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Cello & Cello – jenseits der reinen Lehre Verpopte oder verrockte Klassik geht mir gegen den Strich, meistens jedenfalls. Die umgekehrten Varianten ebenso. André Rieu oder das wohl verschwundene Ensemble Rondo Veneziano jagen mir einen Schauer über den Rücken. Es gibt wenige Ausnahmen. Eine, die mir spontan in den Sinn gerät, ist Nigel Kennedy mit dem Doors Concerto oder die Jon Lord Einspielungen Sarabande und Before I forget, die zwar nicht der „reinen Lehre“ folgen, aber wunderschöne Musiken sind. Klassische Musiker, die unter dem Namen Mr. & Mrs. Cello ein Album herausbringen, fallen mir gewöhnlich nicht auf. Man erhalte mir meine Vorurteile. Nun aber stelle ich Ihnen die erste CD genau dieser Duo-Formation vor. © Kaiserbühne, Kaiserstuhl (CH)

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Cello & Cello – jenseits derreinen LehreVerpopte oder verrockte Klassik geht mir gegen den Strich,meistens jedenfalls. Die umgekehrten Varianten ebenso. AndréRieu oder das wohl verschwundene Ensemble Rondo Venezianojagen mir einen Schauer über den Rücken. Es gibt wenigeAusnahmen. Eine, die mir spontan in den Sinn gerät, ist NigelKennedy mit dem Doors Concerto oder die Jon Lord EinspielungenSarabande und Before I forget, die zwar nicht der „reinenLehre“ folgen, aber wunderschöne Musiken sind. KlassischeMusiker, die unter dem Namen Mr. & Mrs. Cello ein Albumherausbringen, fallen mir gewöhnlich nicht auf. Man erhaltemir meine Vorurteile. Nun aber stelle ich Ihnen die erste CDgenau dieser Duo-Formation vor.

© Kaiserbühne, Kaiserstuhl (CH)

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Fulvia Mancini und Massimiliano Martinelli sind professionelleitalienische Cellisten, die für das Album Crossover OneOriginale und Eigeninterpretationen von Paganini, JeanBarriere, Ludovico Einaudi, Nirvana, U2 und Sting aufgenommenhaben. Keine düsteren Stimmungen wie bei Tina Guo oder denFinnen von Apocalyptica. Angenehme Unterhaltung, nichtüberzogen virtuos dargebracht, aber sehr leidenschaftlich undmit einer unprätensiösen Perfektion. Nichts, über das sich derHörer gleich mit Grundsatzdiskussionen und mit Vergleichen zuCasals und Feuermann ablenken sollte.

Einschalten, einen LBVP oder einen Vintage öffnen, deneleganten Epikur anzünden, sich zurücklehnen und genießen.Hier in dieser und der nächsten Woche.

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Jeff Goldblum – JurassicLive-JazzHollywoodstar Jeff Goldblum wäre auch Musiker geworden, wennes mit der Schauspielerei nicht geklappt hätte. Aufgewachsenin einem musikalischen Elternhaus mit der Musik von ErrolGarner, hat er in jungen Jahren einige Zeit klassischenUnterricht (Piano) erhalten. Aber der Jazz war es, der ihnbereits mit fünfzehn Jahren in die Clubs und Cocktail-Barsseiner Heimatstadt Pittsburgh brachte. Zwei Jahre später zoger wegen seiner Liebe zur Schauspielerei nach New York und derJazz und das Klavierspielen blieben nur noch Steckenpferd. Biser einige Jahre vor dem Millenium das Mildred SnitzerOrchestra gründete, mit dem Goldblum wöchentlich im RockwellTable & Stage inder Umgegend von Los Angeles auf undpräsentiert einen lockeren Mix aus Barjazz, Varieté und stand-up Comedy. Sofern es die Schauspielerei zuläßt, denn die hatimmer noch Priorität.

Und nun das erste Album, ein Mix aus Jazzstandards unterBeteiliung der Sängerinnen Imelda May und Haley Reinhart undu.a. Til Brönner, der hier endlich einmal -abseits seinesveröffentlichten Mainstream Jazz/Pop Schmusekrams – wiederzeigt, was für ein fantastischer Trompeter er ist. Aufgenommen

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als Live-Sessions in den Capital Studios in Los Angeles.

Das Album ist sicher kein high light des Jazz, aber es machteinfach Spaß, hineinzuhören. Und das reicht dann auch für dieCD der Woche. Viel Spaß und vor allem Entspannung, trinken Sieetwas anregendes dazu und schaffen sich ein wenig Bar-Feeelingdaheim.

Nigel Kennedy Quintet: Shhh !(2009)Nigel Kennedy, seit einigen Jahren seinem „enfant terrible“Image entflohen, hat Kritiker (die maulenden meine ich, fürdie ein ernsthafter Musiker Tag und Nacht einen Frack tragenmuß), immer wieder durch phantastische Musiken undDarbietungen „alt aussehen lassen“. Neben seinemherausragenden Klassikkatalog sind es aber die Ausflüge inJazz, Rock und Funk, die ihn zu einem Multi-Musiker machen.Das hat schon eine ganz andere Qualität als die desmittlerweile verpopten David Garrett, der besser in die

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samstäglichen Florian Silbereisen Musikantenstadl passt, wo erja nun meistens anzutreffen ist.

Das 2008er „Very Nice Album“ gabdie Richtung vor für die Musik,die ich Ihnen heute als Playlistder Woche vorstelle: die CD„Shhh!„, nur ein Jahr spätereingespielt. Das NK Quintettbesteht aus Top Musikern derKrakauer Jazz / Rock / FusionSzene und wenn einmal Gesang zuhören ist, dann stammt er vom –ja glaubt es oder nicht –

Culture Club Vormann Boy George. Und der nimmt nicht nur alsexotisches Einsprengsel teil, sondern trimmt den Nike DrakeSong „River Man“ auf high light Niveau. Respekt.

Die Rhythmusgruppe mit Krzysztof Dziedzic (Drums) und AdamKowalewski (Double Bass) bildet das perfekte Fundament, aufdem sich Pianist Piotr Wylezol, Saxophonist Tomasz Grzegorskiund Nigel Kennedy ausspielen können. Das pulst, das treibt, dafliessen wundervolle Klavierläufe ein, die Violine wird zumMultiinstrument. Schon beim ersten 10-minütigenTransfiguration wird alles ausgereizt, was eine jazzigeKomposition heute bieten kann. Eine Warnung möchte ichlediglich für das ebenfalls 10 Minuten lange Schlußstück Oyaussprechen. Das ist wirklich Oy und geht fast an die Grenzedes Erträglichen, wenn man nur einfach so reinhört. In derGesamtheit ist dieser Titel aber sehr aufregend undvielschichtig.

Bitte beachten: das Album ist nur bedingt sinnvoll auf einemSmart Player (iPhones + Konsorten + Mini Kopfhörer)anzuhören, da gelangt die Körperlichkeit der Stücke nurschwerlich zum Hörer. Ihre Heimstereoanlage (sagt man dasnoch?) aber wird den Hörort zum fliegen bringen.

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Und nun wünsche ich ein entspanntes Erleben.

Diese Alben sollten Sie sich nicht entgehen lassen

Jakob Bro | Bay of RainbowsWas vielleicht aus der Sprache der Rapper entlehnt seinkönnte, trifft nichts weniger als zu. Bro ist tatsächlich derungekürzte Nachname des dänischen Gitarristen Jakob Bro, dersich seit langem in die Elite der Saitenspieler des temoprärenJazz gespielt hat. Nach dem noch gar nicht so lang

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zurückliegenden Fortgang von Larry Coryell, Alan Holdsworth,John Abercrombie und Chuck Loeb hat er sich eineninternationalen Spitzenplatz erobert. Und das mit mittlerweileüber 14 Alben, daß soeben erschienene Fünfzehnte stelle ichIhnen hier vor: Bay of Rainbows – live At The Jazz Standard,New York 2017. Jakob Bro ist ein Meister der leisen,akzentuierten Töne. Ein Lautmaler, der sich nie prätentiös inden Vordergrund spielt, sondern stets Partner des Ganzenbleibt. Kein Al Di Meola, kein John McLaughlin. Und so nimmtes nicht Wunder, dass er einige Alben zusammen mit demherausragenden Bill Frisell aufgenommen hat, sie scheinenBrüder im Geiste zu sein.

© ECM Records

Bro wird von ECM Records aus München verlegt, das sich in denvergangenen nun fast 50 Jahren als wohl eines derinteressantesten internationalen Labels etabliert hat. EinVerdienst von ECM ist sicherlich die Förderung von Künstlernaus der nordischen Jazz Szene und deren Verbindung zuramerikanischen. Das sucht in der heutigen Zeit seinesgleichen.Bay of Rainbows ist eine live-Aufnahme als Trio mit ThomasMorgan (Bass) und Joey Baron (Schlagzeug). In dieser Besetzungwurde bereits das 2016er Album Streams aufgenommen, das DownBeats, das führende amerikanische Jazz Magazin, als magische

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Musik, die sich nicht kategorisieren oder fixieren lässt. DieSongs von ‚Streams‘ lassen sich am besten als Juwelenbeschreiben, die sich in der Luft drehen, Licht reflektierenund brechen beschreibt.

© Emanuele Maniscalco/ECMRecords Jakob Bro, ThomasMorgan, Joey Baron

Nicht nur durch die gleiche Besetzung kann das neue Album alsFortsetzung von Streams gesehen werden. Alle Stücke sindKompositionen von Jakob Bro und bereits auf früheren Albenerschienen, erfahren nun aber durch das kongenialeZusammenspiel der drei Musiker völlig neue Ansätze und einenanderen Ausdruck. Schnelle thematische Wandelbarkeit,unerwartete Wechsel und die traumhafte Verbundenheit des Triosschaffen ein Werk von exaltierter Schönheit. AlsMusterbeispiel für gelungene Spontanität können die zweiunterschiedlichen Versionen des Titels „Mild“ gelten. WennIhnen diese Musik gefällt, dann möchte ich auf den Katalog vonJakob Bro aufmerksam machen, der am Ende des Artikelsveröffentlicht ist.

Ich wünsche Ihnen musikalische Aufregung und Spannung beimHören.

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Brixtonboogie | Urban BluesJa – das ist wieder mal so eine Sache, diese deutsche Bandkennt kaum jemand. Der Prophet im eigenen…. und so. Imspannenden 5-Teiler „Die Protokollantin“ war der Song „Lovewill do“ ein richtiger Earcatcher. Die gesamte CD ist allesandere als ein dumpfes Bluesgegrummel-Album. GeschickteSamples mit der Stimme von John Lee Hooker und viele andere,moderne Samples machen aus der CD ein tolles Hörerlebnis. Sogeht Blues auch, endlich mal jemand außer Seasick Steve (trittübrigens am 28.10. in München auf – bereits ausverkauft), derkeine Langeweile aufkommen läßt und bei dem man nicht jedenTitel in 100.000 Versionen gefiddelt im Ohr hat. Wer mehr überBrixtonboogie wissen möchte, muß lesen.

Alle anderen können jetzt hören.

Eleni Karaindrou – Concert in

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Athens 2010Eleni Karaindrou zählt zu den bekanntesten Komponisten vonTheater – und Filmmusik in Griechenland und ist längstinternational eine Berühmtheit. Die heute 79-jährige hat mitihren Filmmusiken entscheidend zur Prägung der Filme des 2012verstorbenen Theodoros Angelopoulos (u.a. Ulysses Gaze, DieBienenzüchterin) beigetragen. Immer wieder arbeitet sie mitStars wie Kim Kashkashian (Viola), Jan Garbarek (Saxophon) undVangelis Christopoulos (Oboe) zusammen, unterstützt vomCamerata Friends of Music Orchestra unter Alexandros Myrat.

Herausragend: das denkwürdige dreitägige Konzert mit SängerinMaria Farantouri aus dem Jahre 2005, veröffentlich bei ECM aufCD Elegy Of The Uprooting.2010 kehrte sie mit den Stargästen Kim Kashkashian, JanGarbarek, Vangelis Christopoulos und dem Camerata Orchesterzurück in die Athener Megaron Konzerthalle, die Aufführung warein grandioser Erfolg, der auf der ECM CD aus dem Jahre 2013nachvollziehbar ist. Hier nun anzuhören.

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Dexter Gordon – Gettin`aroundWenn ich Ihnen in diesem Monat eine Aufnahme des Tenor-Saxophonisten Dexter Gordon (1923-1990) aus dem Jahre 1965vorstelle, dann nicht, weil es derzeit keine aktuellinteressante Musik gibt. Aber das bei Blue Note erschieneneAlbum Getting Around ist nicht nur zeitlos, sondern einParadebeispiel für Swing und Groove in den 1970ern und für denHard Bop Spezialisten Gordon ungewöhnlich lyrisch undeinfühlsam, ja vielleicht sogar atypisch. Und vonherausragender Abspielqualität.

Dexter Gordon konnte auf eine eindrucksvolle Karrierezurückblicken, wenn diese auch von zahlreichen Brüchen in derLebenslinie geprägt wurde. Nicht nur die Liste der Musiker,mit denen er zusammen spielte, sondern auch sein Einfluß inder internationalen Jazz Szene war groß. Bitte mehr dazu hierlesen.

Gettin Around wurde 1984 von Blue Note als CD neuveröffentlicht, diese Pressung enthielt mit Very Saxily Yoursund Flick of The Trick zwei Titel aus den 1965erAufnahmessions, die auf der LP fehlten.

Für mich ist das eine wunderschöne Musik für einen entspannten

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Sonntag-Spätnachmittag, bei dem man allmählich mit einemgepflegten Geist im Glas in den Abend übergeht. In dervergangenen Woche habe mir dazu den wohlschmeckenden, süffigenManyara von HU-Tobacco gegönnt. A perfect Match, um einmalwieder auf das gleichlautende Album von Ernestine Anderson undGeorge Shearing hinzuweisen, das sehr gut nach Getting aroundaufgelegt werden kann, um in der Stimmung zu bleiben.

Wohl bekomm`s und danke für ein gelegentliches Echo.

Personel

Dexter Gordon †1990- tenor saxophoneBobby Hutcherson †2016 – vibesBarry Harris geb. 1929 – pianoBob Cranshaw †2016 – bassBilly Higgins †2001- drums

Wer die nicht hat, dem fehlt etwas ………..

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Alexander Melnikov | FourPianos – Four PiecesAlexander Melnikov gilt als Pianist, der sich insbesonderedurch eine tiefe intellektuelle Durchdringung der Werkeauszeichnet, für die er als spezialisiert gilt. Der 45 jährigerussische „Pianostar ohne Starallüren“ ist heute sicherlicheiner der besten, wenn nicht gar der Schostakowitsch-Interpretschlechthin und überzeugt den Hörer durch eine herausragende,perfekte und vor allem subtile Spieltechnik. Darüber ist sichdie hehre Kritik fast ausnahmslos einig, was uns alsMusikliebhaber aber egal sein kann. Ich lasse sie meistensunbeachtet und verlasse mich auf meinen Geschmack und meinHör- und Einfühlungsvermögen. Und auf manche Empfehlung ausdem Freundes- und Bekanntenkreis, die mich zum Glück oftmalsvon allzu eingefahrenen Gleisen abbringt.

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Vermutlich wäreich auf dieVeröffentlichungbei HarmoniaMundi von vierzentralen Werkenvon Schubert(WandererFantasie),Chopin (Etüdenop.10), Liszt(Réminiscencesde Don Juan) undStrawinsky

(Petruschka) auf vier historischen Flügeln, die aus der Zeitder Komponisten stammen, nicht ohne meinen Freund in „Pfeife,Tabak & Kunst (-geschichte), PH -aka Peko Hamamotu– gekommen.Allein die verschiedenen Rezensionen, die in einschlägigenKreisen die Runde machen, hatten mich auf eine zu akademischeAufführung schliessen lassen. Dies allerdings war einvorschneller Trugschluß. Wie so oft.

Schubert, Wanderer: gespielt auf einem Wiener Graff-Flügel,dessen Hammerköpfe, mit Leder umwickelt, einen heute eherungewohnten Klang erzeugen. In der Biedermeierzeit desKomponisten aber ein typisches Klangbild.

Chopin, Etüden op. 10 : der Flügel von Pierre Erard aus derMitte des 19ten Jahrhundert schafft ein besonderes Paradebildvon Chopins Kompositionen. Im Gegensatz zum Biedermeier-Graffentsteht durch die parallelsaitige Bespannung des Instrumenteseine unglaubliche Durchsichtigkeit und eine besondere Betonungder Basstöne, was zu einem gewissen „majestätischen“klanglichen Fundament führt. Chopin selbst erwähnte einmal,dass seine Kompositionen auf einem Erard viel leichterumzusetzen seien. Melnikow führt nun die Riege meiner

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bisherigen Referenzeinspielungen der Etudes – Claudio Arrau,Pollini und Michelangeli – an.

Liszts, Réminiscences de Don Juan: ist das ein typischerBösendorfer-Klang, mächtig, durchdringend, aber auch ein wenigverwaschen? Sehr passend zum Opernthema Don Juan, dennochwürde mir vermutlich der Erard-Flügel mit seiner Klarheitbesser gefallen. Für mich ist hier weniger die meisterhafteLeistung von Melnikov als der Vergleich der beiden Instrumentedas Besondere an den Aufnahmen.

Strawinsky, Petruschka: Melnikov spielt nun drei Sätze ausdem Ballet auf einem Steinway, der dem bekannten,gegenwartlichen Klangbild des Instrumentes entspricht. Diedurchgängige Virtuosität Melnikovs ist hier wiederumbeeindruckend, aussergewöhnlich.

Die gesamte Aufnahme schafft einen nachhaltigen,befriedigenden Eindruck, der bleibt. Und wann immer ichandere Einspielungen der vier Stücke hören werde, habe ichnun einen „Benchmark“. Insbesondere, da es Melnikov nicht umeine historische Aufführungspraxis geht, sondern darum,auszuloten, in wie weit die technischen und klanglichenMöglichkeiten des Instruments Einfluss auf diekompositorische Sprache des Komponisten ausübt. Übrigens istdas auch das aktuelle Programm von Melnikovs Konzerten, nurdass es da nicht immer dieselben Instrumente sind wie auf derCD.

Abhörinstrumentarium.

Player: Accuphase DP700

Vorverstärker: McIntosh C2600 2-Channel Vacuum Tube

Verstärker: 2 x McIntosh MC2301 1-Channel Vacuum Tube

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Kopfhörer: ULTRASONE Edition 8 EX

Der Ultrasone löst ab sofort meinen Stax Lambda SR-207 ab. Ichwerde diesen Hörer demnächst ausführlich und im Vergleichvorstellen, er hat mich völlig begeistert. Ich habe auf denEinsatz eines Kopfhörerverstärkers verzichtet. Die S-Logic®Technologie der Ultrasone AG, einem oberbayerischen High EndEntwickler und Hersteller aus Wielenbach, zwischen Starnbergund Weilheim gelegen, ist das Besondere: [ZitatHersteller]…..im Gegensatz zu anderen Kopfhörern sind beiULTRASONE die Schallwandler nicht direkt auf den Gehörganggerichtet, sondern nutzen durch ihre dezentrale Anordnung dienatürlichen Reflexionen des Innenohrs. So entsteht nicht nureine größere Klangbühne, die Musik gewinnt mehr Räumlichkeitund Dimensionalität. Auch die Tiefenstaffelung, die Anordnungder verschiedenen Instrumente eines Musikstücks, gewinnt anKontur. [Zitat Ende]

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Bobo Stenson Trio | Contra LaindecisiónEines der bedeutendsten amerikanischen Labels für den ModernJazz war sicherlich Blue Note Records (1939-1979 und wieder ab1985). Kaum eine andere Record Company hatte so eine starkeVerbindung zu ihren Künstlern und mit Rudy Van Gelder von 1953bis in die späten 1960er einen kongenialen Tontechniker.Ich weiß nicht, ob die Gründer von ECM Blue Note im Hinterkopfhatten, als sie das Label 1969 gründeten. Tatsache aber ist,das Mitbegründer und Produzent Manfred Eicher ECM seit langeman die Weltspitze geführt hat. Kein Label hat es verstanden,über einen so langen Zeitraum unabhängig zu bleiben und einenso eigenständigen Katalog aufzubauen. Die Liste der Künstlerist Legion und darunter finden sich auch Giganten des New(Avantgarde) Jazz wie Keith Jarrett, Chick Corea, Pat Metheny,Paul Motian, Jack DeJohnette und Jan Gabarek, um nur einigewenige zu nennen. Zu den Musikern, die von Beginn an bei ECMerschienen, gehört der heute 71jährige, schwedische PianistBobo Stenson und sein Trio.

Auf dem neuen Album »Contra La indecisión« zeigt sich das BoboStenson Trio vielseitig und grenzüberschreitend was dieMusikrichtungen angeht: der kubanische Komponist SilvioRodriguez, ein Stück aus Federico Mompous Sammlung »Cançons IDanses«, Bela Bartóks Bearbeitung eines slowakischenVolksliedes, Erik Saties »Elégie«, dazu Titel von Stenson, demTrio-Bassisten Anders Jormin und vom gesamten Trio selbst.Harmonisch ist der wohl treffendste Begriff für das, was unsdas Trio vorlegt. Und unentschlossen, wie der Titel glaubenmachen will, ist es keineswegs. Ein Genuß und ein erneutesBeispiel für den typischen ECM Kanon.

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Das Album wurde im Mai 2017 im renommierten Konzertsaal desschweizerischen Fernsehsenders RSI Radiotelevisione svizzera,dem Auditorio Stelio Molo in Lugano, aufgenommen und vonManfred Eicher produziert.

BoBo Stenson TrioBoBo Stenson,PianoAnders Jormin, BassJon Fläts, Schlagzeug

Bobo Stenson Web

über ECM Records

Info ECM Streaming

ECM home

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Jean-Jacques Kravetz | Lisztund Lust auf der WartburgIch war mal wieder unterwegs, in den Tiefen meiner„Plattenregale“. Ein anregender Musikabend mit Freunden,Schwenks in die weite Vergangenheit. „Wie hiess der Gitarristnoch mal“ und „von welchem Album stammte eigentlich dieaufregende live-Version von Freedom“, (es war die von LutherAllison, natürlich). Sie kennen das sicherlich. Diesmal suchteich das Original des Songs „How the Gypsy was born“ von Frumpyaus dem Jahre 1972. Inga Rumpf in Höchstform. Ich hatte imvergangenen Juni die 71-jährige auf dem No.1 Cross RoadsFestival in Hamburg auf der Bühne erlebt. Augen zu…. und ichdachte, die Zeit ist stehen geblieben. Klasse bleibt ebenKlasse. Also zurück zur Suche. Der mittlerweile digitaleMusikkatalog ist ungemein hilfreich, der Titel und die CDwurden schnell gefunden. Nebeneffekt: ich bin auf eine ganzinteressante Version des Liedes aus dem Jahr 2012 gestoßen,die ich vergessen hatte. Datenbank und Suchkriteria sei Dank.

Jean-Jacques Kravetz spielte die Hammond Bs und Cs und andereTasten schon Anfang der 1970er bei den City Preachern, mit UdoLindenberg an den Trommeln. 1969 entstand dann Frumpy, gefolgtvon Atlantis. Beide Bands mit Inga Rumpf und in den 1970ern

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die wohl beste (und mit den Scorpions einzige) Top Rock Bandin D. JJ Kravetz trat schliesslich in LindenbergsPanikorchester ein, gleichzeitig bei der heute überragendenMaffay Rock Band und prägte den Sound beider Bands maßgeblich.

Sohn Pascal Kravetz trat vor einiger Zeit seine Nachfolge beiMaffay an, Vater Jean-Jacques spielt ab und zu immer noch mit.

Heute widmet sich der 70-jährige hauptsächlich seinerMusikstiftung Entrée und für die wurde mit zahlreichenBegleitern 2012 ein Live Album veröffentlicht: Lizst & Lustauf der Wartburg.Und darauf befindet sich eine Version von How the Gypsy wasborn, Orgel JJ Kravetz, Piano und Gesang Pascal Kravetz, dertreffend Inga Rumpf intoniert.

Der Konzertsaal in der Wartburg · Quelle: JJ Kravetz

Das Album wurde zwischenzeitlich leider ausSpotify entfernt !

Wartburg Tagebuch

JJ Kravetz Biografie

Die Wartburg

So schön wie damals

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Luther Allison

Luther Allison Web

Und hier noch das Original von Frumpy, live eingespielt ausdem Jahr 1972.

Jean-Jacques Kravetz, HammondRainer Baumann †2007, LeadKarl-Heinz Schott, BassCarsten Bohn, DrumsInga Rumpf, Gesang

Eine solche „Gaffa-Tape Mikrofon-Installation“ gibt es bei denheute völlig durchgestylten Bühnen nicht mehr …… das Video istimmerhin schon 45 Jahre alt !