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© fotopro - Institute of Electrical Power Systems Berechnung elektrischer Energienetze Stefan Polster Herwig Renner Oktober 2017

Berechnung elektrischer Energienetze

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Institute of Electrical Power Systems

Berechnung elektrischer Energienetze

Stefan Polster Herwig Renner

Oktober 2017

Page 2: Berechnung elektrischer Energienetze

Berechnung elektrischer Energienetze

II

Formelzeichen und Einheiten

FĂŒr das gesamte Skriptum wird folgende Notation verwendet:

- Komplexe GrĂ¶ĂŸen werden unterstrichen geschrieben X - Vektoren als fett geschriebene Kleinbuchstaben x - Matrizen als fett geschriebene Großbuchstaben X - Der Index d bei Matrizen markiert Diagonalmatrizen

Verwendung von Indizes fĂŒr Knoten und Zweige:

- Indizes beziehen sich auf den zugehörigen Knoten - Zweige werden mit zwei Indizes bezeichnet, wobei diese sich auf die verbundenen Knoten

beziehen. ZĂ€hlrichtung ist vom ersten Index zum zweiten Alle GrĂ¶ĂŸen werden, falls nicht anders angegeben, im Per-Unit-System angegeben.

Es gilt fĂŒr alle Berechnungen:

- Knotenleistungen und Knotenströme sind positiv fĂŒr Erzeuger - Knotenleistungen und Knotenströme sind negativ fĂŒr Verbraucher

α Menge aller mit Knoten i verbundener Knoten

Δα WinkelĂ€nderung pro Stufe (Phasenschiebertransformator)

ÎČ Winkel der SpannungsĂ€nderung bei Regeltransformatoren

Îł Übertragungskonstante fĂŒr Leitungselemente

ÎŽ Knotenspannungswinkel

Δ Schranke fĂŒr Abbruchbedingung bei Iteration

λP, λQ Parameter fĂŒr SpannungsabhĂ€ngigkeit von Lasten fĂŒr P, Q

Îœi Menge aller mit Knoten i verbundener Knoten

φ Leistungswinkel

𝜓𝜓 Leitungswinkel

ω Winkelfrequenz

Ί Knoten-verbleibende-Zweige-Inzidenzmatrix

Κ Knoten-ausgefallene-Zweige-Inzidenzmatrix

A Zweig-Knoten-Inzidenzmatrix

B Suszeptanzmatrix

E Einheitsmatrix

Page 3: Berechnung elektrischer Energienetze

Berechnung elektrischer Energienetze

III

H Hybridmatrix

KZI Knoten-Zweig-Inzidenzmatrix

K Inverse Kettenmatrix

LODF Line Outage Distribution Factor Matrix

PSDF Phase Shift Distribution Factor Matrix

PTDF Power Transfer Distribution Factor Matrix

Y Admittanzmatrix

Z Impedanzmatrix

C' KapazitÀtsbelag

f Frequenz

G' Leitwertbelag

I Strom

Ib Bezugsstrom fĂŒr Per-Unit-System

KP, KQ Parameter fĂŒr FrequenzabhĂ€ngigkeit von Lasten fĂŒr P, Q

l LeitungslÀnge

L' InduktivitÀtsbelag

P Wirkleistung

P0 Eisen-, Leerlaufverluste

Pk Kupferverluste

PL Über einen Zweig ĂŒbertragene Wirkleistung

Q Blindleistung

R Wirkwiderstand

R' Wirkwiderstandsbelag

Rm Eisenverlustwiderstand

S Scheinleistung

Sb Bezugsscheinleistung fĂŒr Per-Unit-System

Snat NatĂŒrliche Leistung eines Leitungselements

Page 4: Berechnung elektrischer Energienetze

Berechnung elektrischer Energienetze

IV

tmin, tmax, t minimale, maximale, aktuelle Schaltstufe von Regeltransformatoren

U Spannung

Ub Bezugsspannung fĂŒr Per-Unit-System

Δu SpannungsĂ€nderung pro Stufe bei Regeltransformatoren

X Reaktanz

Xm Magnetisierungsreaktanz

Y Admittanz

Z Impedanz

Zb Bezugsimpedanz fĂŒr Per-Unit-System

ZKS Kurzschlussimpedanz

ZL Lastimpedanz

ZT Ersatzimpedanz fĂŒr Transformatoren

ZW Wellenwiderstand

Page 5: Berechnung elektrischer Energienetze

Berechnung elektrischer Energienetze

V

Table of Contents

1 Einleitung ......................................................................................... 1

1.1 Per-Unit-System ...................................................................................................................1

2 Grundlegende Netzelemente........................................................... 2

2.1 Zweige ..................................................................................................................................2

2.1.1 Leitungselemente ................................................................................................................ 2

2.1.2 Transformator ...................................................................................................................... 5

2.2 Knotentypen ..........................................................................................................................9

2.2.1 Einspeisungen ..................................................................................................................... 9

2.2.2 Lasten ................................................................................................................................ 10

3 Allgemeine Lastflussrechnung ..................................................... 12

3.1 Systemmatrizen: Strom/SpannungszusammenhÀnge ...................................................... 12

3.2 Lineare und nichtlineare Problemstellungen ..................................................................... 15

3.2.1 Lineare Problemstellungen, I- und Z-Knoten ..................................................................... 15

3.2.2 Iterationsverfahren ............................................................................................................. 16

3.2.3 Funktionalmatrizenverfahren ............................................................................................. 17

3.3 Netzreduktion ..................................................................................................................... 19

4 DC-Lastfluss .................................................................................. 21

4.1 Grundlegende DC-Lastflussgleichungen - PTDF .............................................................. 22

4.2 Phasenschiebertransformatoren im DC-Lastfluss - PSDF ................................................ 24

4.3 Auswirkung von ZweigausfĂ€llen im DC-Lastfluss – LODF ................................................ 25

4.4 AbschÀtzung der Genauigkeit ........................................................................................... 26

5 Literaturverzeichnis ....................................................................... 28

Page 6: Berechnung elektrischer Energienetze
Page 7: Berechnung elektrischer Energienetze

Einleitung

1

1 Einleitung Die Berechnung von LastflĂŒssen ist ein wesentlicher Bestandteil bei der Planung und BetriebsfĂŒhrung

von elektrischen Energienetzen. Die grundlegenden Aufgaben einer Lastflussberechnung sind die

Ermittlung der Strom- und SpannungsverhĂ€ltnisse, sowie die resultierenden LeistungsflĂŒsse ĂŒber

einzelne Betriebsmittel bei einer spezifischen Erzeugungs- und Verbrauchssituation. Mit Hilfe dieser

Ergebnisse können eventuelle Grenzwertverletzungen und kritische Lastsituationen erkannt werden

und mit geeigneten Gegenmaßnahmen entschĂ€rft werden.

Im Folgenden werden die theoretischen Überlegungen von statischen Lastflussberechnungen nĂ€her

behandelt. Es wird dabei besonderes Augenmerk auf die prinzipiellen ZusammenhÀnge gelegt, da diese

auch bei komplexen Lastflussprogrammen das GrundgerĂŒst der Berechnungen bilden.

1.1 Per-Unit-System Die Berechnung des physikalischen Systems kann erheblich vereinfacht werden, wenn die

physikalischen SI-Einheiten auf Bezugswerte referenziert werden. Die referenzierten Werte werden in

per-unit (p.u.) angegeben und bilden das Per-Unit-System.

In der Energietechnik werden ĂŒblicherweise Spannung und Leistung als definierte BezugsgrĂ¶ĂŸen

verwendet, wobei sich alle anderen notwendigen BezugsgrĂ¶ĂŸen auf sie zurĂŒckfĂŒhren lassen.

Spannungen werden immer auf die Nennspannung Ub der Netzebene bezogen.

𝑈𝑈𝑝𝑝𝑝𝑝 =𝑈𝑈𝑈𝑈𝑏𝑏

(1-1)

Die Leistungen werden im Allgemeinen auf eine Bezugsleistung Sb fĂŒr das gesamte System bezogen.

In der Energietechnik wird dafĂŒr meistens eine Drehstromleistung von 100 MVA gewĂ€hlt.

𝑃𝑃,𝑄𝑄, 𝑆𝑆𝑝𝑝𝑝𝑝 =𝑃𝑃,𝑄𝑄, 𝑆𝑆𝑆𝑆𝑏𝑏

(1-2)

Aus der Bezugsspannung und der Bezugsleistung kann der Bezugsstrom Ib fĂŒr jede Netzebene

berechnet werden.

đŒđŒđ‘đ‘đ‘đ‘ =đŒđŒđŒđŒđ‘đ‘

=đŒđŒđ‘†đ‘†đ‘đ‘

√3 ∙ 𝑈𝑈𝑏𝑏

(1-3)

Die Bezugsimpedanz Zb wird ebenfalls von der Bezugsleistung und Bezugsspannung definiert und fĂŒr

jede Netzebene einzeln berechnet. Die Umrechnung der Impedanzen zwischen Spannungsebenen

entfĂ€llt fĂŒr Per-Unit-Werte, da die Bezugsimpedanz quadratisch proportional zur Bezugsspannung ist

(vgl. Multiplikation mit dem Quadrat der Übersetzung fĂŒr SI-Einheiten).

Page 8: Berechnung elektrischer Energienetze

Grundlegende Netzelemente

2

𝑍𝑍𝑝𝑝𝑝𝑝 =𝑍𝑍𝑍𝑍𝑏𝑏

=𝑍𝑍𝑈𝑈𝑏𝑏

√3 ∙ đŒđŒđ‘đ‘

=𝑍𝑍𝑈𝑈𝑏𝑏2𝑆𝑆𝑏𝑏

(1-4)

FĂŒr die Leistungsberechnung in Drehstromsystemen gilt im Per-Unit-System:

𝑆𝑆 = √3 ∙ 𝑈𝑈 ∙ đŒđŒâˆ— => 𝑆𝑆𝑝𝑝𝑝𝑝 = 𝑈𝑈𝑝𝑝𝑝𝑝 ∙ đŒđŒđ‘đ‘đ‘đ‘âˆ— (1-5)

𝑃𝑃 = 3 ∙ đŒđŒ2 ∙ 𝑅𝑅 => 𝑃𝑃𝑝𝑝𝑝𝑝 = đŒđŒđ‘đ‘đ‘đ‘2 ∙ 𝑅𝑅𝑝𝑝𝑝𝑝 (1-6)

Siehe auch [1].

2 Grundlegende Netzelemente Es werden nur grundlegende Lastflussprobleme behandelt und die Integration von Elementen der

Netzregelung, wie z.B. FACTS-Elemente, weitgehend nicht betrachtet. FĂŒr die Modellierung und

Integration in die Lastflussberechnung wird an dieser Stelle an die Vorlesung „Regelung und StabilitĂ€t

elektrischer Energiesysteme“ [1] bzw. auf [2], [3] verwiesen.

2.1 Zweige In der Energietechnik versteht man unter Zweigen im Allgemeinen Übertragungselemente, wie

Freileitungen, Kabel und Transformatoren, welche zwei Knoten miteinander verbinden. Die Zweige

können ĂŒber die entsprechenden Ersatzschaltungen der Übertragungselemente modelliert werden.

Eine Ausnahme sind HochspannungsleichstromĂŒbertragungen (HGÜ), welche als Last bzw.

Einspeisung in Knoten modelliert werden.

2.1.1 Leitungselemente Die Leitungselemente fĂŒr die klassische EnergieĂŒbertragung (AC-Netze) sind Freileitungen und Kabel.

Sie können vereinfacht durch eine π-Ersatzschaltung mit konzentrierten Elementen im Mitsystem

beschrieben werden, Abbildung 2-1. In der Literatur wird als Grenze fĂŒr die GĂŒltigkeit der π-

Ersatzschaltung fĂŒr Freileitungen eine mittlere LeitungslĂ€nge zwischen 80 km und 200 bis 300 km, bzw.

KabellÀngen bis 100 km, genannt. Bei lÀngeren Leitungen ist eine Korrektur der Impedanzwerte

notwendig oder es muss die Leitung als Reihenschaltung von mehreren π-Gliedern modelliert werden.

Die Untergrenze bei kurzen Freileitungen ergibt sich aus der Möglichkeit den KapazitÀtsbelag zu

vernachlĂ€ssigen, bei Kabeln ist das durch den bis zu 30-mal grĂ¶ĂŸeren KapazitĂ€tsbelag auch bei kurzen

LÀngen nicht möglich.

Page 9: Berechnung elektrischer Energienetze

Grundlegende Netzelemente

3

R’ L’

G’/2 G’/2C’/2C’/2U1 U2

I2I1

Abbildung 2-1 allgemeines vollstĂ€ndiges π-Ersatzschaltbild einer Leitung

R' Widerstandsbelag

L' InduktivitÀtsbelag

C' KapazitÀtsbelag

G' Leitwertbelag

In der elektrischen Energietechnik kann der Leitwertbelag vernachlÀssigt werden, da die Isolation im

fehlerfreien Betriebszustand als ideal angenommen werden kann. ZusÀtzlich können unter UmstÀnden

Höchstspannungsleitungen als verlustlos angenommen werden, wodurch der Wirkwiderstandsbelag

vernachlÀssigt wird.

Die LĂ€ngs- und Querimpedanzen des Leitungselements von Knoten 1 zu Knoten 2 fĂŒr mittlere

LeitungslÀngen berechnen sich wie in (2-1) und (2-2) gezeigt (Knoten 0 = Erde).

𝑍𝑍12 = (𝑅𝑅â€Č + 𝑗𝑗𝑗𝑗𝐿𝐿â€Č) ∙ 𝑙𝑙 (2-1)

𝑍𝑍10 = 𝑍𝑍20 =2

𝑗𝑗𝑗𝑗𝑗𝑗â€Č ∙ 𝑙𝑙 (2-2)

Die Impedanzen fĂŒr lange Leitungen werden mit der Verwendung des Wellenwiderstandes ZW und der

Übertragungskonstanten γ berechnet.

𝑍𝑍12 = 𝑍𝑍𝑊𝑊 sinh ïżœđ›Ÿđ›Ÿđ‘™đ‘™ïżœ (2-3)

𝑍𝑍10 = 𝑍𝑍20 =𝑍𝑍𝑊𝑊

tanhïżœđ›Ÿđ›Ÿđ‘™đ‘™2 ïżœ

(2-4)

𝑍𝑍𝑊𝑊 = ïżœđ‘…đ‘…â€Č + 𝑗𝑗𝑗𝑗𝐿𝐿â€Čđșđșâ€Č + 𝑗𝑗𝑗𝑗𝑗𝑗â€Č

≈ ïżœđżđżâ€Č

𝑗𝑗â€Č (2-5)

đ›Ÿđ›Ÿ = ïżœ(𝑅𝑅â€Č + 𝑗𝑗𝑗𝑗𝐿𝐿â€Č)(đșđșâ€Č + 𝑗𝑗𝑗𝑗𝑗𝑗â€Č) ≈ đ‘—đ‘—đ‘—đ‘—ïżœđżđżâ€Č𝑗𝑗â€Č (2-6)

Page 10: Berechnung elektrischer Energienetze

Grundlegende Netzelemente

4

Die Admittanzmatrix fĂŒr ein einzelnes Leitungselement ergibt sich zu:

𝒀𝒀 =

⎣⎱⎱⎱⎡

1𝑍𝑍12

+1𝑍𝑍10

−1𝑍𝑍12

−1𝑍𝑍12

1𝑍𝑍12

+1𝑍𝑍20⎩

⎄⎄⎄⎀

(2-7)

Weitere wichtige Leitungsparameter sind die thermische Grenzleistung Stherm und die natĂŒrliche

Leistung Snat.

Def: Die thermische Grenzleistung ist jene Leistung, welche ĂŒber ein Leitungselement bei

Nennspannung transportiert werden kann und zum Erreichen der maximal zulÀssigen

Beharrungstemperatur fĂŒhrt.

Def: Die natĂŒrliche Leistung eines Leitungselementes ist jene transportierte Leistung, bei welcher

von dem Leitungselement bei Nennspannung keine Blindleistung bezogen oder abgegeben

wird.

𝑆𝑆𝑛𝑛𝑛𝑛𝑛𝑛 =𝑈𝑈2

𝑍𝑍𝑊𝑊 (2-8)

Eine ausfĂŒhrlichere Ableitung kann in [2] gefunden werden.

FĂŒr die Berechnung von elektrischen Energienetzen spielt das Blindleistungsverhalten von

Leitungselementen bei WirkleistungsĂŒbertragung eine wichtige Rolle. FĂŒr eine einfache AbschĂ€tzung

des Blindleistungsverhaltens wird die ĂŒbertragene Wirkleistung mit der natĂŒrlichen Leistung des

Leitungselements verglichen und es können bei Nennspannung die folgenden drei BetriebsfÀlle

unterschieden werden:

Bei Belastung

‱ mit natĂŒrlicher Leistung ist die Blindleistungsbilanz ausgeglichen.

‱ mit unternatĂŒrlicher Leistung wirkt die Leitung als Blindleistungserzeuger.

‱ mit ĂŒbernatĂŒrlicher Leistung wirkt die Leitung als Blindleistungsverbraucher.

Hochspannungskabel wirken immer als Blindleistungserzeuger, da ihre natĂŒrliche Leistung ĂŒber der

thermischen Grenzleistung liegt.

Der Betrieb mit natĂŒrlicher Leistung entspricht dem Optimum und wird sich im Allgemeinen nicht

realisieren lassen und es muss zusÀtzliche Blindleistung durch Kraftwerke oder

Kompensationseinrichtungen bereitgestellt werden. Dabei ist zu beachten, dass Blindleistung nicht ĂŒber

weite Strecken transportiert werden kann.

[1], [2]

Page 11: Berechnung elektrischer Energienetze

Grundlegende Netzelemente

5

2.1.2 Transformator Transformatoren verbinden die verschiedenen Spannungsebenen in elektrischen Netzen. FĂŒr die

Berechnung der Ströme, Spannungen und Impedanzen ist es notwendig diese ĂŒber das

NennĂŒbersetzungsverhĂ€ltnis auf eine gemeinsame Bezugsspannung umzurechnen. Die durch

Schaltgruppen verursachte Phasendrehung zwischen Ober- und Unterspannungsseite wird im

Allgemeinen nicht berĂŒcksichtigt.

Abbildung 2-2 VollstĂ€ndige Transformatorersatzschaltung, ‘-GrĂ¶ĂŸen auf PrimĂ€rseite umgerechnet, [1]

R1, R2' WicklungswiderstÀnde

jX1, jX2' Streureaktanzen

jXm Magnetisierungsreaktanz

Rm Eisenverlustwiderstand

ĂŒ ÜbersetzungsverhĂ€ltnis

k Schaltgruppe

Die GrĂ¶ĂŸen aus dem Ersatzschaltbild können aus den Kenndaten und der Verschaltung der Wicklungen

bzw. aus den entsprechenden Kurzschluss- und Leerlaufversuchen ermittelt werden, siehe [4] fĂŒr eine

genaue Herleitung und Beschreibung.

Sn Nennscheinleistung

Un1, Un2 primÀre und sekundÀre Nennspannung

uk relative Kurzschlussspannung

Pk Kupfer-, Kurzschlussverluste

P0 Eisen-, Leerlaufverluste

FĂŒr stationĂ€re Berechnungen lĂ€sst sich das Ersatzschaltbild des Transformators stark vereinfachen.

Neben dem Wegfall der Phasendrehung durch die Schaltgruppe, wird durch die Verwendung des Per-

Unit-Systems das ÜbersetzungsverhĂ€ltnis zu 1. Des Weiteren können, bei VernachlĂ€ssigung von

Magnetisierungsimpedanz und Eisenverlusten bei belasteten Transformatoren, die

Page 12: Berechnung elektrischer Energienetze

Grundlegende Netzelemente

6

WicklungswiderstÀnde und Streureaktanzen der PrimÀr- und SekundÀrseite zu der

Transformatorimpedanz ZT zusammengefasst werden, Abbildung 2-3.

Können die Magnetisierungsimpedanz und die Eisenverluste in der Berechnung nicht vernachlÀssigt

werden, ist es von Vorteil ein π-Ersatzschaltbild fĂŒr den Transformator zu verwenden, wobei die

Grundvoraussetzung erfĂŒllt sein muss, dass die primĂ€r- und sekundĂ€rseitigen Serienimpedanzen im

Per-Unit-System gleich groß sind bzw. als gleich groß angenommen werden können (Z1 = Z2 = R1+jX1),

[2]. Die Admittanzmatrix der Ersatzschaltung ergibt sich zu

𝒀𝒀 =

⎣⎱⎱⎱⎡

1𝑍𝑍12

+1𝑍𝑍10

−1𝑍𝑍12

−1𝑍𝑍12

1𝑍𝑍12

+1𝑍𝑍20⎩

⎄⎄⎄⎀

(2-9)

mit

𝑍𝑍12 = 𝑅𝑅1 + 𝑅𝑅2 + 𝑗𝑗(𝑋𝑋1 + 𝑋𝑋2) (2-10)

𝑍𝑍10 = 𝑍𝑍20 =12

𝑗𝑗𝑅𝑅𝑚𝑚𝑋𝑋𝑚𝑚𝑅𝑅𝑚𝑚 + 𝑗𝑗𝑋𝑋𝑚𝑚

(2-11)

Eine gesonderte Betrachtung ist fĂŒr Regeltransformatoren durchzufĂŒhren, da sie im Betrieb im

Allgemeinen ein von dem NennĂŒbersetzungsverhĂ€ltnis abweichendes ÜbersetzungsverhĂ€ltnis

aufweisen, welches bei SchrÀg- und Querreglern, sowie Phasenschiebertransformatoren, komplexe

Werte annimmt. FĂŒr eine Berechnung werden zusĂ€tzliche Kenndaten benötigt:

tmin, tmax, t minimale, maximale, aktuelle Schaltstufe

Δu SpannungsĂ€nderung pro Schaltstufe

ÎČ Winkel der SpannungsĂ€nderung

Aus diesen Werten kann nun das komplexe ÜbersetzungsverhĂ€ltnis cĂŒ berechnet werden.

đ‘đ‘ĂŒ = 1 + 𝑡𝑡 ∙ ∆𝑱𝑱(𝑐𝑐𝑐𝑐𝑐𝑐𝑐𝑐 + 𝑗𝑗𝑐𝑐𝑗𝑗𝑗𝑗𝑐𝑐) (2-12)

Das vereinfachte Ersatzschaltbild fĂŒr Regeltransformatoren ist in Abbildung 2-4 gezeigt und besteht aus

einem idealen Transformator mit dem komplexen ÜbersetzungsverhĂ€ltnis cĂŒ : 1 und der

TransformatorlÀngsimpedanz.

𝑍𝑍𝑇𝑇 = 𝑅𝑅1 + 𝑅𝑅2 + 𝑗𝑗(𝑋𝑋1 + 𝑋𝑋2) (2-13)

Page 13: Berechnung elektrischer Energienetze

Grundlegende Netzelemente

7

ZTI1 I2

U1 U2

Abbildung 2-3 Vereinfachtes Ersatzschaltbild, cĂŒ = 1

ZT

cĂŒ : 1

I1 I2

U1 U2U1'

I1'

Abbildung 2-4 Vereinfachtes Ersatzschaltbild fĂŒr Regeltransformator

Die resultierende Admittanzmatrix fĂŒr Regeltransformatoren ist:

𝒀𝒀 =

⎣⎱⎱⎱⎡

1đ‘đ‘ĂŒ2 ∙ 𝑍𝑍𝑇𝑇

−1

đ‘đ‘ĂŒâˆ— ∙ 𝑍𝑍𝑇𝑇

−1

đ‘đ‘ĂŒ ∙ 𝑍𝑍𝑇𝑇1𝑍𝑍𝑇𝑇 ⎊

⎄⎄⎄⎀

(2-14)

Eine ÜberfĂŒhrung der Regeltransformatoren in ein π-Ersatzschaltbild ist nur fĂŒr LĂ€ngsregler möglich,

da nur fĂŒr diese die notwendige Diagonalsymmetrie in Y gegeben ist.

Der Aufbau von Regeltransformatoren und die Herleitung des ÜbersetzungsverhĂ€ltnisses und der

Admittanzmatrix ist in [1] gegeben.

SonderfĂ€lle von Regeltransformatoren sind Phasenschiebertransformatoren (PSTs), welche ĂŒber eine

Serienwicklung eine um 90° phasenverschobene Spannung Δu einspeisen. Die Aufteilung in einen

Serien- und einen Erregertransformator bringt den erheblichen Vorteil, dass fĂŒr die Bauleistung nur der

Durchgangsstrom und die eingespeiste Spannung Δu ausschlaggebend sind. Im Folgenden wird das

ÜbersetzungsverhĂ€ltnis eines Phasenschiebertransformators mit symmetrischer 2-KesselausfĂŒhrung

genauer betrachtet, Abbildung 2-5.

Page 14: Berechnung elektrischer Energienetze

Grundlegende Netzelemente

8

Abbildung 2-5, symmetrische 2-KesselausfĂŒhrung mit getrenntem Erreger- und Serientransformator [1]

Die Implementierung dieses PST erfolgt wie auch bei den schon besprochenen Regeltransformatoren

mit Hilfe des komplexen ÜbersetzungsverhĂ€ltnisses. FĂŒr die Bestimmung dieses wird der PST als eine

Back-to-Back-Anordnung von zwei gegengleichen Querregeltransformatoren modelliert. Das

resultierende ÜbersetzungsverhĂ€ltnis dieser Einheit hat eine Amplitude von 1 p.u. und eine von der

Schalterstellung abhÀngige WinkelÀnderung.

đ‘đ‘ĂŒ =1 + 𝑗𝑗 ∙ 𝑡𝑡 ∙ ∆𝑱𝑱1 − 𝑗𝑗 ∙ 𝑡𝑡 ∙ ∆𝑱𝑱

= 1 ∙ đ‘’đ‘’đ‘—đ‘—âˆ™âˆ†đ›Œđ›Œâˆ™đ‘›đ‘› đ‘šđ‘šđ‘—đ‘—đ‘Ąđ‘Ąâˆ†đ›Œđ›Œ2

= tan−1(𝑡𝑡 ∙ ∆𝑱𝑱) (2-15)

Page 15: Berechnung elektrischer Energienetze

Grundlegende Netzelemente

9

2.2 Knotentypen Unter Knoten versteht man Verbindungspunkte von Leitungen und Anschlusspunkten von

Einspeisungen und Lasten. Die Knoten lassen sich in unterschiedliche Knotentypen anhand der

vorgegebenen KnotengrĂ¶ĂŸen einteilen, Tabelle 2-1.

Tabelle 2-1 Knotentyp Netzelement Vorgabe Berechnet

Slackknoten,

Referenzknoten

Kraftwerk, Einspeisung aus

ĂŒbergeordnetem Netz

U S

U, ϑ P, Q

PQ

leistungsgeregelte Last,

Kraftwerk, HGÜ, sonst.

Einspeisung

S U

P, Q U, ϑ

P, cosϕ

S, cosϕ

PV Kraftwerk, sonst.

Einspeisung P, U Q, ϑ

I stromgeregelte Last I U

I, cosϕ U, ϑ

Z ungeregelte Last Z U

S

FĂŒr die Berechnung muss zwingend ein Slackknoten definiert werden, an welchem der komplexe

Spannungszeiger U bekannt ist. Im Allgemeinen wird der Einspeiseknoten aus einer höheren

Spannungsebene oder ein großes Kraftwerk als Slackknoten definiert. Die I- und Z-Knoten beschreiben

SonderfÀlle von Lastverhalten und werden daher nur selten verwendet.

2.2.1 Einspeisungen Die historisch gewachsene Struktur mit großen Einspeisungen in der Hoch- und

Höchstspannungsebene verÀndert sich momentan durch die Installation von im Vergleich kleinen

dezentralen Einspeisungen in allen Spannungsebenen.

FĂŒr die stationĂ€re Berechnung von LastflĂŒssen können Einspeisungen durch die Vorgabe von Wirk- und

Blindleistung (PQ-Knoten) oder Wirkleistung und Spannungshöhe (PV-Knoten) in ihren

Anschlussknoten in das Netzwerk integriert werden. FĂŒr dynamische Berechnungen mĂŒssen die

Page 16: Berechnung elektrischer Energienetze

Grundlegende Netzelemente

10

Einspeisungen entweder vollstÀndig, sprich durch die entsprechenden Differenzialgleichungen und

Regeleinrichtungen, oder durch Ă€quivalente Impedanzen modelliert werden, siehe auch [1]–[3].

2.2.2 Lasten Lasten werden bei der stationÀren Lastflussberechnung als konstante von der Spannung und der

Frequenz unabhÀngige Scheinleistungsentnahmen an dem Lastknoten angenommen. Unter

UmstÀnden ist es allerdings notwendig auch bei Lastflussberechnungen zumindest die stationÀren

AbhÀngigkeiten von Lasten in die Berechnung einzubeziehen.

Die stationÀre Leistungsaufnahme lÀsst sich durch das folgende nichtlineare System beschreiben und

hat einen GĂŒltigkeitsbereich von 0,5 Un < U < 1,2 Un.λ

𝑃𝑃(𝑈𝑈, 𝑓𝑓)𝑃𝑃𝑛𝑛

=𝑈𝑈𝜆𝜆𝑃𝑃

đ‘ˆđ‘ˆđ‘›đ‘›ïżœ1 + đŸđŸđ‘ƒđ‘ƒ

âˆ†đ‘“đ‘“đ‘“đ‘“đ‘›đ‘›ïżœ ≈ 1 + 𝜆𝜆𝑃𝑃

∆𝑱𝑱𝑈𝑈𝑛𝑛

+ đŸđŸđ‘ƒđ‘ƒâˆ†đ‘“đ‘“đ‘“đ‘“đ‘›đ‘›

(2-16)

𝑄𝑄(𝑈𝑈, 𝑓𝑓)𝑃𝑃𝑛𝑛

=𝑈𝑈𝜆𝜆𝑄𝑄

đ‘ˆđ‘ˆđ‘›đ‘›ïżœ1 + đŸđŸđ‘„đ‘„

âˆ†đ‘“đ‘“đ‘“đ‘“đ‘›đ‘›ïżœ ≈ 1 + 𝜆𝜆𝑄𝑄

∆𝑱𝑱𝑈𝑈𝑛𝑛

+ đŸđŸđ‘„đ‘„âˆ†đ‘“đ‘“đ‘“đ‘“đ‘›đ‘›

(2-17)

U Knotenspannung

Δu Knotenspannungsabweichung

Un Nennknotenspannung

Δf Frequenzabweichung

fn Nennfrequenz

P(U,f),Q(U,f) von Last stationÀr aufgenommene Leistung

Pn, Qn Lastleistung bei Nennbetrieb

λP, λQ Parameter fĂŒr SpannungsabhĂ€ngigkeit

KP, KQ Parameter fĂŒr FrequenzabhĂ€ngigkeit

BezĂŒglich der SpannungsabhĂ€ngigkeit kann zwischen drei SonderfĂ€llen von Lasten unterschieden

werden:

‱ Leistungsgeregelte Lasten, λ = 0 ‱ Stromgeregelte Lasten, λ = 1 ‱ Ungeregelte Lasten, λ = 2

Eine reale Knotenlast setzt sich im Allgemeinen aus mehreren einzelnen Lasten zusammen und

entspricht daher keinem dieser SonderfÀlle. Durch Messungen an einzelnen Verbrauchern konnten die

folgenden Wertebereiche fĂŒr die Lastparameter gefunden werden, Tabelle 2-2 [1].

Page 17: Berechnung elektrischer Energienetze

Grundlegende Netzelemente

11

Tabelle 2-2 cosφ λP λQ KP KQ

Haushalt 0,9 - 0,99 1,2
1,5 2,9
3,2 0,8
1,0 -1,5
-2,2

Gewerbe 0,85 - 0,9 1
1,3 3
3,5 1,2
1,5 -1,1
-1,6

Industrie 0,85 - 0,9 0,2 6 2,5 1,6

Weitere und genauere AusfĂŒhrungen zu dem statischen Lastmodell und dynamischen Lastmodellen

sind in [1]–[3] zu finden.

Page 18: Berechnung elektrischer Energienetze

Allgemeine Lastflussrechnung

12

3 Allgemeine Lastflussrechnung Die Aufgabe der Lastflussrechnung ist es den elektrischen Status eines Systems bei vorgegebener

Belastung zu berechnen. Als das grundsÀtzliche Ergebnis der Lastflussberechnung können die

komplexen Spannungszeiger jedes Knotens angesehen werden, welche auch als die ZustandsgrĂ¶ĂŸen

des Systems bezeichnet werden [2]. Alle relevanten SystemgrĂ¶ĂŸen wie Leistungsfluss, Stromfluss,

SpannungseinbrĂŒche, Verluste und andere können mit ihnen berechnet werden.

In weiterer Folge werden alle GrĂ¶ĂŸen als Per-Unit-GrĂ¶ĂŸen behandelt um die Berechnungen zu

vereinfachen und anschaulichere Formeln zu erhalten.

3.1 Systemmatrizen: Strom/SpannungszusammenhÀnge Systemmatrizen beschreiben den Zusammenhang zwischen Knotenströmen und Knotenspannungen.

Die Art der Matrix (Admittanz-, Impedanz-, oder Hybridmatrix) wird von den bekannten Spannungen und

Strömen vorgegeben. Dadurch, dass sich die Admittanzmatrix einfach aus der Topologie des Systems

und den entsprechenden Ersatzschaltbildern ableiten lĂ€sst, ist sie die Ausgangsbasis fĂŒr die

Berechnung aller anderen Matrizen.

Abbildung 3-1 Ersatzschaltbild eines Netzes durch Zweigimpedanzen, [1]

Die Elemente in der Hauptdiagonale (Eigenadmittanz) sind die Summe aller an dem entsprechenden

Knoten verbundener Zweigadmittanzen (Menge Îœi) und Queradmittanzen. Die Nebendiagonalelemente

(Koppeladmittanzen) berechnen sich aus der negativen Summe aller Zweigadmittanzen, welche die

entsprechenden Knoten direkt verbinden. Treten mehrere Spannungsebenen auf, mĂŒssen entweder

alle Admittanzen auf eine gemeinsame Spannungsebenen bezogen werden oder im Per-Unit-System

gerechnet werden.

𝑌𝑌𝑖𝑖𝑖𝑖 =1𝑍𝑍𝑖𝑖0

+ ïżœ1𝑍𝑍𝑖𝑖𝑗𝑗𝑗𝑗 ∈ 𝜈𝜈𝑖𝑖

(3-1)

𝑌𝑌𝑖𝑖𝑗𝑗 = 𝑌𝑌𝑗𝑗𝑖𝑖 = −1𝑍𝑍𝑖𝑖𝑗𝑗

(3-2)

Page 19: Berechnung elektrischer Energienetze

Allgemeine Lastflussrechnung

13

𝒀𝒀 = ïżœđ‘Œđ‘Œ11 ⋯ 𝑌𝑌1𝑖𝑖⋼ ⋱ ⋼𝑌𝑌𝑖𝑖1 ⋯ 𝑌𝑌𝑖𝑖𝑖𝑖

ïżœ (3-3)

Die Impedanzmatrix kann nun durch Invertieren berechnet werden.

𝒁𝒁 = 𝒀𝒀−1 = ïżœđ‘đ‘11 ⋯ 𝑍𝑍1𝑖𝑖⋼ ⋱ ⋼𝑍𝑍𝑖𝑖1 ⋯ 𝑍𝑍𝑖𝑖𝑖𝑖

ïżœ (3-4)

Die Hauptdiagonalelemente der Impedanzmatrix entsprechen der stationÀren Kurzschlussimpedanz an

dem entsprechenden Knoten falls die Generatorimpedanzen miteinbezogen wurden. Bei Lastknoten

sind etwaige parallele Lastimpedanzen zu berĂŒcksichtigen.

đ‘đ‘đŸđŸđŸđŸ,𝑖𝑖 = 𝑍𝑍𝑖𝑖𝑖𝑖 𝑏𝑏𝑏𝑏𝑏𝑏. đ‘“đ‘“ĂŒđ‘Ÿđ‘Ÿ 𝐿𝐿𝐿𝐿𝑐𝑐𝑡𝑡𝐿𝐿𝑗𝑗𝑐𝑐𝑡𝑡𝑒𝑒𝑗𝑗 đ‘đ‘đŸđŸđŸđŸ,𝑖𝑖 =𝑍𝑍𝐿𝐿,𝑖𝑖 ∙ 𝑍𝑍𝑖𝑖𝑖𝑖𝑍𝑍𝐿𝐿,𝑖𝑖 − 𝑍𝑍𝑖𝑖𝑖𝑖

(3-5), (3-6)

Mit Hilfe der Admittanz- und Impedanzmatrix kann der Zusammenhang zwischen Knotenströmen und

Knotenspannungen beschrieben werden.

ïżœđŒđŒ1â‹źđŒđŒđ‘–đ‘–ïżœ = 𝒀𝒀 ∙ ïżœ

𝑈𝑈1â‹źđ‘ˆđ‘ˆđ‘–đ‘–ïżœ ïżœ

𝑈𝑈1â‹źđ‘ˆđ‘ˆđ‘–đ‘–ïżœ = 𝒁𝒁 ∙ ïżœ

đŒđŒ1â‹źđŒđŒđ‘–đ‘–ïżœ

(3-7), (3-8)

Im Allgemeinen sind in den Problemstellungen sowohl Spannungen als auch Ströme gegeben, wobei

die ZusammenhĂ€nge dann mit Hilfe einer Hybridmatrix beschrieben werden können. FĂŒr die Bildung

der Hybridmatrix wird im ersten Schritt die Admittanzmatrix in Teilmatrizen aufgeteilt.

FĂŒr das allgemeine System mit M+N Knoten wird angenommen, dass fĂŒr M Knoten die Spannungen

(uA) bekannt sind und fĂŒr N Knoten die Ströme (iB). Die Systemadmittanzmatrix wird so gewĂ€hlt, dass

sich bei den Strom- und Spannungsvektoren bekannte und gesuchte GrĂ¶ĂŸen separieren lassen.

⎝

⎜⎜⎛

đŒđŒ1â‹źđŒđŒđ‘€đ‘€đŒđŒđ‘€đ‘€+1⋼

đŒđŒđ‘€đ‘€+𝑁𝑁⎠

⎟⎟⎞

=

⎣⎱⎱⎱⎱⎡

𝑌𝑌1,1 ⋯ 𝑌𝑌1,𝑀𝑀⋼ ⋱ ⋼

𝑌𝑌𝑀𝑀,1 ⋯ 𝑌𝑌𝑀𝑀,𝑀𝑀

𝑌𝑌1,𝑀𝑀+1 ⋯ 𝑌𝑌1,𝑀𝑀+𝑁𝑁⋼ ⋱ ⋼

𝑌𝑌𝑀𝑀,𝑀𝑀+1 ⋯ 𝑌𝑌𝑀𝑀,𝑀𝑀+𝑁𝑁𝑌𝑌𝑀𝑀+1,1 ⋯ 𝑌𝑌𝑀𝑀+1,𝑀𝑀⋼ ⋱ ⋼

𝑌𝑌𝑀𝑀+𝑁𝑁,1 ⋯ 𝑌𝑌𝑀𝑀+𝑁𝑁,𝑀𝑀

𝑌𝑌𝑀𝑀+1,𝑀𝑀+1 ⋯ 𝑌𝑌𝑀𝑀+1,𝑀𝑀+𝑁𝑁⋼ ⋱ ⋼

𝑌𝑌𝑀𝑀+𝑁𝑁,𝑀𝑀+1 ⋯ 𝑌𝑌𝑀𝑀+𝑁𝑁,𝑀𝑀+đ‘đ‘âŽŠâŽ„âŽ„âŽ„âŽ„âŽ€

∙

⎝

⎜⎜⎛

𝑈𝑈1⋼𝑈𝑈𝑀𝑀𝑈𝑈𝑀𝑀+1⋼

𝑈𝑈𝑀𝑀+𝑁𝑁⎠

⎟⎟⎞

(3-9)

ïżœđ’Šđ’ŠđŽđŽđ’Šđ’Šđ”đ”ïżœ = ïżœ

𝒀𝒀𝐮𝐮𝐮𝐮 đ’€đ’€đŽđŽđ”đ”đ’€đ’€đ”đ”đŽđŽ đ’€đ’€đ”đ”đ”đ”

ïżœ ∙ ïżœđ’–đ’–đŽđŽđ’–đ’–đ”đ”ïżœ (3-10)

Durch Umformen der partitionierten Strom-Spannungsbeziehung (3-10) können die gesuchten GrĂ¶ĂŸen

als Operation der Hybridmatrix mit den gegebenen GrĂ¶ĂŸen ausgedrĂŒckt werden.

ïżœđ’Šđ’ŠđŽđŽđ’–đ’–đ”đ”ïżœ = ïżœ

𝑯𝑯𝐮𝐮𝐮𝐮 đ‘Żđ‘ŻđŽđŽđ”đ”đ‘Żđ‘Żđ”đ”đŽđŽ đ‘Żđ‘Żđ”đ”đ”đ”

ïżœ ∙ ïżœđ’–đ’–đŽđŽđ’Šđ’Šđ”đ” ïżœ (3-11)

Page 20: Berechnung elektrischer Energienetze

Allgemeine Lastflussrechnung

14

Die Elemente der Hybridmatrix berechnen sich zu

𝑯𝑯𝐮𝐮𝐮𝐮 = 𝒀𝒀𝐮𝐮𝐮𝐮 − đ’€đ’€đŽđŽđ”đ”đ’€đ’€đ”đ”đ”đ”âˆ’1đ’€đ’€đ”đ”đŽđŽ (3-12)

đ‘Żđ‘ŻđŽđŽđ”đ” = đ’€đ’€đŽđŽđ”đ”đ’€đ’€đ”đ”đ”đ”âˆ’1 (3-13)

đ‘Żđ‘Żđ”đ”đŽđŽ = âˆ’đ’€đ’€đ”đ”đ”đ”âˆ’1đ’€đ’€đ”đ”đŽđŽ (3-14)

đ‘Żđ‘Żđ”đ”đ”đ” = đ’€đ’€đ”đ”đ”đ”âˆ’1 (3-15)

Die Drehstromleistung der einzelnen Knoten kann bei bekannten Strömen und Spannungen mit

Matrizen berechnet werden.

𝒔𝒔 = đ‘Œđ‘Œđ‘‘đ‘‘đ‘–đ‘–đ‘›đ‘›đ‘‘đ‘‘ ∙ 𝒊𝒊∗ = đ‘Œđ‘Œđ‘‘đ‘‘đ‘–đ‘–đ‘›đ‘›đ‘‘đ‘‘đ’€đ’€âˆ—đ’–đ’–âˆ— (3-16) mit

đ‘Œđ‘Œđ‘‘đ‘‘đ‘–đ‘–đ‘›đ‘›đ‘‘đ‘‘ = ïżœđ‘ˆđ‘ˆ1 0 00 ⋱ 00 0 𝑈𝑈𝑁𝑁

ïżœ (3-17)

[1], [5]

Die Topologie eines Netzwerkes kann in einfacher Form mit Hilfe der Zweig-Knoten-Inzidenzmatrix A

beschrieben werden. Sie hat fĂŒr ein System mit N Knoten und L Zweigen die Dimension LxN. Das

Element Ai,j ist 1, wenn der Zweig i am Knoten j beginnt, -1, wenn der Zweig i am Knoten j endet und 0,

wenn der Zweig i nicht mit dem Knoten i verbunden ist. Die Summe aller Elemente in einer Zeile muss

0 ergeben.

Die Admittanzmatrix kann mit Hilfe der Inzidenzmatrix und der Zweigadmittanzmatrix Yd berechnet

werden, wenn die QuerkapazitĂ€ten fĂŒr alle Zweige vernachlĂ€ssigt werden können.

𝒀𝒀 = 𝑹𝑹𝑇𝑇𝒀𝒀𝑑𝑑𝑹𝑹 (3-18)

Die Elemente der Diagonalmatrix Ydiag entsprechen den Admittanzen der einzelnen Zweige. Sie hat die

Dimension LxL.

𝒀𝒀𝑑𝑑 = ïżœđ‘Œđ‘Œ1 0 00 ⋱ 00 0 𝑌𝑌𝐿𝐿

ïżœ (3-19)

Die vollstÀndige Herleitung und weitere Anwendungen der Zweig-Knoten-Inzidenzmatrix sind in [6] zu

finden. In der Literatur wird des Öfteren die transponierte von A verwendet und als Knoten-Zweig-

Inzidenzmatrix KZI, bzw. node-to-branch incidence matrix NBI, bezeichnet.

Page 21: Berechnung elektrischer Energienetze

Allgemeine Lastflussrechnung

15

3.2 Lineare und nichtlineare Problemstellungen Die Problemstellungen von Lastflussberechnungen ergeben sich aus den im Netzbereich vorhandenen

Knotenarten.

UnabhÀngig von der eigentlichen Problemstellung muss immer ein Knoten als Slackknoten definiert

werden, an welchem die Spannung vorgegeben wird und sich wie eine starre Spannungsquelle verhÀlt.

Als Slackknoten eignen sich grundsĂ€tzlich Einspeisungen aus ĂŒbergeordneten Spannungsebenen oder

spannungsgeregelte Generatoren.

3.2.1 Lineare Problemstellungen, I- und Z-Knoten Können Einspeisungen und Lasten in einem Netzbereich als simple I- oder Z-Knoten modelliert werden,

handelt es sich um lineare Problemstellungen, welche ohne großen Aufwand mit den Systemmatrizen

gelöst werden können. I-Knoten können ohne zusÀtzlichen Aufwand direkt mit Hilfe der Hybridmatrix

behandelt werden.

ïżœ

đŒđŒ1𝑈𝑈2⋼𝑈𝑈𝑖𝑖

ïżœ = 𝑯𝑯 ∙ ïżœ

𝑈𝑈1đŒđŒ2â‹źđŒđŒđ‘–đ‘–

ïżœ (3-20)

In diesem Fall ist der Knoten 1 als Slackknoten gewÀhlt und an den Knoten 2 bis i sind Lasten und

Erzeuger als Konstantstromsenken bzw. Konstantstromquellen (I-Knoten) angenommen.

Z-Knoten können ohne weiteren Aufwand in die Admittanzmatrix integriert werden, indem man die

entsprechende Admittanz am Lastknoten hinzufĂŒgt. Es ist dabei allerdings darauf zu achten, dass der

Knotenstrom dabei nicht direkt berechnet wird, sondern nachtrĂ€gliche ĂŒber die Knotenspannung und

der Lastimpedanz bestimmt werden muss.

Die Integration von Lasten als Z-Knoten außerhalb der Admittanzmatrix liefert zwar direkt die

Knotenströme ist aber mathematisch aufwĂ€ndiger und wird nur der VollstĂ€ndigkeit halber hier angefĂŒhrt.

FĂŒr die Bestimmung der Berechnungsvorschrift wird ein System mit M+N Knoten angenommen, wobei

an M Knoten die Spannung Ui bekannt ist und an N Knoten der Lastwiderstand ZLi. Die

dementsprechend partitionierte Strom-Spannungsbeziehung ergibt sich zu

ïżœđ’Šđ’ŠđŽđŽđ’Šđ’Šđ”đ”ïżœ = ïżœ

𝒀𝒀𝐮𝐮𝐮𝐮 đ’€đ’€đŽđŽđ”đ”đ’€đ’€đ”đ”đŽđŽ đ’€đ’€đ”đ”đ”đ”

ïżœ ∙ ïżœđ’–đ’–đŽđŽđ’–đ’–đ”đ”ïżœ (3-21)

und lÀsst sich in zwei Gleichungssysteme aufspalten

𝒊𝒊𝐮𝐮 = 𝒀𝒀𝐮𝐮𝐮𝐮𝒖𝒖𝐮𝐮 + đ’€đ’€đŽđŽđ”đ”đ’–đ’–đ”đ” (3-22) đ’Šđ’Šđ”đ” = đ’€đ’€đ”đ”đŽđŽđ’–đ’–đŽđŽ + đ’€đ’€đ”đ”đ”đ”đ’–đ’–đ”đ” (3-23)

Der Index A (i=1 bis M) bezieht sich dabei auf die Knoten mit bekannten Spannungen, der Index B

(i=M+1 bis N) auf Knoten mit bekannter Lastimpedanz ZLi.

Page 22: Berechnung elektrischer Energienetze

Allgemeine Lastflussrechnung

16

Ersetzt man uB in den Gleichungen (3-22) und (3-23) durch

đ’–đ’–đ”đ” = âˆ’đ’đ’đ‘‘đ‘‘đżđżđ’Šđ’Šđ”đ” (3-24)

𝒁𝒁𝑑𝑑𝐿𝐿 = ïżœđ‘đ‘đżđżđ‘€đ‘€+1 0 0

0 ⋱ 00 0 𝑍𝑍𝐿𝐿𝑁𝑁

ïżœ (3-25)

und löst das Gleichungssystem fĂŒr iA und iB erhĂ€lt man in Matrizenform:

ïżœđ’Šđ’ŠđŽđŽđ’Šđ’Šđ”đ”ïżœ = ïżœ

𝒀𝒀𝐮𝐮𝐮𝐮 − đ’€đ’€đŽđŽđ”đ”đ’đ’đ‘‘đ‘‘đżđżïżœđ‘Źđ‘Ź + đ’€đ’€đ‘đ‘đ‘đ‘đ’đ’đ‘‘đ‘‘đżđżïżœâˆ’1đ’€đ’€đ”đ”đŽđŽ

ïżœđ‘Źđ‘Ź + đ’€đ’€đ‘đ‘đ‘đ‘đ’đ’đ‘‘đ‘‘đżđżïżœâˆ’1đ’€đ’€đ”đ”đŽđŽ

ïżœ ∙ 𝒖𝒖𝐮𝐮 = ïżœđ‘żđ‘żđŽđŽđŽđŽđ‘żđ‘żđŽđŽđ”đ”

ïżœ ∙ 𝒖𝒖𝐮𝐮 (3-26)

Das Minus in (3-24) ergibt sich aus der Definition, dass Knotenströme und –leistungen fĂŒr Verbraucher

negativ sind. Aus der Gleichung (3-26) kann fĂŒr den gewĂŒnschten Slackknoten, wie in Kapitel 3.1

gezeigt, der sich Lastfluss berechnet werden.

Die Dimensionen der Teilmatrizen sind in Tabelle 3-1 angegeben.

Tabelle 3-1 Zeilen x Spalten

uA Mx1

iA Mx1

iB Nx1

ZdL NxN

XAA MxM

XAB NxM

3.2.2 Iterationsverfahren In Allgemeinen werden allerdings Einspeisungen und Lasten durch PQ- bzw. PV-Knoten beschrieben,

wodurch sich nichtlineare Aufgabenstellungen ergeben. Die gegebenen GrĂ¶ĂŸen können nicht direkt in

die Lastflussgleichungen integriert werden, sondern mĂŒssen durch Ersetzen der entsprechenden

Ströme ausgedrĂŒckt werden.

Ein allgemeines System beschrieben durch seine Hybridmatrix hat N Knoten, wobei Knoten 1 als

Slackknoten (Index A) gewÀhlt ist und die Knoten 2-N (Index B) als PQ-Knoten angenommen sind. Aus

dem entsprechenden Gleichungssystem (3-11) lassen sich Gleichungen fĂŒr die Spannung an den PQ-

Knoten angeben.

đ’–đ’–đ”đ” = đ‘Żđ‘Żđ”đ”đŽđŽđ’–đ’–đŽđŽ + đ‘Żđ‘Żđ”đ”đ”đ”đ’Šđ’Šđ”đ” (3-27)

Page 23: Berechnung elektrischer Energienetze

Allgemeine Lastflussrechnung

17

Die Ströme IB können aus der bekannten Scheinleistung der Knoten B berechnet werden.

đ’Šđ’Šđ”đ” = (đ‘Œđ‘Œđ”đ”đ‘‘đ‘‘đ‘–đ‘–đ‘›đ‘›đ‘‘đ‘‘âˆ’1 )∗ ∙ đ’”đ’”đ”đ”âˆ— (3-28)

Es ergibt sich dadurch fĂŒr uB ein nichtlineares Gleichungssystem, welches durch Iteration gelöst werden

kann. Als Abbruchbedingung fĂŒr die Iteration wird die Änderung der Spannung zwischen den Schritten

i und i-1 verwendet

đ’–đ’–đ”đ”,𝑖𝑖 = đ‘Żđ‘Żđ”đ”đŽđŽđ’–đ’–đŽđŽ + đ‘Żđ‘Żđ”đ”đ”đ”(đ‘Œđ‘Œđ”đ”đ‘‘đ‘‘đ‘–đ‘–đ‘›đ‘›đ‘‘đ‘‘,𝑖𝑖−1−1 )∗ ∙ đ’”đ’”đ”đ”âˆ— (3-29)

đ‘Œđ‘Œđ”đ”đ‘‘đ‘‘đ‘–đ‘–đ‘›đ‘›đ‘‘đ‘‘,𝑖𝑖 = 𝑑𝑑𝑗𝑗𝐿𝐿𝑑𝑑(đ’–đ’–đ”đ”,𝑖𝑖) (3-30) ïżœđ’–đ’–đ”đ”,𝑖𝑖 − đ’–đ’–đ”đ”,𝑖𝑖−1ïżœ < 𝜀𝜀 (3-31)

Als Startwerte fĂŒr UBdiag,0 eignet sich im Per-Unit-System die Einheitsmatrix. Diese Startwertvorgabe

wird als Flat Start bezeichnet und entspricht Nennspannung und gleichem Phasenwinkel an allen

Lastknoten. Typische Werte fĂŒr die Abbruchsbedingungen Δ liegen zwischen 10-6 und 10-3.

PV-Knoten können nur durch großen mathematischen Aufwand mit Hilfe des Iterationsverfahrens

berechnet werden. Es ist daher zielfĂŒhrender auch einfache Problemstellungen mit PV-Knoten mit dem

Funktionalmatrizenverfahren zu lösen.

Bei Netzen mit einer grĂ¶ĂŸeren Anzahl an PQ- bzw. PV-Knoten kann es zu langen Berechnungszeiten

kommen, insbesondere bei vollstĂ€ndiger BerĂŒcksichtigung der Querelemente.

3.2.3 Funktionalmatrizenverfahren Diese Lösungsmethode fĂŒr die nichtlinearen Problemstellungen basiert auf dem Leistungsfluss ĂŒber die

einzelnen Zweige des Systems, allerdings werden wie hierbei einige Annahmen getroffen um die

Berechnung zu erleichtern.

Zij

Zii Zjj

Ii Ij

Ui Uj

Abbildung 3-2, π-Ersatzschaltung eines Zweiges

Der Leistungsfluss von dem Knoten i zu dem Knoten j ĂŒber einen einzelnen als π-Ersatzschaltung

beschriebenen Zweig berechnet sich zu

𝑆𝑆𝑖𝑖𝑗𝑗 = đ‘ˆđ‘ˆđ‘–đ‘–đŒđŒđ‘–đ‘–âˆ— = 𝑈𝑈𝑖𝑖2(𝑌𝑌𝑖𝑖𝑖𝑖∗ + 𝑌𝑌𝑖𝑖𝑗𝑗∗) − 𝑈𝑈𝑖𝑖𝑈𝑈𝑗𝑗∗𝑌𝑌𝑖𝑖𝑗𝑗∗ (3-32)

Bei VernachlÀssigung der Querelemente, das entspricht einer VernachlÀssigung der

LeitungskapazitÀten, vereinfacht sich die Zweigleistung zu

Page 24: Berechnung elektrischer Energienetze

Allgemeine Lastflussrechnung

18

𝑆𝑆𝑖𝑖𝑗𝑗 = 𝑈𝑈𝑖𝑖2𝑌𝑌𝑖𝑖𝑗𝑗∗ − 𝑈𝑈𝑖𝑖𝑈𝑈𝑗𝑗∗𝑌𝑌𝑖𝑖𝑗𝑗∗ (3-33)

Durch Separation von Wirk- und Blindleistung erhÀlt man die folgenden Gleichungen

𝑃𝑃𝑖𝑖𝑗𝑗 =𝑈𝑈𝑖𝑖2

𝑍𝑍𝑖𝑖𝑗𝑗cos (𝜓𝜓𝑖𝑖𝑗𝑗) −

𝑈𝑈𝑖𝑖𝑈𝑈𝑗𝑗𝑍𝑍𝑖𝑖𝑗𝑗

cos(𝜗𝜗𝑖𝑖 − 𝜗𝜗𝑗𝑗 + 𝜓𝜓𝑖𝑖𝑗𝑗) (3-34)

𝑄𝑄𝑖𝑖𝑗𝑗 =𝑈𝑈𝑖𝑖2

𝑍𝑍𝑖𝑖𝑗𝑗sin (𝜓𝜓𝑖𝑖𝑗𝑗) −

𝑈𝑈𝑖𝑖𝑈𝑈𝑗𝑗𝑍𝑍𝑖𝑖𝑗𝑗

sin(𝜗𝜗𝑖𝑖 − 𝜗𝜗𝑗𝑗 + 𝜓𝜓𝑖𝑖𝑗𝑗) (3-35)

Kann die Zweigimpedanz zwischen den Knoten i und j als rein induktiv angenommen werden, das

entspricht einer verlustlosen Leitung, vereinfachen sich die Gleichungen (3-34)und (3-35) zu

𝑃𝑃𝑖𝑖𝑗𝑗 =𝑈𝑈𝑖𝑖𝑈𝑈𝑗𝑗𝑍𝑍𝑖𝑖𝑗𝑗

sin(𝜗𝜗𝑖𝑖 − 𝜗𝜗𝑗𝑗) (3-36)

𝑄𝑄𝑖𝑖𝑗𝑗 =𝑈𝑈𝑖𝑖2

𝑍𝑍𝑖𝑖𝑗𝑗−𝑈𝑈𝑖𝑖𝑈𝑈𝑗𝑗𝑍𝑍𝑖𝑖𝑗𝑗

cos(𝜗𝜗𝑖𝑖 − 𝜗𝜗𝑗𝑗) (3-37)

Ausgehend von den Gleichungen fĂŒr die LeistungsĂŒbertragung, lĂ€sst sich die Knotenleistung im Knoten

i als Summe aller Zweigleistungen berechnen, wobei Îœi alle Knotenindizes welche direkt mit Knoten i

verbunden sind beinhaltet.

𝑃𝑃𝑖𝑖 = đ‘ˆđ‘ˆđ‘–đ‘–ïżœđ‘ˆđ‘ˆđ‘—đ‘—đ‘đ‘đ‘–đ‘–đ‘—đ‘—

sin(𝜗𝜗𝑖𝑖 − 𝜗𝜗𝑗𝑗)𝑗𝑗𝑗𝑗𝜈𝜈𝑖𝑖

(3-38)

𝑄𝑄𝑖𝑖 = đ‘ˆđ‘ˆđ‘–đ‘–ïżœïżœđ‘ˆđ‘ˆđ‘–đ‘–đ‘đ‘đ‘–đ‘–đ‘—đ‘—

−𝑈𝑈𝑗𝑗𝑍𝑍𝑖𝑖𝑗𝑗

cosïżœđœ—đœ—đ‘–đ‘– − đœ—đœ—đ‘—đ‘—ïżœïżœđ‘—đ‘—đ‘—đ‘—đœˆđœˆđ‘–đ‘–

(3-39)

Alle Knotenleistungen eines Systems mit N Knoten können nun als nichtlineare Funktion von

Knotenspannung und deren Winkel ausgedrĂŒckt werden.

⎝

⎜⎜⎛

𝑃𝑃1⋼𝑃𝑃𝑁𝑁𝑄𝑄1⋼𝑄𝑄𝑁𝑁⎠

⎟⎟⎞

= 𝑓𝑓(𝜗𝜗1, 
𝜗𝜗𝑁𝑁 ,𝑈𝑈1, 
 ,𝑈𝑈𝑁𝑁) 𝑏𝑏𝑏𝑏𝑏𝑏. 𝒔𝒔 = 𝑓𝑓(𝒖𝒖)

(3-40)

Durch Ableiten von f(u) nach u und ϑ bzw. u erhĂ€lt man die Jacobimatrix und die Änderung der Leistung.

Es kann durch Einsetzen eines Arbeitspunktes u0 die LeistungsÀnderung um den Arbeitspunkt

linearisiert werden [5, p. 72].

ïżœđ‘‘đ‘‘đ’‘đ’‘đ‘‘đ‘‘đ’’đ’’ïżœ = ïżœ

𝜕𝜕𝑃𝑃𝜕𝜕𝜗𝜗

𝜕𝜕𝑃𝑃𝜕𝜕𝑈𝑈

𝜕𝜕𝑄𝑄𝜕𝜕𝜗𝜗

𝜕𝜕𝑄𝑄𝜕𝜕𝑈𝑈

ïżœ ïżœđ‘‘đ‘‘đ‘đ‘đ‘‘đ‘‘đ’–đ’–ïżœ 𝑏𝑏𝑏𝑏𝑏𝑏. 𝑑𝑑𝒔𝒔 = đ‘±đ‘± ∙ 𝑑𝑑𝒖𝒖 (3-41)

Page 25: Berechnung elektrischer Energienetze

Allgemeine Lastflussrechnung

19

Aus den Gleichungen (3-40), (3-41) und den durch die von PQ- bzw. PV-Knoten vorgegebenen

Leistungen lÀsst sich eine Lösung mit Hilfe des Newton-Raphson-Verfahren finden. Der Index i gibt

dabei den Iterationsschritt an.

đ‘‘đ‘‘ïżœđ’–đ’–đ‘–đ‘–ïżœ = đ‘“đ‘“ïżœđ’–đ’–đ‘–đ‘–ïżœ − 𝒔𝒔𝑠𝑠𝑠𝑠𝑠𝑠𝑠𝑠 = ! 0 (3-42) 𝜕𝜕𝑑𝑑𝜕𝜕𝒖𝒖

(𝒖𝒖𝑖𝑖) = đœđœïżœđ’–đ’–đ‘–đ‘–ïżœ (3-43)

𝒖𝒖𝑖𝑖+1 = 𝒖𝒖𝑖𝑖 − đœđœïżœđ’–đ’–đ‘–đ‘–ïżœâˆ’1 ∙ đ‘‘đ‘‘ïżœđ’–đ’–đ‘–đ‘–ïżœ (3-44)

Bei der Berechnung der Ableitung von g ist zu beachten, dass ssoll die vorgegebenen Werte der PQ-

und PV-Knoten beinhaltet und daher eine Konstante ist. Die Iteration wird beendet sobald die g(ui) eine

gewÀhlte Schranke (10-6 bis 10-3) unterschreitet.

Bei der Anwendung des Funktionalmatrizenverfahrens ist die gesuchte GrĂ¶ĂŸe die komplexe Spannung

U in jedem Knoten, durch die Aufspaltung in Betrag und Phase ergeben sich fĂŒr ein Netzwerk mit N

Knoten folglich 2N Gleichungen. Die Vorgabe des Slackknotens (Betrag und Phase bekannt) und PV-

Knoten (Betrag der Spannung bekannt) verringern die Anzahl der Gleichungen auf 2(N-1) - #(PV-

Knoten). Die entsprechenden Zeilen des Gleichungssystems (3-40) und (3-41) werden vor der

Berechnung gestrichen.

Prinzipiell kann das Newton-Raphson-Verfahren auch ohne jegliche Vereinfachungen durchgefĂŒhrt

werden, allerdings vergrĂ¶ĂŸert sich der Rechenaufwand, insbesondere bei Erstellen der Jakobi-Matrize.

3.3 Netzreduktion Nachdem der Rechenaufwand mit der Anzahl der Knoten in einem Netz ansteigt, kann es notwendig

sein das untersuchte Netz zu reduzieren. Es wird dabei auf Spannungsinformationen in reduzierten

Knoten und auf die LastflĂŒsse auf den reduzierten Leitungen verzichtet.

Der erste Schritt zur Netzreduktion ist die Definition des Netzbereiches, welcher vollstÀndig berechnet

werden soll. Die in diesem Bereich liegenden Knoten, welche nur Zweige zu Knoten besitzen, welche

ebenfalls innerhalb des betrachteten Netzbereichs liegen, bleiben unverÀndert und sind im Folgenden

als Gruppe 1 bezeichnet, die Randknoten sind in Gruppe 2 zusammengefasst. Die Knoten außerhalb

des definierten Bereichs, Gruppe 3, sind die zu reduzierenden Knoten, siehe Abbildung 3-3. Die

Admittanzmatrix des aufgeteilten Systems ergibt sich zu:

ïżœđ’Šđ’Š1𝒊𝒊2𝒊𝒊3ïżœ = ïżœ

𝒀𝒀11 𝒀𝒀12 0𝒀𝒀21 𝒀𝒀22 𝒀𝒀23

0 𝒀𝒀32 𝒀𝒀33ïżœ ïżœđ’–đ’–1𝒖𝒖2𝒖𝒖3ïżœ

(3-45)

Bei Formel (3-45) und im Folgenden ist zu beachten, dass die Teilelemente der Strom-

/Spannungsvektoren und Admittanzmatrix ebenfalls Vektoren und Matrizen mit der entsprechenden

GrĂ¶ĂŸe der dazugehörenden Knotengruppe sind.

Page 26: Berechnung elektrischer Energienetze

Allgemeine Lastflussrechnung

20

Durch die Wahl der Knotengruppen sind die Teilmatrizen Y13 und Y31 leer, wodurch es möglich ist die

Knoten der Gruppe 3 als Ersatzlasten bzw. Ersatzeinspeisungen in den Knoten der Gruppe 2 zu

integrieren. Die Knotenspannungen u3, Gleichung (3-46),wird dafĂŒr in den Gleichungen der Ströme I2,

(3-47), eliminiert. Aus der resultierenden Gleichung, (3-48), kann nun in Ersatzeinspeisung an den

Knoten der Gruppe 2 iÂŽ2 und eine Ersatzadmittanzmatrix YÂŽ22 ermittelt werden.

𝒖𝒖3 = 𝒀𝒀33−1𝒊𝒊3 − 𝒀𝒀33−1𝒀𝒀32𝒖𝒖2 (3-46) 𝒊𝒊2 = 𝒀𝒀21𝒖𝒖1 + 𝒀𝒀22𝒖𝒖2 + 𝒀𝒀23𝒖𝒖3 (3-47)

𝒊𝒊2 − 𝒀𝒀23𝒀𝒀33−1𝒊𝒊3 = 𝒀𝒀21𝒖𝒖1 + ïżœđ’€đ’€22 − 𝒀𝒀23𝒀𝒀33−1𝒀𝒀32ïżœđ’–đ’–2 (3-48)

ïżœđ’Šđ’Š1𝒊𝒊2â€Čïżœ = ïżœ

𝒀𝒀11 𝒀𝒀12𝒀𝒀21 𝒀𝒀22â€Č

ïżœ ïżœđ’–đ’–1𝒖𝒖2ïżœ (3-49)

Das durch (3-49) beschriebene Ersatznetz verhÀlt sich an den Knoten der Gruppe 2 exakt wie das

ursprĂŒngliche Netz.

Abbildung 3-3, VollstÀndiges und reduziertes Netz, [1] [1]

Knoten ohne Last oder Einspeisung an welchen nur zwei Zweige verbunden sind, lassen sich durch die

Berechnung der Serienschaltung von den π-Ersatzschaltungen der Zweige reduzieren. Ein Beispiel fĂŒr

solche Knoten sind ÜbergĂ€nge von Freileitungen auf Kabelstrecken, welche ohne Reduzierung als PQ-

Knoten mit einer Scheinleistung von 0 behandelt werden mĂŒssten.

𝒊𝒊2â€Č 𝒀𝒀22â€Č

Page 27: Berechnung elektrischer Energienetze

DC-Lastfluss

21

U1 U2

I2I1

Y1 U3

I3-I2

Y2

Abbildung 3-4, Schematische Darstellung von seriellen Zweigen

Im ersten Schritt wird ausgehend von der Admittanzmatrix Y eines Zweiges die inverse Kettenmatrix

bestimmt. In der Literatur wird die inverse Kettenmatrix im Allgemeinen mit B bezeichnet, allerdings wird

in diesem Skriptum B bereits fĂŒr die Suszeptanzmatrix verwendet. Es wird daher fĂŒr die inverse

Kettenmatrix K verwendet um Verwechslungen zu vermeiden.

ïżœđŒđŒ1đŒđŒ2ïżœ = ïżœ

𝑌𝑌11 𝑌𝑌12𝑌𝑌21 𝑌𝑌22

ïżœ1ïżœđ‘ˆđ‘ˆ1𝑈𝑈2ïżœ (3-50)

ïżœđ‘ˆđ‘ˆ2âˆ’đŒđŒ2

ïżœ =1𝑌𝑌12

ïżœâˆ’đ‘Œđ‘Œ11 1

detïżœđ’€đ’€ïżœ −𝑌𝑌22ïżœ1ïżœđ‘ˆđ‘ˆ1đŒđŒ1ïżœ = đ‘Čđ‘Č1 ïżœ

𝑈𝑈1đŒđŒ1ïżœ (3-51)

Der Strom I2 wird fĂŒr die Berechnung von K als negativ gewĂ€hlt um weitere π-Glieder durch einfache

Matrizenmultiplikationen in Serie schalten zu können. FĂŒr mehrere Glieder kann die resultierende

inverse Kettenmatrix als Produkt der einzelnen Matrizen berechnet werden.

ïżœđ‘ˆđ‘ˆ3âˆ’đŒđŒ3

ïżœ = đ‘Čđ‘Č2 ïżœđ‘ˆđ‘ˆ2âˆ’đŒđŒ2

ïżœ = đ‘Čđ‘Č2đ‘Čđ‘Č1 ïżœđ‘ˆđ‘ˆ1đŒđŒ1ïżœ = ïżœ

đŸđŸ11 đŸđŸ13đŸđŸ31 đŸđŸ33

ïżœ ïżœđ‘ˆđ‘ˆ1đŒđŒ1ïżœ (3-52)

In weiterer Folge kann aus (3-52) die resultierende Ersatzadmittanzmatrix der seriellen Zweige

berechnet werden. Aus den Elementen der Ersatzadmittanzmatrix können die Leitungsparameter der

Ersatzleitung bestimmt werden.

ïżœđŒđŒ1đŒđŒ3ïżœ =

1đŸđŸ13

ïżœâˆ’đŸđŸ11 1

detïżœđ‘Čđ‘Čïżœ âˆ’đŸđŸ33ïżœ1ïżœđ‘ˆđ‘ˆ1𝑈𝑈3ïżœ (3-53)

4 DC-Lastfluss Der DC-Lastfluss ist eine Linearisierung des allgemeinen AC-Lastflusses. Die Linearisierung basiert auf

den folgenden drei Annahmen:

1. FĂŒr die Zweige wird vorausgesetzt, dass der Widerstandsbelag im Vergleich zu dem

InduktivitÀtsbelag vernachlÀssigbar klein ist und die QuerkapazitÀten ebenfalls nicht betrachtet

werden mĂŒssen. Durch die gewĂ€hlte Vereinfachung gehen die Netzverluste nicht in den

Lastfluss ein.

Z𝑖𝑖𝑗𝑗 ≈ 𝑗𝑗𝑋𝑋𝑖𝑖𝑗𝑗 ∀ 𝑍𝑍𝑏𝑏𝑒𝑒𝑗𝑗𝑑𝑑𝑒𝑒 (4-1)

Page 28: Berechnung elektrischer Energienetze

DC-Lastfluss

22

FĂŒr den DC-Lastfluss ist es in der Folge ausreichend, anstelle der komplexen

Zweigadmittanzdiagonalmatrix Yd eine Zweigsuszeptanzdiagonalmatrix Bd zu verwenden. Die

daraus resultierende Systemsuszeptanzmatrix wird mit B bezeichnet.

đ‘©đ‘©đ‘‘đ‘‘ =

⎣⎱⎱⎱⎡

1𝑋𝑋1

0 0

0 ⋱ 0

0 01đ‘‹đ‘‹đ‘đ‘âŽŠâŽ„âŽ„âŽ„âŽ€

(4-2)

đ‘©đ‘© = đ‘šđ‘šđ‘‡đ‘‡đ‘©đ‘©đ‘‘đ‘‘đ‘šđ‘š (4-3)

2. Das Spannungsprofil wird ĂŒber das gesamte Netz als flach angenommen, das heißt alle

Knotenspannungen sind im Per-Unit-System gleich groß.

Ui ≈ 1 ∀ đŸđŸđ‘—đ‘—đ‘đ‘đ‘Ąđ‘Ąđ‘’đ‘’đ‘—đ‘— (4-4)

3. Die Spannungswinkel zwischen benachbarten Knoten werden als klein angenommen. Dadurch

können die trigonometrischen Terme der AC-Lastflussgleichungen linearisiert werden.

sin (𝛿𝛿𝑖𝑖 − 𝛿𝛿𝑗𝑗) ≈ 𝛿𝛿𝑖𝑖 − 𝛿𝛿𝑗𝑗 (4-5)

cos (𝛿𝛿𝑖𝑖 − 𝛿𝛿𝑗𝑗) ≈ 1 (4-6)

Aus den Annahmen fĂŒr den DC-Lastfluss kann abgeleitet werden, dass nur WirkleistungslastflĂŒsse

berechnet werden, sowie perfekte SpannungsstĂŒtzung, Blindleistungsmanagement und

vernachlĂ€ssigbare Übertragungsverluste vorausgesetzt werden.

Dadurch, dass der DC-Lastfluss eine Linearisierung des allgemeinen Lastflusses ist, hat der gewÀhlte

Arbeitspunkt auf die Linearisierung einen Einfluss, welcher aber nur gering ist. In der Praxis können

daher die gleichen DC-Lastflussgleichungen fĂŒr alle möglichen Arbeitspunkte verwendet werden,

solange es keine Änderung in der Topologie gibt.

4.1 Grundlegende DC-Lastflussgleichungen - PTDF Die Lastflussgleichungen (3-36) und (3-37) werden mit den Annahmen fĂŒr den DC-Lastflusses weiter

vereinfacht:

𝑃𝑃𝑖𝑖𝑗𝑗 =𝑈𝑈𝑖𝑖𝑈𝑈𝑗𝑗𝑍𝑍𝑖𝑖𝑗𝑗

sinïżœđœ—đœ—đ‘–đ‘– − đœ—đœ—đ‘—đ‘—ïżœ ≈1𝑋𝑋𝑖𝑖𝑗𝑗

(𝜗𝜗𝑖𝑖 − 𝜗𝜗𝑗𝑗) (4-7)

𝑄𝑄𝑖𝑖𝑗𝑗 =𝑈𝑈𝑖𝑖2

𝑍𝑍𝑖𝑖𝑗𝑗−𝑈𝑈𝑖𝑖𝑈𝑈𝑗𝑗𝑍𝑍𝑖𝑖𝑗𝑗

cosïżœđœ—đœ—đ‘–đ‘– − đœ—đœ—đ‘—đ‘—ïżœ ≈ 0 (4-8)

Page 29: Berechnung elektrischer Energienetze

DC-Lastfluss

23

Die Zweigleistungen können mit Hilfe der Inzidenzmatrix und der Zweigsuszeptanzmatrix berechnet

werden.

𝒑𝒑𝐿𝐿 = đ‘©đ‘©đ‘‘đ‘‘đ‘šđ‘š ∙ đœčđœč (4-9)

Die Knotenleistung Pi wird, wie beim AC-Lastfluss, aus der Summe aller Zweigleistungen Pij gebildet. In

der Menge Îœi sind die mit Knoten i verbundenen Knoten angegeben.

𝑃𝑃𝑖𝑖 = ïżœ1𝑋𝑋𝑖𝑖𝑗𝑗

ïżœđœ—đœ—đ‘–đ‘– − đœ—đœ—đ‘—đ‘—ïżœđ‘—đ‘— ∈ 𝜐𝜐𝑖𝑖

(4-10)

Die Knotenleistungen des gesamten Netzes können mit Hilfe der Admittanzmatrix bzw. der

Inzidenzmatrix und den Zweigadmittanzen, berechnet werden.

𝒑𝒑𝑁𝑁 = đ‘šđ‘šđ‘‡đ‘‡đ‘©đ‘©đ‘‘đ‘‘đ‘šđ‘š ∙ đœčđœč = đ‘©đ‘© ∙ đœčđœč (4-11)

FĂŒr die Berechnung des DC-Lastflusses muss, wie auch beim AC-Lastfluss, ein Slackknoten definiert

werden. An diesem Knoten ist der Spannungswinkel mit 0 vorgegeben und muss aus dem Set an

Gleichungen eliminiert werden um die SingularitÀt in den Matrizen zu verhindern. Die Eliminierung

entspricht der Reduzierung der auf den Slackknoten referenzierten Spalte und Zeile der Matrix YB, der

dem Slackknoten zugeordneten Spalte der Matrix BdA und den entsprechenden EintrĂ€gen in p und ϑ.

Diese Reduktion kann rechnerisch einfacher implementiert werden, indem die dem Slackknoten

zugeordnete Spalte in A eliminiert wird. Als zusÀtzliche Gleichung, um eine eindeutige Lösung zu

erhalten, wird die Summe aller Knotenleistungen, welche ident 0 sein muss, benötigt.

ïżœđ‘ƒđ‘ƒđ‘–đ‘–

𝑁𝑁

𝑖𝑖=1

= 0 (4-12)

Aus den Gleichungen (4-9) und (4-11) kann ein linearer Zusammenhang zwischen den Zweigleistungen

und den Knotenleistungen berechnet werden.

𝒑𝒑𝐿𝐿 = (đ‘©đ‘©đ‘‘đ‘‘đ‘šđ‘š)( đ‘šđ‘šđ‘‡đ‘‡đ‘©đ‘©đ‘‘đ‘‘đ‘šđ‘š)−1 ∙ 𝒑𝒑𝑁𝑁 = đ‘·đ‘·đ‘·đ‘·đ‘·đ‘·đ‘·đ‘· ∙ 𝒑𝒑𝑁𝑁 (4-13)

FĂŒr die Berechnung der Power Transfer Distribution Faktor Matrix (PDTF) mĂŒssen die reduzierten

Matrizen verwendet werden, wodurch die Matrix fĂŒr ein Netzwerk mit L Zweigen und N Knoten die

Dimension Lx(N-1) hat. Das Element PTDFln gibt den durch eine Leistungsinjektion von 1 p.u. im Knoten

n und Leistungsentnahme von 1 p.u. im Slackknoten verursachten Lastfluss ĂŒber die Leitung l an. Die

Werte der einzelnen Elemente sind daher von der Wahl des Slackknoten beeinflusst.

Anzumerken ist, dass der einfache Zusammenhang zwischen Knotenleistung und Zweigleistung,

welcher sich aus den Gleichungen (4-9) und (4-11) zu

𝒑𝒑𝑁𝑁 = 𝑹𝑹𝑇𝑇 ∙ 𝒑𝒑𝑳𝑳 (4-14)

ableiten lÀsst, wegen der Nichtexistenz der Inversen von A nicht umkehrbar ist.

Page 30: Berechnung elektrischer Energienetze

DC-Lastfluss

24

4.2 Phasenschiebertransformatoren im DC-Lastfluss - PSDF Im DC-Lastfluss können Phasenschiebertransformatoren (PST) als einfache WinkelÀnderung αij

zwischen den Anschlussknoten i und j implementiert werden. Die erweiterten Gleichungen fĂŒr die Zweig-

und Knotenleistungen ergeben sich zu

𝑃𝑃𝑖𝑖𝑗𝑗 =1𝑋𝑋𝑖𝑖𝑗𝑗

(𝜗𝜗𝑖𝑖 − 𝜗𝜗𝑗𝑗 + αij) (4-15)

𝑃𝑃𝑖𝑖 = ïżœ1𝑋𝑋𝑖𝑖𝑗𝑗

ïżœđœ—đœ—đ‘–đ‘– − 𝜗𝜗𝑗𝑗 + αijïżœđ‘—đ‘— ∈ 𝜐𝜐𝑖𝑖

(4-16)

und können mit den entsprechenden Matrizen ĂŒbergefĂŒhrt werden in

𝒑𝒑𝐿𝐿 = đ‘©đ‘©đ‘‘đ‘‘đ‘šđ‘š ∙ đœčđœč + đ‘©đ‘©đ‘‘đ‘‘ ∙ đœ¶đœ¶ (4-17) 𝒑𝒑𝑁𝑁 = đ‘šđ‘šđ‘‡đ‘‡đ‘©đ‘©đ‘‘đ‘‘đ‘šđ‘š ∙ đœčđœč + đ‘šđ‘šđ‘‡đ‘‡đ‘©đ‘©đ‘‘đ‘‘ ∙ đœ¶đœ¶ (4-18)

Werden diese beiden Gleichungen zusammengefĂŒhrt erhĂ€lt man einen linearen Zusammenhang

zwischen den Zweigleistungen und den Knotenleistungen sowie den Phasenschieberwinkeln, welcher

mit Hilfe der schon bekannten PTDF Matrix und der Phase Shift Distribution Faktor PSDF Matrix

beschrieben wird.

𝒑𝒑𝐿𝐿 = đ‘·đ‘·đ‘·đ‘·đ‘·đ‘·đ‘·đ‘· ∙ 𝒑𝒑𝑁𝑁 + đ‘·đ‘·đ‘·đ‘·đ‘·đ‘·đ‘·đ‘· ∙ đœ¶đœ¶ (4-19) mit

đ‘·đ‘·đ‘·đ‘·đ‘·đ‘·đ‘·đ‘· = đ‘©đ‘©đ‘‘đ‘‘ − (đ‘©đ‘©đ‘‘đ‘‘đ‘šđ‘š)( đ‘šđ‘šđ‘‡đ‘‡đ‘©đ‘©đ‘‘đ‘‘đ‘šđ‘š)−1(đ‘šđ‘šđ‘‡đ‘‡đ‘©đ‘©đ‘‘đ‘‘) (4-20)

FĂŒr die Berechnung der PSDF Matrix mĂŒssen, wie schon fĂŒr die PTDF, die reduzierten Matrizen

verwendet werden. Das Element PSDFll‘ gibt hierbei die Änderung der ĂŒbertragenen Leistung des

Zweigs l fĂŒr eine WinkelĂ€nderung von 1 rad im Zweig l‘ an. Das Vorzeichen der LeistungsĂ€nderung ist

durch das Vorzeichen der WinkelÀnderung in den Gleichungen (4-15) und (4-16) festgelegt. In diesem

Skriptum wurde sie so gewÀhlt, dass eine positive WinkelÀnderung zu einer positiven

LeistungsĂ€nderung im zugehörigen Zweig fĂŒhrt. Im Gegensatz zu den Elementen der PTDF Matrix sind

die Werte der PSDF Matrix von dem gewÀhlten Slackknoten unabhÀngig.

FĂŒr die Berechnung der PSDF wurde bisher angenommen, dass in jedem Zweig ein PST vorhanden ist

und dadurch auch eine WinkelĂ€nderung auftritt und die Dimension folglich fĂŒr ein Netz mit L Zweigen

LxL ist. In der RealitÀt sind allerdings nur die wenigsten Zweige mit PSTs ausgestattet und in allen

anderen Zweigen sind die WinkelÀnderungen ident Null. Die PSDF kann daher auf die den PST-

Zweigen zugeordneten Spalten reduziert werden und hat fĂŒr ein Netz mit L Zweigen und L‘ PST-

Zweigen die Dimension LxL‘.

Page 31: Berechnung elektrischer Energienetze

DC-Lastfluss

25

4.3 Auswirkung von ZweigausfĂ€llen im DC-Lastfluss – LODF Neben einer schnellen Berechnung der WirkleistungsflĂŒsse kann mit Hilfe des DC-Lastflusses auch die

Auswirkung von AusfĂ€llen von einzelnen Zweigen berechnet werden. FĂŒr die Analyse der möglichen

Ausfallszenarien ist es sinnvoll, dass das System in ausgefallene Zweige und verbleibende Zweige und

den dazugehörenden Inzidenzmatrizen zu unterteilt wird. Es wird dafĂŒr die folgende Notation verwendet:

R Index fĂŒr die Menge der verbleibende (remaining) Zweige

O Index fĂŒr die Menge der ausgefallenen (outage) Zweige

Ί Knoten-verbleibende-Zweige-Inzidenzmatrix, entspricht den Spalten R in AT

Κ Knoten-ausgefallene-Zweige-Inzidenzmatrix, entspricht den Spalten O in AT

b Base case, Vorfehlerzustand

c Post contingency case, Nachfehlerzustand

Mit Hilfe dieser Definition lassen sich die korrespondierenden Teilmatrizen der PTDF und PSDF folgend

allgemein berechnen:

đ‘·đ‘·đ‘·đ‘·đ‘·đ‘·đ‘·đ‘·đ‘…đ‘… = (đ‘©đ‘©đ‘‘đ‘‘đ‘…đ‘…đ“đ“đ‘‡đ‘‡)đ‘©đ‘©âˆ’1 (4-21)

đ‘·đ‘·đ‘·đ‘·đ‘·đ‘·đ‘·đ‘·đ‘…đ‘…đ‘…đ‘… = đ‘©đ‘©đ‘‘đ‘‘đ‘…đ‘… − đ‘©đ‘©đ‘‘đ‘‘đ‘…đ‘… ∙ 𝝓𝝓𝑇𝑇 ∙ đ‘©đ‘©âˆ’1 ∙ (𝝓𝝓 ∙ đ‘©đ‘©đ‘‘đ‘‘đ‘…đ‘…) (4-22)

đ‘·đ‘·đ‘·đ‘·đ‘·đ‘·đ‘·đ‘·đ‘‚đ‘‚đ‘…đ‘… = đ‘·đ‘·đ‘·đ‘·đ‘·đ‘·đ‘·đ‘·đ‘…đ‘…đ‘‚đ‘‚đ‘‡đ‘‡ = âˆ’đ‘©đ‘©đ‘‘đ‘‘đ‘‚đ‘‚ ∙ 𝝍𝝍𝑇𝑇 ∙ đ‘©đ‘©âˆ’1 ∙ (𝝓𝝓 ∙ đ‘©đ‘©đ‘‘đ‘‘đ‘…đ‘…) (4-23)1

Die zu der Menge O gehörenden Matrizen können durch Einsetzen von BdO und Κ fĂŒr die Suszeptanz-

und Inzidenzmatrizen in Gleichungen (4-21) und (4-22) ermittelt werden.

Der Wirkleistungsfluss nach Ausfall von O Zweigen kann konventionell bestimmt werden, indem die

neue Systemsuszeptanzmatrix Bc aus den Suszeptanzen und Inzidenzmatrizen der Zweige aus R

gebildet wird und die dazugehörigen PTDF- und PSDF-Matrizen berechnet werden.

đ‘©đ‘©đ‘đ‘ = đœ±đœ±đ‘©đ‘©đ‘‘đ‘‘đ‘…đ‘…đœ±đœ±đ‘‡đ‘‡ (4-24) 𝒑𝒑𝐿𝐿𝑅𝑅𝑐𝑐 = đ‘·đ‘·đ‘·đ‘·đ‘·đ‘·đ‘·đ‘·đ‘…đ‘…đ‘đ‘ ∙ 𝒑𝒑𝑁𝑁 + đ‘·đ‘·đ‘·đ‘·đ‘·đ‘·đ‘·đ‘·đ‘…đ‘…đ‘…đ‘…đ‘đ‘ ∙ đœ¶đœ¶đ‘…đ‘… (4-25)

Eine alternative Berechnungsmethode ist die Verwendung der Line Outage Distribution Faktor Matrix

(LODF). Das Element LODFro gibt dabei die zusÀtzliche Zweigleistung normiert auf 1 p.u. im Zweig r

nach einem Ausfall von Zweig o an. Durch die LinearitÀt des DC-Lastflusses kann der

Nachfehlerlastfluss in den Zweigen R aus einer Überlagerung des Ausgangszustandes und den durch

den Ausfall der Zweige O verursachten zusĂ€tzlichen LastflĂŒssen berechnet werden:

𝒑𝒑𝐿𝐿𝑅𝑅𝑐𝑐 = 𝒑𝒑𝐿𝐿𝑅𝑅𝑏𝑏 + đ‘łđ‘łđ‘łđ‘łđ‘·đ‘·đ‘·đ‘·đ‘…đ‘…đ‘‚đ‘‚ ∙ 𝒑𝒑𝐿𝐿𝑂𝑂𝑏𝑏 (4-26)

1 Die Gleichheit von PSDFOR und PSDFROT ist durch die Diagonalsymmetrie der PSDF Matrix gegeben und lÀsst sich durch Anwendung von (AB)T=BTAT auf (4-23) einfach beweisen.

Page 32: Berechnung elektrischer Energienetze

DC-Lastfluss

26

đ‘łđ‘łđ‘łđ‘łđ‘·đ‘·đ‘·đ‘·đ‘…đ‘…đ‘‚đ‘‚ = đ‘·đ‘·đ‘·đ‘·đ‘·đ‘·đ‘·đ‘·đ‘…đ‘…đ‘đ‘ ∙ 𝝍𝝍 = đ‘©đ‘©đ‘‘đ‘‘đ‘…đ‘… ∙ 𝝓𝝓𝑇𝑇 ∙ đ‘©đ‘©đ‘đ‘âˆ’1 ∙ 𝝍𝝍 (4-27)

Aus der Definition der LODF Matrix ist ersichtlich, dass es sich dabei um die Berechnung der

Zweigleistungen eines passiven Netzwerkes, d.h. es werden Leistungen eingespeist bzw. entnommen,

bei Übertragung von 1 p.u. vom Anfangknoten i zum Endknoten j des ausgefallenen Zweigs o. Bei

Betrachtung von mehreren ausgefallenen Zweigen, entspricht jede Spalte der LODF Matrix den

zusĂ€tzlichen Zweigleistungen des passiven Netzwerks. Folglich ist die Dimension der LODF fĂŒr ein

Netzwerk mit R nichtausgefallenen Zweigen und O ausgefallenen Zweigen RxO.

Active Network R

i j

Branch O

Active Network R

i j

Branch OPLO

= +Passive Network R

i j

PLO

Branch O

Abbildung 4-1, Schematische Darstellung der Zweigleistung im Nachfehlerzustand mit LODFs

FĂŒr die Berechnung von Netzen mit einer großen Anzahl an Knoten benötigen beide Methoden viel

Rechenzeit, da die notwendige Invertierung der Systemsuszeptanzmatrix durchgefĂŒhrt werden muss.

Bei der Verwendung von der LODF kann die Invertierung umgangen werden, in dem folgende

Berechnung angewendet wird [7]

đ‘łđ‘łđ‘łđ‘łđ‘·đ‘·đ‘·đ‘·đ‘…đ‘…đ‘‚đ‘‚ = đ‘·đ‘·đ‘·đ‘·đ‘·đ‘·đ‘·đ‘·đ‘…đ‘… ⋅ 𝝍𝝍 ∙ (𝑬𝑬 − đ‘·đ‘·đ‘·đ‘·đ‘·đ‘·đ‘·đ‘·đ‘‚đ‘‚ ⋅ 𝝍𝝍)−1 = đ‘·đ‘·đ‘·đ‘·đ‘·đ‘·đ‘·đ‘·đ‘…đ‘…đ‘‚đ‘‚ ∙ (𝑬𝑬 − đ‘·đ‘·đ‘·đ‘·đ‘·đ‘·đ‘·đ‘·đ‘‚đ‘‚đ‘‚đ‘‚)−1 (4-28)

Durch effizientere Berechnung der LODF Matrix wird die benötigte Rechenzeit stark reduziert, wobei

die Reduktion von der Anzahl der ausgefallenen Leitungen und der Knoten des betrachteten Netzwerks

abhĂ€ngig ist. Bei Untersuchungen im ENTSO-E-Übertragungsnetz mit 9865 Knoten und 6080 Zweigen

konnte dabei die Rechenzeit um bis zu dem Faktor 10 reduziert werden. Es ist dabei zu betonen, dass

sich bei Betrachtungen von Ausfallkaskaden sich diese Faktoren fĂŒr jeden Rechenschritt ergeben und

die Gesamtreduktion daher exponentiell mit der Anzahl der Rechenschritte ansteigt.

Ein weiterer Vorteil der Verwendung von LODF Matrizen ist, dass auch AusfÀlle von

Phasenschiebertransformatoren keine gesonderte Berechnung benötigen.

4.4 AbschÀtzung der Genauigkeit Der DC-Lastfluss ist aus den getroffenen Annahmen heraus prinzipiell fehlerbehaftet. Die prozentuelle

Abweichung zwischen AC-Lastflussergebnissen als Referenz und den Ergebnissen können wie folgend

abgeschÀtzt werden. Eine genaue Beschreibung ist in [6] und [8] zu finden.

Die erste Vereinfachung, dass Leitungsverluste vernachlÀssigt werden können (Zweigimpedanzen rein

induktiv), deckt sich mit steigendem Spannungslevel des Netzes immer besser mit der RealitÀt. Das

durchschnittliche R/X-VerhĂ€ltnis, ermittelt im Belgischen Hochspannungsnetz, reicht von 0,10 fĂŒr 380

kV zu 0,32 fĂŒr 70 kV. Der durchschnittliche Fehler in der Lastflussberechnung lĂ€sst sich fĂŒr R/X-

VerhÀltnisse unter 0,5 mit unter 5 % und bei R/X-VerhÀltnissen unter 0,2 mit unter 2 % angeben.

Page 33: Berechnung elektrischer Energienetze

DC-Lastfluss

27

Die zweite Annahme fĂŒr den DC-Lastfluss geht von einem ideal flachen Spannungsprofil ĂŒber das

gesamte betrachtete Netz aus. In der RealitÀt ist es allerdings nahezu unmöglich ein solches Profil zu

erreichen und Spannungsfluktuationen treten immer auf. Der durchschnittliche Fehler fĂŒr geringe

Spannungsfluktuationen (kleiner als 0,01 p.u.) kann mit 5 % angegeben werden. Jedoch zeigen

realistische Beispiele weit grĂ¶ĂŸere Spannungsfluktuationen, wodurch hier die grĂ¶ĂŸte Quelle fĂŒr

Ungenauigkeiten in der Lastflussberechnung zu finden sind.

Die dritte Annahme, kleine Spannungswinkel zwischen benachbarten Lasten, ist im Allgemeinen

zutreffender je weniger belastet ein Netz ist. In vermaschten Netzen kann aber auch bei Starklast von

geringen Winkeldifferenzen ausgegangen werden und der Linearisierungsfehler kann mit unter 1 %

angenommen werden.

Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass die Genauigkeit der DC-Lastflussrechnung eine

durchschnittliche Abweichung von ca. 5 % zu dem AC-Lastfluss aufweist. Der Fehler des Lastflusses

ĂŒber einzelne Zweige kann jedoch durch ungĂŒnstige VerhĂ€ltnisse stĂ€rker abweichen. Des Weiteren ist

festzuhalten, dass die Abweichung des DC-Lastfluss zu den realen LastflĂŒssen im Allgemeinen grĂ¶ĂŸer

sein wird, da durch Netzwerkvereinfachungen und von der RealitÀt abweichenden Daten auch der AC-

Lastfluss den realen Lastfluss nicht vollstÀndig beschreiben kann.

[6]–[8]

Page 34: Berechnung elektrischer Energienetze

Literaturverzeichnis

28

5 Literaturverzeichnis

[1] H. Renner, “Regelung und StabilitĂ€t Skriptum,” 2013.

[2] J. Machowski, J. W. Bialek, and J. R. Bumby, Power System Dynamics: Stability and Control,

2nd ed. Re. Chichester: John Wiley & Sons Ltd, 2008.

[3] P. Kundur and R. I. E. Power, “Power system stability and control,” p. 1–23+1176 s, 1994.

[4] J. Bacher, Skriptum zu “Elektrische Maschinen fĂŒr die Energietechnik.” 2013.

[5] L. Fickert and H. Renner, “Elektrische Energiesysteme 1 Skriptum,” 2008.

[6] K. Van Den Bergh, E. Delarue, and W. D’haeseleer, “DC power flow in unit commitment models,”

TME Work. Pap. Environ., no. May, pp. 1–38, 2014.

[7] J. Guo, Y. Fu, Z. Li, and M. Shahidehpour, “Direct calculation of line outage distribution factors,”

IEEE Trans. Power Syst., vol. 24, no. 3, pp. 1633–1634, 2009.

[8] K. Purchala, L. Meeus, D. Van Dommelen, and R. Belmans, “Usefulness of DC Power Flow for

Active Power Flow Analysis,” Power Eng. Soc. Gen. Meet., pp. 454–459, 2005.