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Wenn Sie diesen Beitrag drucken möchten, klicken Sie bitte hier. Weitere Beiträge finden Sie in folgender Rubrik: Bautenschutz / Sanierung / Schimmel Dampfbremse oder Dampfsperre – das ist hier die Frage Nicht nur beim Neubau, sondern auch bei der Sanierung von Altbauten stellt sich die Frage, ob eine Dampfsperre oder Dampfbremse die bessere Lösung zur Abdichtung von (insbesondere gedämmten) Gebäudeteilen ist. Eine Dampfsperre lässt überhaupt keine Feuchtigkeit durch, sie ist also absolut dampfdicht. Durch eine Dampfbremse hingegen kann Wasserdampf zu geringen Mengen diffundieren. Der Fachmann spricht im Zusammenhang mit Dampfsperren oder Dampfbremsen von Sd-Werten. Der Sd-Wert bzw. die diffusionsäquivalente Luftschichtdicke gibt an, wie lange Wasserdampf für seine Wanderung durch ein luftdichtes Bauteil braucht. Beträgt der Wert beispielsweise 3 m, bedeutet dies, dass der Wasserdampf bei der Konvektion durch die luftdichte Ebene genauso lange braucht, wie für die Durchwanderung einer 3 m dicken Luftschicht. Von einer Dampfsperre wird bei Sd-Werten von über 1.500 m gesprochen, alles was darunter liegt, fällt unter den Begriff Dampfbremse. Doch welcher dieser Folien schützt das Bauteil und die Wärmedämmung besser vor Durchfeuchtung? Auf den ersten Blick ist man geneigt zu glauben, dass eine Dampfsperre die ultimative Lösung sei, schließlich kann keine Feuchtigkeit in das Bauteil gelangen. Doch die Erfahrung aus der Vergangenheit zeigt, dass eine Dampfsperre häufig die Ursache für massive Feuchtigkeitsschäden war. Zum einen deshalb, weil eine Konstruktion mit Dampfsperre in den seltensten Fällen absolut dicht ist, was hauptsächlich an Ausführungsmängeln liegt. Die Dampfsperre wird nicht richtig angebracht (Anschlüsse sind häufig Problemstelle) oder wird beschädigt (z.B. beim Anbringen von Steckdosen). Die Folge sind lokale Feuchtigkeitsansammlungen, die nicht mehr austrocknen können. Selbst wenn die Dampfsperre richtig angebracht worden ist, kann es zu Feuchtigkeitsschäden kommen - nämlich dann, wenn die Wärmedämmung bereits feucht eingebaut wurde. Selbst lufttrockene Bauteile enthalten aufgrund ihrer Sorptionsfähigkeit häufig mehrere Liter Wasser pro Quadratmeter. Da kann sich jeder vorstellen was passiert, wenn die Feuchtigkeit durch die Dampfsperre daran gehindert wird, aus der Konstruktion zu entweichen. Wo möglich, wird in der Baupraxis daher mittlerweile auf Dampfsperren verzichtet und in Kauf genommen, dass die Konstruktion im Winter kurzzeitig zu feucht wird. Es muss allerdings sichergestellt werden, dass im Sommer wieder alles austrocknet. Der Verzicht auf Dampfsperren ist - bis auf wenige Ausnahmen - fast überall möglich. Zwingend notwendig sind Dampfsperren dort, wo eine statische Feuchtelast auftritt. Statische Feuchtelast bedeutet, dass Feuchtigkeit immer nur von einer Seite in ein Bauteil eindringen möchte und zwar von warm nach kalt. Bei einem Kühlhaus möchte die feuchte, warme Luft immer nach von außen nach innen wandern, bei einem Dampfbad ist es genau umgekehrt. Sowohl beim Dampfbad als auch beim Kühlhaus ist daher eine Dampfsperre notwendig und zwar immer auf der warmen Seite. Hier darf man sich dann keine Ausführungsmängel leisten und es muss entsprechend sorgfältig gearbeitet werden. Im herkömmlichen Hochbau ist solch eine statische Feuchtebeanspruchung in der Regel nicht gegeben, dort herrschen dynamische Verhältnisse vor. Ob Winter oder Sommer, Tag oder Nacht, Regen oder Sonne - die Feuchtigkeit wandert in einem Fall nach innen und im anderen Fall nach außen. Und hier sollt dann möglichst auf Dampfsperren verzichtet werden, da diese bei falscher Ausführung mehr kaputt machen können, als dass eine richtig angebrachte Dampfsperre nutzt. Ein Problem stellen daher Dächer oder Fassaden dar, die an der Außenseite diffusionsdicht sind. Beispiele sind mit Bitumenpappe abgedichtete Vordächer, bzw. mit Schiefer oder Blech gedeckte Steildächer. Kunststoffbeschichtete oder mit Blechen verkleidete Fassaden sind ebenfalls dampfdicht. Diffusionsdichte Außenwandmaterialien sind zudem sehr schwere Natursteine, wasserdichter Beton und glasierte oder gesinterte Klinker. In diesen Fällen wurde in der Vergangenheit generell auf der Innenseite eine Dampfsperre eingezogen - mit all den zuvor beschriebenen Problemen. Viele sogenannte Experten raten im baumarkt.de baumarkt.de 1 von 2 16.01.2014 02:55

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Dampfbremse oder Dampfsperre – das ist hier die Frage

Nicht nur beim Neubau, sondern auch bei der Sanierung vonAltbauten stellt sich die Frage, ob eine Dampfsperre oderDampfbremse die bessere Lösung zur Abdichtung von(insbesondere gedämmten) Gebäudeteilen ist. Eine Dampfsperrelässt überhaupt keine Feuchtigkeit durch, sie ist also absolutdampfdicht. Durch eine Dampfbremse hingegen kann Wasserdampfzu geringen Mengen diffundieren. Der Fachmann spricht imZusammenhang mit Dampfsperren oder Dampfbremsen vonSd-Werten. Der Sd-Wert bzw. die diffusionsäquivalenteLuftschichtdicke gibt an, wie lange Wasserdampf für seineWanderung durch ein luftdichtes Bauteil braucht. Beträgt der Wertbeispielsweise 3 m, bedeutet dies, dass der Wasserdampf bei derKonvektion durch die luftdichte Ebene genauso lange braucht, wiefür die Durchwanderung einer 3 m dicken Luftschicht.

Von einer Dampfsperre wird bei Sd-Werten von über 1.500 mgesprochen, alles was darunter liegt, fällt unter den Begriff

Dampfbremse. Doch welcher dieser Folien schützt das Bauteil und die Wärmedämmung besser vor Durchfeuchtung? Auf denersten Blick ist man geneigt zu glauben, dass eine Dampfsperre die ultimative Lösung sei, schließlich kann keine Feuchtigkeit indas Bauteil gelangen.

Doch die Erfahrung aus der Vergangenheit zeigt, dass eine Dampfsperre häufig die Ursache für massive Feuchtigkeitsschädenwar. Zum einen deshalb, weil eine Konstruktion mit Dampfsperre in den seltensten Fällen absolut dicht ist, was hauptsächlich anAusführungsmängeln liegt. Die Dampfsperre wird nicht richtig angebracht (Anschlüsse sind häufig Problemstelle) oder wirdbeschädigt (z.B. beim Anbringen von Steckdosen). Die Folge sind lokale Feuchtigkeitsansammlungen, die nicht mehraustrocknen können. Selbst wenn die Dampfsperre richtig angebracht worden ist, kann es zu Feuchtigkeitsschäden kommen -nämlich dann, wenn die Wärmedämmung bereits feucht eingebaut wurde. Selbst lufttrockene Bauteile enthalten aufgrund ihrerSorptionsfähigkeit häufig mehrere Liter Wasser pro Quadratmeter. Da kann sich jeder vorstellen was passiert, wenn dieFeuchtigkeit durch die Dampfsperre daran gehindert wird, aus der Konstruktion zu entweichen.

Wo möglich, wird in der Baupraxis daher mittlerweile auf Dampfsperren verzichtet und in Kauf genommen, dass die Konstruktionim Winter kurzzeitig zu feucht wird. Es muss allerdings sichergestellt werden, dass im Sommer wieder alles austrocknet. DerVerzicht auf Dampfsperren ist - bis auf wenige Ausnahmen - fast überall möglich. Zwingend notwendig sind Dampfsperren dort,wo eine statische Feuchtelast auftritt. Statische Feuchtelast bedeutet, dass Feuchtigkeit immer nur von einer Seite in ein Bauteileindringen möchte und zwar von warm nach kalt. Bei einem Kühlhaus möchte die feuchte, warme Luft immer nach von außennach innen wandern, bei einem Dampfbad ist es genau umgekehrt. Sowohl beim Dampfbad als auch beim Kühlhaus ist dahereine Dampfsperre notwendig und zwar immer auf der warmen Seite. Hier darf man sich dann keine Ausführungsmängel leistenund es muss entsprechend sorgfältig gearbeitet werden. Im herkömmlichen Hochbau ist solch eine statischeFeuchtebeanspruchung in der Regel nicht gegeben, dort herrschen dynamische Verhältnisse vor. Ob Winter oder Sommer, Tagoder Nacht, Regen oder Sonne - die Feuchtigkeit wandert in einem Fall nach innen und im anderen Fall nach außen. Und hiersollt dann möglichst auf Dampfsperren verzichtet werden, da diese bei falscher Ausführung mehr kaputt machen können, alsdass eine richtig angebrachte Dampfsperre nutzt.

Ein Problem stellen daher Dächer oder Fassaden dar, die an der Außenseite diffusionsdicht sind. Beispiele sind mitBitumenpappe abgedichtete Vordächer, bzw. mit Schiefer oder Blech gedeckte Steildächer. Kunststoffbeschichtete oder mitBlechen verkleidete Fassaden sind ebenfalls dampfdicht. Diffusionsdichte Außenwandmaterialien sind zudem sehr schwereNatursteine, wasserdichter Beton und glasierte oder gesinterte Klinker. In diesen Fällen wurde in der Vergangenheit generell aufder Innenseite eine Dampfsperre eingezogen - mit all den zuvor beschriebenen Problemen. Viele sogenannte Experten raten im

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Falle einer dampfdichten Außenseite jedoch immer noch zur Verwendung von Dampfsperren an der Innenseite. Sinnvollererscheint jedoch die Verwendung von Folien mit variabler Dampfdurchlässigkeit. Hierbei variiert der Sd-Wert abhängig von derFeuchtigkeit in unmittelbarer Nähe der Folie. So wirkt eine solche Dampfbremse im Winter fast als Dampfsperre, sie lässt alsonur wenig Feuchtigkeit in die Konstruktion. Im Sommer (oder auch in anderen Jahreszeiten bei witterungsbedingterUmkehrdiffusion, d.h. die Feuchte wandert nach innen) hingegen wird eine solche Folie extrem diffusionsoffen, so dassFeuchtigkeit zur Raumseite hin austrocknen kann. Man spricht in diesem Fall von feuchteadaptiven Dampfbremsen imGegensatz zu kapillaraktiven Dampfbremsen.

Diese kapillaraktiven Dampfbremsen haben einen gleichbleibenden, moderaten Sd-Wert von 2 bis 5 m. Der Feuchtetransportfunktioniert durch Kapillarwirkung von einer Seite der Folie zur anderen. Der Trocknungsprozess kommt erst bei starkerTauwasserbildung in Schwung, weshalb diese Art von Folie bei Wandkonstruktionen weniger geeignet ist. Bei Steildächern istder Tauwasseranfall allerdings besonders hoch, was daran liegt, dass sich ein Dach bei Sonneneinstrahlung sehr stark aufheiztund über Nacht entsprechend stark abkühlt. In diesem Fall leisten die kapillaraktiven Dampfbremsen gute Arbeit. An ihre Grenzestoßen sie beim Einsatz von feuchteabsorbierenden Dämmstoffen, da diese ebenfalls eine starke sommerlicheTauwasserbildung verhindern bzw. entstehendes Tauwasser selbst aufsaugen. Auch bei der Innendämmung vonFachwerkhäusern sollte auf feuchteadaptive Dampfbremsen zurückgegriffen werden. Bei einem Fachwerkhaus dringt zusätzlichnoch Regenfeuchte in die Fugen zwischen Holzkonstruktion und Ausfachung ein. Die ganze Konstruktion und somit auch dieInnendämmung sollte deshalb so dampfdurchlässig wie möglich sein. Dies lässt sich am besten mit der variablen Dampfbremseerreichen.

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