mörtel anmachen, wie er vor dem Beginn des Erstarrens (1 Stunde) verarbeiten kann. Gerade im Außenbereich mit erhöhten Anforderungen kann die Nichtbeachtung dieser Vorgabe zu späteren Belagsschäden führen. Die Dicke des Mörtelbettes soll mindestens 10 mm und höchstens 25 mm betragen. Im Mittel sind 1,5 cm zu erreichen. Die Verlegung im Dünnbett wird mit einem hydraulischen Dünnbettmörtel nach DIN 18 156 ausgeführt. Die Verlegung erfolgt gemäß DIN 18 157-1, Abschnitt 7.3.3 im kombinierten Verfah-ren (Floating-Buttering). Dabei soll die größtmögliche vollflächige Bettung der Fliesen und Plat-ten erreicht werden. Die Schichtdicke muss nach dem Einschieben der Belagsstoffe mindestens 3 mm bis maximal 5 mm betragen.

12.2.3 Fugenmörtel Der Fugenmörtel wird durch diagonales Einbringen in die Belagsfugen gedrückt. Wichtig für die Auswahl eines geeigneten Fugmörtels (Werktrockenmörtel) sind dessen Wasser abweisende und frostbeständige Eigenschaften. Die Gesteinskörnung muss einen erhöhten Widerstand gegen Frost besitzen und gemischtkörnig im Bereich 0 bis 0,25 mm Durchmesser sein. Um vollsatte Belags-fugen zu erhalten, darf das Größtkorn des Sandes maximal ein Drittel der Fugenbreite betragen. Um den Anteil an Feinsandgehalt zu vergrößern kann der Fugmörtel Gesteinsmehl (Quarzmehl, Traß) enthalten. Das Mischungsverhältnis wird durch die Herstellerangaben geregelt, für genaues Abmessen der Raumteile trägt der Fliesenleger die Verantwortung. Plattenoberflächen, die nicht für das Einschlämmen geeignet sind, werden mit einem Fugeisen ausgefugt. Das Mischungsverhältnis beträgt 1 : 3 bis 1 : 4. Die Fugenbreiten der Belagsfugen richten sich nach dem ausgewählten Belagsmaterial.

Tabelle 12.3: Fugenbreiten nach DIN 18 515 Belagsmaterial Fugenbreiten nach DIN 18 515-1 Keramische Fliesen 3 mm – 8 mm Keramische Spaltplatten 4 mm – 10 mm Spaltziegelplatten 10 mm – 12 mm Betonwerksteinplatten 3 mm – 12 mm Naturwerksteinplatten 4 mm – 6 mm

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12.2 Materialien für Fassaden 397

12

12.2.4 Dichtstoffe für Bewegungsfugen

Gerade bei Fassaden trifft der Fliesenleger auf einen erhöhten Anteil an Bewegungsfugen. Die Stoffe zum Schließen der Bewegungsfugen sind ebenso wie das Belagsmaterial und der Fugen-mörtel chemischen, mechanischen und physikalischen Beanspruchungen ausgesetzt. Die Auswahl und der Einsatz eines diesen Anforderungen gerecht werdenden Dichtstoffes ist unumgänglich. Die Bewegungsfugen können durch Auspressen mit einem elastischen Fugendichtstoff, durch Einbau von Fugenprofilen oder durch Überkleben mit Fugenbändern geschlossen werden. Alle Dichtstoffe müssen über ein ausreichendes Rückstellvermögen verfügen. Dieses beschreibt das elastische Verhalten (Zurückbilden) eines Dichtstoffes nach Beendigung der Verformung (Aus-dehnen, Zusammenziehen). Beträgt das Rückstellvermögen weniger als 10 %, gilt der Dichtstoff nicht als elastisch, sondern als plastisch. Geeignete Dichtstoffe für den Außenbereich sollten ein Rückstellvermögen von mindestens 60 % aufweisen, optimale Werte liegen bei 90 %. Die DIN 18 540 fordert bei Außenwandbekleidungen mindestens 70 %, das Abrutschverhalten darf unter Einbaubedingungen (bis 70 °C) maximal 2 mm betragen, das Brandverhalten eines geeigneten Dichtstoffes für Fassaden muss der Klasse B2 (vgl. Tabellen 2.18–2.20, Abschnitt 2.3.11) entspre-chen. An Hand der prozentualen Angaben für das Rückstellvermögen ist zu erkennen, dass ein aus-schließlich plastisches oder elastisches Verhalten der Dichtstoff rein theoretisch ist. Im prakti-schen Vergleich liegen die Dichtmassen im Bereich zwischen den Grenzwerten. Wie schon in den vorangehenden Lernfeldern erwähnt, ist auch die Bezeichnung „dauerelastisch“ ein sehr theoreti-scher Begriff. Die Bewegungsfugen einer Außenwandbekleidung bedürfen ebenfalls der regelmä-ßigen Wartung.

Tabelle 12.4: Dichtstoffe Dichtstoff Rückstellvermögen Elastisches Verhalten Kunstharz weniger als 20 % Plastisch Butylkautschuk weniger als 20 % Plastisch Polyacrylat 20 % bis 40 % Elastoplastisch Polysulfidkautschuk mehr als 70 % Elastisch Siliconkautschuk mehr als 70 % Elastisch Polyurethan mehr als 70 % Elastisch

Die gewählten Fugendichtstoffe können einkomponentig oder zweikomponentig sein.

Bild 12.7: Herausgedrückte Dichtstoffe

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398 12 Bekleiden einer Fassade

12

Häufig verwendet wird Silikonkautschuk als einkomponentige Dichtmasse. Es wird in Kartuschen und verschiedenen Farbtönen (weiß, grau, transparent) geliefert. Obwohl das Rückstellvermögen und die anderen geforderten Eigenschaften realisiert werden, sind Dichtstoffe auf Silikon-Kautschuk-Basis nur bedingt geeignet. Sie geben nach gewisser Zeit klebrige Bestandteile an die direkt angrenzenden Fassadenteile ab und verunreinigen diese durch unansehnliche Schmutzstrei-fen (Bilder 12.7 und 12.8).

Bild 12.8: Verfärbungen durch Dichtstoffe

Zweikomponentige Dichtmassen wie Polyurethan und Polyssulfidkautschuk besitzen ebenfalls ein hohes Rückstellungsvermögen und können durch spezielle Zusätze eine im Außenbereich geforderte besonders hohe Festigkeit erreichen. Sie sind für den Einsatz an Fassaden geeignet. Mehrkomponenten-Dichtstoffe sind entsprechend der Herstellerangaben zu mischen (Harz und Härter) und zu verarbeiten. Für Natursteinbeläge an Fassaden sind spezielle Naturstein-Dichtmassen erhältlich und einzusetzen.

12.3 Fassadenkonstruktionen

Entsprechend ihrer Konstruktion werden Fassaden in drei Ausführungsarten eingeteilt. Die Wahl der Ausführung ist von verschiedenen Faktoren abhängig. In erster Linie bestimmt der Planer die Konstruktionsart, aber auch die baulichen Gegebenheiten, die Funktion des Gebäudes, die Aus-richtung und Lage sowie Wind- und Niederschlagslasten spielen eine wichtige Rolle.

12.3.1 Vorgemauerte Fassade (Anmauerung)

Wie es der Name sagt, werden die Platten oder Ziegel als Verblendschicht der eigentlichen Fassa-denkonstruktion vorgemauert. Zur Lastabtragung ist ein tragfähiger Untergrund, der fest mit dem Gebäude verbunden ist, notwendig. Das kann die Oberkante des Fundamentes im Erdgeschoss oder ein Deckenvorsprung in jeder weiteren Etagen sein. Je nach Größe und Belastung (Windlast) der vorgemauerten Belagsfläche sollten zusätzliche Verankerungen geplant und eingebaut wer-den. Diese Anker aus profiliertem Baustahl müssen mindestens zu 2/3 ihrer Länge in der Belags-konstruktion liegen und mindestens 5 cm tief in die Außenwand des Gebäudes eingeschlagen werden. Sie verlaufen durch den Putz- und Mauermörtel bis in die Belagsschicht, wo sie zwischen

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12.3 Fassadenkonstruktionen 399

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den Platten in der Lagerfuge liegen. Nach DIN 18 515, Teil 2 sind pro m2 mindestens 5 Traganker anzuordnen. In vertikaler Richtung betragen die Maximalabstände 25 cm, in horizontaler Rich-tung 75 cm. An Außenkanten, entlang von Öffnungen, parallel zu den Dehnungsfugen und am oberen Abschluss sind mindestens 3 Verankerungen pro laufenden Meter anzuordnen (Bild 12.9c). Die Dicke der angemauerten Schicht darf zwischen 55 mm bis 90 mm liegen. Werden Materialien verwendet, mit denen der Grenzwert von 90 mm überschritten wird, gilt die DIN 1053, Teile 1 und 2 (Mauerwerk). Geeignete Belagsmaterialien sind für vorgemauerte Fassaden verschiedene Arten von Riemchen, Natur- und Betonwerksteine. Das Format ist meistens den Mauerwerksmaßen angepasst. Um ein gutes Tragverhalten und ausreichende Festigkeit zu erhalten, müssen die verwendeten Platten über eine ausreichende Dicke verfügen. Sind die Platten zu dünn, ergeben sich Probleme beim übereinander setzen der Platten. Alle künstlichen Steine (Mauerziegel und Klinker als Voll- oder Lochziegel)) unterliegen den Anforderungen nach DIN 105, Kalksandsteinverblender und Vor-mauerziegel der DIN 106, Betonwerksteine der DIN 18 153 (Mauersteine aus Beton) und Natur-steine DIN 18516, Teil 3 (Hinterlüftete Außenwandbekleidungen, Naturstein). Als Ansetzmörtel (Mauermörtel) und gegebenenfalls als Spritzbewurf oder Unterputz sind Mörtel der Gruppen MG II und MG IIa bzw. P II und P IIa zugelassen (Vergleich DIN 18 515, Teil 2). Unterputz und Spritzbewurf sind für die fachgerechte Ausführung nicht zwingend notwendig, erhöhen aber die Haftung, gleichen Unebenheiten aus und verbessern dadurch die vollsatte Aus-führung. Außerdem wirkt der Unterputz zusätzlich wasserabweisend und wärmedämmend. Durch den Konstruktionsaufbau entsteht ein mehrschaliges Mauerwerk. Der Zwischenraum zwischen der Hinter- und der Vormauer kann optional als Luftschicht, als Kerndämmschicht oder als Kombination von beiden ausgeführt werden. In der Vormauerschale werden kleine Lüftungsschlitze angeordnet, diese sorgen für eine optimale Hinterlüftung. Im Sockelbereich sollten die Stoßfugen offen bleiben, damit eventuell in die Konstruktion einge-drungenes Wasser ablaufen kann.

12.3.2 Angemörtelte Fassade

Im Vergleich zu der vorgemauerten Fassade wird eine angemörtelte Fassade ganz traditionell im Dickbettverfahren hergestellt. Ein separater tragfähiger Untergrund zum Aufsetzen der Belags-schicht ist nicht erforderlich, da die Haftung des Belages durch die Adhäsion (Anhangskraft) des Ansetzmörtels realisiert wird. Die Größe der verwendeten Fliesen und Platten wird durch die DIN 18 515, Teil 1 festgelegt: – Größe der Platten: maximal 0,12 m2 – ab 0,1 m2 ist eine Verankerung erforderlich – Seitenlänge: maximal 0,40 m – Dicke: maximal 0,015 m – ist die Dicke größer als 1,5 cm und kleiner als

3 cm, dürfen die Fliesen- oder Platten nicht mehr als 1,5 kg/Stück wiegen und müssen mindestens 100 cm2 Haftfläche besitzen. Haben die Platten (z. B. Spaltplatten) eine profilierte Rückseite, ist die Plat-tendicke auf insgesamt 2 cm begrenzt.

Die Ausführung einer angemörtelten Fassade kann in drei Varianten ausgeführt werden. a) direkt auf den Verlegeuntergrund angesetzt b) auf einem Unterputz im Dick- oder Dünnbett verlegt (Bild 12.9a) c) auf einem bewehrten Unterputz im Dick- oder Dünnbett verlegt (Bild 12.9b) Die Entscheidung für eine der drei Möglichkeiten wird von statischen, physikalischen und örtli-chen Gegebenheiten beeinflusst.

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400 12 Bekleiden einer Fassade

12

Generell besteht bei allen drei Varianten die Option, einen Spritzbewurf aufzubringen. Die Aus-führung des Unterputzes erfolgt bis zu einer Dicke von 10 mm ohne Bewehrung als Putz der Putzgruppen P II oder P IIa. Zwischen 10 mm und 25 mm Dicke werden Bewehrungsmatten mit einer Maschenweite von 5 cm × 5 cm aus nicht rostendem Baustahl eingelegt. Ist der zu erbrin-gende Ausgleich mehr als 25 mm dick, muss die Bewehrung zusätzlich verankert werden. Bei der Verlegung im Dickbett ist der Technologische Ablauf dem in Lernfeld 7 beschriebenen gleich: Es muss vollsatt angesetzt werden, Hohlräume im Mörtelbett der gerade angesetzten Schicht werden aufgefüllt und der Abschluss der Schicht angeschrägt, um eine optimale Ansetzfläche für die nächste Schicht zu bieten und zugleich einen vollen Übergang des Mörtelbettes zu realisieren. Untergründe, die durch ihre Vorbereitung (Unterputz mit/ohne Bewehrung und Wärmedämmung) über Eigenschaften wie Ebenflächigkeit und Maßgenauigkeit verfügen, sind gut geeignet für die Verlegung im Dünnbett.

Spritzbewurf

Ansetzmörtel

Belagmaterial

Mauerwerk

Klinkerplatte

Baustahlmatte imUnterputz

nicht rostender Flachstahl mit Verteilerplatte

Dämmplatte

Wandaufbau (außen nach innen)RiemchenHinterfüllungsmörtelUnterputzdeckender SpritzbewurfAnker (aus nichtrostendem Stahl)Außenwand

Stahlbetondecke

a) b) c)

Bild 12.9: a) angemörtelte Fassade ohne Unterputz b) angemörtelte Fassade mit Wärmedämmung und bewehrter Unterputz c) angemauerte Fassade

Das Ansetzen von Fliesen und Platten auf einer Wärmedämmschicht beschreibt der Teil 7 der DIN 18 515. Die Anforderungen in diesem Abschnitt beziehen sich ausschließlich auf Arbeiten, die nicht mit einem geschlossenen System ausgeführt werden. Geschlossene Systeme sind Wärmedämmver-bundsysteme, deren Materialien komplett aufeinander (von einem Hersteller – also einem System) abgestimmt sind. Für diese bauaufsichtlich zugelassenen Systeme gelten nicht die Vorgaben der DIN 18 515. Diese kommt nur zur Geltung, wenn der Fliesenleger auf einer bereits angebrachten Fassadendämmung (oder diese selbst ausgeführt hat) und darauf keramische Fliesen oder Platten, Betonwerkstein- oder Natursteinplatten verlegt. Auf der Wandfläche wird eine Wärmedämmung nach DIN EN 13 162 bis 13 165 (vormals DIN 18 164 und DIN 18 165) montiert (gedübelt oder geklebt). Der ausgewählte Wärmedämmstoff muss die Kennzeichnung WAB oder WAP (geregelt in „Anwendungsgebiete“ DIN V 4108 –10)

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12.3 Fassadenkonstruktionen 401

12

besitzen, feuchtigkeitsbeständig, wasserabweisend und uneingeschränkt wasserdampfdiffusions-fähig sein. Die Bezeichnungen WA bedeuten Außendämmung der Wand, B bedeutet „hinter Be-kleidung“ und P „unter Putz“. (vgl. Tabelle 2.16 im Abschnitt 2.3.11) Die Dämmstoffplatten sind vollflächig und dichtgestoßen anzubringen und fachgerecht zu befestigen (Bilder 12.9b und 12.11). Auf der Dämmung wird ein herkömmlicher Unterputz der Putzgruppe P III angebracht. Entspre-chend der DIN wird dieser zweilagig, bewehrt und in einer Dicke von 25 mm bis 35 mm ausge-führt. Die weiterführenden Arbeiten im Dick- oder Dünnbett erfolgen wie bereits in diesem Abschnitt beschrieben. Dieser Arbeitsablauf ist nicht mehr zeitgemäß und entspricht nicht mehr dem bautechnischen Standard. Große Fassadenflächen werden hinterlüftet ausgeführt und Fassaden an Ein- oder Zwei-familienhäusern fast ausschließlich als Wärmdämmverbundsystem. Außerdem liegen angemörtel-te Fliesen oder Platten auch nicht im gegenwärtigen Trend. Eine Ausnahme bilden Spritzwasser-sockel bis zu einem Meter Höhe, z. B. an Einfamilienhäusern, die durch den Einsatz von Natur-stein einen interessanten Kontrast zur übrigen Architektur des Hauses bilden (Bild 12.10).

Bild 12.10: Naturstein-Spritzwassersockel

12.3.3 Wärmedämmverbundsystem

In der heutigen Zeit ist eine Fassadenkonstruktion ohne entsprechende Wärmedämmung undenk-bar. In den seltensten Situationen ist der Fliesenleger der Ausführende bei einem Wärmedämmver-bundsystem. In der Praxis werden diese Arbeiten von Fassadenbau-Firmen, von Hausbau-Firmen, Stukkateur- oder Malerfirmen ausgeführt. Auch der Einsatz von keramischen Belagsmaterialien ist auf Wärmedämmvebundsystemen beschränkt, in den meisten Fällen werden Verblendriemchen auf die Dämmschicht geklebt. Alle Anbieter haben ein geschlossenes System in ihrem Angebot,

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402 12 Bekleiden einer Fassade

12

d. h.: Dämmung, Bewehrung, Klebstoff und/oder Verlegemörtel, Befestigungsmaterialien, Be-lagsmaterial und Fugenmasse. Diese Systeme sind vom Deutschen Institut für Bautechnik (DIBt) mit einem allgemeinen bauaufsichtlichen Prüfzeugnis (abP) zugelassen und zertifiziert (PÜV-Zulassung – nach der Landesbauordnung anerkannte Prüfungs-, Überwachungs- und Zertifizie-rungsstelle). Sie unterliegen damit nicht mehr den Anforderungen der DIN 18 515 – Teil 1, Ab-schnitt 7, die für Fliesen- und Plattenarbeiten an angemörtelten Fassaden auf Wärmedämmung ausgelegt ist.

WDVS bieten unterschiedliche Vorteile. Wichtigste Bestandteile ist die Einhaltung der Ener-gieeinsparverordnung und die damit verbundene Heizkosten- und Schadstoffemissionsredu-zierung. Neben individueller architektonisch ansprechender Gestaltung der Belagsoberfläche (Putz, Klinker oder ähnliches) können die Systeme auf fast allen Untergründen ohne separate Vorbehandlung ausgeführt werden, sind wetterbeständig und von langer Lebensdauer.

Für die Verwendung von Wärmedämmsystemen mit Klinkeroberfläche als komplette Fassaden-platte bieten die Hersteller dazugehörige Eck-, Leibungs- und Sturzlösungen an. Die Anordnung von Bewegungsfugen wird je nach Hersteller auf die Gebäudeaußenecken minimiert oder über-haupt nicht erforderlich. Verschiedene Anbieter arbeiten mit einer Nutverbindung zwischen Dämmstoff und Klinkerriemchen, um spätere Rissbildung im Belag durch temperaturbedingte Längenänderungen zu verhindern. Die Dämmstoffe sind dichtgestoßen zu verlegen und zu befestigen (Bild 12.11). Die Befestigung der Dämmplatten ist seit Januar 2007 neu geregelt. Wie im Abschnitt 12.1 angedeutet, wurde Deutschland in 4 Windzonen eingeteilt und dementsprechend die Befestigungswerte für gedübelte Systeme normativ neu geordnet. Die DIN 1055 regelt im Teil 4 die Anzahl der Befestigungsdübel pro m2. Werden diese Vorgaben ignoriert, kann das nicht nur im Schadensfall weitreichende Fol-gen haben. Erfolgt die Befestigung nicht entsprechend der Neuregelung, verliert die Fassaden-Dämmkonstruktion nicht nur praktisch an Standsicherheit, sondern damit auch ihre Zulassung als WDV-System insgesamt! Die Forderung „dichtgestoßen“ zu verlegen, ist nicht ganz unbedenklich zu übernehmen oder auszuführen. Wie alle Baustoffe verfügen auch Dämmstoffe über ein spezifisches Wärmeausdeh-nungsverhalten. Werden die Dämmschichten im Hochsommer verlegt, wirkt die Sonneneinstrah-lung nicht nur direkt, sondern auch ungehindert auf die Dämmkonstruktion. Polystyrolplatten besitzen beispielsweise einen Wärmedehnkoeffizienten von 0,060 – 0,100 mm/mK. Bei einer Temperaturänderung von 20 °C entsteht eine Längenänderung von 1,2–2,0 mm pro m und das bei Fassadenlängen von 10 und mehr Metern Länge. Wie sollen dichtgestoßen verlegte Dämmplatten diese Längenänderungen aufnehmen? Beim Herstellen von Putzen und auch bei der Ausführung von Belagsarbeiten werden diese Witterungseinflüsse und Temperaturunterschiede berücksichtigt und entsprechende Maßnahmen getroffen. Dazu gehören die Beschattung der Fassaden, eine der Sonneneinstrahlung angepasste Arbeitszeit, Feuchthalten der Putzlagen während des Abbindepro-zesses. Auch die gängigen DIN-Normen (Mauer- und Putzarbeiten, Fliesen- und Plattenarbeiten) sehen in ihren Anforderungen nur Beschränkungen in der Ausführung der Arbeiten im Niedrig-temperaturbereich vor, z. B. DIN 18 157, Teil 1, Abschnitt 7.1 Baustellenbedingungen: „… wenn die Temperaturen des Untergrundes, der verwendeten Stoffe und des Arbeitsbereiches nicht unter +5 °C liegen.“ Auf Grund der häufiger aufgetretenen Schäden bei WDVS, die in den Sommermonaten ange-bracht wurden, haben die Hersteller der Dämmsysteme reagiert und in ihren Produktbeschreibun-gen spezielle Verarbeitungsbedingungen im Bereich höherer und hoher Temperaturen festge-schrieben. Kommt es zur Ausführung von WDVS durch die Fliesenlegerfirma, ist es unbedingt notwendig, sich über die Herstellerangaben sorgfältig zu informieren und dem entsprechend aus-zuführen.

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12.3 Fassadenkonstruktionen 403

12

Das bezieht sich nicht nur auf das Herstellen der Dämmschicht, sondern auch auf die nachfolgen-den Arbeiten beim Verlegen der Riemchen oder Verblendsteine.

Bild 12.11: Ausführungsschritte WDVS

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404 12 Bekleiden einer Fassade

12

Beim Arbeiten mit Wärmedämmverbundsystemen gelten ausschließlich die Vorgaben durch den Hersteller. Alle WDVS verfügen über ein allgemein bauaufsichtliches Prüfzeugnis, das auf die speziellen Verarbeitungsrichtlinien abgestimmt ist.

Entgegen den herkömmlichen keramischen Belägen als WDVS erleben Natursteine eine große Nachfrage. Durch ihr ansprechendes Äußeres und ihre Zeitlosigkeit sind sie in der modernen Architektur nicht wegzudenken. Hersteller bieten die Vorzüge der Natursteinplatten als Systemlö-sung auf Dämmtafeln ohne zusätzliche Befestigungen für eingeschossige Fassaden an. Die dün-nen Natursteinplatten (maximal 12 mm stark) werden auf den Untergrund verklebt und ermögli-chen dadurch eine relativ geringe Konstruktionsdicke. Die angebotenen Platten besitzen Größen bis zu 0,5 m2, sind quadratisch oder rechteckig und lassen sich hervorragend in Form und Vielfäl-tigkeit des Materials kombinieren. Zur Vervollkommnung der anspruchsvollen Konstruktionen sind spezielle Sockelplatten erhältlich. Ebenso sind diese Natursteinsysteme als hinterlüftete Kon-struktionen erhältlich.

12.3.4 Hinterlüftete Fassade

Bezüglich des Arbeitaufwandes und des Materialeinsatzes ist diese Ausführung kostenintensiver als die anderen beiden Konstruktionsarten. Bauphysikalisch gesehen bietet jedoch eine hinterlüf-tete Fassade mehrere Vorzüge. Neben einem erhöhten Wärmeschutz durch die zusätzliche Luft-schicht, ermöglicht diese auch eine erweiterte Bewegungs- und Spannungsaufnahme und die Trocknung der Konstruktion und Reduzierung der Feuchteentwicklung durch die ständige leichte Luftzirkulation. Resultierend daraus werden Bauschäden durch Feuchtigkeit und Ausblühungen reduziert. Mit hinterlüfteten Konstruktionen werden Außendämmungen ohne Kältebrücken reali-siert und der Schallschutz erhöht. Als hinterlüftet gilt eine Fassadenkonstruktion, wenn der Ab-stand des Belages zur Außenwand (oder damit verbundenen Dämmschicht) mindestens 20 mm beträgt. Die Ausführung einer hinterlüfteten Fassade kann traditionell oder mit industriell vorgefertigten Fassadenelementen erfolgen. Die DIN 18 516 schließt den Anwendungsbereich von kleinformati-gen Belagsmaterial (kleiner als 0,4 m2 und weniger als 5 kg/Stück) aus. Außerdem gilt die Norm nicht für Fassaden im Wärmedämmverbundsystem (WDVS). Bei der traditionellen Ausführung wird die Luftschicht durch den Einbau von perforierten Kunststoffrohren geleitet. Diese als Tafel angeordneten Rohre (Wellprofiltafeln) werden in den ersten Teil der Unterputzschicht vorsichtig eingedrückt, der restliche Putzmörtel wird anschlie-ßend in der erforderlichen Dicke angeworfen. Die Perforation dient zur optimalen Verkrallung des angeworfenen Putzmörtels. Auf der erhärteten Putzmörtelschicht kann wahlweise im Dick- oder Dünnbett das gewünschte Belagsmaterial verlegt werden. Die industriell vorgefertigten Platten bestehen aus einer Metall- oder Kunststoffträgerplatte. Auf dieser werden werkseitig die Belagsstoffe aufgebracht. Die Platten werden vor Ort entspre-chend der Rasterplanung auf speziellen Tragankern aufgehängt. Auf dem Markt ist eine Vielzahl von Systemen mit unterschiedlichen Belagsmaterialien erhält-lich. Dazu gehören auch so genannte Ziegelfassaden. Wie schon im Abschnitt 12.2.1 beschrieben, sind diese unter Umständen (maximale Wasseraufnahme 4 %) frostsicher (Bild 12.12). Die Ziegelplatten sind in unterschiedlichen Formaten erhältlich, von 120 mm bis 450 mm Kanten-länge und in Dicken von 20 mm bis 40 mm. Durch den vom Werk vorgegebenen Querschnitt in „Nut- und Federform“ werden die Platten auf ein Traggestell aus Aluminium geschoben und mit speziellen Haltern festgeklemmt. Die Rahmenkonstruktion selbst wird mit Hilfe von Dübeln und Winkelprofilen befestigt (Bilder 12.13 und 12.14).

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12.3 Fassadenkonstruktionen 405

12

Bild 12.12: Vorgehängte Fassaden-konstruktion

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406 12 Bekleiden einer Fassade

12

Bild 12.13: Vorgehängte Ziegeltonplatten Bild 12.14: Vorgehängte Ziegeltonplatten

Luftraum

Wärmedämmung zwischenvertikalen Grundprofilen

Rahmendübel

Alu-Tragprofil

Ziegelplatte

1,50 bis 2,50 m (Achsabstand)

1,50 bis 2,50 m (Achsabstand)

1,50 bis 2,50 m (Achsabstand)

12 12

3040

min

d.

40

Bild 12.15: Hinterlüftete Fassadenkonstruktion

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12.4 Einteilungsregeln 407

12

Bei Gebäuden mit weniger als zwei Geschossen können die Unterkonstruktionen aus vorbehan-delten Holzlatten bestehen, die angedübelt werden. Die Befestigung der Platten allerdings muss mit nicht brennbarem Material vorgenommen werden, in der Regel wird Edelstahl verwendet. Wünscht der Kunde eine Ausführung mit Natursteinplatten, gelten die DIN 18 516 in Verbindung mit der ATV DIN 18 333. Es dürfen nur nicht rostende Anker für die Tragkonstruktion verwendet werden.

12.4 Einteilungsregeln

Bei der Einteilung der Fassadenfläche müssen verschiedene Faktoren berücksichtigt werden. Zunächst werden horizontale und vertikale Bezugsachsen angelegt, die Einteilung des Belages sollte möglichst so erfolgen, dass auf unnötige Teilstreifen verzichtet wird. Das kann jedoch nur verwirklicht werden, wenn das verwendete Belagsmaterial dem Mauerwerksmaß 12,5 cm bzw. einem Vielfachen davon entspricht. Außerdem ist in die Überlegungen der Verlauf der Bewe-gungsfugen einzubeziehen. In einigen Fachbüchern findet man die Forderung, die Bezugsachsen so zu wählen, dass die Be-lagseinteilung so anzulegen ist, dass unabhängig vom Plattenformat und vom Verlegeverband zwischen den Achsen keine Teilstreifen entstehen. Das ist eine mutige Forderung, die in der Pra-xis sehr schwer umzusetzen ist. Konkret würde das bedeuten, dass 1. ... egal, welches Format verwendet wird, es dem Mauerwerksraster entspricht. Das kann nicht

funktionieren, denn egal bedeutet: 10 × 20 bis 31,5 × 31,5 oder 33 × 33. 2. ... egal, welcher Verband angelegt wird, die Bezugsachsen horizontal dem Fugenverlauf ange-

passt sein müssen. Das geht nicht, wenn man einen hochkant gesetzten Halb- oder Viertelver-band verlegen möchte.

3. ... der Abstand zwischen mehreren horizontalen Bezugslinien (mehrgeschossige Gebäude) immer dem Raster des Mauerwerksbaus (das ist richtig!) und des Plattenformates entsprechen muss.

Wie im Lernfeld 10 und 11 beschrieben, verlaufen die Bewegungsfugen immer geradlinig und unabhängig vom Verlegemuster. Unter Umständen kann ein gewählter Musterverband oder die falsche Wahl der Bezugsachsen dazu führen, dass die Belagsfläche völlig zergliedert wird. Des-halb sollten vom Fliesenleger die nachfolgenden Regeln bei der Belagsplanung beachtet und ggf. die notwendigen Kompromisse geschlossen werden: Horizontale Bezugsachen verlaufen als waagerechte Linien und gliedern die Teilflächen zwi-schen den Geschossen und Fensteröffnungen. Als Bezugsachsen können in horizontaler Richtung alle Ober- und Unterkanten von Tür- und Fensteröffnungen angenommen werden. Vorzugsweise entscheiden sich viele Planer und Ausführende hauptsächlich für die Oberkanten der Öffnungen. Das könnte aber bedeuten, dass an den Unterkanten (im Bereich des Fensterbrettes) entweder Teilstreifen oder ausgeklinkte Platten entstehen. Die Entscheidung, den Belag zwischen allen horizontalen Bezugsachsen (Ober- und Unterkanten der Fensteröffnungen) symmetrisch einzutei-len, ist handwerklich anspruchsvoller und aufwendiger in der Ausführung und dem Materialein-satz – bietet aber zugleich den Nachteil eines hohen Anteils an Teilstreifen. Praxisnah ist also eher die Forderung, dass die waagerechten Bezugsachsen so gewählt werden sollen, dass möglichst wenig Teilstreifen entstehen (Bild 12.19). Die Abbildungen 12.16 und 12.17 stellen verschiedene Möglichkeiten der Belagseinteilung vor. Keine der Darstellungen kann eine hundertprozentige Einteilung ohne Teilstreifen, ohne Teilflie-sen an den Außenkanten, ohne Versatz des Fugenverlaufes an den waagerechten Bezugslinien aufweisen.

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408 12 Bekleiden einer Fassade

12

Bild 12.16: Einteilungsvarianten für waage-

rechte Bezugsachsen Bild 12.17: Einteilungsvarianten (mittige Aus-

gleichstreifen) für senkrechte Be-zugsachsen

Bei der Einteilung in horizontaler Richtung ist zu beachten, dass Geländeoberkanten und Dachunterkanten (Belagsende bei horizontaler Einteilung) keine Bezugachsen darstellen!

Eine weitere Möglichkeit den Anteil an Teilstreifen gering zu halten, ist die Anpassung der Fu-genbreite bei der Belagseinteilung. Allerdings ist die Vorgehensweise nur eingeschränkt anwend-bar, weil bei großformatigeren Platten wenig Spielraum für die Anpassung der Fugenbreite ist. Vertikale Bezugsachsen verlaufen in senkrechter Richtung und bestimmen die Belagseinteilung zwischen den senkrechten Leibungen der Tür und der Fenster (Bilder 12.17 und 12.18). In erster Linie sind die Gebäudeaußenecken die vertikalen Bezugsachen, aber diese sind keines-falls ausreichend. Deshalb werden Türzargen, Fensterleibungen und Fensterrahmen bei der Be-lagseinteilung berücksichtigt. Ebenso wie bei der Einteilung zwischen den horizontalen Achsen, gilt ein minimaler Einsatz von Teilstreifen. Sind diese notwendig, wird die Teilfläche symme-trisch eingeteilt und der oder die Teilstreifen mittig angeordnet. Die aus Lernfeld 7 bekannten Einteilungsregeln gelten: Außenecken ganze Platten, kein Streifen unter halber Plattenbreite.

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12.4 Einteilungsregeln 409

12

Bild 12.18: Platten im Mauerwerksraster

Bild 12.19: Platten im Mauerwerksraster

Geflieste Fenster- und Türleibungen: Bei einer Verfliesung der Leibungen kommt es zur Ände-rung der Verlegelänge in Bezug auf die Rohbaumaße. Diese entsprachen vorher dem Mauer-werksraster, nach dem Anlegen im Dickbett oder Dünnbett inklusive Unterputz und Spritzbewurf wird dieses nicht mehr der Fall sein. Es entstehen nicht nur Teilstreifen, sondern auch der Verlauf der Lot- und Lagerfugen in den Belagsflächen zwischen den Öffnungen muss bei der Einteilung berücksichtigt werden. Dabei unterscheidet man eine umlaufend sichtbare Fuge bei aufgelegten Leibungen und eine verdeckte Leibungsfuge, wenn die Fliese oder Platte der Pfeiler (Fläche zwi-schen zwei Fenstern) aufgelegt ist. Für den Belag des Fensterbrettes würde das allerdings bedeu-ten, entweder eine sichtbare waagerechte Leibungsfuge zu besitzen oder die Abdeckung einzule-

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410 12 Bekleiden einer Fassade

12

gen. Letzteres ist schlecht wegen des ablaufenden Niederschlagswassers, würde aber zur Eintei-lung mit dem aufgelegten Pfeiler passen. Die erste Variante wäre fachlich richtig, würde aber nicht zu gewählten Überdeckung der seitlichen Leibungen passen. Bewegungsfugen: Bei keiner anderen Belagsfläche bestimmen die Bewegungsfugen die Eintei-lung des Belages so sehr wie bei Fassaden. In der DIN 18 515, Teil 1 ist das Anlegen von Feldbe-grenzungsfugen geregelt. Der Abschnitt 6.5.3.3. schreibt deren Abstand in horizontaler und verti-kaler Richtung mit 3 m bis 6 m vor. Das exakte Maß der Feldbegrenzung ist hauptsächlich abhän-gig vom Format des Belagsstoffes, den gewählten Bezugsachsen und den Öffnungsmaßen. In der Regel wird der Verlauf der Feldbegrenzung den Bezugsachsen angepasst, damit der optische Gesamteindruck der Fassadenfläche nicht zerstört wird (Bilder 12.18 und 12.19). Faktoren wie die Lage und die Ausrichtung des Gebäudes und die Belagsfarbe spielen zwar auch eine wichtige Rolle, sind aber für letztendliche Anordnung der Fugen nicht ausschlaggebend, weil der zulässige Spielraum zwischen minimalen und maximalen Abstand der Feldbegrenzung 3 m beträgt.

12.5 Verlegeverbände und Verlegemuster

Alle großformatigen Platten, Klinker-, Ziegel- und Spaltplatten werden Fuge auf Fuge angesetzt oder vorgehängt. Hauptsächlicher Grund für diesen Verband ist neben der optimalen Spannungs- und Temperaturwechselaufnahme der erforderliche lot- und fluchtrechte Verlauf der Bewegungs-fugen. Werden Riemchen als Belagsmaterial verwendet, findet man sehr häufig Verlegeverbände, die aus dem Mauerwerksbau stammen. Dazu gehören der Halbverband, der Viertelverband gezahnt, abgetreppt, oder unregelmäßig sowie der wilde Verband. Diese Verbände bestehen aus flach ver-legten Riemchen (vgl. Mauerwerksbau „Läufer“) und werden auch als Läuferverbände bezeich-net, Binder entstehen bei diesen Verbänden nicht. Am Rand bzw. der Außenecke der Fassade wird der Verband in der ersten Schicht mit einer ganzen Platte begonnen, das Ende der Schicht wird entsprechend des Verlegmaßes angepasst. Die zweite und die nachfolgenden Schichten be-ginnen mit einer dem gewählten Verband entsprechenden Teilfliese. Beim Halbverband mit ei-nem „halben Läufer“, beim Viertelverband mit einem „dreiviertel Läufer“. Bis zum Ende jeder Schicht muss das Verlegemuster (abgetreppt, gezahnt) erhalten bleiben. Der wilde Verband bildet bei den für Fassaden typischen Verbänden die Ausnahme: Er ist kein Läuferverband. In unregelmäßigen (sprich: wilden) Abständen werden Binder angeordnet, der wilde Verband ist im Prinzip eine Kombination aus Kreuz- und Blockverband. Da die Fassaden-bekleidung keine statische Aufgaben übernimmt, bestehen hinsichtlich der Anordnung von Bin-dern keine Forderungen. Allerdings dürfen auch bei diesem Verband entstehende Teilstreifen nur an den Rändern, am besten: nur an einem Rand, angeordnet werden. Der eigentliche Verband besteht ausschließlich aus Bindern und Läufern. Die Auswahl für ein originelles Verlegemuster kann durch das Format oder die Farbe der Platten bestimmt werden. Auch eine Kombination aus beiden Möglichkeiten ist häufig in der Praxis zu finden. Dabei kann die Funktion des Gebäudes auf die Gestaltung abgestimmt sein (siehe Ab-schnitt 1.4 „Gestaltung“). Als besonderes Verlegemuster kann die Verlegung von Mosaiken betrachtet werden. Die Klein-formatigkeit und der damit hohe Fugenanteil sind optimal für die Belastungen und Anforderungen der Fassade. Vorgefertigte Mosaike auf Matten sind jedoch nicht sehr häufig als Außenwandbe-kleidung zu finden. Gründe dafür sind nicht nur der hohe Arbeitsaufwand beim Verlegen und Verfugen, sondern auch die eingeschränkte Materialauswahl. Kleinformatige Mosaike wirken durch ihre Farben und ihren Glanz – als Steingut. Das Angebot an Steinzeugmosaiken ist dagegen begrenzt. Seit dem Jahr 2003 sorgt eine Fassadenverkleidung aus Bruchmosaik für weltweites

Page 429: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

12.6 Gerüste für Fassadenarbeiten 411

12

Aufsehen. Zur spektakulären Form des Auditoriums in Santa Cruz/Teneriffa wählte der spanische Architekt Santiago Calatrava ein Bruchmosaik aus weißem, glasiertem Steinzeug. Die Fugenbrei-te zwischen den Bruchstücken wurde sehr eng bemessen, die Größe der Bruchstücke dem jeweili-gen Verlauf der Rundungen angepasst.

12.6 Gerüste für Fassadenarbeiten

In erster Linie wird der Fliesenleger beim Verkleiden von Fassaden mit der Arbeit auf einem Gerüst konfrontiert. In sehr seltenen Fällen muss eine Fliesenlegerfirma den Aufbau eines Ar-beitsgerüstes übernehmen. Auch wenn zu den typischen Arbeiten das Aufstellen eines Bockgerüs-tes, einer Schnellbaurüstung oder die Nutzung einer Hubbühne gehören, muss der Fliesenleger einschätzen können, ob ein Fassadengerüst nutzungsfähig, also unfallsicher ist. Alle Vorschriften sind in der DIN 4420 geregelt. Diese unterscheidet Gerüste nach ihrer Verwen-dung: Arbeitsgerüste zur Ausführung von Arbeiten, z. B. Belagsarbeiten an Fassaden und Schutzgerüste zur Personensicherung (Fanggerüste) und zur Sicherung herab fallender Gegens-tände (Schutzdächer). Arbeitsgerüste werden auf Grund ihrer zulässigen Belastungen (kN/m2) in sechs Gruppen eingeteilt. Diese so genannten „Gerüstgruppen“ entscheiden dann über die Ver-wendung der jeweiligen Gerüstkonstruktion. Für Belagsarbeiten an Außenbekleidungen sind Arbeitsgerüste der Gruppen 3 und 4 – in Abhängigkeit von der Belastung durch zu lagernde Ma-terialien – notwendig. Für einfache Kontrollarbeiten und Reparaturen sind Gerüste der Belas-tungsgruppe 1 oder 2 ausreichend.

Tabelle 12.5: Gerüstgruppen nach DIN 4420 Gerüstgruppe Maximale Verkehrslast Anwendung der Arbeitsgerüste 1 0,75 kN/m2 Inspektionen, leichte Werkzeuge, keine Materiallagerung 2 1,50 kN/m2 Reparaturarbeiten, Lagerungen nur zum sofortigen

Verbrauch (Anstreichen, Verputzen, Verlegen, Verfugen) 3 2,00 kN/m2 Wie 2, jedoch mit höherer Verkehrslast 4 3,00 kN/m2 Maurerarbeiten, Putzarbeiten, Verlegearbeiten 5 4,50 kN/m2 Wie 4, jedoch mit höherer Verkehrslast 6 6,00 kN/m2 Maurerarbeiten, Verlegen von Werksteinen, Lagerung von

größeren Mengen an Materialien Bauliche Anforderungen an Gerüste regelt der Teil 1 der DIN 4420. Grundsätzlich gilt, Gerüste so aufzustellen und zu sichern, dass sie alle einwirkenden Lasten aufnehmen und abtragen kön-nen. Die auftretenden Lasten können anhaltend (Eigenlasten, Verkehrslasten) oder zeitweilig (Windlasten, Einzel- bzw. Punktlasten) sein. Zur sicheren Aufstellung eines Gerüstes gehören diagonale Aussteifungen des Gerüstes, Veranke-rungen am Gebäude und vor allem ein absolut sicherer Stand auf einem tragfähigen Untergrund. Die Füße oder Ständer eines Gerüstes müssen ausreichend gegen Einsinken gesichert werden. Das kann durch Aufstellen auf einer Bohle oder durch spezielle Fußplatten realisiert werden (Bilder 5.1, 5.2, 12.25, 12.26). Der Belag eines Gerüstes besteht aus Brettern oder Bohlen in der entsprechenden Dicke und Brei-te (abhängig von der Gerüstgruppe). Der Belag muss dicht gestoßen verlegt sein und darf keine Richtungsänderungen aufnehmen (Wippen). Alle Gerüste, deren Belag höher als 2 m über dem Boden liegt, müssen mit einem Seitenschutz ausgestattet werden. Dieser besteht aus drei Teilen: dem Bord- oder Fußbrett direkt am Belag soll das Herunterfallen von Werkzeug und Material verhindern; der Zwischenholm (Kniebrett) und der Geländerholm (Brustbrett) sollen vor einem möglichen Sturz vom Gerüst schützen.

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412 12 Bekleiden einer Fassade

12

Das Betreten des Gerüstes erfolgt über eine Leiter. Diese ist standsicher aufzustellen, gegen Rut-schen auf dem Boden oder am Gerüst und gegen Schwanken zu sichern. Am Austritt zum Gerüst-belag muss die Leiter mindestens 1 m überstehen, um einen sicheren Wechsel auf die Gerüstetage zu ermöglichen (Bild 12.27). Für den Fliesenleger spielt hauptsächlich die Nutzung von Bockgerüsten und Schnellbaurüs-tungen eine Rolle. a) Bockgerüste Die Böcke bestehen entweder aus Holz oder aus Stahlrohr. Für Gerüstböcke aus Holz richtet sich die Tragfähigkeit nach der gewählten Gerüstgruppe, der Breite des Gerüstbelages und dem Abstand der Gerüstböcke. Die genauen Angaben sind der DIN 4420 zu entnehmen. Prinzipiell gilt für den Aufbau von Bockgerüsten: – Standsicheres Aufstellen der Gerüstböcke, auch standsichere Unterlage – Aufbau bis 2,00 m Höhe ohne Verstrebung und ohne Verankerung – Aufbau bis 4,00 m Höhe mit Verstrebung und ohne Verankerung – Der Gerüstbelag muss fest aufliegen, darf nicht wippen oder durchbiegen – Der Gerüstbelag darf am Gerüstende (letzter Bock) maximal 30 cm überstehen – Seitenschutz ab 2,00 m Höhe notwendig

208020

120

12

1008 3

1520

20

alle Nägel 38/100Nadelschnittholz SortierklasseS10 oder MS10 nach DIN 4074

1,54 1,5 4

20

3

60

2 2

Bolzen M10Riegel4 Nägel 38/100

KopflascheStänder

3 Nägel 38/100Fußlasche

3

Bild 12.20: Bockgerüst

b) Schnellbaurüstungen Diese sind leicht zu transportieren, aufzubauen, universell einsetzbar und als Rollrüstung (Bilder 12.21 und 12.24) auch einfach zu bewegen. Gerade für die kurzzeitigen und wechselnden Arbei-ten im Ausbaubereich werden diese Gerüste sehr häufig benutzt. Alle Anforderungen (Abmes-sungen, Tragsicherheit, Kippsicherheit, Seitenschutz, Leitergänge und Fahrrollen) für Schnell-baugerüste sind in der DIN 4222 geregelt. Der Auf- und Abbau einer Schnellbaurüstung bereitet dem Fliesenleger keine großen Schwierigkeiten, da durch das Baukastensystem die Abmessungen und Verbindungen vorgegeben sind. Vorsicht, Aufmerksamkeit und Sorgfalt sind dennoch gebo-ten, denn alle erforderlichen Verstrebungen müssen angebracht werden, das Gerüst am Gebäude verankert werden und besonders beim Aufstellen im freien Gelände – wie bei Fassadenarbeiten zutreffend – muss auf Standsicherheit geachtet werden (Bild 12.22).

Page 431: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

12.6 Gerüste für Fassadenarbeiten 413

12

Bild 12.22: Stahlrohrrüstung

Bild 12.21: Fahrbare Rollrüstung

Bild 12.23: Schnellbaugerüst mit Vertikalrahmen Bild 12.24: Fahrgerüst aus Stahlrohren

Die Anzahl der Arbeitsunfälle im Zusammenhang mit Arbeiten auf Gerüsten zeigt, dass nicht die Sicherheit der Gerüstanlagen ein Problem darstellt. Die Nutzung des Gerüstes oder ein-zelner Teile durch die Bauhandwerker führt häufig als Folge von Nachlässigkeit oder Be-quemlichkeit zu Unfällen. Der Fliesenleger sollte nicht nur in seinem Interesse auf die fach-gerechte Benutzung der Gerüste achten, sondern auch unbedingt die Unfallverhütungsvor-schriften einhalten.

Page 432: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

414 12 Bekleiden einer Fassade

12

Bild 12.25: Unzulässige Aufstandsfläche

Bild 12.26: Unzulässige Aufstandsfläche

Bild 12.27: Nicht fachgerechter Leitergang Bild 12.28: Fehlender Gerüstboden

Page 433: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

12.7 Technologischer Ablauf 415

12

12.7 Technologischer Ablauf

Da in der Regel hinterlüftete Fassadenkonstruktionen aus großformatigen Platten oder Ziegelplat-ten durch spezielle Fassadenbaufirmen ausgeführt werden, soll sich der hier beschriebene Techno-logische Ablauf auf angemörtelte Fliesen und Platten auf einer Wärmedämmschicht (kein Wär-medämmverbundsystem) beziehen. Der erste Arbeitsschritt ist die Inaugenscheinnahme der Fassade durch den Fliesenleger. Neben den üblichen Prüfungen (die Außenwand als Ansetzgrund muss sauber und tragfähig sein und eine gute Haftung ermöglichen), wird entschieden, ob Vorarbeiten notwendig sind. Für die Anforderungen an den Ansetzuntergrund regelt die DIN 18 515: – „keine durchgehenden Risse, offenen Fugen, unverschlossene Löcher von Schalungsankern

oder Gerüstverankerungen“ – „Ansetzfläche frei von Staub, Trennmitteln, Ausblühungen und Verunreinigungen“ – „Haftzugfestigkeit von 0,5 N/mm2“ – „Anbringen eines Unterputzes der Gruppe III bei erwarteter Schlagregenbeanspruchung, gere-

gelt in DIN 4108-3“ Werden diese Forderungen nicht oder nur teiweise erfüllt, sind entsprechende Vorarbeiten not-wendig. Die Dämmschicht kann sich bereits an der Fassadenfläche befinden oder muss vom Fliesenleger verlegt werden. In diesem Fall müssen die Dämmplatten dichtgestoßen und ebenflächig verlegt werden. Dafür ist ein entsprechender Untergrund notwendig bzw. gegebenenfalls zu schaffen. Nach der Säuberung der Fassadenfläche kann zur Verbesserung der Haftfähigkeit ein vollflächi-ger Spritzbewurf aufgebracht werden. Im Anschluss ist das Anbringen eines Unterputzes von mindestens 10 mm Schichtdicke notwendig. Für das Aufbringen des Unterputzes in einer gleichmäßigen Dicke, Ebenflächigkeit und Flucht werden an der Fassade Putzlehren befestigt, lot- und fluchtrecht sowie in entsprechender Dicke eingemessen. Der Untergrund wird in Abhängigkeit von der Saugfähigkeit leicht bis stark ange-nässt und der angemischte Putzmörtel wird angeworfen. Nach dem Anwerfen einer ausreichend großen Fläche, wird diese mit dem Richtscheit von unten nach oben in Zick-Zack-Richtung auf den Putzlehren abgezogen. Eventuelle Fehlstellen werden beim Abziehen mit dem überschüssigen Mörtel anderer Stellen aufgefüllt. Sollten nach dem Abziehen noch Fehlstellen vorhanden sein, werden diese durch erneutes Anwerfen geschlossen und nochmals abgezogen. Anschließend wird mit dem Aufzieher die Putzfläche großflächig „verschleppt“, Lot und Flucht nochmals überprüft und danach mit dem Reibebrett mit kreisförmigen Bewegungen abgerieben. Bei fachgerechter und sorgfältiger Ausführung entsteht so ein ebenflächiger, hohlraumfreier Putz, der als Verle-geuntergrund gut geeignet ist. Auf diesem Putz wird nach ausreichender Erhärtungszeit die Dämmschicht verlegt. Die Platten werden schichtweise fugenversetzt auf den Unterputz geklebt. Besitzt die Fassadenfläche einen geeigneten Untergrund entfällt der Arbeitsgang „Herstellen des Unterputzes als Untergrund für die Dämmung“. Der direkt auf die Dämmschicht aufzubringende Unterputz dient als spätere Ansetzfläche für das Belagsmaterial. Dieser Unterputz ist zweilagig auszuführen. Nach dem Aufbringen der ersten Putzschicht (ca. 10 mm bis 15 mm – in Abhängigkeit von der Gesamtputzstärke) ist die Beweh-rungsmatte einzulegen. Die Matte muss mittels Tragankern an der Fassade befestigt werden. Für die Traganker werden pro m2 fünf Löcher für die Aufnahme der Traganker gebohrt. Nach dem Einbau werden die Löcher mit Zementmörtel möglichst dicht ausgedrückt. Die erste Putzschicht muss anschließend erhärten und frühestens nach 4 Stunden wird die zweite Lage des Unterputzes aufgebracht.

Page 434: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

416 12 Bekleiden einer Fassade

12

Bevor mit dem Verlegen der Fliesen oder Platten begonnen wird, muss der Unterputz ausreichend erhärtet sein. Nach der Festlegung der Belagseinteilung und der Planung des Verlaufes der Dehnungsfugen, wird die Fassadenfläche eingemessen und die Bezugsachsen werden angelegt bzw. gekennzeich-net. Zu beachten sind dabei die Anordnung der erforderlichen Feldbegrenzungsfugen und deren ausreichende Dimensionierung. Vorhandene Gebäudetrennfugen sind an gleicher Stelle und in gleicher Breite zu übernehmen. Entsprechend des Kundenwunsches oder des Auftrages kann das Verlegen im Dünnbett oder Dickbett erfolgen. Ansetzen im Dickbett: Im Mittel sollte die Dicke des Ansetzmörtels 15 mm betragen. Der Belag soll über ein hohlraumfreies vollsattes Mörtelbett verfügen. Um diese Forderung zu erfüllen, muss der Fliesenleger sorgfältig arbeiten. Dazu gehört neben dem korrekten Mischungsverhältnis und der richtigen Gesteinskörnung auch die fachgerechte Ausführung der Arbeit. Das beginnt mit dem Auftragen des Ansetzmörtels auf den Fliesenscherben in ausreichender Menge, um nach dem Ansetzen und Anklopfen der Fliese oder Platte ein möglichst volles Mörtelbett zu erhalten. Nach dem Ansetzen der Schicht bzw. in regelmäßigen Abständen bei großen Schichtlängen werden die noch verbliebenen Hohlräume mit erdfeuchter Mörtelmischung ausgefüllt und anschließend ange-schrägt, um der nachfolgenden Schicht sichere Haftung und einen vollsatten Anschluss zu ermög-lichen. Verlegen im Dünnbett: Die Fliesen oder Platten werden mit einem hydraulischen Dünnbettmör-tel nach DIN 18 156-2 angesetzt. Zunächst ist eine Kontaktschicht mit der Glättkelle aufzuziehen, anschließend arbeitet der Fliesenleger im kombinierten Verfahren. Es wird eine angemessene Fläche aufgekämmt und vor Beginn der Hautbildung werden die Fliesen oder Platten – auf deren Scherben ebenfalls Dünnbettmörtel aufgetragen wurde – in das Kleberbett der Außenwand einge-schoben und eingedrückt.

Ein hohlraumfreies Mörtel- oder Kleberbett ist für die Frostsicherheit und damit auch für die Funktionalität und Lebensdauer des Belages unbedingte Voraussetzung.

Nach Fertigstellen der Belagsarbeiten, die das ständige Auskratzen der Belagsfugen und das Säu-bern des Belages beinhalten, wird die Belagsfläche zum Verfugen vorbereitet. Nicht vollständig ausgekratzte Fugen werden in Plattentiefe ausgekratzt, noch vorhandene Mörtelreste entfernt und der Belag mit einem Handfeger nochmals gesäubert, um lose Mörtelreste zu entfernen. Das Verfu-gen erfolgt in Abhängigkeit vom Belagsmaterial durch Einschlämmen oder Verfugen mit dem Fug-eisen.

12.8 Belagsschäden

Neben den bereits im Abschnitt 12.1 angeführten äußeren Einflüssen wirken zugleich auch innere Einflüsse auf die Fassadenkonstruktion. Dazu gehören Setzungen des Gebäudes, die zu Spannungen führen sowie das Schwinden und Kriechen von Betonuntergründen – z. B. der Fundamente. Ein nicht zu unterschätzender Aspekt der möglichen Schädigung ist Wasserdampf. Dieser entsteht im Rauminneren und dringt in die Außenwandkonstruktion ein. Bei Erwärmung – entweder Raumluft durch Beheizen oder Erwär-men der Außenwand durch Sonneneinstrahlung – entsteht Dampfdruck. Dabei ist zu berücksich-tigen, dass Luft prinzipiell Feuchtigkeit enthält. Der Gehalt ist abhängig von der Temperatur der Raumluft. Warme Luft nimmt mehr Feuchtigkeit auf, als kältere Luft. Die tatsächlich vorhandene

Page 435: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

12.9 Berechnungen für Fassadenkonstruktionen 417

12

Wasserdampfmenge (100 %) wird als „absolute Luftfeuchtigkeit“ bezeichnet, das Verhältnis zwischen dem absoluten Wert und dem gesättigten Gehalt als „relative Luftfeuchtigkeit“. Diese wird prozentual ausgedrückt. Der Sättigungsgrad innerhalb einer Wohnung kann bei unterschied-lichen Raumtemperaturen auch unterschiedliche Sättigungen aufweisen. Auf die Außenwand-konstruktion wirken demzufolge auch verschiedene Wasserdampfmengen ein. Der Dampf wan-dert von der warmen Seite zur kalten Seite der Konstruktion: Rauminneres zur Außenwand. Wenn sich der Wasserdampf unter den Taupunkt abkühlt, wird er wieder flüssig und zu Tauwasser. Dieses stellt eine große Gefahr für die Dämmung dar. Der Taupunkt verlagert sich immer mehr zur warmen Seite und durchfeuchtet immer mehr die Dämmschicht, bis nach einiger Zeit die gesamte Dämmschicht durchnässt ist. Die Schicht zur Verhinderung der Dampfdiffusion muss so eingebaut werden, dass der Wasserdampf die Dämmung nicht erreichen kann. Konkret bedeutet das aus Sicht der warmen Konstruktionsseite: Einbau vor dem Taupunkt. Eine zusätzliche Gefahr entsteht, wenn Kondenswasser bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt in die Konstruktion dringt. Das entstehende Eis in den Poren der Dämmschicht sprengt zuerst die Schicht auf, dann kommt es zu Absprengungen und bleibenden Schäden.

Gegenmaßnahmen können sein: – außenliegende Wärmedämmungen anordnen – wenn innenliegende Wärmedämmungen, dann mit Dampfsperre – hinterlüftete Konstruktionen – angepasste Materialauswahl: hoher Anteil an Belagsfugen und keine zu großformatigen

Platten (Platten sind dicht, Fugen atmungsfähig) – Verwendung von wasserdampfdurchlässigen Verlegemörtel (keine Epoxidharzklebstoffe) – Verwendung von atmungsfähigen (dampfdurchlässigen) Fugenmörtel – Reaktionsharze

scheiden aus – Luftzirkulation im Raum (ausreichende Belüftung)

12.9 Berechnungen für Fassadenkonstruktionen

12.9.1 Aufmaß

Das Aufmaß erfolgt nach bekannten Vorgehensweise. Die allgemeinen Aufmaßregeln werden durch eine besondere Regelung für das Aufmessen von Fassaden ergänzt.

Abgerechnet wird nach dem Außenmaß (Fertigmaß) der Bekleidung, Überdeckungen blei-ben dabei unberücksichtigt. Das Außenmaß gilt nicht nur für die Fassadenlänge und -breite, sondern auch für die Außenmaße von Leibungen.

12.9.2 Dimensionierung von Bewegungsfugen

Wie bereits in diesem Lernfeld und im Lernfeld 11 beschrieben, müssen die angeordneten Bewe-gungsfugen eine entsprechende Längenänderung der einzelnen Schichten in Folge von Tempera-turdifferenzen aufnehmen. Da sich unterschiedliche Baustoffe auch unterschiedlich ausdehnen oder schrumpfen, müssen die dadurch entstehenden Differenzen durch die elastischen Fugen aufgenommen werden. In der Regel werden bei neu erbauten Gebäuden die Bewegungsfugen vom Planer vorgegeben. Bei kleineren Aufträgen oder Modernisierungen kann diese Planung jedoch in den Aufgabenbereich des Fliesenlegers fallen. Außerdem ist ein gewisses Grundlagen-

Page 436: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

418 12 Bekleiden einer Fassade

12

wissen bezüglich der Dimensionierung von Bewegungsfugen notwendig, schon um die örtlichen Gegebenheiten zu kontrollieren. Voraussetzung für die Berechnung einer ausreichenden Fugenbreite ist die bereits bekannte For-mel zur Bestimmung der Längenänderung.

Längenänderung = Anfangslänge × Temperaturdehnzahl × Temperaturdifferenz l = l0 × t × T

Für die Bestimmung einer Feldbegrenzungsfuge innerhalb des Fassadenbelages werden die Ände-rungen der Baustoffe (Mörtelbett und Belagsmaterial) verglichen. Dabei bilden die Temperatur-differenz über 24 Stunden als Tag-Nacht-Wechsel (hier: 90 K) und der geplante Fugenabstand (hier: 9 m) die weiteren Bezugsgrößen. Mörtelbett: l = l0 × t × T l = 9 m × 0,01 mm/mK × 90 K l = 8,1 mm Feinsteinzeug: l = l0 × t × T l = 9 m × 0,007 mm/mK × 90 K l = 5,6 mm Längendifferenz: l = 2,5 mm Dimensionierung: Dieser Längenunterschied muss von der Fugen aufgenommen werden. Die

Dichtmasse kann sich nur 20 % der Fugenbreite elastisch verformen und muss dem entsprechend breit angelegt werden. Ausgangswert für die 20 % sind die errechneten 2,5 mm Längenänderung. Die erforderliche Fugenbreite entspricht 100 %.

Fugenbreite = Längendifferenz × 100 % : 20 % Fugenbreite = 2,5 mm × 100 % : 20 % Fugenbreite = 12,5 mm.

12.10 Aufgaben und Projekte

12.10.1 Aufgaben zur Informationsbeschaffung

1. Vergleichen Sie die Anforderungen an einen Fassadenbelag aus Fliesen mit einem herkömm-lichen Fliesenbelag, z. B. im Badezimmer!

2. Welche Vorteile und Nachteile bietet ein Fassadenbelag aus Fliesen oder Platten? 3. Zählen Sie verschiedene Belagmaterialien für Fassadenbekleidungen auf! 4. Erklären Sie, weshalb ein vollsattes Mörtelbett beim Fassadenbelag so wichtig ist! 5. Beschreiben Sie das Prinzip der Dampfdiffusion (Tauwasserbildung)! Erläutern Sie den Ein-

fluss des Tauwassers! 6. Wie können Schäden in Folge von Wasserdampf verhindert werden? Welchen Einfluss hat die

Auswahl der Belagsfarbe? 7. Welche Bedeutung hat Schlagregen für die Fassade? 8. Nennen Sie die verschiedenen Varianten der Fassadenkonstruktionen unter einem kerami-

schen Belag! 9. Vergleichen Sie Vor- und Nachteile einer angemörtelten Fassadenbekleidung ohne Wärme-

dämmung!

Page 437: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

12.10 Aufgaben und Projekte 419

12

Bild 12.29: Lagerhaus

m, cm

Bild 12.30: Ansicht Fassade

m

Page 438: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

420 12 Bekleiden einer Fassade

12

10. Skizzieren Sie einen Schnitt durch eine Fassadenkonstruktion mit Wärmendämmung und be-wehrtem Unterputz! Erläutern Sie die Aufgaben und Anforderungen der einzelnen Schichten!

11. Beschreiben Sie die Vorteile einer hinterlüfteten Fassadenkonstruktion! 12. Vergleichen Sie das Verlegen von Feinsteinzeug- und Natursteinplatten an hinterlüfteten Fas-

sadenkonstruktionen! 13. Welchem Zweck soll der Gebäude-Energiepass dienen? 14. Welches Energiesparpotenzial besitzen fachgerecht gedämmte Außenwände? 15. Als Geselle sind Sie bei einem Besitzer eines Mietshauses tätig. Er fragt Sie nach wärmedäm-

menden Maßnahmen für seine Fassade sowie nach deren Wirksamkeit. Im Gespräch sollen ge-meinsam Arten und Eigenschaften von Wärmedämmmaßnahmen zusammen getragen werden!

16. Die Fassade des Lagerhauses im Hamburger Hafen (Bild 12.29) soll mit Klinkerplatten im Format 24 × 11,5 × 2 plattiert werden. Die Fensterleibungen sind im Rohbaumaß 7 cm breit.

Die Klinker werden in MG III mit 4 cm Mörtelbett angesetzt. a) Berechnen Sie die Fassadenfläche inkl. der Leibungsflächen in m2! b) Wie viele Klinkerplatten müssen bei 8 % Verschnitt bestellt werden? c) Wie lautet die Bestellung für Sand in m3 und Zement in Säcken bei einer Auflockerung

von 45 %? 17. Erstellen Sie für die abgebildete Fassade (Bild 12.30) ein Aufmaß nach folgenden Positionen:

Pos. 1 Mörtelbett MG III, 3 cm Pos. 2 Klinkerplatten 11,5 × 24 × 2 cm für den Spritzwasserbereich Pos. 3 Spaltplatten 24 × 24 × 2 cm für Fassade und Leibungen Pos. 4 Fugenmasse Pos. 5 Bewegungsfugen

Alle angegebenen Maß sind Rohbaumaße! 18. Entwickeln Sie für die Fassade aus Aufgabe 17 vier verschiedene Verlegemuster für den Be-

reich der rechten Außenwandecke bis zum rechten Fenster im Erdgeschoss, oberhalb des Spritzwassersockels bis OK Fenster!

19. Zeichnen Sie die Fassade (Aufgabe 17) als Skizze in ausreichender Größe und tragen Sie den Verlauf der Bewegungsfugen ein! Berechnen Sie die erforderliche Breite der Fugen, wenn die zu erwartende Temperaturdifferenz 95 K betragen wird. Als Ausgangslänge werden die Maße aus der Bauzeichnung angenommen (Abstand der Bewegungsfugen).

12.10.2 Projekte

Projekt 1: Fassade eines Saunahauses Problemstellung: Das Sauna-Haus im Garten eines Freizeitbades soll nach der Rohbaufertigstel-lung einen wetterfesten Belag erhalten, der sich dem Erscheinungsbild des Bades anpasst (Bild 12.31). Situationsbeschreibung: Zur Arbeitsvorbereitung schickt der Meister Sie vor Ort, um sich über die Gegebenheiten zu in-formieren. Dabei stellen Sie Folgendes fest: Das Sauna-Haus hat ein Pultdach mit 4 % Gefälle. Die höchste Seite des Daches befindet sich auf der Türseite. An dieser Stelle beträgt die Haushöhe ab OK Gelände (Umgang aus Betonwerksteinen) 3,05 m. Die OK Gelände ist identisch mit der OKFF.

Page 439: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

12.10 Aufgaben und Projekte 421

12

Handlungsziele: 1. Wählen Sie ein geeignetes Belagmaterial (Material, Format, Farbe) für die Fassade des Sauna-

Hauses aus! Begründen Sie Ihre Entscheidung fachgerecht! Legen Sie auch die Dicke des Mörtelbettes fest!

2. Zeichnen Sie eine Prinzipskizze (Schnittdarstellung) bezüglich der Höhenangaben an der Tür-seite. Bestimmen Sie anschließend die Fassadenhöhe auf der gegenüberliegenden Seite!

3. Listen Sie alle Aufmaßregeln nach VOB auf, die für das Fassadenaufmaß notwendig sind! 4. Erstellen Sie das Aufmaß nach VOB, benutzen Sie dazu ein Aufmaßblatt! 5. Entwickeln Sie aus dem Grundriss als Skizze je eine Seitenansicht! 6. Fertigen Sie an Hand dieser Skizze eine Technische Zeichnung mit Bemaßung an!

168,

520

4,5

36,5

451

36,5

299 199

576

374

49

524

649

151

151

36,536,5

151

151

101

201

BRH 1,25

BRH

1,2

5

Bild 12.31: Sauna-Haus

Projekt 2: Fassade eines Gerätehauses Problemstellung: Die dargestellte Fassade des Gerätehauses soll ebenfalls einen Fliesenbelag als Fassadenbekleidung erhalten (Bild 12.32). Situationsbeschreibung: Das Planungsbüro hat sich in Übereinstimmung mit dem Auftraggeber für einen zweifarbigen Belag entschieden. Bis zur Unterkante Fenster und ab Oberkante Fenster sollen jeweils dunkel-grüne Feinsteinzeugfliesen im Format 10/20 cm im gezahnten Viertelverband flach verlegt wer-den. Die verbleibenden Zwischenräume erhalten einen symmetrisch eingeteilten Belag aus wei-ßem Feinsteinzeug, ebenfalls 10/20 cm , allerdings hochkant verlegt. Die Belagfugen entsprechen der DIN-Norm, alle dauerelastischen Fugen sind ca. 1 cm breit. Gemäß der Ausschreibung erfolgt die Verlegung in Buttering-Floating-Verfahren.

Page 440: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

422 12 Bekleiden einer Fassade

12

74 210 120 120 74

598

102,

513

549

286,

5

cm

Bild 12.32: Gerätehaus Handlungsziele: 1. Zum besseren Verständnis tragen Sie die Gestaltungswünsche in die Vorderansicht ein und

beachten dabei bereits die Anordnung der Teilstreifen! 2. Leiten Sie aus Ihren Skizzen die erforderlichen Einteilungsregeln ab! Beachten Sie dabei die

Besonderheiten eines Fassadenbelages! Nutzen Sie zur Vervollständigung und Kontrolle das Lehrbuch!

3. Was verbirgt sich hinter dem Begriff „Buttering-Floating“? Wozu dient diese Technik, nennen Sie Vorteile und Anwendungsbereiche!

4. Tragen Sie in die Vorderansicht den fachgerechten Verlauf der Dehnungsfugen ein! 5. Stellen Sie eine Materialbedarfsliste zusammen! 6. Bestimmen Sie die Anzahl und Schnittbreiten der Teilfliesen! Fertigen Sie zur Verdeutlichung

jeweils eine Skizze des Teilstückes an! 7. Zeichnen Sie einen Verlegeplan im Maßstab 1 : 20 auf A3, sowie die Details im Fensterbe-

reich im Maßstab 1 : 5 (dabei sind die Belagfugen 1 mm breit zu zeichnen!) Projekt 3: Materialkalkulation Problemstellung: Das dargestellte Eingangsportal einer Wellness-Oase mit orientalischem Cha-rakter soll einen Belag aus kleinformatigem Steinzeugmosaik erhalten (Bild 12.33). Situationsbeschreibung: Die gemauerte Fassade besteht aus Mauerziegeln NF, deren Ausfüh-rung vor 4 Wochen abgeschlossen wurde. Handlungsziele: Erstellen Sie eine Materialkalkulation für eine wärmegedämmte Ausführung im Dünnbett nach DIN 18 515, Abschnitt 7. Wählen Sie alle Materialien selbständig aus! Verdeutlichen Sie dem Kunden Ihre Vorschläge mittels Schnittdarstellung über den Konstrukti-onsaufbau! Beschreiben Sie detailliert den Technologischen Ablauf der Belagsarbeiten!

Page 441: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

12.10 Aufgaben und Projekte 423

12

r=2,25

120°

r=1,20

120°

r=1,20

120°

120 1248 120

375

425

m, cm Bild 12.33: Eingangsportal Projekt 4: Natursteinfassade Problemstellung: Die in der Vorderansicht dargestellte Fassade (Bild 12.34) soll eine hinterlüftete Konstruktion aus Natursteinplatten erhalten. Situationsbeschreibung: Die Tür- und Fensterumrandungen werden aus Schieferplatten, die restliche Belagsfläche wird aus Granitplatten ausgeführt. Handlungsziele: Kalkulieren Sie den Materialbedarf! Beschreiben Sie den Technologischen Ablauf der Belagsarbeiten! Recherchieren Sie zur Informa-tionsgewinnung im Internet und wählen Sie eine geeignete Konstruktionsart aus. Fassen Sie deren Vor- und Nachteile zusammen und beschreiben Sie das System! Präsentieren Sie Ihre Ergebnisse!

120

4040

4040

60

40 40 40

60

40

40250 250 255

350

40

9060

115

250

cm Bild 12.34: Fassade aus Naturstein

Page 442: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

424 12 Bekleiden einer Fassade

12

Projekt 5: Problemstellung: Die Fassade soll einen keramischen Belag im Dickbett erhalten (Bild 12.35). Situationsbeschreibung: Sie entnehmen alle für das Aufmaß notwendigen Information der Bau-beschreibung! Es sind Rohbaumaße. Pos. 1 Spaltplatten 11,5 × 24 × 2 cm hellblau für Fassade Pos. 11 Spaltplatten 11,5 × 11,5 × 2 cm azurblau für 12,5 cm tiefe Leibungen Pos. 2 Ansetzmörtel 2,5 cm Pos. 21 Spritzbewurf 1,0 cm Pos. 3 dauerelastische Fugen VOB-Regel: Außenmaße gelten, unabhängig von Überschneidungen! Handlungsziele: Erstellen Sie das Aufmaß! Zeichnen Sie den Verlegeplan als Detaillösung zwischen der linken Gebäudeecke und den beiden Fenstern des Obergeschosses! Entwickeln Sie zwei Lösungsvorschläge (Maßstab M 1 : 10, DIN A3)! Begründen Sie Ihre Entscheidungen fachgerecht und präsentieren Sie Ihre Ergebnisse!

m, cm

1,00 1,50 50 3,00 50 1,50 1,00

50 4,00 1,00 1,50 50 1,00 50

1,00

1,50

1,

50

5

0 1

,00

50

1,

00

50

1,25

1,0

0 2

5

5,0

0

Bild 12.35: Vorderansicht Fassade

Page 443: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

13 Herstellen von Treppenbelägen

Treppen dienen zur Überwindung von Höhenunterschieden innerhalb oder außerhalb von Gebäu-den. Als Treppe werden alle Stufenkonstruktionen mit mehr als 2 Steigungen (Stufen) bezeichnet, anderenfalls spricht man von Einzelstufen. Bei der Konstruktion bzw. beim Verkleiden von Trep-penstufen trifft den Fliesenleger eine besondere Verantwortung. Neben den Anforderungen an Bodenbeläge im Innen- und Außenbereich gelten bei Treppenkonstruktionen besondere Ansprü-che hinsichtlich sicherer Begehbarkeit, wie beispielsweise das Verhindern der Stolper- oder Ab-sturzgefahr. Vom Hauptverband der gewerblichen Berufsgenossenschaften sind im „Merkblatt für Treppen“ alle Anforderungen und Informationen zusammengefasst sowie alle allgemeingültigen Begriffe erläutert.

13.1 Treppenteile und Treppenformen

Die nachfolgende Zeichnung im Bild 13.1 stellt einen vertikalen Schnitt durch einen Treppenlauf sowie die Draufsicht dar. Alle in der Darstellung enthaltenen Begriffe können wie folgt definiert werden: Auftrittsstufe: Fläche einer Stufe, die zum Begehen genutzt wird.

Auftrittsbreite: Breite einer einzelnen Stufe, die als Auftritt beim Begehen zur Verfügung steht. Gemessen wird dabei das zur Verfügung stehende Maß der Stufe (oh-ne Überstand bzw. Unterschneidung) als waagerechter Abstand von Stufen-vorderkante zu Stufenvorderkante.

Breite der Trittstufe: Bezieht sich auf das Gesamtmaß der Auftrittsstufe einschließlich des Unter-schiebens unter die Setzstufe.

Lauflänge: Wird oft auch „Treppenlänge“ genannt und gibt den Abstand zwischen der Vorderkante der ersten Stufe (Antrittstufe) und der Vorderkante der letzten Stu-fe (Austrittsstufe) an. Damit liegt die letzte der angegebenen Stufen auf dem oberen Podest und geht bei der Berechnung der Lauflänge nicht mit ein. In der Formel wird dieser Fakt ausgedrückt durch „Summe aller Auftritte minus 1“.

Lauflinie: Ihr Verlauf entspricht dem der Lauflänge und gibt in der Zeichnung die Laufrichtung an (Rechtstreppe, Linkstreppe). Die Lauflinie verläuft in der Regel in der Mitte der Treppe, Ausnahme bilden Treppen mit einer Breite über 1 m. In diesem Fall befindet sich die Lauflinie 50 cm von der Freiwan-ge oder dem Treppenauge. An der Lauflinie sind die Auftrittsbreiten aller Einzelstufen identisch.

Setzstufe: Senkrecht angeordnete Stufe zwischen zwei Trittstufen.

Steigungshöhe: Höhe einer Einzelstufe, auch als Stufenhöhe bezeichnet. Das angegebene Maß bezieht sich auf den Abstand zwischen den Oberkanten zweier Auf-trittsstufen.

Höhe der Setzstufe: Bezieht sich auf das eingebaute Maß der Setzstufe, also den Abstand zwi-schen den beiden Auftrittsstufen.

A. Borgmeier, H. Braunreiter, Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger,DOI 10.1007/978-3-8348-9945-3_13,© Vieweg+Teubner Verlag | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2011

Page 444: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

426 13 Herstellen von Treppenbelägen

13

Höhenunterschied: Auch als Treppen- oder Geschoßhöhe bezeichnet. Der Höhenunterschied wird von der Oberkante des unteren Podestes bis zur Oberkante des oberen Podestes gemessen.

Steigungsverhältnis: Gibt das Verhältnis zwischen Steigungshöhe und Auftrittsbreite an. Ausge-drückt wird das Verhältnis als Bruch s/a.

Treppenwange: Als Treppenwangen werden die seitlichen Tragkonstruktionen für den Trep-penlauf bezeichnet. Die Wangen werden als Wandwangen (direkter An-schluss zur Treppenhauswand) oder als Freiwangen (Treppenlauf lagert seit-lich frei, z. B. Stahlbeton-Fertigteile als Einfeldplatte) unterschieden.

Treppenauge: Mittig frei bleibender Raum zwischen zwei (oder mehreren) gegenläufigen Treppenläufen.

ba

hs

H

u

L

Podest

Setzstufe (Stoßtritt)

Trittstufe

Treppenlauf

Podest

W

W

La

An

Au

a = Auftrittsbreites = SteigungshöheL = LauflängeH = Höhenunterschiedh = Höhe der Setzstufeb = Breite der Trittstufeu = Unterschneidungs/a = Steigungsverhältnis

W = Wange (Frei- oder Wandwange)La = LauflinieAn = Antrittstufe (erste Stufe)Au = Austrittstufe (letzte Stufe)

Bild 13.1: Schnitt und Draufsicht einer geraden Treppe

Page 445: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

13.1 Treppenteile und Treppenformen 427

13

Unterschneidung: Kann auch als Überstand bezeichnet werden. Die Auftrittsstufe überdeckt nicht nur die Setzstufe, sondern steht auch noch einige Zentimeter (meist 2 cm bis 3 cm) über. Bei einigen Treppen (meist Stahlbeton-Fertigteile oder Formteile als komplette Stufen) werden die Setzstufen statt lotrecht schräg gesetzt. Zweck beider Konstruktionen ist die Vergrößerung der Auftrittsflä-che im vorderen (benutzten) Bereich der Stufe und damit eine Verbesserung der Trittsicherheit (Bild 13.2).

Bild 13.2: Mögliche Unterschneidungen der Treppenstufen Die Form einer Treppe wird nach ihrem Grundriss bezeichnet. Ausschlaggebend dafür ist die Anordnung eines oder mehrerer Treppenläufe sowie deren Richtung (Bild 13.3). Einläufige Treppen Der Treppenlauf wird ohne Unterbrechung begangen. Mehrläufige Treppen Zwischen Beginn und Ende der Stufenanlage befinden sich ein oder mehrere Zwischenpodeste. Nach maximal 18 Stufen sollte ein Zwischenpodest angeordnet werden. Dieses kann sich inner-halb eines geraden Laufes befinden oder als Zwischenpodest zur Änderung der Laufrichtung (mehrläufige Treppen) angeordnet werden. Befinden sich die Stufen zwischen zwei Treppenläu-fen rechtwinklig zueinander, werden diese Treppen als zweiläufige (drei- oder mehrläufige) Trep-pen bezeichnet. Ändert sich die Laufrichtung kreisförmig, spricht man von gewendelten Treppen. In der Bauzeichnung sind die Podeste mit Höhenangaben versehen, je nach Ausführung als Roh-bau- oder Fertigmaß. Die Höhenangabe ± 0,00 bezieht sich auf die Oberkante des fertigen Fuß-bodens im Erdgeschoss. Alle nach oben führenden Treppenläufe erhalten auf den Podesten das Vorzeichen + in der Höhenlage. Alle Podeste, die tiefer liegen als das Erdgeschoss, werden mit dem Vorzeichen – gekennzeichnet.

Page 446: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

428 13 Herstellen von Treppenbelägen

13

dreiläufig Rechtstreppe mit zwei Podesten

halbgewendelte Treppe (180°)

zweiläufig U- Treppe mit Zwischenpodest

Treppenauge

Treppenauge

Podest

Spindel (tragende Säule)oder Treppenauge(Freiraum innerhalb der Freiwange)

Wendeltreppe mit Spindel oder Treppenauge

zweiläufig gewendelte Treppe mit Zwischenpodest

im Antritt viertelgewendelte Treppe

im An- und Austritt viertelgewendelte Treppe einläufig gerade Treppe

zweiläufige gerade Treppe mit Zwischenpodest(Podest nach maximal 18 Steigungen)

zweiläufig gewinkelte Rechtstreppemit Zwischenpodest

Bild 13.3: Treppenformen

Page 447: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

13.2 Anforderungen an Treppenanlagen 429

13

13.2 Anforderungen an Treppenanlagen

In keinem anderen Bereich eines Gebäudes ist die Unfallgefahr so hoch wie im Bereich von Trep-pen. Die häufigsten und schwersten Unfälle ereignen sich beim Abwärtslaufen. Die Ausbildung der Stufenvorderkanten, eine ausreichende Auftrittsbreite, die angemessene Stufenhöhe und vor allem die Einhaltung und Homogenität der Stufenmaße können bei fachgerechter Ausführung das Unfallrisiko maßgeblich reduzieren (Bilder 13.1, 13.4 bis 13.7). Sofern keine anderen Forderungen gestellt werden, gelten folgende Steigungshöhen für Treppen als Richtwerte:

Tabelle 13.1: Angemessene Steigungshöhen Treppenart Steigungshöhe Einfamilien- und Mehrfamilienhäuser 17 – 18 cm

Öffentliche Gebäude 16 – 17 cm

Keller- und Bodentreppen 20 – 22 cm

Freitreppen, Garten- und Terrassentreppen 14 – 16 cm

Bild 13.4: Kunststoffprofil für Stufen-vorderkanten

Bild 13.5: Kunststoffprofil für Stufen-vorderkanten

Page 448: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

430 13 Herstellen von Treppenbelägen

13

Bild 13.6: Profilierte Vorderkanten der Fliesen

Bild 13.7: Winkelstufen mit Einlagen aus Kunststoffstreifen

13.2.1 Steigungsverhältnisse

Für die Trittsicherheit einer Treppe ist das richtige Steigungsverhältnis Vorraussetzung. Das op-timale Verhältnis wird durch die Schrittmaßformel ausgedrückt. Bei dieser ergeben zwei Stei-gungshöhen und eine Auftrittsbreite eine Gesamtlänge von rund 63 cm. Die Länge entspricht dem normalen Schrittmaß eines Erwachsenen, d. h.: lichter Abstand zwischen den Füßen bei einem „normalen“ Schritt – bezogen auf eine Spanne von 59 cm bis 65 cm.

Schrittmaßformel: a + 2 × s = 63 cm (möglichst von 59 cm bis 65 cm)

Die Auftrittsbreite soll zwischen 21 cm bis 37 cm liegen, die Steigungshöhe im Bereich von 14 cm bis 21 cm. Betrachtet man den Treppenlauf als schräge Platte, ergibt sich daraus ein Nei-gungswinkel von 24° bis 36°.

Page 449: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

13.2 Anforderungen an Treppenanlagen 431

13

Die nachfolgende Tabelle erläutert den Zusammenhang zwischen dem Steigungsverhältnis und der Treppenfunktion innerhalb bzw. außerhalb des Gebäudes.

Tabelle 13.2: Treppen-Richtmaße Treppenart Mindest-

laufbreite Steigungs-

höhe s Auftritts- breite a

Treppen zu Aufenthalts-räumen

80 cm

14 – 20 cm

23 – 37 cm Baurechtlich

notwendige Treppen in Wohngebäuden mit nicht mehr als zwei Wohnungen Keller- und Bodentreppen

80 cm

14 – 21 cm

21 – 37 cm

Zusätzliche Treppen

80 cm

14 – 21 cm

21 – 37 cm Baurechtlich nicht

notwendige Treppen in Wohngebäuden mit nicht mehr als zwei Wohnungen Treppen innerhalb geschlos-

sener Wohnungen

50 cm

k. A.

k. A.

Notwendige Treppen in sonstigen Gebäuden 100 cm 14 – 19 cm 26 – 37 cm

Nicht notwendige Treppen in sonstigen Gebäuden 50 cm 14 – 21 cm 21 – 37 cm

Das günstigste Steigungsverhältnis beträgt = 17/29, der Neigungswinkel liegt dann bei ca. 36°.

Bei Wendeltreppen soll das Steigungsverhältnis nach der Schrittmaßformel entlang der Lauflinie festgelegt sein. In Wohnhäusern (max. 2 Wohnungen) soll die Auftrittsbreite mindestens 10 cm bei einem Abstand von 15 cm von der Freiwange bzw. dem Treppenauge betragen. In allen ande-ren Gebäuden gilt: 10 cm Mindestauftrittsbreite direkt an der Freiwange oder dem Treppenauge. Zur Überprüfung des Steigungsverhältnisses dienen bei Bedarf zwei weitere – nicht genormte – Formeln:

Bequemlichkeitsformel: a – s = 12 cm Sicherheitsformel: a + s = 46 cm ± 1 cm

Auch bei diesen beiden Formeln ergibt sich ein Steigungsverhältnis von 17/29 als das Günstigste.

13.2.2 Weitere Anforderungen

Für ein sicheres Begehen einer Treppenanlage sind weiterhin folgende allgemein gültigen Anfor-derungen einzuhalten: – Die Steigungshöhe und die Auftrittsbreite nach Abschluss der Plattierungsarbeiten dürfen

innerhalb eines Treppenlaufes pro Stufe nur bis maximal ± 5 mm differieren. – Als Stufenbekleidung dürfen nur ausreichend rutschhemmende Beläge zum Einsatz kommen.

Diese müssen auch im feuchten bzw. verschmutzten Zustand die geforderte Trittsicherheit gewährleisten.

– Die Stufenvorderkanten sind besonders trittsicher auszubilden (Bilder 13.4 bis 13.7). – Treppen mit mehr als 4 Stufen benötigen einen Handlauf auf der rechten Seite in Abwärtsrich-

tung. Bei Stufenbreiten von mehr als 1,50 m Breite müssen auf beiden Seiten Handläufe vor-handen sein. Bei Treppen, die mehr als 4,00 m breit sind, muss außerdem mittig ein Handlauf angeordnet werden.

Page 450: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

432 13 Herstellen von Treppenbelägen

13

– Freie Treppenteile (Treppenlauf, Podest, Treppenöffnungen), müssen mit Geländern gesichert werden. Deren Höhe beträgt ab der Vorderkante der Stufe mindestens 1 m, bei Treppenhaus-höhen von mehr als 12 m mindestens 1,10 m. Öffnungen im Geländer dürfen nicht größer als 12 cm sein. Die Geländerkonstruktion darf nicht von Kindern überwindbar sein, z. B. durch waagerechte Holme oder ähnliches.

– Die lichte Durchgangshöhe (Stufenvorderkante bis Deckenunterkante) beträgt mindestens 2,00 m bzw. 2,10 m in Abhängigkeit von der Landesbauordnung (Bild 13.8).

Bild 13.8: Lichte Durchgangshöhe einer Treppe

– Die nutzbare Laufbreite zwischen den Handläufen soll in Häusern mit maximal 2 Wohnungen

mindestens 80 cm, bei sonstigen Gebäuden 1,00 m betragen. – Steiltreppen (Neigungswinkel zwischen 38° und 45°) sind nicht sicher zu begehen, da der

Auftritt zu schmal ist und die Steigung zu groß wird. Es ist zu überdenken, ob solche Treppen mit Keramik, Werk- oder Kunststein zu belegen sind, um den Mindestanforderungen gerecht zu werden.

– Treppen mit geringer Neigung, z. B. Freitreppen, besitzen einen Neigungswinkel von weniger als 30° und weisen dadurch eine große Auftrittsbreite bei geringer Steigungshöhe auf. Das Stei-gungsverhältnis sollte aber der Schrittmaßformel bzw. dem Vielfachen des Schrittmaßes entsprechen, um beim Begehen der Treppe „Trippelschritte“ zu vermeiden. Bei Freitreppen sollten die Trittstufen ein Gefälle von 2 % besitzen, um Wasserstau und Eisbildung zu ver-hindern.

13.3 Treppenberechnung

Obwohl der Fliesenleger für die Herstellung der Tragkonstruktion (Treppenlaufplatte) aus Stahl-beton nicht verantwortlich ist, steht er jedoch in der Pflicht, den Untergrund zu prüfen. Das be-deutet vor allen Dingen, die Rohbaumaße hinsichtlich der erreichbaren Fertigmaße zu kontrollie-ren. Bei geraden Treppen – unabhängig von der Anzahl der Läufe – betrifft die Kontrolle haupt-sächlich die Antritts- und die Austrittsstufe. Bei gewendelten Treppen bzw. Wendeltreppen be-zieht sich die Kontrolle auf die Mindestlaufbreite am Treppenauge, Spindel oder Freiwange (vgl. Abschnitt 13.2.1). Gegebenfalls sind bei nicht ausgleichbaren Maßabweichungen Bedenken anzumelden.

Page 451: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

13.3 Treppenberechnung 433

13

13.3.1 Gerade Treppen

Grundlage für die Treppenberechnung ist die Schrittmaßformel. Wie bereits erwähnt, kann die Prüfung durch die Bequemlichkeits- und/oder Sicherheitsformel erfolgen. Zu beachten ist aller-dings, dass die Schrittmaßformel einen Näherungswert von ca. 63 cm beinhaltet. Sind die fehlen-den Angaben über die Treppenhöhe oder die Lauflänge zu ermitteln, haben diese Lösungswege Vorrang.

Schrittmaßformel: a + 2 × s = 63 cm Bequemlichkeitsformel: a – s = 12 cm Sicherheitsformel: a + s = 46 cm

Treppenhöhe = Anzahl der Steigungen × Steigungshöhe H = n × s

Lauflänge = (Anzahl der Steigungen – 1) × Auftrittsbreite L = (n – 1) × a

Die Aussage „Anzahl der Steigungen minus 1“ ergibt sich aus der Definition für die Lauflänge. Die letzte Stufe des Treppenlaufes liegt auf dem oberen Podest. Ist die Anzahl der Steigungen oder die Steigungshöhe zu ermitteln, wird die Formel entsprechend umgestellt. Für den Fall, dass weder Anzahl noch Steigungshöhe angegeben sind, wählt man eine Steigungs-höhe, die der Treppenfunktion entspricht. Bei Kellertreppen wären das z. B. 19 cm, bei Freitrep-pen 14 cm. Nach Umstellen der Formel erhält man eine Stufenanzahl, die auf ganze Stufen auf- oder abgerundet werden muss. Der weitere Rechenweg setzt sich dann in üblicher Weise fort. Beispiel: Bestimmen Sie das Steigungsverhältnis für eine Kellertreppe mit 2,05 m Geschoss-

höhe! Lösung: 1. Steigungshöhe wählen Angenommene Steigungshöhe im Kellergeschoss = 19 cm 2. Ungefähre Steigungsanzahl ermitteln Angenommene Steigungsanzahl = Treppenhöhe : angenommene Steigungshöhe n = 205 cm : 19 cm n = 10,78 3. Genaue Anzahl der Steigungen festlegen gewählt: 11 Steigungen 4. Genaue Steigungshöhe ermitteln Steigungshöhe = Treppenhöhe : Anzahl der Steigungen s = H : n s = 205 cm : 11 s = 18,63 cm

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434 13 Herstellen von Treppenbelägen

13

5. Auftrittsbreite bestimmen (weil keine Treppenlänge gegeben ist, wird die Auftrittsbreite mit der Schrittmaßformel be-stimmt)

Auftrittsbreite = 63 cm – 2 × s a = 63 cm – 2 × 18,63 cm a = 25,72 cm 6. Steigungsverhältnis angeben s/a = 18,63/25,72 Wäre auch die Lauflänge gesucht, kann das nach der oben angeführten Formel erfolgen. Für dieses Beispiel wäre die Lösung: Lauflänge = (Anzahl der Steigungen – 1) × Auftrittsbreite L = (n – 1) × a L = 11 × 25,72 cm L = 257,2 cm Bei geraden zweiläufigen Treppen erfolgt die Berechnung ebenfalls nach den bereits aufgeführ-ten Formeln. Die Ermittlung der Steigungs- und der Treppenhöhe ist identisch mit dem Rechen-weg bei einläufigen Treppen. Die Lauflänge und die Berechnung der Auftrittsbreite wird in Ab-hängigkeit von den vorhandenen Angaben in der Bauzeichnung oder der Baubeschreibung vorge-nommen. Unabhängig von den Angaben gilt:

Lauflänge = (Anzahl der Steigungen – 2) × Auftrittsbreite + Podestlänge L = (n – 2) × a + L Podest Die Mindestpodestlänge setzt sich in der Regel wie folgt zusammen: Mindestpodestlänge = 63 cm + Auftrittsbreite Mindestpodestlänge = 63 cm + a Oder Mindestpodestlänge = 3 × Auftrittsbreite Mindestpodestlänge = 3 × a

Bei mehrläufigen geraden Treppen erfolgt die Berechnung der Lauflänge und Mindestpodest-länge durch die Addition der einzelnen Lauflängen zwischen den Podesten zuzüglich der Längen auf den Zwischenpodesten. Da die Lauflinie mittig verläuft, ergeben sich die Lauflinienlängen auf den Podesten jeweils aus der Summe der halben Podestbreite und 2-mal halber Podestlänge sowie der Breite des Treppenauges. Die Treppenhöhe wird entweder aus der Baubeschreibung oder den Höhenangaben in der Bau-zeichnung entnommen. Dadurch können die Steigungshöhen und die Höhen der Zwischenpodeste ermittelt werden.

13.3.2 Rechnerisches Verziehen gewendelter Treppen

Die Trittstufen gewendelter Treppen müssen „verzogen“ werden, d. h.: sie erhalten auf Grund der kreisförmigen Laufrichtung eine konische Form. Dabei ist möglichst eine ungerade Anzahl zu verziehender Stufen zu wählen (Bilder 13.9 und 13.10). Beim rechnerischen Verziehen einer gewendelten Treppe werden die Steigungsanzahl, die Stei-gungshöhe und die Auftrittsbreite analog wie bei geraden Treppen berechnet. Zu beachten ist, dass die Auftrittsbreite a die Breite an der Lauflinie ist.

Page 453: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

13.3 Treppenberechnung 435

13

L2

L1

b

M

r2

r1

Hilfslinie(15 cm von der Wange)

Bild 13.9: Viertelgewendelte Treppe, Grundriss

17/29

17/29

17/29

17/29

17/29 17/29

17/29

17/29

17/29

17/29

17/29

15

15

mind. 10 cm

Bild 13.10: Viertelgewendlete Treppe, verzogen

Die Länge der Lauflinie (Treppenlänge) setzt sich folgendermaßen zusammen:

Treppenlänge = Gerade Lauflänge 1 + Gerade Lauflänge 2 + Länge des Kreisbogens L = L1 + L2 + L Bogen

Die Länge des Kreisbogens ist abhängig von der Treppenform. Bei einer viertelgewendelten Treppe entspricht die Länge des Kreisbogens der Lauflinie der Länge eines Viertelkreises. Bei halbgewendelten Treppen dem entsprechend dem Umfang des Halbkreises, bei Wendeltreppen, je nach Ausführung, der Länge eines Vollkreises oder einem Teil des Umfangs. Für den dargestellten Grundriss 13.9 ergibt sich folgende Lauflänge:

L = L1 + L2 + LViertelkreis

L = L1 + L2 + d4

Dabei gilt: d = b = 2 × r2

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436 13 Herstellen von Treppenbelägen

13

Die Berechnung der Auftrittsbreite aH auf der Hilfslinie ergibt sich aus der Längendifferenz zwi-schen der Lauflinie und der Hilfslinie. Die Auftrittsbreite soll mindestens 10 cm betragen.

L = 2 12r 2r4 4

Diese Längendifferenz wird wie folgt anteilig von der Auftrittsbreite a der zu verziehenden Stufen abgezogen: Die angenommene Steigungsanzahl innerhalb des verzogenen Bereiches soll 5 Steigungen be-tragen. Die in die Rechnung eingehenden Teile beginnen mit dem Teil 1 an der ersten verzogenen Stei-gung und enden auch mit einem Teil an der letzten verzogenen Steigung. Dazwischen erhöht sich die Teilezahl jeweils um ein Teil bis zur mittleren Steigung und sinkt dann ab bis zur letzten ver-zogenen Steigung (deshalb auch die Wahl der ungeraden Steigungsanzahl). Beispiel für 5 Auftritte: 1. verzogene Stufe: aH = a – 1 Teil 2. verzogene Stufe: aH = a – 2 Teile 3. verzogene Stufe: aH = a – 3 Teile 4. verzogene Stufe: aH = a – 2 Teile 5. verzogene Stufe: aH = a – 1 Teil Summe der Teile: = 9 Teile Daraus ergibt sich die Länge für ein Teil aus der Lauflängendifferenz und der Summe der Teile.

1 Teil = L9

Berechnungsbeispiel: In einem Wohnhaus mit der Geschosshöhe von 2,40 m soll eine viertelgewendelte Treppe einge-baut werden. Die Längen der zur Verfügung stehenden Treppenläufe betragen 1,50 m, die Breite des Treppenlaufes 1,10 m und der innere Radius 10 cm.

Ermitteln Sie die Auftrittsbreite an der Freiwange! Gegeben: H = 240 cm L1 = L2 = 150 cm r1 = 10 cm b = 110 cm Lösung: 1. Berechnen der Länge der Lauflinie

L = L1 + L2 + d4

L = 1,50 m + 1,50 m + 1,10 m4

L = 3,864 m

Page 455: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

13.3 Treppenberechnung 437

13

2. Ermitteln der Steigungsanzahl

Anzahl der Steigungen = TreppenhöheAngenommene Steigungshöhe

n = 240 cm17 cm

= 14,1 Stg. gewählt 14 Steigungen

3. Errechnen der genauen Steigungshöhe

Steigungshöhe = Treppenhöhegewählte Steigungsanzahl

= Hn

s = 240 cm14

= 17,1 cm

4. Bestimmen der Auftrittsbreite

Auftrittsbreite = Lauflänge LSteigungsanzahl 1 n 1

a = 386,4 cm13

= 29,7 cm

5. Berechnen der Lauflängendifferenz

L = 2 12r 2r4 4

L = 110 cm 20 cm4 4

= 70,7 cm

6. Festlegen der Anzahl der zu verziehenden Stufen es sind 9 Stufen zu verziehen (3. bis 11. Stufe)

7. Errechnen der Länge eines Teils 1. verzogene Stufe: aH = a – 1 Teil = 26,9 cm 2. verzogene Stufe: aH = a – 2 Teile = 24,1 cm 3. verzogene Stufe: aH = a – 3 Teile = 21,3 cm 4. verzogene Stufe: aH = a – 4 Teile = 18,5 cm 5. verzogene Stufe: aH = a – 5 Teile = 15,7 cm 6. verzogene Stufe: aH = a – 4 Teile = 18,5 cm 7. verzogene Stufe: aH = a – 3 Teile = 21,3 cm 8. verzogene Stufe: aH = a – 2 Teile = 24,1 cm 9. verzogene Stufe: aH = a – 1 Teil = 26,9 cm

__________

Summe der Teile: = 25 Teile

1 Teil = L 70,7 cm25 25

= 2,8 cm

8. Berechnen der Auftrittsbreite an der Hilfslinie Die Berechnung erfolgt durch Einsetzen des ermittelten Teiles von 2,8 cm in die Aufstellung von Punkt 7. Die Ergebnisse sind kursiv eingesetzt. Die geringste Auftrittsbreite der Spickelstufe beträgt 15,7 cm und ist damit größer als die ge-forderten 10 cm!

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438 13 Herstellen von Treppenbelägen

13

13.4 Zeichnerisches Verziehen gewendelter Treppen

Zur Herstellung von Belagseinteilungen im Maßstab M 1 : 1 oder gegebenenfalls auch in kleine-ren Maßstäben bietet sich das zeichnerische Verziehen gewendelter Treppen an. Zwei Möglich-keiten sollen hier exemplarisch beschrieben werden.

13.4.1 Strahlenmethode

Beispiel: Viertelgewendelte Treppe mit 16 Steigungen im Verhältnis 19/24. Die Steigungen 5 bis 13 sollen verzogen werden (Bild 13.11).

1. Im Grundriss der Treppe wird mittig die Lauflinie eingezeichnet. 2. An der Lauflinie wird die Auftrittsbreite abgetragen, es entstehen die Punkte A. 3. Durch die Eckpunkte (Schnittpunkte beider Treppenläufe) wird die Achse eingezeichnet. Am

Schnittpunkt mit der Lauflinie entsteht der Punkt P1. 4. Die Verlängerung der letzten geraden Vorderkante ergibt die Punkte P2 und P4, die Verlänge-

rung der ersten geraden Vorderkante die Punkte P3 und P5. 5. Der Punkt P1 wird mit P2 und P3 verbunden. 6. Auf diesen Verbindungslinien wird die Auftrittsbreite a von P2 bzw. P3 aus abgetragen, es

entstehen die Schnittpunkte S’.

A

A

A

A

A

A

A

A

A

A

AA A A A

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

11 12 13 14 15 16

P2P4

P3

P1

S

S

S

S

S

S S S

S´S´

S´S´

Herz- oder Spickelstufe

16 Stg. 19/24Stufen 5-13 verzogen

Achsen

P5

Bild 13.11: Viertelgewendelte Treppe

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13.4 Zeichnerisches Verziehen gewendelter Treppen 439

13

7. Die Schnittpunkte S’ werden am unteren Treppenlauf mit dem Punkt P4 verbunden, am oberen Treppenlauf mit P5. An den Treppenwangen entstehen die Punkte S.

8. Die Vorderkanten der verzogenen Stufen werden als Geraden von den Punkten S durch die zugehörigen Punkte A konstruiert.

Die Auftrittsbreite an der „Spickelstufe“ darf an der Freiwange (Lichtwange) nicht kleiner als 10 cm sein!

13.4.2 Verhältnismethode

Beispiel: Halbgewendelte Treppe mit 16 Stufen (Bild 13.12) 1. Mittig im Treppenauge wird die Hilfsachse eingezeichnet. 2. Auf dem Grundriss der Treppe wird mittig die Lauflinie eingezeichnet. 3. An der Lauflinie wird die Auftrittsbreite abgetragen, es entstehen die Punkte A. 4. Die Spickelstufe wird mit der Mindestauftrittsbreite von 10 cm an der Lichtwange eingezeich-

net. 5. Die Verlängerungen der Vorderkanten der Spickelstufe schneiden die Achse im Punkt M. 6. Die Verlängerung der Vorderkante der ersten zu verziehenden Stufe ergibt den Schnittpunkt

S1 mit der Hilfsachse. 7. Vom Mittelpunkt M ist eine Hilfslinie zu zeichnen, die im Verhältnis 1 : 2 : 3 : 4 : 5 : 6:n

geteilt wird. Die Anzahl der Teile entspricht der Anzahl der zu verziehenden Stufen. Es ent-stehen die Teilpunkte S’.

8. Der letzte Teilungspunkt wird mit S1 verbunden. 9. Durch Parallelverschiebung von S’ und S1 entstehen auf der Achse die Punkte S2 bis Sn. 10. Die Verbindungen der Punkte A mit den entsprechenden Punkten S2 bis Sn ergeben die Vor-

derkanten der zu verziehenden Stufen.

1

2

3

4

5

6

7 8 9 10

11

12

13

14

15

16

S1

S2

S3

S4S5S6

A

A

A

A

A

AA A

A

A

A

A

A

A

M

S`

S`

S`S`

S`

Ach

se

Bild 13.12: Halbgewendelte Treppe

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440 13 Herstellen von Treppenbelägen

13

13.5 Materialauswahl

Für die Belegung einer Treppe kommen als Stufen- und Podestbelag alle Materialien in Frage, die eine ausreichende Rutschhemmung besitzen. Das bedeutet, dass polierte und glasierte Belagsma-terialien nicht benutzt werden sollten. Außerdem ist eine ausreichende Abriebfestigkeit zu beach-ten, da die Stufen einer erhöhten Beanspruchung ausgesetzt sind. Gefordert wird in Mehrfamili-enhäusern und – wie üblich – in öffentlichen Gebäuden mindestens die Abriebklasse 4 für alle keramischen Belagsmaterialien und Betonwerksteinplatten. Freitreppen erfordern außerdem den Einsatz von frostsicheren Materialien. In diesem Fall gelten die gleichen Anforderungen wie bei Terrassenbelägen, auch für die Verlegemörtel und Fugen-massen usw. Keramische Fliesen und Platten sind wegen ihren Eigenschaften sehr gut als Belagsmaterialien für Stufenbeläge und die anschließenden Treppenhauswände geeignet. Sie sind als unglasierte Fliesen oder Platten im Bodenbereich und als glasiertes Material an den Wänden einsetzbar. For-mate und Farben lassen vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten zu. Keramische Beläge sind leicht zu reinigen und damit aus hygienischer Sicht gerade in öffentlichen Gebäuden sehr empfehlens-wert. Bei gewendelten Treppen kann das Belagsmaterial gut der Stufenform angepasst werden. Verschiedene Hersteller bieten Formfliesen an, die entweder universell einsetzbar oder für eine bestimmte Treppenform mit festgelegten Maßen geeignet sind. In der Hauptsache werden diese Fliesen verwendet, weil zum Angebot Winkelplatten und speziell geformte und profilierte Fliesen für den Bereich der stark beanspruchten Stufenvorderkanten gehören (Bild 13.13).

Bild 13.13: Formplatte für Treppenstufen mit rückseitiger Profilierung

Betonwerksteinplatten kommen vorzugsweise als Terrazzoplatten auf Grund ihrer vielfältigen Oberflächengestaltungen zum Einsatz. Mit entsprechenden Profilierungen können diese auch im Außenbereich verlegt werden. Ansonsten stehen für Freitreppen verschiedene Betonplatten zur Auswahl. Weiche Natursteine (viele Kalksteinsorten und Sandsteinplatten) sind auf ihre Eignung zu prü-fen. Dagegen eignen sich magmatische Gesteine wie Granit oder Porhyr auf Grund ihrer großen Härte und Abriebfestigkeit für den trockenen Innenbereich sehr gut. Je nach Budget kann der Kunde zwischen Natursteinplatten eines Formates oder einer komplett zugeschnittenen Tritt- und Setzstufenplatte wählen. In letztem Fall entstehen wesentlich höhere Materialkosten und die Einzelplatten müssen unter Umständen vom Fliesenleger maßgenau beim

Page 459: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

13.6 Technologischer Ablauf beim Verkleiden einer geraden Treppe 441

13

Natursteinhändler oder im Natursteinwerk bestellt werden. Besondere Sorgfalt und gute Fach-kenntnisse werden bei gewendelten Treppen gefordert: ein falsches oder maßungenaues Verzie-hen der Stufen führt zu ungenauer Passform und letztendlich zu Reklamationen, Nachbesserungen und zusätzlichen Kosten.

13.6 Technologischer Ablauf beim Verkleiden einer geraden Treppe

13.6.1 Herstellen des Stufenbelages

Nach den allgemeinen Untergrundprüfungen und Vorbereitungsarbeiten und dem Feststellen der Belegreife gilt die besondere Kontrolle den Stufenmaßen. Insbesondere können unzulässige Maß-abweichungen an den Antritts- und Austrittsstufen durch den vorhandenen Bodenaufbau des Ein-gangsbereiches, des Flures oder des Podestes entstehen (Bild 13.14). Gegebenenfalls müssen unter diesen Umständen Bedenken angemeldet werden. Ist das nicht der Fall, beginnen die Arbei-ten des Einmessens der Treppenanlage und Anreißens der Bezugsachsen. Als Bezugsachsen wer-den der Waageriss in Höhe OKFF oberes Podest und der Lotriss in Höhe der Vorderkante der Antrittsstufe angenommen (Bild 13.15). Um einen gleichmäßigen und genauen Stufenverlauf zu gewährleisten, wird mindestens an einer Treppenwange das Stufenprofil angerissen. Bei großen und/oder besonders breiten Treppenläufen ist es ratsam, das Profil beidseitig an den Wandwangen anzuzeichnen. Das Profil wird zunächst ohne Trittstufenüberstand angerissen, um die Setzstufenplatten entsprechend den Lotachsen an-setzen zu können (Bild 13.16).

Bild 13.14: Ausgleich von Rohbaustufen

Auf dem Waageriss werden die einzelnen Auftrittsbreiten der Stufen und auf dem Lotriss die Stufenhöhen abgetragen. Dabei ist darauf zu achten, dass die Auftrittsbreiten und die Steigungs-höhen jeweils genau übereinstimmen. Eventuell können die Maße bei geringen Abweichungen der Lauflänge bzw. der Geschosshöhe angeglichen werden. Wünscht der Auftraggeber den Stu-fenbelag mit Überstand (Unterschneidung), kann dieser anschließend zusätzlich auf dem Waage-riss angetragen werden (Bild 13.16).

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442 13 Herstellen von Treppenbelägen

13

Bild 13.15: Lot- und Waageriss Treppenhauswand

Bild 13.16: Detail: Lot- und Waageriss Stufen

Die Einteilung des Stufenbelages erfolgt in der Regel im Fugenschnitt der Trittstufen zu den Setzstufen und nach symmetrischen Aspekten. Es gelten die allgemein bekannten Einteilungsre-geln, an den Stufenvorderkanten werden stets ungeschnittene Platten verlegt (Bild 13.17). Werden Platten mit profilierten Vorderkanten oder Winkelplatten (falls nicht als Eck-Formplatte ausgewählt) verlegt, ist an den freien Stufenkanten (Vorderkante und Treppenauge) ein Geh-rungsschnitt auszuführen (Bild 13.18).

Page 461: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

13.6 Technologischer Ablauf beim Verkleiden einer geraden Treppe 443

13

Bild 13.17: Tritt- und Setzstufen im Fugenschnitt

Bild 13.18: Gehrungsschnitt an Außenkanten der Trittstufe

Das Verlegen des Stufenbelages erfolgt entsprechend dem angezeichneten Profil entweder vom unteren zum oberen Podest oder in umgekehrter Reihenfolge. Die letztere Variante hat den Vor-teil, dass die frisch verlegten Platten nicht sofort begangen werden müssen. Allerdings ist das Ansetzen der Setzstufe nach dem Verlegen der Trittstufe etwas aufwändiger und verlangt auch eine größere Sorgfalt beim maßgenauen Arbeiten. Die zuerst angeführte Variante von unten nach oben erleichtert zwar das genaue Verlegen der Platten, jedoch muss der Fliesenleger die fertigen Stufen sofort belasten. Durch Abdecken mit entsprechend zugeschnittenen Spanplatten (möglichst auf einer Styroportrennlage) lassen sich Beschädigungen weitestgehend vermeiden (Bild 13.19). Die optimale Variante wäre: von oben nach unten abschnittsweise ca. 3 Stufen, je nach Arbeitsbereich des Fliesenlegers.

1

23

4

5

1 fertiger Bodenbelag

2 Ansetzen der ersten Setzstufe nach dem Treppenprofil mit Belagsfuge

3 Auflegen des Verlegemörtels und Verdichten

4 Verlegen der Trittstufe nach Profil mit Überstand

5 höhengerechtes Ansetzen der zweiten Setzstufe nach dem Treppenprofil mit Belagsfuge

Bild 13.19: Arbeitsablauf beim Verlegen der Tritt- und Setzstufen

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444 13 Herstellen von Treppenbelägen

13

Als Verlegemörtel für keramische Fliesen und Platten kommt ein Zementmörtel MG III zum Einsatz. Das Mörtelbett auf den Stufen wird vorgezogen, gut verdichtet und gepudert bzw. mit Haftschlämme überzogen. Obwohl der Zement nach einer Stunde zu erstarren beginnt, sollten die Stufen mindestens 4 Stunden gegen Betreten gesichert werden, um das Abbindeverhalten nicht zu stören. In der Praxis lässt sich diese Forderung nicht immer realisieren, insbesondere nicht bei größeren Aufträgen, wo verschiedene Gewerke auf der Baustelle beschäftigt sind. Nicht selten erwartet der Bauleiter, dass der Fliesenleger erst am späten Nachmittag mit den Stufenbelagsarbeiten beginnt. Betonwerksteinplatten werden im Gegensatz zu keramischen Belagsmaterialien nicht in einem vollsatten Mörtelbett verlegt, sondern auf einzelnen Mörtelbahnen oder -batzen. Das gilt für die Verlegung von Tritt- und Setzstufen. Werden diese Platten vollflächig verlegt, neigen sie leicht zur Rissbildung. Auf Grund ihrer Größe gibt es keine Belagsfugen zur Aufnahme und zum Aus-gleich von Schwind- und Kriechspannungen des Mörtelbettes. In Abhängigkeit von der Größe der Einzelplatten, liegen die Betonwerksteinplatten auf 2 bis 4 Mörtelstreifen (Bild 13.20).

ca. 20 cm ca. 20 cm

ca. 40 cmca. 40 cm

Bild 13.20: Verlegung auf Mörtelstreifen In öffentlichen Gebäuden und stark frequentierten Treppen werden häufig Winkelstufen verlegt. Dabei ist darauf zu achten, dass im Bereich des Winkels bzw. im Bereich der Setzstufenfläche keine Verbindung der Winkelplatte mit der Rohstufe vorhanden ist. Das heißt, in diesem Bereich darf sich kein Verlegemörtel befinden. Bei einer starren Verbindung können die Winkelplatten direkt an der Vorderkante reißen (Bild 13.21).

Bild 13.21: Rissbildung bei Winkelstufen

Page 463: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

13.6 Technologischer Ablauf beim Verkleiden einer geraden Treppe 445

13

Natursteinplatten erfordern bei der Verlegung im Dickbett eine magere Untermischung aus erdfeuchtem Zementmörtel. Das ist notwendig, weil ansonsten der plastische Verlegemörtel auf den schlecht saugenden Betonstufen „schwimmen“ würde. Die Rohstufen können mit Zement-schlämmen oder Haftemulsion bestrichen werden. Die Untermischung besitzt ein Mischungsver-hältnis von MV 1 : 6 und einen sehr niedrigen Wasseranteil. Der Verlegemörtel besteht aus einem Zementmörtel mit Puzzolanzement, möglich sind MG II im Mischungsverhältnis MV 1 : 1: 5 bis 6 oder MG III im Mischungsverhältnis MV 1 : 4 bis 6. Die Dicke des Mörtelbettes beträgt ca. 2 cm. Die Platten werden entweder im vorgezogenen Mörtelbett oder bei unterschiedlicher Plattendicke einzeln verlegt. Bei der Verlegung im Dünnbett ist ebenfalls darauf zu achten, das der Dünnbettmörtel für die Verlegung von Natursteinen geeignet ist. Bei öffentlichen Gebäuden und Wohngebäuden bestehen erhöhte Anforderungen an den Tritt-schallschutz. Besonders bei Stahlbetontreppen, die nicht elastisch auf den Podesten (Hartgummi) als Einfeldplatten gelagert oder auf einer Wandwange aufgelagert sind, müssen zusätzliche Schallschutzmaßnahmen ergriffen werden. Werden die Stufenbeläge im Dickbett verlegt, sieht der Aufbau der Konstruktion wie folgt aus: 8–10 mm dicke Trittschall-Dämmplatten werden auf den Rohstufen verlegt, auf diesen wird flexibler Dünnbettmörtel als Kontaktschicht aufgezogen. Darauf erfolgt die Verlegung der Platten im Dickbett nach bekannter Vorgehensweise. In der Mehrheit der Fälle wird der Fliesenleger jedoch bei einer Stahlbetontreppe im Dünnbett arbeiten. Dann gleicht er zuerst die Unebenheiten der Rohstufen aus und grundiert nach der ent-sprechenden Trocknungszeit die Stufen. Die Trittschall-Dämmplatten werden in flexiblen Dünn-bettmörtel verlegt, der Stufenbelag eventuell im Mittelbett.

13.6.2 Herstellen des Treppensockels

Gerade bei Treppen ist der Sockelbereich erhöhten Stoß- und Trittbelastungen ausgesetzt. Erhal-ten Stufen einen mitlaufenden Sockel, wird dieser in der Regel aus dem Belagsmaterial der Stufen oder einem den Stufen angepassten Material ausgeführt. Prinzipiell werden zwei Sockelarten unterschieden: abgetreppt oder schräg verlaufend (Bilder 13.22–13.29).

Streifen derVorderkante angepasst

durchlaufende Fuge

Bild 13.22: Anpassung des Treppensockels

Der abgetreppte Sockel verläuft mit einer gleich bleibenden Breite mit dem Stufenprofil. Die Gestaltung des Sockels ist vom verwendeten Material abhängig. Werden einzelne Fliesen oder Platten kleineren Formates verwendet (10 × 10 oder 10 × 20), dürfen die entstehenden Ausgleich-streifen nicht an den Außenecken des Sockels angesetzt werden. Die Stufenvorderkanten sollen möglichst in den Lot- und Lagerfugen des Sockels fortlaufen. Die Anordnung der Teilstreifen ist bei allen Stufen gleich (Bilder 13.22 und 13.24).

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446 13 Herstellen von Treppenbelägen

13

Bild 13.23: Abgetreppter Sockel

Bild 13.24: Abgetreppter Sockel

Bei Natur- oder Betonwerksteinplatten werden die Sockelplatten den Maßen von Tritt- und Setz-stufen angepasst. So entstehen pro Stufe zwei passgenaue Sockelplatten (Bild 13.25).

Bild 13.25: Sockelplatten aus Natur- oder Werkstein

Page 465: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

13.6 Technologischer Ablauf beim Verkleiden einer geraden Treppe 447

13

Beim Einbau von schrägen Winkelstufen können dem Querschnitt angepasste Sockelplatten ver-legt werden (Bild 13.27). Das Anlegen eines abgetreppten Sockels erfolgt nach dem Belegen der Stufen. Für den waage- und lotrechten Verlauf des Sockels können die bereits vorhandenen Bezugsachsen (Lot- und Waa-geriss) genutzt werden. Neben der leichteren Einhaltung der Maße, minimieren sich zugleich Arbeitsaufwand und Arbeitszeit.

Bild 13.26: Schmale Sockelstreifen auf Grund der geometrischen Podestform

Bild 13.27: Sockelplatten entsprechend der Winkelstufen

Schräg geführte Sockel verlaufen entlang einer Linie über den Stufenvorderkanten. Unterhalb dieser Linie entstehen im Bereich zwischen den Tritt- und Setzstufen rechtwinklige Dreiecke, die als „Treppenzwickel“ bezeichnet werden. Die Zwickel werden an allen Stufen gleich eingeteilt. Wenn möglich, sitzt in der Innenecke eine ungeschnittene Fliese oder Platte und die verbleibende Fläche wird dementsprechend eingeteilt. Bezüglich des Arbeitsablaufes bestehen zwei Möglich-keiten: Die Zwickel werden zuerst angesetzt und dienen als Bezugsachse für das Ansetzen des schräg verlaufenden Sockels. Die zweite Möglichkeit wird allerdings häufiger praktiziert: Der schräg verlaufende Sockel wird angesetzt und nach Abschluss der Sockelarbeiten werden die Treppenzwickel nachgesetzt. Der Verlauf der Schräge kann durch Anzeichnen oder das Spannen einer Fluchtschnur markiert werden.

Page 466: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

448 13 Herstellen von Treppenbelägen

13

Für das Anlegen der Sockelschräge sollte eine symmetrische Einteilung gewählt werden, nicht zuletzt deshalb, weil die Übergänge von der Schräge zum Podestsockel auf Gehrung geschnitten werden (Bild 13.28). Die Gehrungsschnitte sollten pro Gehrung annähernd identisch geschnitten werden. Optimal ist der Ausgleich mit einer Teilfliese in der Mitte der Schräge. Im Anschluss an das Verfliesen der Schräge werden dann die Podestsockel angesetzt, die entstehenden Teilstreifen werden an das Ende der Podeste gesetzt.

Bild 13.28: Fachgerechter Gehrungsschnitt

Bild 13.29: Nicht fachgerecht ausgeführter Gehrungsschnitt

Zu bedenken ist, dass für die Einteilung und die Anordnung der Teilstreifen bzw. Größe der Gehrungsschnitte die Wünsche des Auftraggebers, Vorgaben des Planers und Angabe in der Bauzeichnung, im Verlegeplan oder in der Baubeschreibung verpflichtend sind. Letztendlich sind auch die örtlichen Gegebenheiten zu berücksichtigen.

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13.6 Technologischer Ablauf beim Verkleiden einer geraden Treppe 449

13

Bei der Verlegung von großformatigen Naturstein- oder Betonwerksteinplatten wird der schräge Sockel oft mit so genannten „Bischofsmützen“ ausgeführt. Pro Stufe wird eine Bischofsmütze angesetzt, die Fugen zwischen zwei Sockelplatten verlaufen in Richtung der Stufenvorderkante. Unter Umständen kann es zu den Aufgaben des Fliesenlegers gehören, die Bischofsmützen maß-genau beim Natursteinhändler zu bestellen. Zu empfehlen ist in diesem Fall, nach dem Aufneh-men der erforderlichen Maße eine Schablone aus Pappe, Leichtbauplatten o.ä. herzustellen, auf die ermittelten Maße zuzuschneiden und die Passgenauigkeit vor Ort zu kontrollieren bzw. gege-benenfalls zu korrigieren (Bilder 13.30 bis 13.32).

Bild 13.30: Sockel aus Bischofsmützen, Naturstein

Bild 13.31: Sockel aus Bischofsmützen, Grobkeramik

Bild 13.32: Verlegeplan Bischofsmützen

Page 468: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

450 13 Herstellen von Treppenbelägen

13

13.6.3 Fugenarbeiten im Stufenbereich

Von den seitlichen Treppenhauswänden ist der Stufenbelag durch eine ausreichend dimensionier-te elastische Fuge zu trennen. Empfehlenswert ist eine Breite von mindestens 8 mm. Die Fuge verhindert die seitliche Einspannung des Stufenbelages, nimmt die entstehenden Spannungen auf und verhindert die Rissbildung. Darüber hinaus muss diese Anschlussfuge eine schalltechnische Entkopplung von den Treppenhauswänden garantieren, um die Trittschallübertragung in benach-barte Räume zu verhindern. Treppenläufe, deren Laufplatte (Einfeldplatte) ausschließlich auf den Podesten auflagert und somit kein Auflager an den Wandwangen besitzen, dürfen nicht mit dem Wandbelag verbunden werden. Der vorhandene Luftspalt darf nicht verschlossen werden! Entsprechend des Belagsmateriales erfolgt das Einbringen der Fugenmasse für die Belagsfugen durch Einschlämmen oder Einpressen. Die ausführliche Beschreibung dieser Technologischen Abläufe sind bereits aus den vorangehenden Lernfeldern bekannt.

13.6.4 Herstellen des Wandbelages

Nach dem Verlegen des Sockels erfolgt – falls gewünscht oder geplant – die Verfliesung der Treppenhauswand. Die Regelhöhe des Wandbelages liegt bei ca. 1,50 m. Das Bekleiden der Trep-penhauswand erfordert vom Fliesenleger eine Reihe von speziellen Kenntnissen. Folgende Arbeitsweise hat sich bewährt: 1. Vor der Wandverfliesung sollten, abweichend von der allgemeinen Regel, die Stufen und

Podeste bereits bekleidet sein, um das Anarbeiten des Wandbelages an die einzelnen Stufen zu erleichtern.

2. Einrichten des Lot- und Waagerisses (Bild 13.33) Die Lotschnüre werden entsprechend der herkömmlichen Wandverfliesung angebracht, die Waageschnur verläuft in Höhe der Oberkante der Lagerfuge über dem Sockel des oberen Po-destes.

Waageschnur

Lot

Lot

Bild 13.33: Anlegen Lot- und Waageriss

Page 469: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

13.6 Technologischer Ablauf beim Verkleiden einer geraden Treppe 451

13

Besteht die Möglichkeit, Lot- und Waageriss auf Grund eines optimal beschaffenen Unter-grundes anzuzeichnen, vereinfacht diese Vorgehensweise den Arbeitsablauf.

Der Waageriss legt mit der Lagerfuge genau die Bezugsachse fest, von der aus der Belag senkrecht eingeteilt wird.

3. Die horizontale Einteilung des Wandbelages erfolgt durch Ausmessen oder rechnerische Ein-teilung. In der Regel beginnt der Fliesenleger am oberen Podest mit ganzen Fliesen und erhält am Ende der Schicht am unteren Podest einen senkrechten Ausgleichstreifen (Bild 13.34). Dieser sollte jeweils den Einteilungsregeln entsprechend mindestens eine halbe Plattengröße aufweisen. Ansonsten müsste ein Doppelstreifen angelegt werden. Da diese Variante in der Praxis nicht immer gewünscht wird, nehmen einige Auftraggeber einen kleineren Teilstreifen in Kauf, vor allem, wenn der Teilstreifen in der Innenecke hinter der Tür des Treppenhauses liegt. In seltenen Fällen wird die Wandfläche symmetrisch eingeteilt, dann muss die Wand zu-nächst rechnerisch eingeteilt werden und die beiden entstehenden Ausgleichstreifen werden jeweils rechts und links an den Außenseiten angelegt. Nach dem Einteilen bzw. Verlegen dieser ersten Schicht wird die Wandfläche im Bereich des unteren Sockels gefliest. Der entstehende Ausgleichstreifen wird direkt über dem Sockel des unteren Podestes angelegt (Bild 13.34).

Lot

Lot

Waageschnur

ganze Platten

Streifen >= 1/2 b

StreifenBild 13.34: Einrichten der Wand

Wird im Dickbett gearbeitet, kann im günstigsten Fall die geplante Einteilung auf dem Waa-geriss markiert werden, da die über den oberen Podest durchlaufende Schicht nicht als erste Schicht angesetzt werden kann, sondern vom unteren Podest aus verfliest werden muss. Zuerst wird der waagerechte Ausgleichstreifen angesetzt.

In dieser Situation ist eine genaue Planung und rechnerische Einteilung unerlässlich!

4. Nach dem Fertigstellen der Wandfläche am unteren Podest wird die Wandfläche an beiden Podesten bis zur Höhe der vorletzten Schicht gefliest. Im Bereich des Treppenlaufes bildet ei-ne möglichst parallel zu den Stufenvorderkanten verlaufende Schräge den Abschluss des Wandbelages (Bild 13.35). In den meisten Fällen wird ein schräg verlaufender Sockel ge-wählt, wenn die Treppenhauswand verfliest wird. Dann bilden die beiden Schrägen optisch ein angenehmes Bild. Ein abgetreppter Sockel lässt die Wandbelagsfläche unruhig erscheinen.

Page 470: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

452 13 Herstellen von Treppenbelägen

13

Bild 13.35: Ansetzen des Wandbelages

5. Für das Anlegen der Schräge (Bilder 13.36 und 13.37) müssen am oberen und unteren Podest

die Anfallspunkte für den Gehrungsschnitt festgelegt werden. Der untere Anfallfspunkt Au be-findet sich im Fugenkreuz möglichst lotrecht über der ersten Stufe. Bei einem schräg verlau-fenden Sockel sollte der Punkt Au über dem Gehrungsschnittpunkt der Schräge liegen. In den wenigsten Fällen liegt das gewünschte Fugenkreuz genau lotrecht über den Bezugspunkten, deshalb muss der Beginn der Schräge – also Au – bis zum Fugenkreuz verschoben werden. Ein Verschieben des Anfallspunktes bedingt eine steileren oder flacheren Verlauf des schrä-gen Wandabschlusses. Der obere Anfallspunkt Ao liegt im mittleren Drittel der Unterkante der Fliese der letzten Schicht. Lotrechter Bezugspunkt ist die Stufenvorderkante der Austrittsstufe. Unter Umstän-den muss auch der Punkt Ao verschoben werden.

4

1

3

2

5

6

Punktverschiebung

Ao

uA

Bild 13.36: Anlegen der Wandschräge

Die Wahl des Anfallspunktes im Fugenkreuz und im Drittelpunkt der Fliesenkante verhindert unschöne Teilfliesen beim Anschluss der Schräge an den übrigen Wandbelag (Bild 13.37).

Page 471: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

13.6 Technologischer Ablauf beim Verkleiden einer geraden Treppe 453

13

Au

richtig

falsch

richtig

falsch

h

h

uA

oA

oA

Bild 13.37: Ausbildung der Gehrungsschnitte

6. Nach dem Festlegen der Anfallspunkte Au und Ao

wird mittels Schnur oder Bezugslinie der Wand-belag bis an die Schräge angearbeitet.

7. Bei der Verwendung von rechteckigen Fliesen oder Platten kann die Abschlussschicht als liegen-de Schicht angesetzt werden. Darüber hinaus sind auch Farbvariationen, Dekor- und Profilfliesen möglich (Bilder 13.28, 13.41 und 13.42).

A

Punktverschiebung

u

oA

1

2

3

4

5

6

Bild 13.38: Ausführen der schrägen Schicht

Page 472: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

454 13 Herstellen von Treppenbelägen

13

8. Den Anschluss von der schrägen zur waagerechten Schicht gestaltet der Fliesenleger mit ei-nem Gehrungsschnitt. Wie beim schrägen Sockel sollen auch hier die beiden Gehrungsplatten möglichst gleich groß sein (Bild 13.39). Die schräg geführte Schicht soll zwischen den Geh-rungsschnitten symmetrisch eingeteilt werden. Beide Forderungen (gleicher Gehrungsschnitt und Symmetrie) lassen sich mitunter in der Pra-xis nicht gemeinsam umsetzen. In diesen Fällen muss der Fliesenleger einen Kompromiss fin-den, um ein ansprechendes Fugenbild zu erhalten (Bild 13.40).

A

Punktverschiebung

u

oA

1

2

3

4

5

64a b4

3ba3

2b a2

1ab1

Bild 13.39: Gehrungsschnitt der Schräge als oberer Abschluss des Wandbelages

Bild 13.40: Symmetrische Einteilung der Wandschräge

Page 473: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

13.6 Technologischer Ablauf beim Verkleiden einer geraden Treppe 455

13

Bild 13.41: Treppenhaus aus der Jahrhundert-wende in Berlin

Bild 13.42: Gehrungsschnitt bei Relieffliesen

Der Idealfall einer symmetrischen Einteilung wäre b1 = b4 und b2 = b3 sowie a1 = a4 und a2 = a3. Wahlweise kann der Fliesenleger die Ausgleichstreifen in der Schrägen mittig oder an den Rän-dern anordnen (vgl. Bild 13.39).

Bild 13.43: Wandbelag mit Schiene abgeschlossen

Page 474: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

456 13 Herstellen von Treppenbelägen

13

In der Praxis begnügt man sich leider oft mit einer schrägen Schnittführung der letzten Fliesenrei-he ohne schräg geführte Abschlussschicht. Abgesehen vom optischen Eindruck, muss die Schnitt-kante dann mit einer speziellen Kantenschiene abgedeckt werden. In jedem Fall ist eine genaue Absprache mit dem Bauherrn notwendig, da eine solche Lösung nicht den ästhetischen Anforde-rungen eines fachgerecht ausgeführten Fliesenbelages entspricht (Bild 13.43).

13.7 Technologischer Ablauf beim Bekleiden einer Freitreppe

Freitreppen sind ebenso wie Terrassen der Witterung ausgesetzte Beläge. Für die Materialauswahl und die Ausführung gelten die gleichen Anforderungen. Besondere Aufmerksamkeit bedarf es der zügigen und rückstandsfreien Ableitung von Niederschlagswasser. Jede Stufe erhält ein ausrei-chendes Gefälle von ca. 1 % in Richtung der Stufenvorderkante. Die Gefällegröße ist auch abhän-gig von der Oberflächenstruktur des ausgewählten Belagsmaterials. Die Trittstufen sind mit an-gemessenen Überstand und einer Tropfkante (spezielle Trittstufenplatten) auszuführen (Bild 13.44). Der Überstand ist bei Freitreppen auch in seitlicher Richtung (Freiwangen) notwendig, um un-schöne Tropfspuren und natürlich nachfolgende Schäden zu vermeiden (Bild 13.45).

Bild 13.44: Abgewinkelte Treppe aus Klinkerplatten im Fugenschnitt verlegt

Die Anforderungen an die Unterkonstruktion entsprechen denen von Terrassen auf Erdreich bzw. Balkonen. Um Ausblühungen zu verhindern, ist unbedingt ein Verlegemörtel (Dick- oder Dünn-bett) mit Puzzolanzement zu verwenden. Das gilt selbstverständlich auch für die Fugenmate-rialien.

Page 475: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

13.8 Technologischer Ablauf beim Bekleiden 457

13

Bild 13.45: Freitreppe mit Ausblühungen

Die Verlegearbeiten sind hohlraumfrei und sorgfältig auszuführen. Die Arbeiten an Freitreppen dürfen nur unter den vorgegebenen klimatischen Bedingungen ausgeführt werden.

13.8 Technologischer Ablauf beim Bekleiden einer gewendelten Treppe

Besonders in Einfamilienhäusern werden aus Platzgründen oft gewendelte Treppen geplant und gewünscht. Mindestens als Zugang zum Kellergeschoss erhalten die gewendelten Treppen einen Fliesen- oder Plattenbelag. Der Fliesenleger findet im Normalfall eine Stahlbetonrohtreppe vor, die er fachgerecht zu fliesen hat. Zunächst muss sich der Fliesenleger davon überzeugen, dass die Rohtreppe das vorgeschrie-bene Steigungsverhältnis besitzt. Wie bereits im Abschnitt 13.6.1 erwähnt, kann es gerade im Bereich der Antritts- und Austrittstufen zu Maßabweichungen kommen, weil die Höhe der Fuß-bodenunterkonstruktionen nicht eingehalten wurde. Im Dickbettverfahren sind geringe Abwei-chungen ausgleichbar, aber im Dünnbettverfahren besteht diese Möglichkeit nur im Millimeter-bereich. Für die Einteilung und Verfliesung der Treppenstufen gibt es verschiedene Möglichkei-ten, die sich im Fugenverlauf unterscheiden. 1. Variante Vorteile: Alle Trittstufenplatten verlaufen im Fugenschnitt (Bild 13.47) Nachteile: Großer Schnittaufwand, weil die Plattenbreite von Stufe zu Stufe variiert, Fugen

verlaufen von der Freiwange weg, keine Symmetrie möglich 2. Variante Vorteile: Setz- und Trittstufen verlaufen im Fugenschnitt (Bilder 13.46 und 13.50) Nachteile: Die Platten werden an der Vorder- bzw. Hinterkante jeder einzelnen Stufe rechtwink-

lig verlegt und in der Stufenmitte schräg geschnitten, das ist ein sehr hoher Aufwand

Page 476: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

458 13 Herstellen von Treppenbelägen

13

Bild 13.46: Trittstufen im Fugenschnitt Bild 13.47: Trittstufen im Fugenschnitt

b b

b

b

b

bb

Bild 13.48: Trittstufen als Paar im Fugenschnitt

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13.8 Technologischer Ablauf beim Bekleiden 459

13

3. Variante Vorteile: Tritt- mit Setzstufe als Paar im Fugenschnitt Geringer Schnittaufwand

Weitestgehend symmetrische Einteilung möglich Fugen verlaufen nicht von der Freiwange weg (Bilder 13.48 und 13.49)

Nachteile: Kein Fugenschnitt von Stufe zu Stufe, unruhiges Gesamtbild

1

2

3

4

5 6 7 8

F

F

F

F

F

F F FF

F

1

2

34 5 6 7 8

Bild 13.49: Tritt- und Setzstufen paarweise

im Fugenschnitt Bild 13.50: Tritt- mit Setzstufe im Fugenschnitt

Bild 13.51: Lehre zum Anreißen der Trittstufen als Einzelplatten

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460 13 Herstellen von Treppenbelägen

13

Zum Einmessen und Anreißen der verzogenen Stufen kann der Fliesenleger folgende Hilfsmittel benutzen (Bilder 13.51 und 13.52):

Bild 13.52: Lehre zum Anreißen der einzelnen Fliesen für Tritt- und Setzstufen

13.9 Materialberechnungen

13.9.1 Materialberechnung für Treppenhauswände

Da die Bezugslinie für die Verlegung an Treppenhauswänden die Lagerfuge Oberkante Podest bzw. Oberkante Sockel ist, ergeben sich ungleiche Belagshöhen an den Podesten. Deshalb ent-steht am unteren Podest ein waagerechter Ausgleichstreifen. Aus diesem Grund hat die Wand-belagsfläche im Bereich des Treppenlaufes die geometrische Form eines Trapezes.

Page 479: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

13.9 Materialberechnungen 461

13

Bild 13.53: Treppenhauswand

Berechnungsbeispiel: An Hand der abgebildeten Treppenhauswand (Bild 13.53) soll der Wandbelag eingeteilt und die Belagsfläche berechnet werden. Es wurden STG-Fliesen im Format 15 15 mit 3 mm Fuge verlegt. 1. Einteilen der Wandflächen Die Belagsfläche der Treppenhauswand setzt sich aus 4 Teilflächen zusammen. Die Belagsflä-chen über den Podesten entsprechen jeweils einem Rechteck, die Fläche über dem Treppenlauf einem Trapez und die verbleibenden Treppenzwickel jeweils einem Dreieck pro Stufe. Die untere Podestfläche „verkürzt“ sich um eine Auftrittsbreite. 2. Ermitteln der Belagslängen Länge 1 = Länge unteres Podest – Auftrittsbreite L1 = 120,00 cm – 29,0 cm L = 91,0 cm Lauflänge = (Anzahl der Stufen –1) Auftrittsbreite L = (n – 1) a L = 4 29 cm L = 116 cm 3. Bestimmen der Belagsfläche A1 = H1 L1 = 1,28 m 0,91 m = 1,16 m² A2 = (L1 + L2) : 2 H = (1,28 m + 1,35 m) : 2 1,45 m = 1,91 m² A3 = H3 L3 = 1,35 m 1,20 m = 1,62 m² Fläche der Stufenzwickel: A Zwickel = (Steigungshöhe Auftrittsbreite Anzahl der Stufen) : 2 = (s a n) : 2 = (0,17 cm 0,29 cm 5) : 2 = 0,05 m²

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462 13 Herstellen von Treppenbelägen

13

Gesamtfläche: AGesamt = Fläche Wandbelag + Fläche Treppenzwickel = 4,69 m² + 0,05 m² = 4,74 m² Da die Verschnittmenge für die Treppenhauswand relativ hoch ist, sollte man mit einem Ver-schnitt von mindesten 10 % rechnen. Abhängig vom Fliesenformat und eventuellen Dekorfliesen kann die Zuschlagsmenge bis 15 % betragen. Bestellmenge = Gesamtfläche Verschnittfaktor Bestellmenge = 4,74 m² 1,12 m² Bestellmenge = 5,31 m², also 6 m² 4. Berechnung der Streifenbreiten a) horizontale Einteilung: Verlegelänge 1 = Belagslänge Treppenhauswand – Anschlussfugen VL1 = 356 cm – 2 0,5 cm VL1 = 355 cm Anzahl der Fliesen = VL1 : (Fliese + Fuge) = 355 cm : 15,3 cm = 23,20 gewählt: 22 Fliesen, 1 Doppelstreifen Streifenbreite: 22 Fliesen = 22 15 cm = 330,00 cm 23 Fugen = 23 0,3 cm = 6,90 cm 336,90 cm Doppelstreifen = 355,00 cm – 336,90 cm = 18,1 cm Pro Streifen = 9,05 cm b) vertikale Einteilung: Verlegelänge 2 = Belagshöhe – Anschlussfuge VL2 = H – Afg VL2 = 128 cm – 0,5 cm VL2 = 127,5 cm Anzahl der Fliesen = VL2 : (Fliese + Fuge) = 127,5 cm : 15,3 cm = 8,33 gewählt: 7 Fliesen, 1 Doppelstreifen Streifenbreite: 7 Fliesen = 7 15 cm = 105,00 cm 8 Fugen = 8 0,3 cm = 2,40 cm 107,40 cm Doppelstreifen = 127,50 cm – 107,40 cm = 20,1 cm Pro Streifen = 10,05 cm

13.9.2 Materialbestellung für Naturstein- und Betonwerksteinplatten Tritt- und Setzstufenplatten aus Naturstein- oder Betonwerksteinplatten werden oftmals als eine Platte pro Tritt- oder Setzstufe verlegt. Dafür ist eine genaue Weitergabe der Zuschnittmaße an den Natursteinhändler oder bei eigener Ausführung für den Zuschnitt notwendig.

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13.9 Materialberechnungen 463

13

Bild 13.54: Zusammensetzung der Schnittmaße

1. Breite der Trittstufe

Die Zuschnittbreite setzt sich aus der Auftrittsbreite der Rohstufe plus der Überdeckung der Setzstufenplatte plus einen eventuellen Überstand zusammen. Die Dicke des Mörtel- oder Kleberbettes hebt sich auf und wird nicht mit aufgeführt.

Breite Trittstufe = Auftrittsbreite + Dicke Setzstufe + Überstand

BTritt = a + d s + Ü 2. Höhe der Setzstufe

Das Maß des Zuschnittes der Setzstufe ergibt sich aus der Stufenhöhe im Rohbau abzüglich der Dicke der Trittstufe und zwei Belagsfugen. Auch in diesem Fall hebt sich die Dicke des Mörtel- oder Kleberbettes auf und wird nicht mit aufgeführt.

Höhe Setzstufe = Stufenhöhe – Dicke Trittstufe – 2 Belagsfugen

HSetz = h – dT – 2 fg 3. Länge der Tritt- und Setzstufenplatten

Die Angabe „Länge“ bezieht sich auf die Breite des Treppenlaufes. Bei der Bestimmung ist ein seitlicher Überstand in ein oder zwei vorhandene Treppenaugen zu berücksichtigen. Ist die Treppe beidseitig eingespannt, sind die Randfugen mit mindestens 5 mm zu beachten, unab-hängig davon, ob anschließend ein Sockel vorgesehen ist.

Länge der Stufe = Lichte Breite der Treppe – Randfugen + Überstand

L = B – Rfg + Ü 4. Bestellung aufgeben

Die Angaben in der Bestellung müssen die Maße sortiert nach Tritt- und Setzstufen enthalten, die Anzahl der Platten ist jeweils mit anzugeben. Trittstufen: Anzahl × Länge × Breite × Dicke (in cm) Setzstufen: Anzahl × Länge × Breite × Dicke (in cm)

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464 13 Herstellen von Treppenbelägen

13

13.9.3 Aufmaß

Das Aufmaß erfolgt nach den bereits bekannten Regeln und Vorgehensweisen. Abweichend von den allgemeinen Regeln für das Aufmaß in Treppenhäusern gelten folgende spezielle Richtlinien: a) Stufenbelag: nach lfd. m Vorderkante b) Sockel abgestuft: nach lfd. m Außenkante = (Stufenhöhe + Auftrittsbreite) × Stufenanzahl c) Sockel schräg: nach lfd. m der Schräge d) Wandbelag: in m2 (Fläche über unterem Podest + Fläche über oberem Podest + Fläche über

Treppenlauf) e) Zwickel in m2, gehören zum Wandbelag, wenn kein Sockel verwendet wird f) Zulagen für Schrägschnitte in lfd. m (über Sockel, unter Abschlussschicht)

13.10 Aufgaben und Projekte

13.10.1 Aufgaben zur Informationsbeschaffung

1. Bezeichnen Sie alle aufgeführten Teile der Treppendarstellung in Bild 13.55!

Bild 13.55: Treppen in Schnitt und Grundriss

2. Erklären Sie, wie sich die Lauflänge einer einläufig geraden Treppe zusammensetzt! Begrün-

den Sie Ihre Aussage! 3. Erläutern Sie die Aussage: Das Steigungsverhältnis beträgt 17/29! 4. Beschreiben Sie das Zustandekommen der Schrittmaßformel! 5. Nennen Sie geeignete Belagsmaterialien für Innen- und Freitreppen! 6. Berechnen Sie die Lauflänge der abgebildeten Treppe (Bild 13.56)!

Wie viele m2 Steinzeugfliesen im Format 20 × 20 und wie viel Sockelfliesen 10 × 20 müssen für den abgetreppten Sockel bestellt werden?

7. Eine Stahlbetontreppe wird als Einfeldplatte elastisch auf den Podesten gelagert. Links des Treppenlaufes befindet sich eine Freiwange. Entwickeln Sie für ein Angebot je einen Vor-schlag für die Verlegung der Stufen aus Keramik, Terrazzo- und Granitplatten! Vergleichen Sie für die Gestaltung der Wandwange mögliche Sockelformen! Entscheiden Sie sich für eine Ausführungsvariante und schlagen Sie diese dem Kunden vor!

8. Die Geschosshöhe einer Treppe im Wohnhaus beträgt 2,575 m. Bestimmen Sie die Anzahl der Stufen, die genaue Stufenhöhe, die Auftrittsbreite und die Lauflänge!

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13.10 Aufgaben und Projekte 465

13

19 Stg. 17/ 28,4

M

270

120

40

5 Stg. 17/29

135

128

120 120 Bild 13.56: Halbgewendelte Treppe Bild 13.57: Rohtreppe Einfamilienhauses 9. Eine Treppe von 1,58 m Höhe, 1,12 m Breite und einer Länge von 2,01 m soll mit Solnhofe-

ner Platten verkleidet werden. Die Treppe hat 9 Stufen. Die Platten werden in 3 cm Mörtelbett verlegt und sollen 5 mm Fuge sowie 3,0 cm Überstand haben. Die Trittstufen sind 2,5 cm dick, die Setzstufen nur 2,2 cm. Wie lautet die Bestellung?

10. Berechnen Sie an Hand des Bildes 13.57 die Wandbelagsfläche, die Sockellänge, die Auf-trittsbreite und die Stufenhöhe! Die Länge des unteren Podestes beträgt 1,28 m, die des oberen 1,53 m.

11. Für die dargestellte Rohtreppe eines Einfamilienhauses (Bild 13.58) ist eine Verfliesung der Stufen mit abgetreppten Sockel herzustellen. Die Auftritte, der Fußboden und das Podest sind mit Feinsteinzeug im Format 33 × 33 × 3,5 in 1,5 cm Mörtelbett zu belegen. Der Überstand beträgt 2 cm, die Fugen sind 5 mm breit. Die Stoßtritte werden aus den selben Platten geschnitten. Der abgetreppte Sockel wird aus 10 cm breiten Streifen geschnitten. Die Podeste haben die Abmessungen von 1,40 m × 2,00 m, die Treppenbreite beträgt 1,40 m. Auf beiden Seiten befinden sich Treppenhauswände. Zeichnen und bemaßen Sie den Querschnitt des Treppenlaufes mit der Ansicht des Sockels im Maßstab M 1 : 10! Entwickeln Sie aus dem Querschnitt die Draufsicht!

129,

520

156

Bild 13.58: Treppe Einfamilienhaus

Page 484: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

466 13 Herstellen von Treppenbelägen

13

12. Entwickeln Sie für die Treppe im Bild 13.58 einen Lösungsvorschlag (Schnitt und Draufsicht) für eine Verlegung mit einem schräg geführten Sockel in Form von Bischofsmützen und Ter-razzoplatten als Einzelplatten pro Stufe. Die Trittstufen sollen 3 cm dick sein, die Setzstufen 2 cm, der Überstand beträgt 2,5 cm. Die Platten werden auf 3 cm dicken Mörtelbahnen ver-legt. Gehen Sie vom optimalen Steigungsverhältnis aus!

13. Für die Treppe im dargestellten Profil (Bild 13.59) ist eine Treppenhauswandverfliesung zu zeichnen. Sie besteht aus einem abgetreppten Sockel im Format 10 × 10 und 4 Schichten STG 10 × 20 hochkant sowie einer schräg geführten Abschlussschicht aus 10 × 20 flach verlegt.

87 10360

OK FFB +20

OK FFB +88

Bild 13.59: Einläufig gerade Treppe

14. Für die Treppe im dargestellten Profil (Bild 13.59) ist eine Treppenhauswandverfliesung zu zeichnen. Sie besteht aus einem schrägen Sockel im Format 7,5 × 20 und 4 Schichten STG 20 × 20 sowie einer schräg geführten Abschlussschicht aus STG 10 × 20.

15. Zur Überwindung eines Höhenunterschiedes von 68 cm soll eine Freitreppe hergestellt und mit Tritt- und Setzstufen aus 2 cm dicken Granitplatten in 3 cm Mörtelbett belegt werden. Die Unterschneidung der Trittstufen beträgt 2,5 cm an den Vorder- und Seitenkanten. Die Fugen-breite wird mit 5 mm geplant. Vor der Antrittsstufe soll ein Podest aus drei Trittstufen den Übergang zum Gelände bilden, das obere Podest hat die Abmessungen 1,80 × 2,40. Das klei-nere Maß entspricht der Treppenbreite. Fertigen Sie eine Bestellung für den Natursteinhändler an und geben ihm zum besseren Ver-ständnis einen Verlegeplan in Schnitt und Draufsicht!

16. Für den abgebildeten Treppengrundriss (Bild 13.60) ist eine gewendelte Treppe rechnerisch zu verziehen. Die Mindestauftrittsbreite beträgt bei einem Abstand von 15 cm von der Freiwange 10 cm. Es sollen 7 Stufen verzogen werden. Entwickeln Sie den Verlegeplan für die Trittstufen aus Feinsteinzeug im Format 20 × 20. Bei einem Maßstab M 1 : 10 benutzen Sie bitte DIN A3!

150105

15 Stg. 18,4/ 26

Bild 13.60: Viertelgewendelte Treppe

Page 485: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

13.10 Aufgaben und Projekte 467

13

17. Für die im Bild 13.56 dargestellte halbgewendelte Treppe ist ein Verlegeplan für STZ im Format 30 × 30 zu zeichnen. Es sind 13 Stufen zeichnerisch zu verziehen. Maßstab M 1 : 10 auf DIN A3.

18. Die im Grundriss dargestellte Treppe (Bild 13.61) soll einen Belag aus kalibrierten Feinstein-zeug im Format 30 × 30 erhalten. Die Stufen sind zeichnerisch und rechnerisch zu verziehen. Maßstab M 1 : 10 auf DIN A3.

M H = 2,80m

72

95 20 251

Bild 13.61: Viertelgewendelte Treppe

19. Für den dargestellten Treppenhausgrundriss ist ein Aufmaß nach VOB zu erstellen (Bild 13.62).

Pos. 1 Feinsteinzeug – grau-melange 25/25 Pos. 11 Feinsteinzeug – grau-melange 7,5/25 Pos. 2 Feinsteinzeug – rot-melange 20/20 Pos. 3 Steingut steingrau 25/25

Belagshöhen a) unteres Podest: 1,72 m b) oberes Podest: 1,835 m

Bild 13.62: Treppenaufmaß

Page 486: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

468 13 Herstellen von Treppenbelägen

13

13.10.2 Projekte

Projekt 1: Grundrisse entwickeln Entwickeln Sie zu den nachfolgenden Angaben aus verschiedenen Bauzeichnungen jeweils den dazugehörigen Treppengrundriss und bemaßen diesen, auch mit Höhenangaben und Lauflinie! Fertigen Sie zuerst die rechnerischen Nachweise und Skizzen an! Zeichnen Sie die Grundrisse im geeigneten Maßstab auf DIN A3! Teilen Sie die Zeichenblätter selbständig ein! A Einläufig gerade Treppe mit 8 Steigungen 17/26 als Linkstreppe Treppenbreite 80 cm, oberes und unteres Podest je 80 cm B Einläufig gerade Treppe mit 10 Steigungen als Rechtstreppe Lauflänge 225 cm, unteres und oberes Podest je 50 cm, Treppenbreite 90 cm C Zweiläufig gerade Treppe mit mittig angeordneten Zwischenpodest (60 cm)

als Linkstreppe, Treppenhöhe 1,60 m, Stufenhöhe 20 cm, unteres und oberes Podest 55 cm, Treppenbreite 1,00 m

D Zweiläufig gegegenläufige Treppe mit je 9 Steigungen und 1,20 m Breite Lauflänge pro Lauf 1,80 m, Podestbreiten 70 cm, Treppenauge 10 cm, Rechtstreppe E Dreiläufig gerade (zweimal abgewinkelt) Treppe mit einer Geschosshöhe von 378 cm Treppenbreite 1,10 m, 7 Stufen pro Lauf, Linkstreppe Projekt 2: Stufen und Podestbelag Problemstellung: Für die dargestellte Rohtreppe eines Einfamilienhauses ist eine Verfliesung der Stufen mit ab-getreppten Sockel herzustellen (Bild 13.63). Sie werden von Ihrem Meister beauftragt, die Organisation und die Durchführung der Arbeiten zu übernehmen.

2013

2

180

Bild 13.63: Rohbautreppe im EFH

Situationsbeschreibung: Die Auftritte, der Fußboden und das Podest sind mit Natursteinplatten im Format 30 × 30 × 3,5 in 2,5 cm Mörtelbett zu belegen. Der Überstand beträgt 2 cm, die Fugen sind 5 mm breit. Die Stoß-tritte werden aus den selben Natursteinplatten geschnitten, sind jedoch nur 2 cm stark. Der ab-getreppte Sockel wird aus 10 cm breiten Natursteinstreifen geschnitten.

Page 487: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

13.10 Aufgaben und Projekte 469

13

Die Podeste haben die Abmessungen von 1,20 m × 2,00 m, die Treppenbreite beträgt 1,20 m. Auf der rechten Seite befindet sich die Treppenhauswand. Handlungsziele: – Materialkalkulation – Belagseinteilung – Verlegeplan in Schnitt und Draufsicht – Kostenvoranschlag – Arbeitszeitkalkulation Projekt 3: Betonwerksteintreppe Problemstellung: Die im Grundriss dargestellte Treppe soll einen Belag und einen abgetreppten Sockel aus Beton-werkstein (Winkelstufen) erhalten (Bild 13.64). Situationsbeschreibung: Aus der Baubeschreibung entnehmen Sie folgende Informationen: Sockelhöhe am Podest 12,5 cm Dicke der Stufen 3 cm Optimales Steigungsverhältnis Treppenbreite 1,25 m Wandbreite 24 cm Podestbelag Feinsteinzeug 20/20/0,7 Handlungsziele: Empfehlen Sie dem Kunden in vergleichender Beratung ein geeignetes Belagmaterial! Beschreiben Sie Ihre Vorgehensweise beim Anlegen und Verlegen des Stufenbelages in fachge-rechter Weise so, dass der Kunde Ihnen auch ohne einschlägige Vorkenntnisse folgen kann. Nutzen Sie zur Erklärung ein detailliertes Tafelbild, A3-Plakate und Skizzen. Zeichnen Sie zum besseren Verständnis eine Winkelstufe und bemaßen Sie diese! Entwickeln Sie für den Kunden aus dem angefertigten Aufmaß einen Kostenvoranschlag (Mate-rial und Lohn)! Fertigen Sie einen Verlegeplan in Schnitt und Draufsicht an (DIN A3)!

+– 0,00

OK FFB +72

80 90 60

Bild 13.64: Treppe mit Betonwerkstein-Belag

Page 488: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

470 13 Herstellen von Treppenbelägen

13

Projekt 4: Natursteinbelag Problemstellung: In einem Kaufhaus soll aus repräsentativen Gründen der Belag für Setz- und Trittstufen aus dem gleichen Natursteinmaterial bestehen. Situationsbeschreibung: Die 1. Etage wird über eine 2-läufige Treppe erreicht. Der Stahlbetonlauf ist auf dem unteren und oberen Hauptpodest aufgelagert und mit der einseitigen Treppenhauswand nicht verbunden. Die Höhenlage EG beträgt 0, die in der 1. Etage + 3,80 m. Die Lauflänge beträgt 5,98 m, die Treppenbreite 2,20 m. Das Podest soll 5 Auftritte tief sein. Bei der Materiallieferung stellen Sie einen Dickenunterschied der Natursteinplatten von 8 mm fest. Die Setz- und Trittstufen werden aus Platten des Formates 40 cm × 40 cm geschnitten. Der Sockel besteht aus dem gleichen Material und ist 7,5 cm hoch. Die Fugenbreite beträgt im gesamten Treppenbereich 5 mm. Handlungsziele: Wählen Sie ein geeignetes Plattenmaterial aus! Begründen Sie Ihre Entscheidung! Entscheiden Sie sich für ein Verlegeverfahren einschließlich der geeigneten Materialien (mit Begründung!)! Ermitteln Sie für die Stufen, das Podest und den Sockel die Belagseinteilung! Berechnen Sie sämtliche Materialmengen für die Bestellung unter Beachtung des geringsten Plat-tenverschnittes! Projekt 5: Treppenhauswand – Gruppenarbeit an Modellwand, Bearbeitungsdauer 6 bis 8 Doppelstunden, Arbeitsaufträge mit

differenzierten Schwierigkeitsgraden Problemstellung: Im Schwimmbadbereich befindet sich der Aufsichtsraum des Schwimmmeisters (Raum B 1.29). Ihre Firma hat bereits die Stufenbelagarbeiten, die nach einem Unfall und anschließender Bege-hung durch die zuständige Berufsgenossenschaft notwendig geworden waren, ausgeführt (Bild 13.65). Situationsbeschreibung: Dabei wurde die rechte Wand aus Gipskartonplatten durch eine gemauerte 24er Wand aus Mz NF ersetzt, diese ist im Rohbauzustand. Da Sie die Bestandsaufnahme und Planung für den Treppenumbau und für das Plattieren der Stufen zur vollen Zufriedenheit des Firmenchefs erledigt haben, betraut er Sie gemeinsam mit Ihren Kollegen mit den weiteren Arbeiten. Entsprechend seines Wunsches möchte der Eigentümer nun im Zuge dieser Modernisierungsarbeiten an der rechten Treppenhauswand einen Belag aus quadratischen Fliesen (Modulformat) haben. Der Wandbelag soll den Anforderungen des Raumes/des Objektes nicht nur funktionell gerecht werden, sondern auch optisch dem gesamten Bereich angepasst werden. Das bedeutet auch, dass der Belag am oberen Podest auf Grund der umlaufenden Fensterfront maximal 1,00 m Höhe haben kann. Der Sockel soll dabei halb so breit wie die Wandfliesen sein.

Page 489: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

13.10 Aufgaben und Projekte 471

13

Handlungsziele: Der Eigentümer möchte von Ihrer Firma vor Beginn der Fliesenarbeiten bezüglich der ausgewähl-ten Fliesen, des Technologischen Ablaufes, der Belagseinteilung und der zu erwartenden Kosten (Material und Lohn) unterrichtet werden. Um dem Auftraggeber einen detaillierten und zugleich verständlichen Überblick zum Arbeitsum-fang zu ermöglichen, bittet Ihr Firmenchef verschiedene Kollegen die Schwerpunkte der Belags-arbeiten in einer gemeinsamen Arbeitsbesprechung zu erläutern. Sie als Auszubildender werden einer dieser Gruppen zugeordnet und sollen abschließend einen Bericht für ihren Ausbildungsnachweis zum Thema „Wandbelagarbeiten im Treppenhaus“ anfer-tigen. Arbeitsauftrag 1: Wählen Sie ein geeignetes Wand- und Sockelbelagmaterial aus. Beachten Sie dabei Kundenwün-sche und örtliche Gegebenheiten! Erläutern Sie Ihre Entscheidung! Messen Sie gemeinsam mit Ihren Kollegen die Treppenhauswand ein! Notieren Sie die Arbeits-schritte in der richtigen Reihenfolge und nennen Sie die erforderlichen Werkzeuge und Hilfs-mittel! Tragen Sie die Höhenlagen an der „Modellwand“ fachgerecht an! Die Fugenbreiten werden bei der Berechnung vernachlässigt. Arbeitsauftrag 2: Wählen Sie eine geeignete Sockelform aus und erläutern Sie Ihren Kollegen diese Entscheidung! Beachten Sie dabei die Zwischenräume zu Tritt- und Setzstufen! Legen Sie den Sockelverlauf „trocken“ aus, teilen Sie den Sockel fachgerecht ein, schneiden Sie notwendige Teilfliesen! Beschreiben Sie Ihre Vorgehensweise in einzelnen Arbeitsschritten (A3-Plakat)!

Arbeitsauftrag 3: Beschreiben Sie den Technologischen Ablauf vom Anlegen der 1. Schicht des Wandbelages bis zur vorletzten Schicht! Dokumentieren Sie die Arbeitsschritte in Stichpunkten (A3-Plakat)! Leiten Sie allgemeingültige Einteilungsregeln ab und begründen Sie deren Zustandekommen und Notwendigkeit!

Arbeitsauftrag 4: Fertigen Sie den oberen Abschluss der Wandbelagfläche! Teilen Sie die Schräge fachgerecht ein und zeigen Sie verschiedene Möglichkeiten der nicht fach-gerechten Ausführung. Begründen Sie, wie diese zustande kommen können! Erklären Sie Ihren Kollegen die fachlich korrekte Lösung und geben Sie allgemeingültige Regeln an! Dokumentieren Sie Ihre Vorgehensweise!

Arbeitsauftrag 5: Erstellen Sie ein Aufmaß nach VOB und benennen Sie zuvor alle notwendigen Positionen! Nutzen Sie dazu ein Aufmaßblatt!

Page 490: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

472 13 Herstellen von Treppenbelägen

13

Welche der Ihnen bisher bekannten Aufmaßregeln müssen geändert, welche Regeln müssen er-gänzt werden? Heben Sie eventuell bestehende Besonderheiten hervor und erklären Sie deren Zustandekommen! Erläutern Sie Ihren Kollegen die Aufmaßgrundsätze sowie das Ergebnis Ihrer Berechnungen! Arbeitsauftrag 6: Stellen Sie eine Materialliste aller benötigten Baustoffe für den Auftrag zusammen. Nutzen Sie zur Bestimmung die gängigen Verbrauchsnormen! Um die notwendigen Informationen für Ihren Arbeitsauftrag zu erhalten, müssen Sie mit anderen Kollegen zusammenarbeiten. Wählen Sie eine effektive Vorgehensweise! Zusammenarbeit mit Gruppe 5, da die gewonnenen Aufmaßgrößen genutzt werden können! Grundriss:

+ 0,67

+- 0,00

129

88,5

169

2475

B 1.29

Bild 13.65: Aufsichtsraum des Schwimmbades

Page 491: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

14 Gestalten einer Eingangshalle

14.1 Geschichte der Bodengestaltung

14.1.1 Gestaltung durch Estriche

Lehmestriche. Die älteste Form der großflächigen Befestigung einer Bodenfläche ist die Ver-wendung von Lehm. Von prähistorischen Höhlen, über Ägypten des 13. Jahrhunderts v. Chr. bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden Fußböden aus gestampften Lehm hergestellt. In Deutsch-land findet man noch heute in ländlichen Gegenden vor allem in Bauernhäusern solche Lehm-estriche. Der Lehm wurde in Lagen von 7 cm bis 10 cm erdfeucht eingebracht und mit Schlegeln verdichtet, bis keine Risse mehr erkennbar waren. Anschließend wurde die Oberfläche mit Rin-derblut mehrmals getränkt, dadurch entstand eine feste Oberfläche. Auch Geschossdecken ließen sich mit Lehmestrichen auf so genannten „Windelböden“ herstellen. Zwischen die Balkenlagen wurden „Windeln“ (Lehmstroh auf Rundholz gewickelt) geschoben und oberseitig mit Lehmestrich versehen und unterseitig mit Lehmputz verkleidet.

Holzbalken Lehmputz Windeln

Lehmestrich

Bild 14.1: „Windelboden“ mit Lehmestrich

Gipsestriche sind aus Ägypten des 14. Jahrhundert v. Chr. bekannt. Diese in der Regel bemalten Estriche sind auch in Griechenland zu finden, sie stammen aus der gleichen Epoche. In Deutsch-land befindet sich der älteste Gipsestrich in der Helmstedter Benediktinerkirche (10. Jahrhundert). Im Erfurter Dom liegt im zweiten Geschoss ein Gipsestrich aus dem Jahr 1160. In der Zeit des Barocks schufen die Bauherrn Fußböden aus verschiedenen eingefärbten Gipsmassen. Im Schloss von Baden-Baden sind diese Böden aus dem Anfang des 17. Jahrhunderts z. B. noch erhalten. Bis ins 18. Jahrhundert wurden Gipsestriche in Deutschland hergestellt, sind aber bis heute nur in wenigen Fällen wegen ihrer geringen Verschleißfestigkeit gut erhalten.

A. Borgmeier, H. Braunreiter, Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger,DOI 10.1007/978-3-8348-9945-3_14,© Vieweg+Teubner Verlag | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2011

Page 492: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

474 14 Gestalten einer Eingangshalle

14

Zur Herstellung von Gipsestrichen verwendete man stark gebrannten Gips, der nur grob gemahlen wurde, um die Abbindezeit zu verlängern. Auf einer 2–3 cm dicken Sandschicht wurde eine ca. 4 cm dicke Estrichschicht mit einem Richtscheit über Lehren aufgezogen. Nach 24 Stunden wur-de der Gips mit Schlegeln geschlagen, bis die Oberfläche feucht wurde (Gips schwitzt). Nach weiteren 6 Stunden wiederholte man den Vorgang und glättete den Estrich abschließend mit einer Kelle. Um nach der Erhärtung bestimmte Muster und Abbildungen herzustellen, legte man Holzschablo-nen in den Estrichschicht oder schnitt aus der noch feuchten Masse die gewünschten Motive her-aus. Die so entstandenen Fehlstellen wurden mit farbigen Gipsen ausgegossen. Nach gründlicher Aushärtung wurde die gesamte Bodenfläche mehrmals geschliffen und poliert (bis zu 10 Mal). Kalkestriche stammen aus Italien und sind heute als Terrazzo bekannt. Der nachweislich älteste Terrazzoboden stammt allerdings aus Anatolien der Zeit um 7000 v. Chr. Bei römischen Ausgrabungen fand man Terrazzo aus einem Kalk-Vulkanerde-Gemisch, das mit gebrannten Tonscherben und Ziegel- bzw. Steinbruchstücken durchsetzt war. Die Römer erkann-ten früh die Vorteile eines fugenfreien, pflegeleichten und optisch ansprechenden Bodens. Eine Blüte erfuhr der Terrazzoboden in der Renaissance, vorrangig in Italien. Kaum vorstellbar war ein Palazzo ohne diesen Terrazzoestrich in der Eingangshalle. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wuchs die Bedeutung von Terrazzo durch die Verwendung des Bindmittels Zement. Die zahlreichen öffentlichen Gebäude der Gründerzeit wie Rathäuser, Schu-len, Theater, Krankenhäuser und vor allem Kirchen erhielten diesen verschleißfesten und gut zu reinigenden Fußboden. Im Massenwohnungsbau wurde Terrazzo in Küchen, Bädern, Treppenhäusern und Balkonen eingebaut. Der Anwendung sind jedoch Grenzen gesetzt, da mit der zunehmenden Verwendung von Zement als Bindemittel zugleich die Schwindmaße anwuchsen. Dem versuchte man durch den Einbau von Messingschienen entgegen zu wirken, trotzdem blieb die Rissanfälligkeit ein entscheidender Nachteil. Der historische Kalkterrazzo wurde folgendermaßen hergestellt: – 10 cm Rohschicht aus Kalk und Ziegelsplitt im Mischungsverhältnis MV 1 : 3,5 – als 2. Schicht eine ca. 10 cm dicke Lage aus Kalk, Steinsplitt und Bauschutt im Mischungs-

verhältnis MV 1 : 1 : 1 – nach 1–2 Tagen wird der Boden mit einem Schlegel mehrfach verdichtet, bis keine Eindrücke

mehr entstehen – dann folgt die eigentliche Terrazzoschicht (4 cm) aus Kalk und Ziegelmehl im Mischungsver-

hältnis MV 1 : 1 – in diese Schicht werden die verschiedenen farbigen Steinstückchen mit Hilfe von Schablonen

im gewünschten Muster eingestreut – der Boden wird mit dem Schlegel und einer Walze verdichtet – nach 10 bis 12 Tagen beginnt das Schleifen mit Sand und Bimsstein – abschließend wird der Boden mit heißem Leinöl behandelt Heute erlaubt der Gebrauch von Schleifmaschinen eine wesentliche Bauzeitverkürzung, allerdings besteht weiterhin der Nachteil der Bildung von Schwindrissen. Deshalb haben Terrazzoestriche an Bedeutung verloren. Werden sie dennoch eingebaut, soll die Estrichfläche unbedingt in kleinere Felder unterteilt und diese mit Metallschienen begrenzt werden (Bild 14.2). Die Verwendung von speziellen Fertigmischungen mit schwindarmen Schnellzementen, die das Überschusswasser kristallin binden, könnten dem Terrazzoestrich eine wachsende Bedeutung zukommen lassen.

Page 493: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

14.1 Geschichte der Bodengestaltung 475

14

Bild 14.2: Herstellen eines Terrazzobodens

Page 494: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

476 14 Gestalten einer Eingangshalle

14

14.1.2 Gestaltung durch Belagsmaterialien

Als Mosaike werden Darstellungen bezeichnet, die aus mehr oder weniger gleichformatigen und/oder verschiedenen farbigen Steinchen (Stifte) bestehen. Die Stifte können aus Naturstein, Keramik oder Glas hergestellt werden. Gegen Ende des 5. Jahrhunderts v. Chr. sind figürliche Darstellungen in Athen und auf Sizilien belegt, die aus natürlich geschliffenen Kieselsteinen bestehen. Später wurden diese Stifte vorran-gig aus spaltbaren Natursteinen geschlagen. Die relativ weichen Steine konnten leicht geschliffen werden. Zahlreiche dieser Mosaiken mit anspruchsvollen Darstellungen wurden in Pompeji ge-funden. Ein Mosaikbild stellt die Alexanderschlacht dar und wurde um 80 n. Chr. hergestellt. Obwohl der Fundort Pompeji in Italien liegt, wurde es sehr wahrscheinlich von griechischen Künstlern angefertigt, die in der Antike die Kunst des Mosaiklegens in Europa verbreiteten. Rö-mische Künstler entwickelten im Laufe der Jahrhunderte diese Technik weiter. Charakteristisch für römische Fußböden ist die oftmals teppichhafte Wirkung mit Umrahmungen und Zierleisten. Im 19. Jahrhundert wurden über Venedig und Norditalien Mosaikarbeiten in ganz Europa verbrei-tet. Die damalige Technik konnte sich schnell ausbreiten, weil die Mosaike auf Papierunterlagen verklebt wurden und dadurch in alle Länder verschickt werden konnten. Typische Anwendungs-flächen dieser Zeit waren repräsentative Gebäude (privat und öffentlich), Residenzen, Kultur- und Gedächnisstätten (Bild 14.3).

Bild 14.3: Bodenumrahmung mit Stiftmosaik

Mitte des 19. Jahrhunderts setzten sich Industriemosaike durch, die aus hart gebrannten Tonstiften oder -plättchen bestehen und auf Papierunterlagen vorderseitig verklebt wurden. Auch keramische Fliesen mit Kantenlängen von 15 cm × 15 cm wurden mit eingepresster Mosaikstruktur herge-stellt. Fußböden aus Keramikplatten wurden nachweislich im Euphrat-Tigris-Gebiet bereits 3000 v. Chr. aus gebrannten Tonplatten verlegt. In Babylon vermauerte man neben gebrannten Ziegeln auch glasierte Ziegel. Unter römischer Herrschaft erlebte der Ziegelbau einen wahren Auf-schwung. Flachziegel wurden als Bodenbelag in Wohn- und Baderäumen verlegt. Man schätzte die guten wärmetechnischen Eigenschaften, die relativ hohe Abriebfestigkeit und die leichte Rei-nigung. Obwohl auch schon glasierte Keramikplatten hergestellt und auf dem Boden verlegt wur-den, blieben die Terrakottaplatten nördlich der Alpen bis in das 12. Jahrhundert das bevorzugte Belagsmaterial für Böden. Nicht zuletzt dafür ausschlaggebend waren die fast überall vorhande-nen Tonvorkommen. Außerdem ersetzten die Tonplatten die wertvollen und teuren Naturstein-platten, z. B. Marmor. Um die Terrakottaplatten aufzuwerten, erhielten sie während der Herstel-lung verschiedene Ornamente, die im plastischen Zustand in die Oberflächen eingedrückt wurden. Wie schon im Abschnitt 1.1 beschrieben, entwickelte sich über die Niederlande und Norditalien

Page 495: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

14.2 Musterverlegung 477

14

in Laufe der Jahrhunderte eine vielfältige Keramikplatten-Industrie. In der Mitte des 19. Jahrhun-derts löste die industriell hergestellte Steinzeugfliese die traditionelle Terrakottaplatte ab. Seitdem ermöglicht die Fertigung in Keramikfabriken zahlreiche Formen und Farben sowie Ornamente und Oberflächengestaltungen entsprechend dem Zeitgeschmack.

14.2 Musterverlegung

Eingangshallen sind unabhängig von ihrer Raum- oder Gebäudefunktion in der Regel große und sehr frequentierte Bereiche. Mit der Gestaltung einer Eingangshalle will der Architekt dem Besu-cher oder Nutzer auf die Funktion des gesamten Gebäudes einstimmen, bestimmte Empfindungen erzeugen und Erwartungen wecken. Neben der Auswahl unterschiedlicher Formate und Farben der Fliesen und Platten spielen das Belagsmaterial und die Verlegemuster bei großflächigen Bö-den eine wichtige Rolle. Ein Teil der heute noch verwendeten Verlegemuster wurde bereits in der Antike entwickelt und verlegt. Dazu gehören hauptsächlich verschiedene Kombinationen aus quadratischen und rechteckigen Platten. Verlegung in Bahnen (Bilder 14.4a und 14.4b) kann aus einem einheitlichen Material mit Varia-tionen in der Anordnung geplant werden oder als Materialmix (Art oder Farbe). Bevor der Flie-senleger mit seinen Belagsarbeiten beginnt, muss er die spätere Wirkung des Bodenbelages be-denken. Zu viele oder zu gegensätzliche Kombinationen können den Belag – und damit den Raum – unruhig erscheinen lassen. Zu überdenken ist ebenfalls die Verlegerichtung der Bahnen, sie kann einen Boden optisch strecken oder stauchen.

Bild 14.4a: Bahnenverlegung Bild 14.4b: Bahnenverlegung mit Fries im

Schweriner Schloss

Page 496: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

478 14 Gestalten einer Eingangshalle

14

Fliesen oder Platten können in gleichbreiten oder unterschiedlich breiten Bahnen (Bild 14.3) verlegt werden. Der Fugenversatz kann pro Bahn eine viertel, eine drittel oder eine halbe Platte betragen (Bilder 14.5 und 14.6). Der Bahnenbelag kann auch unregelmäßig angeordnet werden, dabei ist darauf zu achten, dass keine Kreuzfugen entste-hen. Die Bahnen besitzen in der Regel 3 bis 5 verschiedene Breiten, die sich in ihrer Anordnung pro Bahn abwechseln. Innerhalb einer Bahn kön-nen die Platten unterschiedliche Längen haben.

Bild 14.5: Halbverband

Bahnenbelag im Halbverband

Bahnenbelag unregelmäßigim Viertelverband

Bahnenbelag im Drittelverband

Bahnenbelag im Viertelverband

Bild 14.6: Bahnenverlegung

Page 497: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

14.2 Musterverlegung 479

14

Der Römische Verband (Bild 14.7) trägt seinen Namen aus historischen Gründen, er war ein bevorzugtes Verlegemuster in damaliger Zeit und ist es auch noch, besonders bei der Verlegung mit Natursteinen. Alte Römische Verbände bestehen aus von Hand bearbeiteten Platten, heute werden die Platten industriell hergestellt.

1

23

4

5

6

7

89

910

10

1 M 15 x 20 2 M 10 x 15 3 M 30 x 10 4 M 40 x 20 5 M 35 x 10 6 M 120 x 45 7 M 20 x 20 8 M 20 x 10 9 M 10 x 1010 M 20 x 30

Bild 14.7: Römischer Verband Zum Römischen Verband gehören mindestens 4 Platten mit vorgegebenen Abmessungen. Die Anordnung ist im Prinzip beliebig, es dürfen jedoch keine Kreuzfugen und keine durchlaufenden Fugen entstehen (maximal über 3 Platten). Als optischen Blickfang sollten in der Mitte des Bo-dens einige große Platten verlegt werden. Die Ausführung am Rand oder den Rändern kann ent-weder durch das Anlegen eines Frieses oder durch Zuschneiden der Platten auf das erforderliche Maß gelöst werden. Die letztere Lösung erscheint besser, weil der Fries auf Grund der Platten-formate optisch nicht zur Geltung kommt und dem Boden eher Unruhe verleiht. Ebenfalls römischen Ursprungs ist das Opus Spicatum, das Fischgrätmuster. Allerdings vermit-telt es einen rustikalen Charakter und wird häufig aus Klinkerplatten ausgeführt. Für große Hallen moderner Gebäude (Hotel, Bürogebäude) ist es weniger geeignet.

Bild 14.8: Fischgrätmuster (Opus Spicatum)

Page 498: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

480 14 Gestalten einer Eingangshalle

14

Die Kombination aus rechteckigen und quadratischen Fliesen oder Platten in Form eines römi-schen Flechtmusters kann trotz seiner langen Tradition auch in der heutigen Zeit interessant ge-staltet und verlegt werden (Bilder 14.9 und 14.10). Die Belagsmaterialien können unterschiedli-cher Farbe und/oder unterschiedlichen Materials sein. So entstehen anspruchsvolle Gestaltungen, die sich hervorragend in die moderne Architektur einfügen. Das gleiche gilt für andere Kombina-tionen aus unterschiedlichen Fliesen- und Plattenformaten: Rechtecke mit quadratischen Einla-gen, verschobene Quadrate und Viererblöcke.

Halbverband ausQuadraten

Quadrate diagonalverlegt

Rechtecke mit quadratischen Einlagen

Fischgrät oderSchwalbenschwanz

verschobeneQuadrate

verschobene Viererblöcke

StreifenmusterFlechtmuster Schachbrettmuster Bild 14.9: Musterverbände

Page 499: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

14.2 Musterverlegung 481

14

Bild 14.10: Römisches Flechtmuster

Auch vieleckige Platten können ausschließlich oder als Kombinationen mit anderen Formaten verlegt, ein repräsentatives Verlegemuster ergeben. Um die Wirkung des Musters zu unterstützen und dem Muster einen geraden Abschluss zu verleihen, werden Musterböden bei fachgerechter Ausführung von einem Fries umrandet. Im Abschnitt 14.3. sind die Aufgaben und die Ausführung des Frieses näher beschrieben. Zu den Musterböden vieleckiger Platten gehören acht- und sechseckige Platten (Bilder 14.11–14.13). Achtecke können mit quadratischen „Einlagen“ gleicher oder anderer Farbtöne kombi-niert werden. Bei der Einteilung kann der Fliesenleger zwischen diagonal und gerade angeordne-ten Einlegern wählen. Sechseckfliesen oder -platten werden fast immer ohne Einlagen verlegt, die Kombination kann dann nur durch einen zweiten Farbton stattfinden, in diesem Fall entsteht ein so genanntes Schachbrettmuster. Eine seltene Gestaltungsvariante sind Sechseckfliesen mit Dreieck-Einlagen. Die Ausführung kann, je nach Kundenwunsch, ein- oder zweifarbig sein.

Bild 14.11: Musterboden aus Sechseckfliesen

Bild 14.12:

Historische Achteckfliesen mit Einlegern

Page 500: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

482 14 Gestalten einer Eingangshalle

14

Weitere Kombinationen sind „Rosenspitz“ aus Quadraten und Navetten (Schiffchen) (Bild 14.13) und diagonal verlegte Quadrate mit Streifeneinlagen. Ähnlich wie bei der Verlegung von achteckigen Fliesen und Platten bleiben beim Rosenspitz gestalterisch kaum Wünsche offen. Das Format der Navetten kann variiert werden (gestaucht, gestreckt), die Farbauswahl kann zwei oder dreifarbig sein, das Material der Quadrate und Navetten kann identisch oder gegensätzlich sein (Bild 14.14).

Achtecke mit diagonalliegenden Einlagen

Rosenspitz mit Fries Achtecke mit geradeliegenden Einlagen

Sechsecke mit Dreieckeinlage

Diagonalverlegung mit Streifeneinlage

Sechseck-Fliesen

Bild 14.13: Musterverbände

Bild 14.14: Rosenspitz: Quadratplatte mit Navetten

Page 501: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

14.2 Musterverlegung 483

14

Einen gestalterisch besonders hohen Anspruch vermitteln Böden, die neben der Farb- und For-matkombination auch verschiedene Verlege-muster aufweisen. Der Übergang zwischen den verschiedenen Mustern wird durch das Anlegen eines Frieses geometrisch begrenzt. Ein großer Boden kann unter diesen Umständen zwei oder mehr umlaufende Friese besitzen (Bild 14.15). Solche Böden erfordern eine hohe Fachkenntnis und größte Sorgfalt beim Anlegen und Verlegen. Bild 14.15: Aufwendige Diagonalverlegung mit doppeltem Fries

Im Bereich der Natursteinverlegung ist die älteste Art des Bodenbelages der Polygonverband (Bild 14.16). Die Natursteinplatten besitzen eine unregelmäßige Fläche und müssen innerhalb der Bodenfläche so angeordnet werden, dass im Randbereich möglichst größere Platten mit einem oder zwei geraden Rändern verlegt werden, um einen sauberen Abschluss zu erzielen. Bei der Verlegung der Platten soll der Fliesenleger durchlaufende Fugen vermeiden und darauf achten, dass die Fugen weitestgehend eine gleich bleibende Breite besitzen. Um diese Forderung zu reali-sieren, müssen die Platten entweder grob behauen oder fein ausgezwickelt werden, um die Zwi-schenräume zwischen den großformatigen Platten auszufüllen.

Bild 14.16: Polygonverband

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484 14 Gestalten einer Eingangshalle

14

14.3 Gestaltungsgrundsätze

14.3.1 Verlegemuster

Bereits im Lernfeld 8 wurden die Möglichkeiten der symmetrischen und unsymmetrischen Eintei-lung beschrieben. Für die Gestaltung von großflächigen Eingangshallen wird in der Regel eine zweiachsig symmetrische Einteilung mit umlaufendem Fries gewählt, zumal die Eingangshalle oftmals mit einem Musterboden versehen wird. Der Boden besteht dann im Prinzip aus zwei Teilen: dem Feld, in dem sich das eigentliche Muster befindet, und dem Fries, der das Feld umrahmt und die verbleibenden Maße aufnimmt bzw. aus-gleicht (Bild 14.17 und 14.18). Mit der Breite des Frieses werden die Verlegeregeln des Musters im Feld berücksichtigt. Je nach Verlegemuster enden die Fliesen oder Platten am Übergang zum Fries als halbe oder ganze Flie-sen oder Platten.

Bild 14.17: Diagonalfeld am Übergang zum Fries mit halben und ganzen Platten

Bild 14.18: Boden aus Sechseckplatten: Detail vom Feld zum Fries (vertikal und horizontal geteilte Platten)

a) Diagonalverlegung

Das Feld endet mit halben (h) Fliesen oder Platten. Besitzt der Boden Nischen oder Vorsprün-ge bzw. unter bestimmten Umständen der rechnerischen Einteilung (siehe Abschnitt 14.4) können an den Ecken des Feldes auch Viertelplatten (v) entstehen (Bild 14.19).

v h

Bild 14.19: Diagonalboden: Detail des Feldes

Page 503: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

14.3 Gestaltungsgrundsätze 485

14

b) Rosenspitz Das Verlegemuster ermöglicht verschiedene Varianten am Ende des Feldes. Die Entscheidung für eine Variante erfolgt ausschließlich nach optischen Gesichtspunkten und/oder Vorstellun-gen des Bauherrn (Bild 14.20). In manchen Fällen können Friesbreite und Verlegelänge ausschlaggebend für die Auswahl ei-ner Variante sein, denn auch die mögliche Breite des Frieses muss beachtet werden.

möglich

möglich

gut

Bild 14.20: Rosenspitz: Ausführungsvarianten am Fries

c) Achtecke mit Einlegern Die Einleger können diagonal zwischen den Achteckplatten angeordnet werden oder gerade zwischen den Achteckplatten. Bei letzter Variante ist die Kantenlänge der Einleger mit der ge-raden Länge der Achteckplatte identisch. Auch bei diesem Muster ergeben sich unterschiedliche Möglichkeiten als Feldabschluss. Ebenso wie beim Rosenspitz spielen die bereits erläuterten Fakten die wesentliche Rolle bei der Entscheidung für eine der beiden Möglichkeiten pro Anordnung der Einleger (Bilder 14.21 und 14.22).

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486 14 Gestalten einer Eingangshalle

14

gut

wenig Verschnitt

möglich

Bild 14.21: Achtecke mit Einlegern (diagonal eingelegt)

Mit gerade angeordneten Einlegern wird eine andere optische Wirkung erzielt. Der Boden vermittelt eine strenge geometrische Gliederung.

gut

möglich

Bild 14.22: Achtecke mit gerade verlegten Einleger

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14.3 Gestaltungsgrundsätze 487

14

d) Sechseckfliesen Auf Grund der ungleichen Abmessungen der Sechseckplatten in Länge und Breite ergeben sich auch verschiedene Übergänge zum Fries. Die optisch ansprechendere Variante stellt die abgebil-dete Ausführung mit allseitig geteilten Platten dar (Bild 14.23).

Bild 14.23: Boden aus Sechseckplatten: Übergang zum Fries

14.3.2 Gestaltung des Frieses

Aus der Wahl für eine zweiachsig symmetrische Einteilung ergibt sich die Forderung, dass die gegenüberliegenden Friese eine gleiche Breite aufweisen müssen. Die Breite des Frieses richtet sich nach der Plattengröße im Feld und nach der Raumgröße. Die Friesbreite sollte nicht wesent-lich größer als die Plattenbreite im Feld und nicht kleiner als die halbe Plattenbreite sein. Optimal ist eine Friesbreite von einer halben Fliese oder Platte, allerdings in der Praxis schwer zu reali-sieren. Bei gegliederten Fußböden erhalten die Raumgeometrie bestimmenden Seiten einen gleich brei-ten Fries. Diese Seiten werden als korrespondierende Seiten bezeichnet (Bild 14.24). An den nicht korrespondierenden Seiten (in diesem Fall: Seiten 3 und 4) ergeben sich die Fries-breiten nach dem vorhandenen Musterverlauf. Das heißt, das Muster wird an der gleichen Stelle geschnitten wie im übrigen Feld.

1

1

2 2

3

4

1

2

3 4

korrespondierende Seiten

korrespondierende Seiten

zu keiner Seite korrespondierend

Bild 14.24: Korrespondierende Seiten bei gegliederten Böden

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488 14 Gestalten einer Eingangshalle

14

Der Fries hat nicht nur die Funktion des Musterabschlusses, sondern muss auch eventuelle Maß-ungenauigkeiten und/oder fehlende Rechtwinkligkeiten ausgleichen. In jedem Fall muss das Feld rechtwinklig sein (Bild 14.25).

Fries Fries

gutschlecht

Bild 14.25: Konische Ausgleichstreifen

Der Ausgleich bei nicht rechtwinkeligen Räumen erfolgt mittels einer trapezförmigen Fliese und läuft an der schmalsten Stelle aus. Für die Eckausbildung des Frieses kommen drei Möglichkeiten (Bilder 14.26 und 14.29) in Be-tracht:

a) Gehrungsschnitte

gut schlechtschlecht

keine Symmetrie

schlecht

Bild 14.26: Mögliche Gehrungsschnitte

Bild 14.27: Doppelter Fries mit Gehrungsschnitt

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14.3 Gestaltungsgrundsätze 489

14

b) beidseitig durchlaufende Fugen (Bild 14.28)

Bild 14.28: Fries mit durchlaufenden Fugen

c) einseitig durchlaufende Fuge bzw. eingelegte Friesseite

Bild 14.29: Kurze Friesseite eingelegt

Innerhalb des Frieses nimmt der Fliesenleger eine symmetrische Einteilung vor. Die Ausgleich-streifen können mittig oder unmittelbar an den Außenecken der Friesseiten angeordnet werden (Bild 14.30).

Bild 14.30: Möglichkeiten der symmetrischen Einteilung

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490 14 Gestalten einer Eingangshalle

14

Auch bei der Einteilung des Frieses gilt die Regel, das der entstehende Ausgleichstreifen nicht kleiner als eine halbe Platte oder Fliese sein soll (Bild 14.31).

schlecht

Streifen < 1/2 b

Streifen < 1/2 b

Streifen nicht an die Außenkante legen

schlecht

Bild 14.31: Nicht fachgerechte Aus-gleichstreifen im Fries

Die Verlegung eines Frieses im Bereich von Nischen richtet sich nach der Tiefe der Nische. In Nischen mit einer geringen Tiefe (12,5 cm) bzw. wenn die Tiefe nicht wesentlich größer als die ermittelte Friesbreite ist, werden diese mit Friesplatten als Doppelstreifen im Fugenschnitt ausge-legt (Bild 14.33). Bei tieferen Nischen folgt der Fries dem Nischenverlauf. Dabei können unterschiedliche Fries-breiten entstehen, da es sich um nicht korrespondierende Seiten handelt, die ausschließlich durch das Verlegemuster bestimmt werden (Bild 14.32).

Bild 14.32: Friesgestaltung bei Vorsprüngen

Page 509: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

14.4 Rechnerische Einteilung 491

14

Bild 14.33: Friesgestaltung bei Nischen

14.4 Rechnerische Einteilung

Prinzipiell ergibt sich bei allen angeführten Berechnungsbeispielen die Verlegelänge durch die Berücksichtigung von je einer Bewegungsfuge. Weitere Feldbegrenzungsfugen ergeben sich nach den allgemeinen Forderungen nach DIN 18 352 und werden hier nicht berücksichtigt.

14.4.1 Diagonalverlegung

Die Besonderheit dieses Verlegemusters besteht darin, dass nicht die Kantenlänge bei der Be-lagseinteilung, sondern die Länge der Diagonalen notwendig ist. Auch die zwischen den Diago-nalplatten verlaufenden Belagsfugen besitzen in Richtung der Raumachsen ein diagonales Maß. An Hand des Bildes 14.34 ist zu erkennen, dass zu jeder diagonalen Platte auch eine diagonale Fuge gehört. Den Übergang zwischen Feld und Fries bildet eine „normale“ Belagsfuge (fg).

df

F Bg

Bild 14.34: Diagonale Fugenbreiten in Längs- und Querrichtung

Page 510: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

492 14 Gestalten einer Eingangshalle

14

1. Schritt: Berechnung der Plattendiagonalen Da bei der Diagonalverlegung ausschließlich quadratische Fliesen und Platten verwendet werden, kann die Länge der Diagonalen mit dem Satz des Pythagoras ermittelt werden.

a2 + b2 = c2 Beide Seiten besitzen die gleiche Länge, daher kann die Seite a durch die Seite b ersetzt werden. Die Variable b ist zugleich die Abkürzung für die Fliesenbreite. Die Seite c wird als Seite d (Dia-gonale) bezeichnet. Es entsteht folgende Formel:

b2 + b2 = d2 Zusammengefasst ergibt sich: 2 × b2 = d2 Da nicht d2 gesucht ist, sondern d, entsteht: 2 × b = d Für den Anteil der diagonalen Fuge wird zur Kantenlänge a die Breite der Belagsfuge addiert (Bild 14.35). Dadurch ergibt sich die für alle quadratischen Fliesen- und Plattenformate allge-meingültige Formel:

d = (b + fg) × 2

2. Schritt: Rechnerische Einteilung Die Einteilung des Bodens bei der Diagonalverlegung kann einerseits durch die freie Bemessung (die Friesbreite ist nicht vorgegeben und richtet sich nach der Anzahl der Diagonalfliesen) und andererseits durch die gebundene Berechnung (eine gewünschte Friesbreite ist vorgegeben, die Anzahl der Diagonalfliesen richtet sich danach) erfolgen.

b

f

d

Bild 14.35: Bestimmung der Diagonalen einer Platte

2.1 Freie Bemessung

Fliesenanzahl im Diagonalfeld = Verlegelänge : Diagonalmaß n = VL : d

Das Ergebnis wird auf eine ganze Zahl abgerundet. Das Abrunden muss so weit erfolgen, dass der entstehende Rest so groß ist, um 2 Friesstreifen mit mindestens halber Fliesenbreite zu erhalten.

Page 511: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

14.4 Rechnerische Einteilung 493

14

Unter Umständen muss der Fliesenleger die Anzahl so regulieren, dass zur gewählten ganzen Anzahl eine zusätzliche halbe Fliese gewählt werden muss. Zum Beispiel 6½ Fliesen. Dieser Sonderfall kann eintreten, wenn die niedrigere Anzahl (hier 6) zu einem Fries größer als das Flie-senmaß führt und die nächst höhere Anzahl zu einem Friesstreifen kleiner als die Hälfte.

Als Faustregel gilt: Der entstehende Rest nach Abzug der gewählten Fliesenanzahl soll zwi-schen 0,7 und 1,3 liegen.

Beispiel: Anzahl n = 7,49 Wählt man 7 diagonale Platten, beträgt der Rest 0,49 und der Fries wird zu klein. Wählt man 6 diagonale Platten, beträgt der Rest 1,49 und der Fries wird zu breit (grö-

ßer als eine Fliese). Lösung: gewählte 6 ½ diagonale Platten mit einem Rest von 0,99. Der Rest für 2 Friesstreifen und deren Übergangsfugen vom Feld zum Fries ergibt sich aus der Verlegelänge abzüglich der gewählten Anzahl an Diagonalfliesen multipliziert mit dem Maß der Diagonalen.

Rest = VL –(n × d) Die tatsächliche Friesbreite entsteht durch den Abzug der beiden Übergangsfugen und die Auftei-lung auf zwei Streifen.

Friesbreite = Rest 2 fg2

Entsteht ein zu schmaler Friesstreifen, wird die Anzahl der diagonalen Fliesen um eine Fliese reduziert und zum Rest addiert. Davon werden anschließend die beiden Übergangsfugen abgezo-gen und auf zwei Streifen aufgeteilt.

Korrektur: Friesbreite = Rest Diagonalmaß 2 fg2

2.2 Gebundene Bemessung Von der ermittelten Verlegelänge wird beidseitig die gewünschte Friesbreite mit der dazugehöri-gen Übergangsfuge abgezogen.

Feldlänge = Verlegelänge – 2 × (angenommene Friesbreite – Fuge)

L = VL – 2 × (Fb – fg) Die Anzahl der diagonalen Fliesen ergibt sich jetzt aus der vorläufigen Feldlänge und dem Dia-gonalmaß.

Anzahl = vorläufige Feldlänge : Diagonalmaß

n = L : d

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494 14 Gestalten einer Eingangshalle

14

Die Vorgehensweise für das Festlegen der diagonalen Fliesen entspricht der bereits bei der freien Bemessung beschriebenen Lösung.

Die endgültige Feldlänge ergibt sich ebenfalls nach der bekannten Weise.

L = n × d Die Breite eines Friesstreifens entsteht durch den Abzug von Feldlänge und Übergangsfugen sowie der Aufteilung auf zwei Streifen von der Verlegelänge.

Friesbreite = VL L 2 fg2

3. Schritt: Lage der Fliesen zum Raummittelpunkt Die Lage der Fliesen oder Platten zum Raummittelpunkt ist abhängig von der ermittelten Anzahl der diagonalen Fliesen im Feld.

Fall a): In der Raummitte liegt die Fliese oder Platte genau mittig (Bilder 14.36–14.39) Dieser Fall tritt ein, wenn entlang beider Raumachsen eine ganze Anzahl an Diagonal-platten gewählt wurde, unabhängig davon, ob es sich um eine gerade oder ungerade Anzahl handelt. Zum Beispiel 6 × 8 oder 5 × 7 oder 5 × 8.

Fall b): In der Raummitte liegt die Fliese oder Platte genau im Fugenkreuz. Dieser Fall stellt eine Variante des Falles a dar (Bild 14.36).

1. Längsrichtung: gerade Anzahl Querrichtung: gerade Anzahl

Bild 14.36: Beide Seiten des Feldes mit gerader Anzahl an Diagonalplatten

Page 513: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

14.4 Rechnerische Einteilung 495

14

2. Längsrichtung: gerade Anzahl Querrichtung: ungerade Anzahl

Bild 14.37: Gerade Anzahl an der Längsseite und ungera-de Anzahl an der Quer-seite

3. Längsrichtung: ungerade Anzahl Querrichtung: ungerade Anzahl

Bild 14.38: Beide Seiten des Fel-des mit ungerader An-zahl an Diagonalplatten

4. Längsrichtung: ungerade Anzahl Querrichtung: gerade Anzahl

Bild 14.39: Gerade Anzahl an der Querseite und ungera-de Anzahl an der Längsseite

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496 14 Gestalten einer Eingangshalle

14

Fall c): In der Raummitte liegt die Fliese oder Platte im Viertelpunkt der Diagonalen (Bilder 14.40–14.43). Dieser Fall tritt ein, wenn entlang einer Raumachse eine ganze Anzahl an Diagonalplat-ten gewählt wurde, und entlang der anderen Achse eine halbe diagonale Platte entsteht, unabhängig davon, ob es sich bei den ganzen Platten um eine gerade oder ungerade Anzahl handelt. Zum Beispiel 6½ × 8 oder 5½ × 7.

1. Längsrichtung: gerade Anzahl (Bild 14.40) Querrichtung: ungerade Anzahl + ½ Platte Längsachse wird um ¼ D verschoben

8 Platten

3 1

/2

Plat

ten 1/

4 D

2. Längsrichtung: ungerade Anzahl (Bild 14.41) Querrichtung: ungerade Anzahl + ½ Platte Längsachse wird um ¼ D verschoben

3 1

/2

Plat

ten

7 Platten

1/4

D

Bild 14.40: Ungerade An-zahl plus ½ Plat-te an der Quer-seite und gerade Anzahl an der Längsseite Bild 14.41: Ungerade An-zahl plus ½ Platte an der Querseite und ungerade An-zahl an der Längsseite

Page 515: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

14.4 Rechnerische Einteilung 497

14

3. Längsrichtung: ungerade Anzahl + ½ Platte Querrichtung: gerade Anzahl Querachse wird um ¼ D verschoben

1/4 D

4 Pl

atte

n

7 1/2 Platten

Bild 14.42: Gerade Anzahl an der Querseite und ungera-de Anzahl plus ½ Platte an der Längsseite

Fall d): In der Raummitte liegt die Fliese oder Platte in der Mitte einer diagonalen Fuge

(Bild 14.43). Dieser Fall tritt ein, wenn entlang beider Raumachsen halbe diagonale Platten liegen, unabhängig davon, ob es sich bei den ganzen Platten um eine gerade oder ungerade Anzahl handelt. Zum Beispiel 6½ × 8½ oder 5½ × 7½.

Längsrichtung: ungerade Anzahl + ½ Platte Querrichtung: ungerade Anzahl + ½ Platte Quer- und Längsachse werden um ¼ D verschoben

7 1/2 Platten

3 1

/2

Plat

ten 1/

4 D

1/4 D

Bild 14.43: Beide Seiten mit un-gerader Plattenanzahl plus ½ Platte

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498 14 Gestalten einer Eingangshalle

14

Berechnungsbeispiel: Eine Eingangshalle mit den lichten Maßen von 24,76 m × 35,51 m soll einen diagonalen Boden aus Granitplatten des Formates 40/40 erhalten. Nehmen Sie die rechnerische Belagseinteilung vor, gehen Sie bei den fehlenden Maßen DIN-gerecht vor! 1. Ermitteln der Verlegelängen

Seite 1: VL1 = Lichtes Maß 1 1 – 2 Randfugen VL1 = 2476 cm – 2 cm = 2474 cm

Seite 2: VL2 = Lichtes Maß 2 2 – 2 Randfugen VL2 = 3551 cm – 2 cm = 3549 cm 2. Bestimmen des Diagonalmaßes

d = (b + f) × 2

d = (40 cm + 0,3 cm) × 2

d = 56,99 cm 3. Einteilung der langen Seite

n = VL : d

n = 3549 cm : 56,99 cm

n = 62,27

gewählt: = 61 Platten

Rest = VL – (n × d)

Rest = 3549 cm – (61 × 56,99 cm)

Rest = 72,61 cm

Friesbreite = Rest 2 f2

Friesbreite = 72,61 cm 2 0,3 cm2

Friesbreite = 36,00 cm 4. Einteilung der kurzen Seite

n = VL : d

n = 2474 cm : 56,99 cm

n = 43,41

gewählt: = 42 Platten

Page 517: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

14.4 Rechnerische Einteilung 499

14

Rest = VL – (n × d)

Rest = 2474 cm – (42 × 56,99 cm)

Rest = 80,42 cm

Friesbreite = Rest 2 fg2

Friesbreite = 80,42 cm 2 0,3 cm2

Friesbreite = 39,91 cm

Lage der Platten im Raummittelpunkt: Bei 61 Platten × 42 Platten liegt die Platte im Raummittel-punkt entweder im Fugenkreuz oder in der Plattenmitte (Fall a oder Fall b)

14.4.2 Rosenspitz

In Richtung der Raumachse gemessen, gehören zu jeder quadratischen Fliese zwei Schiffchen (Bild 14.44).

FB = Friesbreite bsch = Schiffchenbreite b = Fliesenbreite fg = Fugenbreite M = Musterbreite (Schiffchen mit Fuge und Fliese fg mit Fuge) nM = Musteranzahl

fF B bSCH b

M

g fg fg

Bild 14.44: Detail Rosenspitz

Page 518: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

500 14 Gestalten einer Eingangshalle

14

1. Bestimmen der Verlegelänge

2. Ermitteln der Musterbreite Diese ergibt sich aus der Kantenlänge, der Breite des dazugehörigen Schiffcshen und den zwei Fugen, die die Fliese mit dem Schiffchen und dem nächsten Muster verbinden.

Musterbreite = Schiffchenbreite + Fliesenbreite + 2 Fugen M = bsch + b + 2 fg

3. Anzahl an Mustereinheiten Die Anzahl an Muster ergibt sich analog der bereits bekannten Vorgehensweise durch das Verhältnis von Verleglänge und Musterbreite.

Musteranzahl = Verlegelänge : Musterbreite nM = VL : M

Die gewählte Anzahl entsteht durch Abrunden des Ergebnisse auf eine ganze Zahl.

4. Friesbreite bestimmen Die gewünschte Friesbreite erhält man durch die Subtraktion der gewählten Anzahl mal Mus-terbreite sowie einem Schiffchen als Randanschluss und zwei Übergangsfugen zum Fries von der Verlegelänge. Der entstehende Rest wird auf zwei Friesstreifen aufgeteilt.

Friesbreite = Verlegelänge (Anzahl × Musterbreite) Schiffchenbreite 2 Fugen2

Friesbreite = schVL (nM M) b 2 fg2

Wenn der Fries zu schmal wird bzw. einen negativen Wert annimmt, wird die Musteranzahl um ein Muster verringert. Berechnungsbeispiel: Eine quadratische Hotelhalle erhält bei der Modernisierung einen Rosenspitz aus Feinsteinzeug im Format 20 cm × 20 cm mit 10 cm breiten Schiffchen und 4 mm Fugenbreite bei einem lichtem Maß von 14,26 m. 1. Verlegelänge ermitteln

VL = Rohbaumaß – 2 Randfugen VL = 1426 cm – 2 cm = 1424 cm

2. Ermitteln der Musterbreite Musterbreite = Schiffchenbreite + Fliesenbreite + 2 Fugen M = 10 cm + 20 cm + 2 × 0,4 cm M = 30,08 cm

3. Anzahl berechnen Musteranzahl = Verlegelänge : Musterbreite nM = 1424 cm : 30,08 cm nM = 47,34

gewählt = 46 Muster

Page 519: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

14.4 Rechnerische Einteilung 501

14

4. Friesbreite

Friesbreite = Verlegelänge (Anzahl × Musterbreite) Schiffchenbreite 2 Fugen2

Friesbreite = 1424 cm (46 × 30,08 cm) 10 cm 2 × 0,42

Friesbreite = 14,76 cm

14.4.3 Sechseckfliesen

Bei regelmäßigen Sechseckfliesen verhält sich die Länge zur Breite wie 1 : 0,866. Das entspricht dem Faktor ½ × 3 . Am Fries liegen in Längsrichtung abwechselnd halbe und ganze, in Quer-richtung immer halbe Sechseckfliesen. In Längsrichtung sind die Sechseckfliesen längs (Trapeze) und in Querrichtung quer geteilt (Fünfecke). In den Ecken kann sich je nach Verlegelänge die Anordnung von Viertelfliesen ergeben. Eine halbe Fliese in Querrichtung entspricht am Rand einer Viertelfliese in Längsrichtung (Bild 14.45)

M

bF

fg

LF

s d2 4 2 4 2

d= S = s d=

f y

Bild 14.45: Detail Sechseckfliesen

M = Musterbreite (Längsteilermaß) d = Diagonale (entspricht Fliesenlänge) s = Seitenlänge fy = Breite der Ypsilonfuge (verkürzte Fuge) bF = Friesbreite 1. Berechnung der Längsrichtung

In Längsrichtung des Feldes überschneiden sich die Fliesen um ¼ der Fliesenlänge. Die Y-Fuge beträgt die Hälfte der Fugenbreite mal die Wurzel aus 3.

fy = ½fg × 3

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502 14 Gestalten einer Eingangshalle

14

Die Musterbreite (Teilermaß für Anzahl ¾ Fliesen) ist demnach Fliesenlänge (Diagonale) mal 0,75 plus Y-Fuge.

M = d × 0,75 + fy

Die Feldlänge muss ein Vielfaches von M sein. Die Anzahl der ¾ Fliesen ist Feldlänge (= Verlegelänge minus zweimal angenommene Fries-breite), geteilt durch Musterbreite (auf ganze Zahl runden).

n¾ = (VL – 2 × FB) : M

Die Anzahl ganzer Fliesen entspricht der Anzahl der ¾ Fliesen multipliziert mit 0,75. Diese setzt sich immer aus ganzen, halben und Viertelfliesen zusammen.

n = n¾ × 0,75

Die Breite des Frieses ergibt sich, indem man von der Verlegelänge die Summe der Diagona-len der gewählten Sechseckfliesen, die Summe der y-Fugen sowie zwei Übergangsfugen sub-trahiert und den entstehenden Rest auf zwei Friesstreifen aufteilt.

FB = Verlegelänge (Anzahl × Diagonalen) (Anzahl × Y-Fugen) 2 Übergangsfugen2

FB = VL (n × d) (n¾ × fy) 2 × fg2

2. Berechnung in Querrichtung In Querrichtung des Feldes werden immer n ganze Fließen oder n ganze Fließen plus eine hal-be Fliese verlegt. Am Fries liegen also nur halbe oder ganze Fliesen oder Platten. Damit ist die Berechnung we-sentlich einfacher, weil keine Überschneidung der Fliesen erfolgt. Die Anzahl der Fliesen errechnet man: Verlegelänge minus zweimal angenommene Friesbrei-te, geteilt durch Diagonale (Fliesenbreite) plus Fuge (auf ganze Zahl bzw. „Komma 5 runden).

n = VL (2 × FB)d + f

Die Friesbreite ist Verlegelänge minus Anzahl der Fliesen mal Fliesenbreite minus Anzahl der Fliesen plus 1, mal eine Fuge, geteilt durch zwei.

FB = VL n × d (n + 1) × fg2

Berechnungsbeispiel zur Verlegung von Sechseckfliesen: Der Vorraum eines Kinos soll im Kassenbereich zur optischen Abtrennung im Bereich von 4,90 m × 5,43 m (Verlegemaß) einen Bodenbelag aus Sechseckfliesen erhalten. Die Abmessun-

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14.4 Rechnerische Einteilung 503

14

gen der Fliesen betragen 37/32, die gewählte Fugenbreite 3 mm, die gewünschte Friesbreite soll zwischen 20 cm – 25 cm liegen.

1. Einteilung in Querrichtung (Bild 14.46) Verlegelänge = 490 cm Breite der Y-Fuge: fy = ½ × fg × 3 fy = ½ × 0,3 cm × 3 = 0,26 cm Musterbreite: M = d × 0,75 + fy M = 37 cm × 0,75 + 0,26 cm = 28,01 cm Anzahl ¾-Fliesen: n¾ = (VL – 2 × FB) : M n¾ = (490 cm – 2 × 25 cm) : 28,01 cm = 15,71 gewählt: 16 ¾Fliesen Anzahl an ganzen Fliesen: n = n¾ × 0,75 n = 16 × 0,75 = 12 gewählt: 12 ganze Fliesen

Breite des Frieses: FB = VL (n × d) (n¾ × fy) 2 × fg2

FB = 490 cm – 12 × 37 cm – 16 × 0,26 cm – 2 × 0,3 cm FB = 20,6 cm

490

20,6 20,6

1V1G 2G 3G 4G1H 2H 3H 4H 8H7H6H5H

8G7G6G5G

1V

Bild 14.46: Darstellung des Bodens in Querrichtung Die Bezeichnungen V (Viertel), H (Halbe) und G (Ganze) beziehen sich auf die Kantenlänge der Fliese direkt am Fries. Probe: 8 ganze Fliesen × 37,00 cm = 296,00 cm 7 halbe Fliesen × 18,50 cm = 129,50 cm 2 Viertel Fliesen × 9,25 cm = 18,50 cm 16 Y-Fugen × 0,26 cm = 4,16 cm 2 Belagsfugen × 0,30 cm = 0,60 cm 2 Friesstreifen × 20,60 cm = 41,20 cm ______________ 489,96 cm

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504 14 Gestalten einer Eingangshalle

14

Tabelle 14.1: Mit Hilfe der Tabelle können die Anzahl der ganzen, halben und Viertelfliesen in Längsrichtung am Fries ermittelt werden

n¾ n = n¾ × 0,75 Ganze Fliesen Halbe Fliesen Viertelfliesen 12 9 6 5 2

13 9,75 6 7 1

14 10,5 7 6 2

15 11,25 7 8 1

16 12 8 7 2

17 12,75 8 9 1

18 13,5 9 8 2

Für die weitere Anzahl an Dreiviertelplatten kann folgender Algorhythmus verwendet werden:

Tabelle 14.2: ¾-Platten-Berechnung

Gerade Anzahl an ¾-Platten: Beispiel: n¾ = 26 Ganze Fliesen = n¾ : 2 26 : 2 = 13

Halbe Fliesen = Ganze Fliesen – 1 13 – 1 = 12

Viertelfliesen = immer 2 Stück = 2

Tabelle 14.3: ¾-Platten-Berechnung

Ungerade Anzahl an ¾-Platten: Beispiel: n¾ = 25 Ganze Fliesen = n¾ : 2 (abrunden) 25 : 2 = 12

Halbe Fliesen = Ganze Fliesen + 1 12 + 1 = 13

Viertelfliesen = immer 1 Stück = 1 2. Berechnung in Längsrichtung (Bild 14.47)

Anzahl der Fliesen: n = VL (2 FB)d fg

n = 543 cm 2 25 cm 15, 2632 cm 0,3 cm

gewählt: 15 Fliesen

Friesbreite: FB = VL n d (n 1) fg2

FB = 543 cm 15 32 cm 16 0,3 cm 29,1 cm2

Probe: 15 Fliesen x 32,00 cm = 480,00 cm 2 Friese x 29,20 cm = 58,20 cm 16 Fugen x 0,30 cm = 4,80 cm ______________ 543,00 cm

Page 523: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

14.5 Belagsmaterialien 505

14

29,1 29,1

1 2 43 7 865 13 14 1511 12109

543

Bild 14.47: Darstellung der rechnerischen Einteilung in Längsrichtung

14.5 Belagsmaterialien

Grundsätzlich sind für die Gestaltung von Eingangshallen alle bekannten Bodenbelagsmaterialien verwendbar. Auf die keramischen Fliesen und Platten sowie auf Betonwerksteine wurde bereits in den vergangenen Lernfeldern eingegangen. Für Eingangshallen sollten aus dem umfangreichen Angebot der oben genannten Platten repräsen-tative Varianten hinsichtlich der Farbgebung und Oberflächengestaltung ausgewählt werden. Die Anforderungen an die Oberflächenhärte (Beanspruchungsgruppen) und Rutschhemmung müssen natürlich ebenfalls erfüllt sein. Auch eine leichte Reinigung und eine weitestgehende Fleck-unempfindlichkeit sollte der ausgewählte Belag ermöglichen.

14.5.1 Keramische Fliesen und Platten

Die oben aufgeführten Anforderungen ermöglichen insbesondere Feinsteinzeuge. Im Handel ist eine breite Farbpalette mit unterschiedlichen Oberflächenstrukturen erhältlich. Die Plattenoberflä-chen können unbearbeitet, geschliffen, poliert, glasiert sein. Es ist möglich, mit einer gezielten Farbgebung und einer imitierten bruchrauen Oberfläche Fein-steinzeugplatten in Natursteinoptik herzustellen. Zu den verwendbaren grobkeramischen Platten zählen als repräsentative Belagsmaterialien Ter-racotta- oder Cottoplatten. „Cotto“ bedeutet aus dem italienischen übersetzt: gebrannt, geräuchert. Das typische und ur-sprüngliche Cotto stammt aus der Region um Florenz. Südlich der italienischen Metropole befin-det sich Impruneta, das Zentrum der toskanischen Cotto-Industrie. Viele weitere Cottoplatten kommen aus Norditalien, diese enthalten unterschiedliche Tone, werden in verschiedenen Verfah-ren hergestellt und besitzen verschiedene Eigenschaften. Auch in Deutschland und Westeuropa gibt es Hersteller von Ziegeltonplatten unter dem Namen „Cotto“. Das echte Cotto kommt aller-dings nur aus Imprunetas engster Umgebung. Diese Tonerden sind Schiefertone, die durch Meteo-riteneinschlag eine chemisch-physikalische Metamorphose erlebt haben. Die Tone tragen die Bezeichnung „Galestro“. Sie durchziehen in dünnen Schichten die toskanischen Berge und müs-sen zum Teil aufwendig abgebaut werden. Die Farbtöne der Cottoplatten reichen vom traditionellen Rotbraun bis zu Ockerbraun. Dabei ist zu beachten, dass die Florentiner Tone rötlicher sind als z. B. die Norditalienischen (gelblicher und damit weniger Kalkanteil). Cotto-Tone werden meist nur aus einer Tongrube oder Abbauflä-che gewonnen, daher können in Abhängigkeit der Lage der Abbaustätten unterschiedliche Farb-töne der handelsfertigen Platte entstehen.

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506 14 Gestalten einer Eingangshalle

14

Das hohe Wärmespeichervermögen (ca. dreimal höher als bei Natursteinen) sorgt für ein ange-nehmes Raumklima, besonders bei Böden mit Fußbodenheizung. Durch ihre Offenporigkeit sind Cottoplatten jedoch sehr fleckempfindlich und auch nicht immer frostsicher. Die Frostsicherheit muss sich im Bedarfsfall der Fliesenleger unbedingt vom Herstel-ler und/oder Händler durch ein Zertifikat bestätigen lassen. Grundsätzlich ist aber von der Verle-gung im Außenbereich abzuraten (Näheres im Punkt 14.6). Die traditionellste Art der Herstellung der Cottoplatten ist die Handformung. In der Region Impruneta gibt es noch zahlreiche Handwerksbetriebe, die diese Tradition bis heute fortführen. Die heute industriell gefertigten Platten werden in modernen Produktionsanlagen durch Strang-pressen hergestellt. Die Formlinge werden mit einem Draht vom Endlosstrang abgeschnitten und in der Trockenkammer so lange getrocknet, bis sie ihre Grundfeuchte verloren haben. Anschlie-ßend wird die Plattenoberseite maschinell mit Stahlbürsten behandelt, um der Platte die ge-wünschte rustikale Struktur zu verleihen. Nach der Resttrocknung kommen die Formlinge in den Brennofen. Die Tunnelöfen werden computergesteuert und besitzen drei Temperaturzonen (Auf-wärmen, Brennzone, Abkühlen). Dieser Prozess findet – je nach Rohstoffbeschaffenheit (Tone, Feldspat, Quarz, Minerale wie Silikate, Eisen, Aluminium) – bei Höchsttemperaturen zwischen 750 °C und 1500 °C statt. Nach dem Brennen werden die Cottoplatten ca. 15 bis 60 Minuten gewässert. Sollen glatt geschliffene Platten hergestellt werden, können jetzt die Oberflächen ma-schinell abgeschliffen werden.

14.5.2 Natursteinplatten

Für eine anspruchsvolle und attraktive Gestaltung werden Natursteine immer beliebter. Obwohl die Verlegung und Nutzung von Natursteinplatten viele Risiken beinhalten, ist bei vielen Kunden der Wunsch nach einem natürlichen Steinboden größer als eventuell auftretende Belagsschäden. Kein anderes Belagsmaterial bietet solche vielfältigen Möglichkeiten der Material-, Farb- und Oberflächenauswahl sowie der gezielten Auswahl der Nutzungseigenschaften. Auf der anderen Seite stehen allerdings die Risiken, die ein natürlich gewachsener Stein mit sich bringt. Im Fol-genden soll insbesondere auf spezielle Probleme der Natursteinsteinverlegung eingegangen wer-den, um den Fliesenleger vor Schaden zu bewahren.

14.5.2.1 Gewinnung von Natursteinen Die Gewinnung von Natursteinen erfolgt durch den Abbau im Steinbruch, in einigen Fällen auch unter Tage. Die älteste Abbaumethode ist die Keilspaltung. Dabei wurden an zwei Seiten eines Natursteinblo-ckes tiefe Schlitze in das Gestein gearbeitet. Die dritte Seite des Blockes erhielt einen etwas fla-cheren Schlitz. Auf dieser Seite wurde der Block mit Metall- oder Holzkeilen (diese werden an-schließend gewässert) abgedrückt. Beim Sturzabbau wurden die Gesteinsteile unterhöhlt und auf Holzpfählen abgestützt, die anschließend abgebrannt wurden und zum Absturz des Blockes führ-ten. Heute übernehmen Maschinen und Geräte diese schwere körperliche und gefährliche Arbeit. Insbesondere Kalkstein wird durch diese Abbaumethode gewonnen. Typische Abbaumethode der heutigen Zeit ist das Sprengspalten. In die genau berechneten Bohr-löcher werden exakt dosierte Sprengladungen eingelegt und nach der Zündung löst sich der Block zielgerichtet. Eine andere Möglichkeit der Natursteingewinnung ist die Hydrauliksprengung. Die Abspaltung des Blockes erfolgt mit einem Druck von bis zu 500 bar (50 MPa), dieser wird in so genannte Hydraulik-Kissen eingebracht, die sich im zuvor geplanten und hergestellten Spalten befinden. Hauptsächlich Gneise und Granite werden durch Sprengen gewonnen.

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14.5 Belagsmaterialien 507

14

Die Natursteinbearbeitung findet im Natursteinwerk statt. In großen Sägegattern oder mit Fräsen werden die Blöcke in einzelne großformatige Platten geteilt. Nach dem heutigen Stand der Tech-nik werden in der Regel die Platten bereits in gleicher Dicke und mit gleichen Abmessungen geschnitten. Das erfolgt in modernen Werken computergesteuert, nicht nur um effektiv zu arbei-ten, sondern auch um den Abfall zu minimieren. Anschließend werden die Platten behauen, geschliffen oder poliert. Einige Platten (Schiefer, Solnhofener Platten) werden gespalten – auch noch manuell mit Keilen. Sie gelangen mit bruchrauer Oberfläche in den Handel.

Heute sind noch verschiedene manuelle Bearbeitungen möglich, die aus der Antike überlie-fert wurden: – gebeilte Oberfläche: Bearbeitung der Platte wird mit einem geraden Beil – scharrierte oder gestockte Oberfläche: Die Platte wird mit einem gezahnten Eisen bearbei-

tet (Scharriereisen) – gespitzte Oberfläche: Bearbeitung mit einem Spitzeisen gekrönelte Oberfläche

Beim Händler sind die Natursteine in unterschiedlichen Formen erhältlich: – Unmaßplatten, die großformatig (auch mehrere m2), bruchrau und unterschiedlich dick sind.

Diese Platten sind zur Weiterverarbeitung in der Firma oder Werkstatt bestimmt. – Bahnen in verschiedenen Dicken und Abmessungen (Länge und Breite), aber rechtwinklig – Platten als Quadrate und Rechtecke mit Dicken ab 10 mm und größeren Kantenlängen – Riemchen mit einem Seitenverhältnis ab 2 : 1 und einer Dicke um 10 mm Für eine exakte Verlegung ist es oftmals günstig, die Platten zunächst trocken auszulegen, um danach die Maserung und die Abmessungen abzustimmen (Bild 14.48).

Bild 14.48: Sortierung der Naturstein-platten

Einige Händler und zum Teil auch die Fachpresse benutzen im Zusammenhang mit Natursteinen auch den Begriff „Natursteinfliese“ und beschreiben damit Natursteinplatten, die eine geringere Dicke als 10 mm besitzen und deren Kantenlänge maximal 60 cm beträgt – meist aber im Bereich von 15 cm bis 30 cm liegt. Der Begriff „Fliese“ ist etwas irreführend, ist doch eine Fliese ein aus Ton gebranntes Belagsmaterial.

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508 14 Gestalten einer Eingangshalle

14

14.5.2.2 Natursteinarten Entsprechend ihrer Entstehung werden die Natursteine in drei Gruppen eingeteilt. Die Einteilung der Natursteine in Gruppen ermöglicht auch Rückschlüsse auf deren Eigenschaften und Einsatzgebiete. Das Hauptrisiko bei der Verlegung von Natursteinen bleiben neben den Farb-abweichungen die möglichen Verfärbungen der Platten. Deshalb sollte sich der Fliesenleger aus-führlich über die Herkunft und die Eigenschaften der gewählten Platten informieren. In den letz-ten Jahren werden besonders Natursteine aus dem asiatischen Raum angeboten, die über exotisch klingende Namen, aber keine Angaben über die genaue Herkunft und Eigenschaften der Platten verfügen. Als Ansprechpartner bleibt für den Fliesenleger in Deutschland nur der Händler oder eine kostenintensive petrologische Untersuchung in einem autorisierten Labor. Auch aus europäi-schen Regionen sind Natursteine mit irritierenden Handelsbezeichnungen auf dem Markt. Einige Beispiele dafür sind: Handelsbezeichnung Gesteinsart Belgisch Granit Kalkstein Schweizer Spaltgranit Gneis Anröchter Dolomit Kalksandstein Juramarmor Kalkstein Nach DIN 18 332 Abschnitt 0.2.1 sind beim Aufstellen der Leistungsbeschreibungen über den Stein Angaben zur petrologischen (mineralischer Aufbau) und zur geografischen Herkunft sowie zu technischen Parametern und zur Farbe zu machen. Entsprechend dieser Angaben muss der Fliesenleger nach Abschnitt 3.2.3 dieser DIN selbständig Bindemittel, Mörtel, Klebstoffe, Fu-genmörtel, Reinigungs- und Imprägniermittel auswählen. Der Fliesenleger steht also in der vollen Verantwortung bei der fachgerechten Auswahl der Materialkombination. Aus diesem Grund sind umfassende Kenntnisse über den Gesteinsaufbau, mögliche Reaktionen und Handelsbezeichnun-gen notwendig. Außerdem muss der Fliesenleger befähigt sein, an Hand der Farbe und Oberflä-chenstruktur die Natursteine benennen und charakterisieren zu können. Mineralischer Aufbau. Gesteine bestehen aus verschiedenen Mineralien, ca. 3500. Am eigentli-chen Gesteinsaufbau sind jedoch nur 10 bis 15 beteiligt. Die häufigsten gesteinsbildenden Mine-rale sind Feldspat, Quarz und Glimmer (zu 95 % besteht auch die Erdkruste aus diesen drei Mine-ralien). a) Quarz ist das häufigste Mineral der Erdkruste. Granit besteht zu 20 % bis 40 % aus Quarz.

Die Dichte von Quarz ist mit 2,65 kg/dm3 recht hoch, die Härte nach Mohs beträgt 7. b) Feldspate

– Kalifeldspat im Form von Orthoklas enthält Kalium und Natrium. Diese sind für rote, gelbliche, blaugraue Färbungen des Granits verantwortlich – niemals für schwarze Fär-bungen! Kalifeldspat verwittert durch den Verlust von Kalium zu Kaolin (Bestandteil des STG-Scherbens)

– Natriumfeldspat (Plagioklas) ist ein Mischkristall und enthält Natrium und Calzium und sorgt für eine weiße bis graue Färbung des Gesteins.

c) Glimmer besitzt einen starken Glanz und ist schuppig spaltbar. – Biotit (Dunkelglimmer) ist von schwarzer oder bräunlicher Farbe. Für die schwarze Fär-

bung ist Eisen verantwortlich. Die Verwitterung des Eisens (Rost) führt zur rostartigen Verfärbung des Gesteins.

– Muscovit (Hellglimmer) ist silber glänzend und Hauptbestandteil im Glimmerschiefer. – Glaukonit ist für die Grünfärbung einiger Sandsteine verantwortlich.

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14.5 Belagsmaterialien 509

14

Weitere Mineralien sind: d) Amphibol und Pyroxene kommen in vielen Tiefengesteinen vor und variieren farblich zwi-

schen schwarz und tiefgrün. Die Härte nach Mohs liegt bei 5–6. e) Olivin, wie Amphibol und Pyroxene jedoch wenig säurebeständig. Im unverwitterten Zustand

grün bis gelbgrün. Bei Verwitterung braun bis schwarz. f) Serpentin ist ein Verwitterungsprodukt des Olivin. Faserig mit dunkelgrüner Farbe. Ein um-

gewandeltes Serpentin ist Asbest. g) Kalkspat ist der Hauptbestandteil von Marmor und Kalkstein. Chemisch handelt es sich um

Calciumcarbonat und ist deshalb gegen Säuren vollkommen unbeständig. h) Dolomit ist dem Kalkspat ähnliches Mineral. Meist weiß oder gelb-braun. Gesteinsarten nach ihrer Entstehungsart a) Magmatische Gesteine. Sie entstehen direkt aus der ca. 1300 °C heißen Magma durch Ab-kühlung und Verfestigung einer Gesteinsschicht. Nach der Art der Abkühlung werden sie als Tie-fengesteine (Plutonite), Ergussgesteine (Vulkanite) und Ganggesteine (Pegmatite) unterschieden.

Tiefengesteine entstehen durch langsame Abkühlung und besitzen eine ausgeprägt kristalline Struktur mit gleichmäßiger Körnung. Arten der Tiefengesteine: – Granit besteht aus Quarz; 20 – 40 %; transparent hell Orthoklas; 30 – 60 %; alle Farben außer Schwarz Plagoklas; 0 – 40 %; weiß, grau Biotit; 3 – 10 %; schwarz

Granite sind nach ihrer Zusammensetzung weiße helle Gesteine. Granite sind demnach nie-mals schwarz. Jedoch rötlich oder gelblich gefärbte Sorten kommen vor. Bei gelblich verfärbten Granit ist Vorsicht angebracht. Die Färbung entsteht durch die Verwit-terung des Biotit-Glimmers und beeinflusst die Festigkeit des Granits negativ. Je grobkörniger der Granit und je größer die Glimmerpartikel, desto schlechter ist der Granit. Oft sind Granite im Handel, die im Lieferzustand schon verwitterten Biotit enthalten. Durch Feuchtigkeit aus dem Mörtelbett wird dieses Rosten gefördert und der gesamte Belag wird minderwertig. Einige wichtige Granitsorten sind: Bezeichnung Farbe Herkunft IMPERIAL RED Rot Schweden ROSA BETA Rosa-Weiß Sardinien BETHEL WHITE Weiß Kanada BALMORAL Rot Finnland ROSA PORRINHO Grau-Weiß-Rosa Spanien BIANCO SARDO Weiß-Grau Sardinien ROSA LIMBARA Weiß-Rosa-Grau Sardinien GIALLO VENEZIANO Gelb Brasilien

– Syenit ist ein Begleiter des Granits. Hauptbestandteil ist der rote Kalifeldspat (ca. 70 %). Bei der Verlegung ist wie beim Granit auf Schwefelkies (Braunfärbung) zu achten. Beim Verlegen sollte jede Platte gegen die andere um 90 % gedreht werden, um ein einheitli-ches Schillern zu erreichen. Handelsnamen: Blue Pearl

Sienite Balma

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510 14 Gestalten einer Eingangshalle

14

– Diorit ist äußerlich von Granit kaum zu unterscheiden. Häufig dunkelgrau bis schwarzgrau. Feinkörniger als Granit und noch schwerer zu bearbeiten. Handelsnamen: Fürstenstein

Nero Ochavo – Gabbro: Die Vorkommen sind im Granitgebiet vom Diorit nicht zu unterscheiden.

Handelsnamen: Impala Nero Assoluto Star Galaxy – Foyait ist ein sehr teures Gestein. Sehr empfindlich gegen chemische Einflüsse wie Salz,

Chlor, Essig usw. Dadurch verliert dieses Gestein sehr schnell die kräftige blaue Farbe. Handelsnamen: Azul Bahia

Namibia Blue Marron Monchique

Ergussgesteine: Die relativ schnelle Erstarrung an der Oberfläche führt zu einer glasigen Struktur ohne Kristallbildung. – Rhyolit: Die Zusammensetzung entspricht etwa der von Granit. Helles, dichtes Gefüge. Meist

rötlich, aber auch violett oder grünlich, je nach mineralischer Zusammensetzung. Handelsnamen: Lobejün

Etsch-Prophyt – Trachyt ist ein quarzfreies Gestein. Meist hell und feinporig mit rauer Bruchfläche. Nicht

polierfähig. Handelsnamen: Selters

Wanderhain – Diabas: Polierfähiges Gestein, dunkel- bis schwarzgrüne Färbung.

Handelsname: Hessisch Neugrün

– Basalt ist ein extrem hartes, schwarzes Gestein. Handelssorte: Schwarz Schwedisch

Ganggesteine: sind geologisch zwischen Tiefen- und Ergussgesteine einzugliedern. Sie lagern in Gängen im langsam erkaltenden Restmagma, welches oft zu riesigen Kristallen führt. Oft mit großen Glimmerpartikeln, die jedoch unter Feuchtigkeit rosten und somit zu Gelbfärbung führen.

Handelsnamen: Azul Aran Schneeflocke Sara

b) Sedimentgesteine entstehen nach Verwitterung durch Ablagerung und hohem Druck. Sie sind aus der Zerstörung anderer Gesteine entstanden, entweder durch mechanische Zertrüm-merung, chemische Zersetzung oder biologische Umwandlung. Mechanische Sedimente: – Brekzie: Relativ große Teile (ca. 5 cm) des ursprünglichen Gesteins werden wiederum ver-

dichtet und verfestigt. Weil dieses Gestein oft das Aussehen von Kunststein hat, wird es weni-ger verwendet. Handelsnamen: Breccia Aurora Cipran

Emperador – Konglomerate bestehen aus abgerundeten Sedimenten. Die Zwischenräume sind häufig nicht

ausgefüllt. Handelsnamen: Brannenburger

Nagelfluh

Page 529: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

14.5 Belagsmaterialien 511

14

– Sandstein: Nach der Verwitterung des Granits sind nur die Quarzkörner übrig geblieben, die durch natürliche Bindemittel verfestigt wurden. Sandstein ist gut bearbeitbar. Handelsnamen: Roter Mainsandstein

Ruhrsandstein Sand Seeberg – Tonschiefer entstand aus entwässerten Tonmineralien und lässt sich leicht spalten.

Chemische Sedimente: Bei in hoher Konzentration gelösten Stoffen kommt es bei Überschrei-tung des Sättigungsgrades zur Ausfällung und Ablagerung. – Kalkstein: besteht aus Calciumcarbonat, welches durch Ausfällung oder tierische Skelette

(Muscheln, Korallen) entstand. – Jura-Kalk wird fälschlicherweise Jura-Marmor genannt. Durch Ausfällung entstanden, ist er

teilweise mit Fossilien durchsetzt. Handelsnamen: Jura Gelb

Jura Grau – Plattenkalk: Wird Kalkschlamm lagenweise verfestigt, entsteht Plattenkalk bzw. Kalkschiefer.

Handelsnamen: Solnhofener – Süßwasserkalke sind aus kalkhaltigem Süßwasser durch Ausfällung entstanden. Sie sind ein

sehr poröses Gestein, welches als Gestaltungselement genutzt wird bzw. gespachtelt und po-liert wird.

– Bunte Kalksteine: sind die ältesten Kalksteine. Sie sind sehr dicht und polierfähig. Nicht mit Marmor zu verwechseln. Handelsnamen: Deutsch Rot

Aachener Blaustein – Kalksinter (Onyx) entstand durch Ablagerungen an heißen Quellen. Schwarz-weiß gebänder-

ter Achat. – Dolomit enthält neben Ca und CO auch Mg. Dolomit ist chemisch etwas beständiger und

besitzt eine größere Härte. Handelsnamen: Kleinziegenfeld

Wachenzell

c) Umwandlungsgesteine

Metamorphe Gesteine entstehen durch Umwandlung aus Magma- oder Sedimentgestein auf Grund von hohem Druck und hoher Temperatur sowie anderen physikalisch-chemischen Ein-flüssen.

– Marmor ist aus Kalkstein oder Dolomitstein unter hohem Druck und hoher Temperatur zu

kristallinem Marmor umgewandelt worden. Der eigentliche weiße Marmor kann durch fein ver-teilte Fremdminerale pigmentiert werden. Die Farbe kann von gelb-braun-rot, grün bis schwarz reichen. Die Minerale können durch Feuchtigkeitseinwirkung jedoch zu unerwünschten Verfärbungen führen. Besondere Probleme können dadurch bei Pyrit entstehen, welches sich zu Brauneisen-stein zersetzt. Handelsnamen: Carrara

Estremoz Thassos Marmara

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512 14 Gestalten einer Eingangshalle

14

– Orthogneis und Paragneis. Orthogneis entstand aus Granit. Paragneis aus Sedimentgestein. Beide sind dem Granit ähnlich. Handelsnamen: Inparana

Serizzo Calanca – Granulit besteht überwiegend aus Feldspat und Quarz. Die enthaltenen Granate und Glim-

merteilchen neigen sehr schnell zum Ausrosten. Daher auf Rostflecken achten und Feuchtig-keit fernhalten. Handelsnamen: Kashmir white

Rio Branco Verde Encaliypto – Magmatite (Mischgneis) entstanden durch Teilaufschmelzung bei niedrigen Temperaturen.

Die Struktur ist durch Wellen und Schlieren sowie einer Anhäufung eines Minerals gekenn-zeichnet. Platten haben nie ein und das selbe Erscheinungsbild. Handelsnamen: Multicolor

Paradiso Vizak Blue – Quarzite sind durch Druck und hohe Temperatur aus Sandstein entstanden. Sie bestehen zum

großen Teil aus Quarz und sind daher sehr hart und widerstandsfähig. Enthaltene Minerale bestimmen die Farbe. Handelsnamen: Azul Macabar

Azul Imperial Alta – Serpinite sind aus den Kontaktflächen zwischen Magma und anderem Gestein hervorgegan-

gen. Dabei entstanden so genannte Fruchtschiefer. Handelsname: Theumaer Fruchtschiefer

Es erfordert eine gute Fachkenntnis, die Natursteine unterscheiden zu können. Ein einfaches Hilfsmittel bei der Bestimmung (oder den Ausschluss) von Kalksteinen ist die Salzsäure. Nach dem Auftröpfeln der Säure auf den Naturstein führt die chemische Reaktion bei Kalk-steinen (Solnhofener Platten, Juramarmor, Marmor) zu einem heftigen Schäumen an den betreffenden Stellen.

14.6 Technologischer Ablauf des Anlegens

Der Technologische Ablauf zur Verlegung von Fliesen oder Platten in einer Eingangshalle ent-spricht in Bezug auf die Untergrundgrundprüfung und -vorbereitung sowie auf das Verlegen von feinkeramischen Fliesen und Betonwerksteinplatten dem bereits bekannten Ablauf aus den voran-gegangenen Lernfeldern. Spezielle Kenntnisse werden in diesem Abschnitt für das Verlegen von Cotto- und Natursteinplatten vermittelt. Auch werden die Unterschiede zum An- und Verlegen eines Orthogonalverbandes (Fuge auf Fuge) im Vergleich zu Musterböden aufgezeigt.

Page 531: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

14.6 Technologischer Ablauf des Anlegens 513

14

14.6.1 Anlegen eines Diagonalbodens

Nach der Berechnung der Friesbreiten muss der Fliesenleger entscheiden, welche Bezugsachse er wählen will. Ein Anlegen vom Rand aus erfordert die Auswahl zweier Hauptwände. Das Anlegen aus der Mitte dagegen, das Feststellen der Raumachsen. Entscheidet sich der Fliesenleger für die erste Variante, setzt dieses Vorgehen höchste Sorgfalt und Genauigkeit beim Verlegen der Platten voraus. Abweichungen vom Winkel, vom Maß oder das Addieren mehrerer geringer Maßabwei-chungen führt unweigerlich dazu, dass die Breite des Frieses an der gegenüberliegenden Seite nicht mit dem zuvor ermittelten und angelegten Friesmaß übereinstimmt. In der Praxis sind eine Reihe von Diagonalböden ohne umlaufenden Fries zu finden, hauptsäch-lich bei stumpf- oder spitzwinkligen Böden und bei der Verwendung großformatiger Platten (ab 40 × 40). Das Anlegen vom Rand erfordert eine genaue Berechnung beider Friesbreiten (Bild 14.51). Der Fries wird entweder an zwei Seiten (L-Form) oder an drei Seiten (U-Form) unter Einhaltung des rechten Winkels an der Fries-Innenseite (Feld) verlegt. Anschließend werden die Diagonalplatten gemäß der ermittelten Anzahl trocken ausgelegt. Es ist zu empfehlen, zunächst an einer Seite die erste Reihe der ganzen Diagonalplatten auszulegen und am Anschluss zum Fries mit halben Plat-ten aufzufüllen. Die Platten werden entlang der Fluchtschnur (Fluchtlinie) ausgerichtet und gege-benenfalls die Fugenbreiten korrigiert. Sind alle Platten ausgerichtet, wird an den Außenseiten des Feldes je eine Flucht- oder Punktplatte verlegt, genau eingewinkelt und ausgerichtet. Die Flucht-platten geben den Verlauf der Fluchtschur (Fluchtlinie) an. Jetzt werden die bereits trocken ausge-legten halben und ganzen Diagonalplatten der ersten Reihe verlegt. Die weitere Vorgehensweise entspricht dem beschriebenen Ablauf. Eine regelmäßige Kontrolle der Flucht, des Winkels und des Abstandes zum gegenüberliegenden Fries (Stichmaß) ist notwendig.

Bild 14.49: Diagonales Anlegen mit dem

Winkellaser Bild 14.50: Diagonales Spannen der Flucht-

schnur

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514 14 Gestalten einer Eingangshalle

14

1 1 11 1111 1

2

2

2

2

2

2

2

3

3

3

3

3

3

3

7 7 7 77 77 7 7

46 64 6464 64646464 64

4 64 64 64 64 46 64 6455

8 8

1; 2; 3 rechtwinkliges Verlegen der Friesplatten 4 trockenes Verlegen der halben Diagonalplatten und der ersten Reihe ganzer Diagonalplatten 5 Verlegen der Fluchtplatten 6 Verlegen der übrigen halben und ganzen Diagonalplatten nach Fluchtschnur 7 Verlegen der weiteren Platten nach Fluchtschnur 8 ständiges Überprüfen des Stichmaßes zum gegen- überliegenden Fries

Bild 14.51: Arbeitsschritte für das Anlegen des Diagonalbodens

Beginnt der Fliesenleger die erste Reihe mit ganzen Diagonalplatten, entstehen an beiden Seiten in den Innenecken zwischen Feld und Fries diagonal geschnittene Viertelplatten (vgl. 14.51, Schritte 4–6). Hat die Belagseinteilung eine Lösung mit ganzen plus einer halben Diagonalplatte (6½ ; 7½) ergeben, entstehen die Viertelplatten nur auf einer Seite des Feldes. Das Arbeiten aus Raummitte stellt eine Alternative zum Anlegen vom Rand dar. Der Ar-beitsaufwand für das Einmessen und Anlegen ist etwas umfangreicher, aber das Verlegen eines gleich breiten Frieses auf beiden Seiten des Feldes lässt sich einfacher verwirklichen. Zunächst werden die Raumachsen ermittelt und mit der Fluchtschnur, Fluchtlinie oder Baulaser markiert (Bilder 14.49 und 14.50). Es ist auch möglich, über die Raumdiagonalen den Mittelpunkt des Raumes festzustellen. Der Schnittpunkt der Raumachsen (= Raummitte) ist der Ausgangs-punkt für die Verlegung. Die Friesbreiten ergeben sich nach der Verlegung der Diagonalplatten entsprechend der berechneten Anzahl an ganzen Platten in der Längs- und Querrichtung. Um sicher zu gehen, dass die gegenüber liegenden Friesbreiten identisch sind, kann der Fliesenleger jeweils eine Reihe in der Längs- und eine Reihe in der Querrichtung trocken auslegen. Dabei ist darauf zu achten, dass die Fugenbreite von Plattenspitze zu Plattenspitze ein diagonales Maß ist und nicht der Breite einer Belagsfuge entspricht. Die diagonale Fugenbreite setzt sich ebenso wie die Länge der Diagonalen zusammen (vgl. Bild 14.21 im Abschnitt 14.4.1):

Diagonale Fuge = Breite der Belagsfugen × 2 fdia = fg × 2 (Bilder 14.34 und 14.35)

Page 533: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

14.6 Technologischer Ablauf des Anlegens 515

14

Beispiel: Bei einer Belagsfuge von 3 mm Breite ergibt sich eine diagonale Fugenbreite von 3 mm × 2 = 4,3 mm. Bei einer Belagsfugenbreite von 5 mm bereits 7,1 mm.

Die Anzahl der Diagonalplatten in beiden Achsenrichtungen entscheidet über die Lage der Fliese oder Platte im Raummittelpunkt (Vergleich: Abschnitt 14.4.1 Bilder 14.36–14.41). Auf dem Verlegeuntergrund werden zusätzlich zu den Raumachsen die Diagonalachsen durch Schnurschlag oder einen Strich gekennzeichnet. Die diagonalen Achsen liegen in einem Quadrat, das durch den Übertrag der Stichmaße von der kurzen Seite auf die lange Seite entsteht. Aus-gangspunkt für das Ab- und Antragen der Stichmaße ist jeweils die Raumachse. Die Abbildung 14.52 zeigt das Vorgehen zum Herstellen der Diagonalen. Entlang dieser Diagonalen verlegt der Fliesenleger die Platten im 45°-Winkel und kann den gleich bleibenden Fugenverlauf leicht ein-halten. Eine weitere Kontrollmöglichkeit bieten die beiden Raumachsen, auf ihnen liegen stets die Plattenecken. Nach der Verlegung des Diagonalfeldes wird der Fries verlegt.

45° 45°

45°45°b

1

b2 b2

b1b1

b2

Bild 14.52: Mittelpunktslage der Platte und Herstellen der Diagonalflucht

Obwohl die Variante aus der Raummitte einfacher und sicherer zu praktizieren ist, bleiben ver-schiedene Nachteile bestehen. Vor Beginn seiner Arbeiten muss der Fliesenleger überlegen, in welcher Richtung er den Boden verlegen will. Dabei ist auch auf die frühest mögliche Belast- und Begehbarkeit der Bodenfläche zu achten. Das gilt ebenfalls für das Verlegen der Friese. Die Verlegung ohne Fries ist hauptsächlich in kleinen Räumen günstig. Ist die Bodenfläche nicht besonders groß, zwängt der Fries (vor allem, wenn die Friesstreifen sehr breit sind) das Feld ein und lässt es optisch schrumpfen. Beim Verlegen ohne Fries erhalten die Randplatten der Raumge-ometrie angepasste Schnitte. Auch hier gibt es die beiden Möglichkeiten der Verlegung vom Rand und aus der Mitte. Bei der Verlegung vom Rand wählt der Fliesenleger die Hauptwand als Bezugachse und beginnt dort an einer Seite mit ganzen Diagonalplatten. Legt er den Boden in L-Form an, entstehen an den rechtwinklig zueinander stehenden Wänden ganze Platten. An den anderen beiden Seiten des Bodens werden die Platten passgenau zugeschnitten. So angelegte Böden besitzen keine Belags-symmetrie (Bild 14.53). Eine Verlegung ohne Fries – aber aus der Raummitte – erfolgt nach symmetrischer Einteilung. Zwar entstehen an den Rändern des Bodens drei- und fünfeckige Teilplatten, aber diese besitzen

Page 534: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

516 14 Gestalten einer Eingangshalle

14

an den gegenüber liegenden Seiten gleiche Schnittmaße. Vorraussetzung dafür ist allerdings ein rechtwinkliger Raum, ansonsten müssen die Teilplatten der Raumgeometrie angepasst werden und sind dann auch unterschiedlich breit (Bild 14.54).

Bild 14.53: Unsymmetrischer Diagonalboden ohne Fries mit Teilplatten an zwei Seiten

Bild 14.54: Symmetrischer Diagonalboden ohne Fries mit gleichen Anschnitten an den gegenüber liegenden Seiten

Bei der Verlegung ohne Fries lassen sich die entstehenden Teilplatten leicht mit einer Schablone anreißen. Diese kann aus beliebigen Materialien bestehen, sollte aber form- und feuchtigkeitsbe-ständig sowie leicht bearbeitbar sein. Das Bild 14.55 beschreibt das Herstellen der Teilplatten mittels Schablone. Die Schablone wird auf das Diagonalmaß = (b + fg) × 2 quadratisch zuge-schnitten. Auf die Platte der letzten Reihe vor dem anzupassenden Rand wird eine weitere Platte (Platte 1) deckungsgleich gelegt. Darauf legt man die Schablone (S) und richtet diese zum Rand und den Belagsfugen aus. Entlang des Bereiches, wo sich die trocken ausgelegte Platte und die Schablone berühren, zieht der Fliesenleger einen Riss und trennt anschließend die Platte an dieser Linie. Die nun entstandene Teilplatte entspricht exakt dem gesuchten Teilstück (Platte 2).

S S

2

2

2

2

Bild 14.55: Zuschnitt von Teilplatten mit einer Schablone

Page 535: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

14.6 Technologischer Ablauf des Anlegens 517

14

14.6.2 Anlegen weiterer Musterböden

Das Anlegen eines Rosenspitz-Musters und von Achtecken mit Einlegern (Bild 14.56) kann nach herkömmlicher Methode vom Rand bzw. vom Fries aus erfolgen oder aus der Mitte heraus zum Fries. Die Entscheidung des Fliesenlegers für eine der beiden Varianten hängt von der Raumgeometrie, von seiner Verlegeleistung und seinem handwerklichen Geschick ab. Ein geübter Fliesenleger kann ohne Schwierigkeiten zuerst den ermittelten Fries in L- oder U-Form anlegen und vorziehen, um anschließend das Feld zu plattieren. Vorsichtshalber kann er die erste Reihe des Musterbodens trocken auslegen und gegebenenfalls korrigieren.

Bild 14.56: Treppenpodest: Achtecke mit Einlegern

Während der Verlegung sollte ungefähr nach jeder 3. Reihe der Fugenverlauf mit einem Schnur-schlag oder einer Risslinie überprüft werden. Gleichzeitig muss das Stichmaß zum gegenüber liegenden Fries regelmäßig überprüft werden. Ein Fliesenleger, der nicht über ausreichend praktische Erfahrungen mit Musterböden verfügt, sollte sich für die Verlegung aus der Mitte entscheiden. Die Arbeitsschritte sind identisch mit denen der Diagonalverlegung. Auch bei dieser Vorgehensweise ist eine ständige Kontrolle und evetuell eine Korrektur der Stichmaße notwendig. Für die Verlegung von Sechseck-Fliesen gelten im Wesentlichen die gleichen Anforderungen. Der gleichmäßige Fugenverlauf ist jedoch noch sorgfältiger zu überprüfen. Neben dem Fugenver-lauf in Längsrichtung ist der Fugenverlauf der abgewinkelten Seiten zu kontrollieren und bei Bedarf zu korrigieren. Das Bild 14.57 zeigt den Verlauf der Querachsen (1) und der Winkelach-sen (2). Die winkligen Fugen verlaufen im Winkel von 60°. Unter Baustellenbedingungen kann dieser Winkel nicht immer problemlos angelegt werden. Der Fliesenleger kann allerdings auf eine ähnliche Vorgehensweise durch Abmessen der Seitenlängen wie zur Überprüfung des rechten Winkels zurückgreifen. Folgende Dreiecksseiten ergeben einen 60°-Winkel und können für das Anlegen und zur Kontrolle des Fugenverlaufes benutzt werden (Bild 14.58):

Tabelle 14.4: Einteilung bei Sechseck-Böden

½ b 16 cm 64 cm 128 cm 160 cm 256 cm 320 cm 640 cm

¼ d 9,25 cm 37 cm 74 cm 925 cm 148 cm 185 cm 370 cm

Das Seitenverhältnis beträgt immer 1 : 3 . Genauere Maße können damit berechnet werden.

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518 14 Gestalten einer Eingangshalle

14

60° 2 60° 2

2 2

1

1

1

1

Bild 14.57: Sechseckboden: Anlegen mit Hilfe von Quer- und Winkelschnur

60°30°

90° 30°

d/4

d/4

b/2

Fliese 37/32 (b/d)

b/2

Bild 14.58: Detail: Sechseckfliese 37/32

Eine Alternative zum Anlegen des 60°-Winkels stellt das Anlegen von Längs- und Querachsen über die Ecken der Sechseck-Fliesen (Bild 14.59). Der Fliesenleger muss beim Anlegen der bei-den Verlegeachsen (Fluchtschnur oder Fluchtlinie) auf die Einhaltung des rechten Winkels an den Schnittstellen der Achsen achten. Die Fliesen werden beim Verlegen entlang der Fluchten ausge-richtet. Ein genaues Arbeiten, sorgfältiges Ausrichten, Einhalten gleich bleibender Fugenbreiten und auch das regelmäßige Betrachten der Verlegefläche aus entsprechender Entfernung sind uner-lässlich.

Bild 14.59: Anlegen mit Längs- und Querachsen

Typische Natursteinmuster wie Bahnenverlegung, Römischer Verband und Polygonverband erfordern weniger Aufwand beim Anlegen. Die Bahnenverlegung wird nach der traditionellen Vorgehensweise für das Verlegen von Boden-fliesen oder -platten unter Berücksichtigung der Verlegeregeln praktiziert.

Page 537: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

14.7 Technologischer Ablauf des Verlegens 519

14

Die Auswahl der Hauptwand hängt von dem Verlauf des Bahnenmusters ab. Der Polygonverband wird in L-Form, in seltenen Fällen als U-Form angelegt. Extrem große Belagsflächen – typisch bei Eingangshallen – können das Anlegen in M-Form erfordern. Die mittlere M-Achse dient dann zur Kontrolle der Höhenlage. Der Polygonverband wird ebenso wie die Bahnenverlegung ohne Fries ausgeführt. Für den Römischen Verband gelten beim Anlegen die gleichen Voraussetzungen wie bei der Musterverlegung mit Fries. Es kann Kundenwunsch sein, den Römischen Verband mit Fries zu verlegen, weil es vorgeschriebene Formate gibt und den Ausgleich zum Rand der Fries aufneh-men soll. Bei einer Verlegung ohne Fries werden die Platten nach der L-Form angelegt und an den anderen beiden Seiten durch Teilplatten angepasst. In jedem Fall ist es ratsam, einen Ver-legeplan (Bild 14.60) anzufertigen und nach diesem zu arbeiten, da auch die Verlegeregeln ein-gehalten werden müssen.

1 1

2

2

2

2

2

222

2

22

3

44

4

44

445

5

5

6

7 77

7

7 7 7 5

8 7

Bild 14.60: Verlegeplan Römischer Verband

14.7 Technologischer Ablauf des Verlegens

Insbesondere soll in diesem Abschnitt auf die Verlegung von Cotto- und Natursteinplatten einge-gangen werden, weil diese sich ganz erheblich von der bisher beschriebenen „normalen“ Verle-gung unterscheiden.

14.7.1 Verlegen von Cottoplatten

Für die Verlegung im Dickbett ist ein steifer Zementmörtel MG III mit einem Mischungsver-hältnis MV 1 : 4 bis 1 : 5 zu wählen. Der verwendete Zement soll ein Puzzolanzement der Gruppe CEM II P sein. Die darin enthaltenen Puzzolane bewirken eine hohe Bindung des freien Kalkes aus dem Zement und einen dichteren Mörtel, was die Gefahr von Verfärbungen reduziert. Auch spezielle Schnellzemente, die von verschiedenen Herstellern angeboten werden, wirken positiv gegen eine Verfärbungsgefahr, weil das im Verlegemörtel befindliche Überschusswasser in kür-zester Zeit kristallin gebunden wird. Diese Eigenschaft wird als Wasserrückhaltevermögen be-zeichnet. Als Gesteinskörnung sollte für den Verlegemörtel ein Waschsand mit der Körnung 0/4 gewählt werden.

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520 14 Gestalten einer Eingangshalle

14

Bei der Verlegung ist auf eine vollsatte Einbettung der Platten in den Verlegemörtel zu achten. Neben der guten Haftung soll das satte Mörtelbett eine gleichmäßige Wasseraufnahme aus dem Verlegemörtel pro Platte garantieren. Das Mörtelbett wird vorgezogen und gut verdichtet, die Platten werden mit dem Gummihammer auf ein einheitliches Niveau gebracht. Nach einigen (5–6) verlegten Platten sollten die Cottoplat-ten mit einem nassen Schwamm abgewaschen und von eventuelle Mörtelresten gesäubert werden. In Abhängigkeit von den örtlichen Gegebenheiten (Außentemperatur, Sonneneinstrahlung, Luft-feuchtigkeit) soll der fertige Belag 3 bis 4 Wochen austrocknen. Für das Verfugen werden Fer-tigmörtel verwendet, die als dünnflüssige Mischung in die Fugen eingebracht werden. Aus wirtschaftlichen Gründen werden Cottoplatten in der Praxis fast ausschließlich im Dünn-, Mittel- oder Fließbett verlegt. Die Dünnbettmörtel sollten ebenfalls als Bindemittel einen Puzzo-lanzement enthalten und gemäß der Flexmörtelrichtlinie nach C 2 klassifiziert sein. Obwohl arbeits- und materialintensiv ist das Buttering-Floating-Verfahren die sicherste Verlege-methode. Da bei Cottoplatten mit Maßdifferenzen sowohl in den Abmessungen als auch in der Plattendicke zu rechnen ist, muss eine Dünnbettaufkämmung von 10 mm – 15 mm kalkuliert werden. Zuerst wird die Kontaktschicht mit der glatten Spachtelseite aufgezogen, anschließend wird die Fläche mit der Zahnkelle abgekämmt. Die Platten werden in das Kleberbett eingescho-ben, ausgerichtet und sofort mit dem feuchten Schwamm abgewaschen. Nach dem Verlegen benötigt der Cottobelag 24 Stunden Trocknungszeit, ehe eine Imprägnierung aufgetragen wird. Der Auftrag erfolgt gleichmäßig mit einem Wischer oder einer Walze. Dabei ist darauf zu achten, dass beim Aufbringen der Imprägnierung keine Pfützen entstehen. Die Imprägnierung verhindert zukünftiges Eindringen von Feuchtigkeit (Hydrophobierung) in den Plattenscherben. Das gilt auch für das Eindringen von Wasser aus dem Fugenmörtel, sowie für eventuelle Verschmutzungen während des Verfugens. Außerdem wird die abschließende Reini-gung des Belages wesentlich erleichtert.

Achtung: Werkseitig imprägnierte Cottoplatten dürfen auf der Baustelle kein zweites Mal imprägniert werden!

Nach weiteren 24 Stunden kann mit dem Verfugen des Belages begonnen werden. Als Fugen-masse werden fertige Fugenmörtel verwendet, um eine homogene Fugenfärbung in der gesamten Belagsfläche zu garantieren. Gerade bei großflächigen Böden muss auf einheitliche Belagsfugen geachtet werden, deshalb gilt auch große Sorgfalt beim Herstellen der Fugenmasse. Das vom Hersteller angegebene Mischungsverhältnis und die Quellzeit müssen unbedingt eingehalten wer-den. Die dünnflüssige Fugenmasse wird mit dem Fuggummi oder Gummiwischer porenfrei in die Fugen eingearbeitet. Bei Cottoplatten mit ausgeprägter Oberflächenstruktur (handgeformte Plat-ten) werden die Belagsfugen entweder mit der dünnflüssigen Fugenmasse ausgegossen oder als plastische Masse mit dem Fugeisen eingebracht. Eventuelle Mörtelreste sind sofort zu entfernen! Abschließend wird der gesamte Belag gründlich gereinigt, wie im Lernfeld 8 beschrieben. Nach einer Trocknungszeit von 3–4 Tagen, besser allerdings noch später, wird der Cottobelag abgesäuert. Das Absäuern ist notwendig, weil die Cottoplatten aus kalkhaltigen Tonen hergestellt werden, aus denen beim Brennen der Platten Calziumoxid CaO (Branntkalk) entsteht. Kommt dieser beim Verlegen der Platten mit Wasser in Berührung, vergrößert sich das Volumen der Kalkbestandteile und nach dem Verdunsten der Feuchtigkeit bleiben an der Plattenoberseite Kalk-rückstände (Ausblühungen) sichtbar. Diese kann der Fliesenleger durch Absäuern entfernen. Bleibt nach der Ausführung der Belagsarbeiten genügend Zeit, kann mit dem Beginn des Absäu-erns ein bis zwei Wochen gewartet werden. Treten nach längerer Zeit wiederholt Ausblühungen auf, säuert der Fliesenleger den Boden ein zweites Mal ab oder entfernt die Ablagerungen mecha-nisch (Abschleifen mit Padscheibe und Quarzsand). Bleibt der Boden ausblühungsfrei, beginnt

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14.7 Technologischer Ablauf des Verlegens 521

14

die Ausführung der Bewegungsfugen. Alle erforderlichen Feldbegrenzungs- und Anschlussfugen werden mit einem speziell für Cottoplatten geeigneten Silikondichtstoff ausgeführt. Die Verwen-dung dieser Dichtstoffe minimiert die Verfärbungsgefahr der Platten, insbesondere in deren Rand-bereichen. Nach der Aushärtung der Bewegungsfugen kann zunächst ein Fleckenschutz ein- oder zweilagig aufgebracht werden. Nach 24 Stunden beginnt der Fliesenleger mit dem Auftragen der Beize, die den Belag abtönt. Es ist nicht ganz einfach, diese absolut gleichmäßig auf die Platten zu bringen. Aber genau diese Unregelmäßigkeiten unterstreichen den rustikalen Charakter eines Cottobodens. Nach dem Trock-nen der Beize (ca. 2 Stunden) wird das Deckwachs (flüssiger, warmer Bienenwachs) mit einem weichen Lappen in kreisrunden Bewegungen – effektiver mit einer Rotationsbohnermaschine – eingerieben. Anschließend (nach 5–10 Minuten) wird das noch feuchte Wachs poliert. Der Polier-vorgang wird mehrmals wiederholt bis das Wachs vollkommen von der Platte aufgenommen ist. Wird das Polieren zu zeitig beendet, bleiben weiß-graue Rückstände auf den Platten. Bei der weiteren Pflege des Cottobelages sollte auf handelsübliche Haushaltsreiniger verzichtet werden. Stattdessen sind im Fachhandel spezielle Pflegeprodukte für Cottoböden erhältlich. Verlegt der Fliesenleger die Cottoplatten sorgfältig und fachgerecht und führt die Nachbehand-lung entsprechend der Herstellerangaben aus, ist ein Bodenbelag aus diesen Platten nahezu un-verwüstlich.

Vorsicht: Im Handel werden auch „vorbehandelte“ und „endbehandelte“ Cottoplatten angeboten. Bei vorbehandelten Platten muss sich der Fliesenleger über die Art und Weise der Vorbehand-lung informieren, um spätere Unverträglichkeiten mit anderen Materialien auszuschließen. Bei endbehandelten Platten besteht Verfärbungsgefahr durch Feuchtigkeit im Verlegemörtel. Bei werkseitig vor- und endbehandelten Platten entfällt die Imprägnierung vor dem Verlegen, damit sind die Plattenränder nicht vor Feuchtigkeits- und Schmutzeinwirkungen im Randbe-reich geschützt. Das Risiko der Verfärbung erhöht sich.

14.7.2 Verlegen von Natursteinplatten

Wie bei der Verlegung von anderen Plattenmaterialien hat der Fliesenleger die Pflicht, den Verle-geuntergrund nach DIN 18 332 Abschnitt 3.1.1 zu prüfen und gegebenenfalls dem Auftraggeber Bedenken schriftlich mitzuteilen. Neben den allgemein geforderten Prüfungen sollte der Fliesenleger die Angaben zur petrologi-schen und geografischen Herkunft der Natursteine prüfen. Ebenso hat der Auftragnehmer nach VOB Teil B, Abschnitt 3 die Güte der gelieferten Materialien zu kontrollieren. Das Augenmerk liegt dabei auf Verfärbungen, die bereits im Lieferzustand zu erkennen sind und sich im verlegten Zustand verstärken. Für ein verfärbungsfreies Verlegen sind nach DIN 18 322 Abschnitt 3.2 alle Verlegematerialien sowie Imprägnierungs- und Reinigungsmittel auf die Art der verwendeten Natursteine abzustimmen. Die häufigste Ursache für Verfärbungen der Natursteinplatten ist auf-steigende Feuchtigkeit aus dem Mörtel- oder Kleberbett. Der Einsatz von Portlandzementproduk-ten, zu denen auch Puzzolan- und Weißzemente zählen, führt weitestgehend zur Unterbindung von Ausblühungen, da rund ein Drittel des Anmachwassers gebunden wird und die Puzzolane die Gesteinsporen verschließen. Trotzdem können nach dem Verlegen Verfärbungen auftreten, weil im Verlauf der ersten Tage nach Beendigung der Belagsarbeiten ca. 2 Liter Feuchtigkeit pro m2 verdunsten. Enthalten Natursteine Minerale, die zu Verfärbungen neigen (z. B. Biotit-Glimmer im Granit oder Pyrit im Marmor und im Kalkstein) kommt es zu irreversiblen Verfärbungen. Selbst für Fachleute ist es sehr schwer, die Wahrscheinlichkeit von Verfärbungen vorherzusagen oder gänzlich auszuschließen.

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522 14 Gestalten einer Eingangshalle

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Mögliche Verfärbungsursachen können sein: – Schmutzeintrag durch falsche Reinigung und Pflege – aufsteigende Feuchtigkeit – Mörtel- oder Kleberverschmutzungen – Feuchtigkeit aus dem Fugenmörtel löst Gesteinsmineralien – Weichmachersubstanzen im Silikon führen zu Randverfärbungen – Calzium-Hydroxid Ca (OH)2 aus dem Mörtel- oder Kleberbett reagiert an der Plattenober-

fläche zu Calzium-Carbonat CaCO3

Für ein verfärbungsfreies Verlegen von Natursteinen werden von der bauchemischen Industrie Zemente und Fertigmörtel mit Rapidzementen (Schnellzemente) angeboten. Diese speziellen Zemente sind in der Lage einerseits 50 % des Überschusswassers zu binden und andererseits über kristalline Phasen das gesamte Wasser im Verlegemörtel innerhalb von 24 Stunden zu binden. Unabhängig von der Schichtdicke des Verlegemörtels wird das Wasser so schnell gebunden, dass es nicht in den Naturstein eindringen kann. Mit Verwendung dieser Zemente ist ein Verlegen ohne Verfärbungen im Dick-, Mittel- und Dünnbett möglich. Die Verlegung im Dünnbett erfolgt nach dem bereits bekannten Technologischen Ablauf. Wichtig ist, dass der Fliesenleger „im System“ arbeitet. Bei hellen Natursteinplatten (hauptsächlich Marmor) werden weiße Dünnbettmörtel (Sprach-gebrauch: Marmorkleber) verwendet, um ein Durchscheinen des Dünnbettmörtels zu verhindern. Großformatige Platten werden am besten im Fließbett verlegt, um eine möglichst vollflächige, hohlraumfreie Bettung zu erzielen. Die DIN 18 157, Teil 1 sieht für die Ausführung im Dünnbett einen Kammspachtel mit einer Zahntiefe von 3 mm bis 8 mm vor. Realisiert werden damit Dünnbettdicken zwischen 1–3 mm. Bei einer Zahntiefe von 12 mm bleiben gerade 4 mm Kleberbettdicke. Mit diesen Zahntiefen lassen sich nur geringfügige Unebenheiten ausgleichen, von Toleranzen in der Plattendicke völlig abgesehen. Die meisten Hersteller begrenzen die Schichtdicke ihrer Dünnbettmörtel auf 5 mm. Eine echte Alternative bei der Natursteinverlegung bietet das Arbeiten im Mittelbett. Die Mittelbettverlegung wird vorrangig bei unkalibrierten Platten (unterschiedliche Plattendi-cken) angewandt. Allerdings lässt die DIN 18 322 Abweichungen in der Plattendicke bis ±10 % bei einer Plattendicke kleiner als 30 mm und darüber von ±3 mm zu. Konkret bedeutet das z. B. für eine Natursteinplatte von 20 mm Nennmaß: eine mögliche Plattendicke von 18 mm bis 22 mm. Die gewählte Verlegemethode muss demzufolge Differenzen von 4 mm ausgleichen können. Ein Mittelbettmörtel kann Schichtdicken von 5 mm bis 20 mm abdecken. Die Zusammensetzung des Mittelbettmörtels ist dem des Dünnbettmörtels ähnlich. Der verwende-te Sand allerdings ist grober, die Körnung liegt bei 0/1 bis unter Umständen 0/2.

Vorteile eines Mittelbettmörtels sind: – gute Haftung zum Untergrund und zum Fliesenscherben bzw. Plattenrückseite – hohe Flexibilität – gute Verarbeitungsqualität – frostbeständig – wasserbeständig – optimale Einleg- und Korrigierzeiten – geeignet für Dickbettuntergründe

Ein Mittelbett von 15 mm Dicke kann mit einer Mittelbettzahnung mit 20 mm Steghöhe erreicht werden. Um zu verhindern, dass bereits verlegte Platten durch das Einschieben der folgenden

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14.7 Technologischer Ablauf des Verlegens 523

14

Platten verschoben werden oder der Verlegemörtel aus den Fugen quillt, haben Mittelbettkellen an den äußeren Rändern einen verbreiterten Steg (Bild 14.61).

Bild 14.61: Zahnprofil einer Mittel-bettkelle

Für die Verlegung von Natursteinen sind Mittelbettmörtel eine gute Alternative zum Dünn- oder Dickbett. Mit ihnen können Unebenheiten im Untergrund und Differenzen in der Plat-tendicke optimal ausgeglichen werden. Mittelbettmörtel ermöglichen außerdem eine vollflä-chige Einbettung von großformatigen Platten auf Grund ihrer Auftragsdicke.

Werden Natursteine im Dickbett verlegt, ist das Verlegeverfahren von den Natursteinplatten abhängig. Wie bereits im Lernfeld 8 erwähnt, unterscheidet man zwei Verlegeverfahren: vorge-zogenes Mörtelbett und Einzelverlegung. Platten mit unterschiedlicher Dicke können nicht im vorgezogenen Mörtelbett verlegt werden. Die Einzelverlegung erfordert vom Fliesenleger hohes handwerkliches Geschick, insbesondere weil durch das einzelne Einlegen der Platten auf einer jeweils separaten Mörtelschicht eine stän-dige Kontrolle der Höhenlage notwendig ist. Der Untergrund wird zunächst angenässt, um die Kapillarität anzuregen und ein Verbrennen des Verlegemörtels zu verhindern. Auf die Rohdecke wird eine Unterschicht aus einem mageren und kaum feuchten Zementmörtel (sehr geringer Wasser-Zement-Wert) der Mörtelgruppe MG III im Mischungsverhältnis MV 1 : 6 bis MV 1 : 8 aufgebracht. Dieser soll verhindern, dass der eigentli-che Verlegemörtel auf dem Untergrund „schwimmt“. (Bild 14.62) Die Unterschicht wird nur so weit vorgezogen, wie es der Handlungsradius des Fliesenlegers problemlos zulässt. Das Verlegen beginnt mit dem Anlegen von 2 Punktplatten, die in die richtige Höhenlage gebracht und einge-winkelt werden. Bei großen Abständen ist es ratsam, mehrere Punktplatten zu verlegen und nach dem Verlegen der ersten Reihe in M-Form weiter zu arbeiten. Zwischen den Punktfliesen wird die Fluchtschnur gespannt, die für den Fliesenleger die Bezugsachse für Höhenlage, Flucht und Eben-flächigkeit ist. Die Fluchtschnur darf auf keinen Fall durchhängen! Schon deshalb ist es ratsam, mit mehr als zwei Punktfliesen zu arbeiten. Der Verlegemörtel kann ein Kalkzementmörtel MG II im Mischungsverhältnis MV 1 : 1 : 5 bis MV 1 : 1 : 6 oder ein Zementmörtel auf Puzzolanbasis MG III im Mischungsverhältnis MV 1 : 4 bis MV 1 : 6. Die Entscheidung für ein mageres oder fetteres Mischungsverhältnis ist abhängig von der gewählten Natursteinart. Die Dicke des Verle-gemörtels liegt zwischen 10 und 15 mm, die Platten werden eingelegt, ausgerichtet und satt ein-geklopft. Das Arbeiten als Einzelverlegung kann bei bruchrauen Platten und/oder bei typischen Natursteinverbänden (Polygonverband, Römischer Verband) erforderlich sein.

Bodenbelag

Mörtel im MV 1:4 ca. 1cm plastisch

Mörtel im MV 1:8 erdfeucht

tragender Untergrund

Bild 14.62: Schichtenaufbau bei Natursteinverlegung

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524 14 Gestalten einer Eingangshalle

14

Das Arbeiten im vorgezogenen Mörtelbett bietet neben der Effizienz weitere Vorteile: Das Mörtelbett wird besser verdichtet, besitzt dadurch weniger Hohlräume und verfügt über eine hö-here Druckfestigkeit. Insgesamt ist ein Beleg auf vorgezogenen Mörtelbett belastbarer und witte-rungsbeständiger. Der Ablauf der Arbeiten entspricht dem in Lernfeld 8 beschriebenen Technologischen Ablauf. Der Schichtenaufbau ist mit dem der Einzelverlegung identisch, allerdings steht der Kalkzement-mörtel nicht als alternativer Verlegemörtel zur Verfügung. Nach dem Annässen des Untergrundes werden die Lehren verlegt und eingerichtet (OKFF), die Untermischung eingebracht, das Mörtelbett eingebracht, abgezogen, verdichtet, die Lehren ent-fernt und die entstandenen Hohlstellen aufgefüllt. Auf das vorgezogene Mörtelbett wird eine Kontaktschlämme aufgezogen (eventuell stattdessen gepudert), die Platten verlegt, ausgerichtet, eingeklopft. Das Verlegen kann in U- oder M-Form erfolgen, der Fliesenleger arbeitet von einem Unterlegbrett aus, um das vorgezogene Mörtelbett nicht zu beschädigen.

14.7.3 Übergänge zwischen unterschiedlichen Bodenbelägen

Innerhalb einer Belagsfläche oder im Durchgangsbereich zwischen zwei Räumen kommt es häu-fig zu nicht höhengleichen Übergängen. Für diese Fälle bietet der Fachhandel spezielle Schienen aus Kunststoff und Metall an.

Variante 1 (Bild 14.63) zeigt die Möglichkeit, mit einer keilförmi-gen Schiene den Höhenunter-schied zwischen 2 unterschiedli-chen Bodenbelägen auszuglei-chen.

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14.7 Technologischer Ablauf des Verlegens 525

14

Als 2. Variante (Reno-TEB, -TM, -TA, -TAE) kann der Über-gang bei höhengleichen Bodenbe-lägen mit einer flachen Schiene geschlossen werden.

Die 3. Variante zeigt ein Lö-sungsbeispiel für einen Höhen-ausgleich, der auf „Null ausläuft“.

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526 14 Gestalten einer Eingangshalle

14

Bild 14.63: Möglichkeiten für das Herstellen von Belagsübergängen

14.8 Reinigung und Pflege des Bodenbelages

Bei allen Bodenbelägen und besonders bei Natursteinen sollte man vor der ersten Anwendung von Reinigungs- und Pflegemitteln eine unauffällige Stelle im Belag wählen, um eine Probereini-gung durchzuführen. Eventuelle Unverträglichkeiten können dann sichtbar werden und es kann darauf reagiert werden. Außerdem sollten alle Behandlungen der Bodenfläche in einem Tempera-turbereich zwischen 10 °C und 25 °C stattfinden. Ein guter Fliesenleger vergisst nicht, seine Kun-den darauf hinzuweisen. Poliertes Feinsteinzeug bedarf einer besonderen Sorgfalt bei der Reinigung und Pflege. Durch den Poliervorgang wurden feinste Poren offen gelegt. Die Erstreinigung erfolgt mit Zementschleierentferner, anschließend wird eine Imprägnierung zum Schutz der Belagsoberfläche aufgebracht. Nachdem die Schicht angetrocknet ist, beginnt der Fliesenleger sofort mit dem Abwischen der überschüssigen Bestandteile. Die müssen restlos ent-fernt werden, um Schleier zu verhindern. Die alltägliche Pflege ist durch die Zugabe eines spe-ziellen Feinsteinzeug-Pflegereinigers im Wischwasser vorzunehmen. Besitzt der Belag besondere Verschmutzungen und Flecke, können diese mit im Fachhandel erhältlichen Spezialreiniger besei-tigt werden. Unglasierte Spaltplatten werden vor dem Einsatz eines Zementschleierentferners angenässt, um Schädigungen der Belagsfuge auszuschließen. Weitere Schutzbehandlungen können bei Dickbett-verlegung nach ca. 3 Monaten, bei Dünnbettverlegung nach ca. 8 Tagen vorgenommen werden. Dazu zählt das Auftragen eines Klinkeröls, das eine vollsatte und glänzende Färbung des Belags zur Folge hat und zugleich als Schutzfilm wirkt. Eine Behandlung mit Fleckstop erzeugt diese glänzende Färbung nicht, imprägniert lediglich den Belag gegen Fleckbildung von Ölen, Fetten u.ä. und erleichtert die Reinigung. Marmorplatten und andere Kalksteinbeläge müssen vor säurehaltigen Substanzen wie Essig-reiniger, Zitronensäure, Ketchup usw. geschützt werden. Dazu gehören auch säurehaltige Zement-schleierentferner. Um Zementschleier zu verhindern, kann die notwendige Imprägnierung bereits vor dem Verfugen aufgebracht werden. Die Imprägnierung verleiht dem Belag Wasser und Öl abweisende Eigenschaften. Bei fachgerechten Auftrag der Imprägnierung werden Farbe und Glanz des Marmorbodens nicht beeinträchtigt.

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14.9 Aufgaben und Projekte 527

14

Prinzipiell können Verschmutzungen (Öle, Fette, übliche Gebrauchsspuren wie Rotwein- oder Kaffeeflecken usw.) nur mit laugenhaltigen Reinigungsmitteln aus dem Fachhandel beseitigt werden. Zu beachten (und dem Kunden mitzuteilen) ist ebenfalls das Verhalten eines Marmorbelages unter Beanspruchung der Abriebfestigkeit. Weiche Gesteine weisen im Laufe ihrer Nutzungsdau-er Kratz- und Schleifspuren im Laufbereich auf. Diese machen den Belag durch die stattfindende Zerstörung der Oberfläche noch anfälliger für Verschmutzungen! Granite, Gneise und andere Hartgesteine können unbedenklich mit Zementschleierentferner gereinigt werden. Auch Rostverfärbungen, wie sie für einige Granite typisch sind, lassen sich damit beseitigen. Da Granite nicht selten eine inhomogene Dichte aufweisen, können die Oberflächen an einigen Stellen fleckempfindlich sein. Um diesen Erscheinungen vorzubeugen, ist eine Imprägnierung mit Fleckstop zu empfehlen.

Weitere und ausführlichere Informationen zu den einzelnen Naturstein-Nachbehandlungen sind den jeweiligen Produktinformationen zu entnehmen. Diese sind speziell auf den betref-fenden Naturstein zugeschnitten. Eine unzureichende oder nicht fachgerechte Nachbehand-lung, Reinigung und Pflege schließt die Haftung durch den Hersteller oder Händler aus!

14.9 Aufgaben und Projekte

14.9.1 Aufgaben zur Informationsbeschaffung

1. Bei Bodenbelägen mit großen Abmessungen wirken Materialkombinationen besonders reprä-sentativ. Erklären Sie, was man darunter versteht, nennen Sie Vor- und Nachteile und be-schreiben Sie einige Möglichkeiten der Materialkombination!

2. Skizzieren Sie die verschiedenen Musterböden und nennen Sie allgemeine Gestaltungs- und Einteilungsregeln!

3. Welche Aufgaben hat ein Fries? 4. Wie lauten die beiden Einteilungsregeln für den Römischen Verband? 5. Erläutern Sie mittels Skizze die Einteilungsregeln für die Bahnenverlegung! 6. Wonach richtet sich im Allgemeinen die Auswahl des Verlegeverbandes? 7. Beschreiben Sie die 4 Verbandsarten (Regeln, Formate, Anwendung)! Benutzen Sie dazu die

Form einer Tabelle! 8. Vergleichen Sie die drei Arten der Natursteingruppen hinsichtlich der Entstehung der Natur-

steine, deren Eigenschaften und Einsatzgebiete! Geben Sie zu jeder Gruppe zwei typische Ge-steine an!

9. Welche Vorteile, welche Nachteile bieten Bodenbeläge aus Natursteinen? 10. Nennen Sie verschiedene Möglichkeiten der Oberflächenbearbeitung von Natursteinen! 11. Erklären Sie die Unterschiede zwischen Natursteinplatten, -riemchen und Unmaßplatten! 12. Welche Verlegemethoden sind beim Dickbettverfahren im Bodenbereich zu unterscheiden?

Beschreiben Sie diese! Nennen Sie Vor- und Nachteile! 13. Nennen Sie die erforderlichen Mindestdicken für die Verlegemörtel der Bodenbeläge nach

DIN 18 352! 14. Welche Verlegemörtel kommen zum Einsatz bei der Verlegung von Feinsteinzeugen, Cot-

toplatten, Marmorplatten?

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528 14 Gestalten einer Eingangshalle

14

15. Beschreiben Sie die Verlegung von Natursteinplatten! Fertigen Sie zur Verdeutlichung eine Skizze (Vertikalschnitt) an und benennen Sie alle Schichten!

16. Skizzieren Sie einen Schnitt durch den Schichtenaufbau eines Marmorfußbodens aus bruch-rauen Platten! Benennen Sie alle Schichten und begründen Sie Ihre Entscheidung!

17. Wie werden Natursteinbeläge nachbehandelt? 18. Erklären Sie folgende Begriffe: Abklopfen, Überlängen, Poylgonverband, L – Form, M-Form! 19. Der dargestellte Boden eines Eingangsbereiches in einem Ärztehaus (Bild 14.64) soll einen

neuen Bodenbelag erhalten. Kalkulieren Sie den Materialbedarf für nicht kalibrierte Porphyrplatten, die im Polygonverband verlegt werden sollen.

24

601

24

2437624

2440

124

176

24

225

49

101

49

1

1

2 2

4

3

cm

Bild 14.64: Eingangsbereich Ärztehaus

20. Bestimmen Sie die Anzahl der Fliesen und die Friesbreiten für einen diagonal verlegten Bo-

den mit den lichten Maßen von 12,81 × 15,56 m. Die Fugenbreite entspricht der DIN-Norm für 20er Fliesen, die Randfuge ist 1 cm breit.

21. Berechnen Sie die Friesbreiten für einen diagonal verlegten Boden mit den lichten Maßen 24,31 m und 33,56 m. Die dauerelastischen Fugen sind 8 mm, die Belagsfugen 4 mm. Materi-al sind Granitplatten im Format 33,5 cm × 33,5 cm.

22. Innerhalb einer Eingangshalle soll das Mittelstück mit den Abmessungen 8,00 m × 7,00 m einen Belag im Diagonalverband erhalten. Als Belagsmaterialien stehen zwei unterschiedlich gefärbte Granitplatten im Format 40 x 40 zur Verfügung. Der umlaufende Fries soll annähernd eine gleiche Breite erhalten. Die Feldbegrenzungsfugen mit 8 mm Breite verlaufen zwischen Feld und Fries über die gesamte Bodenfläche. Die Belagsfugen sind 3 mm breit. Fertigen Sie zuerst eine Prinzipskizze an und ermitteln Sie anschließend die Friesbreiten!

23. Der dargestellte Empfangsraum einer Bankfiliale (Bild 14.65) soll mit Feinsteinzeug im For-mat 20 × 20 gefliest werden. Der Belag ist als Schachbrettmuster aus zweifarbigen Platten auszuführen. Fehlende Maße sind DIN-gerecht zu wählen! Teilen Sie den Belag ein und er-mitteln Sie die Friesbreiten! Ermitteln Sie den Bedarf an Feinsteinzeug!

24. Der dargestellte Rezeptionsbereich eines Hotels (Bild 14.66) soll einen Belag aus diagonal verlegten Schieferplatten erhalten. Das Plattenformat beträgt 25 × 25. Die Belagsfugen sollen 4 mm breit sein, die Randfugen 7 mm. Teilen Sie den Belag rechnerisch ein und skizzieren Sie den Verlegeplan! Planen Sie den Materialbedarf für eine Mittelbettausführung!

Page 547: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

14.9 Aufgaben und Projekte 529

14

451

175

551

251 cm

Bild 14.65: Bankfiliale

1,75 1,01 7,25

24

10,01

24

24

8,01

36,5

2,252,015,75

160

160

CounterVL3

VL1

VL2

VL4

m; cm Bild 14.66: Rezeption im Hotel

Page 548: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

530 14 Gestalten einer Eingangshalle

14

25. In der Eingangshalle (Bild 14.67) befindet sich ein Stützpfeiler. Die Bodenfläche soll diagonal aus Solnhofener Platten im Format 30 × 30 hergestellt werden. Die Fugenbreite beträgt 2 mm, die Anschluss und Randfugen sind 8 mm breit. Teilen Sie den Belag ein und bestimmen Sie alle Friesbreiten!

36,567636,5

36,5

488,

5

36,5

290

120

Pfeiler76/101

cm

Bild 14.67: Eingangshalle

26. Zeichnen Sie eine Sechseckfliese mit den Abmessungen 32 × 37 × 1,2 in verschiedenen Dar-

stellungen: a) ungeteilt in 3-Tafel-Projektion b) quergeteilt in 3-Tafel-Projektion c) längsgeteilt in 3-Tafel-Projektion

Bemaßen Sie alle Darstellungen DIN-gerecht! Wählen Sie Maßstab und Blattaufteilung selbst-ständig!

27. Konstruieren Sie eine regelmäßige Achteckfliese mit einem Durchmesser von 150 mm in der Vorderansicht. Entwickeln Sie die Seitenansicht und die Draufsicht! Bemaßen Sie die Zeich-nung!

137,5 174 162,5

474

5024

9

299

cm

Bild 14.68: Raum mit Nische

Page 549: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

14.9 Aufgaben und Projekte 531

14

28. Der skizzierte Raum mit Nische (Bild 14.68) soll mit Platten 30 × 30 und 4 mm Fuge diagonal plattiert werden. Die angegebenen Maße sind lichte Rohbaumaße. Zeichnen und bemaßen Sie einen Verlegeplan!

29. Innerhalb eines Fußbodens soll ein rechteckiges Feld einschließlich Fries mit den Abmessun-gen 2,50 m × 1,75 m mit Sechseckfliesen 15 × 17,2 × 0,9 gefliest werden. Die Friesbreite soll ca. 20 cm, die Fugenbreite 4 mm betragen. Zu zeichnen sind der Fries sowie an jeder Seite zwei Fliesenreihen im Maßstab M 1 : 10 (Bild 14.69)!

Bild 14.69: Boden mit Sechseckfliesen

30. Ein Raum mit den Rohbaumaßen 3,885 m × 5,51 m soll mit Sechseckplatten des Formates

32 × 37 × 1 mit 5 mm Fuge gefliest werden. Berechnen Sie die Friesbreiten und zeichnen Sie eine Raumecke mit Fries und je zwei Reihen Feldfliesen!

31. Der dargestellte Raum im Bild 14.70 erhält einen Belag aus Achteckfliesen 30 × 30 mit 10 × 10 Einlegern. Die Fugenbreite beträgt 3 mm. Berechnen Sie die Friesbreiten und zeich-nen Sie den Verlegeplan!

Bild 14.70: Raum mit Achteckfliesen

Page 550: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

532 14 Gestalten einer Eingangshalle

14

32. Der im Grundriss dargestellte Detailausschnitt des Bodens der Schalterhalle eines Bahnhofes ist diagonal mit Achteckfliesen 20 × 20 und Einlegern im Format 5 × 5 mit 3 mm Fugen zu verlegen Die Schalterhalle besteht insgesamt aus jeweils 4 gleichen Feldern in 3 Reihen. (Bild 14.71). Fertigen Sie einen Verlegeplan an! Ermitteln Sie den Materialbedarf ab Ok Estrich für die gesamte Schalterhalle!

200

300 cm Bild 14.71: Schalterhalle (Detail eines Feldes)

33. Der abgebildete Fußboden (Bild 14.72) soll ein Rosenspitzmuster erhalten. Das Plattenformat

beträgt 15 × 15, die Schiffchen haben eine Breite von 7,5 cm. Die Fugenbreite beträgt 2 mm. Zeichnen und bemaßen Sie den Verlegeplan!

401

176

cm Bild 14.72: Boden mit Rosenspitz

14.9.2 Projekte

Projekt 1: Musterverbände Problemstellung: Der Chef bittet Sie, zu einem Kunden zu fahren, dem im Schwarzwald eine kleine Ferienpension gehört und der dort im Zuge der Modernisierungsarbeiten die Eingangshalle umgestalten möchte (Bild 14.73). Situationsbeschreibung: Vom Chef erhalten Sie die Information, dass der Kunde beim Verlegemuster zwischen Rosen-spitz, Achtecken mit Einlegern und Sechsecken in der klassischen Form schwankt. Bezüglich des Belagmaterials ist der Kunde noch völlig unschlüssig, das Gleiche gilt für die For-mat- und Farbauswahl sowie mögliche Farbkombinationen.

Page 551: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

14.9 Aufgaben und Projekte 533

14

Handlungsziele: Führen Sie eine umfassende Kundenberatung durch und erstellen Sie anschließend eine Material- und Preiskalkulation! Der Chef weist Sie vorab noch darauf hin, dass Sie dem Kunden mittels Skizzen den Aufbau der einzelnen Verlegemuster darstellen, die Verlegeregeln erläutern und auf die Farbwirkungen der in Frage kommenden Materialien eingehen. Fertigen Sie zu jedem Mustervorschlag einen Verlegeplan (Ecklösung im Detail) an und bemaßen Sie entstehenden Teilstreifen!

325

240

Bild 14.73: Eingangsbereich Ferienpension

Projekt 2: Verlegen von Natursteinen Problemstellung: Das Restaurant eines Hotels soll auf Wunsch der Betreiber einen geeigneten Natursteinbelag erhalten (Bild 14.74). Situationsbeschreibung: Die Eigentümer haben sich für ein natursteintypisches Verlegemuster entschieden, haben aller-dings wegen der optischen Wirkung noch einige Bedenken und wollen daher nochmals eine Bera-tung. Da auf Grund der geplanten Schließzeiten des Restaurants die Zeit nun drängt, sollen Sie alle Unterlagen weitestgehend vorbereiten. Handlungsziele: 1. Fertigen Sie an Hand der Bauzeichnung einen Grundriss des Restaurants an und tragen Sie

alle erforderlichen Maße ein! 2. Vergleichen Sie in Form einer Tabelle mögliche Verlegemuster für Natursteine, nutzen Sie

dazu verschiedene Prinzipskizzen! Gehen Sie auf Besonderheiten, Einteilungsregeln und An-wendungsgebiete ein!

3. Präsentieren Sie dem Kunden Ihr favorisiertes Verlegemuster und einen Materialvorschlag! Begründen Sie Ihre Auswahl!

4. Beschreiben Sie mittels Skizze und Schnittdarstellung den Schichtenaufbau der Bodenkon-struktion, benennen Sie alle Schichten und begründen Sie deren Notwendigkeit!

5. Fertigen Sie Fliesenpläne zu den einzelnen Verlegemustern an, wählen Sie zur Darstellung das Detail der linken unteren Raumecke!

Hinweis: Nutzen Sie zur Farb- und Materialpräsentation die Natursteinsammlung!

Page 552: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

534 14 Gestalten einer Eingangshalle

14

601

100

451

300

351

178 172 172 178

130175

1

950

Restaurant

cm

Bild 14.74: Hotelrestaurant

Projekt 3: Diagonalverlegung Problemstellung: Der Chef bittet Sie, zu einem Kunden zu fahren, der den Eingangsbereich seines Kinos innerhalb der Modernisierungsarbeiten umgestalten möchte (Bild 14.75). Situationsbeschreibung: Vom Chef erhalten Sie die Information, dass der Kunde als Verlegemuster ein diagonal verlegtes Schachbrettmuster aus zweifarbigen Platten wünscht. Bezüglich des Belagmaterials ist der Kunde noch völlig unschlüssig, das gleiche gilt für die For-mat- und Farbauswahl sowie mögliche Farbkombinationen. Der alte Bodenbelag aus Klinkerplatten ist bereits entfernt. Im Estrich befindet sich eine Warm-wasser-Fußbodenheizung. Die Estrichoberfläche besitzt einige Risse. Handlungsziele: 1. Führen Sie eine umfassende Kundenberatung durch und erstellen Sie anschließend eine Mate-

rial- und Preiskalkulation! 2. Planen Sie die benötigte Arbeitszeit! Begründen Sie Ihre Angaben! 3. Erklären Sie dem Kunden, welche Vorbereitungsarbeiten und Untergrundvorbereitungen not-

wendig sind! 4. Der Chef weist Sie vorab noch darauf hin, dass Sie dem Kunden mittels Skizze den Aufbau

des Verlegemuster darstellen, die Verlegeregeln erläutern und auf die Farbwirkungen der in Frage kommenden Materialien eingehen.

5. Fertigen Sie zum Mustervorschlag einen Verlegeplan an und bemaßen Sie die entstehenden Teilstreifen!

6. Erläutern Sie dem Kunden den Technologischen Ablauf der Verlegearbeiten!

Page 553: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

14.9 Aufgaben und Projekte 535

14

Grundriss:

527 107 294

111,5

107

344

126

cm

Bild 14.75: Eingangsbereich Kino

Projekt 4: Rosenspitz Problemstellung: Der Mittelbereich der Eingangshalle einer neu errichteten Bankfiliale soll einen Bodenbelag als Rosenspitz-Muster erhalten (Bild 14.76). Situationsbeschreibung: Der Bankdirektor hat sich für einen Belag aus Schieferplatten im Format 40 × 40 × 2 entschieden. Der Fries soll aus schwarzem Feinsteinzeug (20 × 20 × 0,7) geschnitten werden. Die Fußbodenkonstruktion besteht aus einem Heizestrich auf Zementbasis, der vor 3 Wochen eingebaut wurde. Handlungsziele: 1. Führen Sie eine umfassende Kundenberatung durch (Breite der Navetten, Anschluss zum

Fries, Reinigung, Pflege des Bodenbelages)! Nutzen Sie zum Erklären verschiedene Skizzen! 2. Erstellen Sie eine Material- und Preiskalkulation! 3. Erklären Sie dem Auftraggeber Ihre Vorgehensweise beim Anlegen des Bodens und beim

Verlegen! 4. Skizzieren Sie den Fußbodenquerschnitt mit Wandanschluss, schraffieren Sie die Baustoffe

DIN-gerecht und benennen Sie die einzelnen Schichten! 5. Fertigen Sie zum Mustervorschlag einen Verlegeplan an und bemaßen Sie die entstehenden

Teilstreifen! 6. Entwickeln Sie in einem möglichst aussagekräftigen Maßstab eine Detaillösung als Verleg-

plan im Bereich der Friesschnittstellen! Begründen Sie Ihre Entscheidung für den Übergang zum Fries, die Einteilung des Frieses und dessen Eckausbildung!

7. Skizzieren Sie außerdem für den Bankdirektor noch zwei Alternativen der Eckausbildung und erläutern ihm mögliche Auswahlkriterien!

Page 554: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

536 14 Gestalten einer Eingangshalle

14

326

201

Bild 14.76: Bankfiliale

Projekt 5: Goldener Schnitt Problemstellung: Der Eingangsbereich eines Hotel soll einen Bodenbelag mit einem integrierten Muster, das von einem umlaufenden Fries umrahmt wird, erhalten. Situationsbeschreibung: Die Abmessungen des Hallenbodens ermitteln Sie vor Ort und notieren folgende Werte: Länge 42,50 m, Breite 28,75 m. Auf Wunsch des Hoteldirektors soll genau mittig eine Fläche von rund 30 % einen Musterbelag aus diagonal verlegten Granitplatten des Formates 30 × 30 × 2 erhalten. Das Feld wird von einem Fries des gleichen Materials umrahmt. Der übrige Boden wird mit Porphyrplatten gestaltet. Diese haben die Abmessungen 40 × 40 × 2. Bei der Bauaufnahme führen Sie eine Feuchtigkeitsmessung durch (Restfeuchte 1,4 %) und prüfen das Heizprotokoll für die im Zementestrich verlegte Warmwasser-Fußbodenheizung. Handlungsziele: 1. Fertigen Sie eine Prinzipskizze des zu verlegenden Bodens an! Tragen Sie den geplanten Ver-

lauf der Bewegungsfugen ein und begründen Sie Ihre Entscheidungen! 2. Ermitteln Sie alle notwendigen Materialien! Geben Sie handelsübliche Mengen an, wählen Sie

Produkte aus und empfehlen Sie dem Auftraggeber geeignete Farbkombinationen der Natur-steine!

3. Wie soll der Anschluss des Bodenbelages zu den Wänden gestaltet werden? Stellen Sie ver-schiedene Alternativen vor! Wählen Sie zur Darstellung Skizzen und nennen Sie Vor- und Nachteile!

4. Nehmen Sie die Belagseinteilung vor! Planen Sie zuerst die Reihenfolge der rechnerischen Einteilung!

5. Fertigen Sie je einen Verlegeplan als Detaillösung an: a) Anschluss Musterfeld-Fries-Bodenbelag b) Bodenbelag-angrenzende Wände (Innenecke)

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15 Bekleiden von Stützen

Stützen sind schlanke Bauteile aus Stahlbeton oder Mauerwerk, in einigen Fällen aus Naturstein. Sie dienen in der Regel der Aufnahme von Drucklasten, werden aber auch als nicht tragende Stüt-zenreihe errichtet, um eine scheinbare räumliche Trennung zu erzielen.

15.1 Bekleiden von Pfeilern

Als Pfeiler werden Stützen bezeichnet, die einen quadratischen, rechteckigen oder vieleckigen Querschnitt besitzen. Sind Pfeiler ein- oder zweiseitig mit einer Wand verbunden, also nicht frei-stehend, handelt es sich um so genannte „Vorlagen“ (Bild 15.2). Unabhängig davon gelten für beide Konstruktionen die selben Einteilungsregeln:

1. Die langen Seiten überdecken die kurzen Seiten. 2. An den Außenecken werden ungeschnittene Fliesen oder Platten verlegt, Teilstreifen wer-

den mittig angeordnet. 3. Die Einteilung der Pfeilerseiten erfolgt symmetrisch. 4. Entlang der Längsachse einer Pfeilerseite sollte möglichst keine Lotfuge verlaufen, damit

der Belag optisch nicht auseinander bricht. 5. Die gegenüberliegenden Seiten werden identisch eingeteilt. 6. Teilfliesen sollen mindestens die Breite einer halben Fliese oder Platte haben (Bild 15.5).

Bild 15.1: Pfeilerquerschnitt

A. Borgmeier, H. Braunreiter, Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger,DOI 10.1007/978-3-8348-9945-3_15,© Vieweg+Teubner Verlag | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2011

Page 556: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

538 15 Bekleiden von Stützen

15

Bild 15.2: Pfeilervorlage aus Naturstein Bild 15.3: Pfeilervorlage mit unglasierten

Kanten – obwohl vorhanden!

Bild 15.4: Pfeiler aus Solnhofener Platten

Page 557: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

15.1 Bekleiden von Pfeilern 539

15

Das Bild 15.5 zeigt verschiedene Einteilungsvarianten: a) Ganze Platten b) 1 Streifen mittig c) 2 Streifen mittig, aber mittige Längsfuge d) 2 Streifen außermittig, bei ungerader Anzahl ganzer Fliesen oder Platten e) 3 Streifen mittig, bei gerader Anzahl ganzer Fliesen oder Platten

a) b) c)

d) e)

Bild 15.5: Vergleich verschie-dener Einteilungs- varianten

In der Praxis sind verschiedene Beispiele zu finden, bei denen es notwendig war, von diesen Verlegeregeln abzuweichen. Neben speziellen Kundenwünschen kann der Pfeilerquerschnitt oder die Fliesenmaße (z. B. handgefertigte Fliesen oder Bordüren) zur Abweichung von den Regeln führen (Bild 15.4). Bild 15.6: Einteilungsmöglichkeit bei einem rechteckigen Querschnitt

Page 558: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

540 15 Bekleiden von Stützen

15

15.1.1 Belagseinteilung

Aus der Bauzeichnung und vor Ort sind in den meisten Fällen nur die Rohbaumaße zu entneh-men. Die Fertigmaße (Verlegelängen) unterscheiden sich davon durch Auflegen oder Einlegen der Fliesen (vgl. Bild 15.7). Allerdings kann es auch Angaben zum Fertigmaß geben, die dann für den Fliesenleger verbindlich sind – unabhängig davon, welche Dicken des Verlegemörtels sich ergeben. In beiden Situationen gehört es zur Aufgabe des Fliesenlegers, die vorhandenen Maße genau zu prüfen.

RBM 1

RBM

2

VL 1

VL2

Bild 15.7: Zusammensetzung der Verlege-längen an den Pfeilerseiten

1. Berechnung der Verlegelängen Das Bild 15.7 zeigt den Zusammenhang zwischen den Rohbaumaßen und den Verlegelängen.

Für die aufgelegte Seite (lange Seite) gilt: Verlegelänge1 = Rohbaumaß 1 + beidseitig Mörtel- oder Kleberbett + beidseitig Fliesendicke

VL1 = Rbm1 + 2 × dM + 2 × df VL1 = Rbm1 + 2 × (dM + df)

Für die eingelegte Seite (kurze Seite) gilt: Verlegelänge2 = Rohbaumaß2 + beidseitig Mörtel- oder Kleberbett – beidseitig Fugen

VL2 = Rbm2 + 2 × dM – 2 × fg VL2 = Rbm2 + 2 × (dM – fg)

2. Ermitteln der Fliesenanzahl Die Anzahl pro Schicht ergibt sich aus der bereits bekannten Formel:

Anzahl = Verlegelänge : (Fliese + Fuge) n = VL : (f + fg)

Die Zahl vor dem Komma gibt die Anzahl an ganzen Fliesen an, die Ziffernfolge nach dem Kom-ma den prozentualen Anteil der nächstfolgenden Fliese.

Page 559: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

15.1 Bekleiden von Pfeilern 541

15

Liegen die Ziffern nach dem Komma zwischen ...,50 und ....,95 kann ein Streifen gewählt werden. Bedingung dafür ist eine gerade Anzahl an Fliesen. Ist das nicht der Fall oder sind die Ziffern nach dem Komma kleiner als ....,50 muss die Anzahl an ganzen Platten reduziert und zwei Strei-fen geschnitten werden. Beispiele: n = 2,7 gewählt: 2 Ganze und 1 Streifen

n = 3,7 gewählt: 2 Ganze und 2 Streifen n = 4,7 gewählt: 4 Ganze und 1 Streifen oder 3 Ganze und 2 Streifen oder 2 Ganze und 3 Streifen n = 2,2 gewählt: 1 Ganze und 2 Streifen oder 3 Streifen n = 3,3 gewählt: 2 Ganze und 2 Streifen n = 4,3 gewählt: 3 Ganze und 2 Streifen

oder 2 Ganze und 3 Streifen Bei der Entscheidung für eine der Gestaltungen spielen neben der optischen Wirkung auch öko-nomische Aspekte eine wesentliche Rolle. 3. Berechnung der Streifenbreite Die Streifenbreite ergibt sich aus der Differenz zwischen der Verlegelänge und der Summe aller Fliesen und Fugen. Wurden mehrere Teilstreifen gewählt, wird die ermittelte Differenz durch die Anzahl der Streifen geteilt.

Streifenbreite = Verlegelänge – Länge aller ganzen Platten – Breite aller FugenAnzahl der Teilstreifen

BSt =VL – Länge n – Breite fg

n Streifen

4. Vertikale Einteilung Bei der Einteilung in vertikaler Richtung wird an den Anschlüssen zu Decke (UKD) und Boden (OKFF) jeweils eine Anschlussfugenbreite abgezogen. Die ausreichend dimensionierte Bewe-gungsfuge (5–10 mm) ist notwendig, um zu verhindern, dass die Deckenlasten über den Platten-belag abgeleitet werden. Die so entstehende Verlegelänge kann je nach Kundenwunsch symme-trisch oder ohne Symmetrie eingeteilt werden. Der entstehende Ausgleichstreifen kann in Augen-höhe oder möglichst unauffällig als erste oder letzte Schicht angeordnet werden. Unter Umständen kann es notwendig sein, die Höhe des Fußbodenaufbaus von der Rohbauhöhe abzuziehen.

Verlegelänge = Belagshöhe – 2 Anschlussfugen VL = H – 2 Afg

Anzahl = Verlegelänge : (Fliese + Fuge) n = VL : (fl + fg)

Streifenbreite = Verlegelänge – Länge aller ganzen Platten – Breite aller FugenAnzahl der Teilstreifen

BSt =VL – Länge n – Breite fg

n Streifen

Page 560: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

542 15 Bekleiden von Stützen

15

Berechnungsbeispiel: Ein Pfeiler mit den Rohbaumaßen 49 cm × 49 cm soll einen Belag aus Spaltplatten im Format 11,5/24/1 in 1,5 cm Mörtelbett erhalten. Die Fugenbreite beträgt 1 cm, die Belagshöhe 2,51 m. Nehmen Sie die Belagseinteilung vor! 1. Berechnung der Verlegelängen Verlegelänge1 = Rohbaumaß1 + beidseitig Mörtel- oder Kleberbett + beidseitig Fliesendicke

VL1 = Rbm1 + 2 × dM + 2 × df VL1 = 49 cm + 2 × (1,5 cm + 1) VL1 = 54 cm

Verlegelänge2 = Rohbaumaß2 + beidseitig Mörtel- oder Kleberbett – beidseitig Fugen

VL2 = Rbm2 + 2 × dM – 2 × fg VL2 = 49 cm + 2 × (1,5 cm – 1) VL2 = 50 cm

2. Ermitteln der Fliesenanzahl

Anzahl = Verlegelänge : (Fliese + Fuge) n1 = VL : (fl + fg) n1 = 54 cm : 12,5 cm n1 = 4,32

gewählt: 3 Ganze, 2 Streifen

n2 = VL : (f + fg) n2 = 50 cm : 12,5 cm n2 = 4,00

gewählt: 2 Ganze, 2 Streifen (4 Ganze sind nicht möglich, weil Seite eingelegt und deshalb 1 Fuge mehr als Platten!) 3. Berechnung der Streifenbreite

Streifenbreite1 = 1Verlegelänge – Länge aller ganzen Platten – Breite aller FugenAnzahl der Teilstreifen

BSt = 1VL Länge n Breite fgn Streifen

BSt =54 cm 3 × 11,5 cm 4 × 1 cm 7,75 cm

2

Streifenbreite2 = 1Verlegelänge Länge aller ganzen Platten Breite aller FugenAnzahl der Teilstreifen

BSt = 1VL Länge n Breite fgn Streifen

BSt =50 cm 2 × 11,5 cm - 3 × 1 cm 12,00 cm

2

Page 561: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

15.1 Bekleiden von Pfeilern 543

15

Geht nicht, weil größer als die Spaltplatte! Korrektur der Anzahl: 2 Ganze und 3 Streifen oder 3 Ganze und 2 Streifen a) 2 Ganze, 3 Streifen

BSt =50 cm 2 × 11,5 cm 4 × 1 cm 7,66 cm

3

b) 3 Ganze und 2 Streifen

BSt =50 cm 3 × 11,5 cm 4 × 1 cm 5,75

2

Die Entscheidung für Lösung a) oder b) ist abhängig vom Kundenwunsch. Im Fall a) werden an den äußeren Seiten die ganzen Platten angesetzt und die 3 Streifen mittig. Es läuft keine Lotfuge in der Längsachse! Bei Fall b) befindet sich genau mittig eine ganze Platte, daneben rechts und links die Streifen und außen wieder ganze Platten. Auch hier läuft keine Lotfuge in der Längs-achse! Für Lösung b) spricht, dass die Einteilung der Schicht mit der Einteilung der aufgelegten Seite übereinstimmt. Bei Variante a) wären allerdings die Teilstreifen fast gleich breit. Ein absolutes „Richtig“ oder „Falsch“ ist bei diesem Beispiel nicht festzulegen! 4. Vertikale Einteilung

Verlegelänge = Belagshöhe – 2 Anschlussfugen

VL = H – 2 Afg

VL = 251 cm – 2 × 1 cm

VL = 249 cm

Anzahl = Verlegelänge : (Fliese + Fuge)

n = VL : (fl + fg)

n = 249 cm : (24 cm + 1 cm)

n = 9,96

gewählt: 9 Ganze, 1 Streifen Streifenbreite = Verlegelänge – Länge aller ganzen Platten – Länge aller Fugen

BSt = VL – Länge n – Länge fg

BSt = 249 cm – 9 × 24 cm – 9 × 1 cm

BSt = 24 cm

Lösung: 10 ganze Spaltplatten In einigen Fällen ist es vorteilhaft – besonders bei Spaltplatten – den Pfeiler mit ungeschnittenen Platten zu verkleiden. Den notwendigen Ausgleich der Verlegelängen kann der Fliesenleger mit einem entsprechenden Mörtelbett, Unterputz oder durch den Einsatz von Hartschaumbauplatten erreichen. Ebenso ist das Angleichen der Belagsfugenbreite notwendig. Insbesondere bietet sich diese Möglichkeit bei Pfeilervorlagen an.

Page 562: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

544 15 Bekleiden von Stützen

15

Die im Bild 15.8 dargestellte Wand mit Pfeilervorlage mit dem Rohbaumaß von 1,99 m soll im Bereich der Sichtfläche einen Belag aus ungeschnittenen Steingutfliesen im Format 20 × 20 × 0,5 erhalten. Das Fugenbild des gesamten Raumes soll der ermittelten Fugenbreite angepasst werden. Es wird in 1,5 cm Mörtelbett gearbeitet.

RBM 1

VL 1 Bild 15.8: Wand mit Pfeilervorlage

1. Berechnung der Verlegelängen Verlegelänge1 = Rohbaumaß1 + beidseitig Mörtel- oder Kleberbett + beidseitig Fliesendicke

VL1 = Rbm1 + 2 × dM + 2 × fl

VL1 = 199 m + 2 × (1,5 cm + 0,5 cm)

VL1 = 203 cm 2. Ermitteln der Fliesenanzahl

Für das Bestimmen der Anzahl an ungeschnittenen Fliesen wird zunächst eine DIN-gerechte Fugenbreite angenommen. In diesem Fall 3 mm.

Anzahl = Verlegelänge : (Fliese + Fuge)

n1 = VL : (fl + fg)

n1 = 203 cm : 20,3 cm

n1 = 10

gewählt: 10 Ganze, 9 Fugen 3. Berechnung der Fugenbreite

Fugenbreite = Verlegelänge Länge aller ganzen PlattenAnzahl der Fugen

fg = 1VL Länge nn Fugen

Page 563: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

15.1 Bekleiden von Pfeilern 545

15

fg = 203 cm 10 × 20 cm 0,33 cm9

Ist die ermittelte Fugenbreite zu schmal oder zu breit, wird die Anzahl der ungeschnittenen Plat-ten um eine erhöht oder verringert. Das ist nicht ohne Einschränkungen möglich, in fast allen Situationen muss das Mörtelbett in seiner Stärke ebenfalls verändert werden. Beispiel: Die in Bild 15.8 abgebildete Vorlage soll mit ungeschnittenen Spaltplatten in 2,5 cm Mörtelbett verkleidet werden. Das Format der Platten beträgt 11,5 × 24 × 1, die Fugenbreite wird mit 8 mm angenommen. 1. Berechnung der Verlegelängen

Verlegelänge1 = Rohbaumaß1 + beidseitig Mörtel- oder Kleberbett + beidseitig Fliesendicke

VL1 = Rbm1 + 2 × dM + 2 × df VL1 = 199 cm + 2 × (2,5 cm + 1) VL1 = 206 cm

2. Ermitteln der Fliesenanzahl

Anzahl = Verlegelänge : (Fliese + Fuge) n1 = VL : (fl + fg) n1 = 206 cm : 12,3 cm n1 = 16,74

gewählt: 16 Platten, 15 Fugen

3. Berechnung der Fugenbreite

Fugenbreite = Verlegelänge Länge aller ganzen PlattenAnzahl der Fugen

fg = 1 VL Länge nn Fugen

fg = 206 cm 16 × 11,5 cm 1, 46 cm15

Bei gewählten 16 Platten ergibt sich eine Fugenbreite von 1,46 cm. Diese Fuge ist zu breit und würde den optischen Gesamteindruck der Belagsfläche zerstören. Daher werden 17 ungeschnittene Platten gewählt und die Fugenbreite erneut ermittelt.

fg = 206 cm 17 × 11,5 cm 0,65 cm16

Wie schon erwähnt, kann bei der Verfliesung mit ungeschnittenen Fliesen oder Platten bei gleich-zeitig vorgegebener Fugenbreite die Verlegelänge durch eine entsprechende Konstruktionsdicke verändert werden. Die Entscheidung für Mörtelbett, Unterputz oder Hartschaumplatten ist von den örtlichen Gegebenheiten abhängig.

Page 564: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

546 15 Bekleiden von Stützen

15

155,25? ?

Bild 15.9: Anpassen der Verlegelänge

Beispiel: Die dargestellte Pfeilervorlage im Bild 15.9 soll in ihren Fertigmaßen so verändert werden, dass die Sichtseite mit ungeschnittenen Fliesen des Formates 20 × 20 × 0,7 im Dünnbett (5 mm) mit 3 mm Belagsfugen verkleidet werden. Das auf der Zeichnung angegebene Rohbaumaß beträgt 155,25 cm.

VL1 = Rbm1 + 2 × dM + 2 × df

VL1 = 155,25 m + 2 × (0,5 cm + 0,7 cm)

VL1 = 157,65 cm

n1 = VL : (fl + fg)

n1 = 157,65 cm : 20,3 cm

n1 = 7,76 gewählt: 8 Ganze, 7 Fugen Berechnung der notwendigen Stärke der Ausgleichschicht

Verlegelänge = Länge aller ganzen Platten + Länge aller Fugen VL1 = 8 × 20 cm + 7 × 0,3 cm VL1 = 162,1 cm

Stärke Ausgleich = Verlegelänge Rohbaumaß2 Seiten

Stärke Ausgleich = 162,1 cm 155,25 cm = 3,425 cm2

Es stehen auf jeder Seite der Vorlage 3,425 cm als Konstruktionsdicke zur Verfügung. In Abhän-gigkeit von der gewählten Aufbauart richtet sich danach die Zusammensetzung und die Dicke der einzelnen Schichten. Für eine Hartschaumplatten-Konstruktion ergeben sich folgende Werte: Aufbaudicke = Konstruktionsdicke – Fliesenstärke – Dünnbettmörtel Aufbaudicke = 3,425 cm – 0,7 cm – 0,5 cm Aufbaudicke = 2,225 cm für Plattendicke und notwendigen Dünnbettkleber Lösung 1: 1,5 cm dicke Hartschaumplatten auf 7 mm Dünnbettmörtel Lösung 2: 2 cm dicke Hartschaumplatte auf 2 mm Dünnbettmörtel

Page 565: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

15.1 Bekleiden von Pfeilern 547

15

15.1.2 Verkleidung von Vieleckstützen

Ebenso wie bei Pfeilern mit quadratischem oder rechteckigem Querschnitt erfolgt die Einteilung aller Pfeilerseiten bei vieleckigen Querschnitten symmetrisch und gleich. Wahlweise können pro Seite gleich breite Streifen, ungeschnittene Fliesen oder Platten mit angepasster Fuge oder der Belag nach den bekannten Regeln (außen Ganze, Streifen mittig und mindestens halbe Fliesen-breite, keine mittigen Lotfugen) angelegt werden.

Generell gilt: Alle Fugen – einschließlich der Eckfugen – erhalten eine gleiche Fugenbreite. An den Eckfugen kann das Probleme bereiten, da an der Fliesenrückseite eine Mindestfugen-breite von 2 mm eingehalten werden muss oder die äußere Seite der Eckfuge zu breit wird (Bild 15.10). Je dicker die verwendeten Fliesen oder Platten sind, desto kritischer ist der Bereich der Eck-fugen.

Dieses Problem lässt sich lösen, indem der Fliesenleger Belagsmaterial mit einer speziellen Geh-rungskante verwendet oder einfach selbst die Kantenrückseiten vorsichtig abschleift.

>= 2

ungünstig-Außenfuge zu groß

x

VL

dF

dM

s = Rbmβ

α

Bild 15.10a: Eckfugen bei vieleckigen Querschnitten

Bild 15.10b: Verlegelänge bei Vieleckstützen

Page 566: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

548 15 Bekleiden von Stützen

15

Rechnerische Einteilung Die Einteilung eines Pfeilers mit vieleckigem Grundriss bezieht sich auf die Länge einer Seite. Auch in diesem Fall gibt es einen Unterschied zwischen Rohbau- und Fertiglänge (Verlegelänge). Allerdings spielen jetzt bei der Bestimmung der Verlegelänge der Mittelpunktswinkel und der Seitenwinkel eine wichtige Rolle. Der Verlauf der Winkelachsen aus dem Mittelpunkt zu den Ecken des Pfeilers ergibt unter Berücksichtigung der Mörtelbett- und Fliesendicke als Sehne der beiden Achsen die Verlegelänge (Bild 15.10b). Anhand der beiden Winkel kann genau der An-teil x ermittelt werden, der an beiden Ecken der Pfeilerseite die Veränderung zwischen Rohbau- und Fertigmaß beschreibt.

Als Formel ausgedrückt ergibt sich: VL = Rbm + 2 x – fg

Über die Winkelfunktionen ergeben sich folgende Beziehungen:

= 360°: Anzahl der Ecken nE

= 90° – 12

tan = M Fd dx

x = M Fd dtan

Berechnungsbeispiel: Eine Stütze mit einem sechseckigen Querschnitt und einer Seitenlänge von 30 cm im Rohbau soll einen keramischen Belag aus STG 10 × 20 × 0,5 in einem Mörtelbett von 2 cm Dicke erhalten. Die Fugenbreite ist DIN-gerecht zu wählen. Bestimmen Sie die Verlegelänge und nehmen Sie die Belagseinteilung vor! 1. Mittelpunktswinkel berechnen

= 360°: Anzahl der Ecken nE = 360°: nE = 360°: 6 = 60°

2. Seitenwinkel ermitteln

= 90° – 12

= 90° – 30° = 60°

3. Tangens von bestimmen

tan 60° = 1,732

Page 567: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

15.1 Bekleiden von Pfeilern 549

15

4. Anteil x berechnen

x = M Fd dtan

x = 2 cm 0,5 cm1,732

x = 1,44 cm

5. Verlegelänge ermitteln

VL = Rbm + 2 x – fg VL = 30 cm + 2 × 1,44 cm – 0,2 cm VL = 32,7 cm

Beispiel: Für eine achteckige Stütze mit gleichen Ausgangsmaßen würde sich folgende Verlegelänge er-geben: 1. Mittelpunktswinkel berechnen

= 360°: nE = 360°: 8 = 45°

2. Seitenwinkel ermitteln

= 90° – 22,5° = 67,5°

3. Tangens von bestimmen

tan 67,5° = 2,414 4. Anteil × berechnen

x = 2 cm 0,5 cm2,414

x = 1,03 cm 5. Verlegelänge ermitteln

VL = 30 cm + 2 × 1,03 cm – 0,2 cm VL = 31,8 cm

Die folgende Belagseinteilung wird nach den bekannten Schritten vorgenommen. Zur zeichnerischen Darstellung und Lösung, ist es notwendig, das jeweilige Vieleck zu kon-struieren.

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550 15 Bekleiden von Stützen

15

Konstruktionsschritte für ein Regelmäßiges Fünfeck (Bild 15.11)

AC

B M E

D

M1

Bild 15.11: Regelmäßiges Fünfeck

1. Der gewünschte Durchmesser der Stütze wird als Kreis dargestellt, beide Achsen werden

eingetragen. 2. Um den Schnittpunkt B der horizontalen Achse mit dem Kreis wird ein Kreisbogen mit dem

Radius r = BM geschlagen. 3. Die entstehenden Schnittpunkte C und D werden miteinander verbunden, auf der horizontalen

Achse entsteht der Schnittpunkt M1. 4. Der Abstand M1A wird in die Zirkelspanne genommen und als Kreisbogen auf die horizontale

Achse abgetragen, es entsteht der Punkt E. 5. Der Abstand AE gibt die Länge einer Seite des Fünfeckes an. 6. Diese wird auf dem Kreisbogen mit dem Zirkel abgetragen und anschließend werden die

Schnittpunkte miteinander verbunden. Konstruktionsschritte für ein Regelmäßiges Sechseck (Bild 15.12)

A

B

C

D

E

F

M

Bild 15.12: Regelmäßiges Sechseck

1. Der gewünschte Durchmesser der Stütze wird als Kreis dargestellt, beide Achsen werden

eingetragen. 2. Um die Schnittpunkte A und B des Kreises mit der vertikalen Achse werden Kreisbögen mit

dem Radius r = AM geschlagen.

Page 569: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

15.1 Bekleiden von Pfeilern 551

15

3. Die entstehenden Schnittpunkte C, D, E und F bilden mit den Punkten A und B die Ecken des regelmäßigen Sechseckes.

Konstruktionsschritte für ein Regelmäßiges Vieleck (Bild 15.13)

1

2

3

4

7

8

6

5

9

C D

1

2

3

4

56

7

8

9

0

1

2

3

4

5

6

7

8

Bild 15.13: Regelmäßiges Vieleck

1. Der gewünschte Durchmesser der Stütze wird als Kreis dargestellt, beide Achsen werden

eingetragen. 2. Im Winkel von 30° wird zur vertikalen Achse eine Hilfsgerade angelegt. Auf dieser werden

die gewünschten Ecken als n gleiche Teile abgetragen. 3. Der Punkt 0 wird mit dem Schnittpunkt der vertikalen Achse und dem Kreis (Punkt B) ver-

bunden. 4. Durch Parallelverschiebung werden alle Punkte auf die vertikale Achse übertragen. 5. Um die Schnittpunkte A und B des Kreises mit der vertikalen Achse werden jeweils ein Kreis-

bogen mit dem Radius r = AB geschlagen. Es entstehen die Punkte C und D. 6. Von diesen beiden Punkten werden Geraden durch alle geraden Teilungspunkte auf der

vertikalen Achse auf den Kreisbogen übertragen. 7. Diese Schnittpunkte mit dem Kreisbogen ergeben die Eckpunkte des Vieleckes.

15.1.3 Materialbedarf

Die Bestimmung des Materialbedarfes erfolgt nach der bereits bekannten Vorgehensweise. Für die Ermittlung der benötigten Ausgangsgrößen muss Folgendes beachtet werden: Die Belagsfläche eines Pfeilers wird durch die Multiplikation des Fertigumfangs mit der Be-lagshöhe ermittelt. Für die absolut exakte Bestimmung sollten bei der eingelegten Seite jeweils beidseitig die Fliesenstärken abgezogen werden. Bei der Belagshöhe sollten die obere und untere An-schlussfuge abgezogen werden. Dieses Vorgehen ist zwar mathematisch korrekt, aber praxisfremd, weil bei den Material-kalkulationen stets Verschnitt oder Verlust eingerechnet werden und außerdem auf handels-übliche Mengen aufgerundet wird.

APfeiler = 2 × (l + b) × H

Page 570: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

552 15 Bekleiden von Stützen

15

1. Bedarf an Spritzbewurf und Ansetzmörtel Ausgangsbasis sind die Rohbaumaße für die Bestimmung der Ansetzfläche. Auch in diesem Fall kann die Ansetzfläche absolut exakt errechnet werden. Dann gelten bei der kurzen Seite die Rohbaumaße und bei der aufgelegten Seite die Fertigmaße. Ein anderer Lösungsweg wäre das Berechnen des Mörtelbedarfes über die Formel des Kreisringes als Differenz zwischen Rohbaufläche und Fertigfläche.

2. Bedarf an Grundierung Nach der Verbrauchsnorm Liter pro m² muss die zu grundierende Fläche über die Rohbau-maße bestimmt werden.

3. Bedarf an Dünnbettmörtel Dieser wird ebenfalls an Hand der Verbrauchsnorm ermittelt. Die Bestimmung unter praxisüb-lichen Bedingungen erfolgt mit Rohbaumaßen.

4. Bedarf an Fliesen oder Platten und Fugenmörtel Erfolgt über die Fläche des fertig gefliesten Pfeilers unter Berücksichtigung des Verschnittes bzw. beim Fugenmörtel über die Verbrauchsnorm.

5. Bedarf an Dichtstoffen Ausgangsbasis ist der Umfang des fertig gefliesten Pfeilers. Zu beachten ist, dass die untere Anschlussfuge mit Silikon und die obere Anschlussfuge in der Regel mit Acryl (überstreich-bar) ausgeführt wird.

6. Bedarf an Eckschienen Der benötigte Bedarf wird ermittelt durch die Summe aller aufsteigenden Ecken ermittelt. Zu beachten sind die Handelsmaße, so dass möglichst keine ungünstigen Schnittmaße entstehen.

15.1.4 Technologischer Ablauf Prinzipiell erfolgt der Technologische Ablauf nach den bekannten Arbeitsschritten für Arbeiten im Dünn- oder Dickbett. In diesem Abschnitt wird lediglich auf die davon abweichenden Punkte eingegangen. Unabhängig von der Verlegemethode besteht die Hauptschwierigkeit darin, die Höhenlagen und die Winkel der gegenüberliegenden Seiten einzuhalten. Eine Möglichkeit des Übertragens ist die Wasserwaage, allerdings können dabei auch leicht Messfehler entstehen. Ein genaueres Arbeiten bietet sich mit der Schlauchwaage, einer Schichtenlatte oder dem Winkellaser. Ansetzen im Dickbett. Die Setzlatte wird am zweckmäßigsten an beiden gegenüberliegenden langen Seiten in der entsprechenden Höhenlage eingerichtet. Die Setzlatten werden außerdem genau eingewinkelt, eventuell mit Hilfe zwei weiterer Setzlatten oder Richtscheite. Das Aufhängen der Lote richtet sich nach der Reihenfolge der Belagsarbeiten. Die Lote können entweder an den kurzen Seiten eingeschlagen werden und das Verlegeende der aufgelegten Seiten markieren oder an den kurzen Seiten das Verlegeende der eingelegten Seite begrenzen. Der Ab-stand der Lotschnur ergibt sich bekannterweise aus Mörtelbett- plus Fliesendicke. Zuerst werden die langen Seiten in der gesamten Länge angesetzt. Auf gleichmäßige Fugen, Lot und Flucht ist zu achten. Da diese die kurzen Seiten überdecken, kann für die kurzen Seiten der Höhenverlauf durch die Wasserwaage oder mit einer Fluchtschnur angelegt und kontrolliert wer-den. Es ist auch möglich, die kurzen Seiten sofort nach dem Ansetzen der langen Seiten zu flie-sen. Man kann aber auch erst beide lange Seiten plattieren und anschließend die eingelegten Sei-ten. Es gibt bei der Vorgehensweise kein „richtig“ oder „falsch“ – jeder Fliesenleger muss für sich entscheiden, mit welchem Ablauf er am besten arbeiten kann. Es ist auch möglich, mit den einge-legten Seiten zu beginnen. Das erfordert mehr Aufwand und Sorgfalt beim Einmessen und Anle-gen. Für dieses Vorgehen spricht, dass beim späteren Ansetzen und Auflegen der langen Seiten der Ansetzmörtel nicht die bereits an der Wand befindlichen Fliesen wegdrücken kann. Der weitere Ablauf entspricht den Belagsarbeiten des Dickbettes wie im Lernfeld 7 beschrieben.

Page 571: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

15.1 Bekleiden von Pfeilern 553

15

Die Eckausbildung im Dickbett erfolgte in früheren Jahren aus Fliesen mit glasierten oder gerun-deten Kanten (Bilder 15.14 und 15.15).

Bild 15.14: Pfeilerecke aus Formfliesen Bild 15.15: Pfeiler mit speziellen Formfliesen Verlegen im Dünnbett. Wenn der Untergrund in einem guten Zustand ist, können alle Be-zugsachsen angezeichnet werden. Arbeitet der Fliesenleger umlaufend (alle Seiten nacheinander), kann er zwar die Höhenlage besser kontrollieren, aber es ist schwieriger, die Winkligkeit der vier Seiten einzuhalten. Eine Entscheidung für das Verfliesen der gegenüberliegenden Seiten – unab-hängig davon, ob zuerst die kurzen Seiten oder zuerst die langen Seiten – ist auf jeden Fall die einfachere Lösung. Die Außenecken werden in der Regel bei Dünnbettarbeiten mit Profilen aus Kunststoff oder Me-tall ausgeführt (Bilder 15.16 und 15.17).

Bild 15.16: Eckschutzschiene, halbrund

Page 572: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

554 15 Bekleiden von Stützen

15

Bild 15.17: Eckschutzschiene, einseitig

15.2 Bekleiden von Säulen

Säulen sind schlanke Bauteile mit einem kreisrunden, ovalen oder eher selten elliptischen Quer-schnitt. Ebenso wie Pfeiler erfüllen sie überwiegend tragende Funktionen und stehen ständig unter Druckbelastung.

Die Besonderheit bei der Belagseinteilung von Säulen ist die Vorgabe, dass alle Fliesen, Plat-ten oder Teilstreifen gleich breit sein sollen. Es gibt bei Säulen keine Ausgleichstreifen!

Bild 15.18: Säule ¼ eingebunden

Page 573: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

15.2 Bekleiden von Säulen 555

15

Hinsichtlich der Fliesenanzahl pro Schicht gibt es verschiedene Möglichkeiten. Prinzipiell ist es egal, ob der Fliesenleger eine gerade oder ungerade Anzahl wählt. Die Belagsfläche ist auf Grund ihrer Krümmung nicht mit einem Blick überschaubar, deshalb kann ein handwerklich geschickter Fliesenleger auch unbedenklich eine ungerade Anzahl an Fliesen wählen. Zu beachten ist jedoch, dass die Entscheidung für eine gerade Anzahl eine deutliche Arbeitserleichterung darstellt, denn nur so kann der Fliesenleger die korrekte Einteilung auf eine halbe Säule bezogen überprüfen. Optimal ist die Wahl einer durch 4 teilbaren Anzahl, dann kann die Kontrolle bzw. Korrektur auf einer Viertelsäule erfolgen. Für das Anlegen der ersten Schicht und zur weiteren Kontrolle benö-tigt man außerdem eine Schablone als Hilfsmittel. Für das Herstellen dieser ist eine gerade An-zahl an Fliesen oder Platten wesentlich einfacher (Bild 15.19).

Damit die Säule auch dem Verfliesen noch einen weitestgehend runden Verlauf aufweist, sollte die maximale Fliesen- oder Plattenbreite ca. 1/10 des Säulendurchmesser betragen. Kann diese Breite nicht über das Belagsformat und Anpassung der Fugenbreite realisiert werden, müssen Teilstreifen geschnitten werden.

fgifg

dFdM

DRbm

DDi

Bild 15.19: Grundriss Säule

DRbm Rohbaudurchmesser D Fertigdurchmesser Di Durchmesser innen dM Mörteldicke dF Fliesendicke fgaußen Fugenbreite außen fginnen Fugenbreite innen VL Verlegelänge VLinnen Verlegelänge innen n Fliesenanzahl BSt Streifenbreite

15.2.1 Belagseinteilung von Säulen mit regelmäßigem Querschnitt

Unabhängig von der Querschnittsform (rund, oval, elliptisch) bestehen zwei Möglichkeiten der Belagseinteilung. Entweder bleiben alle Fliesen oder Platten ungeschnitten (vorgegebenes For-mat) und die Fugenbreiten werden individuell angepasst oder die Fugenbreite ist vorgegeben und die Teilfliesen werden auf das erforderliche Maß zugeschnitten. Die letztere Variante ist arbeits-aufwändig und zeitintensiv, garantiert aber eine gleiche Breite der Lot- und Waagefugen. Nicht unterschätzt werden darf dieser Vorteil, wenn umliegend auch Wandflächen gefliest werden. 1. Bestimmen der Verlegelänge

Die Verlegelänge entspricht dem äußeren Umfang. Für dessen Berechnung wird der Fertig-durchmesser der Säule benötigt. Dieser setzt sich aus dem Rohbaudurchmesser und den beid-seitigen Konstruktionsdicken zusammen (vgl. Bild 15.15).

Page 574: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

556 15 Bekleiden von Stützen

15

Fertigdurchmesser = Rohbaudurchmesser + 2 × (Mörtelbett + Fliesendicke) D = D Rbm + 2 × (dM + df) Verlegelänge = Fertigdurchmesser × VL = D ×

2. Ermitteln der Fliesen- bzw. Streifenanzahl Wenn das Format nicht als ungeschnittene Fliesen oder Platten vorgegeben wird, dann sollte die Breite der Fliesen oder Streifen 1/10 des Rohbaudurchmessers betragen.

fl = 1/10 D Rbm Anzahl = Verlegelänge : (Fliesenbreite + Fugenbreite) n = VL : (fl + fg)

Gewählt wird eine gerade Anzahl an Fliesen bzw. Teilstreifen. Zu beachten sind die Auswir-kungen beim Auf- oder Abrunden auf die gewünschte Anzahl.

3. Berechnen der genauen Schnittmaße bzw. der genauen Fugenbreiten Erst bei diesem Rechenschritt unterscheidet sich der Lösungsweg entsprechend der gegebenen und gesuchten Werte. Das Verhältnis „Verlegelänge : Anzahl“ beinhaltet die Fliesenbreite und die dazugehörige Fu-ge. Da bei der Einteilung einer Säule zu jeder Fliese eine Fuge gehört (Anbaumaß), kann der Rechenweg vereinfacht werden:

Verlegelänge : gewählte Anzahl = Fliesenbreite mit Fugenbreite VL : n = fl + fg

a) Ist die Fugenbreite vorgegeben und das Schnittmaß gesucht, wird von dem ermittelten Er-

gebnis die Fugenbreite abgezogen. Der verbleibende Rest ist das Schnittmaß der Teil-streifen.

BSt = (fl + fg) – fg

b) Ist das Fliesenformat konstant und die Fugenbreite soll angepasst werden, subtrahiert man die Breite der Fliese vom Gesamtwert und erhält so die erforderliche Fugenbreite.

Bfg = (fl + fg) -fl 4. Vertikale Einteilung

Diese wird analog zu der im Abschnitt 15.1.1 beschriebenen Lösungsfolge zum Thema Pfeiler vorgenommen.

Page 575: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

15.2 Bekleiden von Säulen 557

15

Anpassen der Dicke des Verlegemörtels oder Putzes: Wie bereits erwähnt kann es erforderlich sein, die Dicke des Mörtelbettes oder Putzes anzupassen, weil der Auftraggeber ungeschnittene Fliesen oder Platten wünscht und diese Forderung nicht allein durch die Anpassung der Fugenbreite zu verwirklichen ist. Der Rohbaudurchmesser ist vorgegeben, das Fliesenformat und die Fugenbreite ebenfalls. Mit einem groben Überschlag ermittelt man die mögliche Anzahl der Fliesen. Mit der Anzahl und der gewünschten Fugenbreite wird die Verlegelänge berechnet.

VL = n × (fl + fg) Aus der Verlegelänge ergibt sich durch Umstellen der bekannten Formel der Fertigdurchmesser:

D = VL : Der Fertigdurchmesser setzt sich aus Rohbaudurchmesser, beidseitiger Mörtelbettdicke und beid-seitiger Fliesendicke zusammen. Nach der Umstellung ergibt sich für die gesuchte Mörtelbettdi-cke folgende Formel:

Mörtelbettdicke = Fertigdurchmesser – Rohbaudurchmesser – 2 × Fliesendicke

dM = D – DRbm – 2 × dF

Kontrolle der Fugenbreite an der Fliesenrückseite Die Kontrolle wird an Hand der gewählten Anzahl und der Fliesenmaße vorgenommen. Berech-nungsgrundlage ist für die Kontrolle nicht der äußere Umfang, sondern die Verlegelänge an der Fliesenrückseite. Diese ergibt sich aus dem Rohbaudurchmesser mit beidseitigem Mörtelbett.

VLinnen = (DRbm + 2 × dM) ×

Fugen- und Fliesenbreite innen = Verlegelänge innen : Anzahl der Fliesen

fl + fg innen = VL innen : n

Fugenbreite = Anteil für Fliese mit Fuge abzüglich der Fliesenbreite

Bfg = (fl + fg) – fl Berechnungsbeispiel: Einteilung einer Säule mit vorgegebener Fugenbreite Der Rohbaudurchmesser beträgt 80 cm. Als Belagsmaterial stehen STG-Fliesen des Formates 5 × 20 × 0,5 zur Verfügung, die in 2 cm Mörtelbett verlegt werden sollen.

1. Bestimmen der Verlegelänge

Fertigdurchmesser = Rohbaudurchmesser + 2 × (Mörtelbett + Fliesendicke) D = D Rbm + 2 × (dM + dF) D = 80 cm + 2 × (2 cm + 0,5 cm) D = 85 cm Verlegelänge = Fertigdurchmesser × VL = D × VL = 85 cm × VL = 267 cm

Page 576: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

558 15 Bekleiden von Stützen

15

2. Ermitteln der Fliesen- bzw. Streifenanzahl

Anzahl = Verlegelänge : (Fliesenbreite + Fugenbreite) n = VL : (fl + fg) n = 267 : (5 cm + 0,3 cm) n = 50,4

gewählt: 50 Fliesen 3. Berechnen der genauen Schnittmaße bzw. der genauen Fugenbreiten (je nach Aufgaben-

stellung) Fliesenbreite mit Fugenbreite = Verlegelänge : gewählte Anzahl

fl + fg = VL : n fl + fg = 267 cm : 50 fl + fg = 5,34 cm Bfg außen = (fl + fg) – fl Bfg außen = 5,34 cm – 5 cm Bfg außen = 0,34 cm

Kontrolle der Fugenbreite an der Fliesenrückseite

VLinnen = (DRbm + 2 × dM) × VLinnen = (80 cm + 2 × 2 cm) × VLinnen = 263,10 cm

Fugen- und Fliesenbreiteinnen = Verlegelängeinnen : Anzahl der Fliesen

fl + fg innen = VL innen : n fl + fg innen = 263,10 cm : 50 fl + fg innen = 5,30 cm Bfg innen = (fl + fg) – fl Bfg innen = 5,30 cm – 5 cm Bfg innen = 0,30 cm

Berechnungsbeispiel: Fugenbreite konstant, Fliesen werden geschnitten Eine Säule mit dem Rohbaudurchmesser 40 cm soll einen Belag aus Steingutfliesen des Formates 20 × 20 × 0,7 erhalten. Der Belag wird im Dünnbett mit einer durchschnittlichen Dicke von 4 mm verlegt, die äußere Fugenbreite beträgt 3 mm. 1. Bestimmen der Verlegelänge

Fertigdurchmesser = Rohbaudurchmesser + 2 × (Mörtelbett + Fliesendicke)

D = D Rbm + 2 × (dM + dF) D = 40 cm + 2 × (0,4 cm + 0,7 cm) D = 42,20 cm

Page 577: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

15.2 Bekleiden von Säulen 559

15

Verlegelänge = Fertigdurchmesser ×

VL = D × VL = 42,20 cm × VL = 132,5 cm

2. Ermitteln der Fliesen- bzw. Streifenanzahl

Anzahl = Verlegelänge : (Fliesenbreite + Fugenbreite)

n = VL : (fl + fg) n = 132,52 cm : (4 cm + 0,3 cm) n = 30,8

gewählt: 30 Fliesen 3. Berechnen der genauen Schnittmaße bzw. der genauen Fugenbreiten

Fliesenbreite mit Fugenbreite = Verlegelänge : gewählte Anzahl

fl + fg = VL : n fl + fg = 132,52 cm : 30 fl + fg = 4,42 cm BSt = (fl + fg) – fg BSt = 4,42 cm – 0,3 cm BSt = 4,12 cm

Kontrolle der Fugenbreite an der Fliesenrückseite

VL innen = (DRbm + 2 × dM) × VL innen = (40 cm + 2 × 0,4 cm) × VL innen = 128,2 cm

Fugen- und Fliesenbreiteinnen = Verlegelängeinnen : Anzahl der Fliesen

fl + fg innen = VL innen : n fl + fg innen = 128,2 cm : 30 fl + fg innen = 4,27 cm Bfg innen = (fl + fg) – fl Bfg innen = 4,27 cm – 4,12 cm Bfg innen = 0,15 cm

15.2.2 Belagseinteilung von Säulen mit unregelmäßigem Querschnitt

Bei der Verkleidung von Säulen mit unregelmäßigem Querschnitt, z. B. Säulen mit Kapitellen, ist zu beachten, dass die Anzahl der Streifen an jedem Säulenteil gleich ist. Praktisch bedeutet das, unabhängig vom Durchmesser des jeweiligen Säulenabschnittes bleibt die Anzahl pro Schicht identisch und die Lotfugen laufen ohne Unterbrechung von Beginn bis Ende der Säule.

Page 578: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

560 15 Bekleiden von Stützen

15

Die Streifenbreite variiert bei den einzelnen Abschnitten und muss daher entsprechend der unter-schiedlichen Verlegelängen bestimmt werden (Bild 15.20).

2830

2548

015

D3 190

D2 90

D1 130

Bild 15.20: Säule mit unregelmäßigem Querschnitt

Bei der rechnerischen Einteilung beginnt man zuerst mit dem Säulenabschnitt, der den größten Durchmesser besitzt. Wie im Bild 15.21 erkennbar, wird mit der Einteilung des Durchmessers A begonnen. Die ermittelte Streifenbreite bezieht sich nur auf den oberen Säulenrand. Die Schnitt-breite am unteren Rand des Säulenkapitells wird durch den kleineren Durchmesser schmaler, stimmt aber mit der Breite der Teilstreifen des Säulenschaftes überein. Die Streifen am Kapitell werden konisch, die des Schaftes rechteckig geschnitten. Die Anzahl der Teilstreifen bleibt davon unberührt (Bild 15.20).

A

B

Bild 15.21: Rechnerische Einteilung einer Säule mit Kapitell

Page 579: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

15.2 Bekleiden von Säulen 561

15

Für die in der Vorderansicht dargestellte Säule (Bild 15.20) soll die Belagseinteilung für die Re-konstruktion des Bauteiles vorgenommen werden. Der Bauherr hat historische Fliesen des Forma-tes 20 × 20 × 0,8 ausgewählt und möchte diese mit 3 mm Fuge verlegen lassen. Für die Planung gehen Sie von einer Dünnbettmörteldicke von 5 mm aus. Der größte Durchmesser der Säule beträgt 1,90 m, also beginnt an dieser Stelle die rechnerische Einteilung. Basis der Säule 1. Bestimmen der Verlegelänge

D = D Rbm + 2 × (dM + dF) D = 190 cm + 2 × (0,5 cm + 0,8 cm) D = 192,6 cm VL = D × VL = 192,6 cm × VL = 605,1 cm

2. Ermitteln der Fliesen- bzw. Streifenanzahl

n = VL : (fl + fg) n = 605,1 cm : 20,3 cm n = 29,8

gewählt: 30 Fliesen 3. Berechnen der genauen Schnittmaße bzw. der genauen Fugenbreiten

fl + fg = VL : n fl + fg = 605,1 cm : 30 fl + fg = 20,2 cm BSt = (fl + fg) – fg BSt = 20,2 cm – 0,3 cm BSt = 19,9 cm

Das ist ungünstig, weil es nicht möglich ist, die 20er Fliesen auf 19,9 cm zu schneiden! Besser ist es, durch Erhöhen der Anzahl, die Streifenbreite zu reduzieren. 32 Fliesen wären mög-lich (gerade Anzahl und durch 4 teilbar), aber das Schnittmaß liegt ebenfalls nahe einer ganzen Fliese. Günstiger sind 36 Fliesen mit einer Streifenbreite von 16,5 cm.

BSt = 16,5 cm

Die Streifenhöhe ergibt sich aus der Höhenangabe der Basis abzüglich einer Anschlussfuge und einer Belagsfuge am Übergang zur Schrägen. Streifenhöhe = Rohbaumaß – Anschlussfuge – Belagsfuge

HSt = 15 cm – 0,5 cm – 0,3 cm HSt = 14,2 cm

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562 15 Bekleiden von Stützen

15

Säulenschaft 1. Bestimmen der Verlegelänge

D = D Rbm + 2 × (dM + dF) D = 90 cm + 2 × (0,5 cm + 0,8 cm) D = 92,6 cm VL = D × VL = 92,6 cm × VL = 290,9 cm

2. Ermitteln der Fliesen- bzw. Streifenanzahl entfällt, weil schon die Anzahl 36 für die Säu-lenbasis ermittelt wurde.

3. Berechnen der genauen Schnittmaße

fl + fg = VL : n fl + fg = 290,9 cm : 36 fl + fg = 8,1 cm BSt = (fl + fg) – fg BSt = 8,1 cm – 0,3 cm BSt = 7,8 cm

Einteilung der Schräge zwischen Basis und Schaft 1. Bestimmen der Verlegelänge

Die Verlegelänge der unteren Schräge wird mit dem Satz des Pythagoras ermittelt. Das Bild 15.22 zeigt, wie die Längen der Katheten und der Hypotenuse entstehen.

VL = 22(50 cm) (28 cm)

VL = 57,3 cm

50

28

VL

50

Bild 15.22: Darstellung der unteren Schräge

Page 581: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

15.2 Bekleiden von Säulen 563

15

2. Ermitteln der Fliesen- bzw. Streifenanzahl

n = VL : (fl + fg) n = 57,3 cm : 20,3 cm n = 2,8

gewählt: 2 Fliesen und 1 Streifen 3. Berechnen der genauen Schnittmaße bzw. der genauen Fugenbreiten

Streifenbreite = Verlegelänge – Länge der Fliesen – Länge der Fugen

BSt = VL – Länge n – Länge fg BSt = 57,3 cm – 2 × 20 cm – 2 × 0,3 cm BSt = 16,7 cm

Die untere Schräge wird wie im Bild 15.23 ersichtlich eingeteilt.

2016,7

200,3

0,3

Bild 15.23: Einteilung der unteren Schräge

Einteilung des Kapitells 1. Bestimmen der Verlegelänge

D = DRbm + 2 × (dM + dF) D = 130 cm + 2 × (0,5 cm + 0,8 cm) D = 132,6 cm VL = D × VL = 132,6 cm × VL = 416,6 cm

2. Berechnen der genauen Schnittmaße bzw. der genauen Fugenbreiten

fl + fg = VL : n fl + fg = 416,6 cm : 36 fl + fg = 11,6 cm BSt = (fl + fg) – fg BSt = 11,6 cm – 0,3 cm BSt = 11,3 cm

Page 582: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

564 15 Bekleiden von Stützen

15

Einteilung der Schrägen zwischen Schaft und Kapitell

17,9

17,9

20

30

0,3

Bild 15.24: Darstellung der Schräge am Schaft

Die obere Schräge wird analog zur unteren Schräge eingeteilt und berechnet.

VL = 2 2(20,0 cm) (30,0 cm)

VL = 36,1 cm

Wahlweise kann die Schräge mit einer Fliese und einem Streifen von 15,8 cm eingeteilt werden oder symmetrisch mit zwei gleich großen Streifen von je 17,9 cm. Streifenhöhe am Kapitell Streifenhöhe = Rohbaumaß – Anschlussfuge – Belagsfuge

HSt = 25 cm – 0,5 cm – 0,3 cm HSt = 24,2 cm

gewählt: 2 gleichgroße Streifen mit je 11,95 cm

15.2.3 Technologischer Ablauf

Die Untergrundprüfung und die vorbereitenden Arbeiten unterscheiden sich nicht wesentlich von den herkömmlichen Wandbelagsarbeiten. Die Vorbehandlung des Verlegeuntergrundes und die Ausführung der Arbeiten dagegen erfordern einen wesentlich höheren Aufwand. Probleme kön-nen insbesondere auftreten, wenn die Säule keinen gleichförmig runden Querschnitt besitzt und die Abweichungen sich nicht durch das Mörtelbett ausgleichen lassen.

Page 583: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

15.2 Bekleiden von Säulen 565

15

Die gleichfömige Rundung einer Säule kann durch das Überprüfen der Stichmaße (= Durch-messer) und des rechten Winkels der allseitig an-gelegten Richtscheite (= Lehren) kontrolliert wer-den (Bild 15.26). Diese Kontrolle wird allerdings um so schwieriger, je größer der Durchmesser der Säule ist.

Bild 15.25: ¾-Säule im Rohbauzustand – Untergrund Beton

d1

d2

d4d3

d1 = d2 = d3 = d4

Bild 15.26: Prüfen der Säulenrundung

Es kann notwendig werden, der Säule durch Auftragen eines Putzes oder einer Spachtelung die gleichförmige runde Form zu geben. Das Herstellen der Rundung bei gleichzeitiger Ebenflächig-keit und lotrechtem Verlauf ist eine anspruchsvolle Tätigkeit, die nicht ohne Hilfsmittel (Scha-blone) durchzuführen ist. Die Schablone besteht im Allgemeinen aus zwei Halbkreisen, bei großen Säulendurchmessern aus vier Viertelkreisen – in seltenen Fällen aus 6 Teilen. Mit der Schablone kann der gleichförmige

Page 584: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

566 15 Bekleiden von Stützen

15

Querschnitt der Säule geprüft werden. Eine Schablone wird aus einem leicht zu bearbeitenden Material (Bauplatte, Sperrholz, Spanplatte) hergestellt, dabei wird der Rohbauradius zur Überprü-fung der Säulenform oder der Rohbauradius plus Putz- oder Spachteldicke zum Herstellen der Gleichförmigkeit ausgeschnitten. Wird die Schablone nicht nur zu Kontrollzwecken verwendet, sondern als Putz- oder Spachtellehre, muss darauf geachtet werden, das eine ausreichende Festig-keit und Steifigkeit der Rundungskanten vorhanden ist. Fachgerecht wäre eine Schablone mit Rundungen, die mit einem Stahlblech verkleidet sind. Das erhöht zwar den Aufwand bei der Her-stellung und verlangt gutes handwerkliches Geschick, ist aber als Putzlehre unverzichtbar. Unter Baustellenbedingungen kann der Radius mit einem Schnurzirkel angezeichnet werden. An einem Ende der Schur befindet sich ein Nagel (Zirkelspitze) und im Abstand des gewünschten Radius der Bleistift. Bei straff gespannter Schnur kann so der Kreisbogen gezogen und anschlie-ßend ausgeschnitten werden. Mit der Schablone kann nach der Überprüfung bzw. Korrektur auch der Beginn und das Ende der Halb- oder Viertelsäule markiert werden. Anordnung der Schnittkanten. Für den Fall, dass die Belagseinteilung geschnittene Streifen vorsieht, sollte der Fliesenleger darauf achten, die Schnittkanten von jeweils zwei Streifen zuein-ander anzuordnen. So würde abwechselnd je ein Paar ungeschnittener Fliesen und geschnittener Fliesen zueinander stehen (Bild 15.27). Zeitintensiver und gegebenenfalls auch materialintensi-ver, aber optisch einheitlicher wäre die Lösung, die Teilstreifen beidseitig zu schneiden. So ent-steht ein gleichmäßiges Fugenbild. In jedem Fall muss der Fliesenleger die Schnittkanten sorgfäl-tig mit dem Schleifstein bearbeiten, um ein „Auslaufen“ der Fugen zu verhindern.

nur für ungeschnittene Platten Bild 15.27: Anordnung der Schnittkanten

Verlegen im Dickbett. Mit den einzelnen Schablonenteilen kann der Fliesenleger die Hälfte oder die Viertel der Verlegelänge kontrollieren und markieren. Sollten die Maße korrekt sein, ist es ratsam, an den Viertelpunkten Lote einzurichten. Ein zusätzliche Erleichterung der Verlegung bietet das Anbringen einer oder zweier Schichtenlatten zur Überprüfung des waagerechten Fu-genverlaufes. Die auf das Rohbaumaß zugeschnittene Schablonenhälfte dient als Setzlatte für das Ansetzen der ersten Schicht. Auf der Schablone muss der Fliesen- und Fugenverlauf markiert sein, damit der Fliesenleger eine ständige Kontrolle der Verlegemaße hat. Eine zweite Schablone wird auf das

schlecht

gut

Page 585: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

15.2 Bekleiden von Säulen 567

15

Fertigmaß geschnitten und erhält ebenfalls diese Markierungen. Die Schablone dient zum Prüfen der Fugenbreiten aller nachfolgenden Schichten. Die Anfertigung der Schablonen muss sehr sorg-fältig und maßgenau vorgenommen werden, von der Qualität der Schablonen ist das fachgerechte Ausführen der Belagsarbeiten abhängig! Verlegen im Dünnbett. Wenn die Säule im Rohbauzustand schon über eine entsprechende Un-tergrundqualität verfügt, kann der Fliesenleger die Lot- und Waagerisse anzeichnen. Allerdings ist auch bei der Ausführung im Dünnbett die Schablone notwendig, um das Erreichen des Viertel- oder Halbkreises kontrollieren zu können. Beim Verlegen im Dünnbett können zwei Schwierigkeiten auftreten: 1. Durch die geringe Kleberbettdicke kann es bei dicken Belagsmaterialien zum Überschneiden

an der Innenseite der Fliesen oder Platten kommen, so dass keine oder zu schmale Fugen ent-stehen. Möglicherweise wurde diese Tatsache bei der Planung und Einteilung nicht berück-sichtigt.

2. Bei zu breit gewählten Streifen oder Fliesen können die Eckbereiche hohl liegen. Entweder müssen bereits bei der Planung schmale Streifen gewählt werden, um das zu verhindern, oder der Fliesenleger muss im kombinierten Verfahren arbeiten (Bild 15.28).

Bild 15.28: Auswirkungen bei zu breit gewählten Streifen

Die weiteren Handlungsabläufe entsprechen den bereits bekannten Technologischen Abläufen.

Page 586: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

568 15 Bekleiden von Stützen

15

15.3 Aufgaben und Projekte

15.3.1 Aufgaben zur Informationsbeschaffung

1. Vergleichen und unterscheiden Sie verschiedene Formen von Pfeilern und Säulen! 2. Beschreiben Sie im Vergleich zu Wandbelägen die Besonderheiten beim Verfliesen von recht-

eckigen Pfeilern! 3. Erklären Sie mittels Skizzen das Einrichten der ersten Schichten bei einem rechteckigen Pfei-

lerquerschnitt für das Ansetzen im Dickbett! Wie ändert sich der Technologische Ablauf bei Dünnbettarbeiten?

4. Beschreiben Sie den Arbeitsablauf, wenn ein rechteckiger Pfeiler mit einem Ausgleichsputz für das Verlegen im Dünnbett vorbereitet werden soll!

5. Nennen Sie die allgemeinen Einteilungsregeln für Pfeiler! 6. Welche Einteilungsregeln ergeben sich für quadratische Querschnitte? 7. Unter welchen Bedingungen kann der Fliesenleger von den herkömmlichen Einteilungsregeln

abweichen? 8. Bestimmen Sie für einen Pfeiler mit den Rohbaumaßen 75 cm × 102 cm die Anzahl der Flie-

sen und die Streifengröße pro Schicht! Als Material steht Steingut 20/30/0,6 mit 3 cm Mörtel-bett und 3 mm Fugen zur Verfügung. Wie viele Stück dieser Fliesen müssen bei 5 % Verschnitt bestellt werden, wenn der Pfeiler 2,00 m (lichtes Maß) hoch ist?

9. Teilen Sie einen Pfeiler mit den Endmaßen 0,55 m × 0,55 m rechnerisch ein! Das Material ist STG 10/10/0,5 auf 2,3 cm Putz mit Kleber, die Fugenbreite beträgt 2 mm.

10. Nennen Sie die Einteilungsregeln für eine Säule! 11. Warum erhalten Säulen am oberen und unteren Abschluss eine elastische Fuge? 12. Welchem Maß entspricht die Verlegelänge bei Säulen? Wie setzt sich diese zusammen? 13. Weshalb sollen rechteckige Fliesen und Platten an Säulen hochkant verlegt werden? 14. Begründen Sie die Notwendigkeit, eine Schablone als Hilfsmittel für das Verlegen anzufer-

tigen! 15. Beschreiben Sie mittels Skizze das Herstellen der Schablone und benennen Sie die Teile! 16. Weshalb muss bei der Belagseinteilung auf eine ausreichend breite Lotfuge geachtet werden? 17. Stellen Sie eine Schablone zum Plattieren von Säulen her!

Rohbauradius = 35 cm Mörtelbett = 3 cm Fugenbreite = ca. 1,0 cm Spaltplatten = 11,5 cm Die Schablone soll „einsatzfähig“ angefertigt werden, das bedeutet, alle erforderlichen Maße müssen auf der jeweiligen Schablonenhälfte eingetragen werden!

18. Eine 1,78 m dicke Säule soll mit maximal 10 cm breiten Streifen, die aus STG im Format 20/20/0,6 geschnitten werden, verkleidet werden. Die Fugenbreite beträgt 3 mm. Wie lautet die Einteilung pro Schicht, wenn durchschnittlich 5 mm Kleberbett berücksichtigt wird? Die Überprüfung der praktischen Durchführbarkeit ist notwendig!

19. In einer Badezimmerecke soll eine Viertelsäule mit dem Fertigradius von 45 cm eingesetzt werden. Teilen Sie den Belag rechnerisch ein! Es wird STG im Format 7,5/15/0,5 geklebt. Der Wandanschluss wird mit 5 mm Silikon ausgeführt.

20. Eine Dreiviertel-Säule soll mit Spaltplatten im Format 5,2 × 11,5 × 1 cm mit ca. 1 cm Fuge verfliest werden. Wie viele Spaltplatten sind pro Schicht erforderlich und wie breit ist die Fu-ge? Der Säulenradius ist im Rohbau 1,22 m, der Silikonanschluss 10 mm. Es wird im Mörtel-bett MG III mit 2,5 cm Dicke gearbeitet.

Page 587: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

15.3 Aufgaben und Projekte 569

15

21. Zeichnen Sie die Vorder- und die Seitenansicht einer Pfeilerverfliesung (Bild 15.29) mit 8 Schichten STG im Format 15 × 15 und einem STZ-Sockel 7,5 × 15 mit 2 mm Fuge. Die Streifenbreiten sind zu berechnen und die Zeichnung ist fachgerecht zu bemaßen!

Bild 15.29: Pfeiler in 2 Ansichten

22. Zeichnen Sie drei Ansichten einer Pfeilerverfliesung (Bild 15.30) mit Abdeckung 4 Schichten

hoch im Fugenschnitt! Das Belagsmaterial sind STG-Fliesen im Format 10 × 15 mit 3 mm Fuge. Die Rohbaumaße betragen 2 am und 3 am, das Mörtelbett ist 2 cm dick. Die Zeichnung ist zu bemaßen! Empfohlener Maßstab: M 1 : 5.

Vorderansicht Seitenansicht

Draufsicht Bild 15.30: Pfeiler in Drei-Tafel-Projektion

23. Teilen Sie den dargestellten Pfeiler (Bild 15.31) so ein, dass er im verfliesten Zustand noch

immer einen quadratischen Querschnitt aufweist. Als Belagsmaterial stehen Spaltplatten mit den Abmessungen 11,5 × 24 × 2 zur Verfügung, das Mörtelbett ist 3 cm dick. Kundenwunsch ist, auf der aufgelegten Seite ausschließlich ungeschnittene Fliesen zu verwenden. Zeichnen Sie den Verlegeplan als 3-Tafel-Projektion im Maßstab M 1 : 5!

Bild 15.31: Pfeiler mit quadratischem Querschnitt

Page 588: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

570 15 Bekleiden von Stützen

15

24. Entwickeln Sie den Verlegeplan für den abgebildeten Querschnitt (Wandausschnitt) (Bild 15.32)! Belagsmaterial sind IG-Fliesen 15 × 15 × 0,5 mit 2 mm Fuge. Die Konstruktionsdicke beträgt 2 cm. Zeichnen Sie die Draufsicht und drei Schichten der Vorderansicht im Maßstab M 1 : 5!

25 36,5

11,5

111,5

Bild 15.32: Wandausschnitt

25. Entwickeln Sie den Verlegeplan für den abgebildeten Querschnitt (Wandvorlage, Bild 15.33)!

Belagsmaterial sind IG-Fliesen 20 × 20 × 0,7 mit 3 mm Fuge. Die Vorlage soll mit ganzen Fliesen verkleidet werden. Zeichnen Sie die Darstellung in Isometrie 4 Schichten hoch mit ei-nem 10 cm hohen STZ-Sockel!

86.5

25

Bild 15.33: Wandvorlage

26. Zeichnen Sie den Querschnitt des sieben-

eckigen Pfeilers (Bild 15.34) im Maßstab M 1 : 10! Die Streifen werden aus STG15 × 15 × 0,7 geschnitten. Die Fugenbreitebeträgt 3 mm. An den Ecken werden Geh-rungsfliesen verwendet („Jollys“).

1,60

Bild 15.34: Siebeneckiger Pfeiler

Page 589: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

15.3 Aufgaben und Projekte 571

15

DF = 130

UKD +2,70

OKF +0,12

27. Die dargestellte Säule (Bild 15.35) erhält einen Belag aus STG 10 × 20 × 0,6. Angegeben ist der Fer-tigdurchmesser. Zeichnen Sie die Säule (Fugen in Strichstärke) in der Ansicht unter Berücksichtigung der Höhenaus-gleichsstreifen!

Die Ansicht ist aus dem Grundriss der Halbsäule zu entwickeln! Maßstab M 1 : 10.

Bild 15.35: Säule/Fertigdurchmesser

D0 = 80

28. Eine Säule (Bild 15.36) mit den Rohbau-maß von 80 cm Durchmesser und 2,20 m Höhe soll mit ungeschnittenen Spaltriem-chen des Formates 5,2 × 24 × 1,5 verklei-det werden. Die Konstruktionsdicke be-trägt 2,5 cm. Zeichnen Sie die Säule in der Drauf- und Vorderansicht. Wählen Sie den Maßstab und die Darstellung so, dass alle erforderlichen Informationen aus Ihrer Zeichnung zu entnehmen sind!

Bild 15.36: Rundsäule

90

110

UKD+2,91

+2,30

OK FFB +- 0,00

29. Bestimmen Sie die notwendige Belagsein-teilung für die abgebildete Pilzkopfsäule (Bild 15.37). Der Kunde hat IG im Format 15 × 20 × 0,7 zur Verfügung gestellt. Wäh-len Sie fehlende Angaben eigenständig und fertigen einen Verlegplan in der Unteran-sicht und der Vorderansicht an! (DIN A3 oder 2 Blätter DIN A4)

Bild 15.37: Pilzkopfsäule

Page 590: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

572 15 Bekleiden von Stützen

15

170

110

160 2540

9025

20

30. Zeichnen Sie den Thermalbrunnen (Bild 15.38) in der Vorderansicht! Material: STG 20 × 20 × 0,8 mit 3 mm Fuge!

Bild 15.38: Thermalbrunnen

15.3.2 Projekte

Projekt 1: Pfeiler im Dünnbett Kalkulieren Sie den exakten Materialbedarf für einen rechteckigen Pfeiler mit den Rohbaumaßen 76 × 101 × 251. Der Konstruktionsdicke des Fußbodens beträgt 9 cm, an der Decke befindet sich ein Putz P II mit 1,5 cm Dicke. Der Oberfläche des Pfeilers ist für die Verlegung im Dünnbett geeignet. Wählen Sie alle Materialien selbständig und fertigen Sie einen Verlegeplan an! Projekt 2: Rechteckiger Pfeiler Problemstellung: In einem Restaurant stehen drei Pfeiler, die einen Plattenbelag erhalten sollen. Sie werden mit der Planung und Durchführung der Arbeiten betraut und sind eigenständig für diese Baustelle verantwortlich. Situationsbeschreibung: Aus der Bauzeichnung entnehmen Sie folgende Maße für jeden einzel-nen Pfeiler: 4 am × 6 am × 23 am. Bei der Besichtigung vor Ort stellen Sie fest, dass ein Pfeiler einen Putz der Putzgruppe I (P I) hat. Handlungsziele: 1. Fertigen Sie einen Grundriss vom Pfeiler an und bemaßen diesen! 2. Wählen Sie ein geeignetes Belagmaterial und ein Verlegeverfahren aus! Begründen Sie Ihre

Entscheidungen! 3. Nehmen Sie die rechnerische Einteilung in vertikaler und horizontaler Richtung vor! 4. Beschreiben Sie mittels Skizzen Ihre Vorgehensweise beim Plattieren des Pfeilers!

Bedenken Sie dabei praktische Aspekte wie Arbeitsaufwand, Maßgenauigkeit, Kontrollmög-lichkeiten usw.!

5. Ermitteln Sie an Hand Ihrer getroffenen Auswahl den Materialbedarf für alle Pfeiler! 6. Fertigen Sie einen Verlegplan als 3-Tafel-Projektion an und bemaßen Sie die Ansichten! Projekt 3: Siebeneckiger Pfeiler Problemstellung: Im Außenbereich einer Wellness-Oase soll eine Duschanlage mit je einem Duschplatz pro Seite in Form eines gleichseitigen Siebeneckes errichtet werden. Sie werden mit der Planung und Durchführung der Arbeiten betraut und sind für diese Baustelle verantwortlich. Situationsbeschreibung: Der Kreis, der den Pfeilerquerschnitt umschreibt, hat laut Bauzeich-nung einen Durchmesser von 1,48 m. Der eckige Pfeiler soll einen Belag aus Spaltplatten im Format 11,5 × 24 × 2 im 3 cm Mörtelbett mit ausreichend breiten Belagsfugen erhalten.

Page 591: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

15.3 Aufgaben und Projekte 573

15

Handlungsziele: 1. Wählen Sie einen geeigneten Farbton für die Platten sowie alle benötigten Materialien aus! 2. Konstruieren Sie den Grundriss des Pfeilers! 3. Entnehmen Sie alle zur rechnerischen Einteilung erforderlichen Maße der angefertigten Zeich-

nung! 4. Teilen Sie den Pfeiler ein und bestimmen Sie die Streifenbreiten! 5. Beraten Sie den Auftraggeber hinsichtlich einer Lösung mit ungeschnittenen Platten! 6. Beschreiben Sie mit einer Detaildarstellung im Maßstab M 1 : 2 die Ausbildung der Außen-

ecken! Projekt 4: Säule im Dünnbett In einer 60 m2 großen Hotelküche befindet sich eine runde Säule mit dem Rohbau-Durchmesser von 1,50 m. Bei der Bauaufnahme ermitteln Sie eine lichte Raumhöhe von 2,85 m. In Vorbereitung auf die Ausführung der Fliesenarbeiten, erwartet der Auftraggeber von Ihnen eine detaillierte Aufstellung aller Arbeitsschritte und eine Materialbedarfs-Kalkulation (unge-schnittene Marmorplatten 10 × 20 × 0,7 in durchschnittlich 4 mm Kleberbett auf 2 cm Putz P II) 1. Welche Anforderungen werden an die fertige Säule gestellt? 2. Warum sollten die Platten ungeschnitten verwendet werden? 3. Beschreiben Sie für den Auftraggeber gut verständlich und mittels Skizzen, wozu die Schab-

lonen dienen und wie diese angefertigt werden! 4. Wie muss die Säule für die Dünnbettverlegung vorbereitet werden? 5. Vergleichen Sie die unterschiedlichen „Startvarianten“ bei Dick- und Dünnbett! 6. Kalkulieren Sie den Materialbedarf! 7. Zeichnen Sie die Säule in der Vorderansicht im größtmöglichen Maßstab! Projekt 5: Mehrere Säulen Problemstellung: Im Restaurant eines Freizeitbades stehen sechs Säulen, die einen Plattenbelag erhalten sollen. Situationsbeschreibung: Aus der Bauzeichnung entnehmen Sie folgende Maße für die einzelnen Säulen: Durchmesser 1,25 m, lichte Höhe 3,65 m, Raumhöhe im Rohbau 3,85 m. Bei der Besichtigung vor Ort stellen Sie fest, dass eine Säule mit einem Putz der Putzgruppe P I ausgeführt wurde und eine weitere Säule starke Abweichungen von der kreisrunden Querschnittsform aufweist. Der Fußboden hat bereits einen Belag aus Feinsteinzeug, die Decke ist mit GKB-Platten abgehangen. Der Auftraggeber wünscht bei der vertikalen Einteilung den/die Ausgleichstreifen als farbige Bordüre einzuarbeiten. Handlungsziele: 1. Erklären Sie anhand einer Skizze die Problemstellung und geben Sie die notwendigen Maße

und notwendige Änderungen an! 2. Wählen Sie geeignetes Material aus! Begründen Sie Ihre Entscheidungen! Erstellen Sie eine

Materialkalkulation! Weisen Sie Brutto- und Nettopreise aus! 3. Beschreiben Sie, wie Sie die Säulen für das Verfliesen vorbereiten! 4. Nehmen Sie die rechnerische Einteilung in vertikaler und horizontaler Richtung vor! 5. Beschreiben Sie mittels Skizzen Ihre Vorgehensweise beim Plattieren einer Säule!

Beachten Sie dabei insbesondere praktische Aspekte wie Arbeitsaufwand, Maßgenauigkeit, Kontrollmöglichkeiten usw.!

6. Fertigen Sie einen Verlegeplan an!

Page 592: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

574 15 Bekleiden von Stützen

15

Projekt 6: Whirlpool Problemstellung: Im Wellnessbereich eines Bades soll ein Whirlpool-Becken neu verkleidet werden. Situationsbeschreibung: Bei der Besichtigung vor Ort stellen Sie fest, dass das Becken aus WU-Beton besteht, der Boden bereits einen Belag aus Feinsteinzeug im Format 40 × 40 hat. Sie ent-nehmen der Baubeschreibung folgende Maße: Außenhöhe des Beckens 80 cm, Innenhöhe 1,20 m, Durchmesser 2,80 m, Randbreite mit einem mittig angeordneten 10 cm breiten Überflutungsgitter 30 cm. Die im Becken umlaufende Sitzbank ist 40 cm breit und 70 cm hoch. Alle Maße sind Fer-tigmaße. Handlungsziele: 1. Erklären Sie anhand einer Skizze die Problemstellung und geben Sie die notwendigen Maße

an! 2. Wählen Sie geeignetes Material aus! Begründen Sie Ihre Entscheidungen! 3. Beschreiben Sie Ihre Vorgehensweise beim Plattieren des Beckens! 4. Erstellen Sie eine komplette Materialkalkulation (Außen- und Innenwand, Boden, Rand)! 5. Nehmen Sie die rechnerische Einteilung in vertikaler und horizontaler Richtung vor! 6. Fertigen Sie einen Verlegeplan an! 7. Stellen Sie in der Draufsicht das Detail der Ausbildung des oberen Beckenrandes dar! (Maß-

stab M 1 : 2)

Page 593: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

16 Bekleiden einer Bogenkonstruktion

16.1 Aufgaben von Bögen

Die Überdeckung von Fenster- oder Türkonstruktionen kann durch verschiedene Bogenformen erfolgen. Der Verlauf der Bogenkrümmung (steil oder flach) hängt einerseits von planerischen Vorgaben und Kundenwünschen ab, andererseits auch von der vorhandenen Raumhöhe. Als fla-che Bögen werden Segment- und Korbbögen sowie scheitrechte Bögen bezeichnet. Bei diesen Bögen besteht nur eine geringe Bogenhöhe, die sich aus dem Verhältnis zwischen Spannweite und Scheitelpunkt ergibt. Bei Rund- und Spitzbögen ist dieser Abstand wesentlich größer und bedarf somit mehr Raumhöhe. Bogenkonstruktionen entstanden in der Antike. Die Bauherren wollten mit den vorhandenen Ma-terialien größere Spannweiten überbrücken. Die üblichen Balken und Stürze aus Holz oder Natur-stein sind gering auf Zugkräfte beanspruchbar und begrenzten daher die Spannweiten auf kurze Distanzen. Mit gemauerten Bogenkonstruktionen aus Ziegeln oder behauenen Natursteinen kann die Druckfestigkeit maximal ausgenutzt werden. Beim Rundbogen (Bild 16.1) werden die Eigen- und Verkehrslasten als Drucklasten beidseitig gleichmäßig (jeweils ½ F) auf die tragende Konstruktion abgetragen. Dadurch entstehen neben einer geringen Durchbiegung ebenso geringe Zugspannungen.

DruckkräfteDruckkräfte

geringe Durchbiegunggeringere Zugspannung

Bild 16.1: Ableitung der Kräfte beim Rundbogen

Der Spitzbogen ermöglicht noch größere Spannweiten, da nur sehr geringe Durchbiegungen auftreten. Andererseits sind allerdings sehr große Bogenhöhen erforderlich. Ein typisches Beispiel für diese Bogenkonstruktionen sind gotische Bauwerke, für die große Raumhöhen (Kathedralen) charakteristisch sind (Bilder 16.2–16.4). Flach- oder Segmentbögen stellen einen Kompromiss zwischen maximaler Spannweite und minimaler Bogenhöhe dar. Nach der Halbierung der angreifenden Kräfte im Scheitelpunkt und deren beidseitige Ableitung, werden am Widerlager die verbleibenden Kräfte in eine senkrecht verlaufende Druckkraft und eine waagerecht verlaufende Schubkraft geteilt. Daraus ergibt sich folgende Regel: je flacher der Bogen, desto größer die Schubkraft. Bei tragenden Wänden werden aus statischen Gründen die Bögen aus Ziegel- oder Natursteinmauerwerk ausgeführt und die Ver-bandsführung weitestgehend in den Fliesenbelag übernommen. Auch bei nicht tragenden Wän-

A. Borgmeier, H. Braunreiter, Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger,DOI 10.1007/978-3-8348-9945-3_16,© Vieweg+Teubner Verlag | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2011

Page 594: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

576 16 Bekleiden einer Bogenkonstruktion

16

den, z. B. aus Gipskartonbauplatten, können die Öffnungsüberdeckungen durch einen Flachbogen gestaltet werden (Bild 16.5).

Bild 16.2: Gemauerter Spitzbogen

Bild 16.3: Gedrückter Spitzbogen

Page 595: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

16.1 Aufgaben von Bögen 577

16

Druckkräfte Druckkräfte

sehr geringe Durchbiegunggeringste Zugspannung

Bild 16.4: Ableitung der Kräfte beim Spitzbogen

größere Durchbiegunghöhere Zugspannung

Schubkräfte

Druckkräfte

Bild 16.5: Ableitung der Kräfte beim Segmentbogen

Gemauerte scheitrechte Bögen werden auf Grund der auftretenden Zug- und Schubspannungen nur bis zu einer Spannweite von 1,26 m hergestellt. Die Bogenhöhe beträgt 1/50 bis 1/100 der Spannweite, die Neigung des Widerlagers weniger als 30°. Die Form der scheitrechten „Bögen“ kann in das Fugenbild des angrenzenden Wandbelages übernommen werden.

Schubkräfte

Druckkräfte

sehr hohe Durchbiegung sehr hoheZugspannung

30°

h

Bild 16.6: Kraftableitung beim scheitrechten Bogen

Page 596: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

578 16 Bekleiden einer Bogenkonstruktion

16

Für die Fliesenarbeiten besitzen Bögen nicht die statischen Anforderungen wie bei tragenden Konstruktionen. Allerdings werden die Regeln aus dem Mauerwerksbau übernommen.

Im Scheitelpunkt des Bogens wird eine Fliese oder Platte angeordnet, die so genannte „Kö-nigsfliese“. So ergibt sich eine ungerade Anzahl an zu wählenden Fliesen oder Platten. Ge-stalterisch soll diese Anordnung ein optisches „Auseinanderbrechen“ des Bogens in zwei Tei-le verhindern.

16.2 Bogenteile und Bezeichnungen

oberer Scheitelpunkt

oberer Kämpferpunkt

hF= Fliesenhöhe

unterer Scheitelpunkt

Spannweite

KönigRücken

unterer Kämpferpunkt

KämpferlinieLeibung

Radiu

s

MMittelpunkt

Mittelpunkts-winkel

hF

Bild 16.7: Teile eines Seg-mentbogens

16.3 Bogenarten und Bogenaufriss

Rundbogen (Bild 16.8) Der Rundbogen besitzt die Form eines Halbkreises. Die Bogenhöhe ist gleich dem Radius. Die Spannweite ist gleich dem Durchmesser. Bild 16.8: Aufriss Rundbogen

Page 597: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

16.3 Bogenarten und Bogenaufriss 579

16

Bild 16.9: Rundbogen mit Kleinmosaik im Stadtbad Berlin-Neukölln

Bild 16.10: Rundportal im Stadtbad Berlin-Neukölln

Segmentbogen (Bild 16.11) Der Flachbogen beschreibt einen Kreisbogenabschnitt.

Konstruktionsschnitte: 1. Auf einer Waagerechten die Kämpferpunkte K1 und K2 (Spannweite) abtragen. 2. Auf der Mittelachse die Stichhöhe h abtragen, Kämpferpunkt K1 mit dem Scheitelpunkt S

verbinden und auf K1S Mittelsenkrechte errichten.

Page 598: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

580 16 Bekleiden einer Bogenkonstruktion

16

3. Der Schnittpunkt der Mittelsenkrechten mit der senkrechten Achse ist der Mittelpunkt M des zu konstruierenden Segmentbogens.

M

K 1 K 2

S

h

Bild 16.11: Anreißen eines Segmentbogens

Bild 16.12: Segmentbogen

Korbbogen mit 3 Mittelpunkten (Bild 16.13) 1. Auf einer Waagerechten die Spannweite (Kämpferpunkte K1 und K2) sowie auf der Mittel-

achse die Stichhöhe h (Scheitelpunkt S) abtragen. 2. K1 mit S verbinden, um M einen Kreisbogen (Radius = Stichhöhe h) schlagen; der Schnitt-

punkt ist A. 3. Um S wird ein Kreisbogen mit der Achsdifferenz K1A als Radius geschlagen; der Schnitt-

punkt ist B. 4. Auf K1B wird die Mittelsenkrechte konstruiert; durch Verlängerung entstehen die Schnitt-

punkte M1 und M2. 5. Kreisbogen um M mit dem Radius MM1, ergibt M3. 6. M1, M2 und M3 sind die Mittelpunkte des Korbbogens.

Page 599: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

16.3 Bogenarten und Bogenaufriss 581

16

M2

K 1

h

S

K 2A

B

M1 M M3

Bild 16.13: Anreißen Korbbogen

Korbbogen ohne festgelegte Stichhöhe (Bild 16.14) 1. Spannweite K1 – K2 auf der waagerechten Achse abtragen und in vier gleiche Teile teilen. 2. Um die entstandenen Schnittpunkte M1 oder M2 einen Kreisbogen mit dem Radius s/2 schla-

gen; Schnittpunkt mit der senkrechten Achse ist M3. 3. M1, M2 und M3 sind die Mittelpunkte des Korbbogens.

M3

K 1 K 2M1 M2

s/4 s/4 s/4s/4

Bild 16.14: Korbbogen ohne festgelegte Stichhöhe

Spitzbogen (Bild 16.15) 1. Auf der waagerechten Achse werden die Spannweite (Kämpferpunkte K1 und K2) sowie auf

der senkrechten Achse die Stichhöhe h abgetragen (Scheitelpunkt S). 2. S und K2 verbinden und die Mittelsenkrechte errichten. 3. Der Schnittpunkt mit der waagerechten Achse ist der Mittelpunkt M1. 4. Der Abstand von M1 zur senkrechten Achse nach rechts übertragen, es entsteht M2. 5. Um M1 und M2 Kreisbögen mit dem Radius M1S bzw. M2S zeichnen.

Page 600: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

582 16 Bekleiden einer Bogenkonstruktion

16

K1 K2M1 M2

h

S

R = s

K 1 = M 1

K 2 = M 1

s

K1 K2

s

M1 M2

Bild 16.15: Spitzbogenkonstruktion a) normal b) gedrückt c) überhöht

Ellipsenkonstruktionen a) Methode mit verschiedenen Kreisen (Bild 16.16) 1. Um einen gemeinsamen Mittelpunkt werden zwei unterschiedlich große Kreise gezeichnet. 2. Durch den Mittelpunkt werden beliebig viele Strahlen gezeichnet, die beide Kreise schneiden. 3. Durch die Schnittpunkte mit dem kleinen Kreis werden waagerechte, durch die zugehörigen

Schnittpunkte mit dem großen Kreis senkrechte Linien gezogen. 4. Deren Schnittpunkte ergeben die Ellipsenpunkte; sie sind mit einem geeigneten Kurvenlineal

zu verbinden.

M

Bild 16.16: Ellipse aus verschiedenen Kreisen

Page 601: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

16.3 Bogenarten und Bogenaufriss 583

16

b) Methode mit einer Fadenkonstruktion (Bild 16.17) 1. Auf den Achsen werden der große und der kleine Radius abgetragen (Punkte A, B, S). 2. Ein Kreisbogen mit dem großen Radius um den Scheitelpunkt S schneidet die waagerechte

Achse in Brennpunkten C1 und C2 der Ellipse. 3. In C1 und C2 wird eine Schnur befestigt, deren Länge dem großen Durchmesser (Spannweite)

entspricht. 4. Entlang der straff gezogenen Schnur kann von B nach A und zurück die Ellipse gezeichnet

werden.

A BC1 C2

S

Bild 16.17: Fadenkonstruktion

Ovale Der „Stich“ gibt an, wie oft man den Radius der spitzen Seite auf dem Umfang abtragen kann. a) Oval 8 Stich (Bild 16.18) 1. Durch Teilung der größeren (im Bsp. Waagerechten) Ovalachse AB in 3 gleiche Teile entste-

hen die Mittelpunkte M1 und M2. 2. Kreise um M1 und M2 mit dem Radius M1 M2 ergeben die Mittelpunkte M3 und M4. 3. Kreisbögen um A und B mit dem gleichen Radius ergeben die 4 Wendepunkte W des Ovals. 4. Die „spitzen“ Seiten werden als Kreisbögen um M1 und M2 mit dem Radius M1A bis zu den

Wendepunkten gezeichnet. 5. Kreisbögen um M3 und M4 mit dem Radius M1B zu den jeweils gegenüberliegenden Wende-

punkten ergeben die „flachen“ Seiten.

A BM1 M2

M3

M4

W W

WW Bild 16.18: Oval aus 8 Stichen

Page 602: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

584 16 Bekleiden einer Bogenkonstruktion

16

b) Oval 7 Stich (Bild 16.19) 1. Achse AB wird in 5 gleiche Teile geteilt; die Mittelpunkte M1 und M2 liegen im zweiten

Teilungspunkt von A bzw. B aus. 2. Kreisbögen um A und M1 mit deren Abstand als Radius sowie um B und M2 ergeben die

Wendepunkte W. 3. Die Strahlen von W durch die Mittelpunkte M1 und M2 ergeben die Mittelpunkte M3 und M4

der flachen Ovalseiten.

A BM1 M2

W W

WW

M4

M3

Bild 16.19: Oval aus 7 Stichen

16.4 Verlegeregeln

16.4.1 Angrenzender Wandbelag

Wie schon aus Lernfeld 7 bekannt, gelten folgende Einteilungsregeln (Bild 16.20): – an Leibungen ganze Fliesen bzw. breite Streifen anordnen – an den Leibungsecken umlaufende Fugen, Leibungsfliese auflegen, glasierte Kanten beachten – senkrechte Leibungsfugen laufen bei Fenstern bis zum Fußboden bzw. Sockel durch – bei Fensterbänken aus anderem Material kann die Leibungsfliese eingelegt werden Höhenaus-

gleichstreifen an der Fensterbrüstung unter die Fensterbank legen Sämtliche Anschlüsse zu Fenster- bzw. Türrahmen oder Türzargen sind als Anschlussfugen (mind. 5 mm) auszubilden. Alle Teilflächen werden entsprechend der Fugenanordnung eingeteilt und berechnet.

umlaufendeLeibungsfuge

Fensterbank untergeschoben Fensterbank anstoßend Ausgleichstreifen unterder Fensterbank

Bild 16.20: Übergang vom Bogen zum Wandbelag im Öffnungsbereich

Page 603: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

16.4 Verlegeregeln 585

16

Die Fensterbank erhält ein leichtes Gefälle (ca. 1 %) nach vorn, damit eventuell anfallendes Was-ser ablaufen kann.

16.4.2 Verlegeregeln für Bögen

Die Verkleidung einer Bogenkonstruktion erfordert vom Fliesenleger spezielle Vorbereitungsar-beiten in Form einer rechnerischen Einteilung, einer zeichnerischen Einteilung im Maßstab 1 : 1 und der Herstellung einer Schablone. Zwei grundsätzliche Varianten der Bogenverfliesung sind möglich: a) mit konischen Platten und gleichförmigen Fugen b) mit Rechteckplatten und konischen Fugen

Die Variante b) wird in der Regel bei der Verwendung von Riemchen benutzt, z. B. Fassadenverkleidung mit Klinkerriemchen (Bild 16.21). Dabei entsprechen die Verlegeregeln denen im Mauer-werksbau: Die Fugenbreite an der Leibung beträgt mindestens 5 mm, die am Bogenrücken höchstens 20 mm. Dieses Verhältnis gilt auch für andere Strei-fenabmessungen, z. B. 3 mm an der Leibung und 10 mm am Rücken. Die Variante a) mit konisch geschnittenen Fliesen oder Platten erfordert neben einem höheren Arbeits-und Materialaufwand auch ein gutes handwerkliches Geschick (Bild 16.23). Gestalterisch ansprechender ist diese Variante eben-falls, denn durch rechteckige bzw. rechteckig ge-schnittene Fliesen oder Platten erhalten die konischen Fugen ein „optisches Übergewicht“.

Bild 16.21: Ungeschnittene Platten und konisch verlaufende Fugen

Prinzipiell gilt: 1. Es wird eine ungerade Anzahl an Fliesen oder Platten gewählt, damit die Königsfliese auf

der Bogenachse liegt (Bild 16.22). 2. Die Fugen- bzw. Plattenachsen verlaufen zum Bogenmittelpunkt. 3. Der untere Kämpferpunkt sollte im unteren Drittel der oberen Leibungsfliese und der obe-

re Kämpferpunkt in einer Lagerfuge liegen (Bild 16.24).

Page 604: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

586 16 Bekleiden einer Bogenkonstruktion

16

„Königsfliese“

gut „Königsfliese“ auf der Bogenachse

schlecht Fuge auf der Bogenachse

Bild 16.22: Anordnung der „Königsfliese“

Bild 16.23: Fliesen konisch geschnitten, Fugen gleichförmig

gut schlecht

Bild 16.24: Übergang der Bogenfliesen zum Kämpferpunkt

Page 605: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

16.5 Rechnerische Einteilung 587

16

16.5 Rechnerische Einteilung

16.5.1 Rundbogen

Die Berechnung der Bogenlängen (Leibung und Rücken) basiert auf dem Umfang des Halbkrei-ses. Der Radius r entspricht der halben Spannweite, der Mittelpunktswinkel beträgt 180°. 1. Bestimmen der Bogenlänge an der Leibung BL Die Bogenlänge an der Leibung ergibt sich aus dem Umfang eines Halbkreises. Die Formel vereinfacht sich durch Kürzen des Faktors 2.

BL = 2r r2

2. Bestimmen der Bogenlänge am Rücken BR Der Radius r des Halbkreises vergrößert sich am Bogenrücken um die Kantenlänge der gewählten Fliese oder Platte fl.

BR = 2 (r fl)2

= × (r + fl)

3. Anzahl an Fliesen oder Platten 3.1 konisch geschnittene Fliesen oder Platten mit gleichförmigen Fugen Die Anzahl der konisch geschnittenen Fliesen oder Platten wird nach der bekannten Vorgehens-weise bestimmt. Ausgangsbasis für die Ermittlung ist die Verlegelänge am Bogenrücken. Entwe-der nimmt man dafür die Breite einer ungeschnittenen Fliese an oder man legt die gewünschte maximale Breite des Teilstreifens fest, um anschließend entsprechend der gewählten Anzahl das exakte Schnittmaß zu ermitteln.

n = BR(fl fg)

n gewählt: ungerade Anzahl Ausgehend von ungeschnittenen Fliesen oder Platten, wird die Anzahl zur nächst kleineren unge-raden Zahl abgerundet. Werden geschnittene Fliesen verwendet, empfiehlt es, sich die nächstlie-gende ungerade Anzahl zu wählen. Sind allerdings maximale Breiten der Teilstreifen vorgegeben, muss ebenfalls abgerundet werden. Die genaue Schnittbreite am Bogenrücken wird durch die Subtraktion der Summe aller Fugen-breiten plus eine zusätzliche Fuge (beginnt und endet im Wandbelag mit einer Fuge) von der Verlegelänge und die anschließende Aufteilung des verbleibenden Restes auf die gewählten Flie-sen (z. B.: 13 Fliesen mit 14 Fugen).

bBR = BR (n 1) fgn

Page 606: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

588 16 Bekleiden einer Bogenkonstruktion

16

Für die Bestimmung der Schnittbreite an der Bogenleibung gilt analog:

bBL = BL (n 1) fgn

3.2 rechteckige Fliesen oder Platten mit konischen Fugen Die Abmessungen der Fliesen oder Platten sind vorgegeben, die Fugenbreite wird als Mindest-breite an der Bogenleibung angenommen.

n = BL(fl fg)

Die genaue Fugenbreite an der Bogenleibung ermittelt man, indem von der Verlegelänge die Länge aller Fliesen subtrahiert wird und anschließend der verbleibende Rest durch die Fugen-anzahl dividiert wird. Die Fugenbreite an der Bogenleibung wird folgendermaßen berechnet:

fgBL = BL (n fl)(n 1)

Die Fugenbreite am Bogenrücken ergibt sich analog:

fgBR = BR (n fl)(n 1)

Berechnungsbeispiel: Ein Kunde wünscht für die Wand seines Eingangsbereiches zum Büro einen Wandbelag aus Sandsteinplatten des Formates 20 × 20 × 1. Die Türöffnung (lichte Maße 1,22 m × 2,47 m) besitzt einen halbkreisförmigen Abschluss. Stellen Sie dem Kunden beide gestalterische Lösungen vor!

1. Variante: Platten konisch geschnitten, Fugen gleichbleibend 3 mm 1.1 Verlegelänge an der Bogenleibung

BL = 2r r2

BL = × 61,0 cm BL = 191,64 cm

1.2. Verlegelänge am Bogenrücken

BR = 2(r fl)2

= × (r + fl)

BR = (61,0 cm + 20,0 cm) BR = 254,47 cm

Page 607: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

16.5 Rechnerische Einteilung 589

16

1.3 Anzahl der Platten

n = BR(fl fg)

n = 254,47 cm 12,5420,3

gewählt: 13 Platten

1.4 Schnittbreite am Bogenrücken

bBR = BR (n 1) fgn

bBR = 254,47 cm (14 0,3 cm)13 Platten

bBR = 19,83 cm

1.5 Schnittbreite an der Bogenleibung

bBL = BL (n 1) fgn

bBL = 191,64 cm (14 0,3 cm)13 Platten

bBL = 14,42 cm Die Schnittmaße betragen 19,25 cm/14,42 cm.

2. Variante Platten ungeschnitten, konische Fugen 2.1 Verlegelängen Die Verlegelängen an der Bogenleibung und am Bogenrücken müssen nicht mehr berechnet wer-den, da es sich um einen zweiten Vorschlag für die bereits berechnete Öffnung handelt. 2.2 Anzahl der Platten

n = BL(fl fg)

n = 191,64 cm20,3 cm

n = 9,44 gewählt: 9 Platten 2.3 Fugenbreite an der Leibung

fgBL = BL (n fl)(n 1 Fuge)

fgBL = 191,64 cm (9 20,0 cm)10 Fugen

fgBL = 1,16 cm

Page 608: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

590 16 Bekleiden einer Bogenkonstruktion

16

2.4 Fugenbreite am Bogenrücken

fgBR = BR (n fl)(n 1 Fuge)

fgBR = 254,47 cm (9 20,0 cm)10 Fugen

fgBR = 7,40 cm Die Fugenbreiten betragen 1,16 cm/7,40 cm.

Fazit: Die zweite Variante ist aus optischen Gründen überhaupt nicht geeignet.

16.5.2 Segmentbogen

Entgegen dem Rundbogen stellt der Segmentbogen einen Abschnitt des Kreises dar. Wie viel dieser Anteil in Bezug auf den Vollkreis beträgt, wird durch den Mittelpunktswinkel ausge-drückt (vgl. Bild 16.7). Der Durchmesser des Kreisbogens ist nicht identisch mit der Spannweite, der Radius nicht mit der Bogenhöhe. 1. Berechnen des Radius

r =2s h

8 h 2

2. Bestimmen des Mittelpunktswinkels Das Bestimmen des Winkels kann notwendig werden, wenn diese Angabe nicht aus der Bau-zeichnung oder -beschreibung zu entnehmen ist. Die angegebene Formel bezieht sich auf eine Winkelhälfte, muss also im Ergebnis verdoppelt werden.

sin s2 2 r

Die Ermittlung des Mittelpunktswinkels und des Radius r ist auch nach folgender Tabelle mög-lich, wobei die Bogenhöhe h (Stichhöhe) ein Teilungsmaß der Spannweite s ist:

Tabelle 16.1: Zusammenhang von Spannweite, Höhe, Radius und Winkel h 1/6 s 1/7 s 1/8 s 1/9 s 1/10 s 1/11 s 1/12 s

74° 64° 56° 50° 45° 41° 38°

r s-h s – 0,375 h s + 0,5 h s + 1,375 h s + 3 h s + 4,375 h s + 6,5 h 3. Berechnen der Verlegelänge an der Bogenleibung Ausgangsformel ist der Umfang des Kreises, berücksichtigt wird das Verhältnis vom Öffnungs-winkel zum Vollkreis.

BL = 2r360

= r180

Page 609: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

16.5 Rechnerische Einteilung 591

16

4. Berechnen der Verlegelänge am Bogenrücken Ebenso wie beim Rundbogen wird zum Radius der Leibung die Kantenlänge der Fliese oder Plat-te addiert, um dem äußeren Radius zu erhalten.

BR = 2(r fl) (r fl)360 180

5. Bestimmen der Anzahl der Fliesen Die Vorgehensweise entspricht der bereits bekannten Berechnung des Rundbogens.

6. Ermitteln der Schnittbreiten oder Fugenbreiten Die Vorgehensweise entspricht der bereits bekannten Berechnung des Rundbogens. Berechnungsbeispiel: Ein Kunde wünscht für die Wand seines Eingangsbereiches einen Wandbelag aus Sandsteinplat-ten des Formates 10 × 20 × 1. Die Türöffnung hat als lichtes Maß eine Breite von 1,26 m. Die Bogenhöhe des Flachbogens beträgt 21 cm. Stellen Sie dem Kunden beide gestalterische Lösungen vor!

1. Variante: Platten konisch geschnitten, gleichbleibende 3 mm Fuge 1.1 Berechnen des Radius

r =2s h

8 h 2

r =2(126 cm) 21 cm

8 21 cm 2

r = 105 cm

1.2 Mittelpunktswinkel

sin s2 2 r

sin 126 cm2 2 105 cm

36,872

= 73,73°

1.3 Verlegelänge an der Bogenleibung

BL = 2r r360 180

BL = r180

BL = 105 cm 73,73180

BL = 135,12 cm

Page 610: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

592 16 Bekleiden einer Bogenkonstruktion

16

1.4. Verlegelänge am Bogenrücken

BR = 2(r fl) (r fl)360 180

BR = (r fl)180

BR = (105 cm 20 cm) 73,73180

BR = 160,85 cm

1.5 Bestimmen der Anzahl der Fliesen

n = BR(fl fg)

n = 160,85 cm 15,6110,3 cm

gewählt: 17 Platten 1.6 Schnittbreite am Bogenrücken

bBR = BR (n 1) fgn

bBR = 160,85 cm (18 0,3 cm)17 Platten

bBR = 9,14 cm

1.7 Schnittbreite an der Bogenleibung

bBL = BL (n 1) fgn

bBL = 135,12 cm (18 0,3 cm)17 Platten

bBL = 7,63 cm Die Schnittmaße betragen 9,14 cm/7,63 cm.

2. Variante: Platten ungeschnitten mit konischen Fugen Alle von 1.1 bis 1.4 ermittelten Maße sind Grundlage für die weitere Berechnung. 2.5 Anzahl der Platten

n = BL(fl fg)

n = 135,12 cm10,3 cm

n = 13,1 gewählt: 13 Platten

Page 611: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

16.5 Rechnerische Einteilung 593

16

2.6 Fugenbreite an der Leibung

fgBL = BL (n fl)(n 1 Fuge)

fgBL = 135,12 cm (13 10,0 cm)14 Fugen

fgBL = 0,36 cm

2.7 Fugenbreite am Bogenrücken

fgBR = BR (n fl)(n 1 Fuge)

fgBR = 160,85 cm (13 10,0 cm)14 Fugen

fgBR = 2,20 cm Die Fugenbreiten betragen 0,36 cm/2,20 cm. Fazit: Optisch ansprechender ist auch in diesem Fall die Variante der konisch geschnittenen Platten.

16.5.3 Korbbogen

Die Berechnung und Einteilung eines Korbbogens erfolgen nach den bereits beschriebenen Schritten des Segmentbogens. Die einzelnen Längen der Teilkreisbögen werden nach den For-meln für die Bogenleibung und den Bogenrücken bestimmt. Die Radien werden der Bauzeich-nung entnommen. Bei der Ermittlung der Schnittmaße oder Fugenbreiten müssen die einzelnen Teillängen berück-sichtigt werden.

16.5.4 Spitzbogen

a) Normaler Spitzbogen (Bild 16.25) Die Mittelpunkte der beiden Bogenhälften sind identisch mit den Kämpferpunkten, der Radius r ist gleich der Spannweite s

r = 2 h3

Die Leibungslänge ergibt sich aus folgender Formel:

BL = 2 s3

Der Mittelpunktswinkel (zwischen der Sehne von Scheitel- und Kämpferpunkt und der Spann-weite) beträgt 60°.

Page 612: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

594 16 Bekleiden einer Bogenkonstruktion

16

M1 = K 1 M2 = K 2

Scheitelpunkth

s = r

α

s

M1

h

Scheitelpunkt

aa

K1 K2 M2

r

α

Bild 16.25: Normaler Spitzbogen Bild 16.26: Überhöhter (gestreckter) Spitzbogen

b) Überhöhter Spitzbogen (Bild 16.26) Die Mittelpunkte liegen außerhalb der Spannweite. Der Abstand a beschreibt die Entfernung vom Bogenmittelpunkt zum Kämpferpunkt.

a =2h 3s

2 4

Der Radius des Spitzbogens entsteht aus der Addition von Spannweite s und Abstand a. r = a + s

Der Mittelpunktswinkel wird mit dem Cosinus von Spannweite s und Abstand a ermittelt:

cos =1 2/ s a

s a

Die Bogenlängen werden nach den folgenden Formeln berechnet. Am Bogenrücken wird zum Radius die Kantenlänge der Fliese addiert.

BL = r90

BR = (r a)90

c) Gedrungener Spitzbogen (Bild 16.27) Die Mittelpunkte beider Kreise liegen innerhalb der Spannweite. Der Abstand a beschreibt die Entfernung vom Bogenmittelpunkt zum Kämpferpunkt.

a =23s h

4 s

Page 613: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

16.6 Technologischer Ablauf 595

16

Der Radius ergibt sich aus der Differenz von Spannweite s und Abstand a. r = s – a

Die Verlegelängen an Leibung und Rücken werden analog zum überhöhten Spitzbogen berechnet. Der Mittelpunktswinkel wird durch den Cosinus bestimmt.

cos =1 2/ s a

s a

BL = r90

Am Bogenrücken wird zum Radius die Kantenlänge der Fliese addiert.

s

M1

a

K 1

a

K 2 M2

h

Scheitelpunkt

r

α

Bild 16.27: Gedrungener (gedrückter) Spitzbogen

16.6 Technologischer Ablauf

Nachdem die Wandverfliesung bis zur Kämpferlinie erfolgte, beginnt die Bogenverfliesung nach der abgeschlossenen Berechnung der Abmessungen der konischen Bogenplatten bzw. der Fugen-breiten an Leibung und Rücken. Unabhängig davon, für welches Vorgehen der Fliesenleger sich entscheidet, sollte er nach der rechnerischen Einteilung den Verlauf des Bogens durch trockenes Auslegen kontrollieren bzw. gegebenenfalls korrigieren. Bei der Entscheidung für konisch geschnittene Fliesen sollte dieser Schritt nach dem Schneiden der Teilfliesen unbedingt durchgeführt werden. Ungeübte Fliesen-leger können auch den ersten Zuschnitt aus Pappe herstellen und bei vorhandener Passgenauigkeit eine Modellfliese als Schablone benutzen. Um den Bogen gleichmäßig verkleiden zu können, empfiehlt sich die Anfertigung eines Lehrbo-gens. Der Lehrbogen entspricht der Bogenform und wird passgerecht auf einem Lehrgerüst befes-tigt. Auf dem Lehrbogen wird wie aus Lernfeld 15 (Bekleiden von Säulen) bereits bekannt, der Platten- und Fugenverlauf markiert. Es gibt zwei Möglichkeiten der Lehrbogenform. Die Entscheidung für die jeweilige Form ist abhängig von der Bogenkrümmung (Rund-, Spitz- oder Flachbogen) und vom Verlegeverfahren (Dick- oder Dünnbett).

Page 614: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

596 16 Bekleiden einer Bogenkonstruktion

16

a) Lehrbogen als Kreisabschnitt Der anzufertigende Lehrbogen entspricht der Form des Kreisabschnittes der Bogenöffnung. Diese Vorgehensweise wird hauptsächlich bei Rund-, Spitz- und Korbbögen gewählt. Der Lehrbogen wird aus Holz oder Bauplatten hergestellt. Dabei muss der Fliesenleger berücksichtigen, dass der fertig plattierte Bogen andere Öffnungsmaße besitzt, als der Rohbaubogen. Wie weit die Fertig-maße abweichen, hängt davon ab, ob die Leibungen der Bogenöffnung einen Türrahmen, Putz oder einen Fliesenbelag erhalten. Unter Baustellenbedingungen kann der Bogenverlauf mit Hilfe eines „Zirkels“ aus Nagel und Schnur, einer drehbaren Leiste (Bilder 16.28 und 16.29) oder mit einem handelsüblichen Univer-sal-Rundschneider angerissen werden. Auf dem entstandenen Kreisstück werden Platten- und Fugenverlauf markiert. Die korrekte Anordnung kann durch den Verlauf der Fugen zum Kreismit-telpunkt überprüft werden. Stimmen die angetragenen Maße mit den Fugen- bzw. Schnittmaßen überein, kann die Schablone in die Bogenöffnung eingespannt werden. Zum seitlichen Einspan-nen und Befestigen werden Keile benutzt, als Abstandhalter zum Rohbaubogen ebenfalls. Um Verformungen nach dem Einspannen zu vermeiden, kann die Schablone auf der Rückseite mit Latten verstärkt werden. Diese können zugleich für das Befestigen (Verkeilen) an der Leibung benutzt werden.

Bild 16.28: Anreißen mit dem „Zirkel“ unter Baustellenbedingungen

Bild 16.29: Anreißen des Bogens

für die Schablone

Bild 16.30:Praktische Ausführung

Page 615: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

16.6 Technologischer Ablauf 597

16

Bei Segmentbögen liegt der Kreismittelpunkt nicht in der Flucht der Spannweite, also außerhalb der Schablone. Der Fliesenleger kann das Einspannen der Schablone und das Markieren des Kreismittelpunktes durch eine gemeinsame Konstruktion verbinden. Diese Möglichkeit ist im Bild 16.30 dargestellt. Der Radius des Flachbogens wird durch den Abstand vom Scheitelpunkt lotrecht nach unten gemessen ermittelt und auf der Lasche angetragen. Mit Schnur und Nagel, Wasserwaage oder Lehre als Richtscheit kann jederzeit der Verlauf von Fliesen oder Platten und Fugen kontrolliert und korrigiert werden. Werden die Fliesen oder Platten im Dünnbett verlegt, reicht im Allgemeinen die Stärke des Lehr-bogens aus, um den angesetzten Belag am Bogen bündig mit Markierungen auf der Schablone herstellen zu können. Beim Arbeiten im Dickbett sollte die Schablone so hergestellt werden, dass eine ausreichende Ansetzfläche vorhanden ist. Verformungssicher ist eine scheibenförmige Konstruktion, die gege-benenfalls für beide Bogenseiten benutzt werden kann. Einfach hergestellt werden kann die Auf-lage für die Fliesen oder Platten durch Aufnageln von schmalen Leisten (um den gleichmäßigen Rundungsverlauf einzuhalten). Allerdings besitzt diese Konstruktion eine eingeschränkte Trag-fähigkeit, Verformungs- und Verwindungsbeständigkeit (Bild 16.31).

Bild 16.31: Lehrbogen aus Holz

b) Lehrbogen aus einer biegsamen Leiste Einfacher kann ein erfahrener Fliesenleger die Verlegung mit einer biegsamen, dem Bogenverlauf angepassten Lehre kontrollieren. Als Material eignen sich Holzleisten oder Bauplatten, die durch regelmäßige Einschnitte in die gewünschte Form gebogen werden können. Der Bogenradius be-grenzt allerdings den Einsatz dieser Lehrbögen, weil extreme Krümmungen nicht realisiert wer-den können. Für Rund- und Korbbögen (weil mehrere unterschiedliche Radien) sind diese Lehren nicht geeignet, für Spitzbögen (2 Lehren bis jeweils in den Scheitelpunkt) und für Flachbögen dagegen sehr gut (Bild 16.32). Der Lehrbogen wird in den Bogenverlauf gespannt. Keilförmige Abstandhalter aus Holz oder Kunststoff ermöglichen einen exakten Verlauf der Bogenkrümmung. An den Kämpferpunkten wird die Lehre ebenfalls mit Keilen gegen Verrutschen und Formänderung gesichert. Auf der Sichtseite der Lehre kann nun die korrekte Einteilung der Fliesen oder Platten angetragen wer-den. Da bei Segmentbögen der Kreismittelpunkt nicht in der Flucht der Spannweite liegt, muss zur Kontrolle des Fugen- bzw. Plattenverlaufes eine weitere Lehre benutzt werden.

Page 616: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

598 16 Bekleiden einer Bogenkonstruktion

16

Mit einem waagerecht in die Öffnung eingespanntem Brett in der Höhe des Radius (Abstand von Scheitelpunkt lotrecht nach unten gemessen) kann der Mittelpunkt des Kreises bei Seg-mentbögen auf der Lehre markiert werden. Mit Schnur und Nagel, Wasserwaage oder Lehre als Richtscheit kann jederzeit der Verlauf von Fliesen oder Platten und Fugen kontrolliert und kor-rigiert werden.

gebogener Streifenals Unterleglatte

Abstandhalter,z. B. Fliesenstreifen

Schnurstift

Nagel alsMittelpunkt

Schalbrett oderKantholz

Keil

Schn

ur

Bild 16.32: Lehrbogen/Biegsame Leiste

Ansetzen der Bogenfliesen. Die Bogenfliesen werden nun von den Kämpferpunkten und von der Königsfliese aus angesetzt, dabei ist auf gleichmäßigen Fugenverlauf zu achten. Mit Hilfe der Schnur oder des Richtscheites kontrolliert der Fliesenleger entweder die Fliesenachse oder die Fugenachse zum Mittelpunkt des Bogens (Bilder 16.33–16.35).

1.

2. 2.

Bild 16.33: 1. Schritt: Königsfliese und Fliesen an den Kämpferpunkten

2.

1.

2.

3. 3.

Bild 16.34: 2. Schritt: Ansetzen der Bogenfliesen

Page 617: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

16.6 Technologischer Ablauf 599

16

3.2.

1.

3.

2.ganze Platten

ganze Platten

Bild 16.35: 3. Schritt: Anschluss zur Wand Bei der Verfliesung eines Bogens mit rechteckigen Fliesen oder Platten und konisch verlaufenden Fugen ändert sich das Vorgehen bei der Ausrichtung der Fliesen zum Mittelpunkt. Dem Fliesen-leger stehen zwei Möglichkeiten zur Auswahl:

a) Ausrichtung der Plattenachse zum Mittelpunkt Dieses Verfahren ist arbeits- und zeitaufwendig und birgt zudem noch das Risiko der Maßunge-nauigkeit. Die Plattenachse muss auf jeder Bogenplatte oder -fliese markiert werden. Die gleichen Argumente gelten für die Ausrichtung der Fugenachse. Erschwerend kommt hinzu, dass diese nicht angezeichnet werden kann und zusätzliche Ungenauigkeiten durch die Stärke der Schnur entstehen können.

M

Bild 16.36: Ausrichtung der Plattenachse

Bild 16.37: Ausrichtung der Plattenkanten

Dorn = Plattenbreite

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600 16 Bekleiden einer Bogenkonstruktion

16

b) Ausrichtung der Plattenaußenkante zum Mittelpunkt Auf der Lehre (Lasche) wird im Mittelpunkt des Kreises (senkrechte Achse vom Scheitel- zum Mittelpunkt) eine Art „Lotfliese“ angebracht. Diese wird kreisförmig mit dem Durchmesser der Fliesenbreite hergestellt. Gibt es keine geeignete und passgenaue Vorlage (Kunststoff- oder Me-tallrohr o. Ä) kann die „Lotfliese“ auch mit Nägeln ausgeführt werden. Mit dem Richtscheit kann so der Verlauf der rechteckigen Fliesen oder Platten zum Mittelpunkt exakt verfolgt werden. Eine Besonderheit besteht beim Herstellen eines Plattierten Spitzbogens. Anders als bei Rund-, Korb- oder Segmentbögen besitzt der Spitzbogen im Scheitelpunkt eine derart extreme Krüm-mung, dass ein Ansetzen der Königsfliese nach bereits bekannter Vorgehensweise nicht möglich ist. In den Bild 16.38 a)–c) werden drei Varianten vorgestellt. Für die optisch ansprechendste Möglichkeit (Bild 16.38c) bleibt allerdings die Einteilungsregel „ungerade Anzahl und mittig im Scheitelpunkt die Königsfliese“ unberücksichtigt.

ungünstig

besser

gut

a)

b)

c)

Bild 16.39: Gefliester Spitzbogen

Bild 16.38: Königsfliese beim Spitzbogen Die Reihenfolge bei der Ausführung der Belagsarbeiten bestimmt der Fliesenleger eigenständig. Entweder wird zuerst der Bogen plattiert oder der Bogen gemeinsam mit dem beidseitig angren-zenden Wandbelag. Nach erfolgter Bogenverfliesung werden die Leibungsfliesen im Bogen- und Öffnungsbereich verlegt. In der Regel werden dabei die Leibungsfliesen aufgelegt. Es ist auf die sichtbaren glasier-ten Kanten zu achten. An den Öffnungen werden entsprechend den Einteilungsregeln ganze Flie-sen oder Platten angesetzt. Werden Bogen und Wandbelag gleichzeitig ausgeführt, kann der Fliesenleger die Fluchtschnur bzw. horizontale Achse beidseitig der Öffnung spannen bzw. markieren. Dadurch kann auf einfa-che Weise der fluchtrechte Verlauf des gesamten Wandbelages eingehalten werden. Der Ablauf der nachgeordneten Arbeiten erfolgt nach den bekannten Arbeitsschritten in Abhän-gigkeit vom gewählten Verlegeverfahren. Für das Herstellen von Bogenverkleidungen ist oftmals die Nutzung eines Gerüstes notwendig. Finden die Arbeiten im Gebäude statt, sind Bock- oder Schnellbaugerüste ausreichend und kön-nen durch die Fliesenlegerfirma aufgestellt werden.

Page 619: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

16.6 Technologischer Ablauf 601

16

Fassadenflächen mit Bögen als Öffnungsüberdeckung bedürfen einer komplexen Gerüstkonstruk-tion, die in der Regeln von einer Gerüstbaufirma aufgestellt wird. Auf jeden Fall ist höchste Auf-merksamkeit und Vorsicht bei Arbeiten auf Gerüsten geboten (Vergleich Abschnitt 12.6). Bogenförmige angelegte Muster sind oftmals auch im Wand- und Bodenbereich zu finden. Die Anordnung der Teilstreifen und Fugen erfolgt nach den gleichen Regeln (Bilder 16.40–16.42).

Bild 16.40: Sitzfläche am Kamin Bild 16.41: Kombination im Eingangsbereich

Bild 16.42: Musterboden

Page 620: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

602 16 Bekleiden einer Bogenkonstruktion

16

16.7 Aufgaben und Projekte

16.7.1 Aufgaben zur Informationsbeschaffung

1. Skizzieren und benennen Sie verschiedene Bogenformen in der Vorderansicht! 2. Zeichnen Sie einen gemauerten Flachbogen und benennen Sie alle Bogenteile! 3. Weshalb werden die Mauerwerksregeln bei Bögen weitestgehend vom Fliesenleger übernom-

men? 4. Nennen Sie die Einteilungsregeln für Bogenkonstruktionen! 5. Skizzieren Sie die fachgerechte Ausbildung des Überganges vom Bogen- zum Wandbelag!

Die Fugen sind in ausreichender Breite darzustellen! 6. Vergleichen Sie die beiden gestalterischen Möglichkeiten, einen Bogen einzuteilen! Bewerten

Sie die Varianten und wählen Sie geeignete Belagsmaterialien aus! 7. Wozu dient bei der Bogenverfliesung der Lehrbogen? Vergleichen Sie die beiden Möglichkei-

ten, einen Lehrbogen anzufertigen! 8. Nehmen Sie die rechnerische Belagseinteilung für einen Rundbogen mit der lichten Breite von

2,24 m vor! Als Material stehen Steingutfliesen des Formates 20 × 20, die mit einer gleich-förmigen Fuge von 3 mm verlegt werden, zur Verfügung. Entwickeln Sie für den selben Bogen eine Alternative für Teilstreifen des Formates 5 × 20 mit konisch verlaufenden Fugen. Stellen Sie die beiden Lösungen als Skizze dar und bewerten Sie die Varianten!

9. Eine Türöffnung mit einer lichten Weite von 1,51 m soll mit einem Rundbogen überdeckt werden. Die Verfliesung erfolgt mit konischen Fliesen aus 15 cm × 15 cm und 2 mm Fuge (Bild 16.43). a) Berechnen Sie die Abmessungen der konischen Fliesen! b) Konstruieren Sie den Bogen und zeichnen Sie die Bogenverfliesung im Maßstab M1 : 10!

151

h =32cm

s = 1,76m

Bild 16.43: Bogenförmige Fensteröffnung Bild 16.44: Flachbogen

Page 621: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

16.7 Aufgaben und Projekte 603

16

10. Der Rundbogen einer Fensteröffnung mit einer lichten Weite von 2,385 m wird mit Spaltplat-ten 5,2 cm × 24 cm verkleidet.

Zeichnen Sie den Bogen mit angedeuteter Leibung und einer Schicht über dem Bogen! Es sind jeweils 3 Anfangsfliesen sowie der König mit 2 Platten zu zeichnen.

11. Ein Segmentbogen mit der Spannweite von 163,5 m und einer Stichhöhe von 19 cm soll mit Fliesen 15 cm × 20 cm und 2 mm Fugen verfliest werden. Der Mittelpunktswinkel beträgt 72°, der Radius 185,4 cm. Zeichnen Sie die Verfliesung des Bogens!

12. Konstruieren Sie einen Segmentbogen mit der Spannweite von 1,51 m und der Stichhöhe von 20 cm! Zeichnen Sie die Verfliesung des Bogens mit konischen Fliesen aus Fliesen 15 cm × 15 cm. Die 3 mm breiten Fugen sind als Strich zu zeichnen. Der Radius und der Mittel-punktswinkel sind zu berechnen!

13. Ein Segmentbogen mit der Spannweite von 1,76 m und einer Stichhöhe von 32 cm wird mit Platten 15 cm × 20 cm gefliest. Zeichnen Sie die Bogenverfliesung einschließlich Wand-verfliesung (Ausschnitt)! Die 3 mm breiten Fugen sind als Strich zu zeichnen (Bild 16.44)!

14. Der gedrückte Spitzbogen ist fachgerecht mit Riemchen 5,2 cm × 24 cm zu verfliesen. Die lichte Weite beträgt 2,01 m, die Stichhöhe 1,50 m. Die Fugen betragen an der Leibung

5 mm, am Bogenrücken 2 cm (Bild 16.45). 15. Ein überhöhter Spitzbogen mit der lichten Weite von 82,25 cm und einer Stichhöhe von

1,01 m soll mit Fliesen 15 cm × 15 cm gefliest werden. Konstruieren Sie den Bogen und zeichnen Sie die Bogenverfliesung!

16. Ein Korbbogen mit der Spannweite 2,41 m und einer Stichhöhe von 70 cm soll mit Spaltplat-ten 5 cm × 15 cm gefliest werden. Konstruieren Sie den Korbbogen mit 3 Mittelpunkten ein-schließlich Verfliesung (konische Fugen) (Bild 16.46)!

17. Ein überhöhter Spitzbogen mit der lichten Weite von 88,5 cm und einer Stichhöhe von 1,01 m soll mit Fliesen 20 × 25 cm gefliest werden. Konstruieren Sie den Bogen und zeichnen Sie die Bogenverfliesung!

24 24

249

150

201

h = 70 cm

s = 2,41 m

r = 52 cm

R =

1,86

m

62°

59°

Bild 16.45: Spitzbogen Bild 16.46: Korbbogen

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604 16 Bekleiden einer Bogenkonstruktion

16

16.7.2 Projekte

Projekt 1: Rundbogen Problemstellung: Eine 24 cm breite Innenwand (kurze Seite, Rohbauzustand, Mz NF) im Lagerbereich einer Groß-küche mit den Abmessungen 12,51 m × 14,76 m besitzt mittig einen Durchgang, dessen oberen Abschluss ein Rundbogen bildet. Die Wand soll einen Fliesenbelag erhalten. Situationsbeschreibung: Die Abmessungen des Durchganges betragen 2,01 m × 2,88 m. Die Konstruktionsdicke für In-nenputz P II, Grundierung und Dünnbettmörtel beträgt 2 cm. Als Belagsmaterial wurde Steingut im Format 10 × 20 × 0,7 gewählt. Die Leibungen werden ebenfalls gefliest! Die Raumhöhe beträgt ab OKFF bis UKD 3,45 m. Handlungsziele: 1. Stellen Sie das Projekt zeichnerisch als Skizze dar! Geben Sie alle notwendigen Maße an,

fehlende Maße sind selbständig zu wählen! 2. Kalkulieren Sie den kompletten Materialbedarf (Brutto-, Nettopreise) für die Ausführung der

Wandbelagsarbeiten! 3. Nennen Sie und markieren Sie in der Skizze alle zu berücksichtigenden Einteilungsregeln der

betreffenden Innenwand! 4. Erläutern Sie den technologischen Ablauf für die Vorbereitungsarbeiten bis zum Auftragen

der Grundierung! 5. Beschreiben Sie ausführlich die Arbeitsschritte für das Verfliesen der Wand mit der Öffnung!

Gehen Sie dabei von den praktischen Gegebenheiten aus! 4. Zeichnen Sie den Verlegeplan im Bereich des Rundbogens!

Projekt 2: Segmentbogen Problemstellung: Das in der Baubeschreibung charakterisierte Badezimmer soll einer Komplettsanierung unterzo-gen werden. Sie erhalten zunächst nur die Baubeschreibung von Ihrem Kollegen, der für die Ab-rissarbeiten zuständig war, und sollen sich vor der Bauaufnahme schon Gedanken machen. Situationsbeschreibung: Das Badezimmer hat folgende Innenabmessungen: 4,01 m × 2,49 m. Die alten Wandfliesen wur-den schon abgeschlagen. Der nun sichtbare hellgraue Putz ist nicht nur stark beschädigt und an einigen Stellen fehlend, sondern auch bröckelnd. Der Fliesenbelag aus STG 20/30/0,7 (hochkant) wird vom Kunden raumhoch gewünscht, die derzeitige Raumhöhe beträgt ab OKFF 2,45 m. An den kurzen Seiten des Raumes befinden sich jeweils mittig eine Tür und ein Fenster. Die Tür hat das Rohbaumaß 1,26 m × 2, 01 m, die Tür-zarge ist schon eingesetzt und ist 3 cm breit. Das Fenster befindet sich auf der Brüstungshöhe von 85 cm und hat folgende Abmessungen (Rohbau): 1,51 m × 0,99 m. Die innere Leibungsbreite beträgt 15 cm. Den oberen Abschluss des Fensters bildet ein Flachbogen mit der Bogenhöhe von 1/6 s. Alle Wandbelagsarbeiten sollen im Dickbett stattfinden. Der Fußboden ist bereits saniert und besteht nun aus einem frisch eingebrachten Calziumsulfa-testrich mit einer Warmwasser-Fußbodenheizung. Der Kunde wünscht ein mittig angelegtes Mus-ter in Form eines Kreisringes mit der Breite von 15 cm und dem Innendurchmesser von 60 cm.

Page 623: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

16.7 Aufgaben und Projekte 605

16

Der übrige Bodenbelag soll diagonal aus Natursteinplatten im Format 30 × 30 × 1 verlegt werden. Fehlende Maße sind selbständig zu wählen. Handlungsziele: 1. Fertigen Sie eine Bauskizze vom Grundriss des Raumes an und tragen Sie alle notwendigen

Maße ein! 2. Erklären Sie mittels Skizzen (Vorderansicht und Draufsicht) die von Ihnen gewählte Eintei-

lung der Fensterwand! Verdeutlichen Sie das Problem der gefliesten Fensterleibungen und ge-ben Sie die tatsächlichen Verlegelängen an (Fensterbogen vernachlässigen)!

3. Zeichnen Sie den Verlegeplan in der Draufsicht und der Vorderansicht im Maßstab M 1 : 10 auf DIN A3! Der rechnerische Nachweis der gewählten Einteilung ist erforderlich!

4. Nehmen Sie die Einteilung des Fensterbogens vor und fertigen Sie den Verlegeplan mit seitli-chem Wandanschluss und der Verfliesung über dem Fenster an!

5. Teilen Sie die Türwand rechnerisch ein! 6. Ermitteln Sie Materialbedarf für Wandverfliesung! 7. Entwerfen Sie den Verlegeplan für den Fußboden und empfehlen Sie den Kunden geeignete

Belagsmaterialien (Art, Format, Farbe)! 8. Beschreiben Sie den Technologischen Ablauf für die Fußbodenverfliesung! Ordnen Sie Ar-

beitsschritte nachfolgenden Phasen zu: 8.1 Vorarbeiten 8.2 Untergrundprüfung/Vorbehandlung 8.3 Belagseinteilung/Vorbereitung (Skizzen sind erforderlich) 8.4 Verlegen des Platten 8.5 Verfugen 8.6 Nachgeordnete Arbeiten

Projekt 3: Fußgängertunnel Problemstellung: Der im Schnitt dargestellte Fußgängertunnel eines Ski-Ortes soll neben einem automatischen Transportband für die Skiläufer einen Belag und eine Wandverkleidung aus Natur-stein erhalten (Bild 16.47). Situationsbeschreibung: Der Tunnel soll mittig je ein Transportband pro Richtung erhalten, die Gesamtbreite der Anlage beträgt 3,20 m. Anschließend wird der Bodenbelag im Dickbett auf bereits vorhandenen Unterbeton verlegt. Die Innenwände und die beiden sichtbaren Kopfwände erhalten den Belag im Dünnbett. Die Tunnelwände werden ebenso wie der Boden im Polygonver-band verlegt, die Kopfseiten werden entsprechend der Einteilungsregeln mit einer gleichförmig verlaufenden Fuge verkleidet. Als Material stehen Porphyrplatten mit der Dicke von 3 cm bzw. 2 cm zur Verfügung. Die Platten für die Kopfseiten sind bereits auf das Format 10 × 35 zuge-schnitten. Die Länge des Tunnels beträgt 35 m. Die Tunnelein- und ausgangsbereiche werden ebenfalls mit Porphyrplatten verkleidet, die Länge beträgt jeweils 3,50 m. Handlungsziele: 1. Fertigen Sie zur Verdeutlichung der Problemstellung eine oder mehrere Skizzen mit allen

erforderlichen Maßen an! 2. Berechnen Sie die Belagsflächen für Boden, Wand und Kopfseiten! Entwickeln Sie daraus

eine Materialbestellung! 3. Orden Sie im Belag notwendige Bewegungsfugen an, bestimmen Sie dafür geeignete Materia-

lien und bereiten Sie die Bestellung für den Fachhandel vor! 4. Teilen Sie die Kopfseiten rechnerisch ein! Beachten Sie dabei die Korrektur der Plattenlänge

unter Berücksichtung der bereits verkleideten Innenwände!

Page 624: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

606 16 Bekleiden einer Bogenkonstruktion

16

5. Zeichnen Sie im größtmöglichen Maßstab die verkleidete Kopfseite im Bereich des Übergangs vom Bogen zur Stützwand!

6. Welche Überlegungen müssen getroffen werden, um die Verkleidung der Innenwände und der Kopfseiten durchführen zu können?

50 320 50

220

160

30

160

cm

Bild 16.47: Fußgängertunnel

Projekt 4: Segmentbogen Problemstellung: Die in der Vorderansicht dargestellte Wand im Umkleidebereich einer Well-ness-Einrichtung soll einen Belag aus Spaltplatten des Formates 11,5 × 24 × 1,5 erhalten (Bild 16.48). Situationsbeschreibung: Bei der Bauaufnahme stellen Sie fest, dass die Wand aus NF-Kalksand-steinen erhebliche Abweichungen von den Maßtoleranzen aufweist. Außerdem erhalten Sie ein Fax vom Bauherrn mit folgenden Wünschen bzw. Vorstellungen: – Die Stützen sollen gleichbreite Lot- und Lagerfugen erhalten – Diese Fugenbreite wird in den angrenzenden Wandbelag übernommen – Die Platten für die Bogenverkleidung sollen ungeschnitten verlegt werden – Der horizontal entstehende Ausgleichstreifen bei den Stützen soll als andersfarbige Bordüre

umlaufend übernommen werden Die Stichhöhen für die drei Bögen ermitteln Sie vor Ort. Der große Bogen hat eine Höhe von 0,55 m, die beiden kleineren Bögen jeweils 0,35 m. Handlungsziele: 1. Welche Konsequenzen ergeben sich aus den festgestellten Maßabweichungen? Zeigen Sie

verschiedene Lösungsmöglichkeiten auf! Gehen Sie davon aus, dass Sie den Auftrag unbe-dingt übernehmen möchten!

2. Kalkulieren Sie den Materialbedarf für die von Ihnen gewählte Ausführung! 3. Wählen Sie die entsprechenden Materialien aus (Grundierung, Dünnbett- und Fugenmörtel,

Dichtstoffe, Farben der Spaltplatten) und begründen Sie ihre Entscheidungen! 4. Planen Sie die notwendige Reihenfolge für die Belagseinteilung! Nutzen Sie zur Darstellung

verschiedene Skizzen!

Page 625: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

16.7 Aufgaben und Projekte 607

16

5. Teilen Sie den Belag rechnerisch ein! 6. Fertigen Sie einen Verlegeplan an! Wählen Sie dafür den Maßstab und die Detaildarstellungen

so, dass alle notwendigen Informationen enthalten sind!

120°

120°

120°

100 173 60 346 60 173 100

350

370

cm

Bild 16.48: Innenwand Wellness-Einrichtung

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Page 627: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

17 Modernisieren einer Belagskonstruktion

17.1 Erhaltung von historischen Fliesen- und Plattenbelägen

In den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts vermehrten sich die Bestrebungen, historische Bau-substanzen aus der jüngeren Vergangenheit zu erhalten. Zu diesen Epochen zählen Jugendstil, Bauhaus- und Gründerzeit. Im Zuge der Modernisierung kam es nicht selten bis dahin zum groß-flächigen Abriss, um die alte Bausubstanz durch moderne und vermeintlich bessere Bauten zu ersetzen. Damit sich diese Fehler nicht wiederholen, kommt dem Denkmalschutz in der heutigen Bauplanung und Bauausführung ein wichtiger Platz zu (Bilder 17.1–17.7). Prinzipiell unterscheidet man zwischen der Rekonstruktion, der Restaurierung und der Moderni-sierung eines Fliesen- oder Plattenbelages. Rekonstruktion bedeutet entsprechend des lateinischen Ursprunges „Wiederherstellung“. Der alte Belag wird durch einen vollständigen Neubau bzw. durch einen teilweisen Ersatz wieder aufgebaut. Dafür sind detailgetreue Fliesen notwendig, die speziell für den betreffenden Auftrag hergestellt werden. Einige Fliesenhersteller haben sich auf die Produktion historischer Fliesen und Platten spezialisiert. Das Angebot reicht von der Produktion einzelner Fliesen bis zu Belagsmate-rialien für große Wand- und Bodenflächen. Diese originalgetreuen Nachbildungen werden „Re-pliken“ genannt (Bild 17.7).

Bild 17.1: Mehrfarbiger Terrazzoboden

mit Ausbesserung Bild 17.2: Einfarbiger Terrazzoboden

mit Ausbesserung

A. Borgmeier, H. Braunreiter, Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger,DOI 10.1007/978-3-8348-9945-3_17,© Vieweg+Teubner Verlag | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2011

Page 628: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

610 17 Modernisieren einer Belagskonstruktion

17

Bild 17.3: Abnutzung einer Stufenvorderkante

Bild 17.4: Belagsschäden im Marmor, schlecht ausgebessert

Bild 17.5: Ausgetauschte Marmorplatte

Page 629: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

17.1 Erhaltung von historischen Fliesen- und Plattenbelägen 611

17

Bild 17.6: Spannungsrisse

Bild 17.7: Ausgetauschte originalgetreu her-gestellte Jugendstilfliese

Bild 17.8: Restaurierung des Musters

Bei der Restaurierung wird im Allgemeinen der vorhandene und teilweise beschädigte Belag gesichert, ohne dass die Fehlstellen oder Beschädigungen beseitigt werden. Der vorhandene Zu-stand der Belagskonstruktion wird mit allen Gebrauchsspuren und Abnutzungen konserviert und vor weiteren Beschädigungen geschützt (Bild 17.8).

Page 630: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

612 17 Modernisieren einer Belagskonstruktion

17

Die Modernisierung einer Belagskonstruktion umfasst die Erneuerung des Belages nach dem heutigen Stand der Technik. Dabei kann es sich um eine Modernisierung nach erfolgter Restau-rierung bei historischen Bausubstanzen handeln oder um das Herstellen eines neuen Belages bei Sanierungsprojekten nach einem Abriss oder unter Nutzung des vorhandenen alten Belages (Bild 17.9 und 17.10).

Bild 17.9: Rekonstruktion in einem Treppenhaus von 1911

Bild 17.10: Rekonstruktionsarbeiten im Treppenhaus

Die Nachfrage nach historischen Fliesen bezieht sich hauptsächlich auf Belagsmaterialien aus der Gründerzeit und der Jugendstilepoche. Das liegt hauptsächlich an den gestalterischen Ansprü-chen. Zweifelsohne sind Delfter Fliesen anspruchsvoll in der Oberflächengestaltung, aber der Trend geht zu einfarbigen Belägen, die durch Bordüren, Friese, Einleger optisch aufgewertet werden. So sind einfarbige Steingutfliesen mit bewusst hergestellten Glasurrissen und einer Dicke von mehr als 10 mm mit den dazugehörigen Bordüren gefragt. Originalmotive des Jugendstils als flächenfüllender Wandbelag dagegen nicht, bestenfalls als „Einstreuung“.

Page 631: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

17.1 Erhaltung von historischen Fliesen- und Plattenbelägen 613

17

Bild 17.11: Bewusst erzeugte Oberflächen-struktur

Die historischen Fliesen herzustellen ist produktionstechnisch kein Problem. Eine entscheidende Frage jedoch ist der Preis. Für jede Fliesenserie (eine Fliese oder Tausende) muss eine Form her-gestellt werden. Die Kosten für den Formenbau werden letztendlich auf den Stück- bzw. Qua-dratmeterpreis umgelegt (Bild 17.11). Bei der Rekonstruktion des Domes zu Meißen (Bild 17.12) wurden von der beauftragten Firma die quadratischen Platten hergestellt und anschließend mittig die runde Aussparung in jede Platte geschnitten. Parallel dazu wurden die roten Einleger als Platten produziert und kreisrund ausge-schnitten. Diese Variante ist zwar sehr materialintensiv, aber preisgünstiger als ein aufwendiger Formenbau. Platten und Einleger wurden später im Dom einzeln verlegt.

Bild 17.12: Boden im Dom zu Meißen

Page 632: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

614 17 Modernisieren einer Belagskonstruktion

17

Historische Bodenplatten mit unterschiedlichster Oberflächengestaltung sind in vielen Ausfüh-rungen erhältlich und für ebenso viele verschiedene Objekte zu verwenden. Die Angebotspalette reicht von Brauereien, über Kirchen bis zu Bahnhöfen. Auch die Herstellung von historischen Sockelformen (z. B. Hohlkehlsockel mit eingepressten Jugendstilrelief) kann entweder durch das Strangpressverfahren oder durch Trockenpressen erfolgen. Hauptsächlich in Großstädten haben viele Altbauten mit Fliesen verkleidete Hausflure. Da diese Häuser um die Wende des letzten Jahrhunderts entstanden sind, besitzen die Fußböden in der Regel die erwähnten profilierten Bodenplatten und die Treppenhauswände glasierte Steingutflie-sen in kräftigen Farben (Dunkelrot, Grün, Blau, Schwarz). Um diese repräsentativen Eingangsbe-reiche zu erhalten, werden die Fliesen in den typischen Farben mit einem erhöhten Anteil an Se-len oder Cadmium in der Glasurmasse produziert. Diese Bestandteile verursachen während des Brennvorganges Spannungen in der Glasur, die zu oberflächlichen Rissen führen und der Fliese damit ein „altes“ Aussehen verleihen. Die Haarrisse beeinträchtigen weder die Dichtheit der Oberfläche noch die Funktionsfähigkeit des Belages (Bilder 17.11, 17.13–17.17).

Bild 17.13: Nachgebildete Jugendstiltafel Bild 17.14: Nachgebildete Jugendstiltafel

Page 633: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

17.1 Erhaltung von historischen Fliesen- und Plattenbelägen 615

17

Bild 17.15: Treppenhaus aus der Jahrhundert-

wende (20. Jhd.) Bild 17.16: Detail Boden

Bild 17.17:Nachgebildete Jugendstiltafel

Page 634: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

616 17 Modernisieren einer Belagskonstruktion

17

17.2 Schadensursachen, Schadensbilder

In den Lernfeldern 8 bis 11 und 14 wurde bereits auf Schadensursachen eingegangen. Mehrfach wurde darauf hingewiesen, dass die häufigsten Schadensursachen Feuchtigkeits- bzw. Wasser-einwirkung sind.

a) Feuchtigkeitsschäden Bei der Beurteilung von Feuchtigkeitsschäden muss der Fliesenleger zuerst die Ursachen ermit-teln, um vor der Aufnahme oder Fortführung der Arbeiten eventuell Bedenken anzumelden. Zum Grundwissen des Fliesenlegerhandwerkes gehört die Kenntnis, dass Feuchtigkeitsschäden durch nicht vorhandene oder beschädigte Abdichtungen in erdberührten Wand- und Bodenbereichen, in Spritzwasserbereichen und in Nassbereichen entstehen können (Bild 17.18–17.22).

Bild 17.18: Aufsteigende Feuchtigkeit

Bild 17.19: Spannungsrisse führen zu Fugen-

und Belagsschäden

Bild 17.20: Starke Ausblühungen

Page 635: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

17.2 Schadensursachen, Schadensbilder 617

17

Bild 17.21: Abplatzungen in Folge von Spannungsrissen

Auch „eingebaute Feuchtigkeiten“ können zu Bauwerks- und Belagsschäden führen. Unter einge-bauter Feuchtigkeit oder Baufeuchte versteht man die herstellungsbedingte Feuchtigkeit in Bau-teilen, die nicht ausreichend austrocknen konnten. Für alle Konstruktionen gibt es Vorgaben nach DIN (z. B.: „... muss 28 Tage alt sein ...“) oder nach Merkblättern des Zentralverbandes für das Fliesenlegerhandwerk (z. B.: „... Restfeuchtegehalt ...“) bzw. Herstellerangaben. Ein nicht zu unterschätzender Faktor bei Belagsschäden durch Feuchtigkeit sind Einwirkungen durch Reinigungswasser und Brauchwasser (in großen Mengen) in Verbindung mit gelösten Che-mikalien. Dringt dieses Wasser durch die Belagsfugen ein, kann es z. B. in Hohllagen zur „Pfüt-zenbildung“ und damit zur langfristigen Einwirkung der Chemikalien in der Unterkonstruktion kommen.

Bild 17.22: Ausblühungen und Abplatzungen an einer Fassade

Weitaus gravierender sind Feuchtigkeitsschäden, wenn mit äußeren Einflüssen zu rechnen ist. Bei Frostgefahr vergrößert das in die Konstruktion eingedrungene Wasser durch Gefrieren sein Vo-lumen und führt zu Absprengungen des Belages. Bei anhaltender Sonneneinstrahlung entsteht Dampfdruck in der Belagskonstruktion und führt ebenfalls zu Absprengungen.

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618 17 Modernisieren einer Belagskonstruktion

17

Tauwasserbildung kann ebenso zu Belagsschäden führen, wenn die Wärmedämmschicht nicht ausreichend dimensioniert oder die dampfdichten Schichten falsch angeordnet werden. Grund-sätzlich gehört eine ausreichend dicke Dämmschicht immer auf die kalte Seite und eine dampf-dichte Schicht (wenn bauphysikalisch notwendig) immer auf die warme Seite der Konstruktion.

b) Spannungen im Belag Die bereits erwähnte Nichteinhaltung der Belegreife führt auch unweigerlich zu Spannungen in der Belagskonstruktion bzw. zwischen den einzelnen Schichten der Konstruktion. Infolge dieser Spannungen zwischen dem schwindenden Untergrund und dem starren Fliesen- oder Plattenbelag kommt es zum Ablösen des Belagsmaterials und zum Abreißen der Bewegungsfugen. In extre-men Fällen führt das Aufschüsseln des Estriches auch zu Schäden am Sockel- und Wandbelag. Der Belag kann durch die Wölbung der Estrichkonstruktion in senkrechter Richtung auf Schub beansprucht werden und sich ablösen.

Bild 17.23: Risse in der Belagsfuge Bild 17.24: Massive Schäden durch Spannungen c) Rissbildungen Andauernde Erschütterungen des Gebäudes, z. B. durch Straßenverkehr, können besonders bei alter Bausubstanz auf die starren Fliesenbeläge übertragen werden und je nach Dauer und Intensi-tät zu Rissen im Belag führen (Bilder 17.23–17.26). Ebenso führen Setzungen des Gebäudes zu Rissen im Belag. Zu diesen Setzungen kann es kom-men, wenn sich der Baugrund in Folge der Bau- und Verkehrslasten zusammendrückt (verdich-tet). Erfolgen die Setzungen ungleichmäßig, entstehen Risse in der Fliesen- oder Plattenkonstruk-tion. Bei der Modernisierung, Rekonstruktion oder Restaurierung in Altbauten können diese Risse

Page 637: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

17.2 Schadensursachen, Schadensbilder 619

17

ausgeschlossen werden, weil auf Grund des Alters der Gebäude nicht mehr mit Setzungen zu rechnen ist. Neben Rissen im Belag bei Untergründen mit Schwindverhalten können auch schwindungsfreie Untergründe (z. B.: Trockenestriche) Risse verursachen. Die auftretenden Spannungen sind nicht auf Verformungen der Unterkonstruktion durch Schwinden zurückzuführen, sondern auf Form-veränderungen der Konstruktion unter Verkehrslast. Gerade bei Modernisierungsarbeiten im Altbausektor wird häufig ein Fliesen- oder Plattenbelag auf einer Holzbalkendecke gewünscht. Die Spannungen zwischen den Schichten der Fußbodenkonstruktion sind vorprogrammiert. Die Schalung oder Dielung liegt in regelmäßigen Abständen auf den Balken auf, die freiliegenden Bereiche zwischen den Balken werden deutlich höher auf Druck und Zug beansprucht. Eine Ent-kopplungsmatte und auch der Dünnbettmörtel können die Längenänderungen aufnehmen, die Fliese oder Platte nicht. Je größer das gewählte Belagsmaterial, desto nachhaltiger treten diese Unterschiede zwischen den Schichten auf.

Bild 17.25: Spannungsriss auf Grund

der Geometrie Bild 17.26: Im Belag weiter führender Riss

d) Weitere Schadenursachen Oftmals unterschätzt, aber mit großer Wirkung bei der Entstehung von Schäden ist die falsche Materialauswahl bzw. -zusammenstellung. Eine gute Fachkenntnis vorausgesetzt, lassen sich Schäden leicht vermeiden. Unter Zeit- und Leistungsdruck (und auch Unkenntnis) wird in der Praxis jedoch relativ häufig die Schadensquelle unterschätzt. Neben der Verwendung von unge-eigneten Materialien (z. B.: zementhaltiger Dünnbettmörtel auf gipshaltigen Gipsuntergründen) sind der nicht fachgerechte Materialmix (d. h.: Arbeiten mit verschiedenen Produktherstellern

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620 17 Modernisieren einer Belagskonstruktion

17

innerhalb einer Belagskonstruktion) und das Nichtbeachten der Verarbeitungshinweise des Her-stellers (z. B.: Ruhezeiten, Wartezeiten, Verarbeitungstemperaturen, Mischungsverhältnisse) Ursache für spätere Belagsschäden. Im weitesten Sinn sind auch Gebrauchsspuren Grund für Schäden am Fliesen- und Plattenbelag. Dazu zählen Abnutzungen von Stufenvorderkanten, Abrieb von nicht beständigen Bodenbelägen (Marmor) und auch Verfärbungen.

17.3 Allgemeine Sanierungsmaßnahmen

In der Hauptsache kommen bei der Sanierung und Modernisierung von Fliesen- und Plattenbelä-gen zwei Arbeitsverfahren unabhängig von der Art des Bauteiles zur Anwendung. Die Entkopplung von Fliesenbelägen vom Untergrund spielt eine wichtige Rolle bei der Redu-zierung von Spannungen. Entkoppelt – also getrennt – werden soll die kraftschlüssige Verbindung von Estrich – Verlegemörtel – Fliesenbelag (Bild 17.27). Die Entkopplungsschicht verhindert die Folgen des Estrich- bzw. Betonschwindens. Wie schon in den Lernfeldern beschrieben, treten in der Zone zwischen Verlegemörtel und Belag Scherspannungen auf. In den frühen Jahren des flexiblen Dünnbettmörtels nahm man an, dass diese Spannungen durch den Dünnbettmörtel abge-baut werden können. Heute weiß man, dass nur eine Entkopplungsschicht eine absolut sichere Lösung für den Abbau der horizontalen Spannungen bietet. Insbesondere die bei historischen Sanierungen oder bei der Altbaumodernisierung vorliegenden kritischen Untergründe (Holzbal-kendecke, Lehmboden, alter Belag, gerissene Estriche, Mischmauerwerk) bedürfen einer sorgfäl-tigen Entkopplung. Neben der Reduzierung der Spannungen ergibt sich ein weiterer positiver Effekt aus der Verlegung von Entkopplungsmatten: Es ist dadurch möglich, größere Belagsflä-chen bewegungsfugenfrei zu verlegen. Gerade für die Rekonstruktion von Sakralbauten ist diese Möglichkeit ein wichtiger Aspekt für die originalgetreue Wiederherstellung. Allerdings sollte in diesem Anwendungsfall beachtet werden, dass diese Abweichungen von der DIN nicht für Ge-bäudetrennfugen gelten (diese müssen weiterhin an vorgegebener Stelle und in der vorgegebenen Breite übernommen werden) (Bild 17.28). Gleichzeitig sollte die ausführende Fliesenfirma die ausreichende Dimensionierung der Randfugen an die gewählte Feldgröße anpassen.

Bild 17.27: Entkopplung des Belages vom Untergrund

Page 639: Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, 2. Auflage

17.3 Allgemeine Sanierungsmaßnahmen 621

17

Bild 17.28: Entkopplung im Bereich einer Trennfuge

Zwei andere Probleme ergeben sich bei der Modernisierung von Belägen im Altbau: Einerseits besteht das Problem des Schallschutzes, insbesondere des Trittschallschutzes. Der neu verlegte, aber starre Fliesenbelag überträgt den Trittschall fast ungehindert in die darunter liegende Woh-nung. Die Gerichte mussten sich den vergangenen Jahren mit einer jährlich wachsenden Anzahl an Klagen wegen Lärmbelästigung durch Trittschall auseinandersetzen. Leider weisen nicht alle im Handel erhältlichen Entkopplungsmatten die geforderten Werte für die Trittschalldämmung aus – ein Indiz dafür, dass die Werte nicht erreicht werden können. Geregelt sind die Werte für den Schallschutz im Wohnungsbau in der DIN 4109 und sie sollen zwischen 53 dB und 46 dB (Dezibel) liegen.

Als Faustregel gilt für den Trittschallschutz: Die Minderung des Trittschalls um 10 dB ent-spricht in der Praxis einer Halbierung der gefühlten Lautstärke. Die Angaben auf den han-delsüblichen Produkten können mit dieser Faustregel verglichen werden. Der Fliesenleger sollte beim Kauf der Entkopplungsmatten darauf achten, dass die Matte nach EN ISO 140-8 zertifiziert ist.

Das zweite Problem der Altbausanierung liegt in der Beschaffenheit des Verlegeuntergrundes. Trotz der vielen positiven Eigenschaften der Entkopplungsmatte besitzt sie einen Nachteil: Sie kann keine vertikalen Spannungen aufnehmen. Dieses Vermögen wäre aber bei der Verlegung von Fliesen oder Platten auf einer Holzbalkendecken mit Dielen dringend notwendig. Die Dielen schwingen (vertikale Bewegung) bei jeder auftretenden Verkehrslast. In diesem Fall muss der Dielenboden zuerst stabilisiert werden, am besten mit Spanplatten. Alle Stöße, Randanschlüsse und Befestigungen müssen sorgfältig und fachgerecht ausgeführt werden. Unter diesen Umstän-den kann ein Bodenbelag aus möglichst klein- bis mittelformatiger Keramik oder Naturstein auf einer Entkopplungsmatte ausgeführt werden. Das Spachteln des Untergrundes dient zur Herstellung von ebenflächigen Untergründen an Wand und Boden. Für den Fliesenleger sind Spachtelmassen bei Sanierungsarbeiten unerlässlich: für das Herstellen der notwendigen Höhenlage bei Böden (Nivellieren), für das Erreichen eines optimalen Verlegegrundes im Wandbereich (Ebenflächigkeit), für das Herstellen eines Gefälles bzw. das Anarbeiten und Ausfüllen von Fehlstellen. Bei Arbeiten mit Spachtelmassen müssen verschiedene Aspekte berücksichtigt werden: – Der Höhenausgleich liegt in der Regel zwischen 3 bis 30 mm. Größere Differenzen können

durch abmagernde Quarzsandzugabe oder zweilagigen Auftrag (standfeste Masse) erreicht werden.

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– Spachtelmassen weisen Festigkeiten von ca. 30 N/mm2 auf, das ist unter allgemeinen Bedin-gungen ausreichend, weil die Spachtelschicht durch den darüber befindlichen Fliesenbelag nicht der punktförmigen Belastung ausgesetzt ist.

– Die Oberfläche der Spachtelmasse sollte ausschließlich für die Verlegung von Fliesen und Platten geeignet sein. Im Handel sind z. B. auch Spachtelmassen für die Verlegung von texti-len Bodenbelägen, Parkett und Laminaten erhältlich mit denen besonders glatte Oberflächen hergestellt werden können. Diese sind zwar „verlegefreundlich“, weil der Auftrag des Dünn-bettmörtels einfach ist, aber durch die glatte Oberfläche wird die Haftung des Kleber reduziert.

– Die Belegreife ist im Allgemeinen nach 8 bis 12 Stunden erreicht. Im Angebot sind auch Spachtelmassen, bei denen die Belegreife in extrem kurzer Zeit erreicht wird (2 bis 4 Stun-den). Im Zweifelsfall sollte sich der Fliesenleger im Fachhandel oder beim Technischen Bera-ter der Produktserie informieren.

– Wand- und Bodenspachtelmassen unterscheiden sich in ihrer Standfestigkeit. Wandspachtel-massen besitzen eine höhere Standfestigkeit. Sie können im Bedarfsfall ebenfalls zweilagig aufgetragen werden. Um Spannungsrisse durch die Schichtdicke zu verhindern, sollte die zweite Lage im Auftrag dünner sein als die erste Schicht.

Beim Herstellen der verarbeitungsfähigen Spachtelmasse muss unbedingt das angegebene Mischungsverhältnis beachtet werden. Eine häufig auftretende Nachlässigkeit durch den Flie-senleger ist das Anmachen der Spachtelmasse bis zur Fließfähigkeit, um ein einfaches Ein-bringen und Verteilen zu erreichen. Vordergründig scheint diese Lösung sehr praktisch, in der Endkonsequenz bedeutet sie jedoch neben langen Trocknungzeiten auch ein Ausschwemmen der organischen Bestandteile bei gleichzeitigen Absetzen der Füllstoffe – also einen Verlust der Festigkeit. Zu erkennen ist dieser Zustand an der marmorierten Oberfläche. In diesem Fall sind Bedenken anzumelden!

17.4 Rekonstruktion, Restaurierung und Modernisierung von Bodenbelägen

An exemplarischen Beispielen sollen nachfolgend das Schadensbild, die Schadensursache sowie notwendige Sanierungsmaßnahmen beschrieben werden.

Fall 1: Schwimmender Estrich Schadensbild: Auf einer Fläche von ca. 85 m2 wurde ein Schwimmender Zementestrich normge-recht hergestellt. Nach drei Wochen verlegte der Fliesenleger darauf ca. 8 mm dicke Steinzeug-fliesen im Rosenspitzmuster. Nach ca. einem Jahr wurden im Fliesenbelag geradlinig verlaufende Risse und unregelmäßig verlaufende Risse sichtbar. Schadensursache: Die Belegreife des Zementestrichs war nach drei Wochen nicht erreicht. Pro 1 cm Schichtdicke benötigt der Estrich zum relativen Abschluss des Schwindens eine Woche. Für einen 4,5 cm dicken Estrich beträgt der Zeitraum damit 4 bis 5 Wochen. Bei der Schadenskartie-rung entnommene Proben des Estrichs wiesen Estrichdicken im Bereich von 4 cm bis 6,5 cm auf. Unter diesen Umständen hätte der Fliesenleger erst nach 6 Wochen mit den Belagsarbeiten begin-nen dürfen. Außerdem lag kein Feuchtigkeitsmessprotokoll vor (maximale Restfeuchte 3 %). Durch das nachträgliche Schwinden des Estrichs entstanden innerhalb des Musterbelages unre-gelmäßige Risse, da die massiven Spannungen durch das Schwinden nicht mehr alleinig durch die Belagsfugen des Rosenspitzmusters aufgenommen werden konnten. Die unterschiedlichen Est-richdicken führten zu gegenläufigen Spannungen innerhalb der Estrichschicht, die Rissweiten bis zu einem Millimeter hervorriefen.

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Die geradlinig verlaufenden Risse lassen sich auf das Nichtbeachten bzw. Nichtübernehmen der Estrichfugen zurückführen. Die starre „Überfliesung“ der Estrichfugen verhinderte den Span-nungsausgleich. Der Fliesenleger hat die Estrichfugen nicht lagegetreu übernommen, weil die Fugen nicht mit den Belagsfugen des Rosenspitzmusters übereinstimmten. Sanierung: Für den Fall, dass ausreichend Fliesen für einen möglichen Reparaturbedarf zur Ver-fügung stehen, können die schadhaften und losen Fliesen ausgetauscht werden. Vorraussetzung für den Austausch ist jedoch eine ausreichende Trocknung des Estrichs – eine Prüfung der Beleg-reife eingeschlossen. Die Bewegungsfugen sollten im Zuge des Fliesenaustausches nachträglich in den Belag übernommen werden, auch unter Berücksichtigung der Tatsache, dass Fliesen des Rosenspitzmusters dafür geschnitten werden müssen. Kann diese Lösung nicht realisiert werden, muss der gesamte Bodenbelag abgestemmt werden. Anschließend sind die Unebenheiten mit einer Spachtelmasse auszugleichen und nach der erfor-derlichen Trocknungszeit eine Entkopplungsmatte zu verlegen. Die Matte ist sowohl druckbelast-bar als auch spannungsausgleichend und wirkt zugleich rissüberbrückend. Bei sorgfältiger Mate-rialauswahl wäre durch den Einbau der Entkopplungsmatte eine dehnungsfugenfreie Verlegung möglich. Der gewählte Verlegemörtel muss der Flexmörtelrichtlinie entsprechen: hochvergüteter flexibler Dünnbettmörtel und flexible Fugenmasse. Fall 2: Schwimmender Estrich Schadensbild: Nach der Verlegung von großformatigen Platten auf einem Schwimmenden Es-trich traten im Laufe eines Jahres Risse auf, deren Anzahl und Rissweite zunahmen. Schadensursache: Nach der Aufnahme der gerissenen Platten bzw. der Platten im Riss- und Wandanschlussbereich wurde festgestellt, dass sich die Risse im Estrich mit teilweisen Höhenver-satz fortsetzten. Der Estrichaufbau, die Festigkeit der Lastverteilungsschicht und der Einbau des Randdämmstreifens und der Abdeckfolie (kein Hinterlaufen von Feuchtigkeit oder beim Einbrin-gen des Estrichs möglich) entsprachen den normativen Vorgaben. Technische Mängel konnten damit ausgeschlossen werden. Nach der Überprüfung des Bauablaufes wurde festgestellt, dass bereits zwei Wochen nach der Herstellung des Estrichs die Platten im Dünnbett verlegt wurden. Der Schwindvorgang des Est-richs war keinesfalls abgeschlossen. Ein Protokoll zur Prüfung der Belegreife lag nicht vor. Sanierung: Der gesamte Bodenbelag wurde ausgebaut, weil keine Platten zum Austausch zur Verfügung standen und die verwendeten Platten beim Kauf als Restposten erworben wurden. Nach der Reinigung der Estrichoberfläche wurden die Risse fachgerecht mit Reaktionsharz und Estrichklammern saniert. Im Anschluss wurde ein Ausgleich aus einer flexiblen Masse einge-bracht und nach der notwendigen Trocknungszeit eine Grundierung aufgetragen. Nach Abschluss der Untergrundsanierung wurde ein neuer Bodenbelag hergestellt. Für später eventuell notwendi-ge Reparaturarbeiten wurden mehrere Quadratmeter der Platten zusätzlich gekauft. Beispiel 3: Fußbodenheizung Schadensbild: Während der ersten Heizperiode stellte der Bauherr bei einem beheizten Fußboden im Bereich des Wandanschlusses Fugenabrisse fest. Der Plattenbelag war teilweise gerissen und großflächig aufgewölbt. Schadensursache: Der Sachverständige konnte keine Technischen Mängel am Heizestrich und am Plattenbelag feststellen. Demzufolge musste die Ursache im Technologischen Ablauf liegen. Auf dem Estrich wurde 16 Tage nach dem Einbau die Fliesenverlegung vorgenommen. Fast zeit-gleich erfolgte nach dem Einbau der Fußbodenheizung der Probelauf der Anlage. Die Anlage wurde in Betrieb genommen. Diese Beschreibung bestätigt, dass kein fachgerechtes Auf- und Abheizen nach Heizprotokoll vorgenommen wurde, dass der Estrich zu früh belegt wurde und der

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Dünnbettmörtel nicht aushärten konnte, weil die Fußbodenheizung unmittelbar nach dem Verle-gen in Betrieb ging. Die verdunstende Feuchtigkeit aus Estrich und Kleber erzeugte einen hohen Dampfdruck unter dem Fliesenbelag und führte zur konvexen Verformung der Estrichplatte, be-gleitet von großen Schwindmaßen, die nicht von der Belagsfläche aufgenommen werden konnten. Diese Situation führte zur Aufwölbung des Plattenbelages und zum vollflächigen Lösen des Bela-ges vom Estrich. Sanierung: Der gesamte Belag wurde entfernt, der Estrich fachgerecht saniert (Risssanierung) und sicherheitshalber ein Aufheizen der Estrichschicht nach Heizprotokoll sowie eine anschlie-ßende Prüfung der Belegreife vorgenommen. Nach fachgerechter Grundierung konnte mit den Bodenbelagsarbeiten begonnen werden. Fall 4: Großküche Schadensbild: In einer Hotelküche mit mehreren Fußbodenentwässerungen und Rohrdurchfüh-rungen kam es nach kurzer Nutzungszeit zu Feuchtigkeitsschäden im darunter liegenden Raum (Hallenbad) im Bereich der Rohrdurchführungen und an den Wänden. Schadensursache: Obwohl vom Fliesenleger kein gleichmäßiges Oberflächengefälle hergestellt wurde, teilweise ein Kontergefälle zur Wand bestand und die Randfuge zur Wand nicht vollfugig mit Silikon-Dichtstoff gefüllt waren diese Ausführungsfehler nicht die Ursache für die Feuchtig-keitsschäden. Die Abdichtungsmaßnahmen wurden von einer Spezialfirma ausgeführt und konnten vom Flie-senleger nicht überprüft werden, da die zweilagige Bitumenschweißbahn bereits mit einem Schutzestrich abgedeckt war. Durch Aufstemmen im Wandbereich wurde festgestellt, dass keine durchgängige Aufkantung der Abdichtung im Wandbereich von mindestens 10 cm existiert und zum Teil der Abstand der Abdichtung von der Wand 10 mm betrug. An den Rohrdurchführungen wurde versucht, die Abdichtung mittels Klebeflanschstumpf anzuschließen. Sanierung: Alle Wandanschlüsse mussten im unmittelbaren Bereich zwischen Wand und Boden aufgestemmt werden, zuzüglich aller FE-Bereiche und Rohrdurchführungen. Anschließend wurde mit großem Aufwand die Aufkantung der Abdichtung nachgearbeitet, wobei der Anschluss zur bereits vorhandenen Abdichtung besonders sorgfältig ausgeführt werden musste. Die Rohrdurchführungen und Fußbodenentwässerungen wurden mit einer Fest- und Losflansch-konstruktion ausgerüstet, mit denen ein sickerwasserdichter Anschluss möglich ist. Die aufgestemmten Bereiche konnten nachfolgend neu verfliest werden. Insgesamt entstand eine sehr aufwendige Sanierungsmaßnahme. Fall 5: Natursteinboden Schadensbild: Im letzten Jahr wurden Bodenbelagsarbeiten in einem Kaufhaus ausgeführt. Auf dem Bodenbelag aus hellem Granit befinden sich jetzt braune streifenförmige Verfärbungen. Schadensursache: Die Schuldfrage ließ sich einige Zeit nicht eindeutig klären. Der Naturstein-händler sollte zuerst verantwortlich gemacht werden, weil Granite mit höheren Anteil an Dunkel-glimmer oder Schwefelkies leicht zum Rosten neigen. Jedoch wurde in anderen Etagen das glei-che Material verlegt und weist keine Verfärbungen auf. Da die betroffenen Flächen maschinell gereinigt wurden, geriet auch die Reinigungsfirma in Verdacht. Dieser konnte schnell entkräftet werden, denn alle verwendeten Produkte und Maschinen besaßen die Eignung für Natursteinbelä-ge. Daraufhin beschloss die Kaufhausleitung, einige verfärbte Platten aufnehmen zu lassen und stellte dabei fest, dass der Estrich deckungsgleich verfärbt war. Schlussfolgernd untersuchte man die Estrichbewehrung, eine nichtstatische Stahlmatte (N-Matte) im schadhaften Bereich. Die

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Überdeckung betrug 5 mm. Durch eindringende Feuchtigkeit aus Nutzung und Reinigung begann der Stahl an den betroffenen Stellen zu rosten und verfärbte damit den Estrich und die Platten. Sanierung: Da gleiche Platten noch beschaffbar waren, wurden die von den Rostverfärbungen beeinträchtigten Stellen bis zur nichtstatischen Bewehrung frei gestemmt. Der Stahl wurde entros-tet, mit Korrosionsschutzmittel behandelt und mit Betonspachtel auf Epoxidharzbasis verspach-telt. Anschließend wurden die Austauschplatten verlegt. Der Estrichhersteller trug die Sanierungskosten, da für den Fliesenleger bei der Bauaufnahme bzw. bei Arbeitsbeginn der Schaden nicht unmittelbar erkennbar war.

Hätte die Bewehrungsmatte direkt an der Estrichoberfläche gelegen, wäre der Fliesenleger verpflichtet gewesen, Bedenken anzumelden. Auch so genannte Stahlfaserbetone können zum Durchrosten neigen, ebenso gehören ver-meintlich geringfügige Abfälle wie Kronenkorken, Nägel oder Zigarettenkippen nicht auf die Rohdecke oder in den Estrich!

Fall 6: Natursteinboden Schadensbild: Ein Marmorboden in einer exklusiven Einkaufspassage wurde mit verschiedenfar-bigen Mustern ausgeführt. Ein Jahr nach der Eröffnung wies der Boden neben starken Gebrauchs-spuren sichtbare Schäden auf. Die stark geäderten Platten, besonders alle grünen, roten und schwarzen Platten, verzeichneten Auswaschungen und Ausbrüche der dunklen Adern. Schadensursache: Die mehrere hundert Quadratmeter große Fläche wurde maschinell gereinigt. Die intensive Reinigung mit rotierenden harten Bürsten und entsprechenden Reinigungsmitteln führte zu den beschriebenen Schäden. Eine schonendere Handreinigung stand in Anbetracht der Größe der Belagsfläche nicht zur Diskussion.

Bild 17.29: Schäden bei Natursteinen

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Sanierung: Alle großen und sichtbaren Ausbrüche wurden sorgfältig ausgespachtelt und die gesamte Fläche einschließlich der Fugen durch Kalzinieren chemisch verfestigt. Der natürliche Charakter des Marmors wurde zwar stark beeinträchtigt, aber nur so konnten weitere Schäden durch eine jetzt harte und abriebfeste Oberfläche verhindert werden.

Natursteinbeläge sind Platten mit variierenden Eigenschaften und vielfältigen Farbnuancen. Innerhalb der Steinstrukturen gibt es darüber hinaus Bereiche größerer und geringerer Härte. Dadurch entstehen Farb- und Strukturunterschiede in einer Belagsfläche, im Gegensatz zu keramischen Bodenbelägen sind Natursteinböden inhomogene Beläge. Ebenso sind die Gebrauchsspuren deutlicher erkennbar, machen aber nicht selten das Beson-dere eines naturbelassenen Bodens aus.

Fall 7: Cottoplatten Schadensbild: Auf einem Boden aus Cottoplatten in der Eingangshalle eines Fitness-Studios entstand einige Monate nach der Verlegung und Imprägnierung der Platten durch einen Fachbe-trieb ein weißer Belag auf der Plattenoberfläche. Schadensursache: Obwohl ein Dünnbettmörtel auf Portlandpuzzolanzement-Basis verwendet wurde, trat das Anmachwasser aus dem Mittelbettmörtel in die Platten und löste auf diesem Weg Kalkbestandteile aus den Cottoplatten. Diese setzten sich als weißer Belag an der Oberfläche der Platten ab. Außerdem wurde die Belagsfläche zu früh der End- bzw. Nachbehandlung unterzogen. Sanierung: Der gesamte Bodenbelag musste mit Spezialmitteln gereinigt und entwachst werden. Anschließend folgte eine ausreichend kalkulierte Trocken- und Ruhezeit der Belagsfläche. Weite-re Ausblühungen traten in diesem Zeitraum auf und wurden durch Absäuern entfernt. Dieser Vorgang kann unter Umständen durch sich wiederholende Ausblühungen über mehrere Wochen andauern. In diesem Fall waren nach drei Wochen keine Ausblühungen mehr erkennbar und die Endbehandlung des Cottobelags konnte ausgeführt werden.

Ausblühungen auf Böden oder an Fassaden sind im eigentlichen Sinn keine Bauschäden, so-fern keine anhaltende Feuchtigkeitswanderung an die Belagsoberfläche durch z. B. schadhaf-te Abdichtungen geschieht.

Fall 8: Balkonbelag Schadensbild: Auf einem Balkon waren nach 3 Jahren der intensiven Nutzung größere Belags-schäden in Form von Rissen und kraterförmigen Absprengungen der matt glasierten Keramikplat-ten aufgetreten. In der Folge waren auch die Fugen stark beschädigt und stellenweise der Fugen-mörtel heraus gebrochen (Bilder 17.30–17.33). Schadensursache: Nach gründlicher Recherche durch den ausführenden Fliesenleger konnte die Frostbeständigkeit des Plattenmaterials nachgewiesen werden. Jedoch sollte auf die Verlegung glasierter Platten im Außenbereich verzichtet werden, da die dampfdichte Glasur keine Diffusion von innen nach außen zulässt. Nach Entfernung der im Dickbett verlegten Platten wurde erkenn-bar, dass die Abdichtung in Form einer zweilagigen Bitumenschweißbahn ohne Gefälle zur Bo-denentwässerung verlegt wurde und die Bodenentwässerung den höchsten Punkt der Abdich-tungsebene darstellte!

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Bild 17.30: Addition verschiedener Schäden Bild 17.31: Ausblühungen in den Belagsfugen

Bild 17.32: Ausblühungen und Absprengungen Bild 17.33: Zerstörter Belagsuntergrund

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Neben dem fehlenden Gefälle war die Abdichtung nicht eben verklebt. Sie wies in der Fläche Falten auf und die Bahnenstöße bildeten dicke Wülste, weil sie direkt übereinander angelegt wur-den. Deshalb konnte das Sickerwasser nicht über die Abdichtung in die Balkonentwässerung abgeleitet werden. Unabhängig davon wurde auch ein falscher Ablauf (ohne Öffnungen) in die Abdichtungsebene eingebaut. Es führten also mehrere Ursachen zu den Frostschäden. Da die Abdichtung durch eine Dachdeckerfirma ausgeführt wurde, berief sich diese auf die Flach-dach-Richtlinie. Nach dieser dürfen bituminöse Flachdächer auch eben – also ohne Gefälle – ausgeführt werden. Erstens ist dieser Fall vertraglich zu vereinbaren und zweitens nicht auf Bal-konabdichtungen anwendbar. Der Fliesenleger verletzte seine Prüfungspflicht des Untergrundes. Anderenfalls hätte er unweigerlich Bedenken anmelden müssen bzw. den Auftrag nicht annehmen dürfen. Sanierung: Auf Grund der gravierenden Baufehler musste der Schichtenaufbau bis auf die Stahl-betonplatte entfernt werden. Der gesamte Belagsaufbau wurde jetzt in die Hand eines Fliesenle-ger-Fachbetriebes gelegt. Fachgerecht wurde ein Schnellestrich mit ebenem Gefälle zum Ablauf angelegt und gleichzeitig eine Bodenentwässerung mit Dichtungsflansch höhengerecht eingebaut. Als Abdichtung wurde eine Verbundabdichtung der Feuchtigkeitsbeanspruchungsgruppe B 0 hergestellt. Die örtlichen Gegebenheiten ließen allerdings durch die fachgerechte Konstruktionshöhe (Gefäl-leestrich) nicht zu, die seitlichen Abdichtungsanschlüsse im Bereich der Balkontür mit dem Min-destmaß von 15 cm auszuführen. Alternativ baute die Fliesenlegerfirma im Türbereich eine Flach-rinne mit Gitterrost ein, die über eine Drainage (15 mm hoch) entwässert wird. Flachere Draina-geschichten wurden bewusst nicht verwendet, weil die Gefahr der Verstopfung durch Schmutz und Kalkablagerungen zu groß wäre. Außerdem passen sich flache Drainageschichten sehr flexi-bel dem Untergrund und damit eventuellen Unebenheiten an, was zu Wasseransammlungen führt, die sich im gesamten Querschnitt der Drainage ausbreiten. Im Frostfall führt der Eisdruck zu Frostschäden. Über der Drainageschicht verlegte der Fliesenleger in einem flexiblen Dünnbettmörtel der Klassi-fizierung C 2 unglasierte Klinkerplatten und verfugte diese nach der Austrocknung des Belages mit einem Wasser abweisenden Fugenmörtel. Fall 9: Mosaikboden Schadensbild: Ein Mosaikboden mit Gebrauchsspuren, Rissen und Absenkungen soll weitestge-hend erhalten werden. Schadensursache: Vielfältige Einflüsse, wie starke Verkehrslasten, Absenkungen durch starke oder ungleichmäßige Belastungen oder einen ungünstigen Untergrund, Wasserbelastung durch undichte Dachkonstruktionen in Verbindung mit Frost bis zu unbedachten, willkürlichen Zerstö-rungen durch nachträgliche Ein- oder Umbauten können die Ursachen für Mosaikschäden sein. Sanierung: Zunächst wird der Mosaikboden sorgfältig mit reinem Wasser gereinigt. Der gesamte Boden wird in Einzelfelder eingeteilt, nummeriert und ein Rasterplan angefertigt. Die Lage der Felder richtet sich entweder nach dem Rissverlauf oder nach dem Muster. Danach wird die Fläche gründlich getrocknet. Zur Unterstützung des Trockenprozesses können Heißluftgeräte oder Pro-panbrenner herangezogen werden. Danach wird ein tragfähiges Vlies auf das entsprechende Feld mit Dispersionsklebstoff vollflächig aufgeklebt. Nach der Trocknung wird mit Meißeln (verschie-dene Breiten und Formen – je nach Bedarf) die Feldfläche mit einem Teil des Verlegemörtels abgestemmt. Die Größe der gelösten Fläche ist durch den Meißel begrenzt. Ist eine Teilfläche gelöst, wird sie auf eine feste Unterlage gezogen und in die Werkstatt transpor-tiert.

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17.4 Modernisierung von Bodenbelägen 629

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Eine andere Möglichkeit bietet das Aufrollen von Teil- oder ganzen Mosaikflächen auf eine Rolle mit einem Durchmesser von ca. 1 m. Zunächst wird so verfahren, wie bereits beschrieben. Dann wird ein ca. 30 cm breiter Streifen auf einer Länge frei gestemmt, die der Rollenbreite entspricht. Das freie Mosaikstück wird auf der Rolle fixiert (Tacker). Der nachfolgende Ablauf wiederholt sich, in dem abwechselnd ein Stück Mosaikboden frei gestemmt und sofort aufgerollt wird. In der Werkstatt werden die Mosaikstücken abgerollt und auf stabile Platten gelegt, befestigt und auf der Rückseite gereinigt. Anschließend wird die Rückseite mit einem Dispersionsmörtel abge-spachtelt. Nach dessen Aushärtung wird eine ca. 2 mm dicke Epoxidharzschicht aufgetragen und in diese eine leichte Gitterfläche (z. B.: Aluminium) mit einer Querschnittsfläche von ca. 10 mm eingedrückt. Nach der Aushärtung kann die Mosaiktafel gedreht und weiter bearbeitet werden. Zunächst wird das auf der Vorderseite aufgebrachte Gewebe mit lauwarmem Wasser oder Lösungsmitteln ent-fernt. Danach beginnt die eigentliche Rekonstruktion oder Restaurierung des Mosaikes. Eine Rekonstruktion mit dem Ziel, den originalen Zustand in Form und Farbe zu erreichen, ist kaum möglich, da weder Keramiken in gleicher Farbe, noch Natursteine in identischer Farbe und Struktur beschaffbar sein werden. Empfehlenswert ist unter diesen Gegebenheiten eine deutliche Abgrenzung der Ergänzungen von den ursprünglichen Teilen. Fall 10: Modernisierung kritischer Untergründe Zu den kritischen Untergründen zählen alle Untergründe, die nicht der DIN 18 157, Teil 1 ent-sprechen. Für die Beurteilung sind Ebenflächigkeit, Tragfähigkeit, Rissfreiheit, Oberflächenfes-tigkeit und Verschmutzungsfreiheit ausschlaggebend. Demzufolge ordnen sich alle Mischunter-gründe, stark gerissene Estriche, Holzdielen usw. in die Kategorie „kritische Untergründe“ ein. Generell stehen zwei Möglichkeiten der Verlegung von Fliesen und Platten zur Auswahl: mit einer vollständigen Entkopplung des Belages vom Untergrund und eine Verstärkung der tragen-den Deckenkonstruktion. Beide Möglichkeiten entsprechen dem Stand der Technik, aber nicht den anerkannten Regeln der Technik. Der Fliesenleger sollte in solchen Fällen die weitere Vorge-hensweise mit dem Bauherrn abstimmen und gegebenenfalls schriftlich vereinbaren. Im Allgemeinen gilt: Auf dem gründlich gereinigten und bei Bedarf mit einer Ausgleichsmasse geebneten Untergrund wird die Entkopplungsmatte verlegt. Die Verlegung kann lose verlegt oder mit Dünnbettmörtel fixiert werden. Nach ca. 3–12 Stunden (Herstellerangabe) kann der Fliesenleger die Fliesen oder Platten direkt auf der Entkopplung verlegen. Besondere Sorgfalt ist allerdings bei der Vorbereitung eines Dielenfußbodens auf einer Holzbal-kendecke notwendig. Die Durchbiegung der Decke darf höchstens 1/300 der Länge betragen. Zunächst müssen Altanstriche, Kleberreste oder Wachsschichten und die umlaufenden Fußleisten entfernt werden. Anschließend müssen lose Dielen fest mit den Holzbalken verschraubt werden. Eventuell vorhandene Risse sind mit Spachtelmassen zu schließen. Der umlaufende Spalt zwi-schen Dielung und angrenzenden Wänden muss ebenfalls verschlossen werden, am günstigsten mit einem Randdämmstreifen. Dieser sollte nach dem Einbau noch über eine ausreichende Höhe verfügen (vgl. Lernfeld 8 – bis OKFF). Nach Abschluss dieser Vorbereitungsarbeiten stellt der Fliesenleger mit einer speziellen Ausgleichsmasse einen ebenen Untergrund her. Probleme können in öffentlichen Gebäuden durch die erhöhte Belastung entstehen. Die vermehrt auftretenden Punktlasten führen unter Umständen durch Zusammendrücken zum Brechen der Entkopplungsmatten. Deshalb sollten in diesen Bereichen (Verkehrslast 3,5 KN/m2) möglichst dünne Entkopplungsmatten verwendet werden.

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Die gewählten Fliesen oder Platten müssen eine ausreichende Biegefestigkeit von mindestens 27 N/mm2 und eine Bruchlast von mehr 1500 N aufweisen. Belagsmaterialien mit einer Dicke von mindestens 8 mm erfüllen im Allgemeinen diese Forderung. Zur optimalen Lastverteilung eignen sich Fliesen und Platten mit ca. 20 cm Kantenlänge.

17.5 Rekonstruktion, Restaurierung und Modernisierung von Wandbelägen

Fall 1: Belag aus Spaltplatten Schadensbild: Die großflächige Außenwand innerhalb der Abfüllanlage einer Brauerei wurde in den 70 er Jahren des letzten Jahrhunderts mit glasierten Spaltplatten verkleidet. Traditionell wur-den die Platten im Dickbett verlegt. Mittlerweile weisen die Platten an vielen Stellen Risse auf. Ungefähr 1/3 der Fugen sind so weit geschädigt, dass größere Mengen Feuchtigkeit (erhöhte Luftfeuchtigkeit, Spritz- und Brauchwasser) eindringen können. Schadensursache: Die Abmessungen des Gebäudes und Mängel bei der Ausführung der Boden-platte und Fundament führten zu Setzungen im Untergrund. Diese wurden noch begünstigt durch die schweren Tanks mit ihren punktförmigen Lastabtragungen, durch rotierende Maschinen und zeitweise erhöhte Verkehrslasten. Neben der Aufschüsselung des Bodens kam es zum Abreißen der Dehnungsfugen und zum Reißen der Lagerfugen in der Belagsfläche. Die produktionsbeding-ten hohen Feuchtigkeitswerte, starke chemische Reinigungsmittel und partiell unterschiedliche Temperaturzonen (Waschanlage, Verpackung) ermöglichten das Eindringen von Wasser über die Belagsfugen in die Konstruktion. Die im Scherben und den dahinter liegenden Schichten gespei-cherte Feuchtigkeit konnte nicht austrocknen. In Verbindung mit Frost wurde die Außenwand noch stärker beansprucht. Sanierung: Hohl liegende Platten und loser Fugenmörtel wurden entfernt. Die Leerflächen wur-den angenässt und mit einem Mörtel MG III ausgefüllt und gut verdichtet. Die Oberfläche wurde rau belassen. Mit einer Spachtelung konnte dieser Arbeitsgang nicht durchgeführt werden, weil die Dicke der Spaltplatten 1,5 cm und die des Ansetzmörtels 2,4 cm betrug. Nach der Erhärtung der Mörtelfelder wurde die gesamte Wandfläche gründlich gereinigt, mit einer Haftbrücke verse-hen und abgespachtelt, um eine ebenen Belagsuntergrund zu erhalten. Anschließend wurde eine spezielle Grundierung für die Anforderungen „Fliese auf Fliese“ aufgetragen. Nach der notwendi-gen Trocknungszeit wurde eine mit hydraulischen Dünnbettmörtel fixierte Entkopplungsmatte aufgebracht und mit Dübeln am tragenden Untergrund verankert. Die Matte stellte den Ansetz-untergrund, auf dem anschließend die gewählten Spaltplatten im „Kombinierten Verfahren“ ver-legt werden konnten. Fall 2: Fassade Schadensbild: Die Fassade eines Bürogebäudes (Bild 17.34) wurde mit großformatigen Beton-elementen verkleidet, die auf der Außenseite mit unglasierten Klinkerplatten belegt wurden. Die Fugen wurden mit bitumenhaltigen Schaumkunststoffprofilen (Bändern) an Stelle von herkömm-lichem Fugenmörtel auf Zementbasis geschlossen. Im Fugenbereich sind auf der gesamten Fassa-denfläche starke schwarze Verfärbungen zu erkennen. An einigen Stellen sind die Fugenbänder heraus gefallen. Besonders im Bereich der waagerechten Plattenfugen sind deutliche Frostschäden sichtbar. Einige der Betonplatten sind nach außen gewölbt. Eine Untersuchung mit der Wärme-bildkamera ergab, dass die Wärmedämmung im oberen Bereich des Geschosses gegen Null läuft.

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17.5 Modernisierung von Wandbelägen 631

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Bild 17.34: Fassade Schadensursache: Die Verfärbungen im Fugenbereich entstanden durch witterungsbedingtes Auflösen der Fugenbänder und damit eindringendes Bitumen in die Plattenscherben. Die Frost-schäden sind auf das durch die zurückspringenden und nicht geschlossenen Fugen eindringende Niederschlagswasser zurückzuführen. Die Verwölbung der Betonplatten geschah durch die Eigen-last und durch nicht ausreichende Aufhängung an der Tragkonstruktion. Da das Wärmedämmma-terial aus Mineralfaser durch die schadhaften Fugen durchfeuchtet wurde und gleichzeitig nicht ausreichend verdübelt war, rutsche die gesamte Dämmschicht bis auf die jeweilige Geschossebe-ne zusammen. Sanierung: Auf Grund der vielfältigen Schäden war es kaum möglich, eine neue Fassadenkon-struktion vorzuhängen. Der jetzt bestehende Hohlraum mit den Resten der Dämmung würde zu unkontrollierter Tauwasserbildung führen. Durch die Verwölbung der Fassadenplatten sind die statischen Verhältnisse nicht kalkulierbar. Die Fassadenplatten mussten entfernt werden, die nicht funktionsfähige Dämmung ebenfalls. Als neue Fassadenkonstruktion wurde eine den Anforde-rungen den Energieeinsparverordnung entsprechende Konstruktion im Wärmedämmverbundsys-tem gewählt. Alternativ wäre eine Ausführung als leichte Vorhangfassade möglich gewesen. Fall 3: Historischer Belag Schadensbild: Bei der Rekonstruktion und Restaurierung eines Schlosses fanden die Fachleute der Denkmalpflege hinter einer im Jahr 1965 angebrachten Wandverkleidung noch originale Flie-senbeläge aus der Zeit der Errichtung des Schlosses im 19. Jahrhundert. Der Wandbelag wies durch die nicht sachgerechte Behandlung und fehlende Pflege über viele Jahrzehnte erhebliche Schäden und Fehlstellen auf. Nach der Bauaufnahme kartierten die Denkmalpfleger alle Schäden der historischen Bausubstanz.

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632 17 Modernisieren einer Belagskonstruktion

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Sanierung: Die Wandbeläge wurden zuerst gesichert und dokumentiert (Bild 17.35). Anschlie-ßend wurde die gesamte Fläche sorgfältig gereinigt und auf Haftfestigkeit und Vollfugigkeit un-tersucht. Lose Fliesen werden sorgfältig entfernt und mit Reparaturmörtel wieder eingesetzt. Die fehlende Fugenhaftung wurde durch Auskratzen der Reste (Achtung: Beschädigungen der vorhan-denen Fliesen durch metallische und spitze Werkzeuge vermeiden!) und anschließende komplette Verfugung der Belagsfläche wieder hergestellt. Unbedingt waren für die Wahl des entsprechen-den Farbtones der Fugenmasse Probemischungen erforderlich, weil die vorhandenen Belagsfugen durch ihre jahrelange Beanspruchung den Farbton verändert haben und bei Nichtbeachtung dieser Tatsache starke Kontraste an den Übergängen zwischen Alt und Neu entstehen können. Die weitere Vorgehensweise unterscheidet sich durch die Wahl der Sanierungsmaßnahme. Bei einer Restaurierung bleibt es bei der Sicherung des vorhandenen Wandbelages wie bereits beschrieben. Fehlende Fliesen werden nicht ersetzt. Soll die Wandfläche rekonstruiert, also wieder hergestellt, werden, müssen die zu ersetzenden Fliesen nachgefertigt werden. Das Verlegen der Fliesen erfolgt nach der Vorbehandlung der Fehl-stellen nach Möglichkeit mit einem Dünnbettmörtel, der sich durch eine hohe Standfestigkeit und Flexibilität auszeichnen sollte, um den Erfordernissen der örtlichen Gegebenheiten gerecht zu werden (Mörtelbettdicke, unterschiedliche Verlegeuntergründe und -materialien, unterschiedliche Rohstoffzusammensetzung und Herstellung der Fliesen). Die Entscheidung, welche Sanierungsvariante gewählt wird, treffen Architekt, Planer und Auf-traggeber in unmittelbarer Zusammenarbeit mit der zuständigen Denkmalschutzbehörde.

Bild 17.35: Historischer Fliesenbelag

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17.6 Aufgaben und Projekte 633

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17.6 Aufgaben und Projekte

17.6.1 Projekte zur Informationsbeschaffung

Projekt 1: Prüfungsvorbereitung Handlungsziel: Zusammenstellen einer Arbeitsunterlage zur Prüfungsvorbereitung. Pro Lernfeld soll eine DIN-A4-Seite mit den wichtigsten Informationen angefertigt werden. Vorgehensweise: 1. Teilen Sie die einzelnen Arbeitsgruppen eigenständig ein! Achten Sie dabei auf Umfang der

Arbeiten und Leistungsvermögen! 2. Legen Sie grundlegende Standards des Layouts und alle weiteren Regeln fest, z. B.: kein Aus-

druck aus dem Internet, alle Skizzen und Zeichnungen mit Bleistift, Form der Texte, Umfang (Seiten, Zeit), zulässige Arbeitsmittel usw.

3. Einigen Sie sich über die Bewertungsmaßstäbe! Bilden Sie eine Jury mit einem Mitglied aus jeder Gruppe!

4. Teilen Sie die Aufgaben innerhalb Ihrer Gruppe ein! 5. Fertigen Sie Ihre Aufzeichnungen so an, dass die Unterlagen in kopierfertiger Form sind und

anschließend Ihren Mitschüler in der gesamten Mappe zur Verfügung gestellt werden können. 6. Präsentieren Sie Ihre Arbeitsergebnisse! Hinweis: Bei Bedarf können auch die Abschnitte Vertragsrecht, Gestaltung, Unfallschutz, Mate-rialkunde mit einbezogen werden! Projekt 2: Baustilkunde Handlungsziel: Zusammenstellen einer Übersicht über die Baustile in Form einer Mappe mit Skizzen und Fotos. Vorgehensweise: Diese erfolgt analog den Empfehlungen aus Projekt 1. Änderungen oder Ergän-zungen können in den Gruppen eigenständig vorgenommen werden! Hinweis: Belegen Sie Ihre Ausführungen mit Beispielen und Fotos aus Ihrer Stadt oder Umge-bung!

17.6.2 Projekte

Projekt 1: Einfamilienhaus Schadensbild: In einem Einfamilienhaus wurde von Ihnen im Wohnbereich auf einer 50 m2 gro-ßen Fläche ein Fliesenbelag (Feinsteinzeug 33 × 33 × 1) auf einer Warmwasser-Fußbodenheizung verlegt. Nach 15 Monaten lösen sich jetzt teilweise die Fliesen in unterschiedlichen Bereichen des Wohnbereiches. Durch Abklopfen stellen Sie bei der Besichtigung fest, dass ca. 80 % der Fliesen hohl liegen. Schadensursache: Der vom Kunden eingeschaltete Gutachter ermittelte Sie zweifelsfrei als Ver-ursacher des Schadens und sendet Ihnen das Gutachten zu. Handlungsziele: 1. Wie lautet der Inhalt des Gutachtens? 2. Erklären Sie dem Kunden, unter welchen Umständen es zu diesem Schaden kommen kann! 3. Schlagen Sie ein Sanierungskonzept vor! 4. Kalkulieren Sie das benötigte Material und den erforderlichen Zeitaufwand! 5. Welche Konsequenzen ziehen Sie für Ihre weitere berufliche Arbeit?

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634 17 Modernisieren einer Belagskonstruktion

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Projekt 2: Natursteinboden Schadensbild: In einem repräsentativen Badezimmer wurde der Bodenbelag aus Carraramarmor ausgeführt. Nach einiger Zeit entstanden auf der gesamten Belagsfläche streifenförmige Verfär-bungen innerhalb der Platten. Im Plattenrandbereich waren außerdem dunkle Verfärbungen sicht-bar. Schadensursache: Durch einen bestellten Sachverständigen wurde nach einer Probeentnahme aus dem Dünnbett- und Fugenmörtel festgestellt, dass der Fliesenleger für die Verlegung und Verfugung herkömmlichen Dünnbett- und Fugenmörtel verwendete. Die Bewegungsfugen führte er nach eigenen Angaben mit „normalem Silikon“ aus. Handlungsziele: 1. Bewerten und diskutieren Sie die Aussagen vom Sachverständigen und vom Fliesenleger! 2. Schlagen Sie eine Lösung des Problems vor und beschreiben Sie den Sanierungsablauf! 3. Wählen Sie geeignete Materialien aus und kalkulieren Sie die Kosten! Projekt 3: Fassade Schadensbild: An mehreren Stellen einer Fassade treten in senkrechter Richtung verlaufende braune Verfärbungen auf. Bei der Vor-Ort-Besichtigung stellen Sie fest, dass die Verfärbungen Rostspuren sind, deren Verteilung sich über die gesamte Fassadenfläche zieht. Handlungsziele: 1. Analysieren Sie das Schadensbild! 2. Wer trägt die Verantwortung/die Kosten für den Schaden? Hätten Sie den Schaden erkennen

und Bedenken anmelden müssen vor Beginn der Belagsarbeiten? 3. Schlagen Sie ein Sanierungskonzept vor und beschreiben Sie den Arbeitsablauf! Projekt 4: Pfeiler Situationsbeschreibung: Der Bahnhof aus der Jahrhundertwende wird einer Komplettsanierung unterzogen. Diese soll möglichst originalgetreu vorgenommen werden. Die Pfeiler auf den Bahn-steigen sind stark beschädigt: Risse, Abplatzungen, Verunreinigungen, Feuchtigkeitsschäden auf Grund der undichten Deckenkonstruktion. Bei der Bauaufnahme ermitteln Sie folgenden Abmes-sungen der Pfeiler (Fertigmaße des alten Belages): 107 × 82 × 423. Die Denkmalbehörde hat bereits die gewünschten Platten in einem Fliesenwerk nachfertigen lassen. Sie entsprechen den Maßen des Mauerwerksbaus (Bilder 17.36–17.38) 11,5 cm × 24 cm × 2 cm. Für die Ecken wur-den spezielle Formstücke hergestellt, deren Schenkellängen 11,5 cm/24,0 cm betragen. Handlungsziele: 1. Welchen besonderen Anforderungen müssen die Pfeiler standhalten? 2. Beschreiben Sie den Herstellungsprozess der nachgefertigten Platten! 3. Kalkulieren Sie den Materialbedarf für die 5 auf dem Bahnsteig stehenden Pfeiler! 4. Nennen Sie alle erforderlichen Vorkehrungen bzw. Besonderheiten, die bei Ihrer Planung,

Vorbereitung und Ausführung dieses Auftrages zu beachten sind! 5. Teilen Sie einen Pfeiler ein und fertigen Sie einem Verlegplan als Vorlage für Ihre Kollegen

an! 6. Beschreiben Sie den Technologischen Ablauf! Wählen Sie dafür die Form der Gruppenarbeit,

teilen Sie die zu beschreibenden Abschnitte selbständig in Ihrer Gruppe ein, treffen Sie alle notwendigen Entscheidungen (Material, Verfahren usw.) und präsentieren Sie Ihre Ergebnis-se!

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17.6 Aufgaben und Projekte 635

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Bild 17.36: Eck-Formfliese Bild 17.37: Pfeiler mit Formfliesen

Bild 17.38: Pfeiler-Gesamtansicht

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Quellenverzeichnis

Die Verfasser danken den aufgeführten Firmen, Institutionen und Personen für ihre Unterstützung bezüglich der Bildmaterialien (Bereitstellung und Abdruckgenehmigung): PCI Augsburg GmbH, Augsburg http://pci-augsburg.de Bilder 8.16, 8.25, 8.29, 9.11, 9.23, 9.28, 9.42 , 9.45, 10.42, 10.56, 11.3, 11.27, 16.42 Schlüter Systems, Iserlohn http://www.schlueter.de Bilder 8.36, 8.37, 9.5, 9.6, 9.30, 9.33, 9.34, 9.35, 9.40, 9.56, 10.24, 10.32, 10.33, 11.3, 11.4, 11.7, 11.8, 11.9, 11.10, 11.13, 11.14, 11.16, 13.4, 13.5, 14.63, 15.16, 15.17, 17.27, 17.28 Stadtbad Berlin-Neukölln http://www.berlinerbaederbetriebe.de Bilder 10.1, 10.8, 10.14, 10.17, 10.18, 10.19, 10.20, 10.28, 15.15, 16.9, 16.10 Zahna-Fliesen GmbH, Zahna http://zahna-fliesen.de Bilder 1.52, 1.57, 1.63, 7.18, 7.19, 7.20, 7.21, 7.22, 8.7, 8.8, 8.9, 8.27, 14.12, 15.14, 17.12 quick-mix Gruppe GmbH & Co.KG, Osnabrück http://www.quick-mix.de Bilder 12.2, 12.6, 12.11, 12.22, 12.23, 17.3, 17.4, 17.5, 17.6 Knauf Gips KG, Iphofen http://www.knauf.de Bild 8.6 Mitja Wiesner, Fliesenlegermeister, Germendorf Bilder 9.32, 9.42, 9.52 Michael Wittwer, Fliesenlegermeister, Berlin Bilder 8.23, 8.24, 14.2 Dresdner Molkerei, Gebrüder Pfund GmBH; Dresden http://www.pfunds.de Lieberknecht: Bilder 1.9, 1.10 Golem GmbH Kunst- und Baukeramik, Sieversdorf http://golem-baukeramik.de Bilder 1.11, 1.12, 1.13, 1.15, 1.16, 1.17, 1.20, 1.21, 1.22, 1.23, 1.24, 1.25, 1.26, 1.27, 1.28, 1.29, 1.30, 1.31, 1.32, 1.33, 1.34, 12.1, 14.11, 14.56, 17.13, 17.14, 17.15, 17.16, 17.17 Karl Dahm Werkzeuge für Fliesenleger, Seebruck http://www.dahm-werkzeuge.de Bilder 3.1, 3.2, 3.3, 3.4, 3.5, 3.6, 3.7, 3.8, 3.9, 3.10, 3.11, 3.12, 3.13, 3.14, 3.15, 3.16, 3.17, 3.18, 3.19, 3.20, 3.21, 3.22, 3.23, 5.4, 8.18, 13.51, 13.52, 14.49, 14.50 Kaiser-Friedrich-Therme, Wiesbaden

A. Borgmeier, H. Braunreiter, Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger,DOI 10.1007/978-3-8348-9945-3,© Vieweg+Teubner Verlag | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2011

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638 Quellenverzeichnis

http://www.wiesbaden.de/baeder Xenia Drebes: Bilder 1.6, 1.7, 10.3, 10.44 Oliver Hebel: Bild 10.2 Mathildenhöhe, Darmstadt http://www.mathildenhoehe.eu Bild 1.8 Lise-Meitner-Schule, Berlin Horst Zeitler: Bilder 2.7 bis 2.15 http://lise.be.schule.de Bekaert, Friedrichsdorf Bild 7.12a http://bekaert.com

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Sachwortverzeichnis

A Abbindezeiten 228 Abdeckung 167 – perforierte 362 Abdichtungen – alternative 233, 298 – aus Epoxidharz 362 – herkömmliche 299 – im Wandbereich 239 – nach DIN 18 195-7 299 – technologischer Ablauf 238 Abdichtungsmaterialien 233 – Klassifizierung 300 Abdichtungsschicht 361 Abdichtungsstoffe nach DIN 18 195-7 300 Abklopfen 150 Ablage 250 Ablagerungsgesteine 31 Ablaufrinnen 308 Abmauerung 270 Abnahme 74 – förmliche 74 – formlose 74 Abplatzungen 381, 617 Abrechnung 75, 77 Abriebfestigkeit 476 Abrutschgefahr, erhöhte 253 Abrutschverhalten 231 Abschlagszahlung 75 Absprengung 617, 626 Abstand der Lehren 205 Abstandhalter 41 Abtropfblech 367 Abziehbild-Verfahren 32 achromatische Farben 9 Achtecke 23, 481 – mit Einleger 23 Achteckfliesen 481 Acrylat 54 Acrylwannen 267 Adhäsion 127 Alkaligehalt 49 Allgemeine Geschäftsbedingungen (AGBG) 67 f. Allgemeine Technische Vertragsbedingungen

76 Allgemeine Vertragsbestimmungen 71

allgemeines bauaufsichtliches Prüfzeugnis (abP) 234, 301

Altbausanierung 621 Altputz 102 Anfallspunkt 452 Anforderungen 298 – an Fassadenbekleidungen 389 – an Fliesen und Platten 43 – hygienische 308 Anhydrit 172 – natürliches 172 – synthetisch hergestelltes 172 Anklopfen 150 Anlegeform 207 Anlegen – der Wandschräge 452 – des Bodens 202 – treppenförmiges 207 Anmachwasser 127 Anmelden von Bedenken 73 Anordnung der Lehren 203 Anschluss – Badewanne-Wand 269 – zwischen Beckenkopf und Beckenumgang

307 Anschlussfugen 186, 200, 256, 264 – Sanitärobjekte 282 Anschlussprofil, elastisches 274 Anschrägen 146 Ansetzen – der ersten Schicht 144 – des Wandbelages 124 Ansetzlehre 142 Ansetzmörtel 124 – Bedarf 119 – berechnen 123 – herstellen 143 Arbeiten, nachgeordnete 149 Arbeitschutzbekleidung 65, 83 Arbeitsgerüste 411 Arbeitsorganisation 85 Arbeitssicherheit 80 Arbeitsverfahren 251 Asphaltplatten 31 Aufbrennen 255 Aufbruch 229

A. Borgmeier, H. Braunreiter, Bautechnik für Fliesen-, Platten- und Mosaikleger,DOI 10.1007/978-3-8348-9945-3,© Vieweg+Teubner Verlag | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2011

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640 Sachwortverzeichnis

Aufgaben 148 Aufheizprotokoll 178 Aufkämmen 252 Aufkantungen 236 f. Aufladung, elektrostatische 173 Aufmaß 417 – eines Badezimmers 285 – fachgerechtes 285 Aufmaßblatt 285 Aufmaßregeln 285 – für Trennwandsysteme 343 Aufmessen 285 Aufschüsseln 380 Aufstellhöhe 276 Auftragen der Glasur 114 Auftraggeber 73 Auftragnehmer 73 Auftragsvergabe 67 Auftrittsbreite 425 Auftrittsstufe 425 Ausblühungen 356, 381 Ausdehnungskoeffizienten 355 Ausführungsfristen 73 Ausgleichsmasse 233 Ausgleichstreifen 26, 197 – waagerechte 134 Aushärtezeit 232 Ausschreibung – beschränkte 69 – öffentliche 69 Außendämmung 52, 404 Außenecken 129 f., 226, 327 Außenecken-Profil 320 Aussparungen – am Rand der Fliese 140 – innerhalb der Fliesenfläche 140 Azulejos 3

B Babylon 1 Badeanlagen 295 Bäder, öffentliche 298 Bäderkultur 295 Badewanne 266 – Abmauerung 273 – Aufstellen der 269 – Handelsformen 269 – Verfliesung 276 – Verkleiden der 273 Badewanne-Wand – Anschluss 269

Badewässer, zementaggressive 299 Badezimmer 223 – Gestaltung 223 Bahnen 507 Bahnendichtung, Ausführung einer 328 Bahnenmarkierung 309 Bahnenverlegung 21, 477 Bakterienbildung 299 Balkon 354 Balkonbelag 358 Barfußbereiche 307 Basalt 31, 510 Basiswissen 91 Bauarten 174 – einer Fußbodenheizung 175 bauaufsichtlich geregelter Anwendungsbereich

233 bauaufsichtlich nicht geregelter Bereich 233 Bauhaus-Stil 6 Bauschutt, Entsorgung 149 Baustellenbedingungen 287 Baustelleneinrichtung 79 Bauvertrag 67 Bauzeiten 79 Beanspruchung, chemische 228 Beanspruchungsgruppen 182 Becken – aus Beton 298 – aus wasserundurchlässigem Beton 299 – Probefüllung 303 Beckenkopf 307 – Anschluss zwischen Beckenkopf und Becken-

umgang 307 Beckenkopfsysteme 304 Beckenumgänge 303, 307 Bekleiden von Stützen 537 Belag – auf einer Verbundabdichtung 359 – auf einer WU-Beton-Tragplatte 358 – im Freien 374 – rutschsicher 314 – verfugen 209 Belagsarbeiten, technologischer Ablauf 250 Belagseinteilung 244 – der Fußbodenfläche 262 Belagsflächen, Einteilung 16 Belagsfugen 137, 148, 186, 264 Belagsmaterial 113, 180, 225 Belagsoberfläche 27 Belagsschäden 257, 379 Belastungsdicke 166

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Sachwortverzeichnis 641

Belegreife des Estrichs 190 f. Belegreifheizen 177 Benetzungsfähigkeit 229 Bequemlichkeitsformel 431 Bereich, privater 298 Beton 112 – faserarmierter 363 – wasserundurchlässiger 112 Betonplatten 31 Betonverflüssiger 169 Betonwerksteine 31 Betonwerksteinplatten 393 Betonzusatzmittel 49 Bewegungsfugen 210, 255 – Prüfung der 192 – Tiefe 375 Bewehrung 216, 363, 400 – Korridieren 380 Bewertungsgruppe 47, 314 Bezugsachsen 244 – horizontale (waagerechte) 140, 407 – senkrechte (vertikale) 142, 408 Bidets 282 Biegesteifigkeit 339 Biegezugfestigkeit 44 Bindemittel 125, 169 Bischofsmützen 449 Bitumen 171 Bitumen-Dachdichtungsbahnen 361 Bitumendichtungsbahnen 361 Bitumen-Latex-Kleber 229 Bitumenschweißbahnen 361 Blindstopfen 243 Blockparkett 21 Bockgerüste 412 Boden – abdichten 261 – anlegen 202 – Einteilung 198 Bodenablaufsystem 369 Bodenbelag 227 – Herstellung 258 – im Freien 353 – Pflege 526 – Reinigung 526 Bodenbelagsarbeiten 263 Bodenentwässerung 280 – Einbau 368 Bodenfliesen – Brennprozess 215 – rutschhemmende 47

– rutschsichere 319 – trittsichere 347 – verlegen 206 Bodengestaltung 473 Bögen – Aufgaben 575 – scheitrechte 577 – Verlegeregeln 585 Bogenarten 578 Bogenaufriss 578 Bogenkonstruktion bekleiden 575 Bogenlänge 587 Bogenleibung 588, 590 Bogenrücken 588, 591 Bogenteile 578 Brand, erster 114 Brandschutzanforderungen 165 Brandverhalten 53, 165, 397 Brandverhalten von Baustoffen 53 Brennprozess, Bodenfliese 215 Brüstung 372 Brüstungshöhe 150 Bruttopreis 187 Bürgerliches Gesetzbuch (BGB) 67 Buttering-Verfahren 251

C Calziumsulfatestrich (CA) 172, 194 Carrara 511 chromatische Farben 9 CM-Gerät 59, 191 Cotto 505 Cottoplatten 31, 505 cuerda seca 3

D Dämmschicht 361 Dämmstoffe 163 – Klassifizierung 52, 165 Dämmstoffeigenschaften 52 Dämmung – außen liegende 391 – innen liegende 391 Dampfdiffusion 417 Dampfdruckausgleichsschicht 360 Dampfdurchlässigkeit 209 Dampfsperre 281, 360 Dehnungsfugen 210, 257, 264, 374 – Anordnen von 374 – im Türbereich 374 Dehnungsprofile 212 f.

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642 Sachwortverzeichnis

Dekorfliesen 32 – handgemalte 32 Delfter Fliesenbild 3 Diagonalboden – Anlegen 513 – symmetrischer 516 – unsymmetrischer 516 Diagonalfeld 484 Diagonalmaß 498, 516 Diagonalverlegung 22, 484 Dichtband 242 Dichtflansch 242 Dichtigkeit, relative 209 Dichtkleber 228 f. Dichtmanschette 242 Dichtmasse 264 Dichtprüfung 299 Dichtstoffe 54, 303 – für Bewegungsfugen 397 Dichtungsanstrich 239 Dichtungsmittel 169, 299 Dichtungsschlämmen 234 Dickbettverfahren 97 Dickbettverlegung,Vorbehandlung für die 102 Dimensionierung – der Fugenbreite 264 – von Bewegungsfugen 54, 417 Direktheizung 176 Dispersionsgrundierung auf Kunstharzbasis 233 Dispersionsklebstoff 227 f. Dolomit 511 Dränage 357, 362 Dränagematte 281 Dränagematten 362 Dränschicht 362 Dreiflankenhaftung 167, 214, 302 Drittelverband 478 Druckfestigkeit 161 Druckspannung 283 Dünnbettmaterialien 50, 227, 230 Dünnbettmörtel 227 – hydraulisch erhärtender 228 – hydraulisch erhärtender, Klassifizierung 231 Durchfeuchtung, ständige 299 Durchgangshöhe, lichte 432 Dusche – aufstellen 278 – barrierefreie 330 – bodengleiche 240, 278 – verfliesen 278 Duschnische, barrierefreie 279

Duschtasse 279 Duschwände 240 Duschwanne 279 – aufgesetzte 278 – eingelassene 278 dynamische Steifigkeit 165

E Ebenheit 101 Ebenheitsprüfung 189 Ebenheitstoleranzen 44, 46, 101 Eckprofile 226 Eckschutzschiene 553 Egalisieren 302 Eingangshalle gestalten 473 Eigenfeuchtigkeit 173 Eigenschaften – bauphysikalische 162 – von Irdengutfliesen 113 – von Steingutfliesen 113 Einbau – Bodenentwässerung 368 – technologischer Ablauf 370 Einbaubedingungen 176 Einbauhöhe einer Badewanne 272 Einbauwannen 267 Einfeldplatte 303, 450 Eingangshalle 473 Einklopfen 202 einkomponentig 397 einkomponentige Dichtmasse 398 Einmischfaktor 120 Einschlämmen 396 Einströmsteine 309 Einteilung – der Fassadenfläche 407 – des Bodens 198 – einachsig symmetrische 17 – mit einachsiger Symmetrie 198 – mit zweiachsiger Symmetrie 198 – nach dem Betreiber 298 – nach dem Material 267 – nach der Nutzungsart 297 – nach der Wannenart 267 – nach der Wasserart 298 – nach Lage 297 – ohne Symmetrie 17, 198 – rechnerische 136, 200 – symmetrische 138 f. – unsymmetrische 138 – zweiachsig symmetrische 18

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Sachwortverzeichnis 643

Einteilungsregeln 128, 407, 537 Einteilungsvarianten 199 Einzelverlegung 202 f., 523 elastoplastisch 397 Ellipse 582 Ellipsenkonstruktion 582 Energieausweis 392 Energieeinsparverordnung (EnEV) 163, 391 Energiepass 392 Entkopplung 270, 620 – schalltechnische 270 Entkopplungsmatten 620 Entkopplungsschicht 380 Entsorgung von Bauschutt 149 Entwässerung – über eine Rinne 334 – zu einem Punkt 335 Entwässerungskranz 280 Entwässerungsrinne 365 Epoxidharzklebstoff 229 Erdplanum 357 Ergiebigkeit 232 Ergussgesteine 510 Erstarrungsgesteine 31 Erstarrungsverzögerer 169 Estrich – auf Trennschicht (T) 161 – Feuchtigkeitsgehalt 259 – schwimmender (S) 161 – Trockenzeit 259 Estricharten 169 Estrichfelder 213 Estrichfläche abziehen 336 Estrichgruppen 161 Estrichlehren 203 Estrichmindestdicken 171

F Fahrgerüst 413 Farbenlehre 9 Farbgestaltung 8 Farbharmonie 12 Farbkontraste 12 Farbkreis 9 Farbwirkungen 10 Fassade – angemörtelte 399 – hinterlüftete 404 – vorgemauerte 398 Fassadenbekleidungen 389 Fassadenkonstruktion 398, 417

Feinkeramik 31 Feinsteinzeug 183 Feld 21 Feldbegrenzungsfugen (Dehnungsfugen)

210, 257 Feldlänge 494 Feldspate 508 Fensterleibung – geflieste 409 Fensteröffnungen 407 Fensterwand 129, 150 – Einteilung 132 Fertigdurchmesser 555 Fertigestrichmörtel bestimmen 185 Fertigmaße 150 Fertigmörtel 120 – bestimmen 120 Fertigmörtelmenge bestimmen 119 Festigkeitsklasse 169 Feuchtemessung 190 Feuchtigkeit, aufsteigende 616 Feuchtigkeitsbeanspruchung 233 Feuchtigkeitsbeanspruchungsklassen 51, 237,

260 Feuchtigkeitsbeständigkeit 390 Feuchtigkeitsgehalte 192 Feuchtigkeitsmessprotokoll 193 Feuchtigkeitsmessung – elektronische 191 Feuchtigkeitsschäden 616 Feuchtigkeitsschutz 162 Feuergefährlichkeit 83 Filtermatten 365 Fischgrätmuster 479 Flachbögen 575 Flächen – direkt beanspruchte 240 – indirekt beanspruchte 240 Flachprofil 227 Flechtmuster 21, 480 Flexibilität 228 Flexmörtel 229 Flexmörtelrichtlinie 50, 327 Fliesen 31 – Anklopfen der 146 – bearbeiten 140 – Einschieben 253 – Tauchen der 143 – trittsichere 319 Fliesenbedarf 117 Fliesendicke 137

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644 Sachwortverzeichnis

Fliesenhexe 63 Fliesenkranz – anlegen 336 – im Fugenschnitt 337 – ohne Fugenschnitt 337 Fliesenlochzange 62 Fliesenschale 340 Fliesenschienen 226 Fliesenschneider 61 Fließbettmörtel 229 Fließestrich entlüften 206 Fließestriche 206 fließfähig 232 Fließmittel 169 Floating-Buttering-Verfahren 251 Floating-Verfahren 251 Flugaschezement 47 flüssige Folien 234 Formfliesen 225 Formgebung 181 Formgebungsverfahren 42 Formsteine 31, 310 Formteile 41 Freibäder 297 Freitreppe 456 Freitreppen 432 Freiwange 427 Freizeitanlagen 297 Fries 21, 215, 487 – doppelter 483 – Eckausbildung 488 – Gestaltung 487 Fritte 32 Frost 353 Frostbeständigkeit 44, 389 Frostschutzmittel 169 Fugbrett 255 Fugen 26 – elastische 147 – konische 585 – umlaufende 130 Fugenanteil 314 Fugenbreite 26, 54, 209, 248, 255 – diagonale 491, 514 Fugenbunt 255 Fugenflanken 302 Fugengrau 254 Fugenmasse 149 Fugenmörtel 254, 396 – fertiger 254 Fugenplan 170

Fugenschnitt 128 Fugentiefe 54 Fugenversatz 214 Fugenweiß 255 Fuggummi 255 Füllstoffe 301 Fünfeck, regelmäßiges 550 Funktionsheizen 176 Funktionsheiz-Protokoll 177 Fußboden, gedämmter 161 Fußbodenaufbau, konstruktiver 161 Fußbodeneinlauf 240, 314 Fußbodenentwässerung 261 – Schnitt 369 – technnologischer Ablauf des Einbaus 371 – Teile einer 326 Fußbodenheizung 174 – Bauarten 175 – elektrische 176

G Ganggesteine 510 Gebäude-Energiepass 420 Gebäudetrennfugen 210, 257 gebeilte Oberfläche 507 Gefälle 278, 280 Gefälleausgleich 281, 360 Gefälleboden 281 – anlegen und herstellen 330 – Punkt 345 – Rinne 344 Gefälleestrich 326 – herstellen 333 Gefällelehren 333 Gefälleprozente 348 Gefällestärke 347 Gefälleverlauf 280 – maximaler 314 Gehrung 277, 448 Gehrungskante 547 Gehrungsschnitte 337, 376, 448 Gehrungsschnittpunkt 452 Geländeranschluss 372 Geräte 57 Gerüstbelag 412 Gerüstböcke 412 Gerüste 411 Gerüstgruppen 411 Geschmeidigkeit 228 Geschoßhöhe 426 gespitzte Oberfläche 507

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Sachwortverzeichnis 645

Gestaltungsgrundsätze 484 Gesteine – magmatische 31, 509 – metamorphe 31 Gesteinsarten 509 – nach ihrer Entstehungsart 509 Gesteinskörnungen 124, 169 Gewährleistung 74, 214 Gipsbaustoffe 235 Gipsestrich 473 Gipsfaserplatten 235 Gipskartonbauplatten 235 Gipskartonfeuerschutzplatte 235 – imprägnierte 235 Gipsmörtel 102 Gipsplombe 105 Gipsuntergründe 233 Gipsvliesplatten 235 Gitterritzmethode 194 Glasbausteine 342 glasierte Kanten 226 Glasmosaik 6, 31, 34, 394 Glasplatten 31 Glasur 3 Glasurmasse 614 Glättmittel 265 Gleitschicht 162 Glimmer 508 Goldener Schnitt 28 Granit 31, 509 Grat 347 Grenzabmaße 44, 45 Grobkeramik 31 Grundfarben 9 Grundierung 232 f., 261 – zweikomponentige, auf Epoxidbasis 233 Gussasphaltestrich (AS) 173

H Haarrisse 382, 614 Haftschlämme 206 Haftverbund 195 Haftzugfestigkeit 231 Halbverband 20, 376, 410 Hallenbäder 297 Handelsbezeichnung von Fliesen und Platten 42 Handläufe 432 Härter 301 Hartschaum-Wannenträger 273 Hartstoffe 171 Harz 301

Hauptwand 17, 128 f., 215 Hautbildung 229 Heißklebeverfahren 361 Heizelemente 174 Heizelementetafel 176 Heizestriche, Dicke der 175 Heizkörpernische 150 Heizprotokoll 179 Heizrohre im Estrich – Lage der 174 Heizverfahren 176 Herstellerangabe 228 Hilfsmittel 57 Hinterfüllung 212, 214, 302 historische Fliesenbeläge 609 historische Plattenbeläge 609 historische Sanierung 620 hoch liegender Wasserspiegel 306 Hochofenzement 48 Höhe der Ansatzlehre 141 Höhenausgleich 621 Höhenlage 203, 244 Höhenlaser 59 Höhenunterschied 332 f., 426 Hohlkehlsockel 135 – liegender 136 – mit Fase 322 – stehender 135 Holzbaustoffe 235 Holzpfeiler 111 Hubbühne 411 Hydratationswärme 49 Hydrophobierung 520 hygienische Anforderungen 308

I Imprägnierung 520 Inaugenscheinnahme 97, 189, 415 Innendämmung 52 Innenecken 226, 327 Installationsanschluss 247, 262 Installationsplan 265 Installationswand 237 Irdengut (IG) 31 Ischtartor 1 Istmaß 43

J Jugendstil 3 Jugendstilfliesen 4 Jura-Kalk 511

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646 Sachwortverzeichnis

K Kalkestrich 474 Kalkmörtel 102 Kalksandstein (KS) 109 Kalksteine 31, 511 – bunte 511 Kalkterrazzo 474 Kalkzementputz 103 Kältebrücken 404 Kämpferpunkt 578 Kanten – abgerundete 226 – unglasierte 226 Kehle 347 Kennzeichnung von Fliesen und Platten 42 keramische Erzeugnisse 31 Kiesschicht 356 Klassifizierung der Abdichtungsmaterialien 300 der Dämmstoffen 165 der Fliesen und Platten 41 der hydraulisch erhärtenden Dünnbettmörtel

231 Klebeflansch 247 Kleberbett, vollsattes 251 Kleberverbundabdichtung 234 Kleinmosaik 33 Klemmflansch 361 Klinkerplatten 31, 392 Knirschfuge 208 Kohäsion 127 Kombimosaik 33 Komplementärfarben 10 Kompositzement 48 Königsfliese 600 konische Ausgleichstreifen 198, 488 konkave Verformung 170 Konsistenz 170 Konstruktionsschritte – für ein regelmäßiges Fünfeck 550 – für ein regelmäßiges Sechseck 550 – für ein regelmäßiges Vieleck 551 Kontaktfläche 254 Kontaktschicht 251 konvexe Verformung 170 Koordinierungsmaß (C) 43 Korbbogen 580 Kork (ICB) 164 Körperschall 166 korrespondierende Seiten 487 Korrigierzeit 254

Kragarm – am Becken 303 – an der Gebäudewand 303 Kunstharzestrich 195 Kunstharzestrich (SR) 173 Kunstharzzusätzen 171 künstlich hergestellte Platten 31 Kunststoff-Abdichtungsbahnen 300 Kunststoffdichtungsbahnen 362 Kunststoffvergütung 230 Kunststoff-Zement-Mörtelkombination 234 Kunststoffzusatz 228

L Länge der Diagonalen 491 Längenänderung 167, 353 Lastverteilungsschicht 161, 166, 168, 363 Läuferverbände 410 Lauflänge 425 Lauflinie 425 Lehmestrich 473 Lehmputz 473 Lehrbogen 596 f. Lehren 142 – Abstand 205 – Anordnung 203 Leibung 130 – aufgelegte 409 Leibungsfuge, verdeckte 409 Leichtbeton – gefügedichter 112 – offenporiger 112 Leistungsbeschreibung 77 Leistungsvertrag 70 Leitergang 310 Lieferschein 187 Linkstreppe 425 Lochboy 61 Lote, seitliche 142 Lotfugen 130, 547 Lotriss 442 Lotschnur 143 Luftfeuchtigkeit, absolute 417 Luftschall 166 Luftverschmutzung 390 Luftzirkulation 417 Lüstertechnik 6

M Magnesiaestriche (MA) 172 Marmor 31, 511

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Sachwortverzeichnis 647

Maßhaltigkeit 98 Materialbedarf 117 – Anselzmörtel 55 Materialberechnung für Treppenhauswände 460 Materialbestellung 124 – für Naturstein- und Betonwerksteinplatten 462 Materialien – für das Schwimmbecken 308 – für den Nassbereich 318 – für Terrassen und Balkon 354 Materialkalkulation 186 Materialkombination 527 Materialkunde 41 Materialverbrauch 55 Mauerklinker 106 Mauerwerk 106 Mauerwerksmaße 399 Mauerwerksraster 409 Mauerziegel 106 maximale Verkehrslast 411 Meerwasserschwimmbäder 298 mehrschaliges Mauerwerk 399 Mehrwertsteuer 187 Messgehalt 285 – reiner 285 Messstellen 177 Messung mit dem CM-Gerät 191 Meterpunkt 140 f. M-Form 207 Mindersortierung 114 Mindestalter des Untergrundes 232 Mindestschichtdicke 239 Mindestverdrängungsvolumen 47 Mineralien 509 mineralischer Aufbau 508 Mineralwolle (MW) 164 Mischmauerwerk 110 Mischungsverhältnis 102, 119, 127 Mischverband 21 Mittelbettkelle 378 Mittelbettmörtel 229 Mittelmosaik 33 Mittelpunktswinkel 548, 578 Modernisieren 612 – einer Belagskonstruktion 609 Modulare Maße (M) 43 Modulmaß (M) 42 Moosgummi 271 Mörtelbett, hohlraumfreies 378 – vollsattes 144 – vorgezogenes 203

Mörteldicke 137 Mörtelfeld 205 Mörtelgruppen 102, 150 Mörtelhaftung, Grundsätze 127 Mörtelherstellung 125 Mörtelstärke 119 Mörtelstreifen 205, 444 Mörtelträger 111 Mosaik 31 – verlegen 325 – vorderseitige Papierverklebung 325 Mosaikbilder 35 Mosaikfeldern 325 Mosaiknetz 325 MS-Hybrid-Polymer 54 Musterboden 22 Musterbreite 500 Musterverlegung 477

N Nachklopfen 150 Nassräume 307, 329 Natursteinarten 508 Natursteinbearbeitung 507 Natursteine 31 Natursteingewinnung 506 Natursteingruppen 527 Natursteinmuster 518 Natursteinplatten 6, 31, 506 Natursteinverlegung, Schichtenverlegung 523 Naturwerksteinplatten 393 Navetten 24 Nebenleistungen 77 Nenndicke 166 Nennmaß 42 f. Nettopreis 187 Neuputz 102 Niederschläge 353 Nivellieren 621 Normalbeton 112

O Oberflächen, profilierte 314 Oberflächenbeschaffenheit 43 Oberflächenhärte 182 Oberflächentemperatur 174 Oberflächenverschleiß 308 Oberkante – der fertigen Fußbodenkonstruktion (OKFF)

244 – der Setzlatte 141

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648 Sachwortverzeichnis

– des fertigen Fußbodens (OKFF) 140, 203 – des Rohfußbodens (OKRF) 141 Offenporigkeit 506 Offenzeit 229 Ornamente 476 Orthogneis 512 Ovale 583

P Pergamonmuseum 1 Perlite (EPB) 164 Pfeiler 537 Pfeilerquerschnitt 537 pilzhemmend 283 plastisch 397 Platten 31, 507 – konische 585 – nichtkeramische 31 Plattenachse 599 Plattenkalk 511 Podest 426 Podestsockel 448 Polygonalplatten 377 Polygonverband 377, 483 Polymerdispersionen 234 Polystyrol-Hartschaum – expandierter 164 – extrudierter 164 Polyurethan 54 Polyurethan-Hartschaum 164 Porenbetonmauerwerk 109 Porotonziegel 106 Porphyr 31 Portlandhüttenzement 47 Portlandkalksteinzement 48 Portlandkompositzement 48 Portlandpuzzolanzement 47 Portlandschieferzement 47 Portlandsilicastaubzement 47 Portlandzement 47 Position 285 Potenzialausgleich 271 Primer 214, 264 Primerarten 55 Profilierung – schwalbenschwanzförmige 309 – von Spaltplatten 309 Protokoll für CM-Feuchtigkeitsmessungen 193 Prüfmethode 97 Prüfung im Trockenschrank 190 Prüfungspflicht 188

Prüfzeugnis 172 – allgemeines bauaufsichtliches (abP) 234, 301 Punktfliesen 144 – ansetzen 144 – prüfen 144 Putzflächen, absandende 233 Putzgruppen (P) 102 Putzstärke 200 Putzträger 107, 111 Putzuntergründe 102 Puzzolanen 356 Puzzolanzement 48

Q Quarz 508 Quarzit 31, 512 Quarzmehl 254 Quarzsand 208, 254

R Rabitzdraht 108 Randdämmstreifen 167 Randfugen 147, 256 Randstreifen 167 Raumachsen 514 Raummitte 494 Raummittelpunkt 18, 494 Reaktionsharz-Abdichtungen 234 Reaktionsharze 228 Reationsharzklebstoff 227 rechnerische Einteilung 587 Rechtstreppe 425 Rechtwinkligkeit 190 Reifezeit 229, 231 Reihenanlage 348 Reinigung und Pflege des Bodenbelages 526 Rekonstruktion 609 Relieffliesen 1 Restaurierung 611 Restfeuchte 308, 363 Restfeuchte-Grenzwert 192 Revisionsöffnung 277 Revisionsrahmen 277 Riemchen 392, 507 Rinnenentwässerung 331 Rippenstreckmetall 108, 150 Rissbildung 161, 618 Risssanierung 105, 260 Rissüberdeckung 105 Ritzhärte 44 – nach Mohs 46

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Sachwortverzeichnis 649

Rohbaudurchmesser 555 Rohbaumaß 137, 200 Rohling 114 Rohrabdichtung 243 Rohrkasten 236 Rohstoffaufbereitung 114 römischer Verband 479 römisches Flechtmuster 481 Rosenspitz 24, 482, 485 Rückstellvermögen 397 Rundbogen 575 Rundprofil 227 Rundschnur, geschlossenzellige 302 Rutschhemmung 227, 307 Rutschsicherheit 280 Rüttelverfahren 208

S Sand, Prüfung 124 Sandmenge bestimmen 119 Sandstein 31, 511 Sanitärobjekte 224, 244, 265 – Anschlussfugen 282 – Sinnbild für alle 266 Satz des Pythagoras 99 Satz des Thales 99 Saugfähigkeit 109 – des Untergrundes 127 Säulen – Bekleiden von 554 – mit Kapitell 560 – mit regelmäßigem Querschnitt 555 – mit unregelmäßigem Querschnitt 559 Schablone 449, 565, 596 Schachbrettmuster 480 Schallbrücke 273 Schallschutz 162 scharrierte Oberfläche 507 Schaumglas 164 Scheitelpunkt 578, 595 Scherspannung 228, 283, 353 Schicht, Ansetzen der ersten 144 Schichtdicken 232 Schichtenaufbau 360 – bei Verbundabdichtung 359 Schiefer 31 Schienen, Verwendung 226 Schienenmaterialien 226 Schimmelpilzbefall 283 Schlagregen 418 Schlusszahlung 76

Schmutzablagerungen 320 Schnellbaurüstungen 412 Schnellkleber 229 Schnitt Fußbodenentwässerung 369 Schnittkanten, Anordnung 566 Schrittmaßformel 430, 433 Schubspannungen 353 Schürzenwannen 267 Schutzgerüste 411 Schutzlage 362 Schwalbenschwanz 480 Schwimmbäder 295 ff. – Arten 297 Schwimmbecken 295, 323 – Materialien 308 – Verlegeplan 311 Schwinden 167 Schwindrisse 104 Schwindverhalten 216, 619 Sechseck, regelmäßiges 550 Sechseckfliesen 23, 24, 481 Sechseckplatten 481 Sedimentgesteine 31, 510 Segmentbogen 575 – Teile 578 Seifenschalen 347 Seiten, korrespondierende 487 Seitenschutz 412 Seitenwinkel 548 Sekundärfarben 9 Selbstkostenerstattungsvertrag 70 Setzlatte 142 Setzstufe 425 – Höhe 425 Setzungsrisse 105 Sicherheitsformel 431 Sicherheitskennzeichnung 81 Siebdruck 32 Silikon 54 Silikondichtstoff 212 – fungizid eingestellter 283 Sinterschicht abschleifen 195 Sinterung 106 Sockel – abgetreppte 445 – gerade 136 – mit Fase 135 – schräg geführte 447 Sockelfliesen, Bedarf 119 Sockelformen 320, 321 Sockelplatten 446

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650 Sachwortverzeichnis

Sockelschräge 448 Soleschwimmbäder 298 Solnhofener 511 Solnhofener Kalkstein 393 Solnhofener Platten 31 Sortierung, erste 114 Spachtelmasse 232 Spaltplatten 31, 309, 347 Spaltriemchen 31 Spaltziegelplatten 396 Spannungen im Belag 618 Spannungsrisse 380, 617 Spannweite 578 Speicherheizung 176 Spickelstufe 438 Spitzbogen 575 – gedrückter 576 Sportbäder 297 Spritzbewurf 107, 399 – Bedarf an 119 – berechnen 122 Spritzwasser 239 Spritzwasserbereich 106 Spritzwassersockel 401 Stabmosaik 33 Stahlträger 111 Standardmörtel 231 standfeste Spachtelmasse 232 Stege, Tiefe 251 Steifigkeit 165 – dynamische 165 Steigungshöhe 425 Steigungsverhältnis 426, 430 Steiltreppen 432 Steingut (STG) 31 Steingutfliesen 6 – mit abgerundeten Kanten 226 – mit glasierten Kanten 226 – mit unglasierten Kanten 226 Steinholzestrich 172 Steinzeug (STZ) 31 – glasiertes 180 – unglasiertes 180 Steinzeugfliesen 180 Stelzlagerkonstruktionen 373 Stichmaß 141, 335 Stoßtritt 426 Strahlenmethode 438 stranggepresste Fliesen und Platten

41 Streichdichtung 242

Streifenbreite 128 – bestimmen 139 Stufenbelag 441 – Einteilung 442 – verlegen 443 Stufenzwickel 461 Stundenlohnvertrag 70 Stützen 537 Sulfatwiderstand 49 Süßwasserbäder 298 Symmetrieachse 17

T Tauchen 150 Taupunkt 417 Tauwasser 177 Tauwasserbildung 134, 618 Technikräume 308 technologischer Ablauf 86, 323 Temperaturbeständigkeit 389 Temperaturdifferenz 355 Temperaturgefälle 356 Temperaturunterschiede 353 Temperaturwechsel 390 Terassenbelag, Anforderungen 353 Terracottaplatten 476, 505 Terrassen 354 – auf Erdreich 356 Terrassenbelag 353 – auf einer Stahlbetonplatte 357 – in Mörtel auf einer Kiesschicht 357 – über beheizten Räumen 360 Terrazzo 474 Terrazzoboden 475 Terrazzoestrich 474 Terrazzoplatten 31 Thermalschwimmbäder 298 thermische Beständigkeit 44 Tiefengesteine 509 Topfzeit 229 Trassmehl 125 Traufausbildung 366 – mit Rinne 367 – rinnenlose 366 Travertin 31 Trennen 140 Trennfolie 111 Trennlage 361 f. Trennmittel 214 Trennwände 340 – bodengleiche 341

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Sachwortverzeichnis 651

– gemauerte 341 – vor Ort geflieste 339 Trennwandstein 342 Trennwandsysteme 339, 343 Treppen – einläufige 427 – gerade 433 – gerade zweiläufige 434 – gewendelte 457 – gewendelte, rechnerisches Verziehen 434 – gewendelte, zeichnerisches Verziehen 438 – halbgewendelte 439 – mehrläufige 427 – mehrläufige gerade 434 – viertelgewendelte 435 Treppenauge 425, 426 Treppenbeläge 425 – herstellen 425 Treppenberechnung 432 Treppenform 207, 425 Treppenhauswand 461 Treppenlänge 425 Treppen-Richtmaße 431 Treppensockel herstellen 445 Treppenteile 425 Treppenwange 426 Treppenzwickel 447 Trittschall 166 Trittschalldämmung 166 Trittschalldämmvermögen 165 Trittstufe, Breite 425 Trockenestrichmörtel bestimmen 185 trockengepresste Fliesen und Platten

41 Trockenmörtel 120 – bestimmen 120 Trocknungszeit 149 Tropfkante 456 Türleibungen, geflieste 409 Türwände 129

U Überbrückung – von Holz 110 – von Stahl 111 Übereinstimmungskennzeichen (Ü-Zeichen)

234, 301 Übergänge zwischen unterschiedlichen Boden-

belägen 524 Überglasurdekor 32 Überlappung 361

Überlaufrinne 304, 306 Überschusswasser 356 Überstand 456 U-Form 207 Ummantelung, schallentkoppelnde 237 Umwandlungsgesteine 31, 511 Umwelteinflüsse (wie Staub, Schmutz und

Abgase) 353 Unfallverhütungsvorschrift 307 Unmaßplatten 507 Unterglasurdekor 32 Untergrundbeurteilung 234 Untergründe – feuchtigkeitsempfindliche 238 – Kontrolle 97 – kritische 620 Untergrundmängel 259 Untergrundprüfung 188 Untergrundvorbehandlung 232 Untermischung 206 Unterputz 399 – mit/ohne Bewehrung 400 Unterschneidung 271, 427 Untertritt 274 f. Urinal 282

V Verankerung 398 Verarbeitungsanleitung 232 Verarbeitungsdauer 232 Verarbeitungsrichtlinien 149 Verarbeitungstemperatur 232 Verband, wilder 410 Verblendriemchen 401 Verbundabdichtung 299, 363 – nach DIN 18 195 301 Verbundabdichtungssysteme 301 Verbundestrich 161 Verdichtung 170 Verdingungsordnung für Bauleistungen (VOB)

67 f. Verdrängungsraum 319 f. Verfärbung 521 Verfliesung – raumhohe 134 – türhohe 134 Verformung – konkave 170 – konvexe 171 Verfugen 264 – des Belages 147, 209

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652 Sachwortverzeichnis

Vergabe – freihändige 69 – von Bauleistungen 69 f. Vergabeunterlagen 71 Vergütung, wasserrückhaltende 230 Verhältnismethode 439 Verhältniszahlen 348 Verkehrslasten 168, 391 Verklebung – rückseitige 34 – vorderseitige 34 Verlegelänge 137, 200 Verlegemörtel herstellen 126 Verlegemuster 20, 197, 484 Verlegen – der Bodenfliesen 206 – der Bodenplatten 206 – der Cottoplatten 519 Verlegeplan 224 – Schwimmbecken 311 Verlegeregeln für Bögen 585 Verlegetechniken 263 Verlegetechnologie 140 Verlegeuntergrund, Vorbehandlung 235 Verlegeverbände 20, 197 Verlegung – im Dickbett 396 – im Fließbettmörtel 263 – im Mittelbett 263 – im vorgezogenen Mörtelbett 203 – in Bahnen 477 – mit Sockel 135 – ohne Fries 515 – ohne Sockel 133 Vernetzungssystem 303 Verpackungsaufdruck, Farbe 180 Verschleißwiderstand 161 Vertragsbestimmungen – allgemeine 71 – zusätzliche 71 Vertragsrecht 67 Vertragsstrafen 71 Verwahrung 111 Verziehen gewendelter Treppen – rechnerisches 434 – zeichnerisches 438 V-Fuge 208 Vieleck, regelmäßiges 551 Vieleckstützen 547 Viertelverband 20 – abgetreppter 410

– gezahnter 410 – unregelmäßiger 410 Vorarbeiten 97 Vorauszahlung 76 Vorlauftemperatur 177 Vormauerung 299 Vorwandinstallation 226, 248 – Einteilung 249

W Waageriss 442 Wand einrichten 140 Wandabwicklung 224 Wandanschluss 364 Wandbelag 225 – Herstellung 234 – im Fugenschnitt 133 – verfugen 254 Wand-Boden-Anschluss 242 Wandfliesen, Bedarf 119 wandhängende Installationen 248 Wandpaneel 7 Wandschräge 452 Wandverfliesung 97 Wandwange 427 Wand-x-tel 150 Wannen – Acryl- 267 – aus Grauguss 267 – aus Stahlblech 267 – Einbau- 267 – freistehende 267 – Schürzen- 267 Wannenecke 273 Wannenfuß 270 Wannenhöhe 272 – Berechnung 273 Wannenträger 270 f., 275 Wannenverfliesung 272 Wannenwulst 272 Wärmdämmschicht 166 Wärmeausdehnungskoeffizient 355 Wärmebilanz 163 Wärmebrücken 163 Wärmedämmungen – außenliegende 417 – innenliegende 417 Wärmedämmverbundsystem 394 Wärmedämmvermögen 391 Wärmedurchgangskoeffizient (U) 391 Wärmedurchlasswiderstand 163

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Sachwortverzeichnis 653

Wärmeleitung 163 Wärmeschutz 162 Wärmeschutzverordnung 163 Wärmespeicherung 163 Wärmeverluste 163, 391 Warmwasser-Fußbodenheizung 174 Wartungsfuge 214 Waschbecken 282 Waschbetonplatten 31 Waschset 64 Waschtische 282 Wasser, drückendes 298 Wasseraufnahme E 41 f. Wasserrückhaltevermögen 228, 363 Wasserspiegel 305 – hoch liegender 305 – Höhe 304 – tief liegender 305 wasserundurchlässig 298 wasserundurchlässiger Beton (WU-Beton) 298 Wasserzementwert 170 WC 282 Weichmacher 229 Wendeltreppe 428, 431 Werkmaß (W) 42 f. Werkzeuge 57 Whirlpool 312 Widerstand gegen Oberflächen- und Tiefen-

verschleiß 44 Widerstandsfähigkeit gegen chemische und

mechanische Belastung 209 wilder Verband 410 Windelboden 473 Windlasten 390 Winkellaser 58 Winkelrandplatten 376 Winkelstufen 430, 444 Winkeltoleranzen 44 f. Winkligkeit 98 Wirtschaftsräume 308 WU-Beton-Tragplatte 358

Z Zahlung 75 Zahnkellen 60 Zahnprofil 523 Zahntiefe 251 Zahnung, halbrunde 378 ZDB-Merkblatt 240 Zeit, offene 253 Zementarten 47 Zemente 47 – Festigkeitsklassen der 48 Zementestrich 169, 195 Zementkleber 228 Zementleim 127 Zementmenge – bestimmen 119 – ermitteln 120 Zementmörtel 102 Zementpuder 206 Zementpuderschicht 206 Zementputz 103 Zementschlämme 205 Zementschleier 202 Zementsorten 125 Zentralverband des Deutschen Baugewerbes

239 Ziegeldrahtgewebe 108 Ziegelmauerwerk 106 Ziegelplatten 392 Zugspannung 228, 283 Zusammendrückbarkeit 166 Zusatzmittel 125 Zuschlagstoffe 169 2-Komponenten-Kleber 228 zweikomponentig 397 zweikomponentige Dichtmasse 398 zweikomponentige Grundierungen auf Epoxid-

harzbasis 233 Zwischenpodest 428