20
Schweizerische Gesellschaft für Angst und Depression SGAD SSAD Geschaftssstelle Ringstrasse 70 8057 Zürich [email protected] www.sgad.ch Behandlung von Depression, Angststörungen und ihrer körperlichen Komorbiditäten im Alter Prof. Dr. med. Egemen Savaskan Symposium 7 th Swiss Forum for Mood and Anxiety Disorders (SFMAD) Depression, Angst und Altern Zürich, Donnerstag, 14. April 2016

Behandlung von Depression, Angststörungen und ihrer ... · Prävalenzraten in qualitativ besten Studien: 5-5.7% Generalisierte Angststörung und Phobien sind die häufigsten Erkrankungen

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Behandlung von Depression, Angststörungen und ihrer ... · Prävalenzraten in qualitativ besten Studien: 5-5.7% Generalisierte Angststörung und Phobien sind die häufigsten Erkrankungen

Schweizerische Gesellschaft für Angst und Depression SGAD SSAD

Geschaftssstelle Ringstrasse 70 8057 Zürich [email protected] www.sgad.ch

Behandlung von Depression,

Angststörungen und ihrer körperlichen

Komorbiditäten

im Alter

Prof. Dr. med. Egemen Savaskan

Symposium

7th Swiss Forum for Mood and Anxiety Disorders (SFMAD)

Depression, Angst und Altern

Zürich, Donnerstag, 14. April 2016

Page 2: Behandlung von Depression, Angststörungen und ihrer ... · Prävalenzraten in qualitativ besten Studien: 5-5.7% Generalisierte Angststörung und Phobien sind die häufigsten Erkrankungen

1

Behandlung von Depression, Angst und ihrer körperlichen

Komorbiditäten im Alter

Prof. Dr.med. E. Savaskan

7th Swiss Forum for Mood and Anxiety Disorders

14. April 2016

2

Depression im Alter

Involutionsdepression Emil Kraepelin 1910

ICD-9: Unterform der unipolaren Depression

Spätdepression: Erstmanifestation ≥45. Lebensjahr

Altersdepression: Erstmanifestation ≥60. Lebensjahr

Heute: Depression im Alter

Lehrbuch für Psychiatrie, Kraepelin 1910; ICD-9, WHO 1982; ICD-10, WHO 1994

Page 3: Behandlung von Depression, Angststörungen und ihrer ... · Prävalenzraten in qualitativ besten Studien: 5-5.7% Generalisierte Angststörung und Phobien sind die häufigsten Erkrankungen

2

3

Prävalenz der Altersdepression

Arch Gen Psychiatry 2000

Major Depression:4.4% bei Frauen2.7% bei Männer

Arch Gerontol Geriatr 2010

«Minor Depression»: 30%

Depression in older people is underdiagnosedAllan CE, Valkanova V, Ebmeier KP.Practitioner 2014

Nur 16% werden erkannt und behandeltBuckley et al 2006

4

Overall prevalence of anxiety disorders in residential aged care settings

2249 Publikationen

18 Studien mit 5927 Teilnehmern wurden untersucht

Angststörung zwischen 3.2-20%

Prävalenzraten in qualitativ besten Studien: 5-5.7%

Generalisierte Angststörung und Phobien sind die häufigsten Erkrankungen

The prevalence of anxiety among older adults in nursing homes and other residential aged care facilities: A systematic review Chreighton et al., Int J Geriatr Psychiatry 2015

Page 4: Behandlung von Depression, Angststörungen und ihrer ... · Prävalenzraten in qualitativ besten Studien: 5-5.7% Generalisierte Angststörung und Phobien sind die häufigsten Erkrankungen

3

5

12 Publikationen mit 10 Langzeitstudien

34’691 ältere Patienten mit Angststörung und 3’532 mit Depression ohne Angststörung

Nach 6-jährigem Verlauf entwickeln Patienten mit Angststörung gemischte Störungsbilder Angst-Depression und reine depressive Episoden

Gemischte Störungsbilder Angst-Depression werden selten diagnostiziert

The natural course of anxiety disorders in the elderly:a systematic review of longitudinal trialsBasseer&Nilforooshan 2015

6

Am J Psychiatry 2000

47.5% der Patienten mit Major Depression zeigen Angststörung

26.1% der Patienten mit Angsstörung zeigen Major Depression

Br J Psychiatry 2007

Komorbidität erhöht Schweregrad und Therapieresistenz der Depression

J Affect Disord 2006

Komorbidität verstärkt somatische Symptome, Suizidalität und Beeinträchtigung der Alltagsfähigkeiten

Page 5: Behandlung von Depression, Angststörungen und ihrer ... · Prävalenzraten in qualitativ besten Studien: 5-5.7% Generalisierte Angststörung und Phobien sind die häufigsten Erkrankungen

4

7

Depressive Störungen im höheren Lebensalter

F 06.31 Organische bipolare Störung

F 06.32 Organische depressive Störung

F 25.1 Schizoaffektive Störung, ggw. depressiv

F 31 Bipolare affektive Störung

F 32 Depressive Episode

F 33 Rezidivierende depressive Störungen

F 34 Anhaltende affektive Störungen

(Dysthymia und Zyklothymia)

F 38 Sonstige affektive Störungen

(z.B. saisonale)

F 41.2 Angst und depressive Störung, gemischt

F 43.2 Anpassungsstörungen

Major Depression ähnlich wie bei Jüngeren

Kein alterspezifischer Subtyp von Major Depression

Unterschiede der Altersdepression:

Weniger Traurigkeit

Mehr somatische und hypochondrische Beschwerden

Gedächtnisstörungen

Mehr Angstsymptome

Mehr Apathie und Antriebslosigkeit

Baldwin et al. 2002

8

Hauptsymptome:

- Depressive Stimmung, mind. 2 Wochen

- Verlust von Interesse und Freude

- Erhöhte Ermüdbarkeit

Zusätzliche häufige Symptome:

Defizite in Konzentration und Aufmerksamkeit

Reduktion von Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen

Schuldgefühle und Gefühle von Wertlosigkeit

Negative und pessimistische Zukunftsperspektiven

Suizidgedanken, -Handlungen

Schlafstörung

Verminderter Appetit

Somatisches Syndrom

Leichte Depressive Episode:

Zwei Hauptsymptome + Zwei zusätzliche Symptome

Mittelgradige Depressive Episode:

Zwei Hauptsymptome + Drei zusätzliche Symptome ev. somatisches Syndrom

Schwere Depressive Episode:

Drei Hauptsymptome + Mind. vier zusätzliche Symptome, stark ausgeprägt ev. Wahnideen, Halluzinationen, Depressives Stupor, Alltagseinschränkungen

Depressive Episode nach ICD-10

Page 6: Behandlung von Depression, Angststörungen und ihrer ... · Prävalenzraten in qualitativ besten Studien: 5-5.7% Generalisierte Angststörung und Phobien sind die häufigsten Erkrankungen

5

9

Gelenkschmerzen 36.7 %

Rückenschmerzen 31.5 %

Kopfschmerzen 24.9 %

Brustschmerzen 24.6 %

Arm-/Beinschmerzen 24.3 %

Bauchschmerzen 23.6 %

Müdigkeit 23.6 %

Schwindel 23.3 %

Kroencke et al 1994

2

12

23

44

60

0

20

40

60

80

De

pre

ss

ed

Pa

tie

nts

(%

)

Die steigende Anzahl der somatischen Symptome korreliert mit ansteigendem Risiko für Depression

Number of somatic symptoms N=1000

0-1 2-3 4-5 6-8 9+

Somatische Beschwerdenbei Altersdepression

10

Von 686 Studien wurden 110 in der Metaanalyse untersucht

Häufigste Störungen bei chron. Schmerzpatienten:

Depression

AngstSomatisierungsstörungGereiztheit/AggressivitätSelbstversorgungsdefiziteSelbstwertgefühlstörung

«Fear of pain» Angst ausgeprägter als Depression

Psychological functioning of people living with chronic pain: a meta-analytic reviewBurke et al., Br J Clin Psychol 2015

Page 7: Behandlung von Depression, Angststörungen und ihrer ... · Prävalenzraten in qualitativ besten Studien: 5-5.7% Generalisierte Angststörung und Phobien sind die häufigsten Erkrankungen

6

11

Physical comorbidity and polypharmacy in older psychiatric patientsLacro JP, Jeste DVBiol Psychiatry 1994

Hypertonie 52%

Koronare Herzkrankheit 52%

Deg. Erkrankungen des Bewegungsapparats 31%

Herzinsuffizienz 24%

Gastrointestinale Beschwerden 21%

D. Mellitus 19%

Obst. Atemwegserkrankungen 14%

Neurologische Erkrankungen 14%

Schilddrüsenerkrankungen 10%

Polypharmazie

Treatment-resistant depression in the elderlyBonner D, Howard RInt Psychogeriatr 1995

Therapieresistenz

12

Häufigste Komorbiditäten:

Psychiatrisch: Alkoholabhängigkeit (24.8%) Schädlicher Gebrauch vom

Alkohol (13.9%)

Somatisch: Hypertension (27.8%) Arthrose (29.1%) Allergien (25.6%) Metabolisches Syndrom

(28.7%)

Polypharmazie (31.7%)

Psychiatric and medical comorbidities: results from a bipolar elderly cohort studyDols et al., Am J Geriatr Psychiatry 2014

Page 8: Behandlung von Depression, Angststörungen und ihrer ... · Prävalenzraten in qualitativ besten Studien: 5-5.7% Generalisierte Angststörung und Phobien sind die häufigsten Erkrankungen

7

13

Strukturelle und funktionelle Hirnveränderungen, die mit Angst assoziiert sind:

Reduktion der grauen SubstanzWhite matter lesionsAbnahme der NeurokonnektivitätAbnahme der kognitiven Funktionen

Molekulare Korrelate des Hirnalterns, die mit Angst assoziiert sind:

Aβ-AblagerungOxidative/Nitrosative StressImmun-inflammatorische ReaktionenTelomerverkürzung

Are anxiety disorders associated with accelerated aging? A focus on neuroprogressionPerna et al, Neural Plasticity 2016

14

Besondere Risikofaktoren für Depression und Angst: Autonome Symptome Fluktuation der motorischen

Symptome Schweregrad und Frequenz der

Symptome Stadium der Erkrankung Früher Beginn und Dauer der

Erkrankung

Systematic review of factors associated with depression and anxiety disorders among older adults with Parkinsons’ diseaseSagna et al., Parkinsonism Relat Disord 2014

Page 9: Behandlung von Depression, Angststörungen und ihrer ... · Prävalenzraten in qualitativ besten Studien: 5-5.7% Generalisierte Angststörung und Phobien sind die häufigsten Erkrankungen

8

15

Zerebrovaskuläre Erkrankungen, insbesondere Schlaganfall

Hypothyroidismus

Mangelernährung

Vitamin-B12-Mangel

Medikamente (Polypharmazie)

Schwarz&Frölich 2011

Am J Psychiatry 2016

Prävalenz der Depression: 31-52% Die Komorbidität erhöht die Mortalität! SSRI wirksam

cave: hämorrhagische Komplikationen, Stürze bei älteren Personen

Präventive Gabe von SSRI reduziert Risiko

Häufige Risikofaktoren für Depression im Alter

16

„Vaskuläre Depression“

Subkortikale ischämische Veränderungen

Subkortikale Hyperintensitäten in MRI

Bei älteren Menschen mit:

Diabetes

Hypertension

Atrielle Fibrilation

Depression in der Familie

Roberts et al. 2003

Alexopoulos et al. 1997; Krishnan et al. 1997; Steffens&Krishnan 1998; Mast et al. 2004

Steffens&Krishnan, Biol Psychiatry 1998

Page 10: Behandlung von Depression, Angststörungen und ihrer ... · Prävalenzraten in qualitativ besten Studien: 5-5.7% Generalisierte Angststörung und Phobien sind die häufigsten Erkrankungen

9

17

Rothenhäuser&Kapfhammer 2006

Erkrankungen und Medikamente

mit klarer Assoziation zu Depression

18

102 Studien wurden untersucht Depression ist bei älteren Krebspatienten am häufigsten:

Prävalenz bis zu 38%

vor allem bei chron. Schmerz und schlechtem Allgemeinzustandwird oft nicht erkannt oder als Trauer verkannterhöhte Suizidalität!

Angststörung bei höherem Alter sehr häufigPrävalenz 10-30%

in Abhängigkeit von medikamentösen und chron. Somatischen Faktoren

vor allem bei Schmerz-Patienten

Während Depression im höheren Alter zunimmt, ist die Angststörung häufiger bei jüngeren älteren Personen

Interventionen:Antidepressiva, Benzodiazepine

Antipsychotika (bei Delir bedingter Angststörung)Sedativa, SchmerztherapiePsychosoziale InterventionenKognitiv-behaviorale PsychotherapieSupportive PsychotherapieRelexation, Hypnose, Desensitisation

Elderly cancer patients’ psychopathology: a systematic review Aging and mental healthParpa et al., Arch Gerontol Geriatr 2015

Page 11: Behandlung von Depression, Angststörungen und ihrer ... · Prävalenzraten in qualitativ besten Studien: 5-5.7% Generalisierte Angststörung und Phobien sind die häufigsten Erkrankungen

10

19

Eine allgemeine Abnahme der Informationsverarbeitung

Folgende Bereiche primär betroffen:

› Episodisches Gedächtnis

› Sprache

› Arbeitsgedächtnis

› Exekutive Funktionen

› Geschwindigkeit der Informationsverarbeitung

Butters et al. 2004; O‘Brien et al. 2004; Sheline et al. 2006 The nature and determinants of neuropsychological functioning in late-life depressionButters et al. Arch Gen Psychiatry 2004 Late-life depression is characterized by slowed information processing

This supports the concept that frontostriataldysfunction plays a key role in LLD

The putative role of some risk factors was validated (eg, advanced age, low education, depression severity), whereas others were not (eg, medical burden, age at onset of first depressive episode)

Kognitive Störungen bei Depression

20

Mid-life versus late-life depressive symptoms and risk of dementia: Differential effects for Alzheimer’s disease and vascular dementiaDE Barnes, K Yaffe, AL Byers, M McCormick, C Schaefer, RA WhitmerArch Gen Psychiatry 2012

Depression im mittleren und späten Erwachsenenalter ist mit erhöhtem Risiko für Demenz assoziert

Depression, die spät auftritt, kann ein Prodromalstadium der Demenz sein

Rezidivierende Depressionen sind assoziert mit erhöhtem Risiko für vaskuläre Demenzen

The adjusted hazard of dementia was increased by approximately 20% for mid-life depressive symptoms only (Hazard Ratio [95% confidence interval]: 1.19 [1.07, 1.32]), 70% for late-life symptoms only (1.72 [1.54, 1.92]), and 80% for both (1.77 [1.52, 2.06]). When we examined AD and VaD separately, subjects with late-life depressive symptoms only had a two-fold increase in AD risk (2.06 [1.67, 2.55]) whereas subjects with both mid-life and late-life symptoms had more than a three-fold increase in VaD risk (3.51 [2.44, 5.05]).

Depression als Risikofaktor für Demenz

Page 12: Behandlung von Depression, Angststörungen und ihrer ... · Prävalenzraten in qualitativ besten Studien: 5-5.7% Generalisierte Angststörung und Phobien sind die häufigsten Erkrankungen

11

21

Depressive symptoms increase the risk of progression todementia in subjects with mild cognitive impairment: systematicreview and meta-analysisMourao RJ, Mansur G, Malloy-Diniz LF, Castro Costa E, Diniz BSInt J Geriatr Psychiatry 2015

Meta-Analyse von 18 Studien bei 10’861 Personen mit MCI

Bei Personen mit MCI und Depression ist eine Demenz-Entwicklung 1.28 mal wahrscheinlicher als bei MCI ohne Depression

Depressive Symptome bei MCI haben einen additiven Risikoeffekt

22

Demenz als Ursache der Depression

A collaborative study of the emergence andclinical features of the major depressive syndrome of Alzheimer's diseaseZubenko GS et al. Am J Psychiatry 2003

Die Prävalenz von Major Depression bei AD ist zwischen22.5% to 54.4%, bei schwerer Demenz mind 50%

AD-Patienten mit Major Depression weisen einen früherenBeginn der Symptome, höhere HAMD-Werte und öfterspsychotische Symptome auf als Patienten ohne Depression

AD mit Major Depression gehört zu den häufigstenaffektiven Erkrankungen im Alter

Page 13: Behandlung von Depression, Angststörungen und ihrer ... · Prävalenzraten in qualitativ besten Studien: 5-5.7% Generalisierte Angststörung und Phobien sind die häufigsten Erkrankungen

12

23

Diagnose einer Depression nach ICD-10

Diagnostik der psychiatrischen Komorbidität

Abklärung von somatischen Begleiterkrankungen und Medikation

Abklärung der psychosozialen Stressfaktoren

Holsboer-Trachsler 2006

Diagnostik vor Therapiebeginn

24

Therapie der Depression im Alter

Psychotherapie: BasistherapieSpezifische Psychotherapieformen

Medikamente: AntidepressivaMood-StabilizerAdjuvante Therapien: z.B. Atypika

Chronobiologie: SchlafentzugLichttherapie

Elektrokrampftherapie (EKT)

Millieutherapeutische und soziale Massnahmen

Mod. nach Hatzinger 2011

Page 14: Behandlung von Depression, Angststörungen und ihrer ... · Prävalenzraten in qualitativ besten Studien: 5-5.7% Generalisierte Angststörung und Phobien sind die häufigsten Erkrankungen

13

25

Psychotherapie im Alter

Basisverfahren: Arzt-Patient-Beziehung

Psychoedukation

Psychosoziale Unterstützung

Verhaltenstherapeuth. Interventionen:

AktivierungBewegungstherapieMilieutherapie u.a.

Entspannungs-verfahren:

z.B. progressive Muskelrelaxation

Psychotherapie i.e.S.: Kognitive Verhaltenstherapie

Interpersonelle Psychotherapie

Psychodynamische Therapien

Fiske et al 2009

Hatzinger 2011

26

Interpersonelle Psychotherapie (IPT)

Konzept der Psychobiologie Adolf Meyer & Interpersonelle Schule Harry S.

Sullivan & Bindungstheorie John Bowlby

Gute Wirkung bei Major Depression

Behandlungsfokus: aktuelle zwischenmenschliche/ psychosoziale Probleme oder Lebensveränderungen

Kognitiv-verhaltenstherapeutische Ansätze

Therapeutenrolle: aktiv, unterstützend

Fokussierte, zeitlich begrenzte Kurztherapie (12-20 Sitzungen)

Keine Indikation bei psychotischen Störungen, komorbiderSubstanzabhängigkeit, ausgeprägter Persönlichkeitsstörung und komplexer Traumatisierung

E. Schramm 2010

Page 15: Behandlung von Depression, Angststörungen und ihrer ... · Prävalenzraten in qualitativ besten Studien: 5-5.7% Generalisierte Angststörung und Phobien sind die häufigsten Erkrankungen

14

27

Antidepressiva

Folgende Substanzgruppen sind bei älteren Patienten untersucht:

Trizyklische AD (Nortriptylin) Taylor 2004

SSRI Taylor 2004, Dunner 1992, Tollefson 1995, Mulsant 1998, Roose 1998, Bondareff 2000, Muijers 2002

SNRI (Venlafaxin) Staab 2000

Mirtazapin Taylor 2004

NARI (Reboxetin) Katona 1999

Moclobemid Angst 1992

› SSRI, SNRI als Empfehlung an erster Stelle

› Vorteilhafter wegen Nebenwirkungsprofil

› Therapieerfolg ähnlich wie bei jüngeren Erwachsenen

› Mögliche Nebenwirkungen: Gastrointestinale Unverträglichkeit, Unruhe, Schlafstörungen, Schwindel, Kopfschmerzen, Hyponatriämie

28

Indications of atypical antipsychotics in the elderlyMcKean A, Monasterio EExpert Rev Clin Pharmacol 2015

Indikationen:

BPSD

Augmentation der Antidepressiva bei Depression

Angststörungen

Insomnia

Psychose bei M. Parkinson

Risiken:› Metabolisches Syndrom (D.Mellitus II)› Gewichtszunahme› Plötzlicher Herztod› Zerebrovaskuläre Ereignisse› Erhöhte Mortalität

Page 16: Behandlung von Depression, Angststörungen und ihrer ... · Prävalenzraten in qualitativ besten Studien: 5-5.7% Generalisierte Angststörung und Phobien sind die häufigsten Erkrankungen

15

29

Short- and Long-Term Use of Benzodiazepines in Patients with Generalized Anxiety Disorder: A Review of GuidelinesOttawa (ON): Canadian Agency for Drugs and Technologies in Health; 2014.

Von 316 Publikationen wurden 22 untersucht (inkl. Leitlinien) 4 Evidenz basierte Leitlinien für den Einsatz in der Kurz- und Langzeittherapie Einstimmige Empfehlung für den Einsatz in der Akuttherapie:

- als Begleittherapie bis die Wirkung des Antidepressivums eintritt

- in Krisensituationen

Eine Empfehlung als Begleittherapie bei Psychotherapie Langzeittherapie nur empfohlen bei Therapieresistenz für Antidepressiva (und

Psychotherapie) Bei älteren Patienten sind niedrige Dosierungen empfohlen

30

Hatzinger 2011

Nebenwirkungen der Antidepressiva

Page 17: Behandlung von Depression, Angststörungen und ihrer ... · Prävalenzraten in qualitativ besten Studien: 5-5.7% Generalisierte Angststörung und Phobien sind die häufigsten Erkrankungen

16

31

QTc-Verlängerung

Die Gefahr bei SSRIs geringer

Neuroleptika (Atypika wie Risperidon, Olanzapin, Chlorpromazin und Clozapin, oder Phenotiazin, Butyrophenon und Pimozid) können QTc verlängern

Trizyklische Antidepressiva sollen vermieden werden

32

Vorgehen bei Therapieresistenz

Wechsel zu einem zweiten Antidepressivum: SNRI oder Nortriptylin

Kombination zweier Antidepressiva verschiedener Klassen

Augmentation mit Lithium: Engmaschige Laborkontrollen, Kontraindiziert bei Niereninsuffizienz, Schilddrüsenerkrankungen, Diuretika

Augmentation mit Atypika: Allgemeine Richtlinien der Neuroleptika-Behandlung beachten!

Augmentation mit Lamotrigin (Lamictal®): Gute Verträglichkeit, lange Aufdosierungsphase

Augmentation mit Pregabalin (Lyrica®): Bei Angst und Schlafstörungen

Therapie mit Moclobemid (Aurorix®)

Elektrokrampftherapie (EKT)

Mod. nach Schwarz&Frölich 2011

Page 18: Behandlung von Depression, Angststörungen und ihrer ... · Prävalenzraten in qualitativ besten Studien: 5-5.7% Generalisierte Angststörung und Phobien sind die häufigsten Erkrankungen

17

33

Depression mit psychotischen Symptomen

Schwere Suizidalität

Bedrohliche Malnutrition wegen unzureichender Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme

Therapieresistenz (Nach mind. 2 Antidepressiva)

Therapieeffizienz mit 80% bei Älteren sehr hoch Kelly&Zisselman 2000

Elektrokrampftherapie (EKT): Indikationen

34

Anterograde Amnesie

Retrograde Amnesie: öfters bei älteren Patienten mit vorbestehenden kognitiven Störungen

Postiktale Desorientierung, Delir

Neuropsychologische Störungen: Aphasien, Apraxien, Agnosien

Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen

Kardiovaskuläre Komplikationen

Muskelschmerzen

Vorübergehende kognitive Störungen und kardiale Arrhythmien

Alexopoulos et al 1984, Donahue 2006, Folkerts 1997, Kelly&Zisselman 2000, Mulsant et al 1991

Damm et al 2010

Elektrokrampftherapie (EKT): Indikationen

Page 19: Behandlung von Depression, Angststörungen und ihrer ... · Prävalenzraten in qualitativ besten Studien: 5-5.7% Generalisierte Angststörung und Phobien sind die häufigsten Erkrankungen

18

35

Indikationen:

Saisonale Depressionen

Non-saisonale Major-Depression

Schwangerschaftsdepression

Bulimia

Schlafstörungen

Verhaltensstörungen bei Demenz

Schlaf-Wach-Rhythmus-Störungen der Schizophrenie

Persönlichkeitsstörungen

Therapie:

UV-gefiltertes Licht

Lichtintensität 2000-10 000 Lux

Expositionsdauer 30 bis 60 Min.

Wirksamkeit höchstens bei Morgenlicht (07:00-09:00 Uhr)

Nebenwirkungen:

Kopfschmerzen, Augenbrennen,

Übelkeit, Schwindel, Irritabilität,

Agitation, Hypomanie, Früherwachen

Terman M 2007; Wirz-Justice&Staedt 2008

Lichttherapie

36

INTERNATIONAL JOURNAL OF GERIATRIC PSYCHIATRYInt J Geriatr Psychiatry 2004; 19: 545–548.

The effects of light therapy on depressed elders

Yun-Fang Tsai, Thomas K. S. Wong, Yeong-Yuh Juang and Hsiu-Hsin Tsai

JOURNAL OF GERONTOLOGY2001, Vol. 56A, No. 6, M356–M360

Bright Light Treatment Decreases Depression in Institutionalized Older Adults: A Placebo-Controlled Crossover Study

Isabel C. Sumaya, Beth M. Rienzi, Jess F. Deegan II, and Donald E. Moss

› 60 Patienten, 5000 Lux für 5 Tage

› GDS signifikant (5 Punkte) gebessert

› 14 Patienten, Lichttherapie, Dämmerungslicht oder kein Licht für 5 Tage

› GDS signifikant gebessert nur durch Lichttherapie

Lichttherapie bei Altersdepression

Page 20: Behandlung von Depression, Angststörungen und ihrer ... · Prävalenzraten in qualitativ besten Studien: 5-5.7% Generalisierte Angststörung und Phobien sind die häufigsten Erkrankungen

19

Abteilung für Psychiatrische Forschungund Klinik für Alterspsychiatrie

DANKE!

[email protected]