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BP34 - Organischer Landbau - Zusammenfassung Februar 2009
Abkürzungen: O(B)S = Organische (Boden-)SubstanzEWR = Ernte-und WurzelrückständeOD = Organischer DüngerOPS = Organische Primärsubstanz (EWR+OD)
BF = BodenfruchtbarkeitBO = BodenorganismenBB = BodenbearbeitungFF = FruchtfolgeHM/HZ = Humusmehrer/-zehrer
Einführung Was ist ÖLB / Prinzipien:
o Sytemdenken: Ganzheitlicher Kreislauf, „Betriebs-Organismus“ Geschlossenes Ökologisches System Begrenzter Einsatz betriebsfremder Mittel (Schutz durch
Nichtverursachung)o Gratisfaktoren
Boden / Unterboden Ertragsbildung auf Grundlage von Bodenfruchtbarkeit
Knöllchenbakterien Sonnenenergie Fruchtfolgeeffekte Selbstregulation artenreicher Agrarökosysteme
o Tierhaltung: an Fläche angepasst, max. 2 GVE/ha Artgerechte(re) Tierhaltung Max. 20% Futterzukauf (Trockenmasse) Möglichst „richtliniengemäßes“ Futter beim Zukauf
o Ziele: gesunde Lebensmittel nachhaltig zu erzeugen die natürlichen Lebensgrundlagen Boden, Wasser und Luft zu schützen durch aktiven Natur- und Artenschutz zum Erhalt der biologischen Vielfalt
beizutragen die Energie- und Rohstoffvorräte zu schonen Arbeitsplätze in der Landwirtschaft zu sichern
o Vergleich zu Herkömmlichem Landbau: Geringere Ertragserwartung (20 – 40 %), größere Schwankungen Größere Abhängigkeit von Boden und Witterung Qualitätsprobleme, z.B. bei Backweizen Oft noch unzureichende Bekämpfungsmöglichkeiten bestimmter
Pilzkrankheiten und Schädlinge Probleme mit Wurzelunkräutern (Distel!) Keine chem.-syn. PSM und leichtlösliche Mineraldünger Zunahme der biologischen Intensität der Produktion (im Gegensatz
konv./integr.) Zuchtziele: Allg. eher Resistenz- als Ertragsziel
Zahlen BRD:o ca. 5 % der Betriebe, der Fläche und des Umsatzes sind „ÖLB“o Absolut: 19 000 Betriebe auf 900 000 ha
1.) Bodenfruchtbarkeit: BF = Wirkungsanteil des Bodens an (nachhaltiger) Ertragsbildung Hohe BF, viel Humus = Grundlage für Ertragsbildung in ÖLB Kultur- bzw. akkumulierte BF = Langzeitwirkung von Anbau, Düngung, Bearbeitung… Geförderte Bodenlebewelt („Umsatz“!) sorgt für N- und Nährstoffnachlieferung BF durch folgende Bodenfunktionen:
o Speicherung / bedarfsgerechte Bereitstellung von Wasser und Nährstoffeno Bodenatmung o Umsatz der OS durch BOo Transformationsvermögen durch Bewirtschaftungsmaßnahmen
BF-relevante Strukturelemente:o Leguminosenanbau (25-33%)o Viehbesatz (max. 2 GVE/ha)
2.) Bodenleben Bodenlebewelt vernetz Humusumsatz, Stickstoff, Mineralstoffversorgung und
Bodenstruktur (Krümelbildung)o Organischer Dünger steigert Umsetzungen der Bodenlebewelt
„Reiches Bodenleben“o Ziel: „Verlebendigung“ des Bodenso Kriterien
Artenvielfalt Hoher Gehalt an lebender Biomasse Hohe Intensität der Lebensprozesse
o Voraussetzungen Ausreichender Lebensraum
Vermeidung von Verdichtungen Lange Bodenbedeckung
Zeit zur Fortpflanzung Bodenruhe, schonende Bearbeitung
Ausreichendes Futterangebot Ernte- und Wurzelrückstände organische Dünger aus Pflanzenbau, Tierhaltung u. Ä.
Schädigung der positiven Wechselbeziehungen zwischen Pflanzen und BO:o Enge Fruchtfolgen/Monokultur
Abgabe phytotoxischer Substanzeno Zufuhr leicht löslicher Nährstoffe, z.B. NO3, P2O5 durch Mineraldüngung
schädigend ist die Zufuhr von Stoffen, die Endprodukte bakterieller oder pilzlicher Tätigkeit im Boden sind
bei N – Schädigung der Rhizobien bei P – Schädigung der Mykorrhiza
o Kurzfristige wesentliche Verschlechterung der Lebensbedingungen auf und im Boden durch:
hohe Salzkonzentration (Austrocknung) (Staunässe)
o Vergiftung bzw. Artenverschiebung durch chemische Pflanzenschutzmittelo Falsche, zu intensive Bodenbearbeitung bei hoher Bodenfeuchte
Zerstörung von Grobporen > 10 µm Sauerstoffmangel
Wichtige Grafik:
3.) Humushaushalt- und Humusersatzwirtschaft Humus = Abgestorbene, Abbau- und Umwandlungsprozessen unterliegende OS Speicher und Transformator für Stickstoff (Langsamfließende N-Quelle) Humusmehrer- und zehrer:
o Zusammenhang von anbaubedingtem Verlust und Ersatzleistung aus EWR
Ideal zur Humusmehrung: Mischung aus Feldgras und Leguminosen Mit Umstellung auf ÖLB nimmt der Anteil der HM in der FF zu und der Anteil der HZ ab! Dreifacheffekt des Leguminosenanbaus:
o Verkleinerung des HZ-Anteils an Gesamtflächeo Ausweitung des HM-Leguminosen-Anteils als Haupt- und Zwischenfruchto Bessere Versorgung der HZ-Fläche mit OD aus Tierhaltung (Rottemist)
Höherer Humus-Bedarf in ÖLBo Angestrebt wird ein höherer standortspezifischer Humusvorrat im Vergleich zum
konventionellen Landbau. Höherer Humusgehalt => höherer Grundertrago Schnellerer Abbau von OPS (Nährhumus, OD und EWR) durch intensivierte
mikrobielle Umsetzungsprozesse im Boden. höhere Versorgung des Bodens mit OS Beschleunigung der
mikrobiellen Abbauprozesseo Ersatz der direkten und indirekten Humusersatzwirkung des Mineralstickstoffs.
o Beschleunigung der Humusabbauprozesse durch umfangreichere mechanische Pflegemaßnahmen.
Wirkungen von Humus auf Bodenfunktioneno Bodenstruktur stabiler
Infiltration höher Befahrbarkeit besser Bearbeitbarkeit besser Erosionsanfälligkeit vermindert
o Wasser- und Stoffbindung höher Geringere Dürregefahr Nährstoffnachlieferung Schadstofffixierungspotenzial
o Bodenerwärmung schneller Wachstumsförderung Frühjahr
o Bodenleben gefördert Bodengare, Intensiverer Abbau org. Schadstoffe
o Phytosanitäre Wirkung Zurückdrängen von Bodenbürtigen Krankheitserregern
4.) Maßnahmen der Versorgung der Böden mit OS
Grundsätze zur Erhaltung und Mehrung der Bodenfruchtbarkeit im ÖLBo Sorge um ausgeglichene Humusbilanz (ausreichende Versorgung der BO)o Düngung mit organischen Hofdüngern
Insb. Stallmist, Jauche und Gülleo Anbau mehrjähriger Futterleguminosen und Zwischenfrüchteo Fruchtfolgegestaltung
im Dienste der Boden- und Pflanzengesundheit HZ:HM; HF:BF; So:Wi; tiefwurz.:flachwurz.; wurzelreich:wurzelarm;
N-mehrend:N-zehrendo Bodenbearbeitung
„sanft“, schonend, das Bodenleben wenig störend
Lösungen für erweiterte Humusreproduktion im ÖLBo Bodenbearbeitung
Flach wenden (bis 15cm), tief lockern (ca. 30cm) Tiefe Durchwurzelung (z.B. legume Sommerzwischenfrüchte) Nicht Sinnvoll im ÖLB:
Konservierende BB: o schont Humusgehalt, aber nicht genügend Mineralisation /
N-Freisetzungo Unkraut!!!
Konventionelle BB:o Starke Mineralisation und Sturkturzerstörungo Nicht genügend Humusreproduktion in ÖLB
o Düngung und Fruchtfolge Stallmist und Leguminosenwurzeln (C:N ca. 20:1) Stroh und Gülle: einseitig positive N- bzw. C-Bilanz
Praktische Schlussforlgerung:o Geschlossene Stoffkreisläufeo Viehhaltend (bes. Rinderhaltung auf Einstreubasis)
Schweine, Rinder, Viehlos… Ab S. 8!
5.1) Stickstoffversorgung N-Verluste
o Verkauf pflanzlicher und tierischer Erzeugnisseo Transport-, Lager- und Rotteverlusteo Ausbringverluste bei Applikation von Düngemittelno Auswaschung (NO3) o Verflüchtigung (N2, N2O, NH3)
N-Quellen o Leguminosenanbau und symbiotische N2-Bindungo Stickstoffeintrag aus Niederschlägen
(ca. 10-30kg/ha, max. 80)o Futterzukauf (lt. Verbandsrichtlinien nur begrenzt möglich)o Düngerzukauf (lt. Verbandsrichtlinien und EG-Bio-VO 2092/91 nur begrenzt
möglich) Betriebseigene organische Dünger
o gelten als kreislaufinterne Ressourcen kein Nettogewinn an Nährstoffen Außer legume N-Fixierung!
o oberste Maxime ist verlustarme Gewinnung, Lagerung und Einsatz der
organischen Dünger Humusstickstoff
o Wichtig für N-Versorgung von nicht Leguminoseno Keine Quelle, nur Speicher und Transformator für Leg.- und Dünger-No Muss ständig ersetzt werden
Stickstoffmanagement o Anbauumfang bestimmen
Haupt-/Zwischenfrucht Verträglichkeit Fruchtfolge!
o Auswahl von Arten bzw. Körner/Futter-Anteile Standortanpassung? Ertrag?
o Optimierung von Anbauverfahren und Pflege (s.u.) Je höher Ertrag, desto Höher N2-Bindung Bsp: Enger Reihenabstand bei Ackerbohnen
o P-K-Versorgung!!! Maßnahmen zur Steigerung der N 2-Bindung
o 70 – 80 % Leguminosenanteil im Futterbestand anstrebeno Etablierungssicherheit der Leguminosen erhöhen, indem diese 1 x zur Blüte
gelangen (zur Blüte höchste N2-Fixierungsleistung)o Schnittnutzung (Futtergewinnung) begünstigt N2-Fixierung
Mulchen (Stilllegung) unterdrückt N2-Fixierungo Anbau von Leguminosen als Zwischenfrüchte
bei Stoppelsaaten Anbau vor dem 1. August, sonst nicht genug Zeit für N2-Fixierung
o Generell hohe Erträge anstreben (positive Korrelation zur N2-Fixierung)o bei viehloser Bewirtschaftung Aufwüchse ernten und vergären (Biogas)
Senkung der N-Belastung unter Leguminosen während Wachstum Reife o Anbau von Leguminosen im Gemenge mit Nichtleguminosen
Luzerne- oder Kleegrasgemenge
Hafer/Ackerbohne(Erbse)-Gemenge Wickroggen
o Untersaaten unter Körnerleguminosen, z.B. Grasuntersaat unter Ackerbohneno Verringerung des Reihenabstandes der Ackerbohne auf unter 30 cm
Maßnahmen zur N2-Verlustreduktion im Rahmen der Fruchtfolge o Nachfrüchte nach Körnerleguminosenvorfrucht (insbes. auf leichten,
auswaschungsgefährdeten Böden): bei Winterung als Nachfrucht (z.B. Wi.-Roggen)
Umbruch erst unmittelbar vor Saatfurche frühe Aussaat in der ersten Septemberhälfte Boden mit Packer und Walze extra verdichten
bei Sommerung als Nachfrucht (z.B. Mais) Gras als Untersaat zu Körnerleguminosen
o Leguminosenumbruch (insb. auf leichten Böden) so spät wie möglich im Herbst, Winter oder Frühjahr Grünmasse tief einarbeiten (≥ 20 cm) Folgefrucht wurzelt tiefer, daher größere Wasserspeicherung
o Abernten des letzten Aufwuchses vor dem Umbruch weniger Auswaschung!
5.2) P-K-Versorgung Verluste:
o Erzeugnisverkaufo Auswaschungo Erosiono Fixierung im Boden
Gewinneo Futter-Zukaufo Dünger-Zukaufo Mobilisierung aus Boden
PK-Versorgungsstufen niedrig bis mittel (B-C) ideal für ÖLB Phosphor:
o In Bodenlösung Direkt pflanzenverfügbar Geringer Anteil
o Labile Fraktion Ca-Phosphate austauschbar gebundene Phosphate
o Stabile Fraktion Org. P-Verbindungen
Verfügbar nach mikrob. Alkalischer Phosphatase Pflanzenwurzeln: saure Phosphatase (bes. Leg., Raps…)
Ca-, Fe-, Al-Phosphate Kovalent gebundene Kristallin eingeschlossene Größter Anteil! (ca. 90%)
Selbstregulationsmechanismen zur Kompensation geringerer Gehalte an pflanzenverfügbaren Nährstoffen
Verstärkte Nutzung von Nährstoffreserven des Unterbodenso Pionierpflanzen wie Klee und Luzerneo Mehr Regenwürmer
Höhere Wurzeldichte, bezogen auf die gleiche Sprossmasse (Vergrößerung der Kontaktfläche Wurzel/Boden):
o die Aufnahme an Nährstoffen je Einheit Wurzeloberfläche ist zwar geringero ein Ausgleich erfolgt über eine größere Gesamtwurzeloberfläche
Höhere Mobilität von Phosphor und Kalium infolge einer allgemein höheren mikrobiellen Aktivität des Bodens:
o Phosphormobilität eng korreliert mit MBM und der Phosphataseaktivität sowie der Wurzelinfektion mit Mykorrhizapilzen
o Kaliumverfügbarkeit geprägt durch „aktive Nährstoffmobilisierung“, d.h. Freisetzung nicht austauschbarer K-Vorräte aus silikatischen Mineralien (Feldspat, Glimmer) mit Hilfe von Ausscheidungen der Wurzeln und Rhizosphärensymbionten
o Konsequenz: Sicherstellung einer ausreichenden Versorgung der Böden mit Organischer Substanz durch Humusmehrer und organische Düngung
Die Anreicherung des Bodens mit leicht löslichem Phosphor und Kalium bringt die mikrobiellen Mobilisierungsprozesse ganz oder teilweise zum Erliegen!
o ein Grund für die Ablehnung der Düngung mit wasserlöslichen Nährstoffen.
Acker- und pflanzenbauliche Maßnahme zur Phosphormobilisierung im ÖLB Anbau phosphatmobilisierender Kulturpflanzen wie Leguminosen, insbes. Weißlupinen Kalkung sauerer Böden Anwendung erlaubter schwerlöslicher Handelsdüngemittel
Anwendung von Rohphosphat im ökologischen Landbau Ausbringung
o sehr fein gemahlen, nicht granulierto Mischung mit Kali-Rohsalz
senkt Staubbelastung und Ausbringschwierigkeiten Anwendung gemeinsam mit Kali
o Frühjahr, vor Bestellung flach einarbeiten Standortbedingungen
o pH-Wert < 6,5 - sonst keine Wirksamkeit!!!! Applikation zu Leguminosen
o insbesondere auf schweren, lehmigen Böden vor bzw. zu Leguminosen beste Wirkung durch starke Durchwurzelung und P-aufschließende
Exsudate unmittelbar vor Leguminosenaussaat flach ins Keimbett einstriegeln
Applikation auf Dungstapelo alle 2 – 3 Tage per Hand auf Dungstapel
Rotteprozesse fördern P-Aufschluss zusammen mit Stallmistdüngung
Probleme von Rohphosphat: Unzureichende bzw. keine Wirkung auf Böden mit pH-Werten über 6,5!
o Für diese Böden fehlen wirksame zugelassene P-Düngemittel!o Thomasphosphat (alt) nicht mehr im Angebot, da keine phosphathaltigen Erze
mehr verhüttet werdeno Folge: P-Mangel, der mit Selbstregulation und verfügbaren Düngemitteln nicht
ausreichend behoben werden kann (?)
Negativeffekte von P-Mangel Verluste Ertrag und Qualität Mangelhafte Frucht- und Samenbildung Reduktion des N2-Bindungsvermögens der Leguminosen
Problemlösung Phosphat Rückgewinnung aus
o Abwässer / Klärschlamm o Tiermehl
Wirkungen von Gesteinsmehl: Bodenfruchtbarkeit
o Spurenelementlieferanto Nährstoffe (K2O, P2O5)o Nährstoffhaltevermögeno Regulierung des pH-Werteso Ton-Humus-Komplex-Bildungo Humusstabilisator
2. Wirtschaftsdüngero Verrottungsförderungo Ammoniakbindung/Stallluftverbesserungo kontinuierliche Nährstoffabgabe
Wichtig: Allgemeine Vorteile von Leguminosenanbau: Bindung von Luftstickstoff Futterversorgung Unkrautunterdrückung Biotopfunktion für Nützlinge Bodenruhe fördert Bodenleben steigert Humusgehalt verbessert Bodenstruktur Feindpflanzen für Nematoden
Nachteile: Hoher P-K-H2O-Bedarf Selbstunverträglichkeit
5.) Bodenbearbeitung
Gefügeformen von Krume und Unterboden: Günstig:
- Aggregierte / Gegliederte Gefügeformen Krümel bis Brückelgefüge Weniger dichtes scharfkantiges Polyedergefüge
- Nicht aggregiertes Gefüge: Lockeres Einzelkorngefüge Lockeres, poröses Kohärentgefüge
Ungünstig:- Aggregierte / Gegliederte Gefügeformen:
Grobe und dichte Aggregate des Polyedergefüges- Nicht aggregiertes Gefüge:
Verdichtetes Einzelkorn- oder KohärentgefügeFolgen von Struktur- und Gefügeschäden
Gehemmte Wasserinfiltration / Verdichtung Zu grobes Saatbett Oberflächenverschlämmung / gehemmter Gasauastausch Oberflächenabfluss und Bodenabtrag
Allgemeine Aufgaben der Bodenbearbeitung im ÖLB Verbesserung der Bodenstruktur, Beseitigung von Schadverdichtungen Saatbettbereitung Einarbeitung von EWR und OD Unkrautregulierung Pflege der Kulturen (Striegeln, Hacken, Bürsten) Schaffung günstiger Voraussetzungen für ein reiches Bodenleben
Allgemeine Grundsätze der BB im ÖLB Sofortiges flaches Lockern der obersten Bodenschichten eines abgeernteten Feldes
o Egge, Grubber, Fräse … Stoppelbearbeitung EWR oberflächennah einmischen Schnellstmögliche Auflockerung von Fahrspuren und verdichteter tiefer Bodenschichten Ackerboden möglichst in Ruhe lassen Kombination möglichst vieler Arbeitsgänge
Spezielle Grundsätze der Bodenbearbeitung im ÖLB Bodenbearbeitung in engerem Kontext mit der Fruchtfolge
o Bodenlockerung + intensive Lebendverbauung Erhaltung der natürlichen Schichtung des Bodens
o Flache Oberkrumenbearbeitung Unkrautregulierung / Beikrauteinarbeitung Unterkrume nicht nach oben, da weniger Fruchtbar und dann auch
verschlämmungsgefährdeto tiefe Lockerung der Unterkrume
Tiefe Durchwurzelbarkeit Störungsfreier Übergang A- zu B-Horizont Zeitpunkt der Grundbodenbearbeitung: möglichst bereits im Sommer
(umgehend nach Hauptfruchternte)o Flach wenden – Tief lockern
aerobe und weniger aerobe Lebensbedingungen nicht mischen! gut für BO und Humus weniger Mineralisation Energiesparend Stabileres Gefüge / Porensystem
BB-Geräte Pflug
o Wichtigstes BB-Gerät im ÖLBo am besten Zweischichtenpflug
Tief lockern mito Schichten-(Flügelschar)-Grubbero Parapflug
Passivarbeitende BB-Werkzeugeo Natürliche Riss- und Bruchlinien (schonender!)o Gegensatz: Fräse
6.) Fruchtfolge
FF-Definition: Räumlich:
o Planmäßiges Nebeneinander der landwirtschaftlichen Kulturen auf benachbarten Feldern in der Feldflur
Zeitlich:o planmäßiges Nacheinander einzelner landwirtschaftlicher Fruchtarten auf dem
gleichen Fruchtfolgefeld im Verlauf der Jahre
FF-Funktionen Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit das Hervorbringen gesunder Pflanzen
o FF gegen Schädlinge / Krankheiten / Unkräuter die Ernährung der Tiere mit hofeigenen Futtermitteln das Erzielen von wirtschaftlich sinnvollen Erträgen ohne Einsatz von chemischen
Dünge- und Pflanzenbehandlungsmitteln
Allgemeine FF-Grundsätze im ÖLB FF-Krankheiten werden weitgehend minimiert Anbaupausen wegen Selbstunverträglichkeit (z.B. Zuckerrüben 3 Jahre)
entsprechend geringere Anbaukonzentration (an Gesamtfläche) Weites Anbauverhältnis => Oberirdischen Schadorganismen wird Grundlage entzogen Positive Nutzung allelopathischer Effekte (z.B. auch Mischkulturen,
Randpflanzungen…) Vorbeugende Unkrautbekämpfung (Keine Selektion einseitiger Unkrautflora, gewisser
Grad wird akzeptiert)
Spezielle Grundsätze der Fruchtfolgegestaltung im ÖLB: Leguminosen in der Fruchtfolge
Anteil mindestens 25 %, besser 33 % davon mindestens ein Jahr Futterleguminosen oder Grünbrache
(Unkrautreduzierung) so oft wie möglich als Zwischenfrüchte und Untersaaten weitgestellte FF, Anbaupausen Artenwechsel / ggf. Krankheitsresistentere Sorten
günstig ist ein Hackfruchtfeld in der Fruchtfolge (Unkrautregulierung) Pflanzen mit langsamer Jugendentwicklung nach unkrautunterdrückende Bestände
stellen Wechsel von Winter- und Sommergetreide
Beispiel für FF:
Leguminosen Nicht-Leg. Mit hohem N-Bedarf Nicht-Leg. Mit niedrigem N-Bedarf
Leguminosenkrankheiten: Luzerne und versch. Kleesorten:
o Schadpilz Kleekrebs (Sklerotina trifolium), Luzerne, Rot- und Weißklee:
o Krankheiten: Fusarium-Welkekomplex (mehrere pilzliche Krankheitserreger) Brennfleckenkrankheit (Anthraknose) Welkekrankheiten (Verticillium alboatrum)
o Schädlinge: Stock- und Stängelälchen (Nematoden) Engerlinge (Maikäfer) Drahtwürmer (Schnellkäfer)
Körnerleguminosen:o Krankheiten:
Erbsenwelke (Fusarium oxysporum) weitere versch. Fuß- und Welkekrankheiten (F. solani u.a.), Sämlingsvergilbung (Rhizoctonia solani), Wurzelfäule, Fuß- und Brennfleckenkrankheiten
o Schädlinge: Erbsenwickler Blattrandkäfer Erbsengallmücke Erbsenblasenfuß Schwarze Bohnenblattlaus
=> Anbaupausen, Beispiele: Weißklee 1-3 Jahre Erbse 4-8 Jahre
Determinanten für FF: N-Bedarf Tierhaltung:
o Futter- / Kraftfutterbedarfo Einstreubedarf (Stroh=Getreide)
Betriebswirtschaftliche Ableitungen (Erzeugnis-Nachfrage)
Flurgestaltung als Bestandteil der FF-Planung: Blühstreifen zur Nützlingsförderung: Flurgehölze
o Arten Hecken:
Windschutzstreifen Wegrandbepflanzung,
Ufergehölze Gehölzinseln Einzelbäume
o Funktionen: Windschutz Erosionsschutz Kleinklima: Temperatur- und Feuchtigkeitsausgleich Refugium und Nahrungsquelle für Wildflora und Wildfauna
7.) Beikrautregulierung Definition Unkraut
o Wildkraut in Kulturbeständen, die den optimalen Erfolg mindern Herkunft
o Wildpflanzen o Mit Saatgut eingeschleppto Mit Kompost oder OD eingebrachto Durchwuchs von Kulturpflanzen
Faktoren für UK-Zusammensetzungo Klima und Boden (unspez.)o BB und Anbautechnikeno Düngungo FF-Gestaltung
Biologische Grundlagen o Therophyten:
Einjährig Generative Vermehrung Krautige Pflanzen, wie…
Vogelmiere Hirtentäschelkraut
Samenbankstrategieo Geophyten:
mehrjährig, Dauerunkräuter Vegetative Vermehrung Hohe Regenerationsfähigkeit durch Ausbildung unterirdischer Organe
(Wurzeln, Rhizome, Zwiebeln) Beispiele:
Disteln (Wurzelknospen) Schachtelhalm (Rhizome)
Vermehrung und Verbreitung von Wurzelunkräutern durch BB möglich Langlebigkeit der Regenerationsorgane, „Knospenbank“-Strategie
Schadwirkungen von Unkraut: o Verdrängung der Nutzpflanzeno Lichtentzug der Pflanzeno Nährstoffentzug aus dem Bodeno Entzug von Bodenwassero Herabsetzung der Bodenwärmeo Störung von Entwicklung und Reife der Nutzpflanzeno Förderung von Pilz- und Insektenangriffeno Verunreinigung und Durchsetzung der Ackerkrume mit Ausläufern
(Bearbeitbarkeit)o Unkräuter als Schmarotzero Vergiften der Ernteo Herabsetzung des Ertragwertes (z. B. durch erhöhten Pilzbefall, Unkrautsamen
in Saat und Mahlgetreide) Nutzen von Unkräutern
o Unkräuter als Genpool: Kulturpflanzen aus Unkrautbegleitpflanzen: Bsp.: Roggen, Hafer, Buchweizen, Senf, Hanf, Möhre, Mohn
o Bienentrachto lenken Schädlinge abo Erosionsschutz und zur Gründüngungo Bioindikator
Unkräuter: Handlungsrahmen für den Pflanzenschutz im Ökologischen Landbau
Vorbeugende (Indirekte) Maßnahmen zur Unkrautregulierung o Verhinderung des Eintrages von Unkrauto Reinigung von Saatgut und Geräto Fruchtfolgegestaltung
Aussaat- und Abreifetermin Konkurrenzkraft Anbaumethoden (Bodenbearbeitung, Pflege, Nutzung)
o Bodenbearbeitung Stoppelbearbeitung (Schälen !)
V.A. gegen mehrjährige! Schälpflug , Grubber, Scheibenegge, Fräse oder
zapfwellengetriebenen Eggen, Zinkenrotoren Grundbodenbearbeitung
Pflug: aufgelaufene Unkräuter werden vergraben und tiefwachsende Wurzeln und Rhizome von Wurzelunkräutern an die Oberfläche gebracht
Saatbettbereitung und Eggen stimuliert Keimung vieler Unkräuter o Konkurrenzkraft der Kulturpflanze
Sorte Höhe Blattstellung (Lichtnahme)
Saatgutqualität Saattermin Saatmenge N-Düngung Reihenabstand/Ausrichtung Untersaaten
(Schwellenwerte und Einsatzzeitpunkte) Mechanische Verfahren
o Arten: Stoppelbearbeitung Grundboden- und Saatbettbearbeitung Pflegemaßnahmen
o Wirkung auf Unkräuter: Vergraben Verschütten Abschneiden Ab- und Herausreißen
o Geräte Einteilung: nach dem Funktionsprinzip
Egge/Striegel Hacke Bürste
nach dem Antrieb gezogen gezogen/abrollend Zapfwellengetrieben
o Wirkung von Egge, Striegel und Hacke Die Widerstandsfähigkeit der Unkräuter gegenüber dem Eggen/Striegeln
nimmt mit der Samengröße und mit dem Entwicklungsstadium zu Der Striegel besitzt eine selektive Wirkung
v.a. aus tieferen Bodenschichten keimende Arten und Wurzelunkräuter werden nicht erfasst
die besten Ergebnisse werden gegen flach keimende Arten erzielt Die Wirkung des Striegels besteht im Herausreißen und Verschütten
junger Unkrautpflanzen v.a. im Keimfaden-/Keimblattstadium sind Wirkungsgrade von 40-
75% möglich Haupteinsatzgebiet ist das Getreide (Flächenkulturen) auch bei der Hacke werden die Unkräuter bevorzugt verschüttet, in einem
geringeren Maße abgeschnitten oder herausgerissen Netzegge: Anpassung an Dammkonturen:
Gleichmäßiges Bearbeiten von Dammkrone und Dammsohle Biologische Unkrautbekämpfung
o Alle Maßnahmen, die mit Hilfe von Antagonisten den gegenwärtigen oder bevorstehenden Anstieg der Verunkrautung reduzieren bzw. abbremsen
o Z.B. gezielter Einsatz von Viren, Pilzen, Bakterien, Schmarotzern und tierischen Organismen
o Vorwiegend Insekten Wirkung tritt oft im Zusammenspiel mit einem Sekundärbefall durch
andere Organismen z.B. Bakterien (Insekten schaffen die Eintrittspforten) ein
o Unkräuter in der ursprünglichen Flora in natürlichem Gleichgewicht mit natürlichen Feinden leben und dort oftmals nicht als Unkräuter "empfunden"
o Anders mit verschleppten Arten! Verschleppung vielfach ohne natürliche Feinde starke Ausbreitung Suche nach geeigneten natürlichen Feinden im Ursprungsgebiet
o Vorteile: Kostengünstig umweltfreundlich
o Nachteile: langsame Wirkung Erfolg tritt erst allmählich ein (daher v.a. für Dauerkulturen)
o Wird v.a. in großräumigen Gebieten mit extensiver Landwirtschaft angewendet. Große Steppen- und Weidegebiete Südafrikas, Neuseelands, Australiens
und USA besonders geeigneto Einteilung in vier Methoden (Müller-Schärer 2002):
Polyphage Herbivoren (z. B Schafe, Ziegen, Graskarpfen) Monophage Antagonisten, inokulative Methode, Einsatz faunenfremder
Art gegen florenfremdes Unkraut, hauptsächlich Insekten Bioherbizide, hauptsächlich Pilze und Bakterien System-Management-Methode
8.) Biologischer Pflanzenschutz Pflanzenschutzkonzepte im ÖLB:
o Einbeziehung, Lenkung, Förderung natürlicher Regelmechanismeno vorbeugende Maßnahmen haben Vorrango Anwendung von PSM auf naturstofflicher Basis
Selbstregulationsvermögen von Ökosystemen, Funktionelle Diversitäto Ökofaktoren (abiotische und biotische Standortfaktoren)o Angebot und Besetzung ökologischer Nischeno Symbiosen und Antagonismeno Populationsdynamik / -zyklen
Indirekte Maßnahmen Vermeiden, Vorsorgen, Beobachten:
o Optimierung von Anbau- und Kulturmaßnahmen Anbauplanung Sortenwahl
Mit Ertrag abwägen Fruchtfolge
z.B Allelopathische Effekten Aussaattechnik
Vorkeimen bei Kartoffeln Pflegemaßnahmen Erntetechnik Lagerung
o Förderung von Regulationsmechanismen und Diversität im Agrarökosystem Habitat-Diversität, Agrarlandschaft! Nützlingsförderung Verzicht auf PSM/Mineraldünger
Förderung von Nützlingen Förderung MO: Antiphytopathogenes Potenzial des Bodens
o Monitoring Ermöglichung von Befallsprognosen Unterstützung von Vorsorgemaßnahmen Unterstützung des Timings ggf. notwendiger direkter Maßnahmen
Direkte Maßnahmen: o Maßnahmen zur ggf. notwendigen Reaktion auf Schädlingsbefall:
Abschreckung Vogelscheuchen / Schreckschussapparate (Vögel)
Ablenkung Ablenkung durch Ersatzfutter (Wildgänse, Waldmäuse)
Biotechnischer Pflanzenschutz: Verwirrung Pheromonverwirrung (Insekten)
o Biologischer Pflanzenschutz i.e.S.: Nützlingsfreilassung
Ausbringung von Viren, Bakterien, Pilzen, Nematoden, parasitischen/räuberischen Insekten
Z.B. Trichogramma-Schlupfwespen Anwendung OLB-kompatibler PSM:
B.t.-Präparate Neem Quassia Pyrethrum Pflanzenöle