Cant Anti Bus Organis. Book 01 Organ Music of Liturgical Year. Advent and Christmas

5/17/2018 Cant Anti Bus Organis. Book 01 Organ Music of Liturgical Year. Advent and Christmas - slidepdf.com

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WERKE VON

D'AQUIN - LE BEGUE - ERBACH - FASOLO - GRIGNY -

KONIGSPERGER - LASSO - MUFFAT - PALESTRINA -

REDFORD - TALLIS - TITELOUZE

DIE ORGEL 1M KIRCHENJAHR

ADVENT / WEIHNACHTEN

HERAUSGEGEBEN VON EBERHARD KRAUS

CANTANTIBUS

ORGANISSAMMLUNG VON ORGELSTUCKEN ALTER MEISTER

HEFT 1

OTTO HEINRICH NOETZEL VERLAG· WILHELMSHAVEN



DIE ORGEL 1M KIRCHEN]AHR

ADVENT IWEIHNACHTEN

CANTANTIBUS

ORGANISSAMMLUNG VON ORGELSTUCKEN ALTER MEISTER

WERKE VON

D'AQUIN - LE BEGUE - ERBACH - FASOLO - GRIGNY -

KONIGSPERGER - LASSO - MUFFAT - PALESTRINA -

REDFORD - TALLIS - TITELOlTZE

HERAUSGEGEBEN VON EBERHARD KRAUS

HEFT 1

OTTO HEINRICH NOETZEL VERLAG· WILHELMSHAVENN 3461/



Der Titel der Sammlung wurde zu Ehren der hl . Cacil ia , d ie sei t dem 15. Jahrhundert

als Patronin der Kirchenmusik gilt und seit dem 16. J ahrhundert meist mit der

Orgel dargestellt wird, gewahlt , obwohl die dem Festofficium der heiligen Martyrin

entnommenen Worte "Cantan tibus Organis" nur im ubertragenen Sinn auf d ie Orgel

bezogen werden konnen und auch die Verbindung der Heiligen mit der Orgel auf

e inem Milsverstandnis beruht . Dem Text des Responsoriums, das wohl eine Szene

des Hochzei tsmahles der Heil igen wiedergibt , i st naml ich nicht zu entnehmen, daf

die hl. Cacilia selbst ein Instrument spielte; es ist vielmehr ein Gegensatz festgestell t:

"Wahrend die Instrumente (der Heiden) erklangen, sang die J ungfrau Cacilia in ihrern

Herzen dem Herrn allein ihre Lieder, indem sie sagte: LaB mein Herz und meinen

Leib makellos bleiben, laB mich nicht zuschanden werden". Eine Darstellung dieses

Hochzeitsmahles aus dem 14. Jahrhundert (Fresken der Sakristei der Karmi li ter-

kirche in Florenz) zeigt aber einen Musiker als Orgelspieler und bereits ein deutscher

Text aus dem 12. Jahrhundert spricht davon, dali die Gebete der hl, Cacilia

wie sii ller Orgelk lang sich zu Got t erhoben.

Zie l und Zweck der Sammlung isr es, der Kirchenmusik ein Gebiet zu erschl iefsen,

das bei den mannigfaltigen Bernuhungen, der Praxis gute alte Orgelmusik zuzufuh-

ren, bisher stark vernachlassigt wurde. Viele ausdrucklich fur die katholische Litur-

gie geschaffene oder fur sie besonders geeignete Orgelwerke sind nur in Manu-

skrip ten, Erst- und Fruhdrucken oder nur in wissenschaft lichen Gesamtausgaben

greifbar und daher schwer zuganglich. Es gibt - verdienter rnalien - zahlreiche

Veroffentlichungen von Werken protestantischer Orgelkomponisten der Barockzeit.

Es gibt aber nahezu keine prakti schen Ausgaben der kathol ischen Orgelmusik aus

dem England Elisabeths I . und Jakobs I., aus dem Spanien Karls V. und Phi lipps II. ;

ebenso wenig is t der groBte Teil der fur die Verwendung in der Liturgie best irnm-

ten Werke der ital ienischen Meister urn die beiden Gabriel i und urn Freskobald i wieder barocken Orgelmusik des deutschen katholischen Sudens der Praxis erschlossen.

Die Sammlung br ingt daher in mehreren Heften Stucke, deren eine Gruppe nach

den Festkreisen und besonderen Themen des Kirchenjahres gewahlt ist; andere

Gruppen mit freien Vor- , Zwischen- und Nachspielen sind nach musikalischen

Gesichtspunkten geordnet.

Dem Studierenden der hohen Kunst des Orgelspiels soll viel fa lt iges Ubungs- und

Fortbildungsmaterial an die Hand gegeben werden. Die "Spielanweisungen" mogen

ihm dabei nutzl ich sein . Der Schwierigkeit sgrad der ausgewahl ten Sti icke reicht

von "le ich t" bis "z iemlich schwer" . Besondere Fertigkei t im Pedalspiel wird nicht

verlangt. Zahlreiche Stiicke sind uberhaupt ganz ohne Pedal zu spielen, wie es

histori sch begrundet i st. (Die Orgeln in den kathol ischen Landern hat ten meist kein

voll ig selbsrandiges und an Registerzahl und -klang den Manualen ebenburtiges

Pedal. Die Orgelkomponisten Englands, Spaniens, I ta liens und Suddeutschlands

verwendeten es vielmehr nur zur gelegentlichen Unterstutzung der Manuale und

lediglich die Pariser Orgelmeister zur Zeit Ludwigs XIV. wiesen ibm ofters groBere

Aufgaben zu.) Bei den in die Sammlung aufgenommenen Stiicken liegt also das

Hauptgewicht auf der Manualtechnik. Ausgesprochene virtuose Fahigkeiten werden

jedoch auch hier niemals gefordert .

Der noch wenig erfahrene Organist findet in jedem Heft leicht spielbare Stucke.

Die schwierigeren Kompositionen sollen ihn anreizen, seine Technik so zu vervoll-

kommnen, daf er auch Zugang zu diesen Werken f inder .

Der "fertige" Organist rnoge seine Aufgabe in der sti lgerechten und uberzeugenden

Wiedergabe - auch der technisch leichten Stucke - sehen. Viele Werke eignen

sich hervorragend fur kirchenmusikalische Feierstunden und Konzerte. Die Stucke

ohne Pedal klingen auch ausgezeichnet auf dern Cembalo. Die Herausgabe der

Orgelmusik alter Meister soll endlich anregen zur Dbung liturgisch wurdiger

Improvisation.

Die vornehmliche Berucksichtigung des Schaffens katholischer Orgelkomponisten

bedeute t nicht , daf der Gebrauch der Sammlung auf den kathol ischen Organisten

beschrankt bleiben miifite, so wie der katholische Organist nie auf die grofsen

protestantischen Meister der Orgel verzichten wird.Grundsatzlich wird der Originaltext der benutzten Quellen wiedergegeben. Abwei-

chungen der vorliegenden Ausgaben von den Urtexten sind am Schluf jeden Heftes

angefuhrt.

Den zustandigen Herren der Bibliotheken sei herzl icher Dank fur al les Entgegen-

kommen gesagt. E b er ha rd K r au s



Inhal tsverzeichnis

Seite

1 . Jean Tite louze (1563-1633)

Creator alme siderum, Hymnus zur Vesper im Advent 1

2. John Redford (1485-1547)

Veni red emptor gentium, Adventshymnus 53. Thomas Tallis (1505-1585)

Veni redemptor gentium, Adventshymnus . . . . .. 6

4. Orlando di Lasso (1532-1594) / Jacob Paix (1556-1623)

Jerusalem plantabis, Responsor ium zur 2. Nokturn am 2. Sonntag

im Advent 9

5. Nicolas Le Begue (1630-1702)

Vne vierge pucelle, Zum Fest der Unbefleckten Ernpfangnis 10

6. Fra Giov. Battista Fasolo (17. Jahrhundert)

Jesu redemptor omnium, Hymnus zur Vesper an Weihnachten 12

7. Nicolas de Gr igny (1672-1702)

A solis ortus cardine, Hymnus zu den Laudes an Weihnachten 14

8. Chris tian Erbach (1570-1635)

A solis ortus cardine, Hymnus zu den Laudes an Weihnachten 17

9. Nicolas Le Begue (1630-1702)

Puer nobis nascitur 23

10. Giov. P ierl, da Palestrina (1525-1594) / Jacob Paix (1556-1623)

Hodie Christus natus est, Antiphon zurn Magnificat der 2. Vesper

an Weihnachten 25

11. Louis Claude d'Aquin (1694-1772)Noel ................................................... 29

12. Fr. Marianus Konigsperger (1708-1769)

Drei Pastorell-Arien 36

13. Bayerische Originalhandschrift des 18. Jahrhunderts

Pastorella 41

Seite

14. Gottl ieb Muffat (1690-1770)

Zwei Pastorell-Fugen 43

15. Giov. Pierl. da Pales trina (1525-1594) / Jacob Paix (1556-1623)

Lapidabant Stephanum, Antiphon zu den Laudes am Fest

des Erzmartyrers Stephanus 45

16. Jean Francois Dandrieu (1682-1738)

Exsultet caelum laudibus, Hymnus zur Vesper und zu den Laudes

an Apostelfesten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 50

17. John Redford (1485-1547)

TeDeum ............................................... 51

18. Orlando di Lasso (1532-1594) / Bernhart Schmid d. A. (1520-1592)Tribus miraculis, Antiphon zum Magnificat der 2. Vesper am Fest

der Erscheinung des Herrn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53

19 . Fra Giov. Bat tis ta Fasolo (17 . Jahrhundert)Hostis Herodes, Hymnus zur Matutin und Vesper am Fest

der Erscheinung des Herrn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 57

20. Giov. Pierl. da Palestr ina (1525-1594) / Jacob Paix (1556-1623)

Senex puerum, Antiphon zum Magnificat der 2. Vesper am Fest

der Reinigung der hl. J ungfrau Maria 58

Formen der in das Heft aufgenommenen Stucke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 62

Orzeldi ..ge rsposinonen 62-65

Bemerkungen zu den einzelnen Stiicken 65/66

Biographische Notizen und Quellenhinweise 66/67

Abweichungen von den Vorlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 67

Vorwort II

Verzeichnis der erschienenen Hefte der Sammlung Vmschlagseite 4

Bemerkungen zur Editionstechnik . . . . . . . . . . . . . . . . .. 68



1

Cre ato r alm e sid erumHymnus zur Vesper im Advent

Jean Titelouze1 .

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1958 by Friedrich Pustet, Regensburg

1979 t ransfered to Otto Heinr ich Noerzel

Otto Heinrich Noerzel Verlag, Wilhelmshaven

N 3461

Das Notenbi ld i st urheber rechdich geschii tz t und darf niche ohne

schrifdiche Genehmigung des Verlages vervielfaltigr werden.

Music engraving copyright protected.



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Veni redemptor gentiumAdventshymnus

2. John Redford

Gedeckt g'Prinzipal 4 ' 1oder als Trio:

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Veni redemptor gentiumAdventshymnus

Thomas Tallis

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Jerusalem plantabisOrlando di Lasso

In Orgeltabulatur gesetzt von

Jacob Paix

Responsorium zur 2. Noktum am 2. Sonntag im Advent

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10

Une vierge pucelleZum Fest der Unbefleckten Empfangnis der Allerseligsten [ungfrau Maria

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14

A so lis o rtu s c ardin eHymnus zu den Laudes an Weihnachten Nicolas de Grigny

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Drei P as to re Il- A rie n



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Grave Frater Marianus Konigsperger1

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13 .Aus einer bayerischen Orgelhandschrift

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1. Antiphon zu den Laudes amFest des Erzmartyrers Stephanus Giovanni Pierluigi da Palestrina

In Orge1tabulatur gesetzt von

Jacob Paix5 .

I:Prinzipale 161 81 4121

Zunge 8

II:Roten 81 41 2' 11 Zunge 41

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T r ibus M iraculisAntiphon zum Magnifikat der 2.Vesper am Fes t der Er scheinung des Herm Orlando di Lasso



In Orgeltabulatur gesetzt von

Bernhart Schmid d. A.8 .fl

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I: Prinzipale 8' 2' Zunge 4' llote 4' Quinte 11/3'

II: Gedeckt 16' Zunge 8'Floten 4'1'

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Hostis HerodesHymnus zur Matutin und Vesper am Fest der Erscheinung des Herrn



19.Prinzipale s' 4

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Mixtur

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Floren gill

Mixtur 3

Fra Giovanni Battista Fasolo

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58Senex puerum

Antiphon zum 2. Magnificat der 2. Vesper am Festder Reinigung der hI. Iungfrau Mariae Giovanni Pierluigi da PalestrinaIn Orgeltabulatur gesetzt von

Jacob Paix0.



I:Prinzipale 81

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62

Das vorliegende Heft der Gruppe "Die Orgel im Kirchen jahr" en thalt

20 fur die Liturgie des Weihnachtsfestkreises geschaffene Orgelwerke des

16., 17. und 18. Jahrhunderts . Bei der Auswahl der Stucke wurde neben

3) Auf die Orgel iibeitraqene und ausgezierte Vokalkomposilionen

Es gehorte zur Praxis eines Organisten des 15. bis 17. Jahrhunderts,

mehrstimmige Chorsatze auf die Orgel zu uber tragen und mit instru-



der prakt ischen Verwendbarkeit vor al lem auf Viel fal tigke it der Formen

und St ile geachtet . So wurden ernste , s treng ki rchentonale Hymnenbe-

arbeitungen, liedhafte, volkstilmliche Weihnachtsstilcke, einfache, leichte

Fugen und Verset ten und vir tuos auskolorie rte Mote tten aufgenommen.

Formal lassen sich die Komposit ionen in folgende Gruppen einteilen:

1) Choralbearbeitungen mit einem vollstiuidiq zitietieti cantus litmus

Diese altes te uns bekannte polyphone Form reicht bis ins 12. Jahrhun-

dert zurilck. In den Orgelbearbei tungen gregorianischer Choral themen

wird der vol ls tandige cantus f irmus in lange Notenwerte auseinander-

gezogen oder periodisch rhythmisier t bzw. reich verzie rt und umspiel t.

Die erste Art findet sich vorwiegend in Hymnenbearbeitungen englischer,

Iranzosischer, ital ienischer und suddeutscher Orgelmeister des 16. und

17. Jahrhunderts (J. Redford, Nr. 17; - J. Titelouze, Nr. 1, 1. u. 2 . Vers;

N. de Grigny Nr. 7, 1. Vers; - G. B. Fasolo, Nr. 6, 4. Vers u. Nr. 19,

3. Vers ; - Chr . Erbach, Nr. 8, 2. u. 5. Vers). Die Choralornamentierung

ist ein Merkmal des Iranzosischen Barocks und Rokokos (N. Le Begue,Nr. 5 u. Nr. 9). Zum cantus firrnus, der in jeder Stimme auftreten kann,

s ind teil s fre ie oder vorn Choralthema abgele ite te Kontrapunkte gesetzt

(Nr. 7, 1. Vers; Nr. 17; - Nr. I, 1. Vers; Nr.6, 4. Vers, Nr. 8, 2. und

5.Vers), tei ls ist ihm ein strenger Kanon gegentibergestellt (Nr.1, 2. Vers).

2) Fugierende Choralbearbeitungen ohne vollsuuidiqe Choralzitate

Diese Orgelform wird von englischen Komponisten des fruhen 16.Jahr-

hundert s (John Redford, Thomas Tal li s) noch ganz nach Art e iner Vokal-

motette behandelt. Wie in dieser werden kleine Abschnitte mit jeweils

neuen Mot iven aneinandergere iht, wobei ge legentl ich Bruchstucke der

verwendeten Choralmelodie eingearbeitet sind (Nr, 2 u. Nr. 3). Im 17.

und 18. Jahrhundert kommt man tiber die Ricercar -Form mit ihren ver -

schiedenen, von den einzelnen Choralabschnitten abgeleiteten Durchtuh-

rungen (Nr. 1, 3. Vers; Nr. 8, 1., 3. u. 6. Vers) zur einthemigen Choral-

fuge (Nr. 7 , 2. Vers; Nr . 16). Choralfugen kleinsten Ausmafses sind die

fur das Alternie ren mi t dem Choralgesang bestimmten Verse tten (Nr,6 .

1.-3. Vers ; Nr. 19).

mentalen Auszierungen zu schmilcken. Bereits aus der Mitte des 15.Jahr-

hunderts, stammt das Werk "Fundamentum Organisandi", eine ArtLehr-

buch des Kolorie rens (1452),von Conrad Paumann, Organis t an der Se-

balduskirche in Nilrnberg und spater am bayerischen Hof in Milnchen.

Zahlreiche Beispie le dieser Musiz ie rpraxis in der Folgezeit sind uns in

Tabulaturbuchern des 16. und 17. Jahrhundert s i lberl iefer t (B. Schmid

d.A., Nr. 18: J. Paix. Nr. 4. Nr. 10, Nr. 15 u. Nr. 20). Neben der gefal-

ligen Ausschmi lckung war e ine Reduzierung der in den Chorsatzen oftbis zu 12 obligaten Stimmen auf eine grifftechn isch auf der Orgel mog-

liche Stimmenzah1 notig, Die fugierten Einsatze durften dabei jedoch

keineswegs verriachlassigt werden. Quin tparallelen und eine zur Her-

vorhebung der Thematik notwendige, aber etwas urnstandliche Notation

waren daher nicht zu vermeiden (Beispiel Se ite 26. Zelle 1. Takt 3: Halbe

Note c ', zur gle ichen Zahlzeit Vier te lpause und, wahrend noch die halbe

c' liegen bleiben sollte, wiederum ein Viertel c '; praktisch mussen 2 Vier-

tel c' gespielt werden; die umstandliche Notation ist notwendig, urn den

neuen Einsatz anzuzeigen.) In den Tabulaturbuchern finden sich meist

Bearbeitungen von Mote tten rii ederlandischer und italienischer Meis te r

(Orl. di Lasso. Nr. 4u. Nr. 18; - G. P. da Palestrina Nr. 10,Nr. 15 und

Nr. 20).

4) Liediotmiqe Orgelspielstiicke

Fur die seit der Barock- und Rokokozeit in den katholischen Landern

al lgemein ubl ichen Weihnachtsandachten und Hirtenmusiken ents tand

eine reiche Literatur von Orgelspielstucken. Diese, Pastorellen oder Noels

genann ten Stucke sind ein fach gebaut, aber von einer reizenden , volks-

tumlichen Melodik (Cl. d'Aquin, Nr. 11; Anonym, Nr. 13; M. Konigsper-

ger Nr 12; G. Muffat, Nr. 14).

Zur Kennze ichnung des his torischen Klangbi ldes folgen Beispie le ori-

ginale r Disposit ionen von Orgeltypen, die den Stucken dieses Heftes ent-

sprechen,

1) Die italienisdie Orgel des 16. und 17. lahrhunderts

zeigt in ihrer Disposition e ine Klangpyramide von wei ten Prinzipalen,

die diesem Orgeltyp ein chorhaftes Geprage verleiht. Flaten, zunaehst

nur vereinze lt als Soloregis te r verwendet, kommen spater mehr auf. Zun-

genstimmen sind nur selten disponiert. Das Pedal spielt nie eine selb-

s tandige Rol le . In der Regel hat die al titali enische Orgel nur e in Manual.

Disposition der 1580 von Ategnati im Dom von Brescia erbauten Orgel

(fiir Nr. 6 u. Nr. 19):

6 3

Positii (Positiv)

Montre 8' .. Prinzipal 8'



Principale. . . .Principale spezzato

Prinzipal 16'geteiltes Prinzipal,im Manual 16', dietiefen Tone nurim Pedal als 32'Oktav 8'Oktav 4'

Quinte 22/3'Oktav 2'Quinte 11/3'Oktav l'Quinte 2 f s 'eine zweite Oktav 2'Flote 4'Flote 8'

L'Ottava .....La Quinta decima .

La Decima nona. .La Vigesima secondaLa Vigesima sexta .La Vigesima nona .La Trigesima terza .La Vigesima seconda .Flauto in Quinta decimaFlauto in Ottava. . . .

2) Die ltatizosisdie Orgel des 17. und 18. lahrhunderts

Im Gegensatz zur i tal ieni schen Orgel kann die franzosische mehrere

Werke aufweisen. Irn Fri ihbarock sind meis t Hauptwerk und Posit iv dis-

poniert. Zum engen Pr inzipalchor treten die fur die f ranzosische Orgel

charakteristisehen Zungenstimrnen.

Dispositionsentwurf von Jean Ti telouze aus dem Jahre 1632 (fUr Nr. 1):

Grand Orgue (Hauptwetk]

Montre 16'Bourdon 8'Prestan t 4'Doublette 2'Flute 4' ..Petite Flute 2' .Sifflet 1'. .Quin te Flute 2 2 /3 ' .Petit Quinte 113 ' .Fourniture 4r.Cymbale 3r.Cornet 5r.Trompette 8'Clairon 4' .Regal 8' .Tremblant.RossignolTambour

Prinzipal 16'Gedeckt 8'Oktav 4'Oktav 2'Flote 4'Flote 2 'Sifflote l'Nasat 22fa'Sifflote 1 1 / 3 'Mixtur 4fachZymbel 3fachKorne tt 5fachTrompete 8'Trompete 4'Vox humana 8'TremoloNachtigallTrommel

Prestant 4' .Doublette 2' .Fourniture 3r.Cymbale 2r ....Quinte Flute 2 % ' .Cromorne 8' .

Prinzipal 4'Oktav 2'Mixtur 3fachZymbel 2fachNasat 22fa'Krummhorn 8'

Pedale (Pedal)

Bourdon 8' . Gedeckt 8'

Flute 4' . . Flote 4'Trompette 8' Trompete 8'

Koppel: Positiv/Pedal

Die itatizcsisdie Orgel des 18. lahrhunderts

erhalt weitere Werke: das "Recit", das "Echo" und haufig' auch das

Schwellwerk. Recit und Echo sind meis t nur mit wenigen Solostimmen

besetzt und haben auch einen geringeren Tonumfang.

Dispos ition der unter Leitung von Nicolas Le Begue im Jahre 1679von

Thierry erbauten Orgel von St. Louis des Invalides in Paris (fur Nr. 5,

Nr. 7, Nr. 9, Nr. 11u. Nr. 16):

Grand Orgue (Hauptwerk)

Montre 16' .Montre 8' .Bourdon 16'Bourdon 8' .Prestan t 4' .

Doublette 2' .Fourniture 5r.Flute 4' ...Cymbale 4r..Corne t 5r ..Nasard 22/3' . .

Grosse Tierce 315

Tierce 13/5' • •

Quarte 2' ..

Trompette 8' .Clairon 4' ..Voix humaine 8'

E ch o

Bourdon 8' .Flute 4' . .Quarte 2' .Cymbale 2r.Nasard 221r 'Tierce 131 aCromorneTremblant

Prinzipal 16'Oktav 8'Gedeckt 16'

Gedeckt 8'Oktav 4'

Oktav 2'Mixtur 5fachFlote 4'Zymbel 4fachKorne tt 5fachNasat 22/3'Terz 31/5'

Terz 13/5 'F16te 2'Trompete 8'Trompete 4'Vox humana 8'

Gedeckt 8'Flote 4'Gemshorn 2 'Zymbel 2fachNasat 2213 'Terz 13/5'Krummhorn 8'Tremolo

64

Positif (Positiv}

Montre 8' ..Bourdon 8' ..Prestant 4' .

Priuzipal 8'Gedeckt 8'Oktav 4'Oktav 2'

Disposition der 1580 von Amerbach erbauten Orgel von St. Ulrich in

Augsburg (fUr Nr. 8):

Manual

Copula 16' Octav 2'

Pedal

Principal 16' Tremulant



Doublette 2' .Fourni ture 3r.Cymbale 2r.Flute 4' ..Nasard 2 2/~'Tierce 1/5

Larigot Ills'Cromorne ..Voix humaine 8'

Recit

Cornet 5r.Trompette

Pedale

Flute 8' .Trompette 8'

Mixtur 3fachZymbel 2fachFlote 4'Nasat 22/3'Terz 13/5Quinte 1lja'

Krummhorn 8'Vox humana 8'

Kornett 5fachTrompete 8'

Flote 8'Trompete 8'

3) Diesiiddeutsche Orgel des 16. lahrhunderts

Durch Einbau eines Posit ivs im Riicken des Organist en entstand inSud-

deutschland bereits irn 15. Jahrhundert das Huckposit iv. Die verschiede-

nen Orgelwerke, die engen Prinzipale, mehrchorige Stimmen hoherer

Tonlagen und die Zungenstimmen gaben der siiddeutschen Orgel dieser

Zeit eine grofse Farbigkeit.

Disposit ion der 1575von Mosames umgebauten Orgel der Michaeliskirche

in Hof (fur Nr. 4, Nr. 10, Nr. 15, Nr. 18 u. Nr. 20):

Hauptwerk

Prinzipal (geteilt)Fl6teMixturZymbel (geteilt)Regal

Ruckpoeltiv

KleinzymbelPosauneRegal

TremulantVogelgesangZymbelstern

Dieser der italien ischen Orgel entgegengesetzte Orgeltyp wird [loch

gebaut, als der i talienische Einflufs auf das suddeutsche Orgelspiel (Chr.

Erbach, H. L. Hamer) zu Ende des 16. Jahrhunderts auch auf den sud-

deutschen Orgelbau einwirkte. Unter diesem Einflufs entstehen gleich-

zeitig Orgeln, deren Disposit ion wie bei ihren i tal ienischen Vorbilderneinen vollstandigen Prinzipalchor, einige Floten-Stimmen und gelegent-

lich auch eine Zungenstimme aufweist. Hautig i st die Orgel wieder ein-

rnanualig, das Pedal spielt keine selbstandige Rolle.

Prinzipal 8'Fl6te 8'Octav 4'Gedeckt 4'Quinte 22/3'

Doppelte QuinteMixtur 6fachZymbel 2fachPosaune

VogelgesangPauken

4) Die baveiisdi-ostetteidiisdie Orgel des 18. lahrhunderts

In Bayern und in den vom bayerischen Orgelbau beeinfluEten Gegen-den 6sterreichs war die 1 bis 2-manualige Orgel die Regel. Disponiert

waren ein z iemlich vol ls tandiger Prinzipal- und Mixturenchor, Floten,

Aliquotstimmen (auch Terzen) und vor all em in osterreich auch ver-

schiedene Streicher. Besonders charakterist isch sind fur diesen Typ die

wundervoll zarten Floten.

Disposit ion der 1758von Jakob Spath erbauten Orgel der Dreifaltigkeits-

kirche in Regensburg (fur Nr. 12, Nr. 13 u. Nr. 14):

Hauptwerk

Regula primaria 8'= Prinzipal 8'

Viola da Gamba 8'=Gamba 8'

Miscel la acuta 5-7 fach= Scharff 5-7 fach

Corne t 3fach= Kornet t 3fachDitonus 13/5= Terz ISis'

Tibia s ilves tr is 2'= Waldfl6te 2'

Diapente 3'= Quinte 22/3'

Diapason 4'= Oktav 4'

Tibia cuspidata 4'= Spitzflote 4'

Quintitenens 16'=Quintade 16'

Quintitenens 8'= QuintaWn 8'

Bordoun 8'=Gedeckt 8'

Tremulus

= TremulantCopula

Koppel:Oberwerk/Hauptwerk

Oberwerk

Principal 8'=Prinzipal 8'


Unda maris=Unda maris 8'

Pileata major 8'=Grobgedeckt 8'

Tibia transversa cum Echo 4'= Traversflote 4'

Tibia angusta 4'=Zartfl6te 4'

Diapente pileata 3'= Quinte 3'

Disdiapason 2'= Superoktav 2'

Miscella acuta 3fach= Scharff 3fach

Pedal

Regula primaria 16'= Prinzipal 16'

Basso di Violone 16'=Vio'linbafs 16'

Praes tans 8'=Oktav 8'


Pileata maxima 16'= Subbafs 16'

5) Die etiqlisdie Orgel des 16. lahrhunderts GJ: +Flote 8', PrinzipaI2'; dieBezeichnungen PJ =Petit jeu (II.Ma-

6 5



Es ist uber'liefert, dan die Dornorgel von Winchester urn das Jahr 1000

bereits 2 Manuale und 400 Pfeifen besafs. Es ist auch bekannt , dan im

16. Jahrhunder t in der St. Paul's Kathedrale zu London "eine der schon-

s ten Orgeln" mit Pfeif en "aus schonstern Holz" stand, ih re genaue Dis-

position ist uns jedoch n icht bekann t. Dispositionen aus spaterer Zeit

zeigen, dan die engl ische Orgel im 17. Jahrhundert e inen kleinen Prinzi -

palchor, vereinzelte Flaten und einige Zungenstimmen besafs. Das Pedalwar unselbstandig,

Bemerkungen zu den einzelnen Stiicken

1 Hyrnnus Gregors des Grofsen (urn 540-604), bei Titelouze abweichende

altere Textfassung: Conditor alme siderum

1. Vers: Cantus f irmus im Pedal - majestatisch - breite Halbe

(J=52)

2. Vers: Cantus firmus auf dem Solomanual - die Gegenstimmen

(Kanon in der Quinte) gut ar tikulieren - zuruckhaltend -

fliefsende Viertel (~= 120-128); der Vers kann auch als

Trio gespielt werden: cantus firrnus im Pedal (Zunge 4'),

rechte Hand: Mittelstimme (Flote 8'), linke Hand: BaB-

stimme (Gedeckte 16', 8')

3. Vers: ohne Pedal - die Therneneinsatze durch Agogik und Phra-

sierung hervorheben - breit - Iliefsende Viertel (~= 104)

2 Heute in der Liturgie n ich t mehr gebrauchlicher Adventshymnus des

u. hl. Ambrosius (urn 340-397) - die polyphonen Linien durch Phra-

3 sierung verdeutlichen (man denke sich die einzelnen Stimmen

von Violen gespie lt) - fliefsende Viertel, Nr. 2, 1. u. 2. Verse~=6),

Nr. 3 (, J =88)

4 Das funfstimmige Responsorium Orlandos wurde von Jacob Paix

auf die Orgel ubertragen und mit Koloraturen versehen - auf einer

e inmanual igen Orgel kann die Doppelchortgkei t durch starkere Za-

suren anstelle des Manualwechsels herausgearbeitet werden - Ireu-

dig bewegt - die Sechzehntel und Zweiunddrei fs igs te l der Kadenz-schlusse gut ausspie len (, ; =96)

5 Dieses reizende Stuck ist volksliedhaft schlich t zu spiel en - Unge-

ubte mogsn die schwierigsten Verzierungen weglassen - auf der ein-

manual igen Orgel kann der Manualwechse l durch entsprechendes

Umregistrieren ersetzt werden - PJ: Streicher 8', Flote 4';

nual) und GJ =Grand jeu (1 . Manual) sind original - Verzierungs-

tabelle nach Erlauterungen von Nicolas Le Begue - (.~=120)

6 Bel Fasolo abweichende Textfassung des Weihnachtshymnus: Christe

redemptor omnium - sehr gesangvoll, streng legato - breit flie-

Bende Viertel (~= 104), 4. Vers (J=04)

7 Weihnachtshymnus des Caelius Sedulius (urn 450)

1. Vers : cantus f irmus irn Pedal - majestatisch, kraftvoll

Viertel (~= 69)

2. Vers: die kunstvolle. ornamentreiche Fuge kann auch auf einern

Manual gut dargestellt werden - Registrierung hierrur:

Manual: Floten 8', 2', Pr inzipal 4'; Pedal: Gedeckt 16', Prin-

z ipal 8', Flote 4' - die Registerbezeichnungen Corne t, Cro-

morne des 2. Verses s ind original - Verz ierungstabelle nach

Grigny - (J=52)

breite

8 In der Handschrift ist das Stuck uberschrieben: Himnus de Nativi-

tate - lange Notenwerte legato, gesangvoll - Koloraturen leben-

dig ar tikulieren und gut ausspielen - ( d =100) - samtliche Verse

sind auch auf einem Manual ausfuhrbar - aus technischen Grun-

den ist es ratsam, im 4. Vers den Ban vorn 9. Takt an mit Pedal

(ohne Pedalregis te r, nur mit Pedalkoppel) zu spie len.

9 Wie Nr . 5 volksliedhaft schlich t, die var iier ten Teile frohl ich und

lebendig artikulieren - Ausfi ihrung auf einem Manual ahnlich wie

bel Nr. 5 vorgeschlagen - die Bezeichnungen P. und G. sind original

(siehe Nr. 5) - Verzierungs tabelle nach N. Le Begue - schnelle

Viertel (~= 160)

10 Die bekannte achts timmige Weihnachtsmotette Palest rinas wurde

von J. Paix eine Quinte tiefer gesetzt und mit virtuosen Kolora-

turen geschmuckt (siehe Nr. 4) - der :l:J Takt am Schlufs des Stiickes

ist sehr lebendig und Irohlich, beinahe tanzerisch zu spielen -

(J = 104-108) - ( d des " Taktes =etwa d. des 3'. 'I'aktes)

11 Dieses Weihnachtsspielst ilck kann bei jeder Schlufskadenz beendet

werden - auf einer einmanualigen Orgel mage jeder Teil in eineranderen Klangfarbe dargestellt werden; einige Registriermoglich-

keiten dazu: Flote 4' solo Gedeckt 16' eine Oktave hoher . F'lote 8'

f Gedeckt 16' und Flote 4' . Flaten 8' und 2' Gedeckt 16', F'lote 4'

und Quinte 1 ]':1' Streicher 8' und Flote 4' - alle Bezeichnungen

im Notentext sind original (Tres tendrement =ehr zart)

(~= 84-96).

66

12 Diese entzuckenden kleinen PastoreUen sind au1lerst locker lind

leicht zu spielen - sie konnen auch auf einer einmanualigen Orgel

dargestellt werden - Registrierung auch mit anderen als den an-

gegebenen Solostimmen moglich (siehe Nr. 11) - samtliche Angaben

Biographische Notizen und Quellenhinweise

Nicolas Le Begue, 1630 (Laon) - 1702 (Paris), Organist an st. Merry

zu Paris , seit 1678 Hoforganis t; e r schrieb drei Orgelbucher und Bucher



zum Tempo und zur Dynamik sind ebenso wie die Artikulations-

bogen original - or iginals Dberschriften : 1) Aria 5ti Toni; 2) Ar ia

BE Toni; 3) Aria Pastorella 8vi Toni - tanzerisch, spielerisch -

0:~=52-58; 2: ~=84-92; 3: ~=60-63)

13 Siehe Bernerkungen zu Nr, 11 und Nr. 12 - rhythrnisch bestimmt -

(~= 76)

14 Siehe Bemerkungen zu Nr. 11 und Nr. 12 - die vielen Verzierungen

rnussen sich unaufdringlich in die Iiebenswurdige Melodie einfugen,

notfalls konnen sie auch weggelassen werden - fein. zierlich -

(1:,)=168; 2: ,)= 144)

15 Siehe Bemerkungen zu Nr. 4 - der Vokalsatz ist funfstimmig -

schwer, kraftvoll - breite Vier tel - (~= 88)

16 Der Hymnus wird in der Liturgie zur Vesper und zuden Laudes aller

Apostel£este gebetet - Verzierungstabelle nach Dandrieu - die

wurdevolle Fuge ist breit zu spiel e n - (d=66)

17 Die einzelnen Verse des Te Deum sind im Mu'llinerbook unter ver-

schiedenen Dberschriften aufgezeichnet; die Originaluberschriften

lauten: Tibi omnes Tu ad liberandum / Te per orbem / Salvum

fae - der letzte Vers wurde zur praktisehen Verwendbarkeit voran-

gestellt, er kann als Schlufsvers zur Abrundung wiederholt werden

-kraftige. glanzende Registrierung - cantus firmus breit -

( ' , : c I = 66; 3 ,:,).= 66)

18 Siehe Bemerkungen zu Nr. 4

zuruckhaltsnd, breit strornend

der Vokalsatz ist funfstimmig -

(~= 92)

19 Hyrnnus des Caelius Sedulius (urn 450) - wie Nr. 6 Musterbeispiel

von kurzen nach der Choralmelodie gearbeiteten Versetten - sehr

gesangvoll, legato - breit flieLlende Vier tel - ( ~=84)

20 Siehe Bemerkungen zu Nr. 4 - hellglanzend - fliefsende Viertel

(,)=112).

fur Cembalomusik und war einer der hervorragendsten und fruchtbarsten

Orgelrneister des damaligen Frankreich; bemerkenswert der haufig'volks-

tumliche Einschlag seiner Orgelstucke.

(Nr, 5 und Nr. 9 aus "Premier Livre d'Orgue", 1676)

Jean Francois Dandrieu, 1682 (Paris) - 1738 (Paris), Organist an St.

Mer ry und St. Barthelemy, seit 1721 Hoforgan lst: einer der letzten aus

der Reihe der Pariser Organisten des 17 . u. 18. Jahrhunderts; galan ter

Orgelstil.

(Nr. 13aus "Pieces d'Orgue", 1729).

Louis Claude d'Aquin , 1694 (Paris) - 1772 (Paris), Organist an St. An-

toine und St. Paul, seit 1739Hoforganist: in der Hauptsache Kornponist

fUr das Cembalo; seine Noels konnen wohl als die farbigsten und dut tig-

sten Weihnachtsstucke der Orgelliteratur gelten.

(Nr. 11 aus "Livre de Noels", ca. 1745.)

Chris tian Erbach, 1570 (Gau-AlgesheimjHessen) - 1635 (Augsburg), Or-

ganist bei Marcus Fugger in Augsburg, seit 1625Augsburger Domorganist;

deutscher Vertreter der venezianischen Orgelschule.

(Nr. 8 aus Mus.Mss. 1581 der Staatsbibliothek Munchen),

Giovanni Battista Fasolo, aus Asti auf Sizilien, Franziskaner, Kapell-

meis te r des Erzbischofs von Monreale; sein "Annuale" nimmt einen her-

vorragenden Platz unter den liturgischen Orgelwerken ein .

(Nr. 6 u. Nr. 19 aus .Annuale" op. 8, 1645).

Nicolas de Grigny, 1672 (Heims) - 1702 (Heims), Organis t an der Kathe-

drale zu Reims; seine Hymnen und seine Orgelmesse sind besonders

kunstvoll.

(Nr, 7 aus "Premier Livre d'Orgue", 1699).

Marianus Konigsperger, 1708 (RodingjOberpfalz) - 1769 (Regensburg),

sei t 1734 Frater im Benediktinerkloster Prutening ; sein umfangreiches ,Iiebenswurdig und doch sauber gearbeitetes kirchenmusikalisches Werk

fand zu seiner Zeit im suddeutschen Raum weites te Verbrei tung.

(Nr. 12 aus "Der wohl-unterwiesene Clavier-Schiller", 1755).

Orlando di Lasso, 1532 (Mons/Herinegau) - 1594 (Munchen), seit 1560

Leiter der Bayer is chen Hofkapelle; seine zur damaligen Zeit mit In-

strurnentenbegleitung aufgefiihrten Chore wurden hauf ig fur die Orgel

Thomas Tallis, 1505-1585, Organist an del' Chapel Royal; del' erste Grofs-

meister der englischen Virginalisten. (Nr. 3 aus "Mullinerbook").

6 7



bearbeitet und koloriert.

(Vokalsatze Nr . 4 und Nr . 18 aus "Magnus opus musicum", Orgelbear-

beitungen Nr. 4 aus "Ein schon Nutz und Gebrauchl ich Orgel Tabulatur"

1583,von J. Paix, Nr. 18 aus "Zwey Bucher einer Neuen Kunstllchen Ta-

bulatur", 1577von B. Schmid d. A.).

G<lttlieb Muffat, 1690 (passau) - 1770 (Wien), Schuler von J. J. Fux,

seit 1717 Hoforgan is t in Wien , Lehrer der nachmaligen Kaiserin Mar ia

Theresia; er wird als der grofste deutsche Klaviermeister nachst Bach

und Handel bezeichnet.

(Nr. 14 aus , ,72 Versetl samt 12Toccaten", 1726,hier nach demhandschrift-

lichen Orgelbuch des Passauer Musiker s Johann Ernst Hartmann , 1733,

wiedergegeben).

MullinerOOok. 1545-1570 von dem Londoner Organisten Thomas Mulliner

geschrieben; das e inzige Musikbuch, das e inen vol ls tandigen t rberbl ick

uber die Instrumentalmusik Englands im 16. Jahrhundert bietet.

(Nr. 2, Nr. 3 u. Nr. 17).

.Jacob Paix, 1556 (Augsburg) - nach 1623 (Hilpolt stein), Organis t in

Lauingen, seit 1601Hoforganist in Neuburg/Donau; e iner der letzten Ver-

t re te r der Schule der Koloris ten; seine Kolorie rungen sind durch haufige

virtuose Passagen gekennzeichnet.

(Nr. 4, Nr. 10, Nr. 15 u. Nr. 20 aus "Ein schon Nutz- und Gebrauchlich

Orgel Tabulatur, 1583).

Giovanni Pierluigi da Palestrina, 1525(Palestrina) - 1594(Rom), Kapell-

meister an verschiedenen romischen Kirchen, seit 1571 an St. Peter;

seine Motetten wurden haufig fur die Orgel bearbeitet und koloriert .

(Vokalsatze Nr. 15 u. Nr. 20 aus "n l ibro primo dei Motetti", Nr. 10 aus

..Libro terzo dei Motetti"; Orgelbearbeitungen Nr . 10, Nr . 15 und Nr. 20

aus "Ein schon Nutz- und Gebrauchlich Orgel Tabulatur. 1583". von

J. Paix).

.John Redford, urn 1485-1547 , Organ is t an St. Paul's Cathedral in Lon-

don; e iner der bedeutendsten Meis te r aus del' Fri ihze it des Orgelspiels,

(Nr. 2 u. Nr. 17 aus "Mullinerbook").

Bernhart Schmid d.1\.., 1520(Strafsburg) - 1592(Strafsburg), seit 1564Or-

ganis t am Strafsburger Munster; gehort wie Paix der le tz ten Gruppe der

Koloristen an.

(Nr. 18 aus "Zwey Bucher e iner Neuen Kunstl ichen Tabulatur", 1577).

.Jean Titelouze, 1563(St . Orner) - 1633(Rouen), sei t 1588Organis t an der

Kathedrale zu Rouen; die ers te grofse Personlichkeit des franzosischen

Orgelspiels; fUr die liturgische Orgelmusik von grouter Wichtigkeit durch

seine wurdigen, noch streng kirchen tonalen Orgelhymnen und -Mag-

nifikat. (Nr, 1 aus "Hymnes d'eglise", 1623).

Die umfangreiche Orgelhandschrift des 18. Jahrhunderts bef indet sich

in meinem Besitz und enthalt nach den ach t Kirchentonen geordnet Toe-

eaten, Praeambeln, Versetten, Kadenzen, Fugen, Arien, Sonaten usw.(Nr.13).

Abweiciwngen von den Voriagen:

Seite 8 Zeile 2 Takt 4 die zweite Takthii.lfte im Sopran

original-s J J hTI19 2 4 Ball 3. und 4. Viertel original J. J >19 5 Schluls im Alt original gis '

25

26

26

27

45

49

2

1

3

2

3

5

3 erste Halbe im Alt original d'

3 erstes Vierte l a statt g

3 im Alt 2. Viertel original g

2 im Alt original 3. Viertel Halbe g'

3 Tenor 4. Achtel original c

2 zweites Viertel die letzten 3 Zweiund-

dreilsigstel im Ball original G A H

3 Ban letztes Sechzehntel original B *)

2 Alt 2. und 3. Viertel b, b

4 Tenor 4. Achtel original h

*)

*)

53

53

55

55

57

Z

3

1

3

4

3 Sopran 3. Vierte l e '

2 AU 4. Viertel g, 5. Viertel f

58 3 1 Ball letztes Achtel f *)

58 4 4 Ball zweite Halbe original a

59 2 3 zweite Halbe in den Unters timmen stat t

Viertel im original Halbenoten

61 4 1 Alt erstes Viertel a'

Die mi t *) bezeichneten Stel len wurden nach der Vokalvorlage berich-tigt.

Regensburg, Oktober 1958 Eberhard Kraus

Vorzeichen tiber oder unter den Noten sind Vorschlage des Herausgebers. S tehen

diese Vorzeichen in Klammem, so solI an Stel len, wo Zweifel auftauchen konnten ,

die originale Notation hervorgehoben werden.

Vorschlage zur Artikulation und zum Tempo werden in den Bemerkungen zu den

Gedackte: Gedackt, Kopula, Quintaton, Quintade, Hohlflote, Rohrflote,

Bordun, SubbaB;

Floren: Flute, Flauto, Flageolet , Nachthom, Gemshom, aile Zusam-

mensetzungen mit Flote wie Holzflote, Blockflote, FlotbaB usw. ;



~, einzelnen Stiicken gemacht. Tempoangaben und Artikulationszeichen im Notentext

sind durchwegs original.

Pbrasierungsreicben sind im Notentext auBerst sparsam gesetzt.

Fingersatz und Handverte i l ung wird angegeben, wenn es notwendig erschein t. Das

Zeichen L bedeutet: die Stimme wird von der recbten Hand aufgenommen; das

Zeichen Ibedeutet: die Stimme wird von der l inken Hand aufgenommen. Ein

Zeichen gi lt , b is es durch das gegentei lige aufgehoben wird.

Die .Ausfuhrung der Verzierungen ist nach Anweisungen des betreffenden Kompo-

nisten oder eines seiner Zeitgenossen in Fufsnoten wiedergegeben.

Das Peda l erhal t nur dann ein eigenes System, wenn vom Komponisten ausdnick-

lich Pedalspiel gefordert wird. Die Bezeichnungen Ped. oder Pedal im zweisystemigen

Notentext sind Zusatze des Herausgebers.

OriginaIe Regis terangaben sind in der Zeit , aus der die vorgelegten Stucke stammen,

selten. Sie werden in den Bemerkungen am Schluf eines jeden Heftes als soIehe

irnmer hervorgehoben. Die jedem Stuck vorangestellten Registerangaben sind Vor-

schlage des Herausgebers, ebenso die im Notentext gemachten Angaben uber Register-

wechseI. Sind diese in Klammem gesetz t, so besagt dies , daf d ie Registr ierung auf

dem anderen Manual vorbereitet werden solI. Die Registerangaben sollen dem Spieler

dazu dienen, das den einzelnen Stucken eigene, historische Klangbild auf seine Orgel

zu ubertragen. Steht nur eine kleinere Orgel zur Verfugung, moge eine entsprechend

einfachere Registr ierung gewahl t werden . Vorschlage dazu finden sich in den Be-

merkungen zu den einzelnen Kompositionen. In der Regel sind nur Registergruppenangegeben. Die gebrauchlichsten Registernamen verteilen sich darauf wie folgt:

PrinzipaIe: Prinzipal, Oktav, Superoktav, Oktavlein, Praestant, Montre, Choralba13,

aIle Zusammensetzungen mit Prinzipal und Oktav;

Streicher: Salizional, Salizet, Gamba, Fugara, Gemshom, Violine, Viola,

Unda maris, Vox coelestis, Cello, ViolonbaB;

Aliquotstimmen: Quinte, Nasat (Quinte), Terz, Septime;

Gemischte Stimmen: Mixtur, Scharff, Cymbel, Kornett , Rauschpfeiffe, Sesquialter,

Terzian, Hintersatz;

Zungen: Trompete, Horn, Schalmei, Oboe, CIairon, Klarinette, Klarine,

Dulc ian, Vox humana, Regal, Krummhorn, Posaune, Fagot t,

Basson, Sordun, Bombarde.

Manualwechsel wird auf folgende Weise angegeben:

" Nur die mit dem Pfeil bezeichnete Stimme

wechselt auf das andere Manual(11

Beide Systeme und beide Hande wechseln

auf das andere ManualIII

r· 9 j j J J J JILDie Stimmen des bezeichneten Systems

wechseln auf das andere Manual111

Ped. - * = Pedal von Ped. bis - *A = Spitze rechter FuBn Zusammenfassung auf rechtem FuB

V =Spitze linker FuB U =Zusammenfassung auf Iinkem FuB

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Cant Anti Bus Organis. Book 01 Organ Music of Liturgical Year. Advent and Christmas