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Marina Kojer 2012 2
hochbetagt, schwach und müde fortgeschritten multimorbid
verloren, unsicher, sprachlos schmerzgepeinigt
verängstigt, orientierungslos unverstanden, hilflos, wehrlos
von rezidivierenden Infekten gequält ruhelos, schlaflos.....
„Nur“ dement?
Marina Kojer 2012 4
Erfolgreiche Linderung setzt das frühzeitige und sorgfältige
Wahrnehmen und Berücksichtigen der Kernbedürfnisse und Kernprobleme
der Betroffenen voraus.
Auszug aus der WHO-Definition 2002
Marina Kojer 2012 5
Fortgeschritten Demenzkranke sind in allen Belangen desorientiert. Sie können ihre Eindrücke nicht
zuordnen, ihre Wünsche und Bedürfnisse nicht formulieren...
Marina Kojer 2012 6
...sie können ihre Schmerzen und quälenden Beschwerden weder
orten („wo tut es mir weh?�), noch benennen („was ist das,
was mich quält?)...
Marina Kojer 2012 7
...daher werden ihre Leiden oft übersehen, nicht ernst
genommen, falsch gedeutet und falsch behandelt.
Marina Kojer 2012 8
Seit zwanzig Jahren belegen Studien, dass die Schmerzen
fortgeschritten Demenzkranker sehr häufig nicht adäquat
behandelt werden.
Exemplarisch.: Mobily et al.,1994; Morrison und Siu, 2000; Reynolds et al., 2002; Horgas und Elliot, 2004; Shega et al 2006; Smalbrigge et al 2007
Marina Kojer 2012 9
Alles Fachwissen bleibt vergeblich, wenn Schmerzen,
andere quälende Beschwerden, Wünsche und Bedürfnisse nicht
erkannt werden!
Marina Kojer 2012 12
Der Ausdrucksbehinderung der Kranken steht eine Verstehens-
behinderung der Helfenden gegenüber.
Klaus Dörner
Marina Kojer 2012 13
Solange es uns nicht gelingt in Beziehung zu treten und den
Kranken so weit es geht in ihre Welt zu folgen bleiben sie für
uns unzugänglich.
Marina Kojer 2012 14
Mit der sprachlichen Distanz geht auch die ethische Distanz einher, die die Flucht aus der Wirklichkeit des Leidens des
anderen ermöglicht. Maximilian Gottschlich
Marina Kojer 2012 15
Auf das anhaltende Fehlen von Beziehung, auf Respektlosigkeit
und fehlende Wertschätzung reagieren sie indem sie sich immer mehr zurückziehen.
Marina Kojer 2012 18
Die Kunst auch mit schwer kontaktierbaren Menschen in Beziehung zu treten, bildet
einen entscheidenden Teil der Professionalität aller in die Betreuung eingebundenen
Berufsgruppen!
Marina Kojer 2012 19
Fortgeschritten Demenzkranke erleben die Welt ausschließlich auf der Gefühlsebene. Nur dort
können wir versuchen ihnen zu begegnen.
Marina Kojer 2012 20
Solange wir ihre Signale als demenztypisch „normal“ ansehen,
gehen ihre Beschwerden in der Regel hinter ihrem „störenden“
„herausfordernden Verhalten“ unter.
Häufige körperliche Ursachen für herausforderndes Verhalten
• Schmerzen • Flüssigkeitsmangel • Sauerstoffmangel • Blutdruck • Blutzucker • Med. Nebenwirkung • Med. Überdosierung • Subdurales Haematom...
• Hunger, Durst • Harndrang • Stuhldrang • Obstipation • Harnverhaltung • Beginnender Infekt • Juckreiz • Schlechte Lage...
Marina Kojer 2012 21
Umweltfaktoren, die häufig Verhaltensauffälligkeiten auslösen
• Angstauslösende Faktoren • Eingesperrt sein • Licht- und Reizmangel • Reizüberflutung • Mangel an Zuwendung • Respektloses Verhalten • Lieblose, gleichgültige Behandlung...
Marina Kojer 2012 22
Marina Kojer 2012 23
Demenzkranke fordern uns nicht nur als Fachleute sondern auch –
und vor allem – als Menschen!
Marina Kojer 2012 24
Fachkompetenz alleine genügt nicht!
Gefragt ist das mitfühlende und beseelte Beobachten des
Anderen, um sein „Anderssein“ besser zu verstehen.
Marina Kojer 2012 25
Palliative Haltung im Kontext Demenz
• Innere Zustimmung zur Gleichwertigkeit und Gleichwürdigkeit aller Menschen
• Respekt und Wertschätzung
• Zuwendung, Geduld, Verständnis, Taktgefühl
• Entschleunigung im Miteinander
• Bereitschaft sich zu den Zielen der anderen führen zu lassen
Marina Kojer 2012 26
Unsere Denkbrillen bestimmen, was für uns selbstverständlich ist. Sie sind es, die verhindern, dass wir Demenzkranke als Personen, als bedeutsame Andere sehen.
„Wir brauchen neue Denkbrillen!� (Marion Bär)