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Beitr~ge zur pathologischen Anatomie des Auges nach Versuchen an Thieren VOI1 Dr. C. Ritter. Die pathologisch-anatomische Richtung, yon welcher die Medicin ihre Fortbildung jetzt hauptsachlich erwartet, hat sich sehr bald auch in der Ophthalmologie geltend gemacht. Allein bier gingen anfangs besonders die Fort- schritte so ausserordentlich langsam und so wcnig dem fibrigen Standpunkte dieses Zweiges entsprechend, (lass Donders zu dem tttilfsmittel griff, die Augen jeder Leiche auf anatomischc Veranderungen zu untcrsuchcn. Allein dic Augen der Leichen sind nur selten in eincm Zustande zu bekommen, dass sic fiber die bcstandenen Veranderungen sichere Auskunft geben; ausserdem sind frisch eatstandenc Augenkrankheiten nut ausnahmsweise bei ihnen zu findcn. Wcit cntschiedener sind die Fort- schrittc gewesen, scit man iJ~ der Exstirpation eines ver- lorenen Auges einen Schutz fiir das erkrankende andere kennen gelernt hat. Es sind dadurch die Beobachtungen viel h~ufiger geworden und h~ufen sich immer mehr; aber einerseits betrifft die weitaus grSssere Mehrzahl nur abgelaufene Prozesse, deren Natur und Anfang nur sehr hypothetisch oder selbst gar nicht aus dem Befunde zu bestimmen ist; andererseits sind es nur einzelne Be- obachtungen, welche allein doch noch keine Regcl aufzu- Archiv flir Ophtha]mologie. VIII. 1. |

Beiträge zur pathologischen Anatomie des Auges nach Versuchen an Thieren

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Beitr~ge zur pathologischen Anatomie des Auges nach Versuchen an Thieren

VOI1

Dr. C. R i t t e r .

Die pathologisch-anatomische Richtung, yon welcher die Medicin ihre Fortbildung jetzt hauptsachlich erwartet, hat sich sehr bald auch in der Ophthalmologie geltend gemacht. Allein bier gingen anfangs besonders die Fort- schritte so ausserordentlich langsam und so wcnig dem fibrigen Standpunkte dieses Zweiges entsprechend, (lass D o n d e r s zu dem tttilfsmittel griff, die Augen jeder Leiche auf anatomischc Veranderungen zu untcrsuchcn. Allein dic Augen der Leichen sind nur selten in eincm Zustande zu bekommen, dass sic fiber die bcstandenen Veranderungen sichere Auskunft geben; ausserdem sind frisch eatstandenc Augenkrankheiten nut ausnahmsweise bei ihnen zu findcn. Wcit cntschiedener sind die Fort- schrittc gewesen, scit man iJ~ der Exstirpation eines ver- lorenen Auges einen Schutz fiir das erkrankende andere kennen gelernt hat. Es sind dadurch die Beobachtungen viel h~ufiger geworden und h~ufen sich immer mehr; aber einerseits betrifft die weitaus grSssere Mehrzahl nur abgelaufene Prozesse, deren Natur und Anfang nur sehr hypothetisch oder selbst gar nicht aus dem Befunde zu bestimmen ist; andererseits sind es nur einzelne Be- obachtungen, welche allein doch noch keine Regcl aufzu-

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stellen erlaubcn. Diesem Mangel l~tsst sich durch Ex- perimente an Thieren abhelfen und sind die Resultate, wclche auf diese Weise gewonnen werden, durchaus der Art, dass sic mit schr geringcn Modificationen auf den Menschen fibcrtragen wcrdcn kSnnen, da dcr B~m des Auges beim Mcnschen und bei den hOheren S~mgethicren nur in Nebcnsachcn vcrschicdcn ist. - -

Versuche in diescr Richtung sind schon friiher yon Die t e r i ch*) , Beger**) und Werncck***) gemacht; so verdienstlich diesc Arbcitcn sind, so gingen sie doch h~tufig yon ganz falschen Ansichtcn iibcr den anatomischen Bau des Auges aus und unterlagcn daher einer unrichti- gcn Fragcstellung; dann abcr fchltc dcr damaligen Zeit noch der richtige Gebrauch des Mikroskopes und damit die richtigc Anschauung fiber den feinercn B a u d e r Gc- webe. Es wird daher eine'Wicderholung jener Vcrsuchc vielleicht nicht ganz unnfitz sein, wenn auch die aus ihnen gezogenen Resultate zuweilen ganz das Richtige treffen.

Einen andcrcn Versuch hat dann H i s t) gcmacht; wic gl~tnzend dcrsclbc ausgcfallcn ist, lehrt schon jetzt die Geschichte der pathologischcn Anatomic; doch betraf cr nut ein Ausscnwerk des Auges und ging yon ganz an- deren Gesichtspunkten, als dcnen dcr Ophthalmologic ans. In einer ~hnlichen Richtung hat C. O. Weber ' t - t)

*) D i e t e r i e h , fiber die Verwundungen des Linsensystems. Tii- bin~en 1824.

**) B e g e r , fiber die Verwundbarkeit des Auges und seiner H~ute, Zeitsehrift fiir die Ophthalmologie yon Dr. yon Ammon Band II! tIeft 1 1833.

***) W e r n e e k , einige Resultate meiner :Experimente fiber die traumatisehe Reaction bei Verwunduagen der Capsel und der Linse. Zeitschrlft fiir die Ophthalmologie yon Dr. v o n A m m o n, Band IV Heft 1. 1834.

t) H i s , Beitr~ige zur normalen und pathologisehen Histologie der Hornhaut. 1856.

"~t) L. O. W e b e r , fiber den Bau des Glask~rpers etc. V i r c h o w ' s Arehiv XIX 3 und 4.

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gearbeitet, doch kam mir seine Arbeit crst nach Vollen- (lung dieses Aufsatzes zu Gcsicht; auch er hat die LS- sung ganz anderer Fragen im Auge und theilt seine Versuche in zu ungcmtuer Wcise mit, als dass fiir die Ophthahnogic ein sichercr Schluss aus ihncn gezogen wcrden kiinntc. - -

Bei nl('ineu cigenen Untcrsuchungen glaubtc ich mir mein Ziel so cng als miiglich stccken zu miissen und beabsichtigtc nur (lie Ver/tnderungcn tier Linse in Folge yon Rcclinatiou und I)iscision zu studircn; dabei wurde ich aber alhn/ilig zu welt schwierigcren u geffihrt. Die Untersuchungsmethode, welchcr ich nach einigem Probircn immcr folgtc, war die, dass ich alas frische Auge (lurch cinch Acquatorialschnitt (iffnete, allc Gewebe fi'isch untcrsuchte, dann das Auge in eine sehr schwachc L(isung yon doppelt chromsaurem Kali legtc und nun in den folgenden Tagen die Untersuchung ver- vollst/tndigte. Die yon S c h w c i g g e r * ) befolgte Methode scheint mir den Nachtheil zu haben, dass sie den Vorwurf kfinstlicher Trennung und Erzcugung yon Kunstl)roducten in dcr Retina nicht verhiitct, besonders aber hindcrt sie (lie Untersuchung des Eiters.

I. F o l g e n d e r R e c l i n a t i o n .

(Fig. 1 und 2).

1. Fall .

A l t e s g r a u e s K a n i n c h e n . Es wurdc die Re- clination pach unten durch cinch Einstich mit einer breiten Nadel 2"' vom itusseren Cornearande gemacht; ein zweiter Einstich mit der Nadel liess in der Pupille keiueu Linsenrcst mchr crkennen. Unmittelbar nach dcr Operation war keine VerRnderung am Auge zu be-

. . . . . . . .

~) Archly fiir (tl)hthalmologie u 1. 141. I*

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merken. Am zweiten Tage war die Linse wieder auf- gestiegen und verlegte das Pupillargebiet, sie erschieu diffns weisslich getrtlbt. Am ftinften Tage ging ich mit der Nadel abermals ein und bewegte die getrUbte Linse nach unten~ doch wurde die Pupille nicht ganz frei. Am 6. waren feine radiare Streifen in der sonst ungciinderten Trtlbung zu schen. Es crschicnen dann in den folgenden Tagen unregelmitssige Streifen und Formen all der reclinirten Masse, welehe ziemlic]l glan- zend und gelblieh aussah, ja einma[ schien es, als legte sich cine weisse faltige Membran vor dicselbe. Am 15. Tage fanden sich neben der mehr nach hinten befind- lichen trtiben Masse noeh einzelne blendend weissc Streifen und Flecken in den vorderen Particn ohne be- stimmte Zeichmmg; die radi~tren Streifen waren ver- schwunden. Am 24. Tage war der Befimd folgender die Triibung ist weiss und scheint schleierartig den untercn Theft des Augenhintcrgrundcs zu verdeeken; der mittlcre Theft dcr Triibung, wclcher wcit vom Pu- pillargebiete gegcn den IIintel'grmld liegt~ stellt eine runde Scheibe dar, an wclcher hicr nnd da Winkei hervor- und zuriiektreten~ sic ist ges',tttigt weissgrau gefitrbt mit undeutlichen Streifen. Am Boden vor die- set Scheibe liegt eine blendeud wcisse Maas% welchc eine Zeichnung in graden willklichen Striehen zcigt, wie yon Falten oder Streifen, sic muss daher eine un- gleiche Oberfiiiche haben. Die seitliehcn und oberen Partien des Augcnhintcrgrundcs sind yon ciner matteu Triibung vcrdeckt; sic theilen bei dm'chfal[endcm Lichte derselben eine lcicht gelbr~ithliche Fitrbmlg mit, yon Retina- und Chorioideagefttssen ist nichts zu crkennen. Ftir jene scheinende Masse vor der reklinirten Liusc wusste ich keiuc Erkllirnng. So blieb der Zustand ohne Aenderung bis zum 40. Tage, an wclchem die Exstirpation vorgenommen wurdc.

Seetionsbefund. Der Glasktirper war etwas trilbe und hatte seine gallertige Coh~renz fast iiberall ver- loren. Am Boden der GlaskSrperhtihle lag die Linse in mehreren Flocken, mehr nach hinten ein grosser runder Flock~ vor ihm mehrere kleine unregelmiissig geformte, alle waren weisslichgetriibt. Am consistenteren

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Theilc des GlaskSrpers in dcr Mitte der ItShle zog sich eine h~ichst feine~ an manchcn Stellen welsslich punctirte, sonst glashcllc Mcmbran~ von der Chorioidea welt abstehcnd; sic war nach vorne an der Zomula befestigt. Die Retina hatte sich hinter ihr in zwei runde Strange aufgerollt, welchc yon der Sehnerven- papillc ('ntgcgcngcsetzt in den seitlicheu Richtungen verliefcn; die seitlichen BIIndel dol)pelt contourirter Nerven/hsern batten den Drehungspunkt gegeben. Die Linsenkapsel war hiuten UlLd vorn gesprengt~ die ein- gerollteu Zipfel lagen an der unversehrten seitlichen Insertion. - In der Glask~'irperttilssigkeit schwammen grosse rundliche Zellcn, 0~008- 0~014'" gross, sie waren glashell~ abet fast alle mehr oder w~,niger mit Fett ge- filllt, .iede enthielt eimmn ~'rossen Kern m~d Kernkiir- perchen. Dicsc Zellen sasscn jener fcinen abgelSsten Membran als ein eill einfaches Epithel auf; zeigten abet all ihr mlr wellige Fettk~irperchcn dicht um den Kern. Die Membl'an~ sell)st war vSllig structurlos und so diinn~ dass sic hauptsitchlich nut durch Faltung sichtbar wurde mid dm'ch diese einen scheinbar fasri- gen Bau vortiius(',hte. Es war also [lie hyaloidea~ an welcher noch bier und da einzelne Reste der Retina hafteten und jene wcisslichen~ Punkte bildetem - - Die Linscnkapsel war ausser der Continuitiitstrenmmg v011ig ungc~inder L sowohl dic vordere als die hintere glashell und ohne .iede Strm'tur; iibcrall lag an der vorderen Wand sehr schiin erhaltcnes l'flastercl)ithe] ~ dessen Zellen mn eiu I)ritte] kleiaer als die dcr Ityaloiden waren. Nm' in sehr wenigen diesel' Zellen lagen um dell l~tnglicheu Kern einige dmlkele Fettk6rnchen. In den Winkeln der Kapsel fanden sich iiberall in ziem- licher Menge. Linsenfascrn der (lorticalis yon normaler Breite uad Durehsichtigkeit. - Die eiuzelnen Stticke der reclinirten Linse nahmen zusammen ein uicht un- betr~ichtlich verkh,iuwrtes Volumen gegen die normale Linse ein; dic kleineren Stficke bildeten zusammen die Corticalis, wfihrend der Kern eohlirent geblieben war. Die Fasern der Cortiealis waren etwa drei Viertel so schmal, als normal, ihre Farbe war leicht gelblieh~ undurchsichtig; die Contouren waren nieht scharf~ er-

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schienen brfichig, zuweilen selbst ganz fehlend. In Essigsiiure traten die Contouren wieder iiberall hervor, waren aber bald hierher, bald dahin gebogen, ohne dass beide Seiten dabei gleiche Ricbtung verfolgt hiit- ten; dabei wurden die Fasern wieder durcbsiehtig und etwas breiter. Die Fasern ]fingen in grossen Sehollen zusammen, welclm ziemlich durcheinander geworfen waren; in der Mitte der Stiicke fanden sich noeh v611ig unge~,nderte Fasern, nut die Contouren hatten ihre Gltttte verloren. Die Fasern des Kerns erschienen we- niger veritndert, sic watch durehsichtig, hatten sehr markirte, rauhe, briichige Contouren, welche in Essig- s~iure ganz glatt, aber nicht durehsiehtig win'den, son- dern leicht punctirt blieben. - - Der Retina lagen vide verfettete ZeIlen vom Hyaloideaepithel an; die Elemente derselben isolirten sich sehr leicht. Stiibchen und K6r- nersehieht zeigten keine Aenderung; tier Inhalt vieler Nervenzellen war aber nicht homogen, leicht granulirt, sondern in kleine, scharf contourirte, gl~inzeude K6rn- ehen aufgel6st, und hier und da fanden sich in den Radialfasern dieselben K(irnehen entweder vereinzelt oder in kleinen Gruppen. Der Grad dieser fettigen Degeneration war in den einzelnen Zellen sehr ver- schieden. In den dunkelcontourirten Nervenfasern der seitlichen Strange war das Mark geronnen und bildete, wie gew6hnlich breitere und schmalere Ausbuehtungen. Chorioidea und Iris waren viillig normal.

2. Fa l l .

An einem gefleekten, jungen Kaninchen wurde die Reelinafion gemacht und zwar ohne Eriiffnung der vor- deren Kapsel. Am 2. Tage liess sieh ein schriiger ge- triibter Strich yon einer Seite der Linse zur anderen erkennen, die ilbrigen Theile waren vSllig durchsichtig. Am 5. verdeckte eine Trfibung dicht hinter der Pupille den Augenhintergrund, sit war abet durchaus nieht gle~ehmiissig. Am 30, waren in der Trfibung viele radi~tre Streifen zn bemerken, sonst blieben die Ver- hiiltnisse gleich. Am 39. Tage wurde das Auge ex- stirpirt.

Sectionsbefund. Die Retina liegt der Chorioidea

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tiberall an, dcr Glaskiirper ist fltissig und triibe. Die Linse ist iu zwei Theile getheilt, der cine besteht aus durchsichtigem Gewebe und hat die itussere Form der Linse bewahrt his auf die hintere Fliiehe, ill dieser liegt nach hinten und unten der zweite Theil der Linse, welcher mattwciss getriibt ist. Die Oberfliiche dieses !etzteren ist uueben~ gerisseu. Nach beiden Seiten hin ziehen sich v o n d e r hinteren Kapsel zur Zonula zwei sehmale crhabene Strange. - Retina und Chorioidea liessen in ihrem mikroskopischen Bau keine Veri~nde- rungen bemerken~ die ttyaloidea lag der Retina tiberall an, die Epithelschicht der Hyaloidea war an den mei- sten Stellen erhalten und nur wcnige Zellen enthielten FettkSrnchcn. Auch im GlaskSrper schwammen nut einzelne vcrfettete Epithelien mit deutlichen Kernen. Die schmalen Streifen, welehe vonde r Zonula zur hin- teren Kapsel licfen, bestanden aus einer structurlosen Membran und einigen verfettetcn rundlichen Zellen, wahrscheinlich Epithelien. Der durchsichtige vordere Theil der Linse enthieit die Kapsel und den gr6ssten Theil der Corticalis; die Fasern waren v611ig durch- sichtig, gl/inzend, mit glatten Contouren; die Kerne waren sehr schOn in ilmen zu sehen, doch die Fasern so schwcr yon einander zu isoliren, dass ich nicht zur Entscheidung kommcn konnte, ob nur einer odor meh- rere Kcrne zu einer Faser geh~irten. In tier hinteren Kapscl war tin grosses Loch, durch welches der ge- triibte Linsentheil in den Glask6rper hineinragte; beide Theile waren seharf yon cinander getrennt. Das Ge- webe der hinteren Kapsel zeigte keine Structur~ war vSllig glashell; nnr um den Riss lag sic in Falten und war yon einer dnrehsichtigen, gli~nzenden, dunkelbe- grenzten Masse bcdeckt, wclche auch nach Zusatz yon Reagentien ohne Structur blieb, demnaeh ffir Inhalt yon Linsertfasern zu erklaren war. Die getrtibte Linsen- partie wurde yore Kern und wenigen Fasern der Cor- ticalis gebildet; alle Fasern waren sehr eingeschrumpft der Breite nach; an manehen Stellen waren die Con- touren derselben so undeutlich geworden, dass sic erst auf Anwendung yon Reagentien hervortraten, an ande- rcn waren die Contonren nur unbestimmt, die Fasern

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hatten die Durehsichtigkeit und den Glanz verloren und sehienen mit feineu und groben Punkten libersiit; in Essigsiiure liisten sich diese Punkte; die Fasern wur- den durchsiehtigcr, die Contouren bestimmter und his auf kleine Unterbreehungen grade. An einigen Stellen traten die Fasern auf Zusatz yon absolutem Alkohol rasch und klar hervor. Alle F.asern brachen sehr leicht der Quere naeh, doch war eine Querstreifnng nirgends zu sehen. Im iiussern Umfang der getriibten Masse begegnete man noch h~tufig jener dunkelgliinzenden amorphen Masse, wie all dell Zipfeln des Kapselloches; sie bildete unregelm~tssige Schollen mit H0ckern, zum Theil war sie dunkel punktirt. Ftir die radiiire Strei- lung liess sich keiu anatomischer Grund finden.

3, Fa l l .

Bei einem jungen, gefleckten Kaninchen machte ieh die ReclinatiSn; naeh dem Einstieh in die Linse ging die Nadel aueh dutch die Iris hindureh, wnrde aber wieder zurtickgezogen nnd hinter der vorderen Capsel heraufgeftlhrt. Am 6. Tage war die enge Pupille durch eine weisslich getriibte Masse verlegt, die Iris sehien unver~tndert zu sein. Das Auge wurde exstirpirt. --

Sectionsbefund: 1)er GlaskSrper hatte ziemlich nor- male Consistenz, Chorioidea, Retina und Hyaloidea be- fanden sich in inniger Beriihrung. Ebenso wir in dem vorigen Falle ragte ans einem vi~llig dnrehsichtigen, die peripherischo Form bewahrenden Theile der Linse ein getriibter~ unregelmiissig geformter Theil hervor, wel- cher etwa die ttalfte des Linsenvolumens betrug; er lag nach hinten nnd unten zur Hitlfte im GlaskSrper, znr H/ilfte noch innerhalb der Kapsel, bertihrte die Augenw/inde nirg'ends. Von der Zonula ging an der einen Seite ein fciner durehsichtiger Strang zur hinteren Kapsel, etwas erhaben iiber die iibrige Zonula. Vor der Linse in der Mitre dcr Pupille lag ein Stecknadel- kopf grosser, stark weisslich getrfibter Fleck. --

Im Glask6rper befanden sich einige Glask6rperepi- thelien mit vereinzelten Fettk6rnchen um den Kern. Chorioidea und Retina waren normal. Der Strang yon der Zonula zur hinteren Kapsel bestand aus einer

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str,cturlosen Membran uud einem unregelmassigen ver- fetteten Epithel, musste also als thcilweise Losltisung der Zonula aufgefasst werden. Der getriil,te Theil dcr Linse hatte einu schr weiche Consistenz, zerfiel leicht in kleine Theiichen, cine Ersehcinuug, welche vonder Neigung dcr Fascrn, qucr abzureissen, abhing. Die Fasern wareu im Brcitcadurchmesser etwas gesehrumpft, ihre Conteuren ificht mchr ganz gradlinigt, sie batten abet ihrcu durchsichtigcu Glanz bewahrt. An der Oberflaehe dicses 'rheile.~, sowie auf den Kapselzipfeln land sich vielfach ,iOlll'~ glii.nzende, scharf contourirte, amorphe Masse, welche sis ausgeflossener Faserinhalt auzusehen ist. Die Kapsel hatte mit Ausuahme des Loehes im hinteren Theile ihre Form bewahrt; ihre Struetur, sowie die der ihr anhii.ngenden Cortiealfasern war vSllig u,~geiindert; in der vordcren Capsel war ein Loeh uicht zu bemerken. Die kleine getrilbte Masse vet ihr bestaud aus C~)rti~.atisfaseru, welche b(;i der Rcclination in Folge der Kapselverwundung" in den humor aqueus getreten waren. Die Fasern hatten an Breite sehr wesentlich vertoren, sic wareu im hiichsten Grade britchig uud saheu wie mit groben Staubtheilchen bestreut aus, ihre Contouren waren dunkel und abg'c- rissen: in Alkohol wurden die Contouren nicht deut licher, in Essigsii.u,'e 16sten sich die Fasern gleich auf. Hinter dieser Masse land sich doch das Epithel der vorderen Kapsel ctwas veritndert, zwischen den nor- malen, ziemlieh sechseekigen Zellcn desselben mit g'rossen Kernen fanden sich einzchm, deren Membranen dutch einen durchsichtig-gliinzenden Inhalt bedeutend aufge- blight, eiue ruude Form angenommen hattcn; der Kern lag unverandert in der Mitte, so sehien die Kapselwunde doch nicht ohne Folgen gcblieben zu sein.

In allen drei Fitllen sollte (lie Reclination so gemacht

werden, dass dic I,inse ohne Verletzung der vorderen

Capsel in den hinteren Augenabschnitt gebracht werde;

es gelang dies nur im ersten Falle; in den beiden ande-

ten, welche junge Kaninchen betrafen, gelang (lie Recli-

nation gar uicht und ffihrte nur zur Zerreissung der Linse mit geringer Dislocation der mittleren Partie. Die

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hehnlichkeit der Fi~lle beschr~tnkt sich daher auf das Verhalten der losgerissenen Linsentheile und der Kapsel mit den an ihr h~tngengebliebenen Fasern. In allen drei Fallen trat eiue Triibung der abgetrennten Linsentheile ein, freilich in den beiden letzten Fallen in welt gerin- gerem Masse, als iln crsten. Es stimmt dies genau mit den Resultaten fibereiu, welche Die t e r i c h erhielt (pag. 67 1. c.). Er suchte yon der Hornhaut aus die Depres- sion der Linse zu machen und da cr nichts fiber das Verhalteu der Kapsel angiebt, ist wohl anzunehmeu, dass er die Linse aus der Kapsel zu dislociren suchte In elf F~tllen erhielt er nur drcimal keine Trfibung der Linse und in diesen drei FAllen ist die Operation, wic cs scheint, sehr unvollkommen ausgeftihrt gewesen.

Schon die Coh~tsionstrennung der Linse musste die Durchsichtigkeit vernichten, da nun nicht mehr glatte, sondern rauhe, gerissene Oberfiitchen vorhanden waren; dann aber bildeteu sich anatomische Ver~tnderungen. Dic Linsenfasern schrumpften ein, brachen leicht der Querc nach, verloren ihrcn Glanz und Durchsichtigkeit; die sonst so scharfen Contouren warcn unterbrochen, ihr In- halt hattc chemische Umsetzungen erfahren, so dass sich punctfiirmige KSrperchen in ihm gebildet hatten. Diese Yerwandlung des Inhaltes ist wahrscheinlich ftir das We- sentliche anzusehen, da sich dis fibrigen Erscheinungen sehr leicht auf sic zuriickffihren lassen. Durch sic ver- loren Membran und Inhalt ihre Cohitsi,)n, die Membranen ihre Gl~itte, die Faser ihren Glanz. Diese Piinktchen waren in Essigsiiure liislich und sind daher nicht als Folgen fettiger Degeneration aufzufasscn; nach ihrer LS- sung wurden die Fasern wieder glatt und glitnzend. Dieser Prozess, welcher als Einschrumpfung durch Um- wandlung des Inhaltes bezeichnet werden kann, war na- tfirlich in der Linse, welche frei im GlaskSrper lag, am weitesten vorgeschritten und hatte zur Trennung geffihrt,

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der derbe Kern war zusammenhiingend geblieben, die Cortialis in mehrere Stficke zerfaUen. An den Rand- theilen aller Stficke, sowie an den Zipfeln der Kapsel, bildeten ausgefiossene Inhaltsportionen der Fasern gl~in- zcnde, unregelm~tssige Klmnl)en ohne jede Structur. - -

Die Kapsel war in allen Fiillen an ihrem Orte ge- blieben, nattirlich an der hinteren Wand gerissen. Dic structurlosc Membran der Kapsel zeigte keine Ver~tnde- rung und ebenso das Epithel der vorderen Kapselwand, nur in dcm dritten Falle, in welchem ein Stich durch (lie nicht gesprengte Kapsel ging, liess sic eine Vergriisse- rung einzelner Zellen erkennen, welchc durch einc bh)sse Vermehrung des Inhaltes hervorgerufen war. In allen F~tllen hingen an der hinter21 Wand der Kapscl und besonders in den peripherischen Theilen grossc Mengen der Corticalis, sic waren in ihrem mikroskopi- schen Bau auch gar nicht verltndert, die Fasern durch- sichtig, glatt, dir Kerne fund, der allmitlige Uebergang des Kapselel)ithels in kleine Linsenfasern licss sich sehr genau verfolgcn. Es si)rechen diesc Beobachtungen. wic mir scheint, sehr dafiir, class das Kapselepithel die Er- nithrung der Linse vermittelt. Da nun die ihm anlie- genden Fascrn nach Rcclinationcn des Kerns unver':tndert bleibcn und durch die mikroskopische Untersuchung cr- wiescn ist, class yon dcm Epithcl die Neubildung dcr Fascrn ausgcht, ]Jesse sich mit Fug und Recht die Fragc aufstellen: kann eine Regeneration der Linsc nach Rc- clinationen geschehen und in welcher Wcise?

In den beiden letzten F~tllcn gingen einzelne abge- hobene Stritnge vonder Zonula nach der hintern Kapsel, im ersten war die hyaloidea yon der Retina abgelSst, ich vermuthe, dass die crsteren u hnf~nge der Abliisung sind, ohne freilich den Zusammenhang genau nachweisen zn kSnnen.

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In ~fllen Fiillen fand sich der GlaskSrper trtibe und fltissig, er enthielt bald mehr, bald weniger grosse durch- sichtige Zellen in der Fltissigkeit suspendirt. Es waren platte Epithelialzellen mit grossem runden Kern, um welchen herum dunkle runde KSrnchen lagen. (Fig. 2.) Ihr Ursprung war ohne Frage in dem Epithel des Glas- kSrpers zu suchen. Dies Epithel der Hyaloidea ist ent- schieden mit Unrecht yon K S l l i k e r und nach ihm yon allen neueren Autoren geleugnet. F i n k l ) e i n e r * ) hat dasselbe vSllig richtig beschrieben und abgebildet; es besteht aus ganz glashellen grossen Plattenepithelien, welche iistig fest in einander gefiigt sind, so dass sic einzeln gesehen tistigen Zelleu iihnlich sehen; die Zellen haben die GrSsse yon 0,008 -0,016"* und enthalten stets einen sehr grosscn, hellen Kern mit einem oder zwei KernkSrperchen. Es ist eine Zellenlagc, welche tier viil- lig strueturlosen Membraa (lcr tIyaloiden aufliegt. Die Zellen sind im normalen huge sehr leicht zu iibersehen, die pathologischen Veriinderungen dagegen ]assen sic an frischen Augen jedesmal ohne Zweifel erkennen und muss ich den Werth dieser positiven Beobachtung jeder negativen gegeniiber b e h a u p t e n . - Sobald der GlaskSrper Veriinderungen eingegangen ist, findct sich nach meinen Untersuehungen jedesmal das Epithel der Hyaloidea ver- itndert und bin ich dadurch bestimmt, die Umwandlung des Epithels fiir die Ursache der Consistenzveri~nderungen des GlaskSrpers zu halten. Die Zellen lassen immer nur einen Weg der Entartung erkennen und dieser liegt in den drei Reclinationsfiillen vor. Zuerst erscheinen ein- zelne kleine, dunkle KSrnchen dicht am Kern, diese ver- mehren sich immer mehr und erftillen die ganze Zelle zuletzt; der Grund beruht wahrscheinlich in fettiger De-

*) v. S i ebo ld und K; i l l i ke r , Zeitschrift fiir wissenschaftliche Zoologie Band VI.

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generation des Zelleninhaltes, wtthrend der Kern unver- '~ndert bleibt. Es verwandelt sich die Zelle so in eine runde Fettk0rnchenzelle. Dadurch verlieren die Zellen ihre Coh~tsion untereinander und mit der Hyaloide~ und gerathen auf einem noch nigher aufzuklarenden Wege in den Glask(irper.*) Hier schreitet die fettige Degeneration noch weiter und zerstfrt endlich die Membran der Zelle, wodurch der Kern dann frei im GlaskSrper erseheint. In den drei Fallen war die Yeranderung verschieden weir vorgeschritten, am weitesten nattirlich in dem Falle, bei welchem die Hyaloidea abgelSst war; ein grosset Theil der Epithelien hing immer noch unveriindert tier Mem- bran an. Diese selbst liess nie die Spur einer Degene- ration erkennen.--

In dem dritten Falle liegt noch ein Vorfall yon Lin- sensubstanz vor nach einer ErSffnung der vorderen Kap- sel, ohne class dieselbe gesprengt wurde. Die Linsen- masse blieb dicht vor der Kapsel liegeu und beweist so deutlich, dass tier Uutersehied des intraocul/tren Druckes auf die vordere und auf dic hintere Kapselwand (oder auch im humor aqueus und im Glaskiirper) nur uube- triiehtlich ist. Dic Vcr/tndertmgen dagegen, welche diese vorgefallenen Fasern crlitten, waren viel bedeutender, als die der rcclinirten Theile; trotz dem, dass der Vor- fall erst wenige Tage alt war, zeigte tier Faserinhalt einen sehr hohen (h'ad jenes Zerfalls in eine krtimliehe Substanz, zugleich abcr hattcn die Membranen so bedeu- tende Umwandlungen erfahren, dass sie in Reagentien nicht deutlicher erschienen, sondern rasch verschwanden. Auf diese Weise wird nattirlich der rasche Zerfall und ganzliche Resorption vorgefallener Linsentheile in dem humor aqueus ermSglicht.

~) Die gewShnliehe Ansieht ist, dass alas Epithel der ltyaloidea an der ~usseren Seite sitzt.

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Die gemeinschaftlichen Ver~nderungen beschr~nken sich also auf die Linse und das Epithel des GlaskSrpers, es muss noch eine offene Frage bleiben, ob nicht in der Verflfissigung des Glask6rpers und der Verfettung seines Epithels die ersten Bedingungen zur AblSsung der Hya- loidea und endlich auch der Retina gegeben sind. - - In dem ersten Falle war nach der Reclination Abl6sung der Retina eingetreten und zwar in einer Weise, wie sie beim Mensehen nicht erfolgt. Der Grund daffir 1/~sst sich in dem Bau der Kaninchenretina leicht erkennen, da die zweiiistige Ausstrahlung dunkelwandiger Nerven- fasern aus der Papille diesen Str~ngen wahrscheinlich eine solche Festigkeit giebt, dass die losgetrennte Retina sich in zwei Theile scheidend um dieselben aufrollt. Die Anheftungspunkte der Retina an die Zonula waren vSllig gelSst; alles dieses l~sst reich den Grund der Abliisung in dem Verhalten der Hyaloidea suchen. Die Folgen der noch ziemlich frischen Retinaabl6sung waren in dem mi- kroskopischen Verhalten dieser Membran unschwer zu bemerken. Sie bestanden in fettiger Degeneration der Nervenzellen und des Inhaltes der Radialfasern. In Zel- len und Fasern sonderten sich Membran und Inhalt; die Membran blieb unver~tndert und behielt die Form des normalen Gebildes bei, tier Inhalt zerfiel in Partikelchen, welche sehr glitnzten, yon sehr verschiedener GrSsse waren und gegen Essigs~ture vSllig resistent; daneben waren natiirlich die Kerne tier Zellen wohl erhalten. Dass ich diese Veri~nderung fiir fettige Degeneration an- spreche, ist wohl erklarlich; ffir ein Kunstprodukt ist sie entschieden nicht anzusehen, da an frischen und in chromsaurem Kali aufbewahrten normalen Netzhiiuten derlei Gerinnungen nicht vorkommen. Eine Besprechung tier Folgerungen, welche sich hieraus ftir den Bau der Retina ergeben, muss ich bis zur Erkliirung der Eiter- bildung im Inneren des Auges verschieben, erlaube mir

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nur vorhcr zu erkl/~ren, class ich der Annahme, welche von Max S c h u l t z c * ) aufgestellt ist, dass ein Thcil der Retinaelementc zum Bindgewebe zu stellen sei, mit un- bcdeutcnden Modificationcn beistimme, dagegen solchen Ucbcrtl'eibungcn, wic sic Klebs**)andeute t , der mit Ausnahmc der Ncrvenfascrn und Nervenzellen nur Bindc- gewebc ill der Rctina anzunehmen scheint, entgegentreten zu miissen glaube, indcm ich reich dabei nicht auf 1)hy- siologische Theorien, sondern auf anatomische hnschauung stfitzc. Uebrigens hat, wie ich glaube, S c h w e i g g e r die Fettentartung dcr Radialfasern zuerst gesehen, er be- schreibt wenigstens im 1. ttefte des VI. Bandes dieses Archives pag. 153 fettig degenerirte Fasern, welche er freilich, ohne sich bestimrat auszusprechen, zu (lem Zwischen-Bindegewebc der Retina rechnet.

Wenn es nun erlaubt ist, nach so wenigen Fiillen einige allgemeine Gesichtspunkte zu bertihren, so glaub(, ich folgende Schltisse ziehen zu kSnnen:

1. Reclination der Linse ohne Kapsel is( nur bei ciner gewissen Consistenz der Linse mSglich, welche (h~n Linsen junger Thiere abgeht. - -

Diescr Satz hat schon immer practischc Geltung ge- habt, allein den experimentellen Bewcis babe ich nirgends finden k(innen.

2. Die Fasern reclinirter Linsentheile schrumpfen tin, indem der Inhalt resorbtionsf~.hig zeri~,tllt, dic M[~m- bran wahrscheinlich unge~tndert bleibt.

3. Dabei verlieren sie ihre seitliche Coh~treuz un,1 die reclinirte Linse kann in mehrere Stticke zerfallcn.

4. Die Schrumpfung der Linse kann auf die Retina so wirken, dass die NetzhautablSsung erfolgt, ohne dass ein Chorioidalleiden besteht; die Verfettung des Hyaloidea-

*) Obscrvationes de penitiori struetura retinae. "~) V i r e h o w . Archly fiir photologlsche Anatomie XIX 3 und 4.

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epithels und Verfliissigung des Glaskiirpers mag aller- dings eine Sttitze der Retina erschtittern.

5. Die Linsentheile, welche in der Kapsel bleiben, unterliegen durchaus keiner Veranderung, sie bleiben viillig durchsichtig und es mtissten daraus die grSssten Unregelmiissigkeiten ftir den Sehact entspringen, wenn die Sehaxe durch solche Theile gehen kSnnte.

6. Die Kapsel reclinirter Linsen wird wohl zum grSssten Theil aus ausgefiossenem Inhalt der Linsenfasern bestehen.

II. F o l g e n d e r D i s c i s i o n u n d V e r w u n d u n g e n

d e r v o r d e r e n K a p s e l .

1. Fall .

Junges Kaninchen. Es wurde die Discisions- nadel tier in die Linse eingestochen und sehr ausgiebige Bewegungen in mehreren Richtungen gemacht, das Kammerwasser floss nach der Operation aus. Am 3. Tage land sich ein viereekiger CapselsPalt , aus wel- ehem ein sehmaler durchsichtiger Linsenfloek bis zur Cornea vorgetreten war; innerhalb des Spaltes sehien die Linse ges~tttigt weiss getrt~tit. Am 5. Tage war die Wunde viel kleiner geworden, mit ihr war die Lin- sentrttbung geschrumpft, der vorgefallene Flock ist sehr schmal geworden, besonders am vorderen Theile. Am 10. Tage war der Linsenvorfall v61lig versehwun- den, der Kapselspalt nur noeh sehlitzfOrmig, die Linse v6llig durchsiehtig. Der 8treif in der Kapsel ver- sehwand dann iu den n~tehsten Tagen. Bei der Section am 18. Tage fand sich keine Spur der Kapselwunde und in der Linse durehans keine Ver~tndorung.

2. Fal l .

Aires ge f l eek tes Kaninchen. Stich durch die Cornea mit einer feinen Diseisionsnadel bis tief in die Linse. Die Linsensubstanz war sehr resistent und nut mtlh~am liess sieh ein Kreuzsehnitt maehen; einige

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Fasern hafteten all der Nadel. Nach dem Ausziehen der Nadel floss ein Theil des humor aqueus aus; die Pupille verengte sich stark. Am 2. Tage war die Kap- sclwunde punktf(irmig geschlossen, die Kammer voll- stiindig wieder gefiillt. Abermals Discision~ aber nur in den oberfliichlichen Schichten~ es floss nur wenig humor aqueus aus, die Pupille verengte sich wieder. Am 3. Tage watch beide Kapsclwunden nur noch all den weissen Einstichspunkten zu erkennen; ill der vor- deren Kammer befand sich keine Linsensubstanz~ in der Linse selbst lagen einige dicke weisse Streifen, vou den Stichpunkten ausgehend. Die Kammer war tief~ Pupille etwas vcrengt. Dic Discision wurdc wiederholt mit einem grobcn Kreuzschnitt und~ da am 4. Tage sieh kcine Aendermlg fand~ 111111 noeh zwei tiefe Eiu- stiche in die Linsc gemacht. Am 5. Tage war die Cornea rauchig getl'iibt. Fttnf kleiue weisse Punkte waren in der Kapsel zu sehen; vor den beiden Punkten, welehe deu letztcu Einstichen entspraehen, hingen zwei kleinc eylindrische Fliieke grade naeh vorn, sic waren fast viJllig durehsichtig. In den folgenden Tagen trtib- ten sieh diese Vorfitlle yon Linsensubstanz etwas, doch senkten sic sich gar nicht~ am 9. Tage war der Russere Theil der h'is naeh ihncn hin vevzogen und hing ihnen fcst an. Es wurde dann ein lineitrer Schnitt gemacht ul~d mit dem Davicl'schen Liiffel die vorgefalleuen Theile ausgezogcll, wclchen sic auch im Zusammen- hauge beim crsteu Zugc folgten. Die Masse war dureh- scheineud getriibt, hing ziemlich lest zusammen und liess sich nut schwcr auseinander zupfen. Bei der mi- kroskopischen [~lltersllehung fanden sieh die Linsen- f:tsern~ welehe die gauze Masse zusammensetzten~ sehr weseutlich veraudert. Die best erhaltenen Fasern wa- rcn schmaler, die Coutouren breiter und sahen wie mit Staub bestrcut aus, doch lagen dicsc mattgrauen, hiichst feinen Theilchen iunerhalb der Membranen; an den meisteu Stellcn bildeten aber diese feinen Partikelchen in langen, mit einander parallelen Linien die Contouren der Fasern, ohne dass eine besondere Membran sicht- bar gcwesen ware; an vielen Stellen war clue beson- dere Faserordnung gar nieht zu erkemmn, obgleich

Arehiv fill" Ophthahnologie. VIII. 1. 2

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kein Zerfall dieser Theile bevorstand. Aether ]mite durchaus keinen Einfluss auf die feinen Kih'nchen, da- gegen machte sie Essigstiure versehwinden; durch dicse wurde das ganze Object klar und null waren fiberall, wenn auch an manchen Stellen nur dutch grosse Auf- merksamkeit, sehwaehe Contouren der Fasernmembra- nen zu sehen. Dieser Zerfall des Faserinhaltes und wahrscheinlich auch der Membran war also nicht als fettige Degeneration, sondern als Zerfall in Eiwciss- molecille aufzufassen. Ausscrdcm fanden sich noch cinzelne runde Haufen grSsserer gliLnzender Kiirnchen und in ihrer ~'iibe kernartige Gebilde, welche ich als fcttig zerfallene Kapsclepithclien und ihre Kerne dcutcn muss; diese warcn dutch den Vorfall der Linsemnasue gewiss vom Kapselrande abgestreift. Dann haftete an tier einen Seite einiges Irispigment in Folge der Iris- anlagerung.

3. Fa l l .

J u n g e s g e f l e c k t e s K a n i n c h e n . Eswurdemi t einem Lanzenmesser ein kleiner Schnitt am ii.ussercn Hornhautrande gemacht; beim Eingang mit dem Cysto- tom in die Wuade zuckte das Thier und kS entstand ein Vorfall des ausseren Iristheiles, welcher abgesehnii- ten wurde. Dann wurde mit dem Cystotom dig Kapsel ausgiebig geiiffnet, es entstand dann ein kleiner Blut- erguss im Pupillargebiete. Am 2. ' rage war die vor- dere Kammcr wieder geffillt; die Pupille eng, dahinter eine breite, viereckige, welt klaffende Kapselwunde mit weissen Riindern. Aus dicscr war Linsenmasse kegel- fSrmig vorgetreten, sie erschien ungleichmitssig getrilbt, entsprang mit brciter Basis aus der Kapselwunde und endcte spitz an der Hornhaut. Es war eine zusammen- hitngendc Masse, welche grade vorsprang, ohne jede Senkung. Am 3. Tage erfolgte (tie Erweitecung der Pupille auf Atropineintrtipflung rasch und gleiehmitssig, die itusseren Theile der Linse warcn v011ig durehsich- rig; die scharfe Kapselwunde mass 1,aeh ungefithrer Sehatzung 2Mm. im Quadrat. Es wurdc daml durch einen kleinen lineitren Sclmitt dic vorgetriebene Linsen- masse aus der vorderen Kammer gezogen. Die Ver-

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iinderungen der Fasern waren erst sehr gering~ sic er- schienen durchsichtig~ gradlinigt~ ihre Cohiirenz gross, nur an einigen Stellen war die sonst seharfe Membran- contour rein punkfirt. Dann fanden sieh viele gliin- zende Kugeln aus Faserinhalt~ deren einige von Blut- farbstoff gelb gefiirbt waren. Am 4. Tage war die vordere Kammer noeh sehr flach~ Bluterguss im Pu- pillargebiete hinderte den Anblick der Linse. Es bil- deten sich dann in den niichsten Tagen Conjunctival- gefitsse in der :N~the der Hornhautwunden, aus diesen traten Zweige auf die Hornhaut fiber bis zu den Wun- den hin. Am 12, Tage waren die gewulsteten Cornea wundriinder geebnet und die Rtickbildung der Gcfiisse sehon begonnen. Die Pupille hat sich etwas erweitert~ dureh den unteren Theil derselben sieht man ungetriibte Linseusubstanz~ den mittleren nimmt ein starker Lin- senvorfall ein~ welcher bis an die Cornea reicht~ dell obcren verdeekt der sehr geschrumpfte Bluterguss. Am 15. Tage war der Bluterguss fast vSllig aufge- sogen~ in den hinteren Linsenpartien erschienen sehwach getriibte Streifen. Der Bulbus wurde exstirpirt.

Sectionsbefund: Der GlaskSrper, sowie der ganze hintere Augenabschnitt zcigte durchaus keine Abnor- mitiit. Die Linse hatte ihre runde Form vSltig be- wahrt. Die proeessus ciliares licgen dem Linsenrande iiberall an. In den hinteren Linsenpartien befanden sich einzelne~ ungleich lange und breite Streifcn. Aus der vorderen Kapsclwunde war eine breite Linsenmasse vorgefallen, welehe vorn lest mit der Cornea und fast iiberall mit dem Pupillarrande der Iris verwachsen war. Sie war getriibt und hing nach hinten mit dem Linsen- kern zusammen, welcher bei ktinstlieher Trennung der Linse zum grSssten Theil an ihr hiingen blieb. Nach oben lag neben der Masse ein kleiner Rest des Blut ergusses. Die vordere Kammer war sehr flach.

Bei der mikroskopisehen Untersuehung ergaben sieh nun folgende Ver~tnderungen. In den durehsichti- gen Theilen der Linse lagen ganz normale Corticalis- fasern~ die getrfibten Streifen in ihnen bestandcu aus schmaleren, wenig gliinzenden~ nieht scharf contourirten Fasern. Zwischen den Contouren derselben befanden

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sieh kleine dunkle Zwischenr~tume~ die Contouren waren ganz unregelmassig gezackt. In den riickgebliebenen Kerntheilen waren die Fasern weit mehr veriindert und zwar in mehreren Richtungen; die grSssere Menge der Fasern war schmaler geworden, auch wenn man den kleinen dunklen Zwischenraum, weleher zwischen den einzelnen Fasern lag, zu jeder hinzurechnete, die Fa- sern batten dabei den Glanz verloren und sahen wie mit Staub bestreut aus, an manchen Fasern schienen die Contouren nur aus diesen feinen Punktchen zu- sammengesetzt zu sein~ welche in Essigsaure gelSst wurden; an anderen Fasern waren die Contouren nur zaekig geworden~ wodurch die Faser ihren Glanz theilweise einbiisste~ und weniger lest mit den iibrigeu zusammenhing. Die Kapsel war tiberall durehsichtig, ihr Epithel aus schiinen durchsichtigen Zellen zusam- mengesetzt~ ihre eingerollten Zipfel lagen um die vor- gefallenen Linsentheile herum. Diese Theile batten eine weissliche~ undurehsichtige Farbe~ gli~nzten aber etwas; an der Stelle~ wo der Blutergusu erfolgt war~ ersehien die Farbe gelblichroth. Der anhiin~ende Kern hatte ~thnliche Veriinderungen erlitten, wie die zurtiek- gebliebenen Theile desselben, nnd von bier his zur Cornea hin erschienen nun Stufen weiterer Verande- rungen. In der Masse der Fasern nahm die punktfSr- mige Triibung der Contouren mehr und mehr zu~ die Contouren wurden in andern griiber gezackt und an man- then Stellen sehienen sie ganz zu fehlen. N~ther nach der Deseemet'sehen Membran verlor die getriibte Masse jedes Kennzeichen eines Gewebes~ Linsenfasern waren nieht mehr zu erkennen; es war eine mattgliinzende~ gelblieh gefiirbt% amorphe Masse ohne jede Reaction gegen Essigs~iure, nur einzelne runde Kerne und wenige K(irnchenkugeln waren in ihr zerstreut. Diese Kerne lagen aueh und in griisserer Menge in den vorgefalle- hen Fasern~ waren also Faserkerne; einzelne stimmten aueh mit den Kernen des Epithels ilberein und lagen frei. Der allmlilige Uebergang des Linsenkerns in jene amorphe Masse liess keinen Zweifel iibrig~ dass die letztere aus umgewandelten Fasern bestand. - - Die Iris lag in grossem Umfange dem Vorfall an und zwar

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dureh das Pigmentepithel~ welches bei dcr ziemlich lsich- tell Trennung zum Theil an dem Vorfall hitngen blieb. Das Gewcbe der Iris am Pupillarrands zeigte keins Abweichung. Weit fester ]ling die Spitze des Vorfalls an der hinteren Wand der Cornea; nur mit Gewalt und so dass die iiusserste Spitzc hitngen blieb, liessen sie sich trennen. Das Epithel der Deseemet'schen Mere- bran war hier vSllig erhalten~ die Zellen waren durch- sichtig und manche enthielten zwei Kerne; die strue- turlose Schicht und die anliegenden Theile der Cornea selbst waren viillig ungeiindert.

An der oberen Seits der Hornhaut, entsprechend dem letzten linearen Schnitte~ bestand in grosset Aus- dehnung eine fssts Anlagerung der Cornea~ Iris und vorderen Kapsel~ so dass sie nur mit Gewalt getrennt werden konnten, doch war ein Uebergang der Gewebe durehaus nicht zu bemerken. Die vordere Kapsel lag dem Uveapigmeut lest an und ebenso die Epithelien der Descemet'schen Membran dem Epithel der Iris~ es warsn aber die Hornhautk~irperchen in den tiefer lie- genden Schiehten und die Bindegewebsk5rperchen der h'is vergrSssert und zwar dutch Massenzunahme dcr Kerne, ohne dass aber irgendwelche Theilungsvorg~inge zu sehen gewesen wiiren.

4. F a l l .

J u n g e s g e f l e c k t e s K a n i n c h e n . Dureh einen linearen Hornhautschnitt wurde das Cystotom in die vorderc Kammer geftihrt~ tief in die Linse gesenkt~ abet die vordere Kapsel nut in geringer Ausdehnung zerrissen. Am zweiten Tags land sich die Wunde der Kapsel klein~ quadratisch geSffnet und aus ihr war ein breiter Cylinder unregelm~tssig getrtibter, im Ganzen ziemlich durchsiehtiger Linsensubstanz hinausgetreten, reiehte aber nicht bis zur Hornhaut. Am dritten Tage war dcr iiussere Theil der Pupille naeh dem Vorfall verzogen; dutch Atropin, welches die tibrige Pupille rasch erweiterte, wurde der Zusammenhang des Vor- falls nnd der Iris nicht gelSst. Am 5. machts ieh mit der Diseisionsnadel in dell inneren Theil der Linse

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einen ausgiebigen Kreuzschnitt~ ohne den Vorfall zu bertihren. Am 6. war an dec Stell% wo ieh mit det" Discisionsnadel eingegangen war~ eine punktf(irmigc Oeffnung in der Kapsel, dureh diese ein schmaler Cylinder Linsensubstanz bis zur Cornea vorgefallen und der innere Pupillarrand der Iris sehon an ibm ad- hStrent. Das Auge wurde nun zu anderen Versuehen benutzt, es gelang dureh Reclination, den breiten Lin- senvorfall in den GlaskSrper zu legen. Am 44. Tage wurde das Ange exstirpirt. Der sehmale Streifen yon der Kapsel zur Cornea liess sich yon der Iris leicht so trennen~ dass einige Pigmentzellen der Urea an ihm h~tngen blieben; mit der Cornea hing er aber ~usserst fest zusammen. Er bestand aus einer derben, feingra- nulirten Masse, welehe in Essigsiiure durchsichtig wnl'de und keine Streifung" erhaltener Linsenfasern zeigte. Die Descemet'sehe Membran war mit ihrem Epithel vSllig erhalten an der Stclle~ wo der Streifen ihr anhing'.

5. Fa l l ,

J u n g e s K a n i n e h e n . Es wurde die Discision in der Weise gemaeht, dass der Einstich in die Llnse ziemlich dicht am obereu Pupillarrande lag~ und you bier aus, ohne die Iris zu bertihren~ ein ausgiebiger Kreuzschnitt vollfiihl:t. Am 2. Tage war aus der punkt- fiirmigen Kapselwunde eine kegelf0rmige Masse yon Linsensubstanz vorgefallen~ deren Spitze an der Cornea haftete. Sie war leicht getriibt~ der obere Pupillarrand der Iris hing mit ihr fest zusammen. Es wurde die Discision mit ausgiebigem Kreuzschnitt am iiusseren Rande der Pupille wiederholt. Auch hier war am 3. Tage ein Linsenvorfall bis zur Cornea und festes An- hangen der Iris an denselbeh entstanden; die Kapsel- wunde war punktf~irmig. Am 5. Tage maehte ich dann einen tiefen Einstich mit der Discisionsnadel durch die Linse hindureh vom untereu Rande aus und aus- giebige Bewegungen. Am folgenden Tage war an der untern Seite der Linse ein Vorfall und Anlagerung der Iris an denselben zu bemerken. Es bildete sich nun diffuse Triibung der Linse in Folge yon Eiterbildung im hinteren Augenabsehnitt~ die PupiHe nahm eine

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dreieckige Form an und wurde immer enger; der nn- tcl'C I,insenvorfidl versehwand, die beiden anderen blie- ben uud sehien dis h'is sich immer mehr der Cornea zn niihern, so dass die Adh~tsionen der Iris znletzt dicht am hinteren Cornearande lagen. Bei der Exstir- pation des Auges am 16. Tage land sich vor der v o f deren Kal)sel keiu Eiter; die beiden Adhii.sionen hingeu der Cornea und Iris fcst an, bcsonders aber der letz- terenl die itussere riss tibrigens bei einer unvorsiehtigeu gen Manipulation und konnte daher zur Untersuehung kaum benutzt werden, l)as Epithel der Descemet'schen Membrau war unversehrt; die Faserung des Irisgewebes ging unmitteibar in die Adhiisionen tiber, die Iriskernc lagen bis znr Cornea hin; der hintere Theil des Vof fall~ bestand aus einem v011ig amorphen Gewebe ohne jede Struetur.

6. Fa l l .

J u n g e s K a n i n c h e n . Es wurde die Diseisions- nadel 8 Mm. fief durch die Cornea in die Mitre der Linse gestossen und ausgiebigc Bcwegungen in allen Richtnngen gemacht. Am '2. Tage fand sich ein vier- eekiger klaffcndcr Kapselspalt, die Wundritnder tier Kapsel glitnzten stark weiss, aus dem Spalt war cin schmaler, nur wenig geh'ilbter Linsenfloek bis zur Col'- nea vorgetreten. In den folgenden Tagen verkleiner- ten sieh Kapsel,~palt nnd Yorfall ziemlich rasch, der 8palt wurde schmal, tier Vorfall d<|nner~ endlieh sehwand der Vorfall ganz und ill der Kapsel blieb nur ein wei- sser Streif zurtick. Als am 15. Tage die Section ge- macht wurde, war yon der Capselwunde niehts mehr zu entdecken.

7. Fa l l .

J u n g e s K a n i n e h e n . Es wurde die Discisions- nadel fief in die Mitte der Linse gestossen und in der l~inse bin und her bewegt. Am 3. 'Page war aus der Kapselwunde ein breiter Linsenfloek his an {lie hintere Wand der Cornea vorgefallen, der Pupillarrand der Iris yon aussen und innen mit ibm verklebt, so dass die Pupillc in einen kleineren obereu und einen gr6-

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sseren unteren Kreis getheilt war und die Form einer

angenommen hatte. Am 4. Tage war der untere

Kreis der Pttp~lle sehr erweitcrt; die inhere Verziehung der Iris hatte sich der Corneawand geniihert. Die Linse war diffus getriibt. -- Die Linse wurde nun zu weiteren Versuchen reclinirt. Bei der Section am 12. Tage hing die vordere Kapsel dureh einen langen, ziemlich festen~ durchsichtigen Faden mit der Cornea zusammeu; der inhere Irisrand ]ling an ihm lest und lag ebenfalls der Cornea an; der Faden war yore Uveapigment sehwarz gefiirbt. Das Epithel der Des- cemet'schen Membran war unversehrt, der Faden zeigte einen streifigen Bau und hellgelbe F~h'buog; l~ingliche Kerne~ welehe iifters zu sehen waren~ gehiirten der Iris an, deren Gewebe ungeiindert war.

Im Ganzen sind diese Versuche nur Wiederholungen derjenigen, welche zuerst yon D i e t e r i c h und spi~ter yon B e g e r angestelit wurdcn, um dic Entziindbarkeit der Linsenkapscl zu bestimmen, nur war es meine hbsicht, die u der Linsensubstanz nach verschicden- artfgen Verwundungen yon der vordcren Seite der Kap- sel aus n~ther zu definireu. Die Resultate der grob-ana- tomischen Untersuchung, welchc jene erhielten, werden durch meine Versuche vSllig besti~tigt, dagegcn bedih'fell allerdings ihre mikroskopischen Resultate und die daraus erfolgte Erkl~trung nach den jetzigen richtigeren An- schauungen des anatomischen Baues sehr wesentlicher, wenn nicht vSlliger Aenderung. Sie hatten gefunden, dass die iiussere Kapsel auf Verwundungen nicht reagirt, dass ihre Wunden sich ohne Weiteres wieder schliessen, wenn nieht vorfallende Linsenmasse dieses verhindert. Bei allen meinen Versuchen blieb die Kapsel vSllig un- ge~ndert; die Schnittwunden waren ohne jede Folgc, hinterliessen keinen Spalt und wurden niemals sichtbar, so (lass also die R~nder wieder einfach sich mit einan(ler vcreinigten. Einfache Stichwunden und die Einstichs-

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I)unkte der Schneideinstrumente verhielten sich gleich; sie wurden durch vorspringende Linsenmasse auseinander gehalten, und es war all (ler Stelle ein weisser Fleck ill dcr Kapsel zu sehen, so lange als dicse Masse in dem Spalte lag; so wie (lie Masse resorbirt war, schloss sich dic Oeffnung und der weisse Fleck verschwand. Dic Kapsel zeigte dabci uie eiue u der Structur, die weissc Farbe des Spaltes ist also nut auf die ver- ~tnderten Refractionsverhiiltnisse zurtickzuftihren. Dagegen erreicht man durch die Dilaceration mit dem Cystotomc grosse klaffcnde .Wunden der Kapsel: die GrSsse der Wunde richtet sich abet nur nach der Breite der vor- springcnden Linsenmasse, um welche sich die Kapsel fest anlegt. Der Wundrand der Kapsel erscheint auch bier hellweiss uud stark gliinzend. Mit der Schrumpfung der vorgefallenen Masse geht dann Hand in Hand dcr Vcrschluss des Kapsellochcs, die R~tnder legen sich an- cinandcr, verlicrcn damit ihrc weisse Farbe; die Wundc wird zuletzt spaltfSrmig und verschwindet ohne jcde Narbe. Weder dic structurlose Membran, noch das Epi- thel dcr Capsel lassen wiihrend und nach diesen Vor- gi~llgen irgend welche u erkennen Offenbar liegt also die Kapsel den vorderen Linsenschichten so fest auf, dass an ein Zurtickweichen derselben nach Ver- wundungen nicht zu denken ist, cs h~tngt das Klafl'en tier Wunde nur w~n der GrSssc des Linsenvorfalles ab, dic Wundr~nder der K~tpsel legen sich, wenn kein hin- dernder KSrper zwischen ihnen liegt, einfach aneinander und hafteH so fest, wie vor der Continuitiitstrennung. Die Verbindung erfolgt ganz in derselben Weise, wenn l~tngere Zeit seit der Trennung verstrichen ist.

Hicrin ist auch der Grund zu suchen, dass die Ver- wundungen der vorderen Kapsel so schr geringfiigigen Einfiuss auf dic Linsc selbst fiben. D i c t c r i c h und B c g e r fanden nut ~tusscrst selten u der

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Linse, dagegen bemerkten sic jedesmal aus der ()eft- hung der Kapsel eine feine durchsichtige 1,'locke vorge- fallen, welche yon bciden ftir verdichteter humor Mor- gagni erkl~irt wurde; Bcgcr bildet dicse Floeke in Am- mon,~ Archly fiir die Ophthahnologie Band III Tab. IiI Fig. i und 2 sehr sehOn ab und erwikhnt., class sic bis zur Cornea reiehe. Da der humor Morgagni als Leiehen- product anzusehen ist, so bleiben ihre Erkliirungsvcr- suche natiirlieh nicht mehr sti('hhaltig. ---- Es wirkt, so- wie dureh die Oeffnung der Cornea der humor aqueus ganz oder zum Theil ausgcflossen ist und nun einc Druck- Differenz zwischen vorderer Kammer und GlaskSrper cnt- standen, diese ])ifferenz natiirlich auf die gauze vordcre Kapscl; da aber die iibrigen Theilc Widerstand leisten, so kann nur durch die gemachte Oeffnung ein Theil der Linse herausgesprengt werdcn. Diese vorgetriebenc Masse hat immer (lie 1,'orm eines Kegels, (lessen Basis an tier Kapsel die Breite des Kapselspaltes einnimmt, dcsscn fcine Spitze 1)el sehmalcn Wunden imnier an der Cornea haftet, bei breiteren sic abcr oft nicht errcicht; nattirlich ist dies auch yon der GrSsse des einwirkendcn Druckcs und dadurch wieder yon der Mcnge des ausge- fiossencn humor aqueus abhttngig. Glcich nach der Ope- ration ist der Kegel nicht zu sehen, er wird crst nach cinigen Stunden sichtbar und erscheint (latin matt ge- trtibt; dass er abet im Augenblicke der Operation ent- stcht, dartiber kann wohl keiu Zweifel scin.

Nach der mikroskopisehen Untersuchung besteht die vorgctriebene Masse nur aus Linsenfascrn. deren unregel- mitssige Ecken in Folge der Trennung yon den iibrigen Fascrn und ihre Iml)ition mit humor aqucus wahrsehein- lich die geringe Triibung und das Sichtbarwerden bc- dingcn. Dann aber unterliegen die Fasern rasch che- mischen Verttnderungen, welche schon im drittcn Falle der Reclination vorlagcn und schnell (lie ltesorption eines

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Theiles der Fasern einleitet. Die Fasern verlieren ihren Glanz, werden undurchsichtig, erst fein, dann grob punktirt; es scheiden sich also Partikelchen des Faser- inhaltes aus, welehe in Essigsaure 15slich sind. Die Menge des Inhaltes scheint dabei vermindert zu werden, denn die Membran wird runzligt und unregelmiissig ge- zackt, zuletzt geht, wahrscheinlich dutch Resorption des zerfallenen Inhalts, die ganze Masse in ein dichtes strei- figcs Gewebe fiber, welches man naeh allem wohl ftir zurtickgebliebene Membranen der Fasern halter kann. Wenn der Kegel frei steht, so kaml er auch wohl ganz verschwinden; ob dies durch vhllige Resorption der Fa- sern oder auch durch theilweises Zurticktreten in die Kapsel geschieht, ist nicht mit I)eutlichkeit zu bestim- men. Es nimmt der Durchmesser des Vorfalls allm~lig ab, dann schwindet zuerst die schmale Spitze, spiiter dic Basis; doch 15sst sich tier Vorgang auf beide Weisen crkl~tren, wenn auch die Beobachtung mehr flit die Re- sorption spricht. D i e t e r i c h giebt an~ class die Flocken in 10 bis 18 Tagen wieder vhllig verschwinden khnnen; im Fall 6. war nach 15 Tagen keine Spur des Linsen- vorfalles zu bemerken. - - Der Zerfall des Faserinhaltes, welcher sicher zu verfolgen ist, kann tibrigens durchaus nicht als fettige Degeneration bezeichnet werden, da die Theilchen in Essigs~ture 15slich und also zu den Protein- verbindungeu zu rechnen sind; wahrscheinlich ist es wohl, dass sis in den humor aqueus gerathen und hier weiteren Ver~inderungen anheimfallen, in den Fasern selbst konnte ich keine anderen entdecken.

Wenn tier Linsenvorfall in der Nithe des Randes der Pupille liegt, so sieht man immer nach einem oder zwei Tagen eine Verklebung des Irisrandes mit ihm und eine Verziehnng der Pupille dahin eintreten; ist der Vortkll sehr breit, so kann diese Verklebung beide gegenfiber- liegemen Pupillenr~tnder treffen und (lie Pupille dadurch

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in zwei Kreise getheilt, nimmt die Form einer 8 an. Die Anlagerung der h'is geschieht immer mit dem Pigment der Urea, so dass bei kfinstlichen Trennungeu immer Zellen der Uvea an dem Linsenflock hangen bleiben. An dem Strange rutscht dann die Iris allm~lig nach vorn gegen die Cornea hin, bis sie dieser ganz anlagert; wo- durch aber dieses Rutschen bewirkt wird, ob durch das Schrumpfen des Fadens oder sonst aus welcher Ursache, bin ich nicht im Stande anzugeben. Es ist aber bei dem Anhangen des Fadens an der Cornea ein sehr regelm~- ssiges Ereigniss. Wahrend dieser Bewegung bleiben an dem Fadeu fiberall Pigmentklumpen und Pigmentzellen aus der Urea h~ngen, so dass der Faden zuletzt ganz schwarz erscheint. Auf welche Weise die Anlagerung der Iris an den Linsenvorfall hervorgerufen wird, l~sst sich ebenfalls nicht mit vSlliger Gewissheit bestimmen, doch giebt der Umstand, dass die Linsenvorf~lle im mittleren Pupillargebiete keine solche Verwaehsungen bedingen, vielleicht Grund zu der Vermuthung, dass die Bewegungen der Pupille die Veranlassung zur Anlage- rung beider Theile geben. Die Adhesion ist aber yon vornherein so innig, dass die Erweiterung der Pupille sie nicht mehr zu trennen vermag, selbst wenn einmal eine starke AtropinlSsung (gr. IV in unc. j aq.) eingetrSpfelt wird. In dem Gewebe der Iris habe ich nie u rungen bemerken kSnnen, sie lagerte aueh nach mehre- ren Wochen sowohl dem u als der Cornea einfaeh an, doch machte sie, je mehr die Linsenfasern schrumpf ten, einen um so grSsseren Theil der Verbindung aus; die Kerne der Iris zeigten durcbaus keine Vermehrung. - -

Die vorgetriebene Linsenmasse erreichte in den meisten F~tllen~ bei kleinen Kapselwunden sogar stets die hintere Wand der Hornhaut und war schon nach wenigen Tagen nur mit Gewalt yon ihr zu trennen und dann auch nur so, dass entweder Epithel tier Descemct-

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schen Membran an der Linsenmasse oder Linsenfasern an (let Descemet'schen Membran hangen blieben. Patho- logische Veranderungen der Descemet'schen Membran oder der hinteren Schichten der Hornhaut waren nie- reals zu finden; tiberall war die structurlose Membran und das Epithel wohl erhalten und es bestand auch hier nur eine einfache Verklebung beider Theile, deren Festig- keit allerdings Erstaunen erregen kann. Auch nach litngerer Zeit fanden sich immer dieselben Verhaltnisse.

Diese Versuche liefern den experimentellen Beweis ftir das Zustandekommen und die Verhaltnisse der Syn- echien, welcher vielleicht doch noch Werth hat, wenn auch (lie practische Erfahrung ohne deutliches Aus- sprechen dasselbe schon geftihlt hat. Es scheint danach, sowie eine fremde Substanz der vorderen Kapsel auf- lagert, die Bildung der hinteren Synechie jedesmal zu crfolgen, diese fremde Substanz wird nattirlich in den meisten Fallen durch yon der Iris selbst geliefertes Ex- sudat gebildet. Die Anlagerung geschieht durch die I'igmentzellen der Urea und, ohne dass je ein Ueber- gang der Gewebe in einander stattfindet, erreicht sic cine sehr bedeutende Festigkeit. Dadurch dass solche fremde Massen an die hintere Wand der Cornea an- stossen, wird dann die Bildung vorderer Synechien ver- mittelt. Auch beim Menschen babe ich wiederholt, wenn ill Folge alter Hornhautgeschwiire die Cornea grosse Substanzverluste erlitten hatte und ausgedehnte feste vordere Synechien bestanden, das Epithel der Descemet schen Membran wohl erhalten gefunden, die structurlose Membran war dann gefaltet und schien im Dickendurch- messer geschrumpft zu sein.

Nur ausserst selten treten nach Linsenverletzungen, wie ausgedehnt sie auch gemacht werden, Verdunkelun- gende r Linse ein. D i e t e r i c h sah sie in 38 Fallen nur einmal, ich in 7 Fallen nur einmal in sehr beschrttnktem

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Masse. Es ist dies eine Erfahrung, welche auch nach zufi~lligen Verwundungen gesunder Linsensysteme bei Menschen gemacht wird, und findet seine Begrfindung wahrscheinlich darin, dass die Einwirkung des humor aqueus auf die Linse durch den engen Verschluss der Kapselwunde und den Vorfall des kleinen Linsentheiles vollstiindig verhtitet wird. Sehr haufig hSrt man daher yon Augeniirzten den Satz aussprechen, dass es hSchst sonderbar sei, wie momentan wirkende Traumen ohne jede Einwirkung auf das Linsensystem bleiben, withrend auch nur kleine Verletzungen in Folge yon Operationen so bedeutenden Einfluss austibten. Sie tibersehen dabei, dass Discisionen bei Cataract der tiefer liegenden Linsen- schichten meist ohne jeden Erfolg bleiben, dass auch sehr rticksichtslose und gewaltsame Iridictomien ohne Einfluss auf alas Linsensystem verlaufen. Da ich bei meinen Verwundungen der Linse ohne jede Schonung verfahren bin, so mtisste nach meiner Ansicht jener Satz so geiindert werden: bei intactem Linsensystem haben selbst bedeutende Verwundungen der Linse keine Cata- ractbildung zur Folge; wenn aber ein pathologisch ver- iinderter Theil der Linse verwundet und der Einwirkung des humor aqueus ausgesetzt wird, und wenn tiberhaupt Bedingungen vorliegen, welche schon zu Cataract geftihrt haben, so sind sehr bedeutende Folgen zu erwarten.

Ill. U e b e r d i e E n t s t e l i u n g u n d d ie F o l g e n

d e r P a n o p h t h a l m i e .

Die folgenden Untersuchungen waren beinahe vollendet, als ich die erw/~hnte Arbeit yon C. O. W e b e r und das letzte Heft des Archivs far Ophthalmologie mit der Ar- beit yon S c h w e i g g e r zu Gesicht bekam. Dadurch ver- anlasst, habe ich meine Untersuchungen wiederholt, konnte aber nicht zu anderen Resultaten gelangen.

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1. Fa l l .

S e h w a r z g e f l e e k t e s j u n g e s K a n i n c h e n mit b r a u n e r I r i s .

1. Tag. Reclination tier Linse in den nnteren Theil des GlaskSrpers dureh einen Einstieh 3'" vom Cornearande entfernt. 2. Tag. Die Linse hat sich wieder etwas gehoben, man bemerkt hinter der weiten Pupille nut einen weissen Strieh in tier Linse, abermals mit der Nadel die Linse gefasst und einige Bewegun- gen gemacht. 3. Tag. Die Linse liegt naeh unten und aussen im Augenhintergrunde und zeigt eine nnregel- m~issige streifige Triibung, im inneren Quadranten eine diffuse Trtibung; das iibrige Auge blieb vSllig unge- itndert, keine Gefiissbildung, Iris reagirt aufjeden Reiz rasch. Mit der Discisionsnadel wurde null dutch die Cornea ein 5'" tiefer Stieh bis in die Linse gemacht, dureh die klaffende Hornhautwunde floss der humor aqueus llingere Zeit ab. Am 4. Tage erschienen schon weisse Flecke naeh unten nnd aussen in der Pupille. Am 5. Tage entwickelten sich nach aussen Conjuncti- valgefiisse bis zur Cornea, die Pupille war mitssig eng, sie war viillig yon 2 Triibungen gesehlossen, von de- nen die eine weiss war und mattglanzend, und die in- neren 2 Dritttheile tier Pupille einnahm, die andere, weisslich gelb, lag vor jener und ging naeh vorn |iber den Irisrand hintiber in die vordere Kammer. Beginn der Eiterbildung vor der getrtibten Linse. Am 7. Tage i|berschritten die Conjunctivalgefiisse den Cornearand schon um 1'" im ganzen Umkreise in feinen radiiiren dieht gestellten Zweigen. Die Cornea ist leicht rauchig getrtlbt. Pupille sehr eng, Iris nieht entfitrbt, die dif- fuse weissgelbliehe Trtibung verdeekt die Linse v611ig und nimmt nach aussen einen grossen Theil der vor- deren Kammer ein. Am 8., 9. nnd 10, Tage nahm die Gefitssbildung und TriibUllg der Cornea so zu, dass die Gef~tsse liberall 3'" fiber den Rand derselben fortgin- gen. Die Pupille erweiterte sich am 8. etwas; die Iris war am 10. bis auf einen kleinen Theil nach oben voll- stiindig von den gelben Massen in der vorderen Kam- mer verdeckt~ welehe sieh tiberall an die Cornea anleg-

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ten und der Sehwere naeh zu senken schienen; die Cor- nea war dadureh ganz weiss geworden; ein flfissiges, sieh bewegendes Hypopyon war entsehieden nieht vor- handen. Meine Diagnose am 10. war danaeh: Zerfall der Linse vor und hinter der Iris und eitrige Entztin- dung im Innern des Auges. -- Der exstirpirte Butbus ffihlte sich nicht prall an t nach dem Aequatorialschnitt ergoss sich eine trilbe, nicht fadenziehende Flfissigkeit. Am Boden der GlaskSrperhiihle lag ein linsengrosser, weissgelblicher dicker Klumpen; in der ausgeflossenen Fltissigkeit batten unregelmitssige Fetzen gehangen~ welche nun tibereinander lagen. Sie gingcn von einer weissgelben Masse aus~ welche auf der hinteren Wand der Iris und den processus ciliares~ sie v(illig verdek- kend~ lag. Diese Masse schickte von ihrer hinteren Seite unregelmiissige, theils ktirzere, theils liingere FortsiRze aus; die ktirzeren hatten dieselbe Farbe, und ebenso die liingeren an ihrem Ansatze; bei diesen aber wurde die Farbe dann heller, selbst durchscheinend~ und sic endigten in jenen flottirenden Fetzen~ welehe ziemlich durehsichtig warcn. Die Masse, welche auf der Iris lag, war nun schwer yon ihr zu trennen~ um so mehr~ da sie bei jedem Zuge riss. Die Pupille war punktf(irmig. Die Cornea war aufgequollen und von ihrer hinteren Seite mit einer ~/.~'" dieken eitergelben Schwarte belegt, welche in der Mitte feat adhitrirte, gegen die Peripherie aber lockerer wurde und in un- regelmiissigen Floeken endigte. Die Iris lag an ihrer vorderen Wand frei da~ yon wiisseriger Fltissigkeit land sich nur sehr wenig. Die Retina lag glatt der Chorioidea an, und liiste sich auch yon dieser l e i c h t . - Die mikroskopische Uutersuchung ergab nun: Die Cor- nea war triibe, in der Mitre war die Intercellular- substanz klar: gegen die Descemetsche Membran hin wurden die Kerne der HornhautkSrperchen griJsser. Im Bereiche der Gefiissneubildung war das Gewebe sehr morsch und zerreisslieh; die Intercellularsubstanz war hier streifig und zerfasert, die Kerne der Zellen getheilt~ so dass ich einmal drei hintereinander liegen sah, die Entstehung der Gefiisse konnte ieh nicht nach- weisen. Die Deseemetsehe Membran war fiberall glatt

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und unveritudert, ihre Dicke nahm wie im Normaleu, geg'en die Rii.ndcr der vorderen Kammer allmlilig ab. Die Mitte der Schwarte 7 welche ihr anlag, bestand aus eincm engen Faserfilz~ wclcher nut wenig runde Eiter- k0rperchen ill sich schloss; geg'en die Peripherie nab- men die EiterkSrperchcn immer mehr zu~ die Fascr- masse ab und die ~tusscrsten Flocken wurden nur yon Eiterk0rperchen gebildct; in Essigsiiurc wurde der Fa- serfilz durchsichtig und blieb nur leicht gestreift, die Eiterkih'perchcn zeigten dcutliche K e r n e . - Die h'is war yon weiten Gcfiissen durchzogen; die grosset, sternfiirmigen Pigmentzcllen an der vorderen Seitc wa- l'eu viillig ungeiindert~ die Kerne des eigcntlichcn Sh'omes offcnbar vcrmehrt; nebcn den litngliehen fandcn sich runde; das Gewcbe um den Gcf/i.ssen war nicht veri~ndert. Die Zelleu des Piffmentepithcls waren viil- lig ungeiindet't. Hinter diesen uud den processus ci- liarcs fandcn sich grosse Fctzen der v011ig glashellen~ mlvcritndertcn Linsenkapscl.

Die aus der GlaskOrperh0hlc ausg'etlossenc Fliis- sigkeit bestand aus hyalinen, gl/i.nzenden, vcrschicdeu gL.ossen Kuffeln, welche iiftcrs doppclte Contour zeig- ten~ aus lii.nglich rundcn K0rnchcnzcllen und EitcrkiJr- perc]mn, welche eincn grosscn Kcrll und racist uoch cinige schar[ begrenzte runde KONlcr enthieltell; da- nebcn fanden sich zuwcilcu klciue, rauh abgestosseue Rcste yon Linscufasern~ welche, normal dm'(.hsichtiff, mit glattcn Conturcn versehen warell. Jcne gliiuzeH den Kug'eln trod die K0rnel'zellel, hielt ich damals fill' Reste des Glaskiirpers. - Der wcissg'elbe Klumpen am ]~oden dcr Glaskih'perh0hh~ wurdc zum gr0sstcn Theil aus dicht an einaudcr gedrlingtcn Eiterkiirperchen zu- sammengesetzt~ ncben ilmeu lag an cinzcluen Stcllcll ein eng'verfilztes Netz yon Fasergewebc, ill desseu Maschen wicdcr Eiterk0rpcrchen lagelt; in Essigsli.ure wurde die- ser Faserstoff klar und durehsiehtig. Dic Eiterk0r- perchen waren gross; im Wasse~' bl/4htc sich die zarte IIiille sehr rasch auf, der dunkle Inhalt blieb abel" coherent. Sie cuthielten fast immer mu" einen grossen Kern un,] mehrerc grosse, runde, glii~uzende Partikcl- chen~ iu Essig's~ture unl0slich. --- Die ttottireudeu Fctzen

Archly" fiiv ()phthallu(,lo):i(.. VIII . I ;~

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bestauden aus Stricken yon verbumtenen Linsenfasern, Y ~'~ ?" welche sich um'%elma, si~. durehkreuzten; die Conturen

dcr Fasern waren glatt, abel" nicht sehr scharf, an den Grcnzeu der Stiicke waren einzelne Fasern halb ge- 10st, andere ganz losgetrennt; diese watch in allen mOgliehen l~iehttmgen gekrituselt und gcwnnden, au ilmen hingen zahh'ei(.he EitcrkOrpcrehen und grOssere Fetzen v o n d e r gcfalteten Linscnkapscl, 6ftcrs auch jene glituzcuden Kugeln uml l(Orn('lml)zellen. In den trfibcn Fol'tsiitzen m,.hrtcn sich (lie EiterzelIen den Lin- seufascrn gegeniiber; die IIaul)tmasse selbst win'de aus einzelnen kurzen, abgcsl)littcrten Linsenfasern nnd dicht g'edr~ingten EiterkOrl)crchcn zusammcngesetzt.

An der Retina konntc, ich (lamals nichts Abuor- mcs erkemlen, allc Schicht(~ll waren deutlich erkennbar. Stiibchen, KOrner, gramdOsc Schicht, Nervenzellcn und Fasern, sowie die Radialfasern waren scheinbar ohne jede Ver~tndcrlmg'.

Die Farbe dcr Choroidca war etwa'3 zu hell und es bildete sieh bei lihJgcrcm Liegcn in chromsaurem Kali ein wcissgelblicher Beschlag auf ihr, wclcher aus runden kleinen Eitcrzellen bestand ohnc Kerne. Das feinere Epithel libel' den 1)rocessus ciliares war nor- real, d:~gegcn war das dcr Chorioidca selbst vefitndert; die Zcllcn platzten bei jedem Druck auf das leichteste; sie hatten durchaus nicht dieselbe GrOsse, sondern manche waren drei- und vicrfach so gross, als die klei- neren i ihrc Form war rund und mit abgestumpften Ecken, vicle hatten Ausbuchtungen. Das Pigment bil- dete einen schmalell Saum am den Rand der Zellen und liess einen ziemlich grossen Raum in der Mitte frei, in wclchem ein oder zwei Kerne lagen; durch die- sen Raum konntc man die Kerne der eigentlichen Cho- rioidea dentlich mlterscheiden. ~ Die Kerne der Stroma- zellcn in dcr Chorioidea watch gross und neben ihnen fanden sich noch runde Zellen ohne Kern und Kern- kOrperchen, deren Natur ich nicht zu bestimmen ver- mochte. DiG ~.stigen Pigmentzellen des Stromas waren vOllig unge~tndert; eine besondere Gefiissvermehrung liess sieh durchaus nicht nachweisen. - - Es lag" bier also ein Fall yon diffuser Eiterbildung im Innern des

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Auges vor mit Zersprengung der Liuse; dell Thatbe- stand hatte ich miiglichst festgestellt, ohue irgend eineu Zusammenhang desselben zu erkennen.

2. F a l l .

M i t t e l g r o s s c s , ju~lgcs~ s ( ' hwarz und w e i s s g e f l e c k t c s K a n i n c h e n .

Am 1. Tagc wurdc mit der Rccliuationslmdel ,lurch die Sclcrotica die Linse gefasst mid stark geg'en den Chorioideagrund gequetscht; Ul~mittelbar nachher gab die Lillse am Boden des Glask(h'pcrs cinch triibelt Schein. Am 3. Tage watch triibe Staartlocken nach m~ten und aussen zu crkcmm~. Am 4. Tagc war der Augeuhintergrund (lurch eiHel, wei.~eu S('.hlcier ver- deckt~ wclcher der Rcti~m dicht auflag; nach aussen lagen dickere getriibtc Massel~. I)ie Pupille wcit und eilJe Entwickelung vou CoJ~.iu~etivalgcfiisscn fand nicht statt. Ich ging daher noeh eimual mit der Rcelinatious- nadel tin, urn, gr0ssere Rcstc zu zcrtheilen, konnte aber nichts aufspiessen. Am 5. war die Conjmlctiva sowohl der Augenlider~ als des Bulbus mlissig chemotisch, iiber- all m/t feinen Gefitsscn il~jicirt, dercn Mcnge sich rings um den schwarzen Ralld dcr l[oruhaut .~ichtlich an- hituft, diesen aber nirgcnds iibcrs(:hrcitet. I)ic Cornea erseheillt rauchig getriibt, wahrscheinlich dnrch cinch ihrer hinteren FIitche al~fliegen(leu gelblichcn Beschlag. Der uutere Theil der vordcrcu Augeukammer bis zm. Mitre der Pupille, die Pupille ganz mid im geringen Maasse die obere ltiilfte der Kamxner siud mit einer triib-gelbliehen Masse gefiillt, wclche in ttockigen Schich- ten liegt. Nach dem fi'tiheren Befimde musste ich sie fiir nicht fitissigen Eiter halten. Die Iris schimmerte nur im oberen Quadranten etwas durch diese Masse hiudureh. Am 6. Tage hatte die Gefitssinjeetion der Conjuuctiva noch zugenommen, die Cornea war viillig frei von Gefitssen, hatte aber durch die ihr itnliegen- den Massen ein ganz weisses Ansehen bekommen, ohuc dass sie selbst getriibt w~trc. Die Eitermassen in der vorderen Kammer hal)en sich gesenkt~ erfiillen nun den ganzen unteren Theil 1)is zum oberen Rande der Pu- pille, lassen aber den ol~eren Quadranten dcr h'is deut-

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lieh sehen, er scheint etwas verf~rbt. Die Eitermasse ist abet durchaus nicht bewegtich. Am 12. Tagc land sich dig Cornea ungetrfibt, im untereu Drittel der Con- junctiwt batten sieh sehr starke Geflisse entwickelt und von ihnen gingen feine radiare Gefitsse auf die Horn- haut iiber und tiberscbrittea den Rand in der Mitte etwa 3"'. DiG Pupille war m~ssig welt und mit einem weissen Pfl'opf gefiillt, welcher sich in die vordere Kam- met driingte und nach anten der Cornea anlag. DiG h'is war roth gef~rbt~ das Kammerwasser nicht getriibt. Die Eitermassen in der vorderen Kammer waren da- her sehr zusammengeschrumpft. - - Im Ganzen erwar- tete ich denselben Zustand, wic im 1. Fall, nur etwas weiter vorgesehritten.

Naeh der Exstirpation floss bcim Aequatorialselmitt eine trtibe Fltissigkeit aus, wclche die kleinere Hiilfte des hinteren Augabsehnittes erfiillte; die vordere Hiilfte war yon einer weissen, dicht gefalteten, leicht zerreiss- lichen Masse geftillt, welehe yon den processus ciliares und der uvea leieht zu trennen war und nur am Pu- pillarrande der Iris test anhing. Diese Masse im hin- teren Augenabschnitte setzte sieh unmittelbar in den gelben Pfropf fort, welcher am Boden der vorderen Kammer lag'. Dieser war sehr z~the und lest, hing iibrigens keincr der begrenzenden Hante, weder der Iris noch der Cornea lest an. Die Retina war yon der Chorioidea getrennt mid lag ihr nut ganz lose an. - - Die trt|be, ausgeflossene Flfissigkeit bestand aus Eiter- kSrperchen und K6rnchenzellen, welche in einer durch- siehtigen Fltissigkeit suspendirt waren; diese coagulirte in Essigsliure, ohne weitere Bildungen zu zeigen. Die EiterkSrperehen waren sehr gross, alle von gleicher Gr6sse~ sic bestanden aus einer ~tusserst feinen Mem- bran, welche sich in Wasser abhob uHd bet Essigsiiure- zusatz bald verschwand, und einem dunklen coh~triren- den Inhalt, weleher sich geg~,n Essigsi~ure ziemlich in- different verhielt und nur selten mit Bestimmtheit einen Kern erkennen liess. -- Die weisse, gefaltete Masse bestand aus EiterkOrperchen und Linsenresten. Die Linsenfasern hingen meist nicht mehr zusammen, die einzelne Fa,~er war ni(.ht geradc, sondern in alien mSg-

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lichen Richtungen gewunden, der Glanz war vcrloren, sic sahcn dunkel aus und waren mit feinen K~')rnchen besctzt, und ihrc Conturen waren ganz nnrcgelmitssig grob und rein gezackt. In Essigs~ture verschwandeu die feinen Ptinktchen~ dic Fasern wurden wieder gllin- zcnd, durchsichtig~ erhielten parallele Conturen~ welehe nur noeh hier und da gezackt blieben. Es war hier offenbar eine Metamorphose des Faserinhalts vor sieh gegangen, durch welche die Faser ihren durchscheinen- den Glanz und die pralle Gl~itte der Contur verlorcn hatte. DiG Eiterk(irperchen verloren yon der Oberfiache nach der Mitte der weissen Masse immer mehr illrcn dunklen resistentcn Inhalt~ dic ]Itille dagegcn wurde gegen Wasser und selbst Essigs~tnre resistenter und in dem klar werdenden Inhalt traten kleine Kerno auf, erst einzeln, dann zu zweicn und endlich zu mehreren, so dass offenbar hierin einc fortschrcitende Metamor- phose der Eiterk(irperchen roll dcr Obcrfliiche gegen die Mitte jener Masse zn crkenncn war. Der weissc Pfropf in der ~'ordercn Auge||kammer war sehr ziihe und schwer zerreisslich nnd liess sich zicmlich glatt schneiden~ all der 0bcrfiitche bestand cr nur aus dicht gedriingten EiterkSrpcrchen mit klarem Inhalt und dent- lichen, vielzAhligcn Kernen. Die Ihille war derb~ in der Mitte dagegen trat einc fasrige Zwischcnsubstanz auf, welche den gr(issten Theil bildete; in ihren Ha- schen lagen Eiterk(irperchen~ ihre Faserung' trat beson- ders nach Essigsiturezusatz hcrvor und war unregel- m~tssig punktirt. Hicr trat also Faserstoff neben dell EiterkSrperchen auf. - - Die Retina war etwas mttrbe, wie macerirt, dic erste oberfl/tchliche Untersuchung liess nichts abnormes erkcnnen; die 8t/tbchen waren normal, die KSrner '/:, ~/~ so gross als die EiterkSrperchen, hingen au den Radialfasern, waren abe~" sehr gli~nzend. Die Radialfasern waren glatt; die Zcllcn leicht punk- tirt; die Collfinuit~ttstrennungen warcn nirgends zu be- merken. Nur bei wiederholtem Nachsuchen war es mir auffallend, dass die Aeste der l~/ervenfasern so welt verfolgt werden konnterl und ihr Znsammenhang mit den Radialfasern so h~tnfig" zu sehen war; dann be- merkte ich au(qi eine li~nglich ruude Form yon Ker-

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nell in den Radialfasern, welche hauptsachlich zwischen innerer KSrnerschicht und granul6ser Schich~ ange- hiiuft lagen und dieser Gegend ein der Nervenzellen- shieht ~ihnliehes Ansehen gaben.

Zwisehen Retina und Chorioidea hingen kleine, diinne~ gelbe Sehollen; sic bestanden zum gr6ssten Theil arts kleinen runden Zellen~ welehe ~--g--~J so gross, als die Eilerk0rperehen im Glaskiirper waren, aus einer resistenten, in Essigsiture sieh nieht aufltisen- deu Hiille und einem dunklcn, undurehsichtJgen Inhalt bestanden~ ein Kern war in ihnen nieht zn erkennen. Auf Essigs~turezusatz trat zwisehen diesen Zellen eine geringe Menge yon Faserstoff hervor, faserig, rein punktirt, nur sehr selten, vielleieht zufallig, fanden sieh ausgebildete Eiterkiirperehen.

Die Zellen des Chorioidealepithels hatten eine sehr versehiedene GrSsse und Form, waren sonst aber v/illig normal: glashelle Zellen, dig Randtheile dieht mit Pig- mentk6rnern geftillt und in der durchsichtigen Mitre einen Kern enthaltend; (ifters als gew0hnlieh sehienen sie mir allerdings zwei Kerne zu enthalten. Ebenso waren die astigen Pigmentzellen des eigentliehen Cho- rioideastromes vOllig ungeiindert, his auf den mittleren Kern strotzend yon Pigment geNllt, anostomosirten sic mit breiten und sehmalen Aesten auf alas mamfiehfaehste mit einander. Dagegen waren die eigentliehen Stroma- zellen entsehieden ver~tndert. Sic bilden die Grundlage der Chorioide~, iH ihnen eingebettet liegen die Gefasse~ welehe yon diehteren Bindegewebsstreifen und einzelnen Muskelfasern umgeben werden. Die Form tier Zellen war normal spindelf(irmig, die Farbe glashell und dureh- siehtig. Dagegen wurden sie sehr verdickt dureh ihren Inhalt~ die Kerne; diese waren sehr gross~ bis doppelt so gross, als no~mal~ sie erfiillten die Breite der Spin- delzelle vollkommen und trieben sic seltlleh oft so auf, (lass tier Charakter der Spindelzelle verloren ging, sic enthielten bei genauer Einstellung alle ein Kernk/ir- perehen und waren yon einem gelblichen Inhalt prall erNllt~ weleher in den yore Kern ausgebuehteten Zellen sieh zuweilen so differeneirte, class man in der einen Spitze, die II~tlfte des Kerns einnehmend, die sehwaehe

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Contour einc8 rttnden K(irpers untei'+eheidcn konntc. Bei ehfigen Kernen zeigten ~ich soiehte, Einsc]tlliirltligell in der Membran, wie zur Theilung der Zelle. ])ann lagen abel' ill dem 8troma noeh andet'e Gebi/de, rund, glgnzend, hellgelb, sie lagen in den 3Iasehen des Oe- webes, bestanden aus einer g'.:gen Wasser und E.~sig- .~fi, lu'o resistenten lliflle und einem gelben Inhalt, ent- hielten keinen Kern und waren ':":~---'/'., so gro,~s, als die Stromakcrne, kurz sie gliehen, his auf den sehr gering'en Griissemnltersehied ,~"UlZ genau den der Clm rioidea anhlingenden Zellen. Sic lagen schr dieht bei einander, aber doeh hie in Hautkm, son(]ern gallz tlll- regelmitssig und einzeln; wie gesagt, konnt~; ieh ihr Entstehen aus dell Stromazellen nieht bestin:mt naeh- weisen, da ich hie einen getheilten Kern und diese K6rper imnler ausserhalb der Zellen sah, doeh musstc ein solcher Zusammenhang nae]t de.r angedeuteten Thei- htng der Kernc siehev statuirt werden. Die Zahl die- set Kih'per und die Vergr6sserung der l(m'ne nalnn naeh tier Selera hin imlnev mehr ab. Mit den Gefitssen schieneli diesc Vorgitugc lfieht ill Zusammenhang zu stchen, da das diese begleitende Bindegcwcbc und dic Kernc der Muskelzellen duv(.haus keine Verandevung crkennen liessen. -- l)och waren die Gefiisse sehr welt.

Die h'is entsllraeh ganz g'enau den Verihlderungen der Chorioidea, die Pigmenlzellen der Urea und die iistigen Pigmentzellen "ul dev vorderen 8eite der Iris waren normal, die (lefitsse weit und ihre Bindegewebs- stritnge ohne Veriinderung, neben den Muskelfaserker- hen und dell Kernen der Stromazellen, welehc stark vergr6ssert waren, fande,l sieh noeh sehr zahh'eieh jene runden KOrper, welehe iel, nieht fiir Kerne luld nieht fiir Zellen anspreehen l~mmte.

Im unteren Theile der Cornea, in welehem sieh die raditiren Gef/isse verzweigten, entl,ielten die tlornhaut- k6rperehen grosse Kerne, einzelne hatten sieh getheilt, es lagen in den Zellen zwei, aueh wohl drei Kerne zusammen. Ein Zusammeuhang mit der Geflissbildung war nicht zu entdeekcn. - - lch war din'oh diese Unter- suelmng allerdings der Gcnese des Eiters im hmern des Auges um einige Schritte n~iher geriiekt, indem ich

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nun die Chorioidea als Oft derselben bezeiehnen konnte and zwar noch genauer dic Stromazellen derselben, allein bis zur vblligen Sicherhcit fehlten doch noeh vicle Zwisehenglieder und bcsonders der Marsch der- selbcn in den Glask(irper. Jcdcnfalls schien mir aber soviel fest zu stehen~ dass die Entwicklung des Eitcl'S in zwei Perioden zu scheiden sci: 1~ Bildung der Kfr- perchen in der Chorioidea~ 2) Entwiekhmg derselben nach ihrem Austritt aus dieser Mcmbran.

3. Fa l l .

A l t e s bun tes K a n i n c h e n . Das Auge war schon zur Dilaeeration der vorderen Kapsel benutzt und spa- tel' der Linsenvorfall durch lineare Extraction entfernt. Am 3. Tag'e naehher land sich ein welt griisserer ge- tr(|bter Linsenvorfall, welcher in der wenig gefiilltcn vordercn Kammer bis zur Cornea reiel,te nnd iiberall mit dem Irisrande zusammenhing. Am 6. Tage war die Anlagerung" tier Iris an den Vorfal[ nicht mehr durch Atropin zu trennen. Es wurde dann die Recli- nation yon der Selera aus gemaeht und dutch die vor- gesehriebenc Bewegung die Linse nach hinten und unten dislocirt. Die Pupille und die getriibte Masse in ihr blieben dabei ohne jede Bcwegung" an ihrer Stelle. Am 8. Tage lagcn in dcr Cornea nach obcn und nach aussen zwei flaehe weisse Infiltrationen parallel dem schwarzen Corncarande~ welcher ihnen entsprechend ctwas verwaschen ist und yon fcinen Gef/issen durch- broehen wird. Die Conjunctiva ist rings um die Cornea stark (idematiis, infiltrirt und yon Gefassen durchsetzt. Die vordere Kammer blieb sehr fiach, an manchen Stellen schienen Iris und Cornea mit einander verklebt zu sein. Die Farbe der h'is ist im obcrcn Quadranten heller geworden und am ausscren Rande sind dicke Gef~tsse, nach innen feinerc zu sehen. Am 15. Tage war an der Stelle der Corncainfiltrationen nut noch eine blasswcissc Fiirbung der Cornea zu bemerken; die CorneagefKsse hatten sich zurtlckffebildet, dagegen die Gefiisse der Conjunctiva sehr vermchrt. Die trfibe Linsenmasse in der Mitte tier vorderen Kammer schicn gcschwunden 7 an ihrer Stelle zog" sich yon dcr Mitte

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der Iris zur Cornea ein feiner~ pigmentirter Streifen. Die Pupillenrander waren vollstitndig untereinander ver- waehsen. Die Entfiirbung der Iris war dieselbe. Am 25. Tage bestand noeh immer eine leiehte Chemose der Conjunetiva; die Gefiisse des ganzen Conjunetivalsaekes sind ii, usserst entwiekelt, sic iibersehreiten im ganzen Umkreise mit Ausnahme eines kleinen Sttickes nach innen und oben, den ganz verwasehenen Cornearand. Diese Corneagef~tsse licgen oberttitchlich~ laufen radiiir gegen den Mittelpunkt~ theilen sich dabei dichotomiseh und haben eine Litnge yon 2--2'/J". Zwischen ihnen ist die Cornea gleictlm~tssig leicht getriibt. Die Iris ist rSthlieh entfiirbt~ die vordere Kammer sehr flaeh; die l'upille ist wieder etwas geiiffnet und yon einer weiss- lichen unregelmiissigen Masse crftillt~ wclche sich gegen den Boden der vorderen Kammer in einem gelben Pfropf fortsetzt. Dieser Pfropf weicht bei Druck auf alas Auge bin und her. Die Sclera war hinter der Corneainscrtion sehr stark gew/)lbt nnd alas Auge eher etwas hiirter anzuftihlcn. Ich vermuthcte eine bedeutende Eiterbil- dung im hinteren Augenabschnitte, welche zuletzt selbst die Verwachsung tier Pupille getrennt und festen Eiter in die vordere Kammer ergossen hatte. Bei tier Ex- stirpation blutcten die Gef~tsse sehr stark.

S e e t i o n s b e f u n d . Die (3ef~sse tier Hornhaut la- gen alia dicht unter dem Epithel tier vorderen Wand~ sic hatten ein bedeutendes Lumen und ziemlieh dieke Wandungen, zum Theil mit qucrgelagerten Kernen. Die Hornhautk0rperehen zeigten dutch die ganze Cornea genau dieselbe Besehaffenheit, sic hatten grosse, theils runde, theils liingliche Kerne, aber nie mehr als einen; ein Zusammenhang derselben mit der Gefiissbildung musste daher unmiiglich erscheinen~ diese konnte nut yon den Conjunctivagefassen ausgegangen sein. Die Deseemet'sehe Membran war v(illig normal, aber an vielen einzelnen Stellen mit tier Oberfliiche der Iris verklebt, und zwar gesehah dies dutch kleine gelbe Haufen, welche nur yon Eiterkiirperehen zusammenge- setzt wurden. Alle FlUssigkeiten des Auges reagirten deutlieh alkalisch. Aus der vorderen Kammer floss nur eine geringe Menge humor aqueus ans~ der Pflock

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iu dcrsclbcIl h~tugt mit der gelben Masse ill dcr Pupille zttsammen, doch haftet diese fibcrall am Pupillarrande lest und setzt sich nicht weiter nach hinten fort. Beide bestehen aus eng gedr~l:gtcu EiterkOrpcrchen und eincr netzfiirmigen, leicht faserig gestrciftcn Masse, wclche in Essigsiture durchsichtig wird. Die Farbe dcr Iris ist tin durchschcinendcs Braun durch einen feinen gel- ben Bcleg, welcher all manchcn Stcllcn st~trker hcrvor- tritt und besonders um den innercn Pupillarrand cinch stiirkeren Ring bildet. Diese dtinne, dcr Iris auflicgende Schicht kann you ihr durchaus nicht abgezogen werdc||, sic besteht nur aus EiterkSrpcrchen. Das Gcwebe der h'is ist aufgequollcn; zahlreiche, wcitc Gefiisse durch- laufen es; das hintere Uvcacpithcl zcigt wohl crhaltenc Zellcn bis auf den Pupilleurand, an dem einige Zellen zerstSrt uud nur noch Pigmenthaufcu zurtickgelasseu zu habcn schcinen; alas cigcutliche Stroma ist yon uu- ziihligen Kerncn und rundcn Zcllcn durchsctzt; die letzteren liegen schcinbar frei in dem Gewebe, sic sind wenig klcincr, als Eitcrkiirperchen, sind yon eincm triiben Inhalt erfiillt, ohne deutlicheu Kern; die Kernc des Stroma's sind oval, gross his zur doppeltcn Gr/isse jener Zcllcn, cnthalten deutlich ein his zwei KernkOr- pcrchen und zeigcu vielfach Einschniirungen in der Mitte; seltener sieht man Kerne, in dencn sich der In- halt um zwei KernkSrpcrchen getheilt hat und die Membran noch nicht so weir in der Abschniirung ge- langt ist. Es gehcn so arts den Kerncn zwci Gebilde hervor~ welche jenen runden Zellen idcntisch sind und miissen die EiterkSrpcrchen, welche aus der Iris ent- stehen, ftir gethcilte Zcllenkernc angcsehen wcrden. Besonders bctheiligen sich an diesem Process die Kcrne der Stromazellen und Muskelfasern, wiihrend die Zellen des Bindegewebes nur durch Vermehrung des Inhaltes rund geworden sind. Die vorderen Pigmentzellen wa- ren unverandert, nur in der Nahe des Pupillenrandes und in der Zellenmasse der Iris lagen einzelne Pigment- klumpen vor, an denen die Aeste fehlten. In der Mitre tier Pupille lag eine durchsichtige Scholle ohne Structur, welche nach Essigs~turezusatz aus Li||scn- fasern bestand.

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I)er gauze hintere Augabschnitt war yon einer gelben sehmierigen Masse erftillt, yon dem GlaskSrper fand sieh nirgends ein Rest, abet in dem vorderen Theil der Masse lag der griisste Theil der Linse. Diese war ziemlieh durchsichtig, abet doeh gleiehmitssig getriibt, ihre Riinder uneben; nur ein kleiner losgetrennter Theil des Linse ruhte auf den unteren proeessus ciliares. Dem mikroscopisehen Verhalten nach ersehien die Mitte des Linsenker~is normal bis auf einige leiehte Abwei- chungen in der Breite der Zwischenraume zwischen den einzelnen Fasern. An der Aussenflache der gro- ssen Masse hingen den Fasern iiberall Eiterktirperchen an, die Fasern selbst waren an dnem Ende losgetrennt, batten ihre Durehsichtigkeit bewahrt, ihre Membran war naeh alleh Seiten unregelm~issig ansgezaekt (Fig. 3 b undc) ; neben ihnen lagen einzelne runde Kugeln bis zur dreifaehen Gr6sse der Eiterk6rperchen, welehe sehr stark gl~tnzten uHd 6frets eine und selbst zwei kleinere Kugeln enthielten. (Fig. 3 a). Sie sind wohl als Faserinhalt aufzuf'assen mid .jedenf'alls schon wah- rend des Lebens entstanden. Sic traten bei ~-C noch mehr hervor, verloren bei liingerer Einwirkung der Siiure ihren Glanz und wurden leicht ptmktirt, am sp~ttesten dig inneren Kugeln. An dem kleineren Lin- senstiiek gingen die Veritnderungen der R6hren noeh welter, sie waren zum gr6ssten Theil losgerissen, hin und her g'eschwungen, wurden bald sehmal, bald breit, riflers zeigten sic fcine Punktirung. Neben den Fasern lagen grosse Mengen jener Kngeln. In den umgeben- den Eitermassen laden dann noeh in buntem Gewirre ebenso veriinderte Fasern, sic fauden sich noch welt gegen den Hintergrund hin. Auf den processus eiliares lagen v611ig unversehrte Reste der Kapsel. - -

Die Eitermenge erfiillte den Glask6rperraum so vollst~tndig, dass sie einen sehr zierlichen Abdrnek der Falten dcr proeessus eiliares lieferte; sie lag der Re- tina dight an und konnte an vielen Stellen nur mit starkem Zug yon ihr getrennt werden, indem Fetzen der Masse an der Retina oder Theile dieser an jener hitngen blieben. Die Masse bestand nut aus dicht an- einander gedr~ingten runden Eiterkiirperehen, meist mit

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einem, zuweilen mit zwei und drei Kernen; der Inhatt derselben war dunkel contourirt und lest zusammen- h~tngend, yon ihm hob sieh durch Ae eine dtinne dureh- sichtige Membran ab. Eine Zwisehensubstanz zwischen den EiterkSrperehen war auf keine Weise siehtbar zu maehen. Von einer blutterzellenbildung im Glask~rper konnte ieh trotz langem Suchen nichts entdeeken. Durch die ganze ~asse zerstreut, meist aber vor der Retina lagen Fetzen einer Glasmembran yon sehr versehiedener GrSsse, gradlinigt und ausgerissen, sie hatten keine Dieke, waren aber vielfaeh und unregelm~tssig dureh- ltiehert. Zum grtissten Th~il geh(irten sie wohl der hyaloidea an, die durchliicherten Fetzen mtiehte ich dagegen zur limitans reehnen.

Die Retina war in hohem Grade veriindert; iiberall lagen in ihr EiterkSrperchen zerstreut; die Elemente der I%tzhaut waren ungewOhnlieh leicht zu isoliren, so dass offenbar die Cohiirenz derselben verloren gegangen war. Die Stltbehen waren znm grossen Theile unter- gegangen, denn nur sehr selten ianden sie sich erhalten, diese bestanden aus einer feinen tttille und krtimliehem Inhalt. Die KSrner der itusseren K6rnerschieht waren ausserordentlich gliinzend und schienen vergrSssert. Die Radialfasern hatten ihre Gliitte und Glanz verloren, sie waren blass und viel breiter, als normal, bier und da lagen in ihrem Verlaufe einzelne gliinzende Punkte, welche an Stellen, entspreehend den inneren KSrnern, kleine Haufen bildeten. Dann fanden sieh aber noch in den meisten Fasern grosse liingliche Kerne mit Kern- kSrperchen, sie tibertrafen die normalen KSrneran- schwellungen betriichtlich und einer fand sich in Thei- lung begriffen; in ihrer Niihe lagen immer mehrere soleher glitnzenden KOrper. Aehnlieh waren die l~er- venzellen veriindert; ihr Zusammenhang unter einander, Init den Nervenfasern nnd mit den Radialfasern liess sieh sehr h~tufig erkennen, die Zellenfortsiitze waren immer sehr zahlreich und lang. Der Iahalt der Zellen war nieht fein granulirt, sondern in jene gliinzende Molec/|le zertalleh, welehe der Essigsiiure widerstanden; die Kerne sehr gross, oft die halbe Zelle erfttllend. In manehen Zellen fanden sich zwei, in einer selbst drei

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Kerne und man konnte die Theilungsvorgange deutlieh verfolgen, erst zwei Kernkiirperchen in einem Kerne, dann Abschntirung der Membran und zuletzt zwei Kerne nebeneinander. Die Nervenfasern zeigten keine Be- sonderheiten, aber yon der limitans und den Insertionen der Radialfasern in diese war in Zusammenhang mit der Retina nichts zu entdccken. Soviel ieh an Quer- schnitten sehen konnte, lagen die Kerne in den Radial- fasern alle in einer Schicht zwischen innerer K(irner- schicht und granulSser Schicht. - - Das Gewebe der zonula Zinnii war durchsichtig und ungeandert.

Chorioidea und Retina hingen iiberall sehr lest zu- sammen nnd waren nirgends von einander zu trennen. 1)as Pigmentepithel der Chorioidea zeigte auf den pro- cessus ciliares durchans keine Abweichung, auf der eigentlichen Chorioidea waren die Zellen sehr ver- sehieden gross, lagcn ohne die sch6ne Ordnung anein- ander, das Pigment in ihnen war ganz unregelmiissig zerstrent. Das Stroma der Chorioidea war nicht gleich- m~tssig, an manchen Stellen schien es nut aus runden Zellen zusammengesetzt zu sein, welche etwas kleiner als Eiterk6rl)erchen wareu, an anderen Stellen trat tier faserige Bau mehr hervor, die Kerne der Stromazellen waren welt gr6sser und zeigten durch zahlreiche, bei der Iris schon erw~thnte Theilungsvorg~inge den Ueber gang in jene runden Zellen, wenn es danach iiberhaupt erlaubt ist, sic als Zellen zn bezeichnen. Eben diesel- ben Veritnderungen hatten in den Kernen des tensor chorioideae begonnen. Die ~tstigen Pigmentzellen der ~tusseren Chorioideaschichten waren zum gr6ssten Theil unversehrt, nur an einzelnen Zellen war der Zusam- menhang zwischen den Aesten nnd der eigentlichen Zelle zerst6rt, und es fanden sieh dann nut freie Pig- menthaufen ohne Kern. Die Gef~tsse de1" Chorioidea waren sehr zahlreich und welt.

Die Beschaffenheit der Retina gab in diesem Falle sehr schSne Auskunft iiber die Wanderung der in der Chorioidea gebildeten Eiterkiirperehen in den Glaskiir- per. Die Veranderungen der Radialfasern und der Nervenzellen konnten wohl nicht anders aufgefasst

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werden, als feftiger Zerfall des Inhaltes und Zunahme und Theilung der Kerne.

4. Fa l l .

Jllnges f f e f l e c k t e s K a n i n c h e n . In dem Auge (Fall 5 der Discision) war durch drei einfache, aber tier gehende Discisionen Eiterbildung im hinteren Augen- abschnitt hervorgerufen. Das Auge war sehr welch. Exstirpation am 16. Tage naeh der ersten Ver- wundung.

S e c t i o n s b e f u n d . Die Contenta erfiillten den Bulbus nicht mehr v/illig. Eine gelbe schmierige Masse lag in dem hinteren Augenabsclmitt, yore Glaskiirper war keine Spur zu finden. Durch vorsichtiges Prlipa- riren liess sich die Masse an einzelnen Stellen voll- standig yon der Retina abtrennen, an anderen dagegen folgte dem Zuge derselben Retina und Chorioidea, ihr fest anhangend; so dass nur die sogenannte lamina fusea der Sclera anhaftete. Die Masse reiehte bis zur Pupille und schloss in ihrem vordercn Theile die zu- sammenhiingende Linso ein.

Die Fasern der Linse hingen meistens in grSsseren Schollen zusammen, ohne dass einzelne am Rande ab- gesprengt waren; die Breite der einzelnen Fasern hatte abgenommen, sie standcn, durch dunkle Zwischenritume getrennt, ziemlieh weit von einander ab; die Contouren waren nicht glatt, hliufig unterbrochen und zackig, der Inhalt zum Theil in kleine Partikel zerfallen; in Essigsiiure wurdcn die Fasern aufgehellt, die kleinen Molecule bis auf einige kleine dunkle Ptinktchen ge- liist, doch wurde die Membran nicht wieder glatt und der Glanz der Fasern kehrte nieht zurtick. -- Die gelbe Masse war leieht zerreisslieh, aber doch ziemlich cohii- rent, sie bestand aus EiterkSrperchen und einer netz- f0rmig angeordneten Intcrcellularsubstanz, welche in Essigsiiure ganz durchsichtig wurde und eine feine Punktirung ze]gte. Die Membranen der EiterkSrper- chert bliihten sich nur bei wenigen auf, die meisten ent- hielten einen oder mehrere kleine Kerne und neben diesen noch viele punktfiirmige dunkle Kernchen. Essig- saure machte den Inhalt der Eiterkiirperchen durch-

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sichtig und liiste einell Theil .iener K(irner. Nebeu diesen Eiterelementen fauden sich, aber in tier Masse zerstreut, mehrere andere Gebilde. Iiier und da lagen einzelne grosse Kiirnchenzeller,, dopl)elt und dreifaeh so gross, als Eiterk~)rl,('rehen , sic wurden aus ziemlich grossen, dunkelglihlzendel~ K~h'uchcn zusammengesetzt~ eil~ Kern fi~hltc, doch l~(.sassen viele deutlich eine feine Membran, welche an an(lern nicht uuterscheidbar war. An cinch Ueb~rgang der Eiterkiirl)erchen in diese Zel- len konnte ni('ht geda('ht werdeu~ da eine riickg~ngige Metamorphose dcrselben nicht vorlag; (tie fri|her nach- gewiescnen Zelh'n der I[yah)idca, welchen sic in Griisse und Form v/illi/ entsl)l'aellell , /cniigten auch zu ihrer I']rkl/irung. I)alln salt mau sehr hiiufig wasserhellc Schleimkugeln ill)ca'all iu dcr Masse, sic stammtcn~ wie friihere l'rfil)arat(,, bewicsen~ aus der Retiua, nicht sel- ten enthi('lten sie noch einc zweitc iJ~ sich. Endlich lagen ziemlich welt in der Eitermenge Radialfasern und an einer Stelle dicht vet der Retina Nervenzellen zwi- schen den Eiterkih'l)er('hen. llie Radialfasern waren so breit (Fig. . l al)c.), (lass ich anfangs zauderte, sic fib" solche zu el'klitren, sic batten ziemlich scharfe Con- touren, cndigtcn natitrlich abgerissen, enthielten vide feine und gr(issere Moleciile nnd meistens einen liing- lichen Kern mit grosscn Kcrnki;rperchen. Die Nerven- zellen lagen in cinem Neste zusammen, sic batten s~ viele Aeste mid anastomosirten so breit miteina~Ider, wie man es bei der ]'ral)aration normaler Netzhitnte hie zu sehen bekommt (Fig' 5a). Sie enthielten :die einen Eern und viele g'lii.nzende Kiirnchen.

Die Retina selbst war sehr matsch mid zerriss ill alien Richtung'ell leicht. Nur an wenig'en Stellen la- gen alle Schichten iibercinander, am meisten watch die inneren Schichten zerstiirt; der Zusammen]mng" der ein- ze]nen Elemente war sehr g'ering; tiberall lagen Eiter- kiirperehen zwischen ihnen. Die erhaltenen Stiibchen waren glanzlos und blass, doch die meistcn zerstiirt nnd in kleine Stiicke zerbrochen. Die /tusseren Kih'- net eutl,ielten keinen homogenen, sondern grobkriime- ligen Inhalt; sic batten ihre runde Form nicht bewahrt, soudern waren vielfach eckig'; zwichen ihnen lagen

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sehr viel solehe durchsiehtige Sehleimkugeln~ welehe aber vielleicht als Praparationsprodukt anzusehen sind. Die Radialfasern waren nicht tiberall gleieh; an eini- gen Stellen nur wenig verandert~ scharf conturirt~ gli~n- zend~ selten in der Mitre rein punkth't, an anderen da- gegen liessen sich nur eiuzelne finden, welche winklig hiu und her gebogen und iiberall fcin und grob punk- tirt waren; Essigsaure blieb ohne jedeu Einfluss auf diese Punktirung. Die meisten der Radialfasern ent- hielten einen langlichen Kern. Die Nervenzellen fehl- ten ebenfalls an vielen Orten; wo sie zu finden waren~ zeigte sich ihr Inhalt grobk(irnig, die Kerne vergrSssert; einzelne Zellen allerdings zeigten dutch fein granulir- ten Inhalt und kleine Kerne an~ dass sie an diesen Veriinderungen noch nicht Theil genommen hatten. Die Fasern des Opticus konnte ich uirgends erkennen~ die limitaus hing in grossen Fetzen zusammen undes war keine Veriinderung an ihr zu bemerken.

Die Chorioidea hing also der Retina sehr lest an~ trennte sich dagegen leicht vonde r Sclera. Das Pig- mentepithel zeigte bis zur Urea der Iris lfin sehr be- tr~tebtliehe Ver~tnderungen; die Zellen hatten eine sehr ungleiche GrSsse, manche warcn vergrSssert~ hatten Ausbuchtungen bekommen und pressten kleinere zwi- schen sich zusammen. Das Pigment war in allen regel- los zerstreut, bald lcere Stellen, bald dicke Anhaufun- gen; die Kerne liessen sich in den meisten unver~in- dert erkennen. An einzelnen Stellen war die ZerstS- rung der Zellen bewirkt, das Pigment lag iiberall frei umber. Das Stroma der Chorioidea schien in ziem- licher Ausdelmung nur aus kleinen runden Zellen zu- sammengesetzt, welche eng gepresst aneinander lagen, und keinen anderen Gewebstheil erkennen liessen; sie waren fiber halb so gross, als Eiterkiirperehen und viele enthielten bei Essigs~ure ein rundes Kiirperehen in sicb. Diese Zellenhaufen fanden sich in der Cho- rioidea zerstreut~ an ihren Grenzen trat das fasrige Gefiige wieder hervor und waren einzelne ovale, in Theilung begriffene Kerne der Faserzellen sichtbar. Um sie herum war das Stroma verhiiltnissm~tssig normal~ die Kerne der Zellen vergrSssert und vielfaeh die Mo-

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mente der Theilung aufklitrend 7 dass ein Uebergang dieser getlleilten Kerne in jene runden Zellen nicllt zn bezweifeln war. Dm'ch die Chorioidea zogen sicli wohl erhaltene7 durchsichtige Bindegewebsztig% Nerven oder Gefiisse unmittc[bar umgebend, sie liessen noch keine Vertiuderung bemerken. DiG Pigmentzelten des Stroma's waren zum gr5ssten Ttleil wohl erhalten~ da- gegen schien die Membran einzelner Aeste Liicken zu haben, da sie 7 wenn auch das Pigment noch zusammen- lag, doch nicht mebr deutlich begrenzt waren. - DiG Iris zeigte nut geringe Spuren iihnlicher Ver~tnderlln- gen~ die vordere Kammer war aber auch ganz frei von Eiter.

Der untere Rand tier Cornea~ in welchem sich die neugebildeten Geftisse befanden~ war ziemlich morsch~ dig Kerne der HornhautkOrperehen stark vergr6ssert; aber nirgends liessen sieh Tlleilungen derselben und ein Zusammenhang der tIornhautk6rperchen mit der Gefiissbildung erkennen.

5. Fa l l .

J u n g e s , g e f l e c k t e s K a n i n c h e n . Nachdem zehn Tage zuvor in der Mitre der Lii~sc eine ausgiebige Dis- eision gemacht war und sich der vorgefallene Linsen- theil~ welcher keine Verk[cbmlg mit der Iris tinge- gangea war~ schon wieder sehr verkleinert hatte, wnrde die Reclination versucht und ein dabci gefasstes Lin- senstitek gegcn die Bulbuswand gequetscht. Sehoa am dritten Tage entwickeltea sich reichliche Conjnnctiva- g.ef~tsse, die Pupille war sehr eng und Ilinter ihr eine gelbe Masse erkennbar. Am seehsten Tage wnrde das Auge exstirpirt

S e e t i o n s b c f u n d . Naeh dem Aeqnatorialsehnitt fand sich am Boden der GlaskSrperhShle ein erbsen- grosser Eiterklumpen, tiber welchen eine triehterfSrmig abgelSste Membran~ die Hyaloidea, fort ging. Retina und ChorMdea lagen der Bulbuswand fest an. DiG Linse hatte ihre Form bewahrt~ war aber an der hinte- ren Seite dureh einen horizontalen 8trieh eingekerbt und mit vier kleinen Eiterklumpen bedeekt, deren einer sieh an der zonula fortsetzte. - - Die hintere Kapsel

Archly f[ir Ophthahnologie, Vii i . 1. 4

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hatte in der Mitre eincn langen Riss, aber durchaus keine Veranderung ihres Gewebes erlitten; die Ei te r massen lagen ihrer hinteren Seite auf. Die Linse war sehr welch, in ihrer Mitte lagen viele zertriimmerte Linsenfasern, kleine, zerrissene Stticke; die Membranen der Fasern waren noch glatt und ihr Inhalt zeigte nur eiue feine Punktirung, so dass der Glanz und die Durchsichtigkeit zum gr6ssten Theil noeh bewahrt wa- ren. Bei niiherem Durchsuchen der Kernzone bemerkte ich eine Veriinderung der Kerne~ auf welehe ich friiher nicht geachtet hatte; der Inhalt derselben hatte sich in grosse dunkle Kiirner getheilt~ Essigsaure blieb ohne Einfluss auf diese K0rner~ doeh kann ich tiber ihre Natur nichts Niiheres angeben~ wenn ich aueh glauben muss~ dass sie einer riickg~tngigen Metamorphose der Kerne angehiiren.

Die Eitermassen auf der Linse, so wie die grOsse- ren Klumpen am Boden der GlaskOrperhiihle~ bestanden nur aus dicht gedriingten EiterkSrperehen, zwisehen denen sieh nur selten eine sparliche Zwischensubstanz fand. Die Eiterk(irperchen waren ziemlieh gross~ hatten dunklen Inhalt~ meist einen oder mehrere Kerne; die Zwisehensubstanz war netzfiirmig angeordnet und wurde in Essigsiiure dl~rehsichtig. Mutterzellen oder iistige Zellen liessen sich in dem Eiter nicht finden~ dagegen einzelne Elemente der Retina und besonders Stabchen 7 welche in kleine Stiicke gebrochen~ sonst aber unver- andert waren.

Die Hyaloidea war also triehterfSrmig abgeIiist, haftete abet noeh fast ringsherum an der zonula Zinnii;

s ie enthielt noch ziemlich eonsistenten Glaskiirper, in welchem viele Eiterkiirperchen und in hohem oder niedrigem Grade verfettete Epithelien der Hyaloidea schwammen. Die structurlose Membran der Hyaloidea zeigte gar keine Veriinderung, aber es sassen auf ihr nur noch sehr vereinzelte Epithelien, welehe auch schon fettigen Zerfall und Umbildung in die sogcnannten K0rnehenzellen zeigten. - - Die Retina war an manchen Stellen kaum verS, ndert, an anderen dagegen, und be- sonders in der N~the .jenes Eiterklumpen, hatte sie den innigen Zusammenhang ihrer Bestandtheile verloren,

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die Elemente waren sehr leicht isolirbar; um jedes Praparat herum sah man sehr zahlreich jene hyaline Schleimkugeln, welche oft noch eine zweite enthielten und zuweilen gltinzende Punkte zeigten. StRbehen~ innere und iiussere KSrnerschicht waren normal~ auch die Radialfasern und die Nervenzellen waren noeh nicht der Entartung ihres Inhaltes unterlegen~ nut die Kerne derselben hatten zum Theil die liinglich-runde Form verloren~ waren vergriissert und dreieekig geworden. Die Kerne der Radialfascrn schienen ebenfalls in einer gradlinigten Sehicht zwisehen granulSser und innerer K0rnerschieht zu liegcn. Die Fasern des 0pticus~ doppelt und einfaeh contourirte, liessen keine Ver~inde- rung erkennen~ ausser den Gerinnungen des Markes in den ersteren. Ebenso land sich die Ausbreitung der limitans in der gewShnlichen Weise.

Die Zellen des Chorioideaepithels waren ziemlieh regelmi~ssig sechseckig und nur einzelne ilbersehritten die normale GrSsse~ das Pigment lag in allen ganz am Rande der Zelle und bildete einen ziemlich schmalen Saum~ die helle Mitte wurde dadurch sehr gross, in ihr land sich immer ein ziemlieh grosser oder zwei Kerne~ doch habe ich keine Theilungsvorgiinge verfolgt. Das Stroma der Chorioidea war tiberall von grossen li~nglichen und kleinen runden Kernen erfilllt~ die erste- ren geh(irten den spindelfSrmigen Faserzellen an~ die die letzteren gingen durch leicht zu verfolgende Thei- hmgsvorg~inge aus den |~inglichen Kernen hervor~ la- gen aber fi'ei im Gewebe zwischen den Zellen und mussten daher wohl als erste Stufe der Eiterk/~rperehen bezeichnet werden, sie enthielten meist ein Kernktirper- chen. Die Pigmentzellen des Stromas waren unge~in- dert~ ebenso die Nerven und grosse Gefiisse begleiten- den Bindegewebszfige~ welche das Stroma durchsetzten.

Die Iris nahm an diesen Veriinderungen keinen Theil.

Wenn ich es unternehmc, die Resultate dieser ffinf

Beobachtungen zusammenzustellen, so kann es nicht mein

Sinn sein~ ffir alle Einzelheiten eines so sehr verwickel- 4*

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ten Processes eine Norm aufstellen zu wollen; abet alle ftinf FSlle stimmen so sehr auch in den Nebenumst~tnden tiberein, dass ich doch glaube, einige Umrisse der Eiterbil- dung im Inaern des Auges geben zu kSnnen. Meine Resultate verwickeln reich leider in eine mir sehr un- angenehme Polemik, aber trotzdem babe ich auch nicht im Geringsten yon ihnen abgehen kSnnen, da die wie- derholte Untersuchung sie mir vSllig bestii, tigte.

Zur besseren Uebersicht halte ich es ftir das beste, die einzelnen Gewebe des Auges nach ihrem Antheil und Schicksal in der Eiterbildung von einander zu trenneu. In allen Fi~llen war die erste Ursache der Eiterbildung bedeutende Verwundung und Quellung der Linse ohne Verletzung der ~tusseren Augentheile. Die Beobachtun- gen babe ich so niedergeschrieben, wie ich sic machte, ohne nach den sp~tter verbesserten Ansichten in sie hineinzucorrigiren.

| . E n t s t e h u n g d e s E i t e r s in d e r Glask~sr -

l ) e r h 6 h l e u n d V e r h a l t e n d e r C h o r i o i d e a . (Fig. 6.)

Die Resultate der Untersuchung auf das menschliche Auge zu fibertragen, nehme ich durchaus keincn A n stand, da ich absolut keinen Unterschied zwischcn dem Auge des Kaninchens und dem des Menschen kennc, ausser in unwesentlichen Nebendingen. --- Es schien endlich, als wSre man nach langem Streite zu einer Einigkeit fiber die Struetur des GlaskSrpers gelangt, in- dem man ihm jede Textur absprach und ftir ein cysten- /~hnliches Secretionsproduct yon der Chorioidea erkl/trte, umhiillt yon einer structurlosen Membran. Da sind ganz vor Kurzem plStzlich yon zwei Seiten spindelfSrmige Zellen entdeckt, welche durch Eiterbildung zum Vor- schein gebracht, denselben in allen Richtungen durch-

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ziehen sollten. Unbekannt mit jenen Angabcn, glaubte ieh auch im 4. Falle diese schon so oft gesuchten Zel- lea entdeckt zu haben; alleiu bei nAberem Nachibrscheu t'~nd ich bald, dass diese Astigen Zellen Nervenzellen der Retina waren. Die Abbildung S c h w e i g g e r s * ) ist mci- hen damaligen Zeichnungeu (Fig. 4 a.) sehr Ahnlich; dana aber muss ich die Untersuchungsmethode S c h w e i g - ge r s , was die Untersuchung des Eiters anbetrifft, fiir gttnz unpassend erklAren, da starke Lfsungen yon chrom- saurem Kali die EiterkSrperchen so ver~ndern und solehe Gerinnungsprodukte liefern, dass eine sichere Unter- suchung kaum mSglich ist. Dieser Vorwurf trifft auch zttm Theil die Untersuchungeu yon C. O. Weber,**) welcher iibrigens wiederholt die Epithelien der Hyaloidea und ihre VerAnderuligen zeichnet, sowie die M~glichkeit einer Verwechsehmg zugiebt. Ich muss also nach stren- ger Pr(ifung meiuer Beobachtuugen bei der frtiheren Ansicht fiber die Textur des GlaskSrpers verharren und behaupten, dass er, Ahnlich wie Cysten, aus einer strue- turlosen Membran mit dem you mir nachgewiesenen Epi- thel und einem schleimigen Inhalt ohne zelligen Bau und ohne fAchrige Scheidewitnde besteht.

Grobe Verletzungen des GlaskSrpers bleiben, wie cs die Erfahrung tier alten und neuen Zeit hAufig genug erwiesen hat, immer ohne alle Folgen, ausser wean aueh zugleieh die Augenh~ute sehr verletzt sind oder die Linse in bedeutender Weise zerstiickelt wurde. Dieser Umstand wurde in den vorliegenden FAllen immer zur Eiterbildung benutzt, die Quellung der Linse hat stets Chorioiditis und Iritis zur Folge. Blutergiisse h~bc ich in keinem der fiinf FAlle beobachtet. Bei der ersten

*) Archiv fiir Ophthalmologic. VII. 2. Sub. I l l . Fig. 1. *~) u Archly fiir pathologische Anatomic. XIX. ;~ u. 4.

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Entstehung des Eiters bildet sich ein rundlicher Eiter- klumpen am Boden der GlaskSrperhShle innerhalb oder ausserhalb der Hyaloidea; mit zunehmender Eiterbildung fiillt sich die HShle nach und nach mehr, so class tier obere Theil derselben immer bin zuletzt frei bleibt; schon diese Art der Eiteransammlung spricht eigentlich absolut gegen die Zellen des GlaskSrpers; wenn Eiter- kSrperchen specifisch schwerer wie die GlaskSrperfifis- sigkeit sind, weshalb senken sich nicht die priiexistiren- den Kerne der Zellen, aus denen sie entstehen soIlen ebenfalls? Ein vielleicht noch griisseres theoretisches Bedenken gegen jene fraglichen Zellen erhebt sich yon Seiten der Iris, welche ich ffir diese Untersuchung zur Chorioidea hinzurechne. Da diese erwiesenermassen den Eiter in der vorderen Kammer bildet, da nun ferner im hintereu Augenabschnitt sich eine ihr vSllig analoge Membran befindet, weshalb soll man zu nonst nicht sichtbaren Zellen seine Zuflucht nehmen'? Die Hyaloidea nchcint mir nach Allem fiir Eiterk(irperchen durchdring- bar, jedenfalls wird sie (lurch den Eiterungsprocess bald yon der Retina abgeliist, yon der zonula Zinrin losge- rinsen und in kleine Stticke zersprengt; die Plattenepi- thelien erleiden dabei fettige Degeneration und gehen wahrscheinlich auf diesem Wege zu Grunde, w~thrend die Glasmembran auch in ihren Fetzen unge~ndert bleibt. In den Eitermassen habe ich nur EiterkSrperchen yon verschiedener Gestalt gesehen, hie Mutter- oder Spin- delzellen.

Im Ganzen stimmen meine Befunde vSllig dem V. Falle der Beitr/ige zur anatomischen Klinik der Augenkrankheiten*) tiberein. Schwe igge r , der diesen Fall mikroskopisch untersucht hat, fand EiterkSrperchen

*) Archiv fiir Ophthalmologie. Bd. VI. 2.

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im GlaskSrper, in der Retina und ill der Chorioidea uud schliesst unter Annahme der GlaskSrperzellen auf citrige Entztindung aller drei Gebilde. Meine Beobach- tungen haben auch in allen drei Geweben EiterkSrper- chert ergeben, allein dem Schlusse S c h w e i g g e r s kann ich nicht folgen, d a i m GlaskSrper und Retina Elemente fehlen, aus clench EiterkSrperchen entstehen ki~nnen. Nach meiner Ansicht erfolgt die Bildung des Eiters im Innern des Auges, wenn kein Durchbruch yon aussen erfolgt ist, immer yon der Gefi~sshaut des Auges aus, der Chorioidca und der Iris. Keine andere Membran innerhalb der Sclera entMlt Bestandtheile, aus denen sich die massenhafte Bildung der EiterkSrperchen erkl~t- ren liesse. Freilich verkenne ich gar nicht, dass der Nachweis des ganzen Processes nun in einer Richtung viel schwieriger wird, da nun nicht allein die Bildung tier EiterkSrperchen, sondern auch der ganze Weg, wel- then sie bis in die GlaskSrperhShle durchlaufen mtissen, zu verfolgen und zu erkl~iren ist.

Die Stromazellen der Chorioidea sind meinen Bcob- achtungen nach diejenigen Zellen, welche (lie Bildung dcr EiterkSrperchen vermitteln. Man sieht nach erfolg- tar Reizung die Kerne der pigmcntlosen Stromazellen sich vergrSssern, dann sieht man zwei KernkSrperchen in dem Kerne und nun beginnt die Einschnfirung der Kernmembran, indem sich cntweder zuerst der Inhalt des Kerns und dann erst die Membran (Fig. 6 a und f), oder Membran und Inhalt zu gleicher Zeit abtrennen (Fig. 6 c). Der Erfolg tier Abschntirung ist, dass zwei runde Kerne, jeder meist mit einem KernkSrperchen, in einer Zelle liegen. Nie habe ich mehr als zwei Kerne in einer Zelle geschen, und muss daher annehmen, dass nur diese Zweitheilung stattfindet und jene grossartige Kerntheilung, wie man sie in der Cornea so leicht sieht,

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in dell Zellen der Chorioidea nicht vorkommt. Diesel- ben Ver/~nderungen ertblgen in den Muskelfaserkernen der Gef~sshaut und f(ihren ebenso zur Theilung der Kerne. Dagegen bleibeu die pigmentha]tigen /~stigen Zellen im Stroma der Chorioidea vSllig unbetheiligt. Der Weg nun, welchen diese getheilten Kerne bis in den GlaskSrper zu durehlaufen haben, ist sehr verwik- kelt und es steht durchaus nicht in meiner Macht, alle Unklarheiten desselben zu lichten oder zu vermeiden. Zun/ichst muss ich racine Ansicht dahin aussprechen, dass ich die EiterkSrperchen nieht fiir Zellen, sondern f(ir Kerne halte und ihre sogenannten Kerne fiir Kern- kSrperchen. Obgleich die Entstehung derselben aus Ker- hen iibcrall aufgesucht unfl bewiesen wird, vermisse ich doch ein Mares Aussprechen dieses Satzes. Das ver- sehiedene Verhalten der Membranen gegen Reagentien kann durehaus nicht als Beweis gegen diese Ansicht an- gefiihrt werden, da die Kerne in dieser Theilung bedeu- tende chemische Veranderungen erleiden. Ueberall sieht man die EiterkSrperchen aus Kernen entstehen, ohne dass sich die Zellenmembranen an der Theilung bethei- ligen, man kann immer nur die eine Membran um die Eiterk6rperchen entdecken; so erscheint dis Definition derselben als getheilte Kerne eigentlich als nat(irliche Sache, wenn man nicht yon Anfang herein sieh gewShnt h/itte, dieselben als Zellen zu betrachten. Die Kerne der Stromazellen theilen sich also und bilden nun Eiter- kSrperehen~ hicr fehlt mir gleich der Anfang des We- ges, welchen sie zuriicklegen miissen, n~mlich wie sich dis Zellenmembranen bei dem Processe verhalten. Man sieht, wenn die Eiterung weiter fortgeschritten ist, in der Chorioidea nur noch EiterkSrperchen dicht gedr/~ngt aneinander und zwisehen ihnen sind gar keine Reste der Zellenmembranen zu finden. Diese hoehgradige Ver/in-

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derung beschrankt sich abcr auf' umschricbcnc Stellcn und es gehen dann dicsc Partiecn in andcre allm~lig ~iber, wo tier fasrige Bau des Chorioidealstromes noch dcutlich erkennbar ist, aber zwishen den Zellen, deren Kernc schon fortschreitendc Theilungsvorg~nge zeigcn, liegen jcnc runden getheilten Kerne frei ohne zugehS- rige Zelle. Jedenfalls betheiligt sich also die Zellcn- membran nicht an tier Theilung, sondern geht auf irgend cine Weise zu Grunde; die Kerne werden dadurch frei und stellen EiterkSrperchen dar.

Ob es bei dicscr einfachen Kerntheilung bleibt odor ob die getheilten Kerne sich wieder theilen kSnnen, habc ich nicht bestimmen kSnnen, docb bedarf es woht der letzteren Annahme nicht, um die grosse Menge des ge- bildeten Eiters zu erklaren, d~ die bedeutende Zahl der Stromazellen und die betr~tchtliche VergrSsserung der Kerne dazu viclleicht ausreichen. Uebrigens z~hlcn ja auch die Kerne tier Muskelfasern mit. Nur die Bindc- gewebskSrperchen der Bindegewebszfige, welche die grSs- seren Nerven und Gefasse begleiten, halten sich lange Zeit vSllig unbetheiligt, doch zuletzt verfallen sie eben- falls dem gemeinsamen Schicksale und man sieht ihre Kerne vergrSssert und gethcilt.

Die Kcrne vcrlassen also ihre Zellen und liegen f'rci im Stroma. Man muss annehmen, class so wie der Kern die Zelle verlassen hat, diese aufhSrt zu functioniren, cs ist damit tier erste Schritt gethan zur VerSdung der Chorioidea; denn in derselben Weise, wie die Eiterung in jedem anderen Organe zur ZerstSrung und Atrophic ffihrt, wird sic auch bier zum Untergang der Stroma- zellen, zur Zerst5rung der Gef~sswhnde fiihren und nur noch Ruinen des frtiheren Gewebes t~brig lassen.

Die getheilten Kerne sind als EiterkSrperchen an- zusehen, allein sic sind der bTorm derselben noch durch- ~us nicht gleich, sondern diffcriren in morphologischer

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und chemischer Beziehung noch sehr bedeutend yon ihnen. Sic sind ungef~thr halb so gross als die gewShn- lichen EiterkSrperchen, ihre Membranen viel resistenter ge- gen Wasser und Essigsi~ure, der Inhalt hiingt fest zu- sammen, erseheint dunkel und undurchsichtig, wird in Essigsi~ure nicht heller und umgiebt das KernkSrperehen so dicht, dass man es in den meisten nicht erkennen kann; nie fin(let sich in ihnen mehr, als ein KernkSr- perchen. Der Untersehied dieses jungen EiterkSrper- chen yon dem ausgebiIdeten ist so ungeheuer, dass naeh der Bildung desselben aus den Zellenkernen und dem dem Austreten aus der Zelle eine sehr bedeutende Wei- terentwicklung desselben anzunehmen ist. Ich halte ge- rade ftir diese Beobachtung keinen Ort so passend, als die Gefitsshaut des Auges, da hier nut einfache Thei- lung der Kerne und rasches Verlassen der Zelle sich fin- det und also vielleicht die Weiterentwickelung bedeu- tender sein muss, als in anderen Organen. Von den EiterkSrperchen in der Chorioidea, zu denen in der GlaskSrperhShle liisst sich ein stufenweiser, allmaliger Uebergang beobachten, welcher jeden Zweifel an der Identiti~t verniehtet. So bedeutend fibrigens auch dic u sind, so k(innen sie durchaus nicht Wun- der nehmen, da wir tiiglich die EiterkSrperchen in den indifferentesten Fliissigkeiten so energische Reactionen maehen sehen und die EiterkSrperchen der Chorioidea in verschiedene Organe und Fliissigkeiten gerathen. An diesen Ver~tnderungen bis zur viilligen Ausbildung neh- men alle Theile der EiterkSrperchen Antheil. Die Membran nimmt an Dicke ab und verliert ihre Re- sistenzfi~higkeit gegen Reagentien, sie wird nun zu einer dfinnen Membran, welche sich rasch in Wasser auflSst, cbenso verliert der Inhalt seine dichte Cohiirenz und dunkles Aussehen, wird hell und durehsichtig und nimmt

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dabei bedeutend an Masse zu, so dass das Eiterkiirper- chert endlich seine gewShnliche GrSsse erlangt. Dutch die Umsetzung des Inhaltes wird dann das Kernktirper- chert jedesmal sichtbar uud man bemerkt bei weiterer Entwicklung immcr zwei und mehrere KernkSrperchen, doch konnte ich fiber den Modus dieser Vermehrung nicht zur Bestimmtheit gelangen. Dass diese Ver~tnde- rungen alle auf chemischen Umwandlungen beruhen, leuchtet wohl yon vornherein ein und wie leicht und rasch EiterkSrperchen solchen unterworfen sind, haben alle Untersuchungen yon jeher dargethan. Der allmtt- lige Fortschritt der getheilten Chorioideakerne in aus- gebildete FiterkSrperehen innerhalb der Glasktirperhtihle l~tsst sich Schritt vor Schritt verfolgen und es ist Inir kein Zweifel mehr daran geblicben. Die iibrigen Theile der Chorioidea werden durch die Eiterbildung mehr oder weniger becinfiusst. Die iistigen Pigmentzellen des Stro- mas bleiben am liingsten ungettndert und resistent, na- tiirlich leiden sie auch yon allen Theilen der Chorioidea am allerwenigsten, da sie in den /iussersten Schichten liegen. Bei fortgeschrittener Eiterbildung besonders in den ~ussercn Zellen scheineu sic dutch Zcrstiirung ihrer Membranen zu Grunde zu gehen; as bleiben an ihrer Stelle nur Pigmenthaufen zuriick, in welchen die Stelle, wo frfiher der helle Kern lag, noch durch Pigmentman- gel erkennbar ist, natfirlich beschritnkt sich diese Zer- stSrung nur auf cinch kleincn Umkreis und beginnt, wie es scheint, mit der Membran der Aeste. Die Gefiisse der Chorioidea nehmen an Lumen bedeutend zu und vermeh- ren sich wahrscheinlich auch, doch babe ich die Neubil- bildung derselben nicht verfolgt; (lie sie begleitenden Bindegewebszfige bleiben, wie schon erwithnt, lange un- veritndert, erst spirt gehen die Zellen derselben Kern- vermehrung ein und dadurch ist meiner Ansicht nach der Beginn des Unterganges der Gef/tsse eingeleitet.

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Von vorn herein sondern aber die Gefiisse ein faser- stoffiges Exsudat ab, welches gleich (lurch alle Theile des Auges diffundirt, wie dies S c h w e i g g e r sehr gut nachgewiesen hat (l. c.). Es ist hier vielleicht ftir das Kaninchenauge, als besondere Eigenthtimlichkeit festzu- halten, dass man in ihm hie fltissigen Eiter findet, son- dern dass die Zwischensubstanz zwischen den Zellen im- mer netzfSrmig fasrig ist, im vorderen wie im hinteren Augenabschnitt. An eine Gerinnung nach dem Tode ist durchaus nicht zu denken, da die Eitermenge nie das b~ivelliren der Fltissigkeiten zeigt. Ob freilich hierin ein absoluter Gegensatz gegen das menschliche Auge zu su- chen ist, bleibt mir sehr zweifelhaft, da man auch beim Menschen den Eiter im Auge so h~tufig aus fasriger Zwischensubstanz bestehen sieht, wie die Bcwegungslo- sigkeit und Untersuchung yon Hypopyen lehrt.

Die structurlose Membran der Chorioidea tritt b e i m Kaninchen ohne Machtigkeit auf, ich muss sie nach Ana- logie nicht ftir ein Hinderniss der Eiterpassage erkli~ren, sondern glaubte, class die EiterkSrperchen durch sie hindurch treten kSnnen. Zuerst also tritt das Pigment- Epithelium den Eiterkiirperchen entgegcn. Die Zellen dieser Epithelialschicht sind w~thrend tier Vorg~nge im Stroma bedeutende Vcr~nderungen eingegangen; viele yon ihnen vergrSssern sich, gebcn ihre regelm~tssig sechs- eckige Form auf, werden ausgebuchtet und pressen klei- here Zellen zwischen sich zusammen, so dass der helle Zwischenraum zwischen den Zcllcn vcrschwindet. Dabei zerstreut sich das Pigment ill ihnen dicht an den Urn- fang der Membran, um welchen es einen schmalen brau- nen Streifen bildet, wiihrend der grosse mittlere Theil der Zelle hell durchscheinend wird und 5fters zwei Kerne enthiilt, doch glaube ich nach Allen] nicht, dass eine pathologischc Kerntheilung stattfindet. Durch die Aus- dehnung wird die Mcmbran verdtinnt und bietet den vor-

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gedrSngten Eitermassen nur ein leichtes Hinderniss dar, einige tier vergrSsserten Zellen werden zerstSrt, ihr Pig- ment nach allen Seiten hin diffundirt, natt~rlich am mei- sten mit dem Strom der Masse gegen die Mittc des Auges hin, die Kerne der Pigmentzellen liegen nun eben- falls frei. Dureh solche Lficken treten die EiterkSrper- chert, welche einzeln auch zwisehen den Zellen hindurch hStten passiren kSnneu, in Masse zwischen Chorioidea und Retina, sie bilden hier, durch letztere etwas zurfick- gehalten, dttnne Schichten, welche nur aus kleinen Eiter- kSrperchen und fasriger Zwischensubstanz bestehen.

Wenn es nun auch scheint, als gewShrte ihnen die Retina ein gewisses Hinderniss, so treten sie doch geradezu durch dieselben hindureh; man sieht die Eiter- kSrperchen zwischen den Elementen der Retina t~berall zerstreut liegen. Dadurch verlieren die Bestandtheile derselben ihre Coh~renz untereinander, sie werden all- m~lig selbst mehr und mehr yon dem fortsehreitenden Strome der EiterkSrperchen losgerissen und mit fortge- trieben in die HShle des GlaskSrpers. Die fester zu- sammenh~ngende limitans wird dabei zerrissen und in Fetzen t~berall umher zerstreut, die Nervenzellen der Retina, Radialfasern und Sthbchen finden sich oft tief in der HShle des GlaskSrpers zwischen den EiterkSrper- chen; doeh ist diese ZerstSrung durchaus nicht iiberall gleieh. Dass an manchen Stellen tier Retina der Durch~ tritt den Eitermassen schwerer wird, daftir sind die An- h~ufungen derselben hinter der Retina auch in sp~terer Zeit und die relative Unversehrtheit maneher Retina- stellen geniigende Biirgen. Es w~re ftir die Eitermenge noch ein anderer Weg aus der Chorioidea in die Glas- kSrperhShle mSglieh, und zwar durch AblSsung der Re- tina yon der zonula Zinnii; dass dieser Weg nicht der gewShnliche ist und auch nut fiir einen Theil der Eiter- kSrperchen gelten kSnnte, zeigt die Anlagerung der Re-

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tina an die Chorioidea, welche nur sehr selten aufge- geben wird. Durch alle diese Vorgiinge erkl~trt sich der verschiedenartige Zusammenhang der Retina und Chorioidea, welchen wit in den einzelnen Fallen be- gegnet sind, sehr leicht; bald hingen sie lest zusammen und konnten nur so getrennt werden, dass Stricke der einen Membran an der anderen hiingen blieben, bald waren sie frir eine kleine Stelle dutch eine Eiterschicht vSllig von einander getrennt.

Zuletzt gelangen also die Eiterk(irperchen in die HShle des hinteren Augabschnittes; es wird dadurch je- desmal die Hyaloidea yon der Retina abgeliist, anfangs scheint sie noch einen zusammenMngenden Sack zu bil- den, allein bald wird sie auseinander gerissen und mall findet nur noch zerstreute Stricken yon ihr. Uebrigens ist vielleicht die structurlose Membran ffir Eiterkfrper- chert permeabel, denn man findet hi~ufig EiterkSrperchen in ihr, wenn sie auch noch einen zusammenh~tngenden Sack bildet. Der Glasmembran h~tngen immer nur noch einzelne, in fettiger Degeneration begriffene Epithelial- zellen an. Der GlaskSrper selbst wird sehr bald firissig und trribe, verliert seine klebrige Coh~trenz und Durch- sichtigkeit, man findet in ihm Epithelialzellen der Hya- loidea schwimmen, welche mehr oder weniger verfettet den Uebergang in Kfrnchenzellen sehr gut zeigen. Mit zunehmender Eitermenge verschwindet der Glaskiirper allm~tlig, wahrscheinlich dutch Resorption der firissigen Bestandtheile. Die griisstentheils in K~irnchenzellen ver- wandelten Plattenepithelien der Hyaloidea aber bleiben bestehen, ilrr Kern verschwindet, vielleicht geht auch bei weiterem Fortschritt tier Degeneration die Membran der Zelle verloren. So ist der Weg der EiterkSrperchen beendet; die Eitermasse, bestehend aus der netzfSrmigen Zwischensubstanz und Eiterkfrperchen, erfrillt den gan- zen hinteren Augenabschnitt, wo ihr die vorhandenen

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Gewebstheile Raum lassen, dringt sie in dieselben ein und zwingt sic zu Metamorphosen.

Der Antheil, welchen die Iris an der Eiterbildung nimmt, verdient noch eine besondere Betrachtung. Die Ms betheiligt sich nicht immer in gleicher Weise, zu- weilen (und bei weiterem Fortschritt der Eiterung wird dies wohl jedesmal der Fall sein) ist sie ebenso veritn- dert, wie die Chorioidea, zuweilen (mehr am Anfang des Processes) sind die Ver~tnderungen sehr gering und be- ruhen nut bier und da in VergrSsserung und Theilnng der Kerne. Es sind fibrigens in den Kernen der Mus- kelzellen (lie Theilungsvorg~tnge am leichtesten zu ver- tblgen. Wenn die Kerntheilung in der Iris lebhaft vor sich geht, so findet man auf der vorderen Oberfii~che der Iris Eiterktirperchen in einer anfangs feinen, spiiter dicke- ren Schicht liegen und bald bildet sich in der vorderen Kammer ein fest zusammenh~ngender Pfropf, welcher oft nut wenige EiterkSrperchen und bald mehr, bald weniger Faserstoff enthiilt. Durch diese Schicht wird natfirlich (lie Farbe derreits sehr ver~tndert. In seltneren F~tllen tinder sich nur ein Niederschlag auf der hinteren Wand tier Cornea, welcher diese in Form einer sehr wechselnd dicken Schwarte fiberzieht; er besteht meistens fast nur aus geronnenem Faserstoff, in welchen nur hier und da tin einzelnes EiterkSrperehen eingebettet ist. -- Auch in der vorderen Augenkammer war der Eiter nie fifissig, ruhte sogar nur selten am Boden derselben. Dieser Befund widersprieht durchaus nicht den Beobachtungen an Menschen, wenn auch der allgemeinen Annahme fiber die Consistenz der Hypopyen. Junge*) , dessert Unter- suchungen ich vollkommen best~tigen kann, fand meist die Grundsubstanz der Hypopyen lest; wiederholt habe ich eben dem Auge entnommene Hypopyen aus dersel-

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ben fasrig-netzfiirmigen Zwischensubstanz und EiterkSr- perchen in sehr versehiedenem Verhi~ltniss zusammenge- setzt gefunden, ohne annehmen zu kSnnen, dass die Ge- rimmng im Momente nach der Operation entstanden ware. Noeh ktirzlich zog Herr Hofrath B a u m hei einer Irideetomie wegen Iritis eine lest der ganzen Cornea anliegende Schwarte aus der vorderen Kammer, welche nach seiner Untersuchung nur aus Faserstoff und weni- gen EiterkSrperchen bestand. - - Zuweilen kann aber auch ohne besondere Betheiligung (let Iris Eiter in der vorderen Kammer sieh finden und zwar, wenn die vor- dere Kapselwand der Linse durch die Operation kiinst- entfernt oder gesprengt ist. Die Pupille ist in diesen Fiillen immer sehr eng, allein die Eitermassen im hin- teren Augenabschnitt 5ffnen sic wieder und treten in die vordere Kammer ein; doch ist anzunehmen, dass schon durch alas h_ndriingen dieser Massen die Iris selbst bald nachher in den Eiterbildungsproeess hineingezogen wird. MSgen nun diese EiterpfrOpfe im Pupil]argebiete aus der GlaskSrperhShle oder aus der Iris stammen; immer hiin- gen sie fest zusammen und senken sich nur sehr lang- sam, d. h. nach mehreren Tagen, gegen den Boden dei" vorderen Kainmer. In anderen F~tllen dagegen bildet der Eiter einen flockigen I~iederschlag auf der Iris, weleher sich schichtenweise fibereinander lagert, so dass man wohl annehmen kann, dass die EiterkSrperchen sich erst im humor aqueus suspendiren und dann nach und nach, wie sie entstanden sind, wieder auf die Iris senken. Uebrigens ist es doch eine sehr merkwtirdige Saehe, <lass der Eiter aus der Iris die Tendenz hat, nach vorn zu wandern; e~ ist dies sehon daraus ersiehtlich, dass die Epithelzellen der Uvea nut iiusserst geringe Veriin- derungen eingehen, gegentiber dem Pigmentepithel tier Chorioidea. Die Pigmentzellen des Irisstroma sind eben- falls sehr resistent.

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Wenn wir noch einmal (lie Bestandtheile des im hinteren Augenabschnitt befindlichen Eiters recapituliren, so ist die Masse zusammengesetzt aus EiterkSrperchen und netzfSrmig angeordnetem Faserstoff, dann aber fin- den sich in ihr Restc der ttyaloidea, klcine und grosse Stticke der unver~ndertcn structuriosen Membran und fettig degenerirte Epithelialzellen, dann Theile aus allen Retinaschichten, durchlSchertc Fctzcn der limitans, Ner- venzellen mit langen Acsten, abgerissene Radialfasern, Theile yon St~bchen and zuletzt Pigmentmolectile aus den zerstiirten Zellen des Chorioideaepithels. Die spitter zu besprechenden Elemente der Linsc sind hier noch nicht erwi~hnt. Welt einfacher sind allerdings die Eiter- reassert der vorderen Kammcr zusammengcsetzt, da hier in die Elemente des Eiters sich hSchstens einige Linsen- fasern verirren.

Die Art dcr Entstehung und des Wcges des Eiters glaube ich auf dicse Weise in den Grundziigen angege- bell zu haben, es ii'agt sich nun, ob sich einige Angaben finden ftir dic Dauer and dell Verlauf des ganzen Pro- zesses. Ini 5. und 1. Fallc lagen am 6. und am 10. Tagc nach gcschehener Linscnverwundung schon crbsen- grosse Eiterklumpen am -Bodcn der GlaskSrperhShle, es war also die Bildung und Wanderung der EiterkSrper- chen so welt fortgcschritten, dass eine so grosse Menge yon EiterkOrperchcn in der Chorioidea gebildet und durch die Retina hindurch gewandert war; und ebenso lag im 1. Falle am 10. Tage eine grosse Eiterschwarte an der Cornea. Demnach gcht die Eitcrbildung in Chorioi- (lea und Iris gleich rasch vor ~ich und ist so massen- haft, dass sie schon nach scchs Tagen die Eiter bilden- den Membranen an Masse tibcrtrifft. Dcr 3. Fall, am 12. Tage nach der Verletzung untersucht, ergab, dass die Hitlfte der hinteren Bulbushitlfte mit Eiter erftillt war. Im 4. und 3. Falle, am 16. und 25. Tage nach

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erfolgter Verletzung, erffillte die Eitermasse den ganzen hinteren hugenabschnitt, ohne dass irgend ein tibrig ge- bliebener Thcil des GlaskSrpers h~tte gefunden werden kSnnen. Die Eiterbildung brauchte also weniger als sechs Tage bis zu betr~tchtlichem Erguss in die Glas- kSrperhiihle und nur sechszehn bis ftinfundzwanzig bis zur vSlligen Erftillung derselben. Dabei verlor der Bul- bus nur sehr wenig yon seiner Prallheit, war also ziem- lich vollstiindig erfiillt. Da in allen diesen Fallen die- selbe Ursache, Quellung der Linse, vorlag, so wird auch in allen ziemlich dieselbe Raschheit des Ganges voraus- zusetzen sein. Diese ungeheure Production, gegentiber dem Volumen der Gefasshaut, muss auf das Hiichste in Erstaunen setzen, wiihrend allerdings die Menge der Chorioidea- und Iriszellen und die Gr(issenzunahme der EiterkSrperchen dies Erstaunen wieder einigermassen liist. Uebrigens sind vielleicht durch die genaue Kennt- hiss der Chorioidea und die Zuriickhaltung des Eiters, in der BulbushShle nirgends, an keiner Stelle des K(ir- pers so genaue Daten, wie hier, zu erlangen.

Eine weitere Frage ist, zu welchem Ziele die Eiter- bildung im Auge ffihrt; in den gegebenen F~llen liegt keine bestimmte Antwort darauf vor, da sie alle in der ersten Periode derselben untersucht sind. Die klinische Antwort ist sehr einfach: zur Atrophie des Bulbus; die Materialien zur Atrophie finden sich, was die vorliegen- Fiille betrifft, in der Zerst(irung der Stromazellen der Chorioidea und Iris und des Bindegewebes ihrer Gefiisse, in der Zerstiirung der Retina und des GlaskSrpers. Abet bis zum 25. Tage des Processes lag noch keine directe Andeutung einer riickg~tngigen Metamorphose desselben vor. Dass der Eiter nur einer rfickg~tngigen Metamor- phose fi~hig ist, haben alle Beobachtungen bewiesen, doch in vorliegenden Fiillen war nichts davon zu bemerken; wenn man nicht, wie ich eigentlich geneigt bin, anneh-

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men will, dass das Klar- und Durchsichtigwerden des Inhaltes der EiterkSrperchen fiir die Einleitung der rfickg~ingigell Metamorphose anzusehen ist. Die oft ge- sehenen KSrnchenzellen stammen nicht you EiterkSrper- then, sondern von dem Epithel der Hyaloidea ab.

2. V e r h a l t e n d e r R e t i n a w i i h r e n d d e s

E i t e r u n g s - P r o c e s s e s .

(Fig. 4 und 5).

Der Beschrcibung der Ver/J.nderungen der Retina wiihrend des Eitcrungsprocesses muss ich bei den jetzt so sehr (lifferiremten hnsichten, um allgemein verst/ind- lich zu werden, einige Bemerkungen fiber racine Ansicht yon dem Baue der Netzhaut vorherschickcn. Im Allge- meinen halte ich an dem yon I I e i n r i c h Mtil ler*) angegebenen Bau der Retina, an seiner Schichtencinthei- lung fest. Was die t'einere Structur der St'~bchen an- betrifft, so kann ich die Angaben, welctle ieh fiber ihre Zusammensetzung beim Frosche gcmacht habe, nach wiederholten Untersuchungen an Wassersalamandern bestittigen und zweifle nicht, dass dic Existenz des centralen Fadens auch t)ci hSheren Thieren nachge- wiesen wcrden wird, sobattl mau frisches Untersuchungs- material erhaltell kann. '::*) Die Behauptung von Max

*) Zcitschrift fiir wisscnschaftlichc Zoologic Band VIII Ifeft 1. ~*) Archly fiir Ophthalmologic V. 2. pag. 101--111. Da es mir

wahrscheinlich nicht wicdcr vcrgSant wird, auf diescn Punkt zuriickzu- kommen, so sci cs mir hier crlaubt zu bcmcrkcn, dass es reich ausser- ordentlieh gcfreut hat, in der letzten Zcit yon zwei Sciten BestKtigungcn meincr Angaben crhalten zu haben. W. Krause (anatomische Unter- suchungen pag. 56) hat diese Structur ldcht beim Frosch, sondern in den Zapfen der V6gel gesehen, wie ich schon friihcr fliichtig angegeben hare. Dagegen habe ieh so cben durch die Oiite des tterrn Hofrath Hen le das niichste Heft der Zeitsehrift ffir rationelle Pathologie im

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Schultze*), dass ein Theil tier Radialfasern binde- gewebiger Natur sei, ist meiner Ansicht nach noch nicht erwiesen, da ich der Form seines Schlusses: dass, da die limitans und die ihr anh~tngendcn Theile der Radial- fasern zum Bindegewebe zu rechnen wi~ren, auch der aussere Theil derselben bindegewebiger bTatur sein miisse, nicht folgen kann, auch seine Ansicht fiber die Natur der Nervenzellen ill der Retina, cellulas gangliosas nihil aliud esse, quam tumores cylindrorum axis nucleo instructos, nicht theilen kann. Uebrigens kann ich Schultze's An- gaben tiber die Kerne der Radialfasern vollkommen be- stittigen, wie dies auch Manz thut. Auch ich habe eine solche Kernschicht zwischen innerer KSrnerschicht und granulSser Schicht gesehen und es wird nun, wenn es sich besti~tigt, dass die Kerne immer in einer Schicht liegen, die innere KSrnerschicht in zwei Theile zu thei- len sein; der iiussere, weit grSssere Theil wird aus den bekannten inneren KSrnern zusammengesetzt, welche tibrigens nicht, wie H e i n r i c h Mi i l le r angiebt, in der Axe der Radialfasern, sondern immer seitlich yon der- selben, als rundliehe Ausbuchtungen, liegen und hie einen Kern enthalten; der innere kleinere Theil wird yon den Kernen der Radialfasern gebildet, welche inner- halb einer dickeren Anschwellung der Fasern liegen, liinglich oval sind und ein deutliches KernkSrperchen enthalten. Vielleicht bin ich tibrigens nur durch die sp~ter zu beschreibenden pathologischen Yeriinderungen zur sicheren Erkenntniss dieser Kerne gelangt, kann sic aber noch durchaus nicht benutzen, um die Mtiller'schen Radialfasern in zwei Gruppen zu theilen, wie es Max

Aushiingebogen eingesehen, welches (pag. 301) einen meine Untersu- ehungen v(illig bestiitigenden hufsatz you Manz fiber die Frosehretina enthiilt.

*) Observationes de retinae structura penitiori.

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Schultze will. Seine weiteren Mittheilungen werden viel- leicht neues Licht tiber den noch lange nicht genug durchforschten Bau der Retina verbreiten.

W~thrend des Eiterunssprocesses im Innern des Auges hat also die Retina das Schicksal, dass die in der Chorioidea gebildeten Eiterkiirperchen durch sie hindurch in die HShle des Glaskiirpers wandern. Durch diesen u wird nattirlich die seitliehe Cohi~renz der Retina-Elemente untereinander gelockert, dann die innersten Sehichten, sp~tter die i~usseren yon ihr losge- rissen und in die Eitermassen hineingesprengt; es sind dies also rein mechanische Continuit~ttstrennungen, wel- che an verschiedenen Stellen in sehr verschiedenem Grade stattfinden. Dann abet gehen einzelne, besonders dazu befahigte Theile der Netzhaut noch andere Veriinderun- gen ein, welche zum grSssten Theil einer regressiven Metamorphose, zum Theil aber auch eider progressiven angeh0ren, letztere angeregt durch die yon der quellen- den Linse hervorgerufene entztindliche Th~ttigkeit.

Die mechanische Trennung der Theile durch die durchtretenden EiterkSrperchen isolirt die einzelnen Ele- mentc yon einander und zwar in einer Weise, wie sie menschlicher Preparation nur dutch einen seltenen Gliicksfall oder durch die Energie und Ausdauer, welche H. Mtiller und KSl l iker angewandt haben, gelingt. Dutch diese natiirliche Preparation aber ist es sehr leicht miiglich, den nattirlichen Zusammenhang der Theile, wie er wirklich in der Retina stattfindet, zu erkennen und viillige Gewissheit zu erlangen. Es kommt hierbei zu- niichst nur auf die :Nervenzellen und ihren Zusammen- hang an, wiihrend allerdings der fast noch feinere Zu- sammenhang des ~tusseren Korns mit der St~tbchenschicht seiner Natur nach bei diescm Processe zu Grunde gehen muss. Die Aeste der Nervenzellen sind danach beim Kaninehen allerdings nicht so zahlreich, als sie Corti

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beim Elephanten gezeichnet hat, allein ihre Zahl ist doch um Vieles griisser, als sie gewShnlich angenommen und gezeichnet wird (Fig. 5). Die Acste sind sehr verschie- den dick, die dfinnen theilen sich nicht weiter, die dicken sind wenigstens doppelt so breit, als die dfinnen, und theilen sich jedesmal, so viol ich gesehen babe, in zwei oder drei gleichc Aeste, so dass anniiherungsweise die Dicke tier Aeste doch ziemlich glcich ist. Der Ueber- gang einzelner Acste in varic(ise Nervenfasern wird im Ganzen doch ziemlich allgcmein zugegeben und braucht daher bier wohl nicht wieder bekriiftigt zu werden; doch leugnet ihn Manz (1. c.) neucrdings wicdcr, wi~hrend ich ihn deutlich wiederholt gcsehcn babe. Ebenso er- fahren die u zwischeu den einzelnen Ner- venzellen wenig oder keincn Widcrspruch, sic sind sehr zahlreich, bald kurz, bald lang, mitunter verbinden zwei Aeste zwei Zellcn. Die tIauptschwierigkeit beruht in den Verbindungs~tsten zwischcn Nervenzcllen und Radial- fasern, welche yon H. Mii l ler und Kii l l iker nut mit grosser Vorsicht angenommen wurden, in neuerer Zeit abet yon verschiedenen Seiten und auch yon Max S c h u l t z e geleugnet sind. Dies ist durchaus mit Un- recht geschehen, denn fast in allen Pr~tpiiraten babe ich sehr deutlich eine kernhaltige Radialfaser (also Max S c h ul t z e' s Bindegewebe) oder eine nicht kernhaltige, durch einen verschieden langen Ast mit einer Nerven- zelle verbunden gesehen. Diese Aeste sind meist recht- winklich gebogen (Fig. 5 e.) Einen Unterschied zwischen Radialfasern, welche mit Nervenzellen verbunden sind, und kernhaltigcn Radialfasern, welche nur dem bindege- webigen Stiitzapparat dienen, kann ich also nicht machen.

Nach dieser fiir die Untersuchung des Zusammen- hanges so gliicklichen Trennung der einzelnen seitlich cohi~rirenden Theile folgt aber die Zerst(irung der Mere- bran, und zwar beginnt diese an der Limitans und den

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inneren Schichten, w~thrend die ~u~seren mehr zusammen- h~ngend bleiben und erst sp~ter ebenfalls yon der Zer- st6rung ergriffen werden. Die Limitans, eine structur- Jose Membran, eigentlich ohne jede Dicke, wird in ein- zelneu Fetzen unregelm/issig abgerissen, sie selbst ver- /indert sich ebensowenig, wie alle strueturlosen Mem- branen; die Fetzen sind sehr verschieden g ros s , mit gradlinigten, eingerissenen R/indern versehen; bier und da sieht man in ihnen kleine viereckige oder unregel- m/~ssig geformte LScher, wahrseheinlich sind die bier ausgerissenen Stiicke bei der Trennung der Radialfasern yon der Limitans an den breiten Enden der Fasern hitngen geblieben. Man findet solche Fetzen weithin (lurch die ganze Eitermasse zerstreut und sie bleiben immer in derselben Weise vOllig ungeitndert.

Die Nervenfaserschieht habe ich nieht genau verfol- gen k6nnen. So lange die Schicht noch mit der Retina zusammenh~tngt, sieht man ausser der Gerinnung des Nervenmarkes in den doppelt enntourirten Fasern des Kaninchen durchaus keine Ver~tnderung. Sp~tter, wenn die Schicht losgerissen ist, lassen sieh keine zusammen- h/~ngenden Stticke derselben finden und kleine Stiicke der einzelnen Fasern haben das charakteristisch Erkenn- bare verloren. Dagegen sieht man Nervenzellen, Theile yon Radialfasern und yon Stitbchen sehr h/ioufig in den Eitermassen des GlaskSrpers, einzelne kleine Theile welt zerstreut, grSssere meist in Nestern dicht vor der Retina liegend.

Die Ver/~nderungen, welche in den Radialfasern und Nervenzellen eintreten, sind sich sehr/thnlich, ich werde sie daher bier zusammenfassen. Zun/ichst muss ich noch bemerken, (lass ich trotz der vielfachen, in neuerer Zeit ertblgten Angriffe die Zellen der Retina ftir wahre Gan- glienzellen halte. Wenn Manz (1. c.) in der Frosch- retina keine multipolaren Zellen gefunden hat, so ist

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dieser Umstand nur ein Beweis daffir, dass dic Unter- suchung der Nervenzellen in der Froschrctina ihm eben so schwer geworden ist, wic anderen Beobachtern und auch mir; aber dcsshalb existiren dic multipolaren Gan. glienzcllen beim Fro.~chc doch chert so gut, wie bei allen hSheren Thieren. Grade dadurch wird (lie Untersuchung der Retina so schwierig~ weil bei derselben, wie H e i n - r i ch Mi i l l e r schon so bedeutend hervorgehoben hat, erst die vergleichcnd-anatomische Forschung sichere Re- sultate erh/ilt, w/ihrend die Untersuchung eines Thieres, ja einer Thicrklasse, nur zu halben ~md ungewissen Re- sultaten fiihren kann. Welter muss ich noch einmal hervorheben, dass ich bis jetzt nach den vorliegenden Untersuchungen und meinen eigenen Beobachtungen das System der Radialfasern zwischen NervenzcHen und St~tb- chenschicht eingeschoben halte, und dass reich dic in den Radialfasern aufgefundenen Kerne nicht zwingen, diesel- ben oder nur cinen Theil dersolben fiir Bindegewebc zu erkl/tren, ebensowenig wie ich Ganglienzellen des Kerns wegen ftir Bindegewebszellen anschen kann.

Die Radialfasern quellen zanitchst nach dcr Conti- nuit/ttstrennnng yon einandcr auf, werden breitcr, bier und da winklig umgebogen; dabci verlieren sic den gclb- lichen Schein und den matten Glanz; dann aber benlerkt man, dass sich eine Membran und ein Inhalt in ihnen sondert und zwar (ladurch, (lass die Faser im Innern leicht granulirt wird. Diese Vcr~tnderung ist nicht in alien Theilen gleich, sie ist am st/trksten da, wo ein in- heres Korn liegt oder in der Umgebung eines Kern; sic tritt dagegen an den Stellen mehr zuriick, wo die Faser schmal wird (Fig. 4 a. b. c.). Wenn nun in der Radial- faser ein Kern liegt, hat sie offenbar diesclben Elemente, wclche die Ncrvenzellen haben, nur ist sic fang gestreck.t und besitzt nur zwei, hSchstens drei Aeste, und ~wei yon den Aesten sind immer abgerissen. Ich mtichte

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dieser Vergleichung nicht yon vornherein jeden Werth absprechen. Der Inhalt der Radialfaser, welcher im nor- malem Zustande den leicht gelblichen Glanz bedingt, ist also nicht an allen Stellen gleich bedeutend; da wo die inueren KSrner an den Fasern liegen, ist er geh~tuft und bildet dadurch die Ausbuchtung der Membran, das in- nere Korn; an den dtinneren Stellen der Fasern findet er sich dagegen sehr sp~trlich, ist zuweilen sogar kaum zu entdecken; an den Stellen, wo die Kerne der Radial- fasern sich befinden, erreicht die Faser immer ihre gr(isste Brcite, abet der Kern erftillt sic auch hier ganz, dage- gen bleibt die Faser noch eine kleine Strecke nach bei- den Seiten hin yon der n~tmlichen Breite und verschmi~- left sich erst allm~tlig wieder; in diesen Stellcn deutet ebenfalls die Granulirung des Innern griissere Auhi~ufun- gen des Inhaltcs an. Die Granulirung verliert sich nicht auf Zusatz yon Essigsiiure. Man ktinnte die Granulirung auch einfach ftir einen Zerfall der inneren Theile der sonst gleichm~tssigen Radialfasern halten, ohne dass ein bedeutender Unterschied zwischen ihnen und den i~usse- yen Theilen zu machen sei. Allein dann ware es doch hSchst wunderbar, dass dieser Zerfall immer nur die in- nersten Theile betriife, (lass er die dtinneren Theile der Fasern weniger betheilige, und endlich spricht das Ver- halten der inneren Ktirner absolut dagegen. Diese K(ir- her, deren Lagc zu den Radialfasern ich frtiher schon erw~thnt habc, sind also als einfache Ausbuchtungen der Radialfasern mit Anhiiufungen des Inhaltcs anzuschen und es schreibt sich daher der lebhafte Glanz derselben. Die Zahl der inneren Kiirne)" ist iibrigens bedeutend griisser, als die (let Kerne, ~o dass wcnn nut ein inhe- res Korn auf eine Radialfaser kSme, viele Fasern ohne Kern sein mtissten; aber wahrscheinlich geh5ren auch mehrerc innere Kiirner zu einer Faser. Eine gcnaue Verfolgung dieser durchaus nicht einfachen Vcrhaltnisse wird gewiss zu bedeutenden Resultaten fiihren.

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Die I~ervenzellen der Retina sind ~chon im natiir- lichen Zustande granulirt, ihr Inhalt daher yon dem der Radialfasern etwas unterschieden; die Granulirung der Fasern habe ich nur all den Endigungen der Pri~parate gezeichnet (Fig. a undc). Die Granulirung ist abet nur die Einleitung zu dem Processe, welcher sich nun in den Nervenzellen und in den Radialfasern gleichfSrmig gel- tend macht. Es verliert der Inhalt die feine Granuli- rung und wird krfimlig; anfangs treten in ihm einzelne dunkle, gliinzende Punkte auf, welche in Essigsi~ure nicht ]iislich sind; diese vermehren sich, liegen besonders in der N~he des Kerns und bei den Radialfasern in den husbuchtungen der inneren KSrner und bilden zuletzt, indem die feine Granulirung wieder vSllig verschwindet, den ganzen Inhalt der Zellen und Fasern. Man sieht iibrigens w~thrend dieser Vorgiinge die ~Nervenzellen nicht in der Weise, wie die Plattenepithelien der Hya- loidea, in Kiirnchenzellen verwandelt, sondern die Zelle bewahrt im Ganzen noch ein durchsichtiges Ansehen und nur einzelne kleine, dunkel gl~tnzende Punkte liegen in ihr zerstreut, meist in kleinen Haufen um den Kern der Zelle oder an Stellen, wo grSssere Aeste abgehen, wah- rend grSssere Theile der Zellen ganz frei yon ihnen bleiben (Fig. 5). Die Radialfasern zeigen um die Kerne herum und in den innern KSrnern griissere hnhitufun- gen dieser gliinzenden KSrnchen, welche hier eng aneinan- der liegen, dagegen finden sie sich in dem iibrigen Ver- laufe der Radialfasern sehr sparsam, hie in Haufen, sondern einzeln, hiichstens zu zweien nebeneinander und dureh ziemliche weite Zwischenri~ume getrennt; sie lie- gen dann immer in der Mitte der Faser. Es sind nun, yon dem glatten Aussehen der Radialfasern und der leiehten Granulirung der Nervenzellen bis zu den letzt beschriebenen Zust~nden die allm~ligen Uebergi~nge leicht zu verfolgen; die ersten Andeutungen finden sich erst

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nach einigen Tagen, wiihrend die Elemente noch zur Membran zusammengefiigt sind; (lie hSchsten Grade liessen sich nur in den Fallen entdecken, in welchen (lie Eitermasse den ganzen Bulbus erftillte und die Zel- len und Fasern zum grSssten Theil zwischen denselben lagen. Ohne Zweifel sind diese Vorgiinge als fettiger Zerfall des Inhaltes beider Theile aufzufassen und repri~- sentiren die verschiedenen Stufen desselben. Membran und Kern bleiben frei yon demselben.

Es ist dies der degenerative Vorgang, welcher in den Radialfasern und Nervenzellen auftritt; er ergreift den Inhalt beider Theile, auf welchen die Function der- selben beruht, und macht sie dadurch functionsunfiihig, vernichtet also die Wirksamkeit und Bedeutung dieser beiden Elemente, ohne welche die Aufgabe der Retina, das Vermitteln des Sehens nicht erfolgen kann. Wie diese Degeneration weiter verli~uft, habe ich in den vor- liegenden F~tllen nicht weiter verfolgen kiinnen, da diese nut den ersten Act der Eiterung darstellen; es ist mir abet im hiichsten (]rade wahrscheinlich, dass dutch ihn, wie in allen Organen durch fettige Degeneration, Resorp- tionsvorg~tnge eingeleitet werden, welche den in Fett verwandelten Inhalt der Zellen und Fasern betreffen und allm~lig dessen g~inzliches Verschwinden vermitteln. Ob dabei ein nicht fettig degcnerirter Theil des Inhaltes in ihnen zuriickbleibt, vermag ich natiirlich nicht anzuge- ben; aber es werden mir (lurch diese ganze Annahme die so h~ufigen Sectionsbefunde von atrophischen Augen erkli~rlich~ in denen Unversehrtheit der Radialfasern und Nervenzellen angegeben und durch die Erfahrung der Untersucher hinreichend vcrbfirgt ist. Es k5nnten beide Gebilde nach der Resorption des Inhaltes ihre Form und hnsehen erhalten haben und der frtihere abgelaufene Vorgang nur vielleieht in geringen Ver~tnderungen des Glanzes, der VSlle und der Cohiision mit den Nachbar-

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gebilden erkennbar gewesen sein, welche jenen Beob- achtern, da nur Nebensachen darauf hi~tten hindeuten k6nnen, entgehen mtissten. Das Verhalten der inneren KSrner, welche bis jetzt immer nut nebenbei erw~hnt wurden, mSchte ich als Kriterium dieser Hypothese em- pfehlen. Uebrigens findet dieser Vorgang eine fast v(il- lige hnalogie in dell spi~ter zu beschreibenden Veriinde- rungen der St~bchen.

Ausser diesen degenerativen u finden sich aber noch weitere in den Zellen und Fasern, welche einen ganz verschiedenen Charakter haben. Ich habe schon frtiher bemerkt, dass ich, obgleich aufmerksam durch die Schrift yon Max Schul tze ,*) auf die Kerne der Radialfasern hauptsitchlich erst durch pathologisehe Vorgiinge aufmerksam geworden bin; nut werden die Kerne allerdings dureh den Verlust des Glanzes der Fa- ser und die fettige Degeneration des um sie liegenden Inhaltes mehr hervorgehoben und ihre Contour deutli- cher, aber noch weit mehr wurde meine Aufmerksam- keit erweckt durch die VergrSsserung der Kerne, welche in gleicher Weise in den Radialfasern und Nervenzellen erfolgte. Die Kerne der Nervenzellen hatten in allen Dimensionen zugenommen, waren rund geworden und hatten oft den halbert Durchmesser der Zelle erlangt, da- gegen waren die Kerne der Radialfasern zwar auch in allen Richtungen gewachsen~ aber doch haupts~tchlich in der Richtung (ler Faser und weniger in der Breite, viel- leicht dutch die anliegende Wand der Faser gehindert. Die VergrSsserung der Kerne ist nur die Einleitung zur Theilung derselben, welche sich in den Zellen genau ver- folgen l~isst. Man sieht in den vergrSsserten Kernen der- selben bald zwei KernkSrperchen, anfangs dicht bei ein- ander, sp~tter in den entgegengesetzten Enden der ovalen

*) Observationes de retinm structura penitiori.

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Kerne; dann schntiren sich die Membran und der Inhalt des Kerns nach und nach ab, und es entstehen so nach Vollendung derselben zwei Kerne in der Zelle, welche sich allm~lig ebcnfalls von einander entfernen. Diese Vorg~tnge habc ich in Fig. 5. b, c, d gezeichnet. Die Theilung der Kerne kann nun noch weiter gehen und einmal habe ich drei getrennte Kerne in einer Zelle gesehen (Fig. 5, d), doch nie mehr als drei und diese auch nur das eine Mal. Es hat die Kerntheilung in tier Retina in Bezug auf die Schnelligkeit durchaus keine Aehnlichkeit mit der Kerntheilung der Chorioideazellen, allein im Ganzen sind doch beide Vorgiinge sich viillig gleich, resultircn aus derselbcn Ursache und wfirden vielleicht selbst zu denselben Resultaten fiihren. Der Vorgang schreitet so langsam vorw~irts, dass 25 Tage nach dem Beginn desselben nur einmal drei Kerne zu sehen waren; diese Langsamkeit muss betont werden, um zu erkliiren, dass besondere Veriinderungen in den Nervenzellen oder vielleicht gar Zerst6rung derselben dutch ihn nicht im Mindestcn zu bemerken waren. Wei- tere Veriinderungen waren an den Kernen nicht zu fin- den, an der fettigen Degeneration des Zelleninhaltes be- theiligte sich der Inhalt der Kerne in keiner Weise" Uebrigens war es mir nur mSglich, diese Theilungsvorg'hnge in den Kernen der Nervenzellen zu verfolgen, wiihrend ich an den vergrSsserten Kcrnen der Radialfasern nur einmal die hndeutung einer Theilung sah (Fig. 4, c) worin dieser Untersehied zwischen den Kernen der Ner- venzellen und denen der Radialfasern beruht, vermag ieh nieht anzugeben, viclleicht doeh in einem Mangel der Beobachtung.

Zu der Kerntheilung seheint es fibrigens nothwendig zu sein, (lass die Zelle im Zusammenhange mit der Re- tina bleibt, denn die gezeichneten Priiparate, sowie alle, welche ich sah. hal>e ieh nut der zusammenhiingenden

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Membran entnommen, wfi.hrend in den losgerissenen ZeUen ich nichts von diesen Vorg~tngen gesehen babe, doch w~tre es allerdings mSglich, dass Zellen mit ge- theilten Kernen er.~t sp~ter losgerissen und so in der Eitermasse gefunden wiirden. Es scheint also, wie auch leieht erkliirlich, zwischen dem degenerativen Vorgange des Zelleninhaltes und dem productiven des Kerns und der KernkSrperchen tin directer Gegensatz zu bestehen. Die fettige Degeneration zcigt sich in ihrem Beginn al- lerdings schon, wenn Fasern und Zellen noch innerhalb der geschlossenen Membran sich befinden, allein ihre hSchste Stufe, ihr Ziel erreicht sie erst, wenn Fasern und Zellen von der Retina losgerissen sind, und frei in der Eitermasse liegen. Die Theilung und Vermehrung der Kerne dagegen geht nur innerhalb der Membran vor sich und hSrt auf, sobald als die Zellc aus der Retina ausgetreten ist. Ich muss gestehcn, d~ss mir diese lange hin und her fiberlegteu u in gewisser Weise als nicht unwichtige Andeutungen fiber die yon allen Seiten gesuchte Bestimmung der Function der einzelnen Zel- lentheile erschienen sind. Da diese Bestimmung ohne Zweifel eineu sehr hohen Werth hat, so will ich die (lurch jene Beobaehtungen geweckte Vermuthung dahin aussprechen, dass vielleicht deln Inhalt und der Mem- bran der Zelle die Function derselben zuzuschrciben ist, dagegen der Kern und KernkSrperchen der Fortpflan- zung und Weiterbildung vorstehen. Der Kern der Zelle kann untergehen und die Function derselben dabei vSllig ungeiindert bleiben; der Iuhalt wieder und die Membran der Zelle kSnnen zerstSrt werden, wiihrend der Kern fortlebt, sich vermehrt und durch wiederholte Theitung und chemische Umsetzungen der vorigen Zelle ganz un- i~hnliche Gebilde darstellt.

Da ich fiber das Sehicksal der jetzt zweifelhaft ge- wordenen granulSsen Schicht nichts Bestimmtes anzuge-

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ben weiss, so bleiben noch zwei Schichten der Retina zu erwiihnen tibrig: die aussere KSrnerschicht und die Stiib- chenschicht. Im Bcginn der Eiterbildung fanden sich in der iiusseren KSrncrschicht cinzclne KSrner vergrSssert, waren dann nicht mchr vSllig rund, .~ondern eckig, und erschienen granulirt oder selbst grobkrtimelig, so dass sie vielleicht ~thnliche Metamorphosen eingehen, als die Radialfasern und Nervenzellen, doeh nahmen an die- sen Veriinderungen nut einzelne KSrner Theil, die iibri- gen waren unge~tndert. Bei weiterem Yerlaufe waren an einzelnen Stcllen die Ver~tnderungen ebenso, wie oben beschrieben, all anderen die Schicht zerstSrt und nun die Elementc derselben unter den EiterkSrperehen, de- nen sic an GrSsse und Aussehen ziemlieh nahe kommen, nicht mehr zu verfolgen.

In der ~usseren KSrnerschicht lagerten besonders die hyalinen Kugeln, welche ich als Schleimkugeln er- wiihnt habe. Sie werden bei der Untersuchung norma- ler Retina nur selten gefunden, fanden sich wiihrend des Eiterungsprocesses in jedem Retinapr~tparate, stammten aber aus den ~tusseren Schichtcn. Sie lagen fiberall zwischen den itusscren KSrnern, welche sich (ifters rund um sic gruppiren. Diese Kugeln sind sehr verschieden gross, oft dreimal so gross als EiterkSrperchen; sie haben keine Membran und bestehen aus einer durch- sichtigen gl~nzenden Masse; h~tufig enthalten sie kleine Kugeln und sind leicht punktirt, Diese Punktirung tritt bei Essigsiiurezusatz jedesmal hervor. Ich halte diese hyalinen Kugeln ftir ausgetretenen St~tbcheninhalt und glaube, dass der Inhalt durch den Druck der EiterkSr- perchen, welche die Seiten der Stiibchen passiren, aus- getrieben wird. Es wird diese Annahme durch das spiitere Verhalten der Sti~bchen bewiesen, denn man fin- det you ihneu nut die blassen Membranen ohne jeden Glanz, welcher ihnen erst (lurch den Inhalt verliehen

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wird. Es wird aus diesem Vorgange auch klar, dass der innere Faden tier Sti~bchen nicht zu verfolgen ist; ich zweifle fibrigens durchaus nicht dass seine Existenz auch bei den h5heren Thieren n~chstens nachgewiesen werden wird. Abgebrochene Stricken der Stiibchen sieht man hiiufig in den Eitermassen schwimmen. Ueber die Zeit, in welcher diese cinzelnen Ver~nderungen verlaufen, kann ich keine Angabe machen, muss aber noch bemer- ken, dass in derselben Retina an einer Stelle dieselben sich in hohem Grade finden kSnnen, w/ihrend an einer anderen die Membran fast normal crscheint.

So habe ich fiber das Schicksal der einzelnen Re- tinaelemente wahrend tier Eiterbildung angegeben, was ich gefunden habe, natrirlich sind viele Lficken darin auszuffillen. Dass aber nach dieser Erkliirung des gan- zen Processes tier eitrige Retinitis, welche S c h w e i g g e r*) erwiesen zu haben glaubte, nicht existiren kann, ist wohl erwiesen. S c h w e i g g e r blieb dabei merkwfirdigerweise den Beweis schuldig, wo die Eiterbildung vor sich gehe. Allein die Frage ist doch nicht abzuwenden, ob tiberhaupt eine Retinitis yon pathologisch- anatomi- scher Seite angenommen werden kann. Ausser den Ker- hen der Gefiisse hat meiner Ansicht die Retina in den Kernen der Nervenzellcn und Radialfasern noch Ele- mente, welche in Folge eines entzrindlichen Reizes sich weiter entwickeln kSnnen. Ueber die Kerne der Gefiisse habe ich keine Beobachtungen, zweifle aber, dass sie eine solche Entwicklung einschlagen kiinnen, ohne sehr hald zum Durchbruch und der Zerst6rung der Gefiisse zu frih- ren. Die Kernvermehrung der Nervenzellen und Radial- fasern ist dagegen als entzfindliches Product aufzufassen; ob sie aber dem Begriffe tier Retinitis eine genrigende Basis unterlegen kann, bin ich doch sehr zweifelhaft und

+) Arehiv fiir Ophthahnologie. V1. 2. 266.

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mSchtc vorerst vom anatomischen Standpunktc aus den Namcn Retinitis vcrbannen, da der Retina bis auf jene geringen Andeutungen die cntztindungshhigen Elements fehlen. Dis Retinitis beruht bis jetzt bloss auf Be- obachtungen am Lebenden und auf ciner Symptomsn- reihe, welche vielleicht auch andere Deutungen zul/isst. Die retinitis pigmentosa allcin ist anatomisch festgestellt und sie beruht sicher nicht auf entztindlichen Vorgiingen dcr Retina, sondern auf einer Entziindung der Chorioidca und auf der Zerstreuung des Pigmentes der zcrstiirten Chorioideaepithelien in die Schichten der Retina. Schon dicscr Vorgang h~ttte auf den Wsg hinweiscn mtissen, den in der Chorioidea gebildeter Eiter nehmen muss. Uebrigens halts ich eine gsnaue Untersuchung der Ent- zttndungsproducte in den Centralorganen des Nerven- systems ftir eine der nitchsten Aufgaben der pathologi- schen Anatomie.

3. V e r h a l t e n d e r L i n s e .

(Fig. a.)

Die Veriinderungen, durch wslche die Linse nach ge- schshener Verwundung die beschriebenen Vorgiinge in der Chorioidea und Retina einleitet, babe ich bis jetzt Qucl- lung der Linse genannt, folgend der gewShnlichen klini- schen Bezeichuung; in wiefern dieselbe gercchtfertigt und wic sic aufzufassen ist, liegt nun aus dem anatomischsn Befunde zu beweiscn vor. In allen vorliegendcn Fallen wurdc die Linsc bctriichtlich verwundet, die Reclination dersclben wiederholt versucht und die Linsentheile 5fters zersttickelt. Ein Theil der nun zu beschreibenden Lin- senveritnderungcn wird daher den im ersten Aufsatze erw~thnten Folgen yon Rsclinationsversuchen v(illig gleich sein. Zusammenhtmgende grosss Theile dsr Linse, wcl- the auf die~e Weise dislocirt wurden, vcrhielten sich bis

Arch iv fiir Ophthalmologie . VI I I . 1. (;

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zu einem gewissen Fortschritt des Eiterungsprocesses ganz analog cinfaeh reclinirten Theilen, wenigstens so- weir es die iuneren Schichten betraf.

Die Linseukapsel zeigte zu keiner Zeit weder an der vorderen noch an der hinteren Wand irgend patho- logische VerSnderungen; jc nach dem Grade der erfolg- ten Entleerung war sic in Zipfel gegen den Linsenfalz eingerollt oder um Linsenreste faltig ausgespannt. Die structurlose Membran der Kapsel war immer (lurchsich- fig und klar, das Epithel der vorderen h:apsel stets yon der gewOhnlichen Beschaffenheit, und hie liess sieh in den Zellen desselben eine VerSnderung bemerken. Von einer Eiterbildung, ~vie sic C. O. W e b e r (1. e.) angiebt, habe ich in diesen Epithelialzellen auch nie die geringste Spur gesehcn. Dic in dem Falz der Kapsel zurtickge- bliebenen Fasern, welche also keine ContinuitStstrennung erlitten hatten, wareu bei jeder Untersuchung ohne jede Aenderung geblieben, durchsichtige, glitnzende, glatte Fasern. l'~ur einmal land sich im Bereich der Kernzonen der Inhalt aller Kerne in grobe Kriimel zerfallen, welche in Essigs5ure nicht 16slich waren, abet keinen Glanz hatten; nie habe ich yon diesen Kernen aus eine Ver- mehrung der EiterkSrperchen bemerkt und aueh in dem erwithnten Falle war die CohSsion der Fasern so bedeu- tend, dass ich nicht zu entscheiden vermoehte, ob ein oder mehrere Kernc zu einer Faser gehSren, ein Punkt, (ter ja immer noeh streitig ist.

Die dislocirten Linsentheile sahen immer triibe durch- scheinend aus, an der OberfiSche waren sic alle mehr oder weniger uneben und mit fiottirenden AnMngseln besetzt, hn hmeren der grossen Theile fanden sich (lie Linscnfasern kaum ver~tndert; sic waren leicht punktirt (Fig. 3 c), zwischen den einzelnen Fasern wurden dunkle Zwisehenrttume sichtbar, und die sonst immer parallelen Contouren warr nnregelmSssig gezackt. Die Punktirung

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r 'SI ,~(,hwand in ],:ssigsii.urc. I)as Auft.ret(,n der Zwtsehen- )./tu)ne un(l (lie Unregchniissigkeiten (let" Contouren halte ich ftir Aus(h'iicl~c din' Co])iisi(n(svcrringcrung zwischen den einzelnen Fasern, welche dutch chemischc Umsetzun- gen des Faserinhaltcs hervorgcrufcn (st. Gegen die Obcr- fi/tche hin nehmen dic Vcrihldcrungen (miner mchr zu, dic Punktirung wird 1)edeutend, geht durch (lie ganzc I:aser, dcr Glanz dersclben und die I)urchsichtigkeit vcr- schwindet, dic Zwischenriiume werden breiter, dunklcr, und die Unregehniissigkeiten der Contom'en st~h'ker. An dcr Oberfl~tche selbst begegnet man nun den cigentlich charakteristischen Ver/inderungen; bier hal)en (tie Fasern fast allen Zusammenhang verloren, (lie meisten sind nur an einer klcinen Stclle mit andcrcn verl)unden und riot- tiren mit dem losgerissencn Ende frci herum, dabci sind (lie Contourcn bin- und hcrgcbogcn, me(st aber (st (lie I)unetirung nicht so schr erheblich, sondern I)urchsich- tigkeit und Glanz dcr Fascrn ziemlich crhaltcn. Noch welter gehcn diese Ver~ndcrungen ill dell Fascrn, welche vSllig aus allcm Zusammcnhangc mit den fibrigen Fa.~crn losgerissen in der Eitermasse licgcn, lIier krcuzen sich die Linsenfasern wild dm'cheinander, sic sind in allen Richtungen gebogen, ohne jede Yerbin~'ung untereinander drehen sic sich in diesen Biegungcn wieder auf sich zu- riick; ihre (~ontouren sind zackig und 6fters l)uchtig aus- gcdehnt, so dass sic ldcinc rundlichc ItShlungen bihlen (Fig. 3b); die Durchsichtigkcit ist t)cwahrt, der Glanz alter 1111F matt, ausser an Stellen, wo (lie Fasern spiral- fSrmigc Drchungcn um sich sclbst machcn. Ueberall lag[u'n sich in (lie Zwischcnr/iume, wclchc (tie ISnsen- far zwischen sich lasscn, EiterkSrpcrchen. ])ann fin- dt;n sit'.h 'tl)er zwischen dieseu Element en zerstreut zahl-- reich(', gl~nzcndc, scharti'.ontourirt(' l(ugcln von sehr vet schiedener (.irSssc, welch(; sich yon den t'riihcr erwiihnteu Schleimkag~,hl in [h,r R(,~ina durcll ihr(,n (',hmz uml

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seharfe Contour sehr leicht unterscheiden. Sie haben kein Membran, erreichen oft eine sehr bedeutende GrSsse und schliessen dann eine oder zwei, selbst drei kleinere Kugeln in sich, bei Essigs/ture-Zusatz werden sie punc- tirt und sind entsehieden als ausgeflossener Inhalt der Linsenfasern zu betrachten, da sie denselben an Glanz und Durehsichtigkeit vSllig analog sind.

Dislocation und Verwundung tier Linse ergaben das erste Moment dieser u und es ist daher wohl nattirlich, dass man in den F~tllen, in welchen die Zer- stiickelung der Linse eine bedeutende war, auch weir mehr zertrtimmerte Linsenfragmente finden wird; doch sind mit Ausnahme hiervon die tibrigen VerSnderungen sich immer gleich und entsprechen auch in ihrem Fort- schritt walt mehr der Zeit, welche sie gedauert haben, als der Intensit~t des Eingriffes.

Man sieht allerdings hieraus, dass der nusdruck Quellung der Linse in gewisser Weise seine Bereehti- gung hat; es beruht die Berechtigung dieser Benennung darin, dass den inneren AugenMuten durch die u reizende, irritirende Berahrungspuncte gegeben warden. Diese Bertihrungspuncte finden sieh einmal in dem Un- regelmassigwerden der Contouren und in dem Austreten der Inhaltskugeln, am meisten aber meiner Meinung nach in der Kr/iuselung der Fasern. Diese stellt gewiss eine Bewegung der Fasern vor, welche durch die chemischen Ver;tnderungen und die Trennung der Fasern eingeleitet wird und in ihrem Endresultate zur eitrigen Entziindung der Chorioidea ftihrt. - -

Auf die weiteren Ver/mderungen der Linse muss der Eiterungsprocess selbst yore grSssten Einfluss sein, durch ihn werden sicher bedeutende Continuit~ttstrennungen und chemische Umsetzungen eingeleitet, welche in spa- terer Zeit zur Atrophie der Linse ftihren. Die Ver- waudlung des I,'aserinhaltes wird der erste Anfang dieser

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Atrophic sein- iibrigens zeigen die S~, ' , _ect~( nen atr,,@fischcr Augen httufig genng, dass immer Reste der Linse zuriick- bleiben. - - Auch im Retreff der Linse sind also nut die Anfitnge und die Richtung aller Ver~tnderungen ange- deutet; man sieht iibrigens doch im Ganzen die Wege, auf welchen der Eiterungsproeess, wie iiberall, so auch bier Atrophic und Schwund der Organe w)rbereitet. Dass die in der Capsel zurtickgebliebenen Linscnthcile sFatcr tthnlichen Umwandlungen verfallen miissen, ist wohl er- kl~trlich.

4. V e r h a l t e n d e r S c l e r a , C o r n e a u n d

C o n j u n c t i v a .

Die Sclera fand ich w~thrend dieser Vorgimge selbst an dell Einstichspuncten der Nadel immer ungeiindert. - - Oagcgen entwickelte sich immer gleich im Anfange des Processes bctr~tchtliche Gefiissbildung in dem ganzen Conjunctiwfisacke und ein gewisser Grad yon Chemosis. Nach wenigen Tagen h~ufen sich die Gefftssc der Con- junctiva um den Rand der Cornea, fiberschreitcn diesen anfangs nur am unteren Rande, spiiter abet ringsmn und bilden auf der Hornhaut radi~ire, ziemlich m~tchtige und zahh'eichc Gef~tsse, welche untcreinander dutch seitlicbe Aeste anastomosiren. Sic schrciten allmSlig welter gt> gen den Mittelpunct der Cornea vor, hatten ihn aber -tin 25. Ta-e~ noch nicht ganz errcicht. Zwischcn ihnen erscheint das Gewebe der Hornhaut leicht getriibt, auch wenn kcine Exsudatmasse an der hintcren Wand dcr Cornea cine genauc Beurtheilung derselben verhindcrt. Dcr schwarze Rand der Cornea, weleher sich bcim Ka- ninchen, wic bei vielen anderen Thieren findct, ~-ird durch die Gefitssbihlung viillig verwaschen,

Bci der Untcrsuchung solcher llornhitute findet man den Theil derselben, wo dic neugebildeten Gefi~sse liegen,

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ausserordentlich morsch, so dass feine Durchschnitte an frischcn I'r/ip~r~ten ganz unmOgtich sind. Man sieht bei der mikroskopischen Untersuchung tLberall zahlreiche, starke (}efitsse, nicht yon dmn Charakter der Capillaren, sondern zum gr(issten Theil yon einer Ringfaserhaut umgebcn. Zwischcn den Gefgssen war die 8ubstanz der tlornhaut nur wenig ver~tndert; die Intercellularsubstanz war klar uncl ohne jede Spur yon Trtibung; die Horn- hautk0rperehe~l waren alleMings nacll allen Seiten hin ausgedehnt durch die cntschieden vergr/Jsserten Kerne, nur eimnal habe ich aber eine Kerntheilung verfolgen kiin- hen und diese war so vereinzelt, dass ich auf sie durch- aus keinen Werth fiir den ganzen Process legen kann. indem ich also keine Zellenbildung beobachtet habe, muss ich fiir die Gef~tssbildung auf die 8chl/tngelung nnd Verzweigung tier Conjunctivagef/~sse alles Gewicht legen.

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Erklhrung der Tafel. Fig. 1. Epithel der GlaskSrperhaut zusammenhSegend. Fig. 2. :Einzelne Zellen desselben dutch Verfettung des Inhaltes im

Uebergange zu KSrnehenzellen. b. zeigt die Aeste der Zellen.

Fig. 3. Vertinderungen der Linse w~ihrend des Eiterungsproecsses. a. ausgeflossener Inhalt der Linsenfasern. b. einzelne zackigc und ausgebuchtete Fasera mit Ieichtcr Puneti*

rung. e. zusammenh~ingendes Stiiek. d. feine 1)unetirung der Fasern im Inncrn grosser Theile.

Fig. 4. Ver~inderungen der Radialfasern wShrend des Eiterungspro- e e s g c $ .

a. b. c. Breitwerden der Fasern, Punctirung des Iahaltes un(1 Waehsen der Kerne.

e. Beginn der Kerntheilung. d. e. f. Verfettung des Inhaltes, besonders tier inncren KSrner.

Fig. 5. VerSnderungen der blervenzellen w~ihrend des Eiterungsproeesc~. a. losgerissene Nervenzellen mit sehr vielen Aesten, unh.r sieh

zusammenh~ngend. b. e. d. Theilung und u der Kerne. e. d. e. Verfettung des Zelleninhaltes. e. Zusammenhang einer 51ervenzelle mit einer kernhaltigen Radial-

laser. Fig'. 6. Theilung der Kerne der Chorioideazellen in EiterkSrperchen

und deren weitere Entwicklung. (Abheben der MembraY/ vom luhalt.)

(Die YergrSsserung bei allen l'r/iparaten ist 300.)