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551.577.36 : 551.590,21 Bemerkungen zu W. Dammann ,,Untersuchung fiber Schwankungen der Winterniederschl~ige in Deutschland" Von Franz Baur, Bad Eombnrg Zusammenfassung. An der 5Iethode wird die physikalische Unwirk]ich- keiv der Zusammenfassung der Monate Januar, Februar, M~irz und ~Tovember und Dezember des gleiehen Kalenderjahres als ,,Winter" nnd die Unter- drtickung wesentlieher Zusammenh~nge mit dem Sonnenfleckenzyklus durch Bildung itbergreifender Fiinfjahresmittel bemiingelt. Hinsichttieh des Ergeb- nisses wird die behauptete Xhnliehkeit der erhaltenen I~urven raft der Son- nenfleekenwelle widerlegt. Summary. It is shown that the pracVice to define the months of Jan~ uary, February, March and November, December of the same calendar" year as ,,winter,, is not justifiable, from a physical point of view. By using running 5-yearly means important relations to the cycle of sun-spots are suppressed. A proposed similarity of the curves obtained by DA~MA~h" with the solar cycle is disproved. R6sum6. L'auteur montre q~le ]'hiver dgfini par la p6riode de janvier mars et de novembre k decembre de la m4me ann6e est une irr6alit6 physique et que l'emploi de la moyenne mobile de cinq arts masque le cycle des taches solaires; les eourbes obtenues par DA~MA~N ne correspondent pas rythme des taches. 1. Zur Methode: W. DA~I~IASN [1] hat seiner Untersuchung der Winter- niederschl~tge und der Anzahl der winterliehen Frosttage Werte zugrunde gelegt, die nieht die einzelnen Winter charakterisieren wie Mittel- oder Summenwerte fiber Dezember, Januar, Februar oder November, Dezem- ber, Januar, Februar, M~rz, sondern er hat seine Grundwerte dutch Zu- sammenfassung der Werte yon Januar, Februar, M~rz, November und Dezember dessetben Jahres gebildet. Dadureh ergeben sich Unterschiede in der P~angordnung der Jahre nach der Gr61~e der Winterniederschl~ge. So steht z. B. in der Tabeile 4 bei DAM~ASN das ,,Jahr" 1947 in Nord- deutschland an 5., in Sfiddeutsehland an 2. Ste]le der nach der Gr6~e des

Bemerkungen zu W. Dammann „Untersuchung über Schwankungen der Winterniederschläge in Deutschland”

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Page 1: Bemerkungen zu W. Dammann „Untersuchung über Schwankungen der Winterniederschläge in Deutschland”

551.577.36 : 551.590,21

Bemerkungen zu W. Dammann ,,Untersuchung fiber Schwankungen der Winterniederschl~ige in Deutschland"

Von

Franz Baur, Bad E o m b n r g

Zusammenfassung. An der 5Iethode wird die physikalische Unwirk]ich- keiv der Zusammenfassung der Monate Januar, Februar, M~irz und ~Tovember und Dezember des gleiehen Kalenderjahres als ,,Winter" nnd die Unter- drtickung wesentlieher Zusammenh~nge mit dem Sonnenfleckenzyklus durch Bildung itbergreifender Fiinfjahresmittel bemiingelt. Hinsichttieh des Ergeb- nisses wird die behauptete Xhnliehkeit der erhaltenen I~urven raft der Son- nenfleekenwelle widerlegt.

Summary. I t is shown that the pracVice to define the months of Jan~ uary, February, March and November, December of the same calendar" year as ,,winter,, is not justifiable, from a physical point of view. By using running 5-yearly means important relations to the cycle of sun-spots are suppressed. A proposed similarity of the curves obtained by DA~MA~h" with the solar cycle is disproved.

R6sum6. L'auteur montre q~le ]'hiver dgfini par la p6riode de janvier mars et de novembre k decembre de la m4me ann6e est une irr6alit6 physique

et que l'emploi de la moyenne mobile de cinq arts masque le cycle des taches solaires; les eourbes obtenues par DA~MA~N ne correspondent pas rythme des taches.

1. Zur Methode: W. DA~I~IASN [1] hat seiner Unte r suchung der Winter- niederschl~tge und der Anzahl der winterl iehen Frost tage Werte zugrunde gelegt, die nieht die einzelnen Win te r charakterisieren wie Mittel- oder Summenwer te fiber Dezember, Januar , Februar oder November, Dezem- ber, Januar , Februar , M~rz, sondern er ha t seine Grundwerte du tch Zu- sammenfassung der Werte yon Januar , Februar , M~rz, November und Dezember dessetben Jahres gebildet. Dadureh ergeben sich Unterschiede in der P~angordnung der Jahre nach der Gr61~e der Winterniederschl~ge. So steht z. B. in der Tabeile 4 bei DAM~ASN das , , Jahr" 1947 in Nord- deutschland an 5., in Sfiddeutsehland an 2. Ste]le der nach der Gr6~e des

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FRANZ BAUlk: B e m e r k u n g e n z u D a m m a n n , , , W i n t e r n i e d e r s c h l ~ g e " 423

Winterniederschlags geordneten Jahre, was der Einstufung des Winters 1946/47, den man auch als Winter 1947 zu bezeichnen pflegt, nicht gerecht wird; denn die Niederschlagsabweiehung des eigentlichen Winters (XII + I + I I ) 1946/47 betrug im Durchschnitt der einen guten N~herungswert gebenden 14 Standardstationen [2] in Deutschland westlich der Oder - - 5 1 Lt r /qm und die Niederschlagsabweichung des erweiterten Winters (XI + X I I + I + I I + I I I ) 1946/47 - - 4 1 Ltr/qrn. Dieser Winter, der bekanntlich sehr kalt war, war also ein ausgesprochen troekener Winter. Der darauffolgende Winter 1947/48, der zu den rnilden Wintern geh6rte, war yon X I I bis I I a m 135 Ltr/qm, und yon X I bis I I I u m 171 Ltr /qm zu naB. Es war der nasseste Winter der letzten 110 Jahre in Deutschland westlich der Oder. FaBt man aber, wie es DA~MA~ getan hat, I + I I + I I I + X I + X I I 1947 zusammen, so ergibt sich irn Durchschnitt der 14 Standardstationen die Abweichung + 121, ein beachtlich hoher posi- river Weft, trotz der Trockenheit yon Januar und Februar, infolge des sehr hohen Niedersch]ags im November und Dezember. Diese Zerreigung der Winter ist physikalisch ungerechtfertigt. Zwar ist auch in den ein- zelnen Wintern das Niederschlagsgepr~ge oft nicht einheitlich, doch bildet jeder Winter viel eher ein geschlossenes Individuum (auch hinsichtlich des fiir manche Winter kennzeichnenden Wechse]s zwischen zonaler und meridionaler Zirkulation) als die yon DAMMA~ benfitzte Zusammenffi- gung der Teile yon zwei Wintern, die nur den kiinstliehen Zusamrnenhang haben, dab sie in ein und demselben, yon Menschen willkfir]ich, ohne Be- achtung der meteorologischen Gegebenheiten abgegrenzten Jahr liegen. Ffir die weitere Untersnchung spielt diese merkwfirdige Zusammenfassung yon zwei, verschiedenen Wintern zugeh6rigen It~lften allerdings keine grol~e Rolle, da DAMMA~N weitere, hShere Zusammenfassungen vornimrnt. Aber die mitgeteilten Zahlen kSnnen dadurch leider ffir andere Unter- suchungen nicht verwendet werden.

DAMMANN bezeichnet es als ,,fiblich, die yon Jahr zu Jahr vor sich gehenden ,Zufalls'-Xnderungen durch die Bildung fibergreifender Mitte]- und H/~ufigkeitswerte auszug]eichen" und bildet 5j/~hrige und l lj/~hrige fibergreifende Mitte]werte. Der Meinung, dab die yon Jahr zu Jahr vor sich gehenden Anderungen im Grol]wetter ,,zuf~]liger" Natur w~ren, kann heute keine G/i]tigkeit rnehr zugesprochen werden. Sie hat lange genug die Meteorologie beherrscht und war der Grund ffir die sp~te Ent- wicklung einer den Ursachen der groBen Witterungsanomalien nach- spfirenden GroBwetterkunde. Inzwischen ist aber nachgewiesen worden, dal~ die Versehiedenheiten des Grogwetters yon Jahr zu Jahr keineswegs zuf/~lliger Art sind [3, 4].

Man darf natfirlich nicht grunds~tzlich jede Art yon Bildung fiber- greifender Mittel verurteilen. Zurn Beispiel hat es bei bestirnmten Auf- gaben Sinn, yon den Sonnenfleckenrelativzahlen tibergreifende Drei- oder Ffinfrnonatsrnittel zu bilden, urn den allgerneinen Gang der )~leckent~tig- keit trotz des Umstandes, dal3 wit nur die Flecken auf tier uns zugekehrten Sonnenh~]fte beobachten kSnnen, zu ermitteln. Aber durch die Zer- reigung der Winter und Mittelbildung fiber f fn f und mehr Jahre werden

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wiehtigste, keineswegs zufallige Unterschiede im Charakter aufeinander- folgender Winter unterdr/iekt.

2. Zum Ergebnis: a) Durehaus zuzustimmen ist dem aus der Unter- suchung abgeleiteten Urteil, dab mindestens aus dem vorliegenden Beob- achtungsmaterial, das yon 1890 bis 1956 reicht, ,,kein Hinweis daffir zu erkennen" ist, dab ,,eine stgndig fortschreitende Erwgrmung im Gange ist, die die Anzahl der l~egentage immer welter ansteigen oder die der Frosttage immer waiter absinken 1/iBt. Kiervon kann offenbar gar keine l~ede sein."

b) Dagegen kann man den dutch 5j/ihrige/ibergreifende Mittelwerte der Anzahl der Tage mit l~egen und dutch entsprechende Werte der An- zahl der Frosttage erhaltenen Kurvenzfigen keine ,,Xhnlichkeit mlt der Sonnenfleckenwelle" zusprechen. Die oberen Knrven in Abb. 2 (die An- zahl der Tage mit l~egen in Nord- und Siiddeutschland darstellend) ent- halten vier dentliche Maxima, die auf folgende vier Jahrfiinfte fallen: 1910/14, 1925/29, 1934/38, 1945/49. Das erstgenannte Jahrfiinft enthglt das Sonnenfleekenminimumjahr 1913, die drei anderen abet die Sonnen- fleckenmaximumjahre 1928, 1937 und 1947. Die unteren Kurven der Abb. 2 (die Anzahl der Tage mit Frost darstellend) enthalten gleichfMls vier deutliche Maxima. Sie fallen auf die Jahrffinfte 1891/95, 1905/09~ 1930/34 und 1940/44. Das erste enthglt das Sonnenfleckenmazimumjahr 1894, das zweite das Maximumjahr 1906, das dritte das Minimumjahr 1933, das vierte das Minimumjahr 1944. Von den fiinf Minima der unteren Kurve fallen drei (26/30, 34/38, 47/51) auf Jahrffinfte, die ein Sonnen- fleckenmaximumjahr enthMten, eines, und zwar das stgrkste auf das Jahrfiinft 1910/14, welches das Sonnenfleekenminimumjahr 1913 enthglt, und eines auf das Jahrfiinft 1896/1900, das zwischen dem Soimenflecken- maximum 1894 und dem Minimum 1901 liegt. Von einer ,,Xhnlichkeit mit der Sonnenfleckenwelle" kann demnach gar keine Rede sein.

3. Das Problem des Einflusses solarer Vorggnge auf das GroBwetter kann, wie eine fast hundertjiihrige Erfahrung zeigt, yon der empiri- sehen Seite her nieht mit den alten statistischen Methoden (iiber- greifende Mittelwerte u. dgl.), sondern nur mit Hilfe neuzeitlieher Verfahren der wahrseheinliehkeitstheoretiseh kontrollierten Statistik einer L6sung zugefiihrt werden.

Literatur

1. DAM~ANN, W.: Untersuchung iiber Sehwankungen der Whlternieder- schlgge in Deutschland. Arch. Met. Geoph. Biokl. B 10, 17 (1959).

2. BAUlk, F. : Langjghrige Beobaehtungsreihen, Tabelle 166 in LI~K~S Meteoro- logisches Taschenbuch, Neue Ausgabe, II. Band. Leipzig, 1953.

3. BAuR, F. : 17ber die grtmds/~tzliehe M6glichkeit langfristiger Witterungs- vorhersagen. Ann. Hydr. 72, 15--25 (1944).

4. BAT:~, F. : Physikalisch-statistische l~egeln als Grundlagen ffir Wetter- und Witterungsvorhersagen, I. Band (1956), II. Band (1958). Frankfurt a. M.: Akademiaehe Verlagsges.