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Bericht ttber die :Jamuarsitzung 1918. 259 hat, fiireine im Entstehen begriffene Form. Sie scheintsich auf dem Zuge hiiufigmit siideurop~ischen VSgeln zu mischen. weinroth. Bericht Ober die Januarzitzun9 1918. Verhandelt Berlin, Montag, den 7. Januar. t918, abends 7 :Uhr im BIauen SaMe des ,,Rheingold", Potsdamerstrafse 3. Anwesend die Herren Graf J,:v. Schwerin, Steinr metz, v. Versen, Heek(F. v. Lucanus, Schalow, Rei~chenow und Heinroth. Als GRste die Herren H. v. Lucanus, F. Moewes, Quehl, H. Schulz, R. Jasse, Gottschlag, KSpp, sowie Frau Heinroth und Frl. Beele. u Berl:8 ch alow, Schriftfiihrer Herr Heinroth. Der Vorsitzende beglttckwiinsehtdieAnwesenden zum neuen Jahre, verliest Griisse der zum Teil im Felde stehenden auswRr- tigen Herren v. Boetticher, H.ennemann, Geng[er, Kracht, Baclneister,: Riidiger, Szielasko und begriffst den Grafen J. v. S c h w e ri nals neues Mitglied. Im Anschlufs an den verlesenen Berieht ~iber die Dezember- sitzung kommt Hr. R e i c h e n o w n0chmals auf das Geprtige der Kapverdenfauna zurQck :und bemerkt, dars seine erneute Nachpriifung der Zusammensetzung der Vogelfauna der Inseln ihn zu einem ganz anderen Ergebnis fQhre, als es [-Ir. Neumann gewonnen. Geht man die Liste der auf !den Kapverden ~0r- kommenden Arten dutch, so erhiilt-man 16 ~,rten,die als~!im - zeichnend tells for die afrikanische,-tells ftir die europ~ff~!i- asiatische, insbesoudere far die Mittelmeerfauna anzusehen~,silhd, niimlich typisch afrikanisch: Calamocichla brevipennis, .Es~7~a jagoensis, t'asser jagoe~sis, /3pizocorys ra#ae, Pyrrhulauda n~gri- ceps, ~Halcyon erythrogaster. _Numida :mdeagris, auf di~ ~'i~och hingewiesbn ~werden k6nnte, ~fiillt, weg,, denn das. PerlhUhn ist zweifellos auf den Kapverden ebenso eingefiihrtwieauf. Mada- gaskar, St.Helena u. a. -- Den genannten 6 afrikauisehen Formen stehen dagegen 10: gegenttber, die als bezeichnend fiirdas euro~ piiische und genauer flit das mittelliihdiseho Gebiet zu~ gelten haben, n~mlich : .Buteo vu~garis, Cor~us umbrinus, /~ylvia con- spicillala, ~jlvia atricapilla,. Passer sa2icicola, Algernon alaudipes, -Ammomanes cinetura, Cypselus unicolor, Columba ~ivia, Marmaro- ~etta a~gustirostris, --Wollte man die Kapverden iaunistisch Afrika zureehnen, so wiirde man diese Fauna also mit~. 1Oihr sonst ganz fremden Formen belasten, Z~thltman die Inseln zum Mittelmeergebiet, so wird dieses allerdings um 6 Arten vermehrt, aber um Formen; die vollstRndig in den Rahmen der Fauna passen, da die Mittelmeerfauna aus einem Gemisch europ~iischer und afrikanischer F0rmen besteht. Somit erscheint es zweck~ miifsiger, die Kapverden~ faunistisch dem Mittetmeergebiet (Nord- afrika, Madeira, Kanaren, Azoren) anzuschliefsen.

Bericht über die Januarsitzung 1918

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Page 1: Bericht über die Januarsitzung 1918

Bericht ttber die :Jamuarsitzung 1918. 259

hat, fiir eine im Entstehen begriffene Form. Sie scheint sich auf dem Zuge hiiufigmit siideurop~ischen VSgeln zu mischen.

weinroth.

Bericht Ober die Januarzitzun9 1918. Verhandelt Berlin, Montag, den 7. Januar. t918, abends

7 :Uhr im BIauen SaMe des ,,Rheingold", Potsdamerstrafse 3. Anwesend die Herren Graf J,:v. Schwerin, Steinr

metz, v. Versen, Heek(F. v. Lucanus, Schalow, Rei~chenow und Heinroth.

Als GRste die Herren H. v. Lucanus, F. Moewes, Quehl, H. Schulz, R. Jasse, Gottschlag, KSpp, sowie Frau Heinroth und Frl. Beele.

u Berl: 8 ch alow, Schriftfiihrer Herr Heinroth. Der Vorsitzende beglttckwiinseht die Anwesenden zum neuen

Jahre, verliest Griisse der zum Teil im Felde stehenden auswRr- tigen Herren v. B o e t t i c h e r , H . e n n e m a n n , G e n g [ e r , K r a c h t , B a c l n e i s t e r , : R i i d i g e r , S z i e l a s k o und begriffst den Grafen J. v. S c h w e r i n a l s neues Mitglied.

Im Anschlufs an den verlesenen Berieht ~iber die Dezember- sitzung kommt Hr. R e i c h e n o w n0chmals a u f das Geprtige der Kapverdenfauna zurQck :und bemerkt, dars seine erneute Nachpriifung der Zusammensetzung der Vogelfauna der Inseln ihn zu einem ganz anderen Ergebnis fQhre, als es [-Ir. Neumann gewonnen. Geht man die Liste der auf !den Kapverden ~0r- kommenden Arten dutch, so erhiilt-man 16 ~,rten, die als~!im - zeichnend tells for die afrikanische,-tells ftir die europ~ff~!i- asiatische, insbesoudere far die Mittelmeerfauna anzusehen~,silhd, niimlich typisch afrikanisch: Calamocichla brevipennis, .Es~7~a jagoensis, t'asser jagoe~sis, /3pizocorys ra#ae, Pyrrhulauda n~gri- ceps, ~ Halcyon erythrogaster. _Numida :mdeagris, auf di~ ~'i~och hingewiesbn ~werden k6nnte, ~fiillt, weg,, denn das. PerlhUhn ist zweifellos auf den Kapverden ebenso eingefiihrt wieauf. Mada- gaskar, St. Helena u. a. -- Den genannten 6 afrikauisehen Formen stehen dagegen 10: gegenttber, die als bezeichnend fiirdas euro~ piiische und genauer flit das mittelliihdiseho Gebiet zu~ gelten haben, n~mlich : .Buteo vu~garis, Cor~us umbrinus, /~ylvia con- spicillala, ~jlvia atricapilla,. Passer sa2icicola, Algernon alaudipes, -Ammomanes cinetura, Cypselus unicolor, Columba ~ivia, Marmaro- ~etta a~gustirostris, - - W o l l t e man die Kapverden iaunistisch Afrika zureehnen, so wiirde man diese Fauna also mit~. 1Oihr sonst ganz fremden Formen belasten, Z~thlt man die Inseln zum Mittelmeergebiet, so wird dieses allerdings um 6 Arten vermehrt, aber um Formen; die vollstRndig in den Rahmen der Fauna passen, da die Mittelmeerfauna aus einem Gemisch europ~iischer und afrikanischer F0rmen besteht. Somit erscheint es zweck~ miifsiger, die Kapverden~ faunistisch dem Mittetmeergebiet (Nord- afrika, Madeira, Kanaren, Azoren) anzuschliefsen.

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240 Bericht Qber die Januarsitzung 1918.

Die eingegaugenen Bficher und Zeitschriften wurden yon den Herren R e i c h e n o w , S c h a l o w und H e i n r o t h vor- gelegt und b esprochen.

Herr S c h a I o w hielt hierauf einen Vortrag ,,Versuch einer Geschichte der faunistischen Ornithologie in Brandenburg".

Herr R ei c h e n o w dankt dem Vortragenden ffir seine durch anschauliche Lebensbilder einiger Forscher erweiterteu hochinteressanten Audiihrungen.

�9 Herr v. L u c a n u s legt 11 in Bialowies zwischen dem Oktober und Februar gesammeite B~ilge der Misteldrossel vor und bemerkt hierzu:

Das Berliner Museum erhielt 12 Biilge yon Turdus viscivorus aus der Bialowieser Sammlung. Von diesen ist ein Vogel im Juni gesammelt, wRhrend alle t~brigen in der Zeit yore Oktober-- Januar erlegt sind und daher nicht als Brutv6gel angesprochen werden k6nnen. Der Sommervogel gleicht in seiner helleu blassen FRrbung, die auf der Unterseite des gelbeu Anfluges fast v611ig entbehrt, dem iubilaeus-Typ. Die WintervSgel dagegen haben ein dunkles und lebhafle8 Kolorit, mit stark ausgeprigtem gelben Anflug auf der Unterseite und rostgelbem Bfirzel, der bei jubilaeus mehr grau gefKrbt ist. Es handelt sich anscheinend um nord- russische Brutv~gel als Wintergiiste im Bialowieser Wald.

Drei VSgel aus meiner Sammlung, die im Oktober in Rossitten erlegt sind und daher ebenfalls als nordrussische BrutvSgel an- zusprechen sind, haben dasselbe dunkle und lebhafte Kolorit. Ob die nordrussischen V~gel eine besondere Subspezies bildeu, oder aber, was ich for wahrscheinlicher halten mSchte, mit dem Linn~'schen viscivorus iibereinstimmen, kann erst durch einen Vergleich ~mit schwedischen BrutvSgeln entschieden werden.

Der Einwand, dais die blasse Farbe vieler Misteldrosselu eine Folge der Gefiederabnutzung sei und daher nicht als Art- kennzeichen benutzt werden kSnne, ist nicht zutreffend, da unter den BJilgen aus dem Kaukasus und Altai, die mir bei. meinen Untersuchungen vorlagen, sowohl die Winter- wie die Sommero vSgel ohne Unterschied dieselbe helle FirbuDg besas Eine mikroskopische Untersuchung der Brustfedern ergab ferner, dafs die gelbe Farbe, welche den Anflug der Unterseite hervorruft, nicht etwa nur an den R~ndern der Feder ihren Sitz hat, sondern fiber d ie ganzen Strahlen und Xste verbreitet ist. Durch Ab- reibung der Kanten oder Ausfall der Strahlen kanu also die gelbe Farbe nicht verschwinden. Auf der Oberseite tragen die Federn im frisch vermauserten Gefieder schmale helle S~ume. Da diese sich m i t der Zeit abnutzen, so kann also auch die Oberseite niemals heller, sondern nur dunkler werden, wie tiber- haupt durch Gefiederabnutzung immer ein Dunklerwerden erzeugt wird. So werden z. B. die dunklen und lebhaft gefirbteu Hoch, zeitskleider vieler Finken und Ammern lediglich durch Abstofsen der hellen Federr~nder hervorgerufen.

Page 3: Bericht über die Januarsitzung 1918

Bericht ~iber die Februarsitzung 1918. 2 4 1

Herr R e i c h e n o w erwiedert, dais verschiedene Feder- farben, dem Licht ausgesetzt, sehr bald verblassen, wie z. B. das Gelb yon MetaZloeoccyx~ smaragdineus und das Rot und Gelb der Trogon-Arten, yon Bdeucides u .a . H e i n r o t h .

Berieht fiber die-Februarsitzung 1918. Verbandelt Berlin, Montag, den 4. Februar 1918 abends

7 Uhr im Blauen Saale des ,,Rheingold", Potsdamerstr. 3. Anwesend die Herren S t e i n m e t z , l ~ e u n z i g , Graf

v. S c h w e r i n , B a e r w a l d , B r i n g e r , B e c k , v. L u c a n u s , S c h a l o w , R e i c h e n o w , H a a s e und H e i n r o t h .

Als G~iste die Herren P. K o t h e , S e i l k o p f , K r u m - b a c h , W a c h e , G o t t s c h l a g , sowie F r a u H e i n r o t h und Frl. E. B e e l e .

Vorsitzender Herr S c h a 1 o w, Schriftfrihrer Herr H e i n r o t h. Der Vorsitzende macht zun~ichst die traurige Mitteilung,

dafs der Oberstudienrat Prof. Dr. L a m p e r t in Stuttgart vor kurzem verstorben sei. Er war seit 20 Jahren Mitglied der Gesellschaft und allen in besonders lebhafter Erinnerung durch seine riberaus liebenswrirdige Fiihrung gelegentlich einer Jahres-+ versammlung in Stuttgart vor nunmebr 15 Jahren. L a m p e r t hat sich besonders um die niedere heimische Tierwelt verdient gemacht und war bemfiht, ihre Kenntnis in weite Kreise zu tragen. Die Anwesenden ehren sein Andenken durch Erheben yon ihren Sitzen.

Zu seinen Mitteilungen yon der Oktobersitzung 1917 fiber reflektorische Bewegungen tr~gt Herr H e i n r o t h nach, dafs die Kratzbewegung auch bei 8chimorhis, bei ttaematopus ~r und bei Pt~rocb~s lichtensteini hinter dem Flrigel herum aus- geffihrt wird. Bei der letzteren Form ist dies deshalb besonders bemerkenswert, weil sie sich auch hierdurch als den Regenpfeifer- artigen verwandt erweist.

Die eingegangenen Bricher und Zeitschriften werden yon Herrn S c h a 1 o w vorgelegt und besprochen.

Herr H e i n r o t h spricht hierauf t~ber das Genus Dendro- cyma und frihrt dabei unter Vorlegung yon B~lgen, Flrigeln, SchKdeln, Brustbeinen und Luftr6hren etwa folgendes aus: Die Gattung Doadrocyena wird mit Unrecht im Deutschen als Baumente bezeichnet, da die meisten ihrer Arten, kaum je, jeden- falls viel weniger aufbaumen als beispielsweise Braut-, Mandarin- und Tfirkenenten. Sie besteht aus 9, s~mtlich fast tropischen Arten und unterscheidet sich yon den eigentlichen Schwimm- und Tauchenten ~ufserlich dadurch, dafs die Vorderseite des Laufs nicht mit Schildern, sondern mit netzartigen Schuppen bedeckt ist, wie wit dies auch bei Schw~nen, Cereopsis, GKnsen und andern finden. Der yon G o u ld gew~hlte Name Lepto~arsis ist daher recht gut gew~hlt. Alle Arten haben eine iiberaus be- zeichnende Figur: die hohen dicken Beine, der sehr kurze Schwanz