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Xll.
Aus dem pharmakologischen Institut der Universitiit Jena.
Beitriige zur Kenntniss der fiicht.
9. Weiteres fiber das Ausfallen der Urate.
Von
H. Kionka.
Wie wir im Vorhergehenden gesehen haben, sind wir naeh dem jetzigen Stande unsercs Wissens nicht mehr dazu bcrechtigt ohne Weiteres eine Entstehung von Glykokoll beim Abbau der llarns'aure anzunehmen. Allerdings ist es nach den neuesten VerSffentliehungen von W i e c h o w s k y (1) auch nicht mSglieh den Beweis zu erbringen, dass beim Menschen, wie beim HuM und Kaninchen ein Abbau der Harnsiture etwa fiber Al l an to in stattfinde. Die ganze Frage nach dem Abbau der Harns/ture beim 5Ienschen ist zur Zeit unentschieden.
Wit hatten seiner Zeit diese Frage, die nichts mit unseren eigent- lichen Untersuehungen zu thun hat, auch nur in Angriff genommen, da man damals nichts welter iiber die Herkunft des Glykokolls wusste. Damals existirten nur - - noeh vSllig unbestritten! - - die Angaben yon Wiener (2)7 wonaeh der Abbau tier Harns/iure fiber Glykokoll verliefe. Damals lagen aueh nut die ersten klinisehen Glykokollbefunde beim Giehtiker yon I g n a t o w s k i (3) vor, und aueh diese waren noeh yon keiner SeRe bestritten, obwohl Monate seit ihrer VerSffentliehung ver- gangen waren. Wir waren also damals zu unseren Annahmen und zu der Aufstellung unserer Theorie fiber das Wesen der Gieht vollkommen bereehtigt.
Jetzt liegen die Verh'~ltnisse, nachdem so viele neue Thatsachen dutch experimentelle und klinische Untersuehungen zahlreieher Porscher bekannt geworden sind, ganz anders. Wit kennen jetzt andere Quellen des Glykokolls. Hat doeh kfirzlieh R a u b i t s c h e k (4) sogar ein aus Albumosen Aminos/iuren abspaltendes Ferment ,Erepsin" aus Darm- schleimhaut isolirt.
Wir mfissen daher unsere seiner Zeit aufgestellte Theorie in diesem Sinne modificiren. In ihrem Prineip bleibt sie aber bestehen; daran ~ndern aueh die ver'/tnderten Ansiehten fiber die Herkunft des Glykokolls und den Abbau der Harns'aure niehts.
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144 H. Kionka,
Die yon uns fcstgestellte Thatsaehe, dass bei schwaeh alkalischer Reaction Glykokoll beschlcunigend auf das Ausfallen saurer Urate aus ttarns5urelSsungen wirkt, haben wit' dutch zahlreiehe Naehpriifungen voll- kommen sichcrgestellt. Ja wit haben das gleiehe Verhalten Harns/iure- lSsungen gegeniiber aueh fiir eine Anzahl yon andern ,sauren" Sub- stanzen festgestellt, so tiir einige andre Aminos/iuren und vor alleh~ aueh fiir Allantoin.
Aus den zahlrcichen Versuchsreihen sei bier nut folgende mitgetheilt: Es wurden je 0,5 g Lithiumoxyd in 4 Portionen in 170 ccm Wasscr gelSst und
Harns~iure im Ueberschuss zugesetzt, dann ,t8 Stunden lang im Brutschrank bei 40 0 stehon gelassen und abfiltrirt. Von den Filtraten wurde die einc Menge I. ohne Zusatz gelassen, Portion II. wurde mit 0,5 g Leucin (linksdrchend), Portion IlI. mit 0,5 g Allantoin und Portion IV. mit 1,0 g Alanin (optisch in,~ctiv) versetzt. Von jeder dicser 4 Portionen wurden je 25 ccmmit 25 ccm einer 5 proc. SodalSsung vorsetzt und fortlaufend beobachtet. Ausserdem wurden nooh je 50 ecru tier 4 Portioncn entnommen und ohne Sodazusatz gleichfalls fortlaufend beobachtet.
Ueber dio Bildung der Nioderschliige ergaben in don einzelnen Portionen die Beobachtungon die in vorstehender Tabelle angegebenen Resultate.
Man sieht aus dieser Zusammenstellung, dass auf Harns~iurelSsungcn alle drei gepriiften Substanzen in demselben Sinne wirken, wie es friiher yon uns fiir Glykokoll festgestellt wurde. Bei Anwesenheit yon Leucin, Allantoin odor Alanin bildet sieh friiher saures Urat und kommt infolge seiner schweren LSslichkeit zum Ausfallen, als dies in HarnsiturelSsungen ohne dicse Zusittze der Fall ist. Besonders deutlieh zeigen dies die dureh Sodazusatz starker alkaliseh gemachten LSsungen. Bei den LS- sungen ohne Sodazusatz begann das Ausfallen der Urate erst vM sp/iter, doch zeigten sich aueh hier die gleichen Differenzen.
Am wenigsten wirksam in diesem Sinne erwies sieh das Leucin. Deutlieh sti~rker wirksam sind alas Mania und das Allantoin. Es ist dabei zu beriicksichtigen, dass das letztere wegen seiner schwereren LSslichkeit nut in halb so starker Concentration angewandt werden konnte wie das Alanin. Ueberhaupt ist bei allen in dieser Versuehs- r.eihe gepriiften Substanzen deren geringe LSslichkeit zu beaehten. Bei dem leieht 15sliehen Glykokoll war es mSglich bei diesen Versuchen mit viol starker concentrirten LSsungen zu arbeiten; und dementspreehend waren aueh die Wirkungen dieser LSsungen auf die Ausf//llung der Uratc weit grSssere. Vergleicht man abet die GrSsse der Wirkungen dieser LSsungen mit der gleich niedrig eoncentrirter GlykokolllSsungen, so sieht man, dass auch diesen drei Substanzen ein recht erhebliehes Ausfiillungs- vermSgen zukommt.
Die obige Versuchsreihe zeigt auch deutlich, dass, wie wit friiher schon fiir das Glykokoll gezeigt haben, es sieh nur um die Besehleuni- gung eines Processes handelt, der in gleicher Weise, nut langsamer, auch ohne die Zusatze dieser Substanzen in Harns'/turelSsungen vcrlituft. Die Substanzen wirken also wie ,Katalysatoren". Und die Unterschiede in dem sichtbaren Effect dieses Vorganges, also in der Menge der nach einer bestimmten Zeit ausgefi~llten Urate, verschwinden allm~hlieh wieder. 1st die Ausfallung beendet, so sind die Mengen der gesammten aus-
Beitr@e zur Konntniss der Gicht. 145
gef~llten Urate in allen LSsungcn mit und ohne Zusatz gleich. Dies ist in der obigen Versuchsreihe crreicht bet den LSsungen mit Sodazusatz naeh 1~ Stunden, in den LSsungen ohne Sodazusatz nach etwa 3 Tagen.
Aus diesen Versuchen geht also hervor, dass aueh noeh andere ,saure" Produete, namentlich Aminos/turen, in gleicher Weise uratf/illend wirken wie Glykokoll. Ihre Anwesenheit im Organismus des Gichtikers wird daher bet dem glciehzeitigen ttarns/iurereichthum dcssclben als eine SchSdlichkeit anzusehen scin, wic wit' dies bet der Entwicklung unserer Theorie ffir das Glykokoll gezeigt haben. Es wird demnach ein reich- lichcres Entstehen derartiger Verbindungen bei den verschiedenen Abbau- vorgitngen - - vielleicht aueh bet dem Abbau der Harns'~ure --- fiJr den Gichtiker yon ebenso grosser Bedeutung sein wie die Gegenwart grSsserer Mengen yon Harnsiiure selbst.
Nach dieser Richtung kSnnen wit' also alles in unserer Theorie Ent- wickelte nach wie vor aufrecht erhalten. Wohl aber miissen wir in einer andern Riehtung unsere fdihere Ansich~ iindern.
In einer Arbeit yon Wohlgemuth (5), die uns leider nur im Referat zugSnglich war, finder sieh ein Versuch an einem Gichtiker, welchem sehr grosse Mengen Glykokoll eingegeben wurden. Die gieichzeitig an diesem Patienten angestellten Bestimmungen der tiigtieh ausgesehiedenen C~lykokollmengen crgaben, dass nur sehr wenig yon dem eingegebenen Glykokoll im Harn wiedererschien. Wenn nun aueh, wie wir in der vorhergehenden Arbeit gezeigt haben, die angewandte ~) Methode der Glykokollbestimmung nur sehr unvollkommene quantitative Werthe giebt, die Glykokollausbeute mit der F ischer-Bergel l ' sehen Methode naeh H i r s c h s t e i n ' s (6) Annahme sogar nur etwa 20 pCt. betragen soil, so glauben wir doeh nach dem Ausfall dieses Versuches yon Wohlgemuth nicht mehr ohne weiteres an unserer Annahme festhalten zu diirfen, dass das GlykokollzerstSrungsvermSgen beim Gichtiker gegeniiber dem Nor- malen vermindert set.
Man nimmt bisher an, dass die Umwandlung des Glykokoll zu Harnstoff oder einer Vorstufe desselben dureh ein wohl in der Leber ge- bildetes Ferment geschehe. Wir haben die Versuehe Loewi ' s (7), auf welehen diese Annahme beruht, naehgepriift und in verschiedener Weise modifieirt. Unsere sehi zahlreiehen Versuche in dieser Richtung, fiber welehe spblter einmal ausfiihrlich beriehtet werden soll, haben uns aber zu dem Schlusse gefiihrt, dass dieser ganze Process des Glykokollabbaues viel eomplieirter verl~uft, als man bisher annahm, und dass es sieh dabei wohl nieht nur um die Wirkung eines einzigen Fermentes handele, sondern um mehrere naeh einander und neben einander verlaufende Vorgiinge.
Jedenfalls seheinen die bet d iesem Process in Frage kommenden Fermentthgtigkeiten beim Giehtiker nieht gest6rt zu sein. Wohl aber halten wir nach wie vor an der Vorstellung fest, das Wesen der Gieht beruhe in qualitativen oder quantitativen $tgrungen yon Fermentth/itig-
1) Wohlgemuth benutzte die lsonaphthyleyanat-Methode, welche kaum bessere Resull~ate liefert~ als die Methode mit ff-NaphthaIinsulfocblorid.
Zeitsehrift f. exp. Pathologie u. Therapie. 5. Bd. 10
146 H. Kionka, Beitr~ge zur Kenntniss der Gicht.
keitcn, die cinc Rolle spiclcn bci den vcrschicdenen Abbauvorgitngen im Organismus. Von wescntlichcr Bedeutung ist cs dabei, dass hicrbci Pro- ductc in grSsscrcr Menge cntstehen kSnnen, welche, wic unserc Versuche einwandfrei crgebcn haben, das Ausfallen yon Uraten bcfSrdernd wirken, mSgcn dicsc Aminosiiuren oder sonstigen gleichsinnig wirkcndcn Producte aus dcm Abbau dcr Harns/iure oder den Kernsubstanzcn zu Grunde gehcndcr Zcllcn, aus abstcrbcnder Knorpel- odor Bindcgewebssubstanz oder sonstigcn Abbauvorg~ngcn stammen.
L i t e r a t u r . 1. W i e c h o w s k y , ftofmeister's Beitr~ige. Bd. XI. S. 109. 2. Wiener , Archiv f. exper. Pathologie und Therapie. Bd. 42. 3. l g n a i o w s k i , Hoppe-Seyler's Zeitschr. f. physiol. Chemie. Bd. 42. S. 371. 4. E. Kaub i t s ehek , Diese Zeitschriff. Bd. ]V. S. 675. 5. Wohlgemuth , Biochem. Zeitschr. Bd. I. S. 332. (;. L. H i r s c h s t e i n , Diese Zeitschrift. Bd. IV. S. ll8. 7. Loewi~ Hoppe-Seyler's Zeitschr. f. physiol. Chemie. Bd. 25. S. 511.